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SEITE 8 Herausforderung Intensivmedizin Patienten werden auf einer Intensivstation betreut, weil sie nach einem großen Eingriff besonders intensiv überwacht oder wegen ihrer sehr schweren Erkrankung besonders intensiv behandelt werden müssen. Um das zu gewährleisten, gibt es in der Interdisziplinären Operativen Intensivstation (IOI) der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am UKL einige Besonderheiten: Zum einen übernehmen drei geschulte Pflegekräfte den innerklinischen Transport von Intensivpatienten, die Betreuung der Gerätetechnik und die Einweisung in medizinische Geräte der Intensivstation, um ihren Kolleginnen und Kollegen am Patienten den Rücken freizuhalten. Zum anderen arbeitet hier eine Psychologin, die Patienten und Angehörigen hilft, die Realität einer Intensivstation zu verarbeiten. Drei Schwestern halten Pflegekräften den Rücken frei Transport- und Gerätedienst der Interdisziplinären Operativen Intensivstation (IOI) kommt Patienten zugute n „Auf unserer IOI“, so Thomas Jung, Leiter des Pflegedienstes der Intensivstation,„erfolgt eine Rund-um-die-UhrBehandlung mit hochmoderner Medizintechnik. Aber was ist, wenn bei einem Patienten eine radiologische Untersuchung nötig ist? Dann kann man selbst für die zehn bis 20 Minuten, die Transport und Untersuchung brauchen, keinesfalls auf das Monitoring und die Obhut einer intensivmedizinisch ausgebildeten Krankenschwester verzichten. Und wenn eines der vielen Geräte ausfällt, die rund um die Uhr die Patienten überwachen? Dann muss schnellstens ein Austausch erfolgen.“ Fotos: Ines Christ Für diese und weitere Notfälle wurden drei Schwestern qualifiziert, die den Intensivtransport eines Patienten begleiten und mit viel technischem Verständnis den Funktionsdienst Gerätetechnik übernehmen: Sindy Heiber, Madlen Hippauf und Nicole Stephan. „Beim Gerätedienst kümmern wir uns um die Reparatur defekter Geräte“, erklärt Schwester Sindy. „Zudem können wir Einweisungen an den Geräten geben. Wir sind Bindeglied zwischen der Medizintechnik und den Anwendern, also Ansprechpartner für die Pflegekräfte und Ärzte.“ Wie Thomas Jung erläutert, wurden mit dem Bezug des Neubaus in der Liebigstraße die verschiedenen Intensivstationen zusammengeführt. „Von Anbeginn der Inbetriebnahme der Intensivstation im Jahr 2003 arbeiten die Kolleginnen im Funktionsdienst Gerätetechnik, später wurde der innerklinische Intensivtransport aufgebaut“, blickt der Leiter des Pflegedienstes der Intensivstation zurück. Wochentäglich von 7 bis 15.30 Uhr sind diese beiden Dienste besetzt; bei der Planung wird versucht einzuhalten, dass immer zwei der Schwestern im Dienst sind. Schwester Madlen. Neben der Vollständigkeit und Funktionalität der Medizintechnik kümmert sich der Gerätedienst auch um den Nachschub von Verbrauchsmaterialien für die Geräte. Weitere Aufgaben sind – die drei Schwestern staunen selbst, was da alles zusammenkommt – das Sterilgutmanagement, die Bestellung und Verwaltung von technischen Gasen, die Kontaktstelle zu Vertretern der technischen Geräte der ITS. Sie sind Ansprechpartnerinnen für die zwei im Freiwilligendienst Arbeitenden. Deren Einweisung ist vor allem in der Anfangszeit eine echte Herausforderung. „Wir sind auch Ansprechpartner für Ärzte, wenn es um den Umgang mit Technik geht“, betont Schwester Sindy. „Zudem stehen wir im Kontakt mit den Haustechnikern. Überhaupt würde ich sagen, sind wir manchmal das Navi der Intensivstation. Wo finde ich dies, wo liegt jenes? Da werden immer wir angesprochen.“ Im Gespräch: Sindy Heiber, Nicole Stephan und Madlen Hippauf (von links) im Geräteraum der Intensivstation. tendaten auch während der Fahrten ständig erfasst. Dafür hat Schwester Nicole, die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit der Zusatzausbildung als Mentorin, ein Protokoll erarbeitet, das eine lückenlose Dokumentation ermöglicht. Ein weiterer Vorteil der in den meisten Fällen geplanten Untersuchungen besteht darin, dass die Prozesse der Diagnostik genau abgestimmt werden können. Der IntensivPatient kommt also just-in-time in der Radiologie an und kann ohne Wartezeiten sofort in den Untersuchungsraum gerollt werden. „Das klappt inzwischen so gut, dass die Tür schon offen steht, wenn wir ankom- 58 Intensivbetten, jedes mit zehn bis zwölf verschiedenen Geräten ausgestattet, die rund um die Uhr laufen – da geht fast jeden Tag etwas kaputt. „Natürlich werden sofort Ersatzgeräte verwendet, die defekten Geräte sollen aber nicht sinnlos irgendwo herumstehen, bis irgendjemand sie zur Reparatur sendet. Darum kümmern wir uns beim Funktionsdienst Gerätetechnik“, erläutert Sindy Heiber bereitet das mobile Dialysegerät am frühen Morgen für einen Patienten vor. Nicole Stephan begleitet eine Patientin zu einer Untersuchung. men“, sagt Nicole Stephan, die seit 1999 als Gesundheits- und Krankenpflegerin am UKL arbeitet. Defekte Geräte schnell zur Reparatur Transportschwester immer am Patienten „Durchschnittlich sechs- bis achtmal am Tag steht ein Intensivtransport an“, erzählt Schwester Nicole. „In der Regel geht es von der ITS zu verschiedenen radiologischen Untersuchungen oder zum Herzkatheter. Der Zeitaufwand ist ganz unterschiedlich – bis zu drei Stunden kann so eine Untersuchung dauern. Dabei begleite ich den Intensiv-Patienten nicht nur auf der Fahrt, sondern auch bei der Untersuchung, sodass er stets unter Kontrolle ist. Ich stehe also immer am Patienten. Natürlich ist auch ein Arzt dabei und in der Regel ein Krankenträger.“ Ziel des innerklinischen Intensivtransportes ist die fürsorgliche und sichere Betreuung der Patienten. Deshalb werden die Patien- LIEBIGSTRASSE AKTUELL | Jede Woche eine Geräte-Schulung Die Technik steht im Mittelpunkt, so Madlen Hippauf, die als Gesundheits- und Krankenpflegerin zudem eine Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivmedizin absolviert hat. Einmal pro Woche vermittelt sie mit ihren beiden Kolleginnen den Umgang mit den Geräten. Diese Anwenderschulungen werden im kleinen Kreis gehalten, sodass sie informativ und individuell zugleich sein können. „Wir kennen so manchen Trick“, lächelt Schwester Madlen, „den wir gern weitergeben.“ Bei neuen Geräten werden die drei Schwestern vom Hersteller eingewiesen. Mit dieser Ersteinweisung haben sie dann die Befugnis, ihr Wissen weiterzugeben und ihre Kolleginnen auf der ITS zu schulen. Der Funktionsdienst hat die drei Schwestern etwas vom Patienten entfernt. Leichter geworden ist ihre Arbeit dadurch aber nicht. Körperliche Herausforderungen wie das hauseigene Dialysegerät, das gefüllt etwa 200 Kilogramm auf die Waage bringt, sind immer wieder zu bewältigen. Dennoch lieben sie ihre gegenwärtige Tätigkeit. „Man muss sicher ein Faible für Technik haben, um hier zu bestehen“, sagt Schwester Nicole. „Bei uns zu Hause programmiere ich das Telefon; als junges Mädchen bin ich nicht davor zurückgeschreckt, mit der Bohrmaschine zu arbeiten.“ Das Wichtigste, das die drei Schwestern auszeichnet, ist aber ihre Einstellung, wie Thomas Jung betont: „Mit ihrer Arbeit als Transportschwester oder im Gerätedienst halten sie den Schwestern und Pflegern, die unmittelbar am Patienten tätig sind, den Rücken frei. Und das kommt letztlich allen Patienten zugute.“ Uwe Niemann