Für eine kleine Tessiner Firma bedeutet der diesjährige Autosalon

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Für eine kleine Tessiner Firma bedeutet der diesjährige Autosalon
Für eine kleine Tessiner Firma bedeutet der diesjährige Autosalon in
Genf eine wichtige Premiere: Protoscar wird dort einen ganz
besonderen Rennboliden vorstellen, ein solar getanktes Elektromobil
Vom grünen Einzelkämpfer
zum Hightech-Tüftler
M
it einem Vorurteil will die
von Antje Bargmann
Tessiner Firma Protoscar
beim Automobilsalon Genf
ein für alle mal aufräumen:
Elektroautos sind kein Nischenprodukt für
Ökofreaks im Strickpullover sondern
die Zukunft der Automobilbranche,
durchaus sportlich, cool und zu schnell
für Schweizer Autobahnen. Im März
wird der Prototyp des Sportcabriolet
“Lampo” feierlich enthüllt. Und Designer Marco Pifarelli beweist, dass er
schon vor 22 Jahren den richtigen Weg
einschlug, als er beim Motorenantrieb
auf Sonnenenergie setzte.
Umweltbewusste Motorenleistung
Wenn der Firmeninhaber erklären soll,
was seinen Sportwagen von anderen
Elektroautos unterscheidet, nimmt er
am liebsten eine Grafik in die Hand, in
der ein Sonnen-Symbol die gesamte
Produktionskette der Kraftstoffindustrie verdrängt – und am Ende trotzdem ein schnittiger Sportwagen steht.
Das Bild verdeutlicht, wie penibler
Umweltgedanke und leistungsstarke
Motorentechnik miteinander kombiniert werden können. Ausschliesslich
extern gewonnene Solarenergie treibt
die 268 PS starken Elektromotoren des
Cabriolets an, die den Wagen bis auf
200 Stundenkilometer beschleunigen
können. Zweihundert Kilometer legt
Marco Pifarelli, der Entwickler
der Wagen am Stück zurück, dann
mit dem Flair fürs Nachhaltige
müssen die Batterien neu aufgeladen
werden.
Elektroauto als Prestigeobjekt
der Designer. “Wir schaffen den Prototypen und Zukunft von Öko-Cars geglaubt hat. Vor über 14
“Allein die Leistung und das Design sollen den den Wunsch beim Kunden. Dann ziehen auch die Jahren war er bereits am sechsjährigen Feldver“Lampo” zu einem Prestige-Objekt für Sportwa- Konzerne nach und schaffen die notwendige In- such in Mendrisio (VEL) beteiligt, bei dem über
gen-Fans machen”, sagt Entwickler Marco Pifa- frastruktur.” Pifarellis erklärtes Ziel ist es, erst 400 Leicht-Elektromobile in den Strassenverrelli. Das Auto soll beweisen, dass sich Umwelt- einmal die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf kehr integriert wurden. Nachfolge-Projekte erschutz und Fahrspass nicht widersprechen müs- Elektroautos zu ziehen. “Die meisten Leute wis- weisen sich bis heute als erfolgreich, zudem versen. Bis eine serienmässige Produktion möglich sen gar nicht, dass es längst gute Elektroautos dankt das Tessin der VEL-Initiative ein engmaist, werden allerdings noch ein paar Jahre ver- zu bezahlbaren Preisen auf dem Markt gibt, die schiges Netz an Aufladestellen.
gehen. “Darüber entscheidet die Automobil-In- die Bedürfnisse des Alltags vollkommen befrie- Elektroautos können noch sauberer werden
dustrie, mit der wir eng zusammen arbeiten”, so digen”, sagt Pifarelli, der schon immer an die Die Firma Protoscar will durch ihre Forschung
aber nicht nur die Leistung von Elektrofahrzeugen verbessern sondern auch deren Umweltverträglichkeit. Der Designer erläutert: “Elektroautos, die ihre Energie aus Atom- oder Kohlekraftwerken schöpfen, sind auch nur ein Kompromiss. Sie würden in der Zukunft neue
Probleme schaffen.” Er setzt deshalb
konsequent auf erneuerbare Energien,
sprich Sonne oder Wind, deren Ressourcen unendlich zur Verfügung stehen. Heutzutage sei dies realistisch,
weil deren Energie – unabhängig von
der Nutzung – eingefangen und gespeichert werden kann.
Einst ein “grüner” Einzelkämpfer
“Als ich vor 22 Jahren mit meinem Betrieb anfing und noch als “grüner” Einzelkämpfer galt, entwarf ich bereits
Autos mit Solarantrieb. Nur dass die
Photovoltaik-Anlage ins Fahrzeug integriert und daher alltagsuntauglich
war.” Ausfahren oder Batterie aufladen
funktionierte nur bei Sonne, die Technik stiess schnell an ihre Grenzen.
“Dennoch war mir damals schon klar,
dass sehr viel Kraft in der Solarenergie steckt. Es galt nur, sie anders zu
bündeln.” Heute beschäftigt Marco Pifarelli 14 Mitarbeiter in seiner Firma
und gilt schon lange nicht mehr als
weltfremd. Die Firma entwickelt im
Auftrag grosser Automobilkonzerne
ökologische Antriebssysteme, die sie
immer weiter ausfeilt. “Der Lampo
vereint sozusagen alle Neuentwicklungen in sich und zeigt die Richtung an,
in die sich die Branche bewegt.” Dies
werde auch bei der Messe in Genf deutlich zu
sehen sein: “Alle Automobilkonzerne werben
heute mit mehr Umweltbewusstsein. Es ist kein
Wettbewerbskriterium mehr, einfach nur kraftvollere Motoren zu entwickeln.” Insofern hat der
Chef von Protoscar trotz weltweiter Krise seiner
Branche keine Zukunftsängste: “Wenn jemand
in Zeiten von Wirtschaftsproblemen und steigenden Rohstoffpreisen überleben kann, dann sicher
wir.”