Sabine
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Sabine
Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt Name: Sabine Austausch im: WiSe 2011/2012 (WS/SS/akad. Jahr) Studiengang: Urbanisticà (Raumplanung) Zeitraum (Datum): 12.09.11-22.12.11 Land: Italien Stadt: Alghero Universität: Università degli studi di Sassari Unterrichts-sprache: Italienisch Austauschprogramm: Erasmus (z.B. ERASMUS) Angaben zur Zufriedenheit während des Aufenthalts: (Zutreffendes bitte ankreuzen) 1 2 3 (niedrig) Soziale Integration: Akademische Zufriedenheit: Zufriedenheit insgesamt: ECTS-Gebrauch: JA: 4 5 (hoch) x x x NEIN: Vorbereitung Bewerbung / Einschreibung (z.B. Bew erbungsschreiben/-formular, Fristen, zeitlicher Ablauf , Zusammenstellung des Stundenplans (mit/ohne ECTS)) Das Bewerbungsverfahren war in meinem Fall ziemlich unkompliziert, da meine Fakultät noch einige freie Plätze im Erasmusprogramm hatte und die Studierenden dazu aufgerufen hatte, sich zu melden, falls man sich noch kurzfristig dazu entscheiden möchte. Ich meldete m ich dann bei meinem Erasmuskoordinator Dr. Mehdi Vazifedoost und suchte mir den freien Platz in Italien aus. Ich musste dann nur noch ein kurzes Motivationsschreiben verfassen und schon war ich für das Programm angenommen. Im Vorfeld muss man dann natürlich einige Formulare ausfüllen und sich online bei der Gastuniversität einschreiben. Aber das ging relativ problemlos. Finanzierung (z.B. Auslands-Bafög, Sokrates-Förderung, anderen Stipendien, etc.) Finanziert habe ich meinen Aufenthalt mit dem Auslandsbafög und dem Erasmusstipendium (150€/Monat). Das Auslandsbafög war um einiges höher als das Inlandsbafög, da man pauschal 500€ Mobilitätszuschuss, verteilt auf die Monate, die man im Ausland ist, bekommt. Da ich vier Monate Auslandsbafög bezogen habe, war das für jeden Monat 125€ extra. Dokumente (z.B. Visa, Aufenthaltsgenehmigung, Reisepass, etc.) Besondere Dokumente oder Visa brauchte ich wegen dieses innereuropäischen Aufenthalts natürlich nicht. Der Personalausweis genügt. Wenn man in Italien ankommt, müsste man sich eigentlich polizeilich anmelden mit Mietvertrag. Dann würde man einen sogenannten “Codice Fiscale“ bekommen (ähnlich der Sozialversicherungsnummer in Deutschland), mit dem man Verträge abschließen oder ein Konto bei der Bank eröffnen kann. Das ist nämlich ohne diesen Codice Fiscale unmöglich. Ich habe mich aber nicht polizeilich angemeldet, weil ich auf ein Konto vor Ort oder einen Handyvertrag verzichtete. Andererseits kann der Codice F. aber nützlich sein, falls man ein Paket versenden möchte. Das geht nämlich ohne ihn auch nicht. Falls man sich entscheidet sich polizeilich anzumelden, muss man dafür viel Zeit und Geduld einplanen. Das Büro dafür befindet sich eher außerhalb Algheros und ist mit dem Bus leider nicht zu erreichen. Eine türkische Erasmuskommilitonin musste immer mehr als eine halbe Stunde zu Fuß dorthin laufen und sehr lange warten, bis sie drankam. Und wegen einiger Fehler der Beamten, musste sie sogar mehrmals dorthin. Die Beamten können im Übrigen kein Englisch und verlangen Dokumente und Mietverträge in italienischer Sprache haben. Sprachkurs Ganz besonders wichtig ist es, sich bei einem Auslandssemester in Italien auf jeden Fall im Vorfeld, Italienischkenntnisse anzueignen! Man sollte also mindestens einen Kurs in Deutschland besuchen, bevor man nach Sardinien fährt, denn zumindest auf Sardinien kann kaum jemand Englisch sprechen. An meiner Fakultät zum Beispiel konnte nur ein einziger Student Englisch sprechen, aufgrund seiner eigenen Auslandserfahrungen in Irland. Alle anderen Studenten konnten kein Wort Englisch. Also fiel die Kommunikation mit ihnen außerordentlich schwer, da ich selbst keinen abgeschlossenen Italienischkurs vorweisen konnte. Zwar wird von der Uni in Sassari ein Sprachkurs für Anfänger angeboten, aber man darf sich nicht darauf verlassen, dass dieser abgeschlossen sein wird, bevor die Uni anfängt. Denn das hat bei mit beispielsweise nicht geklappt. Mein Italienischkurs hat erst 4 Tage vor Vorlesungsbeginn angefangen, also relativ spät. Da die Vorlesungen nur auf italiensich gehalten wurden, war das für mich natürlich unmöglich, etwas zu verstehen. Hinzu kam, dass der Kurs nicht in Alghero, sondern in Sassari stattfand. Dieser Umstand bedeutete für mich eine sehr lange Anfahrtszeit mit dem Bus von etwa 1,5 Stunden und dasselbe natürlich für den Rückweg. Was den Sprachkurs an sich angeht, war die Lehrerin sehr nett und konnte Englisch, sodass man dem Stoff gut folgen und auch Fragen stellen konnte. Andere Erasmusstudenten hatten nicht so viel Glück, denn deren Lehrerin konnte kein Englisch, was für einen Italienischkurs für Anfänger aus aller Welt nicht gerade hilfreich war. Während des Aufenthalts Ankunft (z.B. Anreise, Einschreibungsformalitäten; Einw ohnermeldeamt) Meine Ankunft verlief recht problemlos. Im Vorfeld konnte man per Email einen Fahrservice anfordern. Als ich um etwa 10 Uhr am Flughafen Alghero ankam, wartete ein netter Student der Universität mit einem Schild mit meinem Namen drauf auf mich. Er brachte mich samt Gepäck nach Sassari (etwa 40 Autominuten entfernt) in meine Studentenunterkunft, die jeder Erasmusstudent für drei Tage kostenlos gestellt bekommt. Nachdem ich mein Gepäck in meinem Zimmer abgestellt habe, die Formalien in dieser Unterkunft erledift waren, brachte mich der Stundent auch noch zum International Office, was sogar direkt gegenüber der Unterkunft war. Somit konnte ich mich umgehend dort anmelden und das “Certificate of Attendence“ ausfüllen lassen. Dort sagte man mir dann auch, wo die Bushaltestelle ist, damit ich nach Alghero fahren konnte. Die ersten drei Tage verbrachte ich also in Sassari, obwohl meine Fakultät ja in Alghero war. Das hieß für mich, dass ich erstmal auf mich allein gestellt war. Nahezu ohne Italienischkenntnisse habe ich dann herausgefunden, welchen Bus ich überhaupt nehmen musste, und welche Abfahrtszeiten dieser hat. Campus (Ansprechpartner (z.B. International Office, Koordinatoren, etc.), Mensa, Cafeteria, Bibliothek, Computerräume) Die Fakultät in Alghero hat eigentlich keinen richtigen Campus, denn die Gebäude der Fakultät sind etwas zerstreut. Das Gebäude für die Urbanistikstudenten ist direkt neben einer Kirche in der Altstadt von Alghero, sehr nah an der historischen Stadtmauer bzw. dem Meer. Dort hat auch die Erasmuskoordinatorin ihr Büro. Da es ein sehr altes Gebäude ist, waren die Räume und Büros ziemlich klein, mein Vorlesungssaal, glich eher einem kleinen Klassenzimmer. Alles war alt und etwas “heruntergekommen“, aber das hat mir nichts ausgemacht. In einer ansonsten so schönen Altstadt hat so etwas eher einen gewissen Scharm. Die Bibliothek war auch in einem anderen Gebäude in der Altstadt und ist relativ gut ausgestattet. Die Uni hat zwei Mensen, eine in Sassari und eine in Alghero. Letztere ist zwar direkt am Strand, aber leider sehr weit von den Unigebäuden entfernt. Diese ist eigentlich ein Restaurant und wird zudem in einem getrennten Saal als Mensa genutzt. Man hat keine Selbstbedienung. Man bestellt sein Essen am Tisch und bekommt es gebracht. Das war mal eine willkommene Abwechslung zu den Mensen in Deutschland. Normalerweise fährt ein Bus die Studenten dorthin, aber kurz nachdem ich in Alghero ankam, wurde der Betrieb eingestellt. Ich weiß nicht genau warum, aber man konnte dann nur noch laufen. Das dauert ungefähr 35 min. zu Fuß, was im Spätsommer eher einem netten Spaziergang am Strand ähnelt, denn der Weg ist tatsächlich die Strandstraße. Um in der Mensa essen zu können, muss man sich eine Mensakarte in Sassari besorgen und diese im Vorfeld mit 5 Essen aufladen. Pro Essen zahlt man etwa 3€, dafür kann man sogar jede restauranteigene Pizza bestellen. Man konnte also auch direkt am Wasser entlang gehen. In den Fakultätgebäude gibt es keine Computerräume, man muss also immer seinen Laptop dabeihaben. Man kann sich ein Passwort bei der Erasmuskoordinatorin in der Urbanistik-Fakultät abholen, um ins Uni-Netzwerk zu kommen, aber da die WLan-Verbindung aufgrund der alten, dicken Mauern und Wände wirklich schlecht ist, lohnt es sich fast nicht. Vorlesungen (z.B. Prüfungen, ECTS, Studienaufbau, Professoren, erforderliches Sprachniveau etc.) Die Unterrichtssprache war ausschließlich italienisch. Daher konnte ich leider kaum etwas verstehen, was die Dozenten erzählten. Außerhalb des Lehrplans jedoch hatte ich die Möglichkeit mti einem Professor Englisch zu sprechen und eigene Aufgaben zu vereinbaren, die auch außerhalb der Vorlesungszeiten besprochen wurden. Wie schon erwähnt, besaßen die Studenten leider keine Englischkenntnisse. Aufrund dessen und aufgrund der ausschließlich italienischen Unterrichtssprache, empfehle ich nochmals mindestens einen Italienisch-Kurs vor Ankunft in Sassari abzuschließen. Da ich keine Prüfungen aufgrund meines kurzen Aufenthaltes machen konnte, kann ich dazu leider keine Auskunft geben. Wohnen (z.B. Wohnmöglichkeiten, Wohnungssuche/-ausstattung, Miete, Kaution, Wohngeld etc.) Vor meinem Auslandaufenthalt, habe ich in Foren herausgefunden, dass es sehr einfach ist in Sassari oder Alghero eine Unterkunft zu finden. Sogar innerhalb von nur einem Tag; vorausgesetzt man beherrscht die italienische Sprache und kann sich mit den potenziellen Vermietern unterhalten. Da ich das nicht konnte, hatte ich schon mehr Probleme, hatte aber Glück, da ich in einem Forum die anderen Erasmusstudenten, die schon vor mir ankamen um Hilfe bat. Aber grundsätzlich gibt es massig Aushänge an den schwarzen Brettern in den verschiedenen UniGebäuden. Die Wohnungen sind natürlich voll möbliert und je nach Budget (für ein Zimmer in einer WG etwa 200 – 260 €, eigene Wohnung etwa 300 – 350 € /Wintersaisonpreise) auch recht gemütlich. Ich hatte sogar das Glück in der Altstadt von Alghero wohnen zu dürfen. Im Winter wurde es aber zunehmend unangenehm, da es in den alten Häusern keine Heizungssysteme gibt und aufgrund der Nähe zum Meer alles immer irgendwie klamm (Bettwäsche etc.) Aber im Sommer war es einfach nur herrlich so nah am Meer zu wohnen. Unterhaltskosten (z.B. Lebensmittel, Miete, Benzin, Eintrittsgelder, Ermäßigungen, Studentenrabatte, etc.) Lebensmittel sind in Italien etwas teurer als in Deutschland, aber man kann es verkraften; vor allem wenn man in der Nähe einen Billigsupermarkt wie zum Beispiel „Euro-Spin“ (vergleichbar mit Lidl) hat. Das Benzin ist genauso teuer, wie in Deutschland. Wenn man Abends weggeht, muss leider auch etwas tiefer in die Tasche greifen, da Spirituosen und Bier auch teurer sind, dafür sind alle Kaffeespezialitäten sehr günstig (z.B. Cappucino 1€ - 1,50€), sodass sich das wieder ausgleicht. Essen gehen in Alghero ist unheimlich teuer, wenn man nicht gerade eine Pizza bestellt. Man hat in Italien typischerweise 2 Gänge: 1. Nudeln, 2. Fleisch und Gemüse. Zusammen ist man dann nur für das Essen 20 bis 25€ los. Liegt vielleicht daran, dass ich in einer touristisch geprägten Stadt gewohnt habe. Öffentliche Verkehrsmittel (z.B. Verkehrsnetz, wichtige Buslinien, Fahrplan, Preise, Ticket-Verkaufsstellen, Fahrradverleih) Der ÖPNV auf Sardinien ist noch nicht so gut ausgebaut, wie in einigen deutschen Städten zum Beispiel, aber dafür sind die Ticketpreise sehr günstig. Zum Beispiel kostet eine Hin- und Rückfahrt von Alghero nach Sassari (etwa 1 Std. Fahrt) nur 5,50€. Eine Fahrt zum Flughafen (etwa 20 min. Fahrt) kostet 1€. Die Taktungen sind noch ausbaufähig. Die Busse fahren meist alle 1 bis 2 Stunden zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Man sollte sich unbedingt in der Touristeninformation die Fahrpläne holen. Die Fahrkarten sollte man nicht beim Busfahrer kaufen, das ist immer etwa teurer. Es gibt an den meisten großen Haltestellen kleine Ticketverkaufshäuschen, ansonsten kann man auch in den meisten Tabacchi (Taback- und Zeitschriftengeschäfte) Fahrkarten kaufen. Ein Fahrrad hab ich mir nie ausgeliehen. Man sollte sogar darüber nachdenken, sich ein billiges Fahrrad für den Aufenthalt vor Ort zu kaufen und bei Abreise wieder zu verkaufen. Mit dem Fahrrad aber auch zu Fuß kann man in Alghero alles erreichen, was für einen Studenten wichtig ist. Kontakte (z.B. Tandem-/Mentorenprogramm, ESN-Betreuung, Sportmöglichkeiten, Vereine) Leider gibt in Alghero kaum Sportangebote. Ich hätte gern Volleyball oder Tennis gespielt, aber es gab leider keine entsprechenden Vereine oder Anlagen dafür. Zumindest wird es einem nicht leicht gemacht, solche Angebote zu finden. Das einzige, was immer geht, ist Joggen oder radeln am Strand entlang. Die Betreuung durch ESN ist für mich als Alghero-Studentin kaum sprübar gewesen. Da die Haupt-Uni ja in Sassari ist, finden alle Veranstaltungen demnach auch dort statt. Verständlicherweise überlegt man sich zweimal, ob man eine Stunde mit dem Bus nach Sassari fährt, vor Ort wohl noch 20 min. Fußmarsch zu irgendwelchen Gebäuden auf sich nimmt, um an einer Veranstaltung teilzunehmen. Je nachdem ob diese Veranstaltung im späten Abendbereich stattfindet, kann man sich den Weg sparen, weil man dann nicht mehr nach Hause kommt. Spätestens um 20:30 Uhr fährt der letzte Bus zurück nach Alghero. Nachtleben / Kultur (z.B. Bars, Clubs, Einkaufsmöglichkeiten, Sehensw ürdigkeiten, Kino, Ausflüge) In Alghero gibt es aufgrund der touristischen Erschließung eine Menge Cafés und Bars und Restaurants. Es gibt ein Kino und in manchen Bars sogar Live-Konzerte. Es gibt zwar auch eine Bowlingbahn, aber das Ambiente (in der 2. Etage einer großen Gastro) ist nicht so nett. Vier oder fünf Bahnen ohne Servicekräfte und hell, wie eine Sporthalle beleuchtet. Sehenswürdigkeit ist auf jeden Fall die „Grotte di Nettuno“, eine Tropfsteinhöhle am Capo Cacchia oder die Hauptstadt von Sardinien „Cagliari“. Dorthin gibt eine günstige Zugverbindung (ca. 16€ für 4,5 Std. Fahrt) Aber man ist mit einem Sardinien-Reiseführer bestimmt besser beraten, als mit meinen Tips hier im Erfahrungsbericht. Sonstiges (z.B. Bank (Kreditkarte, Auslandskonto), Auslandsversicherung, Telefonieren, Internet, evtl. Nebenjob) Zum Auslandskonto hab ich ja bereits anfangs etwas geschrieben. Eine Auslandsversicherung ist natürlich sehr wichtig bei längeren Aufenthalten im EU-Ausland. Manche InlandsKrankenversicherungen bieten aber generellen Versicherungsschutz auch im europäischen Ausland an. Also sollte man sich genau informieren, um nicht unter- oder überversichert zu sein. Meine Auslandversicherung hat monatlich 30€ gekostet. Wenn man sich ein Zimmer mietet, sollte man unbedingt darauf achten, dass bereits ein Modem vorhanden ist, denn, wie gesagt, ohne „Codice Fiscale“ kann man keine Internet- oder Handyverträge abschließen. Mit einem Surf-Stick kann man in den alten Gebäuden mit den dicken Wänden leider kaum etwas anfangen.