Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren
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Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren
Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 1 von 9 Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl ift Rosenheim ift Zentrum Fenster und Fassaden Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Die Planung steht an erster Stelle 1 Aufgaben der Planung Bereits seit vielen Jahren werden die Gebäudekonzepte hinsichtlich der Wärmedämmung und einer dichten Gebäudehülle immer weiter perfektioniert. Diese Entwicklung setzt sich permanent fort. Damit steigen auch die Anforderungen an die einzelnen Bauteile sowie an deren Bauanschluss. Die Montage von Fenstern und Außentüren kann sich nicht mehr allein auf eine handwerklich einwandfreie Ausführung der Montagearbeiten beschränken, sondern muss in die Gesamtkonzeption der Gebäudehülle mit einbezogen werden. 1.1 Ausschreibungsplanung durch den Gebäudeplaner Fenster und Außentüren sowie die Einbausituation müssen als Teil der Gebäudekonzeption gesehen werden und damit auch Eingang in die Planungsphase eines Gebäudes finden. Nur dann kann unter Berücksichtigung und Abstimmung aller technischen und physikalischen Parameter ein dauerhaft funktionsfähiger Bauanschluss hergestellt werden. Wesentliche Faktoren wie − dauerhafte Gebrauchstauglichkeit − Wirtschaftlichkeit und − vertretbarer Unterhalt dürfen dabei auf keinen Fall vernachlässigt werden. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 2 von 9 1.1.1 Schnittstelle Baukörperanschluss Erfahrungen aus der Gutachterpraxis zeigen, dass die Ursachen für Reklamationen, Mängel oder Schäden häufig ihren Ursprung in fehlenden oder unzureichenden Planvorgaben haben. Dabei ist nach §9 VOB/A die Leistung eindeutig und erschöpfend zu beschreiben. Besonderes Augenmerk ist auf die Schnittstellen, wie z. B. auf den Anschluss von Fenstern und Außentüren zum Baukörper zu legen, bei denen mehrere Gewerke zusammen treffen (Bild 1). Gerade hier ist der Planer im Besonderen gefordert, das Ineinandergreifen der Gewerke und die hierzu jeweils erforderlichen Maßnahmen zu planen, die Leistungen eindeutig zu beschreiben und abzugrenzen und im Verlauf der Bauausführung zu koordinieren. f e d c h g 1. Rohbau 2. Fenstermontage mit Befestigung, Dämmung und Abdichtung 3. Außenfensterbank 4. Fassadenarbeiten mit äußerer Abdichtung 5. Raumseitige Fensterbank 6. Innenausbau → In diesem Beispiel bis zu 6 Gewerke! Bild 1 Baukörperanschluss – gewerkeübergreifende Schnittstelle, die Planleistung erfordert. 1.1.2 Mindestvorgaben der Planung Checklisten können dem Gebäudeplaner einen Überblick geben, welche Angaben in Bezug auf die Montage von Fenstern und Außentüren erforderlich sind, damit die Detailplanung des Anschlusses nachvollzogen und fachgerecht umgesetzt werden kann. Im „Leitfaden zur Montage“ [1] sowie in der „Technischen Richtlinie des Glaserhandwerks Nr. 20“ [2] ist eine ausführliche Checkliste enthalten, die folgende Hauptpunkte umfasst: © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 3 von 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Zeichnungen – Bestandteil der Ausschreibung Angaben zum Objekt Angaben zur Einbausituation Zu berücksichtigende Lasten, Bauwerksbewegungen Anforderungen an den Wärme- und Feuchteschutz Anforderungen an den Schallschutz Befestigung und Lastabtragung Fugendämmung Luftdichter Fugenabschluss auf der Raumseite Schlagregendichter Fugenabschluss auf der Außenseite Außenfensterbank Innenfensterbank Bodenanschluss bei bodentiefen Elementen und bei Schwellen Maßliche Festlegungen, Einbautoleranzen Besondere Anforderungen Logistik 1.2 Einbauplanung durch den Ausführenden Auf Grundlage der Ausschreibungsplanung durch den Gebäudeplaner ist der Einbau von Fenstern und Außentüren im Rahmen der Werkplanung im Detail umzusetzen. Die hierfür durch den Ausführenden unbedingt erforderlichen Arbeitsschritte sind: 1 2 3 4 5 6 7 Auswertung der Angaben zum Objekt (Ausschreibung) Ermittlung und Umsetzung der Anforderungen Aufnahme der realen Bausituation Verbunden mit Prüf– und Hinweispflicht gemäß VOB/B Klärung und Festlegung der Einbaudetails Bei Fenstererneuerung im Gebäudebestand Planung der Demontage und Entsorgung (Kreislaufwirtschaftsgesetz) Koordination der Ausführung Endkontrolle und Durchführung der Abnahme 1.2.1 Vorbereitende Maßnahmen Bei der Einbauplanung sind die unter Punkt 1.2 genannten Schritte zu beachten. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 4 von 9 Im Neubau kann der Anschluss von Grund auf neu geplant und häufig auf standardisierte Lösungen zurückgegriffen werden. Im Altbau ist die detaillierte Aufnahme der gegebenen Situation Grundvoraussetzung für eine fachgerechte Fenstererneuerung. Im Altbau ist die Bauaufnahme als Teil der Planung grundsätzlich Leistung des Architekten bzw. Bauplaners. Häufig werden jedoch Sanierungsaufträge direkt vom Bauherrn an den Fensterhersteller/Montagebetrieb vergeben. In diesen Fällen übernimmt die ausführende Firma die Planungsleistung mit den damit verbundenen Konsequenzen in rechtlicher Hinsicht! 1.2.2 Aufnahme der Einbausituation Der Prüfung der baulichen Situation vor Ort kommt bei Neubau- und insbesondere bei Altbauvorhaben eine wichtige Aufgabe zu, wobei Unterschiede bei den durchzuführenden Prüfungen bestehen, die sich aus den unterschiedlichen baulichen Voraussetzungen ergeben. Für die Aufnahme der realen Bausituation gibt es Checklisten als Hilfe zur Erfassung der Gegebenheiten. Tabelle 1 zeigt einen Auszug aus einer Checkliste [1, 2] für Maßnahmen im Gebäudebestand. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 5 von 9 Tabelle 1 2 Auszug aus der Checkliste zur Aufnahme der Bausituation im Altbau Ausführungsbeispiel Altbau In der Überarbeitung des Leitfadens zur Montage [1] und der Technischen Richtlinie des Glaserhandwerks Nr. 20 [2] wurden die Beispiele – insbesondere für den Altbau – wesentlich erweitert. Nachfolgend wird ein Beispiel hieraus kurz vorgestellt. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 6 von 9 2.1 Angaben zur Einbausituation 2.1.1 Außenwandkonstruktion Bei der Außenwandkonstruktion handelt es sich um eine ungedämmte Außenwand aus Leichthochlochziegeln mit 40 mm Luftschicht und einer schweren Vorsatzschale. Die Vorschatzschale ist ein Sichtmauerwerk aus Klinker, sie bildet seitlich und oben den Innenanschlag. Die raumseitige Fensterbank besteht aus Granit. 2.1.2 Fensterkonstruktion Bei der Fensterkonstruktion handelt es sich um ein Holzfenster IV 68. Seitlich und oben sind Profilverbreiterungen angebracht. 2.1.3 Anschlussausbildung • Das Holzfenster ist gegen den Innenanschlag gesetzt. Die Befestigung am Baukörper erfolgt mit angedübelten bzw. geschraubten Laschen (alternativ Winkel). Die Lastabtragung im unteren Bereich (Eigengewicht) erfolgt in Verbindung mit der mechanischen Befestigung. • Die äußere schlagregendichte Ausbildung übernehmen ein geschlossenzelliges Hinterfüllmaterial und ein spritzbarer dauerelastischer Dichtstoff. Im unteren Bereich ist eine Alu-Fensterbank als Kantteil eingebaut; unter der Alu-Fensterbank ist eine Folie eingebracht. • Der raumseitige luftdichte Anschluss wird ebenfalls durch ein geschlossenzelliges Hinterfüllmaterial und einen spritzbaren dauerelastischen Dichtstoff sichergestellt. Im unteren Bereich wird mit Fugendichtungsbändern gearbeitet. • Zur Verbesserung des Wärmeschutzes sind die Leibungen auf der Raumseite im seitlichen und oberen Anschlussbereich zusätzlich mit Porenbetonsteinen ausgemauert. Im Brüstungsbereich ist die Fugendämmung unter der inneren Fensterbank weiter nach innen gezogen. 2.2 Randbedingungen für die Berechnungen Die Randbedingungen für die Berechnung des Temperaturfaktors fRsi und des längenbezogenen Wärmebrückenverlustkoeffizienten Ψ sind gemäß Beiblatt 2 zu DIN 4108 angesetzt. Die benötigten Materialkennwerte sind in Tabelle 2 wiedergegeben. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 7 von 9 Tabelle 2 Die wichtigsten Materialkennwerte Material Wärmeleitfähigkeit λR in W/(m . K) Klinkermauerwerk 0,960 Leichthochlochziegel 0,330 Innenputz 0,350 Porenbeton 0,190 Granit 3,500 Aluminium 160 Wärmedämmung, WLG 040 0,040 Die angegebenen Werte für den Temperaturfaktor f0,25 und den längenbezogenen Wärmebrückenverlustkoeffizienten (Ψe-Wert) gelten nur für die dargestellte Anschlusssituation, da die berechneten Werte abhängig sind von: • den angeführten Randbedingungen, • den eingesetzten Materialien (Wandbaustoffe, Fensterwerkstoffe, Dämmund Dichtstoffe), deren Dimension und deren wärmetechnischen Eigenschaften, • der Lage des Bauteils in der Außenwand, • der geometrischen Ausbildung der Anschlusssituation. Die Auswahl der Außenwandkonstruktion wurde in Anlehnung an das Beiblatt 2 der DIN 4108 vorgenommen. 2.3 Anschlussbeispiel Das Beispiel wurde ohne Anspruch auf Vollständigkeit hinsichtlich der dargestellten Befestigung und des Abdichtungssystems gewählt. Grundsätzlich sind auch andere Lösungen denkbar. © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 8 von 9 Bild 2 Gesamte Einbausituation eines gegen den Innenanschlag gesetzten Holzfensters mit wärmetechnisch verbesserter raumseitiger Leibung mit Details © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290 Publikation – ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren Seite 9 von 9 3 Zusammenfassung Gestaltung und optisches Erscheinungsbild stehen bei der Gebäudeplanung häufig im Vordergrund. Sie können dem Bauherrn unmittelbar vermittelt werden und stellen damit ein wesentliches Entscheidungskriterium dar. Dies gilt auch besonders für den Bereich Fenster und Haustüren. Darüber hinaus dürfen jedoch auch die wichtigen Faktoren wie z. B. − dauerhafte Gebrauchstauglichkeit, − Wirtschaftlichkeit, − vertretbarer Unterhalt nicht vernachlässigt werden. Die sorgfältige Planung der Baukörperanschlüsse von Fenstern und Außentüren durch den Gebäudeplaner legt den Grundstein für eine reibungslose, fachgerechte und wirtschaftliche Ausführung und trägt damit wesentlich zur dauerhaften Gebrauchstauglichkeit der Elemente bei. Eine ideale Basis für die Planung – hiermit ist sowohl die Ausschreibung durch den Gebäudeplaner als auch die Einbauplanung durch den Ausführenden gemeint – sind die im Wesentlichen durch das ift Rosenheim bearbeiteten und inhaltlich übereinstimmenden Werke „Leitfaden zur Montage“ [1] sowie die „Technische Richtlinie des Glaserhandwerks Nr. 20“ [2]. Sie erläutern die Grundlagen und die Ausführung für die Bauköperanschlussausbildung von Fenstern und Haustüren, geben die anerkannten Regeln der Technik wieder und sind somit eine praktisch unentbehrliche Hilfe vorrangig für Architekten, Planer, Bauleiter und Monteure. Diese Zielgruppen sollen in die Lage versetzt werden, die wesentlichen Kriterien der Anschlussausbildung von Fenstern und Außentüren zum Baukörper • • • • richtig zu erfassen, anforderungsgerecht und hinreichend auszuschreiben, fachgerecht umzusetzen und sicher bei der Abnahme zu beurteilen. Literatur [1] Leitfaden zur Montage; Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren. Ausgabe Dezember 2006. Herausgeber: RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V., Frankfurt [2] Technische Richtlinie des Glaserhandwerks Nr. 20: Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren mit Anwendungsbeispielen. 4. Auflage 2007. Erarbeitet vom Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim. Verlagsanstalt Handwerk, GmbH, Düsseldorf © 2007 ift Rosenheim.; Theodor-Gietl-Straße 7-9; 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de; [email protected]; Tel./Fax 08031/261-0/290