Januar 2008 Gottesmutter Lindere meinen Kummer Russland

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Januar 2008 Gottesmutter Lindere meinen Kummer Russland
Januar 2008
Gottesmutter
Lindere meinen Kummer
Russland, Palecher Schule.
um 1800.
33 x 26 cm
Privatsammlung Deutschland
Dargestellt ist die Gottesmutter, ihr Haupt mit ihrer rechten Hand gestützt und das Kind liegend
auf ihrem Schoss haltend. Das Kind hält eine geöffnete Schriftrolle in den Händen auf der steht:
„Das Gericht über den ehrlichen Menschen und dessen Würdigung“ (frei übersetzt).
Über der Gottesmutter schwebt ein Cherubim und unter ihr ein Seraphim. Rechts und links wird
das Mittelbild eingerahmt von jeweils drei tropfenförmigen Medaillons, die als Hinweis auf die
Tränen der Gottesmutter verstanden werden können. Auf der linken Seite befinden sich von oben:
ein Hl. Schutzengel, der Hl. Gregorij und der Hl. Nikolaus der Wundertäter. Auf der rechten Seite
der Hl. Wassilij der Große, der Hl. Johannes Goldmund (Chrysostomus) und die Hl. Eudokia.
Der Typus des vorliegenden Gottesmutter-Motivs ist wahrscheinlich erst im 17. Jahrhundert entstanden. Es ist nur in Russland bzw. Serbien anzutreffen, ist aber zweifellos von der westlichen
Malerei beeinflusst worden, und zwar durch ähnliche Kupferstiche oder Holzschnitte. Bei diesem
Thema liegt das Christuskind schräg über dem Herzen der Gottesmutter und hat eine Schriftrolle
in Händen, welche meist die Inschrift trägt: "Urteilt ein gerechtes Gericht, wirkt Gnade und Erbarmen." Die Mutter hat ihre rechte Hand an die Schläfe gelegt. Diese Geste ist typisch für das vorliegende Thema. Der russische Volksmund sagt, sie wische sich eine Träne aus dem Auge. Entsprechend wurden Ikonen mit diesem Thema insbesondere bei Traurigkeit und Depression Hilfe
suchend angerufen. Der Festtag dieser Gottesmutter ist der 4. September.
Die Ikone ist ein herausragendes Beispiel der Palecher Schule. Typisch hierfür ist das cremige
Weiß im Hintergrund, die zarten Pastelltöne, etwa wie der roséfarbene Hintergrund der
Tropfen-Medaillons, und die an Präzision und Feinheit kaum zu überbietende Feinmalerei.
Stil und Anlage der Ikone lassen die Vermutung zu, dass es sich hier um eine – vermutlich singuläre - Auftragsarbeit für eine private Ikonenecke bzw. Ikonensammlung einer hoch
stehenden Persönlichkeit handelte.
Die Ikone ist in die Zeit um 1800 in Russland, Palech, einzuordnen.
© Bildbeschreibung für Weingarten / Brenske Gallery – Ikonenkalender 2008
Februar 2008
Zarewitsch Dmitrij und
Fürst Roman von Uglič
Doppelt vertieftes Mittelfeld.
Russland 17. Jh.
31 x 26 cm
Privatsammlung Deutschland
Auf der Ikone sind die zwei wichtigsten Heiligen der alten russischen Stadt Uglič an der Wolga
dargestellt, die in kirchenslawischen Beischriften im oberen Rahmen und neben den Nimben bezeichnet sind. Dimitrij steht links. Seine Krone weist ihn als Zarewitsch aus. Rechts steht Roman,
der Fürst. Beide sind einander zugewandt und halten in der dem Betrachter abgewendeten Hand
ein Modell der Ugličer Verklärungskathedrale, ihrer Begräbnisstätte.
Den oberen Abschluss bildet Christus auf einer Wolkenbank. Zu Füssen der beiden Heiligen ist
die Ermordung des Zarewitsch (1591) vor dem Kreml-Palast von Uglič dargestellt. Ein nobel gekleideter Mann sticht dem ihm an Körpergröße unterlegenen Zarewitsch von hinten das Messer in
den Hals.
Der neunjährige Dimitrij war der jüngste Sohn von Zar Iwan IV., dem Schrecklichen und wurde auf
Geheiß seines geistesschwachen Bruders Feodor getötet, der die Regentschaft nach Iwan IV.
innehatte. An seinem Grab in der Verklärungskathedrale von Uglič sollen sich Wunder ereignet
haben und die unverwesten Gebeine des Kindes wurden am 3. Juni 1606 (Festtag) unter dem
Zaren Wassilij Schujskij nach Moskau in die Erzengel-Kathedrale gebracht. Dimitrij wurde heilig
gesprochen (Festtag 15. Mai).
Roman, Fürst von Uglič, galt als allseits verehrter Erbauer von Kirchen und Krankenhäusern. Seine Gebeine wurden im Jahr 1485 in der Verklärungskathedrale von Uglič unverwest erhoben.
Insbesondere nach der Ermordung des Zarewitschs Dimitrij 1591 ereigneten sich Heilungswunder. Auch er wurde heilig gesprochen (1595). Sein Festtag ist der Festtag 2. Februar.
Die Tafel ist in Russland im 17. Jahrhundert entstanden.
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März 2008
Ostergeschehen
Vertieftes Mittelfeld.
Russland, Palecher Schule.
Ende 18. Jh.
36 x 31 cm
Die Ikone repräsentiert das Osterfest, den Höhepunkt des liturgischen Jahres. Seit Ende des 16.
Jahrhunderts wurde das ursprünglich auf wenige Personen beschränkte Thema durch zahlreiche
Nebenszenen erweitert und zu einer figurenreichen und komplexen Komposition ausgebaut.
Auf der Ikone ist in der mittleren Bildachse der auferstehende Christus zweimal übereinander
dargestellt. In der unteren Bildhälfte steht er auf den herausgerissenen und über Kreuz gelegten
Türflügeln der Hölle, die in Form eines weit aufgerissenen Höllenrachens mit spitzen Zähnen in
der linken unteren Bildecke erscheint. Dem Rachen entreißt Christus Adam, den er am Handgelenk zu sich emporzieht und ihm mit seiner Linken den Weg zum Paradies weist. Eva in roten
Gewändern und zwei weitere Frauen knien zu Füssen des Erlösers. Eine lange Reihe von Gerechten des Alten Testaments zieht hinter der Mandorla Christi vorbei in einem Bogen nach
rechts oben ins Paradies. Dort werden sie von dem Reuigen Schächer vor der Paradiestür erwartet. Hinter Adam stehen sein Sohn Abel und Moses mit den Gesetzestafeln. Hinter einem Engel
folgen die Propheten, unter denen sich die Könige David und Salomo befinden. Vor dem Engel
sehen wir das jugendliche Gesicht des Propheten Daniel und ihm zugewandt den Propheten Jesaja. Angeführt wird die Gruppe von Johannes dem Täufer. Er ist von zwei Engeln flankiert. Unter
dem Tor des Paradieses, das von einem roten Cherub (vgl. Gen. 3, 24) bewacht wird, steht der
Reumütige Schächer, dem Christus am Kreuz versprochen hatte, dass er noch am selben Tag
mit ihm im Paradies sein werde (Lk 23, 43). Er begrüßt die Ankommenden. Über dem Torbau ist
das Paradies in Gestalt eines Gartens dargestellt, in dem auf der linken Seite noch einmal der
Reuige Schächer mit einem Kreuz in der Hand erscheint. Er wird von Henoch und Elija, die direkt
Aufnahme in das Paradies gefunden hatten (vgl. Gen 5, 24; Sir 44, 16 u. Hebr 11,5 sowie 2 Kön
2,11 f), willkommen geheißen.
Im oberen Bildfeld sehen wir als zentrale Darstellung die Auferstehung Christi aus einem offenen,
roten Sarkophag, in dem noch die Leichentücher liegen. Auf der rechten Seite liegen mehrere
Wächter in tiefem Schlaf (Mt 28,4), während links eine lange Reihe von Engeln mit Botenstäben
in den Händen auf die Pforten des Hades zuschreitet. Ein weiterer Engel hat sie bereits aus den
Angeln gerissen und schlägt auf mehrere dunkelbraune Teufel ein, die sich an die Höllenpforte
klammern. Rechts im Mittelgrund folgen mehrere Szenen, die sich am Ostermorgen abspielten.
Direkt über dem grauen Turm, der den Eingang zur Hölle bezeichnet, ist die von den Evangelisten
geschilderte Szene dargestellt, in der die Muttergottes und Martha mit Ölgefäßen zum Grab
Christi kamen und ihnen ein weiß gekleideter Engel verkündet, dass Jesus auferstanden sei (Mt
28, Mk 16 und Lk 24). Oberhalb von dieser Szene beugt sich Petrus über das leere Grab (Lk
24,12; Jh 20,6 ff), in dem er die Leichentücher findet. Links daneben erscheint Christus Maria
Magdalena (Mk 16,9 und Joh 20,15-18). Des Weiteren hat der Maler alle Szenen in die Darstellung einbezogen, in denen sich der Auferstandene seinen Jüngern offenbarte: rechts von der
Mandorla segnet er in Gegenwart der Jünger Lukas und Kleopas das Brot bei ihrem gemeinsamen Mahl in Emmaus (Lk 24, 13-33). Ganz oben links in der Ecke prüft der zweifelnde Jünger
Thomas die Seitenwunde Christi (Jh 20, 24-29). Zum dritten Mal erscheint Christus den Jüngern
am Ufer des Sees von Tiberias (Szene in der rechten Ecke unten) und befiehlt den Jüngern, die
gerade von einem erfolglosen Fischzug zurückkehren, das Netz auf der rechten Seite des Bootes
auszuwerfen, woraufhin sie 153 große Fische fangen. Als Petrus in dem Mann am Ufer Jesus
erkennt, springt er in den See und schwimmt zu ihm hin (Joh 21).
Abgerundet wird die Folge verschiedener Szenen durch die Darstellung des Gekreuzigten zwischen der Muttergottes und dem Evangelisten Johannes oben links sowie der Himmelfahrt Christi
oben in der Mitte. Ein weiß gekleideter Engel zeigt den namentlich bezeichneten Jüngern Petrus,
Johannes sowie der Muttergottes, Paulus und Thomas den auferstandenen Christus, der von
zwei Engeln in einer runden Aureole empor getragen wird.
Die Ikone ist Ende des 18. Jahrhunderts in Russland, Palecher Schule, entstanden.
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April 2008
Thronende Gottesmutter
Nordgriechenland, 1641.
83 x 50 cm
Privatbesitz
Die Ikone zeigt die thronende Gottesmutter im sog. Kathedra-Typus. Kennzeichnend für dieses
Marienbild ist, dass die frontal sitzende Gottesmutter das ebenfalls frontal sitzende Kind axial auf
ihrem Schoss hält und mit beiden Händen stützt. Dieses Marienbild ist wegen seiner repräsentativen Ausstrahlung in der Ostkirche sehr populär und seit der Frühzeit belegt. Mutter und Kind werden bei dieser Ikone von 16 Begleitfiguren umrundet, die in kleinerem Maßstab wiedergegeben
sind. Zwei Engel flankieren das Haupt der Gottesmutter. Darunter schließen sich 12 Propheten
an, mit Schriftrollen ausgestattet, deren Texte auf das Mysterium der Inkarnation und die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria hinweisen. Unterhalb der Fußbank der Gottesmutter sind
außerdem die heiligen Kosmas von Maiouma und Johannes von Damaskus wiedergegeben.
Die Ikone wurde im Jahr 1641 von einem Maler namens Antonin gefertigt, der sich in der Inschrift
links der Fußbank Christi nennt. Die Tafel stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Ikonostase einer griechischen Kirche. Sie befand sich ehemals im Hauptrang einer Altar- abschrankung,
wobei der Gottesmutter-Ikone traditionell der linke Platz neben der „Königlichen Pforte“ zugewiesen wird. Zu beiden Seiten der Hauptes der Gottesmutter ist der Titulus angebracht: „Mutter Gottes, die Wegführerin“. Im Mittelfeld der Ikone wurde links der Fußbank der Gottesmutter eine große kalligraphische Inschrift aufgezeichnet, in der das Jahr der Fertigstellung der Ikone und ihr
Maler angegeben werden: „Gute Hoffnung der Welt, beschütze Deinen Diener Antonin. Der Maler, demütiger Diener, im Jahr 1641.“ Die Ikone repräsentiert ein typisches Beispiel der nachbyzantinischen Ikonenmalerei auf dem griechischen Festland. Die Tafel war vermutlich ehemals
eine der Hauptikonen einer nicht mehr bestimmbaren griechischen Kirche.
Besondere Sorgfalt widmete der Maler der Ausarbeitung der Kleidungsstücke der dargestellten
Personen. Die Gewänder sind besonders plastisch mit vielen weichen Falten gebildet und bezeugen eine hohe Leuchtkraft. Als Hauptfarben wurden ein kräftiges Rot und Blau verwendet, die
unter Beimischung von Weiß fein zu den Höhenlinien abschattiert sind. Volumen wird durch ineinander fließende, sorgfältig nuancierte Farbtöne evoziert. Der Einsatz von fein aufgetragener
Goldtinktur (Chrysographie) verleiht den Kleidungsstücken schließlich eine besondere Kostbarkeit. Die Inkarnate der Figuren sind fein gestaltet und zeichnen sich ebenfalls durch eine subtile
Abschattierung aus. Von den dunklen Rändern aus werden die Gesichtsflächen nach innen hin
sanft aufgehellt. Besonders eindringlich sind die Partien rund um die Augen, Mund und Nase
durch dunkle Farbtöne hervorgehoben. Das dunkle Inkarnat wirkt auf den heutigen Betrachter
besonders markant und ungewöhnlich. Diese Art der Ausarbeitung der Gesichter ist allerdings ein
Kennzeichen der nachbyzantinischen Malerei in Griechenland und entsprach den damaligen ästhetischen Vorstellungen der Gläubigen.
Die Ikone zeichnet sich der traditionellen orthodoxen Malweise verpflichtet. Sie sind auf dem griechischen Festland entstanden, wo die traditionsgebundene Ikonenmalerei dominierte, in die nur
wenige Elemente der italo-kretischen Schule einflossen. Bei der Bildung der Figuren orientierte
sich der Maler an anspruchsvolle Vorbilder der Athos-Malerei des 17. Jahrhunderts, bei denen die
Figuren durch dunkle feine Inkarnate geprägt sind. Auch die kräftige Farbscala, dominiert von
verschiedenen Blau- und Rottönen, sowie die sorgfältig ausgearbeitete Faltengebung weisen in
diese Richtung. Als Regionen für die Herstellung der Ikone kommen Makedonien und Epirius in
Betracht. Dabei handelt es sich um Gegenden, auf welche die Athos-Malerei in der nachbyzantinischen Zeit einen besonderen künstlerischen Einfluss ausübte.
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Mai 2008
Himmelfahrt Christi
Ovale Ikonostasen-Ikone.
Russland, Palecher Schule, 18. Jh.
52 x 36 cm
Die Aufnahme Christi in den Himmel gehört zu den ältesten Dogmen des Christentums. Sie wird
in den Evangelien von Markus (16,19) und Lukas (24,51) erwähnt, und in der Apostelgeschichte
(1,9-11) ist beschrieben, wie Christus den Jüngern vierzig Tage nach seiner Auferstehung erschien und in ihrem Beisein in einer Wolke entrückt wurde.
Die symmetrisch aufgebaute Komposition der vorliegenden Ikone zeigt inmitten zweier Apostelgruppen die Gottesmutter. Sie wird flankiert von zwei Engeln, den in der Apostelgeschichte erwähnten Männern, welche den Zeugen das Geschehen erklärten.
Im oberen Teil der Darstellung tragen – nach dem Vorbild antiker Apotheosen - zwei Engel den in
einer Aureole thronenden Christus in den Himmel empor.
Die Ikone zeichnet sich durch ein ausgesuchtes lichtes Kolorit aus, in dem pastellfarbene Nuancen auf weißem Grund überwiegen. Besonders schön ist die Landschaftskulisse hinter den Aposteln aufgefasst, die detailverliebt wiedergegeben ist. Auf den Hügeln wachsen verschiedene
Pflanzen, die sehr fein mit weißen Pinselstrichen ausgestaltet wurden. Auch die Wolkenbank, auf
der die Gottesmutter zu schweben scheint, ist besonders fein gestaltet und durch ein subtiles
Farbenspiel aus Weiß- und Blaunuancen geprägt.
Besondere Sorgfalt legte der Maler auch auf die Darstellung der Gewänder, deren Draperien volumenbetont mit vielen feinen Falten wiedergegeben sind und über eine hohe Leuchtkraft verfügen. Nicht zuletzt bezeugen auch die Inkarnate der Figuren zarte Farbabstufungen und eine hohe
Plastizität.
Die Ikone ist im 18. Jahrhundert in Russland entstanden und kann der für ihre besonders qualitätvollen Feinmalereien berühmten Palecher Schule zugewiesen werden. Sie stammt aus dem Festtagsrang einer Ikonostase.
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Juni 2008
Johannes der Täufer
Griechenland, Berg Athos
17. Jh.
109 x 59 cm
Auf der rot gerandeten Ikone erscheint Johannes der Täufer in Frontalansicht ab Kniehöhe auf
goldenem Grund. Der mit orangefarbenen Flügeln ausgestattete Vorbote Christi trägt ein blaues
Fellgewand, über das ein blaubraunes Himation gelegt wurde. Sein Kopf wird von einem punzierten Nimbus hinterfangen. Er erhebt seine Rechte im Segensgestus, während er in seiner linken
Hand eine orangerote Schale hält, aus der sein abgetrenntes Haupt ragt, welches von einem goldenen Nimbus hinterfangen wird. Auf einem geöffneten Rotulus darunter steht in Kirchenslawisch
Mt. 3, 2 geschrieben: „Tut Buße! Denn das Reich der Himmel ist genaht“.
Johannes der Täufer wird in der orthodoxen Kunst seit dem 13. Jahrhundert als Asketengestalt
mit Flügeln dargestellt. Nach Mk. 1,2 wird er als Engel bzw. Vorbote des Herrn aufgefasst und
dabei oft mit dem Attribut seines Hauptes versehen, das ihm beim Festmahl des Herodes abgeschlagen wurde.
Als Vorläufer Christi und Prophet der Erlösung erfährt Johannes eine außerordentliche Verehrung, die sowohl in der östlichen wie in der westlichen Christenheit verbreitet ist.
Die Ikone ist im 17. Jahrhundert in Griechenland entstanden und kann hinsichtlich ihrer Provenienz aufgrund ihrer hohen künstlerischen Qualität dem Berg Athos zugewiesen werden.
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Juli 2008
Himmelfahrt des Elias
Vertieftes Mittelfeld.
Freigelegter Kreidegrund.
Russland, 17. Jh.
32 x 26 cm
Auf der vorliegenden Ikone werden Szenen aus der Lebensgeschichte des Propheten Elias wiedergegeben, wie sie im Alten Testament, 1. Könige 19, Vers 5-9 und 2. Könige 2, Vers 11-13 beschrieben ist.
Der große Prophet Elias wurde in Thesbe (Tischbe), einer Stadt Geleads in Transjordanien, geboren und entstammte nach jüdischer Tradition einer Priesterfamilie. Als Mann der Askese trug er
als Kleidung nur eine Tunika aus Schaffell, einen ledernen Gürtel und einen härenen Mantel.
Nach der Überlieferung der Alten Kirche, die besonders Basileios der Große bezeugt, hat Elias
auf dem Berge Karmel gelebt. Während der großen Trockenheit hielt er sich am Bach Kerit auf,
wo ihm ein von Gott gesandter Rabe morgens und abends die Speise brachte.
"Elias" bedeutet im Hebräischen "Stärke des Herrn". Er war der mächtigste unter den alten Propheten, der die Gewalt über die Naturelemente empfangen hatte, der den Himmel verschloss und
öffnete. In Russland gilt er als Schutzpatron für das Wetter. Er war daher bei der bäuerlichen Bevölkerung außerordentlich beliebt. Er war außerdem Garant für Brot im Haus und Schutzheiliger
gegen Feuer.
Die Bibel berichtet, dass Elias in einem feurigen Wagen mit feurigen Pferden im Wirbelsturm zum
Himmel empor fuhr. Wegen seines frommen Lebens und flammenden Eifers um Gott wurde er
lebendig in den Himmel aufgenommen.
Die Darstellung teilt sich in zwei Hälften. In der unteren Hälfte sehen wir links am Bildrand den
Propheten in seiner Höhle. Links darunter hat sich Elias vom Lebensmut verlassen zum Sterben
hingelegt und wird von einem Engel zum Weiterleben ermutigt. Unten in der Mitte schreitet Elias
mit seinem Jünger trockenen Fußes über den Jordan, indem er seinen Mantel über die Fluten
breitet.
Die obere Bildmitte nimmt die Himmelfahrt des Propheten Elias in einem vierspännigen Flammenwagen ein. Ein Engel rechts oben hält die Zügel. Elias wirft seinem Jünger und Nachfolger
Eliseus seinen Mantel zu und setzt ihn damit als seinen Nachfolger ein. Links oben erwartet ihn
bereits Gottvater, angedeutet als Wolkensegment.
Der Feiertag der Himmelfahrt des Propheten Elias ist der 20. Juli.
Die Ikone ist im 17. Jahrhundert in Zentral-Russland entstanden.
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August 2008
Gottesmutter Panagia
Griechenland 17. Jh.
34 x 24 cm
Privatsammlung Schweiz
Die Ikone zeigt den Gottesmutter-Typus der Blachertinissa / Platytera. Es geht zurück auf ein
Bibelwort Jesaja VII, Vers 14, wo es heißt: "Darum wird euch der Allmächtige selbst ein Zeichen
geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, den wird sie heißen Emanuel".
Diese Darstellung der Gottesmutter mit dem vorgeburtlichen Logos vor der Brust ist sowohl in der
Ostkirche als auch im Westen bekannt. Das Motiv ist zurückzuführen auf ein Urbild in einem
Marmorrelief, das sich in der Blachernenkirche, dem bedeutendsten Marienheiligtum in Konstantinopel, befunden hat.
Die Gebärde der erhobenen Hände ist die alte Bitt- und Bethaltung, die so genannte orante Haltung, wie sie in der Antike geläufig war und in der christlichen Malerei in den Katakomben bekannt
ist.
Die Darstellung des jugendlichen Christus Emanuel vor der Brust der Gottesmutter ist ein Symbol
für die Menschwerdung Gottes durch den Christusknaben.
Die vorliegende Ikone führt eine sehr qualitätvolle Malerei vor, bei der sich der unbekannte Meister an bedeutende Vorbilder der kretisch-venezianischen Schule angelehnt hat. Es handelt sich
entweder um einen weniger bedeutenden Maler, der auf Kreta tätig war, oder um einen Künstler
der andernorts den kretischen Malstil nachahmt. Sehr interessant ist die verdichtete Wiedergabe
von Mutter und Kind. Man erhält den Eindruck, als hätte der Maler das Gottesmutterbild aus einer
gedrängten Apsisnische wiederholt.
Die Ikone ist im 17. Jahrhundert in Griechenland, vermutlich Makedonien, möglicherweise aber
auch Berg Athos, entstanden.
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September 2008
Die heiligen Bischöfe Dionysius
von Ägina, Spyridon von Trimithon
und der heilige Eremit und Klostergründer Gerasimus
Griechenland, Ionische Inseln.
2. Hälfte 18. Jh.
31 x 24 cm
Privatsammlung Deutschland
Auf der Ikone sind drei Heilige stehend und in strenger Frontalansicht wiedergegeben. Inschriftlich
sind sie wie folgt bezeichnet: Dionysius, Spyridon und Gerasimus. Es sind die Schutzpatronen der
drei größten Ionischen Inseln.
Der heilige Dionysius von Ägina († 1624) lebte auf Zakynthos, wurde 1703 heilig gesprochen und
findet als Schutzpatron der Insel Verehrung.
Spyridon von Trimithon († 346) weilte zunächst als Schafhirte auf Zypern und wurde später Bischof von Trimithon. Sein Kult ist auf Korfu besonders verbreitet, wo sein Leichnam seit der Mitte
des 15. Jahrhunderts aufbewahrt wird und wo er als Schutzheiliger große Verehrung erfährt.
Der heilige Gerasimus († 1579) lebte auf Kephallonia, ist 1622 kanonisiert worden und wird dort
ebenfalls als Inselpatron verehrt.
Ihren Maßen nach diente die Ikone aller Wahrscheinlichkeit nach der privaten Andacht und fand
im Kontext häuslicher Verehrung auf einer der Ionischen Inseln Verwendung.
Die Ikone bezeugt einen Maler, der die dargestellten Figuren auf traditionsgebundene Art und
Weise wiedergibt. Er verzichtet auf eine prunkvolle Kulisse und zeigt die Heiligen streng frontal
auf hellrotem und goldenem Grund. Der Gestaltung der Kleidung maß er besondere Bedeutung
bei, indem er die Gewänder der Figuren besonders plastisch modellierte und darüber hinaus mit
Ornamentik verzierte. Die Kleidungsstücke sind volumenbetont wiedergegeben und bezeugen
eine sorgfältige Ausarbeitung der Faltenwürfe.
Beeindruckend an der Ikone ist ihre Farbpalette, die von leuchtenden Rot-, Orange- und RoséTönen bestimmt wird, die gegen grau abgesetzt werden. Zusätzliche Leuchtkraft wird durch die
akzentuierte Verwendung von Weiß erzielt. Dagegen weisen die Inkarnate eine eher gedämpfte
Farbigkeit auf, denn dunkle Nuancen dominieren die Köpfe der Figuren. Die Antlitze der Heiligen
wurden markant modelliert und sind durch eine kräftige Hervorhebung der Gesichtszüge gekennzeichnet. Besonders die Augenpartien sind durch starke Hell-Dunkel-Kontraste akzentuiert worden.
Da der auf der Ikone dargestellte heilige Gerasimus, der erst im Jahr 1703 heilig gesprochen
wurde, ist mit diesem Zeitmass ein terminus post quem für die Fertigstellung der Tafel gegeben.
Entstanden ist sie zweifellos auf den Ionischen Inseln, da auf ihr die sog. drei Heiligen dieser Inselgruppe repräsentiert werden. Auch die leuchtende Farbigkeit des Stückes bestätigt ihre Zuordnung in diese Inselregion.
Der Malstil der Ikone weist in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war es üblich,
die Gesichter der Figuren auf markante Art und Weise hervorzuheben. Besonders akzentuiert
werden die Augen, indem ober- und unterhalb der Augäpfel breit geschwungene dunkle halbmondförmige Partien in den Rest der Gesichter eingreifen. Auch die streng lineare Gestaltung der
Haar- und Barttracht weist in diese Zeitspanne.
Die Ikone ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf einer Ionischen Insel gemalt worden.
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Oktober 2008
Heiliger Georg
Russland, Ende 18. Jh.
36 x 31 cm
Auf der vorliegenden Ikone ist der Heilige Georg, in Rüstung im Typus des berittenen Drachenkämpfers, dargestellt. Von links reitet er auf einem gezäumten Pferd heran. Er wird als jugendlicher, bartloser Krieger gezeigt. Mit seiner Lanze ist der Heilige im Begriff, den in einer Art Höhle
am unteren Bildrand verharrenden Drachen nieder zu stechen. Rechts erscheint der
Königspalast mit der Königstochter davor. Das Elternpaar schaut von einem Balkon aus höherer
Warte das Geschehen. Ein von oben herabschwebender Engel setzt dem Heiligen die Märtyrerkrone auf. Als oberer Abschluss erscheint Christus auf einer Wolkenbank. Auf dem Rand befinden sich zwei Randheilige.
Der Hl. Georg zählt zu den großen Soldatenheiligen des christlichen Ostens. Georg, der Drachentöter wurde in der 2. Hälfte des 3.Jahrhunderts in Kappadokien geboren, und wurde Offizier. Den
Befehlen Diokletians, die Christen zu verfolgen, widerstand er und bekannte sich um Christentum.
Wahrscheinlich im Jahre 303 starb er einen Märtyrertod.
Die Darstellungen und Ikonen mit dem Hl. Georg zeigen vor dem 12. Jahrhundert den Heiligen als
jugendlichen Krieger stehend, später beritten, wie er den Drachen tötet.
Die Überlieferung des Drachenkampfes ist Sinnbild für den Sieg des Guten über das Böse. Die
Legende erzählt, dass der Drache, der in der Nähe eines Sees wohnte, drohte, die Einwohner der
nächstliegenden Stadt zu verspeisen. Ein ausgesandtes Heer konnte ihn nicht bezwingen. Die
Einwohner bestimmten durch Verlosung täglich dem Drachen ein Menschenopfer zu bringen. Das
Los traf eines Tages des Königs einzige Tochter. Kraft seines Gebets (zu Christus) besiegte der
Hl. Georg den Drachen und führte ihn an einer Leine zu den Einwohnern der Stadt, die Heiden
waren. Diese ließen sich ob dieses Wunders taufen. Dann tötete er den Drachen. Gelegentlich
wird ein Kind auf dem Sattel des Pferdes des Hl. Georg dargestellt. Diese Darstellung nimmt auf
eine weitere wundersame Errettung Bezug. Dreimal rettete der Heilige Kinder aus der Gefangenschaft: einmal in Panphlagonien, dann den von den Bulgaren gefangen genommenen Sohn des
Feldherrn Leon Phokas und weiters den Sohn einer Witwe Mytilene, der von den Sarazenen gefangen genommen wurde.
Der Festtag des Ereignisses wird am 23. April begangen.
Die Ikone ist Ende des 18. Jahrhunderts in Russland entstanden.
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November 2008
Engelssynaxis
Kleinasien, Ende 18. Jh.
46 x 32 cm
Die Ikone zeigt das Thema der Versammlung der Erzengel (griech.: Synaxis ton Asomaton = Versammlung der Körperlosen). Diese Darstellung ist in der byzantinischen Malerei nach der Beilegung des Bilderstreits (843) entstanden und wird als Symbol des Sieges der Orthodoxie aufgefasst.
Das Bildthema erfuhr in der byzantinischen und nachbyzantinischen Kunst weite Verbreitung und
begegnet in der Wand-, Ikonen- und Buchmalerei. Dabei variiert die Anzahl der Engel, die nur auf
die Erzengel Michael und Gabriel beschränkt sein kann, die das Medaillon mit der Christusbüste
erheben. Außerdem begegnet in dem Medaillon, das die Engel vorführen, Christus sowohl im
Typus des Emmanuel (als vorgeburtlicher Christus) als auch in der des Pantokrators (als zeitloser
Herrscher des Alls).
Die mittlere Größe der Tafel lässt keine eindeutige Zweckbestimmung zu. Eventuell fand sie im
privaten Bereich Verwendung und hatte in der „Schönen Ecke“ eines Hauses ihren Platz. Es ist
aber auch möglich, dass sie in einer Kirche eine besondere Funktion erfüllte und auf einem
Proskynetarium ausgelegt war. Ein Proskynetarium ist eine Art Pult, auf dem die jeweiligen Tagesikonen präsentiert werden, also Tafeln mit dem Heiligen oder dem Fest, die an einem bestimmten Tag im Kirchenjahr gefeiert werden. Weniger wahrscheinlich ist, dass die Ikone Bestandteil einer Altarabschrankung war, denn für den Hauptrang einer Ikonostase ist ihr Format zu
klein und in einem Festtagsrang würde sie sich thematisch nur schlecht einfügen.
Die Inschrift (Titulus) am oberen Rand der Ikone bezeichnet das Thema der Darstellung, in der
Übersetzung „Die Versammlung der Erzengel“. Auf dem Schriftband unterhalb des Medaillons ist
zu lesen „heilig, heilig, heilig …“.
Der Malstil der Ikone weist in kleinasiatisches Gebiet. Erkennbar ist dieses zum einen Teil an der
Durchbildung der Figuren, die einen gedrungenen und robusten Eindruck vermitteln. Außerdem
ermöglichen die besonders runden Köpfe und „fleisch-feisten“ Gesichter der Figuren eine Zuordnung nach Kleinasien. Schließlich weisen die Rundungen auf den Backenknochen in die kleinasiatische Ikonenmalerei des späten 18. Jahrhunderts. Besonders das Gesicht Christi im Medaillon
zeigt sich in seiner Ausformung der kleinasiatischen Ikonenmalerei des späten 18. Jahrhunderts
verpflichtet. In dieser Zeitspanne weisen auch die Wolken, auf denen die Erzengel stehen, die
sich an barocke Darstellungsmodi anlehnen, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in die
kleinasiatische Ikonenmalerei eingedrungen sind.
© Bildbeschreibung für Weingarten / Brenske Gallery – Ikonenkalender 2008
Dezember 2008
Heiliger Nikolaus
Griechenland, um 1700.
95 x 58 cm
Auf der Ikone ist der heilige Nikolaus (* um 270) auf einem Thron sitzend wiedergegeben. Über
seinen Schultern erscheinen zu beiden Seiten die Gottesmutter und Christus als kleine Halbfiguren, die Nikolaus seine Bischofs-Insignien (Omophorion und Evangelienbuch) darbieten. Damit
wird ein Hinweis auf die sog. Ariuslegende geliefert, nach der Nikolaus auf dem Konzil von Nicäa
(325) dem Arius wegen seiner „ketzerischen“ Meinung eine Ohrfeige erteilte.
Wegen dieser unwürdigen Verhaltensweise wurden Nikolaus seine Insignien entzogen, die er
aber später wieder zurück erhielt, nachdem die Ablehnung der Lehre des Arius erfolgte und die
Ansichten von Nikolaus als richtig erklärt wurden.
Darstellungen mit der Abbildung des heiligen Nikolaus sind seit der Frühzeit des Christentums
weit verbreitet. In der Ostkirche erfährt Nikolaus als Wundertäter besondere Verehrung und wird
in mannigfaltigen Varianten wiedergegeben.
Die Ikone war wahrscheinlich ehemals Bestandteil einer Altarabschrankung. Wegen ihres großen
Formates kann sie als eine der Hauptikonen in einer Ikonostase einer Nikolauskirche eingelassen
gewesen sein.
In der linken unteren Bildecke ist ein weitere Bittinschrift in Goldtinktur angebracht, in der die Namen der Stifter der Tafel genannt werden: „Gedenke den Dienern Gottes Michael und Konstantin“.
Die Tafel kennzeichnet eine sehr hohe künstlerische Qualität und stammt von der Hand eines
erstklassigen Künstlers, der eine sehr feine Maltechnik beherrschte. Das Inkarnat der Figuren ist
weich und gleichmäßig gestaltet. Besonders eindrucksvoll wurde das Gesicht des Nikolaus ausgearbeitet, von dem eine erstaunliche Intensität ausgeht. Die Draperien der Gewänder sind ebenfalls durch eine außerordentliche Feinheit und Plastizität charakterisiert. Bei der Formgebung dominierte die Farbe eindeutig gegenüber der Linie, wodurch die Kleidungsstücke in ihrem Volumen
besonders betont wurden. Von einer ausgesuchten Zartheit ist die Farbpalette. Weiß, Rosé und
Orange dominieren vor einem kostbaren Goldgrund.
© Bildbeschreibung für Weingarten / Brenske Gallery – Ikonenkalender 2008

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