Placedes Vosges
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Placedes Vosges
GESTALTETES GRÜN Die Begrenzungsgitter zwischen Belag und Rasen werden von Jugendlichen gelegentlich als Sitze genutzt Die Luftaufnahme zeigt den symmetrischen Aufbau des Platzes D er Place des Vosges ist so einladend, dass man hier sehr gerne etwas länger verweilt, um den Charme dieses einzigartigen Ortes zu genießen. Er liegt am östlichen Rand des touristischen Zentrums von Paris, im 4. Arrondissement, dem so genannten Marais-Viertel. Der Platz kann seit seiner Einweihung im Jahre 1612 auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. König Henri IV. veranlasste den Bau dieses systematisch angelegten Stadtplatzes, welcher vielen weiteren so genannten Königsplätzen als Vorbild dienen sollte. Um eine quadratische Platzfläche mit einer Größe von knapp 140 mal 140 m wurden nach den Plänen von Claude Chastillion 36 architektonisch vollkommen gleichförmige Stadtpalais errichtet. Alle Bauten haben die gleichen steilen Schieferdächer und einheitliche Fassaden aus Klinker- und Naturstein. Lediglich die beiden mittleren Gebäude an der Nordseite und der 30 Serie: Grünräume in Paris – Teil 2 Place des Vosges In den verwinkelten Straßen des Pariser Marais-Viertels ist kein Platz für Ruhe und Entspannung. Beides findet man auf den zu allen vier Seiten von gleichartigen Gebäuden gerahmten Place des Vosges. Der Stadtplatz wirkt durch seinen gepflegten Baumbestand und seine klare städtebauliche Konzeption. Südseite des Platzes – der so genannte Pavillon des Königs und der Pavillon der Königin – haben etwas andere Proportionen und überragen die Nachbargebäude. Im Jahr 1639 wurde in der Mitte des Platzes, der damals „Place Royale“ hieß, ein Reiterstandbild des Königs aufgestellt, und die Platzfläche wurde mit einem hohen schmiedeeisernen Gitterzaun eingefasst. Eine gärtnerische Gestaltung der Platzfläche gab es allerdings zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Nach der Französischen Revolution im Jahre 1789 wurde „Place Royale“ in „Place des Vosges“ umbenannt –, und zwar zu Ehren des Departements der Vogesen, die als erste die neue Revolutionssteuer entrichtet hatten. Nach mehreren weiteren Namenswechseln blieb der Name seit 1870 endgültig Place des Vosges. aus „Deutscher Gartenbau – DEGA“ 1/ 2006 Der Baumbestand Auf Stichen des 18. Jahrhunderts sind innerhalb der Umzäunung baumlose Rasenflächen und Kieswege zu erkennen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt der Platz, im Rahmen der von Georges-Eugène Haussmann und Alphonse Alphand durchgeführten Stadtsanierungs- und Begrünungsmaßnahmen, seinen heute so typi- www.dega.de Place des Vosges im 4. Arrondissement Der Platz hat den Beinamen Square Louis XIII. Man sitzt im Schatten unter geschnittenen Linden schen Baumbestand. Pate für die enormen Anstrengungen, die französische Metropole mit mehr Stadtgrün zu versehen, standen die Grünplanungen in der britischen Hauptstadt, die seit der Londoner Weltausstellung 1851 in ganz Europa zum Vorbild genommen wurden. Da der Platz von den Baumpflanzungen seinen englischen Vorbildern sehr ähnlich sieht, erhielt er von der Bevölkerung zu dieser Zeit den Beinamen „Square Louis XIII.“. Daran erinnern auch heute noch große, dunkelblaue Metallschilder an der begrenzenden Zaunanlage. Mehr als 140 Linden, die in Dreierreihen angeordnet und kastenförmig geschnitten sind, rahmen den Platz ein und geben ihm sein typisches Erscheinungsbild. Die Bäume wurden vor etwa dreißig Jahren im Zuge einer Restaurierungsmaßnahme neu gepflanzt. Im Zentrum der Anlage steht ein Rondell aus 25 ausgewachsenen Kastanien, die in doppelter www.dega.de Vitaler Volksgarten Der Place des Vosges ist ohne Zweifel einer der schönsten und bemerkenswertesten Plätze von Paris und darf zu den schönsten Stadtplätzen Europas gezählt werden. Obgleich die Anlage ein viel besuchter Anziehungspunkt für Touristen ist, blieb der Charakter eines beschaulichen Volksgartens und Quartiersplatzes gewahrt. Für Touristen ist der Platz ein wichtiger Orientierungspunkt im oft etwas unübersichtlichen Gewirr der kleinen Gassen des MaraisViertels. Für die Quartiersbewohner bedeutet das grüne Karree ein unersetzliches Stück Lebensqualität. Auf den Bänken sitzen ältere Menschen und lesen, auf den Rasenflächen lagern Jugendliche oder ganze Familien, die sich zum Picknick treffen. Wenn erforderlich, werden Teile der Rasenflächen zur Regeneration vorübergehend gesperrt, wodurch die restlichen Flächen derart stark genutzt werden, dass man schon fast geneigt ist, den Begriff „überbevölkert“ zu benutzen. Am südlichen Rand des Platzes ist ein Kinderspielbereich unter den Bäumen angelegt, der trotz vergleichsweise bescheidener Ausstattung auffallend gut besucht ist. Nachts verschlossen Der Grundriss zeigt das zentrale Rondell, die vier Brunnen und die Rahmung mit den drei Reihen geschnittener Linden Kreisform angeordnet sind und in kraftvoller Weise den Mittelpunkt des Place des Vosges markieren. Außerdem wird der Platz durch ein Wegekreuz in vier gleiche Felder mit Rasenflächen geteilt, die jeweils mit einem gleichen Springbrunnen aus Naturstein akzentuiert werden. aus „Deutscher Gartenbau – DEGA“ 1/ 2006 Die etwa einen Hektar große Platzfläche wird intensiv und vielfältig genutzt und sowohl die Anwohner als auch die Besucher wissen das Angebot einer gepflegten Grünfläche im Herzen der Stadt sehr zu schätzen. Abends, nach Einbruch der Dunkelheit, wird die umzäunte Grünfläche abgeschlossen, wie fast alle Pariser Gärten und Parks. So werden ungebetene Gäste ferngehalten und Vandalismus wird ausgeschlossen. Nur so ist die Erhaltung des perfekten Pflegezustands möglich. Günter Mader, Ettlingen Elke Zimmermann, Itzlings Bilder: Mader, Zimmermann, Werkbild (1) 31