PDF - Psychiatrie

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PDF - Psychiatrie
Information der
St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd
Nr. 2 / November 2015
Erweitertes Behandlungsangebot der Tagesklinik
Skills-Training für Borderline-Patienten
Wissen und Bewältigung – Angehörigenkurs
www.psych.ch
Editorial
Schlankes Management, optimales Design der Prozesse
Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur eine zunehmende Dynamisierung, steigende Komplexität und wachsender Wettbewerbsdruck im Berufsalltag zu verzeichnen sind, sondern sich
auch soziokulturelle, ökologische und technologische Umweltkontexte permanent verändern. Entsprechend umfangreich
sind die Anforderungen an die Organisation von Aufgaben
und Abläufen und die Führung eines Unternehmens.
Entlang der Wertschöpfungskette systematisch Potentiale zu
erkennen und zu erschliessen, um damit Zeit, Raum und Geld
zu sparen, ist daher in vielen Schweizer Industrie-, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen ein gesetzter Standard. Mit zunehmendem Wettbewerbsdruck gilt dies nun auch
für Gesundheitsunternehmen und der Fokus auf die Analyse
bestehender Prozesse und Abläufe und deren Optimierung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ziel ist es, Wertschöpfung zu
generieren, Effizienz zu steigern und der Verschwendung von
Ressourcen gezielt entgegen zu wirken.
Lean Management ist dabei ein etabliertes und attraktives Instrument. Der Begriff Lean-Management entspringt dem englischen Sprachraum und kann übersetzt werden als: Schlankes
Management. Lean-Management umfasst alle Methoden,
Denkweisen und Werkzeuge, die Unternehmen zur Verfügung
stehen, um die eigenen internen und unternehmensübergreifenden Prozesse und Strukturen zu optimieren, Überflüssiges
auszuschliessen und eine perfekte Abstimmung zu erreichen.
Aber auch die Mitarbeitenden werden in die Prozessverschlankung mit einbezogen und so vorhandene fachliche
Kompetenzen genutzt. Durch diese Einbindung kann das Bewusstsein für Lean-Management gestärkt und Mitarbeitende
motiviert werden.
Die Psychiatrie-Dienste Süd haben, mit Konzentration auf
die Kundenorientierung, das Lean-Management im Rahmen
eines Projektes eingeführt und wollen in einem Pilot in der
Klinik St.Pirminsberg erste Erfahrungen sammeln. Mehr dazu erfahren Sie in der vorliegenden Ausgabe auf Seite 16.
Darüber hinaus berichten wir zu aktuellen Themen aus dem
anspruchsvollen Berufs- und Behandlungsalltag an unseren
fünf Standorten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Gordana Heuberger, Leiterin Klinik St.Pirminsberg
Freie Spitalwahl und Patientenströme
Herausforderungen für die Entwicklungsplanung
Die Einführung der freien Spitalwahl ist zentraler
Bestandteil des 2012 in Kraft getretenen Krankenversicherungsgesetzes (KVG) zur neuen Spitalfinanzierung.
Eine kürzlich publizierte Studie des Schweizerischen
Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zeigt, dass die
interkantonalen Patientenströme im Zeitraum 2010
bis 2013 im Kontext dieser Veränderung der regulatorischen Rahmenbedingungen stetig zugenommen haben
und beschreibt Merkmale, welche die Patientenbewegungen beeinflussen.
Die Patientenströme stellen die Kantone mehr denn je vor eine finanzielle Herausforderung. Nun tragen nämlich sie, und
nicht mehr die Zusatzversicherung, die Kosten nahezu aller
ausserkantonalen Hospitalisierungen. Die Kantone beteiligen sich an den Kosten aller ausserkantonalen Aufenthalte.
Bei medizinisch notwendigen Hospitalisierungen übernehmen
sie die Gesamtkosten, bei fehlender medizinischer Indikation
höchstens den Betrag, der für die betreffende Behandlung in
einem Listenspital des Wohnkantons gilt. Selbst bei einer stabil bleibenden Zahl der ausserkantonalen Aufenthalte hätten
die Kantone somit höhere Kosten zu tragen.
Aus Sicht der Spitäler ist die grösste Herausforderung, keine
Patienten zu verlieren. In der Vergangenheit hat die Klausel
der medizinischen Indikation bei ausserkantonalen Aufenthalten den Markt abgeschottet. Heute könnte der bestehende
Eindruck, die Qualität der Behandlung und der Komfort seien
in anderen Kantonen besser, dazu führen, dass sich Patienten
vermehrt ausserhalb ihres Wohnkantons behandeln lassen.
Mit der freien Spitalwahl, oder der zunehmenden Sensibilisierung dafür durch Werbung und Medien, steigt zwischen
den Spitälern der Wettbewerb um Patienten. Die mögliche
Schwankung der Patientenströme stellt somit für die strategische Entwicklungsplanung der Spitäler sowie für die Erarbeitung der kantonalen Planungen eine grosse Herausforderung dar.
Eine Reihe durchgeführter Analysen, um die Merkmale der
Hospitalisierungen ausserhalb des Wohnkantons (nach Art
des Spitals, Leistungsstelle und Eintrittsart) sowie der Patienten (nach Geschlecht, Alter, Nationalität, sprachlicher
Zugehörigkeit, Aufenthalt in Privat- oder Halbprivatzimmer)
beschreiben zu können, zeigt: Ob man sich ausserhalb des
Wohnkantons behandeln lässt, hängt oft vom (fehlenden)
Leistungsangebot im Wohnkanton ab. Werden Leistungen an
Universitätsspitälern oder Spezialkliniken in Anspruch genommen, verdreifacht sich beispielsweise die Wahrscheinlichkeit
einer ausserkantonalen Behandlung. Der Bedarf an komplexen
und/oder spezifischen Leistungen, die nicht überall angeboten
werden, erhöht somit die Wahrscheinlichkeit einer ausserkantonalen Hospitalisierung stark.
Dieses (fehlende) Leistungsangebot im Wohnkanton hängt mit
der Kantonsgrösse zusammen. Je kleiner die Bevölkerung des
Kantons, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer ausserkantonalen Hospitalisierung. Dies zeigt, dass Kantone mit
einer tiefen Einwohnerzahl die kritische Zahl nicht erreichen,
die nötig wäre, um die ganze Bandbreite an Spitalleistungen
bieten zu können.
Neben den medizinisch notwendigen Aufenthalten haben
auch die Wünsche der Patienten einen Einfluss auf die Hospitalisierungen ausserhalb des Wohnkantons. Die Analysen
weisen darauf hin, dass Patienten bei der Wahl des Behandlungsortes tendenziell mehr Spielraum haben, wenn sie ihre
Behandlung planen können. Bei geplanten medizinischen Eingriffen ist die Wahrscheinlichkeit einer ausserkantonalen Behandlung am höchsten. Bei den Patientenmerkmalen hat das
Alter den stärksten Einfluss auf das Wahlverhalten. Die Wahrscheinlichkeit einer ausserkantonalen Behandlung nimmt mit
zunehmendem Alter der Patienten ab, was darauf hindeutet,
dass im hohen Alter Spitalaufenthalte in der Nähe erfolgen.
Ein ausschlaggebender Faktor für ausserkantonale Hospitalisierungen ist auch der Aufenthalt in einem Privat- oder Halbprivatzimmer. Ebenfalls eine Rolle spielt die Anreise zum Spital: Für Patienten, die nahe an Kantonsgrenzen wohnen, können Spitäler jenseits der Kantonsgrenze geografisch näher liegen als das nächstgelegene Spital des eigenen Wohnkantons.
Fazit: Die für die Akutsomatik ausgewiesenen Analyseergebnisse sind zu grossen Teilen auch für die psychiatrische Versorgung und insbesondere für die laufende kantonale Angebotsplanung der beiden St.Galler Psychiatrieverbunde Nord
und Süd in der Grund- und Spezialversorgung von Relevanz,
umso mehr, wenn der Zielsetzung einer Stabilisierung bzw.
Korrektur des negativen Wanderungssaldos psychiatrischer
Patienten im Kanton entscheidend zugedient werden soll.
Vorstehende Ausführungen sind auszugsweise aus der Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan)
zur Entwicklung der interkantonalen Patientenströme im Übergang zur freien Spitalwahl (Analyse der stationären akutsomatischen Spitalbehandlungen 2010 bis 2013). Sie ist unter
www.obsan.ch abrufbar.
Christoph Eicher, CEO
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PV-Kooperationsstrategie 2020
Stand der Strategieumsetzung
Das im April 2014 mit fünf Teil- und zwei Begleitprojekten gestartete Kooperationsprojekt 2020 über
beide Psychiatrieverbunde Nord und Süd hat eine
erste wichtige P
­hase durchlaufen. Und das mit
Erfolg. Die Projektleitung hat einen Zwischenbericht
erstellt, der die geleisteten Analyse- und Konzeptarbeiten zur gezielten Synergienutzung detailliert aufzeigt. Der Bericht wurde dem Verwaltungsrat am
3. September vorgestellt.
Mit grossem Einsatz und hoher Arbeitskadenz haben die Teilund Begleitprojektgruppen den gesetzten Zielen zugearbeitet und Ergebnisse realisiert: Die Annäherung der beiden Verbunde, das Lokalisieren und Ausleuchten gemeinsamer Synergiefelder und -potentiale, die Erstellung von Grob- und Detailkonzepten, die Ableitung von Sofortmassnahmen (Quickwins)
und weitergehenden (strategischen) Massnahmen.
Der Verwaltungsrat hat die Zusammenarbeit, der im Zwischenergebnis zum Ausdruck kommt, positiv vermerkt. Das
grosse Engagement und die umfangreiche Arbeit, die zusätzlich zur täglichen Arbeit geleistet wurde, erfuhren eine Würdigung und einen Dank. Zur weiteren Bearbeitung der gemeinsamen Strategie betont der Verwaltungsrat, dass dem
Austarieren der Behandlungsangebote für den ganzen Kanton
hohe Aufmerksamkeit zukommen soll und die verschiedenen
Formen der Kooperation weiter zu vertiefen und auszubauen
sind. Er sieht das Strategieprojekt und die Gruppenarbeiten
auf einem guten Weg, erachtet jedoch weitere intensive Diskussionen als Notwendigkeit, um in der Umsetzung vorwärts
zu kommen und messbare Wirkung zu erzielen.
Mit den bisher geleisteten Arbeiten ist das gemeinsame Fundament zu grossen Teilen gebaut und mit dem Abschluss der
laufenden Detailarbeiten zur Angebotsplanung im kommenden Frühjahr werden die Voraussetzungen für den Einstieg in
die zweite Phase der Strategieumsetzung gänzlich vorliegen.
Die wichtigsten Zielsetzungen und Inhalte für die weitere Arbeit im Rahmen der Strategieumsetzung sind nachfolgend zusammengefasst.
Angebot: Orientierung an gemeinsamen Grundsätzen und
definierten fachlichen Hauptkategorien, die Verstärkung der
Spezialisierung und Angebotsdifferenzierung in der Grundund Spezialversorgung und die Etablierung einer integrierten
Versorgungsplanung. Hohe fachliche Qualität und bedarfsgerechte Umsetzung des Leistungsauftrages.
Fach-Plattform: Gemeinsame Aus-, Weiter- und Fortbildungen, Aufbau eines gemeinsamen Bildungskoordinators,
Teach-the-Teacher-Programme, gemeinsamer Referentenpool.
Support und Services: Einsatz eines gemeinsamen Personalkoordinations-Ausschusses, ein gemeinsames Rekrutierungskonzept, Koordination des betrieblichen Gesundheitsmanagements, ein gemeinsames Materialwirtschaftskonzept
sowie Wissenstransfer in Hotellerie und Gastronomie.
Strukturen und Prozesse: Gemeinsame Standards, Kriterien
und Instrumente im Ein- und Austrittsmanagement, gezieltes
Belegungsmanagement (Triagekonzepte) und die Einführung
gleichermassen automatisierter Berichte an Zuweiser.
Vermarktung und Vernetzung: Einführung einer gemeinsamen Informations- und Kollaborationsplattform (Sharepoint). Erarbeitung eines markenspezifischen Massnahmenkatalogs.
Benchmark und Kennzahlen: Bereitstellung gemeinsamer
vergleichbarer Daten, Harmonisierung der Erhebungsinstrumente, Synchronisierung der Managementfunktionen und Prozesslandkarten.
Projektkommunikation und Kooperationskultur: Sicherstellung der Information und Kommunikation zum Strategieprojekt und die Entwicklung und Gestaltung einer gelingenden
Kooperationskultur.
Christoph Eicher, CEO
Gemeinsame Prozesslandkarte
Ein weiterer Schritt in die gemeinsame Zukunft
Ein Bestandteil der gemeinsamen PV-Kooperationsstrategie 2020 der beiden St.Galler Psychiatrieverbunde
ist die Ausrichtung auf das EFQM-Modell. Ziel ist die
Bewerbung zur «ESPRIX Swiss Award for Excellence»
im Jahr 2018, eine der höchsten Qualitätsauszeichnung
der Schweiz.
Die Grundlage einer gemeinsamen Bewerbung ist eine gemeinsame Prozesslandkarte. Diese wurde in den letzten Monaten mit den Kollegen aus dem Sektor Nord erstellt. Diese neue Prozesslandkarte kann als Weiterentwicklung der
bestehenden Prozessarchitektur angesehen werden. Somit
können künftig Synergien leichter erkannt, effizienter genutzt
und Schnittstellenprobleme transparent gemacht werden.
Das Prozess-Managementsystem bleibt damit eine verlässliche und verbindliche Quelle der täglichen Arbeit. Themen wie
die Erhöhung der Patientenorientierung, Aspekte der Qualitätssteigerung oder die Sicherung der Ergebnisse aus laufenden
Projekten, können dank dieses Systems gezielt gesteuert
werden.
Neu steht der Behandlungsprozess im Mittelpunkt. Eine weitere Massnahme um die Patientenorientierung, für welche wir
stehen wollen, transparent darzustellen. Alle anderen Prozesse dienen dieser Patientenorientierung zu. Wir erhoffen
uns mit dieser Weiterentwicklung ein benutzerfreundliches
und einfaches System, dass für den Endanwender selbsterklärend alle benötigten Hilfsmittel schnell und zuverlässig zur
Verfügung stellt.
Ein Zusatznutzen der Weiterentwicklung bzw. Neueinführung
ist die Möglichkeit zur Überprüfung der gesamten bestehenden Systemdokumentation. So gilt weiterhin die Reduktion
der Dokumente als wichtiges Ziel der Zentralstelle Qualität.
Das überarbeitete System steht als Entwurf a­ llen Mitarbeitenden ab Januar 2016 über das Intranet zur Verfügung. Entsprechende Einführungsveranstaltungen ­werden derzeit in allen
Geschäftseinheiten terminiert und Anfang 2016 durchgeführt.
Michaela Risch, Leiterin Zentralstelle Qualität
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Schwerpunktthema: Psychoonkologie (zweiter Teil)
Begleitung und Unterstützung bei Krebserkrankungen
Neben der Grundversorgung, die Diagnostik, Behandlung, Beratung
und Begleitung umfasst, bieten die Psychiatrie-Dienste Süd besondere
­Spezialisierungen an. Die Psychoonkologie am Standort Trübbach, ist
eines dieser speziellen Therapieangebote.
Eine Krebserkrankung bedeutet für betroffene Menschen und ihre Angehörigen
einen massiven Einschnitt in das bisherige Leben und hat weitreichende Auswirkungen im psychischen und sozialen Bereich. Neben der medizinischen Behandlung und körperlichen Beeinträchtigungen kommen familiäre, soziale, berufliche, finanzielle Faktoren hinzu, die den Krankheitsprozess beeinflussen. Auf
diese vielseitigen Belastungen reagieren Betroffene mit unterschiedlich ausgeprägten psychischen Beeinträchtigungen, die sich belastend auf ihre Lebensqualität auswirken. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen führen diese lang
anhaltenden Belastungen zu Folge- und Begleiterkrankungen, beispielsweise
Angststörungen oder Depression.
Unser psychoonkologisches Angebot, also die Begleitung und Unterstützung
während einer Krebserkrankung, verstehen wir als Ergänzung zur medizinischen
Behandlung.
Christoph Arenz, Oberarzt und Bereichsleiter
Aufnahme- und Notfalldienst, PsychiatrieZentrum Werdenberg-Sarganserland
Patienten haben ein sehr feines Gespür und reagieren deshalb oft zurückhaltend, wenn sie auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. Aus diesem
Grund ist es mir wichtig, Betroffenen zu vermitteln, dass in ihrer schweren Lebenssituation Reaktionen wie Angst, Überforderung, Schlaflosigkeit ganz normal sind. Auch die zeitweise Verdrängung oder Ausblendung der Erkrankung, die
oft als existentielle Bedrohung empfunden wird, kann durchaus hilfreich sein.
Wenn mir ein betroffener Mensch zum ersten Mal gegenübersitzt, orientiere ich
mich ganz an seiner aktuellen Situation und seinen Bedürfnissen. Es geht darum, was im Moment am meisten belastet, was dem Betroffenen im Moment
wichtig ist und was ihm helfen würde. Dies ist ein individueller und kreativer
Prozess und manchmal bin ich in dessen Verlauf weniger als Fachperson, sondern viel mehr als Mensch und Vertrauensperson gefragt. Ziel ist es, Pa­tienten
praktische Möglichkeiten im Umgang mit ihrer Erkrankung an die Hand zu geben, Belastungssymptome zu verringern und so die Lebensqualität gezielt zu
verbessern.
Christine Palm, Psychoonkologin,
Psychiatrie-Zentrum WerdenbergSarganserland
Das nachfolgende Interview mit Frau Maya Fässler führte
­Viola Krucker, Leiterin Zentralstelle Kommunikation:
Frau Fässler, wie haben Sie von unserem Angebot erfahren? Meine behandelnde Ärztin am Spital Grabs hat mir
das Beratungsangebot gleich zu Beginn der medizinischen Behandlung empfohlen. Aber anfangs wollte ich gar keine psychologische Betreuung, denn Psychiater und Psychologen waren mir nicht besonders sympathisch. Das hatte mit eigenen
Vorurteilen und mit einer Begegnung mit einem Psychiater in
St.Gallen zu tun, der mir unaufmerksam und wenig interessiert schien und den ich gar nicht mochte.
Wie haben Sie die Beratung erlebt? Meine Krebstherapie zeigte nicht die erwartete Wirkung und darum war nach
zweieinhalb Monaten der Therapie die Diagnose unverändert
wie zu Beginn. Das ging mir sehr nahe, ich weinte und hatte
grosse Angst davor zu sterben und so überwies mich meine
Ärztin notfallmässig an Frau Palm vom Psychiatrie-Zentrum
Werdenberg-Sarganserland. Rasch bekam ich dort einen Termin und war sehr erstaunt über die erste Begegnung. Frau
Palm war sehr nett, und als Sie mich fragte: «Und was kann
ich tun - für Sie?» beeindruckte mich das sehr. Ich erwartete
eher Fragen wie: «Was haben Sie denn und warum kommen
Sie vorbei?» Gleich von Anfang an zeigte Frau Palm diese Haltung und es gefiel mir, dass Sie auf mich und meine Bedürfnisse einging und diese in den Mittelpunkt stellte. Es sass mir
also nicht jemand gegenüber, der mir sagte, was ich zu tun
hatte. Das empfand ich als Wertschätzung und als Einladung,
über mich selbst zu sprechen.
Wie oft haben Sie die Beratung in Anspruch genommen?
Nach dem ersten Gespräch dachte ich für mich, jetzt habe ich
alles erzählt, ich geh nicht nochmals vorbei. Mit Frau Palm
verblieb ich so, dass ich mich bei Bedarf wieder melden würde. Sie akzeptierte meinen Entscheid, sagte mir aber gleichzeitig zu, sich gelegentlich bei mir telefonisch zu melden, um
nachzufragen wie es mir geht. Das hat sie dann wirklich gemacht und mir versichert, dass ich jederzeit für ein weiteres
Gespräch vorbeikommen könne. Ich hab dann monatlich einen
weiteren Termin mit ihr vereinbart, weil ich merkte, dass ich
ihre Hilfe und Unterstützung zur Bewältigung der Krankheit
brauchte, obwohl ich anfangs dachte, dass ich allein zurechtkommen würde mit alle den Fragen und Problemen. Ich wollte
es alleine schaffen, so wie ich gelernt hatte, vieles andere in
meinem Leben zu schaffen und auch bei Schwierigkeiten optimistisch zu bleiben. Das war aber im Zusammenhang mit
meiner Krebserkrankung nicht möglich.
Aus Sicht einer Patientin: Ich wollte es alleine schaffen!
Was hat sich mit der Beratung verändert? Medikamente
bekam ich von Frau Palm keine, aber sie hat mir zugehört, hat
mich sehr gut beraten und bot mir ihre Unterstützung bei ganz
lebenspraktischen Problemen an. Manchmal war das der Kontakt zu einer Fachperson beispielsweise bei Problemen mit der
Krankenkasse, aber auch Gespräche über die Krankheit selbst
und über das Sterben. Sie hat mich dabei unterstützt, nachzudenken und mir darüber klar zu werden, welche Dinge mir
wichtig sind und hat mir entsprechende Möglichkeiten aufgezeigt, beispielsweise bei einem Aufenthalt im Spital. Da ich
Familie und Enkelkinder habe, war die Klärung dieser Fragen
wesentlich für mich. Die Gespräche waren deshalb gut, weil
Frau Palm immer wieder mit neuen Ideen kam. Ich fühlte mich
wirklich wohl, fand Vertrauen zu ihr und konnte auch sehr persönliche Themen mit ihr besprechen.
Wurden ihre Angehörigen in die Beratung mit einbezogen? Die Möglichkeit bestand und wurde anfangs zum Teil
genutzt. Angehörige haben ja ganz andere Themen und Fragestellungen aufzuarbeiten und benötigen manchmal ebenfalls Unterstützung. Da man nicht genau weiss, wie sich eine
Krebserkrankung entwickelt, sind Angehörige und man selbst
immer ein bisschen schreckhaft und alarmiert, auch bei harmlosen Symptomen wie beispielweise kurzfristigem hohen
Blutdruck. Man muss lernen mit der Ungewissheit zu leben.
Meine Familie stellt mich auf, gibt mir Halt und gleichzeitig
die Motivation, gesund werden zu wollen. Sie gibt mir die
Kraft weiterzugehen. Seit einem Jahr ist nun meine Situation
stabil, auch das gibt mir Halt und ich sage mir jeden Tag: «Ich
werde wieder gesund!»
Haben die Gespräche und die Beratung zu einer Entlastung geführt? Ja, die Begleitung macht ruhiger. Frau Palm
wäre jederzeit für mich da und dass ich ihr meine Geschichte, meine Sorgen anvertrauen und ganz offen darüber sprechen kann, tut einfach gut. Es gab Zeiten, in denen ich deprimiert war. Beispielsweise als es parallel zur Chemotherapie
in meiner rechten Hand zu einer Entzündung kam und die Diagnose nicht klar war. Die Ärzte sprachen von Polyarthritis
und Rheuma und wussten anfangs nicht genau, was es war.
Auch eine Operation war eine mögliche Option, allerdings erst
dann, wenn vorab eine medikamentöse Behandlung stattfinden könnte. Diese Situation hat mich zu Boden gedrückt, ich
fiel in ein Tief und hatte in dieser Phase auch Selbstmordgedanken. Ich dachte, jetzt habe ich diese schwere Krankheit
und jetzt kommt noch diese Entzündung der Hand hinzu. Was
würde denn noch alles kommen? Seit ich nun weiss, dass es
keinen Zusammenhang zwischen der Krebserkrankung und der
Entzündung in meiner Hand gibt und diese nicht gefährlich
ist, geht es mir besser, bin ich stabiler. Und die Ärzte geben
mir die Hoffnung, dass die Finger bald wieder beweglich sein
werden und ich meine Hand wieder einsetzen kann. Ich bin
auf dem Weg der Besserung und klettere immer wieder aus
diesen tiefen Löchern heraus.
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Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Kompetenzzentrum für psychische Erkrankungen im Berufsleben
Mit dem Ziel, ein Kompetenzzentrum für psychische
Erkrankungen im Berufsleben aufzubauen, erfolgte in
Zusammenarbeit mit einer Studierendengruppe der
Hochschule St.Gallen (Fachbereich Soziale Arbeit) eine
qualitative Erhebung und Beschreibung zu möglichen
Ideen, zu Bedarf und Erwartungen und zur Zusammenarbeit mit bereits kooperierenden Betrieben, deren Mitarbeitenden und anderen in den Betrieben tätigen Sozialdiensten.
Die Koordinierte Intervention des Psychiatrie-Zentrums
Rheintal bietet gemeinsam mit fachärztlicher Unterstützung
Job Coaching sowie Case Management an. Aktuell wird oftmals erst nach einer Krankschreibung Kontakt mit den jeweiligen Arbeitgebern aufgenommen. Im Sinne einer präventiven Massnahme und Früherkennung von psychischen Erkrankungen könnte ein «Kompetenzzentrum für psychische
Erkrankungen im Berufsleben» sowohl den Arbeitgebenden,
den Arbeitnehmenden als auch den bereits beteiligten Sozialdiensten eine Anlaufstelle und Drehscheibe sein, um zu
informieren, zu vernetzen und somit bei Vorfällen von psychischen Erkrankungen frühzeitig und professionell intervenieren zu können.
Angesichts dieser Situation stellte sich die Frage, inwieweit
seitens Arbeitgeber ein zusätzlicher Bedarf an Unterstützungsmöglichkeiten besteht. Daraus konnten folgende Fragestellungen abgeleitet werden:
•• Besteht in den örtlichen Unternehmen/Betrieben ein Bedarf, mehr über psychische Erkrankungen zu erfahren und
wie müsste die Zusammenarbeit der beteiligten Parteien
aussehen?
•• Was wäre für Führungskräfte eine gute Art und Weise an
Wissensvermittlung?
•• Gibt es Ideen für weitere präventive Leistungen eines Kompetenzzentrums?
•• Für welche Form der Betriebe könnte eine entsprechende
Dienstleistung ein zusätzlicher Gewinn für das betriebliche
Gesundheitsmanagement sein?
•• Könnte durch die präventive Triage an Fachpersonen ein
professioneller Umgang mit der Gesundheit in der gesamten Belegschaft erwirkt werden?
Die Projektgruppe vertiefte sich in der Literatur zum Thema
«Psychische Erkrankungen im Berufsleben». Die Studierenden
griffen dazu auch auf aktuelle Erkenntnisse der OECD-Studie
2014 «Psychische Gesundheit und Beschäftigung: Schweiz»
zurück und fassten Teile davon zusammen, welche als relevant für die Thematik betrachtet wurden. Das Psychiatrie-Zentrum Rheintal entschied sich für eine Befragung mittels sechs
qualitativer Interviews in bereits kooperierenden Firmen (Einzugsgebiet Rheineck bis Rüthi). Befragt wurden Experten, welche als Personalleiter in diesen Firmen tätig sind.
Die Ergebnisse zeigen auf: Generell scheint das Thema «Psychische Erkrankung im Berufsleben» die Personalverantwortlichen aller befragten Firmen, unabhängig von Branche oder
Unternehmensgrösse zu interessieren. Innerhalb der befragten Betriebe wird sehr unterschiedlich mit der Thematik
umgegangen und es wurde deutlich, dass die Problematik präsent und aktuell ist. In allen Firmen ist eine unterschiedliche
Anzahl von «Fällen» vorhanden. Die Personalleiter wenden
sich in Situationen, in welchen Mitarbeitende eine psychische
Problematik aufweise und diese nicht mehr betriebsintern geregelt werden können, an externe Fachpersonen.
In allen geführten Experteninterviews erzählten die Personalleiter von ihren individuellen Erfahrungen und es wurde klar,
dass alle durch mehrjährige praktische Erfahrungen eine breite und tiefe Berufserfahrung im Personalmanagement besitzen. Zudem wurde deutlich, dass die Befragten viel Wert auf
persönliche Erfahrungen im Arbeitsalltag legen. Im Umgang
Franco Schneller
Dienstagsreferat
mit psychischen Erkrankungen seien eben genau diese Erfahrungen hilfreich und sie könnten davon profitieren. Wissensvermittlung in unterschiedlichen Formen wurde konkret gewünscht, sei dies spezifisch zum Thema psychische Erkrankungen sowie auch allgemein zu anderen Themen aus dem
betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Die Zusammenarbeit mit externen Fachstellen ist allen befragten Betrieben sehr wichtig. Ebenso wird bei allen ein offener und wertschätzender Kommunikationsstil gepflegt, welcher den Betroffenen die Möglichkeit bieten soll, Probleme
mit Vorgesetzten und im Team anzusprechen. Eine weitere,
konkret genannte Möglichkeit wäre eine betriebsinterne Intervision oder eine Kontaktperson/Telefonnummer zur Informationseinholung verschiedener Art zu dieser Thematik.
Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass die Mehrheit
der Befragten ein zusätzliches Angebot begrüssen würde und
somit bereit wäre, zusätzliche Unterstützung im Bereich «Psychische Erkrankung im Berufsleben» anzunehmen. Wie diese
Unterstützung nun konkret aussehen wird, ist noch offen, da
die Schwierigkeit besteht, dass Ideen und zusätzliche Bedürfnisse nur in einzelnen Betrieben gewünscht werden. Das Potenzial für eine zusätzliche Auseinandersetzung und Vertiefung, beziehungsweise eine Weiterführung der bestehenden
Kooperation, ist bei allen befragten Betrieben vorhanden. Aus
diesem Grund könnte durchaus ein Angebotskatalog sowie
Strukturen eines «Kompetenzzentrums» entstehen.
Aufgrund der Erkenntnisse hat das Projektteam der Leitung
des Psychiatrie-Zentrums Rheintal empfohlen, die angestrebte Idee des «Kompetenzzentrums für psychische Erkrankungen im Berufsleben» weiter zu verfolgen und diese schrittweise umzusetzen.
Franco Schneller, Sozialarbeiter und Job Coach
Filmvorführung: «Zwischen Bangen und Hoffen»
Am 27. Oktober 2015 konnte im Rahmen des Dienstags-Referates der Film «Zwischen Bangen und Hoffen» gezeigt werden. Dieser Film erzählt in berührender
Weise über persönliche Erfahrungen von Menschen, die mit einer psychischen Erkrankung konfrontiert sind oder waren - sei es als Betroffene oder als Angehörige.
Der Film ermutigt Betroffene und die Angehörigen psychisch Erkrankter, Beratung
und Hilfe in Anspruch zu nehmen und der eigenen Gesundheit Sorge zu tragen.
Im moderierten Podiumsgespräch im zweiten Teil, diskutierten Fachleute der
Psychiatrie-Dienste Süd, Betroffene und Angehörige zum Thema. Sie zeigten auf,
was sie auf ihrem Weg zurück in den sozialen und beruflichen Alltag als hinderlich
oder förderlich erfahren hatten. Die Podiumsdiskussion wurde intensiv geführt und
die Fachleute gingen auf die individuellen Fragen differenziert ein.
Informationen zu weiteren Veranstaltungen finden Sie auf:
www.psych.ch/agenda
Zumieten neuer Büroräumlichkeiten
Die Zahl der zu behandelnder Patienten im Psychiatrie-Zentrum Rheintal nimmt
jährlich zu, was ein personeller Ausbau der verschiedenen fachlichen Bereiche
und Spezialangebote zur Folge hat. Um die nötigen Ressourcen und Infrastruktur
sicherzustellen mussten vorübergehend neue und zielgruppengerechte Büroräumlichkeiten in unmittelbarer Umgebung bezogen werden.
Der Alterspsychiatrische Dienst ist nun an der Balgacherstrasse 206 zu finden.
Durch den barriere- und stufenfreien Zugang, ist das Gebäude für die Patienten
gut zugänglich.
Das Kompetenzzentrum Gynäkopsychiatrie konnte in die bereits bestehenden
Räumlichkeiten der Berneckerstrasse 215 ziehen. Zugleich konnte eine einladende und kinderfreundliche Atmosphäre im Wartebereich und in den Büroräumlichkeiten geschaffen werden.
Simone Michlig, Assistentin Zentrumsleitung
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Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Erweitertes Behandlungsangebot der Tagesklinik
Im August 2015 wurde ein angepasstes und optimiertes
Angebot für Patienten geschaffen, für welche einerseits
eine ambulante Behandlung nicht ausreicht, aber andererseits die Teilnahme am bisherigen Tagesklinikangebot eine zu grosse Anforderung darstellt. Mit dieser
Erweiterung des Behandlungsangebotes konnte eine
Versorgungslücke in der Behandlung geschlossen und
die sozialpsychiatrische Versorgung in der Region verbessert werden.
Da diese Behandlung individuell anpassbar, niederschwellig
und schnell einleitbar ist, wird eine Aufnahme ohne Vorgespräch oder Warteliste möglich. Nach einem stationären Aufenthalt kann die Behandlung nahtlos in der Tagesklinik fortgesetzt werden. Voraussetzung ist eine bestehende ambulante
Therapie, wobei die ambulanten Behandler auch weiterhin
fallführend sind.
An zwei Tagen pro Woche (dienstags und donnerstags) wird
ein Programm in Kleingruppen angeboten, welches den Fokus
auf Aktivierung im Alltag, soziale Kompetenzen, Pünktlichkeit,
Realitätsbezogenheit, psychische Stabilisierung und Verbesserung sowie das Erhalten von psychischen Grundleistungsfunktionen legt. Ziel ist es, dass psychisch Kranke ihren Alltag
wieder bewältigen können und eine Stabilität für die weitere
Behandlung und Re-Integration erlangen.
Das Behandlungsangebot ist störungsübergreifend und gruppentherapeutisch ausgerichtet. Soziotherapie, Milieutherapie,
Training sozialer Kompetenzen, Psychoedukation, Bewegung
und Ergotherapie bilden die einzelnen Elemente. Im Rahmen
der Soziotherapie werden Anliegen, die das Zusammenleben
sowie die Anforderungen des Alltags und deren Organisation
betreffen, besprochen und trainiert. Bestandteil dieser Therapieform sind verschiedene Gruppenaktivitäten und gemeinsame Mahlzeiten (Frühstück und Mittagessen).
Übergeordnetes Ziel stellt die Förderung von sozialen Kompetenzen dar, um den gewohnten Lebensrahmen zu erhalten
bzw. einen neuen zu schaffen, angemessene Bewältigungsstrategien zu erlangen sowie Selbstständigkeit im Alltag zu
erreichen. Weiter ist auch die Unterstützung und Stärkung der
Beziehungsfähigkeit der Patienten von Bedeutung. Wenn nötig und gewünscht wird das soziale Umfeld der Patienten in
die Behandlung mit einbezogen.
Die Ergotherapie als wesentlicher Bestandteil der Behandlung, zielt darauf ab, die eigenen Potenziale zu entdecken,
psychische Stabilität zu erlangen sowie Selbstwahrnehmung
und Selbstwerterleben zu stärken. Die Belastbarkeit wird trainiert und die Leistungsfähigkeit erhöht.
Wesentlich in der Behandlung ist die Haltung von Recovery,
das heisst die Hoffnung, dass Gesundung auch bei schweren
chronischen psychischen Krankheiten möglich ist. Um einen
Recoveryprozess nachhaltig zu fördern, wird eine Peermitarbeiterin in die Behandlung im Gruppen- und Einzelsetting einbezogen. Peers sind Betroffene, die einen eigenen RecoveryWeg gegangen sind, die eigenen Erfahrungen reflektiert und
methodische und rechtliche Grundkenntnisse in einer PeerWeiterbildung erworben haben.
Jutta Reiter, Leitende Ärztin
v.l.: Jutta Reiter, Leitende Ärztin; Jocarda Halter, Kunsttherapeutin; Ralf Fischer, Pflegefachmann HF; Nicole Lippuner, Medizinische Praxisassistentin
Skills-Training für
Borderline-Patienten
Nähe schafft Vertrauen
Hauptziel des Skills-Training ist es, Gefühle und deren
Intensität zu erkennen und wahrzunehmen, um sie beeinflussen zu können. Es sollen neue Strategien zur Gefühlsregulation erlernt werden, die nicht selbstschädigend
oder selbstverletzend wirken. Als Gruppentherapie konzipiert, profitieren die Gruppenmitglieder zusätzlich vom
Austausch in der Gruppe und verbessern ihre soziale
Kompetenz.
Das Fabrik-Café bedient täglich seine Besucher mit
biologischen und frisch zubereiteten Speisen und
Getränken. Die benötigte Menge an Zutaten ist überschaubar und bietet damit die Möglichkeit, die Lebensmittel aus kleinen Betrieben zu beziehen und den Grundstein für eine optimale Qualität zu legen.
Das Skills-Training (Skill, engl.: Fähigkeit) ist ein ursprünglich
von Marsha Linehan (1943), Professorin für Psychologie an der
University of Washington in Seattle (USA) entwickeltes Therapieprogramm für Personen mit einer Borderline-Persönlichkeit. Es bildet zusammen mit der psychotherapeutischen Einzeltherapie eine therapeutische Gesamt-Strategie und findet
regelmässig wöchentlich jeweils zwei Stunden als psychotherapeutisches Gruppentraining statt.
Die Lieferanten stammen ausschliesslich aus der Region: Das
Brot wird beispielsweise von einem Familienbetrieb aus der
Gemeinde und das Gemüse vom nahen Landwirtschaftsbetrieb persönlich bis in die Küche geliefert. Nischenprodukte,
das ist eine sorgfältige Auswahl an Spezialitäten, werden
selbst nur in kleinen Mengen hergestellt, so beispielweise
der Chai-Tai aus dem Appenzeller Kloster oder der Alpkäse
aus Tamons (Sargans).
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit wachsen in der
Regel in einer Umgebung auf, in der sie nicht lernen, sich auf
die eigenen Gefühle zu verlassen und diesen zu vertrauen.
Diese Schwierigkeit, Gefühle zu benennen, zu regulieren und
Spannungen auszuhalten, setzt sich auch im Erwachsenenalter fort. In der ausgeprägten Form der Störung schädigen und
verletzen sich Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit
immer wieder selbst, um die innere Spannung und Verzweiflung nicht länger aushalten zu müssen. Beziehungsschwierigkeiten, Ängste, Scham, innere Leere, sozialer Rückzug, Substanzmissbrauch und Suizid sind mögliche Folgen.
Das im Psychiatrie-Zentrum Werdenberg Sarganserland angebotene Therapieprogramm hat fünf Themenschwerpunkte,
im Skills-Training «Module» genannt: Achtsamkeit, Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen, zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert. Jedes Modul wird mit Theorieblöcken
eingeführt und mit Aufgaben vertieft. Das Skills-Training dauert jeweils ein halbes Jahr, die Gruppengrösse ist auf maximal neun Personen beschränkt und es wird von zwei Psychotherapeutinnen geführt. Der Einstieg in die Gruppe kann nach
Absprache jederzeit erfolgen.
Wenn die Teilnehmenden nach einem abgeschlossenen
Skills-Training ihre Gefühle wahrnehmen und Einfluss auf ihre Gefühle nehmen können, weil sie individuelle Strategien
und Fähigkeiten (Skills) erlernt haben, ohne sich oder andere
zu schädigen, ist das Ziel des Trainings erreicht.
Ob Grundnahrungsmittel oder Nischenprodukte, allen gemeinsam ist der direkte Kontakt zum Lieferanten und Hersteller.
Bei der persönlichen Lieferung oder beim Einkauf vor Ort findet ein regelmässiger Austausch statt. Daraus ergibt sich oftmals ein Gespräch über Einsatz- und Zubereitungsmöglichkeiten oder die neusten Trends in der Branche. Gerne wird
hin und wieder der Blick hinter die Kulissen gerichtet, die Herstellung mitverfolgt und die Produkte natürlich auch gekostet.
Diese Offenheit schafft Vertrauen und die Nachhaltigkeit der
biologischen Lebensmittel wird sichtbar.
Qualität und Regionalität wird täglich gelebt, sie ist authentisch und verleiht dem Fabrik-Café seine spezielle Note als Ort
der Begegnung, Integration und Nachhaltigkeit.
Simone Hobi, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP
Julia Kindle-Mayer, Bereichsleiterin Infrastruktur und Organisation
10 l 11
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Rollstuhlgängigkeit der Arbeitsräume
Das nachfolgende Interview mit Dorothee Wilhelm, Psychologin, führte Deborah Reber, Arztsekretärin: Frau
Wilhelm, Sie arbeiten seit Juni 2015 im Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet und sind im täglichen Leben auf ihren
Rollstuhl angewiesen. Welche Hindernisse bestanden
bei Arbeitsbeginn im Psychiatrie-Zentrum hier in Uznach? Der Eingang von der Tiefgarage ins Gebäude sowie
das Betreten der Dachterrasse waren wegen der bestehenden Schwellen ein Problem. Auch in der Küche bestand aufgrund der hohen Schränke eine unüberwindbare Barriere, um
an Tassen und Gläser zu gelangen.
Wie wurde mit den Anforderungen umgegangen? Konrad
Mettler, Leiter Infrastruktur und Organisation, hat mich beim
Eintritt ins Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet nach meinen Wünschen und Anforderungen gefragt und innert kürzester Zeit
alles optimiert. So wurde beim Zugang über die Tiefgarage
eine Rampe mit Plattform angebaut und auch die Dachterrasse kann ich jetzt mit Hilfe der Rampe barrierefrei betreten.
Ich wäre selbst gar nicht auf die Idee gekommen, dass es zur
Rampe auch eine Plattform braucht, damit ich eine Hand frei
habe, um die Tür zu öffnen! Damit auch ich ohne fremde Hilfe
Kaffee und Wasser trinken kann, wurden für mich einige Tassen und Gläser in erreichbare Höhe umplatziert.
Was könnte zusätzlich optimiert werden? Für meine tägliche Arbeit sind keine weiteren Anpassungen mehr nötig. Ich
möchte an dieser Stelle jedoch ausdrücklich anmerken, dass
ich das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet als sehr fortschrittlichen Arbeitgeber bezüglich Barrierefreiheit für Mitarbeitende im Rollstuhl erlebe. Gerne möchte ich auch eine Anekdote
anbringen, welche mich bereits beim Einstellungsgespräch
von der Offenheit und Flexibilität der Führungskräfte überzeugt hat: Zum Ende des Vorstellungsgespräches führte mich
die leitende Ärztin, Frau Angela Brucher, durch die Räumlichkeiten des Zentrums und zeigte mir dabei auch die Tiefgarage.
Bei dieser Besichtigung fiel ihr auf, dass die oben erwähnte
Rampe ein Hindernis für mich darstellt. Bereits zu diesem Zeitpunkt sagte sie, dass die Anstellung im Psychiatrie-Zentrum
Linthgebiet nicht an den vorhandenen Hindernissen scheitern
soll, was mich sehr begeisterte.
Erweitertes Tagesklinikangebot am Standort Rapperswil
Nicht immer ist es möglich oder notwendig, sich bei
einem psychiatrischen und/oder psychosomatischen
Problem stationär behandeln zu lassen. Die Tagesklinik stellt eine Brückenfunktion zwischen vollstationärem Aufenthalt einerseits, und dem Leben in eigenem
Wohnraum andererseits, dar. Den Alltag bewältigen
und Kompetenzen stärken - die erweiterte Tagesklinik
in Rapperswil stellt sich vor.
Durch das Leben in eigenem Wohnraum bleiben die Patienten
in ihrem Beziehungsumfeld weitgehend integriert. Ständiger
Wechsel von Bindung bei scharf abgegrenzter Privatsphäre, Selbstverfügung und die kontinuierliche Oszillation (das
Schwingen) zwischen diesen Elementen reguliert dabei innere Abhängigkeitsbedürfnisse und Verschmelzungsängste.
Aus unterschiedlichen Facetten der Wirkfaktoren in unserer
Tagesklinik ist ein Aspekt besonders wichtig: Die Dimension
von «Halten und Trennen» als Übungsfeld im tagesklinischen
Setting. Sich einlassen, zulassen und loslassen - dies täglich
zum Gelingen zu bringen, setzt Mut, Ermutigung und Geduld
voraus.
Ein solcher konstruktiver Zwischenraum ist besonders für
schwer psychisch kranke Menschen hilfreich, bei denen ein
offenes und flexibles Leistungsangebot mit psychotherapeutischen, sozialen Behandlungen zusammen wirkt. Gut beurteilbar ist in der Tagesklinik ebenfalls das soziale Funktionsniveau wie zum Beispiel die Fähigkeit zur Selbstversorgung,
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Problemlösungsstrategien, kommunikative Fähigkeiten, das Verhalten in der Gruppe
und die Bewältigung von Wochenenden, da dies unmittelbar
im Alltag der Tagesklinik eine grosse Rolle spielt.
Bei seelischen Krankheiten sind oftmals mehrere Aspekte des
menschlichen Erlebens betroffen. Diese Tatsache spiegelt sich
auch im Behandlungskonzept unserer psychiatrischen Tagesklinik wieder. Zusätzlich zu einer ambulanten Behandlung
liegt der Fokus auf einer bedarfsgerechten, individualisierten,
multimodalen Therapie (an zwei bis drei Wochentagen) sowie
auf dem Unterstützen der Patienten in der Bewältigung des
Alltages durch Aktivieren ihrer Ressourcen und Verbessern
ihres Selbstwertgefühles sowie ihrer Selbstwirksamkeit. Die
Patienten nehmen ein- bis zweimal wöchentlich am Behandlungsangebot der Tagesklinik teil. Das Programm der Tagesklinik ist ein gruppenorientiertes, aktivierendes Angebot. Es
umfasst Alltagstraining, Kochgruppe, Bewegung, Kunst- und
Ergotherapie sowie eine Achtsamkeitsgruppe.
Die ambulante Therapie wird während der Dauer des Tagesklinikaufenthaltes bei den vorbehandelnden Psychotherapeuten weitergeführt oder mit unserer Unterstützung in die
Wege geleitet. Das Programm findet von Montag bis Mittwoch statt.
Dragana Maggio, Bereichsleiterin Ambulatorium, Oberärztin
Über psychische Gesundheit gesprochen
von Menschen mit einer psychischen Krankheit aufmerksam
zu machen und persönliche Kontakte zu Patienten und Mitarbeitenden vor Ort zu pflegen.
Am Tag der psychischen Gesundheit 2015 besuchte Regierungsrätin Heidi Hanselmann das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet. Sie nutzte die Gelegenheit, um auf die Stigmatisierung
Fachleute des Psychiatrie-Zentrums ermöglichten unter dem
Titel «Offen über psychische Erkrankungen sprechen - wir helfen Betroffenen und Angehörigen dabei» einen Einblick in die
gruppentherapeutische Arbeit und zeigten auf, warum es so
wichtig ist, systematisch darüber zu sprechen: Es entlastet
den Patienten und hilft im Umgang mit der eigenen Krankheit, aber auch in wichtigen Beziehungen in Familie, Beruf
und Freizeit.
Deborah Reber, Arztsekretärin
12 l 13
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Peer-Weiterbildung der Pro Mente Sana
Die Erkenntnis, dass Menschen von schwerer psy­
chischer Erkrankung gesunden können, hat sich unter
dem Begriff Recovery (wörtlich: Wiederherstellung,
Gesundung, Genesung) einen Namen gemacht und
Bewegung in die Behandlungskultur der psychiatrischen Versorgung gebracht. Der Zusammenhang von
Sinnsuche und Genesung gewinnt dabei immer mehr an
Bedeutung.
Menschen, die eigene Gesundungswege, eben Recovery-Wege, gegangen sind und nun ihr Erfahrungswissen nutzen, um
anderen hilfreich zur Seite zu stehen, werden mit dem englischen Begriff Peer bezeichnet. Psychisch erschütterte Menschen zu ermutigen und auf ihrem Recovery-Weg zu unterstützen, ist ein zentrales Anliegen von Pro Mente Sana, ebenso
wie das Angebot von Peer-Weiterbildungen. Da das Angebot
von Peer-Weiterbildungen und Peers auch für uns im Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet ein zentrales Thema bildet, finden nun
hier in unserem Zentrum seit September 2015 regelmässige
Weiterbildungsmodule zum Thema «Recovery Fundamente»
sowie zur «Peer Qualifikation» statt.
Grundlage für eine Peer-Weiterbildung bildet die Absolvierung der Recovery Fundamente, welche sich in die folgenden
sechs Module aufteilt: Zugang > Verständnis > Wandlung;
Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden; Empowerment
> Erfahrung > Teilhabe; Selbsterforschung > selbstbewusst
werden; Recovery > Weg zur Gesundung; Selbstwirksamkeit
> Vertrauen > Selbstbewusstsein. Bei den beiden Modulen
Peermitarbeitende sind in den Psychiatrie-Diensten Süd in den Behandlungsalltag fest integriert.
v.l.: Karl Sauder, Sybil Ulrich, Pia Pfister, Renata Bleichenbacher
«­ Empowerment > Erfahrung > Teilhabe» und «Recovery > Weg
zur Gesundung» haben Mitarbeitende der Psychiatrie-Dienste
Süd (PDS) im Rahmen der zur Verfügung gestellten Weiterbildungstage die Möglichkeit, ihre Erfahrungen einzubringen und
ihr Wissen zu vertiefen.
Nach Abschluss der Weiterbildung Recovery Fundamente folgen weitere sechs Module zur Peer Qualifikation, welche sich
wie folgt zusammensetzt: Fürsprache > rechtliche Grundlagen;
Gesundung unterstützen > Selbsthilfe > Trialog; Beraten und
Begleiten; Krisenintervention; Lehren und Lernen; Abschlussmodul. Auch hier haben Mitarbeitende der PDS bei den zwei
Modulen «Gesundung unterstützen > Selbsthilfe > Trialog»
sowie «Krisenintervention» die Möglichkeit zur Teilnahme.
Im Rahmen der in unserem Zentrum angebotenen Weiterbildungen hat sich die Leitung des Psychiatrie-Zentrums entschieden, für die zur Weiterbildung erforderlichen Praktikumsdauer
eine angehende Peer einzustellen, welche das Team und die
Patienten unterstützen wird.
Die Zentrumsleitung freut sich darauf, in den kommenden Monaten Teilnehmende der beiden Weiterbildungen willkommen
zu heissen.
Karlheinz Pracher, Zentrumsleiter
Demenz ist für Angehörige eine echte Herausforderung
Im Rahmen des Dienstagsreferates «Herausforderung
Demenz» lud das Zentrum die interessierte Öffentlichkeit zum Themenabend ein. Rita Gross von der schweizerischen Alzheimervereinigung, zeigte auf, wie man
dieser Herausforderung und den dementen Menschen
begegnen kann. Rund 40 Gäste nutzten die Gelegenheit,
um im Anschluss an das Fachreferat konkrete Fragen zu
stellen und Erfahrungen auszutauschen.
Das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet bietet ambulante
Demenzabklärungen (zusammen mit dem Spital Linth)
und Entlastungsmöglichkeiten an und möchte nun in der
Region eine Betreuergruppe ins Leben rufen.
Informationen zu weiteren Veranstaltungen finden Sie
auf www.psych.ch/agenda
Deborah Reber, Arztsekretärin
Wissen und Bewältigung – Angehörigenkurs
Anfangs November startete im Psychiatrie-Zentrum
Linthgebiet der erste Angehörigenkurs «Wissen und
Bewältigung», bei welchem Partnern, Kindern und nahestehenden Personen von demenzerkrankten Menschen
Grundlagen des Krankheitsbildes Demenz, Kommunikationsaspekte sowie der Umgang mit eigenen Belas­
tungen und Gefühlen vermittelt werden.
Der Kurs gliedert sich in vier kostenlose Abende von jeweils
zwei Stunden und enthält die Themen: Ausprägungen, Prognose und Verlauf der Demenz, Kommunikationsfertigkeiten und
Validation, Erfahrungen und Beispiele aus dem Alltag werden
durch Austausch und Rollenspiele erfahrbar gemacht, sowie
ein Rückblick und Erfahrungsaustausch einige Wochen nach
dem Kurs.
Da der grösste Teil der demenzerkrankten Menschen vor allem
zuhause von ihren Angehörigen gepflegt werden, wurde das
Konzept der Gruppe entsprechend entwickelt. Die Angehörigen sollen für diese anspruchsvolle Arbeit beraten werden.
Ohne die nötige Unterstützung, Wissensvermittlung und Angebotsinformationen der Region, droht eine Überforderung
der pflegenden Angehörigen. Ein weiteres Ziel soll die Prophylaxe gegen das «Ausbrennen» sein.
Elisabeth Krättli, Pflegefachfrau HF, PCA Beraterin und Supervisorin BSO
Kathrina Bächtle, Ergotherapeutin, Fachtherapeutin Kognitives Training
14 l 15
Klinik St.Pirminsberg
Projekt Lean-Hospital-Management und Pilot
Der Patient soll uneingeschränkt im Fokus unserer
Bemühungen stehen. Dass dies nicht immer ganz einfach ist, wissen wir alle. Die Komplexität, die Qualitätsanforderungen, die Richtlinien und die damit verbundenen Aufwände nehmen stetig zu. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt Lean-Hospital-Management ins
Leben gerufen. Damit sollen die Grundlagen geschaffen
werden, um mit den bestehenden Ressourcen die steigende Arbeitslast und die Herausforderung in Zusammenhang mit der Erreichung der strategischen Ziele zu
bewältigen.
Lean-Management hat seinen Ursprung in der 1950er Jahren
in der japanischen Automobil-Industrie. Nun haben die Psychiatrie-Dienste Süd das Projekt Lean-Hospital-Management
gestartet, doch was genau haben wir mit «Toyota» zu tun?
Bereits durchgeführte Lean-Projekte in anderen Psychiatrien
zeigen, dass das Konzept auch auf Betriebe im Gesundheitswesen angewendet werden kann.
Gemeinsam mit einem externen Beratungsunternehmen, wird
die Balance-Station - als Pilotstation - analysiert und gemeinsam mit dem Team Verbesserungsansätze entwickelt. Nach
einigen wenigen Vorbereitungssitzungen wurde bereits ein
erster Gemba-Walk (aus dem Japanischen: Das Management
macht sich auf und prüft dort, wo tatsächlich die Wertschöpfung stattfindet) durchgeführt, bei dem das Beratungsteam
einen ersten Eindruck der Situation erhielt und Rahmenbedingungen festgelegt wurden.
Im Rahmen des Pilots wird der Auftrag klar erarbeitet. Bei
der Wertstromanalyse wird der Patient von seinem Eintritt
bis zu seinem Austritt begleitet. Bei der Tätigkeitsstruktur­
analyse werden die Mitarbeitenden begleitet. Daraus werden
Problemstellungen abgeleitet, welche im Rahmen von Workshops, welche als Blitz-Kaizen bezeichnet werden, vom Team
bearbeitet, um eigenständig Lösungen dafür zu erarbeiten, die
im besten Fall direkt umsetzbar sind.
Parallel dazu werden sogenannte Lean-Master ausgebildet.
Sie werden nach erfolgreichem Abschluss des Pilots die Ausweitung des Lean-Gedanken im Unternehmen unterstützen
und zukünftig Lean-Projekte durchführen.
Von den Ergebnissen und Erkenntnissen aus diesem Pilot
sollen Ende März 2016 Massnahmen abgeleitet und danach
weitere Lean-Projekte geplant und umgesetzt werden. Dabei
ist die Ausweitung in alle Standorte der Psychiatrie-Dienste
Süd vorgesehen.
Gordana Heuberger, Leiterin Klinik St.Pirminsberg und Projektleiterin
Lean-Hospital-Management
Die Bedeutung von Musik:
Erfahrungen aus der Musiktherapie
In der Musiktherapie mache ich beinahe täglich die
Erfahrung, dass Entschleunigung, das Entgegenwirken von Vereinsamung und das Erzeugen wohltuender
Atmosphäre von meinen Patienten gesucht werden. Im
gemeinsamen musikalischen Spiel in der Gruppe entsteht nicht selten die Erfahrung, durch einfaches Zuhören, Einfühlen und instrumentales Einsteigen in die
Musik, Teil eines Miteinanders zu sein, indem jeder
einen unverzichtbaren Beitrag leistet. Das Resultat
wird von Patienten als beglückend, sozial bedeutend
und in intensiver Atmosphäre spürbarer Gruppenenergie beschrieben.
Bereits 2009, als mir erstmals der Mangel an Musik in der
psychiatrischen Behandlung auffiel, und ich damit im Rahmen
der Ergotherapie erstmals ein musikalisches Angebot einbringen durfte, war schnell zu erkennen, dass Patienten die Therapie gerne nutzten und Musik das Potential für ein tiefergreifenderes Angebot hatte. Ich fragte mich, welch hohe Bedeutung Musik im Leben der Menschen haben muss, dass kaum
einer ohne sie durchs Leben geht.
Heute, nach dem Etablieren der Musiktherapie im Angebot
und als diplomierte Musiktherapeutin, verstehe ich vieles besser als damals. Die Frage, nach dem Stellenwert von Musik
im Leben des Menschen bekam ich mit Absolvieren der Ausbildung beantwortet. Doch, damit kein falscher Eindruck entsteht, auf jeder gewonnenen Klarheit baut sich eine Anzahl
neuer Fragen auf, deren Antworten mich vielleicht eines Tages die Tragweite der Wirkung von Musik erahnen lassen.
In der Forschung bietet die Bedeutung der Musik ein wachsendes Interesse, nicht zuletzt aufgrund von beeindruckenden
Ergebnissen, sondern auch im Hinblick auf die Frage, wie sich
unser Gesundheitssystem, sowie die Abdeckung menschlicher
Bedürfnisse zukünftiger Generationen weiter entwickeln wird.
Die Überzeugung besteht, dass der Bedarf an Musiktherapie
rapide zunehmen wird, wo es um Entspannung, Sozialkompetenzen und Atmosphäre geht.
Als Fachfrau für Musiktherapie erkläre ich dieses Phänomen
mit anderen Worten: Das Spiel eines Instrumentes dient dem
Ausdrucksvermögen von Gefühlen, Emotionen, Erlebnissen
und Erfahrungen. Auch Kummer, Schmerz, Angst und Schrecken, sind über Musikinstrumente oft leichter mitteilbar als
durch Worte. Der verbale Ausdruck bleibt, im Gegensatz zur
Musik, Platzhalter für Gefühle, nicht aber das Gefühl selber.
Musik wird als hörbares Gefühl wahrgenommen und damit
kultur- und sprachübergreifend verstanden. Die Gruppe dient
in dem Fall als Resonanz, als respondierendes Gegenüber,
das im musikalischen Spiel unmittelbar seine Reaktion signalisiert. Es geht um Interaktion, das Teilen und Mit-Teilen von
Gefühlen, Empfindungen und deren Ausdruck.
Erste Erfahrungen mit Musik, oder zumindest mit ihren Bestandteilen wie Rhythmus und Melodie, erfahren wir Menschen erstmals vorgeburtlich, intrauterin als Feten. Die weltweit einheitlichen Teile der Musik sind uns bei Geburt bereits vertraut, so dass der Säugling in der Affektabstimmung
mit seiner Bezugsperson bereits die Gesetze von Melodiebedeutung und Spannungsbögen beherrscht. Diese sind es, die
den Zuhörer komplexer Kompositionen, mit Gefühlswallungen
empfänglich für das Erregungsvermögen der Musik machen.
Allen voraus das Crescendo, welches in Form verschiedener
Stimmen nach seinem Anschwellen der Lautstärke und Intensität zu einem abrupten Abfall der Spannung führt, um dann
erneut den Spannungsaufbau aufzunehmen. Diese musikalische Sprache wird vom Zuhörenden unbewusst verstanden,
und erinnert an eine Zeit der Geborgenheit in der Dyade mit
der Mutter, wo ein ähnlicher Spannungsaufbau durch das gemeinsame, spielerische Kommunizieren mit ihr erlebt wurde.
Anhand dieses Beispiels sieht man, dass die Musik nicht etwas weit Hergeholtes ist, sondern uns näher steht als vermutet. Sie scheint einen zu verstehen und ermöglicht dem
Menschen genau dann Ausdrucksvermögen, wenn Worte ihren Dienst zu verweigern scheinen.
Auf meine Frage der Bedeutung von Musik zurückkommend, in
Verbindung mit meiner täglichen Erfahrung mit der Musiktherapie, möchte ich meine persönliche Sicht nicht ausser Acht
lassen. Es ist unverzichtbar, dass die Musik ausschliesslich im
Moment erlebbar ist und einmal verklungen nicht rekonstruierbar ist. Sie erinnert daran, die unmittelbare Gegenwart zu
leben, ihren Wert zu sehen und sie im nächsten Augenblick
wieder gehen zu lassen. Im Vertrauen, dass dies von wiederkehrender Natur ist, empfinde ich Dankbarkeit für die vielen
Begegnungen und dafür, Zeugin sein zu dürfen, von den vielen
persönlichen musikalischen Momenten.
Karin Hellemann, Musiktherapeutin
16 l 17
Klinik St.Pirminsberg
Übergangsbehandlung
Eine stationäre Behandlung bedeutet für Menschen,
welche von einer schwerwiegenden psychischen
Erkrankung betroffen sind, oft eine grosse Entlastung.
Umfangreiche Unterstützung und Abstand ermöglichen
eine Genesung, unüberwindbar scheinende Probleme
und Krisen können angegangen werden. So hilfreich diese vorübergehende Distanz erlebt wird, so gross kann
die Verunsicherung der Betroffenen bei einem Austritt
aus der stationären Behandlung sein. Diesem Umstand
wird in der Klinik seit kurzem mit der neuen Übergangsbehandlung begegnet, welche bei Bedarf die bestehende tagesklinische Versorgung in den drei PsychiatrieZentren ergänzt.
Psychische Erkrankungen und Krisen haben Auswirkungen in
alle Lebensbereiche. Einschränkungen des psychischen Wohlbefindens werden oft von körperlichen Beschwerden und sozialen Problemen begleitet. Diese soziale Problematik kann
sich im familiären, privaten Bereich wie auch im beruflichen
Umfeld ausdrücken: Ist der Austritt noch zu früh? Bin ich nach
dem Klinikaufenthalt wieder leistungsfähig? Wie gelingt es,
die Beziehung zu meinem Ehemann und den Kindern zu gestalten, nachdem das Zusammenleben vor dem Klinikeintritt
derart strapaziert war? Sind alle wichtigen Fragen im Zusammenhang mit den Sozialversicherungen geklärt? Solche Fragestellungen können Ausdruck der Verunsicherung von Betroffenen und ihrem Umfeld in der sensiblen Phase eines Austritts
aus der Klinik sein.
Einzelne Aspekte der beschriebenen Bereiche können bereits
an Wochenenden während der stationären Behandlung als
Standortbestimmung erfahren und geprobt werden. Dabei
liegt der Fokus schwerpunktmässig auf der Bearbeitung der
Problemstellungen im stationären Umfeld. Mit dem Übertritt
in die Übergangsbehandlung verändert sich der Blickwinkel
dahingehend, dass sich ein weiterer Schwerpunkt zusätzlich
auf die Lebensgestaltung und die Umsetzung von Bewältigungsstrategien ausserhalb der Klinik im häuslichen Umfeld
ausweitet. Das Zusammenspiel zwischen Therapien im vertrauten Setting und neuen Erfahrungen und Orientierung nach
dem stationären Aufenthalt und sich daraus ergebende Fragestellungen und Bewältigungsstrategien, sind Kernelemente
der Übergangsbehandlung.
Tagesklinische Nachbehandlungen haben in der Klinik in Pfäfers eine langjährige Tradition. Bis anhin war das Angebot
an die jeweilige Behandlungsstation gebunden. Durch die begrenzte Infrastruktur der einzelnen Stationen infolge der permanent hohen Belegungszahlen wie auch der steten Zunahme von Eintritten, entstand eine unbefriedigende Situation,
in welcher das Angebot an Tagesklinikplätzen in der Klinik
limitiert wurde. Dieser Umstand zeichnet nebst der Differenzierung des Übergangsangebots für eine neue Organisation
und Ausrichtung des Angebots verantwortlich. So ergänzt die
Übergangsbehandlung der Klinik die bestehenden Formen von
tagesklinischen Behandlungen in den Psychiatrie-Zentren und
bietet Patienten damit gesamthaft ein noch individuelleres
Therapieangebot.
Ein Eintritt in die Übergangsbehandlung ist nach einem stationären Aufenthalt in der Klinik möglich. Die niederschwellige Behandlung zwischen einem und mehreren Tagen in der
Woche wird gemeinsam mit dem Patienten geplant, die Aufenthaltsdauer orientiert sich an Indikation und Bedürfnis.
Hauptbestandteil des Angebots sind einerseits handlungsund ausdrucksorientierte Gruppentherapien wie Arbeits-, Ergo-, Kunst- und Musiktherapie sowie körperorientierte Therapien. Entsprechend können die Therapien der stationären
Behandlung weitgehend weitergeführt werden. Andererseits
bietet die gemeinsame Mittagszeit in den neuen Räumen der
Übergangsbehandlung ein sozio- und milieutherapeutisches
Übungsfeld, in welchem die persönlichen Alltagskompetenzen
und das Miteinander gefördert werden. Auch ist die Zusammenarbeit mit dem vorbehandelnden Psychotherapeuten möglich, damit die Prozesse im Übergang der unterschiedlichen
Versorgungsangebote optimal ineinander greifen.
Thomas Lampert, Koordinator Prävention und Angehörigenarbeit
Dreiländerkongress: Pflege in der Psychiatrie
Am Dreiländerkongress «Pflege in der Psychiatrie» in
Wien waren Mitarbeitende der Psychiatrie-Dienste Süd
mit verschiedenen Fachreferaten präsent.
v.l.: Cornelia Jäger-Dalbert, Pflegefachfrau HF;
Stefanie Schwarz, Pflegefachfrau FH; Dragica Deicha, Peerberaterin
(Foto: Richard Varadappa)
Der gemeinsame Praxisbeitrag von Peerberaterin Dragica
Deicha und den Pflegefachfrauen Stefanie Schwarz sowie
Cornelia Jäger-Dalbert zu Recovery ermöglichten den über
200 teilnehmenden Pflegefachpersonen aus der Schweiz,
Deutschland und Österreich einen weitreichenden Einblick in
die Arbeit mit Peers auf der Station Akut A.
­­
Gefühlen
und Wünschen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entwicklung von Kultur: Sprache ermöglicht
uns die Verständigung über Ideen, Konzepte und Begriffe und
erlaubt uns Wissen in allen Formen zu entwickeln und zu sammeln. Entsprechend ist Sprache auch im therapeutischen Kontext elementar.
Die Tagung befasste sich mit dem Thema «Sprachen» als Herausforderung für psychiatrische Pflegeberufe. In Workshops,
Referaten und Präsentationen wurde vielfältig auf verschiedene
Aspekte der Konstruktion und Wirkung von Sprache eingegangen. Sprache als Methode zur Übermittlung von Gedanken,­
Rückmeldungen haben gezeigt, dass die Psychiatrie-Dienste
Süd mit ihrem Engagement im Bereich Recovery eine vorbildliche, fortschrittliche und patientenorientierte Behandlung anbieten.
Thomas Lampert, Koordinator Prävention und Angehörigenarbeit
18 l 19
Infrastruktur-Dienste
Erster Elternabend für «frisch gebackene» Lernende
Ende September 2015 organisierte die Klinik St.Pirminsberg den ersten Elternabend für ihre 11 frisch gebackenen Lernenden. Alle Ausbildungsberufe wurden vorgestellt und aufgezeigt, dass man eingebettet ist in ein
Berufsausbildungssystem. Und es kamen nicht nur die
Eltern, auch Geschwister interessierten sich für das
breite Angebot und da wie dort wurden teils schon Kontakte für eine Schnupperlehre geknüpft.
Mit über 40 interessierten Angehörigen und Lernenden traf
unser erster Elternabend ein grosses Bedürfnis. Denn mit der
Ausbildung beginnt auch ein neuer Lebensabschnitt. Das löst
Unsicherheiten, Neugierde und Tatendrang aus. Am ersten
Tag weiss man noch nicht, was man alles fragen könnte und
sollte. Das entwickelt sich. So auch bei den Eltern. Wo kann
ich meine Fragen stellen? Wie sieht denn jetzt konkret der Arbeitsplatz meiner Tochter, meines Sohnes aus? Die entstandenen neuen Situationen bei Lernenden und deren gesetzlichen Vertreter nehmen wir ernst.
v.l.: Milena Gajic, Aisha Gubser, Nadja Brühlmann, Sina Nadig, Norina Kobler
und Ladina Holderegger, Lernende Fachangestellte Gesundheit EFZ
Die Klinik St.Pirminsberg ist in der Region ein wichtiger Ausbildungsbetrieb. Und dies für die verschiedensten Berufsausbildungen. Aktuell werden 30 Lernende in sieben Berufen ausgebildet:
•• Fachfrau/Fachmann Gesundheit EFZ
•• Köchin/Koch EFZ
•• Fachfrau/Fachmann Hauswirtschaft EFZ
•• Fachfrau/Fachmann Betriebsunterhalt EFZ
•• Gebäudereiniger/-in EFZ
•• Kaufmännische Grundausbildung EFZ
•• Informatiker/-in EFZ
In den einzelnen EFZ-Berufen (Abschluss mit eidgenössischem
Fähigkeitszeugnis) werden auch individuell EBA Ausbildungen
(Abschluss mit Eidgenössischem Berufsattest) durchgeführt
und im Pflegebereich kann die Fortbildung zur diplomierten
Pflegefachperson HF (höhere Fachprüfung) absolviert werden.
Die Ausbildungen in der Klinik St.Pirminsberg sind begehrt.
Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an die interessierten und engagierten Eltern und an alle Berufsbildner,
die hervorragende Arbeit leisten und unsere Lernenden tatkräftig unterstützen.
Carmen Disch, Leiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement
Zweiter Lieferantentag
Textilmanagement in
der Klinik St.Pirminsberg
Ziel ist es, mit unseren Partnern und Produzenden neue
Innovationen und nachhaltige Ideen im Bereich Lebensmittel zu entwickeln. Nachdem wir ihnen im letzten Jahr
unsere Philosophie, Strategie und Grundeinstellung dargelegt hatten, legten wir heuer das Hauptaugenmerk auf
Lebensmittel ohne Inhaltsstoffe mit nachweislich positiver Wirkung auf den menschlichen Organismus.
Die Anforderungen an die textile Versorgung in einem Psychiatrieunternehmen unterscheiden sich von denen eines Spitals oder Altersheimes.
Sicher, Hygiene und Inkontinenzschutz sind auch in der Psychiatrie wichtig, aber in der Psychiatrie ist besonders der Sicherheit der Patienten sowie
der Mitarbeitenden Rechnung zu tragen. Mutwilliges oder versehentliches
Entzünden von Textilen, sei dies ein Vorhangstoff oder Schlaftextilien,
können zu schweren Verbrennungen und/oder Rauchvergiftungen führen.
Besonders wichtig erscheint uns, dass unsere Partner wissen, was wir von ihnen erwarten und fordern: Der Nachweis
von nachhaltiger Betriebsführung, Innovationen und sozialem
Umgang mit Mitarbeitern sind für uns Grundvoraussetzung,
um eine dauerhafte Partnerschaft einzugehen. Da sich das
Konsumverhalten unserer Gäste und Patienten laufend verändert, müssen wir diesen Markt achtsam beobachten, um
darauf reagieren zu können, was aber nur mit aktiven Partnern möglich ist.
Unsere stete Entwicklung im Bereich der Zusammenarbeit
fruchtet darin, dass 75 bis 80 Prozent unserer Produkte regional sind. Mit der Einführung unserer ViTa Lebensmittel sind
unsere Produzenten zusätzlich gefordert. Hier wird besonders
auf Produkte ohne Inhaltstoffe oder Zusatzstoffe und deren
Wirkung geschaut, beispielsweise Fisch (hoher Omega 3 Fettsäureanteil), Vollkornbrot, Nüsse und Beeren.
Das Aufzeigen der Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit,
Einkauf und Ernährung ist uns auch diesmal sehr gut gelungen. Der Lieferantentag wird von unseren Partnern geschätzt,
da nun ihre Bemühungen wahrgenommen werden und sie sich
als Lieferanten/Partner und Produzenten positionieren können.
Fredi Kral, Leiter Klinikgastronomie und Hotellerie
Vor über zehn Jahren wurden unsere Sicherheitszimmer mit einem neu entwick­
kelten Gewebe ausgerüstet. NOFLAMETM wurde von einem Schweizer Textilentwickler erforscht und hergestellt. Die Fasern sind schwer entflammbar und
bieten während ihrer ganzen Lebensdauer flammhemmenden Schutz. Bei einem
versehentlichen Anzünden entwickelt sich leichter, nicht giftiger Rauch, der
schnell den Brandmelder aktiviert. Das Material verkohlt am Ort des Brandes
und löscht sich selbst. Es entstehen keine Kunststoff-Tropfen, die zu schweren
Verbrennungen führen können.
Neben der Sicherheit der Patienten sind weitere Aspekte für uns wichtig: Das
Gewebe ist angenehm im Griff und kann nach Belieben eingefärbt werden. Der
Schlafkomfort ist sehr hoch, so dass diese Textilien die Voraussetzung für einen gesunden, tiefen und erholsamen Schlaf bieten. Das Gewebe kann nach
den gängigen Hygienevorschriften gewaschen werden und muss mit einer leicht
tieferen Temperatur gemangt werden. Alle Textilien für das gesamte Bett und
Zimmer werden aus diesem Gewebe hergestellt.
Wir konnten den gesamten Bestand an Bettinhalt mit Duvet- und Kissenanzug, Duvet- und Kisseninhalt, Fixleintuch, Matratzenschutz und Tagesdecken
kontinuierlich auf schwer entflammbare Textilien umstellen. Bei Neuanschaffungen von Vorhängen und Duschvorhängen wird ebenfalls auf das bewährte
Material gesetzt.
Franzisca Schocher, Leiterin Projekte Infrastruktur-Dienste
20 l 21
Aktuell
Ambulante Patientenzufriedenheit
Bereits zum dritten Mal wurde in den drei PsychiatrieZentren die Patientenzufriedenheit mit der ambulanten
Behandlung erhoben. Nach 2012 konnte wiederum eine
Verbesserung in einzelnen Items erzielt werden. Befragt
wurden alle Patienten die zu mindestens einer Konsultation in einem der drei Zentren im Zeitraum März bis Mai
2015 erschienen sind. Ende Oktober wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Benchmarkveranstaltung kommuniziert. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte
wie auch bei der stationären Befragung durch die Universität Basel.
Nach den hervorragenden Werten in der stationären Befragung haben sich auch die Werte in den Ambulatorien ein weiteres Mal verbessert. An der Befragung haben sich dieses Mal
ein Drittel unserer Patienten beteiligt. In 13 der abgefragten
Items befinden sich die Zentren der Psychiatrie-Dienste Süd
unter den Top Drei der teilnehmenden Institutionen. Nachdem
sich bereits im klinischen Setting vor allem die Aufklärung
bezüglich Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente
signifikant verbessert hat, konnte dies auch in der Ambulanz
fortgesetzt werden. Die Auswertungen der einzelnen Zentren
im internen Vergleich werden zeigen, ob diese Verbesserung
auf Grund der gesetzten Massnahmen erfolgt ist.
Generell kann gesagt werden, dass vor allem die Zusammenarbeit mit den einzelnen Professionen (Arzt, Pflege, Sozialarbeit und Spezialtherapeuten) als besonders gut bezeichnet
werden kann, obwohl 30 Prozent unserer Patienten angeben
Hemmungen zu haben, ihrem Behandler Fragen zu stellen.
Auffälligster Kritikpunkt innerhalb der Befragung stellt wiederum der Behandlerwechsel und Behandlungsunterbrüche
dar. Mit 35 Prozent unzufriedener Patienten finden sich die
Zentren hier unter den schlechtesten drei Institutionen.
Diese Problemstellung findet sich bei allen teilnehmenden
Einrichtungen und wird deshalb voraussichtlich beim nächsten
Best Practice Treffen vertieft diskutiert und bearbeitet. Hier
geht es darum, voneinander zu profitieren und zu lernen, um
diese unvermeidbaren Situationen für alle Patienten so unauffällig wie möglich zu gestalten, sei es beispielsweise durch
verbesserte Dokumentation oder personelle Massnahmen.
Die Einzelergebnisse inklusive den persönlichen Bemerkungen, werden in den nächsten Wochen erwartet und im
Anschluss in allen Zentren im Rahmen der Teamsitzungen präsentiert. Danach können Massnahmen abgeleitet werden, wie
die erreichten Werte beibehalten bzw. bestenfalls verbessert
werden können.
Wir bedanken uns bei allen Mitarbeitenden der drei Ambulatorien für die geleistete Arbeit und den Einsatz, welcher dieses überaus erfreuliche Ergebnis erst ermöglicht und erreichbar gemacht hat.
Michaela Risch, Leiterin Zentralstelle Qualität
Qualitätsbefragung Angehörigenberatung
Studien belegen, dass die Belastung von Angehörigen
durch die psychische Erkrankung eines Menschen im
engen Umfeld hoch ist. Diesem Umstand wird in den Psychiatrie-Diensten Süd mit einem unabhängigen Beratungsangebot für Angehörige begegnet, um Angehörige
in ihren Anliegen ernst zu nehmen. In Kooperation mit
verschiedenen psychiatrischen Institutionen mit einer
Angehörigenberatungsstelle wurden Angehörige, welche das Angebot in Anspruch genommen haben, zur
Zufriedenheit mit der Unterstützung befragt.
Die Vielfalt der Belastungen von Angehörigen durch die psychische Erkrankung eines Menschen im familiären, privaten
Umfeld ist gross. Unsicherheiten im Zusammenleben mit der
erkrankten Person, mit der Prognose der Erkrankung, der Bedeutung der Auswirkungen durch die Krankheit sind oft direkte Folgen, mit welchen sich Angehörige konfrontiert sehen.
Bei Ersterkrankungen sind Angehörige oft plötzlich gefordert,
sich über die Krankheit zu informieren.
Dabei helfen die unterschiedlichsten Webseiten und Foren im
Internet, doch gestaltet es sich schwierig, gesicherte Informationen zu erhalten. Oft sind dabei Angaben zu Entstehung,
Verlauf, Behandlung und Prognose gelistet, Fragen zum Umgang mit der erkrankten Person sind deutlich seltener zu finden. Der Austausch in Chats und Foren bietet diesbezüglich
eine grössere Vielfalt an Information. Zu beachten gilt, dass
die Rückmeldungen aus diesen Selbsthilfeforen geprägt sind
von der persönlichen Erfahrung des Gegenübers und entsprechend eingeordnet werden sollten.
Selbsthilfe als wichtiges Element des Austauschs kann einen
wertvollen Beitrag leisten, dass Angehörige sich orientieren
können und die Erfahrung gewinnen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Hilfestellungen wie Internet, Selbsthilfeforen und -gruppen, Ratgeber und Broschüren, der Einbezug in die Behandlung des Patienten werden mit einer vom
Patien­ten unabhängigen, professionellen Angehörigenberatung komplettiert.
Es zeigt sich, dass nicht nur Angehörige, welche mit einer
psychiatrischen Ersterkrankung konfrontiert sind, eine Angehörigenberatung in Anspruch nehmen. Auch bei einer seit
zehn Jahren und länger bestehenden Erkrankung ist der Bedarf an einem Gespräch vorhanden. Dies betrifft exakt ein
Viertel der Angehörigen, welche sich an der Qualitätsbefragung beteiligten.
Die Angehörigenberatungsstellen mit ausgewiesenen Stellenprozenten, welche im Verbund des «Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie Schweiz» organisiert sind, bieten eine spezialisierte Fachberatung an. Das niederschwellige, professionelle Beratungsangebot (zwei Konsultationen sind kostenfrei)
ist unabhängig von der Behandlung des Patienten. Entsprechend sind die beratenden Fachleute nicht in die Behandlung
des Patienten involviert. Interessenkonflikte werden vermieden, die Schweigepflicht wird gewahrt und die Beratung richtet sich nach den individuellen Beschreibungen und Fragestellungen des Angehörigen. Bei 29 Prozent der Angehörigen war
der Patient zum Zeitpunkt der Beratung in keiner Behandlung.
Die Zufriedenheit mit der Fachkompetenz des Beraters zeigt
die Wichtigkeit einer professionellen Unterstützung. Nebst
Fachwissen zu Krankheitsbildern und weiteren Hilfsangeboten
lässt insbesondere auch eine kompetente Gesprächsführung
auf die hohe Akzeptanz des Angebots schliessen.
Die an der Befragung teilnehmenden Angehörigen attestieren
den Angehörigenberatungsstellen eine gute Erreichbarkeit sowie ein bedarfsgerechtes Terminangebot. Ebenfalls beurteilt
eine überwiegende Mehrheit der Angehörigen die Wichtigkeit der Möglichkeit zur kostenfreien Inanspruchnahme einer
Beratung als hoch, dennoch hätten über dreiviertel der Befragten auch ein kostenpflichtiges Gespräch beansprucht. Dieser Umstand kann mit der hohen Belastung der Angehörigen
und einem teilweise fehlenden Einbezug in die Behandlung
interpretiert werden.
Aktuelle Belastung der Angehörigen
durch die psychische Erkrankung
eines Menschen im nahen Umfeld:
47% sehr hoch
40% hoch
13% spürbar
In den St.Gallischen Psychiatrie-Diensten Süd wurden 2014
an den Standorten Heerbrugg, Trübbach, Uznach, Rapperswil sowie Pfäfers 138 Beratungen in Anspruch genommen.
Mehrheitlich bevorzugten die Angehörigen das persönliche
Gespräch, gefolgt von den Telefonberatungen sowie einigen
wenigen Beratungen per E-Mail. Dass die Beratung einem
kurzzeitigen Bedürfnis entspricht, belegt die durchschnittliche
Inanspruchnahme von 1,5 Konsultationen pro Fall. Bei einem
längerdauernden, kontinuierlichen Beratungsbedarf werden
weiterführende Unterstützungsangebote vermittelt.
Thomas Lampert, Koordinator Prävention und Angehörigenarbeit
22 l 23
Wahnsinnsnächte – Einsatz für psychische Gesundheit
hochstehender Aufführungen. So äusserte sich der Filmemacher Dieter Gränicher zu den wenig beachteten öffentlichen
Veranstaltungen zu seinem DOK-Film mit der Tatsache, dass
der Film «Geprüfte Liebe» innerhalb weniger Tage nach der
Erstausstrahlung im Schweizer Fernsehen über 100‘000 Mal
als Podcast angeklickt wurde.
Die Wahnsinnsnächte, seit 2005 eine Veranstaltungsreihe anlässlich des Internationalen Tages der psychischen Gesundheit, waren ursprünglich ein Liechtensteiner Projekt. Aus der Zusammenarbeit und Kooperation
des «Liechtensteiner Bündnis gegen Depression» mit
den Bündnissen der Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden entstand nach deren Ablauf
das «Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit»,
welches als Basis für das Engagement steht.
Mittlerweile fanden in der 11. Ausgabe der Wahnsinnsnächte
2015 zwanzig Anlässe statt. Für sechs Veranstaltungen zeichneten sich die Psychiatrie-Dienste Süd verantwortlich, welche
sich mit ihrem Engagement an allen vier Geschäftsstellen für
Prävention, Früherkennung sowie Akzeptanz und Behandlung
von psychischem Leid stark machen. Insgesamt besuchten
über 200 Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessierte
die trialogisch gestalteten Veranstaltungen. Nebst den beiden Filmvorführungen mit anschliessender Diskussion, unter
anderem mit dem Filmemacher Dieter Gränicher, fanden auch
zwei Fachreferate zum Thema Demenz und Depression Anklang beim Publikum.
Die Veranstaltungen zum Thema Selbstbestimmung zeigten
einerseits beim Anlass mit dem bekannten Ethiker Christof
Arn in Trübbach klar auf, dass sich die Psychiatrie in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewandelt hat. Dabei bedeutet die Menschenwürde von Patientinnen und Patienten durch
die grösstmögliche Wahrung von Selbstbestimmung sowie
Schamminderung oder gar -verhinderung ein wichtiges Gut.
Andererseits sprachen Betroffene, Angehörige und Fachleute
beim trialogischen Pirminsberger Gespräch auch über Grenzen, welche letztlich durch gesellschaftliche, strukturelle und
auch psychiatrische Faktoren gegeben sind.
Die Wahnsinnsnächte, wie auch andere Präventionsveranstaltungen und -kampagnen versuchen, Aufmerksamkeit zu wecken und Wirkung zu entfalten. Die grosse Herausforderung
gilt der Aufgabe, Anspruchsgruppen zu erreichen. Dies zeigt
sich in teilweise geringen Besucherzahlen - trotz inhaltlich
Dies zeigt, dass Themen zu psychischer Gesundheit und psychischer Erkrankungen oft im privaten, persönlichen Rahmen wahrgenommen werden. Doch gerade mit der Möglichkeit, an öffentlichen Anlässen für das Thema Psychiatrie
und psychische Gesundheit zu sensibilisieren wird auch ein
Beitrag zur deren Entstigmatisierung geleistet. Nur so könne der Furcht der Gesellschaft vor dem Abweichen des sogenannt Normalen begegnet werden, betont Prof. Wulf Rössler
in einem Filminterview. Der Chefarzt der Psychiatrie-Dienste
Süd, Dr.med. Thomas Meier, bestätigt diese Sicht und meint:
«Es braucht eine kontinuierliche Aufklärung und Auseinandersetzung rund um die Themen psychischer Gesundheit und psychischer Erkrankungen.»
Nach den einzelnen Veranstaltungen bot sich stets die Gelegenheit, im persönlichen Gespräch eigene Erfahrungen
und Sichtweisen zu diskutieren. Eine Rückmeldung erreichte
uns per E-Mail, in welcher ein Teilnehmer einer Veranstaltung schrieb: «Ich gratuliere zur Veranstaltung im Psychiatrie-Zentrum. Ich war sehr betroffen und berührt - aufgewühlt.
Der Film wie auch die anschliessende Podiumsdiskussion
waren äusserst aufschlussreich, aber auch sehr bewegend
und stimmten mich sehr nachdenklich - intensiv sogar. Ich
war beeindruckt von der Offenheit und Echtheit sowie von
den Voten der betroffenen Diskussionsteilnehmerinnen und
den Fachpersonen. Beim heutigen Austausch mit meiner Frau
beim Frühstück kamen mir die Tränen. Vor über vierzig Jahren verlor ich als 9-jähriger meinen Vater durch Suizid. Und
vor rund fünfzehn Jahren wurde unsere eigene Familie wie
auch unsere Partnerschaft durch Essstörungen unserer ältesten Tochter enorm auf die Probe gestellt. Stigmatisierung,
Schuldgefühle, Ohnmacht, Scham ... diese damaligen Empfindungen kamen mir gestern und in der Nacht wieder hoch.
Ich bin dankbar für die Veranstaltung, dass Sie all dem Raum
geben und auch einen Namen - ich freue mich für alle Betroffenen und Angehörigen.»
Diese Rückmeldung illustriert auf eindrückliche und berührende Weise, was die Betroffenheit von psychischen Krisen
bedeutet. Und dass Aufklärung und das Gespräch dringend
notwendig sind.
Thomas Lampert, Koordinator Prävention und Angehörigenarbeit
Interne Fort- und Weiterbildungen
auf neuer Kursplattform
Die Ausschreibung, Anmeldung und Administration
sämtlicher internen Kurse der Psychiatrie-Dienste Süd
wird auf der neu installierten Kursplattform verwaltet.
Interessierte Mitarbeitende können über einen Link auf
die Kursplattform und die Kursübersicht einsteigen und
sich für angebotene Kurse grundsätzlich selbst anmelden.
Die Installation und der Aufbau der Strukturen der neuen Kursplattform erfolgte in beiden Psychiatrieverbunden Süd und
Nord gemeinsam. Jeder Verbund führt individuell die jeweils
eigenen internen Kurse. Gemeinsame, Verbund übergreifende
Kursausschreibungen, werden stets in beiden Unternehmen
sichtbar angezeigt und können von Mitarbeitenden aus beiden Verbunden gebucht und besucht werden.
Die durch den Mitarbeitenden erstellte Anmeldung löst im
Hintergrund automatische Bestätigungs-Mails aus: Einerseits
zum Kursverantwortlichen und andererseits zum Vorgesetzten.
Dem teilnehmenden Mitarbeiter wird der Kurs, nach Bestätigung des Vorgesetzten, automatisch in die eigene elektronische Agenda geschrieben.
Die Vorteile des neuen Instrumentes sind: Optimierte Abläufe der Kursverwaltung und die Möglichkeit für Mitarbeitende und Vorgesetzte, den aktuellen Status der Kurse und
des Anmeldeprozederes in den Übersichten jederzeit einsehen zu können.
Guntram Fehr, Pflegeexperte
24 l 25
Personelles
Jubilarenausflug
Am 5.September 2015 fand der diesjährige Jubilarenausflug statt. Zum Kreis der Jubilare wird erkürt, wer
25 oder mehr Dienstjahre aufweisen kann. Eingeladen
werden immer auch Partnerinnen und Partner, denn
auch sie sind einen langen gemeinsamen Weg mit Freuden und auch Entbehrungen gegangen.
Die schöne Altstadt der wohl ältesten Stadt der Schweiz
war der Zielort in diesem Jahr. Nach der Begrüssung
und einer kleinen Stärkung in der Rathaushalle spazierten die rund dreissig Teilnehmende zum Brunnen «Tränen der Lukrezia». Dort wurden sie von dem
«Waschweib» Ursina in Empfang genommen, die im
Rahmen der Stadtführung «Churer Brunnengeflüster»
von Brunnen zu Brunnen führte und die Jubilare während dieses fröhlichen Rundgangs auf eine Zeitreise
vom historischen Trog bis zum Wasser speienden Geisterkopf führte. Es haben waschechte Churer Geschichten aus sprudelnden Quellen auf die Jubilare gewartet
und es wurden einige unbekanntere Ecken von Chur besucht.
Nach dem kühlen Vormittag erfreuten sich die Jubilare
an einem köstlichen Mittagessen in einem Restaurant
in der Altstadt.
Katja Sprecher, Assistentin Leitung Infrastruktur-Dienste
Vernetzungstag der Abschlusslehrlinge
Der stellvertretende Gefängnisleiter führte uns anhand einer
Powerpoint Präsentation in die Strafanstalt Saxereriet ein.
Er zeigte uns die verschiedenen Verfahren, Gefangenenstatus und anhand von verschiedenen Zahlen die Ein und Austritte auf.
Danach wurde es durch den Besuch eines Gefangenen sehr
interessant. Er erzählte uns sehr viel über das Innenleben im
Gefängnis und wie er Stresssituationen ausweicht. Er erzählte
eindrücklich, wie es ist ohne Internet (Jobsuche sehr schwierig) und wie schwer die Zeit nach dem Gefängnis ist. Es sind
hauptsächlich die kleinen Dinge die den Insassen fehlen. Es
war sehr eindrücklich, die Sichtweise eines Gefangenen zu
hören. Der Besuch des Museums war zeithistorisch interessant: Wie war es mit den Gefangenen früher und heute?
Mit den Klinikbussen fuhren wir noch tiefer ins St.Galler
Rheintal nach Heerbrugg, wo wir schon von unserem Mountainboardführer Sepp empfangen wurden. Wir assen das Mittagessen auf dem St.Anton: Wir teilten uns auf zwei Tische
auf, und hatten eine wunderbare Aussicht. Wir hatten zwei
Menü zur aus Wahl. Wir stärkten uns somit und gingen dann
los mit den Mountainboards. Von unserem Begleiter wurde
für jeden das Mountainboard angepasst. Wir wärmten uns auf
einer kurzen Strecke auf und erprobten unser Können. Dann
machten wir uns auf den langen Weg. Der Begleiter gab uns
noch viele Informationen mit auf den Weg, er war ein redseliger Mann.
Dann fuhren wir los: Über Strassen, Steine, Wurzeln und Kies.
Am Anfang musste man ein wenig ausprobieren wie es am
besten geht. In der Mitte von der Strecke machten wir einen
Halt und fuhren dann noch den Schluss. Wir verabschiedeten
uns von dem Begleiter und liefen dann zum Bahnhof.
Rafael Lusti, Lernender Fachmann Betriebsunterhalt EFZ; Angela Kohler,
Marissa Tinner, Sonja Schwitter, Priyanga Yogalingam und Charis
Risch, Lernende Fachangestellte Gesundheit EFZ
26 l 27
Pensionärenanlass
hinten v.l.: Kathleen Sulser, Helen Wellenzohn, Annarös John,
Hemma Ender, Elisabeth Frank, Emma Stamm, Christian Bott, Anna
Eggenberger, Paula Steinbacher, Martha Grünenfelder, Christian
Hagmann, Hanspeter Just, Susanne Uehli, Albin Uehli, Reinhard Thoma,
Maria Gort, Marie-Theres Zimmermann, Veronika Häfliger, Notburga
Schaniel, Pius Zimmermann
vorne v.l.: Ottilia Vonlanthen, Andja Mandic, Theresia Good,
Cäcilia Rupp, Anny Aggeler, Margrith Bürer, Ida Steinbacher, Sylvia
Steinbacher
Am 16. Oktober 2015 luden die Psychiatrie-Dienste Süd
ihre ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum
siebten Pensionärenanlass ein.
Nach der Begrüssung im Musikzimmer der Klinik St.Pirminsberg machten sich die rund dreissig Pensionäre in die Stube
der Station Psychotherapie 50-plus auf. Die meisten Anwesenden konnten sich noch erinnern, dass dieser Raum früher
als Nähstube gedient hatte. An vergangene Zeiten erinnerte
dann auch Rudolf Good, welcher die Geschichte des Klosters
und die Entstehung der Klinik mit verschiedenen Geschichten
untermauerte. Er führt schon seit vielen Jahren im Auftrag der
Katholischen Kirchgemeinde Pfäfers die Führungen aus, und
hat sich das Wissen, insbesondere zur Klostergeschichte und
Klosterkirche, einerseits von guten Lehrpersonen als Vorbilder
und andererseits aus sachgemässer geschichtlicher Literatur
angeeignet. Die Pensionäre konnten selber noch einige Episoden hinzufügen.
Bei einem gemütlichen Mittagessen im Konventsaal fand der
Pensionärentag seinen Ausklang.
Katja Sprecher, Assistentin Leitung Infrastruktur-Dienste
FaGe-Ausflug nach Chur
Wir, die Lernenden FaGe-Schüler (Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit) vom ersten, zweiten und dritten Lehrjahr trafen uns mit unseren Berufsbildungsverantwortlichen Patrik
und Andrea um 8.30 Uhr in Chur. Treffpunkt war vor einem
Café direkt am Bahnhof. Als wir uns alle versammelt hatten,
gingen wir einen Kaffee trinken und uns wurde das Frühstück
spendiert. Um 9.00 Uhr kam die Information von Andrea und
Patrik, dass wir die Wäscherei auf Grund grösserer Umbauten
nicht besichtigen könnten. Sie hatten sich jedoch ein Alternativprogramm ausgedacht. Wir bildeten Gruppen, so dass
in jeder jeweils ein Schüler, eine Schülerin pro Lehrjahr war.
Wir bekamen einen Zettel mit dem Vermerk: «Wahnsinn im
Alltag».
Die Idee war, während zwei Stunden eine Situation zu gestalten, die dieses Thema möglichst nah umschrieb sowie diese
auf einem Foto festzuhalten. Die Fotos mussten wir an Sabine
weiterleiten, die eine Gewinner-Gruppe auswählte.
Um 11.15 Uhr war dann Treffpunkt in der Altstadt, wo wir zusammen zu einem Abenteuerspiel-Anbieter gingen. Gruppen
lassen sich dort freiwillig einsperren und völlig auf sich selbst
gestellt, müssen sie Räume erkunden, Verstecke und Geheimtüren aufspüren und den Sinn hinter geheimnisvollen Gegenständen, Geräten und Zeichen finden, um schlussendlich zu
entkommen, bevor der Countdown abläuft. Dort angekommen,
wurden wir instruiert und bildeten dann zwei Gruppen. Beide
Gruppen wurden in unterschiedliche Räume eingesperrt. Das
Ziel war, innerhalb von dreissig Minuten durch Lösen von Rätseln aus dem Raum herauszukommen. Im Anschluss wechselten die Gruppen die Räume, so dass beide die verschiedenen
Rätsel lösen mussten.
v.l.: Alina Locher, Bianca Bislin und Yannik Walser, Lernende Fachangestellte Gesundheit EFZ
Danach gingen wir in die nahe Pizzeria zum Mittagessen, wo
die Sieger-Gruppe ihren Gewinn erhielt (Lottolose). Wir durften alle einen Salat, Pizza oder Pasta und ein Getränk bestellen. Um ca. 15.00 Uhr war der Ausflug zu Ende und wir wurden
von Andrea und Patrik verabschiedet.
Julia Schlumpf, Delia Aidoo, Andrina Freuler, Lea Graf und Remo
Janssens, Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit in Ausbildung
28 l 29
Personelles
Informationen aus dem Personaldienst
Neue Mitarbeitende
01. Juli 2015
bis 31. Oktober 2015
Juli 2015
Sandra Cristina Baptista Craveiro
Frank Ulrich
Lena Geduld
Angela Bertschinger
Pio Meier
August 2015
Raphael Bislin
Nadja Brühlmann
Carmine Di Nardo
Lara Eberle
Milena Gajic
Stephan Goppel
Aisha Gubser
Jana Häring
Brigitte Hofer
Ladina Holderegger
Norina Kobler
Sami Krasnici
Aaron Künsch
Jasmina Mehic
Tobias Müller
Sina Nadig
Halina Pestak
Sharon King
Simone Dickenmann
Anna Lutz
Noah Tobler
Nino Wullschleger
September 2015
Christine Büchler
Eva Kudrnovsky
Michael Pichler
Isabella Schwarz
Alice Stähli
Marco Strehler
Hannelore Bonderer
Sonja Schwitter
Marissa Tinner
Ferihane Azemi
Anja Graf
Oktober 2015
Anna-Elfriede Barthel
Mathias Bechter
Ramona Beckmann
Janneke Delsing
Rachel Dena
Chiara Haefelin
Norina Jörimann
Lea Kehrein
Muhamed Rosic
Joana Stefaniak
Lukas Näf
Hochzeiten
Geburten
Aaron-Joel, 11.07.2015, Sohn
von Anna-Magdalena Girtner und
Wolfgang Meier
Emanuel Lias, 17.07.2015, Sohn
von Melanie Federspiel und
Markus Willi
Hannah, 06.09.2015, Tochter
von Ramona und Dominik
Baumgartner
Rahel Hutter (Böhm) und
Christoph Hutter, 05.06.2015 in
Schwendisee
Michèle Nägeli und Dieter Boller,
10.07.2015
Nadja Triet (Kohler) und Phillipp
Triet, 21.08.2015
Mia, 26.09.2015, Tochter von
Julia Döring und Thomas Nüesch
Elin Rebekka, 29.09.2015,
Tochter von Nadja und Philipp
Triet-Kohler
Jakov, 16.10.2015, Sohn von
Ruzica und Robert Grgic
Katja Sprecher (Hobi) und Fridolin
Sprecher, 09.09.2015 in Wangs
Gabriel, 22.10.2015, Sohn von
Eveline und Alen Tschurr
Prüfungserfolge
Nachruf
Psychiatrie-Zentrum
Rheintal
Jacqueline Binswanger,
Fachärztin für Psychiatrie und
Psychotherapie FMH, Juli 2015
Lena Geduld, Kauffrau erweiterte
Grundbildung, Kantonsschule
Heerbrugg, Juli 2015
Psychiatrie-Zentrum
Linthgebiet
Ramona Huber, Eidg.
Fähigkeitszeugnis als Kauffrau
Profil E, HBS Rapperswil, Juli
2015
Helma Steurer
Sie wirkte während sechs Jahren
als Fachärztin für Psychiatrie und
Psychotherapie im Ambulatorium
und im Aufnahmedienst des
Psychiatrie-Zentrums Rheintal.
Mit ihrer offenen und liebenswürdigen Art war sie eine
Bereicherung, wir haben sie
sehr geschätzt.
Am 6. August 2015 verstarb
Helma an den Folgen ihrer
schweren Krankheit. Wir bewahren ihr Andenken in Ehren.
Klinik St.Pirminsberg
stehend v.l.: Sonja Schwitter, Priyanga Yogalingam, Angela Kohler, Marissa Tinner, Charis Risch, Fachfrauen Gesundheit EFZ; Pauline Lüthi, Gebäudereinigerin EFZ; Doris Kühne, Köchin EFZ; Jan Untersander, Informatiker EFZ
kniend: Raphael Lusti, Fachmann Betriebsunterhalt EFZ
30 l 31
Schlusspunkt
Agenda
Erst recht!
Das Wichtigste in Kürze: Die Stimmberechtigten haben ein
hohes Vertrauen in ihre Ärztinnen und Ärzte, dass diese sie in
die geeignetste medizinische Einrichtung überweisen. Dennoch trauen sich die meisten zu, selber ein passendes Spital
oder eine Klinik zu wählen. Unverändert gelten die Schweizer Spitäler und Kliniken als qualitativ hochstehend und als
unverzichtbare Basis für das Gesundheitswesen. Sie gelten
als glaubwürdige Akteure in der Gesundheitspolitik. Die freie
Arzt- und Spitalwahl ist ein hohes Gut für die Stimmberechtigten, auf das die wenigsten ohne weiteres verzichten wollen. Im Zeitvergleich wächst der Wunsch, medizinische Leistungen auf Zentren zu konzentrieren. Bei Notfällen, wiederkehrenden Behandlungen und Geburten wünschen die Stimmberechtigten eine medizinische Einrichtung in der Nähe. Bei
einmaligen oder mehrwöchigen Aufenthalten ist man bereit,
längere Wege auf sich zu nehmen.
Schliesslich würden die Stimmberechtigten mehrheitlich allen
Bereichen des Spitalwesens gleich viele Finanzen wie bisher zur Verfügung stellen wollen. Im Vergleich zum Vorjahr
sinkt generell die Bereitschaft, mehr Mittel zu sprechen, während der Wunsch nach einer Ausgabenreduktion wächst. Am
ehesten würde man die Kinder- und Altersmedizin, die Rehabilitationskliniken und Universitätsspitäler besser finanzieren.
Die Studie zeigt: Die Kostensensibilität wächst und die Kundensouveränität steht hoch im Kurs. Damit sind zwei Handlungsfelder angesprochen, die in den Psychiatrie-Diensten
Süd prominent im gesamtbetrieblichen Zielprogramm 2015
bis 2018 vertreten und mit konkreten Aktionen bearbeitet werden. Wir bleiben dran, erst recht!
Christoph Eicher, CEO
20.01.2016
24.02.2016
15.03.2016
23.03.2016
27.04.2016
Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Dienstagsreferat: Unerfüllter Kinderwunsch,
was nun? Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
21.12.2015
01.02.2016
02.02.2016
01.03.2016
14.03.2016
05.04.2016
22.04.2016
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
*Atelier Psy&Psy, Trübbach
*Atelier Psy&Psy, Trübbach
Dienstagsreferat: Humor und Demenz, Trübbach
Dienstagsreferat: Erschöpfung und Burnout, Selbstfürsorge bei Belastung, Maienfeld
*Atelier Psy&Psy, Trübbach
Dienstagsreferat: Behandlungsstrategien bei
Schlafstörungen, Trübbach
*Atelier Psy&Psy, Trübbach
16.02.2016
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Dienstagsreferat: Chronische Schmerzen und die
psychischen Folgen, Rapperswil
29.11.2015
Klinik St.Pirminsberg
Weihnachtsmarkt, Pfäfers
*Atelier Psy&Psy
Fachliche Weiterbildung: Spezialisten und Experten aus verschiedenen
Therapierichtungen stellen ihr Wissen und ihre Erfahrung zur Verfügung
und geben fachliche Inputs. In den Räumlichkeiten in Trübbach, der
Ateliercharakter ist Programm.
Weitere Informationen auf www.psych.ch/agenda
Impressum Herausgeberin: St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, Klosterweg, 7312
Pfäfers; Redaktion: Viola Krucker Sabta; Texte: Mitarbeitende der St.Gallischen
Psychiatrie-Dienste Süd; Titelbild: Franziska Scheiwiller, Mitarbeiterin Administration,
Psychiatrie-Zentrum Rheintal; Foto: Daniel Ammann, Herisau; Gestaltung: Adicto GmbH,
St.Gallen; Druck: Niedermann Druck AG, St.Gallen; Auflage 1’500 Exemplare; Nächste
Ausgabe: April 2016
Druck klimaneutral, CO2-Kompensation in Schweizer Klimaprojekten
www.swissclimate.ch, Zertifikat SC2015110501
PDS-20-08-001
Die Ergebnisse des aktuell veröffentlichten H+ Spital- und Klinik-Barometers 2015, basierend auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz
zu gesundheitspolitischen Themen, liegen vor.

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