Daten im Silo, Daten im Web: mögliche Geschäftsmodelle

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Daten im Silo, Daten im Web: mögliche Geschäftsmodelle
Daten im Silo, Daten im Web: mögliche Geschäftsmodelle für die
Zeit nach der Bibliotheksautomation
Prof. Dr. Stefan Gradmann, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft.
Bibliothekare haben ihre Welt nur verschieden automatisiert – es kömmt
aber darauf an, sie zu verändern - mit diesem leicht abgewandelten MarxZitat ließe sich der Imperativ umschreiben, von dem der Vortrag ausgeht.
Tatsächlich erleben wir heute das Ende eines – zumindest in wissenschaftlichen Bibliotheken – nicht mehr lange überlebensfähigen Software-Marktsegments, das weitestgehend an der Automatisierung im Kern unveränderter bibliothekarischer Geschäftsgänge orientiert war. Dies Marktsegment war nie wirklich profitabel, und die wenigen dort etablierten Hersteller hatten immer schon mit der Tatsache zu kämpfen, dass maximalen
Kundenanforderungen eher minimale Gewinnmargen gegenüberstanden
und zugleich die dabei entstandenen Produkte in Gestalt von Bibliotheksautomationssystemen hochspezialisiert und außerhalb dieses Marktsegments praktisch nicht nachnutzbar waren.
Den Todesstoß aber geben diesem Marktsegment derzeit zwei Entwicklungen, deren Tragweite Bibliothekare gerade erst zu begreifen beginnen: die
Zeit, in welcher die gedruckten Informationscontainer ‚Buch’ und ‚Zeitschrift’ für wissenschaftliche Informationsszenarien prägend waren, geht
zuende – und damit auch die Ära des genuin auf die Be- und Verarbeitung
dieses Containers bezogenen Bibliotheksbetriebes! Und zugleich entwickelt sich mit dem WWW, insbesondere in seiner neuen Mutationsform als
‚semantisches’ Netz der „Linked Open Data“ ein in vielem grundlegend
neues und andersartiges Paradigma für den Umgang mit ‚Information’ und
deren Transformation in ‚Wissen’, das wesentlich von einer kontextualisierten Sicht von Informationsobjekten geprägt ist.
In dieser Situation werden scheinbar selbstverständliche Begriffe obsolet:
‚Katalog’, ‚Bestand’, aber auch ‚Suche’ und ‚Katalogdatensatz’ werden
möglicherweise schnell historisch. Aber auch die Geschäfts- und Produktstrategien der in diesem absterbenden Marktsegment operierenden Hersteller müssen sich notgedrungen wandeln.
Diese Sicht der Entwicklung ist auch in die unlängst publizierten „Empfehlungen zur Zukunft des bibliothekarischen Verbundsystems in Deutschland“ des Wissenschaftsrats eingeflossen, in der auch die beiden Entwicklungsalternativen benannt sind, die momentan immer klarer erkennbar
werden: „... entweder eine konsequente Integration dieser [bibliothekarischen] Daten auf der technischen Basis von OCLCs WorldCat oder aber in
Form von in das offene Web integrierten Linked Open Data“ (S. 40)
Der Vortrag handelt im Kern von dieser Alternative und den damit verbundenen grundsätzlich unterschiedlichen Geschäftsmodellen.

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