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Lesesaal
Inhalt || BuB
BuB
Wissenschaftliche Bibliothek
Streit mit Wissenschaftsverlagen eskaliert /
Max-Planck-Gesellschaft kündigt
Lizenzvertrag mit Springer _______________ 7
Gute Online-Dienste, schlechte FachbuchAusstattung / Studenten bewerten Angebote von Universitätsbibliotheken ________ 8
Öffentliche Bibliothek
Der Mann mit der Fliege geht /
Henner Grube tritt in Ruhestand –
17 Jahre Bibliothekarischer Direktor der ekz
(Barbara Lison) _________________________ 8
Spezialbibliothek
Einblick in jüdische Traditionen /
25 Jahre Judaica-Bibliothek in Konstanz
(Thomas Uhrmann) ____________________ 23
Medien
Web 2.0-Angebote meist passiv genützt /
Computer und Internet bei Jugendlichen
weiter auf dem Vormarsch ______________ 24
Nachrichten __________________________ 24
Wenn Regale virtuell werden:
www.tauschticket.de (Bodo Pohla) _______ 25
»Die Türkische Bibliothek« als Wanderausstellung ___________________________ 26
RSWK-Gesamtausgabe in
elektronischer Form ___________________ 28
Orientierung im Dschungel der
Leseförderung ________________________ 29
BuB-Redaktionsbeirat: Verstärkung
aus der Schweiz _______________________ 30
Blickpunkt Recht: Schnarchen in der
Bibliothek / Was die Benutzungsordnung
regeln kann – und was nicht
(Michael Haager) ______________________ 10
Termine
Fortbildungen von Januar – März 2008 ___ 31
Die Wattenscheider Kultur-WG / Stadtbücherei, Volkshochschule und Stadtarchiv
unter einem Dach (Susanne Grimberg) ___ 12
2. IFLA Presidential Meeting:
Herausforderungen für Wissenschaft
und Gesellschaft im digitalen Zeitalter _____ 34
Internationale Künstler verschönern
Kinderbücherei (Susanne Grimberg) ______ 13
Markt _______________________________ 36
Ausstellung
Gastspiel in Köln zum 100. Geburtstag /
Stadt- und Universitätsbibliothek zeigte
Laurence Olivier-Ausstellung
(Gernot U. Gabel) _____________________ 15
w
Bildungspartner Bibliothek
Eintauchen in den Informationspool /
Multiplikatorenschulung für Lehrer in der
Stadtbücherei Stuttgart (Simone Fasola) ___ 16
w
Die schulbibliothekarische Arbeit ausbauen! /
Ein Positionspapier des dbv _____________ 17
»Junior-Fahrbibliothek« auf Erfolgskurs /
Stadtbibliothek Herne baut Angebot
für Vor- und Grundschulkinder aus
(Karin Anlauf) _________________________ 18
Bock auf Bücher / Spandauer Jugendliteraturpreis macht das Medium Buch lebendig
(Stephanie Mattner, Gisela Rhein) ________ 19
Studium und Ausbildung
Wohin bloß mit dem Bachelor? /
BuB | 60 (2008) 01
Spaziergang durch die gedachte Bibliothek /
Computeranimierte Drei-D-Modelle
visualisieren Räume, die in Zukunft real
werden sollen (Erik Friedling, Martin Götz,
Claudio Schmidt) ______________________ 65
Die Uni-Bibliothek, dein Freund und
Helfer / Studierenden-UnterstützungsSysteme nach US-amerikanischem Vorbild
als Zukunftsmodell (Margaret Parks,
Heinz-Konrad Reith) ___________________ 68
Geschichte
Frau Rosenthals Bücher / Ein Fall von
NS-Raubgut aus jüdischem Besitz an der
Bayerischen Staatsbibliothek (Thomas Jahn)__ 70
»Displaced Books« und
»Hidden Collections« / Tagungsbericht
vom 3. Hannoverschen Symposium
»NS-Raubgut in Bibliotheken«
(Rainer Strzolka) ______________________ 77
.B
Kalendertipps _________________________ 33
Lesesaal
SCHWERPUNKT:
Die Bibliothek der Zukunft
w
Neugier auf die Nachbarn geweckt /
Projekt »Bibliotheken grenzenlos« fördert
interkulturelle Kompetenz
(Angela Ortmanns-Dohrmann) __________ 14
Wo man Gespräche ausleihen kann /
»Lebende Bücher in der Bibliothek«
in Berlin Marzahn-Hellersdorf
(Maike Niederhausen, Niko Schachner) ___ 64
.d
Politik
»Öffentliche Bibliotheken sollen Pflichtaufgabe werden« / Vorsitzende der EnqueteKommission »Kultur in Deutschland« fordert
Bibliotheksgesetze in den Ländern _________ 6
Fachwirt startet in Hessen / Berufliche
Erstqualifikation im ABD-Bereich zwingend
(Karin Holste-Flinspach) ________________ 22
Bibliothekare in Delphi / Zukunfts-Diskurs
zwischen Prognose, Selbstermutigung
und Utopie (Jens Ilg) ___________________ 61
–B
Ausland
Interkulturelle Bibliotheksarbeit in New York /
Goethe-Institut schreibt Stipendien aus ____ 5
FaMIs erobern die Frankfurter Buchmesse /
Auszubildende stellen ihren Beruf vor
(Karin Holste-Flinspach) ________________ 20
–u
Seite 1
Enquete-Kommission Kultur fordert Bibliotheksgesetze / Stärkere Einbindung in
Bildungskonzepte und Bibliotheksentwicklungsplan empfohlen (Bernd Schleh) _______ 4
Per Mausklick durch die Bücherhalle /
Hamburger Pläne und Visionen zu
E-Medien, Online-Lernen und der Filiale
in Second Life (Wolfgang Tiedtke) ________ 56
e
Hochschul-Absolventinnen berichten über
Probleme bei der Jobsuche (Julia Hellmich) _ 20
Foyer
15 Mal Zukunft der Bibliothek /
Experten blicken nach vorn: Prognosen,
Ideen, Visionen _______________________ 40
Magazin
Fachliteratur
Österreichische Bibliothekarinnen auf der
Flucht. Verfolgt, verdrängt, vergessen? (Peter
Vodosek)_____________________________ 79
Verbergen, Überschreiben, Zerreißen. Formen
der Bücherzerstörung in Literatur, Kunst und
Religion (Rainer Strzolka) _______________ 80
Blickpunkt Internet
Totgesagt – aber quicklebendig / Warum Linksammlungen nach wie vor aktuell sind (Jürgen
Plieninger) ___________________________ 82
Neue Fachliteratur _____________________ 84
Bibliotheksgesetz rückt in greifbare Nähe /
Thüringen prescht vor und nimmt locker
die erste Hürde (Frank Simon-Ritz) _______ 47
»Es gibt fantastische Bibliothekare in
Deutschland« / Bundespräsident
Horst Köhler würdigt Arbeit des Berufsstandes und fordert mehr Unterstützung
für Bibliotheken _______________________ 49
Abschied von der Lebenslüge der
»Bibliothek für alle« / Bildungsarmut,
Mobilitätsverlust, Multi-Kulti-Gesellschaft:
Die Zukunft erfordert völlig neue
Strategien (Meinhard Motzko) ___________ 50
Mut zum Expansionskurs / Gewagte
Thesen zur wissenschaftlichen Bibliothek
der Zukunft (Meinhard Motzko) _________ 54
Aus dem
Berufsverband
Aus dem Vorstand: Ergebnis der BIB-Mitgliederumfrage. – Aus den Landesgruppen: Berichte über Fachtagungen und Exkursionen in
Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen
Ergebnis der Vorstandswahl in Thüringen.
– Service: Mitgliedernachrichten _________ 85
•
Editorial ______________________________ 4
Impressum ___________________________ 60
Summary · Résumé ____________________ 92
Stellenmarkt __________________________ 94
33
BuB | Foyer
Seite 1
Seite 1
Enquete-Kommission Kultur
fordert Bibliotheksgesetze
e
Stärkere Einbindung in Bildungskonzepte
und Bibliotheksentwicklungsplan empfohlen
In ihrem Abschlussbericht
fordert die Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland«
ausdrücklich, die Aufgaben und
die Finanzierung der »öffentlichen Bibliotheken« auf Landesebene in Gesetzen zu regeln.
Darüber hinaus empfehlen die
Experten, Bibliotheken stärker
in die Bildungskonzepte der
Länder einzubinden. Außerdem
wird die Einrichtung einer
länderübergreifenden Bibliotheksentwicklungsagentur
vorgeschlagen.
Vier Jahre lang haben elf Bundestagsabgeordnete und elf
Kultur-Sachverständige als Enquete-Kommission eine Bestandsaufnahme der Situation von Kunst und Kultur in
Deutschland erarbeitet. Ihr Abschlussbericht steht seit Mitte
Dezember unter www.bundestag.de/aktuell/archiv/2007/kul
tur_schlussbericht/index.html
im Internet (öffentliche Bibliotheken: Seite 129–132). Enthalten sind 400 Empfehlungen für
politisches Handeln, darunter
folgende für den Bereich der
Bibliotheken:
1. Die
Enquete-Kommission
empfiehlt den Ländern, Aufgaben und Finanzierung der
öffentlichen Bibliotheken in
Bibliotheksgesetzen zu regeln.
Öffentliche Bibliotheken sollen
keine freiwillige Aufgabe sein,
sondern eine Pflichtaufgabe werden. Alternativ zu Bibliotheksgesetzen der Länder kann die rechtliche Sicherung von öffentlichen
Bibliotheken auch durch einen
länderübergreifenden Staatsvertrag angestrebt werden.
2. Die Enquete-Kommission
empfiehlt den Ländern, einen
länderübergreifenden
Bibliotheksentwicklungsplan
zu
erstellen. Ein solcher Plan soll
bildungspolitische Zielsetzun-
w
w
.B
–u
Mit so viel politischem Rückenwind sind die deutschen Bibliothekare noch nie in ein neues Jahr gestartet. Egal ob Deutscher Kulturrat oder Thüringischer Landtag, eine ganze Reihe Institutionen
und Politiker setzt sich inzwischen für die Interessen der Bibliotheken hierzulande ein. Selbst Bundespräsident Horst Köhler hat sich
zum engagierten Fürsprecher des Berufsstandes gemacht. In
seiner vielbeachteten Rede bei der Wiedereröffnung der Anna
Amalia Bibliothek im vergangenen Oktober in Weimar würdigte
das Staatsoberhaupt Deutschlands Bibliotheken als »unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und Informationsgesellschaft« und forderte eine strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil der Bildungsinfrastruktur (Redeauszüge auf Seite 49).
Im sächsischen Landtag haben die Bündnisgrünen noch kurz
vor Jahresende die Einsetzung einer Bibliothekskommission beantragt, die eine Bibliothekskonzeption für das Bundesland erarbeiten soll – anschließendes Bibliotheksgesetz nicht ausgeschlossen.
Im Nachbarland Sachsen-Anhalt tagte eine entsprechende Kommission bereits drei Jahre und legte Anfang Dezember umfassende Empfehlungen vor. Das Besondere: Zum ersten Mal hatten
Experten sowohl aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken als auch aus Schulen und Erwachsenenbildung, und zwar
aus ganz unterschiedlichen Bundesländern, ihre Köpfe zusammengesteckt (Ergebnisse in der nächsten BuB-Ausgabe).
Damit nicht genug. Auch die Enquete-Kommission »Kultur
in Deutschland« präsentierte nach vierjähriger Arbeit Mitte
Dezember ihren Abschlussbericht. Darin fordern die Experten
ausdrücklich die Aufgaben und die Finanzierung der »öffentlichen
Bibliotheken« auf Landesebene in Gesetzen zu regeln (siehe
nebenstehenden Bericht).
Alles nur schöne Worte? Keineswegs. In Thüringen nahm
die Initiative für ein Landesbibliotheksgesetz, nicht zuletzt durch
die Unterstützung der prominenten Fürsprecher, die erste parlamentarische Hürde. In der Landtagsdebatte hatten sich überraschend alle Parteien hinter einen entsprechenden Gesetzesentwurf gestellt und ihn an die zuständigen Ausschüsse zur weiteren
Beratung überwiesen (siehe Seite 47). In Thüringen könnte also
tatsächlich das erste Bibliotheksgesetz in Kraft treten und zum
Vorbild für andere Bundesländer werden.
Eines ist klar: Diese Erfolge für das deutsche Bibliothekswesen
sind kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Nach jahrelangen Investitionen in die Lobbyarbeit – egal ob von Verbandsfunktionären in Berlin oder von Bibliothekaren vor Ort – können
2008 die ersten Früchte geerntet werden, und die sind größer,
als so mancher zu hoffen wagte.
Wichtig ist nun, dass die Anstrengungen nicht nachlassen.
Die Anliegen der Bibliothekare sind bei vielen Entscheidungsträgern angekommen. Jetzt sollte es auch darum gehen, die Arbeit
der Bibliotheken in der breiten Bevölkerung zu verankern. Dafür
bietet die für Herbst dieses Jahres nach
erfolgreichem österreichischem Vorbild
geplante bundesweite Image-Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt
Bibliothek« eine große Chance. Sie
muss 2008 genutzt werden!
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
gen und Qualitätsstandards beinhalten.
3. Die Enquete-Kommission
empfiehlt dem Bund und den
Ländern die Einrichtung einer
Bibliotheksentwicklungsagentur zu prüfen. Diese Agentur
kann dazu beitragen, strategische, innovative und qualitätssichernde Zielsetzungen länderübergreifend abzustimmen und
umzusetzen.
4. Die Enquete-Kommission
empfiehlt den Ländern, Bibliotheken in ihre Bildungskonzepte einzubinden. Die Länder
sollen eine spartenübergreifende
Arbeit fördern. Mit einer Kooperation zwischen Schulen,
Vorschulen, Kindergärten und
anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen können – zum
Beispiel durch eine Zusammenarbeit von Schulbibliothek und
öffentlichen Bibliotheken – Synergieeffekte erzielt werden. Weitere Schnittstellen und Kooperationsmöglichkeiten können
in einem Bibliotheksentwicklungsplan formuliert werden.
5. Die
Enquete-Kommission
empfiehlt dem Bund und den
Ländern, gemeinsam eine nationale Bestandserhaltungskonzeption für gefährdetes schriftliches
Kulturgut zu erarbeiten. Die
Enquete-Kommission empfiehlt
weiterhin der Bundesregierung
ein Förderprogramm zur physischen Rettung, digitalen Erfassung und digitalen Sicherung
von bedrohtem schriftlichem
Kulturgut von nationaler und
europäischer Bedeutung aufzulegen, sowie sich dafür einzusetzen, dass entsprechende Fördermöglichkeiten auf EU-Ebene
erweitert werden. Erläuterungen
der Vorsitzenden der EnqueteKommission, Gitta Connemann
(CDU), zu den Aussagen der
Kommission über Bibliotheken
stehen auf Seite 6.
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Ernte 2008
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Editorial
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BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Ausland
Ausland
Interkulturelle Bibliotheksarbeit
in New York
Die Öffentliche Bibliothek in
Queens – einem besonders
interkulturellen Stadtteil von
New York – hat einen
Schwerpunkt ihrer Arbeit auf
die Entwicklung von Angeboten für Migranten gelegt.
Aufenthalt, ihre Erfahrungen
und ihr Konzept zur Umsetzung
berichten.
Bevorzugt
berücksichtigt
werden Bewerber/innen, die
bereits ein konkretes Projekt in
ihrer Bibliothek planen und sich
dafür Anregungen und Expertise bei dem Aufenthalt in New
York holen möchten.
Bewerbungsunterlagen für
2008 können bis Ende Februar
2008 angefordert werden bei Brigitte Döllgast, Goethe-Institut
New York, doellgast@newyork.
goethe.org.
w
w
Ideen und Projekte entwickelt,
um diesen Prozess der Integration zu unterstützen. Auch
in Deutschland wird die Integration von Migranten immer
mehr zu einer Kernaufgabe von
Öffentliche Bibliotheken, die
für diese Zielgruppe verstärkt
Angebote und Programme auflegen.
Um den internationalen
fachlichen Austausch zu diesem
Thema zu fördern, werden im
Rahmen des neuen »Librarian
in Residence«-Programms des
Goethe-Instituts New York im
Jahr 2008 zweimal je ein/e Bibliothekar/in aus Deutschland zu
einem maximal vierwöchigen
Studienaufenthalt eingeladen.
Während dieser Zeit sollen sie
ein Praktikum an der Queens
Library in New York absolvieren, um sich Anregungen für die
eigene Arbeit zu verschaffen.
Die Öffentliche Bibliothek in
Queens – einem besonders interkulturellen Stadtteil von New
York – hat einen Schwerpunkt
BuB | 60 (2008) 01
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–B
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Von den Stipendiatinnen/
Stipendiaten wird erwartet,
dass sie während ihres
Aufenthalts einen Blog auf
den Webseiten des GoetheInstituts führen.
.B
In traditionellen Einwanderungsländern wie den USA haben in diesem Kontext bereits
viele Bibliotheken innovative
ihrer Arbeit auf die Entwicklung
von Angeboten für Migranten
gelegt.
Das Goethe-Institut New
York, ein denkmalgeschütztes
Haus an der Fifth Avenue gegenüber dem Metropolitan Museum of Art gelegen, hat in seinen Räumlichkeiten eine kleine
Souterrain Wohnung, in denen
die Stipendiaten untergebracht
werden. Zusammen mit »Bibliothek & Information International« übernimmt das Goethe-Institut New York die Flugkosten
und ein Tagegeld. Die Kandidaten werden bei der Planung der
Reise und Kontaktaufnahme
vor Ort unterstützt.
Von den Stipendiatinnen/Stipendiaten wird erwartet, dass sie
während ihres Aufenthalts einen Blog auf den Webseiten des
Goethe-Instituts führen, ihre
Erfahrungen an ihrer Bibliothek in Deutschland umsetzen
und in der Fachpresse über ihren
w
Wie integrieren wir Migranten
in die Gesellschaft, in die sie
einwandern? Wie ist die Annäherung zwischen der Kultur
der Einwanderer und der des
Einwanderungslandes möglich?
Und wie diejenige zwischen
den Kulturen der verschiedenen
Einwanderergruppen?
e
Goethe-Institut schreibt Stipendien aus
5
BuB | Foyer
Politik
»Wichtiger Bestandteil
einer Reform des Bibliothekwesens in Deutschland muss
meiner Ansicht nach eine
rechtliche Aufwertung von
Bibliotheken sein.«
–u
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»[…] Bibliotheken arbeiten
heute in einem schwierigen finanziellen und gesellschaftlichen Umfeld. Der Ursprung des
Hauptproblems lässt sich mit
einem Wort benennen: Freiwilligkeit!
Kommunale
Bibliotheken
zählen zu den sogenannten freiwilligen Aufgaben, sie nehmen
keine Pflichtaufgabe wahr. Diese
Einteilung wirkt sich aus, sobald
eine Kommune ihren Haushalt
nicht ausgleichen kann. Um es
an einem Bild deutlich zu machen. Gerät eine Kommune in
finanzielle Nöte, muss sie eine
Gemeindestraße weiter teeren,
aber die Gemeindebibliothek
schließen.
Das ist aus meiner Sicht die
falsche Priorität. Denn zu einer
funktionierenden Infrastruktur
gehören eben nicht nur Verkehrswege, sondern zwingend
Kultur- und Bildungseinrichtungen. Für mich müssen diese
Teil einer Grundversorgung
sein. Denn sie bieten eines – die
Chance auf gleiche Teilhabe.
Eine Bibliothek steht jedem frei
– unabhängig von Herkunft,
Sozialisation, Milieu und sei-
nem Geldbeutel. Deshalb wäre
es richtig, der Arbeit der Bibliotheken den Rang einer Pflichtaufgabe zu geben.
Die allgemeine Mittelknappheit führt nämlich dazu, dass
Erwerbungsetats gekürzt, Stadtteilbibliotheken
geschlossen
und die Dienstleitungen für die
Leser reduziert werden. Hinzu
kommt die Herausforderung
durch neue Informationstechnologien, die es erforderlich machen, den Buchbestand um neue
Medien, wie Videos und CDROMs, oder Internetplätze zu
erweitern. Es gibt den Zielkonflikt, einerseits den Nutzern Inhalte digital anbieten zu wollen
und andererseits nur beschränkte Mittel für den Rechteerwerb
zur Verfügung zu haben.
Die Politik, wir, sehen Ihre
Probleme. In der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland«
haben wir intensiv diskutiert,
wie sich die Leistungsfähigkeit
der Bibliotheken in Deutschland
sichern und verbessern lässt, wie
die Bibliotheken ihren Platz als
geistiges Zentrum in der Mitte
der Gesellschaft ausfüllen können.
In der Bundesrepublik existiert keine nationale rechtliche
Normierung der Bibliotheken.
Dagegen sind in zwei Drittel der
25 EU-Staaten Öffentliche Bibliotheken durch ein Bibliotheksgesetz rechtlich normiert und in
langfristige Entwicklungspläne
eingebunden. Finanzielle Ressourcen und materielle Ausstattung werden dort langjährig geplant und richten sich nach den
entwickelten Zielvorgaben. Projektförderungen honorieren innovative Programme. Gesamtstaatliche Standards sorgen in
diesen Ländern für eine flächendeckende Qualitätssicherung
w
Beim Landestreffen der Öffentlichen und wissenschaftlichen
Bibliotheken MecklenburgVorpommerns im Oktober
des vergangenen Jahres in
Stralsund hat die Vorsitzende
der Enquete-Kommission des
Deutschen Bundestages »Kultur
in Deutschland«, Gitta Connemann (CDU), den Bibliotheken
den Rücken gestärkt und unter
anderem Bibliotheksgesetze in
den einzelnen Bundesländern
gefordert. Im Folgenden veröffentlicht BuB Ausschnitte aus
ihrer Rede. (Siehe dazu auch
den Bericht auf Seite 47)
e
Vorsitzende der Enquete-Kommission
»Kultur in Deutschland« fordert Bibliotheksgesetze
in den Ländern
Ein grundlegendes Defizit
außerhalb der wissenschaftlichen Bibliotheken ist in der
deutschen
Bibliothekslandschaft die fehlende überörtliche
Koordinierung und Vernetzung
der Bibliotheken untereinander. Das ist ineffizient, führt
zu Qualitätsminderungen und
erschwert eine gemeinsame Interessenvertretung. Einheitliche
Qualitätsstandards existieren
nicht. Der Wissens- und Informationsaustausch untereinander ist mitunter zu gering. Gute
Beispiele für Kooperationen von
Bibliotheken sind gegenwärtig
das Kompetenznetzwerk Bibliotheken (KNB) und die Deutsche
Internetbibliothek (DIB) sowie
vereinzelt regionale Kooperationen in den Ländern.
Das weist zwar den richtigen Weg, ist aber zu wenig. So
macht sich das Fehlen einer Definition der gesellschaftlichen
Aufgaben und Zielgruppen von
Bibliotheken bemerkbar. Eine
fachliche Koordinierungsstelle könnte eine solche Aufgabe
übernehmen, innovative Projekte fördern, verbreiten und
unterstützen. Es sollte deshalb
die Einrichtung einer Bibliotheksentwicklungsagentur geprüft werden. Eine solche Agentur könnte dazu beitragen, strategische, innovative und qualitätssichernde Zielsetzungen
länderübergreifend abzustimmen und umzusetzen.
Gegenstand unserer Überlegungen war auch ein länderübergreifender
Bibliotheksentwicklungsplan. Ein solcher
Plan müsste bildungspolitische
Zielsetzungen und Qualitätsstandards beinhalten. Denn,
meine Damen und Herren,
Bibliotheken sind wichtiger Bildungspartner: bei der Beratung
in Beruf und Weiterbildung, bei
der Integration von Migranten,
bei der Leseförderung. Alle Forschungen sagen uns: Wichtig ist
die Leseförderung in frühester
Kindheit und jungen Jahren,
denn später wird es schwierig,
aus einem Nicht-Leser einen
Leser zu machen. Bereits in Kindergärten und Grundschulen
müssen die Grundlagen gelegt
werden. Alle Schulen sollten
.d
»Öffentliche Bibliotheken
sollen Pflichtaufgabe werden«
und ermöglichen eine landesweite Informationsversorgung
auf hohem Niveau.
Blicken wir nun nach
Deutschland: In den Verfassungen von Schleswig-Holstein und
Sachsen-Anhalt wird immerhin
die Förderung von Bibliotheken
als Staatsziel betont. BadenWürttemberg erwähnt Bibliotheken im Weiterbildungsgesetz
und Hessen beschreibt die Wahrung des kulturellen Erbes im
Hessischen Hochschulgesetz. In
Bayern wiederum existiert eine
Bibliotheksverordnung.
Wichtiger Bestandteil einer
Reform des Bibliothekwesens
in Deutschland muss meiner
Ansicht nach eine rechtliche
Aufwertung von Bibliotheken
sein. Diese könnte die rechtliche Position der Öffentlichen
Bibliotheken stärken und deren
–B
Politik
w
6
gesamtgesellschaftliche Bedeutung hervorheben. Bibliotheken
könnten durch eine rechtliche
Festschreibung in Form von
Bibliotheksgesetzen mehr Verbindlichkeit und Unterstützung
erfahren. Eine solche Regelung
legt ein gemeinsames Handeln
von Bund, Ländern und Kommunen im Sinne eines kooperativen Föderalismus nahe.
Deshalb besteht bei uns auch
Einigkeit, dass wir Bibliotheksgesetze in den Ländern brauchen. In diesen Gesetzen sollten
die Aufgaben und Finanzierung
von Öffentlichen Bibliotheken
im Rahmen eines bildungs- und
kulturpolitischen
Konzepts
geregelt werden. Alternativ zu
Bibliotheksgesetzen der Länder
könnte die rechtliche Sicherung
auch durch einen länderübergreifenden Staatsvertrag angestrebt werden. Die Zielsetzung
dabei muss sein: Öffentliche
Bibliotheken sollen keine freiwillige Aufgabe sein, sondern
eine Pflichtaufgabe werden.
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Wissenschaftliche Bibliothek
Wissenschaftliche Bibliothek
Max-Planck-Gesellschaft kündigt Lizenzvertrag
mit Springer
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BuB | 60 (2008) 01
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zung mit einigen global agierenden Wissenschaftsverlagen dar.
Die extremen Preisentwicklungen in der Informationsversorgung, aber auch Einschränkungen in den Nutzungsmöglichkeiten bewegen die
Wissenschaftsorganisationen
weltweit zu einem Umdenken.
Bereits im Jahre 2003 hat die
Max-Planck-Gesellschaft die
»Berlin Declaration on Open
Access to Knowledge in the Sciences and Humanities« initiiert,
welche für öffentlich finanzierte
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Die Max-Planck-Gesellschaft
(MPG) hat nach schwierigen
Verhandlungen ihren langjährigen Lizenzvertrag mit dem
Springer Verlag Ende 2007
gekündigt. Die Verhandlungen
sind gescheitert, so teilte die
Gesellschaft mit, weil keine
Einigung über ein adäquates Verhältnis von Preis und
nachhaltigen Leistungen erzielt
werden konnte. »Springer ist
von überhöhten Forderungen
bis zum Schluss nicht abgerückt; deshalb hat die MPG
den Vertrag gekündigt«, so
Vizepräsident Kurt Mehlhorn.
Durch Auswertung der Nutzungsstatistiken und Vergleiche
mit anderen wichtigen Verlagen
sei deutlich geworden, dass
Springer für die angebotenen
Zeitschriften etwa das Doppelte des Preises fordere, den die
Max-Planck-Gesellschaft noch
für vertretbar erachte.
w
Im Rahmen des bisherigen
Vertrags war sämtlichen MaxPlanck-Instituten der Zugriff
auf gut 1 200 elektronische wissenschaftliche Zeitschriften des
Springer Verlags möglich. Durch
das Scheitern der Verhandlungen kann die institutsübergreifende Literaturversorgung mit
der von Springer zur Verfügung
gestellten Recherche-Oberfläche
SpringerLink nicht mehr zentral
zur Verfügung gestellt werden.
Die Max-Planck-Gesellschaft
und die Max Planck Digital Library werden mit den am meisten betroffenen Institutsbibliotheken zusammen Strategien erarbeiten, um die Versorgung mit
unverzichtbaren Inhalten kostengünstig sicherzustellen.
Das Scheitern der Vertragsverhandlungen mit Springer
stellt einen vorläufigen Höhepunkt in der Auseinanderset-
Forschung vermehrt offene Publikationsmöglichkeiten
fördern soll.
Das Beharren des Springer
Verlags auf seiner Verhandlungsposition bestätigt den über
240 Wissenschaftsorganisationen, welche die »Berlin Declaration« bisher weltweit unterzeichnet haben, wie wichtig ihr
Anliegen ist. Gewiss könnten es
sich nur wenige Verleger leisten,
das Allgemeininteresse an möglichst breitem Zugang zu Wissen durch ihre exzessiven Preisgestaltungen zu unterwandern.
Verfügten Verleger jedoch über
die Marktmacht, um solche
Preise tatsächlich durchzusetzen, und fehlte dem Gesetzgeber
die Bereitschaft, solch unangemessenes Verhalten einer rechtlichen Kontrolle zu unterwerfen, so bleibe der Wissenschaft
nur der Weg zur Selbsthilfe, so
die MPG.
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Streit mit Wissenschaftsverlagen eskaliert
w
daher Leseräume schaffen, das
meine ich zeitlich und räumlich.
Angesichts der großen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Bedeutung der Bibliotheksarbeit für Kinder und
Jugendliche bedarf es einer besonderen Beachtung der Schulbüchereien, ihrer Ausstattung
und ihrer fachlichen Betreuung.
Die Schulbibliothek ist eine
wichtige Quelle für den Erwerb
und Erhalt der Fähigkeit des Lesens.
Moderne Schulbibliotheken
sollen Informations- und Wissenszentren sein, die ein breit
gefächertes Angebot an Büchern
und anderen Medien bereithalten. Hier müssen die Techniken
der Informationsbeschaff ung
und der kritische Umgang mit
dieser Information eingeübt
werden.
Aber wir wissen alle: Die Realität sieht von den Hauptschulen
bis zum Gymnasium leider zu oft
anders aus. Meine Damen und
Herren, hier stehen die Schule,
die Öffentlichen Bibliotheken,
ihre staatlichen Träger und damit die Politik in der Verantwortung. Wir brauchen insgesamt
eine größere Zusammenarbeit
von Bibliotheken und Schulen
sowie anderen Einrichtungen
der kulturellen Bildung vor Ort.
Ich denke hier zum Beispiel an
Bibliotheksprogramme im Angebot der Ganztagschule.
Ich glaube, Bildungsinstitutionen und kommunale Bibliotheken müssen dazu organisatorisch, strukturell und rechtlich
so vernetzt werden, dass eine
spartenübergreifende Kooperation die Umsetzung von bildungs- und kulturpolitischen
Zielen ermöglicht.
[…] Es geht um nicht weniger, als dass Bibliotheken wieder
den Platz einnehmen können,
der ihnen seit Jahrhunderten zustand – als geistiges Zentrum in
der Mitte der Gesellschaft. Die
Bibliotheken haben bereits bewiesen, dass sie bereit sind, diesen Platz wieder einzunehmen.
Nun ist es an der Politik, diesen Schritt in die Zukunft mit
besseren Rahmenbedingungen
vollenden zu helfen.«
7
BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
Wissenschaftliche Bibliothek
Gute Online-Dienste,
schlechte Fachbuch-Ausstattung
Erratum
In der Bildunterschrift zum
Beitrag »Hollywood-Glamour
und ökologisches Engagement« in BuB Heft 10/2007,
Seite 693, hat sich ein Fehler
eingeschlichen: Das Foto zeigt
nicht Robert Kennedy jr., sondern Edward Kennedy.
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Henner Grube bei der Abschiedsfeier im November 2007 in Reutlingen:
Seine Markenzeichen waren nicht Allerweltsattitüden, sondern Fliege,
Fachverstand und Freundlichkeit.
Foto: Michael Sauter/ekz
Öffentliche Bibliothek
Der Mann mit der Fliege geht
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Insgesamt weisen die
Unibibliotheken in Bielefeld,
Konstanz, Mannheim und
Tübingen in allen betrachteten Merkmalen zum Indikator »Bibliothek« Spitzenplätze auf.
Konstanz mit dem Mittelwert
von 1,6 benotet, jedoch im hohen Norden in Flensburg nur
noch mit durchschnittlich 4 bewertet.
Auch die Zufriedenheit mit
den Öffnungszeiten variiert bundesweit stark. Insgesamt weisen
die Universitätsbibliotheken in
Bielefeld, Konstanz, Mannheim
und Tübingen in allen betrachteten Merkmalen zum Indikator
»Bibliothek« Spitzenplätze auf.
Weitere Informationen zu der
Studie des Centrums für Hochschulentwicklung gibt es im Internet unter der Adresse www.
che.de.
w
Für die Bewertung der Universitätsbibliotheken wurden die
Urteile der Studierenden aus
den sogenannten »Buchwissenschaften« herangezogen, denn
in diesen Fächern sind die Studierenden in besonderem Maße
auf eine gute Literaturversorgung angewiesen. Dazu zählen
von den ins CHE-Ranking einbezogenen Fächern Germanistik, Anglistik/Amerikanistik,
Romanistik, Geschichte sowie
Erziehungswissenschaften und
Psychologie. Die Daten basieren auf der Befragung von rund
21 000 Studierenden dieser Fächer im Herbst 2006 im Rahmen des aktuellen Hochschulrankings.
Fast einhellig gut bis sehr gut
benoteten die Studierenden die
neuen Online-Benutzerservices
der Bibliotheken. Das Angebot
von elektronischen Bibliothekskatalogen und internetgestützten Systemen der Benutzerkontenverwaltung wird im bundesweiten Mittel mit 1,6 benotet.
Auch für die Möglichkeiten
zur Literaturrecherche geben
die Studierenden keine Noten
schlechter als 2,5.
Weniger gut ausgestattet sind
die Bibliotheken mit Kopiergeräten. Hier reicht die Notenskala
nur von 3 bis 5. Entscheidend für
die Studierenden dürfte jedoch
der Bestand der notwendigen
Fachliteratur sein. Besonders die
Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl von Fachbüchern
scheint im bundesweiten Vergleich sehr unterschiedlich zu
sein. Sie wird an der Universität
w
Gute Hochschulbibliotheken
sind auch heutzutage die wichtigste Quelle, um an notwendige Fachliteratur im Studium
zu gelangen. Eine aktuelle
Umfrage der CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung GmbH zu den
Angeboten von Universitätsbibliotheken hat nun ergeben: Die
Studierenden sind zufrieden mit
den Online-Diensten. Deutlich
schlechter schneidet jedoch an
einigen Universitäten das Angebot an Fachliteratur ab.
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Studenten bewerten Angebote von
Universitätsbibliotheken
w
8
Henner Grube tritt in Ruhestand /
17 Jahre Bibliothekarischer Direktor der ekz
Henner Grube verlässt die ekz!
Das ist eine Nachricht, mit
der sich viele – auch ich – nur
mit einiger Mühe anfreunden
können! Denn: Für viele Kundinnen und Kunden der ekz war
Henner Grube die ekz.
17 Jahre lang hat er diese Firma vor allem bei den deutschen
– aber längst nicht nur bei den
deutschen – Bibliothekarinnen
und Bibliothekaren verkörpert
– mit Engagement, ich möchte
sagen: mit Herzblut, aber ohne
den blinden und entleerten
Eifer, den Repräsentanten eines Wirtschaftsunternehmens
manchmal an den Tag legen,
um ihre Kundschaft zu beeindrucken.
Henner Grube hat mit ganz
anderen Mitteln beeindruckt.
Seine Markenzeichen waren
nicht die Allerweltsattitüden
und analogen Attribute des modernen Managers, den man oft
als unidentifizierbaren Teil einer
großen Masse auf Messen, Flughäfen oder in ICEs schemenhaft
wahrnimmt.
Henner Grubes Markenzeichen sind viel subtiler und viel
seltener. Wir alle kennen ihn als
den Mann mit der Fliege,
den Mann mit dem blütenweißen, gestärkten Oberhemd,
den Mann mit dem gezückten Pelikan-Füllhalter,
den Mann mit dem feinen,
zurückhaltenden Schmunzeln.
Henner Grube fiel auf, wo immer er war, sei es bei den vielen
wuseligen Messeauftritten der
ekz, sei es bei all den Sitzungen, Podiumsdiskussionen oder
Vorträgen, an denen er beteiligt
war. Henner Grube war äußerlich und fachlich immer äußerst
präsent.
Aber natürlich war sein öffentlicher Auftritt nicht das
entscheidende Moment seines
Engagements bei der ekz. Entscheidend waren seine fachliche
Kompetenz und sein Ohr, das
er den Bibliothekarinnen und
Bibliothekaren lieh, sein Ohr,
das er am Puls der Entwicklung
unserer Bibliotheken hatte. Es
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Denn, dass der Werbespruch
»Der Erfolg unserer Kunden ist
auch unser Erfolg« auch stets ein
ertragbringendes Leitmotiv für
die ekz war und dort im Hause
grundsätzlich gelebt wurde, ist
wesentlich auf Henner Grubes
gute Kontakte zu den Bibliotheken zurückzuführen. Grube nahm wie ein Seismograph
die Entwicklungstendenzen in
unserer Zunft wahr. Und, um
dieses »Ohr am Puls der Zeit« zu
institutionalisieren, hat Henner
Grube den Bibliothekarischen
Beirat – quasi als permanentes
Kundenforum und Marketinginstrument der ekz – initiiert.
Erwähnen will ich auch
Herrn Grubes langjähriges Engagement für unsere Bundesvereinigung »Bibliothek & Information Deutschland«. Er war
gerade auch in den ersten Jahren
der BID – damals noch BDB
genannt – ein Fels in der Brandung der verschiedenen zusammenströmenden Interessen der
deutschen Bibliotheksverbände.
Er hat immer und unermüdlich
die Generallinie einer möglichst
einheitlichen Außendarstellung
der deutschen Bibliotheken forciert und diese auch in seinen
Arbeitszusammenhängen stets
propagiert. Und: Henner Grube
hat, wenn nötig, für Ausgleich
in der Diskussion gesorgt.
Und nach einem solch engagierten Arbeitsleben kann
ich sehr gut verstehen, was sich
Henner Grube für seinen Ruhestand wünscht: nämlich wirklich Ruhe sowie viel Zeit für
seine Familie und die Beschäftigung mit seinen Vorlieben und
Interessen. Er will der Kunst
und Philosophie frönen und will
außerdem in einem Radius, der
im wesentlichen Deutschland
umfasst, ausgiebig Land und
Leute erforschen.
Ich wünsche Henner Grube, dass die nächsten Jahre und
Jahrzehnte für ihn so werden,
wie er sie sich wünscht, dass er
all das erleben und erfahren
kann, wofür ihm bei der ekz
nicht genug Zeit blieb. Und ich
wünsche ihm, dass er zukünftig
mit Freude auf die ekz schauen
kann.
Barbara Lison, Bremen
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verging kein Monat, in dem er
nicht bei seinen Kunden war, es
gab kaum eine größere Fachtagung, wo er nicht durch seine
Anwesenheit das Interesse der
ekz an unserer Profession dokumentierte. Seine Arbeitsprinzipien waren Kontakt, Kontakt
und Kontakt sowie Beteiligung,
und Integration der Kundeninteressen in die Geschäftsprozesse der ekz – sprich: Sein oberstes
Arbeitsprinzip war Kundenorientierung im allerbesten Sinne.
Und Henner Grube hat sich in
diesem Sinne auch den Herausforderungen gestellt, denen sich
in den vergangenen 17 Jahren
die ekz und damit auch Henner
Grube als ihr Bibliothekarischer
Direktor stellen mussten.
Da war zum Beispiel die Vereinigung der beiden deutschen
Staaten mit all ihren komplexen Implikationen. Dass die
ekz auch schnell in den neuen
Bundesländern als zuverlässiger
Dienstleister einen guten Namen hatte und dort ein neuer
Absatzmarkt erschlossen werden konnte, dazu hat Henner
Grube entscheidend beigetragen. Die Integration von »Ost«
und »West« war für ihn immer
ein ganz besonderes, auch persönliches, Anliegen.
Und natürlich sind mit seinem Namen auch grundlegende
Innovationen des Angebotes der
ekz verbunden: Stellvertretend
will ich hier die »Standing Order« nennen, die heute immerhin
die Hälfte des Medienumsatzes
der ekz ausmacht. Das ist schon
sehr bemerkenswert, bedenkt
man, dass dieses Angebot anfänglich von so mancher Kollegin beziehungsweise so manchem Kollegen als »die Axt an der
bibliothekarischen Wurzel« (Zitat Grube) betrachtet oder gar
geschmäht wurde.
Aber Grube hat damit rechtzeitig die aus den Sparzwängen
der Bibliotheken geborenen
Rationalisierungsbedürfnisse in
ein erfolgreiches Geschäftsmodell für die ekz transferiert. Und
wenn ich sage »erfolgreiches Geschäftsmodell für die ekz«, dann
ist damit auch immer verbunden
»erfolgreiches Geschäftsmodell
für die Bibliotheken«.
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Öffentliche Bibliothek
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BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
§
Michael Haager ist Bibliothekar und Rechtsanwalt;
er lebt in Tübingen – Kontakt:
[email protected]
zu beachten. Spätestens jetzt,
wenn es konkreter wird, trennen sich aber Spreu und Weizen,
denn ein fundamentaler Unterschied zwischen den Rahmen ergibt sich aus der Frage, ob die
Bibliotheken öffentlich-rechtlichen oder zivilrechtlichen Charakter haben.
Diese Unterscheidung ist deshalb so gravierend, weil sie eine
der ganz wesentlichen Unterschiede in der Rechtsordnung
eines Staates darstellt. Nach einer gängigen Definition ist eine
Vorschrift dann öffentlich-rechtlich, wenn nur ein Hoheitsträger aus ihr Rechte oder Pflichten
ableiten kann. Im Zivilrecht haben wir es demnach mit Gleichordnung zu tun, im öffentlichen
Recht mit Unterwerfung. Haben
wir also eine Bibliothek öffentlichen Rechts, kann sie ihr Verhältnis zur Nutzerschaft öffentlich-rechtlich gestalten, was den
Nutzer eher Untertan als Kunde
sein lässt. Natürlich kann jede
Bibliothek ihr Nutzungsverhältnis zivilrechtlich ausgestalten,
wenn ihr Träger hoheitlich ist,
dies muss aber erkennbar für den
Nutzer sein und die Wahl kann
nur einmal für alle Male getroffen werden.
Die Erfahrung zeigt, dass es
im Zweifel sinnvoll ist, sich für
das Zivilrecht zu entscheiden,
nicht nur weil auch bei der öffentlichen Hand der Trend von
der Amtsstube zum Servicezentrum, vom Verwaltungsakt zum
Produkt geht. Das Zivilrecht
lässt eine wesentlich freiere Gestaltung zu und ist, auch und
erst recht im Konfliktfall, flexibler. Vor allem dann, wenn ältere
Benutzungsordnungen
wenig
Normen enthalten und man auf
die Verwaltungsverfahrens- und
-vollstreckungsgesetze zugreifen muss, staubt die Mühsal der
Bürokratie.
Ich bin kein Freund der Privatisierung öffentlicher Infrastruk-
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Den Referendar schicken wir
gleich los, um eine passende
Vorschrift zu suchen, nach der
wir unliebsame Besucher rausschmeißen können. Wo sucht
der Referendar? Natürlich in der
Benutzungsordnung. Da findet er aber keinen Passus, nach
dem wir Obdachlose, die nur
zum Aufwärmen kommen, rausschmeißen können. Also sucht er
weiter und macht sich erst einmal Gedanken über die Benutzungsordnung als solche.
Die erste Frage, die er dabei
überdenkt ist, ob man eine Be-
nutzungsordnung denn überhaupt braucht. Ein häufig diskutiertes Thema, vor allem in
Häusern, die nicht oder nur im
Ausnahmefall Außenstehende
als Nutzer zulassen – etwa Behörden- oder auch Kanzleibibliotheken.
Um es klar zu sagen: Auch
diese Häuser brauchen eine Benutzungsordnung. Denn sie regelt das Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzer, wobei mit
Nutzer nicht erst der registrierte
Leser mit Leseausweis gemeint
ist oder der eingeschriebene Studierende, sondern jedermann,
der die heiligen Hallen nicht
nur irrtümlich betritt und nutzen möchte. Und das kann eben
auch bloß der Kollege sein. Auch
im Verhältnis zu diesem Internen
sollten die Verhältnisse im Vorhinein klar sein.
Die
Benutzungsordnung
kann, darf und soll – oder muss
sogar – alles regeln, was im genannten Verhältnis zwischen
Bibliothek und Nutzer relevant ist. Was nicht relevant ist,
braucht auch nicht geregelt zu
werden. Eine reine Präsenzbibliothek kann sich Regeln über die
Ausleihe sparen, sie kann aber
klarstellen, dass eine Ausleihe
–B
Was die Benutzungsordnung regeln kann –
und was nicht
Ich prognostiziere einfach mal,
dass zum Auslieferungstermin
dieses Heftes draußen Januarkälte herrscht, es jedenfalls ungemütlich ist. Da will man keinen Hund vor die Tür jagen und
auch keinen Nutzer aus dem Lesesaal. Aber der da hinten, der
hockt schon seit Stunden da,
liest auch nicht, sondern schläft
wohl eher. Die letzten Tage war
er auch immer da. Andere Besucher rümpfen die Nase, wenn sie
an ihm vorbeigehen. Jetzt wacht
er vom eigenen Schnarchen auf,
scheint irritiert, fängt an zu pöbeln. Schluss damit, wir werfen
ihn raus. Geht das so einfach?
nicht stattfindet und dass Ausnahmen hiervon ohne Ansehen
der Person auch nicht vorgesehen sind.
Soweit ist es noch banal. Umgekehrt ist es aber Alltag, dass
häufig vorkommende Dinge
nicht oder nicht in erforderlichem
Maß überlegt oder berücksichtigt sind. Die Kunst jedes juristischen Regelwerkes, angefangen
beim Grundgesetz bis zu Vereinssatzung oder eben Benutzungsordnung ist es, für auftretende
Sachverhalte eine Lösung bereitzustellen. Dabei ist es notwendig zu abstrahieren, aber nicht so
weit, dass das herauskommt, was
der Volksmund gerne Gummiparagraf nennt.
Ermessensspielräume wird es
freilich immer geben. Diese erst
klar zu fassen und dann das Er-
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Schnarchen in der Bibliothek
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§§
§ §
§
messen korrekt auszuüben, wären dann zwei weitere Schritte,
an denen sich die Qualität der
Benutzungsordnung und die Fähigkeiten des Personals messen
lassen.
Natürlich kennt auch eine Benutzungsordnung Grenzen oder
Schranken, das heißt, sie muss
sich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens halten. Oder eigentlich sind es mehrere Rahmen, die teilweise wenig miteinander zu tun haben.
Grundgesetz als Rahmen
Einer dieser Rahmen ist etwa das
Grundgesetz oder die geltenden
Gesetze. Wenn wir eine Benutzungsordnung entwerfen, prüfen oder ändern wollen, sind also
alle infrage kommenden Rahmen
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Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
Blickpunkt Recht
Filter sind untauglich
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Wir müssen nicht schlauer sein
als der Gesetzgeber, daher können wir manches offen lassen.
Sinnvoll wäre nur, bestimmte
Regelungsmaterien, wie eben
zum Beispiel die Nutzung neuer Medien, nicht in eine Satzung
zu schreiben, die nur schwer zu
ändern ist und Diskussionen in
Gemeinde- und anderen Räten erfordert. Regeln unterhalb
der formell notwendigen Benutzungsordnung sind stets möglich. Idealerweise schafft die Benutzungsordnung selbst hierzu
Ermächtigungsgrundlagen.
Eine wirklich wasserdichte Benutzungsordnung wird sich im
Bereich neuer Medien und Techniken kaum schaffen lassen, anzustreben ist nur, dass der Nutzer
die Bibliothek von der Haftung
so weit als möglich freistellt. Filter jedweder Art sind untauglich, sinnlos oder übertrieben. Es
reicht aus, klarzustellen, dass die
Bibliothek gar nicht beeinflussen
kann, was die Nutzer am Terminal so alles anstellen. Den Rest
erledigen eine gute Abschir-
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nutzungsordnung in diesem
Zusammenhang aber durchaus
kann, ist abschrecken.
Denn wir verletzen nicht unseren Auftrag und Zweck, wenn
wir für eine bestimmte Leserklientel früh und klar Sperren verhängen. Das heißt noch nicht
Hausverbot, aber zumindest ein
Ausleihverbot.
Dies waren nun zwei weitere Stichworte: Zweck und Hausverbot. Als Bibliothek haben
wir stets einen Zweck, der in
der Regel vom Unterhaltsträger
definiert wird, soweit er nicht
selbstverständlich ist. In der Benutzungsordnung haben wir
demnach alle Regelungen wegzulassen, die den Zweck unseres Hauses oder unserer Anstalt
über die Maßen beeinträchtigen.
All die kleinen Vorschriften, die
uns das Leben erleichtern, und
die wir noch gerne erweitern
würden (zum Beispiel: das Mitbringen von Kindern, die noch
nicht selbst lesen können, ist untersagt), müssen wir also daran
messen, ob sie in diesem Sinne
zu weit gehen. Was in diesem
Bereich stets hilft, sind Generalklauseln, die im Einzelfall von der
Leitung oder von Diensthabenden ad hoc ausgelegt und angewendet werden können – unter Wahrung des Augenmaßes,
wenn es denn der Alltagsstress
zulässt.
Womit wir beim Hausverbot
wären. Das kann der Inhaber des
Hausrechts stets ausüben, auch
wenn in der Benutzungsordnung
nichts dazu steht. Inhaber ist der
Eigentümer, Mieter, die Hausleitung, Chefin vom Dienst, jeder
gerade anwesende Mitarbeiter,
in dieser Reihenfolge und mit
Ausnahmen.
Also können wir unabhängig
von unserer Benutzungsordnung
unseren Frierenden vom Anfang
am nächsten Tag wieder reinlassen – wenn er beim Aufwärmen
niemanden stört.
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mung des Bibliothekssystems
und eine Zeitbegrenzung für die
Nutzung.
In die Rubrik moderne Zeiten fallen auch Leseausweise,
zu deren Handhabung ich in dieser Zeitschrift schon früher Anmerkungen gemacht habe. Bibliotheken hätten gerne eine unbegrenzte Haftung der Nutzer,
verständlich in unseren kassenschwachen Zeiten, aber wie
ich schon einmal ausführte, die
meisten Nutzer sind noch ärmer
als die Kommunen. Ein Interessenausgleich sollte das berücksichtigen.
Gleich nach dem verlorenen
und missbrauchten Leseausweis kommen dann Dinge, die
es schon immer gab: Bücher, die
nicht zurückkommen, und Kosten, die nicht einbringbar sind.
In diesem Bereich hilft eine Benutzungsordnung wenig, denn
auch in Bibliotheken gilt, was im
Rest der Welt gilt: Dem Halbkriminellen, der erst nur schlampig ist und seine Leihfrist überzieht, dann pampig wird und
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kriminierungsrechts ist ein anderes, die Grundfehler unserer
Gesellschaft wird auch dieses
Recht ohnehin nicht beseitigen,
und beim Verfassen unserer Benutzungsordnung lassen wir den
gesunden
Menschenverstand
einfach mal zugeschaltet.
Die wahren Schwierigkeiten
bei der Benutzung liegen woanders. Zahlreiche dieser Probleme ergeben sich, wie in anderen
Branchen auch, aus den modernen Zeiten. Seit im ersten Lesesaal der erste Internetzugang zu
funktionieren begann, ist eine
Unzahl von Versuchen gestartet
worden, dem Rattenschwanz an
Rechts- und praktischen Problemen, der folgte, Herr zu werden.
Etliche dieser Probleme sind bis
heute ungelöst.
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tur, ganz im Gegenteil. Aber
das Angebot einer Bibliothek,
egal ob Stadtbücherei oder Forschungsbibliothek, hat zu wenig mit Regieren und Verwalten
zu tun. Daher im Zweifel Zivilrecht. Die auftretenden Mischformen oder besser Stufen, nach
denen bestimmte Akte, etwa
die Zulassung zur Bibliotheksnutzung, noch öffentlich-rechtlich sind, die Ausleihe dann zivilrechtlich, sind hinnehmbar,
wenn auch dem Bürger nur noch
schwer zu vermitteln. Wenn dieser die verweigerte Zulassung
vor dem Verwaltungsgericht,
hernach die überzogene Mahngebühr vor dem Amtsgericht
verhandeln muss, stellt der Bürger traditionell das Verständnis
ein – moderner wäre, eine Mail
an die Redaktion einer Verbraucherschutzsendung zu schicken.
Für das Zivilrecht spricht auch
die Möglichkeit, Gebühren aller
Art sehr viel freier festlegen zu
können, als unter der Kuratel des
Verwaltungsrechts.
War allerdings der Staat schon
immer an hehre Grundsätze gebunden, so musste es der freien
Wirtschaft erst allmählich vorgeschrieben werden, dass auch ihr
nicht alles erlaubt ist, was der Bilanz schmeichelt und nicht völlig wider Treu und Glauben ist.
Das sogenannte Antidiskriminierungsrecht, das auch Private zwingt, sich an bestimmte Grundrechte zu halten, wird
aber im Bereich Bibliotheken wenig ändern.
Es war bisher schon unzulässig, die Nutzerschaft nach Diskriminierungsmerkmalen zu selektieren und die Nutzung des
Lesesaals auf männliche, weiße, schlanke, gebildete, evangelische Hessen ab 45 zu beschränken, und auch weiterhin wird man nicht auf die Idee
kommen, solchen Mist in seine
Benutzungsordnung zu schreiben. Das Spielfeld des Antidis-
§§
§ §
§
die Gebühren nicht bezahlt und
den das auch nicht schert, weil
er weiß, dass der Gerichtsvollzieher beim ihm gar nichts holen darf, gegen den ist kein Kraut
gewachsen, und den Schwund
durch diese Klientel müssen
wir immer einkalkulieren. Das
ist billiger, als jedem Euro mittels Vollstreckung hinterherzuklagen.
Ich weiß, dass das Geld in den
Bibliotheken knapp ist, aber gerade deshalb sollten KostenNutzen-Rechnungen nicht unterlassen werden. Was die Be-
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Öffentliche Bibliothek
Öffentliche Bibliothek
Die Wattenscheider Kultur-WG
nen von allen dreien genutzt
werden, für Veranstaltungen einer einzelnen Einrichtung oder
aber für gemeinsame Projekte.
Nach zwei Jahren Zusammenarbeit kann die Kultur-WG
bereits auf eine Reihe erfolgreicher Projekte zurückblicken:
Ausstellungen des Stadtarchivs
finden in den Räumen der Bücherei statt, die VHS bietet thematisch passende Vorträge an.
Der Stadtarchivar besucht regelmäßig die Stadtbücherei, um im
Bestand an Wattenscheider Heimatliteratur zu recherchieren,
der in der Bücherei umfassender
ist als in den eigenen Regalen.
Die VHS veranstaltet Autorenlesungen und Literaturvorträge wie »Literarische Weinproben« in der Bücherei, mit Weinen
vom Rhein und Literatur über
Wein, gefunden und vorgetragen von Büchereimitarbeitern.
Und wenn die Stadtbücherei
eine größere Veranstaltung hat,
zieht auch schon mal der VHSDeutschkurs um in die Räume
des Stadtarchivs, damit die Stadtbücherei den größeren Veranstaltungsraum nutzen kann.
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Stadtbücherei, Volkshochschule und
Stadtarchiv unter einem Dach
ten der Kultur-WG deutlich:
Während der Öffnungszeiten
der Stadtbücherei ist der einzige
Zugang zu allen drei Institutionen die Bücherei.
Über der Eingangstür stehen
Stadtbücherei, Stadtarchiv und
VHS gleichberechtigt nebeneinander, im Eingangsbereich
der Bücherei liegen Programme
und Anmeldekarten der VHS
und Prospekte des Archivs aus.
Dazu findet man im Bestand der
Stadtbücherei die Lehrbücher
und begleitenden AV-Medien
zu den Sprachkursen der VHS.
Und wenn der entsprechende
Kollege mal nicht da ist, werden
in der Bücherei auch Anmeldekarten für VHS-Kurse angenommen oder telefonisch Auskünfte beim Stadtarchiv in Bochum eingeholt.
2006 wurde der Bestand durchschnittlich sechsmal umgesetzt.
Für die VHS und das Stadtarchiv Bochum bot der Umzug
in gemeinsame Räumlichkeiten
mit der Stadtbücherei die Gelegenheit, vor Jahren aufgegebene
Zweigstellen ihrer Einrichtungen in Bochums »unabhängigstem« Stadtteil Wattenscheid
wieder zu eröffnen, ohne dass
zusätzliche hohe Mietkosten auf
den Träger zukamen.
Den Wattenscheider Bürgern
sollte ermöglicht werden, ohne
lange Wege alle drei Kulturein- Gegenseitige Ergänzung
richtungen zu nutzen – auch
wenn die Kultur-WG oft nur Kultur-WG heißt mehr als einzwischen der Bochumer Haupt- fach nur gemeinsam wohnen.
stelle und dem Kunden vor Ort Die Mitbewohner teilen sich
vermittelt.
nicht nur Eingang, Teeküche
Wattenscheid ist mit gut 74 000
Die Einheit der drei Einrich- und sanitäre Anlagen: Auch
Einwohnern der zweitgrößte tungen wird schon beim Betre- zwei Veranstaltungsräume könStadtteil Bochums. Er verlor im
Zuge der kommunalen Neugliederung 1974/75 seine Unabhängigkeit und wurde Bezirk
der benachbarten Großstadt.
Diese Entwicklung wird von
den Wattenscheidern bis heute
eher misstrauisch beäugt und
nicht wirklich akzeptiert, weshalb die meisten öffentlichen
Einrichtungen Bochums eine
Zweigstelle in Wattenscheid unterhalten.
Für die Bücherei bedeutete
der Umzug einen Verlust von
etwa einem Drittel Fläche, weshalb der Bestand von 40 000
Medieneinheiten auf 30 000
schrumpfen musste. Gleichzeitig wurden aber in den Jahren
2005 und 2006 Sondermittel
für den Medienetat im fünfstelligen Bereich genehmigt,
der umfangreiche Neuanschaffungen und den Austausch abgenutzter Medien ermöglichte.
So konnte der Neuanfang in
der Kultur-WG mit einem aktuellen und attraktiven Bestand
gemacht werden, der seitdem Drei Einrichtungen, eine Tür: Die Zusammenarbeit von Stadtbücherei, Stadtarchiv und Volkshochschule funkFoto: Stadtbücherei Wattenscheid
wesentlich besser genutzt wird. tioniert in Wattenscheid reibungslos.
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Bereits zum sechsten Mal in
ihrer 100-jährigen Geschichte
ist die Bücherei Wattenscheid
im Januar 2006 umgezogen.
Und trotzdem war diesmal alles
anders: Die Zweigstelle der
Stadtbücherei Bochum bezog
das erste Obergeschoss des
neuen Einkaufszentrums »Gertrudis-Center« in der Wattenscheider Innenstadt, zwischen
Ärzten, Geschäften und Restaurants. Gleichzeitig zogen auch
Filialen des Stadtarchivs und
der Volkshochschule ein. Damit
gründeten die drei städtischen
Institutionen auf rund 950
Quadratmetern (davon 620
Quadratmeter Bücherei) die
»Kultur-WG Wattenscheid«.
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Öffentliche Bibliothek
Farbige Akzente in der Kinderbücherei: Acht international bekannte Künstler griffen in der Bücherei Wattenscheid gemeinsam mit Kindern zu
Farbe und Pinsel.
Foto: Stadtbücherei Wattenscheid
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Zweigbücherei Wattenscheid
mit 18 Veranstaltungen für Erwachsene im Zeitraum Januar
bis Oktober des vergangenen
Jahres selbst die Zentralbücherei
(sechs Erwachsenen-Veranstaltungen) überholt.
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Autorenlesungen, ein Stand
beim Wattenscheider Familienfest, die Organisation und
Durchführung der ersten Wattenscheider Kulturnacht – es
geht vieles einfacher, wenn man
Kräfte bündeln kann. Außerdem
bedeutet die Kooperation, dass
die einzelnen Einrichtungen
ihre Veranstaltungsprogramme
gegenseitig bereichern, was eine
gesicherte Finanzierung und
eine wesentlich höhere Frequenz
an Veranstaltungen – vor allem
für Erwachsene – bedeutet, als
die Stadtbücherei alleine jemals
ermöglichen könnte. So hat die
in der Bücherei auf ein Minimum
zu beschränken und so zumindest
in einem Teil der Einrichtung (im
Sachbuchbereich) Ruhe- und Arbeitszonen einzurichten.
Um die Kinderbücherei räumlich abzutrennen, wurden die Kinderbuchregale an der Frontseite
einseitig mit Holztafeln verkleidet, sodass von der Außenseite der Eindruck einer mehrfach
durchbrochenen Wand entstand.
Die Tafeln sollten kindgerecht gestaltet werden, und so entstand
die Idee, die Holztafeln von Kindergruppen bemalen zu lassen.
Durch die Vermittlung des
Wattenscheid sehr verbundenen
Künstlers Otmar Alt kam ein be-
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Für die Stadtbücherei Wattenscheid hat der Umzug in die Kultur-WG einerseits bedeutet, dass
sie nach 30 Jahren in den Genuss
einer komplett neuen Einrichtung
kam. Andererseits waren die neuen Räumlichkeiten mit einem Flächenverlust von etwa 30 Prozent
gegenüber dem vorher bewohnten Gebäude verbunden. Vor allem die Kinderbuchabteilung verlor ihre separaten Räumlichkeiten und fand sich nun im selben
Raum mit der Erwachsenenabteilung wieder, dazu noch in direkter
Nähe zu Verbuchungstheke und
Eingangsbereich.
Diese Platzierung war die einzige Möglichkeit, die Lärmquellen
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eindruckendes Projekt zustande:
Zusammen mit den Kindern eines örtlichen Kindergartens gestalteten acht international bekannte Maler Holztafeln für die
Kinderbücherei. Die Stadtbücherei hatte lediglich die Materialkosten zu tragen, die Künstler arbeiteten unentgeltlich für je einen
Vormittag mit den Kindern zusammen.
Am 30. März 2006 ging es los.
Romero Britto, Lieblingskünstler von Barbra Streisand, Andre
Agassi und anderen Prominenten,
malte mit den Kindern das erste
Bild, einen lesenden Jungen. Die
Aktion fand großes Echo in der
Presse.
Der New Yorker Künstler James Rizzi malte am 7. Mai »funny
faces«, Otmar Alt selber anderthalb Monate später den »Raben
Flips«.
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Internationale Künstler
verschönern Kinderbücherei
Rekord-Besucherzahlen
Gänzlich getrennte Wege sind
in der Wattenscheider KulturWG kaum noch möglich – aber
nach zwei Jahren auch nicht
mehr gewünscht. Für die Wattenscheider Bürger vereinfacht
die gemeinsame Unterbringung
der drei Institutionen einiges. Wer Kultur, Bildung oder
Stadtgeschichte (oder alles auf
einmal) möchte, hat nur noch
eine Anlaufstelle. Die Schüler
nutzen die Möglichkeiten gerne,
wenn es Referate zu schreiben
gilt: Das Stadtarchiv kann sich
über Rekord-Besucherzahlen
freuen, wenn das Material der
Stadtbücherei nicht schnell oder
ausführlich genug weiterhilft.
Und die Bücherei freut sich
über Neukunden, die eigentlich »nur« zur Volkshochschule
wollten und »hängen geblieben«
sind.
Im Laufe von 14 Monaten entstanden so acht kunstvoll gestaltete bunte Tafeln. Miró-Schüler Gustavo Herman, Peter Gaymann, Cyrus Overbeck und das
Künstlerduo Guldenberg folgten
der Einladung der Otmar-Alt-Stiftung und halfen den Kindern beim
Malen.
Sieben der Künstler waren zudem bereit, das entstandene Bild
zu signieren, was eine ungemeine Wertsteigerung der Bilder bedeutete.
Die Stadtbücherei hat auf diese Weise acht Kunstwerke für ihre
Räume gewonnen, die jetzt in
maßgefertigten Plexiglas-Kästen
die Kinderbücherei verschönern
und beim Betreten der Bücherei
sofort ins Auge fallen.
Susanne Grimberg
Eine solche Kooperation verschiedener Kultureinrichtungen
einer Kommune ist nicht mehr
einzigartig, aber immer noch
sehr selten. Wie viel Kooperation noch zusätzlich möglich
ist, wird sich in den nächsten
Jahren zeigen. Nach zwei Jahren
Kultur-WG heißt das Fazit: Die
Zusammenarbeit funktioniert,
für Kunden wie für Mitarbeiter
– und nicht mal über den Abwasch wurde bisher in der WG
gestritten.
Susanne Grimberg,
Wattenscheid
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Öffentliche Bibliothek
Öffentliche Bibliothek
Neugier auf die
Nachbarn geweckt
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Ländergrenzen überwinden
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Aus der Provincie Limburg
(Niederlande) konnten die Bibliotheek Kerkrade und die
Stadsbibliotheek
Maastricht
überzeugt werden, bei diesem
wegweisenden, Ländergrenzen
überwindenden Vorhaben mitzumachen.
Kurz zur Vorgeschichte:
Zwischen den Bibliotheken in
der EUREGIO Maas-Rhein
bestehen seit Jahren enge Kontakte, außerdem fanden unter
Federführung des Dezernates
»Öffentliche Bibliotheken« bei
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Mit dem Projekt »Bibliotheken
grenzenlos« wurde ein beispielhaftes grenzüberschreitendes
Dreiländer-Projekt in elf Bibliotheken mit 54 Klassen und
1 200 Kindern von März 2006
bis Juni 2007 durchgeführt.
Das ehrgeizige Ziel war, Medien- und Sprachkompetenz zu
fördern und dabei die anderen
Sprachen der nächsten Nachbarn ins Bewusstsein zu rücken
und in Anfängen zu vermitteln.
Die formulierten Ziele lauteten:
Förderung der Medien- und
Sprachkompetenz von Kindern
und Jugendlichen,
besserer Zugang zu den
Medienbeständen und mehr
Kenntnisse über die Nachbarländer und deren Sprachen,
Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der beteiligten Bibliotheken und des
Medienzentrums Eupen.
Mit dem Projekt betraten alle
Teilnehmer absolutes Neuland,
es mussten vier verschiedene
Mentalitäten
berücksichtigt
werden: belgische Lebensfreude, Sprachenvielfalt bei den
Ostbelgiern, niederländischer
Pragmatismus und deutsches
Anspruchsdenken.
Aus der Region Aachen waren Herzogenrath und Würselen mit von der Partie. Beides
Bibliotheken der Grundstufe,
die durch ihre Grenznähe für
den EUREGIO-Gedanken besonders aufgeschlossen sind.
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»Andere Länder kennenlernen
– Neugier auf die Nachbarn wecken – das Besondere anderer
Kulturen entdecken – Toleranz
fördern – Spaß an der Sprache
entwickeln« – unter diesem
Motto haben elf Bibliotheken
der EUREGIO Maas-Rhein
alle dritten und vierten Grundschulklassen und gleichaltrigen
EinzelteilnehmerInnen zu einem
dreisprachigen Quiz eingeladen.
Von ihren Nachbarn konnten
die Kinder, aber auch die Bibliotheksmitarbeiter viel lernen.
der Bezirksregierung Köln seit
1997 regelmäßige Treffen mit
umfangreichem fachlichen Austausch statt. Zu dieser ältesten
REGIO Europas gehören allein
aus den Kreisen Aachen, Düren,
Euskirchen und Heinsberg über
30 Bibliotheken, dazu sind noch
mehrere aus der »Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens«
und aus niederländisch Limburg zu zählen. 2004 wurde mit
viel Engagement der Bibliothek
Maastricht gemeinsam das Projekt »www.Euregio-bib.net« auf
den Weg gebracht, welches die
Recherche und den Leihverkehr
zwischen zahlreichen Bibliotheken der EUREGIO erleichtert
und auf einer eigenen Website
abgebildet ist
Beim aktuellen Projekt wollten die Verantwortlichen das
Thema EUREGIO Maas-Rhein
dreifach verankern: räumlich,
sprachlich und – vor allem
– interaktiv. Die wichtigste Zielgruppe sollten Kinder im Alter
zwischen acht und zehn Jahren
sein. Für sie, die gerade Heimatkunde, andere Sprachen und
ihre Nachbarländer entdecken,
wurden die Klassenbesuche in
den örtlichen Bibliotheken mit
Quizfragen zur Region und vertiefenden nachbarschaftlichen
Begegnungen kombiniert.
Rita Bertemes, Leiterin des
Medienzentrums Eupen und
Projektkoordinatorin, brachte
den Projektentwurf »Bibliotheken grenzenlos« erfolgreich zu
Beginn des Jahres 2006 durch
die Gremien. Die »Stichting
Euregio Maas-Rhein« bewilligte die Gesamtkosten von 43 255
Euro. Das Team des Medienzentrums Eupen unter Ingrid
Rossi entwickelte ein »EuregioQuiz« mit zwölf altersgerechten
Fragen zu den drei Ländern der
EUREGIO Maas-Rhein in drei
Sprachen. Die Antworten konnten die Schülerinnen und Schüler in den Bibliotheken aus den
Büchern der EUREGIO-Themen-Kisten herausfinden. Jeder
richtig ausgefüllte Quiz-Bogen
nahm an einer Auslosung teil.
Als Gewinne für die Quizsieger hatten sich die Planerinnen
ein ausgefeiltes Besuchs- und
Begegnungsprogramm ausge-
e
Projekt »Bibliotheken grenzenlos« fördert
interkulturelle Kompetenz
Aus der »Deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens« (DG)
beteiligten sich neben dem Medienzentrum in Eupen noch vier
weitere Bibliotheken: Büllingen,
Kelmis, St. Vith und Weywertz.
Im eigenständigen Ostbelgien
gibt es seit jeher eine vorbildliche, professionelle Bibliothekspädagogik, und speziell das
Medienzentrum betreibt offensiv EUREGIO-Kooperationen.
Die Bibliothèque Jean Nyssen
(Eupen) und die Bibliothèque de
Welkenraedt, zur Province Liège, dem französischsprachigen
Teil Belgiens gehörend, waren
bisher schon in den EUREGIOArbeitskreis eingebunden und
sofort bereit, durch ein Kooperations-Projekt den praktischen
Kontakt zu intensivieren.
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Um die Sprachkompetenz nachhaltig zu fördern, erhielt jedes Kind einen dreisprachigen, farbig illustrierten
»Kinderbibliotheksführer – hier ein Ausschnitt.
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Ausstellung
Ausstellung
Gastspiel in Köln zum
100. Geburtstag
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Universitäts- und Stadtbibliothek zeigte
Laurence Olivier-Ausstellung
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ßen Hollywood-Studios, und
Olivier bekam in den frühen
1930er Jahren erste Rollen in
dem neuen Medium angeboten.
Die »göttliche« Greta Garbo
lehnte ihn zwar als Partner ab,
aber mit Filmen wie »Rebecca«
und »Sturmhöhe« gelang ihm
doch der Aufstieg in die erste Garde der Hollywoodstars.
Auch die Heirat mit Vivien
Leigh, der Hauptdarstellerin
in dem Welterfolg »Vom Winde verweht«, trug zu seinem
Glamourimage bei. Nach 1945
spielte Olivier als Partner von
Filmstars wie Marilyn Monroe, Jean Simmons, Katherine
Hepburn, Kirk Douglas, Peter
Ustinov, Dustin Hoffmann und
Michael Caine.
Durch seine Erfahrungen im
Filmgeschäft mit den führenden Regisseuren Hollywoods
wurde Olivier zunehmend mit
dem Metier vertraut, sodass er
in den Vierzigerjahren selbst als
Regisseur Shakespeare-Dramen
verfilmte und zugleich die Titelrollen übernahm. »Henry V«,
»Hamlet«, »Richard III« brachten Shakespeare einem breiten
Publikum nahe und Olivier sogar zwei Oscars ein.
Bereits 1944 wurde Olivier
erstmals das Amt des Intendanten angeboten, zunächst an
der Londoner Traditionsbühne
Old Vic, dann am Chichester
Festival Theater und schließlich
als Gründungsdirektor für das
britische Nationaltheater. In
Anerkennung seiner Leistungen
trägt heute die größte Bühne des
National Theatre in London seinen Namen. Olivier wurde 1947
zum Ritter geschlagen und 1970
als erster Schauspieler seines
Landes geadelt und als Baron
Olivier of Brighton in das britische Oberhaus aufgenommen.
Gernot U. Gabel
.d
–u
w
Doch auch die Zielgruppe der
Bibliotheksmitarbeiterinnen erfuhr im Rahmen des Projektes
ausgiebig Know-how-Transfer
über die Grenzen. Während der
Vorbereitungstreffen wurden
besonders drei Themen in Seminarblöcken vertieft:
»Belgien – Land der Comics«
mit einer gemeinsamen Fahrt
zum Comicmuseum nach Brüssel und Besuch der Ausstellung
»Le Monde Franquin«.
Vorstellung des Recherchesystem der niederländischen
Bibliotheken anhand des »Aladin«-Recherche-Konzeptes der
Stadsbibliotheek im Centre Ceramique Maastricht.
Vorstellung des Projektes
»GrenzGeschichten« zur Historie der Region durch Herbert
Ruland und Holger Dux von
der VHS Ostbelgien.
.B
Ausgiebiger Know-how-Transfer
Beim Besichtigungsrundgang
durch die Kinderabteilung der
Maastrichter Bibliothek wun- Laurence Olivier gilt als größderte sich ein deutsches Kind ter Schauspieler der englischen
Theater- und Filmwelt im 20.
Jahrhundert. Der Sohn eines
anglikanischen Pfarrers durchAuch die Zielgruppe der
Bibliotheksmitarbeiterinnen lief eine kurze Schauspielausbildung und tingelte zunächst als
erfuhr im Rahmen des
Projektes ausgiebig »Know- jugendlicher Liebhaber in Salonkomödien über die Londoner
how-Transfer« über die
Bühnen. Als er dann Rollen in
Grenzen.
den Dramen Shakespeares angeboten bekam, stieg er zu eidann doch über die Bücher: nem der führenden Shakespea»Hier ist ja alles in einer fremden re-Darsteller seiner Zeit auf, der
Sprache geschrieben!« Dieser bald auch in Charakterrollen der
Ausruf allein schon beweist, wie klassischen Moderne reüssierte.
wichtig und notwendig alle BeBei einem Gastspiel am
gegnungen waren und dass der Broadway in New York entdeckKontakt zwischen Kindern und ten ihn die Filmagenten der groSchulklassen in der EUREGIO
weiterhin gefördert werden sollte.
Das vorhandene Material:
Bücherkisten mit den Quizbögen und das dreisprachige Bibliotheksheft werden zum Einsatz kommen, wenn die Grundschulkinder sich mit dem Thema
»Heimat« befassen und ihre örtliche Bibliothek besuchen. Die
Mehrheit der Bibliothekarinnen
wird auch in Zukunft einmal
jährlich ein Treffen am Dreiländerpunkt für die vier neuen
Siegerklassen arrangieren. Dabei können nun die Erfahrungen aus dem Projekt ausgewertet
und in abgewandelter Form ge- Laurence Olivier: Eine Ausstellung
nutzt werden.
in der Universitäts- und StadtbibAngela Ortmanns-Dohrmann, liothek Köln erinnerte an den groFoto: USB Köln
Stadtbücherei Würselen ßen Mimen.
w
dacht: Für die Gewinnerklassen
waren gegenseitige Treffen mit
Besichtigungsprogramm und
Besuchen in den teilnehmenden
Bibliotheken und Schulen der
Partnerländer und ein gemeinsames Abschlussfest geplant, als
Trostpreise waren Bücher vorgesehen. Um die Sprachkompetenz noch nachhaltiger zu fördern, wurde ein dreisprachiger,
farbig illustrierter »Kinderbibliotheksführer«, der von der Grafikerin Sarah Nix kindgerecht
gestaltet wurde, an jedes Kind
verschenkt.
–B
Die Klasse aus Würselen-Bardenberg löst die Quizfragen selbstständig
anhand der Medien aus der Bücherkiste. Büchereileiterin Angela Ortmanns-Dohrmann gibt nur Tipps.
Foto: Aachener Nachrichten
Eine Ausstellung zum 100.
Geburtstag des Schauspielers
Laurence Olivier war vom 1. bis
zum 31. Oktober 2007 im Foyer
der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln zu sehen. Der
künstlerische Werdegang des
großen Mimen wurde anhand
von Fotos, Büchern, Videos und
DVDs nachgezeichnet.
15
BuB | Foyer
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner Bibliothek
Eintauchen in
den Informationspool
.d
–B
Die verantwortlichen Studentinnen des Projektseminars »Teaching Library« an der Stadtbücherei Stuttgart: Tanja Trageser, Ilona Obermeier,
Simone Fasola, Katlen Reimann (von links); es fehlt Elwira Wojtas.
Foto: Stadtbücherei Stuttgart
am Unterricht zu beteiligen
und die Lerninhalte individuell
nachzuvollziehen. Nicht zu vernachlässigen ist, dass möglichst
viele Sinne der Teilnehmer angesprochen werden. Die ausge-
–u
.B
Dichte Inhaltsvermittlung
Im Falle der hier vorgestellten
Multiplikatorenschulung entstand ein 90-minütiges Konzept
für die Informationsrecherche
an der Oberstufe mit dem
Schwergewicht auf dem Fach
Deutsch und einem Exkurs in
Biologie. Die Zeitknappheit
während der Schulung fordert
eine dichte Inhaltsvermittlung.
Die Entscheidung fiel darum
auf den lehrerzentrierten Frontalunterricht, kombiniert mit
Eigenaktivität der Teilnehmer.
Um die persönliche Informationsaufnahme und -verarbeitung
zu gewährleisten, muss den Lernenden gleichzeitig die Möglichkeit gegeben werden, sich aktiv
w
Die Multiplikatorenschulung
zielt darauf ab, die Recherchekompetenzen der Lehrer in
den Informationsquellen der
Stadtbücherei Stuttgart zu fördern. Den Schwerpunkt dieser
Benutzungsschulung bilden die
folgenden drei elektronischen
Recherchetools der Stadtbücherei*:
Der Online-Katalog mit dem
gesamten Medienbestand der
Stadtbücherei.
Das Rechercheportal, das
eine große Auswahl an thematischen Datenbanken, Bibliothekskatalogen und Pressearchiven bietet. Über eine einzige
Suchmaske kann übergreifend
in diesen bibliografischen und
thematischen Datenbanken recherchiert werden.
Das Regionalportal, in dem
unter einer Suchoberfläche die
Online-Kataloge von Bibliotheken in und um Stuttgart abgefragt werden können.
Als Multiplikatoren sollen die
Lehrer ihre verbesserte und neu
erworbene Informationskompetenz nicht nur im Unterricht
anwenden, sondern diese auch
ihren Schülern und Lehrerkollegen weitervermitteln.
Im Rahmen des Projektseminars »Teaching Library« entwickelten Studentinnen unter
der Leitung von Prof. Ingeborg
Simon an der Hochschule der
Medien Stuttgart die Multiplikatorenschulung für Lehrer
der Stadtbücherei Stuttgart und
ließen eine kühne Gruppe von
interessierten Lehrerinnen den
Sprung in den Informationspool wagen.
Schulungen nach den Vorstellungen des »Teaching Library«-Konzepts unterscheiden sich
von herkömmlichen Konzepten
darin, dass Inhalte und Ziele
mit einer Zielgruppenanalyse
auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten werden und
die Unterrichtsmethoden die
Teilnehmer aktiv einbeziehen.
Dabei gilt: Je heterogener die
Gruppen sind, desto schwieriger
ist es, diesen Anspruch zu erfüllen.
w
Stellen Sie sich folgendes
Szenario vor: Die Lehrer
surfen gekonnt auf den Informationsfluten. Sie nutzen
die vielfältigen Angebote der
Stadtbücherei für ihre Informationsrecherchen und vermitteln
ihre Informationskompetenz
den Schülern weiter. Mit ihren
Klassen nutzen sie die elektronischen Informationsquellen
der Stadtbücherei von der
Schule aus, sind aber auch
gern gesehene Stammgäste
in der Bücherei. Die Stadtbücherei Stuttgart kommt mit
ihrer Multiplikatorenschulung
für Lehrer »Eintauchen in den
Informationspool – Recherche
leicht gemacht!« dieser Vision
ein Stück näher und baut ihr
vielfältiges Angebot als Partner
für Schulen aus.
e
Multiplikatorenschulung für Lehrer in der
Stadtbücherei Stuttgart
w
16
Die Schulung wird mit
einem Quiz eröffnet, um die
Teilnehmer spielerisch
abzuholen und eine gemeinsame Basis zu schaffen.
wählten Methoden beinhalten
darum sowohl visuelle als auch
auditive und taktile Elemente.
Die Schulung wird mit einem
Quiz eröffnet, um die Teilnehmer spielerisch abzuholen und
eine gemeinsame Basis zu schaffen. Die Gruppe erhält Kärtchen
mit zentralen Begriffen, die sie
den drei Recherchetools Online-Katalog, Rechercheportal
und Regionalportal zuordnen muss. Damit werden die
Vorkenntnisse der einzelnen
Teilnehmenden aktiviert und
gleichzeitig die neuen Begriffe
eingeführt. Dieser Einstieg bildet das Netz in dem die Lerninhalte hängen bleiben.
Am Schluss der Schulung
überprüft die Gruppe die Kärtchen und ordnet sie mit ihrem
neu erworbenen Wissen um.
Wichtig ist, dass die Diskussi-
on um die Kärtchenplatzierung
unter den Teilnehmern abläuft
und so wenig wie möglich von
den Bibliothekaren gesteuert
wird, damit ein echtes Lernen
stattfindet.
Durch das Quiz aktiviert und
auf die relevanten Begriffe sensibilisiert wird den Teilnehmern
anschließend die Handhabung
der drei Recherchetools mit einem Live-Vortrag vermittelt.
Während ein Bibliothekar den
Live-Vortrag hält, unterstützt
der zweite die einzelnen Teilnehmer bei ihren individuellen
Problemen in der Anwendung.
Um bei den Ausführungen die
ungeteilte Aufmerksamkeit der
Gruppe zu erhalten, steht bei der
Einführung des jeweiligen Recherchetools das selbstständige
Ausprobieren im Vordergrund.
Erste Gehversuche
Nach diesen ersten neugierigen
Gehversuchen kann mit dem
Frontalunterricht
begonnen
werden. Jedes Tool wird in der
Schulung separat vermittelt,
wobei der Fokus auf dem On*
Die genannten Informationsquellen können auf der Homepage der
Stadtbücherei Stuttgart (www.
stuttgart.de/stadtbuecherei) abgerufen werden unter »Kataloge
– Datenbanken – Portale«.
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner Bibliothek
Die schulbibliothekarische
Arbeit ausbauen!
w
.B
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BuB | 60 (2008) 01
.d
–u
Der dbv hat sich bereits 1986 für
den Ausbau von Schulbibliotheken eingesetzt, unter anderem
in seiner Denkschrift »Zur Entwicklung der Schulbibliotheken
in der Bundesrepublik Deutschland«, in der er Bundesländer
und Kommunen aufgefordert
hat, die Einrichtung und Entwicklung von Schulbibliotheken stärker zu fördern. Die Forderungen und Feststellungen
aus dieser dbv-Denkschrift gelten heute unverändert, an dem
völlig unzureichenden Ausbaustand leistungsfähiger Schulbibliotheken hat sich seit dem nur
wenig verändert.
Grundlegend geändert haben
sich allerdings seit der Veröffentlichung der »Pisa-Studie 2000«
in Deutschland die Bildungsdebatte und die Rahmenbedingungen der Bildungs- und
der Bibliothekspolitik. Auf die
Schulen sind – als vielleicht
wichtigste Konsequenz der PisaDiskussion – qualitativ neue
Herausforderungen zugekommen, die sie nur im Rückgriff
auf zusätzliche Lernressourcen
bewältigen können: vor allem
die Forderung nach neuen Formen selbstständigen und eigenmotivierten Lernens und nach
einer stärkeren Gewichtung der
fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen Lese-, Medienund Informationskompetenz.
Die gebotene fächerübergreifende Einbindung von Leseförderung und Vermittlung
von Informationskompetenz in
den Unterricht bedingt ein en-
ges räumliches wie inhaltliches
Miteinander von Schule und
Bibliothek. Dieses kann nach
unterschiedlichen Modellen erfolgen – von der eigenständigen
Schulbibliothek über eine auf
festen Absprachen basierenden
Kooperation mit einer leistungsfähigen Bibliothek bis hin zur
Betreuung durch eine schulbibliothekarische Arbeitsstelle oder
Fachstelle. Dabei ist die Schulbibliothek der Ort, der – attraktiv gestaltet, leistungsfähig ausgebaut und unterrichtlich eingebunden – diese Anforderungen
in besonderer Weise unterstützt
und fördert.
Auch der Auf- und Ausbau
von Schulbibliotheken, der im
Rahmen der Ganztagsschulentwicklung in Gang gekommen
ist, erfordert bibliothekarisches
und
schulbibliothekarischcurriculares Know-how in den
Schulen, erfordert – da dies in
der Regel nicht vorhanden ist
– eine Kooperation von Schule und Bibliothek. Gleiches
gilt für die Qualifizierung von
Lehrern zur Leitung, aber auch
zur unterrichtlichen Nutzung
der Schulbibliothek: Auch hier
führen nur ein enger Dialog
zwischen pädagogischen und
bibliothekarischen Fachkräften
und darauf aufbauende Qualifizierungsangebote weiter.
Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken bieten bereits
ein breites Angebotsspektrum
für die Zusammenarbeit mit
schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen
an. Sie unterstützen im Rahmen
ihrer Profile und Möglichkeiten
die Umstrukturierung der schulischen Bildung und stellen die
notwendigen fachbibliothekarischen Hilfen und Lernressourcen zur Verfügung. Die aktive
Bildungspartnerschaft
mit
Schulen gehört zu den Basisaufgaben von Bibliotheken.
–B
Der Ausbau schulbibliothekarischer Arbeit ist eine Herausforderung für das deutsche
Bibliothekswesen. Diskutiert
werden in Fachkreisen derzeit
unterschiedliche Modelle. Im
Folgenden stellt der Deutsche
Bibliotheksverband (dbv) seine
Position vor.
Da die Bedingungen für
solche Bildungspartnerschaften sehr unterschiedlich sind,
empfiehlt der dbv, den Auf- und
Ausbau schulbibliothekarischer
Dienstleistungsangebote an jeweils vorhandene Ressourcen
anzudocken und individuell
sowie pragmatisch auszugestalten. Notwendige professionelle
Standards, wie sie von der dbvExpertengruppe
»Bibliothek
und Schule« erarbeitet und publiziert werden, sollten dabei
nicht unterlaufen werden.
Die inzwischen auf Länderebene vorliegenden Kooperationsvereinbarungen
zwischen Schulministerien und
den Landesverbänden des dbv
gehen genau diesen Weg einer
sukzessiven Verdichtung der
Zusammenarbeit von Schule
und Bibliothek, die an gegebene
Strukturen anschließt, mit dem
Ziel der Förderung von Lesemotivation und Informationskompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Bibliotheken greifen ihre
Rolle als Bildungspartner der
Schulen aktiv auf und gestalten
neue Formen unmittelbarer Zusammenarbeit zwischen Schulen
und Bibliotheken.
Beim Ausbau schulspezifischer Dienstleistungen der Bibliotheken sowie beim Auf- und
Ausbau der Schulbibliotheken
darf es zu keiner Umverteilung
kommunaler Ressourcen zu
Lasten der Öffentlichen Bibliotheken kommen. In Kommunen, in denen leistungsfähige
Öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken vorhanden
sind, werden Kooperationen
und Vernetzungen angestrebt.
Denn nur die Einbindung schulbibliothekarischer Angebote in
eine lokale und regionale Bibliotheksstruktur sorgt für einen
effektiven Ressourceneinsatz,
sichert fachliche Unterstützung
und gewährleistet so nachhaltig
die Wirksamkeit schulbibliothekarischer Arbeit. Die Profilierung der Bibliotheken als aktive
Bildungspartner der Schulen
macht diese nicht nur zum unverzichtbaren Lernumfeld von
Schule, sondern gibt ihnen auch
eine wichtige bildungspolitische
Legimitation.
e
Ein Positionspapier des dbv
w
line-Katalog liegt, da die dort
gelernten Recherchestrategien
auch bei den anderen Tools angewendet werden können. Die
Recherchetools werden über den
Beamer erklärt und ausgewählte Recherchestrategien anhand
von Aufgaben, die gemeinsam
gelöst werden, Schritt für Schritt
live vorgeführt. Die Teilnehmer
sind somit immer in der Lage,
die Wege am eigenen Computer
nachzuvollziehen und selbst auszuprobieren. Vor dem Wechsel
zum nächsten Tool werden die
wichtigsten Lerninhalte in der
Gruppe kurz zusammengefasst.
Wie schon erwähnt ist der
Kernpunkt dieser Schulung,
dass die Teilnehmer in die Lage
versetzt werden, die erworbene
Informationskompetenz einerseits als kompetente Benutzer
anzuwenden und andererseits
als Multiplikatoren weiterzuvermitteln. Um die Lehrer in dieser
Funktion zu unterstützen, werden alle Schulungsmaterialien
nicht nur als Handout, sondern
auch in digitaler Form abgegeben. So stehen den Kursteilnehmern folgende Kursunterlagen
zur Weiterverarbeitung auf einer
CD zur Verfügung:
Live-Vortrag mit kommentierten Screenshots,
Informationen und Links zu
den Recherchetools,
Arbeits- und Lösungsblätter
zu den Recherchetools,
Quizkärtchen mit Lösung.
Die attraktiv gestaltete Informationsmappe, bestückt mit
den erwähnten Materialien und
den Flyern der Stadtbücherei,
fand großen Anklang bei allen
Teilnehmern und bildet einen
wichtigen Baustein in der Gewinnung von Multiplikatoren.
Zwei Bibliothekare können
die Schulung bequem durchführen. Sie brauchen zusammen
einen Computer mit Beamer
und Internetzugang, und auch
den Teilnehmern sollte je ein
eigener Computer mit Internet
und einer zusätzlichen Schreibfläche zur Verfügung stehen.
Für das Einstiegsquiz braucht
man zudem eine Magnet- oder
Pinnwand.
Simone Fasola, Basel;
Kontakt: [email protected]
17
BuB | Foyer
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner Bibliothek
e
»Junior-Fahrbibliothek« auf
Erfolgskurs
Die Stadtbibliothek Herne
hat ein erfolgreiches Konzept
zur Vermittlung von Lese- und
Sprachkompetenz für Vor- und
Grundschulkinder gestartet: Die
»Junior-Fahrbibliothek« kommt
bei Klein und Groß gut an.
Die Gestaltung der »Junior-Fahrbibliothek« lässt keinen Zweifel: In diesem Bus ist mächtig was los.
Foto: Stadtbibliothek Herne
Ziel ist eine kontinuierliche
und systematische Kooperation
zwischen der Bibliothek, den
Kindertagesstätten und den
Schulen.
Der Bücherbus ist das Bindeglied zu den ortsfesten Bibliotheken. Die Kinder lernen das
Angebot der Stadtbibliothek
im »Kleinformat« kennen und
nutzen. Mit dem Wechsel in die
weiterführenden Schulen, können sie – nun älter und mobiler
– auch eigenständig eine ortsfeste Bibliothek aufsuchen.
Der Schwerpunkt des Medienangebotes sind Bücher.
Hier reicht die Spannbreite von
Bilderbüchern bis zu Erzählungen und Sachbüchern für die
lesekundigen
Zehnjährigen.
Besonderer Beliebtheit erfreuen
sich die Bücher des Buchportals
»Antolin«. Der Bestandsaufbau
ist nicht ausschließlich auf die
schulischen Interessen der Kinder ausgerichtet. Viele Titel sollen ausschließlich die Freude am
Lesen wecken.
Neben den Kindern sollen
auch Eltern, Erzieher und Lehrer erreicht werden. Die »Junior-Fahrbibliothek« bietet daher
auch die Möglichkeit, den Unterricht ergänzende Medienboxen und Klassensätze zu bestellen und in die Schule liefern
zu lassen, Einführungen in die
w
.B
–u
schulalter schnell gefunden war.
Der Bücherbus besteht aus
einem speziell nach den Wünschen der Stadtbibliothek gebauten Kofferaufbau, der auf
ein Fahrgestell gesetzt wurde.
Die Gesamtlänge des Fahrzeugs
beträgt 7,5 Meter. Damit ist gewährleistet, dass auch Haltestellen mit räumlich ungünstigen
Verhältnissen in den Fahrplan
aufgenommen werden können.
Das kompakte Äußere des
Busses täuscht über das Raumangebot im Inneren hinweg.
So bieten die Regale Platz für
2 500 Medien. 16 kleine Besucher und Besucherinnen können sich bequem gleichzeitig im
Bus aufhalten. Es fällt auf, wie
einladend hell und farbenfroh
die Gestaltung ist. Rechts neben
dem Eingang befindet sich der
leuchtend gelbe Verbuchungsplatz. Die Farbe findet sich auch
bei den Regalträgern und den
Sitzpodesten wieder.
w
Als im Sommer 2006 nach 27
Jahren Dienstbetrieb von der
Fahrbibliothek Abschied genommen werden musste, geschah dies mit einem weinenden
und einem lachenden Auge.
Hatte doch der Rat der Stadt
Herne beschlossen, die Fahrbibliothek durch ein mobiles Angebot zur Lese- und Sprachförderung für Kinder abzulösen.
Grundlage des alternativen
Konzeptes ist, die wichtige Zielgruppe der Kinder im Alter bis
zu zehn Jahren auch weiterhin
mit einem mobilen Bibliotheksangebot zu versorgen. Sie war
vom Wegfall der Fahrbibliothek
besonders hart getroffen, da
diese Kinder in der Regel wenig
selbstständig sind, häufig keine
ortsfeste Bibliothek in der Nähe
haben und daher darauf angewiesen sind, dass die Bibliothek
zu ihnen kommt. Zudem sollte
aus wirtschaftlichen Gründen
ein neues Fahrzeug preiswerter
sein und die Betriebskosten geringer ausfallen.
Vorbild war die Stadtbibliothek Berlin-Mitte, die mit ihren
Bücherbussen die Grundschulen
des Bezirks versorgt. Dabei war
die Größe dieser Bücherbusse
ein ausschlaggebendes Element.
Im August 2007 fiel der
Startschuss für die »JuniorFahrbibliothek«, deren Name als
kleinere Variante der bisherigen
Fahrbibliothek und als Angebot
für Kinder im Vor- und Grund-
–B
.d
Stadtbibliothek Herne
baut Angebot für
Vor- und Grundschulkinder aus
w
18
Lesekalische Früherziehung
Die
»Junior-Fahrbibliothek«
gehört zum Lese- und Sprachförderungskonzept der Herner
Kinder- und Jugendbibliotheken. Der Bus wird im Rahmen
der lesekalischen Früherziehung
eingesetzt und ist Bildungspartner für die Grundschulen.
Bibliotheksbenutzung zu vereinbaren oder Angebote kreativer Leseförderung, wie Bilderbuchkino und Vorlesestunden,
zu nutzen.
In regelmäßigen Abständen
besucht eine Mitarbeiterin die
einzelnen Einrichtungen, um
über die »Junior-Fahrbibliothek«
zu informieren und Anregungen
aufzunehmen. Schriftliche Kooperationsvereinbarungen legen
die Partnerschaft zwischen der
Bibliothek, den Kindertagesstätten und den Schulen fest. In
diesen wird unter anderem festgehalten, dass die Kinder sich
die Medien auch für ihre Freizeit ausleihen können.
130 Bibliothekseinführungen und rund 1 000 Neuanmeldungen nach drei Monaten
Dienstbetrieb zeigen, dass das
Angebot ankommt. Insgesamt
18 Schulen und 7 Kindertagesstätten sind in den Fahrplan der
eingebunden. 28 Haltestellen
werden in einem wöchentlichen
beziehungsweise
14-tägigen
Rhythmus angefahren.
Als Teil des Projektes »Bildungspartner NRW – Bibliothek und Schule« wurde die
»Junior-Fahrbibliothek« durch
das Land Nordrhein-Westfalen
gefördert.
Karin Anlauf,
Stadtbibliothek Herne
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner Bibliothek
Bock auf Bücher
w
BuB | 60 (2008) 01
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–u
.B
w
Diese Vorarbeit schlug sich am
Abend der Preisverleihung in
einem gelungenen Konzept nieder. Karstadt Spandau bot den
Raum für ein zahlreich erschienenes Publikum: Interessierte
Erwachsene, Jugendliche, aber
auch LehrerInnen verfolgten
zwei Stunden lang die Vorstellung und Bewertung der nominierten Bücher und schließlich
die Vergabe des Preises durch
den Stadtrat für Bildung, Kultur und Sport. Die von einem
Jugendlichen moderierte Veranstaltung wartete mit vielen kreativen Ideen auf. Ein Gymnasium des Bezirks begeisterte mit
seiner Big Band und der Autor
Zoran Drvenkar gab Literarisches zum Besten.
Zur Vorgeschichte: Im April
2006 startete die Jugendbibliothek Berlin-Spandau den
Aufruf »Literaturinteressierte
Jugendliche zwischen 13 und
15 Jahren als Juroren für einen
Spandauer Literaturpreis gesucht!« Das Ergebnis war beeindruckend. Mädchen und Jungs
meldeten sich in so großer Zahl,
dass eine Warteliste angelegt
werden musste. 15 entschlossene
Leser und Leserinnen machten
sich dann an die Arbeit, die 12
Titel für Jugendliche von der
Auswahlliste für den Deutschen
Jugendliteraturpreis zu lesen. Ei-
genaktivität der Gruppe war gefordert: Erstellung eines Bewertungskatalogs, intensive literarische Diskussionen und Planung
der
Abschlussveranstaltung
– das waren neue Erfahrungen
für viele Gruppenmitglieder.
Unterstützend und moderierend
stand die Bibliothek zur Seite.
Beflügelt durch den Erfolg 2006
beschlossen die Jugendlichen
weiterzumachen. Neue Jurymitglieder wurden integriert, die
Bibliothek, Karstadt Spandau,
die Verlage und die lokale Politik waren wieder mit dabei.
Dank der Kooperationspartner stand am Ende jeder Arbeitsphase eine Belohnung für die
Mühe: Im März 2007 ermöglichte Karstadt Spandau eine
Reise für die ganze Gruppe zur
Leipziger Buchmesse, wo auch
die neue Nominierungsliste
druckfrisch in Empfang genommen wurde, und im November
2007 erlebten die Jugendlichen
eine aufregende und literarisch
spannende Lesenacht bei LesArt, dem Berliner Kinder- und
Jugendliteraturhaus.
Bewusst und unbewusst
haben alle Jurymitglieder viel
gelernt: Sie haben eine Diskussionskultur entwickelt, sich mit
der Bewertung von Literatur
auseinandergesetzt, öffentliches
Auftreten geübt, große Veranstaltungen mit Sponsoren organisiert und vor allem Durchhaltevermögen bewiesen! Ein wichtiges, inhaltlich und öffentlich
erfolgreiches Projekt auch für
die Jugendbibliothek Spandau.
Alle Beteiligten sind entschlossen die Erfolgsgeschichte 2008
fortzusetzen.
Stephanie Mattner,
Gisela Rhein, Berlin-Spandau
w
Vernetzung, Kooperation
und Jugendliche standen im
Vordergrund beim inzwischen
zum zweiten Mal vergebenen
Spandauer Jugendliteraturpreis
im September 2007. Die Spandauer Jugendbibliothek hatte
insbesondere im Vorfeld eine
zentrale Rolle: Das Zusammenstellen einer Jugendjury und deren inhaltliche Begleitung sowie
das Herstellen der Kontakte zu
den Kooperationspartnern aus
dem Wirtschafts- und Verlagswesen.
e
Spandauer Jugendliteraturpreis macht das
Medium Buch lebendig
19
BuB | Foyer
Studium
–u
.B
Viele ausgeschriebene Stellen
sind Teilzeitstellen und dazu
auch noch befristet.
man das hinter sich hat.« Auch
wenn das Studium ansonsten
gut und interessant gewesen
sei. Sollte sich in den nächsten
Wochen beruflich nichts ergeben, wird sie wieder zurück nach
Hessen ziehen und bei ihren Eltern wohnen. Wie vor der FaMIAusbildung.
Julia Hellmich
w
Jede Menge Reaktionen und
Kommentare hat die BuB-Redaktion auf das AusbildungsThemenspezial im Oktoberheft
erhalten. Vor allem gab es Lob,
aber es waren auch ein paar kritische Kommentare darunter.
Die neuen Studienstrukturen
mit Bachelor- und Masterabschlüssen gelten manchen Kritikern als Fehlentwicklung oder
mindestens als reformbedürftig.
Manche rechnen mit geringen
Jobchancen vor allem der Bachelor-Absolventen, die oftmals
nur drei Jahre lang studieren
und denen kaum Zeit für individuelle Profilbildung und Auslandsaufenthalte bleibt.
Zwei Stuttgarter BachelorAbsolventinnen zum Beispiel,
die im Sommer ihren Abschluss
gemacht haben und trotz intensiver Jobsuche bis zum Redaktionsschluss dieses Heftes
noch keine Einladung zu einem
Vorstellungsgespräch erhalten
haben, fühlen sich durch ihre
Erfahrungen als Bewerberinnen
desillusioniert. Sie möchten den
BuB-Lesern von ihrer Lage berichten, die sie selber als prekär
einschätzen. Da sie andernfalls
Nachteile für die weitere Stellensuche fürchten, möchten sie
gerne anonym bleiben.
»Ich habe schon 50 Bewerbungen geschrieben«, berichtet
eine von ihnen, die mit »sehr
gutem« Examen die Hochschule
verlassen hat und sowohl in einer wissenschaftlichen als auch
in Öffentlichen Bibliothek arbeiten würde. Eine Einladung
zum Gespräch hat sie bislang
nicht erhalten, oft komme nicht
mal irgendeine Antwort zurück.
»Bibliothekarin ist mein
Traumberuf, vom Studium und
vom Abschluss bin ich nicht enttäuscht«, sagt sie, »nur werden
die Berufschancen einfach viel
zu positiv dargestellt.« Für eine
Arbeitsstelle aus Süddeutschland wegzuziehen, kommt für
sie allerdings auch nicht infrage, sie will gern im Stuttgarter
Raum bleiben und mit ihrem
Freund zusammenleben. Im
Herbst wollen sie heiraten.
Eine ihrer Kommilitoninnen,
die sich auch bei BuB gemeldet
hat, hatte vor dem Bachelor-Studium bereits eine Ausbildung
zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste
(FaMI) absolviert und fragt sich
heute, ob ihr das Studium überhaupt etwas genutzt hat. Besse-
w
Nicht alle Absolventen starten
so erfolgreich ins Berufsleben
wie Deutschlands erste Bachelor-Bibliothekarin mit Arbeitsvertrag, die nur eine einzige
Bewerbung verschickt hat,
worüber BuB im Themenspezial zu »Bachelor, Master und
Berufsstart« in Heft 10/2007
berichtete. Selbst im bibliothekarisch vergleichsweise goldenen Baden-Württemberg gehen
nicht alle Absolventen weg wie
die warmen Semmeln – trotz
guter Noten und fleißigem
Verschicken der Bewerbungsunterlagen.
FaMIs erobern
die Frankfurter
Buchmesse
e
Hochschul-Absolventinnen berichten
über Probleme bei der Jobsuche
Ausbildung
Auszubildende stellen
ihren Beruf vor / Messestand selbst geplant
.d
Wohin bloß mit dem Bachelor?
re Jobchancen sieht sie für sich
nicht, und die Gehaltsverbesserung hatte sie sich erheblicher
vorgestellt. »Andere FaMIs aus
meinem Ausbildungsjahrgang
leiten jetzt kleine Stadtteilbiliotheken, und ich lebe von Arbeitslosengeld«, bilanziert sie.
»Es werden vor allem befristete Stellen ausgeschrieben, die
meisten natürlich nicht am eigenen Wohnort – aber bei dem
geringen Gehalt lohnt sich der
Umzug für so kurze Zeit einfach
nicht und ein Auto zum Pendeln
kann man sich auch nicht leisten.« Viele Stellen seien Teilzeitstellen, von dem Gehalt kann
man kaum seinen Unterhalt
bestreiten.
Ein Masterstudium kommt
für sie nicht infrage, schon allein aus finanziellen Gründen.
Teures Semesterticket, Unterhaltskosten, Studiengebühren:
»Da kann man froh sein, wenn
–B
Ausbildung
w
20
»Ich habe schon 50 Bewerbungen geschrieben«, berichtet eine Bachelor-Absolventin mit »sehr gutem« Examen. Auf eine Einladung zum Gespräch wartet sie bislang vergebens, oft kommt nicht mal irgendeine
Antwort zurück.
Foto: Hellmich
Im Rahmen eines Schulprojektes haben FaMI-Auszubildende
aus Hessen und Rheinland-Pfalz
einen Stand auf der Buchmesse
in Frankfurt mit Informationen
rund um den Beruf zum Fachangestellten für Medien- und
Informationsdienste gestaltet.
Der über 60 Quadratmeter
große und zentral in Halle 4.2
– dort sind das Internationale
Bibliothekszentrum, die wissenschaftlichen Fachverlage sowie
Anbieter von Dienstleistungen
für Bibliotheken, Fachinformations- und Bildungsspezialisten
versammelt – gelegene Stand,
bot den Besuchern Informationsgespräche, Power-Point-Präsentationen, einen Film über
die FaMI-Ausbildung sowie gedruckte Info-Materialien.
Nach dem Angebot und der
Zusage eines kostenlosen Standes seitens der Messegesellschaft
im Frühjahr 2007 fand das eigentliche, klassenübergreifende
Projekt der Messestandgestaltung hauptsächlich in den letzten beiden Schulwochen vor
den Sommerferien statt. Die inhaltliche Gestaltung blieb dabei
ausschließlich den 44 Auszubildenden aus den Fachrichtungen
Information und Dokumentation sowie Bibliothek überlassen.
Die Vorbereitung gestaltete sich
äußerst arbeitsintensiv, zahlreiche Sitzungen waren erforderlich, es galt, Sponsoren zu
gewinnen, den Dienstplan zu
gestalten, einen Film zu drehen,
Einladungen zu verschicken,
ein Internetportal zu erstellen,
Kontakte zu Verlags- und Buchhandelsklassen herzustellen und
bei angehenden Veranstaltungskaufleuten nachzufragen, die
mit allgemeinen Tipps halfen.
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
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tagen – auf Initiative der Schüler
auch am Wochenende.
Die Schwierigkeiten, vor
allem im Vorfeld, waren zahlreich. Der Zeitdruck war enorm.
Bedingt durch den BlockunEine Fortsetzung des
Buchmesseprojekts ist
geplant, allerdings im
nächsten Jahr mit Fokussierung auf die Studiengänge
im BID-Bereich.
terricht mussten viele Arbeiten
außerhalb der Schulzeit stattfinden, die Buchmesse selbst fand
während der hessischen Herbstferien statt. Die Koordination
zwischen den beiden Berufsschulklassen war nicht immer
einfach, Sponsoren waren nur
sehr schwer zu finden (vieles war
nur zu verwirklichen, indem
Ausbildungsbetriebe Druckkosten übernahmen, Buntdrucke
ermöglichten oder Buttons herstellten); die Tagespresse zeigte
nur wenig bis kein Interesse.
Und dennoch: Es hat sich
gelohnt. Die Begeisterung, das
w
Schleppender Beginn
Das Messestand-Team der FaMI-Azubis auf der Frankfurter Buchmesse, zusammen mit Projektleiterin Karin
Holste-Flinspach
Foto: Vito Bilello
w
Dabei ging es zunächst um
die Standgestaltung: 30 Sitzboxen, stabile Pappwürfel mit
Buchmotiven, wurden von der
Messe gestellt ebenso wie Mobiliar und Internetanschluss. Auf
die Standwand selbst mussten
das Logo »We love to inform
you« aufgebracht sowie Plakate allgemein zum Beruf, zu den
einzelnen Fachrichtungen und
Perspektiven erstellt werden.
Am Stand liefen wechselweise, als Nachrichtensendung
aufgezogen, die Kurzform eines
18-minütigen Films über das
Berufsbild des FaMI, seine Aufgaben und Tätigkeiten –inklusive Interviews mit Passanten auf
der Frankfurter Zeil und Ausbildern in verschiedenen Einrichtungen – und eine deutschenglische Power-Point-Präsentation mit der groben Vorstellung
der fünf Fachrichtungen.
Zum Mitnehmen lagen aus:
1. Eine Weiterbildungsbroschüre mit Informationen über
berufsbegleitende
Weiterbildungen, Studienangebote und
Zusatzausbildungen, jeweils mit
kurzen Angaben zu Inhalt, Voraussetzungen, Dauer, Abschluss
und
Kontaktmöglichkeiten,
deren Auflage von 250 Stück bereits nach kurzer Zeit vergriffen
war.
2. Eine FaMI-Zeitung speziell
für junge Besucher der Buchmesse aber auch für (potenzielle)
Ausbilder, Arbeitgeber und die
interessierte Öffentlichkeit, mit
Berufsinfos, Kreuzworträtsel,
Comics, Bewerbungstipps (siehe
unter: www.FaMI-treff.de.tl).
e
Ausbildung
w
Schließlich gab es ein Quiz über
den FaMI-Beruf und über Bibliotheken, einen Vortrag der
Verfasserin zum Ausbildungsberuf und Infoblätter »Wie werde
ich ein FaMI« mit Bewerbungstipps.
Das Resümee: Nach einem
eher schleppenden Beginn am
ersten Messetag gestaltete sich
der weitere Messeverlauf recht
zufriedenstellend, jeweils 12
bis 15 Azubis organisierten, unterstützt von Lehrkräften, die
Standbetreuung an den MesseBuB | 60 (2008) 01
Engagement, die verstärkte
Identifikation mit dem Beruf,
aber auch der Wissenszuwachs
aller Beteiligten und vor allem
die Chance, die Arbeit, den Beruf der FaMIs im Rahmen einer
großen Veranstaltung wie der
Buchmesse zu präsentierten und
einem fachverwandten, fachkundigen Publikum, aber auch
der interessierten Öffentlichkeit
vorstellen zu können, waren ein
Gewinn für alle.
Ein erfreulicher Nebeneffekt verdient noch Erwähnung:
Erstmalig konnten FaMI-Auszubildende kostenlos Eintrittskarten zur Buchmesse erhalten.
Die Karten wurden von der
Geschäftsstelle des Berufsverbandes Information Bibliothek
(BIB) in Reutlingen unabhängig von Vereinsmitgliedschaft
versandt, mit dem Ergebnis,
dass über 400 Azubis von dem
Angebot Gebrauch machten.
Und wie wird es 2008 weitergehen? Eine Fortsetzung des
Buchmesseprojekts ist geplant,
allerdings im nächsten Jahr mit
Fokussierung auf die Studiengänge im BID-Bereich und
möglichst unter größerer Mitwirkung des BIB. Auch wird
eine bessere Vernetzung mit
dem Newcomer-Tag der dgi-online-Tagung angestrebt. Ideen
sind herzlich willkommen!
Karin Holste-Flinspach,
Frankfurt am Main
Mitglieder des BIB
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift
und der Beitragsgruppe, nicht
dem Verlag von BuB, sondern
der Geschäftsstelle des BIB
mitzuteilen.
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
21
BuB | Foyer
Ausbildung
Volks- und Betriebswirtschaft
Recht und Steuern
80
110
w
Personalwirtschaft, Führung
und Kommunikation
Informationsprozesse und
Informationssysteme,
Berufsspezifisches Recht
Stunden
70
Unternehmensführung
Organisation
Informationsmanagement
Projektmanagement
Rechnungswesen
Controlling
Personalrecht und -wirtschaft einschließlich
Berufsbildungsrecht
Kommunikation
Führung
w
Prüfungsbereiche
Aspekte der Volks- und
Betriebswirtschaft, Recht
und Steuern
Organisation, Informationsmanagement, Rechnungswesen
und Controlling
–u
Ab 2008 – passend zum zehnjährigen Jubiläum des Ausbildungsberufes zum Fachangestellten für Medien- und
Informationsdienste – sind im
Bundesland Hessen die Voraussetzungen zur Ablegung einer
Fortbildungsprüfung zum Fachwirt für Informationsdienste auf
der rechtlichen Grundlage von
Paragraf 54 Berufsbildungsgesetz und inhaltlich basierend auf
der Empfehlung des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags (DIHK) und der Gewerkschaft Verdi geschaffen.
Ein berufsbegleitender Vorbereitungslehrgang beim Verwaltungsseminar Frankfurt (www.
hvsv-ffm.de) mit einem auf
circa zweieinhalb Jahre verteilten Gesamtstundenkontingent
von 640 Unterrichtsstunden
wird eingerichtet. Zehn Stunden sind der Lern- und Arbeitsmethodik vorbehalten.
Die (vorläufige) Stundentafel legt die Curriculum-Empfehlung von DIHK und Verdi
zugrunde, weicht jedoch bei
der Stundenverteilung zugunsten einer engeren fachlichen
Kenntnisvermittlung und dem
Fächerzuschnitt von der Vorlage ab. Die schriftliche Prüfung
selbst besteht im Gegensatz zur
Berliner Empfehlung aus fünf
.B
Aufstiegs- und weiterbildungsmotivierten Fachangestellten
für Medien- und Informationsdienste steht ab diesem Jahr
neben der Möglichkeit eines
Fernstudiums in Potsdam auch
die Fachwirtfortbildung offen
– in Hessen ab sofort, zukünftig
angedacht in Niedersachsen
und bei der Bundesverwaltung.
e
Berufliche Erstqualifikation im
ABD-Bereich zwingend
Archivieren, Erhalten, Sichern
und Vermitteln von Informationen
und Dokumenten
220
150
eine abgeschlossene Ausbildung
im Bereich Archiv, Bibliothek
oder Dokumentation.
Bis zur Ablegung des zweiten
schriftlichen Prüfungsteils muss
zudem eine praktische Tätigkeit
in der Dauer von zweieinhalb bis
viereinhalb Jahren, je nach Note
der Abschlussprüfung, in einem
Archiv, einer Bibliothek oder einer Dokumentationsstelle nachgewiesen werden. Des weiteren
ist die Lehrgangsteilnahme vorgeschrieben.
Ausführlichere Informationen aus Hessen zur Fachwirtfortbildung werden folgen.
Karin Holste-Flinspach,
Frankfurt am Main
.d
Fachwirt startet in Hessen
Aufsichtsarbeiten (Dauer jeweils 180 Minuten) mit teilweise
geändertem Inhalt. Die ersten
drei Arbeiten sind spätestens 19
Monate nach Lehrgangsbeginn
zu schreiben, am Ende des Lehrgangs die zwei weiteren Prüfungsarbeiten.
Der praktische Prüfungsteil
beinhaltet die selbstständige
Bearbeitung eines praxisbezogenen Sachverhaltes in Form
einer Projektarbeit. Diese ist
dem Prüfungsausschuss zu präsentieren mit anschließendem
Fachgespräch.
Der tatsächlich von den
Teilnehmern zu erbringende
Arbeitsaufwand für Lehrgangsteilnahme und Prüfungsvorbereitung dürfte ein Vielfaches des
Präsenzphasenansatzes umfassen.
Die Zulassung zur Fachwirtfortbildungsprüfung in Hessen
ist im Gegensatz zum DIHK/
Verdi-Entwurf zwingend an
eine berufliche Erstqualifikation
im ABD-Bereich geknüpft, den
Berufsabschluss zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste beziehungsweise
–B
Ausbildung
w
22
Informationsbedarf und Informationsprozesse
Ermitteln und Auswählen von Quellen sowie Beschaffen
von Informationen
Informationssysteme
Erschließen von Informationen
Berufsspezifisches Recht
Archivieren von Informationsträgern und Anwenden
von Techniken der Bestandserhaltung und -sicherung
Speicherung digitaler Informationen, Datensicherung
und Datensicherheit
Vermitteln von Informationen
Vorläufiger Lehrplan und Prüfungsbereiche des neuen Fortbildungslehrgangs »Fachwirt/-in für Informationsdienste«
BII unterstützt
IFLA-Präsidentschaft
Die Direktorin der Zentralund Landesbibliothek Berlin
(ZLB), Claudia Lux, erfährt in
ihrem Amt als neue IFLA-Präsidentin vielfältige Unterstützung durch ihre deutschen
Kollegen. Auch die für den internationalen Fachaustausch
zuständige Einrichtung »Bibliothek & Information International« (BII) hat ihre Fördermittel für die Zeit der deutschen
IFLA-Präsidentschaft
entsprechend
ausgerichtet.
Rund 40 Prozent der Zuschüsse für Auslandsaufenthalte
deutscher Bibliothekare und
Informationsspezialisten sollen für Vorhaben verwendet
werden, die mit dem IFLAWeltkongress sowie den Satellite- undr Midwintermeetings von IFLA-Sektionen in
Verbindung stehen. Beim vergangenen IFLA-Weltkongress
in Durban wurde die Teilnahme von 16 deutschen Kolleginnen und Kollegen gefördert. Auch der ausführliche
Kongressbericht in BuB Heft
11/12 (2007) kam mit großzügiger Unterstützung durch
BII zustande. Weitere Informationen über BII und die aktuellen Fördermöglichkeiten
gibt es unter www.bi-interna
tional.de.
slh
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Spezialbibliothek
Spezialbibliothek
Einblick in jüdische Traditionen
w
BuB | 60 (2008) 01
.d
–B
Thomas Uhrmann erläutert den Talmud und die rabbinische Literatur in
der Judaica-Bibliothek in Konstanz.
Foto: Axel Jacquin (BSZ)
inhaltlichen Kriterien für weitere Anschaffungen. Werke über
die religiösen Wurzeln, ohne die
die jüdische Literatur in all ihrer
Vielfalt nicht zu denken ist, Bücher zu Traditionen und Regeln
religiösen jüdischen Lebens,
die den Neueinwanderern, aber
auch Nichtjuden einen authentischen Einblick in das jüdische
Denken und Handeln vermitteln, sowie Unterrichtsmaterialien für die Kinder waren jetzt
gefragt. Und der damals neue
Rabbiner Chaim Naftalin sel.A.
benötigte für seine Studien vor
Ort die wichtigsten religiösen
und religionsgesetzlichen Texte
und Kommentare in hebräischer
Sprache.
So ergänzen seither die grundlegendsten Fundamente einer
jüdischen Bücherei, wie der Talmud, Schulchan Aruch, Rambam (Maimonides), Chassidut
und andere, als Handbibliothek
den für die Ausleihe bestimmten Bestand, wobei Teile dieser
rabbinischen Literatur ebenfalls
in deutscher Sprache vorhanden
sind. Ergänzt wurde der Bestand
nichtrabbinischer Literatur aber
auch durch großzügige Schenkungen aus der Bevölkerung
und anderen Institutionen.
Neben Gemeindemitgliedern
und nichtjüdischen Lesern aus
Konstanz und Umgebung nutzen vermehrt Schüler und Stu-
–u
.B
Intensive Integrationsarbeit
Else Levi-Mühsam betreute die
Bibliothek mit Leidenschaft
und Sachkenntnis bis zu ihrem
Umzug nach Jerusalem im September 1995. Seither ist Thomas
Uhrmann ehrenamtlicher Leiter der Bibliothek. Es war dies
die Zeit, in der innerhalb der
Gemeinde ein großer Veränderungsprozess begonnen hatte.
Wie überall in Deutschland
stieg die Zahl der Mitglieder
durch den Zuzug von Juden aus
der ehemaligen Sowjetunion
unerwartet stark an, erforderte
eine intensive Integrationsarbeit
und machte die feste Anstellung
eines Rabbiners erforderlich.
Für die Bibliothek bedeutete dies zweierlei: Einerseits
wurde der ohnehin nicht allzu
weite finanzielle Spielraum für
Neuerwerbungen noch enger,
anderseits veränderten sich die
w
Es war das Verdienst der drei
oben genannten Initiatoren aus
dieser kleinen Gemeinde, die
zudem nicht in einer Großstadt
angesiedelt ist, eine vielseitige
Judaica-Bibliothek einzurichten
und das Verdienst des Gemeindevorstandes, sie für die gesamte
Bevölkerung zu öffnen. Auch die
Stadt Konstanz beteiligte sich
anlässlich der Bibliotheksgründung mit einem finanziellen
Beitrag. In der weiteren Umgebung des südwestdeutschen und
Ostschweizer Raumes ist diese
Institution damit die einzige öffentliche jüdische Bücherei.
Als erste Judaica-Bibliothek,
die nicht einer Hochschule angegliedert ist, und zugleich als
erste Bibliothek einer jüdischen
Gemeinde in Deutschland ist
die Bibliothek im Jahr 2001 in
einen Bibliotheksverbund aufgenommen worden. Der gesamte Buchbestand (Herbst 2007:
3 300 Bände) ist beim Bibliotheksservice-Zentrum BadenWürttemberg (BSZ) elektronisch katalogisiert worden und
im Internet-Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds (SWB) recherchierbar:
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1
und
http://swb.bsz-bw.de/
DB=2.203.
Neben Büchern zur jüdischen Religion, Philosophie,
Geschichte, zu jüdischem Leben in Deutschland und anderen Ländern, zu Fragen des
christlich-jüdischen Verhältnisses, zu Antisemitismus und zur
Schoah sowie Bänden zu Kunst
und Wissenschaften finden sich
zahlreiche Biografien jüdischer
Persönlichkeiten und Zeitzeugen aus den verschiedensten
Epochen. Ein umfangreicher
Bestand ist mit unterschiedlichen Themenkreisen dem Land
Israel gewidmet. In der Abteilung Belletristik findet der Besucher Romane, Dramen und
Gedichtbände jüdischer Autoren aus Amerika, Europa und
Israel sowie jiddische Literatur
und Liedtexte. Kunstbildbände, verschiedene Periodika und
auch Kinder- und Jugendbücher
runden das Angebot – hauptsächlich Titel in deutscher Sprache – für die Benutzer ab.
w
Seit 25 Jahren existiert in
Konstanz, der größten Stadt
am Bodensee, eine öffentliche
Judaica-Bibliothek. Die von
dem Historiker und Schriftsteller Erich Bloch (Verfasser
der »Geschichte der Juden in
Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert«) und Else Levi-Mühsam aufgebaute, von Alfred
Lebenheim damals finanziell
unterstützte und im November
1982 eröffnete Dr.-Erich-Blochund-Lebenheim-Bibliothek der
Israelitischen Kultusgemeinde
Konstanz kann in der Bibliothekslandschaft des Bodenseeraumes, aber auch im Bereich
jüdischer Kultur in Deutschland
nach der Schoah noch heute als
Besonderheit gesehen werden.
e
25 Jahre Judaica-Bibliothek in Konstanz
denten die Bibliothek. Besuche
von Schulklassen und anderen
Gruppen werden oft mit einer
Besichtigung der Synagoge verbunden, um sich neben jüdischer Literatur aus erster Hand
über jüdische Tradition und jüdisches Leben im Allgemeinen
sowie im heutigen Konstanz zu
informieren.
Im Jahr 2001 war die Bibliothek in die 4. Baden-Württembergischen Bibliothekstage eingebunden. Seit 2005 beteiligen
sich die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz und ihre
Bibliothek in Zusammenarbeit
mit der Stadt Konstanz mit
verschiedenen Veranstaltungen
am jährlich stattfindenden »Europäischen Tag der jüdischen
Kultur« (www.bsz-bw.de/eu/
blochbib/eurotag2007.pdf) und
in diesem Jahr auch am bundesweiten Wissenschaftsjahr, das
in Konstanz unter dem Motto
»Freiheit der Religionen« steht.
Mit diesen Aktivitäten möchten
die Israelitische Kultusgemeinde und ihre Bibliothek einen
Beitrag zum interkulturellen
Dialog leisten.
Informationen über die Bibliothek findet man im Internet
unter www.bsz-bw.de/eu/bloch
bib und http://de.wikipedia.
org/wiki/Dr.-Erich-Bloch-undLebenheim-Bibliothek.
Thomas Uhrmann, Konstanz
23
BuB | Foyer
Medien
Medien
Berlin. Das Bezirksamt Mitte
Vorbild in Europa
Computer und Internet bei Jugendlichen
weiter auf dem Vormarsch
hat bekanntgegeben, dass zum
1. März die »Integration« der
Jerusalem-Jugendbibliothek in
der Schulstraße in die Bezirkszentralbibliothek am Luisenbad
erfolgen soll. Die in der Schulstraße bestehenden Angebote
und Dienstleistungen sowie das
Mitarbeiter-Team würden, so
heißt es, nach dem Umzug am
neuen Standort zur Verfügung
stehen. Bereits kurz nach Bekanntwerden hat sich eine Initiative gebildet, die die Schließung
und den Wegzug der Bibliothek
im Norden Berlins verhindern
möchte. Eine Unterschriftenaktion wurde gestartet. Weitere
Informationen unter: www.bib
liothek.blogsport.de
–B
.d
e
einem halben Jahr ist die neue
Zentralbibliothek (www.oba.
nl) in Betrieb. Täglich kommen über 7 000 Besucher in die
moderne und sieben Tage die
Woche (10 bis 22 Uhr) geöffnete Einrichtung. Bereits im Juli
2007 war die Bibliothek feierlich von Prinzessin Laurentien
eröffnet worden. Die Prinzessin
ist Ehrenvorsitzende des niederländischen Verbands Öffentlicher Bibliotheken. Die vom Architekten Jo Coenen entworfene
Bibliothek ist mit 28 000 Quadratmetern eine der größten
Öffentlichen Bibliotheken Europas. Sie besitzt unter anderem
eine große Jugendabteilung, einen abgetrennten Ausstellungsbereich, ein Lesecafé und ein
Restaurant, das einen Blick über
die ganze Stadt eröffnet. Untergebracht ist die Einrichtung auf
der Oosterdokseiland, der »Insel
des Wissens« in der niederländischen Hauptstadt.
–u
Die Bedeutung des
Internet nimmt weiter zu:
Aktuell zählen 93 Prozent der
Jugendlichen zu den »Onlinern«, die zumindest selten
das Internet nutzen.
.B
aus online gehen. Die Bedeutung des Internet nimmt weiter
zu: Aktuell zählen 93 Prozent
der Jugendlichen zu den »Onlinern«, die zumindest selten das
Internet nutzen. Die meisten
sind dabei intensive Nutzer: 83
Prozent gehen mehrmals pro
Woche oder täglich ins Netz.
Der
Medienpädagogische
Forschungsverbund Südwest
präsentiert die JIM-Studie in
diesem Jahr bereits zum zehnten Mal. Die repräsentative
Studienreihe bildet das Medienverhalten der Jugendlichen
zwischen 12 und 19 Jahren in
Deutschland ab. Der Medienpädagogische Forschungsverbund ist eine Kooperation der
Landesanstalt für Kommunikation
Baden-Württemberg
(LFK) und der Landeszentrale
für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK).
Die Durchführung der Studie
erfolgt in Zusammenarbeit mit
dem Südwestrundfunk (SWR).
w
Wie die Untersuchung konkreter Web 2.0-Angebote weiter
zeigt, werden diese aber vor allem passiv genutzt. So haben
beispielsweise 78 Prozent der Internetnutzer schon einmal etwas
in der Web 2.0-Enzyklopädie
»Wikipedia« gesucht, aber nur
vier Prozent haben aktiv Einträge verfasst. Ähnliches gilt für
die Videoplattform »YouTube«,
dort hat immerhin schon jeder
zehnte jugendliche Internetnutzer einmal ein Video eingestellt,
drei Fünftel nutzen diese Seite
jedoch nur passiv und schauen
Videos an. Bei »Myspace« haben
sieben Prozent der Internetnutzer zwischen 12 und 19 Jahren
schon einmal Inhalte eingestellt.
Dass das Thema Web 2.0 bei
den Jugendlichen angekommen
ist, zeigen auch die Angaben zu
den Lieblingsseiten im Internet.
Hier werden neben den Portalen
der Provider und Suchmaschinen von den Jugendlichen vor
allem Angebote aus dem Bereich
Web 2.0 genannt, die von den
Usern selbst kreierte Inhalte
präsentieren.
Amsterdam (Niederlande). Seit
Insgesamt sind Computer
und Internet bei den Jugendlichen weiter auf dem Vormarsch:
Mehr als zwei Drittel haben
inzwischen einen eigenen PC
oder einen Laptop, 45 Prozent
können vom eigenen Zimmer
w
Ein Viertel der jugendlichen
Internetnutzer beteiligt sich
aktiv am Web 2.0 und produziert mindestens mehrmals pro
Woche eigene Inhalte, sei es
durch das Einstellen von Bildern,
Videos, Musikdateien oder das
Verfassen von Blog- oder Newsgroup-Beiträgen. Fast jeder
dritte Junge und jedes fünfte
Mädchen mit Interneterfahrung
trägt so regelmäßig zum Web
2.0 bei. Dies sind Ergebnisse
der repräsentativen JIM-Studie
2007 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes
Südwest zum Medienverhalten
12- bis 19-Jähriger in Deutschland.
Protest gegen Umzug
Nachrichten
Web 2.0-Angebote meist
passiv genützt
w
24
100 Jahre Stadtbibliothek
Berlin. Die Stadtbibliothek hat
am 15. Oktober 2007 ihren 100.
Geburtstag gefeiert. Nach der
Wiedervereinigung wurde sie
mit der Amerika-Gedenkbibliothek 1995 zur Stiftung Zentralund Landesbibliothek Berlin
(ZLB) zusammengeführt. Die
Senatsbibliothek Berlin kam
2005 zur Stiftung hinzu. Heute
befinden sich im Haus Berliner
Stadtbibliothek die Fachgebiete: Allgemeine Information,
Naturwissenschaften,
Medizin, Sport, Technik, Umwelt,
Mathematik und Informatik,
Landwirtschaft, Recht und
Wirtschaft sowie das Pressezentrum; weiterhin die Historischen
Sammlungen mit historischem
Lesesaal, das Zentrum für Berlin-Studien im Ribbeck-Haus
und die e-LernBar, das Selbstlernzentrum der Zentral- und
Landesbibliothek Berlin.
Kulturelle Vielfalt
Berlin. Die Dachorganisation
der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen
Verbände, Bibliothek Information Deutschland (BID), hat
eine umfangreiche Stellungnahme zur Unesco-Konvention
»Kulturelle Vielfalt« abgegeben.
Das zweiteilige Dokument mit
dem Titel »Das Unesco-Übereinkommen mit Leben füllen:
Herausforderungen für Bibliotheken und Bibliotheksträger«
ist im Bibliotheksportal (www.
bibliotheksportal.de) zu finden.
»Elefant« feiert Jubiläum
Berlin. Seit einem Vierteljahr-
hundert gibt es die Empfehlungsliste für Kinder- und Jugendbücher »Der Rote Elefant«.
Neu eingeführt wurde nun eine
Kooperation mit dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer
Bücher (zvab): Kinder zwischen
elf und zwölf Jahren formulieren ihre Leseeindrücke zu längst
vom Markt verschwundenen
Kinder- und Jugendbüchern.
»Der Rote Elefant« kostet vier
Euro als Einzelheft und drei
Euro im Abo, zuzüglich Versandkosten. Weitere Informationen unter: www.lesart.org.
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Nachrichten
Parteien befragt
Bern (Schweiz). Im Vorfeld der
.d
e
Parlamentswahlen im vergangenen Oktober hat der Schweizer
Bibliotheksverband BBS eine
beispielgebende
Parteienbefragung zur Bibliothekspolitik durchgeführt. Fragen und
Antworten der Parteien sind zu
finden unter www.bbs.ch (Aktivität – Lobbying).
Verbände fusioniert
–u
Wenn Regale virtuell werden:
www.tauschticket.de
w
.B
Seit drei Jahren ist eine kostenfreie Tauschbörse für Bücher und
andere Medien online. Handelte
es sich zunächst um eine reine Bücherseite (www.buchticket.de),
so wurde bald schon der Tausch
weiterer Medien möglich gemacht – die Seite www.tauschticket.de war geboren.
Dort kann jeder Bücher, Tonträger, Filme, sowie PC- und Konsolenspiele mithilfe eines Ticketsystems kostenlos tauschen. Einzig die Portokosten müssen vom
Anbieter übernommen werden.
Sicherheit bietet, ähnlich wie
bei eBay, ein Bewertungssystem.
Die Gemeinderäte beider Städte
haben sich bereits Mitte Oktober
des vergangenen Jahres dagegen
ausgesprochen. Das entscheidende Argument: Die einmaligen Investitionskosten seien
sehr viel höher als der Nutzen einer Fusion. Als wesentliche Voraussetzung für die Fusion galt
eine Vereinheitlichung der beiden EDV-Systeme. Zusammen
mit der Neuetikettierung der
Medien hätte sie rund 720 000
Euro gekostet. Dem gegenüber
veranschlagte die eingesetzte
Projektgruppe jährliche Einsparungen von rund 160 000 Euro,
w
w
der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der
Schweiz (BBS, gegründet 1897)
und die Schweizerische Vereinigung für Dokumentation
(SVD, gegründet 1939) werden
ab 2008 gemeinsam auftreten.
Die Fusion zu »Bibliothek Information Schweiz« wurde in
der Gründungsversammlung
im November 2007 von den
Mitgliedern bestätigt. Als neuer
Präsident des Verbands wurde
Andreas R. Brellochs gewählt.
Er ist als Information Researcher und Knowledge Manager
der Boston Consulting Group
AG (Switzerland) in Zürich
tätig. »Bibliothek Information
Schweiz« vertritt rund 1 700
Einzel- und 460 Kollektivmitglieder. Der Verband versteht
sich sowohl als Berufs- wie
auch als Branchenverband und
bezweckt die Förderung sowie
Entwicklung des schweizerischen Informationswesens im
Sinne einer national koordinierten Informations- und Bibliothekspolitik. Weiter dient der
Verband der fachlichen Vernetzung seiner Mitglieder, der Ausund Weiterbildung sowie dem
aktiven Erfahrungsaustausch
auf nationaler und internationaler Ebene. Weitere Informationen zur Fusion finden sich unter
www.bbs.ch.
–B
Bern (Schweiz). Der Verband
Fusion gescheitert
Aus
der geplanten Kooperation der
Bibliotheken von Böblingen
und Sindelfingen wird nichts.
Böblingen/Sindelfingen.
BuB | 60 (2008) 01
Mitglieder stellen mithilfe von
Eingabeformularen die Medien,
die sie abgeben möchten, ins System ein. Der Anbieter darf bis zu
fünf Tickets für sein Medium verlangen. Jeder registrierte Nutzer
des Systems kann nun den Artikel
für die entsprechende Anzahl Tickets anfordern. Ein Bonussystem
unterstützt Neueinsteiger. So bekommt man das erste Ticket bereits nach Einstellen der ersten
drei Artikel als Prämie.
Die Betreiber präsentieren vier
Kataloge: Bücher, Film, Musik
und PC/Games. Jeder weist diverse, auf die jeweilige Medien-
vor allem bei den Personalkosten – gedacht wurde an einen
gemeinsamen Leiter und eine an
einem Ort zusammengeführte
Verwaltung. Die Fusionsgespräche waren auch vor dem Hintergrund geführt worden, dass sich
die Leiter in beiden Städten an
der Ruhestandsgrenze befanden. In Böblingen schied Rita
Mücke Ende November aus.
Zuvor hatte schon Hans-Joachim Basalla in Sindelfingen
seinen Abschied genommen,
dort war bei Redaktionsschluss
Brigitte Kraft kommissarische
Leiterin.
kategorien zugeschnittene Sucheinstiege und Suchmöglichkeiten
auf. Tickets lassen sich unabhängig von den Kategorien einsetzen. Ist ein gesuchtes Medium nicht im Katalog vorhanden,
so kann der Nutzer einen Suchauftrag anlegen und wird per
E-Mail benachrichtigt, sobald das
Medium ins System eingestellt
wird.
Tauschticket.de zählt derzeit
90 000 Mitglieder und hat bisher
mehr als eine Million Medien (davon circa 800 000 Bücher) angeboten.
Bodo Pohla
Im Ruhestand
Bozen. (Italien) Der ehemalige
Direktor des Amts für Bibliotheken und Lesen in Südtirol,
Franz Berger, ist Ende November 2007 in Ruhestand gegangen. Während seiner Zeit
als Amtsdirektor hatte Berger
den Bibliotheksverband Bozen
ins Leben gerufen und lange
Jahre als Vorsitzender geleitet.
Berger war unter anderem wesentlich an der Ausarbeitung
des Bibliotheksgesetzes der
Autonomen Provinz Südtirol
beteiligt. Zuletzt arbeitete er
25
BuB | Foyer
Nachrichten
»Die Türkische
Bibliothek« als
Wanderausstellung
.B
w
w
mativen und grafisch ansprechenden Schautafeln und einem
Exemplar der Edition »Türkische
Bibliothek« veranschaulicht sie
die soziale und kulturelle Komplexität der Türkei und regt zur
Auseinandersetzung mit dem in
Deutschland vorherrschenden
Gesellschaftsbild des Landes am
Bosporus an. Eine Begleitbroschüre gibt Tipps und Ideen zur
Präsentation der Ausstellung
sowie zur Organisation ergänzender Veranstaltungen.
Insgesamt 100 Ausstellungsexemplare sind ab Januar 2008
zu vergeben. Die Dauerleihgabe
im Rahmen des Ausstellungsprojekts ist unentgeltlich und
an wenige organisatorische Voraussetzungen gebunden. Wesentliche Bedingungen sind die
nicht-kommerzielle
Nutzung
der Schautafeln, ein Konzept zu
möglichen Zusatzveranstaltungen der Leihnehmer sowie die
Nutzbarmachung der Schautafeln und der Ansichtsexemplare
der »Türkischen Bibliothek« für
andere Institutionen wie Schulen oder Kulturvereine nach
Ende der Ausstellung in den eigenen Räumlichkeiten.
Weitere Informationen zur
Bewerbung sind bei der Stiftung
Lesen erhältlich unter www.stif
tunglesen.de/tuerkischebiblio
thek.
–B
.d
e
Die Stiftung Lesen lädt in Zusammenarbeit mit der Robert
Bosch Stiftung und dem Unionsverlag bundesweit Bibliotheken zu einem gemeinsamen
Projekt ein: der Wanderausstellung »Die Türkische Bibliothek«.
Zeitlich parallel zu einer gleichnamigen Schulkampagne steht
diese Ausstellung ab Januar
2008 kulturellen Einrichtungen
in ganz Deutschland kostenlos
zur Verfügung – und bietet vielseitige Anknüpfungspunkte für
thematisch verwandte Veranstaltungen wie Literaturzirkel,
Autorenlesungen, Diskussionsrunden mit örtlichen Türkeispezialisten und andere Programmpunkte.
Ausgehend von der literarischen Edition »Türkische Bibliothek« im Unionsverlag – einer Initiative der Robert Bosch
Stiftung, die zuvor unübersetzte Klassiker, Erzählungen, Essays aber auch junge Lyrik in
derzeit 9 von insgesamt 20 Bänden präsentiert –, zeichnet die
Ausstellung ein umfassendes
Bild ausgewählter Autoren und
ihrer Zeit: der türkischen Moderne seit Beginn des 20. Jahrhunderts. In Form von 13 infor-
–u
als Direktor der neugegrün- »Libreka« freigeschaltet
deten Universitätsbibliothek
Bozen.
Frankfurt am Main. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat auf der vergangenen
Auch nachts geöffnet
Buchmesse sein Branchenprojekt zur Digitalisierung von BüDortmund. Die Zentralbiblio- chern unter dem Namen »Librethek der Universitätsbibliothek ka« freigeschaltet (www.libreka.
hat seit November 2007 von de). Die Idee dahinter: Verlage
montags 8 Uhr bis samstags lassen ihre lieferbaren Bücher
24 Uhr geöffnet. Nur noch an einscannen und stellen Libreka
Sonn- und Feiertagen bleibt die – die Vorgängerversion lief unBibliothek geschlossen. Damit ter dem Namen »Volltextsuche
hat die Zentralbibliothek ihre Online« (VTO) – die Daten zur
Öffnungszeiten von bisher 69 Verfügung. Interessierte können
Stunden auf 136 Stunden pro dann online im Volltext dieser
Woche erhöht. Die Erweite- Bücher nach Informationen surung der Öffnungszeiten wur- chen. Welche Teile des Buches
de durch einen Pforten- und dabei tatsächlich sichtbar werEmpfangsdienst
ermöglicht, den, bestimmt der Verlag. Zum
der die Aufsicht in den Biblio- Start des Projekts hatten rund
theksräumen übernimmt. Die 300 Verlage insgesamt 8 000
Mittel hierfür stammen zum Titel angemeldet. Ein eher beTeil aus Studienbeiträgen. Die scheidenes Angebot im VerBibliothek reagiert damit auf gleich zu Google Book Search,
die weiter steigende Nachfrage wo inzwischen über eine Millinach Lese- und Arbeitsplätzen on Titel von etwa 10 000 Verlaund hoff t auf eine Entzerrung gen recherchierbar sind.
der – insbesondere in Prüfungszeiten – starken Nachfrage nach
ruhigen Arbeitsplätzen. Die »Vademecum Antiquariat«
Bibliothek wird täglich von über
Frankfurt am Main. Der Börsen3 000 Nutzern besucht.
verein des Deutschen Buchhandels hat ein »Vademecum AntiNacht der Bibliotheken
quariat 2008« herausgegeben. Es
enthält die rund 470 AnschrifDüsseldorf. Großer Andrang ten der Mitgliedsfirmen der Arherrschte am 26. Oktober in fast beitsgemeinschaft Antiquariat
allen der mehr als 200 Biblio- im Börsenverein, des Verbands
theken, die sich in ganz Deutscher Antiquare und der
Nordhein-Westfalen an der Genossenschaft der Internet»Nacht der Bibliotheken« be- Antiquare (GIAQ). Genannt
teiligten. Insgesamt lockte das werden neben den Anschriften
abwechslungsreiche Programm und Internet-Adressen auch die
mit seinen hochkarätig besetzten Spezialgebiete der verzeichneLesungen, Tatort-Inszenierun- ten Firmen. Einzelexemplargen und Krimi-Rallyes deutlich bestellungen werden kostenlos
mehr Besucher (65 000) in die ausgeführt, solange der Vorrat
Öffentlichen, wissenschaftli- reicht. Kontakt: Geschäftsstelle
chen und kirchlichen Bibliothe- der Arbeitsgemeinschaft Anken als vor zwei Jahren bei der tiquariat im Börsenverein des
ersten »Nacht der Bibliotheken«. Deutschen Buchhandels e. V.,
Das Konzept, nicht auf einen Großer Hirschgraben 17–21,
Mega-Event, sondern auf eine 60311 Frankfurt am Main,
Vielzahl attraktiver kleiner und [email protected].
mittelgroßer Veranstaltungen
zu setzen, habe sich, so die Organisatoren bezahlt gemacht. Al- Studie zu Kinderbüchern
lein in die Stadtbücherei Rheine
kamen mehr als 3 500 Besucher Frankfurt am Main. Sind Kinder und Jugendliche ihrem Alter
– und 400 Neukunden.
w
26
voraus – und damit empfohlene
Altersangaben bei Büchern unnötig, wenn bis zu einem Drittel der Zielgruppe sie ohnehin
ignoriert und lieber Bücher für
Ältere liest? Werden Großeltern,
die wachsende Generation der
»neuen Alten«, die Hauptkäufer
der Zukunft sein? Sollte man
sich auf die Klassiker verlassen
oder auch das Lebensgefühl der
Jugendlichen einbeziehen? Diese Fragen wirft die repräsentative Grundlagenstudie »Kinderund Jugendbücher: Marktpotenzial, Käuferstrukturen und
Präferenzen unterschiedlicher
Lebenswelten« auf, die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert hat. Die Studie
untersucht unter anderem, wer
wo welche Kinderbücher zu
welchem Zweck kauft und welche Orientierungshilfen bei der
Auswahl genutzt werden. Diese
auch für Bibliothekare interessanten Daten stehen als Download unter www.boersenverein.
de.
Virtuelle Normdatei
Frankfurt am Main. Die Deutsche Nationalbibliothek, die Bibliothèque nationale de France,
die Library of Congress und das
Online Computer Library Center (OCLC) sind übereingekommen, gemeinsam den »Virtual
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Nachrichten
Gerlingen. Der Arbeitskreis Le-
w
Open Access
BuB | 60 (2008) 01
Hamburg. Am bundesweiten
Vorlesetag der Wochenzeitung
»Die Zeit« und der Stiftung Lesen, der am 23. November des
.d
e
»Ausgewählter Ort im Land
der Ideen«. Damit ist sie Teil
der Veranstaltungsreihe »365
Orte im Land der Ideen«, die
gemeinsam von der Standortinitiative »Deutschland – Land
der Ideen« und der Deutschen
Bank durchgeführt wird. Aus
Anlass der Preisverleihung veranstaltet die ZBW am 23. April
einen »Abend der offenen Tür«
an ihren beiden Standorten an
der Kieler Förde und der Binnenalster in Hamburg.
Büchern Pate stehen
Hamburg. Die Staats- und Uni-
versitätsbibliothek hütet ein bedeutendes Kulturerbe: historische Bücher und Zeitschriften,
Handschriften und Nachlässe,
Autographen, Karten und Musikalien. Dieser große Schatz
Ausgewählter Ort
muss gepflegt werden. Unter
dem Motto »Edlen Büchern
Hamburg. Die Deutsche Zen- Pate stehen« hat die Bibliothek
tralbibliothek für Wirtschafts- zu diesem Zweck eine Aktion
wissenschaften (ZBW) ist Buchpatenschaften ins Leben
–u
Promis lesen vor
Göttingen. Die Niedersächsi-
sche Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) hat mit Unterstützung der Universität Göttingen das Pilotprojekt »Open
vergangenen Jahres zum vierten
Mal stattfand, haben sich mehr
als 7 000 Vorleser, darunter 632
Politiker und Prominente, beteiligt. Mehr als 200 000 Kindern
und Jugendlichen wurde an jenem Tag vorgelesen, in Kindergärten, Schulen, Bibliotheken
und Kinderheimen. Das waren
rund dreimal so viele wie im
Jahr 2006. Für den Vorlesetag
konnten unter anderem gewonnen werden: Manuel Andrack,
Ralf Bauer, Marco Bode, Tom
Buhrow, Olli Dittrich, Ulrike
Folkerts, Sigmar Gabriel, Jette
Joop, Franz Josef Jung, Sarah
Kuttner, Sandra Maischberger, Harald Martenstein, Ulrich Matthes, Franz Müntefering, Thomas Ohrner, Rezzo
Schlauch, Marietta Slomka und
Wolfgang Tiefensee.
–B
Das Handbuch
»Kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung«,
herausgegeben von nestor, dem
Deutschen Kompetenznetzwerk
Langzeitarchivierung, sammelt
und strukturiert das derzeit vorhandene Wissen über die vielfältige und komplexe Materie.
In einer Vielzahl von Aufsätzen stellen Experten die unterschiedlichen technischen und
rechtlichen Aspekte des Themas
dar und vermitteln auf diese
Weise ein Bild von Langzeitarchivierung, welches von den
Grundsätzen bis hin zu digitalen Erhaltungsstrategien in unterschiedlichen Anwendungsfeldern reicht. Das Handbuch
bietet nestor allen interessierten
Institutionen und Einrichtungen kostenfrei zum Download
an. Es ist ein »living document«,
dessen Inhalt und Umfang stetig aktualisiert werden wird, es
steht unter http://nestor.sub.
uni-goettingen.de/handbuch/
nestor-Handbuch_01.pdf im
Netz.
Göttingen.
w
sen der Stadt Gerlingen hat Anfang 2007 das Projekt »Schreibzeit« ins Leben gerufen. Von Februar bis April konnten Kinder
und Jugendliche zwischen 8 und
18 Jahren ihre selbst geschriebenen Erzählungen und Gedichte
in der Stadtbücherei Gerlingen
abgeben. Der Ansturm war groß:
72 Nachwuchsautoren haben
sich beteiligt. Die Werke sind
inzwischen in einem Buch veröffentlicht. Ausgewählte Texte
stehen im Internet unter www.
stadtbuecherei.gerlingen.de.
Handbuch zur
Langzeitarchivierung
.B
»Schreibzeit« für Kinder
Access mit Springer Open
Choice« gestartet. Die Vereinbarung mit dem Wissenschaftsverlag Springer wurde bereits
im vergangenen September geschlossen. Inzwischen werden
alle zur Publikation angenommenen Artikel von Erstautoren
(»corresponding authors«) der
Georg-August-Universität automatisch über Springer Open
Choice publiziert. Ein solcher
Zugang ermöglicht es Forschenden, Lehrenden und Studierenden weltweit, kostenfrei
auf wichtige wissenschaftliche
Informationen zuzugreifen, und
erhöht zugleich die weltweite
Sichtbarkeit der Göttinger Forschungsergebnisse.
w
International Authority File«
(VIAF), eine Virtuelle Internationale Normdatei, aufzubauen
und fortzuentwickeln. Die einzelnen Normdateien sollen im
VIAF virtuell zu einem gemeinsamen Normdaten-Service integriert werden, der den Zugang
zu den Namen aller einbezogenen Normdateien bietet. Die
Vereinbarung baut auf einem
vorausgegangenen Forschungsprojekt auf, in dem die Deutsche
Nationalbibliothek gemeinsam
mit der Library of Congress und
OCLC durch die Zusammenführung ihrer Personennamendateien nachgewiesen haben,
dass der Aufbau eines Virtual
International Authority File
auch unter den Bedingungen
großer Datenbestände machbar
ist. Mit der neuen Kooperationsvereinbarung stößt die Bibliothèque nationale de France
hinzu, und der VIAF wird um
die französischen Normdaten
erweitert. Langfristig zielt das
VIAF-Projekt darauf ab, die
Normdateien möglichst vieler
Bibliotheken zu einem globalen
VIAF-Service zu integrieren,
der für die Nutzer im Web weltweit frei zugänglich ist.
27
BuB | Foyer
Nachrichten
Hannover. Das Wissenschafts-
Integrierte Recherche
Hannover. Unter www.gopor
Neuer Direktor
Leipzig. Michael Fernau wird
neuer Direktor der Deutschen
Nationalbibliothek in Leipzig.
Der Verwaltungsrat der Deutschen Nationalbibliothek hat
w
tis.de stellen die drei Deutschen
Zentralen
Fachbibliotheken
(ZFB), zu denen die Technische
Informationsbibliothek (TIB),
die Deutsche Zentralbibliothek
für Medizin (ZB MED) sowie
die Deutsche Zentralbibliothek
für Wirtschaftswissenschaften
(ZBW) gehören, seit Dezember
2007 eine integrierte Recherche
in den umfassenden Beständen
der drei Bibliotheken bereit. Ergänzt wird dieser Service durch
die Fachportale GetInfo, MedPilot und EconBiz mit weiteren
fachspezifischen Datenbanken.
–u
Januar ist in der Staats- und
Universitätsbibliothek die Ausstellung »Astrid Lindgren zum
100.« zu sehen. Vor hundert
Jahren, am 14. November 1907
geboren, wurde Lindgren zur
bekanntesten und erfolgreichsten Kinderliteratur-Autorin der
Welt. Seit über 60 Jahren erfährt
ihr Werk multimediale und internationale Verbreitung. Jeder
scheint sie zu kennen. Und doch
verbirgt sich hinter ihren Märchen, Geschichten und Romanen eine nicht leicht zugängliche
Persönlichkeit. Mit vier Themen
möchte die Ausstellung dem
Menschen hinter der Legende
Astrid Lindgren näher kommen: Kindheit und Kinderparadiese, die schwierige Mutterrolle
in Leben und Werk, die Autorin als Medienmanagerin und
schwedischer Kulturexport für
das Nachkriegs-Hamburg 1949.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.sub.unihamburg.de/blog/?p=764.
.B
Hamburg. Noch bis zum 27.
portal Vascoda (www.vascoda.
de) hat bereits im November
2007 seinen Internetauftritt
überarbeitet und bietet seither
einen verbesserten Zugang sowie
ein erweitertes Informationsangebot an. Die Suchmaschine hat
ausschließlich wissenschaftliche
Inhalte im Visier. Laut Angaben
der Betreiber durchforstet sie
über 100 Millionen Datensätze
aus über 100 Datenbanken unterschiedlicher Anbieter. Insgesamt beteiligen sich mittlerweile
mehr als 40 Einrichtungen am
Aufbau und an der Weiterentwicklung des Wissenschaftsportals, das gemeinsam vom
Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) und
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem
inzwischen zweistelligen Millionenbetrag gefördert wurde.
w
Lindgren-Ausstellung
In den vergangenen Jahren wurde wiederholt der Wunsch nach
einer elektronischen Ausgabe
der RSWK geäußert. Die Deutsche Nationalbibliothek stellt
nun auf ihrer Website eine elektronische Version der Gesamtausgabe kostenfrei zur Verfügung:
<urn:nbn:de:1111-200407
21235> <http://nbn-resolving.
de/urn/resolver.pl?urn=urn:
nbn:de:1111-20040721235>
Sie befindet sich auf dem
Stand der 3. Auflage 1998 einschließlich der 4. Ergänzungslieferung 2007. Das Beispielregister wurde wie schon zur 3. Ergänzungslieferung unverändert
gelassen, es entspricht somit
dem Zustand nach der 2. Ergän-
zungslieferung. Damit ist die
elektronische Version der RSWK
in allen Teilen inhaltsgleich mit
der aktuellen Papierausgabe.
Mit der elektronischen Ausgabe verbindet die Deutsche
Nationalbibliothek die Erwartung einer einheitlichen Nutzung der RSWK und der SWD
in einer heterogenen Informationslandschaft.
Die Papierausgabe der 3. Auflage des Grundwerks RSWK einschließlich der vier Ergänzungslieferungen kann zum Preis von
85,50 Euro (zuzüglich Porto)
bezogen werden über die:
Deutsche Nationalbibliothek
Zentrale bibliografische
Dienstleistungen
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Fax: 069/15 25-16 36
E-Mail: [email protected]
e
Vascoda ausgebaut
RSWK-Gesamtausgabe
in elektronischer Form
.d
Ab März 2008 will Goportis
darüber hinaus einen gemeinsamen Bestell- und Lieferdienst
für wissenschaftliche Volltexte
zur Verfügung stellen – alles aus
einer Hand.
–B
gerufen. Damit will sie Hamburger Bürgerinnen und Bürger
motivieren, Buchpatenschaften
für ein ausgewähltes Werk zu
übernehmen. Bei der Auftaktveranstaltung im November
des vergangenen Jahres konnten
Interessierte im Rahmen einer
Auktion Buchpate werden.
w
28
beschlossen, ihn dem Bundespräsidenten zur Ernennung
vorzuschlagen. Der 52-jährige
Jurist leitet seit sechs Jahren die
Zentralverwaltung der Deutschen Nationalbibliothek und
wird Anfang 2008 die neue
Aufgabe übernehmen. Fernau
wird damit einer der beiden
ständigen Vertreter der Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek, Elisabeth
Niggemann. Fernau folgt Birgit
Schneider nach, die im Sommer
2007 plötzlich und unerwartet
gestorben ist. Zu den Schwerpunkten der künftigen Arbeit
Fernaus wird neben der Leitung
des Hauses mit seinen 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
die Betreuung der Bauaktivitäten für den 4. Erweiterungsbau
der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gehören.
Sprung auf Shortlist
London (Großbritannien). Für
den Sieg reichte es leider nicht,
aber immerhin landete das
Deutsche Kompetenznetzwerk
nestor mit seiner Arbeitsgruppe
»Vertrauenswürdige Archive –
Zertifizierung«, vertreten durch
die Bayerische Staatsbibliothek
und die Humboldt-Universität
zu Berlin, beim diesjährigen
»Conservation Award« in der
Disziplin der Digitalen Langzeitarchivierung auf der Shortlist der fünf besten Kandidaten.
In diesem internationalen, von
Sir Paul McCartney unterstützten Wettbewerb werden alle
zwei Jahre Arbeiten ausgezeichnet, die sich um die dauerhafte
Bewahrung des Kulturguts verdient gemacht haben. Der erste
Preis ging an das National Archives of the UK.
SSG übernommen
München. Ab 2008 übernimmt
die Bayerische Staatsbibliothek das Sondersammelgebiet
»Informations-, Buch- und
Bibliothekswesen« (SSG 24.1).
Gleichzeitig hat die Bibliothek
den Auftrag zum weiteren Ausbau der entsprechenden Virtuellen Fachbibliothek »b2i« erhalten. Das Sondersammelgebiet
wurde bereits 1949 an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Nachrichten
eingerichtet und dort bis Ende bis 16 Uhr und samstags und
2007 betreut.
sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Massendigitalisierung
Eingewanderte Wörter
Die Bayerische
Staatsbibliothek hat das erste
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Massendigitalisierungsprojekt gestartet. In zwei Jahren sollen
fast 37 000 deutschsprachige
Druckwerke mit über 7,5 Millionen Seiten aus der Zeit von
1518 bis 1600 digitalisiert und
frei zugänglich durch das Münchener Digitalisierungszentrum
im Internet bereitgestellt werden. Dabei kommen erstmals
völlig neu entwickelte Scan-Roboter zum Einsatz. Die Bayerische Staatsbibliothek leistet damit einen wichtigen Beitrag zur
Bereitstellung des kulturellen
Erbes des 16. Jahrhunderts und
zum Aufbau der Deutschen Digitalen Bibliothek.
München.
w
BuB | 60 (2008) 01
e
.d
–B
Orientierung im Dschungel
der Leseförderung
Zwei interessante Veröffentlichungen aus dem Bereich Kinderund Jugendmedien sind in der
Schweiz erschienen. Der »Wegweiser zur Leseförderung«, herausgegeben vom Schweizerischen Institut für Kinder- und
Jugendmedien, informiert über
aktuelle Angebote und Projekte im deutschsprachigen Raum,
vermittelt BibliothekarInnen und
Lehrkräften Ideen und Materialien für alle Schulstufen und verzeichnet Kontaktstellen für Weiterbildung, Information und Beratung. Das Buch kostet 18,50
Schweizer Franken und ist beim
Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien zu beziehen: [email protected].
Im zweiten Werk empfiehlt
der Kinderbuchfonds Baobab in
der neuen Ausgabe von »Fremde Welten« 200 ausgewählte Titel, die Einblicke in fremde Kulturen und Religionen geben, Horizonte öffnen und Möglichkeiten,
aber auch Konflikte des interkul-
turellen Zusammenlebens aufzeigen. »Fremde Welten« wirbt
für die Begegnung zwischen den
Menschen und sieht das Buch als
Brücke zwischen den Kulturen.
Das Verzeichnis ist ein gutes
Hilfsmittel für Lehrkräfte, Bibliothekarinnen, Eltern und andere Interessierte. Aus allen Lesestufen werden Bücher, Hörbücher, DVDs und Materialien für
den Unterricht vorgestellt. Jeder
Eintrag enthält eine ausführliche
und kritische Besprechung, Angaben zu Lesealter und Schauplatz sowie die bibliografischen
Daten. Verschiedene Register erleichtern die gezielte Suche auch
nach Thema oder Kontinent.
Die Kriterien zur Auswahl
sind im Verzeichnis und auf der
Website des Kinderbuchfonds
Baobab publiziert: www.bao
babbooks.ch. Das Buch kann in
Deutschland für 9 Euro beim Arbeitskreis für Jugendliteratur (b
[email protected])
bestellt werden.
landesweit 40 000 Kinder erreicht. Jeden Tag wurde jeweils
eine Dezembergeschichte vor
der ganzen Klasse vorgelesen.
Anschließend gab es Aufgaben
und Rätsel, die die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen
lösen konnten.
Kooperation mit Schulen
–u
.B
Adventskalender
Neustadt/Weinstraße. Der un-
ter Federführung des Landesbibliothekszentrums erstellte Adventskalender hat in über 1 800
Schulklassen in Rheinland-Pfalz
großen Anklang gefunden. Für
die Adventszeit 2007 erhielten
Kinder der 3. und 4. Klassenstufen einen literarischen Adventskalender der besonderen Art:
In roten Umschlägen gabes für
jeden Schultag bis Weihnachten
»Dezembergeschichten« zum
Vorlesen. Mit den von der Arbeitsgruppe »Lesespaß aus der
Bücherei« zusammengestellten
Geschichten und zusätzlichen
Rätseln und Spielen wurde die
Vorweihnachtszeit zu einem Leseabenteuer. Insgesamt wurden
mit dem Kooperationsprojekt
von Bibliotheken und Schulen
w
München. Telefonierende Affen, Piratenmäuse und tropische Inseln: Wer kennt sie nicht,
die Plakatmotive von Günter
Mattei? Sie gehören zu München wie Mattei zum Münchner
Jugendtheater SchauBurg. Seit
Jahren arbeitet der freie Illustrator für das Münchner Jugendtheater, entwirft Drucksachen
und Theaterplakate. In einer
Ausstellung der Internationalen
Jugendbibliothek wird noch bis
Ende Januar am Beispiel von 22
Produktionen aus den Jahren
1990 bis 2007 gezeigt, wie ein
Theaterplakat entsteht. Dabei
wird die Vor- und Entstehungsgeschichte der Plakate, insbesondere zu kinderliterarischen
Produktionen, in Form künstlerisch-spielerischer Werkstattberichte erzählt. Autobiografische
Notizen, Skizzen, Fotos und
Bühnenbild- und Kostümentwürfe, die dem Künstler als
Anregung dienten, zeigen den
Werdegang eines Plakats vom
ersten Entwurf bis zum fertigen
Originalplakat. Die Ausstellung
ist montags bis freitags von 10
Kaffee, bei der Arbeit am Laptop oder abends im Fitness-Studio – täglich nutzen wir Wörter,
die aus anderen Sprachen ins
Deutsche »eingewandert« sind.
Das Goethe-Institut und der
Deutsche Sprachrat suchen in
einer internationalen Ausschreibung nun nach dem besten
Wort mit »Migrationshintergrund«. Eine Jury, unter anderen mit Anne Will und Loriot,
prämiert die »besten Wörter«
und die schönsten Begründungen. Einsendeschluss ist der 29.
Februar. Dem Hauptgewinner
winkt eine Studienreise für zwei
Personen in das Ursprungsland
des eingewanderten Wortes.
Die besten Einsendungen der
Ausschreibung veröffentlicht
der Hueber-Verlag im Anschluss
in einem Buch mit dem Titel
»Eingewanderte Wörter«. Jeder
Teilnehmer, dessen Beitrag ins
Buch aufgenommen wird, erhält
ein Geschenkexemplar. Weitere
Informationen unter: www.dasbeste-eingewanderte-wort.de.
w
Telefonierende Affen
München. Ob morgens beim
Rendsburg. Erstmals einen landesweiten Überblick über die
Zusammenarbeit von Bibliotheken und Schulen gibt es jetzt
in Schleswig-Holstein. In einer
Umfrage unter allen Bibliothe-
29
BuB | Foyer
Nachrichten
Bibliothek runderneuert
Reutlingen. Über helle, freund-
Marketing mit Studenten
Stuttgart. Bereits im Oktober
2007 ist der Startschuss für ein
Kooperationsprojekt zwischen
der Hochschule der Medien
Stuttgart, Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement, und der GeSIG e.V.
(German Serials Interest Group)
gefallen. Die Initiatoren des
Projekts, Prof. Wolfgang Ratzek
und der Vorsitzende der GeSIG
e.V., Werner Stephan, leitender
Direktor der Universitätsbibliothek Stuttgart, entwickelten
in mehreren Treffen die Rahmenbedienungen für die Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt
steht der Marketing-Auftritt
des Forums Zeitschriften, der
nun von Studenten überarbeitet,
optimiert und somit benutzerfreundlicher konzipiert werden
soll. Das Forum Zeitschriften
GeSIG e.V. (www.gesig.org) ist
der Runde Tisch der Fachinformation. Der Verein bietet allen
am Informationsprozess Beteiligten aus Bibliotheken, Verlagen und Agenturen eine kommunikative Plattform in Bezug
auf den Zeitschriftenmarkt.
e
Ab sofort wird BuB auch über
die Entwicklungen im Schweizer Bibliothekswesen aktueller berichten. Dazu konnte Dr.
Gerhard W. Matter als neuer
Redaktionsbeirat für die Fachzeitschrift gewonnen werden.
Matter ist Historiker und wissenschaftlicher Bibliothekar.
Seit 1990 ist der erfahrene
Kollege Kantonsbibliothekar
des Kantons Basel-Landschaft.
Er leitet die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal, deren aufsehenerregenden Neubau Matter bereits in BuB
Heft 10/2007 (Seite 741 bis
744) vorgestellt hat. Außerdem ist Matter als Dozent an
der Fachhochschule der Zentralschweiz und der Universität Zürich tätig. – Kontakt:
[email protected]
w
w
.B
–u
liche Räume, einen besseren Service und eine deutlich
schnellere Abwicklung der Ausleihen können sich die Besucher
und Mitarbeiter der Stadtbibliothek freuen. Nach 22 Jahren
intensivster Nutzung – jährlich
verzeichnet die Stadtbibliothek
über 500 000 Besucher – standen Mitte vergangenen Jahres
die ersten größeren Renovierungsarbeiten an. Gleichzeitig
wurde die Medienverbuchung
auf RFID umgestellt. Die Stadt
Reutlingen machte für die Baumaßnahmen 650 000 Euro und
für die Umstellung auf RFID
466 000 Euro locker. Die Bibliothek verfügt nun über sieben
Selbstverbuchungsplätze, inklusive eines Rückgabeautomaten
im Außenbereich, sowie über
einen modernen, großzügigen
Thekenbereich im Erdgeschoss.
Während der Bauarbeiten von
Mitte Juli bis Ende September
war die Bibliothek provisorisch
in einem Ausweichquartier be- Gaststudenten erwünscht
trieben worden.
Stuttgart. Der Masterstudiengang »Konservierung Neuer
Checkliste Soziale
Medien und Digitaler Information« an der Staatlichen AkadeSoftware
mie der Bildenden Künste öffReutlingen. Die Kommission net auch zum Wintersemester
für One-Person Librarians des 2007/8 wieder einen großen Teil
Berufsverbands
Information seiner Lehrveranstaltungen für
Bibliothek (BIB) hat bereits Gaststudenten als Gelegenheit
2006 etliche »Checklisten« zum zur beruflichen Weiterbildung.
Themenbereich Web 2.0 und Dieses Angebot richtet sich vor
Bibliothek 2.0 veröffentlicht. allem an Berufstätige und PerEs wurden RSS-Feeds, Wikis sonen mit beschränktem Zeit-
Verstärkung aus
der Schweiz für BuB
ner der mobilen Netzoffensive
wurde die Library of Congress
(LoC) gewonnen. Dort lautete der Kommentar: Nachdem
bereits 111 Millionen Nutzer
online auf LoC-Inhalte zugreifen würden, wolle man sicherstellen, dass auch alle mobilen
Internet-Nutzer rund um den
Globus Zugang erhielten. Dass
sich dem mobilen Netz gerade
in Schwellenländern die größten Entwicklungsmöglichkeiten
bieten, hat seinen Grund: Die
mobile Vernetzung stellt dort
wegen mangelhaft ausgebauter
Festnetzinfrastruktur meist die
erste Vernetzung überhaupt dar.
.d
und Weblogs jeweils unter den
Aspekten Nutzung und Einsatz in Bibliotheken behandelt.
Ende vergangenen Jahres ist die
Checkliste Nr. 22 zum Thema
»Soziale Software nutzen« erschienen, die einen Überblick
über die ganze Software-Familie gibt. Zu finden ist das Ganze
unter www.bib-info.de/komm/
kopl/pub/check22.pdf.
–B
ken des Landes hat die Arbeitsstelle Bibliothek und Schule
des Büchereivereins Schleswig-Holstein e.V. den Stand
der Kooperation untersucht.
Hinderungsgründe und Best
Practice Beispiele werden ebenso dargestellt wie die Vielfalt
der verschiedenen Formen der
Zusammenarbeit. Die Auswertung dieser Umfrage steht jetzt,
neben den anderen Arbeitshilfen der Arbeitsstelle, im Internet
zum Download zur Verfügung:
www.bz-sh.de/schule/absmat.
php.
w
30
kontingent, denen ein Vollzeitstudium nicht möglich ist. Eine
Übersicht über die Veranstaltungen und Termine findet sich
auf www.mediaconservation.
abk-stuttgart.de/index-Dateien/
D_Curr.htm. Weitere Informationen zum Studiengang sind
erhältlich über www.mediaconservation.org. Nächster Bewerbungsschluss für den Masterstudiengang ist der 15. Januar.
Mobile Netzoffensive
Washington (USA). Die Ent-
wicklung mobiler Web-Geschäftsmodelle in Industrieländern geht nur schleppend
voran. Deshalb will eine Industrieinitiative neue Ideen in
Schwellenländern entwickeln
und erproben. Als Parade-Part-
Naturprojekt
ausgezeichnet
Westoverledingen. Das von der
Gemeindebücherei entwickelte
und durchgeführte »Egon-Naturgeschichtenprojekt«
(vgl.
BuB 9/2007, Seite 651–652) ist
als offizielles Projekt der UNDekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (Infos zur
Dekade unter www.bne-portal.
de) ausgewählt worden. Die
Auszeichnung wurde bei einer
Feierstunde Ende November
2007 in Stuttgart an alle bundesweit ausgewählten Projekte
überreicht.
Österreich liest
Wien (Österreich). Mehr als
500 000 Besucher auf circa
4 000 Veranstaltungen hat das
größte Literaturfestival Österreichs in der Woche vom 15. bis
zum 21. Oktober 2007 angelockt. Die Aktion wurde vom
Büchereiverband Österreichs
initiiert und vom österreichischen Bundesministerium für
Unterricht, Kunst und Kultur
und den Ländern gefördert.
Zum zweiten Mal setzten die
Bibliotheken mit tausend Veranstaltungen ein deutliches Signal für das Lesen. Von den Gemeinde- und Pfarrbibliotheken
über Schul-, Stadt-, Landes- und
Universitätsbibliotheken
bis
hin zur Österreichischen Nationalbibliothek beteiligten sich
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Termine
Zadar (Kroatien). Experten und Bibliotheks-Management:
Studierende aus vielen Ländern Führungskompetenz
Europas und von fast allen an- 17. – 18. Januar – FU Berlin ·
deren Kontinenten haben ihre BuB 11-12/2007
w
Forum
Bibliothek und
Information
Gartenstraße 18
72764 Reutlingen
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
www.b-u-b.de
BuB | 60 (2008) 01
Leseecken an Ganztagsschulen: Erfahrungsaustausch
für Grundschulen und
Förderschulen
29. Januar – Casimirianum,
Neustadt/Weinstraße · BuB
11-12/2007
–u
.B
Erlebniswelt Bücher:
Kreativer und spielerischer
Einsatz von Kinderbüchern
24. Januar – Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek,
Hannover · BuB 11-12/2007
»Download und
was dann…?«
26. Januar – Universitätsbibliothek Erfurt
Veranstalter:
Landesgruppe Thüringen im
Berufsverband Information
Bibliothek (BIB)
Gebühr: Kostenlos für Mitglieder, Nichtmitglieder 15 Euro
Anmeldung: Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, Barbara Jokisch, Telefon: 03 61/65
51 563, E-Mail: erwerbung.
[email protected]
Weitere Information:
www.bib-info.de/fobi/reg_
fobi.htm
w
Viele Wege führen zu
BuB
Besichtigung der Bibliothek
der TFH Wildau bei Berlin
22. Januar – Bibliothek der
TFH Wildau
Veranstalter:
Landesgruppe Berlin im
Berufsverband Information
Bibliothek (BIB)
Anmeldung: Frank Redies,
c/o Staatsbibliothek zu
Berlin, 10722 Berlin,
Telefon: 030/266-24 93
Weitere Information:
www.bib-info.de/fobi/reg_
fobi.htm
w
Teilnahme am BOBCATSSSSymposium vom 28. bis 30.
Januar in Zadar zugesagt. Die
IFLA-Präsidentin und Generaldirektorin der Zentral- und
Landesbibliothek Berlin (ZLB),
Prof. Claudia Lux, wird neben
Prof. Ana Marusic, Herausgeberin des Croatian Medical Journal, die Auftaktrede halten. Auf
der dreitägigen Veranstaltung
werden zahlreiche Vorträge,
Workshops, Poster und ein umfangreiches Rahmenprogramm
geboten. Die Veranstalter erwarten mehr als 400 Teilnehmer,
die sich über den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie über Praxismodelle
im Bereich der technischen, sozialen, kulturellen, rechtlichen
und ökonomischen Bibliotheksund Informationswissenschaft
austauschen und neue Kooperationen eingehen möchten. Weitere Informationen gibt es unter
www.bobcatsss2008.org.
Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Aufbauschulung
29. Januar – Landesbibliothekszentrum/Rheinische
Landesbibliothek Koblenz ·
BuB 11-12/2007
»Besprechungen, Meetings,
Sitzungen…«
7. Februar – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (Main)
Veranstalter: Universitätsbibliothek Johann Christian
Senckenberg
Referentin: Ilona Munique,
WEGA-Team, Stuttgart
Gebühr: 50 Euro
Anmeldung: Universitätsbibliothek Johann Christian
Senckenberg, Geschäftsstelle
für Aus- und Fortbildung,
Bockenheimer Landstr. 134–
138, 60325 Frankfurt (Main)
e
Comic und Mangas
14. Januar – FU Berlin · BuB
11-12/2007
IFLA-Präsidentin bei
BOBCATSSS
Veranstaltungen, die vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) angeboten werden, finden sich ab sofort
ebenfalls in dieser Rubrik. Eine
Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die
Website <www.bib-info.de/
komm/knt_neu/fundgrub/
bib_fobi.htm>.
.d
Fortbildung
–B
Einrichtungen aus dem ganzen
Land und luden zum Dialog
über das Lesen und die Literatur
ein. Näheres dazu unter: www. Januar
oesterreichliest.at.
Februar
Vom Nutzen Sozialer
Software für Bibliotheken
4. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referenten: Ben Kaden,
Maxi Kindling
Gebühr: 50 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83 85 14 58,
E-Mail [email protected], www.fu-berlin.de/
weiterbildung
Bibliotheken bauen und
ausstatten II: Planung und
Durchführung
6. – 8. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referenten: Prof. Dr. Ulrich
Naumann, Dr. Klaus Ulrich
Werner, Hellen Niegaard, Dr.
Mario Glauert, Dr. Annette
Gerlach, u. a.
Gebühr: 250 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83 85 14 58,
E-Mail [email protected], www.fu-berlin.de/
weiterbildung
Leseförderung mit dem
Deutschbuch
Zielgruppe: Lehrkräfte
der Klassen 9 und 10
(alle Schulformen)
7. Februar – Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek,
Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
Referent: Dr. Andreas
Müller
Anmeldung: (bis 23. Januar)
www.akademiefuerlesefoer
derung.de,
[email protected],
Telefon: 05 11/12 67-215
Leselernprozesse verstehen
– Lesekompetenzen erkennen
und fördern
Zielgruppe: Lehrkräfte des
Primarbereichs (Grund- und
Förderschule)
11. Februar – Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek,
Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
Referentin: Karola Penz
Anmeldung: (bis 25. Januar)
www.akademiefuerlesefoer
derung.de, karola.penz@gwlb.
de, Telefon: 05 11/12 67-215
Kinder- und Jugend-Bibliotheksarbeit: Fachtagung
11. – 12. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum und DBVExpertengruppe
Referentinnen: Ute Hachmann, Susanne Brandt, Karin
31
BuB | Foyer
Termine
Frühjahrstagung der
hauptamtlich geleiteten
Bibliotheken in
Rheinhessen-Pfalz
18. Februar – Ernst-BlochZentrum der Stadt Ludwigshafen
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt
Anmeldung: (bis 11. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Grundschulung
19. Februar –
Landesbibliothekszentrum/
Rheinische Landesbibliothek
Koblenz
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Referentin: Sieglinde Schu
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 1. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Koblenz,
Telefon: 02 61/9 15 00-301
Neue Begriffe in Bibliotheken: Weblogs, Wikis, RSS…,
USB-Stick, Palm, iPod…
Was ist das eigentlich?
21. Februar – Universitätsbibliothek Dortmund
Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln
Referentinnen: Jessica Buschmann, Jutta Nowak
Gebühr: 50 Euro (inkl. Mittagessen), für Teilnehmer aus der
Landesverwaltung NordrheinWestfalen kostenfrei
Anmeldung: (bis 10. Januar)
Fachhochschule Köln, ZBIW,
50678 Köln, Telefon:
02 21/4 00 75-401 oder -117,
Fax: 02 21/4 00 75-280,
E-Mail: [email protected]
.d
e
Wie vermitteln wir Informationskompetenz? Didaktische
Reduktion und aktivierende
Methoden
19. – 20. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referentinnen: Ulrike Hanke,
Ulrike Scholle
Gebühr: 160 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83 85 14 58,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
–u
Die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland lädt ein zur Fortbildung
»Alles Online – oder was?
Die reale Internet Bibliothek
– Berichte aus der Praxis«. Die
Veranstaltung findet am 24.
April von 10 bis 16:30 Uhr in
der Stadtbücherei Würzburg
statt. Geplant sind folgende
Themen:
Geschäftsgang im Internet (Erfahrungsbericht über
Medienbruchfreie Kommunikation aus Hanau und Ergänzungen durch die ekz)
300 Tage Onleihe – ein Erfahrungsbericht aus Würzburg (Hannelore Vogt /
Volker König)
»Kooperation im Internet
– Bibliothek 2.0?« (Jochen
Dudeck)
»Die Online-PR der Bibliotheken. Außendarstellung
Öffentlicher Bibliotheken
über das Internet« (Sandra
Mehmeti)
Der Teilnahmebeitrag beträgt
25 Euro. Anmeldung bis spätestens 1. April bei:
Hessische Fachstelle für
Öffentliche Bibliotheken
bei der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden
Rheinstraße 55/57
65185 Wiesbaden
Fax: 06 11/334-26 55
E-Mail: fachstelle@hlb-wies
baden.de
Rückfragen an
Alexander Budjan:
Telefon 06 11/334/26 90.
Feedback (Feedback-Regel,
Selbstbild – Fremdbild)
Mitarbeitergespräche
(Aktives Zuhören, Techniken
der Gesprächsführung,
Gesprächstechniken)
Ein wichtiger Bestandteil dieser Veranstaltung sind praktische Übungen, die von den
Teilnehmern selbst erarbeitet
werden.
18. + 19. Februar – Münchner
Stadtbibliothek
Zielgruppe: Kolleginnen und
Kollegen, die im Rahmen von
LoB Mitarbeitergespräche
führen
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern
Referentin: Regine Sucker,
Kommunikationstrainerin
Gebühr: 70 Euro BIB-Mitglieder, 160 Euro Nichtmitglieder
Anmeldung: Andrea Graf,
Stadtbibliothek Kempten,
Orangerieweg 20–22, 87439
Kempten, Tel. 08 31/25 25724, Fax:08 31/25 25-732,
E-Mail: andrea.graf@kempten.
de
Weitere Information: www.
bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm
–B
Alles Online –
oder was?
w
Hello Stranger
Die Teilnehmer erarbeiten
einfache Lösungen für
Standardsituationen in
Bibliotheken, in denen
Englisch gesprochen und
verstanden werden muss.
18. Februar – Fachhochschule Köln, Geisteswissenschaftliches Zentrum – GWZ
Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln
Referentin: Annette Landgräber
Gebühr: 50 Euro (inkl. Mittagessen)
Anmeldung: (bis 10. Januar)
Fachhochschule Köln,
ZBIW, 50678 Köln, Telefon:
02 21/4 00 75-401 oder -117,
Fax: 02 21/4 00 75-280,
E-Mail: [email protected]
Mitarbeitergespräche im
Rahmen der Leistungsorientierten Bezahlung LoB
In diesem Seminar geht es um
die die Themen:
Führen durch Zielvereinbarungen (Leistung definieren und beurteilen, Menschen
entwickeln und fördern,
Zielformulierungen)
.B
Kundenkommunikation
im Alltag meistern
13. Februar – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Referentin: Ilona Munique
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 30. Januar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Neustadt,
Telefon: 0 63 21/39 15-21
bzw. Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz,
Telefon: 02 61/9 15 00-301
Büchereistelle Neustadt,
Telefon: 0 63 21/39 15-21
w
Rösler, Janette Achberger u. a.
Gebühr: 120 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
w
32
E-Books in wissenschaftlichen und Öffentlichen
Bibliotheken
20. Februar – Universitätsbibliothek Erfurt
Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 20. Januar)
Universitätsbibliothek
Ilmenau, Telefon:
0 36 77/69 47 01, E-Mail:
[email protected]
Effektiv recherchieren
im Internet
20. – 21. Februar – hbz, Köln
Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln
Referentin: Julia Bergmann
Gebühr: 180 Euro (inkl. Übernachtung und Mittagessen)
Anmeldung: (bis 15. Januar)
Fachhochschule Köln, ZBIW,
50678 Köln, Telefon:
02 21/4 00 75-401 oder -117,
Fax: 02 21/4 00 75-280,
E-Mail: [email protected]
Wertschätzende
Kommunikation
21. – 22. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referentin: Caroline Meinke
Gebühr: 120 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Termine
w
Bibliotheks-Management:
Projektmanagement
25. – 26. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referent: Prof. Dr. Stephan
Büttner
BuB | 60 (2008) 01
12 Loriot wird 85
.d
13 Peter Härtling wird 75
17 Käthe Kruse wurde vor
125 Jahren geboren
03 Franz Kafka wurde vor 125
Jahren geboren
19 Vor 100 Jahren wurde
die »7. Sinfonie (e-moll)«
von Gustav Mahler in
Prag uraufgeführt
28 Vor 25 Jahren flog Ulf
Merbold als erster Bundesbürger ins All
18 Nelson Mandela wird 90
23 Julio Iglesias wird 65
22 Otto Waalkes wird 60
23 Götz George wird 70
24 Heinrich Droste starb vor
50 Jahren
26 Mick Jagger wird 65
29 Lech Walesa wird 65
August 2008
Oktober 2008
–u
Juli 2008
–B
14 Prinz Charles wird 60
20 Selma Lagerlöf wurde vor
150 Jahren geboren
07 Joachim Ringelnatz wurde
vor 125 Jahren geboren
01 Vor 50 Jahren nahm die
NASA ihre Tätigkeit auf
09 Gerd Ruge wird 80
02 Oswald Kolle wird 80
10 Klaus Emmerich wird 65
13 Christiane Hörbiger wird 70
16 Reiner Kunze wird 75
15 Chris De Burgh wird 60
16 Madonna wird 50
20 Otfried Preußler wird 85
17 Robert De Niro wird 65
18 Roman Polanski wird 75
22 Vor 125 Jahren wurde »Gespenster« von Henrik Ibsen
in Helsingborg uraufgeführt
22 Karlheinz Stockhausen wurde vor 80 Jahren geboren
24 Vor 40 Jahren zündete
Frankreich seine erste Wasserstoffbombe im Pazifik
25 Antoine Henri Becquerel
starb vor 100 Jahren
21 Alfred Nobel wurde vor 175
Jahren geboren
22 Vor 25 Jahren bildeten
220 000 Menschen eine
»Friedenskette« zwischen
Neu-Ulm und Stuttgart
28 Cornelia Froebes wird 65
30 Johanna von Koczian wird 75
November 2008
02 Königin Sophia von
Spanien wird 70
29 Michael Jackson wird 50
05 Sam Shepard wird 65
Gebühr: 200 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
Dezember 2008
03 Ozzy Osbourne wird 60
04 Horst Buchholz wurde vor
75 Jahren geboren
08 Johannes Heesters wird
105
09 Marius Müller-Westernhagen
wird 60
13 Heino wird 70
16 Vor 10 Jahren startete
die USA Luftangriffe auf
den Irak
17 Kaspar Hauser starb vor
175 Jahren
18 Keith Richards wird 65
21 Kurt Waldheim wird 90
21 Vor 40 Jahren startete
»Apollo VIII« zum ersten
bemannten Mondumflug
22 Giacomo Puccini wurde vor
150 Jahren geboren
23 Helmut Schmidt wird 90
29 Hermann Schulze-Delitzsch
wurde vor 200 Jahren
geboren
w
Leseförderung in der
Schulbibliothek: Praxiserprobte Projektarbeit
Zielgruppe: Mitarbeiter von
Schulbibliotheken, Lehrkräfte
weiterführender Schulen
25. Februar – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
Referentin: Annette Neubaur
Anmeldung: (bis 8. Februar)
www.akademiefuerlesefoer
derung.de,
[email protected],
Telefon: 05 11/12 67-215
September 2008
10 Karl Lagerfeld wird 70
.B
Wer? Wie? Was?
Wieso? Weshalb? Warum?
Leseförderaktionen für
Grund- und Förderschulen
25. Februar – Casimiranum,
Neustadt/Weinstraße
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt
Referentin: Beate Schellenberg
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 11. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Neustadt,
Telefon: 0 63 21/39 15-21
Kalendertipps
w
Invisible Web
21. – 22. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referenten: Christine-Dorothea Sauer, Paul Ulrich
Gebühr: 100 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
e
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
Lesestart – die Lese-Initiative
für Deutschland
Zielgruppe: Beschäftigte
in Öffentlichen Bibliotheken
und Kindergärten, alle
Interessierten
26. Februar – Gottfried Wil-
23 Kaiser Akihito von Japan
wird 75
23 Königin Silvia von Schweden wird 65
24 Manfred Rommel wird 80
25 Joan Miró starb vor 25 Jahren
helm Leibniz Bibliothek, Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
Referentinnen: Sabine Bonewitz, Karola Penz, Anke Märk-
33
BuB | Foyer
Termine
e
Bücher richtig reparieren
26. Februar – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt
Referentin: Ursula Drost
Gebühr: 10 Euro
Anmeldung: (bis 12. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Neustadt,
Telefon: 0 63 21/39 15-21
Recherche unter der
Bibliothekssoftware PICA
(für die Auszubildenden des
1. Ausbildungsjahres)
26. – 27. Februar: FriedrichSchiller-Universität Jena
Veranstalter: Thüringer PICAKommission
Anmeldung: (bis 26. Januar)
Universitätsbibliothek
Ilmenau, Telefon: 0 36 77/
69 47 01, E-Mail: direktion.
[email protected]
w
.B
–u
Vorläufiges Programm:
Donnerstag, 21. Februar
11 Uhr: Freier Zugang zur Information in der globalen Wissensgesellschaft?
11.30 Uhr: Die gesellschaftliche
Verantwortung im Informationszeitalter
12 Uhr: Bibliotheken: Partner für
Wissenschaft und Gesellschaft
in Zeiten veränderter Informationsanforderungen
13.30 Uhr: Themenblock I: Kommerzialisierung versus Öffentliche Förderung? Grenzen und
Chancen der Informationsversorgung
16 Uhr: Themenblock II: Literaturversorgung für Wissenschaft
und Gesellschaft
Freitag, 22. Februar
10 Uhr: Themenblock III: Digitalisierung im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext
13 Uhr: Abschließende Podiumsdiskussion (Working Nets: Der
Aufbau internationaler netzbasierter Forschungsumgebungen)
15.30 Uhr: Vorstellung der Erklärung zu den Presidential Meetings
16 Uhr: Führung durch die Bibliothek des Auswärtigen Amts
Kosten: 100 Euro bei verbindlicher Anmeldung bis einschließlich 22. Januar; 160 Euro danach
Anmeldeschluss: 12. Februar
Anmeldung bitte per Mail an: kl
[email protected]
Sekretariat des deutschen IFLANationalkomitees,
Hella Klauser
Kompetenznetzwerk für
Bibliotheken (knb) im DBV
Straße des 17. Juni 114
10623 Berlin
Telefon: 030/39 00 14 82
w
Anlässlich der deutschen IFLAPräsidentschaft von Prof. Claudia Lux organisiert das deutsche
IFLA-Nationalkomitee
in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt in Berlin und der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, unterstützt von vielen deutschen Fachverbänden
und Bibliotheken, eine dreiteilige internationale Konferenzserie zum Thema »Freier Zugang
zur Information«. Das zweite IFLA Presidential findet nun
am Donnerstag, 21. Februar,
von 9.30 bis 17.30 Uhr und am
Freitag, 22. Februar, von 10 bis
15.45 Uhr im Auswärtigen Amt,
Berlin, Werderscher Markt 1,
statt.
Gemeinsam mit Bibliothekaren und Kulturpolitikern aus
Singapur, China, Japan, Korea,
Vietnam, Indien, Indonesien
und weiteren Ländern Asiens,
der Schwerpunktregion dieses
zweiten Treffens, wird das Thema des freien Informationszugangs im digitalen Zeitalter und
in einer demokratischen Gesellschaftsordnung als Basis für Wissenschaft und Forschung diskutiert, die Rolle der Bibliotheken
als Partner der Wissenschaft im
digitalen Zeitalter definiert sowie die gesellschaftsrelevanten
Beziehungen herausgestellt. Die
Veranstalter erwarten mehr als
20 ausländische Experten aus
dem Bibliotheks- und dem kulturpolitischen Bereich Asiens.
»Bibliotheken auf die Tagesordnung!«, das Motto der deutschen
IFLA-Präsidentschaft,
wird während dieser zweitägigen Konferenz gemeinsam mit
politischen
Entscheidungsträgern, Bibliotheksexperten und
einem internationalen Publikum
umfassend betrachtet. Alle Beiträge werden simultan in die
Sprachen Deutsch und Englisch
übersetzt.
Weitere Informationen und Online-Anmeldung:
www.ifladeutschland.de/de/ifla_praesi
dentschaft/meetings.html
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
März
»Wir bilden aus«: 10 Jahre
FaMI-Ausbildung – bundesweit und in Hessen. Derzeitiger Stand und Entwicklungen
des Berufsbildes.
Im Anschluss findet ein Erfahrungsaustausch der Ausbilderbibliotheken statt.
3. März – Stadtbibliothek
Hanau
Veranstalter: Hessische
Fachstelle für Öffentliche
Bibliotheken
Referentin: Karin HolsteFlinspach
Anmeldung: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr.
55-57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
.d
Herausforderungen für Wissenschaft und
Gesellschaft im digitalen Zeitalter
Bürmann, Anne Lohe
Anmeldung: (bis 12. Februar)
www.akademiefuerlesefoer
derung.de,
[email protected],
Telefon: 05 11/12 67-215
–B
2. IFLA Presidential Meeting
w
34
»Wart’ mal eben schnell« –
Zeitmanagement am
Bibliotheksarbeitsplatz
26. – 27. Februar – Katholische Akademie »Die Wolfsburg«, Mühlheim an der Ruhr
Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln
Referentin: Claudia Cornelsen
Gebühr: 170 Euro (inkl. Übernachtung und Vollverpflegung), für Teilnehmer aus der
Landesverwaltung NordrheinWestfalen kostenfrei
Anmeldung: (bis 10. Januar)
Fachhochschule Köln, ZBIW,
50678 Köln, Telefon:
02 21/4 00 75-401 oder -117,
Fax: 02 21/4 00 75-280,
E-Mail: [email protected]
Zeit- und Selbstmanagement
28. – 29. Februar – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referent: Pascale Meyer
Gebühr: 120 Euro
Besichtigung der Stadtbibliothek und Universitätsbibliothek Landau
3. März – Treffpunkt Stadtbibliothek Landau (Eingang)
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz
Auch Nichtmitglieder sind
herzlich willkommen
Gebühr: keine, Mittagessen
im Brauhof auf eigene Kosten
Anmeldung: (bis 18. Februar)
Marion Straßer,
FH Kaisers-lautern, Standort
Zweibrücken, Amerikastr. 1,
66482 Zweibrücken, Telefon:
0 63 32/91 41 30, E-Mail:
[email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm
Wenn Jugendliche die
Bibliothek aufmischen
3. – 4. März – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referentin: Dr. Haci Uslucan
Gebühr: 120 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Termine
Lebendig und nachhaltig
vorlesen: Seminar zur
Leseförderung
Fortbildung an der
FU Berlin
w
w
Effektiv recherchieren
im Internet
4. – 5. März – hbz, Köln
Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln
Referentin: Julia Bergmann
Gebühr: 180 Euro (inkl. Übernachtung und Mittagessen)
Anmeldung: (bis 22. Januar)
Fachhochschule Köln, ZBIW,
50678 Köln, Telefon:
02 21/4 00 75-401 oder -117,
Fax: 02 21/4 00 75-280,
E-Mail: [email protected]
Einführung in RAK-WB und
die Umsetzung nach Pica
4. – 6. März und 17. – 20.
März – Universitätsbibliothek
Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (Main)
BuB | 60 (2008) 01
Das Weiterbildungszentrum
der Freien Universität Berlin bietet im Wintersemester wieder ein umfangreiches
Seminarprogramm für BibliothekarInnen und ehrenamtliche LesepatInnen an. Die 35
Veranstaltungen sind auf der
Homepage des Weiterbildungszentrums unter www.
fu-berlin.de/weiterbildung
aufgeführt.
Besichtigung der Peter-WeißBibliothek in Hellersdorf
17. März – Peter-Weiß-Bibliothek Hellersdorf/Berlin
Veranstalter: Landesgruppe
Berlin im Berufsverband Information Bibliothek (BIB)
Anmeldung: Frank Redies,
c/o Staatsbibliothek zu
Berlin, 10722 Berlin,
Telefon: 030/266-24 93
Weitere Information: www.
bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm
.d
e
6. März – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Referent: Rainer Rudloff
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 21. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 bzw.
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Koblenz,
Telefon: 02 61/9 15 00-301
–B
Studientag für ehren- und
nebenamtlichen BüchereiMitarbeiterInnen – Arbeitshilfen für den Bereich
Kinder und Jugend
8. März – Stadthalle
Bad Hersfeld
Veranstalter: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Kooperation mit der
Konrad-Duden-Stadtbibliothek in Bad Hersfeld
Anmeldung: Hessische
Fachstelle für Öffentliche
Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55-57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
–u
Wer? Wie? Was?
Wieso? Weshalb? Warum?
Leseförderaktionen für
Grund- und Förderschulen
4. März – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Referentin: Beate Schellenberg
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: (bis 11. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Koblenz,
Telefon: 02 61/9 15 00-301
Erfolgreiche Bibliothekskonzepte II: Strategien für
die Zukunft
5. März – Heinrich-PeschHaus, Ludwigshafen
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz, Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt,
Referenten: Ute Hachmann,
Frank Raumel
Gebühr: 30 Euro, für Teilnehmer/innen am Projekt »Bibliothek 2010 plus« kostenlos
Anmeldung: (bis 19. Februar)
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 bzw.
Landesbibliothekszentrum/
Büchereistelle Koblenz,
Telefon: 02 61/9 15 00-301
.B
Bibliotheken bauen
und ausstatten III:
Ausstatten von Bibliotheken
3. – 5. März – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referenten: Prof. Dr. Claudia Lux, Prof. Dr. Ulrich Naumann, Dr. Klaus Ulrich Werner, Andreas Richter, u. a.
Gebühr: 250 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
Beide Veranstaltungen gehören zusammen und sollten
nach Möglichkeit nicht getrennt gebucht werden.
Veranstalter: Universitätsbibliothek Johann Christian
Senckenberg
Referentin: Christiane Brand
(ULB Darmstadt)
Gebühr: 350 Euro
Anmeldung: Universitätsbibliothek Johann Christian
Senckenberg, Geschäftsstelle
für Aus- und Fortbildung, Bockenheimer Landstr. 134-138,
60325 Frankfurt (Main)
w
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
Umgang mit Kunden/
Umgang mit Benutzern
10. – 11. März – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referentin: Caroline Meinke
Gebühr: 120 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de, www.fu-berlin.de/weiter
bildung
Grundlagen und Probleme
der Bestandserhaltung in
Bibliotheken und Archiven
12. – 13. März – FU Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Referentin: Dr. Annette Gerlach
Gebühr: 100 Euro
Anmeldung: FU Berlin,
Weiterbildungszentrum,
Telefon: 030/83851458,
E-Mail [email protected].
de
Grundkurs: »Regeln für die
alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen
Bibliotheken« (RAK-WB)
31. März – 3. April – Universitätsbibliothek Weimar
Veranstalter: Thüringer
Landesverband im DBV und
Landesgruppe Thüringen im
Berufsverband Information
Bibliothek (BIB)
Gebühr: 80 Euro
Anmeldung: (bis 29. Februar)
Universitätsbibliothek
Ilmenau, Telefon:
0 36 77/69 47 01, E-Mail:
[email protected]
35
BuB | Foyer
Markt
Elsevier
Mit Studiengebühren
Informationsangebot
verbessert
e
pr.– Deutsche Fachhochschulen
haben nach Erkenntnissen von
Elsevier einen Teil der erstmals
im vergangenen Jahr erhobenen Studiengebühren eingesetzt, um die Ausstattung von
Bibliotheken mit Online-Datenbanken zu verbessern. Dies
optimiert für Studenten den
direkten Zugriff auf notwendige
Fachliteratur.
.d
–B
w
Darüber hinaus können Mitarbeiter in der Bibliothek folgende
wichtige Informationen im EJournal Updates online abrufen:
aktuelle Formatänderungen
und neue Formatoptionen für
abonnierte Zeitschriften
Archiv mit den durchgeführten Formatänderungen
neu verfügbare kostenlose
elektronische Formate laufender
Print-Abonnements
Zeitschriften, bei denen ein
Verlagswechsel stattgefunden
hat
neue Open Access-Titel in
der EBSCO-Titeldatenbank
neu hinzugefügte beziehungsweise gelöschte Titel innerhalb eines elektronischen
Zeitschriftenpakets.
Diese Informationen können
via RSS übermittelt werden.
»E-Journal Updates ist einfach zu nutzen«, sagt Cindi Parker Sandridge, Serials Specialist
in Technical Services an der
James Madison University in
Harrisonburg (Virginia/USA).
»Da wir von den Verlagen nicht
immer darüber informiert werden, wenn sie Preise oder Formate ändern, glaube ich, dass
Bibliotheken davon profitieren
werden. Denn so kennen wir
die Optionen und können das
beste Format für unsere Nutzer
wählen.«
»E-Journal Updates ist eine
wichtige Ergänzung für EBSCONET, denn es ermöglicht
–u
pr. – Mit E-Journal Updates
steht Bibliothekaren jetzt eine
neue Informationsquelle in
EBSCONET zur Verfügung.
Bibliothekare können sich über
das web-basierte Verwaltungssystem von EBSCO schnell über
neu verfügbare Formatoptionen
zu ihren Zeitschriftenabonnements informieren.
.B
EBSCO:
Besserer Überblick über
elektronische Ressourcen
Die Kinder sind autonom in
ihrem Lernweg, und gelangen
durch maximale Differenzierung zu evaluierbarer Lesekompetenz. Die Lernebenen sind in
aufsteigender Komplexität komponiert. Lernphasen und Lernergebnisse werden protokolliert
und können in mehreren Evaluationsschritten Stärken und
Schwächen beim Lesenlernen
aufzeigen. Das Programm startet mit zehn Büchern als Vollversion und fünf Büchern als
Kurzversion.
Pisakids
Das umfassende Lernprogramm kann im Schulunterricht
Internetverlag GbR:
ebenso eingesetzt werden, wie es
Lesen lernen mithilfe
den Unterricht ergänzt und den
des Internet
Eltern eine sinnvolle Leseförderung anbietet. Das neue Medipr. –Als erstes Internetproum Internet wird bewusst als
gramm zum systematischen
modernes Instrument in einer
Aufbau von Lesekompetenz in
veränderten Lernumgebung der
Grundschulen ist im Oktober
Kinder eingesetzt. Es nutzt die
2007 das Programm Pisakids
mit ihm verbundene Motivation
gestartet. Eine Demoversion
der Kinder, vermittelt Lust an
des Programms steht mit einer
den Spielen mit einer im Internet
Erläuterung des Konzepts unter außergewöhnlich ästhetischen
www.pisakids.de im Netz.
Bildersprache und fördert durch
den Aufbau der Spiele und ein
Elisabeth Simon-Pätzold hat ausgeklügeltes Bonussystem die
das Programm als Antwort auf
die in den Pisa-Tests ermittelten
Leseschwächen wissenschaftlich
Das umfassende Lernfundiert und mit hohem di- programm kann im Schulundaktischen und gestalterischen
terricht ebenso eingesetzt
Niveau entwickelt: Auf vier un- werden, wie es den Unterterschiedlichen Schwierigkeitse- richt ergänzt und den Eltern
benen trainieren und verbessern eine sinnvolle Leseförderung
die Kinder ihre Lesefähigkeit
anbietet.
im Kontext immer neuer anspruchsvoller Kinderbücher. Zu
jedem Buch können sie unter 32 Konzentration und den Ehrgeiz,
Spielen und Aktivitäten wählen. zu richtigen Ergebnissen in den
vorgegebenen Lernpfaden zu
finden.
Elisabeth Simon-Pätzold ist
Grundschullehrerin und hat Zusatzstudien im Bereich Kinderund Jugendliteratur in Wien soMitteilungen von
wie im Bereich der Hochbegabtenförderung (Echa-Diplom) in
Unternehmen
Münster absolviert. Gemeinsam
In der Rubrik »Markt« wermit ihrem Mann Ulrich Pätzold
den Pressemitteilungen von
hat sie in Dortmund die GbR
Unternehmen und DienstPisakids Internetverlag aufgeleistern – ohne redaktionelle
baut. Das Programm Pisakids
Bearbeitung – veröffentlicht.
wird über Abonnement vertrieDie Redaktion behält sich vor,
ben. Die jährlichen Kosten beBeiträge auszuwählen und zu
tragen: Einzelnutzung 60 Euro,
kürzen.
Klassenlizenz 120 Euro. Kontakt: [email protected].
uns, unsere Kunden pro-aktiv
über Änderungen ihrer elektronischen Zeitschriftenkollektionen zu informieren. Dies ist ein
häufig geäußerter Wunsch«, erklärt Rebecca Day, Manager of
E-Resource Services Development bei EBSCO.
www.ebsco.de
w
Markt
w
36
Unter anderem bietet die Hochschule Offenburg im neuen Studiensemester über ScienceDirect College Edition Zugriff auf
Artikel aus wissenschaftlichen
Fachzeitschriften im Volltext
an. Die Fachliche Bibliotheksleiterin, Petra Möhringer: »Wir
konnten mit der Lizenzierung
von ScienceDirect endlich
eine Lücke in unserem Datenbankangebot im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften schließen. Und das Angebot
kommt sehr gut an, denn unsere
Studierenden sind über den unkomplizierten Zugriff auf die
Volltexte begeistert.«
Seit 2008 bietet die ScienceDirect College Edition noch
mehr Inhalt: Kunden können
ohne Zusatzkosten auf ein Volltext-Archiv der wissenschaftlichen Fachzeitschriften ab 1995
zugreifen. Die Ausstattung von
Bibliotheken mit Online-Datenbanken verbessert – gemäß
dem vorgesehenen Verwendungszweck der Studiengebühren – ganz gezielt die Qualität
von Studium und Lehre und
wirkt sich gleichzeitig positiv
auf das Ranking aufgrund aller
einschlägigen Methoden aus.
Weitere Investitionen in
elektronische Dienstleistungsangebote werden erwartet; speziell von Fachhochschulen und
Universitäten in den Bundesländern, die bereits Studiengebühren erheben, wie zurzeit in
Baden-Württemberg, Bayern,
Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
dem Saarland.
BuB | 60 (2008) 01
Foyer | BuB
Markt
pr. – Swets erweitert seine umfangreiche Produktlinie durch
den Erwerb des preisgekrönten ScholarlyStats und setzt
damit sein strategisches Ziel
fort, Bibliotheken in aller Welt
ein ausgesuchtes Portfolio an
Dienstleistungen anzubieten.
w
BuB | 60 (2008) 01
Beuth Verlag
Historische
DIN-Normen online
–u
.B
w
w
Die Stadtbibliothek Amberg
kooperiert mit dem GregorMendel-Gymnasium sowie der
Firma Siemens und eröffnete die
sechste Onleihe Deutschlands
– gleichzeitig auch das erste Public Private Partnership.
Aber auch Bibliotheksnutzer
von Stadtbibliotheken in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen können jetzt Medien
online ausleihen. Am 28. November startete mit der »Online
Ausleihe« der Stadtbüchereien Hamm die zweite Onleihe
in Nordrhein-Westfalen nach
Köln.
Mit den »Onleihen« in Göttingen und Oldenburg hat nun
auch Niedersachsen digitale Filialen, die am 3. Dezember eröffneten. Und als Weihnachtsgeschenk an alle Nutzer gingen
die Stadtbibliotheken in Düsseldorf und Neuss mit den beiden
»Online-Bibliotheken« am 17.
Dezember online.
Für 2008 sind Neueröffnungen von Onleihen in Thüringen,
Baden-Württemberg, Berlin,
Bremen und Mecklenburg-Vorpommern geplant, darunter
auch einige Verbünde kleinerer
Bibliotheken. Von Mai bis November 2007 hatten bereits in
Würzburg, Hamburg, Köln,
München und Frankfurt (Oder)
digitale Filialen von Stadtbibliotheken eröffnet. Diese werden
in Zusammenarbeit mit der DiViBib GmbH, einer Tochter der
ekz.bibliotheksservice GmbH
betrieben.
Mehr Infos zur Onleihe und
die Zugänge zu den Onleihen
stehen unter www.Onleihe.de.
www.DiViBib.com
Swets teilt hiermit mit, dass es
von MPS Technologies (MPST)
die Exklusivrechte an ScholarlyStats erworben hat. MPS Technologies wird ScholarlyStats
weiter für Swets betreiben und
den Service weiterentwickeln,
um die Kontinuität für die bestehenden Kunden sicherzustellen.
ScholarlyStats ist ein modernes webbasiertes Portal, das
die Sammlung, Zusammenfassung und Analyse von Nutzungsstatistiken von elektronischen Magazinen über multiple
Quellen erleichtert. Geliefert
im COUNTER-kompatiblen
Format, können die Nutzungsberichte von den Bibliotheken
über eine einheitliche, intuitive
Schnittstelle eingesehen und heruntergeladen werden. So können sich Mitarbeiter auf andere
Tätigkeiten konzentrieren und
es wird leichter, genauere Entscheidungen hinsichtlich der
Sammlung zu treffen.
MPST legte ScholarlyStats
im Jahr 2005 auf, das Produkt
wurde weltweit schnell angenommen. ScholarlyStats wurde
bei der Vergabe der »International Information Industry
Awards« als »Library Product
of the Year« ausgezeichnet. In
enger Zusammenarbeit mit
MPS Technologies als globalem
Verkaufspartner seit dem Start
2006 hat Swets eine führende
Position entwickelt und damit
seine Stärke bewiesen, wenn es
um die Markteinführung neuer
Technologien geht. Swets freut
sich sehr über die volle Aufnahme dieses Produkt in sein umfangreiches Portfolio und über
sein noch nicht erschlossenes
Potenzial.
OCLC:
Weltweite Marken
identität
pr. – OCLC, der weltweit größte
Bibliotheksdienstleister, führt
alle Niederlassungen unter einem Namen und einer gemeinsamen Marke zusammen, um
Bibliotheken weltweit mit einer
vereinheitlichten und klaren
Strategie zu unterstützen.
e
pr. – Immer mehr Menschen
in Deutschland haben die
Möglichkeit, digitale Medien online bei ihrer Bibliothek
auszuleihen – darunter ist seit
17. November 2007 auch ein
ganzes Gymnasium. Mit der
»Medientanke« ging in Amberg
ein bisher einmaliges Projekt
an den Start.
Obwohl Swets das Produkt
erworben hat, wird sich für
die bestehenden Kunden und
Geschäftspartner von MPST
nichts ändern. MPST wird
Swets als Outsourcing-Partner
dienen und weiterhin die Nutzungsstatistiken sammeln und
verarbeiten. Die Kunden können ScholarlyStats über dasselbe Portal – www.scholarlystats.
com – weiterhin nutzen, und die
Statistiken werden weiter im selben Format erstellt.
.d
Swets:
Preisgekröntes
ScholarlyStats gekauft
–B
DiViBib
»Medientanke«
am Gymnasium
pr. – Ab sofort bietet der Beuth
Verlag seinen Kunden unter
www.mybeuth.de einen neuen
Online-Service an: Die Recherche und den Download von
historischen DIN-Normen.
Mit diesem Dienst stehen DINNormen zur Verfügung, die seit
1978 zurückgezogen wurden.
Um Verwechslungen zu vermeiden, sind diese Dokumente auf jeder Seite durch einen
Stempel als »zurückgezogen«
gekennzeichnet. Beuth-OnlineKunden können einen Großteil
der Dokumente zum direkten
Download bestellen; außerdem
besteht die Möglichkeit, sich die
Normen in einer Papierfassung
liefern zu lassen.
Historische Normungsdokumente werden aus verschiedenen Gründen benötigt: Nicht
selten zum Beispiel muss die
Investitionsgüterindustrie für
die Instandhaltung von Anlagen nach älteren Anforderungen
ermitteln, und oftmals müssen
historische Normen bei juristischen Auseinandersetzungen
zwischen Produzenten und Abnehmern zu Rate gezogen werden; auch Gutachter benötigen
historische Dokumente für ihre
Tätigkeit.
Als Folge werden die OCLC
PICA-Niederlassungen
in
Deutschland, der Schweiz, den
Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Australien
in OCLC umbenannt. Durch
den Zusammenschluss aller
lokalen Büros unter einem Namen und einer Identität können
Bibliotheken weltweit von der
Mitgliedschaft bei OCLC, seinen Forschungsaktivitäten und
einem erweiterten Produkt- und
Service-Portfolio profitieren.
»Durch die Vereinigung von
OCLC PICA und OCLC zu
einer globalen Organisation
können Bibliotheken in Europa,
dem Nahen Osten und Afrika
Teil des weltweit führenden Bibliotheksdienstleisters werden.
Durch die Bündelung der Kräfte sind wir in der Lage, die kritische Masse zu erreichen, die nötig ist, um webbasierte Dienste
anzubieten, die den wachsenden
Erwartungen und Anforderungen heutiger Bibliotheksnutzer
gerecht werden«, sagt Rein van
Charldorp, Managing Director
von OCLC PICA.
OCLC hat weltweit Entwicklungs- und Produktmanagement-Abteilungen sowie
acht Entwicklungsstandorte in
Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den
Vereinigten Staaten gebildet.
OCLC hat darüber hinaus
Mitarbeiter aus verschiedenen
Regionen zu Arbeitsgruppen zusammengeführt und seine Aktivitäten in drei Weltregionen gebündelt: in Nord-, Mittel- und
Südamerika, im Asien-PazifikRaum und in der »EMEA«-Region Europa, Naher Osten und
Afrika.
www.oclcpica.org
37
w
w
w
.B
–u
–B
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w
w
w
.B
–u
–B
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e
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Die Bibliothek neu erfinden!
.B
Joscha Remus,
Wissenschaftsjournalist
rein elektronischen Multimediathek zu
prognostizieren.
So werden futuristische Visionen entworfen von allwissenden Avataren, von
Wissens- und Weisheitsnavigatoren, die
den Besucher empfangen und ihm in Sekundenschnelle maßgeschneiderte Informationen aus dem vereinten Pool der
digitalisieren Informationsträger der Welt
liefern.
Doch jenseits aller technologiebezogenen Debatten sehe ich die Bibliothek der
Zukunft auch als einen inspirierenden Ort
der Begegnung an. Als einen Ort, an dem
Neugierige, Lernende und Wissensdurstige neben ihrem Wissen auch ihre Erfahrungen austauschen können.
Ich sehe die Bibliotheken und Mediatheken als lebendige Stätten der Wissensvermittlung und Orte, an denen man neue
Formen selbst organisierter Wissensgemeinschaften und neuer Lernkooperationen ausloten möchte.
Ähnlich den Idea Stores in London und
dem Wissenscafé in der Stuttgarter Mediothek setzt dieser Paradigmenwechsel
den Mut voraus, einmal tüchtig quer zu
w
w
w
»Doch jenseits aller technologiebezogenen Debatten sehe ich die
Bibliothek der Zukunft auch als einen
inspirierenden Ort der Begegnung.«
(Joscha Remus)
.d
Über die Zukunft lässt sich trefflich spekulieren. Buchbranche und Bibliothekswesen wähnten sich in ihrer Historie schon
häufig am Abgrund angelangt – und
verkündeten andererseits auch immer
wieder selbstbewusst die eigene führende Rolle im Herzen der Gesellschaft.
Auch die elektronischen Medien werfen
existenzielle Fragen auf: Werden Bibliotheken in der Zukunft zu den wichtigsten
Akteuren im digitalen Markt gehören?
Oder wird letztlich doch mit der Massendigitalisierung ihr Ende eingeläutet?
Zukunftsfragen haben Brisanz, das zeigen
die Kommentare von Persönlichkeiten aus
der Bibliotheksszene, von Praktikern, Beobachtern und Programmatikern, die für
BuB ihre Ideen, Visionen und Prognosen
aufgeschrieben haben.
nämlich dann, wenn die Teilnehmer ihre
»Bewegungserfahrungen« austauschen,
neue Formen »motorischer Intelligenz« erproben und ihre Kenntnisse an ihre »Wissensfreunde« weitergeben.
Die Bibliothek der Zukunft sollte jenseits des formalisierten Wissens, das in
Büchern, Bildträgern und Datenbanken
gespeichert und verwaltet werden kann,
jenseits aller elektronischer Verfügbarkeit,
auch das implizite Wissen der Menschen
einbinden. Sie sollte auch Ideengenerator
und Wissenstauschbörse sein. Vor allem
aber Wissensbegegnungsstätte.
Joscha Remus, Wissenschaftsjournalist
–B
Experten blicken nach vorn:
Prognosen, Ideen, Visionen
Wir leben in einer Zeit, die für die Menschen angesichts der Informationsflut immer ereignisreicher, aber für den Einzelnen
auch zunehmend erfahrungs-, weil bewegungsärmer wird. Das hängt vor allem mit
den flachen Monitorwelten zusammen,
aus denen die Menschen ihre Text-, Bild-,
Film- und Toninformationen zunehmend
generieren.
Angesichts des Informationsüberflusses, der schnellen Verfügbarkeit elektronisch aufbereiteter Informationen, den
Entwicklungen hin zum semantischen
Web und zu intelligenten, multifunktionalen Suchmaschinen, ist es nur allzu
verlockend, für die Bibliotheken der Zukunft einen Paradigmenwechsel hin zur
denken, den Begriff der Wissensnavigation und Wissensvermittlung weiter und
den der Bibliothek radikal neu zu erfinden. Den Idea Stores sind beispielsweise
auch ein Tanzstudio und ein Theater angegliedert. Und im Wissenscafé in Stuttgart gerät Wissen wahrhaft in Bewegung;
e
15 Mal Zukunft
der Bibliothek
–u
40
Kreativ im virtuellen,
realen, politischen Raum
Zum ersten Mal in der Geschichte leben
mehr Menschen in Städten als auf dem
Land. Die urbane Gesellschaft stellt auch
an Bibliotheken neue Anforderungen. Die
Großstadt-Bibliothek der Zukunft muss
vor allem kreativ sein: Kreativ in der Medienverbreitung und -vermittlung ebenso
wie in der Vernetzung und Selbstdarstel-
Sabine Homilius,
Stadtbücherei Frankfurt am Main
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
e
.d
In zehn Jahren…
w
w
BuB | 60 (2008) 01
Stärke durch Kooperation
und Vernetzung
Meine These zur Bibliothek der Zukunft
ist: Der gravierendste Wandel wird sich
nicht auf technischer Ebene vollziehen.
Digitalisierung, virtuelle Angebote, RFID
und Selbstverbuchung werden zwar zum
Alltag in Bibliotheken jeder Größenordnung gehören, nachhaltiger jedoch werden sich beispielsweise die Öffentlichen
Bibliotheken dadurch ändern, dass sie
ihren Schwerpunkt von einer Kultur- und
–B
… werden Universitätsbibliotheken digital sein. Die vorhandenen Buchbestände
werden in sehr begrenztem Maße weiter
wachsen, aber in erheblich geringerem
Umfang als bisher.
… wird die Literatur- und Informationsversorgung elektronisch »just in time«
stattfinden. Zeitschriften lösen sich auf zu
Artikelsammlungen, Artikel werden für
die Einzelnutzung gekauft, umfangreiche
Texte werden elektronisch bereitgestellt
und bei Bedarf »print on demand« produziert.
… wird der überwiegende Teil der Auskunftsdienste nicht mehr in der Universitätsbibliothek als Ort, sondern virtuell
(Chat, E-Mail, VoIP, neue Techniken)
und bei den Kunden am Arbeitsplatz stattfinden.
… werden Suchstrategien in noch viel
stärkerem Maße als heute durch Suchmaschinen und »Google-isierung« geprägt
sein.
… werden Bibliotheks- und Rechenzentrumsdienste in weiten Teilen nicht mehr
trennbar sein.
… werden
Universitätsbibliotheken
konkrete personalisierte Forschungs- und
Studienunterstützung zur Beschleunigung
von Forschungsvorhaben und Studium
w
rungen, denen wir schon jetzt mit neuen
Serviceangeboten begegnen. Hier steht
vor allem auch die Medienvermittlung im
Zentrum, die wir noch zielgruppenspezifischer ausbauen werden. Die Vernetzung
mit Bibliotheken in der Region und innerstädtischen Partnern helfen uns ressourcenschonend, das Medien- und Serviceangebot kontinuierlich zu erweitern und
neue Zielgruppen zu erschließen.
Nicht zuletzt: Kleider machen Leute.
Damit Bibliotheken von einer breiten Öffentlichkeit angenommen werden, müssen
sowohl Servicezeiten als auch Medienangebot und Architektur stimmen. Und dafür benötigen wir personelle und finanzielle Mittel. Hier ist Lobbyarbeit gefragt. Mit
unserem Bildungsauftrag stärken wir die
Demokratie, das friedliche Miteinander
der Kulturen und die Wirtschaft. Die Bibliothek wird zu einem politischen Schwergewicht, ein Bibliotheksgesetz könnte das
Ergebnis sein. Dann sind wir gut gerüstet
für die Reise in die Zukunft.
Sabine Homilius,
Stadtbücherei Frankfurt am Main
Petra Hätscher,
Universitätsbibliothek Konstanz
–u
»Mit unserem Bildungsauftrag stärken
wir die Demokratie, das friedliche
Miteinander der Kulturen und die
Wirtschaft. Die Bibliothek wird zu
einem politischen Schwergewicht, ein
Bibliotheksgesetz könnte das Ergebnis
sein.« (Sabine Homilius)
liotheken, Hosts, private Anbieter) erledigen.
… werden die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in Universitätsbibliotheken
unangefochtene Spezialistinnen und Spezialisten für Informationsvermittlung und
-beschaff ung sein, ohne die eine Universität undenkbar ist
– wenn die Bibliotheken die Herausforderungen jetzt annehmen!
Petra Hätscher,
Universitätsbibliothek Konstanz
.B
lung. Auf individuelle Lebensstile und
flexible Arbeitszeiten reagiert die Bibliothek mit dem Ausbau virtueller Angebote.
Neue digitale Dienstleistungen werden an
24 Stunden überall in der Stadt abrufbar
sein. Sprachkurse, Fachaufsätze, Spielfilme oder Hörbücher aus dem Medienbestand per download runterladen – das ist
dann die eine Seite.
Gleichzeitig wird der reale Raum der
Bibliothek wichtiges Zentrum der lokalen
Vernetzung und Identität. Auch außerhalb der Innenstädte bieten die Bibliotheken im Stadtteil einen öffentlichen Raum,
in dem Kultur und Nachbarschaft aktiv
gepflegt werden. Die kleinen und großen
Medienzentralen der Großstadtbibliothek
werden zu integrativen Lern- und attraktiven Freizeiträumen.
Chancengleichheit und Bildungsförderung bleiben elementare Eckpfeiler unserer
Arbeit. Die aktuelle demografische Entwicklung, der stetige Zustrom ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und
das lebenslange Lernen sind Herausforde-
41
»Zeitschriften lösen sich auf zu
Artikelsammlungen, Artikel werden
für die Einzelnutzung gekauft, umfangreiche Texte werden elektronisch
bereitgestellt und bei Bedarf ›print on
demand‹ produziert.« (Petra Hätscher)
routinemäßig bieten, sowohl elektronisch
als auch im persönlichen Gespräch.
… werden
Universitätsbibliotheken
einen Teil ihrer Informationsversorgung
mittels anderer Dienstleister (zentrale Bib-
Günter Pflaum, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Freizeiteinrichtung mehr zu einer Bildungseinrichtung verlagern.
Sie werden bei der Bewältigung der Anforderungen und Probleme unserer Gesellschaft aktiv mithelfen. Als Bildungspartner begleiten sie die Menschen von
der Wiege bis ins hohe Alter – und zwar
effektiv in Verbünden und in Kooperation
mit anderen Einrichtungen.
Bibliotheken werden sich spartenübergreifend mit Unterstützung von zentralen
Serviceeinrichtungen zusammenschließen
und ihre Aufgaben in enger Abstimmung
mit Kindergärten, Schulen, Volkshochschulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen wahrnehmen.
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Räume für Menschen,
Avatare für Handys
w
w
Die Bibliothek der Zukunft sollte ihren
Auftrag auch in fernen Jahrzehnten fest
im Blick haben: Als öffentliches Unternehmen stellt sie weiterhin Medien, Wissen
und qualitätsvolle Informationen für die
Bürgerinnen und Bürger bereit. Die Funktion des zentralen öffentlichen Raums
bleibt erhalten: Treff punkt und Kommunikationsort, Medienplaza und Wissensagora – die Bibliothek bietet Raum und
Räume für Menschen. Bücher aus Papier
und hauchdünne Lese-, Audio- und Videogeräte mit lizenzierten Inhalten laden
zum Genuss vor Ort mit einem Kaffee ein,
persönliche Beratung und Wohlfühl-Ambiente sind Trumpf.
An manchen Orten präsentierten sich
Bibliotheken aber auch als Kombination
.d
e
Allerdings handelt es sich nicht immer
um echte Bibliotheksmitarbeiter – Avatare geben Standardauskünfte und erst ab
einem gewissen Komplexitätsgrad übernimmt der Mensch. Bei weitergehenden
Anforderungen werden bibliothekarische
Kollegen über Netzwerke konsultiert – bei
Bedarf auch in anderen Ländern, denn
Übersetzungschips gestalten die Kommunikation mit den internationalen Kollegen
ganz einfach (menschliche Missverständnisse ausgeschlossen).
Besonders erfreulich: Auch die Bibliotheken der Zukunft brauchen kompetente
Dienstleister ...
Andreas Mittrowann,
ekz.bibliotheksservice GmbH
–B
Andreas Mittrowann,
ekz.bibliotheksservice GmbH
–u
aus Wissenszentrum, Museum und Volkshochschule: In Lernwelten mit Themenschwerpunkten wie Familie, Wissenschaft
oder Sport bilden Medien, Exponate, interaktive Experimente und Lernangebote
ein durchdachtes Angebot mit maximaler
Bildungswirkung oder entsprechendem
Unterhaltungsfaktor.
Neu sind die Wege, auf denen dies geschieht: Durch innovative Technologien
»Das digitale und mobile Serviceangebot wird deutlich mehr Raum
als heute einnehmen. Über die Hälfte
des Bestandes wird als »Onleihe«
zur Verfügung stehen.«
(Andreas Mittrowann)
werden die Geräte direkt vor Ort erstellt
und passen sich an die Wünsche des Nutzers an. 3-D-Ausgabe von Videos und
drahtlose Audioübertragung ins Ohr
gehören zum Standard, Texte lassen sich
auch automatisch vorlesen – dass die Sprecherstimme dabei synthetisch ist, merken
die Hörer nicht. Auch die Bibliotheksmöbel sind flexibel und stellen sich auf die
Größe, das Sehvermögen oder andere körperliche Gegebenheiten der Kunden ein.
Das digitale und mobile Serviceangebot
wird deutlich mehr Raum als heute einnehmen. Über die Hälfte des Bestandes
wird als »Onleihe« zur Verfügung stehen
und kann via Handy oder durch andere
Ausgabegeräte mit drahtlosem Internetanschluss von Zuhause oder aus dem jeweiligen fahrenden (schwebenden?) Untersatz
ausgeliehen werden. Dass dabei nicht nur
Wissen und Unterhaltung, sondern auch
die persönliche Beratung vom Bibliotheksserver bezogen werden können, versteht sich von selbst.
w
Kooperation und Vernetzung sind die
Schlüsselwörter für die Zukunft.
Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Die moderne Schulmediathek, eine Mischung aus Bibliothek, Computer-, Medien- und Werkraum, ist nicht nur architektonisch das Zentrum der Ganztagesschule,
sondern steht auch im Schulalltag im Mittelpunkt. Auf circa 1 000 Quadratmetern
verteilen sich fast 300 Arbeitsplätze. Online-Angebote stehen überall über WLAN zur Verfügung. Die Mediathek wird
vielfältig genutzt: Schüler recherchieren
dort und erarbeiten Unterrichtsthemen
und Vorträge, sie erledigen ihre Hausaufgaben und nutzen die Räume zum Aufenthalt in Freistunden.
Auch viele Projekte und Arbeitsgruppen
der Ganztagesschule finden dort statt. Die
Schulmediathek ist eine Zweigstelle der
Stadtbibliothek, die in die Projekte und
Themen eingebunden wird und ergänzende Veranstaltungen organisiert. Wochenend- und Abendöffnungsstunden sind in
den meisten Bibliotheken üblich.
Ohnehin bildet die Stadtbibliothek
zusammen mit der Volkshochschule ein
Lernzentrum für alle Altersgruppen und
arbeitet intensiv mit Schulen und Kindergärten zusammen. Sie steht im engen
Verbund mit dem BMZ, dem Bibliotheksund Medien-Zentrum, das neben den
Bibliotheken auch Schulen, Kindergärten
und Medienzentren durch zentrale Service- und Koordinierungsleistungen, Medienbestände und Online-Datenbanken,
Lese- und Sprachförderprogramme sowie
Beratung und Fortbildung unterstützt.
Günter Pflaum, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
.B
42
Eine unerschöpfliche Quelle neuen
Wohlstands und geistiger Freiheit
Eines Tages fragte Captain Kirk auf der
Enterprise in die Luft: »Computer, was
wissen wir über…«, und der Computer
hielt ihm einen Kurzvortrag über die fragliche Angelegenheit. Das wird es natürlich
nie geben, denn wir werden nicht fragen:
»Computer, was wissen wir über…«, sondern: »Bibliothek, was wissen wir über…«.
Mit der Bibliothek der Zukunft werden
wir reden können, von jedem Ort der Erde
aus. Das wird sehr nützlich sein, außer
für Menschen in wasserarmen Gegenden,
weil es denen nichts nützt, wenn Sie kein
Wasser, sondern die Antwort bekommen,
dass Wasser ein paar Tagesreisen entfernt
ist. Aber vielleicht finden diese Leute in
der Bibliothek der Zukunft eine Anleitung
zum Bau einer Pipeline und einen Ratgeber, wie sie ihre feindlichen Nachbarn davon überzeugen können, das Wasser über
die Grenze leiten zu dürfen.
Konrad Umlauf,
Humboldt-Universität zu Berlin
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
w
Massendigitalisierung für
die Wissenschaft
w
Die Bayerische Staatsbibliothek ist eine
der größten europäischen Universalbibliotheken. Als internationale Forschungsbibliothek richten sich ihre Angebote an Wissenschaftler und Studierende weltweit.
Insofern ist das Internet für die Bayerische Staatsbibliothek gleichsam das natürliche Medium, erlaubt es doch den Zugriff
auf Informationen für jedermann in aller
Welt und rund um die Uhr. Es ist daher ein
vorrangiges strategisches Ziel der Bibliothek, ihren einzigartigen Bestand, der ein
Gutteil des abendländischen schriftlichen
BuB | 60 (2008) 01
e
ganz neue Arbeitsmöglichkeiten eröffnen.
Für die Bayerische Staatsbibliothek gilt
also nicht nur »content is king«, sondern
ebenso »context is king«.
Angesichts der zügig voranschreitenden
Massendigitalisierung wird manch einer
nun vielleicht ängstlich fragen, was künftig aus der »realen« Bibliothek, der »bricks
and books« wird. Bei mehr als einer
Million Besucher jährlich in den Lesesälen der Bayerischen Staatsbibliothek
– Tendenz steigend – kann man darauf jedoch beruhigt zurückfragen: »Sonst keine
Sorgen?«
Klaus Ceynowa, Bayerische Staatsbibliothek
.d
Klaus Ceynowa,
Bayerische Staatsbibliothek
Was ich nicht im Netz finde,
das gibt es nicht!
–B
Kulturerbes umfasst, so rasch wie möglich
zu digitalisieren und – ganz pragmatisch
– für die Welt nutzbar zu machen.
Die technischen Voraussetzungen der
»industriellen« Massendigitalisierung sind
heute weitgehend vorhanden. In einem aktuellen, von der DFG geförderten Projekt
–u
»Es ist ein vorrangiges strategisches
Ziel der Bibliothek, ihren einzigartigen
Bestand, der ein Gutteil des abendländischen schriftlichen Kulturerbes
umfasst, so rasch wie möglich
zu digitalisieren und – ganz pragmatisch – für die Welt nutzbar zu
machen.« (Klaus Ceynowa)
.B
zur Digitalisierung der 37 000 deutschsprachigen Drucke des 16. Jahrhunderts
im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek werden mit modernster Scan-Robotik 7,5 Millionen Seiten in nur zwei Jahren erfasst. Die aktuellen Förderlinien der
DFG, vor allem zu Nationallizenzen für
laufende Zeitschriften und zur Digitalisierung von Sondersammelgebieten, werden
zudem auch die zusehends flächendeckendere digitale Bereitstellung urheberrechtlich geschützter Werke erlauben.
Angesichts der immensen Kosten der
Massendigitalisierung ist Kreativität gefragt: Die Public-Private-Partnership der
Bayerischen Staatsbibliothek mit Google
zur Digitalisierung der urheberrechtsfreien Bestände des 17. bis 19. Jahrhunderts – circa eine Million Bücher – wird
in einem überschaubaren Zeitraum ein
elektronisches Angebot schaffen, das mit
öffentlichen Mitteln allein nicht finanzierbar wäre.
Die Bereitstellung der Digitalisate in
Form volltextindexierter Forschungskorpora, erschlossen mit differenzierten
Strukturdaten und Web 2.0 Funktionalitäten, wird insbesondere für die Geistes-,
Kultur- und Gesellschaftswissenschaften
w
Die glühenden Fanatiker gleich welcher
Religion werden von dieser Bibliothek
auch nichts haben, weil sie gar nicht erst
fragen werden, denn sie werden keine Antworten hören wollen, die ihrer Verblendung zuwiderlaufen.
Aber für alle anderen wird die Bibliothek
der Zukunft eine unerschöpfliche Quelle
neuen Wohlstands und geistiger Freiheit
sein. Diese Bibliothek wird nicht nur vielfältigste Ressourcen zusammenführen, die
heute noch nur getrennt zugänglich sind,
beispielsweise Bahn-Fahrpläne und die
Daten des menschlichen Genoms, althebräische Bibeltexte und Anleitungen zur
Programmierung von friedlichen Computerspielen, falls es so etwas gibt, sondern
sie wird diese Ressourcen auch passgenau
selektieren können, weil sie versteht, was
der Nutzer meint, auch wenn er es nicht
angemessen artikulieren kann.
Deshalb braucht die Bibliothek der Zukunft auch kein Tutorial zur Vermittlung
von Informationskompetenz bereitzustellen. Aber sie wird den Nutzern reale und
virtuelle Räume zur Kommunikation und
Werkzeuge zur Bearbeitung anbieten, damit sie gemeinsam aus dem gefundenen
Wissen neues, produktives Wissen generieren können.
All dies wird die Bibliothek der Zukunft
vermögen – wenn es gelingt, ein Urheberrecht zu etablieren, das dem Wissensdurst
keine Fesseln anlegt, und wenn es gelingt,
die Politiker davon zu überzeugen, dass sie
den Reden von der Wissensgesellschaft
praktische Taten folgen lassen müssen.
Eins wird die Bibliothek der Zukunft
nicht können: die Nutzer zu veranlassen,
das ihr entnommene Wissen ausschließlich in ethisch einwandfreier Weise zu nutzen. Das müssen die Nutzer selber leisten.
Und das wird die wichtigste Aufgabe der
Zukunft sein.
Konrad Umlauf,
Humboldt-Universität zu Berlin
43
Wie können Spezialbibliotheken in der
vernetzten Informationswelt, die 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen die Woche
alle Fragen beantwortet, zukünftig bestehen?
In den Kunst- und Museumsbibliotheken dominieren heute noch die Nutzer, die
gedruckte Standardwerke verwenden, ohne
die Chancen des Internet zu kennen. Die
Bibliothek muss dagegen ankämpfen, als
verstaubte Büchersammlung dazustehen –
die nie geöffnet ist, wenn man sie braucht –,
und andererseits muss sie sich davor hüten,
im von Kommerz und Werbung überfrachteten Internet unterzugehen.
Noch zu oft sieht es heute so aus: Jemand, der ein Porzellanservice geerbt hat,
will etwas darüber herausfinden, sucht im
Internet und findet häufig nichts oder zu
viel. Er kommt gar nicht auf die Idee, seine
Anfrage an eine Spezialbibliothek zu stellen. Dabei könnte ihm dort mit einer qualifizierten Recherche im Internet, der Su-
Martin Zangl,
Arbeitsgemeinschaft der
Kunst- und Museumsbibliotheken
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Keine Zukunft für unseren Bücherbus
w
Es gibt viele Bürger, die für die Zukunft
von Bibliotheken kämpfen und sich stark
machen! Wir haben es mit einer Initiative
zur Rettung des Bücherbusses im Märkischen Kreis versucht, als dieser abgeschaff t
werden sollte.
Wir haben rund 30 000 Unterschriften
im Rahmen eines Bürgerbegehrens gesammelt, wir haben demonstriert und eine
eigene Website eingerichtet. Unser Motto
war immer: »Jedes Kind, jeder Erwachsene, den wir mit dem Bücherbus zum Lesen
animieren, ist ein Gewinn für die Gesellschaft.«
Da die Reduzierung des Bibliotheksangebots im Märkischen Kreis kein Einzelfall in Nordrhein-Westfalen ist, sehe ich
w
e
Bildungs- und Kulturarbeit wurde einfach
ausradiert. Zukunft der Bibliothek? Unser
Bus ist Vergangenheit!
Brigitte Herrmann, Unterstützerkreis
»Rettet den Bücherbus MK«
.d
die bibliothekarische Grundversorgung
in Zukunft gefährdet. Solange Bibliotheksarbeit eine »freiwillige Aufgabe« der
Kommunen bleibt, ist sie in den Augen
vieler Politiker eine Manövriermasse mit
Einsparpotenzial – auch wenn völlig klar
ist, dass dies die Haushaltssituation nicht
maßgeblich verbessern wird.
Unsere Initiative hat schließlich ein
eindrucksvolles Votum für den Erhalt der
–B
»Solange Bibliotheksarbeit eine
›freiwillige Aufgabe‹ der Kommunen
bleibt, ist sie in den Augen vieler
Politiker eine Manövriermasse mit
Einsparpotenzial – auch wenn völlig
klar ist, dass dies die Haushaltssituation nicht maßgeblich verbessern
wird.« (Brigitte Herrmann)
–u
Kreisfahrbücherei ergeben, doch die Politik blieb völlig unbeeindruckt. Sie erklärte
das Bürgerbegehren für unzulässig (dies
wurde vom Verwaltungsgericht bestätigt)
und stellte den Betrieb der Kreisfahrbücherei ein. Die letzte Hoffnung des Unterstützerkreises liegt jetzt beim Oberverwaltungsgericht in Münster.
Die Schließung von Bibliotheken und
das Abschaffen von Bücherbussen ist ein
Kahlschlag gegen den Willen vieler Bürger, die eine solche Versorgung mit Bü-
w
che in einem Fachportal mit Linksammlung oder einer Fachdatenbank geholfen
werden, und er könnte auf Spezialliteratur
zugreifen.
Für Spezialbibliotheken – nicht nur
im Kunst- und Museumsbereich – sollte
deshalb eine Zukunftsstrategie sein, die
Öffentlichkeit und damit auch den Geldgeber neu von sich zu überzeugen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Kunstund Museumsbibliotheken (AKMB) hat
dazu das Mittel der Standards und des
Qualitätsmanagements gewählt. So werden sowohl die von außen herangetragenen Anforderungen als auch ein selbst
gesetztes Qualitätsniveau formuliert. Mit
mess- und prüfbaren Kriterien werden
Anforderungen zu Aufgaben, Angeboten,
Rahmenbedingungen und Personalqualifikation genannt.
Bereits die Auseinandersetzung mit
Standards und die Durchführung eines
Auditverfahrens beinhaltet Qualitätsmanagement. Ein Zertifikat dokumentiert
den Leistungsstand öffentlichkeitswirksam und ist nach unserer Einschätzung ein
ganz wichtiger Schritt auf dem Weg in die
Zukunft!
Was Bibliotheken seit Jahrhunderten
leisten, nämlich Informationen nicht nur
bereitzuhalten, sondern zu beschaffen,
aufzubereiten, zu vermitteln und dabei
noch Medien- und Informationskompetenz zu stärken, das kann kein Internet
leisten. Die Dienstleistung macht den entscheidenden Unterschied zur Suchmaschine! Unser Ziel ist, dass es zukünftig heißt:
»Was ich an Informationen in einer realen
oder virtuellen Bibliothek mit professioneller Hilfe nicht finde, das gibt es nicht!«
Martin Zangl, Arbeitsgemeinschaft der
Kunst- und Museumsbibliotheken
.B
44
Brigitte Herrmann, Unterstützerkreis »Rettet den Bücherbus MK«
chern, Medien und Informationen wertschätzen, brauchen und dafür sogar vor
Gericht ziehen!
Der Büchereibus des Märkischen Kreises, der 35 Jahre die Außenbezirke der
Städte und die Dörfer des Kreises mit Medien versorgte, der zu den Menschen aller
Gesellschaftsschichten kam, zu Jung und
Alt, mit dessen Hilfe Medien- und Lesekompetenz gestärkt wurde, diesen wunderbaren Bücherbus gibt es nicht mehr.
Eines der Fundamente demokratischer
Thomas Beyer, Kultursenator der
Hansestadt Wismar
Wie viel können wir uns leisten?
Wie sieht die Zukunft der Öffentlichen
Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern aus? Die Tendenz gibt Anlass zur
Sorge: Von 2005 bis 2006 wurden 8 von
162 Einrichtungen geschlossen. Wieder
einmal muss man sagen. Außerdem wurden drei hauptamtlich geleitete Bibliotheken in nebenamtlich geleitete umgewandelt. Auch dies setzt die Entwicklung
der Vorjahre fort. Ergebnis: Nur noch 75
Prozent der Einwohner des Landes leben
im Einzugsbereich von Bibliotheken, Tendenz rückläufig!
Sicher, jede Bibliothek hat ihre eigene
Geschichte, und gewiss ist manchmal eine
Bündelung der Kräfte sinnvoll. Aber es
ist die Frage zu stellen, wie viel Bibliothek
können und müssen wir uns leisten?
Um eines klarzustellen: Bibliotheken
sind meines Erachtens genauso wichtig wie
Schulen. Für Schulen stellen wir allerdings
– manchmal umstrittene – oftmals aber
zwischen den Gemeinden und Kreisen
sorgfältig abgestimmte Entwicklungspläne auf, für Bibliotheken nicht. Eigentlich
wäre es an der Zeit …
Hier ist die Politik auf allen Ebenen
gefragt. Aber auch wir, die Bibliotheken
selbst, müssen etwas tun. Als allererstes:
Qualitätsentswicklung. Dazu benötigen
wir allerdings eine gut ausgestattete und in
ihrer Finanzierung dauerhaft abgesicherte
Fachstelle. Die Arbeit, die in der jetzigen
Fachstelle in Rostock geleistet wird, ist
hervorragend. Die finanziellen RahmenBuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
bedingungen mit jährlicher Projektförderung sind mies. Vor allem die kleinen Bibliotheken benötigen die fachliche Unterstützung einer Fachstelle, die nicht ständig
um ihr eigenes Überleben kämpfen muss.
Bibliotheksentwicklungsplanung plus
gut ausgestattete Fachstelle – und alle Probleme sind gelöst? Mitnichten. Gut ausge-
Zwischen Stärkung und Schließung
e
–B
–u
Schreibwerkstätten zusammen. Erwachsene lesen ihren Kindern vor, treffen sich
mit Gleichgesinnten und finden Literatur
zu ihren Interessen. Am Abend besuchen
sie eine Lesung oder Diskussion, genießen
ein Thema, einen Autor, eine Inszenierung
von Literatur und ein Glas Wein. All dies
kann kein Internet ersetzen!
In der Stadtbücherei Pfullingen sind
solche Ideen keine Träume, sondern lebendiger Alltag. Nicht zuletzt sorgt bei uns ein
engagierter Förderverein mit einem prominenten Vorstandsteam für hohe kommunalpolitische Wertschätzung.
Auch in Zukunft werden Bibliotheken
im ländlichen Raum eine sozio-kulturelle
Funktion haben. Sie werden sogar immer
wichtiger für eine Gesellschaft, die nach
sinnstiftenden, integrativen und identitätsbildenden Faktoren für ihr Leben
und das Miteinander in der Gemeinde
und Stadt sucht. Hoffentlich werden auch
immer mehr Kommunalpolitiker diesen
Wert erkennen und ihre Büchereien mit
den nötigen Mitteln und mit ausgebildetem Personal ausstatten.
Um zukunftsfähig sein zu können, ist
es aber auch zunehmend wichtig, das Internet nicht nur als Medium anzubieten,
sondern selbst als Plattform zu nutzen.
Gleichzeitig sollten Bibliotheken ihr Angebot um Schulungen zur Recherche- und
Medienkompetenz erweitern. Es bietet
sich an, die Zusammenarbeit beispielsweise mit der Volkshochschule und dem
Buchhandel bei Benutzerschulungen und
Veranstaltungen weiter auszubauen.
Auch die verstärkte Vernetzung von
Bibliotheken untereinander wäre wünschenswert, um in der Öffentlichkeit ein
einheitlicheres Bild zu prägen und das
Gewicht von Bibliotheken bei politischen
Entscheidungen zu erhöhen!
Felicitas Vogel und Fleur Anna Ziegler,
Stadtbücherei Pfullingen
w
w
w
Das ist nicht nur in Skandinavien möglich: Büchereien im ländlichen Raum sind
nicht nur Literatur-, Wissens- und Informationszentren, sondern auch Kommunikations- und Kulturhäuser!
Hier treffen sich Kinder zur BücherWerkstatt, Schülerinnen und Schüler
zum Referate-Schreiben, zu Lesungen
und Führungen. Jugendliche gestalten eigene Kunstausstellungen und tun sich in
Fleur Anna Ziegler,
Stadtbücherei Pfullingen
.B
Uns kann kein Internet ersetzen!
Felicitas Vogel,
Stadtbücherei Pfullingen
BuB | 60 (2008) 01
Für die Öffentlichen Büchereien in kirchlicher Trägerschaft sehe ich folgende
Trends: Bei geringfügigem Rückgang der
Anzahl an Büchereien und konstant bleibenden Bestandszahlen nimmt die Zahl
der Entleihungen deutlich zu, um 8,5
Prozent in den letzten fünf Jahren. Auch
die Zahl der bürgerschaftlich Engagierten
hat um mehr als 4 Prozent zugelegt. Und
längst sind unsere Büchereien keine reinen
Ausleihstellen mehr, sondern lebendige
Kulturorte: Im Laufe von fünf Jahren ist
die Anzahl der Veranstaltungen zur Leseförderung um mehr als 43 Prozent auf gut
55 000 gestiegen!
Geht also alles aufwärts und voran?
So ist es auch wieder nicht, denn bei den
gravierenden Veränderungen innerhalb
der Kirchen und ihren Strukturen bleiben
auch wir nicht außen vor. Allerdings werden nicht nur in den beiden großen christlichen Konfessionen selbst, sondern auch
in den Landeskirchen und den Erz/-Bistümern die Akzente völlig unterschiedlich
gesetzt. Die Bandbreite verläuft von der
Rückbesinnung auf das »Kerngeschäft«
der Verkündigung, wo Büchereiarbeit
dann völlig wegzubrechen droht, bis hin
zur Stärkung des kulturellen Wirkens gerade über Büchereiarbeit.
In den Positionspapieren der katholischen Kirche und ihren Erz/-Bistümern
ist fast ausnahmslos einer der zentralen
Punkte die Stärkung des Ehrenamtes. Das
schließt auch die fachliche Betreuung und
Qualifizierung der vielen tausend bürgerschaftlich Engagierten in den Büchereien
mit ein. Unter diesem Aspekt bieten die
kirchlichen Fachstellen und im Verbund
mit den kirchlichen Büchereiverbänden
eine Vielzahl von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen. Diese Verbände wirken
.d
»Für Schulen stellen wir zwischen den
Gemeinden und Kreisen sorgfältig
abgestimmte Entwicklungspläne auf,
für Bibliotheken nicht. Eigentlich wäre
es an der Zeit … « (Thomas Beyer)
bildete und motivierte MitarbeiterInnen
sind auch unabdingbar. Und die haben wir
allerorten in Mecklenburg-Vorpommern.
Sie arbeiten mit Schulen zusammen, organisieren fantastisch viele Veranstaltungen.
Sie könnten noch selbstbewusster sein und
deutlich öffentlich sagen: Bibliotheken
sind die am meisten frequentierten kulturellen Bildungseinrichtungen, und sie sind
notwendig wie die frische MecklenburgVorpommer’sche Luft!
Thomas Beyer, Kultursenator
der Hansestadt Wismar
45
Lothar Ganter, Fachstelle Kirchliches Büchereiwesen Freiburg
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Die Filiale im Internet eröffnen
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Heute könnte man diese pathetische
Formulierung, nüchtern wie wir geworden
sind, auf die Formel bringen, die Bibliothek der Zukunft sei »Informationsbibliothek plus X«, also weder ausschließlich
»Anbieterin von Produkten für marktfähige Wirtschaftssubjekte« noch bloße
volkstümliche »Bespaßungsanstalt«. Ingrid Bussmann charakterisierte einmal
treffend, Stadtbücherei sei die Verbindung
von Information und Inspiration. Wenn
das heute eine Institution zu leisten vermag, dann eben die Bibliothek.
Ich gebe zu, eine solche Zielvorstellung
bietet noch keine Handhabe für die Praxis.
Aber es ist immerhin ein Ziel aufs innigste zu wünschen, denn wer sein Ziel nicht
kennt, kann dort auch nicht ankommen.
E-Books, virtuelle Dienstleistungen
oder Library 2.0 sind zweifellos aktuelle
Notwendigkeiten, aber eigentlich kein
–B
keit, digitale Inhalte in ihren Ausleihbestand zu integrieren. Digitale Inhalte, das
heißt: E-Books, Musik, Hörbücher, Videos, Zeitungen und Zeitschriften, und bald
auch Software.
Die Bibliotheken, die eine »Onleihe«
einsetzen, eröffnen damit eine digitale Filiale im Netz. Diese Filiale steht den Bibliothekskunden rund um die Uhr zur Verfügung und ist von jedem Internet-PC aus
erreichbar. Öffentliche Bibliotheken ziehen so mit anderen Dienstleistern gleich,
die ihren Kunden längst einen 24-Stunden-Service über das Internet bieten.
So stellen Bibliotheken sich heute schon
auf das digitale Zeitalter ein und bieten
ihren immer internetaffineren Kunden
einen Mehrwert: Die gewohnte qualitätsvolle Auswahl – auf eine neue Art.
Christian Hasiewicz, DiViBib GmbH
Wer sein Ziel nicht kennt,
kann dort auch nicht ankommen
w
Wir können beobachten, dass unsere
Medienwelt immer digitaler wird. Das
Interesse an digitalen Inhalten – seien es
Hörinhalte oder Filmdownloads – steigt,
und auch die breite Markteinführung von
E-Books wird nicht mehr lange auf sich
warten lassen.
Mit der Omnipräsenz von Internetzugängen spielen Trägermedien wie CDs
und DVDs eine immer geringere Rolle, zugleich wächst die Zahl der Downloadangebote im Netz rapide. Ich sehe
die »Entmaterialisierung der Inhalte« als
einen Megatrend an. Umso wichtiger für
Öffentliche Bibliotheken, ihr bisher auf
dem Verleih physischer Medien aufgebautes »Kerngeschäft« zu überdenken, denn in
nicht allzu ferner Zukunft wird kein Nutzer mehr CDs und DVDs aus der Bibliothek ausleihen wollen.
Neue Wege sind hier gefragt, die in den
USA schon seit längerem begangen werden
– der Verleih digitaler Inhalte. Mit dem
Angebot der »Onleihe« gibt es nun auch in
Deutschland erstmalig eine Lösung für die
unkomplizierte Ausleihe digitaler Medien.
Diese Lösung, welche die DiViBib
GmbH gemeinsam mit den Bücherhallen
Hamburg, der StadtBibliothek Köln, der
Stadtbücherei Würzburg und der Münchner Stadtbibliothek entwickelt hat, bietet
Öffentlichen Bibliotheken die Möglich-
Christian Hasiewicz, DiViBib GmbH
–u
auch intensiv im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement mit und stärken
dadurch die Lobbyarbeit für das kulturelle
Engagement der Kirchen.
Zentrale Themen für die Zukunft kirchlicher Büchereiarbeit werden vor allem die
Auswirkungen des demografischen Wandels sein und in diesem Zusammenhang
auch die Frage, welche Chancen Büchereien im Sinne einer Integration von Menschen mit Migrationshintergrund bieten.
Auch das Thema interreligiöser Dialog
wird die Büchereien mit ihren Angeboten
nachhaltig tangieren, ganz abgesehen von
ihren Beiträgen zur allgemeinen Literaturversorgung vor allem in strukturschwachen Regionen. An vielen Orten sind
kirchliche öffentliche Büchereien einzige
Einrichtungen ihrer Art. Mit Blick auf
Bibliothekspläne kann es nicht um Konkurrenz gehen, sondern um eine sinnvolle
Vernetzung zwischen hauptamtlich geleiteten Bibliotheken und ehrenamtlich geleiteten Büchereien in kirchlicher Trägerschaft.
Lothar Ganter, Fachstelle Kirchliches
Büchereiwesen Freiburg
.B
46
Warum interessiere ich mich für die Zukunft? Ich werde den Rest meines Lebens
dort verbringen. Das war die Antwort des
jüngst verstorbenen Informatikers Karl
Steinbuch. Bekanntlich ist aber nichts so
schwer vorherzusagen wie die Zukunft.
Trotzdem hat es auch im Bibliothekswesen immer wieder Prophezeiungen gegeben, negative wie positive. In letzterem
Fall spricht man von Visionen.
Eine der bekanntesten aus dem vorigen
Jahrhundert hatte Martin Walser, als er
1970 auf der VBB-Jahrestagung in Würzburg seine »vorläufige Skizze« von der
»Bibliothek der Zukunft« entwarf. Was
er sich von Bibliotheken erhoff te, hat aber
im Grunde schon Karl Preusker vor über
150 Jahren erträumt: die Verbindung von
Weiterbildung mit Heranbildung zu wahrer Humanität, die »Einung zum harmonischen Ganzen«.
»E-Books, virtuelle Dienstleistungen
oder Library 2.0 sind zweifellos
aktuelle Notwendigkeiten, aber
eigentlich kein Ziel. Das Medium
befriedigt die Bedürfnisse, die es
schafft, trägt aber das Ziel nicht in
sich.« (Peter Vodosek)
Ziel. Das Medium befriedigt die Bedürfnisse, die es schaff t, trägt aber das Ziel
nicht in sich.
Wenn die Bibliothek der Zukunft sich
nicht nur als »the ultimate search machine« (ALA) darstellt, sondern sich in einer
alten Tradition zugleich als humane Anstalt betrachtet, dann ist das »nicht das
Halten an der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme«. Der Satz stammt von
Thomas Morus und der hat schließlich
eine »Utopia« geschrieben.
Peter Vodosek, Bibliothekshistoriker
Peter Vodosek,
Bibliothekshistoriker
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
.d
In den nächsten Monaten werden
sich jetzt der Wissenschaftsausschuss,
der Bildungsausschuss, der Innenausschuss und der Justizausschuss des
Thüringer Landtags mit der
Gesetzesvorlage befassen.
schleppen: Sie sind ein Pfund, mit dem wir
wuchern müssen.« In Thüringen konnte
man bei diesem Thema eine Brücke von
der Rede des Bundespräsidenten zu der
Forderung nach einem Bibliotheksgesetz
schlagen, die der Thüringer Bibliotheksverband – unterstützt von den bibliothekarischen Berufsverbänden – seit der Vorstellung eines konkreten Gesetzentwurfs
am 14. März 2006 in der Öffentlichkeit
vertritt.
Noch am Nachmittag des 24. Oktober
verkündete der kulturpolitische Sprecher
der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Jörg Schwäblein, seine Fraktion werde
nun ein Bibliotheksgesetz »auf den Weg
bringen«. Am Tag danach sicherte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion,
Hans-Jürgen Döring, seine Unterstützung
für dieses Vorhaben der CDU zu. Er erwarte allerdings, dass die CDU nun auch
wirklich »schnellstmöglich« einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlege. Und die
w
w
w
.B
Die Zukunft der Bibliotheken in Deutschland wird nicht zuletzt davon abhängen,
inwieweit es gelingt, Bibliotheken strategisch zu verankern – in der Gesellschaft,
vor allem aber in Gesetzen. Seit Jahren
kämpfen die Bibliothekare deshalb für ein
verbindliches Bibliotheksgesetz, in Thüringen könnte der Traum nun wahr werden.
In einer Landtagsdebatte haben sich
überraschend alle Parteien hinter einen
entsprechenden Gesetzesentwurf gestellt
und ihn an die zuständigen Ausschüsse
zur Beratung überwiesen. Frank SimonRitz beschreibt den aktuellen Stand des
Projekts, das für andere Bundesländer
zum Vorbild werden könnte.
Frank Simon-Ritz ist Vorsitzender des Thüringer Bibliotheksverbandes und Direktor der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar. – Kontakt:
[email protected]
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kulturpolitische Sprecherin der Linken,
Birgit Klaubert, hatte bereits am Vorabend
des 24. Oktober erklärt, es sei »höchste
Zeit, den Gesetzentwurf des Thüringer
Bibliotheksverbands
parlamentarisch
ernsthaft zu prüfen«.
Zumindest unter den kulturpolitischen
Sprechern der drei im Landtag vertretenen Parteien wurde also im Umfeld der
Köhler-Rede große Übereinstimmung
im Hinblick auf das politische Ziel eines
Bibliotheksgesetzes sichtbar. Der Thüringer Bibliotheksverband hat diese Einmütigkeit sehr begrüßt und allen Parteien
– und auch dem Thüringer Kultusministerium – erneut seine Mitwirkung an diesem politischen Meinungsbildungsprozess
angeboten.
–B
Thüringen prescht vor und
nimmt locker die erste Hürde
–u
Bibliotheksgesetz
rückt in greifbare
Nähe
ie Weimarer Bibliotheksrede von
Bundespräsident Horst Köhler am
24. Oktober 2007 (siehe dazu den
Info-Kasten auf Seite 49) hat zumindest in
Thüringen als »Ruck-Rede« gewirkt. Insbesondere der eindringliche Appell Köhlers, dass Bibliotheken »auf die politische
Tagesordnung« gehören, ist in Thüringen
(aber nicht nur in Thüringen) als deutlicher Fingerzeig aufgefasst worden, die
Frage der gesetzlichen Absicherung von
Bibliotheken auf die Agenda der Landespolitik zu setzen.
In seiner Rede hat Köhler klare Worte für die Bedeutung der Bibliotheken
gefunden: »Die deutschen Bibliotheken
– und zwar alle, von der hochspezialisierten Forschungsbibliothek bis zur kleinen
Stadtteilbibliothek – sind ein unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und
Informationsgesellschaft. Die Öffentlichen Bibliotheken sind weder ein Luxus,
auf den wir verzichten könnten, noch eine
Last, die wir aus der Vergangenheit mit-
e
D
Frank Simon-Ritz
47
CDU auf Tauchstation
Die CDU in Thüringen ist nach der Erklärung ihres kulturpolitischen Sprechers am
24. Oktober in dieser Frage – man kann es
nicht anders sagen – auf Tauchstation gegangen; Linke und SPD haben das Thema
engagiert weiterverfolgt. Diesem Engagement ist es zu danken, dass der Entwurf
für ein Thüringer Bibliotheksgesetz am 15.
November 2007 – also nur drei Wochen
nach der Köhler-Rede – auf der Tagesordnung der Plenarsitzung des Thüringer
Landtags stand (vgl. Landtagsdrucksache
4/3503).
Im Gesetzentwurf, den der Vorstand
des Thüringer Bibliotheksverbands gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Regionalverbands Sachsen/Sachsen-Anhalt/
Thüringen des VDB erarbeitet hat, geht es
darum, die Träger der Bibliotheken – also
insbesondere den Freistaat Thüringen sowie die Kommunen und Landkreise – in
die Pflicht zu nehmen. (Der Gesetzentwurf ist abgedruckt in BuB, Heft 5/2006,
Seite 356 ff.)
Eine wichtige Intention dieses Entwurfs
besteht darin, dass eine gemeinsame gesetzliche Klammer für wissenschaftliche
und Öffentliche Bibliotheken geschaffen
werden soll. Die einzelnen Paragrafen des
Gesetzentwurfs enthalten eine Beschreibung der Leistungen, die von Bibliotheken
erbracht werden sollen und an denen sich
Bibliotheken demzufolge auch messen lassen müssen. Neben eher allgemeinen Aussagen enthält der Entwurf auch konkrete
Festlegungen, so zum Beispiel dass die allgemeine (Präsenz-)Nutzung der Bestände
der Bibliotheken kostenfrei sein und bleiben soll.
In einem wichtigen Punkt geht der
Entwurf der Oppositionsfraktionen im
Thüringer Landtag über den Entwurf des
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Bibliotheken zu leisten«. Die Grundsatzfrage besteht für ihn darin, welche »Regelungstatbestände« aus der Perspektive des
Landes notwendig, möglich und sinnvoll
sind. Diese Fragen sollten aus seiner Sicht
»in Ruhe« geklärt werden.
Das Ergebnis nach der etwa einstündigen Debatte war für den Thüringer Bibliotheksverband sehr befriedigend: Der
Die Frage nach dem Bibliotheksgesetz
ist aktuell zumindest in Thüringen – darauf hat der Thüringer Bibliotheksverband
wiederholt hingewiesen – untrennbar mit
der Frage nach der Beteiligung des Landes an der Finanzierung der Öffentlichen
Bibliotheken, die sich in Thüringen so
gut wie ausschließlich in Trägerschaft der
Kommunen befinden, verbunden. Bei der
Landtagsdebatte am 13./14. Dezember
2007 (also erst nach Redaktionsschluss
dieser Ausgabe) stand der Doppelhaushalt
2008/09 auf der Tagesordnung. Hier wird
sich entscheiden, ob die Öffentlichen Bibliotheken (noch bevor ernsthaft über ihre
gesetzliche Absicherung debattiert wird)
auch finanziell von Landesseite weiterhin
unterstützt werden.
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Bibliotheksverbands hinaus. Zum Thema der »Finanzierung von Bibliotheken«
(Paragraf 9) enthält der Verbandsentwurf
lediglich die knappe Aussage, dass die Träger der Bibliotheken für diese »zuständig«
sind. Dies wird im Oppositionsentwurf
deutlich erweitert, wenn er festschreibt:
»Die Öffentlichen Bibliotheken erhalten
einen jährlichen Landeszuschuss.« Hier
soll offensichtlich der Freistaat Thüringen,
der sich im Rahmen der Debatte über den
Kommunalen Finanzausgleich eher aus
der Frage der Finanzierung der Öffentlichen Bibliotheken zurückziehen will (vgl.
BuB, Heft 11-12/2007, Seite 772 f.), in die
Pflicht genommen werden.
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48
Von allen Rednern in der Plenardebatte
am 15. November wurde die Berechtigung
des Anliegens grundsätzlich anerkannt.*
Das galt auch für den Thüringer Kultusminister, Jens Goebel, der sich bislang
eher zurückhaltend geäußert hatte. Aus
seiner Sicht besteht das Grundanliegen
des Gesetzentwurfs darin, »einen Beitrag
zur wirtschaftlichen Absicherung der
Landtag hat einstimmig (!) die Überweisung des Gesetzentwurfs in die Ausschüsse beschlossen. In den nächsten Monaten
werden sich jetzt der Wissenschaftsausschuss, der Bildungsausschuss, der Innenausschuss und der Justizausschuss des
Thüringer Landtags mit der Gesetzesvorlage befassen.
*
Die Arbeitsfassung des Protokolls steht im
Internet unter www.thueringen.de/imperia/
md/content/landtag/plenum/arbeitsfassung/
p07141.pdf.
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Einhellige Zustimmung
Die Frage nach dem Bibliotheksgesetz ist aktuell zumindest in Thüringen untrennbar mit der Frage nach der
Beteiligung des Landes an der Finanzierung der Öffentlichen Bibliotheken
verbunden.
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
»Es gibt fantastische Bibliothekare
in Deutschland«
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»[…] Wenn Bibliotheken so beeindruckend
schön sind wie die Anna Amalia Bibliothek,
dann ist es leicht, von ihnen zu schwärmen.
Ich darf als Bundespräsident aber diesen
Festtag nutzen, um wenigstens einen Seitenblick auf den bibliothekarischen Alltag in
unserem Land zu werfen.
Zuerst die gute Nachricht: Es gibt noch
Bibliotheken in Deutschland. Und dann die
noch bessere Nachricht: Es gibt fantastische Bibliothekare in Deutschland. Ich hatte
vor einigen Monaten ein ausführliches Gespräch mit 14 Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus ganz Deutschland und aus
sehr unterschiedlichen Einrichtungen. Von
der großen Zentral- und Landesbibliothek
Berlin über die Universitätsbibliothek Bielefeld bis zur Stadtbücherei Chemnitz. Selten habe ich eine Gruppe von so engagierten Menschen erlebt, die mit Leib und Seele
für ihre Sache arbeiten. Das hat mich sehr
beeindruckt – und mich auch optimistisch
gestimmt.
Ich habe von so vielen Ideen und Projekten erfahren, wie Bibliotheksarbeit mit Leben erfüllt werden kann, gerade im Hinblick
auf Kinder und Jugendliche. Ich will hier nur
den Sommerleseclub erwähnen, ursprünglich eine Initiative aus der Stadtbibliothek
Brilon im Sauerland. Wenn Kinder nachweisen, dass sie in den Sommerferien drei Bücher gelesen haben, bekommen sie dafür
ein Zeugnis und es wird auf die Zeugnisnote angerechnet. Diese Zusammenarbeit zwischen Schulen und Bibliotheken ist vorbildlich – inzwischen machen 150 Bibliotheken
bei dieser Initiative mit. So etwas ist großartig und ich wünsche mir noch mehr Nachahmer. […]
Noch kann man sagen: Bibliotheken bilden in Deutschland ein flächendeckendes
Netz. Und das ist gut: Bibliotheken fördern
die Kompetenz, sich selbstständig den Zugang zu Informationen in allen medialen
Formen zu beschaffen. Bibliothekarinnen
und Bibliothekare bieten Orientierung – in
realen und virtuellen Medienwelten. Auch
im unendlichen Meer des Internet sind Bibliothekare und Bibliotheken hilfreiche und
kompetente Lotsen.
Die deutschen Bibliotheken – und zwar
alle, von der hochspezialisierten Forschungsbibliothek bis zur kleinen Stadtteilbibliothek – sind ein unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und Informations-
.B
Am Tag der Bibliotheken, am 24. Oktober
2007, ist die restaurierte Anna Amalia Bibliothek in Weimar feierlich wiedereröffnet worden. Die Festrede von Bundespräsident Horst Köhler geriet zu einem Plädoyer für ein starkes Netz von Bibliotheken
in Deutschland – wie die folgenden Ausschnitte zeigen.
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Bundespräsident Horst Köhler würdigt Arbeit des Berufsstandes
und fordert mehr Unterstützung für Bibliotheken
Auf der Suche nach einem Bibliotheksgesetz? Bundespräsident Horst Köhler (Dritter von
links) während eines Rundgangs durch die wiedereröffnete Anna-Amalia-Bibliothek, zusammen mit (von links): Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar; Dieter
Althaus, Ministerpräsident Thüringens; Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der
Bundesregierung für Kultur und Medien; Stefan Wolf, Oberbürgermeister von Weimar und
Michael Knoche, Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek.
Foto: Guido Bergmann, BPA
BuB | 60 (2008) 01
gesellschaft. Die Öffentlichen Bibliotheken
sind weder ein Luxus, auf den wir verzichten könnten, noch eine Last, die wir aus der
Vergangenheit mitschleppen: Sie sind ein
Pfund, mit dem wir wuchern müssen.
Bei dem Gespräch mit den Bibliothekaren habe ich natürlich auch von den Versäumnissen gehört – und ich nutze diesen
Festakt gern, um auch darauf einmal öffentlich hinzuweisen: Auf dem Land ist das Netz
Öffentlicher Bibliotheken zum Teil ziemlich
dünn – und in manchen Gegenden kann
man von einem regelrechten Bibliothekssterben sprechen. Nur etwa 15 Prozent der
Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards. In den Universitätsbibliotheken
fehlen oft die notwendigen Mittel für ausreichende Neuanschaffungen. So müssen
Zeitschriftenabonnements abbestellt werden oder Forschungsreihen können nicht
weiter bezogen werden. Das entwertet oft
den Bestand.
Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern
– die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur. Durchgängige bildungspolitische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Bibliothekswesen sind heute weder auf Länderebene
noch in der Politik des Bundes in ausreichendem Maße anzutreffen. Meine Meinung ist:
Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung.
Die Chance zur kulturellen Teilhabe, das
heißt der Zugang zu Kunst und Kultur, zur
Geschichte und zu wissenschaftlichem Denken, ist das Recht eines jeden Heranwachsenden. Neben den Schulen sind die Öffentlichen Bibliotheken entscheidende Bildungsorte. Entsprechend müssen wir sie
ausstatten – und entsprechend müssen sie in
der Lage sein, Freude und Lust an der Kultur,
am Wissen, am Lernen zu vermitteln. […]
In den vergangenen Jahren mussten
auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem
Notwendigen, die Personaldecke ist dünn
geworden. Viele können ihre Aufgaben der
Bewahrung und Erschließung nicht mehr in
erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur. Die kulturelle Überlieferung in Bibliotheken, Archiven
und Museen ist eine geistige Heimat für die
Nation. Wir brauchen sie, auch und gerade
wenn wir nach vorne schauen und unseren
Weg in die Zukunft gehen wollen. […]«
49
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Die Mobilität sinkt. Bibliotheken
müssen dringend über neue Vertriebswege nachdenken, wie etwa Lieferdienste und Rückgabeboxen.
haben Schwierigkeiten, die »mittlere Generation« für sich zu gewinnen und zu
halten, und sie brechen im Segment der
»Älteren« vollends ein.
Ist das eigentlich schlimm? Nur dann,
wenn man der Illusion anhängt, »Alle«
müssten Bibliotheken nutzen. Das ist
schon allein aus ökonomischen Gründen
unmöglich. In Zeiten sich ausdifferenzierender Medienformen, steigender Informationsflut, einer sich globalisierenden,
ausdifferenzierenden Gesellschaft kann es
nicht Aufgabe des Staates sein, Öffentliche Bibliotheken »für alle« zu unterhalten.
Wer kann, soll sich seine Informationen
und Medien selbst besorgen. Das muss
man nicht subventionieren.
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Öffentliche Bibliotheken ignorieren die
gesellschaftliche Realität, indem sie vor
allem die bildungsorientierte, bürgerliche
Mittelschicht ansprechen, kritisiert der
Bremer Sozialwissenschaftler Meinhard
Motzko. In der Sozialforschung spricht
man längst von neuen sozialen Milieus
und teilt Gesellschaftsgruppen zum Beispiel in »Moderne Performer«, in »Traditionsverwurzelte« und »Konsum-Materialisten« ein. Auch BibliothekarInnen
sollten solche Modelle endlich aufgreifen,
empfiehlt Motzko. Dazu kommt der
demografische Wandel: Die Bevölkerung wird älter, multikultureller und sie
schrumpft. Die Bibliotheken dürften diese
Tatsachen nicht länger ausblenden, wenn
sie zukunftsfähig bleiben wollen. In der
Konsequenz müsste das zu manch ungewohnter Entscheidung führen, etwa bei
der Personalauswahl. Plakativ gesagt: Die
tätowierte Bibliothekarin mit Zungenpiercing hat einen engeren Draht zu manchen
Teenagern, der türkischstämmige Bibliothekar weiß besser, wie er seine Landsleute zum Lesen bewegt. Und manch ein
»Traditionsverwurzelter« dürfte lieber
einen Volksliederabend besuchen als eine
Lesung moderner Lyrik.
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Bildungsarmut, Mobilitätsverlust, Multi-Kulti-Gesellschaft:
Die Zukunft erfordert völlig
neue Strategien
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Nicht umsonst sind »Lesen« und »Medien- und Recherchekompetenz« Schlüsselqualifikationen! Und da liegt der Hase im
Pfeffer: Sinn verstehendes Lesen ist nicht
nur für viele SchülerInnen ein Riesenproblem, die »Medien- und Recherchekompetenz« reduziert sich für zu Viele auf »Daddeln« im Netz oder »Schachern bei Ebay«.
Bibliotheken haben als öffentliche Einrichtungen die Aufgabe, die wichtigsten
Probleme in diesem Bereich zu beackern.
Sie müssen sich also auf die schwierigsten
Problemgruppen konzentrieren und als
»Problemlöser« fungieren.
Dazu eine kleine Auswahl an Problemen, für die Bibliotheken als öffentlich finanzierte Einrichtungen Lösungsbeiträge
entwickeln und anbieten müssen:
Der demografische Wandel: Die Bevölkerung schrumpft, wird älter, die Zuwanderung müsste steigen. Gleichzeitig sinkt
das Rentenniveau, die Altersarmut steigt.
Präventive Gesundheitsprojekte werden
wichtiger. Und die Mobilität sinkt. Gerade
dazu müssen Bibliotheken dringend auch
über neue Vertriebswege nachdenken, wie
etwa Lieferdienste, Rückgabeboxen und
so weiter.
Eine sich nur mühsam entwickelnde
Familienunterstützung bei gleichzeitig
immer stärkerem Zurückgehen der Erziehung in vollständigen Familien.
Fehlende Bildungsorientierung und
zu geringe Nutzung von Kindergärten.
Schlechte Ausstattung der institutionellen
Kinderförderung, Dominanz der Erziehung durch Eltern, ohne funktionierende
Unterstützungssysteme.
Hoher Anteil »nicht ausbildungsfähiger« Jugendlicher. Extreme Chancenungleichheit für Kinder aus unterschiedlichen
sozialen Herkünften im OECD-Vergleich.
Bildungs- und Qualifikationsdefizite nehmen zu.
Trotz Schulpflicht können in Deutschland nach Schätzungen des Bundesverbands Alphabetisierung drei bis vier Mil-
–B
Abschied von der
Lebenslüge der
»Bibliothek für alle«
nsere Bibliothek ist für alle da.«
So oder ähnlich lauten die meisten Zielgruppenbeschreibungen
Öffentlicher Bibliotheken hierzulande.
Wenn überhaupt Schwerpunkte gesetzt
werden, sind es »Kinder und Jugendliche«,
»SchülerInnen« oder (seltener) »SeniorInnen«.
Wir werfen keinen hinaus, das stimmt.
Aber wer kommt eigentlich von selbst? Seit
der Gründung Öffentlicher Bibliotheken
unter dem Gedanken der Volksbildung in
den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts
schwanken die Zahlen der Nutzung zwischen 7 und 13 Prozent der Bevölkerung.
Zählt man die sporadischen BibliotheksbenutzerInnen hinzu, die etwa Infobereiche und Lesesäle ohne Ausweis nutzen,
kann die Zahl auf circa 30 Prozent steigen.
Damit sind Bibliotheken unstrittig die am
stärksten genutzten »freiwilligen« öffentlichen Einrichtungen. Dennoch: »Alle«
nutzen sie nicht.
Und genauer hingeschaut, ergeben sich
große Unterschiede: Bibliotheken erreichen regelmäßig mehr jüngere Menschen,
–u
Meinhard Motzko
.B
50
Bibliotheken als »Problemlöser«
Der Staat muss allerdings dafür sorgen,
dass alle BürgerInnen einen freien Zugang zu Informationen haben,
alle lesen können,
alle eine gewisse Medienkompetenz erwerben können,
alle wissen, wie man sich Informationen beschaff t.
lionen Menschen nicht richtig lesen und
schreiben. Die Dunkelziffer scheint er-
heblich höher zu sein. Leseförderung fängt
hier schon bei der Alphabetisierung an.
Zu geringer Akademikeranteil in der
Bevölkerung. Nach kurzem Anstieg der
Studentenzahlen bis 2010/2013 (zum Beispiel aufgrund doppelter Abiturjahrgänge durch eine Verkürzung der Schulzeit),
erfolgt spätestens ab 2020 bundesweit ein
drastischer Einbruch der Abiturientenzahlen.
Mangelhafte
Schlüsselqualifikation
(fehlende Interdisziplinarität, fehlende
Medien- und Recherchekompetenz, mangelhafte Teamfähigkeit, fehlendes gesellBuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
51
–u
–B
.d
e
Bibliothek der Zukunft
Wir werfen keinen hinaus, das stimmt. Aber wer kommt eigentlich von selbst? Bildungsarmut, Chancenungleichheit und nicht ausbildungsfähige
Jugentliche werfen neue soziale Fragen auf, und Bildungseinrichtungen sollten darauf neue Antworten finden.
Foto: Rebecca Seemann
.B
sie mit Kategorien wie »Alter« hinreichend
beschreiben? Sicher nicht. Auch bei Kindern und Jugendlichen gibt es eindeutige
Milieuunterschiede. Das wissen wir nicht
erst seit der Pisa-Studie.
Soziale Milieus akzeptieren
Die letzten zehn Jahre haben in der soziologischen Forschung bezüglich der Zielgruppendefinitionen
bemerkenswerte
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schaftliches Basiswissen) auch nach dem
Studienabschluss mit erheblichen Defiziten für die Berufseinmündung, mangelhafte Praxisorientierung der Ausbildung
im Studium.
Erheblicher Fachkräftemangel bei
gleichzeitig hoher Sockelarbeitslosigkeit
und »Jugendwahn« in der Beschäftigungspolitik. Die größten Lücken bei den Fachkräften bestehen schon heute in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern und in
der Naturwissenschaft.
Ein Zuwanderungsrecht, dass für hoch
qualifizierte Zuwanderung völlig unattraktiv und reglementiert ist. Während im
Jahre 1992 noch 780 000 Menschen mehr
nach Deutschland kamen, als das Land
verließen, waren es im Jahre 2006 netto
nur noch 40 000. Der »Netto-Bedarf«
an Zuwanderung beträgt heute schon
200 000 bis 300 000 Menschen. Inzwischen ist der Zustrom von hochqualifizierten Fachkräften nach Deutschland fast
vollständig versiegt. In den vergangenen
24 Monaten kamen noch exakt 1 650.
Aus diesen Problemlagen ergeben sich
auch zwangsläufig neue Zielgruppen. Aber
welche Zielgruppen sind das? Kann man
1 Siehe dazu: www.sinus-sociovision.de
BuB | 60 (2008) 01
Mit steigendem Lebensalter verfestigen sich Grundwerte und
Verhaltensweisen,die Zugehörigkeit
zum »eigenen Milieu«. Milieuwechsel
sind äußerst selten und bergen hohe
Risiken des Scheiterns.
neue Ansätze gebracht. Erwähnt sei nur
die Erforschung »sozialer Milieus«, wie
zum Beispiel durch das Sinus Institut.1
Eine zentrale Erkenntnis der Sozialforschung ist: Mit steigendem Lebensalter
verfestigen sich Grundwerte und Verhaltensweisen, die Zugehörigkeit zum »eigenen Milieu«. Milieuwechsel sind äußerst
selten und bergen hohe Risiken des Scheiterns. Amerikanische Forscher sprechen
von »Geschmacksfenstern«, die sich mit
steigendem Lebensalter schließen, für den
Musikgeschmack bereits mit Anfang 20,
für Mode mit 23, für das Essen mit 28 und
so weiter.
Welche Bibliothekarin, sozialisiert als
Beamtenkind, studiert in den Sechzigern,
lebenslang in öffentlichen Beschäftigungsverhältnissen, heute mit Häuschen und
(erwachsenem) Kind, lässt sich die Zunge
piercen? Welche Bibliothek präsentiert ihr
Angebot mit einem Wagen auf der LoveParade? – Ein »Büchertisch« wäre dort
bestimmt der Lacher schlechthin! Welche
Bibliothek veranstaltet »LAN-Parties«?
Der letzte Stand der Milieuforschung
formuliert zurzeit folgende Einteilung in
vier Hauptgruppen und zehn Milieus. Die
angegebenen Prozentzahlen zeigen den
jeweiligen Anteil des Milieus an der Gesamtbevölkerung (nach Sinus Sociovision
2007):
1. Gesellschaftliche Leitmilieus:
Etabliertes Milieu – 10 Prozent (status-
bewusstes Establishment: Erfolgsethik,
Machbarkeitsdenken und ausgeprägte Exklusivitätsansprüche),
Postmaterielles Milieu – 10 Prozent (aufgeklärtes Post-68er-Milieu: postmaterielle
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Bildungsbürgertum: konservative Kulturkritik, humanistisch geprägte Pflichtauffassung, gepflegte Umgangsformen),
Traditionsverwurzelte – 14 Prozent (Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration: verwurzelt in der kleinbürgerlichen Welt und der traditionellen Arbeiterkultur),
DDR-Nostalgische – 5 Prozent (resignierte Wende-Verlierer: Festhalten an preußischen Tugenden und altsozialistischen
Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidarität).
3. Mainstream Milieus
Bürgerliche Mitte – 15 Prozent (status-
orientierte Mitte: Streben nach beruflicher
und sozialer Etablierung, nach gesicherten, harmonischen Verhältnissen),
Konsum-Materialisten – 12 Prozent (stark
materialistisch geprägte Unterschicht:
Anschluss halten an die Konsumstandards
der breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteiligungen).
4. Hedonistische Milieus
Experimentalisten – 8 Prozent (extrem
Wenn Sie Konsum-Materialisten
erreichen wollen, gehört die »Praline«
oder »Das Neue Blatt« ins Programm.
Die lesen eben nicht »Die Zeit« oder
den »Spiegel«.
keine Homepage an und stellen Sie Ihre
Räume nicht auch noch mit Computern
voll. Die nutzt dort nämlich kaum einer,
weil »online« in diesem Milieu noch immer ein Fremdwort ist. Stattdessen ein
schöner Volksmusikabend oder eine Lesung mit Guido Knopp…
Ein Blick in die Belegschaft ergänzt das
Bild einer bürgerlich-traditionalistischintellektuellen Bibliothek: In welcher Belegschaft finden Sie »Moderne Performer«,
»Experimentalisten« oder »Hedonisten«?
Die gelten als Kunden schon als »schwierig«. Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine solche Kollegin oder einen solchen Kollegen?
Undenkbar!
Nun werden viele (mit Recht!) sagen:
Müssen wir denn jedem Zeitgeist hinterherlaufen? Sicher nicht. Aber zur Kenntnis
nehmen, wie sich die heutige Gesellschaft
strukturiert, das müssen Sie schon. Danach können Sie in aller Ruhe entscheiden,
welches Profil Ihre Bibliothek haben soll,
wen sie erreichen will und mit welchem
Angebot das gelingt.
Aus der Vielzahl der Diskussionen um
den demografischen Wandel sei hier nur
ein Aspekt herausgegriffen: Deutschland
ist längst ein Einwanderungsland. Schon
jetzt haben rund 25 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Das
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individualistische neue Boheme: ungehinderte Spontaneität, Leben in Widersprüchen, »plurale Identitäten«),
Hedonistisches Milieu – 11 Prozent
(Spaß-orientierte moderne Unterschicht /
untere Mittelschicht: Verweigerung von
Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leistungsgesellschaft).
Und nun schauen Sie mal in Ihre Bibliothek: auf Ihre Belegschaft, Ihre Möbel,
in Ihr Veranstaltungsprogramm, in Ihren
Medienbestand und so weiter! Damit entscheidet jede Bibliothek darüber, welche
Milieus angesprochen werden. Und das
mit einer langen Tradition der Orientierung auf die bürgerliche Mitte.
In Bibliotheken dominieren folgende
Milieus: Bürgerliche Mitte, Postmaterielle und (mit Abstrichen) Etablierte und
Konservative. Die Nutzergruppen stammen aus mittleren und hohen sozialen
Lagen. Die können lesen, stellen interessante Fragen, benehmen sich vernünftig.
e
.d
Konservative – 5 Prozent (altes deutsches
sind unverzichtbare Stärken in der globalisierten Welt. Erste Untersuchungen über
Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund liegen auch vor (Sinus Sociovision 2007). Demnach gibt es ein:
Religiös verwurzeltes Milieu (niedrige
soziale Lage, konservativ-religiös, strenge,
rigide Wertvorstellungen, kulturelle Enklave),
Traditionelles Gastarbeitermilieu (niedrige
soziale Lage, Pflicht- und Akzeptanzwerte,
materielle Sicherheit, traditionelle Moral),
Entwurzeltes Flüchtlingsmilieu (niedrige soziale Lage, konsum-materialistische
Werte, Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz, Anpassung),
Statusorientiertes Milieu (mittlere soziale Lage, konsum-materialistische Werte,
Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz, Anpassung),
–B
2. Traditionelle Milieus
Ihre Grundwerte und Verhaltensmuster
entsprechen am ehesten denen des Bibliothekspersonals. Für die ist man gern da.
Also wird der Bestand, das Veranstaltungsangebot, die Öffnungszeiten, das
Personal und so weiter auf diese Milieus
ausgerichtet. Nur damit das nicht auffällt,
wird von der »Bibliothek für alle« geredet.
Aber ernst gemeint war das noch nie.
Inzwischen liegen auch eine Reihe von
Untersuchungen über das Medienverhalten der unterschiedlichen Milieus vor.
Welches Milieu liest welche Zeitungen,
bevorzugt welche TV-Genres, nutzt Online-Angebote, hört Schlager oder Klassik
und so weiter.
Und nun schauen Sie mal in Ihren Lesesaal: Wenn Sie »Konsum-Materialisten«
erreichen wollen, gehört die »Praline« oder
»Das Neue Blatt« ins Programm. Die lesen eben nicht das »Capital«, den »Spiegel«
oder »Die Zeit«. Wenn Sie »Traditionsverwurzelte« erreichen wollen, bieten Sie bloß
–u
Werte wie »Entschleunigung«, Globalisierungskritik, intellektuelle Interessen),
Moderne Performer – 10 Prozent (unkonventionelle Leistungselite: intensives
Leben – beruflich und privat, Multi-Optionalität, Flexibilität und Multimedia-Begeisterung).
.B
52
Hedonistisch
subkulturelles
Milieu
(niedrige soziale Lage, individualistische
Wertemuster, Selbstverwirklichung und
Emanzipation, bikulturelle Orientierung,
Kulturkritik),
Adaptives Integrationsmilieu (untere bis
mittlere soziale Lage, individualistische
Wertemuster, Selbstverwirklichung und
Emanzipation, bikulturelle Orientierung,
Kulturkritik),
Multikulturelles Performermilieu (mittlere soziale Lage, individualistische Wertemuster, Selbstverwirklichung und
Emanzipation, bikulturelle Orientierung,
Kulturkritik, teilweise auch multioptionale Wertemuster: postmodernes WertePatchwork, Sinnsuche, multikulturelle
Identifikation),
Intellektuell-kosmopolitisches
Milieu
(hohe soziale Lage, individualistische
Wertemuster, Selbstverwirklichung und
Emanzipation, bikulturelle Orientierung,
Kulturkritik, teilweise auch multioptionale Wertemuster: postmodernes WertePatchwork, Sinnsuche, multikulturelle
Identifikation).
Schon jetzt erreichen Bibliotheken als
eine der ganz wenigen öffentlichen Kultureinrichtungen (!) schon erhebliche Teile
aus diesen Milieus. Aber vorwiegend eben
auch wieder die mittleren sozialen Lagen,
eher die »Etablierten« und »bereits Integrierten«.
Klare Milieuorientierung und
Konflikte moderieren
Konflikte wird es zwischen den Milieus
immer geben und hat es immer gegeben.
Neu ist, dass die Wertemuster sich immer
mehr ausdifferenzieren und die verschiedenen Gruppen heute sogar relativ friedBuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
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2 Siehe dazu auch: Günter Bassen: Aus der Defensive in die Offensive. »Bibliotheksprofile in
der Kommune« in Niedersachsen / Demografische Analysen. In: BuB 59 (7/8) 2007, Seite
538 – 539
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trollieren und welche Sanktionsmöglichkeiten bestehen (die dann auch eingesetzt werden),
wie besondere Leistungen honoriert
werden,
wie Sie mit Fehlern umgehen (oder ob
Sie Schuldige suchen),
wie Sie Ihre Leistungen offensiv nach
außen (auch in das politische Umfeld)
verkaufen.
Die bisher in Bibliotheken entwickelten
Kriterien zu Beurteilung von Bibliotheken
negieren jede Zielgruppenorientierung
und erschweren so eine milieuorientierte
Neuausrichtung der Bibliotheken. Sie tun
noch immer so, als wären Bibliotheken
»für alle da«. So werden als Leistungsindikatoren immer noch allgemeine Indikatoren erhoben und miteinander verglichen
wie zum Beispiel:
Besuche pro Einwohner,
Bestandseinheiten je Einwohner,
Mitarbeiter je Einwohner,
Ausleihen je Einwohner,
Besucher je Öffnungsstunde.
Milieuorientierte Standards, die die sozialen und kommunikativen Kompetenzanforderungen klären und überprüfen,
fehlen völlig. Erste erfolgversprechende
Ansätze in dieser Art haben einige Bibliotheken im Rahmen der Entwicklung von
Bibliothekskonzepten in Niedersachsen
und Rheinland-Pfalz begonnen. Bayern,
Hessen und Schleswig-Holstein werden
folgen, vielleicht auch weitere Bundesländer.2
Dabei zeigt sich sofort: Jede Bibliothek
muss sich ihrem jeweiligen sozialen Umfeld anpassen. Und für diese Anpassung
müssen mutige Entscheidungen fallen. Zu
oft scheuen Belegschaften und Leitungen
(aber auch die »Auftraggeber« in Politik
und Verwaltung) solche Entscheidungen,
obwohl alle wissen, dass sich etwa über
den atmosphärischen Alltag, über Angebot und Personal solche Entscheidungen
»durch die Hintertür« durchsetzen.
Positiv ausgedrückt: Je homogener die
mit der Belegschaft erarbeitete und persönlich von den Belegschaftsmitgliedern
gelebte Ausrichtung der Bibliothek mit
den gewählten Milieuschwerpunkten
übereinstimmen, desto leichter lässt sich
mit Konflikten umgehen.
–B
w
Ihnen gar nicht erst zu kommen (auch
wenn Sie die nicht gleich »rausschmeißen«,
falls sich mal jemand verirrt…).
Nach einer solchen Profilbildung und
der Formulierung messbarer Ziele erreichen Sie auf jeden Fall eines: Das Klima
in der Belegschaft wird sich verbessern
und Ihre Sicherheit im Umgang mit ungewohnten Situationen wird zunehmen.
Der Prozess wird nicht immer ohne Konflikte ablaufen. Die schmoren aber sowieso
unter der Oberfläche und werden etwa so
kommuniziert: »Wie die heute wieder den
Professor behandelt hat…«, »Wie der heute wieder rumläuft…«, »Der kann sich ja
nicht mal am Telefon melden…« und »Da
isst schon wieder einer Pommes und der
macht nix…«.
Den Maßstab für gewünschte und
geforderte Verhaltensweisen liefert von
nun an die Ausrichtung der Bibliothek
auf ein Profil mit zu diesem neuen Profil
passenden Angeboten, sozialen und kommunikativen Rahmenbedingungen und
Verhaltensweisen. Es wird Klärungen darüber geben:
welche Öffnungszeiten »milieugerecht«
sind (zum Beispiel auch sonntags und
bis in die Nacht),
wie man sich am Telefon meldet,
wie auf Besucher zugegangen wird,
welche Kleidung »angemessen« ist,
mit welchen Partnern kooperiert wird,
welche Medien beschaff t werden,
welche Möbel und welche Ausstattungen »milieugerecht« sind,
welche Veranstaltungen für welches
Milieu zu organisieren sind,
welches Vertriebsnetz für welches Milieu gewählt wird,
welches Preis- und Gebührenniveau
angemessen ist,
wie mit »Schwund« umgegangen wird,
welche Verhaltensregeln für Kunden
gelten sollen beziehungsweise welche
Verhaltensregeln im Umgang mit Kunden (und ihren Beschwerden) gelten.
Die Diskussion sollte bis hin zu Fragen gehen wie:
wer (aufgrund obiger Definitionen) in
Ihrer Bibliothek arbeiten kann und wer
nicht,
ob Sie »unterzubringende Fälle« mit
dem großen Mutterherz in ihr Team
aufnehmen oder ob Sie dafür Anforderungsprofile haben,
wie Sie sich über was fortbilden,
welcher Arbeitsstil angemessen ist,
wie Sie die Arbeit regelmäßig faktenorientiert messen und bewerten (statt
darüber zu spekulieren),
wie Sie die Einhaltung der Regeln kon-
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Müssen wir denn jedem Zeitgeist
hinterherlaufen? Sicher nicht. Aber zur
Kenntnis nehmen, wie sich die heutige
Gesellschaft strukturiert, das müssen
wir schon.
Meinhard Motzko
ist Sozialwissenschaftler und QualitätsmanagementAuditor und lebt in
Bremen. Seit 15 Jahren ist er mit seinem
»PraxisInstitut für
Organisations- und
Personalentwicklung« bundesweit als
selbstständiger Berater, vorwiegend für
öffentliche Einrichtungen, Verbände und
Organisationen, unterwegs. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit hat sich in den
letzten 15 Jahren in der Begleitung von
Bibliotheken im gesamten deutschsprachigen Raum sowie in Russland /
Zentralasien entwickelt.
– Kontakt: [email protected]
.B
lich nebeneinander herleben; allerdings
sich auch nur selten begegnen oder austauschen, das heißt relativ sprachlos nebeneinander existieren, statt miteinander zu
kommunizieren.
Ist es da nicht die Aufgabe von Bibliotheken, dem Diskurs zwischen den
Grundwerten wieder auf die Sprünge zu
helfen? Diskussionen zwischen den Milieus zu organisieren, statt immer die gleichen Lesungen für die immer gleiche kleine Schar von »Stammkunden« anzubieten?
Das wäre doch das Salz in der Suppe einer
spannenden Bibliothek!
Oder den Dialog von »Einheimischen«
und »Migranten-Milieus«? So haben erste
Versuche von Bibliotheken mit dem Projekt »Fremde verleihen« überwältigende
Erfolge gezeigt. Mit solchen Aktionen
kann die Bibliothek mehr Integrationsleistungen erbringen als jede andere öffentliche Kultureinrichtung.
Mein Plädoyer: Entwickeln Sie mit Ihrer
Belegschaft eine möglichst homogene Vorstellung über das Profil Ihrer Bibliothek:
Für welche Milieus entwickeln Sie welches
Angebot, wie messen Sie die Erfolge und
Misserfolge? Welches Milieu braucht bei
Kooperationen ausdehnen
Ein weiterer wichtiger Einwand gegen eine
solche Konzeption ist immer wieder: Wo
werden denn dann die Milieugruppen
»versorgt«, die aus dem Raster der Bibliothek fallen? Ich behaupte: Sie fallen bereits
jetzt durch die Raster, nur eben nicht be-
53
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
der unterschiedlichen Milieustruktur der
Stadtteile sowieso unterschiedliche Ausrichtungen haben. Ist es dann nicht möglich, diesen Zweigstellen eine jeweils sehr
spezielle Milieuausrichtung zu übertragen
und in einer mobilen Gesellschaft dem
Raver aus Berlin-Neukölln sagen: »Hey
Alter, Deine Bibliothek ist in Tiergarten,
da triffst Du Deine Leute und hast die
beste Musiksammlung für Deine nächste
Tanznacht«?
Und in einem Wohngebiet, in dem die
meisten Menschen einen Migrationshintergrund haben, muss irgendjemand vom
e
wusst, und/oder sie werden als »schwierige
Kunden« wahrgenommen.
Ich empfehle dringend eine viel abgestimmtere Kooperation zwischen den Bibliotheken in der jeweiligen Region. In den
Städten unterhalten Bibliotheken meist
ein Netz von Zweigstellen, die aufgrund
Gewagte Thesen zur wissenschaftlichen Bibliothek der Zukunft
–B
5. Für gemeinsame Aufgabenfelder wie zum
Beispiel Beschaffung, Erfassung / Verzeichnis und ausleihfertige Bearbeitung von Informationen und Medien sowie für die Unterhaltung der technischen Infrastruktur
werden zentrale Einrichtungen und externe
Dienstleister genutzt.
6. Durch die Nutzung modernster Technik
und zentraler / externer Dienstleistungserbringung frei werdende Arbeitskapazitäten
werden vorrangig in die Aufgabenfelder Beratung und Vermittlung umgewidmet.
7. Wissenschaftliche Bibliotheken übernehmen eigenständige Aufgaben in der Lehre.
Hierzu gehören vor allem die Vermittlung
von Recherchekompetenz und die Vermittlung von Grundlagen der Wissenschaftspropädeutik. Diese Lehrinhalte werden in die
Prüfungsordnungen für Bachelor- und Master-Abschlüsse integriert und eigenständig
durch die wissenschaftlichen Bibliotheken
vermittelt und geprüft.
w
1. Wissenschaftliche Bibliotheken sind die
Informationszentren ihrer jeweiligen Trägerinstitution. Als Herzstück der jeweiligen
Institution sind sie in ihrem Kerngeschäft
allumfassend zuständig für jegliche Informationsbeschaffung, -aufbereitung und
-vermittlung im Sinne einer Informationsagentur.
4. Wissenschaftliche Bibliotheken nutzen
modernste Technik für ihr Kerngeschäft.
Dazu gehört insbesondere die Nutzung modernster Datenbanktechnologie, Datenübernahme, Selbstverbuchung und Online-Services inklusive der Datensicherheit.
Aufgrund der Aufgabenüberschneidungen
werden die Dienstleistungen von Datenzentren und Bibliotheken umfassend integriert.
–u
Einen kräftigen Expansionskurs empfiehlt
der Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko den wissenschaftlichen Bibliotheken:
Um in Zukunft das Herzstück der eigenen
Trägerinstitution zu werden, sollten sie ganz
neue Aufgabenfelder anpacken und sich
beispielsweise in der Verwaltung und beim
Personalmanagement ihres Trägers stärker
als Dienstleister profilieren. Zum Beispiel
durch die Übernahme der Studierendenund Prüfungsverwaltung, durch hochkarätige Schulungen in Recherchekompetenz
und Wissenschaftspropädeutik und durch
die Durchführung von Assesment-Centern
für die Personalauswahl ihres Trägers (siehe dazu auch den Bericht auf Seite 68). Für
BuB hat Meinhard Motzko seine Empfehlungen in 13 Thesen zusammengefasst:
w
2. Wissenschaftliche Bibliotheken sind verantwortlich für das Identitätsmanagement
ihres Trägers. Hierzu gehört an Hochschulen auch die gesamte Prüfungs- und Studierendenverwaltung.
w
3. Wissenschaftliche Bibliotheken bieten
ihre Dienstleistungen zur Informationsbeschaffung, -aufbereitung und -vermittlung
in Abstimmung mit ihrer Trägerinstitution auch kommerziell an, vorrangig auf den
Märkten der Forschung und Entwicklung,
der Informationsbranche und der Aus-,
Fort- und Weiterbildung. Hierzu betreiben
sie professionelle Akquisition privater und
öffentlicher Aufträge auf der Basis transparenter Kostenkalkulationen.
9. Wissenschaftliche Bibliotheken übernehmen bei der Personalauswahl und der Personalentwicklung ihrer Trägerinstitution
allumfassend das Aufgabenfeld »Recherchekompetenz«. Hierzu gehören sowohl
Testverfahren wie zum Beispiel in Assessment-Centern und Berufungskommissionen zur Personalauswahl als auch permanente Fortbildungen für Beschäftigte ihrer
Trägerinstitution und gegebenenfalls privater Kundengruppen gegen Entgelt.
.d
Mut zum Expansionskurs
.B
54
8. Wissenschaftliche Bibliotheken sind interdisziplinäre Lernzentren ihrer jeweiligen
Trägerinstitution. Hierzu gehört nicht nur
die Bereitstellung der Informationen im Sinne eines Medienzentrums, sondern auch die
Bereitstellung entsprechender Arbeitsräume (insbesondere Kleingruppenräume) und
technischer Infrastrukturen. Diese Lernzentren stehen den KundInnen 24 Stunden an 7
Tagen in der Woche offen.
10. Für alle Aufgaben werden Aufgabenund Anforderungsprofile erstellt. Die wichtigsten Kernprozesse sind geregelt und bezüglich ihres Aufwandes quantifiziert. Die
Führung erfolgt auf der Basis von Zielvereinbarungen.
11. Der Ressourcenbedarf ist budgetiert und
unterliegt einem systematischen Controlling. Bei der Ressourcenbeschaffung nutzt
die Bibliothek die gesamte Breite möglicher
Quellen. Hierzu gehören neben öffentlichen, institutionell gebundenen Ressourcen
vor allem Drittmittel aus Quellen der EU, des
Bundes, der Länder und des Privatsektors
sowie Eigeneinahmen aus Honoraren, Gebühren, kommerziellen Recherchen, Sonderforschungsbereichen und so weiter.
12. Wissenschaftliche Bibliotheken entwickeln ein Qualitätsmanagementsystem mit
systematischer Erfassung der Kundenwünsche, der Kundenzufriedenheit, eindeutig
definierten Leistungen mit messbaren Zielen, klar geregelter Aufbau- und Ablauforganisation, eindeutiger interner und externer Kommunikation sowie systematischer
interner und externer Überwachung (Audits) und geregelten Prozessen zur kontinuierlichen Verbesserung.
13. Aufgrund der zentralen Bedeutung für
ihre Träger sind wissenschaftliche Bibliotheken in den obersten Leitungsorganen ihrer
Trägerinstitutionen sowie in Berufungskommissionen und Prüfungsausschüssen dauerhaft mit Sitz und Stimme vertreten.
Ob ich das noch erlebe?
Meinhard Motzko
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
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BuB | 60 (2008) 01
e
Auf diesen Prozess sollten Bibliotheken
nicht warten, sondern aktiv vorangehen.
Sie können durchaus allein beginnen. Es
wäre schon ein Riesenfortschritt, wenn die
abgestimmte Zusammenarbeit zwischen
Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken nach einer gemeinsam geführten Diskussion um Milieuorientierung
und Arbeitsteilung erreicht würde.
Das Bibliothekswesen würde damit
auch einen erheblichen konzeptionellen
»Wettbewerbsvorteil« bei Auftraggebern
in Politik und Verwaltung erzielen, der
in Zeiten knapper Kassen nicht unwichtig ist. Wer anfängt, setzt seine Interessen
am ehesten durch. Er sollte es aber ehrlich
meinen.
.d
gebot dafür ihren jeweiligen spezifischen
Bedürfnissen entspricht. Das lehren alle
Erfahrungen aus der Entwicklung der
Freizeitgewohnheiten der letzten zehn
Jahre. Inzwischen werden für ein »spezielles Milieuerlebnis« Hunderte von Kilometern zurückgelegt.
Eine solche Milieuausrichtung ermöglicht zu speziellen Anlässen den spannenden Austausch zwischen den Milieugruppen. Kooperationen zwischen der
»postmodernen« Bibliothek und der »traditionell-bürgerlichen« Bibliothek sind
bestimmt spannender als manches »lite-
–B
Da die Problematik einer verstärkten Milieuorientierung weit über
die Bibliotheken hinausreicht, wären
Pilotprojekte gemeinsam mit Volkshochschulen, Bürgerzentren und
Sozialeinrichtungen denkbar.
.B
–u
rarische Quartett«. Man stelle sich einen
jährlichen Höhepunkt als Veranstaltung
mehrerer Bibliotheken mit jeweils speziellen Milieubeiträgen vor. Das kann »Stadtfest- und Kultcharakter« entwickeln.
Das Sahnehäubchen wäre die Abstimmung einer milieuorientierten Profilbildung nicht nur im Bibliotheksbereich,
sondern auch mit den Einrichtungen aus
Sozialbereich, Weiterbildung, Kultur, aber
auch beispielsweise Arbeitsverwaltung
und Wirtschaft. Das würde ein weiteres
seit Jahren ungelöstes Problem anpacken:
Wie sind denn die Schnittstellen zwischen
diesen Einrichtungen und der Bibliothek
vor Ort geregelt? Macht da nicht jeder, was
er will? Warum sind Bibliotheken häufig
»Ersatz-Bürgerhäuser« und »Ersatz-Kindertagesheime«?
w
Personal auch mal Türkisch oder Russisch
sprechen! Am besten selbst aus dem entsprechenden Land stammen.
Zugegeben: Es liegen in den Kommunen bisher kaum gesicherte Daten zur Milieustruktur vor, und die eigene Erhebung
solcher Daten kann von den Bibliotheken
nicht verlangt werden. Da diese Problematik einer verstärkten Milieuorientierung
aber weit über die Bibliotheken hinausreicht, wären Pilotprojekte gemeinsam
mit Volkshochschulen, Bürgerzentren,
Sozialeinrichtungen und so weiter denkbar. Im Übrigen kennen die Beschäftigten
in den Bibliotheken vor Ort ihre Milieus
ganz gut, sodass Entscheidungen über die
Ausrichtung auch auf Grundlage dieser oft
jahrelangen Erfahrung erfolgen können.
Gleiches gilt für das Personal. Warum
können die Beschäftigten in der gesamten
Region nicht als Pool begriffen werden,
die sich den jeweils zu Ihnen passenden
Milieugruppen zuordnen und dann zukünftig erheblich zufriedener mit »ihrer«
Milieugruppe zu tun haben? Das setzt natürlich eine größere Mobilität und Wechselbereitschaft des Personals voraus, ich
gehe aber davon aus, dass der Gewinn an
Zufriedenheit die meisten Beschäftigten
überzeugen wird.
Allerdings: Bei der heute dominierenden Milieustruktur der Belegschaften in
den Bibliotheken ist die Bereitschaft, gerade den Milieugruppen aus den untersten
sozialen Lagen ein Angebot zu machen,
nicht besonders ausgeprägt. Die Milieuorientierung müsste also bis in die Einstellungspraxis hineingehen. Das betriff t in
allererster Linie die Einstellung von Beschäftigten mit Migrationshintergrund.
Bisher echte »Exoten«.
Schwieriger wird es auf dem Lande.
Aber auch dort akzeptieren die Kunden
inzwischen längere Wege, wenn das An-
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Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
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.B
Was wollen die Nutzer von morgen von
den Öffentlichen Bibliotheken? Aktuelle Analysen wie die Online-Studien
der Rundfunkanstalten ARD und ZDF
zeigen, dass die heute 13- bis 20-Jährigen
ganz andere Medien bevorzugen als die
Jugendlichen noch vor wenigen Jahren.
Weblogs, Spielkonsolen und Portale wie
YouTube haben das Mediennutzungsverhalten beeinflusst. Wolfgang Tiedtke, Leiter der Portal-Abteilung der Hamburger
Öffentlichen Bücherhallen, plädiert dafür,
die »neuen Medien« in Zukunft noch ausdrücklicher auf der Agenda zu platzieren
und auch eine virtuelle 3-D-Bibliotheks-Filale in Angriff zu nehmen – zum
Beispiel auf der Plattform Second Life. Im
Folgenden erläutert er auch die aktuellen
Netz-Projekte im Hamburger System,
wie Chatbot-Auskunft und »DiViBib«,
und zieht eine vorläufige Bilanz.
e
Hamburger Pläne und Visionen
zu E-Medien, Online-Lernen und
der Filiale in Second Life
D
.d
Per Mausklick durch
die Bücherhalle
ie Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) ist der
zweitgrößte Kulturanbieter in der
Hansestadt, nach der Staatsoper. Seit ihrer
Gründung im Jahre 1899 hat die Institution immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und diese mit dem ihr
eigenen Erfindungsreichtum gemeistert.
Man müsste weit ausholen, um die vielen
Meilensteine auf dem langen Weg zu nennen. Die reichen Erfahrungen aus der Vergangenheit sind jedoch das Fundament
für ein offensives, kreatives Herangehen
an Zukunftsthemen.
Im Vordergrund für die Zukunft der
Bücherhallen steht gegenwärtig die Sicherung einer flächendeckenden Bibliotheksversorgung innerhalb des Hamburger
Stadtgebietes mit kundenorientierten Angeboten. Es geht dabei um ein aktuelles,
fundiertes und modernes Medienangebot
in Bürgernähe.
Das System Bücherhallen Hamburg umfasst heute 33 Bücherhallen,
die Zentralbibliothek, die Jugendbibliothek »hoeb4u«, die Kinderbibliothek
»kibi@hh«, zwei Bücherbusse, rund 50
nebenamtlich geführte Einrichtungen in
Schulen sowie 14 im Hamburger Strafvollzug betreute Bibliotheken. Das Spiralcurriculum umfasst die Klassen 1 bis
8, und sämtliche Grundschulen der Stadt
sind in die Programmarbeit einbezogen.
Neuerdings werden die Programme flächendeckend auf Kitas, Vorschulen und
die frühkindliche Leseförderung wie das
Projekt »Buchstart« ausgedehnt.
Soweit zur Tradition und zu den »realen« Angeboten der Gegenwart. Für die
Zukunft und auch heute schon gilt es allerdings auch, eine neue Problematik zu
bewältigen: Die Entwicklung zukunftsfähiger Angebote im Bereich moderne, elektronische Medien! Internet, elektronische
Spiele, Web-Plattformen und andere neue
Medien führen einen gravierenden Wandel im Medienverhalten der Bevölkerung
herbei und verändern somit auch die Erwartungen und Wünsche der Bücherhallenkunden.
–B
Wolfgang Tiedtke
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Wachstumspotenzial im Internet
Untersuchungen wie die Online-Studie
der Rundfunkanstalten ARD und ZDF
aus den Jahren 2006 und 2007 bestätigen,
dass die heute 13- bis 20-Jährigen ganz andere Medien bevorzugen, als das noch vor
wenigen Jahren der Fall war – in den Jahren
vor YouTube, Second Life, Spielkonsolen
et cetera. Gleichzeitig wird die Gruppe der
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in
allen Untersuchungen zusammen mit den
Seit ihrer Gründung im Jahre 1899 hat sich
die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und diese mit dem ihr eigenen Erfindungsreichtum gemeistert.
über 60-Jährigen als einzige Nutzergruppe
gesehen, bei der mit Wachstumspotenzial
im Internet zu rechnen ist.
Die Auswirkungen dieser Entwicklung
spüren auch die Bücherhallen: Von den
circa 400 000 ausgegebenen Kundenausweisen sind etwa 130 000 aktiv, also
Internet, elektronische Spiele und
Web-Plattformen führen einen
gravierenden Wandel im Medienverhalten herbei und verändern auch die
Erwartungen und Wünsche der
Bücherhallenkunden.
mindestens einmal im Jahr durch unsere
EDV gelesen worden. Es ist ein permanenter Rückgang der aktiven Kunden zu
beobachten, allerdings bei gleichzeitiger
Zunahme der Medienausleihe auf fast 12
Millionen im Jahr 2006, in dem rund 4,3
Millionen Besucher unsere Häuser aufsuchten.
Zu den Nutzern hinzuzählen müssen
wir natürlich auch unsere virtuellen Kunden, von denen uns täglich 5 000 besuchen
und aktiv im Portal recherchieren oder die
Funktionen »Kontoeinsicht«, »Verlängerungen« oder »Vormerkungen« nutzen.
Auf das Jahr hochgerechnet sprechen wir
von aktuell 1,8 Millionen Anwendersitzungen im Jahr.
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
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e
densprache wiedergeben. Dabei gibt es
eine Zusammenarbeit mit dem Gebärdenwerk Hamburg.
Die Finanzen spielen bei all diesen
Überlegungen selbstverständlich eine elementare Rolle. Die Bücherhallen verfügen
seit drei Jahren über einen Investitionsmitteletat für IuK-Aktivitäten. Er wird
in jährlichen Verhandlungen zu von den
Bücherhallen definierten Projekten ausgelobt. Es muss sich dabei um zukunftsfähige Projekte im Bücherhallen-Portal han-
.B
–u
–B
.d
und Stiftungen einen barrierefreien Internetauftritt. Das war für uns – neben unserer neuen Corporate Identity – ein weiterer
wichtiger Grund, den Relaunch des Bücherhallen-Portals in Angriff zu nehmen.
Dabei wurde eng mit dem Projekt BIK
(»barrierefrei informieren und kommunizieren«) und mit der Agentur »FeldWaldWiese« zusammengearbeitet.
Es wurde ein neues Content-Management-System eingesetzt und die Homepage komplett neu entwickelt. Parallel
Bibliotheken müssen sich kurzfristig Gedanken machen, wie sie sich denen gegenüber verhalten,
die virtuelle Spiele bevorzugen und virtuell kommunizieren wollen.
w
Eine Antwort auf dieses veränderte Mediennutzungsverhalten war unter anderem
die Ausweitung elektronischer, virtueller
Angebote, die 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung stehen.
Bereits im Jahre 2000 ermöglichte die
sogenannte Internet-Offensive der Freien
und Hansestadt Hamburg den Bücherhallen, ein Internet-Portal zu entwickeln,
das nach dem Relaunch im Jahr 2007 mit
neuem Design, attraktiven Diensten und
zudem »barrierefrei« für die Bücherhallenkunden im Netz gestartet ist.
Die virtuellen Dienste im Bücherhallen-Portal umfassen selbstverständlich die
klassischen Online-Dienstleistungen wie
Katalogrecherche, Vormerkungen, Verlängerungen, Kundenkontoeinsicht und
so weiter. Das wird heute von den Kunden
als »normaler« Service wahrgenommen.
Darüber hinaus gibt es unsere »Virtuelle
Kollegin INA«, ein Chatbot, der den neuen Kommunikationsgewohnheiten jüngerer Kunden Rechnung tragen soll. Und
das neue Modul »Virtuelle Bücherhalle«
vereinigt virtuelle Angebote wie Info
Links, E-Medien, DiGiBib und »Fragen
Sie Hamburger Bibliotheken!«. Das alles
sind erste Schritte in Richtung eines virtuellen Auftritts.
Doch wir wollen mehr: Parallel zum
herkömmlichen, realen Bibliotheksangebot in der Stadt soll ein Angebot geschaffen
werden, das attraktiv und innovativ genug
ist, ganz neue Kunden auf diesem Wege zu
gewinnen, und auch die Menschen wieder
anzusprechen, die der traditionellen Bücherhalle verloren gegangen sind. Durch
unsere virtuelle Tür wollen wir Kunden
mit solchen Angeboten zurückgewinnen,
die besser zu ihren Bedürfnissen und Gewohnheiten passen als traditionelle, reale
Angebote.
Der zukünftige Weg wird auf jeden
Fall in die Richtung führen, dass Öffentliche Bibliotheken sich in beiden Welten
positionieren – real und virtuell. Dabei
müssen wir darauf achten, den Zugang zu
beiden Welten so komfortabel und offen
wie möglich zu gestalten, dass weder der
»klassische« Kunde noch der »virtuelle«
Springer sich verprellt fühlen. Bei ARD
und ZDF beobachten wir, dass Inhalte aus
den Fernsehnachrichten über den Hinweis
auf die Homepages durch die sogenannte
Mediathek ergänzt werden. Praktisch bedeutet das ein »Fernsehen-On-Demand«
über 24 Stunden.
Seit Ende 2006 ist die »Landesverordnung zur Schaff ung barrierefreier Informationstechnik (HmbBITVO)« in Hamburg
verabschiedet und fordert von Hamburger
Behörden und assoziierten Institutionen
werden neben diesen technischen Voraussetzungen zusätzliche Tools eingesetzt, die
Kundengruppen mit körperlichen Beein-
Parallel zum herkömmlichen,
realen Bibliotheksangebot in der Stadt
soll ein Angebot geschaffen werden,
das ganz neue Kunden anzieht – und
auch diejenigen neu anspricht, die der
traditionellen Bücherhalle verloren
gegangen sind.
trächtigungen einen leichteren Zugriff auf
die Portalinhalte ermöglichen. Es wird
ein »Readspeaker« eingesetzt, der die Seiteninhalte simultan vorliest, und es gibt
Videosequenzen, welche die Portalinhalte
in einigen wichtigen Bereichen in Gebär-
deln, die eine »realistische und gleichzeitig
innovative« Komponente beinhalten.
Generell ist das Personalbudget davon
aber ausgenommen, das bleibt Sache der
Bücherhallen Hamburg. Aber sowohl die
Kulturbehörde als auch die Finanzbehörde fördern diese Projekte ausdrücklich, sie
fordern sie sogar ein, um Innovationen auf
den Weg zu bringen.
Heute für morgen gedacht –
die virtuelle Zukunft
Einerseits haben Bibliotheken das Ziel,
möglichst viele Bürger zu erreichen. Sie gestalten das Medienangebot und die Räume so attraktiv wie möglich. Andererseits
geraten Bibliotheken durch Entwicklungen im Bereich der elektronischen Medien
in ein Konkurrenzverhältnis zu anderen
Anbietern. Die Bücherhallen Hamburg
57
58
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
.d
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gezeigt, dass eine solche virtuelle Bibliothek den Erwartungen unserer Kunden
entspricht und, wie erhoff t, neue Kunden
auf die Webseite zieht. Es haben natürlich
auch Interessenten außerhalb Hamburgs
– aus ganz Deutschland, aus Europa und
sogar von anderen Kontinenten – zu den
Bücherhallen Hamburg gefunden.
Die permanente Nachfrage zeigt inzwischen deutlich, dass wir mehr Medien benötigen. Bisher wurden von uns nur Titel
–B
Ein Problem ist, dass der Zuwendungsgeber das Geld mit der Maßgabe
verbindet, diese Mittel ausschließlich
für Hamburger Bürger einzusetzen
und nicht für Interessierte aus
Argentinien oder Mallorca.
–u
Die Hamburger Bücherhallen haben seit 2007 nicht nur einen völlig neuen Webauftritt, sondern
auch ein neues virtuelles Angebot, die sogenannte Onleihe, die der Dienstleister DiViBib für Öffentliche Bibliotheken anbietet.
Abbildungen: HÖB
Personal:
3 Stellen / 2 Bibliothekare + 1 Assistentin
plus 50 Redakteure im Bibliothekssystem
Etat:
Online-Anmeldung – E-Medien – DiViBib
Rund 1 200 Web-Sites
Agentur:
Umsatz:
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FeldWaldWiese in Hamburg
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90 Millionen Hits im Kalenderjahr
1,8 Millionen Anwendersitzungen
5 000 Kunden auf der Seite pro Tag
195 000 Verlängerungen im Monat
8 000 Vormerkungen im Monat
Software:
Seit Mai 2007 haben die Bücherhallen
Hamburg ein neues virtuelles Angebot,
die sogenannte Onleihe, die der Dienstleister DiViBib für Öffentliche Bibliotheken anbietet. Die Bücherhallen gehörten
mit den Bibliotheken Würzburg, Köln
und München zu den Piloteinrichtungen,
die die »Onleihe« getestet haben.
Für Kunden der Bücherhallen ist die
Onleihe bei uns ein kostenloses Angebot
von circa 6 000 elektronischen Medien. EBooks, E-Audios, E-Videos, E-Music und
E-Paper können über das Internet-Portal
per Download auf den heimischen PC,
PDA oder USB-Stick geladen werden. Das
integrierte DRM (Digital Rights Management) macht es möglich, feste Leihfristen
zu generieren, nach denen das Medium automatisch zurückgegeben wird (E-Books
zum Beispiel nach sieben Tagen) und dem
nächsten Kunden zur Verfügung steht.
Über die letzten sieben Monate lief
die Pilotphase. Die Erfahrungen haben
w
Zwischen 40 000 und 80 000 Euro
Investitionsmittel im Jahr
Umfang:
haben entschieden, sich diesem Wettbewerb zu stellen.
Nachfolgend werden exemplarisch drei
Themenfelder beschrieben, die sich in der
Projektphase befinden. Über Zeitschienen
werden wir an dieser Stelle nicht sprechen,
da sie in der momentanen Phase nicht real
eingeschätzt werden können.
.B
Statistik zum Portal
der Bücherhallen Hamburg
Content Managementsystem activeweb
Contentserver 5.5
Readspeaker
INA Chatbot – Arificial Solutions
Gebärdenvideos –
Gebärdenwerk Hamburg
E-Medien – DiViBib, Wiesbaden
DiGiBib – HBZ, Köln
der Erscheinungsjahre 2006 und 2007 bei
der DiViBiB geordert, um die Aktualität
zu bieten, die das Medium Internet fordert. Aus vielerlei Gründen ist es für die
DiViBib aber schwierig, weitere Lizenzen
für attraktive Medien in ausreichender
Zahl zu beschaffen. Das hängt an diversen Teilproblemen – wie unter anderem an
urheberrechtlichen Fragen und an Fragen
zum Digital Rights Management.
Hinzu kommt, dass sich mit der Funktion »Schnuppermitgliedschaft« auch
Kunden, die noch gar keine Kundenkarte
der Bücherhallen Hamburg besitzen, einloggen und den Service testen. Über 200
Interessierte haben diese Möglichkeit bereits wahrgenommen, und einige von ihnen wollten anschließend gerne Kunden
werden.
An dieser Stelle ergeben sich Probleme. Denn der Zuwendungsgeber gibt das
Geld für die Bücherhallen-Stiftung mit
Links zum Thema
www.buecherhallen.de
www.hoeb4u.de
www.buecherhallen.de/kinder
www.buecherhallen.de/kibi
www.buchstart-hamburg.de
www.feldwaldwiese.de
www.artificial-solutions.com
www.digibib.net
www.readspeaker.de
www.gebaerdenwerk.de
www.datenschutz-nord.de
www.divibib.com
www.bik-online.info
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
Filme – Videos – PodCasts
Second Life – 3-D-Bibliothek
.d
e
Perspektivisch wäre diese Technik
ebenfalls für Kunden- sowie Mitarbeiterschulungen extern und intern denkbar:
virtuelle Führungen für den Kunden im
Internet, bevor dieser in die Bibliothek
kommt oder als Lehreinheiten in Zusammenarbeit mit der Behörde für Bildung
und Sport in Hamburg für den Einsatz
im Unterricht. Mit einer »Screenrecorder
Software« testen die Bücherhallen den
Einsatz animierter Schulungsfilme bei internen Schulungen.
Der konsequenteste Schritt in die »virtuelle« Bibliothek ist die 3-D-Bibliothek oder
»interaktive Bibliothek«. Die Realisierung
wäre sicherlich sehr anspruchsvoll, kostenintensiv und mit viel Arbeit verbunden. Sie
wäre jedoch die logische Konsequenz aus
den vorher genannten Entwicklungen.
Die zurzeit technisch und kostenmäßig
realisierbare Variante wäre eine Filiale in
»Second Life«. Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig war diese Plattform noch
in aller Munde und dem »Spiegel« eine Titelgeschichte wert. In der Zwischenzeit hat
sich der Hype gelegt. Die Problemfelder,
die unter den Begriffen »pornografische
Inhalte« und »Pädophilie« diskutiert worden sind, haben für Skepsis gesorgt.
Es heißt bei den Bücherhallen zu diesem
Thema nun nicht mehr »Sollen wir oder
sollen wir nicht?«, sondern »Warten wir
ab!«. Auch die oft geäußerte Meinung, es
–B
Soziale-Software-Plattformen wie YouTube und Flickr haben es gezeigt: Kunden
–u
Die zurzeit technisch und kostenmäßig realisierbare Variante wäre eine
Filiale in Second Life. Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig war diese
Plattform noch in aller Munde und
dem »Spiegel« eine Titelgeschichte
wert.
wollen Videos oder Animationen im Netz
sehen. Das Bücherhallen-Portal bietet
kleine Filme mit Gebärdensprache, Kundeninterviews und Dokumentationen als
Service im Netz an. Ein Problem ist zurzeit, die großen Datenmengen dem Kunden in angemessener Geschwindigkeit
liefern zu können.
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w
der Maßgabe, diese Mittel ausschließlich
für Hamburger Bürger einzusetzen und
nicht für Interessierte aus Argentinien
oder Mallorca. Wenn wir alle Kunden,
auch Nicht-Hamburger, bedienen wollen,
dann müssten wir eine Online-Kundenkarte entwickeln, die mit einer Authentifizierung und einer Kreditkartenfunktion
versehen ist, damit eine entsprechende Gebühr bezahlt werden kann. Diese Kunden
könnten dann für alle Online-Serviceleistungen der Bücherhallen Hamburg freigeschaltet werden.
Aber auch damit sind nicht alle Probleme ausgeräumt. Es gab bereits kritische
Fragen anderer deutscher Bibliotheken, ob
wir als großes Bibliothekssystem anderen
kleineren Bibliotheken Konkurrenz machen wollen, indem wir Kunden aus ganz
Deutschland akzeptieren. Wir haben uns
nun zunächst auf Hamburg samt Umland
sowie das Ausland beschränkt.
lich aussehen wird, ist noch fraglich. Das
neue Urheberrecht, Authentifizierungsund Anmeldungsmodi und weitere im
Prozess auftretende Fragen werden das
Projekt prägen.
Wir werden uns auf dem Markt umsehen – wie bisher für den Chatbot INA,
für Barrierefreiheit und E-Medien –, ob es
einen externen Anbieter zum Beispiel von
E-Learning-Sprachkursen gibt, der bereit
ist, sowohl in der Bibliothek als auch virtuell Angebote zu machen.
.B
Wolfgang Tiedtke,
geboren 1950 in
Hamburg. Nach einer kaufmännischen
Ausbildung und
praktischer Arbeit im
Hamburger Im- und
Export absolvierte er das Abitur am
Abendgymnasium und anschließend das
bibliothekarische Studium. Nach dreijähriger Selbstständigkeit als Antiquar
und Verleger schlossen sich die Bibliotheksstationen Geesthacht, Universität
Hamburg (Seminar für Englische Sprache und Kultur) und seit 1986 die Bücherhallen Hamburg an. Zunächst war
er als Diplombibliothekar in Bergedorf
und Kirchdorf tätig, nachfolgend von
1992 bis 1999 arbeitete er als Leiter der
Bücherhalle Bergedorf und 1999, nach
einem Wechsel in die Zentralbibliothek,
folgte die Leitung des Informationszentrums. Seit 2002 leitet Wolfgang Tiedtke die Portal-Abteilung und ist verantwortlich für Internet-Auftritt, elektronische Mehrwertdienste und Innovationen
im virtuellen Bereich. Seit 2002 ist er im
Deutschen Bibliotheksverband in der
Dienstleistungskommission aktiv.
– Kontakt: wolfgang.tiedtke@buecher
hallen.de
E-Learning vor Ort und im Portal
Dieses Projekt wird zunächst real in der
Zentralbibliothek vor Ort entwickelt und
wird virtuell seinen Platz im Internet-Portal finden. Damit wird der oben erwähnte
Modus der Zweigleisigkeit fortgeführt.
Wie die E-Learning-Landschaft letztendBuB | 60 (2008) 01
59
Der konsequenteste Schritt in die »virtuelle« Bibliothek ist die interaktive 3-D-Bibliothek. Die
zurzeit technisch und kostenmäßig realisierbare Variante wäre eine Filiale in Second Life.
Bild: Second Life
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Bibliothek der Zukunft
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Herstellung:
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 44,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 3/2008: 18. Januar
Anzeigenschluss
für Heft 3/2008: 6. Februar
–B
–u
In Hamburg wird in Zukunft der zweigleisige
Weg angestrebt: Attraktive »reale« Medien in
Bürgernähe, Leseförderung und Kulturarbeit
einerseits – vielfältige elektronische Angebote andererseits.
.B
handele sich bei Second Life um ein Spiel
und ein Angebot wäre nicht mit den Zielen einer Öffentlichen Bibliothek zu vereinen, muss berücksichtigt werden.
Aber: Wie war das noch mit den Innovationen? Wie kamen sie in den Markt
und auch in die Bibliotheken? RFID zum
Beispiel war zunächst etwas für Industrie
Was wollen und was sollen wir?
Können wir uns auf unseren öffentlichen Auftrag berufen? Wie war der
eigentlich – »Öffentliche Bibliotheken
sollen alle Bevölkerungsschichten
erreichen«?
w
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Kansas State University
Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann,
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und
Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr.
Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte,
Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt,
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover
. Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel,
Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
Redaktion:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Julia Hellmich (hel)
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter
Mitarbeit von Michael Reisser (rei)
.d
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek e.V.
(www.bib-info.de)
60. Jahrgang,
Nr. 01, Januar 2008
ISSN 0340-0301
Verlag und Anzeigenverwaltung:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
Telefon (0 22 24) 57 75
Telefax (0 22 24) 7 83 10
E-Mail: [email protected]
Anzeigenverwaltung: Gabi Bott
nachweisbar verlässt, dürften sich in einer
gutgemachten 3-D-Bibliothek als AvatarKunde zur Rubrik »Harry Potter« (Buch,
Video, Comic – noch etwas?) durchklicken und aus der 3-D-Bücherhalle Dateien auf iPod, USB-Stick, Laptop oder
E-Paper herunterladen.
Wie bereits erwähnt: Wir wollen die
Kunden – und nicht nur wir, sondern auch
die Zeitungen, Zeitschriften, ARD und
ZDF (mit ihrer Mediathek) – gewinnen,
halten oder auch zurückholen. In den
Wirtschaftsbetrieben und Medienhäusern
ist das Ziel klar: Sie suchen und gewinnen
die Kunden von morgen.
Für uns Bibliothekare ist es heute wichtig, diese Fragen zu beantworten: Was wollen und was sollen wir? Können wir uns auf
unseren öffentlichen Auftrag berufen? Wie
war der eigentlich – »Öffentliche Bibliotheken sollen alle Bevölkerungsschichten
erreichen«? Na dann los! Die Bücherhallen Hamburg haben grünes Licht für den
Ausbau virtueller Aktivitäten, und zwar
nicht von »LindenLab«, sondern von der
Freien und Hansestadt Hamburg. – Wir
sind so frei!
e
(www.b-u-b.de)
w
60
und Großunternehmen. Und dann schreiben wir auf einmal das Jahr 2007, und die
Bücherhallen Hamburg bekommen von
ihren Zuwendungsgebern vier Millionen
Euro, um diese Technik als Pilotanwender
öffentlicher Dienstleistung in Hamburg
einzuführen.
An dieser Stelle soll nicht für den »allein selig machenden Auftritt« in Second
Life plädiert werden, da heute, zumindest
rechtlich, große Bedenken dagegen bestehen. Jedoch eins ist sicher: Bibliotheken
müssen sich kurzfristig Gedanken machen, wie sie sich denen gegenüber verhalten, die virtuelle Spiele bevorzugen und
virtuell kommunizieren wollen.
Gerade die Gruppe der 13- bis 20-jährigen Jugendlichen, die uns statistisch
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
.d
Bibliotheksprognosen
Ein großer Teil dieser Zukunftsdiskussion
läuft auf Prognosen hinaus. Die Prognoseergebnisse erkennt man an der Behauptung, dass etwas in Zukunft der Fall sein
w
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.B
In der bibliothekarischen Fachdiskussion
gibt es immer wieder Beschreibungen und
Aussagen zu Bedingungen und Gestalt
einer zukünftigen Bibliothek. Wer die
Diskussion inhaltlich erschließen und aus
ihr Schlüsse ziehen will, muss allerdings
auf einige Hindernisse gefasst sein; zum
Beispiel bleibt häufig der Status der Aussagen völlig unklar. Handelt es sich um eine
wissenschaftlich erhärtete Prognose, eine
Empfehlung, einen Diskussionsanstoß,
eine Vision oder eher um eine Selbstermutigung? Bei genauerer Betrachtung lassen
sich vier Typen von Bibliotheks-Zukunftsbeschreibungen unterscheiden: Prognosen, Szenarien, Ideale und Utopien. Jens
Ilg hat sie in seiner Masterarbeit an der
Humboldt-Universität zu Berlin genauer
unter die Lupe genommen und die
Ergebnisse für BuB zusammengefasst.
–B
Zukunfts-Diskurs zwischen
Prognose, Selbstermutigung
und Utopie
Autoren präsentieren Prognoseergebnisse
aus einer Expertenbefragung zur Zukunft
der Bibliothek, angepeilt wurde das Jahr
2015. Zu den Ergebnissen gehört unter anderem: »Hauptmedium für Bibliotheken,
so sehen es alle, bleibt nach wie vor das gedruckte Buch.« Ferner sieht der Großteil
der Experten die Bibliothek künftig »in
einer Mischung aus Mediathek und Infothek, Callcenter und Bürgeramt in Verbindung mit der zusätzlichen Rolle eines
Lernortes und Buchmuseums«.2
Charakteristisch für diese Art von Aussagen ist, wie sie gewonnen werden. Soll
eine Prognose vom Blick in die Glaskugel
zu unterscheiden sein, muss unterstellt
werden, dass sie sich anerkannten prognostischen Methoden verdankt, dass
sie begründet und überprüfbar ist. Die
–u
Bibliothekare
in Delphi
ie lässt sie sich beschreiben, die
Bibliothek der Zukunft, die in
der Fachdiskussion immer wieder zum Thema gemacht wird? Konturen
dieser Diskussion lassen sich erkennen,
wenn die Aussagen aus Zeitschriftenartikeln, Monografien, Broschüren und
Web-Publikationen nach formalen Besonderheiten unterschieden werden.1 Man
stößt dann auf mindestens vier Typen von
Zukunftsbeschreibungen: auf Prognosen,
Szenarien, Ideale und Utopien.
e
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Jens Ilg
BuB | 60 (2008) 01
Simulation einer architektonischen Utopie: Der Bau der »Brabentbibliothek«, datiert auf das Jahr
2040, ist ein zylinderförmiger Turm mit frei beweglichen Arbeitskabinen an der Außenseite. Der
Nutzer kann sich darin an eine beliebige Stelle des Bestands navigieren.
Foto: »Bibliotheken 2040«, Bock und Herchen Verlag, Bad Honnef
wird. Das kann sprachlich unterschiedlich
ausfallen, zum Beispiel so: »Die Bibliothek
der Zukunft ist teuer«, oder: »Web 2.0Anwendungen werden künftig eine Rolle
spielen«. Die Aussagen antworten auf die
Frage, welche Gestalt die Bibliothek künftig haben wird oder welche Rahmenbedingungen künftig vorliegen werden.
Ein Beispiel liefert die Broschüre »Portale zu Vergangenheit und Zukunft«: Die
61
Prognostik kennt zwei Methodenwege:
Entweder basiert die Prognose auf Daten
(zum Beispiel eine Hochrechnung). Oder
sie basiert nicht auf Datenmaterial, ist also
qualitativer Art, zum Beispiel eine Expertenbefragungen zur »Zukunft von X« nach
der Delphi-Methode.
Ich gehe davon aus, dass die Bibliotheksprognosen in dieser Diskussion nahezu
ausschließlich auf qualitativem Wege ge-
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Letzte Bücher, Bertelsfrau-Stiftung
und Chefsache Bibliothek
e
Georg Ruppelt erkundet literarische Alternativen zur Wirklichkeit
.d
Bibliotheksszenarien
.B
Im Jahr 2021 lässt es sich die Bundeskanzlerin natürlich nicht nehmen, Bibliothekskongresse persönlich zu eröffnen, berichtet
Georg Ruppelt in seiner neuesten Zukunftsfantasie.
Ein Beispiel sind die von Henk Das, Maija Berndtson und Rolf Hapel erarbeiteten
Szenarien, wohin sich Konzepte kommunaler Bibliotheken entwickeln könnten.3
Dafür wurden die künftig die Bibliotheksentwicklung bestimmenden Faktoren und
deren erwartete Entwicklung identifiziert.
Das sind unter anderem der Rückgang
papiergebundener Buchproduktion, die
Zunahme der Nutzung internetbasierter
Medien und Micropayment. Daraus abgeleitet wurden vier Szenarien der künftigen
Nutzung von Bibliotheksgebäuden, die
sich tendenziell zur »Info-Tankstelle« oder
zum »Gemeindezentrum«, zum »Zentrum
für offenes Lernen« oder zum »Kulturcafé«
entfalten könnten.
Charakterisiert sind Szenarien durch
ihre Methode, die Szenariotechnik. Diese unterscheidet sich von der intuitiven
Prognostik dadurch, dass der Ermittlung
dessen, womit künftig zu rechnen ist, eine
Analyse der auf die Bibliotheksentwick-
w
w
w
Bibliotheksszenarien wiederum erkennt
man am Plural: Sie skizzieren die künftige
Bibliothek in mehreren, für gleich wahrscheinlich gehaltenen und in der Regel
plastischen Beschreibungen. Sie beantworten die Frage, welche möglichen Gestalten
die Bibliothek künftig haben könnte oder
welche relevanten Rahmenbedingungen
künftig möglich sein könnten. Mit Szenarien zu arbeiten bietet sich an, wenn
die Unsicherheit darüber hoch ist, ob
die bedeutenden Entwicklungseinflüsse
bekannt sind, ob sie sich konstant entwickeln und neue nicht hinzutreten werden.
Szenarien rücken ab von der Vorstellung,
dass die Rahmenbedingungen konstant
genug bleiben, um eine Bibliotheksprognose wagen zu können.
1 Berücksichtigt wurden Beschreibungen zur
»Bibliothek der Zukunft« seit den Neunzigerjahren im deutschen Sprachraum.
2 Jürgen Seefeldt, Ludger Syré: Portale zu Vergangenheit und Zukunft: Bibliotheken in
Deutschland. Hildesheim, 2003, Seite 98
und 100. Die dritte Auflage (2007) enthält
diesen Abschnitt nicht mehr.
3 Henk Das, Maija Berndtson, Rolf Hapel:
Einfluss virtueller Medien auf die physische
Bibliothek. Gütersloh, 2002
Wie haben frühere Generationen sich die Zukunft vorgestellt? Welche literarischen Antworten, welche Träume und Albträume beschreiben Dichter und Schriftsteller in ihren
Werken? Georg Ruppelt, Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover,
hat in seinem neuen Buch »Nachdem Martin
Luther Papst geworden war und die Alliierten
den Zweiten Weltkrieg verloren hatten. Literarische Alternativen zur besten der Welten«
(Wehrhahn Verlag, 2007) spannende, heitere, mitunter auch beängstigende Antworten auf Zukunftsfragen zusammengetragen.
Es geht dabei zum Beispiel um die Zukunft
der Bücher in Zukunftsbüchern, um Arbeit
und Arbeitslosigkeit in der utopischen Literatur, um Gott auf Erdenbesuch, aber auch
um Wein- und Weltraumfantasien. Und es
geht um einen bibliothekarischen Kongress
im Jahre 2021, von dem Georg Ruppelt selbst
berichtet. Die Bundeskanzlerin heißt im Jahr
2021 Yüzgül Schiller und lässt es sich nicht
nehmen, den Bibliothekskongress persönlich zu eröffnen. Die Bertelsmann-Stiftung
ist zur Bertelsfrau-Stiftung umgetauft worden. Und die deutsche Bibliotheksgesetzgebung hat ganz Europa inspiriert. Die Gedanken sind frei!
hel
–B
wonnen wurden. Diese Prognoseergebnisse resultieren häufig aus intuitiven
Einsichten mit Blick auf jüngere oder sich
gegenwärtig anbahnende technologische
Entwicklungen und auf Entwicklungen
des Informationsbeschaff ungs- und -verarbeitungsverhaltens der Zielgruppe von
Bibliotheken. Sie entstehen vermutlich in
etwa nach gleichem Muster, wonach eine
relevante Entwicklung als Trend identifiziert und sodann beantwortet wird, wie
dieser sich auf die künftige Bibliotheksarbeit auswirken wird.
Allerdings ist der praktische Wert einer
Bibliotheksprognose eingeschränkt: Zum
einen sind und können sie nur Hypothesen sein. Es ist also allenfalls wahrscheinlich, nicht aber sicher, dass es so kommen
wird. Zum anderen kann der praktische
Wert leiden unter der hohen Fehleranfälligkeit besonders intuitiver Prognosen.
Fehlerquellen können zum Beispiel die
Unterschätzung der Komplexität des Gegenstandes sein, für den etwas prognostiziert wird, beziehungsweise die Komplexität des mit dem Gegenstand verwobenen
Umfelds, oder die Parteilichkeit, die Verzerrung des Prognoseergebnisses durch
eine (vielleicht unbewusst) parteiische
Perspektive des Prognostikers.
–u
62
lung Einfluss nehmenden Faktoren und
deren Zusammenspiel vorangeht.
Vereinfacht dargestellt geht sie so vor:
Zunächst werden alle relevanten Felder
identifiziert, die auf die Bibliotheksentwicklung überhaupt Einfluss nehmen
können, zum Beispiel Recht, Publikationswesen, Energiepolitik, sodann alle die
darin relevanten einzelnen Einflussfaktoren – für das Feld Recht zum Beispiel das
Urheberrecht, die Umsatzsteuer- und die
Buchpreisbindungsgesetzgebung.
Daraus wiederum werden die selektiert,
die für die künftigen Schlüsselfaktoren
gehalten werden; für diese gilt es nun,
vier (oder sechs) mögliche Entwicklungsverläufe anzunehmen (hier kommen Prognosen ins Spiel). Zum Beispiel für den
Schlüsselfaktor »Anteil elektronischer Publikationen an Monografien« für das Jahr
2015 (fiktive Beispielzahlen):
a) nimmt zu auf 25 Prozent,
b) nimmt zu auf 40 Prozent,
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
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4 Elmar Mittler: Die Bibliothek der Zukunft.
In: Bibliothek: Forschung und Praxis, 2
(1996), Seite 259
5 Vgl. zum Beispiel: Gisela Ewert, Walther
Umstätter: Die Definition der Bibliothek. In:
Bibliotheksdienst, 6 (1999), Seite 957– 971
6 Jürgen Blim: Eine gemeinsame Vision in
zwölf Punkten. In: BuB 56 (2004) 4, Seite
294–297
7 Rob Bruijnzeels, Nicole van Tiggelen: Bibliotheken 2040: Die Zukunft neu entwerfen.
Bad Honnef, 2003
BuB | 60 (2008) 01
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e
on Brabant sein, die den gesamten Buchbestand dieser Region aufnimmt und in
einem zylinderförmigen Bücherturm systematisch aufgestellt präsentiert. Der Bau
hat nur eine Etage, einen spiralförmig
ansteigenden stufenlosen Aufgang. Die
Arbeitskabinen sind auf der Außenseite
des Turms frei beweglich angebracht, die
der Nutzer so an eine beliebige Stelle des
Bestands navigieren kann. Die immer geöffnete Bibliothek ist zugleich das Zentralgebäude eines Komplexes, zu dem unter
anderem ein Theater, ein Bahnhof und ein
Supermarkt gehören.
Bibliotheksutopien verdanken sich, anders als Bibliotheksprognosen und -szenarien, einer Reflexion: Was eigentlich macht
eine Bibliothek aus? Was sollte sie bewirken, was sollte sie lassen? Die ebenfalls in
»Bibliotheken 2040« veröffentlichte Utopie »Bibliothéque d’amis« zum Beispiel resultierte aus der Überlegung, dass sich eine
Bibliothek durch Selektion und radikale
Reduktion auf »gute Bücher« auszeichne;
diese Utopie konnte die Informationsversorgung durchaus mit zwei Büchern pro
Jahr bestreiten. Für Bibliotheksutopien
typisch ist auch die gezielte Ignoranz der
Realisierbarkeit ihrer Konzepte, die für die
irrealen, unorthodoxen Lösungen verantwortlich ist. Diese Ignoranz findet sich bei
keinem der oben genannten Typen. Damit
fehlt Utopien wie Idealen auch der prognostische Charakter; die Datierung auf einen bestimmten Zeitpunkt ist nicht prognistisch gemeint, sondern methodischen
Gründen geschuldet.
Das Studium von Bibliotheksutopien
kann dennoch so lohnenswert sein wie das
realer Bibliotheken (zum Beispiel als Best
Practise-Studie). Es liegt auf der Hand,
dass Utopien nicht allein der Unterhaltung dienen, sie können eine besonders
gute Inspirationsquelle für Lösungsideen
zu realen Problemen sein. Diese Ansicht
teilte zum Beispiel auch die ESA, die von
2000 bis 2001 Science Fiction-Literatur
auswerten ließ hinsichtlich Lösungen für
Weltraumtechnologien (Projekt »Innovative Technologies from Science Fiction«).
Neben Preisauslobungen für die beste reale Bibliothek könnten also auch solche für
fiktive Bibliotheken treten.
–B
Bibliotheksutopien
Eine Bibliotheksutopie tut gewissermaßen
so, als sei ein bestimmtes Bibliothekskonzept realisiert – aber nur in dieser Utopie,
die häufig auf einen willkürlich gewählten
fernen Zeitpunkt datiert wird. Zweitens
lassen sich Utopien an ihren irrealen Bibliothekskonzepten erkennen, die darin
fiktiv realisiert wurden. Irreal sind Konzepte, wenn sie auf Technologien beruhen,
die heute als unmöglich gelten (ScienceFiction), irreal und damit utopisch sind sie
aber auch, wenn sie aus Technologien oder
Praktiken hervorgehen, die in der BIDBranche unüblich sind, zum Beispiel wenn
in der Utopie das Modell der Verzinsung
aus dem Kreditwesen auf die Bibliothek
übertragen wird, die ihre Medien gegen
Medienzins ausleiht (fünf Bücher leihen,
sechs zurückbringen etwa).
Ein Beispiel aus »Bibliotheken 2040«7
ist die architektonische Bibliotheksutopie
»Brabantbibliothek« von Winny Maas. Sie
soll die zentrale Bibliothek für die Regi-
w
Der Inhalt von Bibliotheksidealen sind
allgemeine wünschenswerte Rahmenbedingungen und Gestalten von Bibliotheken. Sie antworten auf die Frage, wie oder
was die Bibliothek sein sollte. In ihnen
drückt sich aus, welcher allgemeine Zweck
mit einer Bibliothek angestrebt werden
sollte (zum Beispiel anerkannter Teil der
Bildungsinfrastruktur zu sein) und mit
welchen allgemeinen Mitteln gearbeitet
werden sollte (zum Beispiel mit einem
Gesamtkatalog aller nachgewiesenen
Publikationen mit lokaler Sicht). Auch
wenn Bibliotheksideale zukunftsbezogen
formuliert werden, machen sie keine Voraussagen; ihnen fehlt die prognostische
Kraft.
Ein Beispiel ist die von Elmar Mittler
beschriebene Zukunftsbibliothek: »Für die
Bibliothek an der Schwelle des 3. Jahrtausends und ihre Dienstleistungen möchte
ich (…) sechs Ziele aufstellen, die als utopisches Ideal wirken müssen (…). In der
Bibliothek der Zukunft bekommt man als
Nutzer 1. alles, was man braucht, 2. alles,
–u
Bibliotheksideale
wie man es braucht, 3. alles, wann man es
braucht, 4. alles, wohin man es braucht, 5.
mehr, als man weiß, 6. alle veröffentlichten Informationen im freien Zugriff.«4
Bibliotheksideale sind keine Ziele. Sie
sind nicht erledigt, wenn tatsächlich hier
oder dort der Idealzustand eingetroffen
ist. Die Bibliotheksgeschichte ist voll von
Bibliotheksidealen. Für die historische
Universalbibliothek bestand das Ideal im
unendlichen Sammeln, Bewahren und
Erschließen aller Publikationen an einem
Ort, in der Aufklärung war die Demokratisierung des Wissens das Ideal, und heute
besteht ein Ideal in der Dienstleistungsund Bildungsorientierung.
Diese Variabilität belegt, dass es Zuschreibungen sind, und zwar Zuschreibungen dessen, was eine Bibliothek, immer
nahezu naturgemäß, sein sollte. Das Ideal
wird nicht einfach daraus abgeleitet, wie
eine Bibliothek wissenschaftlich definiert
ist.5 In dieser Beliebigkeit steckt auch ein
Problem: Der Bibliothek lassen sich unendlich viele Zwecke zuschreiben – was auch in
dieser Diskussion geschah –, sie lassen sich
aber nicht im selben Umfang anstreben.
Bibliotheksideale sind auch in Leitbildern im Einsatz, die als »Richtungsweiser«
(Konrad Umlauf) Orientierungsfunktion übernehmen. In das gemeinsame
Leitbild Öffentlicher Bibliotheken in
Baden-Württemberg ist dieses Ideal eingegangen: »Die Leistungen der Bibliotheken
werden von ihren Trägern durch ausreichende finanzielle, personelle, räumliche
und technische Ausstattung gesichert.«6
.B
c) nimmt wieder ab auf 5 Prozent,
c) stagniert bei 15 Prozent.
Die angenommenen Trends aller Schlüsselfaktoren lässt man sodann gedanklich
aufeinander wirken, sodass daraus vier
Übersichten künftig möglicher Entwicklungen entstehen. Das Verfahren endet
mit deren anschaulicher Beschreibung
anhand ihrer hervorstechenden Charakteristika.
Mit Szenarien und Prognosen kann der
Unsicherheitsgrad, was künftig sein wird,
reduziert werden, indem der Informationsgrad erhöht wird. Diese Information
dient unter anderem der Festlegung strategischer Ziele und dem Ideenmanagement,
wo es um systematisches Verbessern und
Neuentwickeln von Bibliotheksprodukten
geht (zum Beispiel Web-2.0-Dienstleistungen), wofür das ständige Beobachten
technologischer Trends und künftiger Herausforderungen unentbehrlich ist, sogenanntes Environmental Scanning.
63
Jens Ilg, ursprünglich gelernter Koch, studierte
Philosophie und Theaterwissenschaft. Im Jahr 2007
schloss er das Bibliotheksreferendariat an der Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen ab. Seit 2008
arbeitet er als Fachreferent für Philosophie und
Theologie an der Universitätsbibliothek Würzburg.
– Kontakt: [email protected]
64
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Wo man Gespräche
ausleihen kann
.d
–B
Textes: Man kann nicht mehr aufhören!
Der Veranstaltungstag brachte der Bibliothek einen Besucherrekord.
Aber vor allem entpuppte sich dieses
Konzept als sehr erfolgreich in Sachen
neue Kontakte und öffentliche Wertschätzung. Die Kontakte zu den »Lebenden Büchern« schufen neue Anknüpfungspunkte
für das Netzwerk der Bibliothek. Ideen für
zukünftige Zusammenarbeit wurden entwickelt. Das Projekt hat zahlreiche Unterstützer gefunden, unter anderem den Förderverein der Stadtbibliothek, »Inwent«3
und die Kampagne »Alle anders – Alle
gleich«4. Die ganze Aktion wurde zudem
beinahe vollständig durch Sponsorengelder finanziert.
Als einen Meilenstein bei der Entwicklung einer Zukunftsvision für Öffentliche
Bibliotheken lobte Stefan Komoß, Stadtrat
für Bildung, Kultur und Sport, die Initiative in seiner Eröffnungsrede. Die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle stellte sich
selbst als »Lebendes Buch« zur Verfügung.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin,
Klaus Wowereit, schrieb ein Grußwort.5
Das Medienecho war vor und nach der
Veranstaltung groß. Im Vorfeld wurde das
Ereignis in einem Live-Radiointerview
beworben. Zahlreiche Vertreter der Presse waren am Veranstaltungstag vor Ort.
Ein Aufnahmeteam des ZDF drehte einen
Beitrag für die Sendung »Sonntags«. Die
Bibliothek konnte sich gemäß ihrem Leitbild als Ort der Begegnung und Kommunikation beweisen.
Nur durch ein vielfältiges und ideenreiches Angebot kann sich eine »grenzenlose Bibliothek«6 entwickeln, die auch den
–u
S
w
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w
tatt Bücher gab es Gespräche mit
Menschen auszuleihen, die sich für
die Gesellschaft engagieren, außergewöhnliche Berufe ausüben und ungewöhnliche Lebenskonzepte verfolgen.
So sind auch Menschen miteinander ins
Gespräch gekommen, die sich sonst wahrscheinlich niemals kennengelernt hätten.
Die aus Dänemark stammende Idee der
»Living Library«2 wurde in der Berliner
Mark-Twain-Bibliothek im Bezirk Marzahn-Hellersdorf konzeptionell verändert:
Statt um das Thema Antidiskriminierung
ging es um die Bibliothek als Ort der Begegnung und des Dialogs. Ausleihen ließen
sich 14 Personen, darunter ein Entwicklungshelfer, ein Pastor, eine GreenpeaceAktivistin und ein Paralympics-Athlet.
Am Projekttag waren Schülerinnen und
Schüler einer fünften Klasse die ersten
Gäste – sie wollten sich kaum von ihren
Gesprächspartnern trennen. Die Mittagsstunden waren für zwei elfte Klassen reserviert. Rege Gespräche erfüllten die Räume
zwischen den Regalen.
Am Nachmittag waren Einzelgespräche möglich, die »Entleiher« hatten sich
ihre »Lebenden Bücher« dafür sogar vormerken lassen. Viele der Besucher waren
so begeistert von ihrer »Lektüre«, dass die
ursprünglich geplanten 30 Minuten Gesprächszeit nicht ausreichten. Es war eben
genau wie beim Lesen eines faszinierenden
Bei der Aktion »Lebende Bücher in der Bibliothek« nach dänischem Vorbild kommen sich Menschen näher, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten. Wie Oumar Diallo, Leiter des AfrikaHauses Berlin, und die ältere Dame, die ihn zum Gespräch ausgeliehen hat.
Foto: Schachner
.B
Die Öffentliche Bibliothek der Zukunft
braucht ein ganz neues dialogisches Element, um zum sozialen Begegnungsraum
zu werden. Öffentliche, frei verfügbare
Räume gewinnen in der Gesellschaft des
21. Jahrhunderts an Bedeutung. Gemeint
sind die raren Orte in Stadt und Kommune, an denen Menschen sich ohne
Konsumzwang aufhalten und ideologieund konfessionsunabhängig in Dialog
treten können. So wie in dem Projekt
»Lebende Bücher in der Bibliothek«1, das
die Mark-Twain-Bibliothek im Berliner
Bezirk Marzahn-Hellersdorf anlässlich
des Welttag des Buches ausprobiert hat
– und mit vielen Besuchern, einem großen
Medienecho und einem Grußwort vom
Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit belohnt wurde.
e
»Lebende Bücher in der
Bibliothek« in Berlin MarzahnHellersdorf
sozialen Bedürfnissen einer technisierten
Gesellschaft entspricht. Angebote wie das
Konzept der »Living Library« fügen Bibliotheken dialogische Komponenten hinzu. Menschen sollen sich dort wohlfühlen
und nicht lediglich Medienspeicher vorfinden.
Eine Schülerin beantwortete die Frage,
ob sie durch die Aktion etwas Neues gelernt habe mit den Worten: »Ja, dass die
Welt viel komplexer ist, als ich dachte.«
Wenn Bibliotheken zu dieser Erkenntnis
verhelfen und neugierig machen auf die
komplexe Welt, dann haben sie einen großen Teil ihrer Aufgabe erfüllt.
Maike Niederhausen, Niko Schachner
1 Die Aktion wurde gemeinsam geplant und
organisiert von Niko Schachner, Absolvent
der FH Potsdam, und Maike Niederhausen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliotheken in Marzahn-Hellersdorf.
Zum Weiterlesen: Niko Schachner: Lebende
Bücher in der Bibliothek: Umsetzung eines
»Living Library«-Projektes und die Bedeutung des Konzeptes für die bibliothekarische
Arbeit. Diplomarbeit, FH Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften. Die Arbeit
erhielt den Hochschulpreis der FH Potsdam.
2 Siehe auch: Ronni Abergel: Don’t jugde a book by its cover! The Living Library
Organiser’s Guide. Budapest: Council of
Europe Publishing, 2005
3 Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH: www.inwent.org
4 Kampagne »Alle anders – Alle gleich«: www.
jugendkampagne.de
5 Das Grußwort von Klaus Wowereit zu »Lebende Bücher« ist zu finden unter: www.stbmh.de/Projekte/3.html
6 Maija Berndtson: From a Hybrid Library to
a Boundless Library. Libraries in the Ubiquitous Society, 2006
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
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BuB | 60 (2008) 01
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3-D-Modelle helfen bei der Gestaltung
eines Architekturmodells. Die geplanten
Räume können mithilfe der computeranimierten Visualisierung zunächst
umfänglich ausgestattet und dekoriert
werden – und dann kann auch schon die
erste »Kamerafahrt« durch das Gebäude
beginnen. Alle Räume lassen sich jetzt aus
verschiedenen Blickwinkeln betrachten,
Licht- und Materialvariationen können
simuliert werden. An der Stuttgarter
Hochschule der Medien (HdM) wird zurzeit ein Bibliotheksneubau geplant, um
darin eines Tages die auf zwei Standorte
verteilte Hochschulbibliothek zusammenzuführen. Für den Neubau gibt es schon
Zeichnungen und Modelle – und sogar ein
computeranimiertes 3-D-Modell, mithilfe
dessen man virtuell durch die Räume
von morgen schlendern kann.
Gesamtsituation überschaubar machen,
Farben und Formen können blitzschnell
geändert werden, virtuelle Rundgänge attraktiv animiert werden.
Bislang Unsichtbares kann sichtbar gemacht werden, verschiedene Schnitte und
Ansichten können weitgehend problemlos
erstellt werden.
Kompliziertes kann man darstellen
und damit vereinfachen, sodass die Sachverhalte von allen Betrachtern schnell visuell erfasst und intuitiv verstanden werden können.
Einzelne Raumsituationen können detailliert betrachtet werden.
Die verbesserte Kommunikation kann
möglicherweise dabei helfen, Kosten einzusparen (weil Fehler beziehungsweise
daraus resultierende Änderungen beim
Bauen vermieden werden).
Die erarbeiteten Modelle können später
weiterverwendet werden (als Werbung auf
der Website oder etwa bei der Erstellung
von Leit- und Orientierungssystemen).
3-D-Visualisierungen können dabei
helfen, Investoren für eine Bibliothek zu
gewinnen, etwa bei Public Private Partnerships (PPP).
Es entstehen insgesamt, zum Vorteil aller Beteiligten, aussagekräftige Entwurfsszenarien, die dabei helfen, dass optimale
Entscheidungen getroffen werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dies sei hier abschließend nur kurz angedeutet, dass die
in der bibliothekswissenschaftlichen Literatur viel beschriebene Kluft zwischen
architektonischem Entwurf und bibliothekarischem Konzept2 dadurch verringert werden kann, dass auch bauende Bibliothekare sich auf das Feld der Ästhetik
wagen, ihre Ideen per CAD entwickeln
und den verschiedenen Projektpartnern
anschaulich darstellen können.
Die Kommunikationsdefizite der beiden
wichtigsten Generalisten3 im Planungsprozess werden durch die Technik verringert. Die architektonisch-künstlerischen
Konzepte werden mit bibliotheksfachlichen Konzeptionen konfrontiert, und die
Praxistauglichkeit der Planung kann überprüft werden. Dabei ist zunächst offen,
welcher der beiden Partner, im Sinne einer
–B
Computeranimierte 3-DModelle visualisieren Räume,
die in Zukunft real werden sollen
–u
Spaziergang
durch die gedachte
Bibliothek
E
in verhältnismäßig neuer Trend sind
interaktive 3-D-Visualisierungen im
Internet (Web3D); als stellvertretende Beispiele seien Google-Earth und
die diversen Web-Routenplaner genannt.
Doch gehen wir erst mal einen Schritt zurück: CAD-Programme1 können nicht nur
technische Zeichnungen, sondern auch
sogenannte Volumenmodelle erstellen.
Mit deren Hilfe können Konstruktionen
entwickelt werden; neben dem Auto- und
Schiffsbau, Maschinen- und Anlagenbau
auch im Bibliotheksbau.
Mit diesen Volumenmodellen kann
man, mit geeigneter Software, interessante Simulationen durchführen – wie etwa
Belastungssimulationen von Materialien
oder Bauteilen, Farbsimulationen von
Wänden, Böden, Decken, Klimasimulationen verschiedener Temperaturen und
Lichtsimulationen in unterschiedlichen
Bereichen von Bibliotheksbauten. Die
Simulation und Visualisierung hat offensichtlich einen hohen Stellenwert in der
Architektur erlangt und wird vielfältig
eingesetzt.
Dank der heutigen 3-D-Technik ist fast
jeder Personal Computer in der Lage, 3-DVisualisierungen in Echtzeit darzustellen.
Das hat vielfältige Vorteile:
Vor allem ist es möglich, verschiedene
Raumsituationen fotorealistisch darzustellen und damit den Projektpartnern
sehr eindrücklich zu präsentieren.
Dies betriff t die gesamte (in unserem
Fall oft städtebauliche) Umgebung, die
bereits bestehenden Anlagen, die Außenund die Innenräume.
Diese können in verschiedenen Lichtverhältnissen beobachtet werden (Tages- und Nachtlicht, in der Dämmerung,
der Sonnenstand kann simuliert werden,
ebenso der Schattenwurf, und neben dem
natürlichen Licht kann auch das Kunstlicht »berechnet« werden).
3-D-Visualisierungen gewähren vor
allem in der Entwurfsphase eine enorme
Hilfestellung für die Gestaltung. Die Tatsache, Räume zunächst uneingeschränkt
ausstatten und dekorieren zu können, anschließend virtuell zu durchgehen und alle
Räume aus verschiedenen Blickwinkeln
zu betrachten, schaff t zahlreiche, neue
und nützliche Möglichkeiten:
Bei Veranstaltungen vor Entscheidern
(Kommunalpolitiker, Bauamt) kann eine
Präsentation/Simulation überzeugend die
Bibliotheksplanung »ins rechte Licht rücken« und eine nicht unerhebliche Argumentationshilfe darstellen.
Die Perspektiven dazu sind frei wählbar, Bauobjekte können in eine simulierte Umwelt eingefügt werden und die
.B
Erik Friedling, Martin Götz,
Claudio Schmidt
65
1 Computer-Aided-Design
2 Vgl. Klaus Ulrich Werner: Muss der Direktor
immer dabei sein? Gedanken eines bauenden
Bibliothekars. In: Libreas 1/2005. (www.libreas.de)
3 Vgl. Konrad Heyde: Bibliotheksplanung im
Spannungsfeld ästhetischer und funktionaler Konzeption. In: Bibliothekskultur entwickeln: 50 Jahre Staatliche Fachstelle für das
öffentliche Bibliothekswesen Freiburg. Redaktion: Volker Barnbrock und andere
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
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Im Jahr 2001 entstand durch die Fusion
der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) mit der Hochschule für Druck und Medien (HDM)
die neue Hochschule der Medien (HdM).
Verwaltungsschwerpunkt wurde dabei
der Standort der ehemaligen Hochschule
für Druck und Medien am Unicampus
in Stuttgart-Vaihingen. Die ehemalige
Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen in der Stadtmitte wurde
zur Außenstelle beziehungsweise zum
Sitz der neugegründeten Fakultät »Information und Kommunikation«. Die
bisher getrennten eigenständigen Fachhochschulbibliotheken verschmolzen zu
einer großen Bibliothek mit nunmehr zwei
gleichwertigen Standorten.
Um auch ein räumliches Zusammenwachsen der bisher getrennten Hochschulen zu ermöglichen, wurde politisch schon
sehr früh die Planung eines separaten
Erweiterungsbaus am Hauptstandort in
Stuttgart-Vaihingen in Aussicht gestellt,
zumal die räumliche Situation der ehemaligen HBI mit den angemieteten Räumen
bereits vor der Fusion als ewiges Provisorium galt. Schon seit Ende der Siebzigerjahre war immer wieder ein Neubau für
die stark expandierende HBI vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst Baden-Württemberg versprochen
worden. Die beiden getrennten Bibliotheken sollten mit dem Wegfall des zweiten
Standorts räumlich zusammengelegt werden.
Da eine Integration der Bestände vom
Standort Stadtmitte in die Bibliothek am
HdM-Hauptstandort aus Platzgründen
unmöglich ist, war schnell klar, dass die
zusammengelegte Bibliothek in einem
Neubau entstehen musste. Ein Hauptgedanke war: Die Bibliothek als zentrale
Einrichtung der Hochschule garantiert
die funktionale Anbindung des Neubaus
an den gesamten Gebäudekomplex der
Schon beim Erstellen des Raumbuches
wurde klar, dass die Gesamtplanung des
Neubaus den in Aussicht gestellten finanziellen Rahmen sprengen würde. Sowohl die
Fakultät als auch die Bibliothek mussten
erhebliche räumliche Abstriche machen.
Die benötigte Mindestfläche umfasste laut
Raumbuch 2 000 Quadratmeter ohne zu
erwartenden Bestandszuwachs, verfügbar
waren aber nur 1 500 Quadratmeter.
Es galt deshalb, eine optimale Umsetzung zu finden. Es galt, keinen Platz zu
verschwenden und dennoch eine Bibliothek zu bauen, die sowohl modernsten
technischen Gesichtspunkten (RFID,
WLAN-Anbindung,
Medienrückbuchungs- und Sortieranlage, Selbstverbuchungsterminals) und funktionalen
Aspekten (Einzel- und Gruppenarbeitsplätze, Seminarräume, Mediothek, fle-
–B
Ausgangssituation in Stuttgart
Hochschule und sorgt für eine schnelle Integration der bisher separaten Fakultät 3 in
den Hochschulbetrieb am gemeinsamen
Standort.
Konkrete Planungen führten schon im
Mai 2002 zu einem ersten Raumbuch für
die Berechnung des Flächenbedarfs, in
dem die gesamte Fakultät 3 (vormals HBI
mit circa 800 Studenten und 30 Professoren) und die zusammengelegte neue Bibliothek unterzubringen ist. Von Anfang an
war also an keinen reinen Bibliotheksneubau gedacht. Die Bibliothek muss sich den
Neubau sowohl räumlich als auch finanziell mit der Fakultät 3 teilen.
Unterzubringen sind circa 120 000 Medieneinheiten, davon circa 400 laufende
Fachzeitschriften, 7 000 Prüfungsarbeiten, 6 000 Filmvideos und DVDs, ein
Kindermedienzentrum mit 4 500 Kinder-
–u
attraktiven und faszinierenden Bibliothek,
zurückstecken muss.
Auf jeden Fall kann die 3-D-Visualisierung Bibliothekaren dabei helfen,
eine selbstbewusste Bibliothekskultur zu
entwickeln.4 Die starre Rollenverteilung:
»Bibliothekare fordern, Architekten entwerfen, Juroren entscheiden, Politiker
entscheiden erst recht«5 wird, zumindest
die ersten beiden Punkte betreffend, ein
wenig aufgelöst. Dies wird im Folgenden
anhand des Planungsprozesses der neu zu
bauenden Bibliothek der Hochschule der
Medien in Stuttgart veranschaulicht.
.B
66
Fertig eingerichtetes 3-D-Modell vom Erdgeschoss der geplanten Hochschulbibliothek
Modell: Claudio Schmidt, Sheena Weidt
und Jugendmedien, eine Comicsammlung, etwa 2 500 Tonträger, 350 Einheiten
Computerspiele und Lernsoftware, eine
Sammlung von 250 Gesellschafts- und
Brettspielen, umfangreiche Magazinbestände, ein klimatisiertes Wertarchiv mit
Faksimileausgaben und Rara zur Bibliotheks-, Buch- und Druckgeschichte, die
Sammlung aus der Stiftung schönste Bücher, eine separate Frauenbibliothek mit
circa 2 000 Medieneinheiten und Arbeitsplätze für sieben Bibliotheksmitarbeiter,
einen Auszubildenden und mehrere Hilfskräfte. Das Angebot der Bibliothek richtet
sich an circa 4 000 Studenten und 200
Mitarbeiter.
xible Ausstellungsflächen, Cateringzone,
Leseecken, Chill-out-Zonen, Infopoints,
Neuerwerbungsregale, Selbstabholerregale für Vormerkungen) als auch ästhetischen Ansprüchen genügen soll.
Dabei sollte sie möglichst behindertengerecht und flexibel sein, um auch zukünftigen Anforderungen gerecht werden zu
können.
Grundvoraussetzung dafür wird eine
Reduzierung des frei aufgestellten Medienbestands auf maximal 60 000 Einheiten
sein (50 Prozent des aktuellen Gesamtbestands). Erreicht soll das werden durch:
strenge Revision der Bestände,
Verzicht auf alle entbehrlichen DubletBuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
Das Papier-Verfahren
Das Nachbau-Verfahren
.d
Das Nachbau-Verfahren setzt den Plan
des Architekten in einem Nachbau aus
Papier, Karton oder sonstigen Materialien
um. So wird ein erster Eindruck des Bauvorhabens möglich. Dieser kann auch von
Architektur-Laien, welche Bibliothekare
häufig sind, und Personen mit geringerer
räumlicher Vorstellungskraft untersucht,
verstanden und, falls nötig, geändert werden. Dieses Modell kann dem Architekten gezeigt werden, der wiederum die gewünschten Änderungen eventuell besser
nachvollziehen kann.
Das computeranimierte 3-D-Modell:
Das 3-D-Modell vereint die Vorzüge des
Nachbaus mit der Möglichkeit, die neu
zu bauenden Räume auch virtuell zu begehen.
Für den Bibliotheksbereich stellt die
Firma Lenk ein CAD-Programm9 zur
Verfügung, mit dem Räumlichkeiten virtuell dargestellt werden können und das
vom Bibliothekar mit den gewünschten
Elementen bestückt werden kann. Der
Vorteil dieses Programms ist, dass es auf
eine Datenbank zurückgreift, die alle lieferbaren Elemente der Firma Lenk beinhaltet. Die ausgewählten Möbel können
direkt von der Firma aus dem 3-D-Modell
gelesen und entsprechend den Wünschen
der Bibliothek angefertigt und geliefert
werden. Der Nachteil dieses Programms
4 Vgl. Ebd.
5 Wolfram Henning: Bibliotheksbauten für das
Medienzeitalter? Impulse und Konventionen
am Beispiel einiger Wettbewerbe. In: Askan
Blum / Wolfram Henning (Hrsg.): Bibliothek
in der Wissensgesellschaft: Festschrift für Peter Vodosek
6 Siehe Pläne auf der Homepage der HdM unter www.hdm-stuttgart.de/hochschule/einrichtungen/bibliothek/neubau/
7 Diese wurden im studentischen Projekt »Bibliothek 2009 – Entwurf einer Konzeption für
die neu zu bauende Bibliothek der Hochschule der Medien, Stuttgart (HdM)« im Wintersemester 2006/07 an der HdM erarbeitet
beziehungsweise nachvollzogen.
8 Zum Beispiel der DIN-Fachbericht 13 oder
etwa die HIS-Empfehlungen.
9 Lizensierungsplichtige Software der Firma
Arcon
10 SketchUp Homepage: www.sketchup.com
11 Die professionelle Version beinhaltet Exportmöglichkeiten in andere Formate sowie die
Integration von Zusatzmodulen. Kosten circa
500 US-Dollar
12 In Google Sketchup 5 (Deutsche Version ) ist
in der kostenlosen Version nur der Export von
Dateien in Bildformate, wie beispielsweise
JPG, möglich. Der Export in andere CADFormate ist nicht möglich. In der kostenlosen
Version von Google Sketchup 6 (Englisch)
sind die selben Exportfunktionen wie in Version 5 gegeben. Zusätzlich können Dateien
aber auch als Video exportiert werden.
13 Claudio Schmidt für das Erdgeschoss, Sheena
Weidt für das Obergeschoss
w
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.B
–u
Für diejenigen, die gut mit Plänen umgehen können bietet sich die altbewährte
Methode des Arbeitens mit und auf den
Plänen des Architekten an. Dabei werden
benötigte Elemente der Einrichtung wie
beispielsweise Regale, Arbeitsplätze und
Opac-Stationen aus Pappe oder Papier
zweidimensional maßstabsgetreu nachgefertigt (einfach aufgemalt und ausgeschnitten) und auf dem Plan angeordnet
und gegebenenfalls aufgeklebt.
Diese Methode ist die Grundlage für
alle anderen Methoden, da sie auf den Plänen des Architekten basiert und durch das
Papier-Verfahren eine erste Umsetzung
des Raumprogramms und damit eine
grundlegende Aufteilungen der Räume
vorgenommen werden kann.
Auch im Projekt »Bibliothek 2009« waren die Pläne der Architekten die Grund-
BuB | 60 (2008) 01
Erik Friedling, geboren 1966, verheiratet, zwei Kinder,
absolvierte zunächst
eine Buchhändlerlehre und studierte
anschließend Buchwesen, Komparatistik und Informationswesen. Es folgte das Studium an der
Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) in Stuttgart mit dem
Abschluss als Diplom-Bibliothekar (WB).
Er absolvierte Praktika in Redaktionsarchiven verschiedener Regionalzeitungen
und war in der Bibliothek der evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen
in Reutlingen tätig. Er leitet seit 2000 die
Bibliothek an der Hochschule der Medien
(HdM), die durch die Fusion zwischen der
Hochschule für Druck und Medien mit
der HBI im Jahr 2001 entstanden ist.
– Kontakt: [email protected]
e
lage für eine erste Verteilung des Mobiliars
und die Schaff ung verschiedener Bereiche
im Neubau. Dabei wurde schon gleich optisch deutlich, dass der aktuelle Bestand
der Bibliothek im Neubau nicht untergebracht werden könnte, wenn die Richtlinien für Bibliotheksbauten8 auch nur halbwegs angewandt und befolgt würden.
–B
ten und nicht mehr dem Nutzungsprofil entsprechenden Medien,
Auslagerung in ein neues Archiv im
Altbau mit Kompaktanlage,
verstärkten Ausbau der digitalen Angebote (E-Journals statt Printausgaben,
Digitalisierungprojekte, Volltextspeicher),
Notebookverleih anstelle von stationären PC-Arbeitsplätzen.
Der Bauentwurf vom Universitätshochbauamt Stuttgart machte das Rennen.
Besonderheiten sind: eine markante Architektur in Form eines spitz zulaufendes
Halbovals, unterschiedliche Stockwerkzahlen, eine Bibliothek auf zwei Etagen,
verbunden mit Wendeltreppe, halbrunde
Formen und spitze Winkel, überwiegend
Glaswände, zwei Bibliotheksinnenhöfe.6
Auf dieser Grundlage bieten sich verschiedene Varianten der Planung und Visualisierung an.7
Dr. Martin Götz,
geboren 1961, studierte von 1987 bis
1990 an der FHB
Stuttgart (ÖB) und
war danach zwei
Jahre lang als Assistent am Fachbereich Information
und Dokumentation
tätig. Von 1992 bis 1995 absolvierte er
das Magisteraufbaustudium Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und war von 1995
bis 2001 als Berater an der Staatlichen
Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg tätig. Im Jahr 2000
promovierte Martin Götz an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema
Öffentlichkeitsarbeit, nahm Lehraufträge für die HdM Stuttgart wahr und
arbeitete als Berater bei der Hessischen
Fachstelle Wiesbaden. Von September
2004 bis März 2006 war er Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes BIB
der Landesgruppe Hessen. Seit 2005
ist er Mitglied des Standing Committee »Library Buildings and Equipment«
der IFLA. Seit März 2006 lehrt Martin
Götz als Professor an der HdM Stuttgart mit den Lehrgebieten Bibliotheksbau, Kulturmanagement, Bibliothekspolitik und Bibliothekskonzepte. – Kontakt:
[email protected]
Claudio Schmidt ist
Diplom-Bibliothekar und studierte bis
Februar 2007 an der
Hochschule der Medien Stuttgart.
Er arbeitet im Bereich Postal Service der Celesio AG
Stuttgart. – Kontakt:
[email protected]
67
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Bibliothek der Zukunft
Studierenden-Unterstützungs-Systeme nach
US-amerikanischem Vorbild
als Zukunftsmodell
w
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.d
Die Uni-Bibliothek,
dein Freund und
Helfer
D
ie Bibliothek ist das Herz einer jeden Universität. Dort werden in
Seminaren, Workshops, Vorträgen und Vorlesungen die akademischen
Schlüsselkompetenzen vermittelt: Lernen
und Studieren lernen, Bibliotheksaufbau,
Recherchekompetenz, Nutzung elektronischer Medien, Umgang mit Datenbanken und Netzwerken, Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens, Verfassen von
wissenschaftlichen Texten, Publizieren,
Erlernen von Fremdsprachen, lebenslanges Lernen.
Ein Blick über den Atlantik zeigt uns
die Funktionsweise von Universitätsbibliotheken in den USA. Dort ist vieles lebendig, was in Deutschland allenfalls als
Vision erscheint. Durch den Bologna-Prozess haben wir das angloamerikanische
Bildungssystem übernommen, haben
Bachelor- und Master-Studiengänge und
Credit-Points eingeführt. Eins ist dabei
aber zu kurz gekommen: der Student-Support-Service.
e
Margaret Parks,
Heinz-Konrad Reith
–u
–B
In Deutschland sehen die Studierenden
die Universitäts- und Hochschulbibliothek
oftmals lediglich als Buchverwahr- und
Verleiheinrichtung. In den USA dagegen
ist sie »das Herz der Universität« – nicht
zuletzt durch die dort angesiedelten Services der Studierenden-Unterstützungssysteme der Hochschule. In den »Student-Support-Services« laufen alle Fäden
zusammen: von Orientierungswochen
und Schulungen bis Praktikavermittlung
und Hilfe bei der Wohnungs- und Jobsuche. Margaret Parks und Heinz-Konrad
Reith empfehlen den Universitäts- und
Hochschulbibliotheken, sich mit solchen
Systemen in Zukunft einen prominenten
Platz im Zentrum des Campuslebens zu
sichern und bieten mit ihrem Projektteam
Hilfe bei der Enwicklung und Implementierung solcher Services an.
w
ist die nicht ganz einfache Bedienung, bei
der selbst versierte Computernutzer überfordert sein können.
Im Jahr 2006 erwarb Google das Software Unternehmen @Last Software und
stellt seitdem eine kostenlos nutzbare Version der Software SketchUp im Internet
zum Download bereit.10 SketchUp ist ein
einfach zu bedienendes Programm, das es
ermöglicht, architektonische Vorhaben im
dreidimensionalen Raum darzustellen,
und diese über das »Google Warehouse«
anderen Nutzern der Software zur Verfügung zu stellen.
Die Vorteile dieses CAD-Programms
sind einfache Bedienbarkeit und die kostenlose Nutzung des Programms in der
Standardversion11 sowie die Nutzung
der Inhalte des Google Warehouses. Ein
Nachteil des Programms sind die eingeschränkten Exportmöglichkeiten.12 Auch
fehlt das Angebot, direkt aus dem Programm Elemente der Bibliotheksausstattung bestellen zu können.
Im Projekt »Bibliothek 2009« an der
HdM Stuttgart wurde Google SketchUp
in der englischsprachigen Version 6 verwendet. Diese bietet gegenüber der deutschen Version 5 einige Vorteile, vor allem
die Möglichkeit, das Modell als Film zu
exportieren. Nach einer circa eineinhalbstündigen Einarbeitung und der Absolvierung des Tutorials ging die Arbeit mit
Google SketchUp leicht von der Hand.
Der Grundplan des Neubaus wurde
eingescannt und in SketchUp eingefügt.
Auf der Grundlage des Plans wurden die
Mauern und die anderen festen Elemente eingezogen. Typische Bibliothekselemente wie Regale, Opac-Stationen und
Auskunftstheke wurden im Projekt13
von Hand maßstabsgetreu in SketchUp
erstellt. Andere benötigte Elemente wie
Computer, Stühle, Tische und Pflanzen
wurden aus dem Google Warehouse übernommen und an den Maßstab angepasst.
Anschließend wurden die Elemente in das
Modell eingepflegt, eins zu eins entsprechend dem zuvor erstellten Lageplan im
Papier-Verfahren.
Das Modell wurde um verschiedene
Szenen (Standpunkte der Kamera im Modell) erweitert. Ein virtueller Rundgang
durch das Modell wird dadurch möglich,
dass die Software die einzelnen Szenen
nacheinander aufruft und eine Kamerafahrt zwischen den einzelnen Szenen darstellt.
Das fertige 3-D-Modell sowie die zu
erwartenden Probleme wurden im Rahmen der MediaNight 2007 an der HdM
dem Rektor der Hochschule und der
Hochschulöffentlichkeit vorgestellt.
.B
68
Das Susy-Projekt:
Zum Projektteam unter dem Arbeitstitel Susy / Student-Support-Consult gehören neben den beiden Autoren dieses
Artikels, Margaret Parks und Heinz-Konrad Reith, der Unternehmensberater Dr.
Gerald Graubner sowie Prof. Volker Biere und der Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko. Das Ziel dieses Teams ist
es, Universitäten und Hochschulen zu
helfen, Studenten-Unterstützungs-Systeme einschließlich eines Qualitätsmanagement-Systems so einzurichten, dass
sie die Qualität der Lehre und den Lernerfolg der Studierenden deutlich verbessern und die Abbrecherquote reduzieren. Weitere Informationen erteilt
Heinz-Konrad Reith. – Kontakt: [email protected].
Jüngere Studierende brauchen
mehr Unterstützung
Auch in Deutschland werden die Studierenden jünger (zwölfjähriges Gymnasium, Wehrdienst), sie nähern sich dem
Alter von 17, 18 Jahren der Studienanfänger in den USA an. Je jünger sie sind,
desto mehr müssen sich die Hochschulen
und Universitäten um sie kümmern. Ein
System der »Kümmerer« ist notwendig,
das die Studierenden dort abholt, wo sie
stehen, und dahin begleitet, wohin sie
gehen.
Wir brauchen ein effi zient und effektiv arbeitendes Studierenden-Unterstützungs-System, im akademischen
Bereich angelehnt an oder integriert in
die Bibliothek, nennen wir es Susy. Susy
betreibt ein »Front-Office«, kurz FO,
und verschiedene Back-Offices, in denen spezielle Beratungsprozesse akademischer, sozialer oder finanzieller Natur
stattfinden. Das Front-Office muss dort
angesiedelt sein, wo es unübersehbar
ist, wo jeder Student vorbeikommt und
es wahrnimmt: im Eingangsbereich der
Bibliothek.
Das Front Office ist die erste Anlaufstelle für alle Anliegen der Studierenden.
Integriert sind die »Zentrale Studienberatung«, der Bereich »General Studies«,
zuständig für das Angebot und die
Durchführung von nicht fakultätsbezogenen externen Lehrveranstaltungen
(Schreiben, Studieren, Sprachen et cetera); das »International Office«, zuständig
für alle Fragen, die mit dem Ausland zu
BuB | 60 (2008) 01
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Bibliothek der Zukunft
w
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BuB | 60 (2008) 01
.d
e
Margaret Parks, 1997 Master of Library
Science an der Indiana University Bloomington, USA, war von 1998 bis 2001
als Assistant Professor / Reference und
Instruction Librarian an die Fakultät
der Sozialwissenschaften an der Kansas
State University in Manhattan, Kansas, tätig. Im Jahre 2001 begann sie als
»Public Services Librarian« an der neu
gegründeten International University Bremen (heute Jacobs University).
Heute unterstützt sie die Studenten im
English Writing Support in Rahmen des
Student-Support-Services an der Jacobs
University und lehrt Englisch an der Universität Bremen und an der University of
Applied Sciences in Bremen. – Kontakt:
[email protected]
–B
»Academic Support« an
US-Universitäten
Die Bibliotheken gehören zum »Academic
Support«. Diese akademische Unterstützung dient im Wesentlichen der:
Verbesserung der Ergebnisse von Examen und Klausuren,
Verringerung der Abbrecherquote,
der Bindung der verschiedenen Studierendengruppen,
akademischen Integrität.
Schwerpunkt
w
Der Student-Support-Service an amerikanischen Universitäten steht auf drei Säulen: dem akademischen, dem sozialen und
dem finanziellen Support. Auch wenn sie
organisatorisch nicht einer gemeinsamen
Leitung unterstehen, so sind sie untereinander doch vielfach verlinkt.
Die US-Universitäten verfügen über einen Fachbereich namens »division of student affairs«, deren Position in der Organisation »Universität« sehr hoch angesiedelt
ist. An der Spitze steht der »Dean of Students«, ein Dekan als Leiter, der oftmals
auch den Rang eines Vize-Präsidenten der
Universität innehat.
Eine ganz wesentliche Rolle im amerikanischen Student-Support-Service spielt
die Bibliothek. Auf den Campus-Universitäten in den USA sind die Bibliotheken
die Einrichtungen, in denen die oben genannten akademischen Kernkompetenzen vermittelt und gelernt werden. In den
Bibliotheken gehen die Studierenden ein
und aus, dort finden sie die Unterstützung,
können sie die Fähigkeiten erwerben, die
sie im akademischen Bereich brauchen
– nicht nur für das Studium, sondern auch
für das Leben danach.
In Deutschland hat der Studierende
hingegen oftmals den Eindruck, dass
Bibliotheken in den universitären Hierarchien lediglich als Buchverwahr- und
Verleiheinrichtungen betrachtet werden,
die meistens zu wenige Arbeitsplätze für
Studierende vorhalten.
In den USA ist der Beruf des Bibliothekars seit mehr als 50 Jahren eines MasterDegrees würdig: den MLS, den Master of
–u
»Student Support« an US-Universitäten
Library Science. Heute ist der MLIS/MIS
(Master of/ Library and /Information Sciences) Standard. Die BibliothekarInnen
sind nicht nur ausgebildet in der Bibliotheksregistratur und -verwaltung et cetera, sondern auch und insbesondere in der
Vermittlung von Schlüsselkompetenzen
(Information Literacy).
Vorteilhaft kommt hinzu, dass die große Mehrheit der Bibliothekare auch noch
andere Studienfächer studiert haben und
sich erst später für das Studium zum MLS
entschließen. Dieses zusätzliche Fachwissen und die Berufs- und Lebenserfahrung
kommt den Studierenden ebenfalls zugute.
An den US-amerikanischen Universitäten ist es weit verbreitet, dass neben den
im Student-Support Beschäftigten viele
Angestellte aus dem administrativen und
aus dem wissenschaftlichen Bereich große
Buttons tragen mit der deutlich lesbaren
Aufschrift »Ask me«. Diese Aktion zeigt
die Nähe zu den Studierenden, sie sind die
»Partner im Lernen«.
.B
tun haben, das Büro für »Lebenslanges
Lernen« und das »Office für Behindertenfragen«.
Für Fragen und Probleme, die nicht
direkt im Front-Office zu klären sind,
wird den Studierenden der Weg zu den
fachlich spezialisierten Back-Offices aufgezeigt und eventuell sofort ein Termin
vereinbart. Die im Front-Office tätigen
MitarbeiterInnen sind in der Regel Studenten.
Das FO ist Fundbüro, hilft bei Notfällen, ist die Poststelle für die Studierenden und die Kasse. Beim FO werden alle
Fragen, Probleme und Beschwerden von
Studierenden entgegengenommen und
sofort weitergereicht an das zuständige
Back-Office. Im FO laufen an das Susy
adressierte E-Mails auf, mehrere Arbeitsplätze sind mit Call-Center-Ausstattungen versehen, um telefonische Anfragen
beantworten zu können.
Themenschwerpunkte in BuB
Heft 7-8/2007:
Deutsche IFLA-Präsidentschaft
Heft 9/2007:
Frankfurter Buchmesse
Heft 10/2007:
Bachelor, Master und Berufsstart
Heft 11-12/2007:
Teaching Library
Heft 1/2008:
Die Bibliothek der Zukunft
Heft 2/2008:
Ehrenamt
Heft 3/2008:
Streitfall Bildschirm-Medien
Heinz-Konrad Reith ist Diplom-Ingenieur und Jurist (Schwerpunkte Arbeitsund Wirtschaftsrecht), hat viele Jahre
Berufserfahrung in der Beratung auf
nationaler wie internationaler Ebene an
der Schnittstelle Technik-Recht-Wirtschaft. Er ist Qualitätsmanagementund Datenschutzauditor und beschäftigt sich seit zwei Jahren gemeinsam mit
Margaret Parks mit dem Thema Student-Support-Service. – Kontakt: [email protected]
Sie beinhaltet unter anderem die enge
Begleitung (Mentoring) und spezielle Unterstützung von Studierenden mit
eingeschränkten
Englischkenntnissen
(Migrationshintergrund); den Betrieb
von sogenannten Writing Centers, von
Bibliotheks- und Lernzentren, in denen
die studentischen Schlüsselqualifikationen und die effektive Nutzung von Bibliotheken mit all ihren Facetten vermittelt
werden. Darüber hinaus werden TutorenDienstleistungen in allen akademischen
Bereichen vermittelt und viele andere Beratungsdienstleistungen angeboten.
Die Erkenntnisse und Erfahrungen
aus dem »Academic Support« werden im
Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zur ständigen Verbesserung der Lehre in den Fachbereichen genutzt.
Den Service im Bereich »Student Support« und »Academic Support« der USamerikanischen Universitäten, angesiedelt
in der Bibliothek, sollten wir uns hierzulande zum Vorbild nehmen und damit in
Zukunft auch die deutschen Hochschulund Universitätsbibliotheken im Zentrum
des Campus- und Studierendenlebens
platzieren.
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70
BuB
| Lesesaal
Geschichte
Thomas Jahn
Frau Rosenthals
Bücher
da Bernheim) und heiratete 1910 den Textilfabrikanten Martin Rosenthal, der 1931
verstarb. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Henny, die ihrerseits den Rechtsanwalt Dr. Julius Siegel aus der bekannten
Münchner Juristenfamilie Siegel geheiratet hatte, weigerte sie sich trotz Drängen
und zahlreicher Hilfsangebote, Nazideutschland noch rechtzeitig zu verlassen,
da sie keine Möglichkeit sah, ihren kranken Sohn Johann (geboren 1910) mitzunehmen.
Die Liebe zu ihrem Kind nahm ihr die
Chance, der Vernichtungsmaschinerie der
Nazis zu entkommen: Im Juli 1940 wurde
sie aus ihrem Wohnhaus in der Leopoldstraße ausgewiesen und zwangsweise in
einer sogenannten Judenwohnung einquartiert, von dort, vermutlich schwer
erkrankt, erst in ein Krankenhaus, dann
im Februar 1942 in ein Altersheim eingewiesen, eine der üblichen Vorstufen zur
Deportation, und im April des gleichen
Jahres in das Konzentrationslager Piaski
bei Lublin abtransportiert und dort ermordet.
Die Plünderung des Hausrats, für Frau
Rosenthal ein grauenhafter, aber doch nur
erster Schritt auf ihrem Leidensweg, führte
auch für die Bayerische Staatsbibliothek zu
einer Verstrickung in dieses Verbrechen.
Zu den am 17. Oktober 1939 aus dem
Haus Leopoldstraße 24 verschleppten
Wertgegenständen gehörte auch der Teilbestand einer kostbar ausgestatteten Bibliothek, die – so lässt sich aus Hinweisen
in den wenigen noch vorliegenden Relikten rekonstruieren – gut über 5 000 Titel
e
Ein Fall von NS-Raubgut aus
jüdischem Besitz an der
Bayerischen Staatsbibliothek
–u
–B
.d
M
Abbildung 1. Katalogkarten der Bibliothek
Rosenthal: Das Ehepaar Rosenthal hatte für
seine Bibliothek einen nach bibliophilen Aspekten ausgerichteten Karten-Katalog angefertigt.
.B
zeichnet, hatte sie die Übertragung jüdischen Eigentums, in weiterem Sinne auch
von Vermögen anderer nicht staatskonformer Mitbürger oder Einrichtungen, in
»arischen« Besitz zum Ziel.1
Neben der offensichtlich materiellen
Zweckerfüllung2 diente diese Maßnahme von Anfang an auch einer hintergründig-ideellen Absicht: Den jüdischen wie
allen anderen nicht ins nationalsozialistische Weltbild passenden Mitbürgern
sollten in einem systematischen Prozess
der Einschüchterung und Entrechtung,
Verdrängung und Ausplünderung neben
den wirtschaftlichen auch die seelischgeistigen Existenzgrundlagen entzogen
werden. Für die jüdischen Mitbürger war
dies meist nur der Auftakt zu noch größerem Leid bis hin zur physischen Vernichtung.
w
w
orgengrauen in Deutschland.
München, 17. Oktober 1939, Leopoldstraße 24: Dröhnend biegt
der Lastwagen in die Hauseinfahrt und
kommt mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Vier Männer in Uniform springen von
der planengedeckten Ladefläche. Das Stampfen der Stiefeltritte zur Eingangstür geht in
wildes Sturmklingeln über. Aufgeschreckt
recken sich in der Nachbarschaft Köpfe aus
den Fenstern, zucken auf den scharfen Blick
des Fahrers, der neben dem Lastwagen Posten bezogen hat, hektisch wieder zurück.
Einzelne Fenster, bereits erleuchtet, werden
schlagartig dunkel. Hell geworden ist es hinter der Eingangstür zum Haus Nummer 24.
Der Uniformierte an der Klingel ignoriert
das, trommelt jetzt mit den Fäusten auf die
Türe ein. Sein Nebenmann tritt mit schweren Stiefeln die Bleiverglasung zu Scherben
und nimmt am Holzrahmen Maß. Bevor er
ihn ganz eintreten kann, öff net sich die Tür.
Die Silhouette einer zerbrechlichen Gestalt,
flüchtig sichtbar geworden, wird von den
Eindringlingen mitgerissen, verschwindet
im Hausinneren. Von dort werden im Folgenden Möbel, zerlegt oder am Stück, Bilder,
Teppiche, Hausrat und weitere Wertgegenstände, eingewickelt in Decken oder verpackt
in Kisten und Kartons, im Eiltempo herausgezerrt und auf der Ladefläche verstaut. Was
mit der verbleibenden Einrichtung geschieht,
lässt sich unschwer aus dem Scheppern, Klirren und Krachen von drinnen erahnen.
Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei, der Lastwagen wieder auf dem Rückweg
zur Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße. Zögernd werden die Lampen hinter den
Fenstern der Nachbarn wieder eingeschaltet.
In der Nummer 24 hängt die Haustür schräg
in den Angeln, die Lichter sind verlöscht.
Morgengrauen in Deutschland.
Tausendfach hat sich in der Zeit der
Naziherrschaft nach einem solchen oder
ähnlich brutalen Muster die gewaltsame
Ausplünderung von meist jüdischen Haushalten durch Vertreter der NS-Behörden,
vor allem der SA oder der Gestapo, wiederholt, vollzogen unter den Augen der Öffentlichkeit mit Duldung und Billigung,
teils auch Unterstützung der Mitbürger.
Im offiziellen Jargon als »Arisierung« be-
w
70
Schicksal der Gabriele Rosenthal
In besonders bedrückender Weise gilt das
für die damalige Bewohnerin der Münchner Leopoldstraße 24, Gabriele Rosenthal.
Frau Rosenthal, geboren 1887, stammte
von beiden Eltern her aus prominenten
Münchner Familien (Vater: Kommerzienrat Otto Landauer, Mutter: geborene Hul-
1 Als erstes »Arisierungs«-Opfer muss man
wohl den Begriff »Arisierung« selbst bezeichnen: Der Terminus Arier (zu übersetzen etwa
als die Edlen) steht in der Fachsprache der
Linguistik für die Völker der indo-iranischen
Sprachgruppe und triff t damit gerade nicht
auf die germanische »Herrenrasse« zu, wohl
aber unter anderem auf die Volksgruppen der
Sinti und Roma.
2 Der finanzielle Ertrag für den NS-Staat aus
den »Arisierungs«-Maßnahmen ab September 1939 beläuft sich nach neuesten Schätzungen auf 15 bis 20 Milliarden RM (siehe
Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt
a. M., 2006, Seite 317).
3 Um Missverständnissen vorzubeugen, muss
hier klargestellt werden, dass die in diesem
Aufsatz erwähnte Familie Rosenthal mit der
gleichnamigen Münchner Antiquars-Dynastie nicht verwandt oder verschwägert ist. Zu
den einzelnen Zweigen und zum Schicksal
dieser Familie in der Zeit des Dritten Reichs
siehe: Die Rosenthals. Der Aufstieg einer
jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm.
Wien, 2002
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Lesesaal | BuB71
Geschichte
Raubgut als Geschenk behandelt
.d
e
Die Plünderung des Hausrats, für
Frau Rosenthal ein grauenhafter, aber
doch nur erster Schritt auf ihrem
Leidensweg, führte auch für die
Bayerische Staatsbibliothek zu einer
Verstrickung in dieses Verbrechen.
Einmal in der Bibliothek eingelaufen
wurden die Bücher routinemäßig so behandelt, wie es auch für alle anderen ohne
Rechnung übernommenen Ressourcen
üblich war, die weder als Tausch- noch als
Pflichtstücke zu gelten hatten: nämlich als
Geschenke. Der hierfür gültige Geschäftsgang sah unter anderem vor, dass die Bücher im unteren Bereich der Haupttitelseite mit der jeweiligen Schenkernummer
versehen wurden, die der Schenkerkartei,
einem alphabetisch geordneten Verzeichnis der Schenker, entnommen oder – bei
einem bisher unbekannten Schenker – neu
zugeordnet wurde. Zusätzlich wurden die
Namen der Schenker auch in einer Konkordanz, den sogenannten Schenkerbü-
dazu zitierte), aus »arisierten« und in der
Gestapozentrale gelagerten Buchbeständen eine Auswahl für ihr Haus zu treffen.
Eine – ungleich widerwärtigere – Alternativmöglichkeit findet sich dagegen
implizit in den oben erwähnten Zeugenaussagen und explizit in der Familienüberlieferung jüdischer Mitbürger in
München: der unangemeldete »Besuch«
eines (Staats-) Bibliothekars in GestapoBegleitung zum Zweck einer Vorort-Se-
w
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w
.B
Noch am Tag des Überfalls wurde laut Aktennotiz der Bayerischen Staatsbibliothek
von der Gestapo eine Auswahl von 132
»arisierten« Bänden aus dieser Bibliothek
überstellt. Von den in diesem Zusammenhang angefertigten Aufzeichnungen überstand nur die zahlenmäßige Erfassung
den Zweiten Weltkrieg, eine detaillierte
Aufstellung zu den einzelnen Büchern ist
offenbar verbrannt, die erhaltene Titelliste
erst bei der späteren Rückgabe 1953 anhand der noch aufgefundenen Exemplare
angelegt worden (siehe unten).
Was mit dem übrigen, zahlenmäßig
weit überwiegenden Teil der Bibliothek
geschah, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, das Schicksal der eingelieferten
Bände dagegen bis in die Nachkriegszeit
so gut wie lückenlos nachweisen.
Vorab stellt sich allerdings noch die Frage, auf welche Weise wohl die Auswahl der
132 Bände zustande gekommen ist. Die
abgegebenen Bücher waren, wie aus der
lektierung der kostbarsten Bände aus dem
häuslichen Bücherschrank im Angesicht
der Eigentümer.
Für beide Szenarien mag sich anführen lassen, dass auf diese Weise zumindest die herausragenden Stücke jüdischer
Bibliotheken vor der Vernichtung durch
Zerstreuen oder Einstampfen bewahrt
wurden, nicht zu leugnen ist aber in jedem
Fall ein – beschämendes, wenn nicht bestürzendes – Mitwirken der Bayerischen
Staatsbibliothek an »Arisierungs«-Maßnahmen dieser Art.
–B
Übergabe von 132 »arisierten« Bände an
die Bayerische Staatsbibliothek
Rückgabeliste hervorgeht, fast ausnahmslos Werke der Weltliteratur, meist seltene
und wertvolle deutsche Erstausgaben.
Eine solche Zusammenstellung setzt
literarisch-bibliophile Kennerschaft voraus und weist auf einen bibliothekarisch
gebildeten Spezialisten hin. Protokolle
von Zeugenaussagen unserer damaligen
Kollegen in Rückerstattungsprozessen der
Nachkriegszeit belegen in der Tat, dass
die Gestapo Vertretern der Bayerischen
Staatsbibliothek anbot (oder sie wohl eher
–u
enthielt. Das wohlhabende Ehepaar Rosenthal3 hatte sie in den guten Zeiten aufgebaut und dazu einen nach bibliophilen
Aspekten ausgerichteten Karten-Katalog
angefertigt (siehe dazu Abbildung 1 auf
der gegenüberliegenden Seite).
Abbildung 2. Eintragungen im Schenkerbuch der Bayerischen Staatsbibliothek mit Gestapo-Schenker-Nummer 14428
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71
| Lesesaal
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–B
–u
Abbildung 3. Titelseite der Tell-Ausgabe der Bibliothek Rosenthal
Stück, über die Kriegswirren bewahrt und
danach an Frau Siegel übergeben hatten.
Vor allem mithilfe dieser Karten gelang
es der Bayerischen Staatsbibliothek, 98
der enteigneten Titel mit insgesamt mindestens 128, eventuell auch 129 oder 130
Bänden aufzufinden, die am 23. Januar
1953 an Frau Siegel zurückgegeben und
noch im selben Jahr bei dem Münchner
Bei einem ersten Abgleich der
23 Karten mit der Rückgabeliste
blieben prompt zwei Titel übrig, die
auf den Karteikarten nachgewiesen
wurden, auf der Liste aber fehlten.
w
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chern, geordnet nach den fortlaufenden
Nummern zusammengestellt.
Während in der Schenkerkartei, die
nach dem Zweiten Weltkrieg weitergeführt wurde, die nicht mehr existierenden
Schenker nach und nach aussortiert wurden, blieben die Schenkerbücher bis heute
unversehrt erhalten. Hierin ist als Schenker mit der Nummer 14428 die Gestapo
München verewigt (siehe Abbildung 2 auf
Seite 71). Und da die »arisierten« Bücher
ja über diese Quelle ins Haus gekommen
waren, wurden sie auch pflichtgemäß
und konsequent mit der entsprechenden
Schenkernummer versehen.
Wie alle anderen – normal eingelaufenen – Geschenke wurde das »Arisierungsgut« sodann katalogisiert und gemäß den
(nach den jeweils zutreffenden Kriterien
vergebenen) Signaturen in den Magazinbestand eingereiht. Für die Bücher aus
der Bibliothek Rosenthal ergab sich dabei
– nahezu ausnahmslos – als Besonderheit,
dass sie gemäß ihrem Charakter als besonders wertvolle Drucke nicht dem Allgemeinbestand, sondern dem Fach Rariora
zugeteilt, in das zugehörige Repertorium
eingetragen und im Magazin für Handschriften und seltene Drucke aufgestellt
wurden.
Für die Bände hatte dies zwei positive
Folgen: Zum einen wurden sie auf diese
Weise nicht wie andere »arisierte« Bestände weit voneinander getrennt und über
mehrere Magazinteile verstreut, sondern
teils fortlaufend, teils in überschaubarer
Nachbarschaft aufgestellt, ein entscheidender Faktor dazu, sie später wieder als
Ensemble ausfindig zu machen. Zum anderen wurden die Bestände der Abteilung
für Handschriften und Seltene Drucke
rechtzeitig vor der Bombardierung der
Bibliothek ausgelagert und damit – im
Gegensatz zu einem Viertel des Gesamtbestandes mit einer offenbar beträchtlichen
Anzahl weiterer »arisierter« Bücher – vor
der Vernichtung bewahrt.
e
Geschichte
.B
72
BuB
Die erste Rückgabeaktion 1953
Als in den frühen Fünfzigerjahren die
Schwester der ermordeten Gabriele Rosenthal, Henny Siegel, unterstützt durch
ihren Sohn Uri, die Rückgabe der enteigneten Bücher verlangte, waren diese jedenfalls wohlbehalten an ihrem Standort und
konnten – auch dies im Gegensatz zu mehreren anderen zurückgeforderten »arisierten« Beständen – relativ einfach ausfindig
gemacht werden.
Entscheidenden Anteil daran hatte,
dass Freunde der Familie Rosenthal einen Teil der Katalogkarten, insgesamt 23
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72
Auktionshaus Karl und Faber versteigert
wurden.
Das Problem der zwei bis vier fehlenden Bände – nach den Aufzeichnungen
von 1939 hätte man von 132 Einheiten
ausgehen müssen – war damals offenbar
kein Thema; es existieren jedenfalls keine Aufzeichnungen dazu. Erstaunlich ist
vor allem, dass – wie sich zeigen wird – die
vorgelegten Karteikarten nicht vollständig
ausgewertet wurden.
Nach der Rückgabeaktion im Januar
1953 gingen vermutlich beide Seiten davon aus, dass kein Band der »arisierten«
rosenthalschen Bücher mehr im Besitz der
Bibliothek war. Dieser Erkenntnisstand
hatte über die folgenden fünfzig Jahre
Gültigkeit, in denen der »Fall« Rosenthal,
soweit er die Bayerische Staatsbibliothek
betraf, in Vergessenheit geriet und sich wie
die meisten vergleichbaren Fälle auf ein
reines Aktendasein reduzierte.
Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung
Dies änderte sich erst wieder im Jahr 2003,
als in unserem Hause eine Arbeitsgruppe
»Arisierungs«-Forschung mit der Zielsetzung gegründet wurde, die Verstrickung
der Bayerischen Staatsbibliothek in das
Geschehen systematisch aufzuarbeiten, in
diesem Zusammenhang gezielt nach eventuell noch vorhandenen Relikten solcher
zweifelhafter Erwerbungen zu suchen und
diese nach Möglichkeit den Erben oder
Rechtsnachfolgern der »Arisierungs«-Opfer zurückzugeben.4
Bei Recherchen in den einschlägigen
Akten stieß die Arbeitsgruppe schnell
auf die Bibliothek Rosenthal und räumte
diesem Fall bei einer von ihr zum Thema
»Arisierung« veranstalteten Ausstellung5
einen prominenten Platz ein. Im Rahmen der Vorarbeiten zu dieser Ausstellung
gelang eine Kontaktaufnahme zu dem
wieder in München ansässigen Rechtsanwalt Uri Siegel, Gabriele Rosenthals
Neffen.
In mehreren Gesprächen gab Uri Siegel
den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zahlreiche wertvolle Hintergrundinformationen nicht nur zur Bibliothek seiner Tante
BuB | 60 (2008) 01
Lesesaal | BuB73
Geschichte
e
ßende Überprüfung am Magazin zeigte
zunächst, dass unter dieser Signatur tatsächlich (immer noch) die entsprechende Tell-Ausgabe stand, und sodann, dass
dieses schmale Buch auch exakt die unverwechselbaren Exemplarspezifika aufwies,
die in der rosenthalschen Karteikarte liebevoll eingetragen waren: die individuelle
Buchnummer und der bibliophile Einband (Abbildung 3 auf der gegenüberliegenden Seite; vergleiche dazu Abbildung 1
auf Seite 70).
Dass auch der Gestapo-Schenkervermerk zuverlässig auf der Haupttitelseite
verzeichnet war, wäre als weiteres Beweiselement gar nicht mehr nötig gewesen, rundete den Befund aber endgültig ab. Mit
recht eigentümlichen Gefühlen hatten
die Mitglieder der Arbeitsgruppe plötzlich
– zum ersten Mal – ein »arisiertes« Buch
in der Hand, dessen rechtmäßigem Besitzer sie vor kurzem (ohne von dem bevorstehenden Fund etwas ahnen zu können)
gegenübergesessen hatten.
Wie würde der liebenswürdige ältere
Herr auf diese Entdeckung reagieren, die
ein doch recht fragwürdiges Licht auf
den früheren Umgang der Bayerischen
Staatsbibliothek mit »arisiertem« Material warf: Das geraubte Buch, vor 65 Jahren
als höchst zweifelhafte »Erwerbung« wie
andere – normale – Geschenke in den Bestand übernommen, hätte nun wenigstens
vor 51 Jahren zusammen mit den anderen
Büchern der Bibliothek Rosenthal entdeckt werden sollen und zurückgegeben
werden müssen.
.d
beiden Titel aber auch bei einer akribisch
vorgenommenen Nachlese nicht.
Einige wenige der restituierten Bücher
der Bibliothek Rosenthal hatten allerdings
auch außerhalb des oben bezeichneten
Kontingents ihren Platz gehabt und signifikanterweise als zusätzliches Signaturelement den Exponenten a getragen. Der
Grund hierfür war ganz offensichtlich,
dass sich jeweils ein Exemplar dieser Werke bereits vor 1939 im Fach Rariora befunden hatte und das neu hinzukommende
–B
Mit recht eigentümlichen Gefühlen
hatten die Mitglieder der Arbeitsgruppe plötzlich erstmals ein »arisiertes« Buch in der Hand, dessen rechtmäßigem Besitzer sie vor kurzem
gegenübergesessen hatten.
–u
als Dublette daneben gestellt werden sollte. Waren also vielleicht bei der Rückgabe
nicht alle Dubletten berücksichtigt worden?
Wilhelm Tell und Mademoiselle Fifi
.B
Eine gezielte Durchsicht des Rariora-Repertoriums auf die exponententragenden
Signaturen hin ergab ebenso schnell wie
überraschend einen Volltreffer. Der Repertoriumseintrag unter Rar. 674 begann
mit Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell…,
und zur darauffolgenden Signatur Rar.
674 a war notiert: dasselbe. Die anschlie-
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w
und zu den Restituierungsumständen,
sondern weit darüber hinaus zu seinen Erfahrungen im München der beginnenden
Nazizeit sowie auch zur Emigration seiner
Familie nach Palästina. Bei einem der Treffen überraschte er seine Gesprächspartner
mit der Übergabe der immer noch erhaltenen Karteikarten der Bibliothek Rosenthal (vergleiche Abbildung 1 auf Seite 70).
Von ihm lediglich als Präsentation authentischen Anschauungsmaterials gedacht, forderten diese Zeitzeugen, die vor
einem halben Jahrhundert die Hauptrolle
beim Wiederauffinden der »arisierten« Bücher gespielt hatten, die Bibliothekare zu
einer professionellen Nachprüfung heraus, die im Folgenden immer mehr den
Charakter von Detektivarbeit annehmen
sollte.
Bei einem ersten Abgleich der 23 Karten mit der Rückgabeliste blieben prompt
zwei Titel übrig, die auf den Karteikarten
nachgewiesen wurden, auf der Liste aber
fehlten: eine Erstausgabe von Schillers
Wilhelm Tell sowie eine frühe Ausgabe
von Maupassants Mademoiselle Fifi mit,
so war es auf der Karte eingetragen, persönlicher Widmung des Verfassers. Das
besagte zunächst nur – eine zuverlässige
Auflistung vorausgesetzt –, dass diese beiden Werke nicht zurückgegeben worden
waren.
Gehörten sie – wie scheinbar naheliegend – zu dem Gros der Bücher, die seit
dem 17. Oktober 1939 verschollen waren,
oder waren sie nicht vielleicht doch im
»arisierten« Teil der Bibliothek enthalten
gewesen? Letzteres musste, soweit wie
möglich, definitiv ausgeschlossen werden.
Zumindest die Erstausgabe passte im
Charakter perfekt zu den 98 nachweislich
zurückerstatteten Titeln. Wäre sie damals
mit den anderen Büchern eingeliefert worden, hätte sie ohne Zweifel ebenso wie diese ihren Platz im Fach Rariora gefunden.
Die zurückgegebenen Rariora-Bände waren fast ausnahmslos zwischen den Signaturen Rar. 1096 und Rar. 1227 aufgestellt
gewesen; unter den in diesem Abschnitt
noch vorhandenen Bänden fanden sich die
73
w
4 Zu dieser Arbeitsgruppe sowie zu Vorgangsweise und bisherigen Ergebnissen dieses Projekts siehe Infokasten auf Seite 74.
5 Vergleiche Thomas Jahn und Stephan Kellner: Bücher im Zwielicht. Die Bayerische
Staatsbibliothek und ihr Umgang mit zweifelhaften Erwerbungen der Jahre 1933 bis
1955. In: Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert.
Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für
Kulturgutverluste, Band 3, bearbeitet von
Andrea Baresel-Brand), Magdeburg, 2005,
Seite 85–105
BuB | 60 (2008) 01
Abbildung 4. Maupassant-Ausgabe der Bibliothek Rosenthal: Katalogblatt der Bayerischen
Staatsbibliothek und Titelseite des Exemplars
| Lesesaal
Geschichte
»Arisierungs«-Forschung seit 2003
»Arisierungs«-Forschung an der
Bayerischen Staatsbibliothek
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Es lassen sich im Wesentlichen zwei »Zugangs«-Kategorien unterscheiden:
Kategorie A: primärer »Zugang« während der NS-Zeit, vorwiegend durch Einlieferung seitens NS-staatlicher Stellen. Die Überstellung der Bücher fand im Allgemeinen unmittelbar nach den jeweiligen Plünderungen
statt; bei größeren Beständen hatte die Bibliothek ein Auswahlrecht, von dem offenbar recht sparsam und gezielt Gebrauch gemacht wurde. Deshalb und weil die Bayerische
Staatsbibliothek solcher Art von Erwerbungen
generell eher passiv gegenüberstand, hält sich
die Menge dieses »Zugangs« nach derzeitigen Erkenntnissen im unteren vierstelligen
Bereich.
Kategorie B: sekundärer »Zugang« als Abgaben seitens der Alliierten von meist größeren von ihnen konfiszierten Beständen aus
ehemaligen NS-Bibliotheken während der
Nachkriegszeit bis weit in die Fünfzigerjahre
hinein. Hierbei handelt es sich um partei- oder
behördennahe Büchersammlungen mit regionalem Bezug, die nicht ausschließlich, aber mit
großer Wahrscheinlichkeit auch mittels »arisierter« Bestände auf- oder ausgebaut wurden. Neben kleineren Kollektionen überragt
hier zahlenmäßig die Bibliothek der Ordensburg Sonthofen mit circa 30 000 Bänden.
Welche Rolle in diesem Zusammenhang
Abgaben der Reichstauschstelle Berlin gespielt haben, konnte noch nicht geklärt werden. Ebenso ungeklärt – und schwer bis möglicherweise gar nicht mehr ermittelbar – sind
eventuelle nachträgliche und unbewusste Erwerbungen »arisierter« Bücher »aus zweiter
Hand«, die (von privat oder auf dem Antiquariatsmarkt) von 1933 bis heute erworben worden sein könnten.
größere Kontingente in Titelverzeichnissen
festgehalten und dann ohne Rücksicht auf die
Provenienz für die weitere Bearbeitung zerstreut und in den Bestand eingereiht. Für die
»Arisierungen« der Kategorie A bedeutet das,
dass sie zum größten Teil in die frühen Numerus-Currens-Fächer aufgenommen wurden,
die ab Bearbeitungsjahr 1936 die früheren
Fachsignaturen abgelöst hatten. Da sich die
Buchbearbeitung ab circa 1941 kriegs- und
nachkriegsbedingt stark verzögerte, kommen
als Standort für das NS-Raubgut die NC-Fächer 36 bis mindestens 55 mit über 110 000
Signaturen in Frage.
Bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg
verbrannten neben einem Viertel des Bestandes (mit einer vermutlich bedeutenden Anzahl
»arisierter« Bücher) auch die Erwerbungsjournale und damit auch die Titelverzeichnisse für
den überwiegenden Teil des in der NS-Zeit
eingelieferten »Arisierungsgutes«. Während
sich die »Arisierungen« der Kategorie B dank
der erhaltenen Titeldaten über die Kataloge
adressieren lassen, ist der primäre »Arisierungs«-Zugang der Kategorie A daher – soweit überhaupt – nur durch zeitraubende Vorortrecherche am Magazin ausfindig zu machen.
.B
Übernahme
Restitutionen während der Fünfzigerjahre
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Infolge des von den Alliierten 1947 erlassenen Rückerstattungsgesetzes, das eine Selbstanzeige für Besitzer von »Arisierungsgut« im
Wert von über 1 000 Mark vorschrieb, gab
auch die Bayerische Staatsbibliothek die Existenz mehrerer solcher Bestände in der Größenordnung von etwa 20 bis 200 Büchern in
ihrem Besitz bekannt. Die daraufhin eingeleiteten Rückforderungen durch Angehörige der
»Arisierungs«-Opfer blieben aber meist wegen des Fehlens von Titelverzeichnissen erVerwaltung
folglos und endeten mit finanziellen Entschädigungen der Antragsteller. Mit Ablauf der
Die eingelieferten Bücher beider Phasen wur- Rückforderungsfrist 1953 endete diese Restiden als Geschenke inventarisiert, einzelne tutionsphase.
Vor der Eröffnung dieses nicht wenig
peinlichen Fundes war aber noch zu klären, ob nicht auch der Maupassant-Roman
denselben Schicksalsweg wie die Tell-Ausgabe durchlaufen hatte und ebenfalls noch
Die 1999 veröffentlichte Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der Kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur
Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen
Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz
sieht eine Verpflichtung für alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland
vor, gemäß ihren Möglichkeiten aktiv nach
»Arisierungsgut« zu suchen. Diese Forderung erfüllt die Bayerische Staatsbibliothek seit
2003 durch die Gründung einer Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung, die derzeit aus
vier Hausangehörigen besteht (die sich dieser
Aufgabe neben ihren sonstigen Dienstpflichten
widmen) und von fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt wird (die jeweils etwa einen
Tag in der Woche ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen).
Die Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe besteht darin, die noch im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek befindlichen »arisierten« Bücher aufzuspüren, sie durch eine
Meldung an die Lost-Art-Datenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste mit
Sitz in Magdeburg international kenntlich zu
machen und bei vorhandenen Vorbesitzerspuren nach Rückgabemöglichkeiten an die
jeweiligen Rechtsnachfolger zu fahnden. Im
Zentrum der Recherchen stehen fürs Erste die
»Arisierungen« der Kategorie A, da hier am
ehesten noch die Hoffnung besteht, Angehörige für eine Rückgabe ausfindig zu machen.
Zu diesem Zweck werden die einzelnen Bände der hauptverdächtigen NC-Signaturen auf
NS-Schenkervermerke und einschlägige Provenienzhinweise hin durchsucht.
Erste Ergebnisse sind neben dem Auffinden
der beiden Rosenthal-Bände die Entdeckung
von drei Büchern der ehemaligen Münchner
Kunstgalerie Caspari, die in Kürze zurückgegeben werden können, sowie weitere Funde
von Büchern anderer früher in München ansässiger jüdischer Familien, nach deren Angehörigen zurzeit geforscht wird. Daneben
wurde eine Anzahl weiterer von NS-Behörden
beschlagnahmter Bände gefunden (unter anderem Bücher des Belgrader Geca-Kon-Verlags, einer Münchner Freimaurerloge und des
Vereins Katholischer Religionslehrer an den
Höheren Lehranstalten Bayerns), deren Restitution ebenfalls vorbereitet wird.
Thomas Jahn
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in unseren Magazinen gelagert war. Da
bisher alle uns bekannten Bücher der Bibliothek Rosenthal, die 98 restituierten und
der eine übersehene Titel, dem Fach Rariora zugeteilt waren, lag es nahe, zunächst
auch die noch nicht überprüften Teile des
entsprechenden Repertoriums (also die Signaturen außerhalb der Nummern 1096
– 1227) nach Maupassants Mademoiselle Fifi zu durchsuchen. Diese Recherche
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Lesesaal | BuB75
Geschichte
Verlust von Provenienzhinweisen
durch neuen Einband
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Wobei wohlbehalten einer gewissen Modifizierung bedarf: Abgegeben wurde das
Buch am 17. Oktober 1939, was sein äußeres Erscheinungsbild betraf, zweifellos in
dem Zustand, der in der Karteikarte angegeben war: als Broschur; was nun mit der
Signatur 40.7599 im Regal stand, war ein
Buch mit einem stabilen Bibliothekseinband, den das ursprünglich ungebundene
Exemplar irgendwann im Laufe der Jahre
erhalten hatte.
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Für die Anwendung einer solchen
soliden Buchbinderarbeit auf antiquarisch übernommene Bestände lassen sich
die Vor- und Nachteile beispielhaft an
diesem Fall beobachten: Optisch stellte sie nicht unbedingt eine Veredelung
des Bandes dar (und hätte in der bibliophil ausgestatteten Bibliothek Rosenthal
ohne Zweifel als Fremdkörper gewirkt),
funktional betrachtet hat sie sein Innenleben, besonders die Widmung, das
halbe Jahrhundert lang zuverlässig bewahrt.
Allerdings mit einer kleinen, jedoch
nicht ganz unbedeutenden Einbuße:
Zum Einbringen des Buchblocks in den
Einband entfernte der Buchbinder routinemäßig den bisherigen Umschlag und
damit auch das vordere Blatt der Broschur,
deren Innenseite mit Sicherheit die handschriftlich eingetragene Individualsignatur beziehungsweise Buchnummer der
Bibliothek Rosenthal trug, die auf der
Karteikarte erhalten ist.6 Diese durchaus
übliche Buchbindermaßnahme7 hatte in
diesem Fall zum Glück keine negativen
Folgen, da die Identifizierung des Exemplars durch die Übereinstimmung mit den
signifikanten Angaben auf der Karteikarte
.d
passant, Guy de: Mademoiselle Fifi wies
der für das Erscheinungsjahr 1883 zuständige Katalog mit der Signatur 40.7599
nicht nur den gesuchten Titel nach, sondern machte durch die ebenfalls festgehaltenen Eintragungen »Mit handschriftlicher Widmung des Verfassers« und als
Zugangsvermerk G. n. 14428 unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein weiteres »arisiertes« Buch aus der Bibliothek
Rosenthal handelte (siehe Abbildung 4 auf
Seite 73), das die 50 Jahre nach seiner eigentlich fälligen Rückgabe wohlbehalten
im BSB-Bestand überdauert hatte.
.B
blieb jedoch ohne Erfolg: Wenn dieses
Buch in die Bayerische Staatsbibliothek
gekommen war, war es also auf jeden Fall
nicht zu den Rariora gestellt worden.
Hier wäre es, so machte eine kurze
Überlegung klar, allerdings auch nicht
unbedingt am rechten Platz gewesen: Die
Besonderheit dieses Exemplars lag – im
Unterschied zu allen uns bekannt gewordenen und möglicherweise zu sämtlichen
Stücken der »arisierten« Auswahl – weder
in der Seltenheit der Ausgabe noch in dem
dank eines bibliophil gestalteten Einbandes ansprechenden Äußeren, sondern allein in der Originalwidmung des Autors.
Letztere war als Besonderheit des Buches
ebenso auf der Karteikarte vermerkt wie
der broschierte Einband.
Andererseits schien es auch nicht übermäßig plausibel, dass von den 132 eingelieferten (und offensichtlich gezielt für die
Bayerische Staatsbibliothek ausgewählten)
Bänden ganz wenige, ausgerechnet nur
dieser eine oder höchstens drei, getrennt
von den übrigen im Allgemeinmagazin
aufgestellt worden sein sollten.
Dass dennoch gerade dies der Fall war,
zeigte umgehend eine Recherche am Katalog des Allgemeinbestandes: Unter Mau-
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Geschichte
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Dr. Thomas Jahn,
geboren 1947, studierte Klassische Philologie, Vergleichende indogermanische
Sprachwissenschaft
und Germanistik in
Würzburg und promovierte zum Thema
»Zum Wortfeld Seele-Geist in der Sprache Homers«. Thomas Jahn ist Leiter der
antiquarischen Erwerbung, des Referats
für Seltene und Alte Drucke sowie der
Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung
an der Bayerischen Staatsbibliothek
München. – Kontakt: [email protected]
–B
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gene Buchnummer auf der Verso-Seite
des ersten Blattes (und dieser eindeutige Hinweis konnte, wie gesehen, durch
eine buchbinderische Routinemaßnahme
ohne böse Absicht, aber nichtsdestoweniger unwiederbringlich zerstört worden
sein).
Was übrig blieb, war ein Durchkämmen
der Bestände in der Nachbarschaft der
beiden »Arisierungs«-Funde auf die zwei
Kriterien Gestapo-Zugangsnotation und
Rosenthal-Buchnummer hin. Die diesbezügliche Suche in den gesamten circa
3 000 Rariora-Bänden sowie in den 1 000
an den Maupassant-Fund angrenzenden
Signaturen des NC-Jahrgangs 1940 lieferte jedoch keine entsprechenden Ergebnisse. Ein Ausdehnen dieser Recherchen über
noch weitere Kontingente des Magazinbestandes hin wäre der sprichwörtlichen
Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen
nahe gekommen und hätte die Rückgabe
in nicht mehr verantwortbarer Weise verzögert.8
Als nächste Aufgabe stand an, endlich die
Rückgabe einzuleiten und zunächst einmal Uri Siegel die – 50 Jahre verspätete
– Entdeckung »seiner« Bücher mitzuteilen. Seine Reaktion war trotz der recht
speziellen Umstände uneingeschränkt
positiv: Statt immerhin denkbarer (und
nicht unbegründeter) Kritik äußerte er
spontane Freude und Anerkennung für
die beharrliche Nachsuche der Arbeitsgruppe.
Und noch eine andere ganz unerwartete
Wirkung übte die Präsentation des Fundes auf ihn aus. Die beiden Bücher – mit
einem antiquarischen Schätzwert von zusammen etwa 1 200 Euro für Herrn Siegel
keine materiellen Schätze – lösten in ihm
unübersehbar starke Emotionen aus, die er
spontan mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe teilte: Er hatte im Alter von elf bis
zwölf Jahren, während seine Eltern in Pa-
lästina die Emigration aus Nazideutschland vorbereiteten, mehrere Monate im
Haus seiner Tante verbracht und bei dieser
Gelegenheit die Bibliothek für sich entdeckt.
Die sich als Folge des Bücherfundes
unmittelbar einstellende Vergegenwärtigung mehrerer prägender Leseerlebnisse
dieser lang zurückliegenden Zeit ließ ihn
geradezu ins Schwärmen geraten. Schnell
wurde klar – Herr Siegel war glücklich,
etwas wiederbekommen zu haben, das
weit mehr wert war als die Bücher: die
Erinnerung an die Bibliothek, an seine
Tante, an die Kindheit in seiner geliebten
Vaterstadt, und er war dankbar, dass es
nach so vielen Jahren aktive Bemühungen
gegeben hatte, die ihm diese Bilder, unverlangt und unverhoff t, wieder lebendig
werden ließen. Gerne willigte er in den
Vorschlag der Direktion ein, die Rückgabe in offiziellem Rahmen durchzuführen; der Termin fand im März 2006
unter reger Medienpräsenz statt,9 und
Herr Siegel widmete dabei in einer bewegenden Ansprache die Veranstaltung
dem Gedenken an seine Tante Gabriele
Rosenthal.
6 Sowohl die Tell-Ausgabe als auch ein weiteres
erhaltenes Buch der Bibliothek Rosenthal im
Privatbesitz von Uri Siegel dokumentieren,
dass die Signatur stets links oben auf der ersten Verso-Seite eingetragen war, bei gebundenen Büchern auf der des fliegenden Blattes,
bei Broschuren auf dem inneren Umschlagblatt.
7 Ein ähnliches Problem für den Altbestand
stellt das beim Applizieren von Einbänden
nicht selten vorgenommene Beschneiden des
Buchblocks dar, dem ebenfalls handschriftliche Eintragungen, darunter wesentliche Provenienzhinweise auf Rändern und Schnitt,
zum Opfer fallen können.
8 Die inzwischen (Stand: Ende August 2007)
abgeschlossene Überprüfung der Fächer NC
39–41 hat die Berechtigung der damaligen
Entscheidung bestätigt: Da sich definitiv keines der (potenziell) noch vermissten Rosenthal-Bücher in diesen Bearbeitungsjahrgängen nachweisen lässt, ist mit großer Sicherheit
davon auszugehen, dass sich nun endlich kein
Band dieser Bibliothek mehr im BSB-Bestand
befindet.
9 Mit uneingeschränkt positivem Echo auf die
Rückgabe und auf die hierzu unternommenen Aktivitäten der Bayerischen Staatsbibliothek; siehe hierzu: Bibliotheksforum Bayern
34(2006)3, Seite 269–271
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Rückgabe nach 50 Jahren
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auch ohne die erhaltene rosenthalsche Signatur evident war.
Allerdings, das machte diese Beobachtung schlagartig klar, konnte die Amputation ausgerechnet eines so extrem provenienzrelevanten Buchteils fatale Folgen
haben, generell für die »Arisierungs«-Forschung (und für jede Art von Provenienzforschung) schlechthin und natürlich
auch und gerade für die aktuelle Suche
nach eventuellen weiteren nicht aufgefundenen Büchern der »arisierten« Bibliothek
Rosenthal: Es konnten ja auch nach den
beiden Funden immer noch (maximal)
zwei der insgesamt 132 »arisierten« Bände im Hause sein.
Die Vorzeichen für weitere diesbezügliche Erfolge waren allerdings auch ohne
diese Unwägbarkeit von vornherein ungleich ungünstiger: Das bisherige Vorgehen hatte nur deshalb Erträge geliefert,
weil die Arbeitsgruppe gezielt nach Titeln
suchen und zudem von außerordentlich
präzisen Angaben zu den jeweiligen Exemplaren ausgehen konnte. Weitere Recherchen standen, so musste man sich
klarmachen, auf weit unsichererem Fundament.
Die beiden zur Verfügung stehenden
schriftlichen Verzeichnisse waren bereits
voll ausgeschöpft: Die 98 Titel der Rückgabeliste (mit, wie sich nun herausgestellt
hatte, mindestens 128, höchstens 130
Bänden) waren laut Aktenvermerk restituiert worden und dementsprechend auch
nicht mehr an ihrem vorübergehenden
Platz im Rariora-Magazin vorhanden.
Von den 23 Titeln, die in den noch vorhandenen Karteikarten der Bibliothek
Rosenthal verzeichnet waren, waren 21
mit in der Liste enthaltenen Ausgaben
identisch und im Jahre 1953 zurückgegeben worden, die übrigen beiden waren
nun gefunden.
Für weitere spezielle Titel der Rosenthal-Bibliothek gab es also keinerlei Anhaltspunkte; auch Uri Siegel konnte dabei nicht weiterhelfen. Die Bücher seiner
Tante waren – nach seiner deutlichen
Erinnerung – mit keinen expliziten Besitzerkennzeichen markiert: Es gab weder
Exlibris noch Eigentumsstempel der Familie Rosenthal und ebenso keine konsequenten handschriftlichen Besitzereinträge.
Auf bibliophile Einbände war beim
Kauf mit Sicherheit Wert gelegt, unschön
oder nicht gebundene Exemplare aber
nicht von einem bestimmten Buchbinder mit speziellen, unverwechselbaren
Einbänden versehen worden. Das einzige individuelle verbindende Merkmal
war also die handschriftlich eingetra-
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Am 8. und 9. November 2007 fand das
3. Hannoversche Symposium »NS-Raubgut in Bibliotheken« statt, flankiert von
den Ausstellungen »Displaced Books
– NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Marburg« in der Gottfried Wilhelm
Leibnitz Bibliothek sowie »Enteignet,
zerstört, entschädigt – Die Kunstsammlung Gustav Rüdenberg 1941–1956« im
Stadtarchiv Hannover.1 Im Folgenden
einige Impressionen von dieser Tagung,
die in drei Themenblöcken angelegt war:
Organisatoren, Mittler und Nutznießer
des Raubes; Umgang mit NS-Raubgut;
Identifizierung von Raubgut.2
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Tagungsbericht vom
3. Hannoverschen Symposium
»NS-Raubgut in Bibliotheken«
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allem preisgünstig erworbene Erstausgaben französischer Klassiker.
Ab 1944 kam die Erwerbungstätigkeit
der Staatsbibliothek praktisch zum Erliegen, die betreffende Abteilung wurde nach
Hirschberg im Riesengebirge ausgelagert.
Ab dieser Zeit war keine sinnvolle Erwerbungspolitik mehr möglich.
Trotz einiger Unwägbarkeiten gilt
nach Sydow als sicher, dass die Preußische
Staatsbibliothek sich darum bemühte, an
beschlagnahmte Sammlungen oder ganze
Bibliotheken zu kommen. Hierzu entwickelte sie intensive Zusammenarbeit mit
Polizeidienststellen und Fiskalorganisationen. Die Aufschlüsse, die die Akzessionsjournale bieten können, müssen allerdings
durch korrespondierende Akten anderer
Behörden ergänzt werden.
Es ist jedenfalls offensichtlich, dass Generaldirektor Krüß der NS-Politik willig
folgte, insgesamt scheint die Bibliothek
den staatlichen Richtlinien keinen Widerstand entgegengesetzt zu haben. Hierfür
sprechen auch die Jahresberichte, die sich
ja nicht als interne Papiere verstanden,
sondern als Veröffentlichungen für eine
interessierte Öffentlichkeit. Hier wurde
offen über Schriftenzugänge durch Beschlagnahmen berichtet.
Bemerkenswert ist, dass, entgegen landläufiger Annahmen, die Bergungsstelle
für herrenlose Bücher in den untersuchten Akten nicht als Lieferant für Raubgut
auftaucht. Grit Nitsche wies darauf hin,
dass ein Teil der Bestände in der Zentralund Landesbibliothek Berlin und in der
Staatsbibliothek heute noch vorhanden
sind.
Die Historikerin Christiane Kuller
untersuchte die Rolle der Fiskalbehörden
bei der Deportation von Juden, deren Vermögen dem Staat zufiel. Das Ausrauben
Deportierter war mit der harmlosen Bezeichnung »Aktion 3« bezeichnet. »Aktion
3« war ein regelrechter Tarnname für die
in großem Stil veranstalteten Massenversteigerungen und den freien Verkauf von
jüdischem Eigentum.
Die ersten anti-jüdischen Gesetze hatten noch nicht den Genozid zum Ziel,
sondern eine rasche Auswanderung der
Juden, möglichst ohne Eigentum. Erst ab
1938 nahmen die »Arierparagraphen« in
wirtschaftlichen Belangen drastisch zu.
Bislang war die Rolle der Finanzbehörden
für den Buchraub nicht untersucht worden. Sie waren nicht nur für die Verwertung von Büchern zuständig, sondern für
die Nutzung und Verteilung sämtlichen
privaten Eigentums der Enteigneten, sie
erhielten damit ein umfangreiches neues
Aufgabengebiet.
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»Displaced Books«
und »Hidden
Collections«
arsten Sydow untersuchte neben
Cornelia Briel die Erwerbungspolitik der Preußischen Staatsbibliothek im Jahr 1933, die mit drei Millionen
Bänden die größte Bibliothek des Reiches
war und die Funktion einer Nationalbibliothek hatte. Bis ins Jahr 2006 gab es an
dieser Bibliothek keine Auseinandersetzung im Zusammenhang mit NS-Raubgut.
Sydow wertete die noch vorhandenen
Akzessionsjournale von 1931 bis 1952
aus und untersuchte circa 375 000 Kauf-,
Geschenk- und Tauschvorgänge nach
Merkmalen, die sie als wahrscheinliches
Raubgut auswiesen. Als verdächtig galt
der Erwerb kompletter Buchsammlungen,
Materialien, die beschlagnahmt worden
waren, oder Zugänge durch Lieferanten,
mit denen die Bibliothek üblicherweise
nicht zusammen arbeitete. Dabei stellte
Sydow Beispiele vor und stellte sie in den
Kontext der NS-Politik.
Ergänzend zog er Akten aus der Erwerbungsabteilung heran. Es zeigte sich dabei, dass zahlreiche Titel erworben worden
waren, die der NS-Ideologie entgegenstanden. So wurde beispielsweise die Privatbibliothek Alfred Kerrs gekauft.
Ab 1938 fungierte die Staatsbibliothek
als Pflichtexemplarbibliothek für NSSchrifttum. Die Beschaff ung von ausländischer Literatur erwies sich ab 1939
als schwierig. Noch 1938 verfügte die
Staatsbibliothek über Tauschbeziehungen
mit rund 250 Bibliotheken, die bis in die
USA, Argentinien, Großbritannien und
zur Nationalbibliothek Riga reichten.
Zudem existierten Tauschbeziehungen
mit ungefähr 350 wissenschaftlichen Gesellschaften. Allein für den Zeitraum von
1933 bis 1938 verfügte die Bibliothek über
ungefähr 100 000 Bände an Zugang über
solche Kanäle. Der Zugang betrug im Jahr
1939 52 000 Titel, davon 25 100 ausländische.
Die Literaturbeschaff ung wurde mit
Kriegsbeginn unter Hilfe ausländischer
Verbündeter unternommen. Solche Beziehungen existierten nach Belgien, Dänemark, Frankreich, Holland, Norwegen,
Schweiz, Schweden, Italien, Ungarn und
Lettland. Der Höhepunkt der Bestandszuwächse durch Beschlagnahme lag in
den Jahren 1942 und 1943.
Einerseits sorgten Behörden dafür,
dass die Staatsbibliothek mit kostenlosen
Zuweisungen ausländischer Literatur versorgt wurde; andererseits gab es auch persönliche Unterstützung durch Bibliothekare. So wurden durch Hermann Fuchs,
der sich in Paris aufhielt, französischsprachige Titel an die Bibliothek versandt, vor
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reine Vermittlung von Raubgut reduzieren
lässt.
Bestürzend ist die Totalität des Zugriffs
durch die Finanzbehörden in der NS-Vernichtungspolitik. Ihnen ist es zu verdanken, dass alle Blicke auf die Deportierten
in der historischen Distanz unmöglich
gemacht wurden. Die mit der »Aktion 3«
geraubten Bücher standen am Ende einer
langen Kette von erniedrigenden Maßnahmen und führten in der Regel zur
Einverleibung von Büchern von geringem
materiellem, aber ideellem Wert für die
Verfolgten.
Die teuren Bibliotheksbestände, vor allem aus Gelehrtenbesitz oder aber denen
von erfolgreichen Geschäftsleuten, waren in der Regel schon vor der »Aktion 3«
enteignet worden. Finanzbehörden waren
immer Teil staatlicher Zwangsmaßnahmen; im Dritten Reich standen sie in einer
Vermittlerposition, die ihnen viel Macht
zukommen ließ.
Die Belege und Akten für die Enteignung der jüdischen Bevölkerung durch die
Finanzbehörden wurden zunächst für 30
Jahre gesperrt und 1988 mit dem Hinweis
auf Steuergeheimnisse auf 80 Jahre für die
Öffentlichkeit unzugänglich gemacht.
Als der Autor Wolfgang Dressen 1998
Interesse an den »Arisierungsakten« anmeldete, wies die OFD Düsseldorf alle
nachgeordneten Ämter an, von einer Beantwortung des Schreibens vorerst Abstand zu nehmen. Die von Dressen initiierte Ausstellung »Aktion 3« wurde bereits
vielfach in Deutschland gezeigt; allerdings
lehnte es die Humboldt-Universität zu
Berlin ab, die Ausstellung zu zeigen, da sie
einen zu einseitigen Charakter habe.3
Ergänzt wurden die Vorträge durch
eine leidenschaftliche Darstellung des Bücherraubs der hassidischen Karlin-Stolin
Gemeinde durch Yohonon Berman, den
Hauptrabbiner von Pinks-Belarus.
Die nächste Tagung zum Thema »Bibliotheken in der NS-Zeit – Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte« findet
am 26. und 27. März 2008 in Wien statt.4
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geleitet worden. Gauschrifttumsbeamte
makulierten teilweise auch Titel, wobei
die besten Stücke für den Eigenbedarf verwandt wurden.
Um diesem Missbrauch entgegenzuwirken, erwirkte das Reichsministerium für
Finanzen Anweisungen, nach denen Bücher grundsätzlich an den Stab Rosenberg
weiterzuleiten seien, oder aber an andere
Organisationen wie die genannte Dolmetscherschule der Wehrmacht. Bücher,
die zum Verkauf oder für den Einsatzstab
Rosenberg nicht geeignet waren, wurden
an das Stürmer-Archiv weitergeleitet.
Die Bestände, die den Behördenbibliotheken einverleibt wurden, umfassten vor
allem Schöne Literatur, Lexika, Kunstbände und anderes, was den privaten Interessen der betreuenden Beamten entsprach.
Sehr wahrscheinlich wurden auch Bände
unter der Hand an Leihbüchereien verkauft, allerdings sind Anfragen von dieser
Seite auch aktenbelegt abschlägig beschieden worden.
In den Jahren 1943 und 1944 bemühte
sich das Reichsfinanzministerium darum,
die eigene Bibliothek mit Raubgut zu bestücken; allerdings stellte sich dabei heraus,
dass insgesamt nur noch 191 Bücher aus
der »Aktion 3« für diesen Zweck verfügbar
waren. Lokale Interessen zur Bereicherung
sowie solche bei Mittelbehörden sorgten
dafür, dass die Ernte für das RFM bescheiden ausfiel. So fanden sich beispielsweise
bei niederen fränkischen Behörden 1 300
Bände aus geraubten Beständen.
Die elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 hatte
die Situation für die Juden in Deutschland
vollkommen verändert, da die im Ausland
lebenden Juden – mithin ein großer Teil
der Emigranten – sowohl die deutsche
Staatsbürgerschaft als auch ihr Vermögen
verloren. Hierdurch wurde eine neue Qualität von Raub durch die Fiskalbehörden
geschaffen. Viele dieser Raubaktionen betrafen das Eigentum längst Ermordeter. In
der Regel wurde gar nicht versucht, Kontakt mit den früheren Eigentümern aufzunehmen.
Ähnlich wie das Privateigentum der
Juden in den Konzentrationslagern nicht
den Eigentümern zugeteilt wurde, sondern
allgemein verteilt, agierte das Regime mit
den Materialien, die durch Fiskalbehörden gestohlen worden waren und verteilte
Mangelwaren an Hausrat wie an Büchern
an die Bevölkerung; eine Maßnahme, die
das Ansehen des Regimes zu stabilisieren
half. Insgesamt zeigte sich bei den agierenden Beamten vorauseilender Gehorsam, aber auch Eigennutz, sodass sich die
Funktion der Finanzbehörden nicht auf
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Da die Finanzämter Bücher recht wahllos verteilten, finden wir ein untypisches
Vorgehen für das Feld Buchraub, da es sich
hier in der Regel nicht um spezielle Judaica oder politische Literatur handelte, sondern um Alltags- und Gebrauchsliteratur
von relativ geringem materiellem Wert.
Kuller zeigte anhand verschiedener Beispiele aus dem Raum Bayern, welche letzten Bücher die Juden vor ihrer Deporation
noch besaßen, und was mit ihnen nach der
Deportation ihrer Besitzer geschah. Ein
großer Teil der Bücher wurde an Reichssicherheitshauptamt, Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, das »Stürmer-Archiv«,
oder die Dolmetscherschule des Oberkommandos der Wehrmacht abgegeben.
Ein erheblicher Teil wurde jedoch in die
Behördenbibliotheken der Finanzämter
bis hinauf in das Reichsfinanzministerium
eingearbeitet und diente der Bespaßung
der Fiskalräuber. Der Zollgrenzschutz
fragte Ausreisewillige gezielt nicht nur
nach verwertbarer Kleidung, Möbeln oder
Wäsche, sondern auch nach Büchern.
Die Finanzämter besaßen damit eine
doppelte Funktion als Vermittler von geraubtem Gut wie auch als direkte Nutznießer. Kuller zeigte an diversen Beispielen, wie die Finanzbehörden als staatstragende Organisationen Hand in Hand mit
ideologisch tragenden NS-Organisationen zusammenarbeiteten. So kassierte das
Finanzamt Ochsenfurt 269 Bücher von
Juden; ebenso waren andere Behörden an
solchen Aktionen beteiligt.
Vieles vom beschlagnahmten Eigentum
der Juden war von geringem finanziellem
Wert; allerdings ist das Auftreten der Finanzämter im Themenkreis von NS-Raubgut von wissenschaftlichem Interesse. Da
viele der beschlagnahmten Bücher nicht
sonderlich wertvoll waren, oder ihr Wert
von den wenig sachkundigen Beamten
dort nicht erkannt wurde, wurden solche
Bücher gerne in die amtlichen Dienstbibliotheken eingestellt, wie Beispiele aus dem
Oberfinanzbezirk Nürnberg zeigen.
Deportierte mussten vor ihrem Abtransport Vermögenserklärungen ausfüllen. Diese waren häufig sehr detailliert,
bieten aber bei Buchbeständen in der
Regel nur summarische Deklarierungen:
»ein Lot Bücher«, »zahlreiche Bände« et
cetera. Christiane Kuller wies nach, dass
Versteigerungen von geraubten Büchern
beispielsweise im Raum Nürnberg kaum
stattgefunden haben, sondern die kommunalen Behörden requirierend und verteilend wirkten.
Ein großer Teil der Bücher ist offensichtlich in Papiermühlen eingestampft,
oder aber an den Stab Rosenberg weiter-
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1 Dank geht an Regine Dehnel, Ulrich Kandolf
und Ragnhild Rabius für die Unterstützung
zur Berichterstattung zu dieser Tagung.
2 Eine vollständige Version des Tagungsberichts im Umfang von circa 20 Seiten kann
gegen einen adressierten und frankierten
Rückumschlag angefordert werden von Rainer Strzolka, Im Wambeck 2, 31061 Alfeld
3 Wolfgang Dressen: Aktion 3. Deutsche verwerten jüdische Nachbarn. Berlin, 1998
4 Ansprechpartner an der Universitätsbibliothek Wien und Tagungsprogramm: Stefan
Alker, Christina Köstner. – Kontakt: pro
[email protected]
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Fachliteratur
Aufwendige Recherchen
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Beide Tagungen werden deshalb hier
erwähnt, weil Referentinnen und Vortragsthemen weitgehend identisch waren
und inhaltlich nur anlassbedingte Varianten boten. Von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, dokumentiert der von Ilse
Korotin, Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung am IWK, herausgegebene Band alle Tagungsbeiträge. Die
Autorinnen sind teils im Bibliotheks- oder
Dokumentationswesen tätig, teils an wissenschaftlichen Projekten beteiligt.
Was wollten die Tagungen? Die Überschrift »Spurensuche« weist darauf hin.
Viel zu wenig weiß man über Bibliothekarinnen, die aus politischen und/oder rassischen Gründen ein hartes Schicksal erlitten, von der Verfolgung und beruflichen
Benachteiligung bis im schlimmsten Fall
zum gewaltsamen Tod in Konzentrationslagern. Die meisten sind in Vergessenheit
geraten, einige durften nach der Schreckenszeit ihre Rehabilitation erleben und
im Einzelfall sogar noch internationale
Reputation erwerben. Sie alle verdienen
es, dass ihnen ein ehrenvolles Andenken
bewahrt wird.
Den Referentinnen ist es durch mühsame und aufwendige Recherchen gelungen,
über zwanzig dieser Lebensläufe zu rekonstruieren. Je nach Quellenlage konnten
sie mehr oder weniger ausführlich dokumentiert werden. Im günstigsten Fall standen die Überlebenden für Gespräche zur
Verfügung. Eine grobe statistische Auswertung ergibt, dass von den genannten
Bibliothekarinnen etwa die Hälfte emigrieren konnte: in die USA, nach Großbritannien, Frankreich, Schweden, Palästina
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Privatanschrift des Rezensenten: Prof. em. Dr.
Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart;
[email protected]
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»Bleistift und Papier«
Um die Breite der persönlichen Schicksale
zu zeigen, seien zwei Persönlichkeiten exemplarisch erwähnt. Christine Rohr von
Denta (1892–1961) war die erste Bibliothekarin des höheren Dienstes an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB).
Sie gehörte zwar nicht zu den vom NS-Regime Verfolgten, hat aber trotz einschlägiger Verbote jüdischen Wissenschaftlerinnen ermöglicht, Literatur aus der ÖNB zu
benutzen.
Josephine Riss Fang (geboren 1922)
verlor 1943 ihre Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität, konnte
aber nach 1945 promovieren, verließ Österreich und wurde schließlich Professorin
für Preservation and Conservation an der
Graduate School of Library and Information Science des Simmons College in
Boston. Sie dürfte wegen ihres jahrelangen
Engagements für IFLA und ihrer Veröffentlichungen auch in Deutschland vielen
bekannt sein.
Abschließend sei noch der Aufsatz
»Budgetposten ›Bleistift und Papier‹ – Bibliothekarinnen in der Österreichischen
e
Österreichische Bibliothekarinnen auf der
Flucht. Verfolgt, verdrängt, vergessen?
Herausgegeben von Ilse Korotin. Wien:
Praesens-Verlag, 2007 (biografiA, Neue
Ergebnisse der Frauenbiografieforschung;
4). 214 Seiten: Illustrationen. – gebunden
24,30 Euro
A
und in die UdSSR. Manche kehrten nach
Kriegsende nach Österreich zurück. Zwei
wurden ermordet.
.d
Sammelband erinnert an verfolgte österreichische Bibliothekarinnen während der NS-Zeit
m 19. Mai 2006 fand in Wien eine
Tagung mit dem eindrucksvoll formulierten Thema »Österreichische
Bibliothekarinnen auf der Flucht – verfolgt, verdrängt, vergessen?« statt. Veranstalter war das Institut für Wissenschaft
und Kunst (IWK)1 in Gemeinschaft mit
der Projektinitiative biografi A (datenbank
und lexikon österreichischer frauen) und
dem Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informationsund Dokumentationseinrichtungen in
Österreich (frida).2
Im November desselben Jahres erinnerte sich der Arbeitskreis kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (Kribibi)
im Renner-Institut an das zehnjährige
Jubiläum seiner ersten frauenspezifischen
Veranstaltung »Die Bücherei ist weiblich?«
und lud zum Seminar »BücherFrauenBibliotheken« ein.3
–B
»Spurensuche«
79
79
1 Das IWK, angesiedelt in Wien in der Berggasse 17 (Sigmund Freud lässt grüßen!), wurde 1946 gegründet und leistet internationale
Forschungs- und Bildungsarbeit im Bereich
Wissenschaft und Erwachsenenbildung. Es
organisiert Veranstaltungen und unterhält
Forschungs- und Dokumentationsstellen sowie eine Institutsbibliothek mit diversen Spezialsammlungen.
2 Das Projekt frida sammelte seit 1998 über
10 000 Frauenbiografien. Es befindet sich
zurzeit in der Abschlussphase. Geplant sind
eine Buchpublikation in drei Bänden sowie
eine elektronische Version. Projektleiterin
ist Susanne Blumesberger. Weitere Informationen unter www.univie.ac.at/iwk/projekte.
html. – Ein ausführlicher Tagungsbericht von
Heimo Gruber ist zu finden in »Büchereien
Wien aktuell« Nr. 31, Juni 2006, S. 32–36.
3 Kribibi im Renner-Institut ist eine seit 1983
bestehende Initiative, die Bibliothekarinnen
und Bibliothekare aus Öffentlichen Bibliotheken zum Informations- und Erfahrungsaustausch zusammenführt. Das Renner-Institut, benannt nach Karl Renner, dem ersten
Staatskanzler der 1. und ersten Bundespräsidenten der 2. Republik Österreichs, wurde
1972 gegründet und ist die politische Akademie der SPÖ. Die Einrichtung ist mit der
Friedrich-Ebert-Stiftung vergleichbar. – Ein
Tagungsbericht von Monika Bargmann ist in
den »Mitteilungen der VÖB« 59(2006)4, S.
52–55, nachzulesen.
80
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Fachliteratur
.d
Verbergen, Überschreiben, Zerreißen.
Formen der Bücherzerstörung in Literatur,
Kunst und Religion. Herausgegeben von
Mona Körte und Cornelia Ortlieb. Berlin:
Erich Schmidt, 2007 (Allgemeine Literaturwissenschaft – Wuppertaler Schriften;
9). 320 Seiten: Illustrationen. – broschiert
39,80 Euro
–u
.B
w
w
4 Köstner schöpft aus der Fülle des Materials,
das ihr als Forscherin und (Mit-)Autorin an
mehreren wichtigen Veröffentlichungen zur
Geschichte der ÖNB zur Verfügung stand.
Vgl. zuletzt die zusammen mit Murray G.
Hall verfasste Monografie »›… allerlei für
die Nationalbibliothek zu ergattern…‹. Eine
österreichische Institution in der NS-Zeit«
(Böhlau 2006). Siehe auch die Rezension
von Jürgen Babendreier in BuB 59(2007)4,
S. 310–312.
icht selten werden Bibliothekare
heute ohne zu zögern in die Reihe
der großen historischen Buchzerstörer gestellt, auch wenn entgegen landläufiger Vorurteile Bibliotheken und Bücher nur schwer brennen. Es ist die stille
Gefolgschaft gegenüber unauffälligen
Mittelkürzungen oder jahrzehntelanger Vernachlässigung von Kernaufgaben
ebenso wie die blindwütige Digitalisierungswut, die binnen weniger Jahre mehr
Schriftstücke dem Vergessen anheim stellen wird als die ebenso kindliche Euphorie,
alles auf Mikrofilm zu bannen und dann
die Originale wegzuwerfen, die wir hatten,
als die heute Verantwortlichen noch Kinder waren und dafür nichts konnten.
Für den heute üblichen Umgang mit
Bibliotheksbeständen aber können sie etwas. Zwar sind spektakuläre Zerstörungen für die Buchgeschichte interessant
– im Feuilleton brennt die Bibliothek von
Alexandria mehrfach pro Jahr –; für die
Alltagskultur aber erscheinen die nicht
spektakulären Schäden mindestens genauso prägend, da endlos viele Gedanken
auf diese Weise unhörbar werden. Der vorliegende Band widmet sich mit wundervoller Detailgenauigkeit tabuisierten und
schockierenden Praktiken der Bücherzerstörung – in und außerhalb von Bibliotheken.*
e
Erkenntnisse interdisziplinärer
Forschung zur Zerstörung
von Schriftgut
Längerfristige Auseinandersetzung
Das sich durch ansprechendes Layout
auszeichnende Buch ist mit zahlreichen
Fotos ausgestattet, was die durch die Lektüre ausgelöste Betroffenheit noch steigert. Die Publikation kann durchaus als
ein Meilenstein gelten und steht, wie die
Herausgeberin schreibt, »am Beginn einer
längerfristigen Auseinandersetzung mit
der Geschichte von Bibliothekarinnen in
Österreich, deren bibliothekarischen Arbeitsverhältnissen, Wirkungsvielfalt und
Lebenszusammenhängen«.
Die erwähnte Rezension von Murray
G. Halls und Christina Köstners Buch
aus der Feder von Jürgen Babendreier,
das mehrfach als vorbildlich auch für die
deutsche Bibliotheksgeschichtsschreibung
gerühmt worden ist, wurde mit »Tu felix
Austria« überschrieben. Diese Überschrift
lässt sich durch ein weiteres Zitat, dieses
Mal frei nach Goethe, ergänzen: »Österreich, du hast es besser…«.
Peter Vodosek
N
Leibniz
und die Folgen…
–B
Nationalbibliothek« von Christina Köstner hervorgehoben, der über den thematischen Rahmen des Buches hinausweist.4
Sie geht den beruflichen Benachteiligungen nach, denen Frauen an der ÖNB ausgesetzt waren, von den 1917 erstmals als
»Hospitantinnen« akzeptierten Mitarbeiterinnen, den gravierenden Eingriffen in
der NS-Zeit bis zum »Quasi-Zölibat«, dem
Frauen im öffentlichen Dienst bis nach
dem 2. Weltkrieg unterworfen waren.
Sie führt ihre Untersuchung bis zur
Entnazifizierungspraxis an der ÖNB weiter und endet mit einem Ausblick auf die
erst spät erfolgte Übernahme von Frauen
in leitende Positionen bis zu den ersten Generaldirektorinnen (Magda Strebl 1982–
1992 und seit 2001 Johanna Rachinger).
w
80
80
Anschrift des Rezensenten: Dr. Rainer Strzolka,
Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek, Team FBK Auskunft und Lesesäle,
Königsworther Platz 1B, 30167 Hannover; Rainer.
[email protected]
Geschichte des Vergessens
Reizvoll ist, dass der Sammelband die
Geschichte zerstörter Bücher durch den
Brückenschlag mehrer Fachdisziplinen
schreibt, die an vielen wissenschaftlichen
Orten stattfand und stattfindet. Bücherzerstörung ist ein Thema für Zensur- und
Klandestinenforschung, Kolonialismusund Ideologiegeschichte.
Die Spannbreite reicht von der mythenbildenden Funktion des alexandrinischen
Bibliotheksbrandes (Jon Thiem) über
Petrarca (Ulrike Schneider), Künstler als
Ikonoklasten (Martin Dönike), reale und
fiktive Autoren als Zerstörer eigener Texte
(Marcel Atze), den Umgang mit heiligen
und unheiligen Büchern im Judentum
(Reimund Leicht: Verbrennen oder Verbergen), unsichtbare Literatur und verborgene Bibliotheken im 18. Jahrhundert
(Christine Haug), Biblioklasten, Bibliophile und Bibliomane als Bücherfeinde
(Kirsten Dickhaut), die Funktion von
Bücherkatalogen im Kontext imaginierter
Bibliotheken (Dirk Werle) und anderes
mehr bis hin zur Buchzerstörung in der
Gegenwartskunst (Stefanie Endlich).
Die Ergebnisse der Arbeiten zeigen,
dass die Geschichte der Bücherzerstörung
BuB | 60 (2008) 01
Magazin
Lesesaal || BuB
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Fachliteratur
Auf das Trefflichste ergänzt wird der Beitrag Jochums durch einen Essay von Katja
Stopka (»Vernutzt, verstellt, entwendet«),
der den Umgang mit Büchern durch Leser
in einem historischen Querschnitt unterhaltsam darstellt. Wenn man die von ihr
angeführten Texte über die Liebe zu Büchern, die die Leser doch haben, vor dem
Hintergrund der Zerstörungen in manchen Bibliotheken wirken lässt, dann zeigt
sich, dass Ideal und Wirklichkeit doch
weit auseinander liegen.
Dazu muss man nicht nach Schöneberg-Süd in Berlin gehen. Ein Blick in
eine beliebige juristische Bibliothek zeigt,
wozu Leser fähig sind. Eventuell hatte die
Großvätergeneration der Bibliothekare ja
doch Recht: Sind die Leser vielleicht doch
Bücherfeinde?
So ganz sicher ist sich der Rezensent in
der Frage noch nicht. Aber fast. Und wenn
die Bibliothekare dann im Laufe der Zeit
durch steten Kontakt ein wenig so werden
wie die Leser, dann ist es nur menschlich
und es zeigt, dass sie deren Bedürfnisse
nicht aus dem Blick verlieren. Viel weiter
kann man Benutzerorientierung gar nicht
treiben.
Rainer Strzolka
w
w
*
Zur Bibliothek als Ort unauff älligen Bewahrens vgl. Nikolaus Wegmann: Bücherlabyrinthe. Suchen und Finden im alexandrinischen
Zeitalter. Köln [u.a.]: Böhlau, 2000; zum
Schweigen über Bibliotheken vgl. Rainer
Strzolka und Nicola Volckmann: Lasciate
ogni speranza – il giornalismo delle biblioteche non esiste…? In: Libreas 10-11/2007.
Online unter: www.libreas.de
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–B
.d
e
Jochum führt aus, dass die spektakulären
Katastrophen vergleichsweise wenig Folgen für den Eigenwert von Bibliotheken
haben, weil der stetige Alltag der Arbeit
dort einen derartig stabilisierenden Charakter hat. Wirklich ernsthaft geht es Bibliotheken eigentlich nur an den Kragen,
wenn sie in mäßigen Katastrophenfilmen
wie »The day after tomorrow« als Folie für
Knalleffekte von Sensationsregisseuren
herhalten müssen.
Für Jochum, zweifellos einen der klügsten Köpfe des deutschen Bibliothekswesens, liegt die eigentliche Katastrophe, die
Bibliotheksdämmerung gewissermaßen,
denn auch nicht im gelegentlichen Verlust
einiger unersetzlicher Bücher, sondern in
der Bibliotheksverwaltung, dem Konzept
der Universalbibliothek und dessen Umsetzung auf der Basis von Gottfried Wilhelm Leibniz. Dessen Konzeption von
Wissen beruht auf der Annahme, dass al-
Nachdem also kaum noch abstreitbar ist, dass Digitalisate schneller
unbrauchbar werden als Papier, wird
das Vergessen als neue Tugend
gefeiert. Vor zehn Jahren hieß es
hingegen noch, Digitalisierung würde
das Erinnerungsvermögen der
Welt verbessern.
les Wissen auf wenige Elemente zurückgeführt und alles komplexe Wissen aus wenigen Elementen entwickelt werden kann
– eine Vorstellung, die sich direkt auf die
Entwicklung von Bibliotheken auswirkte
(Seite 109), da diese nur die Bücher sammeln sollten, aus denen sich die grundlegenden Wissenselemente destillieren ließen.
Die katastrophalen Folgen einer solchen Ideologie schildert Jochum anhand
von Beispielen, etwa die Säkularisation in
Bayern 1800, der bürokratische Rationalisierungswahn in Preußen 1900 oder die
Folgen der Digitalisierung. Seine Belege
erschrecken und lassen jeden Büchervernichter dennoch ruhiger schlafen, denn sie
handeln in guter alter Tradition. Wenn er
möchte, kann sich ein Bibliotheksmanager nach Lektüre von Jochums Text auf die
Ptolemäer im 3. Jahrhundert vor Christus
berufen, wenn er Wissen nicht erweitert,
sondern verengt. Im Übrigen sind die modernen Bibliotheksportale eine aktuelle
Form von Wissensverengung, auch wenn
das Gegenteil behauptet wird.
w
Es fällt auf, dass in den letzten Jahren die
Publikationen über Speicher- und Erinnerungsräume massiv zunimmt und
angesichts der sicheren Vernichtung ungeheurer Wissensmengen durch die Kurzlebigkeit digitalisierter Sammlungen erst
einmal ganz ohne jeden Beweis vielfach
unterstrichen wird, wie segensreich die
Macht kulturellen Vergessens sei, die angeblich ganze Gesellschaften am Laufen
halte.
Dies mag stimmen, was das Verhalten
unserer Politiker angeht, die ohne gesellschaftliches Kurzzeitgedächtnis nie mehr
gewählt würden; aber ob es für die Wissensräume einer ganzen Schriftkultur
steht, muss doch bezweifelt werden. Nachdem also kaum noch abstreitbar ist, dass
Digitalisate schneller unbrauchbar werden
als Papier, wird das Vergessen als neue Tugend gefeiert. Vor zehn Jahren hieß es hingegen noch, Digitalisierung würde das Erinnerungsvermögen der Welt verbessern.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang der breite Raum, den literarische
Fiktionalisierungen von Bibliotheken
in diesem Band einnehmen, was zu vielen Anregungen zur Lektüre führt, auch
wenn Bibliothekare bekanntlich nicht lesen. Über die Gründe hierfür sprechen wir
lieber bei einem guten Glas Wein.
So ist denn auch der für uns tragende
Beitrag jener von Uwe Jochum (»Vernichten durch Verwalten: Der bibliothekarische Umgang mit Büchern«). Jochum stellt
die unscheinbare Rolle der Bibliotheken
dar, die vor allem durch das Spektakuläre
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten, anders als etwa die Museen. Wenn
eine Bibliothek abbrennt, steht sie in der
Zeitung. Die Stadtbibliothek Alfeld kennt
niemand, dass dortige Schnarchmuseum
kennt jedermann. Es muss nicht Guggenheim sein; Hauptsache Museum, und die
Publizität ist gesichert.
Ideal und Wirklichkeit
–u
Bibliotheken in der Zeitung
Verengung von Wissen
.B
nicht mit dem populären Ansatz einer reinen Geschichte der Intoleranz erfassbar
ist, sondern auch im Rahmen einer Geschichte der Vergessenspraktiken begriffen werden muss.
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Lesesaal
Internet
gen zu Internetquellen samt dazugehörigem Auskunftsdienst!
Warum Linksammlungen nach wie vor aktuell sind
Erfolgreiche Einzelinitiativen
w
.d
Dass es bei Linksammlungen nicht immer
Kooperation sein muss, sondern auch Einzelinitiativen Einzigartiges hervorbringen können, zeigt die SHVB, die Schopfheimer Hypervirtuelle Bibliothek, www.schopfheim.
de/bib/virtbib. Diese hat die Besonderheit,
dass sie erstens eine Meta-Linksammlung
darstellt und zweitens nach der ASB geordnet ist. Die Nutzer der Sammlung können
also – wenn ihre Stadtbibliothek nach der
ASB geordnet ist – innerhalb einer ihnen
vertrauten Struktur suchen.
Nachteilig im Vergleich zum Beispiel der
Internetbibliothek ist die karge Beschreibung der Quellen in der SHVB, die sich lediglich auf den Titel beschränkt. Das hat zur
Folge, dass man als Benutzer oft zur dargestellten Quelle wechseln und dann wieder
zurückspringen muss, um sie einschätzen zu
können, ein manchmal mühsames und immer zeitraubendes Unterfangen!
Ein weiteres Beispiel für eine bereits länger
gepflegte Sammlung für den Bereich der Öffentlichen Bibliotheken ist die Virtuelle Allgemeinbibliothek www.virtuelleallgemein
bibliothek.de von Ingrid Strauch, in der die
Einträge inhaltlich beschrieben und verschlagwortet werden. So kann man auch im
Schlagwortindex nach Themen suchen.
Aus dem bisher Besprochenen kann man
folgern, dass der heutige Standard von Linksammlungen in den folgenden Punkten besteht:
datenbankgestützte Erfassung und Darstellung der Einträge,
Erschließung durch Schlagwörter und/
oder Inhaltsangaben,
periodische Revision und Aktualisierung
der Einträge.
Ein sehr bekannter internationaler Index,
welcher nach diesen Kriterien erstellt ist, ist
Librarian’s Internet Index, lii.org.
Gehen wir von den allgemeinen Linksammlungen zu den besonderen, den wissenschaftlichen oder Fachindices. In diesem Gebiet existierten einige interessante
Dienste, welche eine gute Übersicht boten.
Mittlerweile sind sie aber zu bloßen Fachinformationsseiten herabgesunken, welche
in manchen Rubriken dem Benutzer, welcher von außerhalb darauf zugreift, so gut
–B
–u
w
Dass aus einer einfachen, ja banalen Geschäftsidee Großes werden kann, dafür ist
Yahoo! de.yahoo.com ein gutes Beispiel.
Yahoo! startete nämlich als Linksammlung. Mittlerweile ist es ein Konglomerat
aus Suchmaschine und Portal von Internetdienstleistungen wie Freemailer, Mailinglisten, Videoportal, Startseiten, Bilderdepot
(Flickr! flickr.com), Videodepot, Linkdepot
(Delicious! www.delicious.com) und anderem mehr – und bietet immer noch eine
Linksammlung, nach der man mittlerweile suchen muss. Der Erfolg verdrängt seine
Wurzeln…
Yahoo! ist also ein Konkurrent von Google, welcher wie dieser ständig neue Dienstleistungen in sein Portfolio aufnimmt, um
die Kunden möglichst ganz an sich zu binden. Aber am Anfang stand eine einfache
Linksammlung, welche übrigens zu einem
nicht geringen Teil aus Vorschlägen von
Nutzern gespeist und aktuell gehalten wurde. Wenn man eine Lücke entdeckte, konnte man eine E-Mail schreiben, der Vorschlag
wurde redaktionell geprüft und eingepflegt
– fertig! Das erinnert an die heutige Soziale Software, nicht wahr? Der Unterschied
ist lediglich, dass heute die Vorschläge automatisch eingepflegt werden und der Nutzer
zusätzlich noch für die Erschließung seines
Eintrages sorgt.
Linksammlungen also – oder Webkataloge, thematische Indices, Verzeichnisse,
Clearinghouses, Portale und wie sie sonst
noch im Laufe ihrer Karriere benannt wurden – waren stets eine in Baumstruktur aufgebaute Sammlung, in welcher sich der Besucher von oben nach unten durch die Themen vom Allgemeinen zum Besonderen
bewegen kann. Diese Richtung der Suchbewegung ist meiner Meinung nach die Ursache für die fortwährende Existenz der schon
oft totgesagten Linksammlungen: Selbst
wenn sie schlecht strukturiert und von weitaus geringerem Umfang als jeder Suchmaschinenindex sind und ihr Inhalt teilweise
veraltet ist, so sind sie doch der ideale Suchdienst für eine bestimmte Suchstrategie,
nämlich jener von oben nach unten, um sich
einem bestimmten Thema, in welchem man
sich nicht gut auskennt, Schritt für Schritt
annähern zu können.
Nehmen Sie einmal den besten Index, das
Open Directory www.dmoz.org, ebenfalls
eine allgemeine Linksammlung mit langer
Geschichte, vielleicht auch deren deutsche
Version www.dmoz.de und suchen nach Informationen zum Thema Gesundheit, sagen
wir genauer zu Rückenproblemen. Kommen
Sie hier zu guten Ergebnissen? Versuchen Sie
es dann einmal zum Vergleich mit der Internetbibliothek www.internetbibliothek.de,
der gemeinsamen Linksammlung der Öffentlichen Bibliotheken. Ich bekomme beim
Open Directory bessere und mehr Ergebnisse, vielleicht, weil es wie Yahoo! ein Dienst
ist, welcher auf Vorschlägen von Nutzern
beruht und redaktionell bearbeitet wird.
Immerhin haben die Öffentlichen Bibliotheken mit der Internetbibliothek etwas
geschafft, wovon die wissenschaftlichen
Bibliotheken noch träumen können: Eine
gemeinsam gepflegte Linksammlung mit
qualitativ hochwertig erschlossenen Einträ-
.B
Linksammlungen sind neben den Suchmaschinen die ältesten Suchdienste im World
Wide Web. Totgesagt wurden sie bereits
vor zehn Jahren. Warum gibt es sie immer
noch?
e
Totgesagt – aber quicklebendig
@
w
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82
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als
Informationsanbieter und Rechercheur aktiv.
Näheres zur Person unter http://homepages.
uni-tuebingen.de/juergen.plieninger
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Internet
Blickpunkt Internet
Kollaboratives Sammeln
.B
–u
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.d
Immerhin ist es mittlerweile gelungen,
mit Academic Linkshare www.academiclinkshare.de in Deutschland ein gemeinsames Portal für das kollaborative Sammeln
von wissenschaftlichen Links einzurichten.
Hier wäre endlich für wissenschaftliche Bibliotheken die Möglichkeit gegeben, Flagge
zu zeigen und sich über die eigene Organisation hinaus an der Sammlung und Erschließung von Internetquellen zu beteiligen. Wenn man möchte, kann man den
Ertrag der eigenen Arbeit ja wieder in die
eigenen Seiten integrieren.
Sind Linksammlungen noch zeitgemäß?
Probieren Sie es doch einmal anhand von
Linksammlungen in Ihrem eigenen Interessengebiet aus, dem Bibliothekswesen.
Nehmen Sie als Ausgangspunkt die Übersicht über bibliothekarische Linksammlungen »allgemeine Verzeichnisse« im Tübinger Clearinghouse für bibliothekarische
Metainformationen clearinghouse.ub.unituebingen.de, welches ursprünglich im
Deutschen Bibliotheksinstitut entstanden
ist. Hier sind deutsche und internationale Linksammlungen aufgeführt, welche Sie
nach Ihrem Suchthema von oben nach unten durchsuchen können.
Sagen wir, Sie suchen nach Informationen zu einem bestimmten Bibliothekstyp,
Schul- oder Fahrbibliothek. Nun wählen Sie
eine der Linksammlungen aus, steigen dort
ein und suchen nach Bibliothekstypen. Mit
etwas Glück und Versuchen bekommen Sie
dann Unterverzeichnisse mit Links zu dem
von Ihnen gesuchten Bibliothekstyp. Probieren Sie auch das Clearinghouse selbst
aus, es verzeichnet sich nämlich in dem oben
genannten Unterverzeichnis nicht selbst.
Falls Sie beim Durchprobieren der Seiten
auf tote Links treffen, dann ist das – leider
– eine für die Nutzung von Linksammlungen normale Erfahrung: Der Betreuer oder
die Redaktion der Sammlung ist dann (noch)
nicht dazu gekommen, den Link zu entfernen oder die geänderte Adresse zu aktualisieren. Letzteres ist übrigens häufiger der
Fall, denn ein Angebot steht oft unter einer anderen Webadresse weiterhin zur Verfügung. Daher sollte man als Nutzer einer
w
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Linksammlung nicht gleich die Flinte ins
Korn werfen, wenn man auf einen interessanten Eintrag trifft, welcher zu einem toten
Link führt: Geben Sie den Titel des Eintrages in eine Suchmaschine und Sie kommen,
nach meiner Erfahrung, in zwei Dritteln der
Fälle auf das entsprechende Angebot!
Linksammlungen bestehen zwangsläufig weiter, denn die Benutzer verwenden sie
nach wie vor. Zwar bekommen sie derzeit
starke Konkurrenz durch die oben erwähnten sozialen Bookmarkdienste, welche im
Grunde kollektiv gepflegte Linksammlungen darstellen.
Diese sind jedoch nicht in einer Baumstruktur geordnet, sondern mithilfe von
tags, also Schlagwörtern, erschlossen. Sie
sind aktueller und haben durch die »sozialen« Komponenten wertvolle Zusatzdienste
an Bord (zum Beispiel RSS, Möglichkeit der
Zusammenarbeit beziehungsweise Sicht auf
die Sammlung anderer).
Dennoch – so meine These – werden
die sozialen Bookmarkdienste die Linksammlungen nicht ganz ersetzen, denn die
Baumstruktur als Antwort auf das Bedürfnis, sich der Lösung der Suchanfrage Schritt
für Schritt nähern zu können, bietet einen
Mehrwert, der sich durch die punktuell zugreifende Stichwortsuche, sei es der Suchmaschinen, sei es der sozialen Bookmarkdienste, nicht ersetzen lässt.
Gleichwohl sollte man sich von bibliothekarischer Seite aus überlegen, ob nicht eine
Veränderung von Linksammlungen, ähnlich
wie bei den derzeitigen Überlegungen, Kataloge für die Nutzer zugänglicher zu machen (»Katalog 2.0«), in Richtung »Linksammlung 2.0« möglich wäre. Man könnte sich Linksammlungen denken, bei denen
Nutzer die Einträge markieren, merken, bewerten, ihre Erschließung ergänzen, Inhaltsangaben machen und das Ganze in ihre eigenen Bookmarksammlungen importieren
können.
Alles in allem werden Linksammlungen
ewig jung bleiben! Man sollte sich aber Gedanken darüber machen, wie man durch kooperativen Aufwand Zeit bei der Erstellung
spart, die Qualität hebt, ohne ganz auf die
eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zu verzichten und für Nutzer bessere Möglichkeiten ersinnt, sich die Inhalte der Linksammlung anzueignen und ihren Mehrwert durch
nutzerseitige Erschließung (»folksonomy«)
zu erhöhen.
e
Zusatzdiensten, wie zum Beispiel Weblogs
als Neuigkeitendienste für einzelne Bereiche
und Tutorials.
w
wie nichts bieten. Die Düsseldorfer Virtuelle Bibliothek (DVB), einst ein hoch gelobter
allgemeiner wissenschaftlicher Index, ist ein
Beispiel dafür.
Den Index LLEK-Bookmarks www.wissenschaftliche-suchmaschinen.de
kann
man wegen seiner Übersichtlichkeit noch
empfehlen, ein Metaverzeichnis, welches
nicht zuletzt durch seinen klaren Aufbau
punktet. Wenn man nach gut gepflegten
Verzeichnissen für einzelne Fächer und Themen sucht, so sind selbst hier bedeutende
Fachindices selten zu finden und hängen
oft vom Engagement weniger Personen ab
(eine Übersicht finden Sie beispielsweise
unter wiki.netbib.de/coma/ThematischeIn
dices).
Um diesem Manko abzuhelfen, sind
Linksammlungen auch in vielen der Virtuellen Fachbibliotheken wiki.netbib.de/coma/
VirtuelleBibliotheken zu finden, sodass man
mittlerweile davon ausgehen kann, dass in
diesen, neben anderen elektronischen Erschließungsmitteln, meist auch Linksammlungen zu finden sind. Von der hierarchisch
strukturierten Sammlung der ViFaPol www.
vifapol.de bis hin zu der vor allem mithilfe von Stichworten durchsuchbaren ciberaLinksammlung www.cibera.de findet man
dort alle Formen des Aufbaus von Indices.
Das ist auch ein wenig von Nachteil für
die ViFas: Die Linksammlungen sind jeweils
unter anderen Bezeichnungen an verschiedenen Stellen in unterschiedlicher Struktur
zu finden, die Standardisierung der ViFas ist
leider äußerst gering, sodass Benutzer sich
jedesmal auf eine neue Struktur einstellen
müssen! Auch mit der Integration in ein allgemeines Verzeichnis ist es schlecht bestellt,
Vascoda www.vascoda.de als gemeinsamer
Überbau bietet kein Verzeichnis, sondern
eine Suche über verschiedene Inhalte, vor
allem Datenbanken. Die Linksammlungen
kommen da leider nur unter »ferner liefen«
vor, von der Klarheit der Darstellung der Suchergebnisse einmal ganz zu schweigen.
Die Briten haben das weitaus besser gelöst, deren übergreifende Linksammlung
heißt Intute www.intute.ac.uk. In Großbritannien besteht daneben sogar noch eine
zweite große, nach DC geordnete Sammlung, BUBL, www.bubl.ac.uk, welche vom
Centre for Digital Library Research der Universität Strathclyde unterhalten wird. Beide
sind sehr angenehm zu benutzen und insbesondere Intute bietet ein großes Portfolio an
83
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BuB || Magazin
Lesesaal
Neue Fachliteratur
Neue Fachliteratur
Bergmann, Julia; Jürgen Plieninger: Recherchieren in Öffentlichen Bibliotheken. Berufsverband Information Bib-
.d
e
liothek e.V., OPL-Kommission. [Reutlingen]: BIB, 2007 (Checklisten; 23).
54 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – kostenlos online unter
www. bib-info.de / komm / kopl / pub / check
23.pdf
Buchfieber. Zur Geschichte des Buches
im 3. Reich. Gerd Simon und unzählige
–B
Mitarbeiter [Walter Back, Steffen Bender,
Peter Michael Berger…]. Tübingen: Gesellschaft für Interdisziplinäre Forschung,
2007. X, 328 Seiten: Illustrationen. – broschiert 30,– Euro
w
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.B
–u
Byrne, Alex: The politics of promoting
freedom of information and expression in international librarianship. The
w
84
84
IFLA/FAIFE Project. Lanham (Maryland): Scarecrow Press, 2007 (Libraries
and librarianship: An international perspective; 4). 240 Seiten. – broschiert 55,–
US-Dollar
Lucius, Wolf D.: Verlagswirtschaft. Öko-
nomische, rechtliche und organisatorische
Grundlagen. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2007 (UTB; 2652). 405 Seiten:
Illustrationen, grafische Darstellungen.
– broschiert 19,90 Euro
Raubgut in Berliner Bibliotheken. Work-
shop des Regionalverbands Berlin-Brandenburg des Vereins Deutscher Bibliothekare am 12. Juni 2006. Zentral- und
Landesbibliothek Berlin [Redaktion:
Michael Dürr, Annette Gerlach]. Berlin: ZLB, 2007. 63 Seiten: Illustrationen.
– broschiert 8,– Euro
Stocker, Günther: Vom Bücherlesen. Zur
Darstellung des Lesens in der deutschsprachigen Literatur seit 1945. Heidelberg:
Universitätsverlag Winter, 2007. 401 Seiten. – gebunden 37,– Euro
Wissenschaftskommunikation der Zukunft. 4. Konferenz der Zentralbibliothek,
Forschungszentrum Jülich, 6.–8. November 2007. Beiträge und Poster. [WissKom 2007]. Rafael Ball (Hrsg.). Jülich:
Forschungszentrum, 2007 (Schriften des
Forschungszentrums Jülich: Reihe Bibliothek; 18). 300 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 44,90
Euro
BuB | 60 (2008) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
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85
Online-Befragung der
BIB-Mitglieder ausgewertet
Vor dem Hintergrund der Neuausrichtungsaktivitäten wurde die Frage nach
der Einschätzung der bundes- und landesweiten Fortbildungen und der Arbeit der
Kommissionen des BIB gestellt.
Die Fortbildungsangebote auf Bundesebene (mit knapp 93 Prozent) sind den
Teilnehmer(inne)n der Umfrage sehr bekannt; darüber informieren sie sich (immer
noch) vor allem durch Fachzeitschriften.
Noch bekannter sind die Fortbildungen
auf Landesebene: Rund 96 Prozent der
Umfrageteilnehmer/innen wissen davon;
die Rundbriefe der Landesgruppen sind
hierfür die wichtigste Informationsquelle.
Bei der Frage nach interessanten Themen für BIB-Fortbildungen liegen in der
Spitzengruppe Informationsvermittlung,
Kommunikation,
Arbeitsorganisation
und Mitarbeiterführung sowie Exkur-
w
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–u
Im März 2007 wurden sowohl BIB-Mitglieder als auch -Nichtmitglieder im
Rahmen einer Online-Umfrage um ihre
Meinung zu den Dienstleistungen des BIB
gebeten. Abgefragt wurden auch die Kommunikationswege sowie Wünsche und
Anregungen für die Verbandsarbeit. Die
Umfrage lief als studentisches Projekt der
Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart unter der Leitung von Prof. Martin
Götz und Prof. Markus Hennies. Die Stu-
w
Freundliche Gesichter trotz Bahnstreiks und umfänglicher Tagesordnung: Der BIB-Vereinsausschuss traf sich zu seiner traditionellen Herbsttagung im vergangenen Jahr in Bielefeld. Im Mittelpunkt der zweitägigen Beratungen Mitte November standen insbesondere die Finanzplanung
sowie die Arbeitsprogramme der Fachkommissionen. Die Vertreter des Bundesvorstandes, der Landesgruppen und Kommissionen sowie der
Geschäftstelle und BuB-Redaktion diskutierten auch intensiv über die Außendarstellung und künftige Schwerpunkte der Verbandsarbeit.
Foto: Kerstin Pommerening/UB Bielefeld
w
Alles Gute für 2008!
Liebe BIB-Mitglieder,
liebe BuB-Leserinnen und -Leser,
ein arbeits- und ereignisreiches Jahr 2007
liegt hinter uns. Für den BIB war es vor allem
auch ein schönes und konstruktives Jahr, in
dem wir die Grundlagen für unsere Neuaus-
BuB | 60 (2008) 01
richtung gelegt und einige neue Aktive gewonnen haben. Wir starten gestärkt und zuversichtlich mit dem Ziel ins neue Jahr, unsere Mitglieder mit aktuellen, optimierten und
zeitgemäßen Angeboten zu versorgen und
unseren Berufsstand insgesamt voranzubringen.
Die BIB-Aktiven sowie die hauptamtlichen Mitarbeiter in Geschäftsstelle und BuBRedaktion freuen sich auch 2008 über Ihre
Rückmeldungen und Vorschläge, um Ihre
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Fortbildung im Fokus
.d
Mehr Lobbyarbeit gewünscht
denten erarbeiteten den Fragebogen nach
Vorgaben des Verbandes und lieferten zu
Semesterende die aufbereiteten Daten.
Insgesamt 750 Personen haben sich an
der Befragung beteiligt, sodass die Ergebnisse nur vorsichtig als Anhalt oder Trend
gewertet werden können. Dennoch sind
sie aufschlussreich für die Führungsgremien und fließen in die Verbandsarbeit ein.
Erfreulich war, dass sich auf diesem Weg
59 Nicht-Mitglieder gemeldet und ihre
Meinung abgegeben haben.
Rund 53 Prozent der Teilnehmer arbeiten in wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken oder wissenschaftlichen Spezialbibliotheken. In Öffentlichen Bibliotheken
arbeiten rund 40 Prozent der Teilnehmer.
Etwa 72 Prozent arbeiten Vollzeit (mehr
als 30 Wochenstunden).
Im Folgenden sollen nun einige Ergebnisse herausgegriffen und dargestellt
werden:
–B
Aus dem
Bundesvorstand
e
Aus dem Bundesvorstand
Wünsche und Erwartungen berücksichtigen
und Ihre beruflichen Erfahrungen weitergeben zu können.
Wir bedanken uns bei allen, die unsere Arbeit im letzten Jahr aktiv unterstützt haben,
uns treu geblieben oder neu zu uns gestoßen sind. Der BIB wünscht allen ein gesundes, glückliches neues Jahr 2008 und beruflich wie privat viel Erfolg und alles Gute!
Im Namen aller BIB-Aktiven:
Susanne Riedel, BIB-Bundesvorsitzende
Berufsverband
Landesgruppe
Baden-Württemberg:
w
Aus den
Landesgruppen
»Train the Trainer – Ideen und
Anregungen für Ausbilder«
Bereits zum zweiten Mal hatte die Landesgruppe Baden-Württemberg die Fortbildung »Train the Trainer – Leiten und
Führen von Auszubildenden« angeboten.
Vierzehn Ausbilder/innen trafen sich in
der Stadtbücherei Fellbach, um frische
Ideen für die betriebliche Ausbildung zu
sammeln.
Politische Kontakte intensivieren
e
Die Zusammenfassung einiger Aspekte
ergibt: 70 Prozent beziehungsweise 66
Prozent der Teilnehmer wünschen sich
vom BIB, dass er die politischen Kontakte intensivieren, mehr Lobbyarbeit leisten
beziehungsweise die Presseaktivitäten verstärken möge. Imagekampagnen und Aufsehen erregende Pressekampagnen sollten
gestartet werden. Vielen ist wichtig, dass
die bibliothekarischen Berufe einen Imagewandel durch offensive Öffentlichkeitsund Aufklärungsarbeit erfahren.
Um diese Ziele zu erreichen, sollte der
BIB etwa mit anderen Verbänden noch
enger kooperieren. Viele Befragte äußerten die Meinung, dass der BIB auf einem
guten Weg ist. Dank gab es auch für die
guten Leistungen der Verbandsgremien.
Auch der Bundesvorstand bedankt
sich sehr herzlich für die Rückmeldungen
der vielen Kolleginnen und Kollegen. Als
»Aufwandsentschädigung« wurden, wie
in der Ausschreibung angekündigt, sechs
Preise verlost. Die Gewinner sind: Elisabeth Blum-Lipski (Planegg), Olaf Lewejohann (Ochtrup), Petra Hauke (Berlin), Ursula Wolfart (München), Claudia
Bauer (Alzey) sowie Birgit Cieplik (Bonn)
– herzlichen Glückwunsch!
Susanne Riedel (UB Bielefeld),
BIB-Bundesvorsitzende
.d
Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer
der Umfrage (rund 52 Prozent) ist bereit,
einen höheren Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Eine breite Mehrheit wäre bereit, bis
zu 20 Euro pro Jahr mehr zu entrichten,
wenn das Dienstleistungsangebot des BIB
dadurch entsprechend ausgeweitet werden
könnte.
Der BIB möchte das Berufsbild konkretisieren und offensiver vermitteln. Nach
Meinung der Umfrageteilnehmer sollte
dabei betont werden, dass Bibliothekare
für Medienkompetenz und Informationskompetenz stehen. Bibliothekare seien
vielseitige Informationsspezialisten, ITDienstleister und Datenbankspezialisten.
Bibliotheken seien Bildungseinrichtungen, und entsprechend müsse das Aufgabenspektrum im Berufsbild verankert
werden.
Und schließlich wurde die Frage nach
den Wünschen an den BIB gestellt, zu
beantworten in einem Freitextfeld. Erfreulich viele und aufschlussreiche, auch
w
Als einer der drei Partner – neben ekz und
DBV – des weltweit einzigartigen Besprechungsdienstes für Öffentliche Bibliotheken interessierte uns dessen Bekanntheit in
der Fachöffentlichkeit. Etwa zwei Drittel
(65,5 Prozent) der Kolleginnen und Kollegen, die sich an der Umfrage beteiligten,
wissen, dass der BIB am »Informationsdienst« (ID) maßgeblich beteiligt ist.
Als Herausgeber von BuB wollten wir
Ihre Bewertung der Fachzeitschrift erfahren. Für 90 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen sind vor allem die Berichte aus
der Praxis interessant, wovon 79 Prozent
die Qualität mit sehr gut oder gut bewerten, darauf folgen Ausbildungs- und Fortbildungsthemen mit knapp 60 Prozent (65
Prozent davon finden die Berichte sehr gut
Bereitschaft zu höheren Beiträgen
umfängliche Antworten haben wir hier
erhalten, die wir derzeit noch auswerten.
–B
Besprechungsdienst und BuB
oder gut) und EDV-Themen mit rund 50
Prozent (hier geben 53 Prozent die Noten
1 oder 2).
Die Themenwünsche an die BuB-Redaktion sind vor allem: Berichte und
Fachbeiträge aus dem Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken, beispielhafte
PR-Arbeit und Lobbyarbeit sowie die Praxis von Kleinstadtbibliotheken.
–u
sionen. Als Veranstaltungsform werden
ganztägige Veranstaltungen (Seminare
oder Workshops) präferiert.
Die Dienstleistungen der Kommissionen werden von den Teilnehmer(inne)n
noch zurückhaltend genutzt: Ungefähr
77 Prozent haben diese Dienstleistungen
bisher nicht in Anspruch genommen. Diejenigen allerdings, die sich schon einmal
bei Problemen mit Fragen an die Expertengruppen gewandt hatten, fanden den
Service zu 85 Prozent sehr gut oder gut.
Beratungsangebote werden vor allem für
Rechtsfragen sowie für Marketing und
Management gewünscht.
Aus den Landesgruppen
.B
86
BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
w
86
86
Handeln statt Zuhören
Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, ihre
bereits vorhandenen Kenntnisse aufzufrischen und Neues kennenzulernen. Dabei
stand der Tag ganz im Zeichen konkreter
Fragestellungen: Wie motiviere ich Auszubildende? Wie äußere ich Kritik? Welche
Methoden zur Wissensvermittlung gibt
es? Diese und weitere Fragen wurden von
der Betriebspädagogin Marion Jamnig
praxisnah, kompetent und anschaulich
beantwortet.
Wie nebenbei hatte die Referentin bei
ihren Zuhörern genau die Methodik angewandt, die auch bei Auszubildenden angesagt ist – aktive Mitwirkung, viele konkrete Beispiele und fragen, fragen, fragen…
Denn während bei einem mündlichen
Vortrag nur etwa zehn Prozent der Inhalte
beim Zuhörer haften bleiben, ist das Ver-
hältnis beim Ausprobieren und Problemlösen genau umgekehrt.
Selbstständigkeit als Lernziel
Trainiert wurden daher verschiedene Frage- und Kommunikationstechniken, um
mit den richtigen Fragen zur richtigen Zeit
den Auszubildenden Impulse zu geben
und sie zu aktivieren. Nach Lerntypanalyse und allgemeinen Informationen zum
Wissenserwerb lernten die Teilnehmer
verschiedene didaktische Methoden kennen, die verstärkt auf die Erziehung zur
Selbstständigkeit abzielen, wie überhaupt
die Selbstständigkeit der Auszubildenden
als wichtiges Lernziel und wichtiger Motivator im Mittelpunkt stand.
Die Referentin betonte den Stellenwert
von Kritik- und Fördergesprächen und
wies darauf hin, dass vor allem FördergeBuB | 60 (2008) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
87
Landesgruppe Berlin:
»Tag der Bibliotheken«
in Frankfurt/Oder
BIB-Fortbildungen…
…finden Sie ab diesem Jahrgang im allgemeinen Veranstaltungskalender im redaktionellen Teil (Rubrik »Termine«). Die
getrennte Auflistung von BIB-Veranstaltungen und Fortbildungen anderer Anbieter entfällt künftig. BuB-Redaktion
und Bearbeiter der Verbandsrubrik folgen damit dem Wunsch vieler Leserinnen
und Leser, die einer einheitlichen Darstellung aller wichtigen Veranstaltungen
auf einen Blick den Vorzug geben. Eine
aktuelle Liste der vom BIB angebotenen
Fortbildungsveranstaltungen und Fachtagungen sowie weitere Informationen
rund um die berufliche Aus- und Weiterbildungen sind wie gehabt auf der Verbandswebsite unter www.bib-info.de/
event.htm aufgeführt.
würdigem Rahmen wurde die Ausstellung
zur Geschichte dieser wertvollen Sammlung in einem Seitenflügel des Flughafengebäudes Tempelhof eröffnet.
Nicole Weigand, Vorsitzende der
BIB-Landesgruppe Berlin, richtete einige Grußworte an die Gäste. Beschlossen
wurde die Feier mit einer Lesung der Krimiautoren Horst Bosetzky und Jan Eik.
Noch einmal die Polizeibibliothek
Berliner Stammtische und Mailingliste
Am 24. Oktober, dem Tag der Bibliotheken, feierte der Polizeipräsident von Berlin
den 150. Geburtstag seiner Bibliothek. In
Stammtische der Landesgruppe Berlin finden alle zwei Monate am vorletzten Dienstag des jeweiligen Monats, beginnend am
Landesgruppe
Nordrhein-Westfalen:
w
w
w
.B
–u
–B
Ende September fand in Frankfurt/Oder
der »Tag der Bibliotheken Berlin und
Brandenburg« statt, an dem der Landesgruppenvorstand Berlin sowie weitere
Mitglieder teilnahmen. Leider fanden eher
wenige Besucher den Weg an den östlichen
Rand der Republik, trotz eines ausgesprochen interessanten Programms.
Zum Abschluss des Tages konnte zwischen verschiedenen Führungen gewählt
werden. Die Berliner Mitglieder besichtigten die Universitätsbibliothek der Viadrina, die hauptsächlich im Dachgeschoss
des alten Universitätsgebäudes untergebracht ist.
Gut einhundert Kolleginnen und Kollegen kamen zum ersten »FaMI- und Assistenten-Tag« des
BIB Mitte Oktober nach Essen. Neben Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen wie dem neuen Tarifvertrag wurden auch zwei Workshops zu bibliothekspraktischen Themen angeboten.
Foto: LG NW
BuB | 60 (2008) 01
Dienstag, 19. Februar 2008, statt. Mitglieder und Interessierte treffen sich ab 19
Uhr in »Schlögl’s Alt-Berliner Gaststätte«,
Karl-Liebknecht-Straße 9, in Berlin-Mitte
(gegenüber Marienkirche).
Allen Mitgliedern, die immer aktuell
über Termine und Veranstaltungen in der
Bundeshauptstadt informiert sein möchten, empfiehlt der Landesvorstand ein Abo
der Berliner Mailingliste. Anmeldung
unter www.bib-info.de/mailman/listinfo/
bib-berlin-news.
Frank Redies (Stabi Berlin),
BIB-Landesvorstand Berlin
.d
spräche deutlich häufiger geführt werden
sollten. Für die Ausbilder war es eine gelungene Veranstaltung, die allen reichlich
Motivation, Ideen und Anregungen geliefert hat.
Fleur Anna Ziegler (StB Fellbach),
BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg
87
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e
Aus den Landesgruppen
Großer Andrang beim »FaMIund Assistenten-Tag 2007«
»Wechsler werden bestraft…« – bei diesem
Satz von Kristina Lippold (SLUB Dresden, BIB-Kommission Eingruppierung
und Besoldung) ging ein Raunen durch
die Menge der angereisten Fachangestellten und Assistent(inn)en. Und das anschließende Beispiel bestätigte die These,
denn Stellenwechsler/innen, die aus alten
– dem BAT überführten – Verträgen eine
neue Herausforderung in einer anderen
Einrichtung suchen, werden bei gleicher
Entgeltstufe weniger Geld verdienen.
Mehr Mut machte Klaus-Peter Böttger
(StB Mülheim/Ruhr), der in seinen Vortrag den Fachangestellten sprichwörtlich
»alles zutraute«. Er zeigte deutlich den
Wandel im Tätigkeitsfeld weg vom Verbuchen zu mehr inhaltlichen Diensten für die
Kundinnen und Kunden. Am Nachmittag
schlossen sich Workshops zu den Themen
»Kundenkontakte positiv gestalten« und
»Literatursuchmaschine DigiBib« an.
Reges fachliches Interesse
Das Interesse an diesem ersten »FaMIund Assistenten-Tag« der BIB-Landesgruppe NRW war mit mehr als 220 Anmeldungen unerwartet groß. Aufgrund
der begrenzten Kapazitäten konnten leider
nur die Hälfte berücksichtigt werden. Die
Teilnehmer/innen kamen aus kleinen und
größeren Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken sowie aus Behördenbibliotheken. Die seltene Gelegenheit kollegialer Kommunikation wurde intensiv
wahrgenommen.
Die Führung durch die Essener Zentralbibliothek stieß trotz der späten Stunde ab
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BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
Berufsverband
Aus den Landesgruppen
ferenziert. Die Teilnehmerinnen waren
verblüff t, welche optischen positiven Veränderungen mit wenigen Strichen und gezielt eingesetzter Schminke erzielt werden
können.
e
…Körpersprache
–u
Landesgruppe Rheinland-Pfalz:
»Tolle Ausstrahlung gewinnen«
– ein Workshop für Frauen in
Kaiserslautern
w
17 Uhr zum Abschluss des Tages auf reges fachliches Interesse, wie überhaupt das
Feedback nach der Veranstaltung überwältigend positiv war. Zu der sehr guten
Tagungsatmosphäre hatte ganz besonders
das Team der Stadtbibliothek Essen beigetragen.
angewachsen, was im Wesentlichen durch
die Übernahme anderer Bibliotheken möglich wurde, von denen die Bibliothek des
Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) sowie
der Kammer der Technik (KDT) die bedeutendsten sind.
Frank Redies (Stabi Berlin),
BIB-Landesvorstand Berlin
.B
Zu Gast im Deutschen Technikmuseum war
die BIB-Landesgruppe der Bundeshauptstadt Ende September. Die Teilnehmer wurden durch die umfangreichen Bestände und
Sammlungen der Bibliothek und des Archivs
geführt.
Allein die Bestände der Bibliothek sind
in wenigen Jahren auf über 500 000 Bände
–B
.d
Ein sicheres Auftreten und die Körpersprache waren weitere Inhalte der Veranstaltung. Dem Anlass angepasste
Kleidung und nonverbale Signale wie
eine offene Körperhaltung vermitteln
einen ersten positiven Eindruck an die
Umwelt.
Bei der Begegnung mit einer zweiten
Person spielt Blickkontakt eine wichtige
Rolle. In Schrittstellung mit einer Individualdistanz (der ausgestreckte Arm kann
nicht den Körper des Gegenübers berühren) wird das Gegenüber mit der Handfläche, die leicht nach oben zeigt, begrüßt.
Weitere Tipps der Referentin führten den
Teilnehmerinnen anschaulich vor, wie sie
ihre Ausstrahlung zusätzlich optimieren
können.
Fazit: Eine gelungene Veranstaltung,
und die Zahl der Interessentinnen, die wegen der begrenzten Teilnehmerzahl nicht
berücksichtigt werden konnte, zeigt doch
deutlich, wie gefragt solche Fortbildungen
sind.
Inge Gödelmann (Bibliothek des
Bundesgerichtshofes, Karlsruhe)
Bedarf registriert
w
w
Erfreulicherweise entschlossen sich anlässlich dieser ersten Großveranstaltung
für die mittlere Qualifikationsebene in
Nordrhein-Westfalen (die nächste wird
voraussichtlich im Jahr 2009 stattfinden)
mehr als zehn Prozent der Teilnehmer/innen, Mitglied in ihrem Berufsverband zu
werden.
Die Workshop-Themen wird die Landesgruppe in ihrem Fortbildungsprogramm 2008 noch einmal aufgreifen, um
auch den Kolleg(inn)en eine Teilnahme zu
ermöglichen, die beim »FaMI- und Assistenten-Tag 2007« wegen der Kapazitätsgrenze eine Absage bekommen haben.
Marianne Brauckmann (StB Bonn),
Vorsitzende der BIB-Landesgruppe NRW
Es war kein eigentliches Bibliotheksthema,
das im Mittelpunkt einer Fortbildung der
Landesgruppe Rheinland-Pfalz in der UB
Kaiserslautern stand. »Tolle Ausstrahlung
gewinnen (Typberatung – Körpersprache
– sicheres Auftreten)« hieß es für das gute
Dutzend Teilnehmerinnen unter Anleitung der Visagistin und Make-up-Stilistin
Angelika Seyfert.
Aussehen und…
In dem Workshop erhielten die Frauen
viele individuelle Tipps, um ihre eigene
Wirkung auf andere zu verbessern. Jedes
Gesicht verrät die Persönlichkeit. So erfuhren die Teilnehmerinnen, dass es analog zum persönlichen Farbtyp Farben gibt,
die besser oder weniger gut zur eigenen
Persönlichkeit passen. Außerdem wurden
die unterschiedlichen Gesichtsformen dif-
Kundenorientierung in
der Benutzungsabteilung
»Vom Nutzer zum Kunden« – nicht nur
der Wandel der Begrifflichkeit stand
im Mittelpunkt einer zweitägigen Fortbildung der BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz im Forum Vinzenz Palloti in
Vallendar. Unter kompetenter Anleitung
der Referentin Christiane Brockerhoff
gestaltete sich ein interessantes Seminar: Diskussionen, Gruppenarbeit und
Rollenspiele verlangten von den Teilnehmern gezielte Konzentration auf das
Thema.
Nachdem die Wünsche und Erwartungen der teilnehmenden Kolleg(inn)en
an die Fortbildung gesammelt waren,
schloss sich die Praxis mit dem Schwerpunkt »Kommunikative Anforderung an
das Bibliothekspersonal« an. Der schon
erwähnte Wandel der Begrifflichkeit war
dabei ebenso Thema wie der Komplex, die
Unzufriedenheit der Kunden als Chance für Neuerungen und Optimierung zu
nutzen.
BuB | 60 (2008) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
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Die Referentin Prof. Ingeborg Simon
(HdM Stuttgart) vermittelte den Teilnehmern umfangreiche Kenntnisse im Bereich
der Kommunikation, darunter psychologische Grundkenntnisse und Modelle zur Analyse und Gestaltung von Gesprächen (unter anderem die Kommunikationsmodelle von Friedemann Schulz von Thun, Autor
von »Miteinander reden«). Die Konzepte
wurden im Rahmen von Übungen trainiert:
Was geht zum Beispiel in einem vor, wenn
ein Kunde renitent versucht, fällige Mahngebühren zu umgehen? Hat man erst einmal
sein eigenes »inneres Team« erforscht, dann
fällt es leichter, den eigenen Standpunkt
zu wahren und gleichzeitig Verständnis
auch für schwierige Kunden aufzubringen.
Isabell Leibing (UB Konstanz),
BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg
Charakter. Genau darum ging es in der Stadtbücherei Fellbach im Workshop »Kommunikationstraining für Bibliotheksmitarbeiter/
innen«, veranstaltet von der Landesgruppe
Baden-Württemberg.
–B
»Man kann nicht nicht kommunizieren!«
– dieses Zitat von Paul Watzlawick war nur
ein Aspekt, der den Teilnehmern zum Thema
Kommunikationspsychologie einfiel, denn
jedes Verhalten hat einen kommunikativen
.d
e
Aus den Landesgruppen
w
.B
w
Am Abend konnten die Teilnehmer unter
der kompetenten Führung von Bibliotheksleiter Jürgen Spitzlay die Bibliothek
des Forums Vinzenz Pallotti besichtigen,
ein sehr interessanter und informativer
Rundgang mit Einblicken in die Arbeit einer theologisch-philosophischen Fakultät.
Der zweite Teil begann mit der Bearbeitung der gewonnenen Erkenntnisse vom
Vortag, die in die Erarbeitung eines Modells zum »Anregungs- und Beschwerdemanagement« mündete und sich mit dem
Typus des »schwierigen Benutzers« befasste. Dreh- und Angelpunkt der abschließenden Diskussion war die Umsetzung
unserer erarbeiteten Regeln und Erkenntnisse in die Praxis.
Elke Baunack und Carla Groel
(UB Kaiserslautern)
–u
Der »schwierige Benutzer«
Landesgruppe Thüringen:
w
Ergebnis der Vorstandswahl für
die Jahre 2007 bis 2010
Der Wahlausschuss hat bei der Auszählung
der Briefwahlstimmen am 14. November
2007 in Erfurt für die Landesgruppe Thüringen folgendes Ergebnis ermittelt:
– Wahlberechtigte: 83
– abgegebene Stimmzettel: 35
– davon ungültig: keiner
– Wahlbeteiligung: 42,1 Prozent.
BuB | 60 (2008) 01
Zwischen Nanometern und Lichtjahren:
Eine interessante gemeinsame Exkursion
boten die BIB-Landesgruppen RheinlandPfalz und Saarland im letzten Herbst an. Ziel
war die Bibliothek am Standort Zweibrücken
der Fachhochschule Kaiserslautern.
Vorab erhielten die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen Einblick in das Arbeiten
in einem sogennanten »Reinraum« an der
Hochschule. Neben konstanter Temperatur
und Luftfeuchtigkeit ist die kostenintensive
Reinhaltung aller verwendeten Materialien
Grundvoraussetzung für die Herstellung
von Mikrosystemteilen.
Vom Mikrokosmos des Reinraums in
den Makrokosmos des Universums führte
anschließend die Besichtigung der Volkssternwarte, wo der Blick auf die Venus
leider vom Wolken verhangenen Himmel
versperrt wurde. Klarer war dann schon
der Blick in die Bibliothek, die mit ihrem
Schwerpunkt Informationsvermittlung eine
wichtige Einrichtung des FH-Standortes
darstellt.
Eingebunden in die E-Learning-Angebote der FH, bietet die Bibliothek neben einem
45 000 Medieneinheiten umfassenden Bestand auch die »richtige« Nutzung des Internets als unverzichtbaren Bestandteil der
Informationskompetenz der Studierenden
an. Nach dem Motto »Tue Gutes und rede
darüber« wuchert die Bibliothek mit diesen
Pfunden.
Und wie der Vizepräsident der Hochschule, Prof. Hans-Joachim Schmidt, deutlich machte, ist es in Zeiten globaler Haushalte wichtig und richtig, seine Leistungen
und Angebote transparent und offensiv zu
präsentieren.
Iris Haffner (UB Kaiserslautern)
89
89
Berufsverband
Mitglieder
.B
–u
Ein weiterer Höhepunkt war ein Besuch der Franckeschen Stiftungen. Beeindruckend präsentierte sich das wunderbar sanierte Areal der bedeutenden Bildungs- und Forschungsstätte, das neben
dem historischen Waisenhaus, der Kunstund Naturalienkammer noch die historische
Bibliothek der Stiftung mit dem barocken
Kulissenmagazin und das größte Fachwerkhaus Europas umfasst. Gekonnt eingegliedert ist auch eine modere Nutzung, etwa durch ein »Haus der Generationen«.
Barbara Jokisch
(Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt),
BIB-Landesvoritzende Thüringen
w
Zweitägiger Dauerregen in Halle: Auch das
schlechte Wetter konnte die gute Stimmung
der BIB-Landesgruppe Thüringen auf ihrer
Exkursionsfahrt Ende September nicht trüben. Ziel der Reise war die Universitätsstadt
Halle im benachbarten Sachsen-Anhalt, wo
zunächst die Universitäts- und Landesbibliothek besichtigt wurde.
Fachkundig geführt von Doris Gerlach,
Leiterin der Abteilung Benutzung, besichtigten die Teilnehmer die zentralen Gebäude in der August-Bebel-Straße und erfuhren
Interessantes über die Umstrukturierungspläne sowie die Herausforderungen angesichts der angespannten Personalsituation
in der ULB Halle.
–B
.d
e
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BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
Mitglieder
Neueintritte
w
Auf die Kandidatinnen für den vierköpfigen Landesvorstand entfielen die Stimmen
wie folgt:
– Heike Budnitz (Universitätsbibliothek
Erfurt): 33 Stimmen (gewählt)
– Barbara Jokisch (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt): 33 Stimmen (gewählt)
– Sabine Arndt (Stadtbücherei Weimar):
32 Stimmen (gewählt)
– Ines Leer (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt): 32 Stimmen (gewählt).
Die genannten Kolleginnen haben alle
schriftlich die Annahme der Wahl erklärt.
Barbara Jokisch hatte auch für den Vorsitz
kandidiert und wurde damit erneut zur
Vorsitzenden gewählt.
Heike Stietz (Stadt- und
Regionalbibliothek Erfurt),
Vorsitzende des Wahlausschusses
w
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BuB | 60 (2008) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
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Mitglieder
Änderungen
e
Mitglieder des BIB
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
w
w
w
.B
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werden gebeten, alle Änderungen ihrer
personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und
der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag
von BuB, sondern der Geschäftsstelle des
BIB mitzuteilen.
Verstorben
Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/79 06-92/-93
Telefax 0 68 61/79 06-97
[email protected]
Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 3/2008: 18. Januar
BuB | 60 (2008) 01
91
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BuB
BuB || Summary
Lesesaal
Résumé | BuB
Summary of the
Main Articles
According to the critical analysis of the Bremen sociologist Meinhard Motzko, public libraries are ignoring the reality of their society
by trying to appeal first of all to the educated,
bourgeois middle-class. Social researchers
have long identified new social strata and divided social groups into, for example, »modern performers«, »traditionally rooted«, and
»consumption materialists«. It is time for librarians to draw upon such analytical models.
At the same time, demographics show that
the population is getting older, more multicultural and declining. Librarians can no longer
ignore these facts if they hope to ensure their
own future. By drawing the proper consequences, there need to be some unusual decisions taken, such as in personnel selection. To
put it bluntly, the tattooed librarian with tongue-piercing has more rapport with teenagers
and the Turkish-German librarian knows better how to promote reading among his fellow
citizens of Turkish ancestry. And any »traditionally rooted« person might well prefer to attend an evening of folk music than a modern
poetry reading.
The claim of public libraries to be there
»for everyone« is self-deception, according
to Motzko. It is especially the problem groups
that are in need of reading and education but
are hardly being addressed by the library. New
schemes need to be developed, preferably in
conjunction with other institutions, such as
schools and neighborhood centers.
What do the users of tomorrow want from
their public libraries? Recent analyses such as
the online studies undertaken by German public television stations (ARD and ZDF) have
shown that today’s 13- to 20-year-olds prefer
quite different kinds of media than the youth
of only a few years ago. Weblogs, game consoles, and internet portals such as YouTube
have led to significant changes in media usage patterns.
Wolfgang Tiedtke, head of the Portal Department of the Hamburg Public Libraries,
makes a case for putting these »new media«
more clearly on the library agenda and also
for tackling the idea of a virtual 3-D branch
library – such as in »Second Life«. One of
the internet projects of the Hamburg Public
Libraries is an innovative homepage (www.
buecherhallen.de), a »chatbot« and a wide
offering of e-Media which is made available
through a company named »DiViBib« (www.
divibib.com).
In the future Hamburg’s libraries plan to
follow two courses of action: the classical one
with printed media and »real« in-house services and the digital one with on-line services
which will be attractive enough to draw in
new users and re-gain the interest of former
users who no longer use the traditional form
of library.
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–B
.d
e
Moving Around the Library at the Click of
a Mouse / Hamburg’s Plans and Visions for
E-Media, Online-Learning and Branches in
Second Life (Wolfgang Tiedtke)
(pp. 56–60)
Translated by Martha Baker
w
w
On Germany’s Library Day, October 24, 2007,
the newly renovated Duchess Anna Amalia
Library in Weimar celebrated its re-opening
only three years after a tragic fire. In his opening speech President Horst Köhler used the
occasion to appeal for a stronger networking
of libraries in Germany. The German’s head
of state challenged the national government,
the federal states and municipalities to reconsider their financial support of public libraries. He stressed that »libraries need to be
put on today’s political agendas«. Public libraries are neither a dispensable luxury nor a
»burden of the past which we are still dragging along. They are an endowment which
we must try to make the most of«, he said.
Unlike those countries which ranked highest in the PISA education study, the libraries
in Germany lack a strategic anchoring in the
educational infrastructure. The necessary objective targets are missing both at the federal
and the state level.
Furthermore »day-to-day librarianship«
is in actual danger of perishing altogether in
some regions of Germany; universities often
lack the financial means for new acquisitions;
in many older libraries there are inadequate
fire prevention measures; there is an urgent
need for advances in paper preservation. In
view of all these deficits, he hopes to see a
political course correction, said the president.
Horst Köhler’s speech was widely reported
in the media and awakened interest not only
among librarians and their professional organizations. In the eastern state of Thuringia,
plans to implement a library law passed the
first parliamentary step toward enactment
only a few days after his speech. So it seems
that Germany’s first library law could soon become reality – and a model for other federal
states.
Farewell to the Self-Deception of a »Library for Everyone« / Educational Poverty, Loss
of Mobility, Multi-Culti Society: The Future
Requires Completely New Strategies (Meinhard Motzko)
(pp. 50–55)
.B
»Libraries are not Dispensable Luxuries« /
Germany’s President Horst Köhler Pays Tribute to Librarianship and Appeals for More
Support
(pp. 49)
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BuB | 60 (2008) 01
Lesesaal
Résumé || BuB
BuB
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Résumé des
principaux articles
Lors de la journée des bibliothèques, le 24 octobre 2007, la bibliothèque Anna Amalia restaurée de Weimar a été réouverte en grande
pompe, un peu plus de 3 ans après l’incendie
qui l’a dévastée. Le discours solennel du Président de la République Horst Köhler fut un pladoyer pour un réseau de bibliothèques solide
en Allemagne. Le chef de l’Etat a incité l’Etat
fédéral, les Länder et les communes à changer de cap en ce qui concerne le financement
des bibliothèques publiques. »Les bibliothèques doievent être mises à l’ordre du jour politique«, affirma Köhler. Les bibliothèques publiques ne sont ni un luxe dont on pourrait se
passer, ni une charge que nous avons héritée
du passé et que nous traînons derrière nous.
Elles sont une richesse que nous devons mettre en valeur. Contrairement aux pays qui se
sont bien classés à l’enquête PISA, il manque
en Allemagne »un ancarge stratégique« des
bibliothèques dans le système éducatif. Les
objectifs en ce sens sont absents aussi bien à
l’échelle du Bund que des Länder.
De plus le quoitidien des bibliothèques se
caractérise dans plusieurs régions par »une
véritable disparition des bibliothèques«. Dans
les universités, les moyens manquent souvent
pour les acquisitions. Dans de nombreuses bibliothèques patrimoniales, il manque des systèmes de sécurité anti-incendie. Il est urgent
d’agir pour la restauration des papiers. En raison de cette situtation, il espère un changement de cap politique, ajouta le Président de
la République.
Le discours du président a rencontré un
large écho médiatique et a suscité un grand
intérêt, même au-delà du cercle professionnel des bibliothécaires. En Thuringe, Land de
l’Allemagne orientale, une initiative en faveur
d’une loi sur les bibliothèques a été présentée pour la première fois au Parlement quelques jours après le discours. C’est là que la
première loi allemande sur les bibliothèques
pourrait devenir réalité – et un modèle pour
les autres Länder.
Les bibliothèques de lecture publique ignorent
la réalité de la société, en s’adressant d’abord
à la classe moyenne orientée vers la culture et
bourgeoise, critique le sociologue Meinhard
Motzko de Brême. La recherche en sciences
sociales décrit depuis longtemps de nouveaux
milieux sociaux, et sépare les groupes sociaux
en »modern performer«, en »enracinnés dans
la tradition«, en »matérialistes-consuméristes«. Il serait temps que les bibliothécaires
aussi prennent en compte ces modèles.
A cela s’ajoute le changement démographique: la population vieillit, devient multiculturelle et se réduit. Les bibliothèques ne
devraient pas faire l’impasse plus longtemps
sur ces faits, si elles veulent être capables
d’avenir.
Une des conséquences serait de prendre
des décisions inhabituelles, notamment pour
le recrutement du personnel. Disons-le simplement: une bibliothécaire tatouée avec un
piercing sur la langue aura de plus grandes
affinités avec nombre d’adolescents, le bibliothécaire d’origine turque sait mieux comment amener ses concitoyens à la lecture. Et
plus d’un »enraciné dans la tradition« préférera assister à une soirée de chants populaires plutôt qu’à une lecture de poésie contemporaine.
Le postulat sur lequel s’appuient les bibliothèques de lecture publique, qui consiste à dire qu’elles sont »là pour tous«, est un
mensonge pieux, dit Motzko. Ce sont justement les groupes à problèmes, qui auraient
besoin d’un soutien urgent pour la lecture
et l’instruction, que la bibliothèque ne touche pas, ou très peu. De nouveaux modèles
sont nécessaires, qui devraient être élaborés
en coopération avec d’autres institutions, notamment les écoles et les associations de citoyens.
Qu’attendent les usagers de demain de leurs
bibliothèques publiques? Des enquêtes actuelles, comme les études en ligne des chaînes
de télévision ARD et ZDF, montrent que les
13–20 ans d’aujourd’hui privilégient des medias tout à fait différents de leurs aînés d’il y
a seulement quelques années. Les blogs, les
consoles de jeux et les portails comme Youtube ont transformé les comportements en matière d’utillisation des media.
Wolfgang Tiedtke, directeur du secteur
»portail« des bibliothèques publiques de
Hamburg, plaide pour une prise en compte
encore accrue des »nouveaux medias«, et
aussi pour que l’on envisage une annexe virtuelle de la bibliothèque en 3 D- par exemple
sur la plateforme internet »second life«.
L’offre internet du réseau de bibliothèques
de Hambourg comprend dès aujourd’hui un
site innovant (www.buecherhallen.de), une
possiblité de »chat« et une offre importante de medias électroniques, proposée grâce à
l’entreprise »DiViBib« (www.divibib.com).
Les bibliothèques de Hambourg veulent
suivre deux voies dans l’avenir: la voie classique, avec des documents imprimés et des
offres »réelles« sur place, et la voie électronique, avec des offres en ligne qui doivent être
assez attractives pour attirer de nouveaux
clients et permettre de reconquérir des personnes qui n’utilisent plus la bibliothèque traditionnelle.
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BuB | 60 (2008) 01
A travers la bibliothèque en cliquant
sur la souris / Projets et visions à Hamburg concernant les medias electroniques,
l’apprentissage en ligne et une filiale dans
»second life« (Wolfgang Tiedtke)
(pp. 56–60)
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Fin du pieux mensonge de »la bibliothèque
pour tous« / Pauvreté éducative, perte de
mobilité, société multi-culturelle: l’avenir
exige des stratégies complètement nouvelles (Meinhard Motzko)
(pp. 50–55)
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»Les bibliothèques ne sont pas un luxe
dont on pourrait se passer« / Le Président
de l’Allemagne Fédérale Horst Köhler rend
hommage au travail des bibliothécaires et
demande plus de soutien.
(pp. 49)
Traduit par Suzanne Rousselot