Realistische Unfalldarstellung

Transcription

Realistische Unfalldarstellung
Landesverband
Sachsen-Anhalt e.V.
Jugendrotkreuz
Realistische
Unfalldarstellung
Realistische Wunddarstellung
Realistische Unfalldarstellung
Mimen von Schädigungen
Eine Arbeitsgrundlage für junge Realistiker/innen
zusammengestellt durch die RUD-Lehrschein-Inhaber
im DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Impressum
Titel:
Herausgeber:
Arbeitshilfe RUD/RWD
DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
- Referat Jugendrotkreuz / Wasserwacht (JRK/WW)
Rudolf-Breitscheid-Straße 6, 06110 Halle
Redaktion:
Ref. JRK/WW
Vorliegende Fassung vom Oktober 2006
RUD-Arbeitshilfe
Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.
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Inhalte der Arbeitshilfe
Abschnitt 1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.5.1
1.6
Abschnitt 2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Abschnitt 3
3.1
3.2
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
3.3.6
3.3.7
3.3.8
3.3.9
3.3.10
Abschnitt 4
4.1
4.2
4.2.1
4.2.2
4.2.3
Abschnitt 5
5.1
5.2
5.3
Abschnitt 6
6.1
6.2
6.3
Abschnitt 7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
Inhalte
Allgemeines
Sinn und Zweck der RUD/RWD
Aufgabe der RUD/RWD
Ziele der RUD/RWD
Grundsätze der RUD/RWD
Geschichtliches zur RUD/RWD
Theater und Wunddarstellung
Grenzen der RUD/RWD
Das Schminken
Schminkmaterialien
Schminkgerätschaften
Wichtige Hinweise
Weitere Hilfsmittel
Mögliche Gefahren
Hygiene
Das Mimen
Allgemeines
Grundlegendes
Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen
Schnitt-, Riss- und Platzwunden
Schürfwunden
Gelenkverletzung und Knochenbruch
Verstauchung
Arm- und Handgelenkbruch
Bein- und Knöchelbruch
Schlüsselbeinbruch
Rippenbruch
Knochenbrüche
Verletzung durch Fremdkörper
Fingerkuppenverletzung
Schock
Verbrennungen
Gehirnerschütterung
Bewusstlosigkeit
Schädelbasisbruch
Arbeitsblatt
Die Unfallsituation
Das Herstellen einer realistischen Lage
Beispielhafte Unfallsituationen
Verkehrsunfälle
Unfälle in Industrie und Gewerbe
Unfälle in Haus und Hof
Sicherheits- und Rechtsfragen
Allgemeines
RUD-Leiter
Haftung / Versicherung
Planung von Übungen
Planung von Übungen
Aufbau des Schadensgebietes
RUD-Einsatzplan
Materialien und weitere Ergänzungen
Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers
Materialrezepte
Verzeichnis aller Arbeitsmittel für RUD
Firmen, die RUD-Materialien anbieten
Literaturhinweise und Quellennachweise
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RUD-Arbeitshilfe
Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.
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Realistische Unfalldarstellung (RUD) / Realistische Wunddarstellung (RWD)
Abschnitt 1: Allgemeines
1.1 Sinn und Zweck der RUD/RWD
1.2 Aufgabe der RUD/RWD
1.3 Ziele der RUD/RWD
1.4 Grundsätze der RWD/RUD
1.5 Geschichtliches zur RWD/RUD
1.6 Grenzen der RUD/RWD
1.1 Sinn und Zweck der RWD/RUD
Durch die Realistische Wund- und Unfalldarstellung soll der Versuch unternommen werden, die Sanitätsausbildung so wirklichkeitsnah wie möglich zu gestalten! Die Realistische Wunddarstellung ist aus
der Sanitätsausbildung nicht mehr wegzudenken. Es besteht ein sehr großer Unterschied in der Ausbildung, wenn gesagt wird -" Stellen Sie sich vor ... !",oder wenn man eine sehr realitätsnahe Situation darstellen kann. Als Ausbilder muss ich mir die Fragen stellen:
• Wie weit reicht die Vorstellungskraft der Auszubildenden?
• Hat der Auszubildende schon mal einen kritischen Unfall erlebt, damit er überhaupt in der Lage
ist, sich verschiedene Verletzungen vorzustellen?
• Wie hoch sind die Kenntnisse der Auszubildenden in Anatomie, damit man auch genau weiß, wo
sich die Verletzung befindet?
• Wie kann ich nur mit Vorstellungskraft die Adrenalinausschüttung bei den Auszubildenden erreichen?
Alle diese Fragen kann auch ein Ausbilder nicht beantworten. Sollte ein solcher Mensch nun in die Lage
kommen, Erste Hilfe leisten zu müssen, so wird er wahrscheinlich versagen! Auch wenn sein Kopf voll
mit Wissen ist, so wird ihn der Nervus Vagus wohl doch einen Strich durch die Rechnung machen. Die
Adrenalinausschüttung bewirkt ein Zittern der Hände, das sich bis zu den Ohren fortsetzt und dies führt
zu einer Blockade nicht nur im Denken sondern auch im Handeln. Eben dies ist Grund dafür, die Realistische Wund- und Unfalldarstellung in die Sanitätsausbildung aufzunehmen. Doch die Realistische
Wunddarstellung ist schon sehr alt, denn ganz am Anfang war William Shakespeare, aber zu dieser Geschichte später.
1.2 Aufgabe der RUD/RWD
Die Realistische Unfalldarstellung, kurz RUD genannt, hat die Aufgabe, Notfallgeschehen möglichst wirklichkeitsgetreu wiederzugeben und das Verhalten von Verletzten darzustellen.
In fast jedem Kreisverband existieren Jugendrotkreuz-Aktionskreise „Realistische Unfalldarstellung" oder
sog.„Mimtrupps". Sie werden durch speziell geschulte Referenten des Landesverbandes auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die RUD ist ein Standbein des Jugendrotkreuzes und unentbehrlich für die Arbeit des
Gesamtverbandes.
1.3 Ziele der RUD/RWD
Ziele der wirklichkeitsgetreuen Darstellung von Notfallsituationen ist es, die Helfer auf echte Notfälle vorzubereiten, so dass sie befähigt sind
• Situationen und Verletzungen richtig zu erkennen
• bestehende oder sich entwickelnde Gefahren richtig einzuschätzen
• eine der Situation und Verletzung angepasste richtige Hilfeleistung durchzuführen
• das Zusammenspiel mehrerer Helfer zu üben
• die Ängste der Helfer abzubauen
Die Realistische Unfalldarstellung ist eine unentbehrliche Hilfe bei der Aus- und Weiterbildung in fast allen Bereichen der Rotkreuzarbeit.
• Jugendrotkreuz-Gruppenstunden
• Erste Hilfe-Ausbildung
• Sofortmaßnahmen am Unfallort
• Sanitätsausbildung
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Übungen
Wettbewerbe
Ärztekongresse
Instruktorentagungen
Ausbildungen aller Art
Fortbildungen aller Art
Sehr gute Kenntnisse in der Ersten Hilfe und ein Mindestalter von 14 Jahren (Mime) und 16 Jahre
(Schminker) sind Grundvoraussetzung für die Mitarbeit in den RUD-Aktionskreisen/RUD-Trupps.
Die RUD/RWD-Ausbildung umfasst das Kennen lernen der zum Schminken notwendigen Materialien
und deren Eigenschaften. Zunächst werden einfache Verletzungen geschminkt und die Verhaltensweisen der Verletzten eingeübt.
Nach Abschluss einer Jugendleiterausbildung und einer RUD-Ausbildung erfolgt die Ausbildung zum
„RUD-Leiter" (Mindestalter 18 Jahre). Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vorbereitung und der Durchführung von RUD -Einsätzen (Mindestalter 16 Jahre).
Nach abgeschlossenen Lehrgängen besteht die Möglichkeit sich zum Referenten/Lehrscheininhaber für
"Realistische Unfalldarstellung“ ausbilden zu lassen.
1.4 Grundsätze der RWD/RUD
Es gibt acht Grundsätze welche bei der Realistischen Wund- und Unfalldarstellung immer zu beachten
sind!
• Auf mögliche Allergien gegen bestimmte Schminkmittel bei den Darstellern und
Mimen ist in jedem Fall zu achten.
• Keine Darsteller einsetzen, bei denen reale Verstümmlungen vorhanden sind.
• Keine tatsächlich vorhandenen Verletzungen zur Darstellung nutzen.
• Kinder werden i. d. R. nicht zur Darstellung herangezogen.
• Keine tierischen Produkte und Nahrungsmittel zur Anwendung bringen.
• Darsteller nicht in tatsächliche Gefahr bringen, ein interessantes Umfeld wirkt zwar gut, aber
nicht um jeden Preis. Die Verantwortung hierfür liegt nicht beim Darsteller, sondern beim Ausbilder.
• Die Möglichkeiten zur Darstellung sind nur für entsprechende Ausbildungen gestattet und nicht
für Schockeffekte zu missbrauchen.
• Die Darsteller müssen die Möglichkeit haben, nicht benötigte Kleidung oder Ausrüstung an einem sicheren Ort ablegen zu können.
1.5 Geschichtliches zur RWD/RUD
1.5.1 Theater und Wunddarstellung
Am Anfang war William Shakespeare, bekanntlich englischer Dichter. Es klingt absurd, und es mag im
Blick auf den Ausbildungsaspekt auch nicht ganz zutreffen, aber es wird die Begebenheit glaubwürdig
berichtet, dass anlässlich der Uraufführung von Shakespeares „Macbeth“ auf dem Globe Theatre in London zahlreiche der zuschauenden Damen ohnmächtig wurden, da die Akteure zu viel Blut vom Schlachter geholt und verwendet hatten. Sicherlich, das Drastische, das faszinierend Abstoßende lag im Geschmack der Zeit, lag im Trend, und wie heute, so gab man sich dem schaurig-schönen Nervenkitzel
gern hin. Nichts anderes geschieht in Horrorfilmen, in den Episoden vom Rächer oder Mörder mit der
Kettensäge oder anderen Fabeln, in denen das Unmögliche möglich wird. Aber die Grenzen des Möglichen sind auch bestimmt durch die Physiologie des Menschen. Kaum einer bringt mehr als acht bis neun
Liter Blut zusammen, und aus einer normalen Arterienverletzung spritzen diese nicht einmal. Zwar kann
der Eindruck des Geschehens gewaltig vergrößert werden, wenn Blut auf eine nasse Bodenbeschaffenheit trifft, wenn einige Spritzer in eine Pfütze laufen, aber auf sieben Liter kommt man da auch nicht, allenfalls auf eine starke Blutung, und vorsichtshalber wird man wohl ein volumenfüllendes Mittel, eine Infusion, anhängen. Doch diese biologisch natürlichen Grenzen geraten oft außer Sichtweite. Je größer
der Effekt, desto besser war die Darbietung.
Dieses Bestreben ist „normal" und scheint in der Natur des Menschen zu liegen. So war es beispielsweise bei den hoch- und spätmittelalterlichen Fastnachts-, Oster- und Passionsspielen auch nicht anders.
Je blutrünstiger der Gekreuzigte dargestellt wurde, je mehr Blut von der Stirn floss, wenn sich die Domen
bis zum Schädelknochen bohrten, desto begeisterter war das schaulustige Publikum. Der Zuschauer
scheint sich kaum verändert zu haben. Noch immer will er das Ohr sehen, das Petrus dem Diener des
Hohepriesters abgeschlagen hat.
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Bei einer Wunddarstellung kommt es beinahe ebenso auf den Effekt an, jedoch nicht in der Hinsicht,
dass ein religiöses Geschehen dargestellt werden soll, sondern vielmehr soll ein erster Eindruck vermittelt werden.
Folgende Situation:
Ein Ahnungsloser kommt an einen Ort, der ihm unter Umständen bekannt ist. Er findet dort eine
Lage vor, auf die er nicht vorbereitet ist, einen blutüberströmten Menschen, der sich nicht nur eine
Kopfverletzung zugezogen hat, sondern ebenso Verletzungen an den Extremitäten.
Die Reaktion des Ankommenden:
erhöhter Puls, erhöhte Adrenalinausschüttung, ein Kribbeln, welches sich vom Bauch bis zu den
Ohren hinaufzieht, Zittern der Hände.
Seine Aufgabe ist es aber, unter solchen Bedingungen eine qualifizierte Erste Hilfe zu leisten,
bzw. den Verunfallten zu retten.
Gemeinsamkeiten von Wunddarstellung und Theater
Grundsätzlich handelt es sich bei den Anlässen, bei denen die Realistische Wunddarstellung eingebracht wird, um nichts anderes als um ein Theaterspiel.
Die Darsteller -
sind die Mimen, sie sind Schauspieler, Akteure welche eine bestimmte Rolle zu
verkörpern haben.
Die Spieleiter -
sind die Gruppen- oder Einheitsführer.
Die Maskenbildner -
sind die Schminker, von deren Können der Erfolg dieses „Schauspiels" abhängt,
ob die Situation eindeutig erkannt wird.
Die Zuschauer -
sind die Handelnden.
Es existiert ein „Drehbuch“, denn es muss eine bestimmte vorgeschriebene Handlung erfolgen. Und wer
ist der Drehbuchautor? Immer der Ausbilder. Er setzt die Lage fest, er bestimmt den äußeren Ablauf. Er
stellt sich Fragen, die etwa wie folgt lauten könnten:
• Welches Ziel will ich erreichen?
• Welches Personal steht mir zur Verfügung?
• Welches Material steht mir zur Verfügung?
• Für wen führe ich diese Ausbildung durch?
• Wie viel Zeit habe ich zur Verfügung?
Ausgehend von Erfahrungen der Britischen Armee im zweiten Weltkrieg trugen zunächst Berufsschauspieler als Mimen dazu bei, Sanitäter an den Anblick von Verletzungen zu gewöhnen (1942 - 1944). Sie
bildeten mit Hilfe der im Theater üblichen Schminkmaterialien Wunden nach, die bei Einsatzübungen in
realitätsnahen Situationen zur Anwendung kamen. In Großbritannien, Dänemark und der Schweiz wurden 1944 (später auch in Frankreich und Schweden) erste Unterlagen erstellt bzw. Hilfsmittel entwickelt,
die sich speziell auf die möglichst naturgetreue Darstellung von Wunden beziehen bzw. hierbei Verwendung finden.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach anfänglicher Verwendung von angebundenen Verletzungskarten (bis ca. 1950) seit etwa 1951 zunächst Moulagen in Form von Gummiattrappen angeboten,
die am Körper aufgeklebt wurden. 1954 erschienen dann erstmals, herausgegeben vom Jugendrotkreuz,
"Blätter
über Realistische Unfalldarstellung". Seit 1955 wurde dann vom DRK in mehreren Auflagen die Broschüre "Realistische Unfalldarstellung" (Dr. Gerlach/Stoeckel) herausgegeben, ergänzt im Jahre 1968 durch
die "Arbeitsmappe Realistische Unfalldarstellung" (Körner). Wegen schlechter Erfahrungen mit dem bis
dahin bekannten unzulänglichen Materialangebot (Verletzungskarten, Moulagen) wurde 1964 der
Schminkkasten "Mehlem 64" entwickelt, der nach zahlreichen Verbesserungen und Ergänzungen zwischen 1965 und 1985 bis heute gebräuchlich ist.
Eine Abwandlung zu diesem Schminkkasten stellt der Schminkkoffer "Bavaria 91" dar, der sich durch ein
leicht erweitertes Material- und Zubehörangebot auszeichnet.
Auch im DRK der ehemaligen DDR wurde die realistische Darstellung von Unfallsituationen als ein Mittel
zur Verbesserung des Ausbildungsniveaus und der psychischen Belastbarkeit der Helfer genutzt. Die
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Informationen zur Verletzung waren auf Geschädigtenkarten (verbale Beschreibung mit oder ohne bildliche Darstellung) zusammengefasst und später mit verschiedenen Schminkmaterialien und der ebenso
wichtigen schauspielerischen Darstellung gegeben. Die vielen individuellen Initiativen von Rotkreuz Helfern erhielten Anfang der 60'er Jahre durch die Broschüre "Die realistische Unfalldarstellung - Eine Anleitung für DRK-Lehrkräfte" eine einheitliche Form. Das Schminksortiment "RU/K Sortiment DRT' der Firma
Coloran und die Dia-Reihe "Realistische Unfalldarstellung" standen für die laut Rahmenlehrplan 22
Stunden umfassende Ausbildung als Unterrichtsmittel zur Verfügung.
Eine andere Richtung erhielt die RUD mit dem Vorschlag von Herrn Werner Stammberger 1973 zur Herstellung von Wundmoulagen. Diese dünnen Gummiapplikationen wurden maschinell produziert und mit
Hand bemalt. Sie kamen in Verbindung mit den bis dahin üblichen Schminkmaterialien zum Einsatz und
sollten dazu beitragen, in kurzer Zeit mit möglichst geringem Aufwand viele Verletzte als Darsteller vorzubereiten. Bis 1990 wurden ca. 3000 kleinflächige und 4000 großflächige Moulagensätze produziert.
Vervollständigt wurde die Unterrichtsmittelpalette im Jahre 1988 durch die Herausgabe des Handbuches
"Realistische Wund- und Unfalldarstellung", worauf auch heute noch viele Realistiker gerne zurückgreifen. Im Jahre 1984 wurde im DRK der Bundesrepublik Deutschland damit begonnen, für die Ausbildung
in Realistischer Unfalldarstellung bundeseinheitliche Ausbildungsunterlagen zu erstellen.
Die realistische Wirkung der Wunden setzt gewisse Kenntnisse in der Anatomie des menschlichen Körpers voraus. Immer wieder werden offene Frakturen an Körperstellen geschminkt, an denen sich solche
Verletzungen gar nicht ereignen können. Frakturen sind nur dort glaubhaft, wo sich auch Knochen befinden. Zwar sieht jede Verletzung anders aus und Knochen können sich verschieben, aber kaum in dem
oft dargestellten Maße. Ähnlich verhält es sich mit den dargestellten Stich-, Pfählungs- oder Schussverletzungen. Her ist darauf hinzuweisen, dass schon Hohlorgane die Richtung des Projektils so verändern
können, dass sich der Ausschuss an einer ganz anderen Stelle befindet als vermutet wird, unter Umständen auch gar kein Ausschuss vorhanden ist. Um sich einen Einblick in diese Wirkung zu verschaffen, ist ein Blick in die verschiedenen Bereiche der Gerichtsmedizin zu empfehlen.
1.6 Grenzen der RUD/RWD
Jede Realistische Wunddarstellung findet ihre Grenzen, wenn Situationen dargestellt werden sollen,
welche nicht darstellbar sind. Wir haben nicht die Mittel und Möglichkeiten wie in Filmstudios! Unter solchen Umständen muss erst die situative Darstellung von Verbrennungen verstanden werden. Der Ausbilder, welcher eine Verbrennung so darstellt, dass ein Mime als lebendige Fackel über den Übungsplatz
läuft, handelt grob fahrlässig! Selbst wenn es sich um einen professionellen Stuntman handeln sollte, so
ist dies aus Sicherheitsgründen zu untersagen. Auch kann der Ausbilder in einem solchen Fall die Verantwortung für möglicherweise auftretende Verletzungen nicht übernehmen. Es kann also nicht jede vorkommende oder denkbare Verletzung dargestellt werden. Dies ist auch nicht unbedingt notwendig. Die
Ziele sollten so formuliert sein, dass das Mögliche erreicht wird und das Unmögliche nicht als Mangel
erscheint.
Vielfalt schafft Abwechslung und ein breites Ausbildungsspektrum, aber nicht um jeden Preis !
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Die Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 2: Das Schminken
Als Grundmaterial zum Schminken von Verletzungen wird der Schminkkasten "Westfalen" verwendet.
http://www.jrk-bayern.de/html/rud/ausstattung.html
2.1 Schminkmaterialien
2.2 Schminkgerätschaften
2.3 Wichtige Hinweise
2.4 Weitere Hilfsmittel
2.5 Mögliche Gefahren
2.6 Hygiene
2.1 Schminkmaterialien
Abschminke
Nach dem Abreiben mit trockenen Papiertüchern wird Abschminke zum Entfernen der Fettschminke benutzt. Für Aquacolor ist sorgfältiges Waschen ausreichend.
Aceton
Zum Angleichen von Glatzanrändern an die Haut. Löst Glatzan auf. Achtung Aceton ist ein
Lösungsmittel! Auf gute Belüftung des Raumes achten.
Aquacolor–Nassschminke
Feine Nassschminke (079 für Verbrennungen, 099 für Zyanose), die mit einem feuchtem
Schwamm aufgetragen wird. Nach dem Trocknen mit einem sauberen, trockenen Frottierhandtuch
abreiben und mit Fixierspray versiegeln.
Blutpasten
Zum Ausfüllen der Wunden.
Color - Spray
Farbspray in Sprühdose zum Einfärben von Haut und Gela-Fixhaut bei Verbrennungen.
Farbpasten
Hell- und dunkelrote Farbpasten als Wundfüller.
Fingernägel
Werden auf den Finger aufgeklebt und mit Blutpaste unterlegt.
Fixierspray
Spray zum Fixieren von Aquacolor - Nassschminke.
Gela -Fixhaut
Gelantineähnliches Präparat, das wasserdicht verpackt (in Original Verpackung oder Mastix Flasche) im heißen Wasserbad verflüssigt wird, und im flüssigen Zustand mit dem Plastik-Mundspatel
auf der Haut verteilt wird. Je nach Verarbeitung auf der Haut für zwei und drei Verbrennungen.
sowie für Verätzungen geeignet. (Darf mit Wasser nicht in Berührung kommen!)
Glassplitter-Beutel
Beutel mit biegsamen "Glassplittern" aus Kunststoff für Fremdkörperverletzungen keine Verletzungsgefahr. Als "Fremdkörper" immer ungefährliche, stumpfe, nach Möglichkeit biegsame Gegenstände verwenden. Insbesondere die Glassplitter sind gut mit Tuplast anzukleben.
Glatzan-L
Flüssiger Kunststoff zur Herstellung von Kunststoffglatzen und anderen flexiblen Kunststoffteilen,
wie z.B. Brandblasen etc.:
Achtung lösungsmittelhaltig, nur in gut durchlüfteten Räumen verwenden!
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Gummi-Milch
Flüssiges Latexpräparat zur Herstellung von Wunden. Hierzu zunächst dunkelrote Farbpaste dünn
auf der Haut verstreichen, anschließend Gummimilch mit einen Gummiporenschwamm in mehreren Schichten auftragen (zwischendurch kurz antrocknen lassen!), anschließend nach dem Trocknen die so entstandene Gummihaut antönen (Schminkpalette-Gummiteint) und "aufreißen".
Trocknungsvorgang kann mit einem Fön beschleunigt werden.
Gummi-Porenschwamm
Spezialschwamm zum Auftragen der Gummimilch. Nach Gebrauch sofort auswaschen!
Hydro-Fixblut
Alkoholhaltiges, schnell trocknendes und mit Wasser abwaschbares Blut. Mit dem Stoppelschwamm aufgetragen entsteht eine Schürfwunde.
IEW-Spezial-Filmblut
Langsam fließendes, aus fast allen Materialien auswaschbares "Blut".
Knochenstücke
Knochenstücke aus Kunststoff, um offene Knochenbrüche darzustellen.
Leere Mastix-Flasche
Flaschen mit integriertem Pinsel z.B. für Blut. Bei Verwendung für Gela-Fixhaut Pinsel vorher entfernen.
Make-up (in Tuben Nr. 1 - 4)
Zum Antönen von Schminkkitt.
Mastix
Harzhaltiges Klebemittel für alle Glatzanteile.
Mastix- Entferner
Spezieller Entferner für Mastix.
Medizinischer Mastix
Besonders milder Mastix, auch bei empfindlicher Haut.
Medizinischer Mastix-Entferner
Entferner für medizinischen Mastix.
Nägel
Künstliche Nägel, um Fremdkörper in Wunden zu schminken.
Plastici
Weiche, sehr feine Modelliermasse zum Modellieren von Verletzungen aller Art. Empfiehlt sich
wegen des Preises vor allem für kleine, sehr sauber ausgearbeitete Verletzungen. Die Haftfähigkeit wird erhöht, wenn zunächst Mastix dünn auf die Haut aufgetragen wird (kurz antrocknen
lassen). Lässt sich mit Haargel glätten.
Schminkkitt
Preiswerte Modelliermasse, bestens geeignet, um großflächig arbeiten zu können. Wird mit
Vaseline glatt gestrichen.
Schminkpalette
Make-up Palette mit sechs Hauttönen, zum Angleichen der modellierten Verletzung an die Haut,
und sechs Farben.
071 Schwarz/Verbrennungen, 099 blauviolett/Zyanose, altrot/Hämatome, 079 hellrot/
Verbrennungen, 074 Weißgrau/Verätzungen, 070 Weiß/Verätzungen.
Schminkpalette-Gummiteint
Make-up Palette mit Farben wie oben, allerdings in spezieller Konsistenz zum Antönen von Gummiplastiken aus Gummimilch und Glatzan.
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Schockpaste (in Tube)
Zum Schminken eines Schocks.
Siegeler (Flexible Sealor)
Spezieller Siegeler zum Versiegeln von modellierten Verletzungen aus Plastici, Spezialplastik und Schminkkitt. Wird mit einem Nagellack-Pinsel aufgetragen, nachdem die Verletzung
modelliert wurde (vorher kein Make-up, Blut etc. verwenden!). Nach ca. sieben Minuten Trocknungszeit mit dem Schminken fortfahren. Eignet sich bestens für Wettbewerbe und Leistungsvergleiche, da oftmals auf ein Nachschminken verzichtet werden kann. Auch bei größerer Wärme
(Sommer, Scheinwerfer) empfiehlt sich die Anwendung des Siegelers.
Achtung: Nicht in Augennähe verwenden!
Spezialplastik
Weiche, sehr feine Modelliermasse zum Modellieren von Verletzungen aller Art. Empfiehlt sich
wegen des Preises vor allem für kleine, sehr sauber ausgearbeitete Verletzungen. Die Haftfähigkeit wird erhöht, wenn zunächst Mastix dünn auf die Haut aufgetragen wird (kurz antrocknen lassen). Lässt sich mit Haargel glätten. Ist bei Verletztendarstellern mit heller Haut auch ohne
Make-up kaum sichtbar.
Trockenpuder TPO
Trockenpuder, das reichlich mit der Puderquaste auf die geschminkten Stellen aufgetragen wird,
um die Fettschminke wischfest zu machen. Nicht gebundenes Puder mit dem Puderpinsel abreiben. Ein vorsichtiges Tupfen mit einem leicht feuchten Schwamm nach Entfernen des nicht gebundenen Puders erhöht die Wischfestigkeit des gebundenen Puders.
Tuplast
Hautkleber zum Ankleben von Fremdkörpern wie z.B. "Glasscherben". Tuplast nach dem Trocknen mit Hydro-Fixblut überdecken (IEW-Blut löst u. U. Tuplast!).
Theater-Blutkapseln TF
Kleine Gelatine-Kapseln zur Anwendung im Mund. Erst unmittelbar vor der Anwendung in den
Mund nehmen!
TV-Paint-Stick (lW)
Make-up in Drehhülse. Farbton 1 W ist die ideale Schockfarbe. Mit Schminkschwamm gleichmäßig dünn auftragen, dabei Hals und Ohren nicht aussparen.
Vaseline (gelb)
Dose Vaseline zum Glattstreichen von Schminkkitt.
2.2 Schminkgerätschaften
Plastik-Mundspatel
Modellierspatel zum Verarbeiten der Gela-Fixhaut.
Puderpinsel
Weicher Pinsel zum Entfernen des nicht gebundenen Transparentpuders von der Haut.
Puderquaste
Quaste zum Auftragen des Transparentpuders auf die Haut.
Pumpsystem
Dient zur Darstellung von spritzenden Schlagaderverletzungen.
IEW- Blut nur sehr stark mit Wasser verdünnt einfüllen (1:4).
Schminkschwämme
Runde feinporige Schwämme zum Auftragen von Make-up. Diese nicht verwenden für Gummimilch und Hydro-Fixblut.
Regel: Ein Schwamm pro Verletztendarsteller; ein Schwamm pro Farbe!(Aus hygienischen
Gründen).
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Den Schwamm vor Gebrauch leicht anfeuchten, um ein gleichmäßiges Auftragen zu erreichen.
Waschhinweise:
1. Schwämme nach Gebrauch mit Wasser und Seife kurz auswaschen,
evtl. länger in Seifenwasser einlegen.
2. Schwämme mit Seifenwasser auf dem Herd auskochen.
(Oder Kochwäsche 90-95° C in der Waschmaschine)
Spatel
Zahnarztspatel in zwei Formen haben sich als ideale Hilfsmittel zum Modellieren
erwiesen:
a) Dentalanrührspatel,
b) Heidemannspatel,
beide aus rostfreien Edelstahl.
Stoppelschwamm
Spezialschwamm zum Schminken von Schürfwunden (ursprünglich von Bartstoppeln). Hierzu an
einer Kante sehr dünn Hydro-Fixblut auftragen, anschließend vorsichtig über die Haut reiben und
trocknen lassen.
2.3 Wichtige Hinweise
Schwämme
Für jede zu schminkende Person und jede Farbe ist ein sauberer Schwamm zu verwenden. Der
Schwamm muss feucht (nicht nass) sein um eine gleichmäßige Einfärbung der Haut oder Wunde
zu erreichen. Schwämme können bei 90° C gewaschen werden.
Spatel
Die Spatel sind nach jedem Gebrauch gründlich zu reinigen.
Entkleiden eines Verletztendarstellers
Bei einer möglichen Entkleidung eines Verletztendarstellers ist darauf zu achten, dass der Verletztendarsteller vorher darauf aufmerksam gemacht wird. Des weiteren sollte man bei einer eventuellen Entkleidung männliche Verletztendarsteller wählen.
Der Verletztendarsteller sollte entsprechende Kleidung, z.B. Badehose, tragen.
Zyanose
Bei einer Zyanose muss man bei einer eventuellen Entkleidung des Verletztendarstellers alle
sichtbaren Körperteile einfärben.
Make-up oder Farbpasten
Bei dem Auftragen von Make-up oder Farbpasten ist ein feuchter Schwamm zu verwenden. Es ist
darauf zu achten, dass das Make-up oder die Farbpaste gleichmäßig verteilt wird und alle sichtbaren Körperstellen eingefärbt werden, z.B. beim Schock, Ohren und den Hals.
Hautglanz Gelee
Hautglanz Gelee wird zur Darstellung der Kaltschweißigkeit mit einem Schwamm auf der Stirn und
unterhalb der Nase aufgetragen. Auch bei Verbrennungen (2-3) wird Hautglanz Gelee aufgetragen.
Gela Fix Haut
Angebrochene Packungen Gela Fix Haut können in einem geschlossenem Behälter, z.B. Mastixflasche wieder erhitzt werden.
Wichtig: Gela Fix Haut darf nicht mit Wasser in Berührung kommen.
Siegeler
Die Anwendung von Siegeler ist nur erforderlich, wenn die Wunden längere Zeit halten sollen oder
starker Wärme ausgesetzt sind. Um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen kann ein Fön verwendet werden.
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2.4 Weitere Hilfsmittel für die RWD und RUD
Hilfsmittel RUD
Decken
Wandfarbe/rote Farbe
Waffen
Helme
Brille
Benzin
Rauchpulver
Alte Sachen
Autowrack
Fahrräder
Mopeds
Schaufensterpuppen
Stromkabel Elektrische Geräte
Leiter
Knallkörper
Inliner
Skateboards
Holz
Grill+ Zubehör
Stühle/Tische
Bonbon/Kaugummi
Absperrband
Megaphon
Taschenlampen
Telefon
Funkmaterial
Kabeltrommel
Recorder
Hammer
Müll
Müllbeutel
Hilfsmittel RWD
Ruß
Stückchen
eigene Moulagen
Creme
Folie
Wasserbehälter
Zellstoff
Spritzen
Faschingsschminke
Schläuche
Zerstäuber
Steine/Dreck
Korken
Strick
Sicherheitsnadeln
Spiegel
Make-up Paletten
künstl. Körperteile
Kugelschreiber
Silikonpräparate
Styropor
Glyzerin
Wachs
Tapetenleim
Handschuhe
Gelatine
Bürsten
Handtuch
Kondome/Luftballons
Schreibzeug
Strümpfe
Kreide
Lack
Messer
Mull
Binden
Skalpell
Küchentücher
Babyöl
leere Gefäße
Kanülen
Plastikei
Gips
Brausepulver
Pinzette
Haarklemmen
Holzleim
Perücken
Blechsplitter
Ausweichmöglichkeit für Kitt:
200 g Tapetenleim + 1 EL Salz + 2 Liter heißes Wasser + 1 EL Make-up nach Bedarf vermengen
bis es eine glatte, geschmeidige Masse ergibt. Haltbarkeit ca. 2 Monate, luftdicht bis 1 Jahr
Große Blutlache für 10 Liter Blut:
100 g rotes Farbpulver werden soviel Alkohol, Optal oder Brennspiritus zugegeben, dass ein dicker Brei entsteht. Das ist notwendig, damit die Farboberfläche zerstört wird. Dieser Farbbrei wird
mit 1000 g 8-prozentigern Celluloseschleim (Wandfarbe) gut vermischt. Diese Farb-Cellulosemischung wird nun mit Wasser im Verhältnis 1:4 verdünnt.
2.5 Mögliche Gefahren
Man kann die Gefahren in drei Gruppen aufteilen:
a) Chemische Einwirkung (Schminkmaterial)
b) Mechanische Einwirkung (Schminkwerkzeuge, Requisiten, unsachgemäße Erste Hilfe und
Witterungseinflüsse
c) Psychische Überlastung bei Darstellern und auch bei Helfern (Zuschauer)
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Ursache
Wirkung
Abhilfe bzw. Vorbeugung
Chemikalien
Allergie
Chemikalien
Chemikalien
Porenverschluss
Rückstände
Austrocknung der Haut
nicht schminken
nicht geschminkt werden
Vaselineschicht
Seife
Hautcreme
Gruppe a)
Gruppe b)
Geschliffene Werkzeuge
Scharfkantige Fremdkörper
Entzündung durch
Hautverletzungen
Entzündung durch
Hautverletzungen
Sturz auf oder mit
Requisiten
Wunden, Verstauchungen
Brüche, Gehirnerschütterung
Rauchgase
Dämpfe
Verminderung der Sauerstoffaufnahme, Krämpfe
Situation vorher auf Gefahren
abprüfen und Einsatz ggf.
abbrechen
Blutung, Nervensch.
innere Verletzung
Herzstillstand
Einsatz sofort abbrechen!!!
Reale:
Abbindung
Reanimation
Stumpfe Spatel aus
Holz oder Ähnlichem
weiche bzw. entschärfbare
Materialien wählen (Plexiglas, Blei,
Alu, Löt. Draht, Holz m. Alufolie)
Situationen vorher auf Gefahren
abprüfen
Sturz bei Rettung
nicht hilflos einschnüren
lassen
Kälte/ Hitze
RUD der Witterung anpassen
c) Hineinsteigern in
realen Unfallhergang
Schock
Labile Mitglieder nicht
darstellen lassen
Vorher die Form einer
Realfallmeidung festigen
Die psychischen Faktoren kann man nur durch ständige Beobachtung der Beteiligten in den Griff bekommen oder behalten!
2.6 Hygiene
Wer macht sich schon die Arbeit, den Schminkkoffer nach einem RUD-Einsatz zu säubern? Bleibt nicht
meistens nur eine(r) übrig die/der "immer die/der Dumme" ist, und irgendwann einmal diese Arbeit endgültig leid ist und sich schließlich niemand mehr darum kümmert?!
Dabei ist doch die Sauberkeit der Schminkmaterialien, Pinsel, Schwämme, Spatel, Altkleider von
besonderer Wichtigkeit für die Gesundheit all derer, die mit der RUD in Kontakt kommen.
Schließlich hat jeder ein besonderes Interesse an der eigenen Gesundheit. Viel zu selten beachtet wurde
bisher der Aspekt Hygiene in der RUD.
"Die Hygiene ist die Lehre von der Verhütung von Krankheiten und der Erhaltung und Festigung der Gesundheit. Sie entwickelt Grundsätze für den Gesundheitsschutz und vorbeugende Maßnahmen für die Allgemeinheit und den Einzelnen."
Die Hygiene ist allerdings nicht nur "bloße Sauberkeit", sie umfasst ebenfalls die Desinfektion von Materialien, Arbeitsmitteln und Hände. Allerdings ist Sauberkeit der erste Schritt zur Hygiene. Im Rahmen der
Körperpflege ist zunächst vor dem Schminken eines neuen Verletztendarstellers das Händewaschen von
Bedeutung, einhergehend mit einer vorhergehenden Handdesinfektion (z.B. mit Sterilum). Zum Abtrocknen sollten Einmalhandtücher verwendet werden. Aber nicht nur Handhygiene allein ist wichtig, sondern
sie kann nur bei gleichzeitiger Materialhygiene wirksam sein. Dies meint zuallererst die äußere Sauberkeit der RUD Koffer, Schminkkästen, Farbpaletten, Dosen usw.. Ein weiterer Aspekt ist allerdings die
"Frische" der verwendeten Fettschminke, denn Fettschminke kann auch "ranzig" werden und sollte dann
nicht mehr benutzt werden. Ein vermischen der Farbtöne in den Farbtiegeln sollte vermieden werden,
ebenso sollte ein Schwamm oder Pinsel o. ä. nicht für mehrere Farbtöne verwendet werden. GrundsätzRUD-Arbeitshilfe
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lich gilt die Regel einen Schwamm/ Pinsel o. ä. für eine Farbe. Es sollte dringend davon abgeraten werden einen Schwamm zum Schminken mehrerer Verletztendarsteller zu benutzen, da sich hierbei Krankheitserreger schnell verbreiten können. Deshalb lässt sich unsere Regel erweitern:
Ein Schwamm pro Farbe und Verletztendarsteller. Beim Kauf von Schwämmen sollte man nicht nur auf
eine ausreichende Anzahl, sondern auch auf das überstehen einer Kochwäsche achten. Gute Schwämme, wie etwa die Schminkschwämme von Kyrolan, lassen sich bei 90°C Kochwäsche gut reinigen. Sie
können so mehrmals benutzt werden. Das Waschen allein reicht jedoch nicht aus: Man sollte zwingend
ein Desinfektionsmittel zugeben. Auch Quasten sollten ähnlich sorgfältig wie die Schwämme behandelt
werden. Für Pinsel und Spatel dagegen genügt nach dem Waschen eine kurze Desinfektion völlig. Werden Altkleider benutzt, so sind diese vor dem Gebrauch unbedingt zu waschen! Neben der selbstverständlichen Sauberkeit des "Arbeitsplatzes" sollte auch folgende Regel Beachtung finden: Während des
Schminkens/ Darstellens nicht essen oder trinken, kein Alkohol, nicht rauchen, ggf. Handschuhe benutzen, nur Einmalhandtücher verwenden. Wegen der vielfach in den Schminkmaterialien enthaltenen Lösungsmittel sollte auf eine gute Belüftung des Arbeitsraumes geachtet werden.
Vorschriften zur Hygiene am Arbeitsplatz:
a) Verordnung zur Verhütung übertragbarer Krankheiten (Hygiene Verordnung) vom 10.Mai 1988
b) Technische Regeln für Gefahrstoffe -Friseurhandwerk- September 1992
In dieser heißt es unter der Rubrik Hygiene u. a.:
In Arbeitsräumen dürfen Beschäftigte nicht essen, trinken oder rauchen. Arm und Handschmuck (in der RUD auch Ohrschmuck) darf bei der Arbeit nicht getragen werden, da unter
dem Schmuck durch Einwirkung von Feuchtigkeit oder Chemikalien die Entstehung von
krankhaften Hautveränderungen besonders begünstig wird.
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Die Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 3: Das Mimen
3.1 Allgemeines
3.2 Grundlegendes für die Darstellung von Verletzungen und das Verhalten der Mimen
3.3 Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen
3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde
3.3.2 Schürfwunden
3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch
3.3.3.1 Arm- und Handgelenkbruch (offen)
3.3.3.2 Bein- und Knöchelbruch (geschlossen)
3.3.3.3 Schlüsselbeinbruch
3.3.3.4 Rippenbruch
3.3.3.5 Offener Knochenbruch
3.3.4 Verletzungen durch Fremdkörper
3.3.5 Fingerkuppenverletzung
3.3.6 Schock
3.3.7 Verbrennung
3.3.8 Gehirnerschütterung
3.3.9 Bewusstlosigkeit
3.3.10 Schädelbasisbruch
3.1 Allgemeines
Bei der realistischen Unfalldarstellung kommt es neben dem Schminken von Verletzungen auch auf das
verletzungsbedingte richtige Verhalten des Mimen an. Dazu gehört, dass der Mime zunächst einmal die
Hemmschwelle, sich schauspielerisch zu betätigen, überwindet. Schauspielerisches Talent ist zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich. Der Mime muss sein ganzes Verhalten den Verletzungen
anpassen. Er muss so empfinden, so fühlen und so reagieren können wie ein tatsächlich Verletzter.
Schulung des Mimen:
Jeder Mime muss auf seine Aufgabe hin geschult werden. Grundsätzlich ist für die Schulung ein Arzt,
Möglichst Notarzt, hinzuzuziehen. Aufgrund seiner Erfahrung kann der Arzt wertvolle Hinweise über
das Aussehen der Wunde und das Verhalten eines Verletzten geben. Ggf. kann man sich auch der Mitarbeit eines erfahrenen Rettungssanitäters/Rettungsassistenten bedienen. Die Leistung des Mimen ist
abhängig von einer möglichst realistischen Darstellung der Situation. Nur dadurch ist das Empfinden,
Fühlen und Reagieren gegenüber einem Helfer möglich.
Der Mime darf sich nicht so in die Rolle des Verletzten hineinsteigern, dass seine Gesundheit gefährdet
wird. Z.B. können bei der Darstellung von Brustkorbverletzungen und Schock Hyperventilation und/oder
Kreislaufschädigungen auftreten.
Erkennt der Mime eine Gefahr für sich oder seine Gesundheit, die sich aus einer Darstellung oder
Situation ergibt, hat er sofort die Darstellung abzubrechen und darauf hinzuweisen.
Schiedsrichter und Betreuer sollten beim Einsatz von Mimen unbedingt auf deren Sicherheit achten und
Gefahren schon im Vorhinein abwehren.
3.2 Grundlegendes für die Darstellung von Verletzungen und das Verhalten der Mimen
Folgende Verletzungen können grundlegend dargestellt werden:
• Schmerz
• Verwirrtheit, Desorientiertheit
• Bewusstseinseintrübung
• Bewusstlosigkeit
• Schock
• Zustand nach Brustkorbverletzungen oder -erkrankungen mit Atemnot
• Zustand nach stumpfen Bauchverletzungen oder Erkrankungen des Bauches
• Atemstillstand
• Verschiedene Zustände nach Vergiftung (Krämpfe, Bewusstseinseintrübung Euphorie)
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•
•
•
•
Unterkühlung
Verbrennungen
alle Knochenbrüche und Gelenkverletzungen (außer Beckenbruch)
Bedrohliche Blutung
In Anpassung an die Verletzung und die Situation müssen u. U. zum Ausdruck gebracht werden:
• Angst
• Atemnot
• Apathie
• Bewusstseinsstörung
• Bewusstlosigkeit
• Erregung
• Frieren
• Unruhe
• Hilflosigkeit
• Schmerz
• Unwohlsein
• Unzufriedenheit
Erläuterungen zu
• Angst / Hilflosigkeit
Durch das Gespräch mit dem Helfer können Angst und Hilflosigkeit ausgedrückt werden. Der
Mime wird den Helfer
o um seine Hilfe bitten
o fragen, was verletzt ist
o fragen, was er zu tun gedenkt
o bitten, ihm zu sagen, was weiter geschehen soll.
Im Einzelnen wären ggf. darzustellen:
o ängstlich geweitete Augen
o unruhiger Blick
o Zittern
o Suche nach Körperkontakt
o stockende, leise Sprache
Der Mime hat die Aufgabe, durch sein Verhalten ständig neue Anforderungen an den Helfer zu
stellen:
o
o
o
o
•
Er hat Durst.
Die Lagerung ist unbequem.
Der Verband drückt.
Der Verletzte beauftragt den Helfer, seinen Angehörigen eine Nachricht zu überbringen.
Schmerz
Die Schmerzäußerung muss nicht durch jeden gleich dargestellt werden. Sie richtet sich nach
der Mentalität des Einzelnen, sowie nach der Art und der Schwere der Verletzung und darf nicht
übertrieben werden.
Im Einzelnen wären ggf. darzustellen:
Akustisch
Schreien
Jammern
Wimmern
Sprache klingt
- zaghaft / ängstlich
- verbissen
- durch die Zähne
- hektisch
- unkontrolliert
- kraftlos, leise
Optisch
Mimik
- ängstlich
- verkniffen
- geweitete Augen
- Ausdrucksloser Blick
teilnahmslos
hilfesuchend
unruhig
Abwesender Blick
Bewegungen wirken
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- kaum verständlich
- unbeherrscht
- schleppend
- unruhig / unkontrolliert
Einnahme einer Schonhaltung
Bewegungsunfähigkeit
Ist verkrampft
zittert
Ergänzende Hinweise zum verletzungsgerechten Verhalten der Mimen
Schmerzensäußerungen
Die Äußerung und das Zeigen von Leid und Schmerz ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
von der Größe und der Schwere des Schmerzes, des Leides, des Schadens, von der äußeren
Situation des Leidenden:
o ist er allein oder ist er zusammen mit anderen,
o ist er hilflos, kann er sich noch helfen,
o ist er selbst schuld an dem Geschehenen oder ist er Opfer eines unverschuldeten Ereignisses
o von der Person des Verletzen: Charakter, Alter, Reife und Erziehung
o kleine Kinder schreien schneller, Jugendliche sind schneller hilflos, alte Leute haben
häufig große Angst, Frauen sind tapferer, Männer sind zwar wagemutiger, aber sie ertragen Schmerz schlechter
o auch die Nationalität spielt eine Rolle: Südländer zeigen ihren Schmerz schneller, deutlicher, dramatischer als Nordländer oder Bergbewohner
o von der Art der Hilfe: kommt sie rasch, zweckmäßig und wird sie von vertrauenserweckenden Personen geleistet, dann ist der Schmerz leichter zu ertragen
Zeitlicher Ablauf der Reaktionen
Beim Eintreten einer Notfallsituation spielen sich in der Regel folgende Reaktionen nacheinander
ab:
o Erstaunen, Erschrecken: Der Patient realisiert den Unfall im ersten Moment eigentlich
nicht, er staunt oder erschrickt, dass etwas passiert ist
o Angst : Es ist etwas passiert, man weiß noch nicht genau, was; langsam kommt vielleicht der Schmerz, vor allem aber zuerst die Angst
o Abwehr: Der Patient wehrt sich gegen den Eingriff in seine persönliche Integrität, er
schämt sich, er will nicht auffallen
o Hilflosigkeit : Nachdem der Patient realisiert hat, was geschehen ist, fühlt er sich hilflos
und allein gelassen
o Schmerz: Erst jetzt zeigen sich beim Verunglückten Schmerzreaktionen.
o Das weitere Verhalten hängt dann von verschiedenen inneren und äußeren Umständen
ab: z. B. versucht sich der Patient selbst zu helfen oder er verfällt in eine Apathie, da er
keine Hilfe mehr erhofft oder weil der Schmerz schon sehr groß ist
Die Reaktionen des Verunglückten auf die Hilfeleistung
Die Reaktionen des Verunglückten auf die Hilfeleistung sind verschieden. Weniger differenzierte
Menschen, d. h. Leute mit geringerer Intelligenz und solche, die nicht sehr kritisch sind, nehmen
jede Form von Hilfe dankbar an. Differenzierte Menschen sind in einer Unfallsituation empfindlicher und wehren sich, wenn etwas nicht ganz gut geht, schneller und womöglich intensiver.
Die Reaktionen bei konkreten Verletzungen
Bewusstlosigkeit:
Das Verhalten des Mimen bei Bewusstlosigkeit in allen denkbaren Formen ist von großer Bedeutung.
Deshalb soll er das äußere Bild der Bewusstseinsstörungen kennen, soweit sie in der RUD darstellbar sind.
1. Die Ohnmacht
Sie ist eine Folge von Sauerstoffmangel im Gehirn bei erhaltenen Schutzreflexen. Der Patient
sinkt zu Boden und ist zunächst nicht mehr ansprechbar.
Nach wenigen Minuten weicht die Ohnmacht einer Benommenheit oder Verwirrtheit, das volle
Bewusstsein ist nach korrekter Erste-Hilfe-Leistung bald wiederhergestellt.
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2. Die leichte oder oberflächliche Bewusstlosigkeit
Sie tritt ein als Folge eines Schocks nach Blutverlust, nach Vergiftungen oder auch bei leichter
Form von Gewalteinwirkung auf den Schädel- verbunden mit Schmerzempfindung. Ihre Kennzeichen sind verminderte Ansprechbarkeit, Benommenheit, zusammenhangslose Antworten
und Konzentrations- Schwierigkeiten.
3. Die tiefe Bewusstlosigkeit:
Sie ist entweder als Folge des zuvor beschriebenen Zustands oder einer plötzlichen starken
Gewalteinwirkung auf den Schädel anzusehen. Grundsätzlich müssen hierbei alle Schutzreflexe als erloschen angesehen werden. Erstickungsgefahr ist im Verzug. Die Atmung wird ungenügend. Bei der Annahme einer Gehirnerschütterung gelten als charakteristische Merkmale die
Erinnerungslücke nach dem langsam wiederkehrenden Bewusstsein und das freie Intervall vor
dem erneuten plötzlichen Aussetzen des Bewusstseins (ausgelöst durch Hirndruck als Folge
von Schwellung oder Blutung im Gehirn bei Schädelbasisbruch). Während des freien Intervalls
stellt der Verunglückte häufig Fragen nach dem Unfallgeschehen und dem Grund seines Zustands und reagiert im Gespräch mit dem Helfer nur sehr mangelhaft, er ist schlecht ansprechbar. Während einer tiefen Bewusstlosigkeit können jedoch starke Schmerzreize auch Reaktionen hervorrufen. Allgemein herrscht ein Zustand völliger Erschlaffung am ganzen Körper.
4. Der Scheintod
Er ist die tiefste Form der Bewusstlosigkeit, verbunden mit Atemstillstand und Reflexlosigkeit,
aber erhaltener Herzaktion.
Ziel seiner Darstellung ist die Freilegung der Atemwege durch den Helfer.
Alle Erscheinungsbilder der Bewusstlosigkeit haben oft fließende Übergänge und können rasch
wechseln. Sie lassen sich durch einen ernsthaften und erfahrenen Darsteller in Anpassung an seinen angenommen Unfallhergang sehr eindrucksvoll wiedergeben.
Schmerzempfindlichkeit
Ganz allgemein kann gesagt werden, dass der Kopf, vor allem die Sinnesorgane, die Extremitäten, vor allem Hände und Füße schmerzempfindlicher sind als der Stamm, das heißt Brust, Bauch
und Rücken. Schmerzempfindliche Gewebe sind eigentlich nur die Haut, die Schleimhäute, die
Knochenhaut, das Brustfell und das Bauchfell. Besonders bei Verbrennungen oder chemischen
Schädigungen der Haut ist eine große oberflächliche Verletzung viel schmerzhafter als eine kleine
tiefgehende. Die Schmerzensäußerungen des Darstellers müssen natürlich sein. Weder Übertreibungen noch passives Verhalten dienen der Zielsetzung der RUD, d. h. Gewöhnung an den
Ernstfall: Der Verunglückte spricht über den Schmerz und über die Ursachen oder die möglichen
Folgen der Verletzung, er schreit nicht nur „..au, au...“ oder stößt tierische Laute aus.
Je nach Temperament oder Charakter des Verletzten äußert sich der Schmerz auch in einem
Kraftwort oder in Unzufriedenheit gegenüber dem Helfenden.
Entscheidend ist, dass der Darsteller auf die Helfermaßnahmen eingeht. Die Retter müssen auf
Grund des Verhaltens des Verunglückten laufend Beurteilungen vornehmen können. Nur so können sich die Helfer weiter ausbilden. Der Mime muss sich in die Rolle des Leidenden hinein vertiefen und dann gemäß seinem Temperament, seinem Alter und seinem Geschlecht reagieren.
Es sollte darauf geachtet werden, besonders wenn Verbrennungen mit Flüssigklebstoff dargestellt werden, dass der Mime an den betreffenden Körperstellen keine zu starke Behaarung aufweist. Ist das der
Fall, so scheidet die Person als Mime schon generell aus, da eine starke Behaarung und die Darstellung
einer Verbrennung nur dann realistisch wirken, wenn die Haare zumindest angebrannt werden können.
Dies ist jedoch aus einsichtigen Gründen nicht möglich. Was für die Verbrennung gilt, gilt in jedem Fall,
wenn Kitt auf die Haut gebracht wird, da die Haare nicht geschminkt werden können. An der geschminkten Stelle werden sich demnach keine Haare befinden und die ganze Darstellung unrealistisch aussehen
lassen.
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3.3 Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen
3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde
3.3.2 Schürfwunden
3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch
3.3.3.1 Verstauchung
3.3.3.2 Arm- und Handgelenkbruch (offen)
3.3.3.3 Bein- und Knöchelbruch (geschlossen)
3.3.3.4 Schlüsselbeinbruch
3.3.3.5 Rippenbruch
3.3.3.6 Offener Knochenbruch
3.3.4 Verletzungen durch Fremdkörper
3.3.5 Fingerkuppenverletzung
3.3.6 Schock
3.3.7 Verbrennung
3.3.8 Gehirnerschütterung
3.3.9 Bewusstlosigkeit
3.3.10 Schädelbasisbruch
3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde
Schminktechnik
Am Beispiel Kryolan / Grimas- Material
Siehe: Handbuch „Realistische Wund- und Unfalldarstellung“, S. 67 - 110
•
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•
ein kirschkerngroßes Stück Modelliermasse weich kneten, zu einer Rolle mit schmalen Enden
formen und auf die Haut auflegen
Modelliermasse mit dem Daumen / Modellierholz breit andrücken, ein glatter Übergang zur Haut
ist wichtig (Daumen / Modellierholz) zuvor leicht mit Abschminke bestreichen
mit Schminkschwamm und Aquacolor Nassschminke den Angleich an den Hauttyp Vornehmen
und „narben“
eine der Wund entsprechende Wundöffnung einschneiden
bei Schnittwunden eine längliche Wundöffnung (glatte Wundränder)
bei Risswunden gezackte Wundränder leicht anheben
bei Platzwunden eine klaffende Wundöffnung/Wundgrund/Wundrand mit dunkelroter Aquacolor
Nassschminke versehen, etwas Filmblut in die Wunde geben; die Fließrichtung des Blutes ergibt
sich aus der Körperhaltung des Mimen
o soll der Eindruck erweckt werden, dass das Blut fließt, kann Brausepulver in das Wundbett geben werden. Anschließend flüssiges Blut hinzugeben.
Ggf. situationsbedingte Verschmutzung schminken, Wunde leicht verschmiert darstellen
Bei Wunden im Gesicht: Brausepulver nicht in die Augen bringen!
Darstellung:
• der Schmerz ist je nach Art, Ausmaß und Ort der Wunde unterschiedlich stark darzustellen.
• Ggf. lehnt der Betroffene eine Versorgung durch den Arzt ab : „Ist doch halb so schlimm, ist ja
schon wieder in Ordnung...“
• Schonhaltung
Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verletzten setzen oder legen
Keimfreie Wundbedeckung
und deren Befestigung
Betreuung
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerungen (s. o.)
Bei sachgerechter u. vorsichtiger Erster Hilfe Verminderung
d. Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)
Schonhaltung;
Bei unvorsichtiger und unsachgemäßer Erster Hilfe
z.B. bei Wundberührung oder Anstoßen reagiert der Mime
durch verstärkte Schmerzäußerung
Ggf. Zeigen der Beruhigung
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3.3.2 Schürfwunden
Schminktechnik
Am Beispiel Schminkkasten Mehlem
Siehe: Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung DDR 1988, S. 62 – 65
•
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•
•
Make-up Paste auf die Haut auftragen und leicht verstreichen oder in Schürfrichtung ausstreifen
(Kamm, Bürste), dabei ist der Unfallhergang zu beachten
Sand, Erde, Staub oder dergleichen aufstreuen und andrücken
Oberfläche mit Blut tropfenweise tränken und in Schürfrichtung ausstreifen,
Blut darf nicht fließen
Austritt von Blutplasma darstellen, z.B. mit Glyzerin besprühen oder mit Haar-Styling-Gel betupfen
Darstellung:
• Schürfwunden verursachen einen brennenden Wundschmerz, der je nach Art, Ausmaß und Ort
der Wunde, dem Alter des Verletzten (z.B. Kinder), unterschiedlich stark darzustellen ist. Fallweise lehnt der Betroffene eine Versorgung durch den Arzt/Helfer ab: „Ist doch halb so schlimm,
ist ja schon wieder in Ordnung...“
• Schonhaltung
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerungen (s. o.)
Verletzten setzen oder legen
Bei sachgerechter u. vorsichtiger Erster Hilfe
Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)
Schonhaltung
Bei unvorsichtiger u. unsachgemäßer Erster Hilfe
z.B. bei Wundberührung oder Anstoßen reagiert
der Mime durch verstärkte Schmerzäußerung
Ggf. Zeigen der Beruhigung
Keimfreie Wundbedeckung
und deren Befestigung
Betreuung
3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch
Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 90 – 98
3.3.3.1 Verstauchung
Schminktechnik
Am Beispiel Schminkkasten Mehlem
• Modelliermasse auf die betreffende Stelle aufbringen
• nach außen hin zur umgebenden Haut mit Vaseline verstreichen, so dass eine Schwellung
entsteht
• mit Make-up versehen
• von der Mitte her nach außen hin einen leichten Bluterguss mit roter Paste schminken
• die violette Verfärbung des Blutergusses tritt erst nach einiger Zeit ein. Zunächst wird vor allem
eine Schwellung zu sehen sein (evtl. mit geringer Rotverfärbung).
• Erst später dringt das Blut in die Haut und verfärbt sie.
• Ggf. mit Schaumstoffschwämmchen „narben“
Alternative: Ausformungen der Bekleidung (z.B. Strumpf im Knöchelbereich) zur Darstellung einer
Schwellung und/oder einer abnormen Lage
Darstellung:
• Schon- und Entlastungshaltung einnehmen
• eine eingeschränkte Bewegung ist unter Schmerzen möglich
RUD-Arbeitshilfe
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Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verhalten des Mimen
Hinweis auf Schmerzen und Bewegungseinschränkung im verletzten Gelenk geben
Verminderung der Schmerzäußerung
Nach sachgerechter Ruhigstellung: Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)
bei jeder stärkeren oder unvorsichtigen Bewegung verstärkte
Schmerzdarstellung und Abwehrhaltung einnehmen
Kühlung
Ruhigstellung
Betreuung
3.3.3.2 Arm- / Handgelenkbruch geschlossen
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 95
• Durch Schminken einer „Schwellung an der vorgegebenen Stelle (siehe Verstauchung)
• Siehe: Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung DDR 1988, S. 115
Ggf. Stufenbildung schminken
Alternative: Durch Ausformung der Bekleidung
Darstellung und Verhalten des Mimen
Darstellung:
• Der Verletzte hält seinen gebrochenen Arm mit der gesunden Hand am Körper (Schonhaltung).
• Schmerzäußerung
• Eine Bewegung des Armes ist nicht möglich und wird vermieden.
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verletzten setzen oder legen
Kühlung
Ruhigstellung
z.B. mit * Dreiecktüchern
Betreuung
Verhalten des Mimen
Schmerzenäußerung (s. o.)
Verminderung der Schmerzäußerung
„Zähne zusammenbeißen“
Bei behutsamer, sachgerechter Ruhigstellung: Verminderung
der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)
Bei unsachgemäßer Hilfe, vor allem bei Bewegungen (grobes
Anfassen o. ä.) kurze, laute Schmerzäußerung; bei ausdrücklicher
Aufforderung durch den Helfer, den Arm zu bewegen, aufstöhnen: "Es geht nicht", o. ä.; Bewegung muss durch den
Helfer unbedingt vermieden werden (ggf. Ausdruck stärkster
Schmerzen - Aufschrei)
* Cramerschienen * Kammernschienen * Sam- Splint
3.3.3.3 Bein- / Knöchelbruch geschlossen
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
Schminken einer Schwellung z.B. beim Knöchelbruch (siehe Verstauchung)
Beim Oberschenkelbruch tritt in der Regel ein Schock u. a. durch Blutung ins Gewebe auf. Bei
anderen Brüchen ist ein Schock meist unwahrscheinlich. Der Schock entsteht durch Blutung ins
Oberschenkelgewebe; hier sind bis zu zwei Litern Blutverlust möglich.
Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 96 - 100
Siehe: Handbuch Realistische Wund und Unfalldarstellung DDR 1988, S.
Alternative: Durch Ausformung der Bekleidung zur Andeutung einer Schwellung und der abnormen Lage
RUD-Arbeitshilfe
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Darstellung:
• Der Mime äußert Schmerzen im Bruchbereich
• Vermeidung jeglicher Bewegung des verletzten Beines
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Kühlung
Ruhigstellung
Z. B. mit Dreiecktüchern, Cramerschienen,
Sam-Splint, Kammernschienen; Umpolsterung
mit Decken o. ä.
Betreuung
Wärmeerhaltung / Zudecken
Ggf. Überheben und Lagerung auf der Trage
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung (s. o.)
Verminderung der Schmerzäußerung
Mimik: verkniffenes Gesicht, Zähne
zusammenbeißen. Bei jeder stärkeren Bewegung im Bruchbereich oder beim Anstoßen ist
sofort verstärkt Schmerz darzustellen und eine
Abwehrhaltung einzunehmen, ggf. kurze,
laute Schmerzäußerung
Nach sachgerechter Ruhigstellung:
Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik,
Mimik, Akustik); bei ausdrücklicher Aufforderung durch den Helfer, das Bein zu bewegen,
ist dies mit dem Ausdruck von Schmerz zu vermeiden. Äußerungen wie: "Das tut so weh!“ o.
ä.; Bewegung muss durch den Helfer
unbedingt vermieden werden (ggf. Ausdruck
stärkster Schmerzen – Aufschrei)
"Zähne zusammen beißen", SchmerzÄußerung vorübergehend etwas verstärken,
bei jeder stärkeren Bewegung im Bereich der
Bruchstelle und unvorsichtigem und unzweckmäßigem Anfassen/Heben ist verstärkt
Schmerz zu äußern und darzustellen
Ggf. Schockbekämpfung
Verminderung der Schockdarstellung
(s. Schock)
Betreuung
3.3.3.4 Schlüsselbeinbruch
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
Schwellung bzw. Stufenbildung schminken
In der Realität kommt es nur sehr selten zu einer Schwellung bzw. Stufenbildung. Daher ist
der Schwerpunkt bei der Darstellung dieser Verletzung auf das Mimen zu legen.
Darstellung:
• Der Verletzte lässt die verletzte Schulter nach vorn und unten hängen
• Er äußert Schmerzen im Schulterbereich.
• Der Verletzte kann Auskunft über den Unfallhergang geben.
• Schonhaltung
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und ggf. setzen oder
legen
Kühlung
Ggf. Ruhigstellung
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung (s. o.)
Verminderung der Schmerzäußerung
Bei und nach behutsamer sachgerechter Ruhigstellung Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik ); bei jeder
RUD-Arbeitshilfe
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stärkeren Bewegung im Bereich der Bruchstelle, bei unvorsichtigem und unzweckmäßigem
Anfassen / Heben oder beim Anstoßen ist verstärkt Schmerz zu äußern und darzustellen und
eine Abwehrhaltung einzunehmen
Betreuung
3.3.3.5 Rippenbruch
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
Hämatom = Bluterguss
Auf das Schminken eines Hämatoms zur Darstellung eines Rippenbruchs kann verzichtet werden,
da bei unverletzter Haut Hämatome (einige Minuten nach dem Unfall) zumeist nicht zu sehen sind.
Daher ist der Schwerpunkt bei der Darstellung dieser Verletzung auf das Mimen zu legen.
Æ Ggf. im Bereich der Rippen Prellmarken mit roter Farbe schminken
Darstellung:
• Der Verletzte kann über den Unfallhergang klare Auskünfte geben.
• Der Verletzte hält sich die verletzte Seite.
• Die Atmung ist flach.
• Bei stärkerem Durchatmen tritt ein stechender Schmerz auf, der deutlich lokalisiert werden kann.
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Lagerung mit erhöhtem Oberkörper
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung, vor allem beim Atmen (s. o.)
Bei wunschgemäßer Lagerung: nach Wunsch des Betroffenen, (i. d. R. ist eine Lagerung mit sonst zur verletzten Seite
hin erhöhtem Oberkörper zur verletzten Seite für den Verletzten (Mimen) angenehm, atmungserleichternde Sitzhaltung); Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik, Mimik,
Akustik); bei flacher Lagerung auf dem Rücken ist die
Darstellung der Atemnot zu verstärken. Der Mime soll versuchen, sich aufzurichten bzw. den Wunsch äußern, sich aufrichten zu wollen.
Betreuung
3.3.3.6 Knochenbrüche
Schminktechnik
am Beispiel Kryolan- / Grimas-Material
Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst Seite 94 ff.
• Modelliermasse anmodellieren
• Übergänge mit Öl glatt streichen
• Abpudern
• Knochenstück oder Schaumstoffstückchen an der
• vorgesehenen der Bruchstelle in die
• Modelliermasse einbringen
• Blutung anschminken, dabei den sichtbaren „Knochen" nur am Rand einfärben
Siehe Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung, DDR 1988, S. 111 ff
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
• Knochenstück in entsprechender Größe abschrägen und mit Heftpflaster / doppelseitigem
Klebeband aufkleben
• Wulst aus Modelliermasse rings um das Knochenstück legen und nach außen hin zur umgeben
den Haut verstreichen, dabei auf nahtlosen Übergang achten.
RUD-Arbeitshilfe
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•
•
•
•
Kleine Knochenstücke können direkt in die Modelliermasse eingearbeitet werden.
Die ganze Fläche und einen Teil der Haut mit Make-up-Paste versehen, glätten und "narben".
Ggf. mit roter Farbpaste ein leichtes Hämatom schminken
Um den herausragenden Knochen herum eine Wundöffnung formen und mit roter Blutpaste aus
legen
• Etwas Brausepulver in die Wunde geben und mit Blut tränken, Fließrichtung beachten.
• Ggf. Schockanzeichen schminken
Darstellung:
• Angaben über starke Schmerzen im Bereich der Bruchstelle machen (Schmerzäußerung)
• Schonhaltung einnehmen
• Ggf. Schock
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und beruhigen
Sterile Wundbedeckung
Ruhigstellung, z. B. Cramerschiene,
Sam-Splint etc.
Ggf. Überheben auf die Trage und
Vakuummatratze
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung (s. o.)
Bei und nach behutsamer sachgerechter Ruhigstellung
Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik ); "Zähne zusammen beißen"
Leichte Schmerzäußerung bei behutsamen Überheben;
Bei jeder Berührung der Wunde oder Bewegung der
Bruchstelle verstärkt Schmerzen äußern und darstellen
Ggf. Schockbekämpfung
Betreuung
3.3.4 Verletzung durch Fremdkörper
Schminktechnik
am Beispiel Schminkkasten Mehlem
• Den präparierten Fremdkörper mit Heftpflaster, je nach Art und Beschaffenheit, auf die Haut
kleben
Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 111 f
• Einen kleinen Ring aus Modelliermasse um den Splitter anbringen und zur Haut hin glatt
streichen (nahtloser Übergang)
Siehe Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung, DDR 1988, S. 126 ff
• Make-up-Paste auftragen und mit einem Schaumstoffschwämmchen narben.
• Eine kleine Wundöffnung um den Splitter anbringen.
• Wenig Blut in die Wunde geben.
• Bei größeren Fremdkörpern die Wundumgebung ggf. etwas violett tönen, um den Umfang der
inneren Gewebezerstörung darzustellen
Alternative:
Den Fremdkörper durch Pflaster befestigen und anschließend mit Blutpaste umgeben. Zur Unterstützung des Fremdkörpers ein Kügelchen aus Modelliermasse so unter dem Fremdkörper anbringen, dass er sich aufrichtet.
Darstellung:
• Schonhaltung einnehmen
• Angabe von Schmerzen im Bereich der Verletzung
• Ggf. Schock
RUD-Arbeitshilfe
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Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und beruhigen, hinsetzen oder hinlegen
Behutsame, keimfreie Wundbedeckung;
Umpolsterung des Fremdkörpers möglichst
unter Vermeidung von Bewegungen am
Fremdkörper
Schockbekämpfung
Betreuung
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung (s. o.)
Bei behutsamer, sachgerechter Erster Hilfe:
Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik, Mimik, Akustik);
Mime äußert verstärkt Schmerzen, wenn der
Fremdkörper bewegt oder durch den Verband
Druck auf den Fremdkörper ausgeübt wird
(siehe Schock)
3.3.5 Fingerkuppenverletzung
Schminktechnik
von den Teilnehmern zu wählendes Material
Es sind verschiedene Arten der Wunddarstellung möglich z.B.
1. durch das Modellieren einer Wunde auf der Fingerkuppe mit Modellierkitt
2. durch das Aufkleben eines künstlichen Fingernagels zur Darstellung einer Verletzung des
Nagelbettes
Die Teilnehmer schminken auf der Grundlage der bisher erlernten Schminktechniken eine Fingerkuppenverletzung selbständig.
Darstellung:
• Je nach Verletzung der Fingerkuppe bzw. des Nagelbettes unterschiedlich starke Schmerzen
äußern
• Berührungsangst
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und beruhigen, hinsetzen oder hinlegen
Behutsame, keimfreie Wundbedeckung
Verhalten des Mimen
Schmerzäußerung (s. o.)
Bei behutsamer sachgerechter Erster Hilfe
Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik,
Mimik, Akustik);
Bei unvorsichtiger und unsachgemäßer Erster
Hilfe sowie bei Wundberührung oder Anstoßen
mit verstärkter Schmerzdarstellung bzw. Wegziehen des/der Fingers/Hand
reagieren
Betreuung
3.3.6 Schock (Volumenmangelschock)
Schminktechnik
am Beispiel Kryolan / Grimas-Material
• Gesicht bis zum Haaransatz einschließlich Hals und Ohren gleichmäßig mit Aquacolor- oder
Supracolor- Schminke einfärben
• Den Übergang vom Auge zur Nase mit wenig grauer Schminke "schattieren".
• Den Übergang von der Nase zum Mund ebenfalls mit wenig grauer Schminke schattieren, um
dem Gesicht einen "verfallenen" Ausdruck zu geben.
• Die Lippen und Ohrläppchen ggf. mit wenig blauer Farbschminke leicht schminken.
• Mit einer Zerstäuberflasche dem Mimen eine Wasser-Glycerinmischung, die den Schweiß dar
stellen soll, auf die Stirn sprühen. Nicht in die Augen sprühen!
RUD-Arbeitshilfe
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Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 63 ff
Alternative: Styling-Gel auftupfen, um so den Schweiß darzustellen
Siehe Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung, DDR 1988, S. 176 f
Hinweis: Bei vielen Verletzungsarten kann ein Schock auftreten. Dementsprechend müssen bei
Verletzungen, bei denen ein Schock auftritt, auch die Schockanzeichen geschminkt und dargestellt werden. Es sind Schockformen möglich, bei denen andere Schmink- und Darstellungstechniken notwendig werden.
Darstellung:
• Der Verletzte ist in aller Regel ansprechbar.
• Äußerungen und Verhalten deuten auf Angst hin, die Augen sind ggf. erweitert oder unruhig; die
Sprache ist leise, die Aussprache träge
• Ggf. Darstellung von Apathie
• Auf Fragen der Helfer kann er keine klaren Antworten geben, Fehlreaktionen und Desorientiert
heit
• Unterbleibt die Schockbekämpfung(Hilfeleistung) ist die Teilnahmslosigkeit zu verstärken
• Anzeichen von Frieren darstellen (zittern)
Hinweis: Bei der Darstellung eines "Schocks" ohne das Vorliegen von Verletzungen ist auch ein
unruhiges Umherlaufen des Mimen möglich.
Beginn der Hilfeleistung
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und beruhigend auf
ihn einwirken
Atem- und Pulskontrolle
Blutstillung oder Ruhigstellung von Knochenbrüchen
Ggf. Schocklage
Wärmeerhaltung
Betreuung
Verhalten des Mimen
Der Mime wird bei beruhigendem Ansprechen
durch den Helfer etwas ruhiger. Bei Unterbleiben
dieser Hilfemaßnahme unverminderte Darstellung.
Wird der Mime nicht angesprochen, ist die Angstdarstellung zunächst zu verstärken.
Später Übergang in Apathie und Teilnahmslosigkeit (ggf. starrer Blick).
Verbesserung des Zustandes mimen; bei Unterbleiben der Hilfemaßnahmen unverminderte Darstellung.
Werden bei der Herstellung der Schocklage die
Beine nur mit den Fersen aufgelegt und nicht weiter unterpolstert, so hat der Mime nach kurzer Zeit
Schmerzen darzustellen.
Kältezittern vermindern, bei Unterbleiben der
Wärmeerhaltung das Kältezittern verstärken
Je nach Ausbildungsstand der Helfer werden weitere Maßnahmen vorbereitet und durchgeführt,
z.B. Sauerstoffgabe und Infusionen. Diese Maßnahmen verbessern i. d. R. den Zustand des Verletzten erheblich. Die Maßnahmen werden nur
angedeutet, führen beim Mimen aber zu einer
deutlichen Verbesserung seines Zustandes (entsprechende Darstellung)
Der Mime bleibt, solange er betreut wird, verhältnismäßig ruhig. Unterbleibt die Betreuung oder
wird sie unterbrochen, wird die Unruhe, Angst verstärkt dargestellt, später Übergang in Apathie.
Weitere Atem- und Pulskontrollen
RUD-Arbeitshilfe
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3.3.7 Verbrennungen
Schminktechnik
am Beispiel verschiedener Materialien;
Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 113 ff
• Die betreffende Stelle mit entsprechender Paste / Schminke färben oder mit rotem Colorspray
einsprühen, so dass eine leichte Rötung entsteht.
Dieser Schminkschritt entspricht einer Verbrennung ersten Grades, die immer zu schminken ist.
• Blasenbildung
Variante 1:
o Ggf. Schockanzeichen schminken
o Mit gelber Vaseline eine Brandblase darstellen.
o Mit Sprühverband oder Alleskleber (UHU)
o die Vaseline überziehen
o Mit weißem Puder abpudern
o Bei Notwendigkeit: Farbangleich
Siehe Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung, DDR 1988, S. 131-159
Variante 2:
o Mit gelber Vaseline eine Brandblase darstellen
o Mit dünnen Zellstofffetzen belegen und leicht andrücken
o Bei Notwendigkeit: Farbangleich
Variante 3:
o Eine ca. daumennagelgroße Fläche mit Alleskleber bedecken und kurz antrocknen lassen
o Mittels einer Einwegspritze (2m1) ohne Kanüle Styling-Gel o. ä. unter den Alleskleber
spritzen
o Mit weißem Puder abpudern
o Bei Notwendigkeit: Farbangleich
Variante 4:
o Gelafixhaut warm auftragen und mit Spachtel verteilen
o Nach dem Erstarren Farbgestaltung mit Supracolor-Teintschminke durchführen
• Bei Vorhandensein tiefergehender Gewebezerstörungen:
Variante 1:
o Die geschminkte Brandblase nach dem Trocknen aufreißen und mit dunkelroter bis
schwarzer Paste/Schminke auslegen
o Dieser Schminkschritt entspricht Verbrennungen dritten Grades.
o Je nach Ursache der Verbrennung "Russschmiere" oder Asche auftragen
Variante 2:
o Collodium mit Pinsel zügig auf die vorbereitete Fläche auftragen
o Nach kurzer Trockenzeit den Collodiumfilm mit entsprechend eingefärbten Fingern aufreißen
Variante 3:
o Alleskleber auf einer feuerfesten, mit Vaseline bestrichenen Unterlage entzünden, solange brennen lassen, bis sich Blasen bilden
o Unverzüglich auf die vorbereitete Hautfläche auflegen und anmodellieren, hierbei auf
Temperatur des Klebers achten
Darstellung:
• Starke bis sehr starke Schmerzdarstellung
• Je nach Umfang der Verbrennung Schockdarstellung
RUD-Arbeitshilfe
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Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verhalten des Mimen
Starke Schmerzdarstellung, bei sehr starken
Verbrennungen auch Schreien
Schreiend hin- und her- oder weglaufen
Ggf. Verletzten am Weglaufen hindern
und Kleiderbrände löschen
Kaltwasseranwendung
Nach der Kaltwasseranwendung erfolgt
die sterile Wundbedeckung
Wärmeerhaltung
(Decke unterlegen; zudecken)
Ggf. Schocklage
Je nach Ausbildungsstand der Helfer werden weitere Maßnahmen vorbereitet und
durchgeführt, z.B. Sauerstoffgabe/Infusionen. Die Maßnahmen werden
nur angedeutet.
Betreuung
Schmerzlinderung äußern und darstellen; bei Unterbrechung der Kaltwasseranwendung Schmerzäußerung wieder verstärken
Verstärkt Schmerz darstellen, wenn der Verband zu
fest angelegt wird.
Kältezittern vermindern.
Verstärkung d. Schmerzdarstellung, wenn die Decke
auf den Wunden liegt
Diese Maßnahmen verbessern i. d. R.
den Zustand des Verletzten erheblich.
3.3.8 Gehirnerschütterung
Schminktechnik
Eine Gehirnerschütterung kann nach einer Gewalteinwirkung auf den Kopf (ohne jede äußere Verletzung) auftreten.
Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 76 f
Es kann je nach Unfallsituation aber auch eine Schürfwunde, eine Platzwunde ein Hämatom am
Kopf oder Blässe geschminkt werden, die jeweils eine Gewalteinwirkung auf den Kopf andeuten.
Darstellung:
• Der Betroffene klagt über Kopfschmerz, die Reaktionen sind ggf. träge
• Zeitweise ist dem Betroffenen unwohl, ggf. Brechreiz darstellen
• Der Betroffene ist nicht voll ansprechbar. Das Erinnerungsvermögen ist lückenhaft oder fehlt, vor
allem bezogen auf den Unfallhergang: "Was ist passiert, wo bin ich hier?" usw.
• Später Übergang in Bewusstlosigkeit ist möglich
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen und wenn Bewusstsein
vorhanden je nach Wunsch hinlegen
Erste Hilfe bei Erbrechen
Ständige Betreuung und Beobachtung
Bei Bewusstlosigkeit: Ansprechen, Atemkontrolle, Seitenlagerung
Wärmeerhaltung
(Decke unterlegen; zudecken)
Betreuung
Verhalten des Mimen
Auf Befragen des Helfers kann der Verletzte
sich an das Unfallgeschehen nicht erinnern
(Erinnerungslücke).
Ggf. Brechreiz darstellen (in Intervallen)
ggf. ist später Bewusstlosigkeit darzustellen
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3.3.9 Bewusstlosigkeit
Darstellung:
Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 30 ff
• Der Betroffene ist nicht ansprechbar
• Völlige Entspannung (Muskelerschlaffung)
Beginn der Hilfeleistung:
Maßnahmen
Verletzten ansprechen
Verhalten des Mimen
Keine Reaktion;
Der Mime hat, um eigene Verletzungen zu vermeiden, darauf zu achten, dass, die Gliedmaßen bei unsachgemäßer Seitenlagerung
nicht gewaltsam verdreht werden, der Hals
nicht gewaltsam übermäßig überstreckt wird,
evtl. Brille vorher entfernt wird. Wenn der Mime Schmerzen verspürt, muss der Mime den
Helfer aufmerksam machen.
Deutlich atmen
Körper locker lassen (Verletzungsgefahr
beachten)
Atemkontrolle
Seitenlagerung
Ständige Beobachtung
(Atem- und Pulskontrolle)
Wärmeerhaltung
(Decke unterlegen; zudecken)
3.3.10 Schädelbasisbruch
Schminktechnik:
am Beispiel verschiedener Materialien
Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 79
• Sehr geringe Blutung aus Nase/Mund und/oder Ohr (auf gleicher Gesichtshälfte darzustellen);
Fließrichtung des Blutes muss der Lage des Verletzten angepasst sein
Siehe Handbuch Realistische Wund- und Unfalldarstellung, DDR 1988, S. 116 ff
• Ggf. sind Anzeichen äußerer Gewalteinwirkung im Bereich des Kopfes zu schminken (Schürfwunde, Platzwunde o. ä.)
• In Ausnahmefällen können, insbesondere wenn zusätzliche Verletzungen vorhanden sind,
Schockanzeichen geschminkt werden.
Hinweis: Ein Monokel- oder Brillenhämatom (Bluterguss um ein Auge oder beide Augen)
wird nicht geschminkt, da dieses Anzeichen unter Umständen erst Stunden nach der Gewalteinwirkung auftritt.
Verhalten des Mimen
Es kann sowohl eine Bewusstlosigkeit als auch eine Gehirnerschütterung dargestellt werden.
RUD-Arbeitshilfe
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RUD-Ausbildung
Arbeitsblatt für Gruppenarbeit
Gruppe:...........
Arbeitsraum:............................................
Thema Ihrer Gruppe:
Vorbereitung einer realistischen Unfalldarstellung
mit einem Verletzten
Verletzungen:
.........................................................
Ihre Aufgabe:
• Schminken Sie gemeinsam die o. g.
Verletzung(en) an einem Gruppenmitglied.
• Besprechen und üben Sie die dazugehörenden
Maßnahmen des Helfers und das Verhalten des
Mimen
• Präsentieren Sie die situationsgerechte
Darstellung
Aufgabe der
anderen Gruppen:
Arbeitsgleich zu anderen Verletzungen
Präsentation:
jede Gruppe bestimmt
• Mimen
• Ersthelfer
• Moderator.
Stellen Sie die vorgegebenen Verletzungen und
die vorbereitete Darstellung vor. Die Verletzungen,
die Schminktechnik, die Darstellung und die
Maßnahmen sowie das richtige Verhalten der
Mimen werden den Teilnehmern erklärt. Dabei
sollten die Sicherheitsaspekte große Beachtung
finden. Danach wird die Situation durch die Gruppe
im Gesamtablauf einschließlich der Hilfeleistung
dargestellt.
Zeit der Gruppenarbeit:
ca. 60 Minuten
Zeit der Präsentation:
ca. 15 Minuten
Diskussion und Besprechung:
ca. 15 Minuten
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Die Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 4: Die Unfallsituation
4.1 Das Herstellen einer realistischen Lage
4.2 Beispielhafte Unfallsituationen
4.2.1 Verkehrsunfälle
4.2.2 Unfälle in Industrie und Gewerbe
4.2.3 Unfälle in Haus und Hof
4.1 Das Herstellen einer realistischen Lage
Um eine möglichst realistische Situation zu schaffen, reicht es nicht immer aus, eine Verletzung entsprechend darzustellen. Der Mime muss so eingewiesen werden, dass er sich beim Eintreffen der Helfer so
verhält, wie es ein Realverletzter in einer solchen Situation tun würde. Schreien, Stöhnen, Fluchen, Röcheln oder ein schmerzverzerrtes Gesicht verleihen der Situation eine völlig neue und ganz bestimmt
ungewohnte Note, welche der Helfer erst einmal bewältigen muss. Ein künstlich auf die Verletzung abgestimmtes Umfeld wirkt nicht nur besser auf den Ersthelfer, es soll ihm auch ermöglichen, ohne Hilfe
einer vorgelesenen Lage auf den Hergang des Unfalls bzw. auf die Schwere und die Entstehung der
vorgefundenen Verletzung zu schließen.
Es ist einfach unsinnig, bei einer Ausbildung, im Hörsaal oder Unterrichtsraum eine Granatsplitterverletzung oder ein Trauma darzustellen, dass durch Einwirken von Kriegswaffen entstanden ist. Nicht nur,
dass diese Darstellung unglaubwürdig ist, diese Unglaubwürdigkeit verleitet auch den Auszubildenden
dazu, unter dem Vorbehalt- „Tun wir mal so als ob !"- zu handeln. Das Handeln wird immer relativ sein,
da der Schüler nicht wirklich gefordert ist. Er durchschaut die Situation zu leicht und das Überbrechen,
d.h. der erste Schreck, setzt nicht ein. Dabei spielt es keine Rolle, dass beim zweiten Hinsehen jeder
erkennen kann, der Verletzte ist gar nicht verletzt! Doch selbst wenn das Umfeld stimmig ist, gibt es
Kleinigkeiten, die auch den vorbeikommenden Laien ein höhnisch mitleidiges Lächeln entlocken.
Aus welchem Grund aber und warum geschieht so etwas?
Lage 1
Ein Mime liegt mit einer Halsverletzung am Boden. Aus der A. carotis spritzt das Blut, auf dem Untergrund hat sich bereits eine größere Blutlache gebildet. Eigentlich hätte das Spritzen schon etwas nachlassen müssen, aber der Mime meint es gut mit seinen Ersthelfern. Der Schock ist gut zu
erkennen, fahles Gesicht, dunkle Augenlider, dunkle Lippen und leicht blaue Ohrläppchen. Unklar
ist jedoch, wie der Unfall und die Verletzung entstanden ist. Der Hemdkragen ist weit nach unten
gebogen, die Hemdknöpfe sind offen, denn es soll ja nichts schmutzig werden.
So liegt sicherlich kein Verletzter. Auch wenn die Arbeit des Schminkers hervorragend ist, niemand reißt sich nur um eine Verschmutzung zu vermeiden, den Hemdkragen runter, fällt hin und
blutet langsam vor sich hin.
Lage 2
Da liegt ein Verwundeter mit einer offenen Bauchverletzung. Die Darmschlingen sind aus der
Bauchdecke herausgetreten, der Mann hat soeben das Bewusstsein verloren. Die Hände sind
sauber, der Schock hat eingesetzt und auf dem Boden befindet sich eine Blutlache. Ein vorbeigehender Passant sieht, die Knöpfe der Jacke sind bis auf einen geschlossen. Aus der kleinen Öffnung treten die Darmschlingen heraus.
Aus welchen Gründen auch immer, es scheint ein vereinbartes Zeichen zwischen Ausbildern und
Lehrgangteilnehmern zu sein, dass die Darmschlingen durch Hemd und Jacke treten und offen
sichtbar liegen.
Auch dies ist unrealistisch, ebenso wie die sauberen Hände des Verletzten. Diese müssten blutverschmiert sein, weil jeder versucht, sich bei einer solchen Verletzung den Bauch zu halten, durch Gegendruck versucht die Schmerzen zu lindern und vielleicht sogar durch Zurückdrängen des Darms die
Öffnung zu schließen.
Irrationalismen sind hier am Werk, wofür jedoch der Ausbilder und der Mime Rechnung zu tragen haben.
Auch hier muss sich der Mime so verhalten wie es die meisten Verletzten tun. Da hilft auch keine Recht-
RUD-Arbeitshilfe
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fertigung in der Art :"Keine Verletzung ist wie die andere". Das stimmt zwar, dies gilt jedoch nur für das
Aussehen einer Wunde aber nicht für das Verhalten eines Menschen.
Zwei Fälle die verdeutlichen, dass auch der Verletzte selber „stimmen" muss.
4.2 Beispielhafte Unfallsituationen
Die folgende Beispielsammlung ist als Anregung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede Unfallsituation muss für sich allein geplant und detailliert ausgearbeitet werden. Der aufmerksame Übungsleiter wird bei jeder Neubearbeitung auch immer wieder Verbesserungen herausfinden.
4.2.1 Verkehrsunfälle
Unfälle auf der Straße sind häufig. Als Vorteil kann gelten, dass meist nur wenige Verletzte (ein
bis vier, selten mehr) beteiligt sind. Fast alle Arten von Verletzungen können vorkommen und viele
Situationen können mit geringem Aufwand an Hilfsmitteln gut gestellt werden.
Zu bedenken ist allenfalls die Wetterabhängigkeit. Verkehrsbehinderung, Mitteilung an die Polizei.
Einholung einer Bewilligung etc.
Von entscheidender Bedeutung ist die folgende Überlegung:
Bei einer wirklichen Großkatastrophe (Flugzeugabsturz- Eisenbahnunglück – Massenkarambolage
– Gebäudeeinsturz – Hotelbrand etc.) muss stets eine Gruppe von Führungskräften nur die organisatorischen Aufgaben erfüllen, d.h. die Gesamtsituation unter Kontrolle bringen und die einzelnen Helfer zum Einsatz führen.
Der einzelne Helfer wird sich dann meist nur um einen Verletzten kümmern können. Für ihn bedeutet es keinen Unterschied, ob der Verletzte nur ein einziger ist oder einer unter vielen. Aus diesem Grunde soll das „Üben der Ersten Hilfe am Verletzten “ auf das Einzelbeispiel oder die
kleinere Situation beschränkt bleiben.
Situationen und deren Vorbereitung
Motorrad oder Moped
- Batterie ausbauen, evtl. Treibstoff entleeren
- Motorrad umlegen, freilaufende Räder drehen lassen
- Lenkstange kann verdreht werden
- Evtl. kann altes Vorderrad verbogen provisorisch montiert werden
- Fahrer in Fahrrichtung vorne auslegen
- Persönliche Requisiten (Helm, Brille, Handschuhe) auslegen
- Roten alten Radschlauch zwischen die Speichen wickeln
- Sattel verstellen und Scheinwerfer daneben legen
Blechschaden am Auto
- Außenspiegel verdrehen
- Scheinwerferglas und –fassung , Bremslicht – und Blinkerabdeckung wegschrauben
und durch defekte ersetzen
- Evtl. Fassung herunterhängen lassen
- Kofferraumdeckel und Motorhaube leicht öffnen
- verbogene Zierleisten und Frontziergitter (vom Autoabbruch) am unbeschädigten Auto
befestigen
Achsenbruch am Auto
- Lenkrad vollständig nach links oder rechts einschlagen
- Auto mit Wagenheber seitlich vorne oder hinten anheben (Wagen mit Handbremse,
Gang, Holzkeil oder Stein sichern)
- ein Rad abschrauben
- Wagen wieder herunterlassen. so dass die Radnabe tiefer liegt als bei normal befestigtem Rad
- Abgeschraubtes Rad an die Nabe schräg anlehnen
- Raddeckel daneben legen, evtl. - verbeulten Deckel aus dem Autoabbruch verwenden
RUD-Arbeitshilfe
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eine ähnliche Wirkung erzielt man, wenn der Wagen auf einer Seite angehoben wird und
das Reserverad an der tiefsten Stelle der Gegenseite angelehnt wird
fährt man den Wagen mit einem Rad auf eine Borasteinkante; so kann man sich das
Anheben mit dem Wagenheber sparen
die Luft aus einem Reifen kann abgelassen werden
Glasschaden am Auto
- eine Scheibe Sekuritglas (vom Autoabbruch) wird in eine Decke gewickelt und darin zerschlagen
- die Scherben klebt man auf durchsichtige Folie
- dann legt man die präparierten Glasstücke auf den unteren Rand der Windschutzscheibe
- Türfenster herunterkurbeln
- einige Sekuritstucke zwischen die Gummileisten stecken
- restliche Sekuritscherben auf dem Boden verstreuen
Motorschaden und Vergaserbrand
- Motorhaube etwas öffnen und in dieser Stellung fixieren (Holzunterlage)
- für Motorschaden unter dem Motor etwas Wasser ausgießen (kein Öl wegen Rutschgefahr und Verschmutzung)
- für Vergaserbrand zwei bis drei Esslöffel Rauchpulver auf einem Stück Blech unter dem
Motorraum abbrennen
- einige Stücke Gummi (aus einem alten Autoreifen mit Fasereinlage) in AltölPetrolgemisch (1:1) verbrennen ergibt den passenden Geruch
Vorsicht :
Rauchpulver kann unbedenklich unter dem Auto verbrannt werden, weil es nur glimmt.
Dagegen ist mit der offenen Flamme beim Gummibrand Vorsicht geboten.
Brems- und Schleuderspuren
- Nachzeichnen mit Gummi-Schuhabsatz, angekohltem Holz, Ruß oder am besten mit
einem Gummistück oder ganzem Abfallreifen
- in der Wiese mit Holzpfahl oder ähnlichem Hilfsmittel Spuren bis zum Unfallauto nachziehen
- Beschädigungen von schleudernden Autos an Bäumen oder Unterholz müssen evtl. mit
dem Förster abgesprochen werden
Präparierung von Fahrzeugen
Unfall mit Pkw
- Hier kann nur mit Requisiten aus dem verwendeten Auto gearbeitet werden. Gelände so
auswählen, dass ein Absturz angenommen werden kann, wobei das Fahrzeug im Graben oder hinter Gebüsch zu liegen kommt und evtl. nicht mehr gesehen wird.
- Brems- und Absturzspuren anlegen (Straße. Straßenrand. Böschung etc.).
- Verletzte auf der abfallenden Böschung inmitten von Requisiten auslegen (Koffer, Handtaschen, Ski etc.).
- Die Lage des Fahrzeugs evtl. durch Rauch oder Bengalfeuer markieren und dadurch
auch die Größe des Unfalles andeuten.
Unfall mit Lkw
- Ladebrücke leicht ankippen
- Bordwand herunterklappen
- Ladegut verstreuen (Kisten. Bretter etc.)
- Präparation des Lastwagens teilweise ähnlich wie beim Pkw
Neugierige, Gaffer
- Gut auf ihre Aufgaben vorbereiten (Kinder möglich)
- nur widerstrebend oder gar nicht zur Hilfeleistung bereit sein
- Wohlgemeinte „Ratschläge“ erteilen lassen
- im Wege stehen
- wenn die Gaffer von den Rettern Aufträge entgegengenommen haben, diese ausführen,
sich aber unbeholfen anstellen oder noch einmal fragen
RUD-Arbeitshilfe
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4.2.2 Unfälle in Industrie und Gewerbe
Unfälle in Industrie und Gewerbe sind für den Übungsablauf die dankbarsten, weil der Phantasie
und den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt sind.
Vorteile dieser Unfallsituation:
- Anzahl der Verletzten ist variabel, vom Einzelunfall über Massenunfall bis hin zum Katastrophenfall
- Große Abwechslungsmöglichkeiten, begrenzt allerdings auf die im Ort vorhandenen
Gewerbe- und Industriebetriebe
- Die Führungskräfte lernen bei Übungen die Werkanlagen für den Ernstfall kennen.
- Überraschungsmomente können gut eingebaut werden: Gruppen der Helfer gehen an
einen befohlenen Ort, auf dem Weg dorthin werden sie vom „Unfall" nebenan überrascht.
- Teilweise wetterunabhängig
- Schwierigkeiten: Zugang zu Betrieben
- Fehlende Fachkenntnisse aus der entsprechenden Branche
Einbindung von Maschinen:
- Anlage wenn möglich noch laufen lassen (Bewegung, Geräusch)
- Schutzvorrichtungen nicht verwenden (sonst wirkt der Unfall unglaubwürdig)
- der Unfall ist entstanden, weil der Arbeiter die Vorrichtungen nicht verwendet hat!
- Sicherheit für die Retter beachten
- sofern Maschinen vorhanden: Pfeifende oder schleifende Geräusche
Explosionen:
- vor allem als Überraschung verwenden
- Explosionszeitpunkt muss gut gewählt werden
- im Freien Knallkörper und Rauchpulver (weißer oder schwarzer Rauch) verwenden
- im Inneren von Fabrikhallen, größeren Kellern Blitzlichtpulver mit Elektrozünder
zur Verbrennung bringen
- etwas Rauchpulver kann ebenfalls verwendet werden (Luftprobleme beachten)
- Splitter, Schutt, zerstörte Gegenstände, ausgehängte Türen und klirrendes Glas vervollständigen die Situation
- Einstürze von Stapelmaterial sind glaubhafte Situationen
- Abstürze des Lagerpersonals von Gestellen und Leitern mit einbauen
- Personen werden eingeklemmt oder teilweise begraben
- Sekundärunfalle können gut eingebaut werden: Ein Nachbargestell stürzt noch um oder
herunterfallende Gegenstände gefährden die Retter
- im Inneren von Räumen: Kein Licht, versperrte Zugänge, verschlossene Türen
Verbrennungen, Verätzungen, Vergiftungen
Übungsmaßnahme muss besonders gut mit dem Charakter des Betriebes übereinstimmen.
-
Verbrennungs-Situationen am Arbeitsplatz mit Camping-Gasfeuer darstellen
hierbei keine Verbrennungen ohne offenes Feuer oder glühende Gegenstände usw.
darstellen
Augenverätzungen mit Gips-Spritzer andeuten (Darsteller muss Augen schließen, mit
kleinem, harten Bürstchen spritzen. Vorsicht!)
Elektrounfall
Bei einem Stromunfall ähnlich vorgehen wie bei einer Explosion.
- Trafostation und Verteileranlage braucht nicht ausgeschaltet zu werden.
- Verletzte in genügender Distanz einsetzen. In jedem Fall Hauselektriker einbeziehen,
wenn die Elektroanlage ausgeschaltet werden kann. Absperrgitter teilweise entfernen.
- Hauptschalter der Anlage, wenn möglich auf ´Ein` stellen (Anlage anderswo stromlos
machen, damit die Helfer die Anlage ausschalten können.
- Am Strom hängender Mime muss die Bedingungen bezüglich Spannung und Erde erfüllen.
- Elektriker einbeziehen!
RUD-Arbeitshilfe
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Ausschaltmöglichkeiten etwas schwieriger gestalten (z.B. fest installierte Maschine und
Sicherungen im Verteilerkasten mit Vierkantschloss).
Unfälle auf Baustellen
Bauplätze (Hoch- und Tiefbau) und von der Art her ähnliche Anlagen wie Kiesgruben, Ruinen usw.
sind sehr geeignete Übungsobjekte.
- Die Zahl der Verletzten ist variabel.
- Es braucht weniger auf Sauberkeit und auf vorhandene Einrichtung Rücksicht genommen werden. Einsatz von Knall und Rauch ist gut möglich.
- Bergungs- und Transportfragen gewinnen an Bedeutung.
- Sekundärunfälle können gut eingebaut werden.
Abstürze:
- Spektakuläre Abstürze möglich: Freier Fall durch eine Etage, in der sich Retter aufhalten
- Auf den unteren Stockwerken Matten, Stroh auslegen!
- Als Sekundärunfall sehr wirkungsvoll
- Gebrochene Gerüstbretter. Absperrungen
- Ausziehbare Leiter liegt auseinander genommen am Boden
- Absturz in Silos oder an Kieswänden
- In allen Fällen die Arbeitsutensilien des Arbeiters (Werkzeug, Farbe. Geräte usw.) zur
Untermalung der Situation verwenden.
Einstürze:
- vor allem im Straßen- und Tiefbau
- Eingedrückte Verstrebungen im Schacht mit den gleichen Hilfsmitteln darstellen wie die
richtigen Verspießungen (geknickte Balken und Bretter überdecken die Halterungen)
- Richtige Verschüttungen sind möglich. Der Darsteller liegt in einer Röhre, die durch
Schutt komplett zu gedeckt wird.
- Gerüsteinsturz im Hochbau kann mit wenigen Gerüstelementen wirkungsvoll dargestellt
werden.
4.2.3 Unfälle in Haus und Hof
Haushaltunfälle sind häufig und besonders für die teilnehmenden Helfer aus prophylaktischen
Gründen lehrreich. Haushalte gibt es überall. Mit wenig Aufwand werden Situationen dargestellt.
Es können aber nur ein bis zwei Verletzte dargestellt werden.
Verbrühungen am Kochherd
- Wasser (oder andere Flüssigkeit. -. B. Suppe) am Boden ausschütten (Dampfschwaden
erwünscht)
- alte, verbeulte Pfanne auf den Boden fallen lassen
- für Direktspiel geeignet
Unfall beim Treppensteigen
- Inhalt einer Einkaufstasche ausleeren
- Teppiche auf der Treppe oder unten verschieben
- evtl. Unfallursache darstellen (loser Teppich, Bananenschale, ungenügendes Geländer
usw.)
- nur bezüglich Geräusche als Direktspiel geeignet
Sturz beim Lampenmontieren
- Küchenstuhl stehend, daneben am Boden liegend ein Fußschemel
- Küchenlampe mit abgeschraubtem Schirm
- Glühbirne oder Leuchtstoffröhre am Boden zerschellen
- Teppich verrutschen oder Ecke umklappen
Unfall ist geeignet für Direktspiel: Das Herunterfallen des Fußschemels und das Zerschlagen der alten Glühlampe, verbunden mit dem Schrei und dem Stöhnen der Hausfrau ist sehr wirkungsvoll
Unfälle mit elektrischen Geräten
- siehe auch Niederspannungs-Unfall
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die Übungsanlage muss elektrotechnisch in Ordnung sein: Scheinbar stromführender
Leiter –Metallgehäuse-Mensch-Erde= Stromkreis geschlossen (Elektriker einbeziehen!)
Kurzschlüsse können mit dem Elektrozünder wirkungsvoll dargestellt werden:
Elektrozünder (im Haushalt aber ohne zusätzliches Blitzlichtpulver) in der Hand halten
und unauffällig mit einer Monozelle (1,5-Volt-Satterie.) zünden
im leicht verdunkelten Raum sehr wirkungsvoll
Gartenunfälle
- schwere Schnittverletzung mit Elektro- oder Motorrasenmäher, Sense oder Axt
- Abstürze beim Pflücken (Leiter nicht unbedingt wegnehmen, besser schräg stellen,
- abgerissenen Ast neben den Verunglückten legen, Pflückgut verstreuen)
- Sonnenstich und Hitzschlag möglich
- Verbrennungen am Feuer (Gartengrill)
Vergiftungen
- Kind hat Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel usw. erwischt
- falsch angeschriebene Verpackungen führen zu Vergiftungen
- Angebrochene Packungen hinstellen
- Offensichtliche Diskrepanz zwischen Verpackung und Inhalt darstellen (Flaschenart, Geruch, Farbe, Etikettierung fehlerhaft)
- Vergiftungen nicht erst im Stadium der Bewusstlosigkeit beginnen (Unwohlsein, Erbrechen usw.).
Kohlenmonoxydvergiftung
- kalte Jahreszeit: in geschlossener oder fast ganz geschlossener Garage arbeitet Autobastler bei laufendem Motor
- Abgase durch Schlauch (alter Staubsaugerschlauch aus Metall) ins Freie leiten
- Wirkungsvoll: Helfer tritt durch die Verbindungstüre zum Haus in die Garage, trifft den
Patienten bewusstlos unter dem Wagen oder über den Motor gebeugt; das Wagenende
ist also direkt beim Garagentor, dadurch ist der „Auspuffschlauch“ kurz und unsichtbar
- Auspuffschlauch evtl. bei einer Kfz-Werkstatt ausleihen
Der gestörte Unterricht
Überraschende Unfallereignisse
- Vereinslokal oder Unterrichtsraum: ein Teilnehmer oder ein Kursleiter spült ein Glas aus
- Glas im Ausguss zerschlagen, vorher etwas Blut auf die vorpräparierte Schnittwunde an
der Innenhand gießen (Ampulle = leere Haarshampoo-Einportionen Beutel)
- mit nassen Händen schmerzverzerrt dem Publikum zuwenden
Jemand muss etwas vom Büchergestell herunterholen
- er rutscht aus, fällt herunter (höchstens ca. ein Meter)
- akustische Untermalung erwünscht (Blumenvase oder „Klirrbleche")
- Fußverstauchung = Nylonsocken vorher in die Socken des Darstellers am äußeren Knöchel stecken
Sekundärzwischenfall zu den beiden oben beschriebenen Szenen:
- eine Person fällt in Ohnmacht
Stromausfall bei einer Veranstaltung
- Plötzlich geht das Licht aus (es müssen aber noch Lichtquellen vorhanden sein, z.B.
Kerzen, einzelne Wandlampe oder ähnlich)
- die (eingeweihte) Kellnerin ruft nach dem Wirt oder ein (vorher eingeweihter) Samariter/
Elektriker will den Schaden beheben
- der „Sicherungskasten“ wird geöffnet, das Licht flackert einige Male:
- Licht von außen oder effektiv im Kasten wieder ein- und ausschalten
- Plötzlich ein Knall (Elektrozünder an Batterie zünden, in größeren Räumen evtl. zusätzlich etwas Blitzlichtpulver)
- „Elektriker“ stürzt vom Stuhl, Werkzeug fällt herunter usw.
- passende Verletzungen wahlweise
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Der unterbrochene Patrouillenlauf
- die Helfergruppe erhält den Auftrag, vom Posten A zum Posten B zu gehen (vorgeschrieben Route)
- auf dem Weg dorthin kommt sie an einem „geeigneten“ Haus vorbei (alter Keller, Ruine,
Werkgebäude, Neubau noch unvollendet)
- im Gebäude wird mit Blitzlichtpulver eine „Explosion“ dargestellt, gleichzeitig hinter dem
Gebäude ein Knallkörper gezündet (gute Koordination) und aus einem oder mehreren
Fenstern Rauchpulver abgebrannt
- ein Fensterladen fällt auf die Straße, Scheiben gehen in Brüche (Abfallglas oder „Klirrbleche“)
- Verletzte stürzen aus der Haustüre ins Freie (entsprechend präpariert)
- im Innern des Hauses entsprechende Explosionsrequisiten und weitere Verunglückte
(Die Schiedsrichter dürfen sich zu Beginn nicht zeigen!)
Die Betriebsbesichtigung
- Helfergruppe bei einer Betriebsbesichtigung: Lärm aus Nachbarräumen von herunterstürzendem Material (Klirrbleche. Abfallglas, div. weiteres Material), laute Schreie
- ungefähre vermutete Unfallplatzangabe durch den (eingeweihten) Firmenführer oder
durch Personal (das ebenfalls eingeweiht ist)
- Zusammengestürzte Lagerstelle mit einigen verunglückten Arbeitern
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Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 5: Sicherheits- und Rechtsfragen
5.1 Allgemeines
5.2 Der RUD-Leiter
5.3 Haftung/Versicherung
5.1 Allgemeines
Um die Sicherheit der Mimen, Helferinnen und Helfer zu gewährleisten, ist es sicherlich ratsam, bei größeren Übungen eine geeignete und verantwortungsbewusste Person als Sicherheitsbeauftragte einzusetzen. Dieser hat für die Sicherheit aller Beteiligten Sorge zu tragen. Er hat u. a. darauf zu achten, dass
Mimen nicht
• von herabrutschenden oder einstürzenden Massen gefährdet werden
• von Abhängen, wie z. B. Steinbrüchen/Sandgruben o. dergleichen herabstürzen können
• durch Rauchentwicklung gesundheitliche Schäden davontragen
• infolge Witterungseinflüsse (Regen/ Kälte) gesundheitlich gefährdet sind
Größere Requisiten, wie z. B. Fahrzeuge müssen so gesichert werden, dass kein Personen- oder Sachschaden entstehen kann.
Gefahrenstellen, wie z. B. abschüssiges Gelände, Abhänge oder dergleichen sind durch Absperrungen
und Aufstellen von Warnschildern zu sichern.
Durch das Einatmen von Dämpfen/Rauchpulver kommt es häufig zu einer akuten Atemnot und damit
verbunden zu schweren Schädigungen der Atemorgane.
Rauchpulver darf deshalb nur im Freien verwendet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass weder Mimen noch Helfende in die „Rauchzone" gelangen können (Windrichtung beachten).
Durch das Einsetzen eines Sicherheitsbeauftragten wird der RUD-Leiter jedoch nicht von seiner Aufsichts- und Sorgepflicht der ihm anvertrauten Mimen entbunden.
Sicherheit geht vor!
Der Sicherheit für Darsteller, Retter und Zuschauer muss bei der RUD besonders große Beachtung geschenkt werden. Gefahrenquellen sind:
o ungenügende persönliche Ausrüstung der Darsteller und Retter (Witterungsschutz, Arbeitskleider, Schuhwerk, Taschenlampen usw.)
o unvorhergesehene Reaktionen der Retter auf die Unfallsituation (Sprung ins Wasser, um
Hilfe zu leisten, gefahrvolle Klettertouren, um ins Haus zu gelangen, Eingriff in die Anlagge, die den Unfall verursacht hat usw.)
o Sekundärgefahren bei der Rettung:
Einsturz von Aufbauten oder Verstrebungen,
Überfahren der Absicherung auf der Straße,
Ausrutschen der Helfer mit Gefährdung des Verletzten
Maßnahmen der Übungsleiter, um dieser Unfallgefahr zu begegnen, sind:
o Übungsanlagen nur so groß wählen, dass sie in allen Einzelheiten und in jeder Phase
durch Schiedsrichter überwacht werden können
o für Einzelheiten bei der Planung und der Durchführung Fachleute einbeziehen (Elektriker, Bauflachleute, Polizisten, Rettungsspezialisten)
o eingehende Orientierung der Mitwirkenden bezüglich Ausrüstung, Verhalten usw.
o sehr gute Planung bezüglich Zeitablauf, Wetter, Material und Personal
o peinlich genaue Instruktion der Schiedsrichter über ihre Aufgabe auch als „Sicherheitsbeauftragte“ – Kompetenzen klar regeln -)
Überwachung
Es muss eine persönliche Überwachung der Sicherheitsaspekte durch den Übungsleiter bei kleinen
Übungen erfolgen. Bei größeren Übungen ist dafür ein Fachmann/eine Fachfrau extra abzustellen.
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Die dargelegten Aspekte beziehen sich primär auf die Sicherheit von Personen, sie gelten aber sinngemäß auch für Materialschäden (Zerstörung, Verlust, Beschädigung oder Verschmutzung). Es liegt in der
Natur der Sache, dass dort, wo unter schwierigen Bedingungen RUD betrieben wird, ein erhöhtes Unfallrisiko besteht. Es gehört zur Pflicht des Übungsleiters, alles daran zu setzen, Gefahrenquellen möglichst
auszuschalten.
5.2 RUD-Leiter
Dem Leiter einer RUD-Gruppe kommt eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Aufsichtspflicht
gegenüber seiner Gruppe zu.
Die besondere Verantwortung ergibt sich dadurch, dass dem Gruppenleiter
a) Personen unter 18 Jahren, also Jugendliche, oftmals auch Kinder anvertraut sind und
b) bei RUD-Ausbildungen und Einsätzen häufig Gefährdungen für die anvertrauten Personen bestehen. Daher sollen hier einige wichtige Rechtsfragen aufgezeichnet werden.
Im § 1 des Jugendschutzgesetzes vom 23.Juli 2002 wird ausdrücklich zwischen erziehungsbeauftragten
Personen und personensorgeberechtigten Personen unterschieden. So ist nach BGB Personensorgeberechtigte/r wem allein oder gemeinsam mit einer anderen Person die Personensorge zusteht (i. d. R. Eltern oder ggf. Vormund).
Erziehungsbeauftragte/r ist eine Person über 18 Jahren, die aufgrund einer Vereinbarung mit den Personensorgeberechtigten Erziehungsaufgaben wahrnimmt oder mit Zustimmung der Personensorgeberechtigten im Rahmen der Jugendhilfe betreut.
Dieser Sachverhalt trifft auch auf RUD-Gruppenleiter zu und bedeutet, dass Gruppenleiter unter 18 Jahren keine Erziehungsbeauftragten sein können.
Nach § 2 Jugendschutzgesetz sind Erziehungsbeauftragte auch verpflichtet, ihre Berechtigung auf Verlangen darzulegen. Dies muss nicht durch einen Ausweis geschehen, sondern kann durch Darlegen des
Trägers und seiner Funktion als Gruppenleiter auf Verlangen geschehen.
Ein Gruppenleiter ist also als Erziehungsbeauftragter den ihm anvertrauten Kindern und Jugendlichen
gegenüber im Rahmen des Jugendschutzgesetzes weisungsbefugt. Daher sind Kenntnisse über die
wichtigsten Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes für einen Gruppenleiter unerlässlich.
Im Wesentlichen bedeutet dies jedoch, dass der Gruppenleiter dafür zu sorgen hat, dass die ihm Anvertrauten keiner sittlichen, körperlichen oder gesundheitlichen Gefährdung ausgesetzt sein dürfen bzw.
bereits bei der Planung von Ausbildungen und Übungen ausgeschlossen werden. Die Aufsichtspflicht
beginnt mit der Übernahme der Anvertrauten an der Unterkunft o. ä. und endet zur vorgesehenen, den
Eltern bekannten Zeit, am vorgesehenen, den Eltern ebenfalls bekannten Ort.
Ein früheres Entlassen der Anvertrauten ist nicht zulässig, genauso wenig das Ausschließen von Gruppenmitgliedern aus der Gruppe bei auftretenden Differenzen.
Ein Gruppenmitglied kann grundsätzlich nicht abgehalten werden, die Gruppe zu verlassen, schon gar
nicht mit Gewaltanwendung. Jedoch ist eine eingehende Belehrung unter Zeugen erforderlich. Ggf. sind
die Eltern zu benachrichtigen.
Der Gruppenleiter muss aber auch wissen, dass er für Schäden, die die ihm anvertrauten Personen anrichten, immer dann haften muss, wenn er seiner Aufsichtspflicht nicht gerecht wird, bzw. diese Pflicht
verletzt hat.
Nur wenn der Schaden auch durch ordnungsgemäße Aufsicht nicht hätte verhindert werden können, ist
ein Ausschluss von der Haftung gegeben.
Hierzu ist der § 832 BGB (Haftung des Aufsichtspflichtigen) von Bedeutung.
(1) Wer Kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist, die wegen ihres
geistigen oder körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersatz des Schadens
verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein,
wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt, oder wenn der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtsführung entstanden sein würde.
(2) Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher die Führung der Aufsicht durch Vertrag
übernimmt."
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5.3 Haftung / Versicherung
Alle Landesverbände haben für ihre aktiven Mitglieder Versicherungen abgeschlossen und zwar
a) Unfallversicherungen die Schäden bis zu einer bestimmten Höhe, weiche durch Unfall auf dem
Weg zum und vom Dienst eintreten und solche, die im Dienst passieren, gedeckt.
b) Haftpflichtversicherungen, die die im Dienst von RK-Mitgliedern verursachten Schäden gegen
über Dritten decken.
Die Versicherungen gelten i. d. R. auch für vorübergehend beim DRK tätige Mitarbeiter, also auch für
Schüler o. ä., die in Übungen ggf. eingesetzt werden. Ist dies jedoch nicht der Fall, muss eine gesonderte Versicherung abgeschlossen werden.
Es ist allerdings zu beachten, dass grob fahrlässig oder gar vorsätzlich herbeigeführte Schäden i. d. R.
von der Haftung ausgeschlossen sind und das DRK in solchen Fällen Regressansprüche (Rückforderung der Versicherungsleistung) an den Verursacher richten kann.
Bei allen Schadensereignissen ist die Versicherung umgehend, i. d. R. über den DRK-Kreisverband, zu
benachrichtigen. Entsprechende Formulare sind beim Kreisverband vorhanden.
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Die Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 6: Planung von Übungen
6.1 Planung von Übungen
6.2 Aufbau des Schadensgebietes
6.3 RUD-Einsatzplan
6.1 Planung von Übungen
Ziel von Übungen und Ausbildungsveranstaltungen mit RUD Beteiligung ist es, die Helferinnen und Helfer so realitätsnah wie möglich mit Unfallsituationen und den damit verbundenen physischen und psychischen Belastungen vertraut zu machen, damit sie im Ernstfall ihren Aufgaben gewachsen sind.
Daher wird vor allem das Fachwissen der Einsatzkräfte situationsbezogen überprüft und vertieft sowie
die Zusammenarbeit mehrerer Einsatzkräfte ggf. unterschiedlicher Aufgabenbereiche geübt.
Die RUD spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn vom Aufbau der Situation und der richtigen Darstellung von Verletzungen wird es u. a. abhängen, ob die Übung die Einsatzkräfte zu einem Lernerfolg
führt und damit motivierende Wirkung hat oder nicht bzw. für die Übungsleitung der tatsächliche Ausbildungsstand und die Einsatzfähigkeit der Helferlinnen ersichtlich wird.
Wegen der großen, der RUD zukommenden Verantwortung ist eine detaillierte Planung durch den
RUD-Leiter notwendig. Diese Planung gliedert sich in zwei Schritte:
1. die allgemeine Einsatzvorplanung
2. die Erstellung von RUD-Einsatzplänen
zu 1. Die allgemeine Einsatzvorausplanung
In der Planungsphase, vor allem von Übungen, wo mit einem größeren RUD-Einsatz zu rechnen
ist, hat sich der RUD-Leiter die für seinen Einsatz erforderlichen Informationen zu beschaffen,
bzw. sind diese dem RUD-Leiter zugänglich zu machen.
Der RUD-Leiter sammelt alle für ihn wichtigen Informationen und trägt sie in seinen Planungsbogen ein. Nachfolgend aufgeführte Informationen sind zu beschaffen:
o Wer ist Veranstalter der Übung bzw. Ausbildung und wie ist diese Veranstaltung betitelt?
o Wer hat die Übungsleitung bzw. wer ist der Ansprechpartner für den RUD-Leiter?
o Wer ist verantwortlicher RUD-Leiter? Dieses ist der Übungsleitung mitzuteilen
o Wer trägt die Kosten des RUD-Einsatzes?
o Wie hoch werden voraussichtlich die Kosten sein?
o Wie soll abgerechnet werden?
o Ist ein Kostenlimit festgesetzt?
o Welche Übungsziele bzw. Ausbildungsziele werden verfolgt? Diese Frage ist besonders
für die Gestaltung der Situation und die Auswahl der Verletzungen von Bedeutung.
o Welches Schadensereignis soll dargestellt werden?
Æ Wie ist die Schadenslage entstanden?
Æ Wie entwickelt sich die Schadenslage im Verlauf der Übung?
o Wo soll die Übung stattfinden?
o Wann soll die Übung stattfinden?
o Sind alle notwendigen Absprachen mit Haus- und Grundstückseigentümer bzw. beteiligten Institutionen, Firmen und Behörden getroffen worden, oder muss dies noch geschehen?
o Wurden bestimmte Auflagen gemacht?
o Wenn ja, welche?
o Welches Material bzw. welche Requisiten werden zur Situationsdarstellung benötigt?
o Welche Requisiten sind vorhanden?
o Welche Requisiten sind von der Übungsleitung zu beschaffen, welche durch die
RUD-Gruppe?
o Wer baut die Situation auf, vor allem bei großen Requisiten und durch wen werden sie
ggf. gesichert?
o Wie viel Mimen sollen eingesetzt werden?
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Wird ein bestimmtes Alter der Mimen verlangt und ist ein bestimmter, von den darzustellenden Verletzungen abhängiger Ausbildungsstand der Mimen erforderlich?
Welche Verletzungen sollen geschminkt und dargestellt werden?
Passen die Verletzungen zur Situation?
Wo werden die Mimen geschminkt?
Es ist zu prüfen, ob die angebotenen Räume zum Schminken geeignet sind.
Wann und durch wen erfolgt die Verpflegung der Mimen oder muss sich die RUDGruppe selbst verpflegen?
Wie gelangen die Mimen zum Einsatzort und wieder zurück (Abschminken)?
Wenn die Mimen nach dem Schminken transportiert werden müssen, ggf. die Verletzung
vorschminken und erst am Einsatzort fertig schminken
Es muss an die Bedeckung der Polster im Transportfahrzeug z. B. mit Plastikplane gedacht werden.
Welche Wetterbedingungen sind zu erwarten?
Entsprechende Bekleidung der Mimen ist vorzusehen.
Bei kühlem Wetter/Boden sind Unterlagen für die Mimen vorzusehen.
Bei kaltem Wetter dürfen die Mimen nicht zu lange im Freien liegen, es müssen Fahrzeuge (Bus) oder Gebäude vorhanden sein, in denen sich die Mimen bis zum Einsatz
aufhalten können.
Bestehen für die Mimen besondere Gefährdungen und wie sind sie zu beseitigen?
Sicherheitsbestimmungen: Werden ausreichend Sicherheitsbeauftragte, Leitungsgehilfen und Schiedsrichter eingesetzt?
Wann ist der Mimeneinsatz beendet, wohin werden die Mimen im Verlauf der Übung gebracht?
Wo wird abgeschminkt?
zu 2. Die Erstellung von RUD-Einsatzplänen
Nachdem in der Planungsphase alle wichtigen Sachverhalte ermittelt und festgelegt sind,
kann die detaillierte Einsatzplanung vom RUD-Leiter vorgenommen werden.
Dies geschieht mit Hilfe des Planungsbogen RUD-Einsatzplan für jeweils kleine überschaubare
Übungsabschnitte. Dabei wird im RUD-Einsatzplan noch folgendes im Einzelnen aufgeführt:
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Jeder Plan erhält eine fortlaufende Nummer
Veranstaltungstitel, Datum, Übungsleiter und RUD-Leiter werden eingetragen
- Die Übungslage
- Art des Unfalls
- Zustandekommen des Unfalls
- Nachträgliche Entwicklung des Schadensgeschehens
- Wo und wann treffen sich die Mimen
- Schminkort und Schminkbeginn
- Verletzungen, Mimen, Schminker (namentlich)
- Besondere Schminkmaterialien sind vorhanden oder noch zu beschaffen?
- Verpflegung der Mimen, wann und wo
- Wie erfolgt der Transport zum Einsatzgebiet
- Rücktransport der Mimen
6.2 Aufbau des Schadensgebietes
Zunächst wird eine Auflistung der benötigten Requisiten vorgenommen. Größere Requisiten sollten
nummeriert werden, damit sie in der Lageskizze überschaubar eingezeichnet werden können. Danach ist
zu klären, wer die Requisiten beschafft, wer sie aufbaut und ggf. für die Sicherung bzw. Absicherung
verantwortlich ist.
Welches Material und welche Requisiten zum Situationsaufbau benötigt werden, ist aus der Lagebeschreibung, also der Unfallsituation abzuleiten.
Es ist von Vorteil, wenn man zur Situation passende Unfallbilder, oder aus vorherigen Übungen vorhandene Zeichnungen oder Bilder zur Verfügung hat und danach den Situationsaufbau vornehmen kann.
Auf jeden Fall wird die Situationsgestaltung vorher in Skizzen festgelegt.
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Lageskizze
Zu jedem Situationsabschnitt ist eine detaillierte Lageskizze zu erstellen, worin alle beim Aufbau
einer Unfallsituation notwendigen Details ggf. farbig eingezeichnet werden.
Die Verletzten und größeren Requisiten werden nummeriert in die Lageskizze eingezeichnet.
- Nummer der Lageskizze
- Umfang, Begrenzung und Aussehen des Schadensgebietes
- Standort und Bau der Requisiten
- Lage und Nummer der Verletzten
- Gebäude, Ein- und Ausgänge und die Stockwerke
- Zu- und Abfahrtswege
- Gefahrenstellen werden mit einem Zeichen besonders kenntlich gemacht.
Nunmehr ist alles aus dem RUD-Einsatzplan zu ersehen. Es empfiehlt sich, wenn dies möglich ist, einzelne Situationen vorab schon einmal zu üben, damit am Einsatztag ein reibungsloser Ablauf sichergestellt ist und nach der Lageskizze ohne Probleme gearbeitet werden kann. Besondere Bedeutung gewinnt eine solche Skizze bei Wettbewerben und Treffen, wenn eine gleiche Situation mehrmals aufgebaut werden muss. So kann für die Einsatzkräfte immer die gleiche Ausgangslage geschaffen werden.
Bei Übungen kann mit Hilfe der Lageskizze u. U. auch der Verlauf der Hilfeleistung verfolgt und leichter
beurteilt werden. Wird vom RUD-Leiter eine eigene Übung geplant, so ist in Eigenverantwortung immer
in der beschriebenen Weise vorzugehen.
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Realistische Unfalldarstellung
Deutsches Rotes Kreuz
RUD - Einsatzplan
Art der Veranstaltung
Übungsleitung
Datum
RUD- Leiter
Übungsbeginn
Übungsort
Treffpunkt der Mimen
Uhrzeit
Schminkort
Schminkbeginn
Übungslage
Verletzungen
Mimen
Transport der Mimen
zum Einsatzort
zurück zum Abschminken
Schminker
Uhrzeit
Uhrzeit
Prüfung der richtigen Darstellung durch
Verpflegung
Ort
Uhrzeit
RUD-Arbeitshilfe
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Realistische Unfalldarstellung
Deutsches Rotes Kreuz
Requisiten
Material
vorhanden
Skizze
RUD-Arbeitshilfe
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zu beschaffen
durch
Realistische Unfalldarstellung
Abschnitt 7: Materialien und weitere Ergänzungen
7.1 Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers
7.2 Materialrezepte
7.3 Verzeichnis über alle Materialien und Gerätschaften
7.4 Firmen, die RUD-Materialien vertreiben
7.1 Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers
(nach Schminkkoffer „BAVARIA 91“ - nicht mehr bestellbar
Inhaltsverzeichnis:
1 Color-Spray schwarz
1 Color-Spray rot
4 Schwämmchen
2 Modellierkitt
2 Flaschen Blut 200 ml
1 Dose Sand
1 Spatel weiß
1 Rolle Leukosilk
1 Schere, rostfrei
1 Tube Farbentferner
1 Beutel "Nägel u. Fingernägel"
1 Beutel Glassplitter
2 Knochenstücke
2 Modellierspatel
1 Blut-Pumpsystem für Schlagader-Verletzung
4 Tuben Make-up-Paste sortiert, zur Hauttönung
1 Tube Schockpaste
2 Tuben Blutpaste
1 Tube UHU
1 Pack Papierhandtücher
1 kleine Seife
1 Dose Abschminke
2 Dosen Vaseline
3 leere Dosen für diverses Material
1 Dose mit Wattebällchen
2 Dosen Puder
Farbpasten:
2 Dosen weiß
2 Dosen rot
1 Dose blau
2 Dosen dunkelrot
2 Dosen schwarz
1 Begleitheft RUD
1 Notizblock
1 Kugelschreiber
1 Inhaltsverzeichnis
1 Anleitung für das Nummernschloss des Koffers
1 Arbeitsmappe für die Realistische Unfalldarstellung
Weitere Tipps unter: http://www.jrk.brk.de/html/rud/ausstattung.html
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7.2 Materialrezepte
Für alle jene, die ihr Material selbst herstellen wollen, gelten die nachfolgenden Verarbeitungshinweise:
a) Modellier - Kitt (hautfarbig)
Man erhält 2 kg Kitt-Masse aus:
Plastillin weiß
1500 g
Plastillin rosa
250 g
Plastillin terracotta
150 g
Vaseline - gelb
100 g
Trockenfarbe Ultramarinblau
ca. 4 g
Vaseline wird bei ca. 80° C in einer Schmelzpfanne verflüssigt, dann wird langsam Plastillin in
kleinen Stücken dazugegeben. Temperatur auf 105° C erhöhen und das Ultramarinblau einrühren.
Temperatur vermindern und rühren, bis keine Blasen mehr aufsteigen.
Masse erkalten lassen und in Stücke ausformen.
b) Make up - Paste (hautfarbig)
Plaka-Casein-Farben oder Casein-Tempera-Farben der Grundtöne weiß, gelb, ocker werden in
unterschiedlichen Teilmengen gemischt, bis die gewünschte hautähnliche Farbe entsteht.
Danach werden 60 g ATRIX-Hautcreme im Wasserbad bei ca. 80° C verflüssigt.
In die verflüssigte Atrix werden 35 g der vorher gemischten Farbmasse heiß eingerührt und die
gut gerührte heiße Masse in kleine Dosen gegossen.
c) Schock - Paste (fahlgelb)
Plaka-Casein-Farben oder Casein-Temperara-Farben der Grundtöne weiß, gelb, ocker werden in
Unterschiedlichen Teilmengen gemischt, bis der gewünschte fahlgelbe Schock-Ton entsteht
(wenig Schwarz untermischen).
Weitere Verarbeitung wie bei der Make-up-Paste.
d) Vaseline – Farbpasten
Die reinen Farbtöne heilrot, dunkelrot, schwarz, weiß und blau werden folgendermaßen hergestellt:. Man füllt ein Gefäß zur Hälfte mit gelber Vaseline, gibt das gewünschte Farbpulver hinzu
und spachtelt gründlich durch. Größere Mengen lassen sich besser verarbeiten durch Einrühren in
warmverflüssigte Vaseline. Das Mischungsverhältnis der Farben ist aus der Fibel über Realistische Unfalldarstellung – neue Auflage -zu ersehen.
e) Blut
Gleichermaßen sind in der Fibel zwei bereits bewährte Rezepte zur Herstellung von Schminkblut
beschrieben, von denen das eine auf Öl-Basis, das andere auf Wasser-Basis beruht. Durch Verwendung besonderer Farbstoffe konnte eigens für den Schminkkasten „Mehlem“ eine Blutflüssigkeit entwickelt werden, die keinen Bodensatz bildet und besonders lagerfähig ist.
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7.3 Verzeichnis, der in der Realistischen Unfalldarstellung verwendeten Materialien, Werkzeuge,
Requisiten und Hilfsmittel:
1. Inhalt des Schminkkastens „Mehlem“:
2 Dosen mit Vaseline
2 Dosen mit Puder
3 leere Dosen für diverses Material:
z.B. Fremdkörper, Sand, Asche usw.
2 Spatel (Kunststoff)
2 Modellierhölzer
1 Schere, rostfrei, 13 cm
1 Tube UHU
1 Tube Blutpaste
2 Flaschen „Flüssiges Blut“ a 200 ml
1 Beutel mit Nägel und Fingernägel
1 Beutel mit 5 „Glas-Splittern"
1 Tube Farbentferner
2 x 200 g Modellierkitt
4 Tuben Make-up-Paste, sortiert z. Hautönung
4 Schwämmchen
1 Wattebällchen
1 Rolle Leukosilk 5 m x 1 cm
2 Tuben Schockpaste
Farbpasten
2 Dosen weiß
2 Dosen hellrot
2 Dosen blau
2 Dosen dunkelrot
2 Dosen schwarz
2. Zusätzliches Material:
1 Beutel mit Blechsplitter und Plexiglassplitter
1 Beutel mit Knochenstücken und Holzsplittern
1 Dose weißer Kunstholzleim (wasserlöslich)
1 Dose Sand, Erde, Straßenstaub
(evtl. Sägemehl)
Bindfaden, Schnur, Wollgarn etc.
1 Dose Handwaschpaste
1 Dose Puder (hautfarbig)
1 Dose Gips
1 Flasche Glycerin Wasserlösung (4:1)
Schweizer Watte-Binden, Fließ-Tücher,
3. zusätzliches Material:
Sicherheitsnadeln
1 Gipsbecher mit Gipslöffel
1 Farbspachtel
1 spitze Nagelschere
Lappen zum Abschminken
Handtuch oder Papierhandtücher
Pumpsystem für Spritzblutungen
Trockenfarben-Reserve zur
Herstellung der Vaseline-Pasten
1 Flasche Wasser
1 Flasche Benzin (zum Ansengen)
einige halbierte Eierschalen
1 Päckchen Brausepulver
1 Schminkstift-violett
l Fläschchen Collodium
Schweizer Watte-Binden, Fließ-Tücher,
(oder Tempo-Tücher)
1 Zerstäuber-Flasche
1 kleine Holzraspel
1 schmales Küchenmesser
1 Rasierklinge
1 kleiner Wassertopf
1 Blechschere (Gipsschere)
Hammer, Zange, Nägel, Säge etc.
4. Requisiten und Hilfsmittel:
Pkw-Teile zum Ausiegen:
Radkappe-Spiegel-Blinkerglas
Scheinwerfer-Nummernschild-Ersatz
Auspuffrohr-Zierleisten
Wagenheber-Holzklotz zum Pkw-Aufbocken
1 alte Sekuritscheibe zum Zerschlagen und
Auflegen auf Frontscheibe
Feuerlöscher
1 altes Fahrrad
1 roter Fahrradschlauch
Schwarze Farbe für „Bremsspuren“
1 Arbeitsmantel
1 Wolldecke
einige alte Hemden, Hosen, Jacken
einige alte Mützen oder Hüte
2 linke Schuhe
Polsterwatte
Zeitungspapier
Zündhölzer
Rauchpulver (weiß)
Blech-Unterlage für Rauchpulver
Karbid (für schwarzen Rauch)
(nur im Freien verwenden!)
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7.4 Firmen, die RUD-Materialien vertreiben
Die in dieser Arbeitshilfe benannten Materialien können bei den hier genannten Firmen bestellt werden.
Die benannten Schminkkästen ´Mehlem` und ´Bavaria 91` können so nicht mehr geordert werden.
Leichner Kosmetik GmbH
Gartenstraße 12
89179 Beimerstetten
Tel.: 07348 20191-0
Fax: 07348 20191-20
Email: [email protected]
www.Leichner-Kosmetik.de
Kryolan GmbH
Papierstraße 10
13409 Berlin
Tel.: 030 499 892 - 0
Fax: 030 491 49 94
www.kryolan.de
Firma Quaste
Andrea Wackershauser
Auf der Halle 10
75045 Walzbachtal
Tel.: 07203 922378
Fax: 07203 922379
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7.5 Literaturhinweise und Quellennachweise
Handbuch für die „Realistische Unfall-Darstellung“, Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat Berlin,
Berlin 1996
Handbuch "Realistische Wund- und Unfalldarstellung", Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der
DDR, Berlin 1988
Grimas / Haarlem, Make-up voor professional en hobby, Grimas 1992
Dr.med. Hanns Ger lach; Dr.med. Walter Stoeckel, Realistische Unfall-Darstellung, DRK Bonn 1976,
9.Auflage
Walter Kaiser, Die realistische Unfalldarstellung, Eine Anleitung für die DRK-Lehrkräfte, DRK in der DDR
Kryolan Theather-Schminkfibel, Kryolan GmbH Berlin 1990, 4.Auflage
Ingeborg Becker, Verzauberte Gesichter, Schminken für Kinderfeste + Spiele, Brunnen-Reihe KinderProgramm 223, Christophorus-Verlag Freiburg
Bild-Kurs-Buch, Schminktechniken: Grundanleitung zum Schminken in Theater, beim Ballet und im Karneval - für Kinder und Erwachsene, XENOS-Verlagsgesellschaft mbH
Hrsg. Kurt Roth, Klaus E.R.Lindemann, Hobbythek, Jean Pütz, Christine Niklas: Schminken, pflegen,
schönes Haar, Sanfte Kosmetik und Sonnenkosmetik, ISBN: 3-8025-6177-5
RUD-Arbeitsunterlagen der DRK-Landesverbände Nordrhein, Westfalen-Lippe und Baden Württemberg
RUD-Arbeitshilfe
Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.
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