Selbstverletzendes Verhalten als psychische
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Selbstverletzendes Verhalten als psychische
Geisteswissenschaft Isabell Louis Selbstverletzendes Verhalten als psychische Konfliktbewältigung Bachelorarbeit Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................ 1 1. EINLEITUNG ............................................................................................................................. 3 2. ALLGEMEINE BEGRIFFSDEFINITION „SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN“ 6 3. VERSCHIEDENE FORMEN DER SELBSTVERLETZUNG ............................................... 8 3.1. RELIGIÖSE UND RITUELLE SELBSTVERLETZUNG ..................................................................... 8 3.2. AKZEPTIERTE FORMEN DER SELBSTVERLETZUNG .................................................................. 9 3.3. SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN ALS KRANKHEIT .......................................................... 10 3.3.1. Die offene Selbstverletzung .......................................................................................... 10 3.3.2. Die heimliche Selbstverletzung .................................................................................... 12 4. ERSCHEINUNGSBILD UND DIAGNOSTISCHE ZUORDNUNG.................................... 13 4.1. STATISTISCHE DATEN........................................................................................................... 14 4.2. ERSCHEINUNGSFORMEN DER SELBSTVERLETZUNG .............................................................. 15 4.3. LOKALISATION ..................................................................................................................... 15 4.4. DIAGNOSTISCHE ZUORDNUNG .............................................................................................. 15 5. URSACHEN VON SELBSTVERLETZENDEM VERHALTEN ........................................ 17 5.1. FAMILIÄRE UND UMWELTBEDINGTE FAKTOREN ................................................................... 18 5.2 TRAUMATISIERUNGEN DURCH MISSHANDLUNGEN, MISSBRAUCH UND DEPRIVATION .......... 21 5.2.1. Begriffsbestimmung „Trauma“ .................................................................................... 23 5.3. DIE POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG ................................................................. 26 5.4. DIE BORDERLINE- PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG .................................................................... 29 6. ERKLÄRUNGSANSÄTZE ZUR ENTSTEHUNG VON SELBSTVERLETZENDEM VERHALTEN ............................................................................................................................... 32 6.1. DER BIOLOGISCHE ANSATZ .................................................................................................. 32 6.2. DER LERNTHEORETISCHE ANSATZ........................................................................................ 34 6.3. DER PSYCHOANALYTISCHE ANSATZ ..................................................................................... 35 7. PSYCHODYNAMIK UND FUNKTIONEN DER SELBSTVERLETZUNGEN FÜR BETROFFENE ............................................................................................................................. 36 7.1. INTRAPERSONELLE FUNKTIONEN ......................................................................................... 37 7.1.1. Selbstverletzung als Spannungsregulator .................................................................... 37 7.1.2. Selbstverletzung als „Anti-Dissoziativum“ .................................................................. 38 7.1.3. Selbstverletzung als „Antidepressivum“ und „Neuroleptikum“ .................................. 39 7.1.4. Selbstverletzung als Selbstbestrafung .......................................................................... 39 7.1.5. Selbstverletzung als Suizidprophylaxe ......................................................................... 40 7.1.6. Selbstverletzung gegen Impulskontrollverlust und Hyperarousal ................................ 40 7.1.7. Selbstverletzung und Identität ...................................................................................... 41 7.2. INTERPERSONELLE FUNKTIONEN .......................................................................................... 41 7.2.1. Selbstverletzung als präverbaler Appell....................................................................... 41 7.2.2. Selbstverletzung gegen soziale Überforderung ............................................................ 42 7.2.3. Selbstverletzung im Bezug auf Nähe und Distanz ........................................................ 42 7.3. ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................ 43 8. SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN ALS HANDLUNGSFELD DER SOZIALEN ARBEIT ......................................................................................................................................... 44 1 8.1. HANDLUNGSORTE ................................................................................................................ 45 8.2. HANDLUNGSANSÄTZE IM UMGANG MIT BETROFFENEN........................................................ 46 8.2.1. Therapeutische Ansätze ................................................................................................ 46 8.2.2. Die Lebensweltorientierung ......................................................................................... 48 8.2.3. Aufbau von tragfähigen Beziehungen und Begleitung der Betroffenen........................ 50 8.2.4. Ressourcenorientierung ............................................................................................... 51 9. FAZIT ........................................................................................................................................ 53 10. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................... 55 2 1. Einleitung Mit der Klinge fahr ich langsam meinen Unterarm hinauf. Dann ein Schnitt, klein und flach, und die Welt um mich blüht auf. Schmerz schärft alle meine Sinne, jede Faser ist gestimmt. Und ich hör den Körper singen, wenn der Schmerz die Last mir nimmt. Tiefer noch ein bisschen tiefer schneid ich in den weißen Arm. Aus der Wunde sickert lautlos dunkles Blut und mir wird warm. Das Blut so rot, das Blut so rein. Die Zeit heilt meine Wunden nicht. Mein Blut zu sehn, ist wunderschön, mein Blut zu sehen, tröstet mich. Glück durchströmt den ganzen Körper. Schmerz treibt jeden Schmerz heraus. Um auf diese Art zu fühlen, nehm ich all das Leid in Kauf. […]1 (Subway to Sally‐ Narben) Den Gegenstand meiner Bachelorarbeit wird das „selbstverletzende Verhalten als psychische Konfliktbewältigung“ darstellen. Dieses Thema wird selbst in Kunst und Literatur immer wieder aufgegriffen. Das oben genannte Zitat aus dem Song 1 vgl. http://www.lyrics.de/songtext/subwaytosally/narben_42cf0.html 3 ,,Narben" von der Band ,,Subway to Sally" steht stellvertretend für eine Vielzahl künstlerischer Darstellungen über selbstverletzendes Verhalten. Es zeigt sehr anschaulich, welche Funktionen die Selbstverletzungen haben, und in welcher ausweglosen Situation sich viele Betroffene befinden. Mit dem zitierten Liedtext lassen sich bereits wesentliche Aspekte des selbstverletzenden Verhaltens visualisieren. Es zeigt sich, dass es vor allem der Kompensation enormer psychischer Spannungen dient und die Betroffenen ihren Körper, mithilfe von Selbstverletzungen und dem daraus resultierenden Schmerz und dem Fließen des Blutes, wieder spüren können. Der zentrale Fokus im Bezug auf die Ursachen des selbstverletzenden Verhaltens liegt vor allem auf traumatischen Erlebnissen, die häufig auf die Kindheit zurückgeführt werden können, zum Beispiel Vernachlässigungen, sexueller Missbrauch oder psychische und physische Misshandlungen. Diese Erfahrungen können viele Betroffene jedoch nicht kommunizieren, sodass der tiefsitzende Schmerz erst durch selbst zugefügte Verletzungen, beispielsweise in Form von Ritzen, Schneiden, Verbrennen oder Ähnlichem, sichtbar wird. Es wird sehr schnell deutlich, dass das selbstverletzende Verhalten im Allgemeinen sehr viele verschiedene Erscheinungsformen aufweist und bei vielen unterschiedlichen psychischen Störungen, wie zum Beispiel der BorderlinePersönlichkeitsstörung oder der posttraumatischen Belastungsstörung auftreten kann. Aus diesem Grund werde ich mein Thema eingrenzen und mich vor allem mit den Hintergründen und Ursachen des selbstverletzenden Verhaltens befassen, wobei mein Schwerpunkt auf Selbstverletzungen im Rahmen von Traumatisierungen liegen wird. Generell muss bezüglich des Forschungsstandes gesagt werden, dass das Selbstverletzende Verhalten noch ein relativ unerforschtes Phänomen darstellt, das erst seit Ende der 80er Jahre verstärkt auftritt.2 Seit den 90er Jahren ist das selbstverletzende Verhalten das, was in den 70ern die Anorexie und in den 80ern die Bulimie war. Bis zum Jahr 1980 galt selbstverletzendes Verhalten im Allgemeinen als Indikator für eine Schizophrenie, bis 1990 sah man selbstverletzendes Verhalten als Beweis für eine Borderline-Störung an und bis zum Jahre 2000 wurde dieses Phänomen mit einem Missbrauch in der Kindheit in 2 vgl. Resch, Franz. S. 300 4