30 Jahre Vertragsarzt im Saarland
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30 Jahre Vertragsarzt im Saarland
30 Jahre Vertragsarzt im Saarland Dr. med. Wolfgang Hornberger In einer Reihe stellen wir im Saarländischen Ärzteblatt Ärztinnen und Ärzte vor, die seit 30 Jahren als Vertragsärzte im Saarland tätig sind. Dr. Wolfgang Hornberger ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und seit 1985 in Sulzbach niedergelassen. Warum haben Sie sich für ein Medizinstudium entschieden? Als Kind einer Familie eines niedergelassenen Hausarztes waren mir schon sehr früh positive, wie auch negative Aspekte einer Tätigkeit als niedergelassener Arzt bewusst: Positives Ansehen in der Bevölkerung und der Umgang mit vielen dankbaren Patienten einerseits – Zeitmangel des Vaters für die Familie und der Telefondienst für uns Kinder in einer Zeit, da es noch keine Handys gab, andererseits. So fiel schließlich die Entscheidung, Medizin zu studieren in einem Pflegepraktikum, das ich in den Schulferien im Kreiskrankenhaus St. Ingbert in der chirurgischen Abteilung absolvierte. Hier haben mich sehr freundliche Mitarbeiter in ihren Kreis aufgenommen und mir die ersten Tätigkeiten an Patienten ermöglicht. Wollten Sie sich von Anfang an niederlassen? Schon während des Studiums an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt (der heutigen Goethe-Universität Frankfurt am Main) mit regelmäßigen Nachtdiensten auf der Intensivstation des berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses war mir klar, dass ich mich nur für ein chirurgisches Fach eigne. Auch diesmal bestimmte das umgebende Umfeld meine Entscheidung für die Fachrichtung mit: in der HNO-Universitätsklinik in Frankfurt wurde ich im Praktischen Jahr von einer tollen Mannschaft freundschaftlich integriert und gedanklich der HNO-Heilkunde nähergebracht. Außerdem gestaltete sich die Suche nach der ersten Ausbildungsstätte zum Hals-NasenOhrenarzt 1977 für mich äußerst positiv und interessant; meine Bewerbungen an 16 Universitätskliniken wurden allesamt positiv beantwortet. Im Rahmen der Vorstellungstermine haben die meisten Ordinarien mir ihre Klinik persönlich gezeigt. Das erfüllt einen jungen Mediziner doch mit Stolz. Schließlich siegte der Saarländer in mir und zog mich zurück in die Heimat, so dass ich im Januar 1978 an der HNO-Universitätsklinik in Homburg meine Facharztausbildung aufnahm. Nach bestandener Facharztprüfung – ich war der erste, der im Saarland eine Facharztprüfung absolvierte – wurde ich in der HNO-Klinik weiter als Oberarzt beschäftigt. In dieser Zeit reifte mein Wunsch, mein eigener Herr und Chef zu sein, so dass für mich als operativ ausgerichteter Hals-Nasen-Ohrenarzt der Einstieg in die Praxis von Prof. Dr. F.C. Loch mit angegliederter großer Belegabteilung im Knappschaftskrankenhaus Sulzbach die ideale Erfüllung meiner Wünsche bedeutete. Sehr faire Übernahmebedingungen und das harmonische Miteinander in Praxis und Klinik über 4 Jahre bestätigten meine Entscheidung. Welche Erwartungen hatten Sie, als Sie sich vor 30 Jahren dann niedergelassen haben?/ Wie war die erste Zeit in der Praxis? In der Praxis bestanden meine Erwartungen zu Beginn darin, meine moderne Ausbildung in die bestehende Praxis einzubringen und mit Freude und Elan eigene Patienten zu behandeln „30 Jahre Arzt im Saarland“ – Saarländisches Ärzteblatt – 12/2015 und zu operieren. Als junger Arzt will man noch die Welt aus den Angeln heben und natürlich alles besser machen als der „Alte“. Doch schnell wurde mir klar, dass die bestehende Organisation mit bewährten Behandlungsund Abrechnungsmethoden gut durchdacht war und mit viel persönlichem Erfolg belohnt wurde. Mit Einbringen der eigenen Art hat die Praxis ihren eigenen Stil gefunden mit vielen dankbaren Patienten und treuen Mitarbeitern. So bin ich stolz darauf, dass fast alle meine Angestellten nach Schwangerschaften wieder zurückkamen und heute noch in der Praxis wertvolle Dienste leisten. Eine besondere Wertschätzung und ein besonderes Vertrauen zeigen mir Mütter, die ich in ihrer Kindheit operiert habe und die heute wiederum mit ihren Kindern zu Operationen kommen. Überhaupt, das Operieren in meinem Fachgebiet ist meine Hauptbeschäftigung, wobei ein besonderes Einfühlungs- und Organisationsvermögen für das Leiten einer operativen Abteilung mit vielen Mitarbeitern und die Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen notwendig ist und mich täglich fordert. Bei jährlich zwischen 800 und 1000 Operationen spielen die tägliche Motivation und Demut gepaart mit einer „sauberen Routine“ eine hervorgehobene Rolle. Sie haben sich viele Jahre berufspolitisch engagiert. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Meine Arbeit als niedergelassener Arzt wurde immer wieder frustriert von politischen Entscheidungen und Veröffentlichungen in der Presse, mit dem Ziel das Ansehen der Ärzteschaft zu schmälern. Darum habe ich mich berufspolitisch engagiert als Mitglied der Vertreterversammlung der Ärztekammer und über acht Jahre als Berufsverbandsvorsitzender der saarländischen Hals-Nasen-Ohrenärzte. Dies hat viel Kraft gekostet, doch mich und die saarländischen HNO-Ärzte auch belohnt . In vielen Gesprächen und Verhandlungen landesintern und bundesweit mit KV und Politik wurden wir wieder als Gruppe wahrgenommen und in manchen Entscheidungen auch berücksichtigt. Auch Auftritte in Radio und Fernsehen und viele Veröffentlichungen – insbesondere die beiden saarländischen HNO-Ärztetage in der Congresshalle - haben das Bild der niedergelassenen Hals-Nasen-Ohrenärzte im Saarland nachhaltig verbessert. Ich bin stolz darauf, die saarländischen HNO-Ärzte in monatlichen Treffen mit regelmäßigen Fortbildungen näher zusammengeführt zu haben. In diesem Zusammenhang hat für mich auch das kollegiale Zusammenarbeiten eine besondere Bedeutung erlangt. Gehen Sie immer noch gerne zur Arbeit? Wie im Flug sind mittlerweile 30 Jahre vergangen und es macht mir auch heute noch Freude, täglich zur Arbeit zu gehen und mit meiner Erfahrung eigenverantwortlich auch schwierige Fälle zu behandeln. Ja, es fällt mir mit wachsender Berufserfahrung immer leichter, mit Menschen umzugehen und sie zu überzeugen. In meinem Selbstverständnis spielen Wissen mit aktueller Fortbildung, Freundlichkeit und korrektes Arbeiten die größte Rolle. Welchen Rat würden Sie jungen Kollegen geben, die sich niederlassen möchten? Es ist das Privileg der Jugend, an alles mit Elan heranzugehen und die Welt verbessern zu wollen. Richtig so !!! Stillstand ist Rückschritt. Also rate ich jungen Menschen, Ihre Wünsche „30 Jahre Arzt im Saarland“ – Saarländisches Ärzteblatt – 12/2015 und Träume zu verwirklichen. Die Medizin – gerade als niedergelassener Arzt – ist ein sehr vielseitiges Fach, das einem erlaubt, sich im Umgang mit vielen Menschen zu entfalten und dabei einen guten Lebensstandard zu haben. Gebremst wird diese Freude durch immer wiederkehrende Einflüsse der Politik, die es scheinbar nicht verkraftet, dass die Ärzte ein deutlich höheres Vertrauen in der Bevölkerung besitzen als die Politiker. Außerdem müssen wir einsehen, dass die Medizin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit Wachstumstendenz geworden ist, was natürlich die Lobbyisten auf den Plan ruft. Die jungen Kollegen sollten sich davon nicht beirren lassen und stattdessen sich berufspolitisch engagieren. v.l. Sabine Zimmer, Ulrike Dröschel, Dr. Wolfgang Hornberger, Ulrike Hussong, Jutta Simon (Foto: KVS) „30 Jahre Arzt im Saarland“ – Saarländisches Ärzteblatt – 12/2015