IC Falkenberg im Interview - Vogtland
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IC Falkenberg im Interview - Vogtland
. IC Falkenberg im Interview Bad Elster – Mit seiner Musik und der hoch gestylten Mähne gehörte er in den 80er Jahren zu den Lieblingen der Teenies. Zumindest denen in der DDR, aber das waren ja auch etliche. Als Frontmann von „Stern Meißen“ war er öfter im Fernsehen als zu Hause. Inzwischen scheint es um den Mann, der sich einst die Kürzel eines integrierten Schaltkreises verpasste als Zeichen seines Faibles für elektronische Musik, etwas ruhiger geworden. Aber der Schein trügt. IC ist weg, Falkenberg ist geblieben. Er beweist immer wieder, dass er noch immer zu den Ausnahmesängern gehört – mittlerweile im vereinten Deutschland. Torsten Piontkowski unterhielt sich mit dem Hallenser am Telefon. Ihr eigentlicher Name ist Ralf Schmidt. Sind Sie nie auf die Idee gekommen, mit diesem Namen Karriere zu machen? Das bot sich einfach nicht an. Für meine Sologeschichten sollte es einen Projektnamen geben. Da legte ich mir das IC, den englischen Begriff für integrierte Schaltkreise zu und den Mädchennamen meiner Mutter. Das IC habe ich inzwischen beseitigt, übrig ist der Falkenberg. Und bei „Stern Meißen“ war ich eh immer der Ralf Schmidt. „Das starke Schiff gemeinsamer Visionen schwimmt nun etwas ruhiger in den unsicheren Gewässern der deutschen Kulturlandschaft“, schreiben Sie auf Ihrer Homepage. So dolle optimistisch klingt das aber nicht… Die unsicheren Gewässer verstehe ich als Herausforderung, der man sich stellt. Mit neuen Intentionen, neuen Eindrücken und dabei schaut, was dabei herauskommt. Das hat für mich nichts Negatives. Außerdem bin ich ein Kämpfer. Und wenn das Schiff etwas ruhiger laufen soll ist damit gemeint, dass wir in diesem Jahr nur noch ganz gezielt Konzerte spielen wollen und nicht mehr 80 bis 100 wie im Vorjahr. Ich möchte auch Zeit finden, andere Ideen auszuprobieren. Ihr elftes Soloalbum „Hautlos“ enthält ebenfalls Titel, die eine gewisse Unzufriedenheit widerspiegeln. Wie zufrieden sind Sie mit dem derzeitigen Deutschland? Wir befinden uns in einer Sackgasse. Die Demokratie-Spielregeln gibt es seit vielen Jahrhunderten, seit den alten Griechen. Aber gegenwärtig läuft sie wie ein perpetuum mobile, mit einer nicht aufzuhaltenden Eigendynamik. Dabei haben sich in die Staatsform Systemfehler eingeschlichen. Ich bin beispielsweise fest davon überzeugt, dass ein hochrangiger Politiker nicht mit einem Sitz im Aufsichtsrat Geld verdienen darf. Das widerspricht jeglicher Logik. Gleichzeitig plädiere ich für mehr Volksbegehren, die Leute müssen ernst genommen werden. Wissen Sie, ich bin ein Reisender und fange so auch die Stimmung überall auf. Die Leute fühlen sich verarscht und das ist ein Zustand, der in einer Demokratie nicht herrschen darf. Ein wenig klingt Ihr neues Album „Hautlos“ wie sich menschlich und künstlerisch häuten… Jedes Album ist eine Häutung. Es dokumentiert den Stand der Dinge, unsere Verletzlichkeit und unsere Schwächen. Es ist aber nicht mehr schick, schwach zu sein. Alles und jeder muss schön und stark sein. Wir müssen aber so bleiben wie wir sind, dann geht es uns auch besser. Würden Sie sich als sehr nachdenklichen Menschen bezeichnen? Ja, natürlich Kunst und Kultur haben mit dem, was in der Gesellschaft geschieht, eng zu tun. Darüber, und was bewegt werden muss, sollte man immer wieder nachdenken. Sie haben 1981 Ihren Berufsausweis bekommen. Also steht dieses Jahr ja noch ein Jubiläum an. Ach Gott, das war mir gar nicht bewusst. Aber da gibt‘s nicht viel zu feiern, weil es eine absurde Sache war, ein komisches Prozedere. Man hat einen Musiker oder Künstler sozusagen zugelassen. Aber das war Quatsch, entweder ein Künstler kann von dem was er tut, leben, oder eben nicht. Als Kind sangen Sie Opern, später waren sie Mitbegründer einer Wavepunk-Band. Was würde Sie musikalisch noch reizen? Ich bin tatsächlich in vielen Richtungen zu Hause, Jazz, Elektro, vieles andere. Was mich momentan wieder sehr interessiert sind jazzige Dinge, die Musik von Cole Porter beispielsweise. Als ich 15 war, habe ich hier in Halle Freejazz mit Conny Bauer gespielt. Es ist mir immer wichtig, Inhalte zu transportieren. Würden Sie rückblickend die Zeit mit „Stern Meißen“ als die fruchtbarste bezeichnen? Es war eine sehr wichtige Zeit, ich habe dort verdammt viel gelernt. Die Band war hervorragend besetzt, das Umfeld super und damit prägend. Dann kam das Jubiläumsalbum 45 Jahre Stern Meißen und es gab Ärger. Stehen die Zeichen inzwischen wieder auf Versöhnung? 2004 wurde ich von der Sterncombo gefragt, ob ich als Gast mit auf Tour gehen würde. Ich habe natürlich zugesagt und wir haben eng zusammengearbeitet. Es gab Pläne der meisten beteiligten Musiker, mal was anderes zu machen. Und weil ich damals in der Akustik zu Hause war, konnte ich mir vorstellen, die Bandgeschichte akustisch durchzuspielen, also relativ reduziert. Anfangs wurde der Gedanke vom Chef auch ganz positiv aufgenommen, dann folgten Irritationen. Der Grund für das Umschwenken war mir unklar. Im Ergebnis wurden vier Musiker, auch ich, nach einem Konzert entlassen. Ich hab aber keinen Stress gemacht und habe das Projekt „Stern akustisch“ mit ziemlichem Erfolg zu Ende geführt. Trotzdem hätte ich mir, auch im Interesse der Bandgeschichte, gewünscht, es wäre anders gelaufen. 1998 waren Sie als Fotograf in Asien und den USA unterwegs. Wie wichtig ist Ihnen diese Zeit im Nachhinein? Sehr wichtig. Und ich bin gerade wieder dabei, Ideen für eine neue Sache zu entwickeln und habe auch schon paar schöne Aufträge. Die Fotografie hat mich neben der Musik handwerklich sehr weitergebracht. Sie haben seit einiger Zeit ein neues Management. Zufrieden? Ich fühle mich ausgezeichnet vertreten und beraten, weiß aber auch, dass das ein großes Glück für einen Künstler ist und keineswegs selbstverständlich. Woraus resultiert Ihr Engagement für das Deutsche Kinderhaus in Tambach-Dietharz? Das war ziemlich unkompliziert. Man wird zum Botschafter im Interesse des Hospizes ernannt und ich bin stolz, einer der wenigen Musiker zu sein. Eigentlich stehe ich Charity-Geschichten eher ein wenig argwöhnisch gegenüber. Aber in diesem Falle habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt und schnell festgestellt, dafür kann ich mein Gesicht ohne Bedenken hinhalten. Es geht um das Kernthema Menschlichkeit. Um die Möglichkeit, dass diese schwer kranken Kinder mit ihren Familien kostbare Zeit, von der sie ja nicht mehr viel haben, zusammen verbringen können. Für die Eltern bedeutet das auch, ein wenig Luft holen. Als nicht Betroffener ahnt man ja erst mal gar nicht, dass sich die Familienstruktur in eine ganz andere Richtung bewegt, wenn ein schwerst krankes Kind zum Haushalt gehört. Da werden oft unbewusst die Geschwister vernachlässigt. Und ich finde es außerdem unsäglich, dass derartige Hospize ausschließlich privat finanziert werden müssen, während für alles Mögliche Geld da zu sein scheint. Privat halten Sie sich eher bedeckt... Familie und Beruf zu vermischen, habe ich bisher erfolgreich vermieden. Der Musiker Falkenberg ist für alle da, der private Falkenberg für seine Familie, und die hat und soll mit der Branche nichts zu tun haben. Haben Sie eine bestimmte Affinität zu Bad Elster, wo Sie am kommenden Sonntag gastieren? Ich war als Kind mal mit meinen Eltern dort, in den letzten Jahren leider nicht mehr. Auf meiner gedanklichen Landkarte steht hinter Bad Elster: Schön. 2011-03-11