Europa im Spannungsfeld zwischen Asiatisierung der - E-LIB

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Europa im Spannungsfeld zwischen Asiatisierung der - E-LIB
Europa im Spannungsfeld zwischen Asiatisierung der
Globalisierung und globaler Regionalisierung
2
Ein Projekt von Studenten der
Hochschule Bremerhaven
aus den Studiengängen
Transportwesen / Logistik
Betriebswirtschaftlehre
In Zusammenarbeit mit
Deutsche Gesellschaft für angewandte Wissenschaften eV
Herausgeber:
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Scheibe
Bremerhaven, 20. 02. 2008
3
4
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. rer. pol. Heinz-Jürgen Scheibe, der uns bei
der Ausarbeitung unterstützt hat.
Studenten der Hochschule Bremerhaven, Februar 2008
5
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis.............................................................................................................. 6 Einleitung ........................................................................................................................ 15 Einführender Überblick................................................................................................... 17 Europäische und gesamtglobale politische Strukturen ............................................... 17 Globale Handelsströme ............................................................................................... 23 Triade ...................................................................................................................... 27 Direktinvestitionen .................................................................................................. 28 Globale Energiesituation ............................................................................................. 31 Trend der weltweiten Energienachfrage ................................................................. 34 Weltweite Energiereserven ..................................................................................... 36 Energieproblem ....................................................................................................... 37 Umweltprobleme und Umweltpolitik im Kontext zur globalen Situation .................. 40 Globale Umweltprobleme ....................................................................................... 40 Lebensgrundlage Umwelt ....................................................................................... 44 Kyoto Protokoll ....................................................................................................... 46 Globalisierung ................................................................................................................. 48 Soziale Probleme......................................................................................................... 48 Problemsituation ..................................................................................................... 48 Einleitung .................................................................................................................... 48 Demographische Entwicklung weltweit und in Europa .............................................. 49 Arbeit und Beschäftigung ........................................................................................... 51 Ungleichheit und Armut.............................................................................................. 52 Chancen und Risiken .............................................................................................. 55 Demographische Alterung und ihre Folgen ................................................................ 55 Globalisierung der Arbeit ........................................................................................... 56 Szenarien ..................................................................................................................... 57 Szenario 1: Die niedrige Geburtenrate bestimmt die Entwicklung............................. 57 Szenario 2: Die Entvölkerung der Erde ...................................................................... 57 Fazit /Empfehlung ................................................................................................... 58 Finanzströme / Finanzmärkte ...................................................................................... 59 Problemsituation ..................................................................................................... 59 Einleitung .................................................................................................................... 59 Verteilung der Finanzmärkte und deren Akteure ........................................................ 60 Einfluss der Wechselkurse .......................................................................................... 61 Chancen und Risiken .............................................................................................. 61 Zentralisierung der Finanzmärkte ............................................................................... 61 Risiko durch Staatsfonds............................................................................................. 62 Abhängigkeit von multinationalen Unternehmen (MNU) .......................................... 63 Wechselkursproblematik ............................................................................................. 63 Trends...................................................................................................................... 64 Abwanderung der Unternehmen ................................................................................. 64 Der Euro als Leitwährung ........................................................................................... 65 Empfehlungen ......................................................................................................... 66 Finanzmärkte dezentralisieren .................................................................................... 66 Deutsche Standorte sichern ......................................................................................... 67 Einführung der Tobin Tax........................................................................................... 68 Transport ..................................................................................................................... 69 Einleitung ................................................................................................................ 69 6
Problemsituation / Istzustand .................................................................................. 69 Welthandelsströme ...................................................................................................... 69 Bewegung der Güter ................................................................................................... 69 Arten der Güter ........................................................................................................... 70 Eingesetzte Verkehrsträger ......................................................................................... 71 Seeschiff ...................................................................................................................... 71 Flugzeug ...................................................................................................................... 71 Chancen und Risiken .............................................................................................. 72 Kapazitätsengpässe ..................................................................................................... 72 Häfen und Flughäfen ................................................................................................... 72 Verkehrsmittel ............................................................................................................. 73 Rohstoffknappheit ....................................................................................................... 73 Fossile Brennstoffe ..................................................................................................... 73 Grundstoffe zum Bau .................................................................................................. 74 Trends...................................................................................................................... 75 Transeurasische Eisenbahn ......................................................................................... 75 Alternative Antriebstechnologien ............................................................................... 76 Skysails ....................................................................................................................... 76 Flüssiger Wasserstoff .................................................................................................. 78 Fazit / Empfehlungen .............................................................................................. 79 Information und Vernetzung ....................................................................................... 80 Ist-Situation ............................................................................................................. 80 Problemsituation ..................................................................................................... 84 Trends ...................................................................................................................... 86 Fazit ......................................................................................................................... 88 Westeuropa...................................................................................................................... 92 Ist-Analyse .................................................................................................................. 92 Handelsbeziehungen zu den asiatischen Staaten..................................................... 92 Asia-Europe-Meeting (ASEM) ................................................................................... 92 Teilnehmer und Bedeutung der ASEM ....................................................................... 93 Handelsbeziehungen zu China .................................................................................... 94 Im- und Exportmarkt China ............................................................................ 94 Handelsbeziehung zu Indien ....................................................................................... 95 Import / Export EU – Indien ...................................................................................... 96 Infrastruktur Westeuropa ........................................................................................ 96 Häfen ........................................................................................................................... 96 Schiene ........................................................................................................................ 96 Luftfracht .................................................................................................................... 97 Rohstoff- und Energiesituation ............................................................................... 97 Entwicklung von Westeuropa ..................................................................................... 97 Biokraftstoffe .............................................................................................................. 98 Bildungsniveau im Vergleich zu den asiatischen Staaten ....................................... 98 Vergleich der Akademiker .......................................................................................... 98 Vergleich der Fachkräfte ............................................................................................. 99 Industriezweig Automobilbranche ......................................................................... 99 Volkswagen AG ........................................................................................................ 101 Die Daimler AG ........................................................................................................ 102 Umsatzvergleich........................................................................................................ 103 Problemsituationen.................................................................................................... 105 7
Energieengpass...................................................................................................... 105 Erdölreserven ............................................................................................................ 105 Erdgasreserven .......................................................................................................... 105 Gegenseitige Abhängigkeit zwischen Europa und Russland .................................... 106 Demographische Entwicklung in Europa ............................................................. 106 Auswirkungen auf die Sozialsysteme ....................................................................... 109 Fachkräftemangel .................................................................................................. 110 Problemsituation der Automobilindustrie ................................................................. 111 Sättigung des Europäischen Marktes .................................................................... 111 Umweltdebatte ...................................................................................................... 112 Produkt Piraterie ................................................................................................... 112 Asiatische Automobilhersteller ............................................................................. 113 Chancen und Risiken ............................................................................................ 115 Lösungsansätze des Mangels an Fachkräften in Europa ........................................... 115 Blue Card ...................................................................................................... 115 Befristete Arbeitsverträge ............................................................................. 116 Chancen aus der Energiesituation ......................................................................... 116 Erdölsicherung „OPEC-Staaten“ .................................................................. 116 Erdgassicherung „Pipeline Nabucco“ ........................................................... 116 Trends........................................................................................................................ 117 Alternative zur Blue Card ..................................................................................... 117 Weiterbildung............................................................................................................ 117 Energie Alternativen ............................................................................................. 118 Solar- und Windtechnologien ................................................................................... 118 Biokraftstoffe ............................................................................................................ 118 Wasserstofftechnologien ........................................................................................... 119 Trends der Automobilindustrie ............................................................................. 119 Kooperationen und ihre Möglichkeiten .................................................................... 119 Fazit........................................................................................................................... 122 Energiesituation .................................................................................................... 122 Produktpiraterie..................................................................................................... 123 Fachkräftemangel .................................................................................................. 123 Bevölkerungsentwicklung ..................................................................................... 124 Osteuropa ...................................................................................................................... 125 Ist-Analyse ................................................................................................................ 125 Politische Entwicklung ......................................................................................... 125 Geographische Entwicklung ..................................................................................... 126 Kulturelle Einflüsse............................................................................................... 126 Wirtschaftliche Entwicklung................................................................................. 127 Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung ....................................................................... 127 Sich herauskristallisierende Unternehmen der Industrie .......................................... 128 Sich herauskristallisierende Unternehmen der Logistik ........................................... 128 Aktuell wichtige Güterströme ............................................................................... 129 Warenströme ............................................................................................................. 129 Importe ...................................................................................................................... 130 Exporte ...................................................................................................................... 130 Logistische Gegebenheiten ....................................................................................... 131 Umweltschutz........................................................................................................ 132 Aktueller Stand in Ost-Europa im Bereich des Umweltschutzes ............................. 132 8
Chancen der EU-Erweiterung ................................................................................... 133 Das EU-Umweltrecht ................................................................................................ 133 Umsetzung und Probleme ......................................................................................... 133 Rohstoffvorkommen/ Energiequellen ................................................................... 134 Wichtige Rohstoffvorkommen .................................................................................. 136 Problemstellungen ..................................................................................................... 137 Fachkräftemangel .................................................................................................. 137 Arbeitslosigkeit ..................................................................................................... 139 Massenarbeitslosigkeit und sozialer Verfall als Folge des EU-Beitritts ? ................ 139 Die Armutsproblematik in Osteuropa ....................................................................... 141 Schwache Infrastruktur ......................................................................................... 143 Internationale Infrastruktur ....................................................................................... 143 Osteuropa - Verkehr wächst stärker als Gesamtwirtschaft ....................................... 143 Hauptlast des Verkehrswachstums muss die Straße tragen ...................................... 144 Verkehrsmarkt in Russland auf Schiene fokussiert .................................................. 145 Große Herausforderungen an Infrastruktur ............................................................... 145 Hoher Finanzierungsbedarf für Infrastruktur ............................................................ 145 Spezielle Probleme mit Mautmodellen ..................................................................... 146 Politische Misswirtschaft ...................................................................................... 146 Korruption ................................................................................................................. 146 Kriminalität ............................................................................................................... 148 Dazugehörige Lösungen ........................................................................................... 150 Privatisierung der Wirtschaft ................................................................................ 150 Politische Maßnahmen .......................................................................................... 155 Technische Innovationen ...................................................................................... 156 Fazit ........................................................................................................................... 159 Können Ost- und Westeuropa im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen? .. 159 Zentralasien ................................................................................................................... 166 Problemsituation ....................................................................................................... 166 Ist-Analyse ............................................................................................................ 166 Länderprofile ............................................................................................................. 166 Demokratisierung ...................................................................................................... 168 Islam in Zentralasien ................................................................................................. 169 Wirtschaft .................................................................................................................. 171 Armut und Nachwirkungen der Sowjetzeit ............................................................... 175 Ressourcen ................................................................................................................ 178 Wassernutzung .......................................................................................................... 179 Problemdarstellung ............................................................................................... 180 Umgang mit dem politischen Islam .......................................................................... 180 Keine Gewaltentrennung........................................................................................... 181 Politische Reformen fehlen ....................................................................................... 181 Ungleichheiten in der Gesellschaft und mangelnde Perspektiven ............................ 182 Keine gemeinsame Kooperation der zentralasiatischen Staaten ............................... 182 Keine gemeinsame Kooperation der an Zentralasien Interessierten ......................... 183 Korruption ................................................................................................................. 183 Bildung und unabhängige Nachrichten nicht erwünscht .......................................... 184 Grenzstreitigkeiten .................................................................................................... 185 Umweltschäden und atomare Verseuchung .............................................................. 188 Wasserknappheit ....................................................................................................... 189 9
Lösungen ................................................................................................................... 190 Politische Reformen schaffen ............................................................................... 190 Einbeziehung extremistischer Kräfte in Regelungsprozesse ................................ 191 Islamismus akzeptieren und nicht gegen ihn ankämpfen...................................... 191 Investition in Bildung ........................................................................................... 191 OSZE-Vorsitz Kasachstan Æ Einführung europäischer Normen und Standards in
Zentralasien ........................................................................................................... 192 Grenzstreitigkeiten ................................................................................................ 193 Atomare Verseuchung........................................................................................... 194 Wasserknappheit ................................................................................................... 194 Trends – Die Zentralasienstrategie der EU ............................................................... 195 Ölstrategien der Region Zentralasiens .................................................................. 198 Zentralasien ............................................................................................................... 198 China ......................................................................................................................... 198 USA........................................................................................................................... 199 Russland .................................................................................................................... 200 Europäische Union .................................................................................................... 201 Fazit........................................................................................................................... 201 Eigenständige und passive Entwicklung ............................................................... 201 Tendenz Russlands und Chinas ............................................................................ 202 Rahmen der internationalen Beziehungen ............................................................ 203 Russlands Vorhaben.............................................................................................. 204 Zukunft und Folgen der Erdölvorkommen in Zentralasien .................................. 205 Empfehlungen für die deutsche und europäische Außenpolitik ............................... 206 Ostasien ......................................................................................................................... 210 Staaten ....................................................................................................................... 210 Einleitung .............................................................................................................. 210 Korea ..................................................................................................................... 210 Japan...................................................................................................................... 211 Mongolei ............................................................................................................... 212 China ..................................................................................................................... 213 Energie ...................................................................................................................... 213 Japan...................................................................................................................... 213 Südkorea................................................................................................................ 214 Nordkorea.............................................................................................................. 214 Mongolei ............................................................................................................... 215 China ..................................................................................................................... 215 Kultur ........................................................................................................................ 217 Einleitung .............................................................................................................. 217 Kulturelle Einflüsse: ............................................................................................. 219 Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ostasien und dem Westen: ............. 219 Beeinflussung der asiatischen Kultur:....................................................................... 220 Die Entwicklung der Kultur ---- Philosophie ................................................ 220 Kulturelle Einflüsse ---- Tee: ........................................................................ 222 Kulturelle Maße: ................................................................................................... 222 Fazit:...................................................................................................................... 225 Beschaffung in China .................................................................................................... 227 Das Land ................................................................................................................... 227 Geographie und Demographie .............................................................................. 227 10
Politische Lage ...................................................................................................... 227 Wirtschaftsentwicklung ........................................................................................ 229 Infrastruktur und Logistikentwicklung ................................................................. 230 Überblick ................................................................................................................... 230 Logistikentwicklung.................................................................................................. 231 Problemfeld ........................................................................................................... 232 China als Beschaffungsmarkt.................................................................................... 233 Vorteilhafter Standort............................................................................................ 233 Wirtschaftsräume und Produkte ............................................................................ 235 Yuan und dessen Wechselkurs .............................................................................. 236 Beschaffungsaktivität ................................................................................................ 237 Beschaffungsorgan ................................................................................................ 237 Zwischenhändler ....................................................................................................... 237 Vertretung ................................................................................................................. 238 Handelsfirma in Mainland China .............................................................................. 238 Handelsfirma in Hongkong ....................................................................................... 238 Einkaufskooperation ................................................................................................. 239 Direkt produzieren .................................................................................................... 239 Geschäftsabwicklung ............................................................................................ 240 Informationsquelle .................................................................................................... 240 Messebesuch ............................................................................................................. 240 Lieferantenauswahl ................................................................................................... 241 Wo können Probleme liegen? ................................................................................... 241 Lieferantenpflege ...................................................................................................... 243 Fazit ........................................................................................................................... 243 Naher Osten................................................................................................................... 245 Türkei ........................................................................................................................ 245 Straßenverkehr ...................................................................................................... 246 Schienenverkehr .................................................................................................... 247 Luftverkehr............................................................................................................ 248 Wasserverkehr ....................................................................................................... 248 Ölleitungen ............................................................................................................ 249 Telekommunikation .............................................................................................. 249 Türkei .................................................................................................................... 250 Außenpolitik.......................................................................................................... 251 Organisationsbereiche ........................................................................................... 252 Konfliktfelder mit den Nachbar-Staaten: .................................................................. 252 Türkei ........................................................................................................................ 253 Afrika Südlich der Sahara ............................................................................................. 256 Einleitung .................................................................................................................. 256 Afrikas Standpunkt ................................................................................................... 256 Die Probleme von Afrika ...................................................................................... 256 Bedeutung der Globalisierung für Afrika ............................................................. 258 Europas Standpunkt .................................................................................................. 259 Bedeutung von Afrika für Europa ......................................................................... 259 Europas Aufgaben ................................................................................................. 260 Fazit ....................................................................................................................... 261 Asien ......................................................................................................................... 262 Problemstellung .................................................................................................... 262 11
Asiatisierung Afrikas und Marktmacht Afrikas ........................................................ 262 Regionale Unterschiede ............................................................................................ 264 Fremdinvestitionen.................................................................................................... 265 Chancen und Risiken ............................................................................................ 267 Diversifikation .......................................................................................................... 267 Europäische Privatinvestitionen................................................................................ 268 Trends.................................................................................................................... 269 Energie ...................................................................................................................... 269 Zukunftsmärkte ......................................................................................................... 271 Tourismus ..................................................................................................... 271 Network Trade .............................................................................................. 271 Veredelungsprozesse..................................................................................... 271 Lebensmittel .................................................................................................. 272 Konsumgüter ................................................................................................. 272 Fazit....................................................................................................................... 273 Regionalisierung Afrikas .......................................................................................... 274 Einleitung .............................................................................................................. 274 Probleme ............................................................................................................... 274 Chancen................................................................................................................. 276 Risiken .................................................................................................................. 276 Trends.................................................................................................................... 277 Fazit....................................................................................................................... 277 Gesamtfazit ............................................................................................................... 278 Mittel und Nordamerika ................................................................................................ 279 Definitionen der Organisationen und Abkommen .................................................... 279 IST-Analyse Nord- und Mittelamerika ..................................................................... 282 USA....................................................................................................................... 282 Die wichtigsten Handelsbeziehungen der USA ........................................................ 283 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 286 Politische Faktoren.................................................................................................... 287 Kulturelle Faktoren ................................................................................................... 288 Erfolgreiche deutsche Unternehmen in den USA ..................................................... 289 Kanada .................................................................................................................. 290 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 290 Gegenwärtige wirtschaftliche Situation Kanadas und Ausblick in die Zukunft ....... 290 Politische Einflüsse von / für Kanada ....................................................................... 291 Ansätze zum Konjunkturwachstum der Länder Mittelamerikas............................... 292 Mittelamerika ........................................................................................................ 292 El Salvador ................................................................................................................ 292 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 292 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 292 Politische Faktoren.................................................................................................... 293 Belize ........................................................................................................................ 293 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 293 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 293 Politische Faktoren.................................................................................................... 294 Costa Rica ................................................................................................................. 294 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 294 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 294 12
Dominikanische Republik ......................................................................................... 295 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 295 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 295 Politische Faktoren .................................................................................................... 295 Guatemala ................................................................................................................. 296 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 296 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 296 Politische Faktoren .................................................................................................... 296 Haiti ........................................................................................................................... 297 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 297 Politische Faktoren .................................................................................................... 297 Honduras ................................................................................................................... 297 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 297 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 298 Politische Faktoren .................................................................................................... 298 Nicaragua .................................................................................................................. 298 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 299 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 299 Politische Faktoren .................................................................................................... 300 Mexiko ...................................................................................................................... 301 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 301 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 301 Politische Faktoren .................................................................................................... 302 Kulturelle Faktoren ................................................................................................... 302 Panama ...................................................................................................................... 303 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 303 Wirtschaftliche Faktoren ........................................................................................... 303 Politische Faktoren .................................................................................................... 304 Probleme ................................................................................................................... 304 Dollar .................................................................................................................... 304 Terrorismus ........................................................................................................... 306 Irakinvasion hat die Terrorgefahr in den USA erhöht .............................................. 307 Terrororganisation sucht händeringend ABC-Waffen .............................................. 307 Nationale Kriege ................................................................................................... 308 Illegaler Handel ..................................................................................................... 308 Naturkatastrophen ................................................................................................. 309 Fazit ........................................................................................................................... 310 Auswirkungen auf die Regionen ........................................................................... 310 Auswirkungen auf Europa ........................................................................................ 312 Beziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union ............................... 312 Auswirkungen auf die Unternehmen .................................................................... 315 Südamerika.................................................................................................................... 320 Problemsituation ....................................................................................................... 320 Einleitung .............................................................................................................. 320 Ist-Analyse ............................................................................................................ 321 Staaten ....................................................................................................................... 321 Politische Strukturen ................................................................................................. 323 Wirtschaft .................................................................................................................. 324 Handelsbeziehungen ................................................................................................. 329 13
Chancen und Risiken ................................................................................................ 331 Potenziale des Wirtschaftsmarkes Südamerikas aus Sicht der europäischen
Wirtschaft .............................................................................................................. 331 Sicherung des europäischen Rohstoffbedarfs ........................................................... 331 Absatzmarkt Südamerika technologischer Güter ...................................................... 334 Risiken für die europäische Wirtschaft aufgrund der sozialpolitischen Lage ...... 335 Trends (Szenarien) .................................................................................................... 336 Regionalisierung (CSN) ........................................................................................ 336 Zukünftige wirtschaftliche Orientierung Südamerikas ......................................... 337 Fazit Südamerika....................................................................................................... 339 Fazit Europa .............................................................................................................. 340 Schlusswort ................................................................................................................... 342 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 346 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 358 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................... 360 Verfasserverzeichnis ..................................................................................................... 360 14
Einleitung
Die Erde verändert sich. Dieses gilt sowohl für klimatische Aspekte als auch für viele
andere Gegebenheiten. So sind zurzeit zwei große Trends im menschlichen Miteinander
zu beobachten. Zum einen kann man von einer Asiatisierung der Globalisierung, zum
anderen aber auch von einem Trend zur zunehmenden globalen Regionalisierung
sprechen.
Die Asiatisierung der Globalisierung entsteht durch die zunehmenden wirtschaftlichen
und politischen Einflüsse der asiatischen Staaten. Die New York Times berichtete im
Juli 2004 von einem neuen chinesischen Jahrhundert und stellte folgenden Satz heraus:
„Das Land hat sich verändert, nun verändert es die Welt.“1 Dieses ist bereits heute in
vielen alltäglichen Lebenslagen spürbar. Sei es beim Kauf von Textilien oder beim
Benutzen etwaiger technischer Konsumgüter. Der Begriff Asiatisierung ist allerdings
ein Trugschluss. So signalisiert er die Homogenität eines Kontinents, welche in der
Realität nicht ausgeprägt ist. Selbst die Bezeichnung für den Kontinent Asien ist
europäischer Natur und innerhalb der asiatischen Staaten nicht beliebt, da diese sich
eher als eigenständige Nationalstaaten mit eigenem kulturellen und historischen
Hintergründen sehen. Nicht alle asiatischen Länder geben Impulse für das
Voranschreiten des weltweiten Asiatisierungsprozesses, geschweige denn, sind
überhaupt an ihm beteiligt. So ist als Synonym für den Prozess vor allem die
Volksrepublik China zu nennen, welche eine besondere Vorreiterrolle einnimmt. Das
Voranschreiten der Asiatisierung ist somit auch eng an den Erfolg dieser asiatischen
Republik gekoppelt.
Der Begriff der globalen Regionalisierung weist auf einen Trend zur Konzentration auf
regional geprägte Zusammenarbeit zwischen einzelnen Staaten hin. Es erfolgt eine
gezielte Stärkung der regionalen Kompetenzen und Gegebenheiten, um sich in der
heutigen globalisierten Gesellschaft zu positionieren. Diese globale Regionalisierung ist
allerdings nicht überall in ausgeprägtem Maße möglich, da nicht jede Region der Erde
homogene Strukturen innerhalb der einzelnen Staaten vorweisen kann. Folgendes Zitat
von James Robertson bringt die Ziele der Regionalisierung treffend auf den Punkt:
„Local work for local people using local resources“.2
1
2
Zeitschrift: „Informationen zur politischen Bildung, Nr.289/2005,“Volksrepublik China“,S.3
www-alt.uni-trier.de/uni/foreinr/zes/schriftenreihe/033.pdf
15
Das Buch befasst sich im Folgenden mit dem Für und Wider dieser globalen
Tendenzen. Wie der Titel bereits verrät, soll besonders auf das Spannungsfeld in dem
sich Europa befindet, eingegangen werden. Wie sollte Europa sich in diesen neuen
Strukturen positionieren und welche Chancen und Risiken ergeben sich für unseren
Kontinent? Es sollen verschiedene globale Probleme und der heutige Stand der
Globalisierung näher beleuchtet werden. Anschließend erfolgt eine genaue Betrachtung
der verschiedenen Regionen der Erde in politischer, wirtschaftlicher und kultureller
Hinsicht, um hieraus am Ende des Buches eine endgültige Empfehlung für Europa
abzuleiten.
Viel Vergnügen beim Lesen dieses Buches!
16
Einführender Überblick
Europäische und gesamtglobale politische Strukturen
In der heutigen internationalen Politik lassen sich eine Fülle von unterschiedlichen
Staats- und Regierungsformen finden. So hängt häufig die gesamte Entwicklung eines
Landes von der herrschenden Staatsform ab. Auch das Voranschreiten der
Globalisierung ist von den länderspezifischen Staatsformen abhängig. So sind
Diktaturen oder absolutistische Militärregierungen wie sie häufig in Afrika vorzufinden
sind, sehr schädlich für eine Entwicklung des Landes. Staaten dieser Regierungsformen
sind häufig nicht am Prozess der Globalisierung oder an etwaigen kontinentalen oder
interkontinentalen Wirtschaftsbeziehungen beteiligt. Diese Nichtbeteiligung an globalen
Prozessen hängt zum einen von der Haltung der jeweiligen Regierenden ab, welche
häufig eine absolute Isolation ihres Staates von der westlichen Welt umsetzen, wie das
Beispiel Nordkorea eindrucksvoll beweist. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass
demokratisch geprägte Staaten aus ideologischen Gründen keine wirtschaftlichen oder
politischen Beziehungen zu diesen Staaten aufnehmen und/oder pflegen. Ein weiteres
Beispiel für eine solche Politik ist der kommunistisch geprägte Staat Kuba, welcher sich
wirtschaftlich und gesellschaftliche sicherlich auf einem Stand des mittleren 20.
Jahrhunderts befindet. Einhergehend mit dem Nichtvorhandensein von wirtschaftlichen
Beziehungen erfolgt in diesen Staaten häufig eine massive Unterdrückung der Bürger.
So sind massive Menschenrechtsverletzungen in diesen Staaten meistens an der
Tagesordnung.
Zu beobachten ist, dass moderne, demokratisch geprägte Staaten häufig eine wesentlich
bessere Stellung innerhalb der globalen Politik und Wirtschaft besitzen und ihre Bürger
grundsätzlich besser gestellt sind. Auch fällt es ihnen leichter etwaige kontinentale und
interkontinentale Kooperationen auf wirtschaftlicher und politischer Basis mit anderen
Staaten einzugehen.
Es ist allerdings zu beachten, dass die Demokratisierung der Welt immer weiter
voranschreitet. So gab es nach Angaben der NGO „Freedom House“ im Jahre 2005
bereits 122 parlamentarische Demokratien. Das entspricht einem Prozentsatz von 64%
17
aller globalen Staaten. So sind z.B. alle 25 Staaten Europas als parlamentarische
Demokratien anzusehen. Lediglich die Türkei galt im Jahre 2005 als eingeschränkt frei.
In Nord- und Südamerika galten von den 35 Staaten 33 als parlamentarische
Demokratien, wobei Kuba und Haiti als unfreie Staaten anzusehen sind. In Asien war
die Mehrheit der Staaten, nämlich 23 von 39 Staaten demokratisch geprägt. Von den 27
ehemals kommunistischen Staaten galten 17 Staaten als parlamentarische Demokratien.
Hier besteht also noch erheblicher Nachholbedarf bei der Demokratisierung. Ebenfalls
ein hoher Nachholbedarf besteht bei den afrikanischen Staaten. Im subsaharischen
Afrika galt im Jahre 2005 nur knapp die Hälfte der 48 Staaten als demokratisch und von
diesen 23 Demokratien galt wiederum nur die Hälfte als freier Staat. Im Nahen Osten
und in Nordafrika war im Jahre 2005 lediglich der Staat Israel als parlamentarische
Demokratie anzusehen.3
Für viele gilt die Demokratisierung als wesentliches Element für das Voranschreiten der
Globalisierung um durch staatliche Kooperationen ein starkes Gegengewicht zu den
ökonomischen
Kräften
zu
realisieren.
Eine
andere
These
ist,
dass
die
Verhandlungsmacht der Staaten durch Demokratisierung gegenüber multinationalen
Unternehmen erheblich sinkt und eine Regierung im eigentlichen Sinne bereits an die
Ökonomie abgegeben wurde und somit häufig privatwirtschaftliche Interessen über
öffentliche Interessen gestellt werden.4
Trotz des starken Voranschreitens der Demokratie sollte allerdings nicht vergessen
werden, dass immer noch 36% Prozent aller Menschen in unfreien Staaten leben und
dass sich dieser Prozentwert durch das starke Bevölkerungswachstum in diesen Staaten
noch erheblich vergrößern wird.5
3
Vgl. bpb, (Demokratie,2006), S.14
Vgl. bpb, (Demokratie,2006), S.14
5
Vgl. bpb, (Demokratie,2006), S.14
4
18
Abbildung 1 Vorbereitung demokratischer Staaten
Quelle: www.bpb.de/Globalisierung/Global Governance/Demokratie
Abbildung 2 Politische Freiheit
Quelle: www.bpb.de/Globalisierung/Global Governance/politische Freiheit
19
Wie in der vorherigen Grafik zu erkennen, hat sich auch der Anteile an freien Staaten
auf der Welt kontinuierlich erhöht. Es ist zu erwähnen, dass der Anteil an unfreien
Staaten nirgends so hoch ist als in Afrika und im Nahen Osten. Auch aus diesem
Grunde kann Afrika bisher als klarer Verlierer zumindest der politischen Globalisierung
gesehen werden. Als erfreulich zu beurteilen ist der Anstieg der freien Staaten bei den
islamisch geprägten Ländern. So galten im Jahre 1995 noch 70% dieser Staaten als
unfrei. Dieser Wert sank im Jahre 2005 auf nur noch 50%. Also ist auch in diesen
20
Staaten mittlerweile ein Umdenken erkennbar und eine Liberalisierung zeichnet sich ab.
Im Jahre 2005 galten 8 der unfreien Staaten auf der Welt als extrem unfrei. Hierzu
gehören: Kuba, Nordkorea, Turkmenistan, Usbekistan, Lybien, Syrien, der Sudan und
Myanmar.6 Interessant hieran ist, dass die Unfreiheit eines Staates nicht explizit von
einer bestimmten Staatsform abhängt. So sind hier Diktaturen genauso vertreten wie
Militärregierungen und sozialistische Einparteiensysteme.
Ein Staat gilt als frei, wenn seine Staatsbürger7:
− frei am politischen Prozess teilnehmen können
− in freien Wahlen frei wählen können
− durch Personen repräsentiert werden, welche rechenschaftspflichtig sind
− frei in der Wahl ihres Glaubens und in der Ausübung ihrer Religion sind
− das Recht zur Versammlung und zur Bildung von Zusammenschlüssen haben
− Zugang zu einem gerechten Rechtssystem haben
− Soziale und ökonomische Freiheiten haben, einschließlich des Rechts auf
Privateigentum
Hier ist zu beachten, dass auch parlamentarische Demokratien nicht alle diese Punkte
erfüllen und somit auch als eingeschränkt frei gelten können.8
Einen weiteren höchst interessanten Aspekt bei der Betrachtung der politischen
Strukturen stellen die Nichtstaatlichen Organisationen (NGO’s) dar. Sie sind als Teil
der Zivilgesellschaft anzusehen und bilden den so genannten „dritten Sektor“ neben
Staat und Wirtschaft. Die klassischen Themen dieser Organisationen sind unter anderem
die soziale Gerechtigkeit, die Geschlechtergleichstellung, der Umweltschutz und die
Friedenspolitik. Warum aber spielen diese Organisationen eine so große Rolle bei der
Betrachtung von politischen Strukturen? Die Antwort ist eine einfache: Ihr Einfluss auf
die Politik ist enorm groß.9
6
Vgl .bpb, (politische Freiheit,2006), S.13
Vgl .bpb, (politische Freiheit,2006), S.13
8
Vgl. bpb, (politische Freiheit,2006), S.13
9
Vgl. bpb, (Nichtstaatliche Organisationen: Was tun NGOs ?, 2006)
7
21
Ihre Beachtung finden die NGO’s besonders durch eine sehr medienwirksame
Vorgehensweise. Sie setzen gezielt auf die Verbreitung ihrer Botschaften durch die
„neuen Medien“, wie z.B. das Fernsehen oder das Internet. Durch diese
Vorgehensweise ist es durchaus auch kleinen Organisationen möglich eine enorme
Beachtung zu finden. Dieser erhebliche Einfluss schlägt sich in einem stark verbreiteten
Lobbyismus und somit in einer gezielten Beeinflussung politischer Entscheidungen
nieder. Dieser Lobbyismus findet allerdings, wie so häufig angenommen nicht immer in
Nobelrestaurants oder aber in dunklen Hinterzimmern statt. So sind zum Beispiel im
Europäischen Parlament 5000 Mitglieder aus verschiedensten NGOs ganz offiziell
akkreditiert und ihr Fachwissen wird gezielt zu Rate gezogen.10 Das Problem, dass sich
bei den Nichtstaatlichen Organisationen herauskristallisiert, ist der Vorwurf, dass sie
auf Grund ihrer Finanzierbarkeit häufig auf staatliche Gelder oder auf Gelder aus der
freien Wirtschaft angewiesen sind. Auf Grund dessen müssen sie sich die Frage gefallen
lassen, inwieweit eine unabhängige Haltung gegenüber etwaigen Fragen möglich ist.
Die Finanzkraft vieler NGOs ist dabei von einem beachtenswerten Umfang, so verfügt
die Umweltorganisation Greenpeace über ein höheres Jahresbudget als das
Umweltprogramm der Vereinten Nationen.11 Ein weiterer Kritikpunkt an den
Organisationen ist das Auftreten in repräsentativen Demokratien ohne selbst über eine
demokratisch legitimierte Organisationsform zu verfügen. So gibt es auch in den NGOs
erhebliche Machtkämpfe, welche die Verwirklichung der häufig positiven Ziele für das
Allgemeinwohl gefährden können.
Der Einfluss von nichtstaatlichen Organisationen ist in besonderem Maße in der
westlichen Hemisphäre vorzufinden, insbesondere auch in Europa. Inwieweit das
politische Handeln in Europa von diesen Organisationen geprägt ist, lässt sich nur
erahnen. In jedem Falle kann das Vorhandensein und die starke Verbreitung von
Lobbyismus auch eine negative Auswirkung auf die Entscheidungsfindung in der
Politik haben. Als besonderer Aspekt ist hier das Entstehen einer gewissen Behäbigkeit
in der Entscheidungsfindung auf politischer Ebene zu verzeichnen und es ist nicht
unbedingt möglich schnell auf Neuerungen in der internationalen Politik zu reagieren.
In Ländern in denen die NGOs keinen großen Einfluss besitzen, wie z.B. in China, ist
10
11
Vgl. bpb, (Nichtstaatliche Organisationen: Lobbyismus, 2006)
Vgl. bpb, (Nichtstaatliche Organisationen: Kritik an NGOs, 2006)
22
dieses natürlich nicht der Fall. Vielleicht kann auch so das schnelle Voranschreiten der
Asiatisierung in gewissem Maße erklärt werden.
Betrachtet man die Diskussionen und das Verhalten Europas gegenüber den asiatischen
Staaten ist häufig die Forderung nach mehr Demokratie, insbesondere in China zu
beobachten. Die entscheidende Frage ist aber, ob die historisch gewachsene
demokratische Struktur in Europa überhaupt anwendbar ist auf einen Staat wie China.
Die Umsetzung gestaltet sich in ehemals kommunistischen Staaten generell als
besonders schwierig, wie das Beispiel Russlands zeigt. Auch auf Grund der
chinesischen Kultur ist eine Umsetzung der in Europa gepflegten Demokratie als eher
kritisch zu beurteilen. Eines ist allerdings als absolut notwendig zu erachten, der
wirtschaftliche und politische Erfolg Chinas kann nicht weiterhin auf einer Grundlage
der Missachtung der Menschenrechte geschehen.12
So klafft in China mittlerweile eine riesige Lücke zwischen Arm und Reich. Es ist
besonders ein geographischer Unterschied in der Einkommensstruktur der chinesischen
Bevölkerung zu erwähnen. Da wären zum einen der gut situierte Osten der chinesischen
Volksrepublik und zum anderen der weitestgehend verarmte Westen des Landes. Aus
diesem Grunde brodelt es in China und es kann durchaus von einem innenpolitischen
Pulverfass gesprochen werden. 13
Die weitere Entwicklung der Asiatisierung hängt also in erheblichem Maße von einem
innenpolitisch instabilen Staat ab und sollte auch unter diesem Aspekt betrachtet
werden. Nicht zu verachten ist allerdings auch das erhebliche politische Machtpotential
einiger asiatischer Staaten. Auf Grund dieser Gesichtspunkte ist es vermutlich sinnvoll
für Europa auf der Grundlage einer gestärkten, regionalisierten Politik auf die
Asiatisierung mit Vorsicht zu reagieren, aber dennoch die bestehenden politischen
Beziehungen zu asiatischen Staaten zu pflegen und weiter auszubauen.
Globale Handelsströme
Die Bedarfe von Menschen stehen heute im Mittelpunkt aller wirtschaftlichen
Tätigkeiten. Zur bestmöglichen Versorgung ist es nötig, dass die Güter allen Menschen
12
13
Vgl. Sandschneider (Globale Rivalen, 2007),S.141ff.
Vgl. Sandschneider (Globale Rivalen, 2007),S.57ff.
23
zur Verfügung stehen. Wo sie im Überfluss vorhanden sind, müssen sie an die Stellen
des Mangels gebracht werden. Dieser Güteraustausch ist die Hauptaufgabe des
Welthandels14. Die aus dieser Entwicklung resultierende Herausforderung für die
Firmen ist schnelle, sichere, billige und ökonomisch rentable Lieferung dieser Güter.
Trotz allen Schwierigkeiten kann man in die letzten Jahrzehnte ein ökonomisches
Wachstum weltweit beobachten. Nun nicht alle Regionen haben sich gleichermaßen
entwickelt. Einige haben ihren ökonomischen Wohlstand verbessert und andere haben
ihre Position auf dem Weltmarkt nur wenig oder gar nicht verändert.
Im Jahr 2006 wurden weltweit Waren im Wert von etwa 11783 Billion US$
exportiert15. Das folgende Diagramm zeigt die Anteile von jeweiligen Regionen im
weltweiten Export nach verschiedenen Gütern.
Abbildung 3Export weltweit nach Güterarten
Quelle: Abgeleitet von: http://www.worldmapper.org/
Im Export von verschiedenen Gütern wird am meisten Europa und Asien beteiligt.
Wobei es gibt Bereiche, wie z.B. Spielzeuge inklusive Sportartikel, wo Asien 100%
Anteil hat. Die Ursachen für diese Entwicklung sind meistens die günstigeren
Herstellkosten in diesen Ländern. Europa demgegenüber hat auch fast 100% Anteil an
Herstellung von Medikamenten. Maschinen werden auch überwiegend aus Europa
exportiert. Aus diesem Diagramm resultiert, dass die hoch entwickelten europäischen
Länder sich im Export von hochwertigen Gütern spezifizieren. Obwohl die
Herstellkosten viel höher als in Asien, wichtig sind ist auch entsprechende Technologie,
14
15
Vgl. W. Ullmer, H.A.Schmidt (Außenhandel), S. 7
Vgl. WTO (World Export, Tabelle 1.6)
24
know how und Qualität. Heutzutage wird beobachtet, dass die Firmen ihre
Produktionsstellen ins Ausland verlegen – in Form von Direktinvestitionen – somit
behalten sie ihren know how gleichzeitig die Kosten minimierend.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung von Exporte in Bezug auf Europa in Jahren
1980-2006.
Abbildung 4 Europa – Exporte (* die Daten nur für Westeuropa)
Quelle: Abgeleitet von http://www.wto.org
Daraus lässt sich ableiten, dass die Europas Exporte nach Asien und Nordamerika ab
Jahr 1980 sich in die gleiche Richtung entwickelt haben, d. h. die Differenz zwischen
den beiden Regionen hat sich nicht wirklich verändert. Deshalb kann man nicht
einseitig feststellen, dass man mit „Asiatisierung“ zu tun hat. Fast die gleiche Menge
(in%) wird aus Nordamerika als auch aus Asien nach Europa exportiert.
Die Importe von jeweiligen Regionen nach verschiedenen Gütern werden mit Hilfe
dieses Diagrammes dargestellt.
25
Abbildung 5 Import weltweit nach Güterarten
Quelle: Abgeleitet von: http://www.worldmapper.org/
Am meisten importiert Nordamerika und Europa. Es werden die Produkte importiert,
die man selber nicht herstellt. Es gibt verschiedene Gründe für diese Entwicklung.
Erstens die Produkte werden im Ausland billiger hergestellt, oder die Qualität
importierten Produkten ist besser als im Inland. So ist der Fall beim Import von
Maschinen in Asien. Es kann aber auch der Fall sein, dass ein Produkt oder Rohstoff
aus dem dieser hergestellt wird, in einem Land nicht vorhanden ist.
Die Entwicklung letzen 26 Jahren von Importen nach Europa sieht folgendermaßen so
aus.
Abbildung 6 Europa – Importe (*die Daten nur für Westeuropa)
Quelle: Abgeleitet von http://www.wto.org
Im Jahr 1980 konnte man noch beobachten, dass Europa wesentlich viel aus
Nordamerika, im Vergleich zu Asien, importiert hat. Nun hat sich die Lage ab 2004
26
geändert. Es wird immer mehr aus Asien als aus Nordamerika importiert, was weist
darauf hin, das der Prozess der „Asiatisierung“ zugenommen hat. Asien ist für Europa
sehr günstige Region und trotz hohen Transportkosten, lohnt es sich die Produkte aus
Asien zu importieren. Problematisch kann hier aber Qualität der Produkte und die
Anpassung an die europäische Normen sein. Auch die Erfüllung von heutigen
Kundenanforderungen muss hier betrachtet werden. Die Kunden wollen die Waren
innerhalb Stunden bzw. Tagen zugeliefert bekommen. Das ist allerdings durch große
Entfernungen schwer behindert. Die Lösung liefert hier Ausbau schon existierenden
Wegen und Vergrößerung deren Kapazitäten, wie z.B. Panamakanal. Um die größte
Schiffe der Welt aufnehmen zu können muss der Panamakanal umgebaut werden. Bis
2014 wird die Wasserstraße mit der umfangreichsten und teuersten Erweiterung ihrer
Geschichte in ein neues Zeitalter geführt - 5,2 Milliarden Dollar soll das kosten, (3,8
Milliarden Euro). Mit diesem Schritt wird Panama als ein entscheidendes Nadelöhr der
Globalisierung noch bedeutender.16 Außerdem öffnet die Klimaerwärmung neue
Möglichkeiten. Durch Schmelzen von Eis um Nordpol wird möglich direkte
Verbindung zwischen Europa und Asien. Das verkürzt die Wege und garantiert
schnellere Lieferung.
Wenn noch beim Export von Gütern hat Asien führende Position, sieht die Sache bei
den Dienstleistungen anders aus. Sowohl beim Import als auch beim Export sind Europa
und Nordamerika stark beteiligt17.
Triade
Laut Bundeszentrale für politische Bildung könnte man also die Akteure von
Welthandel auf diese 4 Bausteine begrenzen: Nordamerika, Asien-Pazifik, West-Europa
und restliche Staaten. Triadisierung ist diese Entwicklung genannt und ist Sonderfall der
Interreginonalisierung.
16
17
Vgl. Peter Burghardt, (Panamakanal)
Vgl. WTO, (Intra- and inter-regional merchandise trade, 2006)
27
Abbildung 7 Inter- und Intraregionaler Warenhadel
Quelle: bpb (Inter- und Intraregionaler Warenhandel), S. 4
Der grenzüberschreitende Handel, der außerhalb von Triade-Regionen abgewickelt
wird, eben so wie der Handel innerhalb einzelnen Regionen, hat ab dem Jahr 1980
zugenommen. Eine nicht direkte Ursache von diesem Zuwachs ist die Verschiedenheit
von menschlichen Bedürfnissen in der ganzen Welt. Sehr wichtig ist, dass sowohl der
Handel zwischen den Triade-Regionen als auch der Handel innerhalb der Regionen als
Teil der globalen Unternehmensstrategie verstanden wird. Jedes Unternehmen muss bei
der Auswahl einer Strategie viele Faktoren berücksichtigen wie z.B. Lohnkosten,
Entfernung, Qualität, usw. Oft nach solcher Analyse wird die Entscheidung getroffen
die Produktion innerhalb eigener Region zu starten. Wenn aber alle Faktoren eher für
die Auslandsinvestition sprechen, stellt die Form von Direktinvestition viele
Möglichkeiten dar, wie z.B. Joint Ventures.
Direktinvestitionen
Der Begriff Direktinvestitionen umfasst sowohl die Firmenneugründungen als auch die
Übernahmen und können eine Reihe weiterer Formen unternehmerischen Engagements
wie Joint Ventures oder Strategische Allianzen einschließen. Die Direktinvestitionen
trotz ihrer Intransparenz stellen einen wichtigen Indikator für den Globalisierungsgrad
der Unternehmen dar. Direktinvestitionen bedeuten den Transfer moderner,
umweltgerechter Technologien und die Stärkung der Bildung. Langfristig führen sie zu
einer fortschreitenden Einbindung der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft.
28
Investitionen schaffen Handel und Handel schafft Investitionen.18 Die Vorteile gibt es
auch für die Länder, die im Ausland investieren. Direktinvestitionen sichern die
Arbeitsplätze, verbessern die Wettbewerbsfähigkeit des Muttersunternehmens und
damit auch die der heimischen Standorte. Der Erfahrungsgewinn auf den fremden
Märkten trägt dazu bei, dass Marktanteile auch zu Hause gesichert werden können.
Oftmals erlaubt die erfolgreiche Produktion vor Ort sogar zusätzliche Exporte von Teiloder Komplementärprodukten aus der Heimat.
Die
darunter
liegende
Diagrammen
stellen
heutige
Situation
bezüglich
Direktinvestitionen dar.
Abbildung 8 Direktinvestitionen in die Welt
Quelle: Abgeleitet von UNCTAD (World Investment Report 2007), S. 207-210
Europa ist auf der führende Stelle bei den weltweiten Direktinvestitionen. Bei der
heutigen Entwicklung von Asien muss Europa den Schritt halten können. Die
Direktinvestitionen ermöglichen Erreichen besseren Kenntnissen von den auf dem
fremden Markt herrschenden Sitten. Auf der zweiten Stelle befindet sich Nordamerika
gefolgt von Asien. Außer schon erwähnten Kostengrüden gibt es noch mehrere. Die
Möglichkeit zur Eroberung neuer Märkte führt zur Zuwachs von Direktinvestitionen.
18
Vgl. AGE (Direktinvestitionen), S.5
29
Abbildung 9 Direktinvestitionen aus der Welt
Quelle: Abgeleitet von UNCTAD (World Investment Report 2007), S. 207-210
Die Regionen die für Direktinvestitionen beliebt sind, sind Asien, Europa und Restliche
Staaten. Ein Grund dafür könnte sein, dass Asien im Moment sehr niedrige
Herstellkosten garantiert und ein großes Entwicklungspotential hat. Die Vorteile für die
aufnehmenden Länder sind vor allem Zufluss vom Kapital, aber auch Zugang zu
Innovationen und modernen Produktionsmethoden. Dadurch wird auch dem Land
ermöglicht, Erweiterung von Exportmöglichkeiten. Demgegenüber übermäßige
„Gastfreundlichkeit“ einigen Ländern ist mit Verloren einzelnen Wirtschaftssektoren
und ökonomischen Unabhängigkeit verbunden.19
Bei den Direktinvestitionen könnte man auch zwei wichtige Trends unterscheiden.
Einerseits spricht man von einer Regionalisierungsthese. Die sagt, dass die
Auslandsinvestitionen meist räumlich und sektoral sehr konzentriert stattfinden. Diese
Regionalisierung sorgt dafür, dass sich in bestimmten Regionen sektorale Cluster
herausbilden, die vertikal als auch horizontal starke Vernetzung aufweisen. Es zeigt
sich, dass sich diese Wachstumsregionen meist in bestimmten Regionen entwickeln.
Diese bringen den Unternehmen bestimmte sektorspezifische Agglomerationsvorteile.
In Hinblick auf die Regionalökonomie entstehen Vorteile durch die räumliche Ballung
von Sachkapital, Unternehmen, Konsum und Arbeitskräften. Dadurch ist es möglich
niedrigere Transportkosten zu erreichen, großen lokalen Markt zu erobern, großes
Arbeitskräfteangebot und Spezialisten zu gewinnen.
19
Koch (Internationale Wirtschaftsbeziehungen), S. 227-230
30
Demgegenüber steht die Globalisierungsthese, die sich vor allem auf große
transnationale Unternehmen bezieht, die sich die Arbeitsteilung zu Nutze gemacht
haben und die internationalen Märkte erobern. Diese Unternehmen können einerseits
aus
Kostengründen
eine
weltweite
Wertschöpfung
und
Organisation
ihrer
Unternehmensfunktionen vornehmen. Zudem können sie auch Skalenvorteile nutzen,
indem sie auf den großen Märkten der Triade präsent sind.
Die Direktinvestitionen bringen nicht nur Vorteile mit sich. Problemstellen bei den
Direktinvestitionen bestehen noch vor allem in Entwicklungsländer in solchen
Bereichen wie z.B. Zollabwicklung, Versteuerung von Produkten, Verschiedene
Wirtschaftsklima und fehlende Infrastruktur. Außerdem die lokale finanzielle Hilfe und
Administration müssen den europäischen Standarten entsprechen.
Globale Energiesituation
Energie
ist
eine
wesentliche
Grundlage
für
unser
tägliches
Leben
und
Wirtschaftswachstum. Die Dynamik der Welt führt zu einer zunehmenden
Energienachfrage.
Das
weltweite
Bevölkerungswachstum,
der
wirtschaftliche
Fortschritt, das Streben nach Erleichterungen des Lebens und Wohlstandes erhöht den
weltweiten Energiebedarf.
Abbildung 10 Wachstum des Weltenergieverbrauchs
Quelle: www.bp.com/statisticalreview, 2007, S.9
Der Anstieg des Energieverbrauchs vollzieht sich weltweit nicht gleichmäßig. Wie aus
dem Diagramm zu ersehen ist, ist vor allem der Energiebedarf von China aufgrund des
31
enormen Wirtschaftswachstums drastisch gestiegen. Allein China ist knapp die Hälfte
des Weltenergiewachstums der letzten fünf Jahre zuzuschreiben. Ebenfalls hat sich das
Wachstum des Energieverbrauchs im asiatisch-, pazifischen Raum, in Afrika und in
Süd- und Mittelamerika erhöht. Innerhalb OECD blieb diese Entwicklung des
Energieverbrauchs aus, vielmehr sank der prozentuale Energieverbrauch jährlich um
durchschnittlich 2,5%. Das Wachstum des Energieverbrauchs der USA und der EU war
sogar noch geringer.20 Die prozentuale Abnahme des Energieverbrauchs lässt sich auf
das weniger energieintensive Wirtschaftswachstum der OECD zurückführen. Im
Übrigen sank das Energieverbrauchswachstum im Verhältnis zum BIP Wachstum
weltweit. Der Trend der rückläufigen Energieelastizität zeichnet sich bereits auch in den
Nicht-OECD-Ländern einschließlich China ab.21
Folglich hat in den letzten Jahren primär das Aufstreben der Entwicklungs- und
Schwellenländer zu einem starken Anstieg des Energiebedarfs geführt. Nichtsdestotrotz
wird der größte Anteil des Weltenergieverbrauchs weiterhin von der Triade (USA, EU
und China) verursacht. Dass die OECD- Länder, trotz sinkenden Energieverbrauchs, am
meisten Primärenergie verbrauchen, verdeutlicht der Vergleich des pro KopfVerbrauchs der einzelnen Regionen.
20
21
Vgl. Christof Rühl (Präsentation, 19.07. 2007 ), S.4
Vgl. Christof Rühr (Präsentation, 19.07. 2007), S.9
32
Abbildung 11 Pro-Kopf-Verbrauch 2006
Quelle:http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publications
/statistical_energy_review_2007/STAGING/local_assets/downloads/pdf/de_primary_energy_section_200
7.pdf,S.43, 2007
Im Jahr 2006 lebten die Menschen in Afrika, weiten Teilen Süd- und Mittelamerikas
und in den meisten Staaten Asiens, einschließlich Indien und China, mit jährlich einen
Primärenergieverbrauch von durchschnittlich 1,5 Tonnen (Rohöläquivalenz) pro Kopf.
Im Vergleich dazu verbrauchten die Staaten der EU12 pro Kopf zwischen 3,0 und 4,5
Tonnen. Den weltweit höchsten Primärenergieverbrauch pro Kopf erzeugen die USA,
Kanada, Saudi Arabien, Norwegen, Island, Belgien und Singapur mit über sechs
Tonnen.22
Der weltweite Primärenergieverbrauch wird durch die fossilen Energieträger Erdöl,
Erdgas und Kohle, der Kernkraft sowie die alternativem Energien gedeckt. Wie aus der
Abbildung 12 „Entwicklung der Welt-Energieanteile“ zu entnehmen ist, liefern die
fossilen Energieträger den Großteil des globalen Energiebedarfs. Der weltweite
Primärenergieverbrauch setzte sich 2006 aus 35,8 % aus Öl, 28,4 % aus Kohle, 23,7%
aus Erdgas, 6,3% aus Wasserenergie und 5,8 % aus Kernenergie zusammen.23
Gegenwärtig deckt Öl den größten Teil des weltweiten Energiebedarfs. Der Ölanteil am
22
23
Vgl. BP (Primärenergie, 2007), S.43
Vgl. BP (Primärenergie, 2007), S.41
33
Weltenergieverbrauch verzeichnet im Vergleich zu Gas und Kohle einen sehr
langsamen Zuwachs. Der Anteil von Kohle ist in den letzten Jahren wieder stark
gestiegen, wie auf dem Diagramm „Entwicklung der Welt-Energieanteile“ dargestellt.
Dies ist zum einen auf die Preiserhöhungen für Öl (19,5%), Gas (7,5%) und Kohle (2,5%) im Jahr 2006 und zum anderen auf Chinas Entwicklungen zurück zu führen.24
Die nichtfossilen Energien decken weiterhin nur einen geringen Teil des WeltPrimärenergieverbrauch. Allerdings spielen sie im Energiemix vieler Länder angesichts
des Klimawandels und der Energiesicherheit bereits eine wichtige Rolle.25
Abbildung 12 Entwicklung der Welt-Energieanteile
Quelle: www.bp.com/statisticalreview, 2007, S.6
Trend der weltweiten Energienachfrage26
Der Energiebedarf wird aufgrund der oben angesprochenen Dynamik weiter ansteigen.
Die internationale Energie-Agentur (IEA) erstellt jährlich einen Bericht (World Energy
Outlook), in dem in drei verschiedenen Szenarien die globale Energiezukunft bis zum
Jahre 2030 beschrieben wird. Bei den drei Szenarien handelt es sich um das
Referenzszenario, das Alternativszenario und das Hochwachstumsszenario. Im
Referenzszenario wird angenommen, dass die Regierungen rund um den Globus ihre
derzeitige Politik weiter verfolgen und dass sich das gesamtwirtschaftliche
24
Vgl. Christof Rühl (Präsentation, 19.07. 2007), S.10
Vgl. Christof Rühl (Präsentation, 19.07. 2007), S.15
26
Vgl. IEA, (World Energy Outlook 2007), S.5-11
25
34
Produktionswachstum deutlich verlangsamt. Es wird mit einem Zuwachs des
Weltenergieverbrauchs im Zeitraum 2005- 2030 um 55 % gerechnet, welches heute nur
41 % beträgt. 74% des weltweiten Zuwachses beanspruchen die Entwicklungsländer,
deren Wirtschaft und Bevölkerung stärker steigen als in den Industrieländern. Da von
dem Anstieg des Energieverbrauchs der Entwicklungsländer 45% auf China und Indien
entfallen, werden die internationalen Energiemärkte, wie bereits erwähnt, zukünftig
noch mehr unter dem asiatischen Einfluss stehen. 20% des Anstiegs des
Weltenergieverbrauchs entfallen auf die OECD-Länder und lediglich 6% auf die
Schwellenländer. Der Energieverbrauch der Entwicklungsländer wird durch fossile
Energieträger, Kernkraft und Wasserkraft gedeckt werden. Weltweit stellen fossile
Energieträger auch weiterhin die wichtigsten Primärenergiequellen dar. Zwischen 2005
und 2030 entfallen darauf 84% des Anstiegs des gesamten Energieverbrauchs. Der
Anteil von Mineralöl am Weltenergieverbrauch wird um 3 Prozentpunkte auf 32%
sinken.
Nichtsdestotrotz
wird
Mineralöl
auch
zukünftig
die
wichtigste
Einzelkomponente des Energiemix darstellen. Die Förderung wird sich zunehmend auf
die OPEC-Länder konzentrieren. Bis zum Ende des Prognosezeitraums wird sich der
Anteil der OPEC-Länder am Weltölangebot um 10 Prozentpunkte auf 52% erhöhen.
Trotz Bau neuer Ölförderanlagen in den kommenden fünf Jahren kann ein
Angebotsengpass auftreten, der einen abrupten starken Ölpreisanstieg auslösen würde.
Der Gasanteil wird sich um 1 Prozentpunkt auf 22% ausweiten. Der Verbrauch an
Kohle wird weiter zunehmen. Im Jahr 2030 wird der Kohleverbrauch 28% des
Weltenergieverbrauchs darstellen. Über vier Fünftel dieses Anstiegs geht dabei von
China und Indien aus. Hingegen der Kohleverbrauch in den OECD- Ländern nur sehr
langsam zunimmt, wobei dieser hauptsächlich von den Vereinigten Staaten ausgeht. Der
zunehmende Verbrauch von fossilen Energieträgern wird zu einem Anstieg des
Ausstoßes an energiebedingten CO2-Emissionen führen.
Das Alternativszenario basiert auf der Annahme, dass die gegenwärtig geplanten
energie- und umweltpolitischen Maßnahmen umgesetzt werden. Zu diesen Maßnahmen
zählen verstärkte Einsparmaßnahmen sowie die stärkere Nutzung von erneuerbaren
Energien und Kernenergie. Laut den Projektionen im Alternativszenario ist mit einer
jährlich weltweiten Zunahme des Primärenergieverbrauchs um 1,3% zu rechnen. Der
Energieverbrauch wird demzufolge 10 % unter dem des Referenzszenarios liegen. Mit
Hilfe dieser Maßnahmen wird Öl- und Kohleverbrauch weltweit stark zurückgehen,
35
weshalb die CO2-Emissionen im Vergleich zum Referenzszenario 19 % niedriger
liegen.
Im
Hochwachstumsszenario
verfolgen
die
einzelnen
Regierungen,
wie
im
Referenzszenario, ihre derzeitige Politik. Es wird angenommen, dass das chinesische
sowie das indische Wirtschaftswachstum im Vergleich zu heute langsamer ansteigt,
jährlich jedoch um ca. 1,5 Prozentpunkte mehr expandiert als im Referenzszenario.
Dementsprechend wird davon ausgegangen, dass der Energieverbrauch von China und
Indien um 6% und der Weltenergieverbrauch im Jahr 2030 um 21% höher sein werden
als im Referenzszenario.
Weltweite Energiereserven
Der World Energy Council (WEC) erstellt jährlich umfassende Daten und Statistiken
über die Energiereserven; der Überblick ergänzt und erweitert die Erkenntnisse aus dem
BP-Energiebericht und dem World Energy Outlook der Internationalen Energie-Agentur
(IEA). Die jüngste Ausgabe des «Survey of Energy Resources»
der WEC gibt
Entwarnung gegenüber Ängsten, dass die Energievorräte ausgingen. Obwohl die
Energienachfrage in den kommenden Jahren signifikant steigen wird, zeigen die
Statistiken über die verfügbaren Energievorkommen, dass es genügend Reserven und
Vorräte gibt. Die Kohlevorräte liegen gemäß den Erhebungen heute um 7% tiefer als
vor drei Jahren. Hingegen sind die nachgewiesenen förderbaren Erdölvorkommen seit
2002 um 117 Mrd. Fass gestiegen. Wie in dem Diagramm „Verteilung der
nachgewiesenen Reserven 2006“ zu sehen ist, verfügt der Nahe Osten im Jahr 2006 mit
über 60 % über den größten Anteil der Erdölreserven.27 Das Erdgasvorkommen
konzentriert sich im Nahen Osten, Europa und Eurasien. Wobei sich der größere Teil
der nachgewiesenen Erdgasreserven auch im Nahen Osten befindet.28
27
28
Vgl. BP (Erdöl, 2007), S.7
Vgl. BP (Erdgas,2007), S.22-23
36
Abbildung 13Verteilung der nachgewiesenen Reserven 2006 (in %)
Quelle:http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publicati
ons/statistical_energy_review_2007/
Energieproblem
Die derzeitige und zukünftige Energiesituation ist durch die derartig steigende
Nachfrage an fossilen Energieträgern und den zunehmenden regionalen Unterschieden
zwischen Energieproduktion und Verbrauch geprägt.29 Die Entwicklung der regionalen
Unterschiede zwischen Energieproduktion und Verbrauch wird in den zwei folgenden
Diagrammen deutlich.
29
Vgl. Christof Rühl (Präsentation, 19.07. 2007), S.8
37
Abbildung 14 Erdölproduktion nach Region
Quelle:http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publ
ications/statistical_energy_review_2007/STAGING/local_assets/downloads/pdf/de_statistical_review
_of_world_energy_full_report_2007.pdf, S.10
Abbildung 15Erdölverbrauch nach Region
Quelle:http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publicati
ons/statistical_energy_review_2007/STAGING/local_assets/downloads/pdf/de_statistical_review_of_
world_energy_full_report_2007.pdf, S.13
Die jeweilige Erdöl- und Erdgasnachfrage aus der Volksrepublik China und Indien der
letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Energieversorgung weltweit immer stärker an
Bedeutung gewonnen hat und sich die einzelnen Regierungen über die globalen
Energiemärkte sorgen30. Zwar reichen die Energiereserven laut jüngsten Bericht der
WEC noch viele Jahre aus. Dennoch entstehen aus der derzeitigen und zukünftigen
30
Vgl. Frank Umbach (Energieversorgungssicherheit am Scheideweg, 2005), S.629- 631
38
Energiesituation kurz- bis mittelfristige Energieprobleme, die Auswirkungen auf die
Bereiche Versorgungssicherheit, Wirtschaft und Umwelt haben.
Eine sichere und wirtschaftliche Energieversorgung ist ein wichtiger Standortfaktor für
alle Volkswirtschaften. Vielerorts reichen Energievorkommen nicht aus, um den
eigenen Energiebedarf zu decken. Daher sind viele Regionen von Import anderer
Regionen abhängig. Dies kann jedoch zu unerwünschte Folgen für die Energie-, Außenund Sicherheitspolitik der importierenden Länder haben. Da Gefahr besteht, dass die
exportierenden Staaten ihre Energiereserven als politische Instrumente missbrauchen, so
wie es jüngst im russisch-ukrainischen Gaskonflikt der Fall war31. Hinzu kommt, dass
sich die Energiereserven, wie bereits im Abschnitt weltweite Energiereserven
beschrieben, auf nur wenige Länder konzentrieren. Da diese Länder größtenteils mit
Krisenregionen zusammenfallen, sind immer mehr Regionen gezwungen, zunehmend
Ölimporte aus traditionell instabilen Regionen zu beziehen. Dies betrifft vor allem
China, Indien und Asien, deren Abhängigkeiten aus dem politisch instabilen Gebiet des
Persischen Golfs prozentual und absolut von Erdöl- und Erdgasimporten noch weiter
ansteigt. Ihre Erdölimporte stammen bereits heute zu 75% aus dieser Region.32 Des
Weiteren kommt es aufgrund der Verteilung der Energievorkommnisse zur
Konzentration der Förderstätten, die eine gute Angriffsfläche für Terrorangriffe
darstellt33. Besorgnis erregend ist dabei, dass angesichts der Reduzierung von teuren
Produktionsredundanzen die Produktionskapazitäten so gering wie noch nie waren.
Beim Ausfall in einem oder in mehreren Länder stehen Exportstaaten als Ausgleich zur
Stabilisierung
der
Produktionskapazitäten
Welterdölversorgung
zur
Verfügung.34
zunehmend
Diesbezüglich
weniger
existiert
ein
freie
hoher
Investitionsbedarf.
Des Weiteren zeichnet sich derzeit ein Trend zum zunehmenden „Energie- und
Ressourcennationalismus“ ab. In dessen Rahmen die weltweite Zunahme der
Energienachfrage und die Energieproduktion den Konkurrenzkampf um Erdöl und
Erdgas verschärft. Da viele politische Faktoren den weltweiten Rohölmarkt
beeinflussen, kann die verschärfte Konkurrenz zu außen- und sicherheitspolitischen
Problemen führen. Vor einem solchen Energie- und Ressourcenwettbewerb, der
31
Vgl. Frank Umbach (Zielkonflikte der europäischen Energiesicherheit,11.2007), S.13-14
Vgl. Frank Umbach (Asiens Energieunsicherheit und Ressourcennationalismus, 04.12.2006),S.34
33
Vgl. Frank Umbach (Energieversorgungssicherheit am Scheideweg, 2005), S.634, 638
34
Vgl. Frank Umbach (Energieversorgungssicherheit am Scheideweg,2005), S. 630
32
39
schlussendlich zu einem Ausbruch von zwischenstaatlichen sowie regionalen
Konflikten führen kann, haben bereits asiatische und amerikanische Experten, wie Kent
Calder 1997 und Michael T. Klare 2001 gewarnt. Viele Staaten sehen ihre zukünftige
Versorgungssicherheit aufgrund des asiatischen Mitwirkens auf die internationalen
Energiemärkte gefährdet.35 Vor allem der stetig zunehmende chinesische Bedarf an
Erdöl- und Erdgasimporten sowie Chinas weltweite Bohrprojekte ziehen bereits heute
die Aufmerksamkeit anderer Importländer auf sich36. Daher birgt der zunehmende
asiatische Energiebedarf, insbesondere Chinas sowie Pekings neomerkantilistische
Energiepolitik zukünftig ein beträchtliches Konfliktpotential. Gegenwärtig besteht
hauptsächlich in Asien eine strategische Konkurrenz (besonders zwischen China,
Indien, Japan, Korea) u.a. die zunehmende Rüstungskonkurrenz könnte sich durch den
Kampf um Energieressourcen zu einem wirklichen regionalen Rüstungswettlauf
zuspitzen. Dabei erstreckt sich die chinesisch-japanische Ressourcenkonkurrenz auf die
asiatisch-pazifische Region sowie auf den Mittleren Osten (wie z.B. Iran und Saudi
Arabien) und Afrika.37
Umweltprobleme und Umweltpolitik im Kontext zur globalen
Situation
Globale Umweltprobleme
Umweltzerstörung macht vor nationalen Grenzen nicht halt. Treibhausgase,
Erweiterung der Ozonlöcher, Waldbrände, Austrocknen des Aralsees, Versteppung in
Afrika, Versinken kleiner Inselgruppen im Pazifik wirken sich jeweils weit über die
Grenzen eines Landes hinaus global oder regional aus:
Schäden gefährden unsere Umwelt letztendlich global, und die Verursacher der Schäden
sind dabei nicht immer die ersten Leidtragenden. Umweltschutz ist zu einer der
bedeutendsten Aufgaben der internationalen Staatengemeinschaft geworden.
Umweltschutz
ist
zugleich
Lebensvorsorge,
Konfliktverhütung
und
aktive
Sicherheitspolitik. Vor fünfzig Jahren teilten sich gut zwei Milliarden Menschen die
35
Vgl. Frank Umbach (Energieversorgungssicherheit,2005), S. 629
Vgl. Prolog. (China im Zentrum der globalen Energiedebatte)
37
Vgl. Frank Umbach (Asiens Energieunsicherheit und Ressourcennationalismus), S.34
36
40
begrenzten Ressourcen, sauberes Wasser, reine Luft, die Wälder und den Tierreichtum.
Heute sind es sechs Milliarden, und in weiteren fünfzig Jahren werden es
voraussichtlich fast zehn Milliarden Menschen sein. Sorgsamer Umgang mit unseren
Ressourcen ist eine Frage der Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Bei der
Konkurrenz, um die knapper werdenden Ressourcen gilt es Kontroversen zu vermeiden
und zu lösen sowie die kooperative Verantwortung für die Erhaltung natürlicher,
unbelasteter Ressourcen in den Vordergrund aller Bemühungen zu stellen.38
Der technische Fortschritt im 20. Jahrhundert hat den Transport von Personen Gütern
und Informationen stark forciert. Bei sinkenden Kosten pro bewegte Einheit werden
immer rasantere Geschwindigkeiten und größere Reichweiten erzielt. Die größten
Gewinner dieses Phänomens sind weltweit, die produzierende Industrie, der Handel,
und
das
Transportwesen.
Durch
die
geringen
Rohstoffkosten
und
der
weiterentwickelten Kommunikationstechnologie (Besonders das Internet hat diese
Entwicklung zunehmend vorangetrieben.) ist das globale Agieren eines Unternehmens
zum Alltag geworden.39
Die unbestrittenen Chancen die von der Globalisierung im Bereich Ökonomie und
sozialem Fortschritt möglich sind, üben aber gleichzeitig einen enormen Druck auf die
weltweite Umwelt aus.
Dies bedeutet erstens, dass das andauernde Wachstum einen stetigen Zugriff auf die
Natur haben wird um Rohstoffe für den globalen Markt anbieten zu können.
Zweitens werden umweltbelastende Wirtschafts- und Lebensstile über den ganzen
Globus verteilt und Umweltprobleme gar nicht als solche erkannt, da das
Umweltbewusstsein in vielen Ländern dieser Erde wenig oder überhaupt nicht
ausgeprägt ist. Dies führt insbesondere zu widrigem Umgang mit Böden und
Süßwasserressourcen.
Drittens bietet die unglaubliche Vielzahl von inter- und nationalen Gesetzen die
Möglichkeit die ökologischen Standards zu unterlaufen. Dies ist besonders an vielen
europäischen Unternehmen zu erkennen. Die hohen Umweltstandards in Europa bringen
für Unternehmen enorme Kosten mit sich. Daher ist in den letzen Jahren der Trend zu
38
Vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Themen/Umwelt/Umwelt.html am
16.01.2008
39
Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Welt im Wandel
Neue Strukturen der Umweltpolitik,2001) S. 3
41
erkennen, dass immer mehr Unternehmen ihre Produktion in Länder verlagern, in denen
die Umweltstandards vergleichbar niedrig sind. Die Wettbewerbsvorteile die somit
kurzfristig erzielt werden, zwingen andere Unternehmen dieselbe Handlungsweise
anzustreben. 40
Wenn nicht ein gemeinsames Denken und Agieren in der näheren Zukunft erreicht wird,
werden die globalen Umweltprobleme langfristig gesehen sehr schwer gelöst werden
können. Die Problemlage im Bezug auf die Umwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten
global gesehen erheblich verschärft:
Treibhausgase werden mit steigender Rate emittiert, die Ozonausdünnung über
Antarktis und Arktis weitet sich aus, immer mehr Böden werden irreversibel
kontaminiert. 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser41. Primärwälder wie der Amazonas werden unbedenklich weiter abgeholzt
und eine biologische Vielfalt von Arten wird unwiederbringlich vernichtet.
Die Voraussetzungen für eine globale Erderwärmung werden in den nächsten Jahren
immer
weiter
an
Vollständigkeit
gewinnen.
Deshalb
können
mit
aller
Wahrscheinlichkeit folgende globale Veränderungen eintreten42:
⎯ Der Meeresspiegel steigt signifikant (durch die thermische Ausdehnung der
Wassermassen sowie das Abschmelzen der Polarkappen)
⎯ Gletscher schmelzen ab
⎯ Die Extremtemperaturen erhöhen sich
⎯ Temperaturspreizungen im Tagesverlauf vermindern sich
⎯ Niederschläge werden heftiger
⎯ Trockenzeiten werden länger
⎯ Die Dürregefahr wächst
40
Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Welt im Wandel
Neue Strukturen der Umweltpolitik,2001) S. 24ff
41
Vgl. http://www.bundestag.de/gremien/welt/glob_end/7_5.html 16.01.2008
42
Vgl. http://www.bpb.de Heft 287 Umweltpolitik ohne Seite 12.12.1007
42
Ein gravierendes Merkmal des Klimawandels ist, dass seine Folgen unterschiedlich über
die Erde verteilt sind. Die Kapazitäten der verschiedenen Länder um mit solchen
Umweltproblemen umzugehen, hängen stark von der generellen oder auch historischen
Entwicklung eines Staates ab. Somit können zumindest einige Effekte des
Klimawandels abgeschwächt oder ausgeglichen (vom Bau von Deichen und Dämmen
bis zur Gesundheitsversorgung) werden. Die Erfolge werden höchstwahrscheinlich sehr
unterschiedlich sein. So sind sehr viele Entwicklungsländer deutlich empfindlicher
durch die Folgen des Klimawandels betroffen, als hoch entwickelte Industriestaaten.
Sie leiden unter ungünstigeren klimatischen Vorbedingungen, Kapitalmangel,
mangelhafter Infrastruktur und erheblichen Rückständen in ihren Bildungssystemen.43
Nicht nur das naturwissenschaftliche Phänomen des Klimawandels, sondern auch seine
politische Dimension ist globaler Natur. Die Industriestaaten und Schwellenländer
verantworten heute den größten Teil der Treibhausgasemissionen mit Folgen vor allem
für die Entwicklungsländer. Die großen Unterschiede in den Pro-Kopf-Emissionen
zwischen Industrieländern sowie Entwicklungs- bzw. Schwellenländern werden
zunehmend als „Gerechtigkeitslücke“ wahrgenommen. Zumal die steigenden Kosten,
die durch die Klimaeinwirkungen anfallen, insbesondere die Entwicklungsländer
belasten. Je höher die Schäden in Entwicklungsländern ausfallen, desto gravierender
werden die Verteilungskonflikte zwischen den Verursachern und den Betroffenen des
Klimawandels sein. Die vom Klimawandel besonders betroffenen Länder werden auf
das Verursacherprinzip verweisen, so dass sich der internationale Konflikt um eine
globale Kompensation zum Klimawandel verschärfen wird. Neben den heutigen
Industrieländern werden vermutlich auch die großen aufstrebenden Ökonomien mit
stark ansteigenden Emissionen, wie vor allem China, aber z. B. auch Indien und
Brasilien, zukünftig gegenüber den Entwicklungsländern in Erklärungsnotstand
geraten.44
Eine
wichtige
Dimension
des
Klimawandels
ist
also
auch
die
globale
Verteilungswirkung seiner Folgen. Vor diesem Hintergrund entstehen aus den
Klimaproblemen ein erhebliches sicherheitspolitische Probleme und somit auch eine
starke Handlungsnotwendigkeit die besonders von den Industriestaaten vorangetrieben
werden sollte.
43
44
Vgl. http://www.bpb.de Heft 287 Umweltpolitik ohne Seite 14.12.2007
Vgl. http://www.bpb.de/publikationen/SKRBNR.html 18.01.2008
43
Durch den Klimawandel verändern sich die Voraussetzungen für regionale
Produktionsprozesse
und
Versorgungsstrukturen.
Regionale
Wasserknappheit
beeinträchtigt die Entwicklung in der Bewässerungslandwirtschaft, aber auch in anderen
wasserintensiven
Sektoren.
Dürren
und
Bodendegradation
schränken
die
landwirtschaftliche Produktion ein. Häufigere Extremereignisse, wie Sturmfluten und
Überschwemmungen, gefährden küstennahe Standorte, sowie Infrastruktur für
Transport, Versorgung und Produktion. In der Summe kommt es so zu erzwungenen
Verlagerungen und Schließungen von Produktionsstätten. Je nach Ausprägung und
Intensität der Klimawirkungen ist eine spürbare Beeinträchtigung der Weltwirtschaft
möglich.45
Bei
einem
ungebremsten
Klimawandel
ist
mit
erheblichen
Wachstumseinbußen zu rechnen. Damit verringern sich zunehmend auch die
ökonomischen Handlungsspielräume, um sich auf nationaler und internationaler Ebene
zu positionieren.
Lebensgrundlage Umwelt
Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit wird daher im 21.
Jahrhundert zu den größten politischen Herausforderungen werden. Eine Vielzahl
lokaler, regionaler und globaler Umweltprobleme tragen dazu bei, dass sich in vielen
Ländern die wirtschaftliche Lage verschlechtert und auch weiterhin in manchen
Regionen Destabilisierungsprozesse ausgelöst werden. Besonders Gesellschaften im
Übergang von autoritären zu demokratischen Gesellschaftsformen sind krisen- und
konfliktanfällig. Der Klimawandel wird zukünftig viele dieser Länder treffen und unter
enormen gesellschaftlichen Anpassungsdruck setzen.
Dieser Zusammenhang könnte für viele afrikanische Länder, aber auch für China von
Bedeutung sein. Das wiederum führt dazu, dass in diesen Ländern die Menschen
aufgrund der verschärften Verelendung nicht umweltschonend handeln können. Diesen
entstehenden Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Nur so ist es möglich, eine stetige
und anhaltende Verbesserung zu erzielen.
Um diesem Dilemma sinnvoll begegnen zu können, haben sich die Regierungen der
Welt auf das Leitbild der so genannten nachhaltigen Entwicklung verständigt.
45
Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Welt im Wandel
Sicherheitsrisiko Klimawandel, 2007) S. 5 ff
44
Das Prinzip der Nachhaltigkeit und das Konzept der nachhaltigen Entwicklung bilden
seit dem Erdgipfel von Rio de Janeiro 1992, der „ Konferenz der Vereinten Nationen
über Umwelt und Entwicklung“, das Leitbild der internationalen Umwelt- und
Entwicklungspolitik. Dieses Nachhaltigkeitsprinzip soll allen Völkern der Erde gleiche
Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen, aber auch die Interessen der nachfolgenden
Generationen berücksichtigen.
Diese Interessen schließen insbesondere den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen
ein, sodass nachhaltige Entwicklung als globales Politikziel gesehen werden muss.
Deshalb ist eine Trendwende im Umwelt- und Ressourcenverbrauch der Weltwirtschaft,
sowie im allgemeinen Konsumverhalten von Nöten. Unter dem Dach der Vereinten
Nationen haben sich dazu 178 Staaten in der Rio-Deklaration über Umwelt und
Entwicklung, sowie in der Agenda 21 verpflichtet.46 Agenda 21 ist ein
Aktionsprogramm mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von
Nachhaltigkeit auf lokaler, nationaler und globaler Ebene. Der Preis für die weltweite
Zustimmung zum Leitbild der Nachhaltigkeit ist ein hohes Maß an begrifflicher
Unschärfe, die vielfältige Interpretationsmöglichkeiten zulässt und eine nahezu
beliebige Verwendung des Begriffs der Nachhaltigkeit als politisches Schlagwort
ermöglicht.
Die weitgehende Beliebigkeit, mit der sich heute ein jeder des Nachhaltigkeitsbegriffs
bedienen kann, ist dafür kennzeichnend. Dieses kommt in den unterschiedlichen
Vorstellungen der wohlhabenden Industrieländer, der wachsenden Zahl so genannter
Schwellenländer und den hoch verschuldeten Entwicklungsländern immer wieder zum
Ausdruck. Während sie alle global das Ziel der Nachhaltigkeit befürworten, verbinden
sie damit im Detail mitunter gegenläufige Interessen. Es scheint aber auch Regierungen
zu geben die sich auf dem Papier dazu bekannt haben umweltschonender zu handeln,
aber in der Realität ihr Handeln im Bezug auf Umwelt nie geändert haben.
Mit der Formulierung des Leitbilds der Nachhaltigkeit ist die internationale Politik für
Umwelt und Entwicklung in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in eine
neue Phase getreten.
Durch das Bemühen, die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen in der heutigen
Politik mit zu berücksichtigen, haben ökologische und soziale Aspekte in
46
Vgl. http://www.bpb.de Heft 287 Umweltpolitik ohne Seite 17.12.2007
45
Politikplanung und Wirtschaftsmodelle Einzug gehalten. Vor dem Eindruck
schwindender natürlicher Ressourcen und der ungleichen Verteilung des Wohlstands
der Nationen wurde das weltweite Bewusstsein für die außerordentliche Komplexität
der Umweltproblematik verbessert.
Kyoto Protokoll
Das Kyoto Protokoll ist ein internationales Abkommen der aus der UN stammenden
Klimarahmenkonvention Organisation (UNFCCC), dessen Ziel es ist, den weltweiten
Klimawandel und dessen Folgen weitestgehend zu vermindern. Das Kyoto Protokoll
schreibt Ziele zur Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen vor, dass heißt die
Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu
erreichen, auf dem eine gefährliche Störung des Klimasystems verhindert wird. Des
Weiteren soll die Verbesserung der Energieeffizienz-Erforschung und die Förderung,
Entwicklung und Nutzung von neuen / erneuerbaren Energieformen erfolgen.
Außerdem müssen Strategien und Maßnahmen zur Begrenzung oder Reduktion von
Treibhausgasen entwickelt werden.
Das Protokoll sieht vor, dass die meisten Industrieländer ihre Emissionen um 6 - 8
Prozent unter das Niveau von 1990 senken sollen, hierfür wird ihnen Zeit bis 2012
gegeben.
Wissenschaftliche
Schätzungen
ergaben,
dass
die
weltweiten
Treibhausgasemissionen bei Einhaltung des Kyoto- Protokolls, verglichen mit 1990, im
Jahre 2050 ca. um die Hälfte gesunken sein werden.47 Deutschland hat sogar
vorgeschlagen bis zum Jahre 2020 seine Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um 40
Prozent zu vermindern, allerdings nur wenn sich die gesamte EU zu einer
Verminderung um ca. 30 Prozent bereit erklärt.
Die Ukraine und Russland haben sich dazu verpflichtet ihr Emissionsniveau von 1990
nicht zu überschreiten. Für Entwicklungsländer wie China sind keine Beschränkungen
vorgesehen.48
Die Kyoto – Vereinbarung ist aber auch sehr problematisch zu betrachten.
Viele Kritiker wie zum Beispiel Nichtregierungsorganisationen wie der WWF oder
Greenpeace stehen den Beschlüssen von Kyoto sehr skeptisch gegenüber. Auch viele
47
Vgl. http://www.stern.de/politik/ausland/:Klimagipfel-Montreal-Was-KyotoProtokoll/536604.html?eid=550666&s=1&nv=ex_rt 17.01.2008
48
Vgl. http://www.stmuk.bayern.de 16.01.2008
46
Parteien die sich der Aufgabe Umweltschutz gewidmet haben, sehen die Beschlüsse des
Protokolls in Kyoto zu niedrig angesetzt. Um mindestens 40 Prozent müsste der
Ausstoß der wichtigsten Klimagase in den Industriestaaten bis spätestens zum Jahr 2012
gegenüber 1990 gesenkt werden, um dem drohenden Klimakollaps vielleicht noch zu
entgehen. Und auch das würde nur ausreichen, wenn danach weitere Reduzierungen
folgen.49
Das Ergebnis des Klimagipfels im japanischen Kyoto wurde somit auf die folgenden
Punkte festgelegt:
5,2 Prozent Reduzierung bis zum Jahr 2012, bezogen auf sechs Gase. Für die EU gelten
minus 8 Prozent, für die USA 7, für Japan 6 Prozent. Zum Beispiel Russland und die
Ukraine, wo der Treibhausgas-Ausstoß durch den wirtschaftlichen Kollaps gefallen ist,
dürfen ihre Emissionen wieder auf das Maß von 1990 steigern. Das bedeutet sogar, dass
vielleicht
das
Gegenteil
einer
Reduzierung
durch
Kyoto
erfolgt.
Die
Emissionsentwicklung in den unterentwickelten Staaten ist aber in dieser Rechnung
noch
nicht
enthalten.
Besonders
umweltfeindliche
Industrien
könnten
ihre
Produktionsstätten in diese Teile der Welt verlagern und damit die sowieso schon nicht
ausreichende Kyoto -Vereinbarung somit auch noch zu unterlaufen.
Der internationale Klimagipfel, auf dem die führenden Industriestaaten, allen voran die
USA, den Ton angaben, ist der Beweis dafür, dass die kapitalistisch orientierten Staaten
dieser Erde nicht in der Lage sind, die Zukunft der Menschheit zu sichern.50
49
Vgl. http://globalwarming.freeflux.net/blog/archive/2007/01/25/plaene-gegen-den-drohendenklimakollaps.html. 17.12.2007
50
Vgl http://www.weltalmanach.de/ Weltklimakonferenz auf Bali beschließt Verhandlungsfahrplan
07.12.2007 18.12.2007
47
Globalisierung
Soziale Probleme
Problemsituation
Einleitung
Zunächst soll auf die demographische Entwicklung eingegangen werden. Hierbei soll
die weltweite Entwicklung aufgezeigt werden, gefolgt von einem Überblick bezüglich
der Situation in Europa. Dabei werden einige Faktoren angesprochen, die verantwortlich
für diese Entwicklung sind, u.a. die Geburtenrate und Lebenserwartung. Die
Problematik der demographischen Alterung, die für Europa daraus resultiert, wird
anknüpfend daran unter 2.1 geschildert. Unter 1.3 wird die weltweite Situation der
Arbeit dargestellt, insbesondere der Trend, der sich hierbei klar erkennen lässt. 1.4 soll
anhand einiger Beispiele verdeutlichen, dass Armut und Ungleichheit
ein
allgegenwärtiges und auch für die Industrieländer kein fremdes Thema mehr ist. Des
Weiteren zeigt 2.2 die „Globalisierung der Arbeit“ als Chance im Rahmen der
Globalisierung auf. Anschließend werden 2 Szenarien vorgestellt, die Prognosen für das
Jahr 2050 machen. Schließlich bilden einige Empfehlungen für Europa den Abschluss.
48
Demographische Entwicklung weltweit und in Europa
Abbildung 16: Weltbevölkerung, 1959-2050
Quelle: UN, (World Population Prospects - The 2004 Revision, 2005), S. 8
Die
Abbildung
1651
zeigt
4
prognostische
Alternativen
auf,
wie
die
Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahre 2050 verlaufen könnte. Allen gemeinsam ist,
dass in jedem Fall ein Wachstum unterstellt wird. Bei gleich bleibenden Geburtenraten
würde die Weltbevölkerung demnach bis zum Jahre 2050 auf ca. 11.8 Milliarden
Menschen ansteigen. Dies stellt die höchste Schätzung dar. Darüber hinaus werden
jeweils eine hohe, mittlere und niedrige Geburtenrate in Betracht gezogen, wobei
letztere Variante mit nur unter 8 Milliarden ein sehr unwahrscheinlicher Ausgang sein
dürfte, da die Weltbevölkerung bereits jetzt bei etwa 6.752 Milliarden liegt. Beachtlich
erscheint zunächst die hohe Differenz von etwa 4 Milliarden zwischen höchstem und
niedrigstem Wert. Zurückzuführen ist dies jedoch auf mehrere Faktoren, die nur sehr
schwer zu prognostizieren sind. Von besonderer Bedeutung ist hierbei vor allem die
Geburtenrate. Zur Reproduktion wird eine Geburtenrate von 2.1 benötigt. Weltweit ist
diese sehr uneinheitlich, vor allem ist der Unterschied zwischen Industrie- und
Entwicklungsländern sehr deutlich. Dadurch liegt die durchschnittliche Geburtenrate
weltweit bei 2.65. Bei letzteren fungieren Kinder zum einen selbst heute noch als
„häusliche Arbeitskräfte“ und zum anderen als Mittel zur Alterssicherung. Hinzu
kommt eine hohe in der Tendenz aber abnehmende Säuglings- und Kindersterblichkeit
in bestimmten Regionen der Welt, u.a. Lateinamerika und Afrika, sodass von
51
52
Aus: UN, (World Population Prospects - The 2004 Revision, 2005), S. 8
Vgl: UN, (World Population Prospects: The 2006 Revision, 2007), S. 5
49
Vornherein mehr Kinder geboren werden, um diese auszugleichen. Auch die steigende
Lebenserwartung auf Grund einer zunehmend besseren medizinischen Versorgung trägt
zum weltweiten Bevölkerungsanstieg bei. Dabei sind insbesondere Maßnahmen zur
Bekämpfung und Verhinderung der Ausbreitung von AIDS/ HIV, Malaria, aber auch
Diarrhöe bei Kindern von Bedeutung. Der bezahlbare Zugang zu Medikamenten ist ein
wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang, soll jedoch in diesem Rahmen nicht
ausführlicher thematisiert werden. Ebenso wichtig zur Vermeidung der Übertragung
von Krankheiten ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser. 21 bzw. 42 Prozent der
Bevölkerung
in
Entwicklungs-
und
Schwellenländern
sind
von
diesem
ausgeschlossen.53 Es wird deutlich, dass das Versorgungsnivea nicht nur eine Frage der
Verfügbarkeit, sondern ebenso eine der finanziellen Ressourcen ist, so beträgt der
durchschnittliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch in den USA rund das 12- fache von den
Bewohnern der afrikanischen Staaten54.
Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass Krankheit natürlich nicht nur die
Lebenserwartung verkürzt, sonder ebenfalls die Konfliktbereitschaft der Menschen und
somit auch politische Auseinandersetzungen fördert. Gesundheit als wichtigstes Kapital
des Menschen, ist also integraler Bestandteil der Armutsbekämpfung.
Neben der quantitativen Veränderung hat die Bevölkerungsentwicklung auch eine
qualitative Veränderung zur Folge. Die Menschen leben heute weitaus länger bei
besserer Gesundheit, so betrug in Europa die Lebenserwartung im Jahre 2003 bei
Männern 75.1 und Frauen 81.2 Jahre55. 1950 lag diese bei Männern bei 65 und Frauen
bei 69 Jahren56. Parallel sind allerdings die Fruchtbarkeitsraten zurückgegangen, sodass
sie heutzutage in Europa durchschnittlich bei 1.5 und somit weit unter der Reproduktion
liegen.
53
Vgl: BPB, (Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen)
Vgl: UN, (Human Development Report 2006, 2006), S. 34
55
Vgl: Europäische Kommission, (Europa in Zahlen -Eurostat Jahrbuch 2006-07, 2007), S. 59
56
Vgl: Statistisches Bundesamt
54
50
Arbeit und Beschäftigung
Abbildung 17: Weltweite Beschäftigung, 1995-2005
Quelle: ILO, (Global Employment Trends – Brief, 2006), S. 1
Bei einer Betrachtung der Beschäftigungsquoten in der Welt wird anhand der Abb. 1757
zunächst einmal deutlich, dass die absolute Anzahl der Beschäftigten weltweit
zugenommen hat. Innerhalb eines Zeitraumes von 1995 bis 2005 erfolgte ein Anstieg
von rund 2,45 Mrd. auf rund 2,85 Mrd. Menschen, was einer Zunahme von 16 Prozent
entspricht und zunächst durchaus zu positiven Aussagen verleitet. Viel bedeutender und
gleichzeitig ernüchternder ist jedoch in diesem Zusammenhang die Entwicklung des
Anteils der Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung, also die relative Betrachtung.
Diese macht nämlich deutlich, dass die Anzahl der Beschäftigten innerhalb des
genannten Zeitraums von 62.8 Prozent auf 61.4 Prozent gesunken ist58. Die Erklärung
dafür liegt in dem starken Wachstum der Bevölkerung. Zwar ist der betrachtete
Zeitraum vergleichsweise kurz, dennoch ist der Trend klar erkennbar. Problematisch
hierbei ist insbesondere, dass fast die Hälfte der Arbeitslosen Jugendliche sind, obwohl
sie lediglich einen Viertel der Erwerbspersonen darstellen59. Hierzu sei auch angemerkt,
dass nicht alle Personen dem Risiko, arbeitslos zu werden, gleichermaßen ausgesetzt
sind. So sind beispielsweise die Beschäftigten im Niedriglohnsegment eindeutig
benachteiligt. Der Grund liegt darin, dass Arbeitsplätze, die wenig Qualifikation
voraussetzen, leichter automatisiert, rationalisiert und verlagert werden können. Hinzu
kommt das hohe Arbeitsangebot in diesem Segment, was einen hohen Druck auf die
Beschäftigten hinsichtlich ihrer Beschäftigung und ihrer Löhne zur Folge hat. Parallel
zum Bedeutungsverlust der einfachen, mechanischen Arbeit hat sich die Nachfrage nach
57
Aus: ILO, (Global Employment Trends – Brief, 2006), S. 1
Vgl: BPB, (Arbeitslosenquoten)
59
Vgl: BPB, (Arbeitslosenquoten)
58
51
spezialisiertem, innovativem Wissen erhöht. Somit steigen infolge der vertieften
internationalen Arbeitsteilung, welche in den Industrieländern den Strukturwandel hin
zur Produktion kapital- und wissensintensiver Güter und Dienste beschleunigt, die
Beschäftigungschancen und die Arbeitsentgelte qualifizierter Personen, während die
weniger Qualifizierten in vielen Fällen nur bei Verzicht auf entsprechende
Lohnsteigerungen Arbeit finden60.
Ebenso kann die Globalisierung ihr „Versprechen“, nachhaltig mehr Arbeitsplätze zu
schaffen, offensichtlich nicht halten. Während in z.B. in Südostasien in den
Achtzigerjahren noch 337 Millionen Jobs geschaffen wurden, waren es in den
Neunzigerjahren nur noch 176 Millionen. Damit konnte das Jobwachstum ebenfalls
nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. Die steigende Arbeitslosigkeit,
welche zwischen 1993 und 2003 von 3.9 auf 6.3 Prozent stieg, steht deutlich im
Widerspruch zu den angeblichen Vorteilen der Handelsliberalisierung61.
Ungleichheit und Armut
Laut Weltbank haben in den 90er Jahren rund drei Milliarden Menschen, etwa die
Hälfte der Weltbevölkerung, vom wachsenden Welthandel profitiert. Dennoch,
Globalisierung führt nicht unbedingt automatisch zu Wachstum oder zu gerechter
Verteilung des Wohlstands, auch gewährt sie keinesfalls stetiges Wachstum. So lag das
durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zwischen 1960 und 1980 um 83 Prozent, in den
folgenden zwei Jahrzehnten nur noch um 33 Prozent.62
Tatsächlich geht es heute einem Viertel der Erdbevölkerung wesentlich besser.
Allerdings steht dem auch ein Fünftel gegenüber, dem es schlechter geht als noch vor
zwanzig Jahren.63 Gleichzeitig ist das Einkommensgefälle zwischen den reichsten und
ärmsten Ländern wesentlich größer geworden, wie Abbildung 364 zeigt. Analog dazu ist
die Zahl der globalen Milliardäre zwischen 2003 und 2006 um 59% gestiegen. Das
Vermögen der drei reichsten Personen ist größer als das gemeinsame BIP der 48 am
60
Vgl: Deutsche Bank, (Globalisierung und Verteilung, 2007), S. 27
Vgl: attac, (Globalisierung - Daten und Fakten, 2006), S. 2
62
Vgl: Bundesamt für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, (Wirtschaft –Soziales–Entwicklung, 2004), S. 65
63
Vgl: GTZ/ DTG/ KfW/ DGPH/ DVGPH, (Gesundheit, Entwicklung und Globalisierung), S.19
64
Aus: Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, (Eine Faire Globalisierung, 2004),
S. 40
61
52
wenigsten entwickelten Länder.65 Dort leben 600 Millionen Menschen. Obwohl 84
Prozent der Menschheit in Entwicklungsländern leben entfallen nur 11 Prozent der
globalen Gesundheitsausgaben auf diesen Teil der Welt. Auch Forschungsinvestitionen
erfolgen überwiegend in den reichen Ländern und im Zusammenhang mit deren
Erkrankungen66 – nur um einige Beispiele zu nennen, die diesen Trend ganz klar
belegen.
Abbildung 18: Pro-Kopf-BIP in den ärmsten und reichsten Ländern, 1960-62 und 2000-02, (in
konstanten US-Dollar 1995), einfache Mittelwerte
Quelle: Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, (Eine Faire Globalisierung,
2004), S. 40
Die Zahl der Menschen, die mit weniger als 1 US-$ pro Tag und somit unterhalb der
absoluten Armutsgrenze leben, ist weltweit zwischen 1990 und 2000 von 1.24 auf 1.1
Milliarden gesunken. Dem ist jedoch anzumerken, dass China und Indien, die seit
längerem eine sehr positive Entwicklung durchlaufen, 38 Prozent der Weltbevölkerung
darstellen und damit erheblich zu dieser Reduktion beigetragen haben. Ohne China –
um dies zur verdeutlichen – hat sich die Zahl von 876 auf 896 Millionen erhöht. In
Osteuropa und Zentralasien allein hat diese von 6 Millionen auf 20 Millionen
zugenommen. Ebenso kam es in Afrika, Lateinamerika, der Karibik sowie im Nahen
Osten und Nordafrika zu einem Anstieg.67
Das Thema Globalisierung und Verteilung wurde lange Zeit nur mit Blick auf
vermeintliche Gegensätze zwischen den Industrieländern der nördlichen Erdhalbkugel
65
Vgl: attac, (Globalisierung - Daten und Fakten, 2006), S. 1
Vgl: GTZ/ DTG/ KfW/ DGPH/ DVGPH, (Gesundheit, Entwicklung und Globalisierung), S. 7
67
Vgl: attac, (Globalisierung - Daten und Fakten, 2006), S. 2
66
53
und den Ländern des Südens debattiert. Dabei es ist keinesfalls mehr ein Phänomen,
welches sich nur zwischen diesen Parteien abspielt. Industrieländer sind zunehmend
ebenso betroffen. Gemessen am Gini-Koeffizienten, welcher ein Maß zur Darstellung
der Ungleichverteilung bzw. Einkommenskonzentration ist, hat die Konzentration der
Nettoeinkommen der privaten Haushalte in den Industrieländern in den letzten
Jahrzehnten zugenommen. Im Durchschnitt der OECD Staaten ist der Gini-Koeffizient
für die verfügbaren Einkommen der Haushalte von Mitte der 80er Jahre bis zum Jahr
2000 um 5.5% gestiegen.68 Einen Überblick zur diesbezüglichen Situation in Europa
liefert Abb. 469. Je höher der Koeffizient hierbei ist, desto höher ist die
Ungleichverteilung. Zurzeit liegt dieser in Deutschland bei 28.3, in den USA bei 40.8,
China 46.9 und Namibia mit dem schlechtesten Wert bei 74.3. Es ist anzumerken, dass
tendenziell
in
Ländern
mit
traditionell
umfangreichen
staatlichen
Umverteilungsaktivitäten auch ein geringer Gini-Koeffizient einhergeht.
Abbildung 19: Gini-Koeffizient der Netto-Einkommensverteilung der Haushalte, %
Quelle: Deutsche Bank, (Globalisierung und Verteilung, 2007), S. 7
Des Weiteren leben Millionen von Menschen trotz Erwerbstätigkeit in Armut. Armut
trotz Arbeit, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) spricht hier von „working
poor“, ist mitunter ein Grund für die zunehmende Ungleichheit in vielen Staaten. Seit
den 90er Jahren ist der Anteil dieser Menschen sogar höher als seit dem 2. Weltkrieg.
Die ILO unterscheidet hier zwei Gruppen: Menschen, die mit unter einem US-$ pro Tag
und Kopf leben und solche, die mit unter 2 US-$ pro Tag und Kopf leben. Bei 1 US-$
pro Tag und Kopf hat sich die Anzahl der Menschen zwischen 1980 und 2005 sowohl
absolut als auch relativ verringert, nämlich um ca. 17 Prozent. Den größten Anteil an
68
69
Vgl: Deutsche Bank, (Globalisierung und Verteilung, 2007), S. 6
Vgl: Deutsche Bank, (Globalisierung und Verteilung, 2007), S. 7
54
dieser Reduzierung hat China. Der Grund hierfür wurde oben bereits erläutert. Bei 2
US-$ nahm der Anteil der Menschen allerdings um ca. 1,5 Prozent zu und liegt derzeit
bei rund 1,4 Mrd.70
In den meisten Ländern hat also die Einkommensungleichheit zwar zugenommen, doch
bleibt offen, in welchem Umfang dies tatsächlich auf die Globalisierung zurückzuführen
ist. Nichts desto trotz führen Armut und Ungleichheit zur sozialer Unruhe und
politischer Destabilisierung und können letztendlich sogar den Weltfrieden gefährden.
Chancen und Risiken
Demographische Alterung und ihre Folgen
Die bereits unter 1.2 angesprochene qualitative Veränderung hat zur Folge, dass das
Durchschnittsalter der Weltbevölkerung zwischen 1959 bis 2005 von 23.9 auf 28.1
Jahre gestiegen ist.71 Auch in Zukunft steht die EU demographischen Veränderungen
gegenüber, die weit reichende Auswirkungen auf viele Bereiche der Gesellschaft haben
werden, etwa auf Sozialsysteme, Verbraucherstrukturen,, Bildungsbereich und
Arbeitsmärkte. Auf Grund der steigenden Lebenserwartung und rückläufigen
Fruchtbarkeit, die eindeutig als Grundtendenzen dieser problematischen Entwicklung zu
sehen sind, entsteht eine Bevölkerung mit immer mehr älteren Menschen. Damit sinkt
gleichzeitig der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter. Das Altern der
Bevölkerung könnte das jährliche potenzielle Wachstum des BIP in Europa von heute 2
bis 2.25 Prozent auf 1.25 Prozent im Jahre 2040 drücken.72 Wirtschaftliches Wachstum
hat es ohne Bevölkerungswachstum noch nie gegeben. Daher ist auch die soziale
Besserstellung der Europäer durch die abnehmende Erwerbsbevölkerung und einen
zunehmenden Anteil der Rentner gefährdet.
Einer Bevölkerungsprojektion zur Folge könnten in der EU-25 bis 2050 15 Millionen
weniger Kinder existieren als 2005. Die Anzahl der 55-64 jährigen wird sich in der
gleichen Zeit um etwa 4 Millionen erhöhen. Die stärksten Veränderungen sollen hierbei
vor allem bei den sehr alten Menschen erfolgen: 51 Millionen Bürger im Alter von über
70
Aus: ILO, (Global Employment Trends – Brief, 2006), S. 11
Vlg: BPB, (Bevölkerungswachstum)
72
Vgl: Europäische Kommission, (Angesichts des demografischen Wandels – eine neue Solidarität zwischen den
Generationen, 2005), S. 7
71
55
80 Jahren. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahre 2005.73 Die Bevölkerung der EU
dürfte zwar bis 2025 von 458 Millionen Einwohner (2005) noch leicht auf 469.5
Millionen anwachsen,74 allerdings lediglich dank der Zuwanderung und hohen
Lebenserwartung. Danach ist eine Abnahme aus jetziger Sicht ohne greifende
Maßnahmen unumgänglich. Eine weitere Folge wäre das Absinken des Verhältnisses
der steuerzahlenden Erwerbstätigen zu Rentnern von nun 4:1 auf 2:1.75 Selbst die
Erweiterung der EU hat dabei die Zahl der Mitgliedsstaaten mit sehr niedrigen
Geburtenraten lediglich erhöht. Im Gegensatz dazu wächst die Bevölkerung in Asien,
Lateinamerika und vor allem in Afrika noch rasch an.
Globalisierung der Arbeit
Globalisierung der Arbeit – geprägt wurde dieser Begriff von dem Internationalen
Währungsfond (IMF) und meint den enormen Zuwachs der in der Weltwirtschaft
verfügbaren Arbeitskräfte. Der Grund hierfür liegt vor allem in der Integration von
Indien und China in die internationale Arbeitsteilung. Aber auch Fortschritte in der
Telekommunikation und im Transportwesen haben einen starken Beitrag geleistet. Dem
IMF zufolge stehen der Weltwirtschaft heute im Vergleich zum Anfang der 80er Jahre
viermal so viele Arbeitskräfte zu Verfügung und der Trend könnte bis zum Jahre 2050
nochmals zu einer Verdopplung führen.76 Insbesondere ist das Angebot an weniger gut
qualifizierten Arbeitskräften absolut - gemessen am westlichen Standard – deutlich
gestiegen. Im Verlaufe der letzten 25 Jahre hat allerdings auch der Anteil der höher
qualifizierten Arbeitskräfte um etwa 50 Prozent zugenommen, hauptsächlich auf die
entwickelten
Ökonomien
zurückzuführen,
aber
auch
China.
Entgegen
den
Befürchtungen, die Globalisierung könnte die Löhne in den Industrieländern in die
Tiefe treiben, sind die Löhne seit 1980 bis heute um 60 Prozent gestiegen. Einem
Verfall der Löhne steht ebenfalls entgegen, dass in Schwellenländern mit deutlich
steigenden Löhnen zu rechnen ist, wenn auch nicht völlig abgestritten werden kann,
dass eine gewisse Angleichung – in erster Linie – der Löhne niedrig qualifizierter
73
74
Vgl: Europäische Kommission, (Europa in Zahlen -Eurostat Jahrbuch 2006-07, 2007), S. 59
Vgl: Europäische Kommission, (Angesichts des demografischen Wandels – eine neue Solidarität zwischen den
Generationen, 2005), S. 7
75
Vgl: CIA, (Long-Term Global Demographic Trends – Reshaping the Geopolitical Landscape, 2001), S. 7
76
Vgl: IMF, (Globalization of Labor – Finance & Development, 2007)
56
Tätigkeiten erfolgen wird. Alles in einem haben die Industrieländer dennoch von diesem
Prozess bislang profitiert. Und es dürfte auch noch eine Weile dauern, bevor sich die
Knappheitsrelation beim weltweiten Arbeitsangebot substanziell verschieben.77
78
Szenarien
Szenario 1: Die niedrige Geburtenrate bestimmt die Entwicklung
Aufgrund der zunehmenden Migration in Europa und Japan gelingt es zwar die
Bevölkerungsalterung in den Ländern zu verlangsamen, eine Umkehr des Trends erfolgt
jedoch nicht. Für die Bevölkerungszahl der Erde im Jahre 2050 bestehen zwei
Alternativen: Die erste Variante geht von rund 7.7 Milliarden Menschen aus.
Bestimmend für diese nahezu unwahrscheinlich niedrige Bevölkerungszahl sind vor
allem eine niedrige Geburtenrate und die Erkrankungen an AIDS/HIV sowie die starke
Ausbreitung
dessen.
Wichtigste
Einflussfaktoren
der
zweiten
Variante
sind
insbesondere die lange Lebenserwartung und Geburtenraten, die über die Reproduktion
hinausgehen. Die Verlangsamung des Alterungsprozesses in Europa ist mitunter auch
damit zu begründen, dass die Einwanderer eine höhere Geburtenziffer haben, als das bei
den Einheimischen der Fall ist. Des Weiteren wird eine hohe Korrelation zwischen dem
BIP pro Kopf und der Geburtenrate zugrunde gelegt. Im Verlaufe dieser Entwicklung
wird eine Frau durchschnittlich 0.05 Kinder pro Jahr weniger bekommen, sodass dies
nach 40 Jahren im Durchschnitt 2 Kinder weniger macht.
Szenario 2: Die Entvölkerung der Erde
Dies ist ein Szenario, bei dem die Bevölkerungszahl im Verlaufe der demographischen
Entwicklung einen Höhepunkt erreicht und dann dauerhaft abnimmt. Dabei ist das keine
Folge von Umweltkatastrophen oder Epidemien etc., sondern einzig und allein dadurch
bedingt, dass die Geburtenrate weltweit zur Reproduktion nicht mehr ausreicht. Neben
der Abnahme der Geburtenrate ist der zweite entscheidende Faktor in diesem Szenario
die starke Verbesserung im Gesundheitssektor, dem sog. „health explosion“. Bis zum
77
78
Aus: Deutsche Bank, (Globalisierung und Verteilung, 2007), S. 16
Vgl: CIA, (Long-Term Global Demographic Trends – Reshaping the Geopolitical Landscape, 2001), S. 92-95
57
Jahre 2050 steigt die Lebenserwartung dabei weltweit um 10 Jahre, während die
Geburtenrate von 2.6 auf 1.56 durchschnittlich fällt. In entwickelten Ländern liegt diese
dann bei 1.4 und in weniger entwickelten Ländern bei 1.6 bis 1.7. Infolgedessen findet
eine große Veränderung in der Verteilung der Erdbevölkerung statt. Tabelle 179 gibt
einen Überblick hierzu. Die Werte geben jeweils den prozentualen Anteil an der
Gesamtbevölkerung an.
Tabelle 1 Verteilung der Erdbevölkerung
1950
32%
22%
3,2%
Entwickelte Länder
Europa incl. Russland
Japan
Am wenigsten entwickelte
7,8%
Länder
2001
21%
13%
2,2%
2050
14%
7,5%
1,2%
10%
19%
Quelle: CIA, (Long-Term Global Demographic Trends – Reshaping the Geopolitical Landscape, 2001), S. 93
Schließlich wird es zu einer noch größeren Ungleichheit zwischen den heutigen
Industrie- und Entwicklungsländern kommen. Zu begründen ist dies damit, dass die
Industrieländer ein hohes wirtschaftliches Niveau erreicht haben, bevor sie „alt
geworden sind“. Den Entwicklungsländern gelingt genau das aufgrund der Alterung
nicht mehr. Folglich befindet sich die Menschheit in einer Situation, in der sie auf lange
Sicht aussterben wird.
Fazit /Empfehlung
Um den Problemen der Globalisierung und ihren Risiken richtig zu begegnen, aber auch
ihre Chancen zu nutzen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Europa. Eine davon ist die
Immigration - ein Mittel, um die auf dem Weltmarkt zur Verfügung stehenden
Arbeitskräfte zu nutzen. Diese sollte verstärkt genutzt werden, um das potentielle
Wachstum der Wirtschaft weiterhin zu gewährleisten, zumal die demographische
Alterung der EU in Zukunft andernfalls große Probleme bereiten wird. Da dies allein
langfristig den Prognosen aus 2.1 zufolge nicht genügen wird und ohnehin eine
79
CIA, (Long-Term Global Demographic Trends – Reshaping the Geopolitical Landscape, 2001), S. 93
58
Diskrepanz zwischen der Zahl an Kindern, die die Europäer gerne hätten diese liegt bei
2.3 und der tatsächlichen Kinderzahl besteht, ist es wichtig, Maßnahmen zur Steigerung
der Geburtenrate zu verfolgen. Es müssen Möglichkeiten geboten werden, Familie und
Beruf miteinander zu kombinieren. Darüber hinaus sind eine stärkere Beteiligung am
Arbeitsmarkt – insbesondere für bestimmte Gruppen der Bevölkerung wie Frauen,
Jugendliche und ältere Arbeitsnehmer notwendig, um den Rückgang der Bevölkerung
im erwerbsfähigen Alter auszugleichen sowie Maßnahmen im Hinblick auf Innovation
und Produktivitätssteigerung. Grundlage für letztere ist u.a. die Investition in
Humankapital. Eine weitere Maßnahme wäre die Schaffung eines „europäischen
Arbeitsmarktes“ sowie die Forderung nach größerer beruflicher Flexibilität, besonders
bei
weniger
Qualifizierten.
Letztlich
ist
parallel
eine
Modernisierung
der
Sozialschutzsysteme anzustreben, um die finanzielle und soziale Nachhaltigkeit
sicherzustellen und auf diese Weise zu ermöglichen, mit den Auswirkungen des
Alterungsprozesses umzugehen.
Finanzströme / Finanzmärkte
Problemsituation
Einleitung
Vielfach wird davon ausgegangen, die Globalisierung sei eine reine Folge des
weltweiten Handels. Doch wer sich etwas in der Geschichte auskennt, wird wissen, dass
schon in der Antike über Ländergrenzen hinweg gehandelt wurde. Das allein, kann also
nicht der Treiber der Globalisierung sein. Hier kommen zwei Faktoren ins Spiel, die oft
in den Hintergrund geraten: globale Finanzströme und multinationale Unternehmen.
Doch in welchen Regionen befinden sich die einflussreichen Finanzmärkte, welche
Akteure beeinflussen ihre Dynamik und wie wirken sich die Wechselkurse auf
Geschäfte aus? Darauf soll in den folgenden Kapiteln eingegangen werden.
59
Verteilung der Finanzmärkte und deren Akteure
Die Finanzmärkte werden in der heutigen Zeit weitestgehend vom Aktienhandel
beherrscht. Zwischen 1990 und 2006 ist der weltweite Handel von 5,7 auf 59,8
Billionen US-$ gestiegen80. Zum Vergleich dazu, beträgt das BIP der Vereinigten
Staaten von Amerika nur 13,195 Billionen US-$ (Stand 2006)81. Der größte Einfluss
geht dabei von den fünf mächtigsten Börsenplätzen aus. Dazu zählen, gemessen an den
Umsatzanteilen, allen voran die NYSE, gefolgt von der NASDAQ. Weit abgeschlagen
folgen die London Stock Exchange, sowie die Börse Tokio. Das Schlusslicht bildet die
erst seit 2000 am Markt befindliche Euronext. Anhand dieser Übersicht wird schnell
klar, dass die USA mit ihren börsennotierten Unternehmen die weltweiten Finanzmärkte
dominieren und mit ihren zwei großen Börsen über 56% des gesamten
Wertpapierhandels
bestreiten.
Europa
und
Asien
kommen
mit
den
drei
Haupthandelsplätzen auf nur 29%. Dennoch geht von jeder Zentralisierung eines
Finanzmarktes eine große Macht aus, da nahezu alle Finanztransaktionen über sie
abgewickelt werden müssen.
Momentan wird der Einfluss der asiatischen und süd-osteuropäischen Länder aber
immer größer, was sich allein schon durch den erhöhten Kapitalzufluss in diese
Regionen abzeichnet. Im Jahr 2006 flossen insgesamt 55 Mrd. US-$ nach Asien und
74,6 Mrd. US-$ nach Süd-Osteuropa, was hauptsächlich auf das niedrige Lohnniveau
dieser Länder und somit auf ausländische Direktinvestitionen in Fabriken, bzw. den
Kauf von Produktionskapazitäten zurückgeführt werden kann82.
Zunehmend beginnen auch ganze Staaten mit weltweiten Investitionen, um ihren
Einflussbereich zu erweitern. Als imposantes Beispiel ist hier China zu nennen, dessen
neu eingeführter Staatsfonds dazu dient, die Finanzreserven der Volksrepublik
gewinnbringend auf dem weltweiten Markt anzulegen.
80
Vgl. World Federation of Exchanges, Annual Report and Statistics 2006, S. 32
Vgl. Auswärtiges Amt, USA/Vereinigte Staaten Wirtschaftspolitik
82
Vgl. BPB, Kapitalflüsse in ökonomisch sich entwickelnde Staaten
81
60
Einfluss der Wechselkurse
Abgesehen von den bereits genannten Faktoren, beeinflussen auch die Wechselkurse
internationale Wirtschaftsbeziehungen. Schwankungen der Kurse wirken sich vor allem
auf große Unternehmen aus, die weltweit agieren und große Geldsummen bewegen.
Zum Beispiel leidet der Export europäischer Produkte in die USA unter dem momentan
starken Euro, da die Kaufkraft des Dollars extrem nachgelassen hat. Für Euroländer
wird es also zunehmend schwerer, Erzeugnisse in den USA abzusetzen.
Chancen und Risiken
Zentralisierung der Finanzmärkte
Die Zentralisierung der Finanzmärkte hat zur Folge, dass eine sehr große Abhängigkeit
von diesen Finanzzentren entsteht. Ein Ausfall, sei er beabsichtigt oder unbeabsichtigt,
kann die gesamte Weltwirtschaft nachhaltig beeinträchtigen. Zuletzt war eine solche
Katastrophe am 11. September 2001 eingetreten, als an der Wall Street für vier Tage
keinerlei Handel stattfand. Der Dow Jones stürzte um 7 Prozent ab, was sich weltweit
bemerkbar
machte83.
Die
einzigen
Gewinner
waren
damals
börsennotierte
Rüstungsunternehmen.
Des Weiteren schrecken viele private Anleger noch davor zurück, in die so genannten
„Emerging Markets“, also Schwellenländer, zu investieren. Viele Regionen gelten als
politisch unsicher oder weisen starke Haushaltsdefizite auf, was sich unter anderem in
stark schwankenden Aktienkursen widerspiegelt. Diese Faktoren führen dazu, dass
Investitionen hauptsächlich für professionelle Anleger mit genügend Kenntnissen über
die jeweiligen Regionen und deren Marktgegebenheiten geeignet sind. Es lässt sich
zwar ein allmähliches Umdenken seitens vieler Privatanleger erkennen, da hohe
Renditechancen auf Dauer verlockender sind, als die möglichen Risiken, die dahinter
stecken. Dennoch riskiert die Mehrheit nur ungern ihr Erspartes, was bewirkt, dass der
Kapitalzufluss aus privaten Quellen (wie bei den Börsen NYSE, NASDAQ, LSE, …)
noch relativ gering ist. Dieses Vertrauen ziehen nur die großen Börsen in stabilen
Regionen auf sich.
83
Vgl. ARD Börse, Als 9/11 die Finanzwelt erschütterte
61
Auf der Bankenseite zeichnet sich eine deutliche Zentralisierung in China ab. Drei der
weltgrößten Banken haben im Reich der Mitte ihren Sitz. Dazu zählen die ICBC, die
CCB und die BOC. Mit einer gesamten Marktkapitalisierung von 549,5 Mrd. Euro,
haben diese Banken erheblichen Einfluss, wenn es um die Finanzierung von großen
Industrie- und Handelsunternehmen, Infrastrukturprojekten oder den Außenhandel geht.
Gegenüber anderen Großbanken, genießen sie den Vorteil, vom Staat unterstützt zu
werden, da sie sich mehrheitlich noch im Besitz der Regierung befinden. Allein die
ICBC erhielt für eine dringend benötigte Restrukturierung eine Finanzspritze von 100
Mrd.
Dollar.
Für
europäische
oder
US-amerikanische
Verhältnisse
nahezu
unvorstellbare Summen, welche den Wettbewerb zwischen den Großbanken erheblich
verzerren84.
Risiko durch Staatsfonds
Staatsfonds, wie sie zum Beispiel in China vorhanden sind, fallen vor allem durch ihr
extrem großes Volumen auf. So besitzt der chinesische Fonds ein Startvolumen von ca.
200 Mrd. Dollar, wovon alleine 58 Mrd. Euro in europäische und US-amerikanische
Unternehmen investiert wurden85
86
. Des Weiteren befinden sich auch so genannte
Heuschrecken (z.B. Blackstone) im Visier des Staatsfonds, da durch sie die Türen zu
nahezu allen Wirtschaftsbereichen anderer Länder geöffnet werden können. Auf diese
Weise lässt sich der globale Einfluss Chinas noch weiter erhöhen und durch zukünftige
Finanzspritzen in den Fonds, wird dessen Einfluss mit Sicherheit noch an Größe
gewinnen. Dadurch steigt vor allem das Risiko für den innovativen Mittelstand in
Europa, da dieser sich gegen feindliche Übernahmen nur schwer wehren kann, da
finanzielle Mittel fehlen. Doch auch große Unternehmen sind vor Hedge-Fonds nicht
sicher, was zuletzt an dem deutschen Fotodienstleister CeWe-Color zu sehen war, der
sich nur mit Mühe gegen den Giganten MarCap Investors durchsetzen und somit das
Geschäft sichern konnte. Daran lässt sich erkennen, dass millionenschwere
Investitionen in Hedgefonds weit reichende Folgen für betroffene Unternehmen haben
können und der Einfluss Chinas auf diesem Sektor nicht unterschätzt werden darf.
84
Vgl. Financial Times Deutschland, Sonderbeilage „Finanzplatz China“
Vgl. DiePresse.com, Staatsfonds: China startet Einkaufstour
86
Vgl. ARD Börse, Der Staat als Finanzhai
85
62
Abhängigkeit von multinationalen Unternehmen (MNU)
Genau wie bei der Zentralisierung der Finanzmärkte, so hat auch die Abhängigkeit von
multinationalen Konzernen gravierende Nachteile. Vielfach gibt es Unternehmen, die
ganze Regionen am Leben halten (z. B. Nokia in Finnland, Volkswagen in Wolfsburg,
Daimler in Stuttgart) und unzählige Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Doch gerade
bei Großunternehmen wird das Verlangen stärker, Teile der Produktion oder sogar die
F&E nach Asien, mit Hauptziel China, zu verlegen. Eine solche Verlegung bringt in der
Regel Massenentlassungen mit sich, wodurch die Region in Mitleidenschaft gezogen
wird. Oft sind die einzigen Gründe für solche Entscheidungen die günstigeren Lohn-,
Produktions- und Materialkosten der asiatischen Länder.
Zunehmend müssen sogar mittelständische Unternehmen zu so drastischen Mitteln
greifen, um weiter wettbewerbsfähig bleiben zu können. Ein aktuelles Beispiel liefert
der Nürtinger Werkzeugmaschinenhersteller Metabo ab, welcher in Deutschland zwei
Werke mit 500 Mitarbeitern schließen wird, um in Shanghai ein Werk mit 400
Mitarbeitern eröffnen zu können87. Eine Entscheidung, die vor einigen Jahren noch
undenkbar war.
An die Risiken, die dabei über fehlende Arbeitsplätze hinausgehen, wird selten gedacht.
So wird den asiatischen Staaten in Zukunft der Plagiatbau wesentlich vereinfacht, da
sich die Produktionsstätten vor Ort befinden und in der Regel auch von dort ansässigem
Personal bedient werden. Und selbst ohne Produktpiraterie drohen gravierende Folgen:
Qualitätsverlust durch mangelhafte Bauteile (Problem seitens der einheimischen
Zulieferer), Know-how-Verlust durch ausgelagerte Forschungseinrichtungen und
letztendlich Imageverlust durch unzufriedene Kunden. Des Weiteren drücken die
Billiglohnländer das weltweite Lohnniveau, was vor allem in Hochlohnländern wie z.
B. Deutschland zu enormen Konkurrenzdruck führt.
Wechselkursproblematik
Die ständig schwankenden Wechselkurse bereiten weltweit agierenden Unternehmen
Probleme, wenn es um Investitionen im Ausland geht oder ausländische Handelspartner
87
Vgl. werkzeug-news.de, Aufbruch in eine andere Welt
63
vorhanden sind. Hier können unter Umständen große Umrechnungsverluste zum tragen
kommen, welche den Erfolg eines Betriebs schmälern können. Der momentan starke
Euro wird z. B. langfristig dafür sorgen, dass europäische Waren nur noch schwer beim
Hauptimporteur USA abgesetzt werden können.
Des Weiteren gilt der Yuan, die chinesische Landeswährung, als stark unterbewertet88.
Das erleichtert zwar den Chinesen Exporte und stärkt das dortige Wirtschaftswachstum.
Gleichzeitig leiden darunter aber die Ausfuhren der USA und Europas. Zudem ist der
Yuan an den Dollar gekoppelt, was für Europa Exporte in zweierlei Hinsicht erschwert,
da dem Euro nun zwei schwache, aber wichtige Währungen gegenüberstehen.
Manch anderen verhelfen die Wechselkursschwankungen aber auch zu großen
Gewinnen. Die Rede ist von Devisenspekulationen beim Daytrading, also die
Spekulation auf kurzfristige Wechselkursschwankungen. Meist erfolgen sie mit sehr
hohen Einsätzen, da nur dann die geringen Schwankungen einen lukrativen Gewinn
abwerfen. Da also Kapital in eine Devise investiert und kurz danach wieder
zurückgezogen wird, hat dies zur Folge, dass die Devise des Landes abgewertet wird.
Importe werden daher teurer und es kann so weit kommen, dass ein Land in den Ruin
getrieben wird, da es seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann89.
Trends
Abwanderung der Unternehmen
Die wichtigsten Akteure auf den Finanzmärkten sind zweifelsohne multinationale
Unternehmen. Zusätzlich zu ihrem Stammsitz, agieren sie auch im Ausland und
investieren somit regelmäßig Kapital in andere Länder und ihre Volkswirtschaften.
Gerade in den letzten Jahren wuchs der Anteil an Investitionen in asiatische Länder sehr
stark. Dabei ist der Hauptbeweggrund in der Regel nicht, Produktionsstandorte zu den
Absatzmärkten zu verlagern (der Absatz hochpreisiger, europäischer Produkte in Asien
gestaltet sich sehr schwer), sondern die Intention, die Firmenrendite durch Senkung der
Lohn-, Produktions- und Materialkosten zu erhöhen. Des Weiteren sind auch die
Unternehmenssteuersätze ein wichtiges Argument für einen Standortwechsel. Allein in
88
89
Vgl. finanznachrichten.de, Chinesischer Yuan deutlich unterbewertet
Vgl. handbuchderglobalisierung.de, Ton Veerkamp zum Thema Devisenspekulationen
64
China sind sie um 5% niedriger, als in Deutschland. In Asien-Pazifik allgemein, sogar
um 8%90.
Dennoch gibt es auch Unternehmen, die Asien als großen Absatzmarkt für sich
erschlossen haben und Produkte entwickeln, die der dortigen Nachfrage entsprechen.
Die Bosch-Gruppe ist ein solches Unternehmen und hat seine Forschungsgebiete auf
zukunftsträchtige Umwelt- und ressourcenschonende Kraftfahrzeugtechnik spezialisiert.
Angesichts der zunehmenden Motorisierung im asiatischen Raum, eine sinnvolle
Entscheidung. Durch weitere Investitionen in Höhe von 1,8 Mrd. Euro, soll der
Umsatzanteil Asiens bei der Bosch-Gruppe bis 2015 auf 25% des Gesamtumsatzes
gesteigert werden91.
Unterstützt werden diese Vorhaben von den guten Anbindungen vieler asiatischer
Metropolen an Flug- und Überseehäfen, welche einen Rücktransport der Fertigwaren in
die EU äußerst einfach gestalten. Selbst die dadurch entstehenden Transportkosten,
können die Einsparungen nicht zunichte machen.
Der Trend bei einheimischen Unternehmen geht also eindeutig in die Richtung,
Produktion und/oder Forschung nach China auszulagern, um weiterhin konkurrenzfähig
zu bleiben.
Der Euro als Leitwährung
Betrachtet man die fortwährende Ausweitung des Euroraums und den fallenden Wert
des Dollars gegenüber dem Euro, so erscheint ein Wechsel der Leitwährung von Dollar
zu Euro als durchaus denkbar. Ein solcher Wechsel setzt vor allem voraus, dass die
Devise weit verbreitet ist. Der Euroraum kann mit 15 Mitgliedsstaaten und 320
Millionen Menschen eine sehr weit reichende Verbreitung vorweisen und wird in den
nächsten Jahren durch den Beitritt zusätzlicher Staaten noch an Größe gewinnen
(geplant: Slowakei am 01.01.2009)92. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass immer
noch 66% aller Devisenreserven in Dollar gehalten werden und nur 25% in Euro93. Ein
großer Euroraum alleine, kann also keinesfalls für einen Wechsel sorgen.
90
Vgl. BPB, Unternehmenssteuersätze im internationalen Vergleich
Vgl. Bosch, Presseinformation Wirtschaft
92
Vgl. Europäisches Parlament, Eurozone: Schuldenberge abbauen und Konvergenzkriterien überdenken
93
Vgl. Spiegel Online, China entscheidet über das Schicksal des Dollars
91
65
Es ist nötig, dass die Kopplung an den Dollar (wie es bei vielen Währungen der Fall ist,
unter anderem auch beim chinesischen Yuan) gelöst wird und traditionelle
„Dollargeschäfte“, wie z. B. der Ölhandel, vorwiegend in Euro durchgeführt werden.
Die Zukunft des Euros und seine mögliche Stellung als Leitwährung hängt somit stark
davon ab, welche Entscheidungen in Peking und bei den großen Ölkonzernen getroffen
werden. Nach wie vor ist China das Land mit den größten Devisenreserven, welche sich
auf mehr als eine Billion Dollar belaufen und ein schneller Tausch in Euro würde dafür
sorgen, dass die restlichen Dollarreserven an Wert verlieren, da die Geldmenge des
Dollars weltweit sprunghaft steigen würde. Ein Tausch kann also nur sehr langsam
erfolgen, was den Wechsel des Euros zur Leitwährung auf längere Zeit verzögern wird.
Ebenso langsam werden die Ölkonzerne ihre Handelswährung umstellen, da es nur
sinnvoll ist, mit Devisen zu bezahlen oder Zahlungen zu empfangen, welche im
Außenhandel dominant sind. Hier wird es also vorerst auf eine Koexistenz von Dollar
und Euro herauslaufen, um die Abhängigkeit vom Dollar zu minimieren.
Trotz der Probleme, die einem Wandel gegenüberstehen, wird der Euro zunehmend an
Einfluss gewinnen. Nicht zuletzt prophezeien Währungsexperten dem Euro eine
aussichtsreiche Zukunft94. Es bleibt zwar abzuwarten, für welchen Weg sich China
entscheidet und wie viele Länder die Dollarkopplung ihrer Währung aufheben werden,
dennoch wird die Ausweitung des Euroraums zu der wachsenden Bekanntheit und
Akzeptanz des Euro als stabile und sichere Währung beitragen.
Empfehlungen
Finanzmärkte dezentralisieren
Um den Einfluss großer Finanzmärkte in Zukunft minimieren zu können, muss die
Abhängigkeit von einigen wenigen Zentren reduziert werden. Denn obwohl viele
Aktien an mehr als einem Börsenplatz gehandelt werden können, findet der Handel hier
in Deutschland beispielsweise größtenteils an der FWB oder im Xetra statt. Diese
Problematik hat den Hintergrund, dass das Handelsvolumen an bekannten Plätzen
besonders hoch ist und somit Orders (vor allem Limit-Orders) eher gehandelt werden.
Letztendlich müsste hier auf lange Sicht gesehen ein Umdenken in den Köpfen der
94
Vgl. Manager Magazin Online, Der Euro wird die wichtigste Weltwährung
66
Anleger stattfinden. Sie sollten bewusst bei den kleineren Börsenplätzen (z. B. Stuttgart,
Berlin, München) handeln und dadurch das gesamte Handelsvolumen gleichmäßiger auf
die einzelnen Börsen verteilen. Bewirken könnte man dies durch Vergünstigungen für
Anleger (z. B. kostenlose Orders), die auf kleine Börsen setzen oder durch
Marketingkampagnen, welche die Börsen bekannter machen. Dieser Prozess darf
natürlich nicht nur in Deutschland stattfinden, sondern muss global angewendet werden,
um eine effektive Dezentralisierung erreichen zu können. Nur auf diesem Weg kann das
Risiko eines Ausfalls minimiert werden, da der Handel an anderen Plätzen fortgeführt
werden kann. Es würde also nicht mehr zu einem (nahezu) Totalausfall kommen, wie es
in den USA der Fall war.
Das Risiko durch Staatsfonds (wie z. B. der chinesische Staatsfonds), kann nur schwer
minimiert werden. Letztendlich muss man auf die Zusagen der Länder vertrauen, dass
diese die Wirtschaft anderer Staaten durch ihre Investitionen nicht schädigen werden.
Ein anderer Weg wäre ein weltweites Übereinkommen, dass Staatsfonds vom Handel
ausschließt, bzw. schon deren Einführung unterbindet. Ob das allerdings akzeptiert
wird, ist äußerst fraglich.
Etwas einfacher ließe sich die Entkopplung Chinas Banken vom Staat realisieren. Nur,
wenn die staatlichen Finanzspritzen unterbunden werden, ist ein unverzerrter
Wettbewerb mit anderen Banken möglich. Allerdings ist hierfür ein gezieltes Mitwirken
des chinesischen Staates nötig, was ebenfalls durch internationale Abkommen forciert
werden muss.
Deutsche Standorte sichern
Unternehmen, deren Arbeitsplätze ganze Regionen am Leben halten, sollten
Entscheidungen über Produktionsverlagerungen ins Ausland, nicht alleine treffen
können. Hier sollten die genauen Gründe für eine Abwanderung offen gelegt und von
einem unabhängigen Komitee auf deren Notwendigkeit überprüft werden. Geht es
einem Unternehmen nur um niedrigere Lohnkosten und eine höhere Rendite, sollte der
Staat die Möglichkeit haben, die Verlagerung ins Ausland zu unterbinden oder
zumindest zu regulieren. Letztendlich sollte ein solcher Prozess nur dann gestattet
werden, wenn er im Inland keine Entlassungen nach sich zieht oder die Existenz des
Unternehmens davon abhängt.
67
Um den Mittelstand aktiv von einer Produktionsverlagerung abzuhalten, müsste dieser
mehr unterstützt werden. Dazu zählen steuerliche Vergünstigungen oder Prämien, die
für besonders nachhaltige Arbeitsplatzsicherung gezahlt werden. Für Forschung und
Entwicklung sollten zusätzliche Gelder zur Verfügung gestellt werden, da die meisten
Innovationen nach wie vor vom Mittelstand erbracht werden. Nur mit entsprechender
Regulierung und Anreizen, lässt sich Europa langfristig als Innovationslieferant halten
und „Made in Germany“ weiterhin für unübertroffene Qualität stehen.
Einführung der Tobin Tax
Um Devisenspekulationen unrentabel werden zu lassen, sollte über die Einführung der
viel diskutierten Tobin Tax ernsthaft nachgedacht werden. Dabei handelt es sich um die
Besteuerung von Finanzmarkttransaktionen, welche dafür sorgt, dass kurzfristige
Spekulationen auf schwankende Wechselkurse nicht mehr den erhofften Gewinn
abwerfen, langfristige Investitionen oder Handelsgeschäfte aber aufgrund des niedrigen
Zinssatzes nahezu nicht beeinflusst werden.
Möglich sind Aufschläge zwischen 0,1 und 1 Prozent, wobei für die Einführung
bestimmte Gegebenheiten vorherrschen müssen95. So darf es keine Steueroasen geben,
was automatisch dazu führt, dass der Zinssatz weltweit identisch sein muss. Sollte dies
nicht der Fall sein, so würden binnen kürzester Zeit Wege gefunden, um die
Besteuerung zu umgehen oder zu minimieren.
Da durch die erhobene Steuer zwangsläufig alle Formen des Devisenhandels betroffen
wären (wenn auch nur minimal), ist es ungewiss, ob es jemals zu einer Einführung
kommen wird, da dies eventuell Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung eines
Landes haben könnte. Zudem ist die Frage der Verwendung der Steuereinnahmen nicht
geklärt und es gibt weltweit verschiedenste Meinungen darüber. Dieses Problem und die
Tatsache, dass die Tobin Tax zunehmend zum Symbol von Globalisierungsgegnern
geworden ist, lässt eine Anwendung der Steuer wieder in die Ferne rücken.
Hier wäre es hilfreich, wenn sich die Staaten wieder mehr auf den eigentlichen Sinn
(und nicht die Verwendung der Steuereinnahmen) der Tobin Tax konzentrieren würden:
die Stabilisierung der Wechselkurse. Ebenso müssten die Globalisierungsgegner
95
Vgl. perspektive-blau.de, Tobin Tax: Sand im Getriebe der Finanzmärkte
68
realisieren, dass es nicht die Absicht von James Tobin ist, den Welthandel zu reduzieren
oder die Globalisierung zu verlangsamen. Das Gegenteil ist der Fall.
Es wird also klar, dass noch viele offene Fragen zu klären sind und es mindestens genau
so viele Missverständnisse gibt, die es zu beseitigen gilt, bevor eine Einführung möglich
wird.
Transport
Einleitung
Ohne die Entwicklungen im Bereich der Seeschifffahrt sowie im Luftverkehr, wäre ein
weltweiter Warenaustausch, wie er heute vorzufinden ist, nicht möglich. Im Folgenden
soll nun aber keine historische Betrachtung dieser Entwicklungen erfolgen, sondern es
soll der aktuelle Stand der Transportmittel, der Transportwege und der Infrastruktur
dargestellt werden, sowie eine Zukunftsperspektive aufgezeigt werden.
Problemsituation / Istzustand
Welthandelsströme
Bewegung der Güter
Trotz der auf der Erde vorhandenen 193 Länder, beschränkt sich der Großteil des
Welthandels auf die so genante „Triade des Welthandels“. Zu dieser Triade zählt man
25 Länder Europas, 3 Länder Nordamerikas (USA, Kanada, Mexiko) sowie 6 Länder
Asiens (China, Japan, Taiwan, Südkorea, Hongkong, Singapur), wobei die Staaten der
EU 25 mit einem Volumen von 3’976 Mrd. USD die weltweit größte Handelsmacht
darstellen. Die nachfolgende Abbildung stellt den Welthandel grafisch dar.
69
Abbildung 20: Weltweite Handelsströme
Quelle: http://www.metrogroup.de/multimedia/WindowTools/html/Image/
l1.html?1125930/TS-Europa-Grafik-Handelsstroeme-ans-de.gif; 16.01.2008
Wie ebenfalls in der Abbildung zu sehen ist, entfällt auf die nicht zur Triade gehörenden
Länder, nur ein sehr kleiner Teil des Welthandelsvolumens. Die heute vorliegende
Triade ist auf die von Europa ausgehende Kolonialisierung zurückzuführen.
Arten der Güter
Bei den gehandelten und transportierten Gütern ist eine große Differenzierung
festzustellen, welche ihren Ursprung ebenfalls in der geschichtlichen Entwicklung der
jeweiligen Länder hat. Während Asien erst seit einigen Jahren damit angefangen hat
Handel mit produzierter Ware und den restlichen Staaten der Welt zu betreiben,
verschickt Europa seit jeher seine Produkte in alle Welt. Aufgrund der großen
Bevölkerung in Asien und dem Fehlen von Know-how, haben sich die asiatischen
Staaten auf die Produktion kostengünstige Massenprodukte wie z.B. Textilien
spezialisiert. Der seit je her gewachsene Handel und das Know-how Europas hingegen,
führen dazu, dass die Staaten der EU 25 hochwertige Industrieprodukte wie z.B.
Maschinen herstellen können und diese in alle Welt verkaufen. Es ist also festzustellen,
dass der Handel und somit auch der Transport zwischen Asien und Europa und
andersherum sehr ungleichmäßig ist.
Um die produzierten Waren nun dem Handelspartner zuzuführen bedient sich der
moderne Handel zwei Verkehrsträgern, auf die der folgende Abschnitt eingehen wird.
70
Eingesetzte Verkehrsträger
Seeschiff
46.222 Transportschiffe96 sogen dafür, dass jährlich Güter mit einem Volumen von
27500 Milliarden Tonnen-Seemeilen transportiert werden. Diese Ware stellen über 90
Prozent des grenzüberschreitenden Warenhandels (gemessen am Gewicht der
transportierten Güter) da. Die seit den 1960er Jahren anhaltende Containerisierung der
Transporte sorgt für sinkende Transportpreise und somit für ein immer größeres
Wachstum des Seetransportes. Die Kosten für den Transport einen sog. short ton fallen
seit 1935 stetig und betragen heute mit ca. 21 USD nur noch ein drittel der Kosten von
damals97. Dies führt dazu, dass Güter mit geringer Kapitalbindung und geringem Wert
auf diese Weise transportiert werden. Für die Seefracht wird in den kommenden Jahren
ein stetiges Wachstum vorhergesagt, wie nachstehende Grafik verdeutlichen soll.
Abbildung 21: Weltweite Seefracht in Mio. TEU
Quelle: Mergeglobal; Brian Clancy und David Hoppin; Growing Gloom; 2006; Seite 2
Flugzeug
Per Flugzeug werden weniger als ein Prozent der Güter (gemessen am Gewicht)
befördert, gemessen am Wert dieser Güter beträgt der durch Flugzeuge transportierte
96
97
Vgl.: http://www.bpb.de/wissen/KSW7JQ,,0,Seefracht.html
Vgl.: http://www.bpb.de/wissen/5TRK99,0,0,Transport_und_Kommunikationskosten.html
71
Anteil jedoch 40 Prozent98. Es ist hier also deutlich zu erkennen, dass meist nur solche
Güter per Luftfracht transportiert werden, die sehr kapitalintensiv und/oder kurzlebig
sind. Wie auch in der Seefracht wird es in der Luftfracht innerhalb der nächsten Jahre
ein stetiges Wachstum geben.
Abbildung 22: Weltweites Luftfrachtaufkommen
Quelle: Mergeglobal; Brian Clancy und David Hoppin; Steady Climb; 2006; Seite 2
Chancen und Risiken
Kapazitätsengpässe
Häfen und Flughäfen
Innerhalb Europas befinden sich 4 der weltweit führenden Frachtflughäfen (gemessen
am Gewicht der umgeschlagenen Güter)99. Dies sind Paris, Frankfurt, Amsterdam sowie
London. Flughäfen stellen einen großen wirtschaftlichen Faktor für die jeweilige Städte
sowie Länder dar. Alle der genannten Flughäfen befinden sich bereits heute an einem
Kapazitätslimit. Die Vorhergesagten Zuwächse sind mit der heute Vorhandenen
Infrastruktur nicht zu bewältigen. Die Konkurrenz zwischen den großen Hubs sowie
neuen aufstrebenden Flughäfen ist sehr groß. Für die asiatischen Fluggesellschaften
welche ein deutsches Hub anfliegen, stellt ein Wechsel von diesem Hub zum einem
98
99
Vgl.: http://www.bpb.de/wissen/PQK08R,,0,Luftfracht.html
Vgl. : http://www.adv.aero/download/presse/Ta31_2005_Cargo.pdf
72
andern Flughafen, auch im näheren Ausland, kein großes Problem dar, da die Fracht
meist sowieso per LKW zu den innerdeutschen Empfangsflughäfen weiter transportiert
wird. Das Risiko welches sich aus den Kapazitätsengpässen ergibt, ist also das, dass
Fluggesellschaften abwandern und somit die Wirtschaftskraft im eigenen Land bzw. der
eigenen Region geschwächt wird.
Wie auch Flughäfen, tragen Seehäfen in hohem Maß zu einer Wirtschaftlichen
Entwicklung bei. Alleine in Deutschland sind ca. 300'000 Arbeitsplätze direkt und
indirekt hafenabhängig. Auch beim Internationalen Vergleich zeigt sich, dass in Europa
mit Hamburg und Rotterdam zwei der größten Häfen der Welt angesiedelt sind100. Auch
bei den Häfen zeigt sich, dass die Kapazitäten bereits sehr ausgelastet sind und das
prognostizierte Wachstum nicht abwickeln können. Will man Deutschland weiterhin an
der Spitze der Europäischen Häfen
sehen, so müssen auch bei den Häfen weit
reichende, Wasser- und Landseitige, Ausbau- bzw. Neubaumaßnahmen vorgenommen
werden, um eine Verlagerung des Verkehrs in andere Häfen zu vermeiden.
Verkehrsmittel
Neben den Umschlagspunkten der Fracht haben aber auch die Transportmittel mit
Kapazitätsengpässen zu kämpfen. Die bereits in Punkt 1.1.1.2 genannte Unpaarigkeit
der Warenströme führt dazu, dass die Kapazitäten der Schiffe sowie der Flugzeuge auf
der Route von Asien nach Europa nicht ausreichend sind. Auf diesen Routen kommt es
oft zu langen Wartezeiten, bis eine Abfahrt bzw. ein Abflug der Waren erfolgen kann.
Rohstoffknappheit
Fossile Brennstoffe
Alle im Moment vorhandenen Transportmittel haben gemeinsam, dass sie durch
Brennstoffe angetrieben werden, welche aus Erdöl gewonnen werden. Bei Erdöl handelt
es sich um ein Naturprodukt mit begrenzten Ressourcen, welches aktuell nicht künstlich
hergestellt werden kann. Berechnungen der OPEC zufolge, wird die Nachfrage nach
100
Vgl.: Handelsblatt Nr. 105 vom 04.06.2007 Seite B7
73
Rohöl von 83,3 Millionen Barrel pro Tag in 2005 auf 117,6 Millionen Barrel pro Tag in
2030 steigen101. Gleichzeitig wird aber erwartet, dass die vorhandenen Vorkommen für
nur noch ca. 50 Jahre also bis zum Jahr 2050 ausreichen. Aufgrund dieser
Berechnungen ist davon auszugehen, dass sich der Ölpreis und somit der Preis für den
Transport von Gütern innerhalb der nächsten 20-30 Jahre erheblich erhöhen wird.
Grundstoffe zum Bau
Neben den Antriebsstoffen für die Verkehrsmittel, kommt es aber auch zu einer
Verknappung der Rohstoffe, welche für den Bau der Verkehrsmittel benötigt werden.
Die Nachfrage nach Stahl, dem wichtigsten Rohstoff zum Bau neuer Schiffe und
Eisenbahnen steigt seit Jahren kontinuierlich an wie die nachstehende Abbildung zeigt.
Abbildung 23: Welt Stahlbedarf
Quelle: http://www.stahl-online.de/wirtschaft_und_politik/stahl_in_zahlen/Bilder/2007/
Welt_Stahlbedarf_steigt_04_08_IISI_SRA07k.jpg ; 17.01.2008
Auch für die kommenden Jahre wird ein Anstieg des Bedarfs prognostiziert. Auf Grund
der hohen Nachfrage kommt es einerseits dazu, dass sich der Preis für Stahl verteuert,
was auch neue Verkehrsmittel verteuert, andererseits können durch den Engpass an
Stahl nicht die benötigten Verkehrsmittel hergestellt werden, die nötig wären, dass
wachsende Transportaufkommen abzufangen.
101
Vgl.: http://www.opec.org/library/World%20Oil%20Outlook/pdf/
74
Um den genannten Engpässen an Verkehrsträgern sowie an Treibstoffen entgegen zu
wirken, gibt es zahlreiche Forschungs- und Bauvorhaben, von deinen einige im
nächsten Abschnitt vorgestellt werden.
Trends
Transeurasische Eisenbahn
Um den Kapazitätsengpässen der Schifffahrt auf der Route von Asien nach Europa
entgegen zu wirken, wird derzeit eine Landverbindung per Eisenbahn von China nach
Deutschland geplant und gebaut. Die Länder Kasachstan und China sowie deren
Bahngesellschaften arbeiten an einer 8’000km lange Trasse die die folgenden Städte mit
einander verbinden wird:
•
Lianyungang (China)
•
Astana (Kasachstan)
•
Krasnowodsk (Turkmenistan)
•
Teheran (Iran)
•
Istanbul (Türkei)
•
Sofia (Bulgarien)
•
Graz (Österreich)
•
Hamburg (Deutschland)
Die Fertigstellung der Strecke, deren Kosten bei 7 Mrd. $ liegt ist für das Jahr 2010
vorgesehen. Die Kapazität der Strecke wird laut Betreibergesellschaft mit 35 Millionen
Tonnen pro Jahr angegeben. Neben einer Entlastung der Seewege erhoffen sich die
Betreiber auch einen wirtschaftlichen Aufschwung in den an der Strecke gelegenen
Städten. Für eine hohe Nachfrage nach dieser Verbindung spricht, dass die
Transportdauer von China nach Deutschland von bisher 28 Tagen per Seeschiff auf nur
noch 10 Tage verkürzt wird. Da es sich bei dieser Verbindung in den Ländern von
China bis in den Iran, um eine Trasse handelt die komplett neu gebaut wird und welche
nicht auf das schon bestehende Netz zurückgreift, kann diese in einer Spurweite von
1435mm gebaut werden. Ein Umspuren entfällt somit beim Übergang nach Europa was
75
wiederum Zeit- und Kostenersparnisse mit sich bringt. Neben den Vorteilen hat aber
auch diese Trasse den Nachteil, dass sie durch Krisenregionen führt. Die folgende
Abbildung soll nun noch einmal den Streckenverlauf grafisch darstellen.
Abbildung 24: Verlauf der Transeurasischen Eisenbahn
Quelle: http://www.eurasischesmagazin.de/images/showimage.asp?path=05-04&filename=bahn.jpg;
Um Kapazitätsprobleme zu mindern oder sogar zu lösen stellen alternative
Transportwege eine gute Möglichkeit dar. Das Problem der fossilen Brennstoffe kann
auf diese Weiße aber leider nicht gelöst werden. Aus diesem Grund ist auch die
Einführung neuer Antriebstechnologien von Nöten. Im folgendem sollen die zwei
zukunftsträchtigsten vorgestellt werden.
Alternative Antriebstechnologien
Skysails
Die 2001 in Hamburg gegründete Firma Skysails hat es sich zur Aufgabe gemacht, den
Verbrauch an fossilen Brennstoffen von Frachtschiffen zu vermindern, indem die
Schiffe die Kraft des Windes mitnutzen. Skysails entwickelte ein System, bei dem
herkömmliche Schiffe mit einem Zugdrachen ausgerüstet werden, der das Schiff mit
dem Wind zieht. Folgend der schematischen Aufbau eines Skysails.
76
Abbildung 25: Schematischer Aufbau Skysails
Quelle: http://www.skysails.de; 17.01.2008
Das Skysails-System weißt aber neben den Vorteilen der Umweltfreundlichkeit auch
den entscheidenden Nachteil auf, dass das System auf ein passendes Wetter angewiesen
ist. Windrichtung und Windstärke spielen hierbei die größten Einflussfaktoren.
Nachfolgende Beispielrechnung der Firma Skysails soll die Potentiale dieses Systems
darstellen.
Schiffstyp:
Semi-Container
Länge:
80m
Leistung Hauptantrieb:
920 kW
Schiffsgeschwindigkeit:
10 kn
Treibstoffpreis pro Tonne:
EUR 455.00
SkySails-System:
SKS 320
Ersparnis unter Normbedingungen:
34,8%
Zu erwartende Durchschnittsersparnis:
19,1%
Treibstoffersparnis in t/Jahr:
236,1
Treibstoffersparnis pro Jahr:
EUR 107.425
Anschaffungskosten:
EUR 339.000
Wartung & Instandhaltung pro Jahr:
EUR 35.350
Ersparnis pro Jahr:
EUR 72.075
Amortisationsdauer in Jahren:
4,7
77
Wie zu sehen ist, kann eine Treibstoffeinsparung von ca. 20 Prozent erwartet werden,
durch welche sich das System nach fünf amortisiert hat.
Aber nicht nur im Bereich der Seeschifffahrt wird an Alternativen zum Erdöl gearbeitet.
Flüssiger Wasserstoff
Die Firma Airbus forscht und entwickelt bereits seit Mitte der 1990er Jahre daran,
flüssigen Wasserstoff als Treibstoff für Flugzeuge zu verwenden. Wasserstoff wird
hierbei auf eine Temperatur von -253°C gekühlt, wodurch er sich verflüssigt.
Wasserstoff kann sehr leicht durch Elektrolyse von Wasser gewonnen werden, welches
unbegrenzt auf der Erde zur Verfügung steht. Wird der Wasserstoff im
Flugzeugtriebwerk verbrannt, entsteht hauptsächlich Wasserdampf. Nur sehr wenige
Stickoxide werden als weitere Emissionen freigesetzt. Diese Verbrennung liefert somit,
verglichen zur Verbrennung von Erdöl, einen fast geschlossenen Kreislauf.
Da der Wasserstoff für diese Art des Antriebs im flüssigen Zustand vorliegen muss, ist
eine völlig neue Konzeption der Tanks nötig. Der Wasserstoff kann nicht mehr wie
bisher in den Flügeln der Flugzeuge gelagert werden, sondern muss in Tanks
untergebracht werden, welche Druck- und Temperaturfest sind. Die nachstehende
Abbildung zeigt, wie zukünftige Flugzeuge aussehen könnten.
Abbildung 26: Airbus A310 mit Wasserstoffantrieb
Quelle: Airbus Deutschland (Hamburg); Herr Klug
78
Neben der Tatsache, dass die Flugzeuge neu konzipiert werden müssen, hat flüssiger
Wasserstoff auch den Nachteil, dass auch die Infrastruktur am Boden der im Vergleich
zum Kerosin aufwendigeren Lagerung des Wasserstoffs angepasst werden muss. Mit
der aufwendigeren Lagerung gehen höhere Sicherheitsbestimmungen einher, da
flüssiger Wasserstoff einen niedrigeren Flammpunkt als Kerosin hat und somit eine
größere Brandgefahr besteht.
Fazit / Empfehlungen
Der weltweite Handel wird aufgrund des immer stärker werdendem Wettbewerb und
der stärker werdenden Arbeitsteilung auch in den kommenden Jahren immer weiter
zunehmen. Mehr und mehr Güter für den deutschen und europäischen Markt, werden in
Asien gefertigt werden. Mit der Verlagerung der Produktion bzw. Montage wird der
Handel zwischen Europa und Asien weiterhin steigen. Mit diesem Handel wird auch die
Nachfrage nach Transportleistung steigen um die Produkte auf Ihren Absatzmarkt zu
bringen. Um diese gesteigerte Nachfrage befriedigen zu können müssen sowohl die
Wirtschaft als auch die Politik, insbesondere in Deutschland, neue Investitionen tätigen,
um weiterhin die positiven Effekte des Welthandel und der Globalisierung für sich
nutzen zu können. Zu diesen Effekten gehören sowohl die Steuereinnahmen für Bund
und Länder, die für die Volkswirtschaft wichtige Schaffung von Arbeitsplätzen im
Transport-
und
Logistiksektor,
die
Gewinnsteigerung
der
Transport-
und
Umschlagsbetriebe und nicht zu vergessen das Know-How, dass den Standort
Deutschland stärken kann.
Damit das steigende Aufkommen auch weiterhin bewältigt werden kann, sind neue
Transportwege erforderlich. Die Kapazitäten dieser Verkehrswege müssen so ausgelegt
werden, dass die neu aufkommenden Mengen auf diesen Wegen transportiert werden
können ohne die bereits vorhanden Wege in Anspruch zu nehmen. Im besten Fall,
können die neuen Wege auch noch Kapazitäten der bereits bestehenden Wege
aufnehmen, um diese weiter zu entlasten. Die aufgezeigte Eurasische Eisenbahn soll
hierbei nicht als alleiniges Mittel verstanden werden. Vielmehr müssen die
Bemühungen für neue Transportwege sehr breit angelegt werden, so dass keine
Abhängigkeiten von Staaten, Verkehrsträgern oder Institutionen entstehen. Eine
alleinige Konzentration auf den Verkehrsträger Schiene kann aufgrund der vielen,
79
während des Transportes durchfahrenen Länder, in Krisensituationen zu Problemen und
Ausfällen von Transportkapazitäten führen. Deshalb ist neben dem Ausbau der
Landverbindungen, auch ein Ausbau der Seewege von wichtiger Bedeutung.
Neben der Erschließung neuer Wege muss die Technik der bereits vorhandenen
Transportmittel und Handelsrouten verbessert und ausgebaut werden. Wie am Beispiel
der Hamburger Firma Skysails aufgezeigt, kann Europa dank des vorhandenen Wissens
und Kapitals, auch hier durch Entwicklung und Vermarktung neuer Systeme weitere
Wirtschaftskraft erlangen und eine weltweite Vorreiterrolle einnehmen.
Abschließend kann also gesagt werden, dass Investitionen in die Infrastruktur des
Landes (Straßen-, Wasserstraßen- und Schienennetz), in einzelne Volkswirtschaftlich
bedeutende Unternehmen (Hafen- und Flughafenbetreiber) sowie in die Forschung und
Entwicklung zentrale Aspekte von Politik und Wirtschaft sein sollten, um auch
weiterhin mit der Globalisierung Schritt halten zu können und durch den Handel mit
Asien profitieren zu können.
Information und Vernetzung
Ist-Situation
Immer mehr soziale Verzeichnisse wie Mister-Wong.de, StudiVZ.de oder Lokalisten.de
lassen den Menschen in seiner virtuellen Welt verschmelzen. Besonders interessant ist
hierbei SecondLife102. In dieser virtuellen Welt erhält jeder Nutzer seinen eigenen
Avatar. Diese Welt ist vor allem eine Unterhaltungswelt. In Geschäften kann man
einkaufen, es gibt Immobilien und auch sonst werden die Bedürfnisse der
Nutzergemeinde befriedigt. Einige internationale Firmen nutzen diese Plattform um
zukünftige Produkte auf ihre Marktfähigkeit zu testen103.
Blogs steigen als Informationsquellen immer weiter auf. Persönliche Erlebnisse aus dem
umkämpften Irak oder auch aktuelle Informationen zur politischen Lage in einigen
brisanten Ländern bieten wesentlich mehr Informationen als die täglichen Nachrichten
102
103
http://secondlife.com/
http://www.faz.net/s/Rub02DBAA63F9EB43CEB421272A670A685C/Doc~ECF26BF9ADC72493DA
59 D33BEE151D9E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 16. 12. 2007
80
der Tagesschau. Mittlerweile existieren über 60 Millionen Blogs auf der ganzen Welt104.
Deren Anzahl sicherlich weiter steigen wird.
Onlinedatenbanken
wie
Wikipedia.org
oder
Wissen.de
bieten
einen
großen
Wissensumfang. In insgesamt 60 verschiedenen Sprachen und Dialekten wird Wissen
angeboten. Die englischsprachige Datenbank umfasst 2.076.000 Artikel. Die deutsche
Fassung schafft es auf immerhin 661.000 Artikel und liegt damit auf Platz zwei.105
Zurzeit gibt es ca. 670 Millionen PC-Nutzer. Im Jahr 2010 sollen es bis zu eine
Milliarde PC-Nutzer sein. Der größte Zuwachs soll aus den Entwicklungsländern
kommen.106 Anfang 2007 gab es ca. 1,2 Milliarden Internetnutzer. In Europa sind ca.
42% der Bevölkerung online. In Asien sind es immerhin ca. 12%. Dafür besitzt Asien
eine größere Wachstumsrate. Europa kann ein Wachstum von ca. 221% verzeichnen,
Asien dagegen mit ca. 302%107.
Abbildung 27: Digital Access Index
Quelle: http://www.euractiv.com/31/images/review_chart_big_tcm31-149113.jpg
104
http://www.blogherald.com/2005/05/25/world-wide-blog-count-for-may-now-over-60-million-blogs/,
27. 11. 2007
http://www.wikipedia.org/
106
http://www.news.com/A%20billion%20PC%20users%20on%20the%20way/2100-1003_3-5290988.html, 18. 11. 2007
107
http://www.internetworldstats.com/stats.htm, 18. 11. 2007
105
81
Um die erforderlichen Datenmengen zu leiten werden große Internetanbindungen
benötigt. Alleine im Bereich Großbritannien, Nordsee liegen ca. 40 Kabel mit
Kapazitäten bis zu 3.8 Tb/s.
Abbildung 28: Weltweite Unterseekabel
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Submarine_cables.png
Solche Kapazitäten gewähren Menschen den Zugang zu Bildung. Durch eine intensive
Vernetzung
können
Informationen
gesammelt
werden
und
auch
interaktive
Unterrichtsstunden werden für abgelegene Gebiete ermöglicht. Kurz angesprochen
werden soll der 100$ Laptop des MIT108. Mithilfe dieses Projektes soll es ermöglicht
werden den Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu Bildung und Information
zu ermöglichen.
Englisch ist eine Weltsprache. Durch Kolonialisierung und Auswanderung breitete sich
diese Sprache aus. In 53 Ländern ist Englisch Amtssprache109. 1,8 Milliarden Menschen
können sich auf Englisch untereinander unterhalten110. Im Vergleich dazu sprechen
weltweit ca. 500 Millionen Menschen Spanisch111. Bei Französisch sind es ca. genau so
viele Menschen112.
108
http://www.laptop.org/
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_where_English_is_an_official_language, 27. 10. 2007
http://en.wikipedia.org/wiki/English_language, 27. 10. 2007
111
http://en.wikipedia.org/wiki/Spanish_language, 27. 10. 2007
112
http://en.wikipedia.org/wiki/French_language, 27. 10. 2007
109
110
82
Vergleicht man nun diese Daten mit Chinesisch, so kommt auf eine ganz andere
erstaunliche Zahl. Insgesamt 1,3 Milliarden Menschen sprechen Chinesisch113. Dabei ist
Chinesisch nur in fünf Ländern Amtssprache.
Somit könnte Chinesisch in Zukunft Englisch als Weltsprache ablösen. Schon jetzt
sprechen mehr Einheimische Chinesisch als Englisch auf der Welt. Dies liegt vor allem
an der großen Bevölkerung der Volksrepublik Chinas mit ca. 1,321 Milliarden
Einwohnern114.
Um Informationen zu erhalten bedarf es Netzwerke die den Hunger nach Nachrichten,
Analysen und Indizes befriedigen können. Das weltweit größte Nachrichtennetzwerk ist
Reuters. in über 91 Ländern vertreten mit ca. 16.900 Mitarbeitern115 informiert Reuters
in 18 verschiedenen Sprachen. Im Vergleich dazu unterhält die ARD 25 Auslandsbüros
weltweit116.
Für fast alle Regionen der Welt gibt es eigene Nachrichtennetzwerke. Beispielsweise ist
CNN die Quelle für den amerikanischen Raum, Aljazerra beschränkt sich auf den nahen
Osten und dem arabischen Raum. BBC ist spezialisiert auf die Commonwealth.
Um international Erfolg zu haben schließen sich einige Unternehmen bzw. auch Länder
zu Kartellen zusammen. Das wohl bekannteste Kartell ist die OPEC- mit Sitz in Wien.
Insgesamt gehören 13 Länder der Gemeinschaft an, deren Anteil 40% an der weltweiten
Ölförderung beträgt.
Gegründet wurde es mit der Intention den Ölpreis weitgehend stabil zu halten117 und ihn
auf ein angemessenes Niveau zu halten. Auch gilt der OPEC Basket Price als weltweiter
Referenzwert118.
Die Musikindustrie ist einer der Nutznießer der Globalisierung. Kaum ein Markt ist
dermaßen international geworden. Durch myspace.com und youtube.com können Bands
und Künstler schnell weltweit Fans erreichen. Somit werden Plattenfirmen aufmerksam
und auch Plattenverträge können dadurch entstehen.
113
http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_language, 27. 10. 2007
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China, 27. 10. 2007
115
http://www.about.reuters.com/home/aboutus/ourcompany/keyfacts.aspx, 3. 11. 2007
116
http://lra.ard.de/korrespondentenwelt/index.php?id=7 3. 11. 2007
117
http://de.wikipedia.org/wiki/OPEC, 15. 11.2007
118
http://www.opec.org/home/, 15. 11. 2007
114
83
Ein bekanntes Beispiel stellt hier die Band „Arctic Monkeys“ da119. Diese Band schaffte
es durch Veröffentlichung ihrer Songs im Internet zu einem Plattenvertrag bei Domino
Record120.
Heutzutage kann man überall auf der Welt die Musik hören die man möchte. Sei sie aus
China, Nepal, Afrika oder aus England. Dank Webradio wird die gesamte Welt erreicht.
Insgesamt 1759 Streams erreicht man alleine über iTunes121.
Problemsituation
Zurzeit existieren ca. 74000 Computerviren. Wöchentlich werden es ca. fünf mehr, die
einen Computer ernsthaft bedrohen könnten122
Den ersten Hackerangriff in Deutschland gab es auf das damalige BTX-System123,
Opfer war die Sparkasse. Insgesamt entstand ein Schaden von ca. 50.000 €.
Vor kurzem wurde selbst die Bundesregierung Opfer eines solchen Angriffs aus dem
Netz. Jedoch verhinderte ein Sicherheitssystem Schäden bzw. blockte diesen Angriff ab.
Angeblich soll dieser Angriff aus China gekommen sein124.
Viren sind nicht nur schädlich für Regierungen und Unternehmen. Auch private
Anwender kennen dieses Problem und versuchen sich durch Antivirensoftware zu
schützen. Heutzutage ist diese Software schon fast Standard. Wie auch die Firewall, die
verhindern soll, dass fremde Nutzer Daten auf dem Computer lesen können.
Einer der bekanntesten Viren war der Wurm W32.Blaster. Nicht nur Haushalte waren
betroffen, auch Energieversorger125.
Wie wertvoll sind persönliche Informationen?
Im weltweiten Web fühlen sich viele Menschen nicht so beobachtet wie im realen
Leben. Viele Informationen werden preisgegeben. War es am Anfang meist nur der
Name und die Emailadresse so sind es heute meist zusätzlich noch Wohnort, Alter,
Beruf. Diese Liste lässt sich fast beliebig verlängern.
Wirtschaftsspionage über das Internet ist keine Zukunft sondern schon alltäglich. Selbst
nationale Nachrichtendienste beteiligen sich an diesem System des Wissensvorsprung.
119
http://www.nzz.ch/2006/01/26/fe/articleDIPGN.html, 05. 01. 2008
http://www.dominorecordco.com/site/, 05.01.2008
iTunes, eigene Erhebung, 05. 01. 2008
122
http://www.symantec.com/de/de/enterprise/security_response/index.jsp, 09. 11. 2007
123
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildschirmtext, 09. 11. 2007
124
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,502008,00.html, 11. 12. 2007
125
http://www.heise.de/newsticker/suche/ergebnis?rm=result;q=W32.Blaster.Worm;url=/newsticker/
meldung/39485/;words=W32%20Blaster%20Worm, 11. 12. 2007
120
121
84
Besonders Deutschland ist aufgrund des hohen technologischen Standards der Industrie
betroffen126.
Der schnelle Anstieg der Computernutzer die sich im Internet bewegen steigt rapide an.
Laut einer Studie der Beraterfirma Nemertes Research soll es schon ab 2010 zu ersten
Engpässen
der
Datenautobahnen
kommen127.
Somit
könnten
es
neue
Internetplattformen schwer haben sich zu etablieren. Denn wenn Multimediainhalte zu
langsam geladen werden, verlieren viele Nutzer die Lust an diesem Angebot.
Die Unterseekabel die den weltweiten Datenverkehr ermöglichen haben bestimmte
Knotenpunkte die bei Ausfall ganze Länder vom Internet abschneiden können.
Informationen werden von bestimmten Staaten gezielt zurückgehalten, bzw. gesperrt.
So ist es in China nicht möglich die Internetseite von Amnesty international zu
erreichen128.
Auch gibt es seit 2005 ein Gesetz über die Zensur im Internet129.
Kartelle haben nicht nur positive Auswirkungen wie bestimmte Produkte stabil zu
halten, sondern es gibt auch Kartelle die versuchen ihre eigenen Interessen
durchzusetzen. Insbesondere in Märkten mit wenig Anbietern.
Führende Logistikdienstleister wurden Ende 2007 unter Kartellverdacht gestellt.
Schenker, Kühne&Nagel und Panalpina wurden auf illegale Preisabsprachen
untersucht130. Solche Ereignisse wird es wohl in Zukunft immer öfter geben. Durch die
Globalisierung ist auch ein enormer Preisdruck für einzelne Unternehmen entstanden.
Dieser wird sich weiter verschärfen und Unternehmen werden sich zusammenschließen
um marktfähig zu bleiben.
126
Wirtschaftswoche Nr. 47, Seite 97ff, Jürgen Berke 2006
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/netzgeschwindigkeit2.html, 13. 10. 2007
http://www.datenreise.de/de/censorship/china.php, 11. 12. 2007
129
http://www.netzeitung.de/internet/361680.html, 11. 12. 2007
130
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/;art271,2397949, 12. 10. 2007
127
128
85
Abbildung 29: Villeroy & Boch Plagiat
Quelle: http://www.zeit.de/online/2006/35/bildergalerie-plagiate
Probleme der Globalisierung tauchten beim Audiospezialisten Sennheiser auf. Nach
Verlagerung der Produktion nach China erschienen einige Monate später Mikrofone auf
dem chinesischen Markt die dem Original von Sennheiser sehr ähnlich sahen. Aber
nicht nur Sennheiser ist von Produktpiraten betroffen131. Auch der Porzellanhersteller
Villeroy&Boch musste schon dies feststellen132.
Jedes Jahr erleiden Deutsche Firmen durch Produktfälschungen einen Schaden von
insgesamt 25 Milliarden Euro133.
Trends
Die Entwicklung des 100-Dollar-Laptop's durch das MIT ist eine geradezu eine
Revolution. Am Anfang wurde dieses Projekt nur als Studie angesehen. Nachdem sich
jedoch Unternehmen wie AMD an der Entwicklung dieses Projektes beteiligten wuchs
der Zuspruch.
Am 16. November 2005 wurde erstmals der Laptop der Öffentlichkeit vorgestellt.
Innovativ ist nicht nur die Stromversorgung, sondern auch die Entwicklung einer
eigenen drahtlosen Technologie die es ermöglicht eigene Netzwerke in kurzer Zeit
aufzubauen. Durch diesen Denkanstoß wurden auch andere Unternehmen und sogar
Länder inspiriert solch Konzepte für eine allgemeine Bildung zu erstellen134.
131
http://www.sennheiser.com/sennheiser/icm.nsf/root/press_archive_4-2006_press_release_211206, 20. 11. 2007
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/index.html?id=555653&nv=rss, 20. 11. 2007
133
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/index.html?id=555653&nv=rss, 20. 11. 2007
134
http://www.zeit.de/2007/50/Glosse-50, 30. 10. 2007
132
86
Immer
mehr
Studenten
versuchen
im Ausland
zu
studieren135,
oder
ein
Auslandssemester zu absolvieren. Dieser Trend ist in vielen Universitäten zu
beobachten. Somit gibt es einen immer größeren Austausch unterschiedlicher Kulturen
und Gewohnheiten, was später in der globalen Welt vielen ermöglicht sich einfacher
zurecht zu finden.
Die nachfolgende Grafik soll dies nochmals verdeutlichen.
Abbildung 30: Anzahl der im Ausland Studierenden
Quelle:www.oecd.org/dataoecd/19/50/39298167.pdf?contentId=39298168
Die Entwicklung der Kommunikationsnetze lässt sich gut anhand von Afrika
beschreiben. Dort wurde die Verbreitung des normalen Telefonfestnetzanschlusses
übersprungen, aufgrund der schlechten Infrastruktur136. In China gilt das Mobiltelefon
als Statussymbol. In dem weltweit größten Mobilfunkmarkt gibt 426 Millionen
Mobilfunknutzer im Vergleich zu 365 Millionen Festnetzanschlüssen137.
Viele Menschen besitzen dort ein Mobiltelefon und auch die Telefonzellen sind dort
mobil. In Zukunft wird es mehr dazu kommen das Menschen mobil erreichbar werden.
Schon in Europa stagniert die Zahl der Festnetzanschlüsse. Alleine in Deutschland gibt
es ca. 80 Millionen Mobilfunknutzer138.
Es entstehen aber nicht nur immer mehr weltweite Informations – und
Kommunikationnetzwerke, sondern auch Regional. In Deutschland gibt es zwei
interessante Netzwerke.
Der ARD-Stern verbindet alle Station aller Landesrundfunkanstalten miteinander139.
Dafür wurde ein eigenes Leitungsnetzwerk aufgebaut.
135
Internationalisierung des Studiums, 2005, BMBF, 22. 11. 2007
http://www.innovations-report.de/html/berichte/kommunikation_medien/bericht-44044.html, 13. 11. 2007
http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,429531,00.html, 13. 11. 2007
138
http://www.izmf.de/html/de/1401.html, 13. 11. 2007
139
http://de.wikipedia.org/wiki/ARD-Stern, 06. 01. 2008
136
137
87
Das Deutsche Forschungsnetzwerk verbindet über 250 Forschungseinrichtungen140.
Mithilfe dieses Netzwerkes können sich Forscher per eigener Datenleitung austauschen
und auch neue Technologien testen und erforschen141.
Die Entwicklungen des Datenschutzes gehen auch voran. Mittlerweile gibt es USBDatenspeicher die preiswert ein Schutz mobiler Daten ermöglicht. Notebooks werden
mit biometrischen Sensoren ausgestattet. Auch international agierende Firmen wie
Siemens, haben eigene Sicherheitsnetzwerke und -Vorschriften erarbeitet um sich vor
Angriffen zu schützen. Auch werden Mitarbeiter in einigen Ländern speziell geschützt.
In insgesamt 80 Schulen wird Chinesisch schon heute angeboten142. Chinesische
Privatlehrer werden in hohen Gesellschaftskreisen immer mehr nachgefragt. Schon
Kinder können heute nach der Schule Chinesisch lernen143.
Plagiate sind ein weltweites Problem. So nahm sich die Bundeskanzlerin auch auf dem
G8-Treffen in Heiligendamm 2007 diesem Thema an. Forciert wird ein elektronisches
Informationssystem für Zollbehörden um effektiver gehen Produktfälschungen
vorzugehen144.
Schutz sollen auch RFID's und Hologramme geben. Eines der wohl am meisten in der
Presse veröffentlichten Plagiate, ist der platzende Nokiaakku145.
Fazit
Die Entwicklungen des Internet werden immer rasanter. In Zukunft werden Menschen
mehr unterwegs online sein und die Datenleitungen werden ausgebaut und verbessert.
Schon in den Anfängen steckt IP6146. Eine Entwicklung die den wachsenden Bedarf von
Adressräumen deckt. Auch sicherheitsrelevante Systeme wie IPSec147 sollen dann quasi
serienmäßig zur Verfügung stehen148.
140
DFN Mitteilungen, Nr. 73, Seite 45ff, Dezember 2007
dfn.de
http://www.sueddeutsche.de/,Ple4Lar/jobkarriere/berufstudium/artikel/572/86486/print.html, 18. 12. 2007
143
http://www.chinacoachingcenter.de/files/chinesisch_in_deutschland.html, 18. 12. 2007
144
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/EMagazines/economy/046/sp-4-buendnis-gegen-produktpiraterie.html,
18. 12. 2007
145
http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,493661,00.html, 18. 12. 2007
146
DFN Mitteilungen Nr. 72, Seite 7, Bettina Kauth, Juni 2007
147
http://www.microsoft.com/germany/technet/sicherheit/newsletter/ipsec.mspx ->
weiterführende Informationen, 04. 12. 2007
148
http://de.wikipedia.org/wiki/IPv6, 04. 12. 2007, 04. 12. 2007
141
142
88
Auch der immense Strombedarf wird durch intelligente elektrotechnische Schaltung
vermindert. Schon 2005 benötigte des Internet rund 20 Eintausend-MegawattGroßkraftwerke um bestehen zu können149.
GreenIT entwickelt sich auch immer mehr zum Verkaufsargument. Auch die Politik hat
dies mittlerweile erkannt und bietet Diskussionen dazu an150.
Das Internet wird immer mehr in das Leben der Menschen vordringen. Bald sind schon
Autos untereinander vernetzt und Emails auf dem Mobiltelefon werden zum Standard
gehören.
Afrika besitzt heute schon die stärksten Zuwachsraten der Internetnutzer151. Die
kommenden Datenaufkommen werden eine internationale Herausforderung werden.
Schon jetzt gibt es schon Entwicklungen für das Internet 3.0. Es soll Dinge quasi endlos
miteinander verknüpfen und somit quasi aus einer Suchmaschine eine Antwortmaschine
erstellen152.
Viele Internetnutzer haben das Internet auch als Telefon entdeckt. Skype oder ähnliche
Anbieter ermöglichen kostenlose Telefonate rund um die Welt. Bei guter
Internetanbindung, auch mit Bildübertragung. Diese Technologie wird schon bald das
normale Haustelefon ablösen. Dieses Technologie bezeichnet man als Voice over IP153.
Globale Netzwerke werden sich bilden um gemeinsam besser Handel zu treiben. Als
Vorreiter eines globalen Netzwerkes kann der Diamantenhandel angesehen werden.
Antwerpen und Dubai sind beide die weltweit führenden Zentren des Handels154.
Schon die Textilindustrie zeigt wie heutzutage ein Netzwerk überall auf der Welt
erfolgreich funktionieren kann. Selbst führende Hersteller wie Adidas vertrauen dieser
Art der Globalisierung.
Auch in der Logistik gibt es Globalisierung. Die eigentliche Kraft der Globalisierung.
Die DB-Tochter Schenker baut sein weltweites Netz verstärkt in China aus, um seinen
149
http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39157904,00.htm, 04. 12. 2007
http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/40206.php, 04. 12. 2007
151
http://www.internetworldstats.com/stats.htm, 04. 12. 2007
152
http://www.focus.de/digital/internet/web-3-0_aid_227712.html, 04. 12. 2007
153
http://www.voip-information.de/voip-voice-over-ip.html, 04. 12. 2007
154
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hiwi/534390/ , 04. 01. 2008
150
89
Kunden einen besseren Service zu bieten155. Regionale Märkte bleiben zwar bestehen,
werden jedoch international angeschlossen.
Es werden sich aber auch verstärkt regionale Zentren herausbilden die bestimmte
Interessen vertreten werden. Im Zusammenhang mit China ist hierbei das DeutschChinesische-Netzwerk der IHK Bremen zu nennen156. Auch das jährlich erscheinen
Sonderheft China der Wirtschaftswoche zeigt in beiden Sprachen (Deutsch und
chinesisch) Projekte der Zusammenarbeit beider Länder. Auch werden zusätzlich
interessante Informationen veröffentlicht157.
Kartelle wird es weiterhin geben. Schon in der Diskussion ist, ob sich ein Gas-Kartell
ähnlich der OPEC bilden soll, um den Gaspreis unabhängig vom Ölpreis zu machen158.
Frankreich hat ein Gesetz zum Schutz bestimmter Industriezweige verabschiedet, was
ausländischen Firmen es fast unmöglich macht sie zu übernehmen. Andere Staaten
haben ähnliche Überlegungen geäußert.
Die Musikindustrie steht gerade im Wandel. Immer mehr Künstler wechseln zu
kleineren Labels, da sie dort freier arbeiten können. Dieser Trend wird sich wohl
fortsetzen. Auch DRM, ein Format für Kopierschutz steht in der Kritik. Erste Major
Labels wie SonyBMG veröffentlichen erste Alben ohne DRM159. In Zukunft wird sich
die Musik durch das Internet wesentlich schneller wandeln. CD's werden wohl bald
ähnlich der Schallplatte der Vergangenheit angehören160.
Musik wird sich in mobilen Anwendungen verstärkt etablieren161, dazu gehört auch der
Markt der Mobilfunktelefone.
Nachrichten werden immer schneller geliefert. Anschläge in Algier oder Untergang
einer Fähre in der Antarktis? Innerhalb von Stunden gibt es Bilder, Videos und
Hintergrundberichte.
Die Spirale der Informationen dreht sich immer schneller.
155
http://german.mofcom.gov.cn/aarticle/subject/touzichina/lanmudd/200611/20061103799401.html,
04. 01. 2008
http://www.dcn-bremen.de/haupt.php?sp=de, 04. 01. 2008
157
Nr. 1, 1. 10. 2007, Sonderausgabe, Wirtschaftswoche
158
http://www.nzz.ch/2007/04/10/wi/articleF335B.html, 04. 01. 2008
159
http://www.tonspion.de/info.php?id=1749&stil=news, 04. 01. 2008
160
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/501/146163/, 04. 01. 2008
161
Digital music report, Seite 5ff, IFPI, 2007
156
90
Es wird immer mehr Information veröffentlicht. Dabei sollte jedoch auch immer
bedacht werden woher stammt die Nachricht?
Internetportale wie BBCNews werden zur ersten Anlaufstelle und werden die
klassischen Verbreitungswege wie Fernsehen und Radio ablösen. BBC hat schon einen
eigenen Videoplayer präsentiert um schon heute Nachrichten im Netz besser verkaufen
zu können 162.
Tageszeitungen haben heute schon eigene Internetportale um den Leser mehr
Informationen zu bieten. Zeitschriften wie der Stern, haben zwei Redaktionen. Eine für
Printmedium und die andere kümmert sich um den Auftritt im Internet. Netzeitung ist
ein Projekt der BV Deutsche Zeitungsholding GmbH163. Dieses Projekt besitzt nur eine
reine Internetredaktion und ist nur über das Internet erreichbar.
Viele Nachrichtennetzwerke schicken schon jetzt ihre Rohdaten rund um die Welt. So
werden in Indien die Nachrichten für amerikanische Tageszeitungen aufbereitet. Somit
stehen die aktuellen Geschehnisse in den USA dank Zeitverschiebung morgens in der
Zeitung. Diese Art von journalistischer Aufbereitung wird in Zukunft verstärkt werden,
um den Lesern ein noch aktuelleres Medium zu ermöglichen.
Die weltweite Erreichbarkeit führt aber auch zu Fragen. Will man ständig überall
erreichbar sein164? Kann man überhaupt noch Herr der Nachrichtenflut werden? Kann
sich diese Spirale noch schneller drehen?
162
http://www.bbc.co.uk/iplayer/, 04. 01. 2008
http://www.netzeitung.de/ueberuns/155607.html, 04. 01. 2008
164
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2008/01/Essay-Meckel, 04. 01. 2008
163
91
Westeuropa
Ist-Analyse
Handelsbeziehungen zu den asiatischen Staaten
Asia-Europe-Meeting (ASEM)165
Abbildung 31: ASEM-Logo
Quelle: , http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Europa/Aussenpolitik/Regionalabkommen/EUAsienpolitik-Text.html
Die Europäische Union bemüht sich seit Anfang der 1990er Jahre um engere
Beziehungen zu den asiatischen Staaten. In folge der Bemühungen wurde 1996 das
Asia-Europe-Meeting (ASEM) ins Leben gerufen. Das ASEM ist ein Dialogprozess und
ein Netzwerk auf Gipfel- und Ministerebene, außerdem dient es der Förderung des
Erfahrungsaustausches auf der Fachebene.
165
Vgl.: Dr. Frank-Walter Steinmeier, Die Globalisierung gemeinsam gestalten , 01.11.2007
Vgl.: Auswärtiges Amt, Wichtiges Signal gemeinsamer Verantwortung im Klimaschutz - Aufruf zu verstärkter regionaler
Zusammenarbeit bei globalen Fragen und bei der Lösung internationaler Konflikte, 01.11.2007
Vgl.: EU2007.de, Pressemitteilung - 8. ASEM-Außenministerkonferenz in Hamburg, 01.11.2007
Vgl: Auswärtiges Amt, Europäische Union und Asien, 01.11.2007
Vgl.: Lisa Erdmann (Der Spiegel), Schlappe für deutschen Klimaschutz-Vorstoß,01.11.2007
Abbildung 1 Aus : Auswärtiges Amt, Europäische Union und Asien, 01.11.2007
92
Das Meeting beschäftigt sich mit politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten
asiatisch-europäischer Zusammenarbeit.
Im Dialog auf politischer Ebene behandelt das Meeting die Themen
⎯ Anti-Terrorkampf,
⎯ Migration,
⎯ Menschenrechte,
⎯ Umwelt,
⎯ Bildung,
⎯ Arbeit und Beschäftigung
⎯ sowie Wirtschafts- und Finanzkooperation.
In Folge der wachsenden Bedeutung Asiens entwickelte die EU-Kommission die
Asienstrategie (2001), sowie die Südostasienstrategie (2003). Beide Strategiepapiere
sind heute maßgeblich für die Gestaltung der Beziehungen von europäischer Seite.
Teilnehmer und Bedeutung der ASEM166
Die 27 Staaten der Europäischen Union, die 10 ASEAN-Mitgliedsstaaten sowie Japan,
VR China, Indien, Mongolei, Pakistan, Südkorea sind die Teilnehmer des Meetings.
Insgesamt erwirtschaften die teilnehmenden Staaten der ASEM 60% des Welthandels,
50% der Weltwirtschaftsleistung und stellen insgesamt 58% der Weltbevölkerung. Durch
den Beitritt der europäischen Länder Bulgarien, Rumänien und durch den Beitritt der
asiatischen Staaten Indien, Mongolei, Pakistan bis September 2008 wird das Treffen
weiter an Bedeutung gewinnen.
Die wachsende Bedeutung der ASEM wird besonders beim Thema Klimaschutz
sichtbar. Auf dem ASEM-Gipfel 2007 einigten sich die ASEM-Staaten auf ein
„Anschlussregiem“ des Kyoto-Protokolls, dass 2012 ausläuft. Konkrete Verhandlungen
166
Vgl.: Dr. Frank-Walter Steinmeier, Die Globalisierung gemeinsam gestalten , 01.11.2007
Vgl.: Auswärtiges Amt, Wichtiges Signal gemeinsamer Verantwortung im Klimaschutz - Aufruf zu verstärkter regionaler
Vgl.: EU2007.de, Pressemitteilung - 8. ASEM-Außenministerkonferenz in Hamburg, 01.11.2007
Vgl.: Lisa Erdmann (Der Spiegel), Schlappe für deutschen Klimaschutz-Vorstoß,01.11.2007
93
wurden für das Jahr 2009 angekündigt, um einen lückenlosen Übergang zu
ermöglichen.
Handelsbeziehungen zu China167
Nach dem WTO-Beitritt Chinas im Jahre 2001 wuchs die Volksrepublik bis zum Jahr
2002 zum zweit größten Handelspartner der Europäischen Union heran. Im Jahr 2003
betrug der Handel zwischen der EU und der China rund 135 Mrd. €.
China rasantes Wirtschaftswachstum und die steigenden Im- und Exporte führen zu
einer Sonderstellung Chinas in der Globalisierung und besonders im Hinblick auf
Europa.
Im- und Exportmarkt China
China ist für West-Europa und insbesondere für Deutschland einer der wichtigsten
Exportmärkte. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Chinas innerhalb der
Europäischen Union. Die Zuwachsraten der deutschen Exporte nach China
verzeichneten seit 1998-2005 zweistellige Zuwachsraten.
Abbildung 32: Exportzuwachs Deutschland – China
Quelle:http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,485524,00.html
167
Vgl.: Dr. Frank-Walter Steinmeier, Die Globalisierung gemeinsam gestalten , 01.11.2007
Vgl.: Auswärtiges Amt, Wichtiges Signal gemeinsamer Verantwortung im Klimaschutz - Aufruf zu verstärkter regionaler
Vgl.: EU2007.de, Pressemitteilung - 8. ASEM-Außenministerkonferenz in Hamburg, 01.11.2007
Vgl: Auswärtiges Amt, Europäische Union und Asien, 01.11.2007
Vgl.: Lisa Erdmann (Der Spiegel), Schlappe für deutschen Klimaschutz-Vorstoß,01.11.2007
Abbildung 2 Vgl.: Lisa Erdmann (Der Spiegel), Schlappe für deutschen Klimaschutz-Vorstoß,01.11.2007
94
Abbildung 33: Importzuwachs Deutschland – China
Quelle:http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,485524,00.html
Im Jahre 2005 stagnierten die Exporte in Richtung China kurzeitig, 2006 erfuhren die
Exporte jedoch wieder eine Steigerung um 30%.Deutschland bezieht jedoch weitaus
mehr Waren aus der Volksrepublik, als dass es Exportiert.
Deutsche Unternehmen verkaufen hauptsächlich Maschinen, elektrotechnische Produkt
nach China.
Bereits im Jahre 2008 wird China den „Exportweltmeister“ Deutschland ablösen. Die
Exporte Chinas werden voraussichtlich im Jahre 2010 10% des Welthandels
ausmachen.
Handelsbeziehung zu Indien168
Die indischen Handelsströme, besonders die Importe waren in der Vergangenheit sehr
stark eingeschränkt. Dies lag an den wenigen Importen, die zu nächst dem Fokus auf
der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien lag. Die Wirtschaft bemerkte jedoch,
dass Indiens Anteil am Welthandel zurück ging und versuchte den Trend zu stoppen.
Somit wurde in den 70er Jahren beschlossen ausreichend Investitionsgüter aus Europa
zu importieren, die dringend für den Ausbau der Industrie gebraucht wurden. Dies wird
bis heute noch fortgesetzt. Im Export sieht es ganz anders aus, die EU importiert aus
Indien nicht nur die Rohstoffe: Rohbaumwolle, Tee, Kaffee und Gewürze, sondern vor
allem auch Industrieerzeugnisse wie Maschinen, Autozubehör, Computersoftware etc.
168
Vgl. Tobias Daniel, „Europa und Indien – eine neue Partnerschaft“(2002), ohne Seitenangabe abgerufen am 13.11.2007
Abbildung 3 Vgl.: Lisa Erdmann (Der Spiegel), Schlappe für deutschen Klimaschutz-Vorstoß,01.11.2007
95
In den Bereichen wie IT-Services, Stahl oder Automobilkomponenten zählt Indien
heute zu den Weltmarktführern. Der Handel zwischen EU und Indien nahm 2006 um
fast 16 % zu und hat sich im Durchschnitt von 13,6 % zwischen 2002 und 2006 erhöht.
Import / Export EU – Indien
Der Handel zwischen Europa und Indien gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der
gesamte Export von Europa nach Indien betrug 2005/2006 21,1 Mrd. EUR und der
Import von Indien nach Europa betrug insgesamt 18,9 Mrd. EUR. Das Verhältnis ist
zwischen Europa und Indien ist nicht ausgeglichen, dass sich zum Gunsten für Indien
verhält.169
Infrastruktur Westeuropa
Häfen
Heute werden fast 90 % des Außenhandels und mehr als 40 % des Binnenhandels der
Europäischen Union über die See abgewickelt. 3,7 Mrd. Tonnen Fracht werden jährlich
in den rund 1.200 Seehäfen Europas umgeschlagen und rund 390 Mio. Passagiere
abgefertigt. Zu den größten Häfen in Europa gehören Rotterdam, Antwerpen, Hamburg.
Europas größter Binnenhafen liegt in Duisburg und der größte Kanalhafen in Dortmund.
Zwischen
Deutschland
und
den
Niederlanden
werden
45%
des
Binnenschiffsgüterverkehrs der EU-27 (465 Mio. t) transportiert.170
Schiene
Im Jahre 2005 hatte der Güterverkehr auf den Schienen einen Marktanteil von 17 % zu
verzeichnen.
Mit dem zweiten Weltkrieg fing es an, dass die Schiene als Transportweg ihre
Bedeutung verlor. Der Fokus wurde auf die Straßeninfrastruktur gelegt, um die
Mobilität im Personenverkehr zu gewährleisten. Die Attraktivität des Schienenverkehrs
169
170
Vgl. Textination, Jahreswirtschaftsbericht Indien 2006/2007 - Teil 1,2007
Vgl Bundeswehr, Marine, Jahresbericht 2007 ,2007, Seite 3-6
96
muss in Europa gesteigert werden. Dieses konnte durch unterschiedliche Bahnsysteme
in Europa für den grenzüberschreitenden Verkehr bis 2007 nicht geschafft werden.
Damit der Schienenverkehr wettbewerbsfähig wird muss etwas geändert werden. Somit
soll ab 2007 der Schienengüterverkehrsmarkt für den Wettbewerb vollständig geöffnet
werden, einschließlich der Kabotagefahrten. Schon seit Anfang 2006 ist der
grenzüberschreitender
Güterverkehrsmarkt
auf
dem
gesamten
europäischen
Schienennetz für den Wettbewerb geöffnet.171
Luftfracht
In Europa wurden im Jahr 2006 446.555 Tonnen Importiert und 341.692 Tonnen ins
Ausland Exportiert. Der Import-Bereich vergrößerte sich um 4,3%.172 Durch das
wachsende Transportaufkommen werden in den nächsten Jahren Probleme auf uns
zukommen, die wie folgt aussehen können: die Überlastung der Luftverkehrswege in
Europa, die zu Verspätungen führen, und den chronischen Mangel an Start- und
Landebahn-, Rollbahn- und Terminalkapazität am Boden.173
Rohstoff- und Energiesituation
Entwicklung von Westeuropa
Durch den steigenden Verbrauch von Erdgas und Erdöl, muss sich Westeuropa
dringend etwas einfallen lassen um den steigende Nachfrage abdecken zu können, dass
mit den eigenen Ressourcen heute nicht möglich ist. Schon im Vergleich zu den Jahren
zuvor, ist gut zuerkennen, dass die Erdöl-/Erdgasnachfrage in den nächsten Jahren
weiter ansteigt.
Europa verbrauchte im Jahr 2006 an Erdöl 721,80 Millionen Tonnen, dass im Jahr
zuvor noch bei 719,56 Millionen Tonnen lag. Der Verbrauch an Erdöl steigt immer
weiter an. Das sieht im Erdgasbereich nicht anders aus, denn der Verbrauch an Erdgas
wird in naher Zukunft weiter ansteigen. Auch wenn es gelang den Erdgasverbrauch im
171
Vgl. Deutsche Bank AG, DB Research, „Schienenverkehr in Europa: Marktöffnung als Change“ ,2007
172
Vgl. DeStatis, Luftfracht 2006: Einladungen + 10,0%, Ausladungen + 8,5% , 2007
Vgl. Europa, Press Releases,Europäische Kommission sucht Lösungen für unzureichende Kapazität der Flughäfen,2007
173
97
Jahr 2006 um 6 Millionen Tonnen zu senken im Bezug auf das Vorjahr (2006 wurden
438,6 Millionen Tonnen verbraucht, im Jahr zuvor 444,6 Millionen Tonnen).174
Biokraftstoffe
Aufgrund der immer knapper werdenden fossilien Brennstoffe, sowie der aktuellen
Klimadebatte rücken erneuerbare Energien immer stärker in den Fokus der
Unternehmen und der Privathaushalte. Ein wichtiger Bestandteil der erneuerbaren
Energien sind die Bio-Energien.
Bio-Energien sind zur Erzeugung von Elektrizität, Wärme und Kraftstoffen brauchbar.
Bio-Energien stellen heute mit ca. 60% den größten Anteil an erneuerbaren Energien.
Der Begriff Bio-Energie umfasst neben Emissionspflanzen und Waldholz unter
anderem auch Biogas, Deponiegas und Klärgas. Außerdem umfasst der Begriff BioEnergie biologisch abbaubare Anteile von Haushalts- und Industrieabfällen.
Als Kraftstoff ist Bio-Energie bereits ab einem Rohölpreis von 100 US $/Barrel bereits
mit heutiger Technologie konkurrenzfähig.175
Bildungsniveau im Vergleich zu den asiatischen Staaten
Vergleich der Akademiker
In Deutschland und Österreich erreichen rund 20% eines Altersjahrgangs einen
Hochschulabschuss. In Vergleich zu Deutschland und Österreich machten in
Dänemark, Finnland, Island, Italien, Niederlanden und Norwegen mehr als 40% Ihren
Hochschulabschluss. Die Beschäftigungsquoten steigen in den meisten OECD-Ländern
parallel zum Bildungsniveau.176
Allein im Jahre 2005 machten in Deutschland ca. 252.482 Studenten ihren Abschluss
an den Universitäten oder Hochschulen. Im Vergleich zu Deutschland machten 4,13
174
Vgl. BP, Statistical Rewiev of World Energy 2007,2007
Vgl. Josef Auer (DBResearch), Bio-Energien für die Zeit nach dem Öl, S. 1ff, 20.11.2007
176
OECD, Education at a Glance 2007: OECD Indicators, 2007, S. 4
175
98
Millionen Studenten in diesem Jahr (2006) in China ihren Abschluss; vor fünf Jahren
waren es erst 1,15 Millionen Absolventen. Das ist ein beachtlicher Anstieg.177
Vergleich der Fachkräfte
In Europa herrscht ein großer Mangel an Fachkräften. Es fehlen Beispielsweise in der
Berufsgruppe Maschinen- und Anlagenbau bis zu 9.000 Ingenieure und Tausende
Facharbeiter. Nach Angaben des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der
Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) mangelt es in Deutschland vor allem
an Ingenieuren, Technikern, Informatikern und Fachkräften der Pharmabranche. Nicht
nur in Europa mangelt es an Fachkräften, sondern auch im asiatischen Raum. Alleine in
Indien werden in der IT-Fachleute bis 2010 über 500.000 benötigt.178
Industriezweig Automobilbranche179
Die Automobilindustrie stellt einen der größten Industriezweige in West-Europa da.
Im folgenden werden die beiden stärksten Automobilhersteller in West-Europa
beschrieben, zum einen die Volkswagen AG, den größten Automobilhersteller Europas
und die Daimler Chrysler AG, den Umsatzstärksten Europas, bevor sich das
Unternehmen von Chrysler getrennte. Beschrieben werden sowohl der Aufbau, d.h.
welche Marken der Hersteller unter sich hat, Umsatzzahlen der Jahre 2005 und 2006
und welche Strategien die Hersteller verfolgen um möglichst Erfolgreich zu sein.
Eine dieser Strategien war zum Beispiel, dass einige Unternehmen mehrere Marken in
eingegliedert haben, dies wurde in den letzten Jahren durch Übernahmen oder Allianzen
realisiert. Eine andere Möglichkeit die auch genutzt wurde sind Jointventures.
Eine andere wichtige Strategie war und ist es zu versuchen sich auf den neuen Märkten
zu etablieren. Wie wichtig diese neuen Märkte zum Beispiel Asien sind zeigt die
177
Spiegel, CHINAS ABSOLVENTEN ,Jeder dritte hält das Studium für nutzlos, 2007
Vgl.: Karin Bauer Expertenmangel bedroht Asien ,2007
179
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2005
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
Vgl.: Geschäftsbericht Volkswagen AG 2005
Vgl.: Geschäftsbericht Volkswagen AG 2006
178
99
folgende Abbildung, in dem die Absatzveränderungen aufgezeigt werden im Vergleich
zum Vorjahr aufgeführt sind. So gibt es in China etwa Zuwachsraten von ca. 34 % in
der Pkw Sparte und in der Nutzfahrzeug Sparte immerhin noch fast 10 %.
Doch die Automobilbranche steckt wegen den hohen Benzinpreisen, der Klimadebatte,
die
drohende US-Wirtschaftskrise und einem schwachen Dollar in einer
Umbruchphase. Vor allem die Konkurrenz aus Asien ist ein großes Problem für die
Europäischen Autobauer, auch weil der Europäische Markt mittlerweile fast gesättigt
ist.
Einige dieser Probleme sollen im Folgenden angesprochen werden.180
Abbildung 34: Automobilmärkte weltweit
Quelle: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
180
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2005
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
Vgl.: Geschäftsbericht Volkswagen AG 2005
Vgl.: Geschäftsbericht Volkswagen AG 2006
Abbildung 4 Aus: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
100
Volkswagen AG181
Abbildung 35: Logo VW AG
Quelle Volkswagen AG Geschäftsbericht 2006
Die Volkswagen AG ist der größte Automobilhersteller Europas, außerdem waren sie
die erste Firma auf dem asiatischen Markt.
Dieses Unternehmen besitzt in Europa schon einige Marken. Zur Volkswagen AG
gehört Volkswagen selber, aber auch Audi (Deutschland) , Bentley ( Großbritannien) ,
Bugatti (Italien), Lamborghini (Italien), Skoda (Tschechien) und Seat (Spanien). Um
auf dem chinesischen Markt produzieren zu können, hat Volkswagen drei Jointventure
gegründet. Die Marken FAW-Volkswagen, FAW - Audi und Schanghai Volkswagen.
Diese Firmen sind aber als eigenständige Marken anzusehen, die mit eigener
Modellpalette an den Markt gehen. Volkswagen selber tritt aber auch selber als Marke
auf dem Markt auf und vertreibt einen großen Teil der Europäischen Modellpalette.
FAW-Volkswagen vertreibt meist modifizierte Europäische Modelle.
Diese Strategie verwendet die Volkswagen AG im derzeit in Mittel- und Südamerika,
China und Südafrika. Der Grund dafür ist das es sich bei diesen Ländern um
Schwellenländer handelt, in diesen Ländern sind meist schlechte Straßen vorhanden.
Daher sind die Modelle aus diesem Grund schon günstiger und für den Einsatz auf
diesen schlechter Straßen mehr geeignet. Diese Modelle sind aber auch sonst qualitätsund ausstattungstechnisch nicht mit den europäischen Modellen vergleichbar. Meist
werden alte Modelle modifiziert, wie z.B. der Citi Golf der auf dem Golf I basiert. Oder
sie teilen sich die Plattform mit den Europäischen Modellen, so z.B. der der Fox und der
Polo.
Die Volkswagen AG geht aber mittlerweile über auch Europäische Modelle im Ausland
zu fertigen,
181
Vgl.: Volkswagen AG Geschäftsbericht 2006
Vgl.: http://www.volkswagenag.com/vwag/vwcorp/content/de/the_group.html abgerufen am 10.11.2007
101
aber auch zu Entwickeln so ist Südamerika das einzige Land in dem es eine eigene
Entwicklungsabteilung gibt. Ein Modell welches in Südamerika einwickelt wurde ist
der VW Gol (Bedeutung: spanisch Tor). Der VW Gol wird seit 1981 produziert und ist
seit 1987 ununterbrochen der meist verkaufte PKW in Brasilien und bis August 2006
wurden 4,5 Millionen Stück produziert. Dieses Modell wird meist in den
Schwellenländern angeboten. In Asien wird der VW Gol von Shanghai Volkswagen
produziert.
Die Umsatzerlöse in Asien sind mit fast 6,8 Milliarden Euro knapp 26,8 % über denen
aus dem Jahr 2005. Dies ist vor allem auf die starke Nachfrage in China
zurückzuführen, wo die Modelle Polo, Jetta, Passart, Audi A4 und Audi A6 hohe
Steigerungsraten aufweisen. Damit blieb der VW Konzern auch Marktführer mit einen
Anteil von 17,1 %. In den anderen Asiatischen Ländern gab es auch geringe
Zuwachsraten die auf die Modelle Polo und Golf zurückzuführen sind.
2008 wird Porsche wohl seinen jetzigen Aktienanteil von 31 % an der Volkswagen AG
auf vermutlich mehr 51 % erhöhen und somit die Volkswagen AG übernehmen wird.
Porsche kann dann eine Produktbreite vom Kleinwagen bis hin zum Sportwagen bieten
und würde seine Marktnische in der Luxusklasse verlassen und seine Stellung im
Weltmarkt gewaltig ausweiten.182
Die Daimler AG183
Für eine Beschreibung der DaimlerAG wird vorwiegend der ganze DaimlerChrysler
Konzern betrachtet, weil es für die neue Daimler AG bis jetzt nur wenige Zahlen zum
vergleichen gibt. Denn 2007 trennte sich Daimler von Chrysler. Der DaimlerChrysler
Konzern war der umsatzstärkste in Europa, was aber nicht nur an der Automobilsparte
lag, sondern auch an der Bus und Truck Sparte.
182
183
Vgl.: Volkswagen AG Geschäftsbericht 2006
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
102
Im Jahr 2001 übernahm der damals schon angeschlagene DaimlerChrysler Konzern
Mitsubishi und gliederte 2003 die Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation aus.
Nach der Ausgliederung wurde Mitsubishi wieder verkauft. Die heutige Daimler AG
besitzt noch heute vier Mitsubishi Fuso Werke, die alle in Japan sind. Dort werden
Hauptsächlich Busse und Einzelteile für die Lkw der Marke Fuso hergestellt.
Die Daimler AG sieht Asien als einen wichtigen Zukunftsmarkt für die PKW. So lassen
sie die E-Klasse seit September 2006 in Peking produzieren. [Geschäftsbericht] Aber
auch bei den Busmärkten glaubt man an ein großes Wachstumspotenzial.
Im chinesischen Fuzouh wurde 2007 der Grundstein für ein neues Werk gelegt, dort soll
vor allem Kleintransporter, also je 20000 Sprinter und Vito/Viano, produziert werden.
Dr. Zetsche sagte zu Grundsteinlegung: „Mit diesem Grundstein legen wir das
tragfähige Fundament für die Zukunft der Fujian Daimler Automotive Ltd. Wir schaffen
somit
die
Basis,
dass
Fuzhou
zukünftig
eine
Schlüsselrolle
in
unserer
Wachstumsstrategie für Transporter in China und Asien spielen kann“.184
Umsatzvergleich185
In den folgenden zwei Tabellen werden die Umsatzzahlen von 2005 und 2006
aufgeführt, zu einem wird der Gesamtumsatz betrachtet sowohl als auch der Umsatz nur
in Asien. Diese Zahlen wurden den Geschäftsberichten des jeweiligen Konzerns
entnommen. Die dritte Tabelle zeigt dann die Veränderungen dieser Zahlen von 2005
auf 2006.
Was gut ersichtlich ist, dass vor allem die Volkswagen AG und die Bayerischen
Motoren Werke Umsatzsteigerungen in Asien im Zweistelligen Bereich aufweisen
können, lediglich die Daimler AG hat einen minimalen Rückgang aufzuweisen. Im
Gesamtumsatz konnten sich aber alle drei Konzerne verbessern.
184
Vgl.: Transporterwerk in China ,12.11.2007
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
185
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2005
103
Tabelle 2: Umsatzzahlen 2006186
Hersteller
Volkswagen AG
Gesamt
Umsatz Umsatz in Asien
(in Mio. €)
(in Mio. €)
104.875
6.674
Bayerische Motoren Werke AG 48.999
6.200
Daimler AG
12.422
151.589
Tabelle 3: Umsatzzahlen 2005187
Hersteller
Gesamt
Umsatz Umsatz in Asien
(in Mio. €)
(in Mio. €)
93.996
5.261
Bayerische Motoren Werke AG 46.656
5.538
Daimler AG
12.525
Volkswagen AG
149.776
Tabelle 4: Umsatzveränderung von 2005 auf 2006188
Hersteller
Gesamt
Umsatz Umsatz
in
Asien
(Veränderung in %) (Veränderung in %)
Volkswagen AG
11.57
26.86
Bayerische Motoren Werke AG 5.02
11.95
Daimler AG
-0.82
1.21
186
Darstellung Eigene; Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006
Darstellung Eigene; Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2005
188
Darstellung Eigene; Vgl.: Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2006, Geschäftsbericht DaimlerChrysler AG 2005
187
104
Problemsituationen
Energieengpass
Erdölreserven
Der jährliche Rückgang an Erdölreserven in Europa, zeigt das Europa schnell etwas
ändern muss. 1986 hatte Europa noch Reserven von 7,8 Tausend Millionen Barrel. Im
Jahre 2006, 20 Jahre später, hatte Europa nur noch 6,7 Tausend Millionen Barrels als
Reserve zu verbuchen.189 Das Bedeutet, dass die Importe in Europa verstärkt werden
müssen. Dies ist aber nicht einfach, denn der starke Anstieg der Ölimporte Chinas und
anderer Volkswirtschaften in Asien und der weiter steigender Energiebedarf der USA
stellen nicht nur für die Preisentwicklung am Energiemarkt ein Problem dar. Große
Ölreserven z.B. in Nordafrika oder am Rande Europas wie in Norwegen, haben in den
vergangenen Jahren das Interesse US-amerikanischer und chinesischer Konzerne
geweckt. Das Problem für Europa ist nicht die begrenzte Reichweite der verschiedenen
Energieträger, sondern die ungleiche Verteilung an Erdöl an die beteiligten Staaten. So
liegen allein im mittleren Osten fast zwei Drittel der Weltölreserven. Allein die
nachgewiesenen Ölreserven Irans oder Iraks sind mehr als doppelt so groß wie
diejenigen Russlands, dem aktuell mit Abstand wichtigsten Öllieferanten der EU. Die
Ölreserven Saudi-Arabiens übertreffen die Russlands sogar um das Vierfache. Der
mittlere Osten ist mit seinen Reserven auch für die Ölversorgung Europas langfristig
unverzichtbar.190
Erdgasreserven
Für Europa sieht es mit den Erdgasreserven auch nicht besser aus. Die Reserven
vermindert sich Jahr für Jahr. 1996 waren es noch 3,57 Trillion cbm und 20 Jahre später
sind es nur noch 2,43 Trillion cbm an Erdgasreserven.191 Denn auch hier haben die USamerikanischen und chinesischen Gaskonzerne Interesse an den Europäischen
189
Vgl.: BP, Statistical Rewiev of World Energy 2007
Vgl.: Herr Präsident Uhrlau ,Unsere Energieversorgung ist keineswegs gesichert ,2007
191
Vgl.: BP, Statistical Rewiev of World Energy 2007
190
105
Energiemarkt. Sie versuchen wie beim Erdöl, ihre Anteile in Norwegen und Nordafrika
zu bekommen. Die Fixierung für Europa auf nur wenige Lieferländer ist von großer
Bedeutung, weil bei der Gasversorgung über Pipelines technisch bedingte
Abhängigkeiten noch stärker und langfristiger wirken als beim Öl, wo ein
vergleichsweise flexibler Markt mit einer größeren Zahl von Anbietern besteht.192
Gegenseitige Abhängigkeit zwischen Europa und Russland
Zwischen Europa und Russland besteht eine gegenseitige Abhängigkeit. Um für den
russischen Markt interessant als Partner zu bleiben, investiert Europa in Russland, um
die Infrastruktur für die verbesserte Gasversorgung zu verbessern. Dabei sollen die
bestehenden Lieferwege offen gehalten und nach Möglichkeit die Effizienz des
Pipelinesystems weiter erhöht werden. Daneben könnten Kooperationen zwischen
europäischen
und
russischen
Energieunternehmen
entsprechende
strukturelle
Verbindungen schaffen werden.193 Russland allein stellt deutlich über 40% der
europäischen Erdgasimporte, gefolgt von Norwegen mit knapp 30% und Algerien mit
ca. 20%. Gerade einmal 5% der EU-Gasimporte entfallen auf andere Länder. Europa
sucht Alternativen, um die Abhängigkeit von Russland zu umgehen, denn das Vertrauen
in die Zuverlässigkeit des Lieferanten ist seit dem russisch-ukrainischen Gasstreit
erschüttert. Die Planung einer neuen Pipeline von Asien nach Europa ist ein erster
Schritt zur Minimierung der Abhängigkeit Europas von Russland.194
Demographische Entwicklung in Europa
Durch die geringe Geburtenrate wird die Bevölkerung Europas bis zum Jahre 2050 sich
um ca. 67 Millionen Menschen verkleinern. Zu dem wird sich in den Industrieländern
die Zahl der über 60-Jährigen von einem Fünftel auf ein Drittel der Bevölkerung
erhöhen, somit kämen in den Industrieländern auf ein Kind, zwei Menschen über 60
Jahre.195
192
Vgl. Herr Präsident Uhrlau, Unsere Energieversorgung ist keineswegs gesichert ,2007
Vgl. Antje Nötzold, Die europäische Strategie zur Energieversorgungssicherheit ,2005
Vgl. Präsident Uhrlau Unsere Energieversorgung ist keineswegs gesichert ,2007
195
Vgl.: UN-Studie, 2050 leben neun Milliarden Menschen auf der Erde, 13.11.2007
193
194
106
Abbildung 36: Steigende Lebenserwartung in Europa
Quelle: http://ec.europa.eu/employment_social/news/2002/jan/com2001_723_de.pdf, S.23
Abbildung 37: Zu- und Abnahme der Bevölkerung in Millionen
Quelle:http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/wbb_2007_zusammenfassung.pdf , S. 2
Um ein schrumpfen der Bevölkerung zu verhindern, müsste jede Frau in den
Industrieländern 2,1 Kinder zur Welt bringen, tatsächlich sind es jedoch nur 1,3 Kinder
pro Frau. Nach weiteren Untersuchungen der UN, ist ein Rückgang der Bevölkerung
ohne Bestandserhaltungsmigration nicht aufzuhalten. Im Verhältnis zu den anderen
Industriestaaten bräuchten Italien und Deutschland die höchste Netto-Zuwanderung, um
den Bestand der Bevölkerung im Arbeitsfähigen Alter zu erhalten.196
196
Vgl.: Karl-Heinz Meier-Braun (BpB), Europa braucht Einwanderer, 13.11.2007
Abbildung 6 Aus: EU-Kommission, Die Zukunft des Gesundheitswesens und der Altenpflege,S.4ff, 13.11.2007
107
Am stärksten vom demographischen Wandel in Europa ist Deutschland betroffen. Die
UN stellt in der Studie zur Bevölkerungsentwicklung fünf Szenarien da, wobei eines
von der UN selbst als unrealistisch dargestellt wird.
Szenario 1
Ausgehend von der mittleren Bevölkerungsprognose der UN würde Deutschlands
Bevölkerung bis ins Jahr 2050 auf rund 73 Millionen Menschen sinken (aktuell 82.
Million Menschen). Bei diesem Szenario wurde von einer Netto-Zuwanderung von 11.
Millionen Menschen ausgegangen.
Szenario 2
Ausgehend davon, dass es de facto keine Einwanderung in Deutschland gibt, schrumpft
die Bevölkerung Deutschlands bis ins Jahre 2050 auf rund 59 Millionen Menschen. Die
Anzahl der Erwerbstätigen Personen würde um 41% zurückgehen.197
Szenario 3
Um die Bevölkerungszahl in Deutschland konstant zu halten, müssten bis ins Jahr 2050
jährlich rund 324.000 Menschen einwandern. Das entspräche einer Gesamtzuwanderung
bis ins Jahr 2050 von 18 Millionen Menschen.
Szenario 4
Wenn Deutschland das Arbeitskräftepotential konstant halten wollte, müssten bis ins
Jahr 2050 jährlich
458.000 Menschen jährlich zuziehen. Die Gesamtbevölkerung
würde bis ins Jahr 2050 auf 92 Millionen Menschen ansteigen. Von diesen 92 Millionen
Menschen, wären 33 Millionen Menschen Einwanderer oder Abkommen der
Einwanderer.
Ein 5. Szenario wird ebenfalls in der UN-Studie aufgeführt, jedoch wird dieses von der
UN als sehr unrealistisch beurteilt. In diesem Szenario wurde untersucht, welche Anzahl
von Einwanderern benötigt würde, um das Verhältnis Erwerbstätige zu Rentnern auf
dem Niveau von 2005 zu halten. Für Deutschland würde dies Bedeuten, dass insgesamt
197
Vgl.: Karl-Heinz Meier-Braun (BpB), Europa braucht Einwanderer, 07.12.2007
Abbildung 7 Aus: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerungsbericht 2007, 07.12.2007
108
188,6 Millionen Einwanderer aufgenommen werden müssten. Dies würde bedeuten,
dass Deutschland jährlich 3,4 Millionen Zuwanderer aufnehmen müsste. Die
Bevölkerungszahl Deutschland würde bis ins Jahr 2050 auf 299 Millionen Menschen
ansteigen. Die Migranten hätten einen Anteil an der Bevölkerung von 80%.198
Auswirkungen auf die Sozialsysteme
Nicht exakt vorauszusagen sind die Auswirkungen der alternden Gesellschaft auf die
Gesundheitssysteme in West-Europa, wenn gleich die Gesundheitsausgaben ab dem 65.
Lebensjahr stark ansteigen. Durch die höhere Krankheitsanfälligkeit alter Menschen und
der Umstand, dass diese Altersgruppe häufig unter mehreren Krankheiten leidet, sowie
die zunehmend ansteigende Anzahl chronisch Kranker, sowie der Umstand der
Pflegebedürftigkeit führt zu einer ungleichen Kostenverteilung nach Altersgruppen.
Bewahrheiten sich die Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung, so werden die
öffentlichen Ausgaben für die medizinische Versorgungen in den meisten europäischen
Staaten um 1%-1,5% vom BIP bis ins Jahr 2050 steigen. Eine Ausnahme bilden hier die
Länder Deutschland, Österreich und Irland bei denen ein Kostenanstieg von 2% des BIP
bis zum Jahr 2050 zu erwarten ist.
Ein Rückgang der Kosten ist für die Altersgruppe der 0-64 jährigen zu erwarten. Die
Kosten für diese Altersgruppe werden bis ins Jahr 2050 um ca. 0,2-0,7% vom BIP
zurückgehen.
Legt man die Bevölkerungsentwicklungsszenarien für die Langzeitpflege zu Grunde, so
wird deutlich, dass die Kosten für die Langzeitpflege in den Ländern deutlich steigen, in
denen bereits ein hohes Ausgabenniveau vorhanden ist (1,5%-3% vom BIP). Die Länder
Schweden, Finnland, Dänemark und die Niederlanden zählen zu den betroffenen
Staaten. In diesen Staaten wird die Überalterung der Bevölkerung voraussichtlich dazu
führen, dass ein Kostenanstieg in der höhe von 1,7%-2,5% zu erwarten ist, die
bestehenden Kosten würden sich also fast verdoppeln.
198
Vgl.: Karl-Heinz Meier-Braun (BpB), Europa braucht Einwanderer, 07.12.2007
109
Ein weiteres Problem im Gesundheitswesen, stellt der zukünftige Bedarf an
Arbeitskräften im Gesundheitswesen dar. Der Bedarf an Qualifiziertem Personal ist in
der Pflege naturgemäß hoch. Ein Anstieg der Beschäftigungszahlen im Bereich
„Gesundheit und Soziales“ ist schon heute zu verzeichnen. Zwischen 1995 und 2000
verzeichnete
der
Bereich
„Gesundheit
und
Soziales“
einen
zuwachs
der
Beschäftigungszahlen um 12,6%.199
Fachkräftemangel
In jedem Staat in Europa sind die Arbeitslosenquoten unterschiedlich hoch, trotzdem
hatte Europa lt. Schätzungen der Eurstat 17,4 Millionen Arbeitslose Menschen im Jahr
2006 zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote in Europa belief sich im Juli 2006 auf 8,0
Prozent. In Deutschland lag die Arbeitslosenquote im Juli 2006 bei 8,2 Prozent und
damit über dem europäischen Durchschnitt. Die höchsten Arbeitslosenquoten meldeten
Polen (15,0 Prozent), die Slowakei (14,0 Prozent), Griechenland (9,2 Prozent),
Frankreich (8,9 Prozent) und Belgien (8,7 Prozent). Die niedrigsten Quoten
verzeichneten im Juli 2006 die Niederlande und Dänemark (je 3,9 Prozent), Estland (4,2
Prozent), Irland (4,4 Prozent) und Luxemburg (4,8 Prozent).200
Trotz hoher Arbeitslosigkeit können die europäischen Firmen ihre offenen
Arbeitsstellen nicht wunschgerecht besetzen. Europa droht ein Mangel an Fachkräften.
In vielen Branchen und Berufen ist die Nachfrage nach Fachkräften größer als das
verfügbare Potenzial. Es fehlen neben Ingenieuren zunehmend Techniker und
Facharbeiter, vor allem in der Elektro- und Metallbranche, aber auch im produzierenden
Gewerbe und in der Automobilindustrie. Gesucht werden außerdem Ärzte und
Betriebswirte.201
199
Vgl.: EU-Kommission, Die Zukunft des Gesundheitswesens und der Altenpflege,S.4ff, 13.11.2007
200
Vgl. E.Public, Arbeitslosenzahlen in Europa, 2007
201
Vgl. Dienst Thomas Wurster, Der Tagesspiegel, Wirtschaft klagt über Mangel an Fachkräften, 2006
110
Problemsituation der Automobilindustrie
Sättigung des Europäischen Marktes
Abbildung 38: PKW-Neuzulassungen der EU-15
Quelle: Geschäftsbericht Volkswagen AG
Seit Jahren wird davon gesprochen, dass der Europäische Markt gesättigt ist. 2006 gab
es ein leichtes Plus an Pkw Neuzulassungen, abgesetzt wurden über 14 Millionen Pkw's,
diese Zahl wurde in den letzten acht Jahren erreicht. In den fünf großen Märkten
Europas gab es meist ein Minus (Frankreich, Spanien, United Kingdom), nur in
Deutschland (+3,8%) und Italien (+3,7 %) gab es minimale Zunahmen. 2007 gab es
einen ähnlichen stagnierenden Markt, der Deutsche Markt schrumpfte sogar neun
Prozent auf 3.15 Millionen verkaufte Pkws.
Die Deutschen Automobilbauer selber steigerten, 2007 ihren Marktanteil wie in den
letzten Jahren um einen Prozentpunkt und haben nun einen Anteil von 47 %.202
202
Vgl.: Pkw-Absatz stagniert 2005 in Westeuropa ,05.12.2007
Vgl.: Volkswirtschaftliche Perspektiven und Trends in der Automobilindustrie ,5.12.2007
Vgl.: ÖL KOSTET ERSTMALS MEHR ALS 100 DOLLAR, 5.12.2007
Vgl.: Deutscher Automarkt wird dauerhaft schwächeln, 4.12.2007
Abbildung 8 Aus Volkswirtschaftliche Perspektiven und Trends in der Automobilindustrie ,5.12.2007
111
Umweltdebatte
Ein großes Problem für die Wettbewerbsfähigkeit Europäischer Automobilbauer, ist die
Umweltdebatte. Die EU droht mit hohen Geldstrafen, falls der Ausstoß des
klimaschädlichen Kohlendioxids bis 2012 nicht auf durchschnittlich 130 Gramm pro
gefahren Kilometer gesenkt wird. Sollten diese Pläne verwirklicht werden, müssen vor
allem Automobilbauer mit hoch motorisierten Autos hohe Zusatzkosten einplanen. Die
Unternehmensberatung A.T. Kearney stellte in einer neuen Studie fest das Daimler und
BMW mit Mehrkosten von 650 bis 800 Millionen Euro rechen muss. Die Volkswagen
AG müsste sogar mit Mehrkosten von 3 Milliarden Euro rechnen und würde so in eine
Verlustzone rutschen. Aus diesem Grund muss jetzt viel Geld für die Erforschung
alternativer Antriebe gesteckt werden, wie zum Beispiel Hybridmotor, Brennstoffzellen
oder eine Elektromotor.
In Frankreich werden in Zukunft Autos, die die Umwelt stark verschmutzen vom Staat
bis zu 2600 verteuert. Für saubere Autos gibt es einen Bonus von 200 Euro, für
Elektroautos sogar einen Bonus von 5000 Euro.203
Produkt Piraterie
Durch die vielen Kooperation ist ein großer Markt entstanden, der Markt der Produkt
Piraterie also der Plagiate. Auf der diesjährigen IAA (2007) sollte es einigen
Chinesischen Herstellern verboten werden dort ihre neuen Entwicklungen vorzustellen.
Diese drohten dann ihre PKW in einen Hotel, in der nähe der Messe, vorzustellen.
Die Problemsituation ist das verschiedene Chinesische Hersteller Designs von meist
Deutschen Automobilherstellern ab geguckt zu scheinen haben, um meist sehr ähnliche
Produkte unter ihrem Namen zu verkaufen. Auf der Messe standen vor allem der CEO
der chinesischen Firma Shuanguan, der von außen genau wie ein X5 von BMW aussieht
und der Noble der gleichen Firma, der dem Smart von Daimler sehr ähnlich ist. Die
Firma Shuanguan selber wollte diese Autos nicht auf der Messe vorstellen und hat sich
einen Vertreter dafür gesucht, die Chinesische Firma „China Automobile Deutschland“
(CAD).
Aber nicht nur bei deutschen Automobilbauern wurde ab geguckt, der Xuanli sieht dem
Toyota Yaris wie aus dem Gesicht geschnitten aus.
203
Vgl.: Porsche verlässt die behagliche Nische, 6.12.2007
112
In Deutschland gibt es diese Autos zurzeit noch nicht zu kaufen, in z.B. Italien sind
diese Autos teilweise schon als Import Autos zu haben.204
Abbildung 39: Smart
Quelle:www.smart.com
Abbildung 40: Noble
Quelle:http://blog.wired.com/cars/2007/07/index.html
Asiatische Automobilhersteller
Ab dem Frühjahr 2008 will vor allem China Automobile sich auf den Europäischen
Markt bzw. auf dem Deutschen Markt etablieren. Mit einen SUV und ein Pick-UP soll
im Frühjahr angefangen werden und dann sollen im Laufe des Jahres auch Klein- und
Mittelklasse importiert werden, aber auch in der Oberklasse möchte sein Segment
erweitern.
Um sich auf dem Europäischen Markt zu etablieren wurden die Modelle noch einmal
überarbeitet und vor allem in konstruktiver Hinsicht verbessert um eine verbesserte
Sicherheit zu gewährleisten.
204
Vgl.: EXKLUSIV: China Automobile zeigt in Frankfurt Präsenz, 6.12.2007
Vgl.: Stars und Plagiate, 6.12.2007
113
„Die Modelle wurden zwei Jahre lang für Europa getestet [..]“, versichert Karl
Schlösser Chef der China Automobile Deutschland. Um dies nachzuweisen möchte
China Automobile möglichst bald einen NCAP Crashtest durchführen lassen.
Im Schatten der Großen Asiatischen Automobilbauer steht Indien. In Indien ist der Tata
Motors Konzern der größte und diese planen ein neues „Billig“ Auto. Dieses Auto soll
das billigste der Welt werden, ein „One-Lakh-Car“. Lakh bedeutet 100.000 und 100.000
Rupien sind etwas 1.800 €. Mit diesem Auto würde Tata nicht nur halb so billig sein
wie das günstigste Auto Indiens, sondern könnte den Markt in allen Schwellenländern
der Welt damit überfluten.
Das Design des Autos stammt aus Italien, es ist ein Fünfsitzer und besitzt etwas 30 PS.
Dieses Auto soll aber nicht nur auf den Straßen Indiens fahren sondern auch auf den
nicht asphaltieren Straßen in den ländlichen Regionen.
Nach unternehmenseigenen Zielen möchte man 100 Jahre nach der Erfindung des TModells von Henry Ford, Millionen von Menschen in allen Schwellenländern der Welt
in Autozeitalter katapultieren.
Um mit diesen Konzept Erfolgreich zu sein muss Tata bei einer geschätzten Nettomarge
von 5 % mindestens vier Millionen Autos verkaufen um einen Gewinn zu erzielen. Tata
glaubt, dass pro Jahr einen Millionen Autos gebaut werden. Soll möchten sie auch
Versuchen diesen niedrigen Preis zu halten. Die rund 100 Komponentenhersteller sollen
so zu Preissenkungen motiviert werden. Einer dieser Hersteller ist unter anderem der
Bosch Konzern, der die Generatoren, Bremsen und Motorsteuerungssysteme liefert.
Wenn Tata mit diesem Auto Erfolg hat wird es für andere Hersteller sehr schwer
zumindest in der Kleinwagen Klasse in Schwellenländern erfolgreich zu sein.205
205
Robert Poth, Gold am Fuß der Pyramide, 3.1.2008
114
Chancen und Risiken
Lösungsansätze des Mangels an Fachkräften in Europa
Blue Card
Mit der Blue Card soll im Schnellverfahren der Mangel an Fachkräften in Europa
gesenkt werden. Durch diese Karte sollen hoch qualifizierte Fachkräfte aus Asien und
Afrika nach Europa geholt werden.206
Die Blue Card könnte einen Arbeitsaufenthalt von zwei oder drei Jahren in einem
Europäischen Land ermöglichen. Eine Möglichkeit zur Verlängerung wäre zwar
möglich, allerdings mit einem neuen Job in einem anderen Europäischen Land.207
Nach fünf Jahren Aufenthalt in der EU können "Blue-Card"-Inhaber eine unbefristete
Aufenthaltserlaubnis beantragen. Dabei sollen auch Abwesenheitszeiten angerechnet
werden, sofern sie eine Gesamtdauer von 16 Monaten nicht überschreiten. Des Weiteren
darf die EU die neuen Einwanderer nicht länger als Belastung empfinden, sondern den
qualifizierten Arbeitnehmer mehr fördern im Unternehmen. Insbesondere Deutschland,
Italien und Ungarn sind nach Ansicht der EU-Kommission wegen ihrer Altersstruktur
auf die Zuwanderer angewiesen. In der ganzen EU würden innerhalb der nächsten 20
Jahre zusätzlich rund 20 Millionen hoch qualifizierte Einwanderer gebraucht. Die
Bedingungen um die Blue Card zu beantragen, müssen die Bewerber einen
Arbeitsvertrag oder ein Stellenangebot für mindestens ein Jahr vorlegen. Und das
Gehalt muss mindestens das Dreifache des Mindestlohns im jeweiligen Zielland
betragen. Um als hoch qualifizierter Bewerber zu gelten, muss ein Hochschulabschluss
oder mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorliegen. Über den Antrag soll in der
Regel binnen 30 Tagen, spätestens aber nach 90 Tagen entschieden werden. Ob dann
eine Blue Card an dem Bewerber ausgehändigt wird.208
Bisher ist die Blue Card noch nicht eingeführt, der Vorschlag zur Einführung wurde am
25.10.2007 von Franco Frattini, EU-Kommissar für Justiz, in Brüssel vorgelegt.
206
Vgl. : Tagesschau.de, EU stellt Pläne für die "Blue Card" vor, 2007
Vgl. : Tagesschau.de, "Blue Card" soll Fachkräfte nach Europa locken, 2007
208
Vgl. :N-TV.de, „Die "Blue Card" , 2007
207
115
Befristete Arbeitsverträge
Als weitere, zusätzliche Möglichkeit, den Fachkräftemangel kurzfristig zu entschärfen,
wird die Möglichkeit der Nutzung befristeter Arbeitsverträge in der Literatur genannt.
Durch diese Form der Beschäftigung entstehen vor allem dem Arbeitgeber einige
Vorteile. Es wird z.B. möglich, Arbeitnehmer auch dann einzustellen, wenn eine
Anstellung
mittelfristig
nicht
garantiert
werden
kann.
Ein
kurzfristiger
Fachkräftemangel, z.B. durch einen hinzugewonnen Großauftrag, kann damit also
erfolgreich gelöst werden. Es muss hier allerdings betont werden, dass dies lediglich
eine kurzfristige Möglichkeit für einzelne Unternehmen darstellt Personalengpässe zu
umgehen.209
Chancen aus der Energiesituation
Erdölsicherung „OPEC-Staaten“
Die Chance für Europa liegt z. Z. in den OPEC-Staaten (The Organization of the
Petroleum Exporting Countries) um die Erdölimporte zu steigern. Ihr Anteil an der
Weltölproduktion wird von heute weniger als 40% auf über 50% im Jahr 2020
ansteigen. Davon dürfte Europa in besonderem Maße betroffen sein, weil einerseits die
Eigenproduktion aus der Nordsee stark rückläufig ist und andererseits die USA und
China einen großen Teil des derzeitigen Zuwachses der Ölproduktion in den NichtOPEC-Staaten vor allem in Sub-Sahara-Afrika und in Zentralasien bereits für sich
gesichert haben.210
Erdgassicherung „Pipeline Nabucco“
Die Chance für Europa, um die Angst vor Abhängigkeit von Russland zu schlichten,
wäre die neue geplante Pipeline zwischen Asien und Europa die neue Chance. Die
Baukosten der Pipeline werden auf 4,6 Mrd. Euro veranschlagt. Das Projekt Nabucco,
mit einer Gesamtlänge von 3300 Kilometern, soll sie von der Ost-Türkei über
Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen. Das Ziel ist Baumgarten an
der March, nahe der slowakischen Grenze und drittgrößter Gasknotenpunkt Europas.
209
210
Vgl.: Daniel Pöppelmann, Allgemeine Lösungsansätze ,2007
Vgl. Herr Präsident Uhrlau, Unsere Energieversorgung ist keineswegs gesichert ,2007
116
Ab 2011 könnten bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich aus Aserbaidschan, Iran
und dem Irak gen Westen strömen. Das wären sechs Prozent des heutigen
Gasverbrauchs der Europäischen Union (EU). Nabucco würde vor allem die Türkei zu
einer Energiehandels-Drehscheibe und zum strategischen EU-Partner machen.211
Zurzeit steckt das Projekt in Schwierigkeiten, denn die ursprüngliche Planung sah vor,
die Leitung vor allem mit iranischem Erdgas zu füllen. Doch auf diesen Lieferanten
kann sich das Konsortium vor dem Hintergrund des Atomstreits mit Teheran und
angesichts möglicher Sanktionen nicht verlassen. Die Blicke richten sich auf die
Erdgasvorkommen des Kaspischen Meeres. Vom osttürkischen Erzurum könnte
Nabucco an die bereits bestehende Süd-Kaukasus-Pipeline angebunden werden, die
über Georgien nach Aserbaidschan führt. Von dort aus, soll eine Rohrleitung unter dem
Kaspischen Meer hindurch und zu den Fördergebieten Turkmenistans und Kasachstans
führen. Der Bau dieser Transkaspischen Pipeline (TCP) wäre allerdings nicht nur teuer
und technisch aufwändig, sondern er stößt auch auf politische Probleme. 212
Trends
Alternative zur Blue Card
Weiterbildung
Die Weiterbildung soll zum Vorteil für die älteren Arbeitnehmer werden. Denn durch
das Auffrischen der beruflichen Kenntnisse in Verbindung mit Jahrzehnte langen
Berufserfahrungen erhöhen sich die Arbeitsmarktchancen erheblich. Dadurch kann
Arbeitslosigkeit häufig vermieden. Durch eine Weiterbildung der Mitarbeiter profitieren
die Unternehmen besonders davon. Dadurch steigt die Produktivität erheblich an und
deshalb wird damit gerechnet, dass Unternehmen diese Weiterbildungsmaßnahmen
finanziell unterstützen.
Da es immer noch viele Unternehmen gibt, die Ihr Personal bei einer Weiterbildung
nicht unterstützen, wird es beispielsweise in Deutschland ein staatlich gefördertes
211
Vgl. : Marlies Fischer, Europas neue Pipeline - Russland bleibt draußen,2007
212
Vgl. : Gerd Höhler, Nabucco-Pipeline steckt in Schwierigkeiten,2007
117
Weiterbildungssparen eingeführt werden. Neben einer Weiterbildungsprämie in Höhe
bis zu 154 Euro erhalten Arbeitnehmer dann die Möglichkeit, im Rahmen des
Vermögensbildungsgesetzes staatlich gefördertes Weiterbildungssparen zu betreiben.
Darüber
hinaus
sollten
auch
die
Unternehmen
ihre
Beiträge
zur
Weiterbildungsfinanzierung erhöhen, da sie von der steigenden Leistungsfähigkeit ihrer
Mitarbeiter profitieren.213
Energie Alternativen
Solar- und Windtechnologien
Zurzeit ist die Windenergie die Wettbewerbsfähigste erneuerbare Energieform. Bei
einzelnen Anwendungen kann die Erzeugung von Strom durch Windkraftanlagen mit
den Kosten der Verstromung von Erdgas mithalten. Ein wesentliches Problem der
Windenergie ist die Tatsache, dass sie Standorte an denen sie kostengünstig gewonnen
werden kann, in der Regel weit entfernt von dem Ort liegen, an dem die Energie
gebraucht wird. Solarenergie bleibt, außer in Sonderfällen eine kostenintensive
Alternative. Die heutige Photovoltalk-Technik ist bei weitem kostenaufwendiger als die
herkömmliche Stromerzeugung.
Ein Grundproblem der Einsatzmöglichkeiten von Wind- und Solarenergie ist die
Stromversorgung ist die witterungsbedingte schwankende Verfügbarkeit.214
Biokraftstoffe
Eine weitere Alternative zur Absenkung von Kohlendioxid-Emissionen ist die Nutzung
von Biokraftstoffen im Verkehrssektor. Ethanol, Biodiesel und flüssige Kraftstoffe, die
aus organischen Stoffen hergestellt werden, finden z.Z. viel Beachtung.215 In dem
Ausbau der Bio-Energien, wird die Importabhängigkeit Europas, von den Öl
exportierenden Staaten verringert. Aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
besitzen Bio-Energien ein großes Wachstumspotenzial. Besonderes Augenmerk liegt
bei den Bio-Energien der sog. „Biokraftstoffen der zweiten Generation“. Biokraftstoffe
213
Vgl. : Andreas Storm, Mit Weiterbildung gegen den Fachkräftemangel?,2007
Vgl.: ExxonMobil, Die Energie von Morgen,2007, Seite 16
215
Vgl.: ExxonMobil, Die Energie von Morgen,2007, Seite 16-17
214
118
der zweiten Generation sind solche, bei denen die gesamte Pflanze oder auch der
pflanzliche Abfall zu Kraftstoff verwertet werden können. Der Vorteil dieser Kraftstoffe
liegt vor allem in der CO2 neutralen Bilanz, sowie darin, dass diese Art der Bio-Energie
keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion darstellt.
Die Anforderungen der Industrie an den Biokraftstoff, lassen sich realisieren jedoch ist
die Technologie hier noch in den Anfängen.
Aufgrund der begrenzten Anbaufläche besteht eine Konkurrenzsituation zwischen den
Energie und den Nahrungsmittelpflanzen. Bei einer intensiven Förderung der
Energiepflanzen,
ist
nicht
auszuschließen,
dass
in
einigen
Regionen
mehr
Energiepflanzen als Nahrungsmittelpflanzen angebaut werden. Dies könnte, wenn auch
nur temporär, zu stark steigenden Preis bei den Nahrungsmittelpflanzen führen. Die
Situation könnte sich sogar noch weiter verschärfen, da die Abnehmer der
Energiepflanzen tendenziell eine höhere Zahlungsfähigkeit aufweisen, als die
Abnehmer der Nahrungsmittelpflanze. Ein ethisch-moralischer Konflikt scheint daher
sehr wahrscheinlich.216
Wasserstofftechnologien
Wasserstoff wird weit verbreitet als viel versprechender Energieträger angesehen,
insbesondere, weil er die Möglichkeit für Kraftstoffsparende und emissionsfreie
Kraftfahrzeuge bietet und er aus einer Reihe von Primärenergie hergestellt werden kann.
Da dieser Stoff nicht in der Natur als reiner Stoff vorkommt, muss dieser aus den
Primärenergie wie Öl, Erdgas, Kohle, Kernenergie oder erneuerbare Energien
gewonnen werden.217
Trends der Automobilindustrie
Kooperationen und ihre Möglichkeiten
Toyota Peugeot Citroen Automobile
216
217
Vgl.: Josef Auer (DBResearch), Bio-Energien für die Zeit nach dem Öl , S.1ff, 20.11.2007
Vgl.: ExxonMobil, Die Energie von Morgen,2007, Seite 16-17
119
Abbildung 41: v.l. Peugeot 107 , Citroen C1, Toyota Aygo
Quelle: www.lifecar.de/berichte/citroen_c1_peugeot_107_toyota_aygo.htm
Dies ist ein Jointventure welches 2002 gegründet wurde. Diese neu gegründete Firma
entwickelte zusammen eine Studie für einen günstigen Kleinwagen. Die fast
Baugleichen PKW, Toyota Aygo, Citroen C1 und Peugeot 107, werden in Tschechien
produziert. Das Werk verfügt über eine maximale Produktionszahl von 300.000 PKW
pro Jahr. Wovon 200.000 Einheiten für PSA zur Verfügung stehen und 100.000
Einheiten für Toyota. Die PSA bedeutet Peugeot Societe Anonyme und ist Frankreichs
größter Automobilhersteller, zu den Peugeot und Citroen gehören.218
Diese drei PKW bekamen von 2005 bis 2007 den Preis des besten Nicht-HybridFahrzeugs beim VCD-Umweltranking. Außerdem erreichte der Aygo beim Euro NCAP
die Höchstpunktzahl in der Klasse der Kleinwagen.
Bei der Entwicklung dieser Studie wurde viel Wert auf Kostenersparnis gelegt. So sind
z.B. Fahrersitz und Beifahrersitz identisch, was bei anderen PKW anders ist und somit
eine Platzersparnis bei der Lagerung und eine Erleichterung beim Einbau ist. Eine
weitere Neuerung ist eine Servolenkung die sich nur bei Bedarf einschaltet und somit
Kraftstoff eingespart wird.
Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand, die Investitionssumme von 1,5 Milliarden
Euro, für das Werk und die Entwicklung, können so geteilt werden und somit die PKWs
sehr günstig (ca. 8000 €) angeboten werden. Das Werk beschäftigt um die 3000
Mitarbeiter. Die drei Versionen sind aber vor allem für den Europäischen Markt
gedacht.
Die Entwicklung dieser Pkw wäre ohne diese Zusammenarbeit gar nicht möglich
gewesen, denn die Entwicklungskosten wären für einen Kleinwagen viel zu hoch. Dazu
218
Vgl.: LifeCar,Kleinwagen von Citroën, Peugeot und Toyota, 3.1.08
Abbildung 11Aus: LifeCar,Kleinwagen von Citroën, Peugeot und Toyota
120
ein Zitat von einem Automobilexperten:“ Ohne diese Zusammenarbeit wäre das
Kleinwagen-Projekt nicht profitabel, so kommen auf die drei Partner nur etwa 200 bis
300 Millionen Euro Entwicklungskosten.“
„Das Thema Zusammenarbeit und gemeinsame Fahrzeugprojekte wird in Zukunft an
Bedeutung gewinnen“ so Dudenhöffer weiter. Dies haben auch schon andere
Automobilhersteller gemerkt, so sucht Daimler Chrysler auf Partner suche für ihren
Kleinwagen Smart. Auch BMW hat eine Kooperation mit der PSA abgeschlossen, um
den Motor vom Mini weiterzuentwickeln.219
Diverse Europäische Unternehmen suchen im Moment auch asiatische Firmen die ihre
PKW dort für sie produzieren. Diese sollen entweder heimische Unternehmen oder
ausländische Unternehmen für sie ausführen. Beispielweise prüft der Italienische
Hersteller Piaggo eine Produktion des Smart's auf den indischen Markt. Auch der
schwedische LKW und Bus-Hersteller Volvo sucht Partner in Indien.220
Laut eines Berichts der Financial Times, ist eine große Kooperation zwischen Daimler
und BMW angedacht. Seit längerem gibt es Gerüchte um eine Kooperation zum Bau
von gemeinsamen Motoren. Doch scheinen diese Automobilbauer eine gemeinsame
Nutzung und Entwicklung größerer Komponentensätze zu planen. So sollen etwa ganze
Module, wie Achsen, Lenkungen oder Getriebe zusammen entwickelt werden.
Auch die Umweltdebatte macht den beiden Automobilbauern zu schaffen, beide würden
deshalb gerne einen neuen Kleinwagen auf dem Markt bringen. Doch wie schon
erwähnt ist die Entwicklung von Kleinwagen für ein Unternehmen fast nicht zu
realisieren.
Die Entwicklung eines Kleinwagens rentiert sich erst ab einem Absatz von 500000
Autos, “Allein ist das weder für BMW noch für Daimler zu schaffen“, so aus dem
Umfeld der Automobilbauer.
Bis 2011 möchte BWM einen Nachfolger bzw. kleinere Version des 1er auf dem Markt
bringen und Daimler möchte Nachfolger für seine A- und B-Klasse.
219
220
Vgl.: Frank Heidmann (dpa), Gemeinsam Kosten sparen, 04.12.07
Vgl.: Frank Henkhus, Auf Partnersuche, 20.12.07
121
Die Verhandlungen laufen zurzeit, denn ein Problem dieser Kooperation wäre ein
eventueller Verlust an der Markenidentität. Ein BMW Sprecher sagte dazu, „Wir
können nicht unsere Kernkompetenz und das, wofür unsere Marken steht, gefährden“.
221
Fazit
West-Europa steht in mehrfacher Hinsicht vor einigen Problemen, die zu geringe Zahl an
Fachkräften, der schlechtere Zugang zu Energiequellen durch potente Konkurrenten auf
dem Rohstoffmarkt, billige Plagiate von namhaften Modellen aus billig Lohn Ländern
und die erschreckende Bevölkerungsentwicklung machen es für West-Europa nicht leicht
sich im Vergleich zu anderen Ländern und vor allem vor den asiatischen Shooting Stars
China und Indien zu behaupten.
Energiesituation
So sind zum Beispiel gerade diese Länder die schärfsten Konkurrenten im Wettstreit um
Erdgas und Erdöl Lieferungen, die es für West-Europa nötig macht sich neben den
bewährten Quellen wie Nordafrika und Norwegen neu Wege der Beschaffung einfallen
zu lassen. Die in Aussicht stehenden Quellen haben bis lang jedoch nicht den Umfang
um den Energiebedarf West-Europas zu decken. Die im Moment beste Lösung ist da der
Umstieg auf Alternative Energiequellen wie Biogas oder Biodiesel, aber auch die
Wasserstofftechnologie steckt erst in den Kinderschuhen, da noch zuviel Energie
aufgebracht werden muss um puren Wasserstoff herzustellen. Bei den Bioerzeugnissen
ist die Energieausbeute zwar noch recht gering, dafür muss vorher keine Form der nicht
erneuerbaren Energie hineingesteckt werden. Der noch zu regelnde Punkt bei der
Energiegewinnung aus Bioerzeugnissen ist, wer sie anpflanzt, damit nicht Landwirte die
erst Lebensmittel ohne großen Umsatz angebaut haben, auf z.B. Raps umsteigen, weil es
dort größere Gewinne gibt und somit West-Europa aus Mangel an Nahrungsmitteln in
eine andere Abhängigkeit stürzt. Hier muss die Politik regulierend eingreifen um solch
einem Szenario zu entgehen.
221
Vgl.: Printausgabe Financal Times Deutschland, 27.12.2007
122
Produktpiraterie
Unternehmen in West-Europa haben wie Unternehmen überall auf der Welt mit dem
Plagiieren von ihren Produkten zu kämpfen. Diese Plagiate stammen sehr häufig aus
billig- Lohn Ländern wie zum Beispiel China. Mittlerweile werden dort auch schon
Autos ‚kopiert’. Diese Entwicklung ist nicht sehr verwunderlich, da bei dem bloßen
Nachbauen eines Autos die Kosten für die Forschung und Entwicklung völlig entfallen
und bei billigeren Arbeitskräften und niedrigen Kosten dies ein sehr lohnendes Geschäft
ist. Jedoch haben auch die ersten Crashtests gezeigt, dass es mit Nachbauen alleine nicht
getan ist. Trotzdem ist die Autoindustrie alarmiert, da es nur eine Frage der Zeit sein
kann bis die Autos an Qualität zunehmen und dank der immer noch niedrigen
Fertigungskosten die westliche Konkurrenz vom Markt verdrängen. Daher werden
Partnerschaften wie Toyota Peugeot Citroen Automobile in Zukunft wahrscheinlich
häufiger bilden um die Kosten pro Partei niedriger zu halten. In solchen Partnerschaften
könnten auch die neuen Antriebsarten besser erforscht und so ergiebiger gemacht
werden. Eine Weiterentwicklung der Technologien dürfte nicht zu umgehen sein, wenn
der momentane Vorsprung vor den aufstrebenden neuen Industrienationen gewahrt
bleiben soll.
Fachkräftemangel
Die Wirtschaft in West-Europa beklagt ein großes Fehlen an Fachkräften, wodurch
Überlegungen angeregt wurden wie diese zu beschaffen seien. Das neueste Konzept ist
die Blue Card, die einer ausländischen Fachkraft das Arbeiten in der gesamten
Europäischen Union mit einer Befristung auf 2 - 3 Jahre erlaubt. Dieses Konzept birgt
einige Vorteile, die Fachkräfte müssen nicht im eigenen Land ausgebildet werden, was
den jeweiligen Staat Geld spart, die Einnahmen der Fachkraft werden auch größten Teils
in Europa ausgegeben und die Abgaben kommen noch dem jeweiligen Sozialsystem zu
gute. Die Fachkraft selber bekommt dafür eine Arbeitsstelle mit einem sicher höheren
Einkommen als in ihrem Heimatland. Wenn kein Job bei Ablauf der Frist vorgewiesen
werden kann, wird die Zeit des Aufenthaltes nicht verlängert und die Fachkraft wird
zurück in ihr Heimatland geschickt. Schaft es die Fachkraft bei Fristablauf eine neue
Stelle in einem anderen europäischem Land vorzuweisen kann die Frist verlängert
123
werden. Nach 5 Jahren mit Aufenthalt in Europa kann sogar eine unbefristete
Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden.
Bevölkerungsentwicklung
Ein Problem der sehr wirtschaftlich geprägten Nationen ist eine steigende
Kinderlosigkeit, weshalb die Bevölkerung ein sehr hohes Durchschnittsalter besitzt und
das Sozialsystem zusammenbricht. Dieses Schicksal hat auch West-Europa ereilt und
heizt die Diskussionen an, wie die Bevölkerung auf ein gesundes, dem Sozialsystem
dienliches Maß angehoben werden kann. Es ist schwer die Kinderlosigkeit zu
minimieren, da die Familienplanung für gewöhnlich ein willentlicher Prozess ist,
müssten Anreize von politischer Seite aus geschaffen werden, die die Aufgabe der
eigenen Karriere zu verschmerzen machen oder trotz Kindern die Karriere erlauben. Die
Bevölkerung kann jedoch auch durch Migration auf das gewollte Level gebracht werden,
dabei muss aber auch bedacht werden, dass diese erst in die Gesellschaft integriert
werden müssen und in einem Job untergebracht werden müssen um den Zweck zu
erfüllen für den sie einreisen durften. Da die Arbeitsplätze für die im Moment bestehende
Anzahl an Erwerbstätigen allerdings auch schon nicht reichen, ist es fraglich wie eine
bloße Anhebung der Bevölkerung das Sozialsystem retten soll.
124
Osteuropa
Ist-Analyse
Politische Entwicklung
Abbildung 42 Osteuropa
Quelle: Wikipedia
Ein „Osteuropa“ gibt es eigentlich nicht mehr, denn Ungarn hat mit Lettland, Russland
mit Polen und Tschechien mit Kroatien wenige Gemeinsamkeiten (die einzige
Gemeinsamkeit ist, dass alle einst sozialistisch waren).
Stattdessen lässt sich Osteuropa heute in 4 Teilbereichen betrachten.
Jedes dieser Länder verfügt über eine eigene unabhängige, demokratisch gewählte,
Regierung.
125
Geographische Entwicklung
a). Ost - Europa
•
•
•
•
Moldawien
Russland
Ukraine
Weißrussland
c). Ost-Mittel-Europa
•
•
•
•
•
Polen
Slowakei
Slowenien
Tschechien
Ungarn
b). Baltikum
•
•
•
Estland
Lettland
Litauen
d). Südosteuropa
•
•
•
•
•
•
•
•
Albanien
Bosnien-Herzegowina
Bulgarien
Kroatien
Mazedonien
Rumänien
Serbien
Montenegro
Kulturelle Einflüsse
Abbildung 43 Religionen in Osteuropa
126
Osteuropa ist vorwiegend von christlichen Einflüssen geprägt.
Vorherrschend sind hierbei die katholische sowie die orthodoxe Kirche.
Der südöstlich-europäische Raum lebt den Islam222.
Ein großes kulturelles Problem im osteuropäischen Raum besteht darin, dass der
Kommunismus zu spüren ist.
Am Beispiel Odessas, einer der wichtigsten Hafenstädte Osteuropas, zeigt sich die sture
Bürokratie-Vernarrtheit
der
Osteuropäer.
Trotz
des
Drängens
ausländischer
Unternehmen und Reedereien werden moderne, GPS-unterstützte Verfahren zur
Containerabfertigung
nicht
berücksichtigt.
Der
LKW-Anteil
des
Container-
Hinterlandverkehrs der Ukraine liegt bei 90%. Trotzdem stauen sich täglich Hunderte
von LKW vor den Hafentoren Odessas. Spediteure müssen Standzeiten von bis zu 3
Tagen und länger in Kauf nehmen. Ein Horror-Szenario, dass in den westlichen
Industrieländern undenkbar wäre.
Auch der ukrainische Zoll ist für seine äußerst penible Haltung bekannt. Bereits geringe
Abweichungen, zum Beispiel am Gewicht einer Containerladung, führen zu erheblichen
Unannehmlichkeiten. Alleine eine zweite Wiegung kostet in Odessa 85€.223
Wirtschaftliche Entwicklung
Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung
Mit dem EU-Beitritt zahlreicher Staaten gerieten die alten, konventionellen und zumeist
ineffizient arbeitenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zunehmend unter Druck.
Ausländische und kapitalintensive Firmen drängen mit ihren Produkten auf den
osteuropäischen Markt. Dieser ist von niedrigen Lohnnebenkosten, guten steuerlichen
Bedingungen und einer größtenteils kulturellen Nähe zu Westeuropa geprägt.
Allerdings wirken schlechte Infrastrukturen sowie das immer noch Vorhandensein alter,
kommunistisch geprägter und scheinbar unüberwindbarer Bürokratien als Hemmnis für
Unternehmensansiedlungen. Ein äußerst hoher Fachkräftemangel, gepaart mit der hohen
Abwanderungsquote von
222
223
Vgl. Wikipedia
Vgl. DVZ Nr.138
127
IT-Spezialisten, machen eine Unternehmensansiedlung, eine Komplettfertigung oder
das Einführen westlicher Standards schier unmöglich. Aufgrund schwacher rechtlicher
Strukturen, mangelnder wirtschaftlicher Sicherheiten sowie wachsender Inflationsraten
sind die Arbeitslosenzahlen in den Nicht-EU-Mitgliedsstaaten auf Rekordniveau.
Sich herauskristallisierende Unternehmen der Industrie
Das
russische
Unternehmen
„Gazprom“
ist
mit
rund
236
Milliarden
$
Marktkapitalisierung eines der führenden Unternehmen in ganz Europa. Mit rund
400.000 Angestellten, alleine in Russland, ist der russische Erdöllieferant der größte
Arbeitgeber Osteuropas. „Gazprom“ verfügt über etwa ein Sechstel aller sicher
wirtschaftlich gewinnbaren Gasreserven der Welt. Hinzu kommen umfangreiche
potentielle Ressourcen, vor allem in West- und Nordsibirien. Das Unternehmen verfügt
über ein Fernleitungsnetz von 150.000 km, das heißt: „Gazprom“ könnte seine Pipelines
mehr als 3,5-mal rund um die Welt legen. Nicht nur Deutschland, sondern auch der Rest
des westlichen Europas bezieht sein Gas und Erdöl von der „Gazprom“ AG, welche
demzufolge nicht nur die Marktpreise bestimmt, sondern auch im Streitfall die Muskeln
spielen lässt, so geschehen zuletzt im Gasstreit mit der Ukraine im Jahr 2005. Mit einem
angestrebten Marktwert von 1 Billion US-Dollar stellt „Gazprom“ sich darauf ein, in
den nächsten 5 bis 7 Jahren als wertvollstes Unternehmen der Welt zu gelten.224
Sich herauskristallisierende Unternehmen der Logistik
Alleine in Russland sind ca. 50 Firmen im Bereich Spedition und Transport aktiv,
weitere 30 betätigen sich in anderen Sektoren (Developer, IT-Anbieter, Consulter,
Lager- und 3PL-Anbieter).
Größter ausländischer Investor in Russland ist das deutsche Logistikunternehmen DHL,
welches erst kürzlich ein 300.000 m² großes Logistikzentrum im Osten Moskaus in
Betrieb nahm und verlauten ließ, dass es zur Erweiterung seines Russlandgeschäfts, in
den nächsten 4 Jahren weitere 250 Mio. € investieren möchte. DHL-Chef Dr. Klaus
224
Vgl. Gazprom-HP
128
Zumwinkel rechnet bis 2009 mit einem WTO-Beitritt Russlands und demzufolge mit
einem weiteren Anstieg der Warenströme durch Russland.225
Das polnische Eisenbahnunternehmen CTL Logistics S.A., Mitglied des CCTT,
engagiert sich sehr stark im Eisenbahngüterverkehr Richtung Osteuropa. Seit 1 ½
Jahren verkehrt das Unternehmen mit modernsten Transportmitteln nach Weißrussland
und in die Ukraine. Laut Vorstandsmitglied K.Niemiec unternimmt die CTL derzeit
Anstrengungen, das Angebot um Transporte in Richtung Kaliningrad zu erweitern. In
den nächsten beiden Jahren plant das Unternehmen mit Investitionen in Höhe von 110
Mio. € und liegt damit über dem Investitionsaufwand, den die staatliche Bahn PKP
betreibt.226
Anfang 2007 wurde das deutsch-russische Konsortium Logcinet (Logistics Centres
International Net) ins Leben gerufen. Ziel ist der Aufbau mehrerer Logistikzentren in
Russland, nach deutschem Vorbild. Zu Logcinet gehören 3 Unternehmen: die Wagener
& Herbst Consultants GmbH aus Potsdam, die Cominfo Logistics Solutions aus
Moskau, sowie die IPG Infrastruktur- & Projektentwicklungsgesellschaft mbH aus
Potsdam. In kürzester Zeit ist es Logcinet gelungen, sich mit der Planung von 12
Logistikzentren im russischen Logistikmarkt fest zu etablieren. Aber auch diese
Innovation befindet sich noch in den Kinderschuhen, da die infrastrukturellen
Gegebenheiten in Osteuropa keinesfalls mit denen in Deutschland zu vergleichen
sind.227
Aktuell wichtige Güterströme
Warenströme
Allgemein ist auch in Osteuropa der Trend zur Asiatisierung zu beobachten. Jüngstes
Beispiel hierfür sind die immer stärker werdenden Handelsbeziehungen zwischen
Russland und Indien, die ihren Handelsumsatz bis 2010 auf 10 Milliarden $ anwachsen
lassen wollen. Diesem Trend, der Asiatisierung der Globalisierung folgen allerdings
nicht alle osteuropäischen Staaten. In den EU-Mitgliedsstaaten werden noch verstärkt
225
Vgl. DVZ Nr.138
Vgl. DVZ Nr.138
227
Vgl. DVZ Nr.138
226
129
Außenhandelsbeziehungen mit den „westlich orientierten“ Ländern gepflegt. Dieser
Trend wird als globale Regionalisierung bezeichnet.228
Importe
Aufgrund von Fachkräftemangel, Kapitalarmut und rückständigen Technologien besteht
in Osteuropa hauptsächlich Bedarf an Automobilen, Haushaltsgeräten, Baustoffen
sowie Maschinen. Dieser Bedarf wird durch Importe, vorrangig aus Westeuropa sowie
Nordamerika gedeckt.
Insbesondere Deutschland und Österreich profitieren derzeit von der steigenden
Nachfrage im osteuropäischen Raum. Stellvertretend für den „guten Lauf“ dieser
Branche lassen sich die Verkaufszahlen von Importfahrzeugen in Russland anführen.
Hier wurden, alleine zwischen Januar und Oktober 2007, 1,3 Mio. Importwagen
verkauft, was einen Anstieg zum Vorjahreszeitraum um 64% bedeutet. Mit 11,6 % hat
die russisch-amerikanische Joint-Venture-Gesellschaft GM/AvtoVAZ den größten
Marktanteil an diesem Boom, dicht gefolgt vom amerikanischen Ford-Konzern mit 10,5
%, wobei auch hier zu beachten ist, dass der Konzern einen Teil seiner Automobile in
Russland produzieren lässt. Dahinter folgen die japanischen Fabrikate Toyota, Hyundai
und Nissan. Deutsche Automobilkonzerne verdienen in Osteuropa hauptsächlich an
ihrer Nutzfahrzeug-Sparte.229
Exporte
Vorprodukte, Textilien, landwirtschaftliche Erzeugnisse und einfache Dienstleistungen
zählen zu den Hauptexporten der Region. Die Zahl der Exporte wurde in den letzten
Jahren durch die immer noch sehr niedrigen Löhne in Osteuropa äußerst positiv
beeinflusst.
Russlands Rüstungsexporteure vermeldeten in den letzten Tagen Rekordergebnisse. Der
Rekordumsatz des vergangenen Jahres wurde im letzten Jahr mit 5,5 Milliarden $ weiter
228
229
Vgl. russland-online
Vgl. russland-online
130
gesteigert. Einen großen Anteil daran trägt das russische Exportunternehmen
Rosoboronexport.230
Seit Ende der 90er Jahre ist die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Energiewirtschaft
mit der kräftigen Erholung der Erdölförderung und der annähernden Verdoppelung der
Ölexporte bei steigenden Ölpreisen weiter gestiegen. Der Anteil des Exports von
Energieträgern und Elektrizität an den gesamten Erlösen aus Ausfuhren über die Grenzen
der „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“, GUS, hinaus erreichte nach Angaben der
russischen Zollbehörde 2004 erneut rund 58 %. Auch die Entwicklung der russischen
Staatsfinanzen ist in hohem Maße von den Steuern und Abgaben des Energiesektors
abhängig. Die derzeitigen hohen Überschüsse im russischen Staatshaushalt sind den stark
gestiegenen Ölpreisen zu verdanken.231
Logistische Gegebenheiten
Problematisch gestaltet sich in Russland die Lagerraumsituation. Obwohl in den letzten
Jahren im Großraum Moskau, dem größten Umschlagspunkt Russlands, knapp 3 Mio. m²
Lagerfläche der Klassen A und B entstanden, sind weitere 1,5 Mio. m² nötig um den
Bedarf zu decken. Auch im zweitwichtigsten Umschlagspunkt St. Petersburg besteht
nach jüngsten Rechnungen Bedarf an 2 Mio. m² hochwertiger Lagerflächen, der nicht
befriedigt werden kann. Andere Lagerraumdefizite liegen in Jekaterinburg (800.000m²
fehlende Fläche) und Nowosibirsk (300.000m² fehlende Fläche) vor.232
Allerdings stellt auch das russische Schienen- und Straßennetz die Transportunternehmen
vor echte Herausforderungen. Auch wenn Russland sich bemüht die Situation zu
verbessern, zuletzt wurden 15 Mrd. $ in den Ausbau des Nord-Süd-Transportkorridors
zwischen St. Petersburg und Astrachan am Kaspischen Meer investiert, fehlen doch
Gelder an allen „Ecken und Enden“. Viele Modernisierungs-Projekte des 580.000 km
umfassenden Straßennetzes, sowie des 87.000 km umfassenden Schienennetzes liegen
auf Eis. Zusätzlich fehlt es auf der wichtigsten Magistrale des Landes, dem
Transsibirientransit, schlicht und einfach an Waggons für den Containertransport. Die
CCTT (Coordination Council on Transsiberian Transportation) versucht diesem durch
230
Vgl. Rosoboronexport-HP
Vgl. Gazprom
232
Vgl. DVZ Nr. 138
231
131
die Einrichtung von Logistikzentren entlang der Strecke Russland - Kasachstan - China
entgegenzuwirken.
Ebenfalls
wurde
ein
elektronisches
Portal
für
den
233
Transsibirienverkehr, sowie eine neue Containerbörse ins Leben gerufen.
Eine eher negative Entwicklung zeichnet sich in der osteuropäischen Binnenschifffahrt
ab. Der Niedergang der Schwarzmeer-Reederei Black Sea Shipping (Blasco) im Jahre
2000 gilt als ein Ausrufezeichen wirtschaftskrimineller Handlungen und staatlicher
Inkompetenz. Die schlechte Hafenwirtschaft führt zu einem rauen „Betriebsklima“ unter
den nördlichen Schwarzmeer-Anrainerstaaten. Rumänische Häfen (u.a. Constanza) sowie
russische Häfen (u.a. Noworossijsk) haben die Ukraine (Odessa, Iljitschowsk, etc.) in
ihren Umschlagssteigerungsraten überholt. Die Ursache hierfür liegt nicht zuletzt am
unfähigen ukrainischen Verkehrsministerium, welches es auch unter Verkehrsminister
Rudkowsky versäumt, eine klare, stetige schifffahrts- und hafenpolitische Linie zu
konzipieren.
Doch nicht nur die Ukraine hat Probleme. Trotz EU-Mitgliedschaft und wirtschaftlichem
Aufschwung verzeichnete Polen im Jahr 2006 einen Rückgang im Frachtaufkommen von
6,4%. Die Gründe hierfür liegen allerdings nicht nur in der wachsenden Konkurrenz
durch westeuropäische Reedereien, sondern auch im schlechten Zustand der
Wasserstraßen. Die Oder war im vergangenen Jahr für mehrere Wochen komplett
zugefroren und somit unbefahrbar.234
Umweltschutz
Aktueller Stand in Ost-Europa im Bereich des Umweltschutzes
Durch zahlreiche Forschungsvorhaben und Kooperationsprojekte wurde in der
Vergangenheit auf die gravierenden Umweltprobleme in den Ländern Mittel- und
Osteuropas (MOE-Staaten) hingewiesen. So ist in vielen Städten und Gemeinden der
Boden durch Schwermetalle belastet und die Entsorgung von Abwasser und Abfall nach
wie vor unzureichend. In den letzten Jahren zeigten sich aber auch typische
westeuropäische
Phänomene,
etwa
in
Form
des
wachsenden
Siedlungsflächenverbrauchs sowie der rapide wachsenden Verkehrsströme.
233
234
Vgl. DVZ Nr. 138
Vgl. DVZ Nr.138
132
Chancen der EU-Erweiterung
Die Erweiterung der EU ist eine große Chance für die Umwelt in Europa. Die
Übernahme und Umsetzung des europäischen Umweltrechts und der Aufbau von
modernen Umweltverwaltungen durch die neuen Mitgliedstaaten bzw. Beitrittsländer
werden die Umweltbelastungen in Europa erheblich verringern.
Das EU-Umweltrecht
In der Europäischen Union (EU) sind mittlerweile nahezu alle Umweltbereiche durch
Gemeinschaftsrecht erfasst. Das EU-Umweltrecht umfasst Rechtsakte zu einer Vielzahl
von Bereichen der Umweltpolitik.
Die neuen Mitgliedsstaaten und die EU-Beitrittskandidaten werden schwerpunktmäßig
bei der Übernahme und Umsetzung der Umweltgesetzgebung der Europäischen Union
unterstützt.
Die
Projekte
unterstützen
den
Transfer
von
umwelt-
und
finanzierungstechnischem Know-how oder die Umsetzung und den Vollzug von
Rechtsvorschriften
der
Europäischen
Union.
Die
Vorbereitung
von
Investitionsvorhaben auf dem Gebiet des Umweltschutzes, vorrangig in den Bereichen
Wasser- und Abfallwirtschaft sowie erneuerbare Energien, ist ein weiterer
Schwerpunkt, ebenso wie Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltbewusstseins, vor
allem durch die Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen235.
Umsetzung und Probleme
Im Zuge der fortschreitenden EU-Integration finden in den Beitrittsländern die
Vorgaben der EU im Bereich des Umweltschutzes Anwendung. Mehr und mehr rückt
dabei die Frage nach einer effizienten praktischen Umsetzung der Umweltrichtlinien
und -gesetze in den Vordergrund. Probleme für die Kommunen ergeben sich nicht nur
aus den hohen Investitionskosten im Bereich der Infrastruktur, sondern auch durch
235
Vgl. Umwelt Bundes Amt
133
unzureichende Verwaltungsstrukturen und den Mangel an personellen, finanziellen bzw.
technischen Ressourcen.
Im Widerspruch dazu richten sich die zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen der EU
und Deutschlands überwiegend an die nationale und regionale Ebene. Die Kommunen
Mittel- und Osteuropas, die in entscheidendem Maße für die praktische Umsetzung der
europäischen Vorgaben verantwortlich sind, partizipieren hiervon bisher nur in
unzureichendem Maße.
Rohstoffvorkommen/ Energiequellen
Rohstoffe sind die Mega-Trends des Jahrzehnts und daher auch heute sehr interessant.
Für das Jahr 2005 wurden die bestätigten Weltreserven je nach Quelle auf 1260
Milliarden Barrel bzw. auf 1148 Milliarden Barrel berechnet236.
Europa ist mit 140 Mrd. Barrel auf dem 2. Rang, weit abgeschlagen, hinter dem Mittleren
Osten (siehe Grafik).237
Kritiker dieser Angaben weisen allerdings darauf hin, dass die Zahlen häufig aus
politischen Gründen verfälscht wurden. Zudem melden viele Länder jährlich dieselben
Zahlen, obwohl sie gleichzeitig große Mengen Erdöl fördern; die Zahlen werden also
oft nicht angepasst.
Darüber hinaus wird nach Schätzungen unabhängiger Experten im ersten Jahrzehnt des
21. Jahrhunderts die als Peak-Oil bekannte Spitze der Hubbert-Kurve erreicht werden.
Das Erreichen dieses Ölfördermaximums bedeutet, dass weltweit die Förderung bzw.
Produktion von Erdöl nicht mehr erhöht werden kann. Infolge dessen wird der Ölpreis
unausweichlich und in hohem Maße steigen, da bei stetig wachsendem Verbrauch das
Angebot die Nachfrage nicht mehr bedienen kann.238
236
Vgl. Anzeigenwerbung
Vgl. castelligasse
238
Vgl. INrate
237
134
Abbildung 44 Ölvorkommen der Welt in Mrd. Barrel
Quelle: Goldseiten.de
Erdöl ist der derzeit wichtigste Rohstoff der modernen Industriegesellschaften, der zur
Erzeugung von Treibstoffen und für die chemische Industrie herausragende
wirtschaftliche Bedeutung besitzt.
Die Energiebeziehungen im postsowjetischen Raum werden von der Energiesupermacht
Russland dominiert. Russland verfügt über die größten Erdgasreserven der Welt und
Ölreserven in Höhe von 60 Mrd. Barrel. 2006 hat Russland 202 Mrd. m³ Erdgas, 251
Mio. t Erdöl und 103 Mio. t erdölverarbeitete Produkte exportiert. Rund 2/3 der ErdgasExporte gehen in die EU, 1/3 wird an die Länder im postsowjetischen Raum geliefert.
Der Energiesektor in Russland ist weitgehend staatlich dominiert. 239
Ein weiterer Rohstoff macht die MOE - Länder interessant: Holz.
Holz rückt als Rohstoff für Treibstoffe immer mehr in den Vordergrund.
Eine neue Studie zeigt nun, dass auch in einigen osteuropäischen Staaten ein Potenzial
für die Produktion von synthetischem Gas besteht.
Aus Holz lässt sich Methangas und somit ein hochwertiger regenerativer Energieträger
herstellen. Das synthetische Gas entspricht in seiner Energieleistung und Qualität dem
Erdgas. Für eine rentable Produktion dieses Biogases sind große und preisgünstige
239
Vgl. politblog
135
Holzmengen nötig. Als Rohstoffe kommen daher preisgünstiges Waldholz minderer
Qualität und Reststoffe, die in der Holzindustrie anfallen, in Frage.
Die Wissenschaftler vermuteten auch in Osteuropa große Energieholzreserven. Und sie
wussten, dass dank des vorhandenen Gasleitungsnetzes von dort aus bereits gute
Transportmöglichkeiten zu westeuropäischen Nachfragern bestehen. Ihre neuesten
Analysen zeigen nun, dass die Länder Tschechien, Lettland, Slowenien und Estland
aufgrund der verfügbaren Rohstoffe sowie der branchenspezifischen, politischen und
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein besonders großes Potenzial zur Erzeugung von
synthetischem Gas haben. Für konkrete Umsetzungspläne von interessierten Investoren
sind aber regionale Standortanalysen vor Ort unabdingbar. 240
Wichtige Rohstoffvorkommen
Abbildung 45 Die wichtigsten Rohstoffvorkommen der Welt
Quelle: Europäische Datenbank
Neben den bereits erwähnten Rohstoffen, wie Holz und Erdöl, bietet Osteuropa noch
weitere wichtige Rohstoffe, wie z.B. Gold, Kupfer, Magnesium oder auch Nickel.
240
Vgl. TU Dresden
136
Problemstellungen
Fachkräftemangel
Der „War for talents“ hat Osteuropa erreicht. Die wirtschaftliche Aufholjagd der Länder
Mittel- und Osteuropas wird bereits jetzt durch einen zunehmenden Fachkräftemangel
negativ beeinflusst.
Trotz des Rückgangs der Massenarbeitslosigkeit wird der Mangel an Facharbeitern
gerade in den Boombranchen, Automobil-, Elektro- sowie der Kunststoffindustrie,
deutlich. Auch im Gesundheitswesen sowie in den Hightechbranchen herrscht akuter
Notstand. Gerade in den EU-Mitgliedstaaten herrscht eine enorme Abwanderungsquote
an IT-Spezialisten.
Logisch
erscheint
da,
dass
gerade
Regionen
mit
besonders
starkem
Wirtschaftswachstum, sowie die Hauptstädte und Ballungszentren, besonders unter
dieser Problematik leiden. Am akutesten lässt sich der Fachkräftemangel am Beispiel der
Slowakei aufzeigen. Der anhaltende Wirtschaftsboom wird hier durch eine der höchsten
Jugendarbeitslosigkeitsraten der EU-27 überschattet. Als Folge dessen sind in den
vergangenen Jahren mehr als 200.000 Slowaken in westlich gelegene EU-Staaten
abgewandert. 96 Prozent aller slowakischen Firmen beklagen einen Bewerbermangel für
Führungspositionen im Bereich Forschung und Entwicklung, neun von zehn suchen
händeringend Mitarbeiter für Organisation und EDV und 82 Prozent haben
Schwierigkeiten, Führungskräfte für das Controlling zu finden. Auch Angestellte für die
Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Controlling sind in der Slowakei für rund
die Hälfte der Unternehmen kaum verfügbar.241
Auch das EU-Aufholmusterland Tschechien leidet unter einem Mangel an technischen
Fachleuten. Es fehlen in erster Linie Maschinenbauingenieure sowie Konstrukteure.
Großer Bedarf besteht auch an Bau- und Elektroingenieuren, Metallfacharbeitern,
Schlossern sowie Maschinen-, Werkzeug- und Elektromechanikern.
241
Vgl. WIIW Wien, IW Köln
137
Abbildung 46 Freie Ingenieursstellen in den einzelnen Branchen in Osteuropa
Quelle: IW Köln
Abbildung 47 Milliardenverluste - Da der Ingenieurmangel Firmen zwingt, Aufträge abzulehnen,
verlieren sie 3,5 Mrd. € an Wertschöpfung
Quelle: IW Köln
Eine Folge ist, dass der Ingenieurmangel in Europa das Entwicklungs-Outsourcing
vorantreibt. Offshoring soll bis 2020 auf 225 Mrd. $ anwachsen und Osteuropa in den
nächsten 15 Monaten mehr in den Fokus rücken. Das globale Volumen für
Entwicklungsleistungen wächst von 750 Mrd. USD im Jahr 2004 auf 1,1 Bill USD im
Jahr 2020. Dabei ist die IT-/Software- und Telekommunikationsbranche der dominante
und sich am schnellsten entwickelnde Sektor mit einem Anteil von 30%, gefolgt von
der Automobil- (19%) und der Luftfahrtindustrie (8%) sowie der Energieversorgung
(3%). 242
242
Vgl. WIIW Wien
138
Abbildung 48 Ausländische Studienabgänger von deutschen Hochschulen
Quelle: Bundesamt für Arbeit
Wie die oben stehende Grafik zeigt, ist auch Westeuropa nicht ganz schuldlos an dieser
Problematik. Dem eigenen Fachkräftemangel im IT-Bereich wird, nicht nur in
Deutschland, durch vermehrte „Informatiker-Rekrutierung“ entgegengewirkt. Somit
werden die wenigen gut ausgebildeten Fachkräfte aus Osteuropa auch noch abgezogen.
Arbeitslosigkeit
Massenarbeitslosigkeit und sozialer Verfall als Folge des EU-Beitritts ?
„Die Restauration des Kapitalismus und die Vorbereitungen auf den EU-Beitritt haben
in Osteuropa zu einer enormen Massenarbeitslosigkeit und zur Zerschlagung von
Sozialleistungen in dramatischem Ausmaß geführt - schließlich müssen die
139
Subventionen für das westliche Kapital ja finanziert werden.“ Dieses Zitat stammt aus
der Zeitung Arbeitermacht im April des Jahres 2004. In der Tat stützt sich diese These
auf einige interessante Details.
So hat die Slowakei ihren Höchststeuersatz von 19% und die Subventionen für VW und
US-Steel in Kosice durch eine hohe Mehrwertsteuer - satte 19% - gegenfinanziert!
Geopfert wurden dafür 60 Krankenhäuser - in einem Land, das nur etwa so viele
Einwohner hat wie Berlin und Brandenburg. Eine weitere kapitalfreundliche Maßnahme
war die Halbierung der Sozialhilfe, was vor allem zu einer dramatischen Verarmung der
Roma führte.
Die unteren Bevölkerungsschichten profitieren aber keinesfalls im gleichen Maß von
diesen Subventionen. Schon für die ehemalige DDR hat es keine Angleichung der
Einkommensverhältnisse mit dem Westen gegeben, obwohl 32 mal (!) so viele
Fördergelder in den "Aufbau Ost" flossen, wie EU-Fördergelder nach ganz Osteuropa.
In diesem Sinne wird der EU häufig die Lissabon-Strategie vorgeworfen. Ziel dieser ist
es,
die
Europäische
Union
zum
"wettbewerbsfähigsten
und
dynamischsten
wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt" zu machen. Der Westen bedient sich der
wenigen gut ausgebildeten Fachkräfte und nutzt die niedrigen Lohnansprüche in der
Region zur günstigen Halbwerterzeugnisfertigung aus. Nicht selten werden in diesem
Zusammenhang Ausbeutungsvorwürfe gegen die westlichen EU-Staaten erhoben, der
Osten würde lediglich als „billige industrielle Reservearmee“ benutzt und die Arbeiter
dort als „EU-Bürger zweiter Klasse“ betrachtet.243
Die folgende Grafik veranschaulicht allerdings, dass der Massenarbeitslosigkeit in
vielen Ländern durch den EU-Beitritt entgegengewirkt werden konnte. In vielen
osteuropäischen Staaten liegt die Arbeitslosenquote sogar deutlich unter der, mancher
deutscher Bundesländer. Ganz anders stellt sich die Situation in einigen Nicht-EUMitgliedstaaten dar. Bosnien/Herzegowina, Mazedonien, Montenegro oder Serbien
haben mit einer erschreckend hohen Massenarbeitslosigkeit zu kämpfen.
243
Vgl. Neue Internationale Nr.89
140
Wirtschafskennzahlen Osteuropa
Abbildung 49 Wirtschaftskennzahlen Osteuropas im Vergleich
Quelle: WIW (Wiener Institut für Wirtschaftsvergleiche)
Ungarn ist das einzige EU-Mitgliedsland in dem die Arbeitslosenquote stieg und auch
trotz EU-Beitritt stagniert. Alle übrigen, grün eingefärbten Staaten konnten in den
Jahren nach ihrem Beitritt die Arbeitslosenzahlen senken.
Die Armutsproblematik in Osteuropa
Laut aktuellem UNICEF-Bericht lebt heute in Südosteuropa, sowie der ehemaligen
Sowjetunion, jedes vierte Kind in extremer Armut. Diese äußert sich so, dass
beispielsweise in Bulgarien und Rumänien eine große Anzahl Kinder in Heimen und
nicht in ihren Familien aufwächst. In Russland ist die Einkommensarmut oft mit
erhöhter Kindersterblichkeit verbunden. Als Folge dessen sinken die Geburtenraten
drastisch. In den letzten 5 Jahren nahm die Zahl der Kinder in der Region um
schätzungsweise 11 Mio. ab. Gleichzeitig wächst die Schere zwischen Arm und Reich.
141
Vor allem in ländlichen Regionen wachsen viele Kinder in Armut, ohne jeden Zugang
zu fließend Wasser, Bildungsmöglichkeiten oder medizinischer Versorgung, auf.
Im Gegensatz zu diesem Bericht spricht die Weltbank von einer Halbierung des
Massenelends seit 1998. Dieser Rückgang wird hier auf das gute Wirtschaftswachstum
(seit ’98 das Zweithöchste nach Asien) zurückgeführt. Allerdings muss auch die
Weltbank anerkennen, dass in den letzten Jahren, zum Beispiel in Polen, die Armut
wieder angestiegen ist, weil einfach zu wenig neue Jobs entstehen. Noch immer muss
jeder achte Bürger zwischen Polens Westgrenze und der russischen Pazifikgrenze mit
weniger als 2 USD pro Tag auskommen.
Folgende Grafik stammt aus dem Weltbank-Bericht und verdeutlicht den Rückgang der
Massenarmut in Osteuropa.244
Abbildung 50 Armutsanteil unter der osteuropäischen Bevölkerung
Quelle: Süddeutsche Zeitung
244
Vgl. UNICEF
142
Schwache Infrastruktur
Internationale Infrastruktur
Die
Infrastruktur
ist
das
Rückgrat
einer
modernen
Volkswirtschaft.
Ohne
funktionierende Straßennetze oder eine solide Stromversorgung geht in Zeiten der
Globalisierung nichts mehr.
Der Investitionsbedarf in Infrastruktureinrichtungen rund um den Globus klingt
gigantisch. So rechnet die Weltbank bis 2010 mit Investitionen von knapp 850
Milliarden Dollar pro Jahr. Mehr als die Hälfte davon – so die Schätzungen - werden
auf Schwellenländer entfallen. Das verwundert nicht: Während es in den entwickelten
Industriestaaten
größtenteils
darum geht,
die
maroden
Infrastrukturnetze
zu
modernisieren, müssen diese Einrichtungen in Teilen der Emerging Markets überhaupt
erst aufgebaut werden.
Gerade in den boomenden Volkswirtschaften Indien und China ist der Ausbau der
Infrastruktur ein wichtiges Thema. Das Reich der Mitte hat in den vergangenen Jahren
seine Hausaufgaben erledigt und allein 2005 mit 201 Milliarden US-Dollar rund neun
Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Straßen, Stromnetze und Kraftwerke und
weitere Infrastruktureinrichtungen gesteckt.
Straßen mit Schlaglöchern und ein Stromnetz, das einen Ausfall nach dem anderen nach
sich zieht, schrecken Investoren aus dem Ausland sonst ab. Länder, die im
weltumspannenden Handel nicht ins Hintertreffen geraten wollen, müssen daher eine
verlässliche Infrastruktur zur Verfügung stellen. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass
die Lagerhaltung in Zeiten der Globalisierung immer mehr an Bedeutung verliert245.
Osteuropa - Verkehr wächst stärker als Gesamtwirtschaft
Die EU-Osterweiterung sorgte für neue Impulse.
Osteuropa gewinnt als Industriestandort rapide an Bedeutung, begünstigt durch niedrige
Löhne und Steuern. Interessant für ausländische Investoren ist zudem die bereits hohe,
245
Vgl. ntv
143
und sich weiter steigernde Nachfrage nach Konsumgütern, die vor allem über den
Import befriedigt wird.
Probleme für ausländische Investoren liegen vor allem im politischen Sektor und dessen
Verflechtung mit der Wirtschaft. Manche als "strategisch" bezeichneten lukrativen
Sektoren der Wirtschaft werden gegen Auslandsinvestitionen regelrecht abgeschirmt
(speziell Energieversorgung). Auch gibt es Versorgungsprobleme durch den aufgrund
der wirtschaftlichen Entwicklung schnell steigenden Strombedarf. In manchen Gebieten
sind die Transportwege chronisch überlastet und die termintreue Warenlieferung ist
nicht immer gesichert. Der grenzüberschreitende Verkehr steigt überproportional. Dies
stellt große Herausforderungen an die Infrastruktur vor allem in den Transitländern.
Abbildung 51 Anstieg des Inlandsverkehrs der einzelnen Länder
Quelle: EU-Kommission
Hauptlast des Verkehrswachstums muss die Straße tragen
Der
Schienenverkehr
hatte
in
früheren
Zeiten
einen
höheren
Anteil
am
Güterverkehrsaufkommen in Osteuropa. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs baut die
Straße ihren Marktanteil jedoch weiter aus. Schienen (und Binnenwasserstraßen)
werden auch künftig an Bedeutung weiter verlieren. Gründe hierfür sind die eindeutigen
Systemvorteile des LKWs, wie Schnelligkeit und Zuverlässigkeit.
Des Weiteren ist ein Wandel der gesamtwirtschaftlichen Produktionsstruktur zu
beobachten, weg von Massengütern, hin zu hochwertigen Stückgütern.
144
Verkehrsmarkt in Russland auf Schiene fokussiert
Die Güterverkehrsleistung auf der Schiene ist in Russland etwa zehn Mal so groß wie
im Straßengüterverkehr. Der traditionelle Schwerpunkt liegt hierbei auf den Massenund Schüttgütern. Dieser Fokus auf die Schieneninfrastruktur stammt noch aus den
Sowjetzeiten, begünstigt durch die Größe des Landes und der somit langen
Transportwege. Der Straßengüterverkehr wächst zwar stark, verliert aber dennoch
Marktanteile. Die Verkehrsentwicklung in Russland verhält sich entgegengesetzt zu den
anderen Ländern. Trotz steigender Motorisierung wächst der Schienenverkehr schneller.
Das unzureichende Straßennetz wird hier als wichtige Ursache genannt246.
Große Herausforderungen an Infrastruktur
Die Verkehrsinfrastruktur droht zum Engpassfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung
zu werden. Das von Experten erwartete Verkehrswachstum wird mit der bestehenden
Infrastruktur kaum zu bewältigen sein. Grund hierfür sind erhebliche quantitative und
qualitative Lücken. Eine quantitative Infrastrukturlücke bei der Schiene ist nur gering
oder gar nicht vorhanden, der Nachholbedarf liegt vor allem bei den Autobahnen. Die
qualitative Lücke bei beiden Verkehrsträgern ist in jedem Fall größer.
Hoher Finanzierungsbedarf für Infrastruktur
Leere Kassen der öffentlichen Haushalte machen neue Finanzierungsinstrumente
erforderlich. Eine klassische Finanzierung der Infrastruktur aus Steuermitteln wird nicht
ausreichen. Die EU strebt hierfür alternative Finanzierungsmodelle an. Es wird ein
Übergang von einer so genannten Steuer- zur Nutzerfinanzierung (Maut) dringend
notwendig. Betreibermodelle mit privatem Partner oder Mautsystem sollen primär unter
staatlicher
Kontrolle
bleiben.
Die
EU
will
zudem
europaweit
eine
Straßenbenutzungsgebühr für alle Verkehrsteilnehmer einführen.
Aufgrund der Größe des Marktes und seiner geographischen Ausdehnung, den
unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen in den einzelnen Regionen und der
246
Vgl. Deutsche Bank
145
wechselnden Güte der Infrastruktur müssen Investitionen und Kooperationen jedoch
sehr gezielt und gut geplant angegangen werden.
Spezielle Probleme mit Mautmodellen
Der große Anteil von Neubaumaßnahmen zieht hohe Anfangsinvestitionen nach sich.
Zudem ist eine Prognose des Verkehrsaufkommens für Neubaustrecken schwieriger als
bei bestehenden Autobahnen. Dies stellt wiederum ein großes Risiko für private
Investoren
dar.
Hinzu
kommen
noch
die
Unsicherheit
hinsichtlich
der
Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit, eine mögliche Existenz von Alternativrouten und
die Unsicherheit der regionalen Verteilung des Verkehrsaufkommens.
Politische Misswirtschaft
Korruption
Die Korruption ist ein ernstes Thema in Europa. Sie existiert in den EU-Altmitgliedern
sowie in den europäischen Institutionen. In Osteuropa hat sie aber eine andere Quantität
und auch Qualität: In allen seriösen internationalen Vergleichen sind die
Korruptionsindices der osteuropäischen Staaten schlechter als die der meisten
Altmitglieder. Auch bei der Osterweiterung der EU waren und sind die Korruption und
ihre Bekämpfung eines der Kernprobleme. Vor der ersten Erweiterungsrunde widmeten
die Monitoringberichte der Kommission der Korruption in den damaligen
Kandidatenländern große Aufmerksamkeit, und auch bei den Verhandlungen mit den
Kandidaten Bulgarien, Rumänien und Kroatien ist die Korruption eines der zentralen
Themen. Schließlich werden auch die Rechtsbeziehungen zu den "Neuen Nachbarn" im
Osten durch Korruption belastet, und ihre Bekämpfung ist ein Dauerthema im Dialog
der EU mit diesen Staaten. Insgesamt haben die osteuropäischen Staaten große
Anstrengungen unternommen, um das Problem der Korruption anzugehen. Ebenso
vielfältig wie das Phänomen sind die Strategien, es zu bekämpfen. Die osteuropäischen
146
Staaten haben mit großer legislativer Kreativität neue Institutionen und Regelungen
geschaffen, um die Korruption einzudämmen247.
Bereits ein halbes Jahr nach dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens in die Europäische
Union wird deutlich, dass sich - anders als Politiker und Medien prophezeit haben - die
politischen Verhältnisse in beiden Ländern keineswegs stabilisieren. Im Gegenteil,
nachdem nun der Beitritt vollzogen wurde, brechen die Konflikte innerhalb der Eliten in
heftiger Form auf.
In Rumänien hat mit dem Referendum über die Amtsenthebung von Präsident Traian
Basescu, der der Demokratischen Partei (PD) angehört, der schmierige Kampf innerhalb
der verschiedenen politischen Lager seinen Höhepunkt erreicht. Das monatelange
Hauen und Stechen unter den so genannten Volksvertretern in Bukarest hat deutlich
macht, dass Demokratie hier ein Fremdwort ist.
Dass der amtierende Staatspräsident dabei als vorläufiger Sieger hervorging, hat
weniger mit seiner Beliebtheit oder gar einer Übereinstimmung in breiten Teilen der
Bevölkerung mit seinem Programm zu tun, sondern viel mehr damit, dass seine Gegner
noch verhasster sind als er. Hintergrund ist ein erbitterter Machtkampf innerhalb der
herrschenden Elite um Geld, Macht und Einfluss. Der Präsident hatte sich als Kämpfer
gegen Korruption und Vetternwirtschaft in Szene gesetzt. Er reagierte damit auf
Forderungen der EU nach einer Justizreform, die mit der allgegenwärtigen Bestechung
in Wirtschaft, Politik und dem Justizsystem aufräumen sollte. Gegenwärtig wird gegen
eine ganze Reihe Abgeordneter fast aller Parteien wegen Korruption ermittelt.
Aus dem Global Corruption Barometer der Organisation Tranparency Internationale ist
Albanien das korrupteste Land überhaupt. Mehr als jeder zehnte der gut 63.000
befragten Bürger aus 60 Ländern gab an, dass er im letzten Jahr wenigstens einmal
Schmiergeld bezahlen musste. TI zufolge stehen Polizei und Justiz an der Spitze der
korrupten Einrichtungen, allerdings gibt es starke regionale Unterschiede248.
247
248
Vgl. „Im Blickpunkt“
Vgl. N24.de
147
Kriminalität
Die russische organisierte Kriminalität ist keine vorübergehende und schon gar nicht
eine zufällige Erscheinung. Die kriminelle Welt, die jahrzehntelang vom KGB
kontrolliert, zuweilen auch kultiviert wurde, war während der siebzigjährigen
Herrschaft der kommunistischen Nomenklatura längst zu einem Staat im Staate mit
eigenen Gesetzen und Verhaltensregeln geworden. Mit dem Beginn der Reformen
strömte das Verbrechen in die sich nun öffnenden Freiräume, verschmolz mit dem
korrumpierten Teil des Staatsapparats und strebt heute nach Einfluss auf die Politik und
das öffentliche Leben Russlands. Nicht nur für die junge russische Demokratie, sondern
auch für die westlichen Industrieländer wird das organisierte Verbrechen der
ehemaligen Sowjetunion, oft auch als die "Russenmafia" bezeichnet, zu einer aktuellen
Bedrohung. Die Bekämpfung der internationalen Kriminalität ist inzwischen zu einem
weltpolitischen Thema größter Tragweite auf dem Gipfeltreffen der G-8 Staaten
geworden249.
Das moderne russische organisierte Verbrechen entstand also aus zwei Hauptquellen:
den "Modernisten" unter den "Dieben im Gesetz" und den korrupten Beamten auf allen
Staatsebenen. Der im Westen geprägte Begriff "Russenmafia" ist jedoch ein wenig
irreführend. Russland wird als potentiell reichstes und aufgrund seiner Größe am
schwersten zu kontrollierendes Land der GUS von kriminellen Gruppierungen aller
postsowjetischen Staaten als Basis genutzt. Das bedeutet aber nicht, dass die
Mafiagruppen ausschließlich aus ethnischen Russen bestehen. Etwa 8.000 kriminelle
Gruppierungen mit insgesamt etwa 100.000 Mitgliedern sind auf dem postsowjetischen
Territorium aktiv, die 200 Größten unter ihnen haben sich sogar zu internationalen
Konglomeraten entwickelt und operieren weltweit250.
Spätestens nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Westen mit dem organisierten
Verbrechen aus dem Osten konfrontiert. In westlichen Geheimdienstkreisen glaubt
man, dass das organisierte Verbrechen in Russland die Protektion der regierenden
Oligarchie genießt, die in der postsowjetischen Periode aufkam und während der
Krankheit Präsident Jelzins 1996 ihre Macht weiter ausbauen konnte. Das russische
249
250
Vgl. Personensicherheit.de
Vgl. Personensicherheit.de
148
Innenministerium, das heute den Kampf gegen das organisierte Verbrechen leitet,
schätzt, dass in Russland 40 Prozent der privaten und 60 Prozent der staatlichen
Unternehmen sowie etwa 50 Prozent der Banken vom organisierten Verbrechen
kontrolliert werden. Damit wären etwa zwei Drittel der russischen Wirtschaft direkt
oder indirekt in der Gewalt der Mafia. Nach Angaben des CIA steht die Hälfte der 25
größten Banken Russlands mit der organisierten Kriminalität in Verbindung. Banken
sind oft die zentralen Komponenten von russischen Mafia-Gruppierungen und dienen
insbesondere der groß angelegten Geldwäsche auf internationaler Basis mit Zentren in
Zypern, den Kanarischen Inseln und anderen off-shore-Bankzonen weltweit. Bis zu
300 Milliarden US-$ sollen nach Angaben des ehemaligen russischen Innenministers
Anatolij Kulikow in den letzten fünf Jahren illegal außer Landes gebracht worden sein.
Auch zahlreiche russische Medienorgane werden vom organisierten Verbrechen
kontrolliert. "Transparency International", eine NGO, die sich mit dem Kampf gegen
Korruption beschäftigt, schätzt Russland als eines der korruptesten Länder der Welt ein
und stellt es auf eine Stufe mit Nigeria, Bolivien und Kolumbien.
Die einzigen Organisationen, die heute in Russland einen Wahlkampf finanzieren
können, sind große Großbanken, Öl- und Gaskonzerne oder kriminelle Gruppierungen.
Parteien verkaufen vor Parlamentswahlen sichere Listenplätze an zahlungskräftige
Kandidaten. Mit seinem riesigen Vermögen kann das organisierte Verbrechen eigene
Kandidaten in regionale und föderale Parlamente führen, erlangt dadurch
parlamentarische Immunität und politischen Einfluss. Staatliche Programme zur
Bekämpfung der organisierten Kriminalität werden nur mangelhaft implementiert, da
es an der Finanzierung mangelt. Man versucht, die Symptome zu bekämpfen, anstatt
strukturelle Reformen einzuleiten.
Insbesondere in den Bereichen Drogenschmuggel, Prostitution, Glücksspiel, illegale
Einwanderung, Erpressung, Bankbetrug, Steuerhinterziehung, Autoschieberei und
Auftragsmorde verstärkt die russische Mafia ihr internationales Engagement. Neue
Formen der Kriminalität wie Kreditkartenbetrug oder "Computer-Delikte" nehmen in
letzter Zeit dramatisch zu. Nach Angaben des FBI stehen russische MafiaGruppierungen bereits mit anderen kriminellen Gruppierungen in über 50 Ländern in
Verbindung. Dabei konzentriert sich die russische Mafia auf Mittel- und Westeuropa,
die USA und Kanada, Israel, Südafrika sowie Mittel- und Südamerika. In all diesen
149
Gebieten findet eine aktive Geldwäsche statt, die es der Mafia ermöglicht, sich in die
legale Wirtschaft dieser Länder einzukaufen.
Dazugehörige Lösungen
Privatisierung der Wirtschaft
Unter Privatisierung251 wird die Verlagerung bestimmter staatlicher Aktivitäten in die
Verfügungsgewalt des privaten Sektors der Volkswirtschaft verstanden. Aus
wettbewerbspolitischer Sicht soll mit Hilfe von Privatisierungen und Deregulierungen
eine Beseitigung von marktwirtschaftlichen Verzerrungen erreicht werden, die von
öffentlichen Unternehmen und durch staatliche Beschränkungen verursacht werden.
Unter der Deregulierung wird der Verzicht auf staatliche Maßnahmen verstanden, mit
denen der Staat versucht, Marktversagen zu korrigieren und politische Zielsetzungen
gegen den Markt durchzusetzen. Der Begriff "Deregulierung" wird hier generell für
Tatbestände verwendet, bei denen der Staat ganz oder teilweise darauf verzichtet,
regulierend in wirtschaftliche Prozesse einzugreifen. Begründet wird die Notwendigkeit
eines solchen Verhaltens mit dem Argument, dass der Staat in ausuferndem Maß die
Wirtschaft mit Regulierungen einschränkt, mit negativen Folgen. Die Begriffe,
Deregulierung und Privatisierung, werden häufig in Ihrer Bedeutung nicht klar
unterschieden und sogar synonym verwendet. Absicht der Deregulierung und der
Privatisierung sind die Liberalisierung der Märkte, mit dem Ziel:
-Innovationen durch Konkurrenz zu fördern
- neue Arbeitsplätze zu schaffen
- in den Unternehmen höhere Effizienz zu erreichen
- dem Staat eine Entlastung der öffentlichen Haushalte zu ermöglichen.
Die Aufgaben der Privatisierung sind folgende:
- Kapital zur Finanzierung des Betriebes soll aufgebracht werden
251
Vgl. Wikipedia
150
- Technisches und wirtschaftliches Wissen soll eingebracht werden
- Eine effiziente Kontrolle der Betriebsführung soll gewährleistet werden.
Die russische Privatisierung, erfolgte in Etappen.
Die erste Etappe reichte von 1992 bis 1994. Sie wurde mit der Einführung des
Privatisierungsprogramms im Jahr 1992 eingeleitet. Charakteristisch für diese erste
Privatisierungsphase waren die Privatisierungsschecks (Vouchers), die an die russischen
Bürger ausgegeben wurden und gegen Aktien staatlicher Unternehmen eingetauscht
werden konnten. Insgesamt wurden 151,4 Mio. Vouchers im Nennwert von jeweils
10.000 RUR verteilt252.
Dennoch brachte die Voucherprivatisierung dem Staatshaushalt nur geringe Einnahmen,
da eine Reihe bedeutender Unternehmen weit unter ihrem Marktwert verkauft wurde.
Zudem hatte die Voucherprivatisierung den Effekt einer breiten Streuung der
Aktienanteile und der damit einhergehenden Zersplitterung der Investitionsressourcen,
effektives
unternehmerisches
Verhalten der Investoren war dadurch nahezu
ausgeschlossen.
In der Zweite Etappe der Privatisierung (1994 bis 1996) bewirkten die unbefriedigenden
Ergebnisse der Voucherprivatisierung Mitte 1994 eine Trendwende von der
unentgeltlichen Voucher- zur entgeltlichen Geldprivatisierung. Der Wechsel des
Privatisierungsverfahrens
führte
jedoch
zunächst
zur
Verlangsamung
des
Privatisierungstempos, das im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes im Juni 1996 fast
zum Stillstand kam. Die russische Regierung sah sich deshalb zu einer neuen
Akzentuierung ihrer Privatisierungspolitik veranlasst. Sie führte im Juli 1996 ein
Pfandprogramm ein: Die leeren Staatskassen sollten durch die Verpfändung von
Aktienpaketen gegen Kredite gefüllt werden. Die russischen Banken gingen aus den
Pfandauktionen meist als Sieger hervor, und nachdem sich herausstellte, dass die
Regierung die Kredite nicht zurückzahlen konnte, wurden die Aktienpakete
ausgeschrieben, wobei wiederum meist die russischen Banken − als Insider und
Organisatoren des Ausschreibungswettbewerbs − klar im Vorteil waren253.
In der Dritten Etappe der Privatisierung 1997 wurde das Gesetz über die Privatisierung
von staatlichem Vermögen verabschiedet und die Grundlagen der Privatisierung von
252
253
Vgl. Russland.ahk.de
Vgl. AHK
151
kommunalem Vermögen in der Russischen Föderation erhielt, der Anfang der
Neunzigerjahre in Gang gesetzte Privatisierungsprozess in Russland, eine umfassende
gesetzliche Grundlage. Zugleich wurde hierdurch die dritte Phase der Privatisierung
eingeleitet, die insgesamt durch Erlösmaximierung, größere Transparenz und
Berechenbarkeit für die Öffentlichkeit gekennzeichnet war. Dieses Gesetz, dessen
Hauptziele die Maximierung der Einnahmen aus der Privatisierung für den
Staatshaushalt, die Förderung der privaten Investitionen sowie die Schaffung eines
fairen Wettbewerbs in der russischen Wirtschaft waren, enthielt auf der einen Seite
zahlreiche Neuerungen, die dem Privatisierungs- verfahren insgesamt eine größere
Transparenz und Übersichtlichkeit verliehen. Es verstärkte die staatliche Kontrolle an
der
Privatisierung
und
legte
ausschließlich
und
abschließend
die
Privatisierungsmethoden fest. Die zulässigen Privatisierungsmethoden sind:
- die Versteigerung
- die öffentliche Ausschreibung mit Investitions− und Sozialbedingungen
- der Verkauf von Aktien an die Beschäftigten
- die Verpachtung mit Erwerbsrecht
- die Einlage von staatlichem oder kommunalem Vermögen in das
- Stammkapital einer Kapitalgesellschaft
Auf der anderen Seite beinhaltet das Gesetz auch zahlreiche Einschränkungen, die
Privatisierungsverfahren unnötig bürokratisieren. So sind viele Bereiche grundsätzlich
von der Privatisierung ausgeschlossen. Die Privatisierung der größeren staatlichen
Unternehmen darf in der Regel nur nach Einzelfallentscheidung der russischen
Regierung
erfolgen.
Eine
weitere
bürokratische
Hürde
wurde
durch
die
Zustimmungserfordernisse zahlreicher zentraler Behörden geschaffen. Als positiv zu
bewerten ist, dass die Vergünstigungen der Voucher-privatisierung abgeschafft wurden
und ausländisches Kapital, das zuvor von der Privatisierung ausgeschlossen war, an den
Versteigerungen und Ausschreibungen teilnehmen darf. Für eine Reihe von Vorhaben
bestehen allerdings noch Genehmigungsvorbehalte der Regierung bzw. der örtlichen
Behörden. Der Kurswechsel in der Privatisierungspolitik führte dazu, dass die russische
Regierung im Haushaltsjahr 1997 durch Privatisierungen so viel Geld eingenommen hat
wie nie zuvor. Doch dieser Betrag blieb noch immer deutlich unter den Möglichkeiten.
Turbulenzen an den Finanzmärkten und zahlreiche Wechsel der Regierung haben in der
Vergangenheit dazu geführt, dass viele bereits konkret anvisierte Entstaatlichungen
152
verschoben wurden. Die Fehlprivatisierung der neunziger Jahre zwang zum
Nachdenken über neue Konzeptionen, um die verbliebene, immer noch sehr hohe
staatliche Beteiligung an der Wirtschaft vernünftiger als bisher in die private Hand zu
überführen. Im Jahr 2000 wurde auf Grund des Privatisierungsgesetzes aus dem Jahre
1999 eine neue Konzeption geschaffen, die an der Reduzierung des Staatsvermögens
orientiert ist. Die neu konzipierte Politik orientiert sich an zwei wesentlichen Prinzipien:
Erstens soll die Privatisierung vom Eigentümer durchgeführt werden, und zweitens
muss sie wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, d. h., sie soll Investitionen generieren. Mit
der inzwischen − nicht zuletzt dank intensiven Dutna−Dialogs − erfolgten Novellierung
des strengen Privatisierungsgesetzes, das am 27. April 2002 in Kraft getreten ist, sind
nun auch die Voraussetzungen für die Umsetzung der neuen Konzeption geschaffen,
von der man sich in der Praxis folgende Verbesserungen erhofft: Reduzierung der
Insiderprivilegien und völlige Gleichbehandlung inländischer und ausländischer
Investoren dank Ausschreibung als Verfahrensregel; des Weiteren darf die Art und
Weise der Durchführung nicht mehr vom Management allein bestimmt werden. Am 30.
Oktober
2001
ist
das
neue
„Bodengesetz“
in
Kraft
getreten,
das
den
Privatisierungsprozess beschleunigen soll. Das Privateigentum an Grundstücken in der
Russischen Föderation wird anerkannt, soweit das betreffende Grundstück im
Privateigentum stehen darf und soweit es der Eigentümer rechtmäßig erworben hat.
Unter diesen Voraussetzungen dürfen auch Ausländer Eigentümer von Grundstücken
werden. Bestimmte Flächen, die in einer vom Präsidenten noch zu bestätigenden Liste
aufgeführt
sein
werden,
sowie
landwirtschaftliche
Grundstücke
sind
davon
ausgeschlossen. Nach dem im Juli 2002 verabschiedeten und am 1. Februar 2003 in
Kraft
getretenen
föderalen
Gesetz
über
die
Regulierung
des
Verkehrs
landwirtschaftlicher Flächen, das den Kauf und Verkauf landwirtschaftlicher Flächen
zulässt, können ausländische Personen und russische juristische Personen mit einer
ausländischen Beteiligung von mehr als 50% die landwirtschaftlichen Flächen nicht in
Eigentum erwerben, sondern nur auf Pachtbasis bewirtschaften.
Neben dem Bodengesetzbuch ist das am 20. Januar 2002 in Kraft getretene
Zuordnungsgesetz vom 17. Juli 2001 für die Ordnung der bodenrechtlichen Verhältnisse
153
von grundlegender Bedeutung, welches die Frage der Aufteilung des staatlichen Bodens
auf die Ebenen Föderation, Subjekte der Föderation und Gemeinden regelt.254
In Litauen kurbelt die Privatisierung die Wirtschaft an. Die Auflösung der Sowjetunion
und der Zusammenbruch der osteuropäischen Märkte führten zu tief greifenden
Umstrukturierungen der litauischen Wirtschaft und bewirkte vor allem einen Rückgang
des Industriesektors. Sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von 39,4 Prozent
im Jahr 1992 bis heute auf 34 Prozent. Wichtige Industriezweige sind die
Textilproduktion, die holzverarbeitende Industrie, die chemische Industrie, die
Nahrungsmittelherstellung und der Maschinenbau. Die wichtigsten Exportgüter sind
Textilien, Erdölprodukte und Maschinenbauerzeugnisse255.
Zum wirtschaftlichen Aufschwung hat ab Mitte der 90er-Jahre der schnell
voranschreitende Privatisierungsprozess beigetragen. 1996 wurden bereits 70 Prozent
des gesamten Bruttoinlandsprodukts von privaten Unternehmen erwirtschaftet. Der
Dienstleistungsanteil macht heute rund 60 Prozent des BIP aus. Eine wesentliche Rolle
spielt für die litauische Wirtschaft auch die Landwirtschaft. Rund 51 Prozent der
Gesamtfläche des Landes werden so genutzt, und ihr Anteil an der wirtschaftlichen
Gesamtleistung beträgt heute noch 5 Prozent.
Auch in Albanien tut sich einiges. Lange Zeit war Albanien, wirtschaftlich gesehen,
unattraktiv in Europa. Doch seit einiger Zeit kommt zunehmend Bewegung in die
Wirtschaft. In ihrem Bemühen, die Entwicklung von Albaniens Wirtschaft
voranzutreiben und Anschluss an die anderen südosteuropäischen Staaten zu finden,
macht die Regierung nun ernst mit der Privatisierung großer Staatsbetriebe. Das
albanische Wirtschaftsministerium hat die Privatisierung von 76% der staatlichen
Telefongesellschaft Albtelecom sh.a. sowie von mindestens 51% der Ölgesellschaft
Armo sh.a. beschlossen und international ausgeschrieben. Albtelecom besitzt das
Monopol auf Festnetzdienste. Zu den Geschäftsfeldern gehören des Weiteren
traditionelle Telex- und Telegraphendienste, die Vermietung von Leitungen, nationale
und internationale Datenübertragungs- und ISDN-Services, Internetzugangs- und
Internetportaldienste,
Value
added-Telefondienste
und
Funkdienste
für
die
Kommunikation auf See.
254
255
Vgl. AHK
Vgl. Focus
154
Politische Maßnahmen
Das kleine Land Serbien schaffte es, sich in den letzten Jahren zum „Top-Reformer
weltweit“ zu entwickeln. Dies ist nicht nur der günstigen Verkehrslage Belgrads – in
Belgrad kreuzen sich die paneuropäischen Transportkorridore 10 und 7 – oder den
niedrigen Ursprungszöllen auf dem russischen Markt zu verdanken, sondern auch einem
umfassenden Reformprogramm der serbischen Regierung.
Abbildung 52 Günstige Verkehrslage Serbiens
Quelle: DVZ Nr.138
So lockte die Regierung ausländische Investoren mit steuerlichen Vergünstigungen und
befreite Unternehmen ab einer Investition von mehr als 7,5 Mio. € sogar gänzlich von der
Körperschaftssteuer.
Mitarbeiter-Neueinstellungen
werden
steuerlich
begünstigt.
Ebenfalls können bis zu 80% der Investitionen in Sachanlagen steuerlich gutgeschrieben
werden.
Außerdem hat man in Serbien die Zeichen der Zeit erkannt und der früher zähen
Bürokratie
das
Handwerk
gelegt.
Die
durchschnittliche
Dauer
für
eine
Unternehmensregistrierung konnte so von ehemals 51 Tagen auf 18 Tage reduziert
werden. Die Einfuhr von Investitionsgütern wurde von Zollgebühren befreit.
Ausländische Unternehmen werden wie inländische Unternehmen behandelt und
bekommen für Investitionen in Produktion, Forschung, Entwicklung sowie für
international vermarktbare Dienstleistungen finanzielle Fördermittel von der Regierung.
Auch erkannte die serbische Regierung den hohen Stellenwert des vorhandenen
Humankapitals. Die Zahl der graduierenden Studenten in Serbien steigt stetig. Ebenfalls
wird bereits in der Schulausbildung großer Wert auf die unverzichtbar wichtige,
155
englische Sprache gelegt. 42% der serbischen Bevölkerung sind des Englischen mächtig.
Zum Vergleich: die Quoten übriger osteuropäischer Staaten (Tschechien, Polen,
Rumänien, Bulgarien, Ungarn) liegt bei unter 20%.256
Auch die EU lobt Serbien und investiert in diesem Jahr, 2008, bereits 190,9 Mio. € in
dem Nicht-Mitgliedsland. Geld das in Serbien in den Ausbau der Infrastruktur, sowie in
Bildungsmaßnahmen gesteckt werden soll. Weitere 2,5 Mio. € investiert die Regierung in
den Kampf gegen die Korruption im eigenen Land257.
Die meisten osteuropäischen Länder richten sich nach diesem Musterbeispiel. Russland
investierte im Jahr 2007 über 2 Mrd. € in die eigene Infrastruktur.258
Technische Innovationen
In Tschechien nimmt heute immer mehr der Bereich IT und Telekommunikation eine
wachsende Bedeutung ein. Bis 2009 sollen auf dem IT Sektor innerhalb der Segmente IT
Soft- und Hardware sowie IT Services bis zu 75.000 Menschen arbeiten - und dies
sowohl in nationalen als auch verstärkt in internationalen IT Firmen, die sich seit
mehreren Jahren in der Tschechischen Republik ansiedeln. Aktuell sind 56.000
Arbeitnehmer in der IT Branche beschäftigt, dies entspricht einem Zuwachs von 71
Prozent seit dem Vergleichsjahr 2000. Die Branche setzte nach eigenen Angaben in den
zurückliegenden Jahren rund 71 Millionen Euro um. In den kommenden Jahren werden
laut den Angaben der Czech ICT Alliance Umsatzsteigerungen zwischen 8,5 und neun
Prozent jährlich erwartet259. Das größte Wachstumspotenzial wird innerhalb der
Segmente IT Dienstleistungen erwartet, die sich in die Untersektoren IT Beratung,
Managed Services, Software Development und IT Outsourcing Leistungen aufgliedern
lassen. Nach Indien und China zählt die Tschechische Republik zum drittgrößten
Outsourcing Standort weltweit. Innerhalb des europäischen Umfelds nimmt Tschechien
eine führende Stellung vor Polen und Ungarn ein. Über Zweidrittel (81%) der Firmen
sind an langfristigen Partnerschaften in Form von Handelsvertretungen mit ausländischen
Firmen innerhalb und außerhalb der Tschechischen Republik vertreten. Die am
häufigsten angebotenen Dienstleistungen innerhalb des Outsourcing Umfeldes sind
Softwareentwicklung
und
Systemintegration.
Führend
auf
dem
tschechischen
256
Vgl. DVZ Nr.138
Vgl. Wirtschaftsblatt
258
Bundesargentur für Außenwirtschaft
259
Bgl. IMG
257
156
Outsourcing Markt ist die einheimische Firma CertiCon. 2003 als Spin Off aus der
Fakultät für Wirtschaft der Technischen Universität Prag hervorgegangen, verfolgt sie
das Ziel, Wissen und Interessen der Anbieter mit den tatsächlichen Bedürfnissen des
Marktes innerhalb eines gesamtwirtschaftlichen Konzeptes zu vereinbaren. Heute ist die
CertiCon ein unabhängiges Unternehmen, das einen umfassenden Service über die
komplette Software Lifecycle Entwicklung bis hin zu Individuallösungen in
Beratungsfragen, Studien, Implementierungen und Anwendungen liefert. Nicht erst seit
der Eingliederung in die Europäische Union entdecken multinationale Firmen wie DHL,
SunMicrosystems, SAP, Hewlett Packard oder Red Hat das Potenzial des tschechischen
IT Marktes. Nach einer Studie des EITO (European Information Observatory) aus dem
Jahr 2006 hat die tschechische Republik einen der bestentwickelten IT Märkte innerhalb
der
neuen
EU-Mitgliedsstaaten.
Die
Ausgaben
für
Informations-
und
Kommunikationstechnologie steigen jährlich um fünf Prozent. Im vergangenen Jahr
betrugen
sie
rund
Rahmenbedingungen
6
und
Milliarden
gut
Euro.
ausgebildete
Daneben
und
bilden
motivierte
die
gesetzlichen
Mitarbeiter
ideale
Voraussetzungen. Die tschechische Republik verfügt nach den USA und der Schweiz
über die höchste Anzahl an Schulabgängern mit weiterführender Schulbildung.
Besonders stark gefördert werden mathematische und naturwissenschaftliche Fächer, hier
besteht nach Angaben des tschechischen Institutes für Information und Ausbildung das
höchste Niveau innerhalb des gesamten ost- und zentraleuropäischen Raumes. Ein
entscheidender Faktor für Investoren aus dem westeuropäischen Ausland und aus
Übersee ist das Lohnniveau. Wenngleich es durch die Eingliederung der Tschechischen
Republik in die EU einen leichten Anstieg erfuhr, der fünf Prozent oberhalb des
Ausgangslohnes liegt, erreicht es in seiner Gesamtheit immer noch nur ein Drittel des
westeuropäisches Lohnniveaus. Nach Angaben der Studie „IT & Software Development
in the Czech Republic“, die vom tschechischen Wirtschafts- und Entwicklungsinstitut
herausgegeben wurde, würden die tschechischen Lohnkosten innerhalb der IT und
Kommunikationsbranchen
die
aktuellen,
europäischen
Durchschnittslöhne
nicht
innerhalb der nächsten 15 – 20 Jahre erreichen, selbst wenn die Lohnkosten jährlich um
zehn Prozent ansteigen sollten. Entscheidende Impulse erfahren einheimische
Unternehmen sowie ausländische Investoren durch die Aktivitäten und die Unterstützung
der CzechInvest. Die CzechInvest ist eine Agentur des Ministeriums für Industrie und
Handel. Seit der Gründung im Jahr 1992 trägt die Agentur mit ihren Dienstleistungen
157
und Investitionsanreizen zum Zufluss direkter Auslandsinvestitionen und der Förderung
heimischer Unternehmen bei.
Aber auch die russische Softwareindustrie profitiert zunehmend vom weltweiten Trend
zur Auslagerung komplexer Programmieraufträge. Nach einer aktuellen Studie des
Branchenverbandes Russoft sind die Exporte der Softwareentwickler 2006 um über
50% gestiegen. Die Regierung plant nun Steuererleichterungen für die Branche, um die
IT-Ausfuhren weiter zu stimulieren. Außerdem wollen viele Softwareunternehmen ihre
Präsenz im Ausland erweitern. Deutschland ist dabei ein Schwerpunktland.
Russlands Softwareindustrie erzielte 2006 rund 1,5 Mrd. US$ Umsatz im Ausland, ein
Plus von 54% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2007 erwartet der Branchenverband
Russoft einen weiteren Anstieg der Exporte um 40% auf 2,1 Mrd. Dollar260.
Die Experten sehen das Potenzial der russischen Softwareexporte bei weitem noch nicht
ausgeschöpft: Angesichts der verfügbaren Programmierkapazitäten könnten bis zu 10
Mrd. $ mit Exporten verdient werden39.
Wie Russoft in seiner aktuellen Jahresstudie berichtet, erwarten die russischen
Softwarehäuser allerdings auch auf dem Binnenmarkt mehr Dynamik. Das hat eine
Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen ergeben. Aufträge von russischen Kunden
seien demnach inzwischen genauso lukrativ und profitabel wie von ausländischen
Kunden.
Größere Unternehmen mit Jahresumsätzen ab 4 Mio. $ kooperieren mit Hochschulen,
um Nachwuchs zu gewinnen. Etwa ein Drittel der Firmen finanziert eigene
Fortbildungskurse. Im Unterschied zu anderen russischen Branchen ist die
Mitarbeiterfluktuation im Softwaresektor relativ gering und schwankt jährlich zwischen
6 und 8% des Personalbestandes. Nach Angaben von Russoft sei dies ein erheblicher
Wettbewerbsvorteil gegenüber Indien, wo jedes Jahr etwa 70% der Programmierer den
Arbeitgeber wechselten.
Die Gehälter in der Softwarebranche sind 2006 bei den großen Häusern um rund ein
Viertel gestiegen, bei kleineren Unternehmen sogar um bis zu 50%. Durchschnittlich
260
Vgl. BFAI
158
verdienen Programmierer in Russland inzwischen deutlich mehr als 1.000 $ pro Monat.
In Moskau liegen die Durchschnittsgehälter bei 1.850 $, in Sankt Petersburg bei 1.400 $
und in Nowosibirsk bei 1.100 $.261
Fazit
Können Ost- und Westeuropa im globalen
Wettbewerb erfolgreich
bestehen?
Im letzten Jahr rief Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eine „Gruppe der Weisen“
ins Leben, deren Aufgabe es sein sollte, sich mit dem Aussehen Europas im Jahre 2030
zu befassen. Für unser Fazit möchten wir uns der Argumentationsgrundlage des
englischen Außenministers, David Miliband, bedienen.
Die Aussichten und das Potenzial für den Fortschritt der Menschheit waren nie besser
als heute. Aber der westeuropäische Wohlstand und die Sicherheit sind bedroht. Statt
Globalisierung in kontrollierte Bahnen zu lenken, greifen manche zu Mitteln des
Protektionismus, um Globalisierung abzuwehren. Religiöse Extremisten verbreiten Hass
und spalten die Gesellschaft. Unsicherheit der Energieversorgung und Klimawandel
drohen einen Kampf um Ressourcen auszulösen. Schurkenstaaten und gescheiterte
Staaten tragen in sich die Gefahr von Konflikten, deren schädliche Folgen auf Europa
übergreifen werden.
Diese Bedrohungen geben der Europäischen Union eine neue Daseinsberechtigung. Neu
deshalb, weil die noch nicht abgeschlossene Arbeit an der inneren Reform zur
Modernisierung des westeuropäischen Wirtschafts- und Sozialmodells allein nicht
ausreicht, sich der großen Fragen der Bürger Europas, ihrer Hoffnungen und Ängste
anzunehmen. Eine neue Daseinsberechtigung für die EU, weil einerseits die
Nationalstaaten, trotz all ihrer dauerhaften Stärken, zu klein sind, um mit diesen großen
Problemen allein fertig zu werden, aber andererseits das globale System von
Governance zu schwach ist. Somit kann die EU Pionierarbeit leisten und eine
Führungsrolle übernehmen. Der westeuropäische, einheitliche Binnenmarkt und seine
Standards, die Attraktivität der EU-Mitgliedschaft und die Legitimität, die Vielfalt und
261
Vgl. BFAI
159
das politische Gewicht von 27 Mitgliedstaaten sind große Vorteile. Die EU wird nie
eine Supermacht sein, könnte aber eine Vorbildmacht für regionale Zusammenarbeit
werden.
Um erfolgreich zu sein, muss die EU offen für Ideen, für Handel und für die Menschen
sein. Sie muss gemeinsame Institutionen aufbauen und gemeinsame Aktivitäten mit
ihren Nachbarn entwickeln. Sie muss gleichermaßen eine Union für Europa wie eine
Union für die Umwelt sein. Und sie muss in der Lage sein, sowohl "harte" als auch
"sanfte" Machtmittel zur Förderung von Demokratie und Beilegung von Konflikten
jenseits ihrer Grenzen einzusetzen. Offene Märkte, Subsidiarität, bessere Rechtsetzung
und Erweiterung gehören heute viel mehr zum normalen Wortschatz der europäischen
Debatte als Wendungen wie Vereinigte Staaten von Europa, einheitliche Besteuerung
oder gemeinsame Industriepolitik. Die Wahrheit ist, dass die EU sich erweitert, neu
gestaltet und geöffnet hat. Eine EU von 27 Nationalstaaten oder noch mehr wird nie die
Leichtfüßigkeit oder die fiskale Grundlage haben, um eine dominierende Stellung
einzunehmen. In Wahrheit wird Europa in der Welt von 2050 wirtschaftlich und
demographisch weniger bedeutend sein, als es in der Welt von 1950 war.
Die EU hat die Chance, eine Vorbildmacht zu sein. Sie kann einen Weg zu regionaler
Zusammenarbeit zwischen mittleren und kleinen Ländern vorzeichnen. Die das 21.
Jahrhundert bestimmenden Herausforderungen sind globaler, nicht nationaler Natur.
Wir haben mehr als zehn Jahre mit Debatten über institutionelle Reformen verbracht.
Alle Beteiligten sind jetzt erschöpft, während der Rest der Menschen in Europa sich
entweder gelangweilt fühlt oder wütend ist. Die EU muss nun daran gehen, die Risiken
der nächsten Globalisierungswelle zu managen und ihren Nutzen für ihre eigene
Bevölkerung wie auch für die ganze Welt zu maximieren.
Die Unsicherheiten der Lage und die Gefahren im Jahre 2030 sind klar: Europa im
Krieg, nicht innerhalb seiner eigenen Grenzen, sondern im Krieg mit Kräften jenseits
seiner Grenzen. Globales Kapital, globale Menschen und globale Waren, mit denen
Europa keinen Frieden geschlossen hat. Religiöser Extremismus und Spaltungen vor der
eigenen Haustür. Unsicherheit der Energieversorgung und Klimawandel bedrohen die
westliche Sicherheit und seinen Wohlstand. Konflikte und Instabilität in Regionen, in
denen der Westen Europas wirtschaftliche und auch moralische Interessen hat.
160
Um diese Zukunft zu vermeiden muss das Europa der nächsten Generation auf 4
Grundsätzen aufbauen.
1. Ein weltoffenes Europa.
Ausgangspunkt ist, dass eine Macht, die im 21. Jahrhundert Vorbild sein will, den Blick
nach außen richten muss, wie Manuel José Barroso, Präsident der Europäischen
Kommission, sagte: "… ein globales Europa muss ein offenes Europa sein." Dieses
Leitprinzip beinhaltet also, dass Europa offen sein muss für Handel, offen für Ideen und
offen für Investitionen. Diese Schlussfolgerung ist gar nicht so selbstverständlich. In
ganz Europa geraten Produzenten in Versuchung, den Schutz von Zöllen zu suchen, ist
es für Umweltschützer verlockend, sich eine mythische Welt der Selbstversorgung
zurückzuwünschen, haben Gemeinschaften Angst vor ungesteuerter Zuwanderung.
Offenheit erzeugt Risiken und Unsicherheit, aber auch Chancen. Westeuropas nationale
Wohlfahrtsstaaten müssen den Menschen helfen, sich an schnelle wirtschaftliche und
soziale Veränderungen anzupassen.
Das ist hart. Zuwanderung ist ein großes Problem. Europa kann zwar ein attraktiver
Standort für die größten Talente der Welt sein, aber keine Notunterkunft für die
Ärmsten dieser Welt. Ohne ein gewisses Maß an Zuwanderung wird Europa mit seiner
alternden und abnehmenden Bevölkerung vor wirtschaftlicher Stagnation und nicht
mehr tragbaren Soziallasten stehen. Doch die Integration neuer Gemeinschaften ist
lebenswichtig. Es kann das Problem der Migration nur dann an seiner Wurzel - den
schlechten wirtschaftlichen Aussichten in den Nachbarländern - gepackt werden, wenn
das westliche Europa die Öffnung seiner Märkte fortsetzt. Daher sind die
wirtschaftlichen und sozialen Argumente gegen einen wirtschaftlichen Protektionismus
so überwältigend. Offenheit - für neue Investitionen, neue Produkte, neue
Dienstleistungen - sorgt für die Wettbewerbsanreize, die gebraucht werden, um die
Leistungen insgesamt zu verbessern. Ein offenes, regulatorisches Umfeld schafft die
Grundlage für die größte Wertschöpfung. Wenn Europa die Öffnung des Handels
aufhält, hält es damit nur die Modernisierung der eigenen Volkswirtschaften und die
Erhöhung der eigenen Produktivität auf. Europas Verbraucher würden gezwungen
werden, höhere Preise zu zahlen. Dies würde lediglich die Lobby der Protektionisten
jenseits der europäischen Grenzen stärken. Millionen von Bauern in Afrika würde so
161
der Weg aus der Armut verweigert. Mit dem Mut, auf mehr freien Handel und freie
Investitionen zu drängen und als Vorbildmacht zu handeln würde Europa sich selbst
und den Rest der Welt bereichern. Deshalb muss die Landwirtschaft Europas auf eine
nachhaltige und moderne Grundlage gestellt werden, die Zölle verringert werden, die
Energiemärkte geöffnet werden und die Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes
für Dienstleistungen vollendet werden. Das heißt nicht, das allgemeine Niveau zu
senken. Europa ist ein Beispiel dafür, wie man die Dynamik der Wirtschaft mit sozialer
Gerechtigkeit in Einklang bringen kann. Man muss die Macht des Binnenmarktes für
den Export dieser Werte nutzen. Europa hat bereits erlebt, wie der Binnenmarkt zur
Hebung
der
Standards
im
Rest
der
Welt
beitragen
kann.
Dank
der
Chemikalienverordnung REACH müssen jetzt die in chinesischen Produkten
verwendeten Chemikalien europäischen Standards entsprechen. Die Größe dieses
Marktes bedeutet, dass die europäischen Standards für einen niedrigen Ausstoß an
Treibhausgasen zu globalen Standards werden könnten.
2. Gemeinsame Institutionen und gemeinsame Aktivitäten
Das zweite Leitprinzip besagt, dass Europa die Macht gemeinsamer Institutionen und
gemeinsamer Aktivitäten dazu nutzen muss, regionale Spaltungen sowie religiöse und
kulturelle Gräben, besonders zur islamischen Welt, zu überwinden. Denn schließlich
gibt es für 2030 ein düsteres Szenario: eine Welt, die sowohl national als auch
international noch mehr als zuvor religiös gespalten ist. Größere Bedrohungen - sowohl
im Inneren als auch von außen - durch Terroristen und Schurkenstaaten. Eine
wachsende
Feindseligkeit
gegenüber
dem
Westen.
Ablehnung
der
globalen
wirtschaftlichen Veränderungen, von denen viele Menschen glauben, sie haben die
westliche Welt auf ihre Kosten reicher gemacht. Die EU kann sich führend an der Suche
nach einer Alternative beteiligen. Die EU selbst repräsentiert einen Triumph
gemeinsamer Werte. Nun müssen diese gemeinsame Werte auch religiöse und nicht nur
nationale Trennlinien überbrücken, finden und offen vertreten, damit Europa und seine
muslimischen Nachbarn feste und unverbrüchliche Beziehungen zueinander pflegen
können. Dies ermöglicht den gemeinsamen Dialog und hilft, Unternehmen,
Gemeinschaften und Freundschaften aufzubauen.
162
Vorrangiges Anliegen muss jedoch sein, das gegebene Versprechen hinsichtlich der
EU-Erweiterung zu halten. Der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Havel erklärte
im Dezember 2002: "… die Vision, Teil der EU zu werden, … war Triebkraft für
Demokratisierung und Transformation in Mittel- und Osteuropa." Erweiterung ist mit
Abstand Westeuropas bestes Mittel, den Geltungsbereich von Stabilität und Wohlstand
zu erweitern. Ländern, die bereits auf dem Weg zum Beitritt sind muss die volle
Mitgliedschaft gewährt werden, sobald sie die Beitrittskriterien in vollem Umfang
erfüllen. Teil Europas zu sein, muss bedeuten, die gemeinsamen Regeln zu beachten
und den gemeinsamen Besitzstand, der gemeinsame Werte wie Identitäten und
Traditionen verkörpert, zu respektieren. Nicht alle Länder werden für eine volle
Mitgliedschaft in Frage kommen oder den Willen haben, beizutreten. Daher sollte der
Westen seine Europäische Nachbarschaftspolitik einen Schritt weiter nach vorn bringen.
In aller Klarheit muss gesagt werden, dass Teilnahme keine Alternative zur
Mitgliedschaft oder eine Art Wartezimmer ist. Europa muss Zugang zu allen Vorteilen
des Binnenmarktes bieten. Der erste Schritt in diese Richtung wäre der Beitritt von
Nachbarländern - besonders Russlands und der Ukraine - zur Welthandelsorganisation
WTO. Darauf müsste Europa dann mit umfassenden Freihandelsabkommen weiter
aufbauen. Das Ziel muss eine multilaterale Freihandelszone rundum an der
westeuropäischen Peripherie sein - eine Art Europäischer Freihandelsassoziation EFTA,
die die Länder des Maghreb, des Nahen Ostens und Osteuropas schrittweise in Einklang
mit dem EU-Binnenmarkt bringen könnte. Nicht als Alternative zu einer EUMitgliedschaft, aber als ein potenzieller Schritt in diese Richtung. Letztendlich muss in
Westeuropa auch mehr unternommen werden, um gemeinsame Werte aufzubauen und
den eigenen Nachbarn näher zu kommen. Der Studentenaustausch im Rahmen des
ERASMUS-Programms hat in den letzten zwanzig Jahren mit außerordentlichem Erfolg
das gemeinsame Verständnis und die gemeinsame Identität unter europäischen
Studenten gefördert. Etwa 150.000 Studenten nehmen jedes Jahr an diesem Programm
teil und nutzen die Gelegenheit, eine andere Kultur in sich aufzunehmen und die
Sprache eines anderen Landes zu lernen. Die EU-Staaten sollten sich das Ziel setzen,
bis 2030 etwa ein Drittel des Austausches über das ERASMUS-Programm mit Ländern
jenseits der EU-Grenzen zu verwirklichen, einschließlich mit Ländern des Nahen
Ostens und Nordafrikas.
163
3. Konfliktverhütung
Das dritte Leitprinzip sollte sein, eine Vorbildmacht nach internationalem Rechts und
Menschenrechte nicht nur innerhalb seiner eigenen Grenzen zu pflegen, sondern sie
auch außerhalb seiner Grenzen zu fördern. Die EU muss auch über seine Grenzen
hinaus die eigenen Werte und Prinzipien leben, nicht nur innerhalb dieser Grenzen. Auf
dem europäischen Kontinent haben Frieden und Demokratie Fuß gefasst. In dieser
Hinsicht ist die EU ein außergewöhnlicher Erfolg. Aber ihre Bilanz ist - wie die Kriege
auf dem Balkan gezeigt haben - nicht makellos. Die Aufgabe wird erst dann vollständig
erledigt sein, wenn auch das letzte noch verbliebene Problem auf dem Balkan – die
Kosovo-Frage – gelöst ist. Westeuropa muss damit beginnen, einen allgemeinen
Konsens über die Regeln herzustellen, nach denen das internationale System
funktioniert. Die Legitimität und das politische Gewicht von 27 Mitgliedstaaten muss
genutzt werden, um das Prinzip der „Verantwortung zum Schutz“ im Herzen des
internationalen Systems festzuschreiben. Europa muss bereit sein, die Verpflichtungen
aus dem Kernwaffensperrvertrag aufrechtzuerhalten. Die EU muss die eigenen
Mitgliedstaaten zur Unterstützung für den Abschluss eines Abkommens über den
Waffenhandel mobilisieren.
4. Umweltunion
Das vierte Leitprinzip besagt, dass jede Vorbildmacht im 21. Jahrhundert eine
kohlenstoffarme Wirtschaft haben muss. Daher muss die Europäische Union auch zu
einer Umweltunion werden. Mehr noch als Entscheidungen auf anderen Bereichen
werden die Entscheidungen, welche die EU für die Energieerzeugung und den
Energieverbrauch treffen wird, Auswirkungen auf die Welt haben, in der wir im Jahre
2030 leben werden. Die Investitionszyklen für neue Kraftwerke, neue Pipelines und
neue Verkehrstechnologie erstrecken sich über Jahrzehnte. Mit den Entscheidungen, die
die EU auf ihrer Ratstagung im Frühjahr des Jahres 2006 getroffen hat, hat sie ihren
Ehrgeiz bewiesen, bei den Bemühungen um Klimaschutz eine Vorbildmacht zu sein.
Indem sie unilaterale Ziele setzt und anbietet, noch weiter zu gehen, wenn andere
mitziehen, nutzt Europa sein politisches Gewicht, um den Druck auf andere zu erhöhen,
ebenfalls zu handeln. Indem man diese Ziele mit entsprechenden Verordnungen fördert
und einen Preis für den Kohlenstoff setzt, fängt die EU an, ihr ökonomisches Gewicht
auch für die Veränderung der Produktmärkte zu nutzen. Um aber eine Union für den
164
Umweltschutz zu werden, muss jedoch noch weiter gegangen werden. Es müssen
anspruchsvolle und langfristige Vorschriften geschaffen werden, um den Ausstoß an
Kohlendioxid in Schlüsselbereichen stufenweise zu eliminieren, um die Produktmärkte
über die Standards, die gesetzt werden, zu verändern und um wirtschaftliche Vorteile
bei Innovationen in der Umwelttechnologie zu erlangen. Auf lange Sicht läuft es darauf
hinaus, den Haushalt enger an den externen Herausforderungen, vor denen Europa steht,
auszurichten, insbesondere an den Erfordernissen des Klimaschutzes. Die Sicherheit der
Umwelt, nicht die Sicherheit der Lebensmittelversorgung, ist die Herausforderung der
Zukunft.
Es ist eine viel sagende Tatsache, dass diejenigen Staaten, die nahe an der EU liegen, ihr
beitreten wollen, und dass diejenigen, die sich etwas weiter weg befinden, ihr
nacheifern wollen. Die EU kann wichtige Erfolge für sich beanspruchen. Der
einheitliche Binnenmarkt hat auf einem von Kriegen heimgesuchten Kontinent Frieden
und Wohlstand geschaffen.
Die Erweiterung hat Mittel- und Osteuropa positiv umgewandelt. Der Kontinent ist für
den globalen Wettbewerb gerüstet.
165
Zentralasien
Problemsituation
Ist-Analyse
Länderprofile
Zentralasien umfasst fünf unabhängige Republiken: Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan,
Turkmenistan und Tadschikistan. Als die UdSSR entstand, wurde Zentralasien bewusst
in mehrere Republiken aufgeteilt, um ein Entstehen einer türkisch-islamisch geprägten
Region, innerhalb des Sowjetstaats, zu verhindern. Von 1924 bis 1936 wurden die
bekannten Staaten, als sozialistische Republiken, Teil der UdSSR.
Im Folgenden sollen die Länder kurz in einer Tabelle vorgestellt werden.
In der Tabelle 1 wird eine Gegenüberstellung der einzelnen zentralasiatischen Staaten
angezeigt. Als Referenz werden die Daten von Deutschland ebenfalls angegeben. Es ist
ersichtlich, dass Usbekistan das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens (annähernd
doppelt so viel, wie in Kasachstan) ist. Die größte Fläche ist jedoch in Kasachstan
vorhanden (annähernd siebenmal so viel, wie in Usbekistan). Aus diesen beiden Fakten
ergibt sich, dass Usbekistan deutlich dichter besiedelt ist, als Kasachstan.
(Bevölkerungsdichte = Bevölkerung / Fläche) Wenn in der Tabelle1 die
Bruttonationaleinkommen miteinander verglichen werden, wird ersichtlich, dass
Kasachstan das wirtschaftlich am besten entwickelte Land Zentralasiens ist.262 Das
Bevölkerungswachstum ist in Turkmenistan mit 1,4% am größten und in Kasachstan
mit 0,9% am geringsten.
Tabelle 5: Länderprofile im Vergleich
Usbekistan
Kasachstan
Tadchikistan
Kirgistan
Turkmenistan
Deutschland
Bevölkerung
26.167.000
15.146.000
6.507.000
5.144.000
4.833.000
82.469.000
Bevölkerungsdichte
59
6
46
26
10
231
262 Vgl. Fischer (Weltalmanach 2008)
166
Bevölkerungswachstum
1,2
0,9
1,2
1
1,4
0,1
Fläche (in km²)
447.400
2.724.900
143.100
199.900
488.100
357.093
Amtssprachen
Usbekisch
Kasachisch
Tadschikisch
Kirgisisch
Turkmenisch
Deutsch
Hauptstadt
Taschkent
Astana
Duschanbe
Bischkek
Asgabat
Berlin
Bruttonationaleinkommen
520
2.940
330
450
710
34.870
Quelle: Eigene Darstellung
Zentralasien umfasst ein Gebiet von 4.360.493 Quadratkilometern und ist eines der am
dünnsten besiedelten Gebiete der Welt. Seine Bevölkerung von lediglich ca. 57,8
Millionen Menschen umfasst mehr als 100 verschiedene ethnische Gruppierungen, von
Deutschen und Österreichern bis zu Tibetanern und Koreanern. Die größte
Bevölkerungsgruppe ist jedoch die der Usbeken. Im Jahre 1992 lebten ungefähr 10,6
Mio. Russen in Zentralasien, jedoch kam es zu einer massiven Auswanderungswelle
von Russen aus Tadschikistan und Usbekistan aus Furcht vor ethnischen Unruhen,
islamischem Fundamentalismus263 und der Missachtung der Menschen- und
Bürgerrechte, die mit Füßen getreten werden. Zentralasien erhält regelmäßig
schlechteste Noten von bekannten Menschenrechtsorganisationen.264 So wurde z.B. von
ausländischen Beobachtern und internationalen Menschenrechtsorganisationen die
usbekische Regierung verdächtigt, unter der Parole der Bekämpfung "religiösen
Extremismus" jeden noch verbliebenen Ausdruck von Regimekritik und Dissens
unterdrücken zu wollen.265
Der Islam ist in Zentralasien in unterschiedlichem Maß verankert. Schwach nur bei den
nomadisch geprägten Kirgisen, stark bei den sesshaften Usbeken. Zum Grundsatz „es
gibt keinen Gott außer Gott, Allah“ bekennen sich in Kasachstan 63, in Usbekistan 82
und in Tadschikistan 79 Prozent der Bevölkerung.266 Zur Sowjetzeit wurde der Islam
unterdrückt, heute lebt er wieder auf.267
263 Advantour (Zentralasien allgemein)
264 Friedrich Ebert Stiftung (Zusammenfassung und Ausblick)
265 Halbach, Uwe (Islamistische Bewegung)
266 Seifert Arne, (Der islamische Faktor und die Stabilitätsstrategie der OSZE in ihrer euro-asiatischen
Region)
267 Stefanie Hensengerth, (Islam Zentralasien)
167
Demokratisierung
Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion entstand ein politisches Umdenken Wechsel von einem totalitären zu einem autoritären System, jedoch blieben
entscheidende Akteure in allen Staaten die Präsidenten sowie die alte Nomenklatura aus
sowjetischer Zeit.268
Während Turkmenistan konstant keinerlei Demokratisierungsentwicklungen aufzeigt,
und auch Usbekistan auf gleich bleibend niedrigem Niveau stagniert, sind die Kurven
der anderen drei Länder deutlich dynamischer. Sowohl Kasachstan, als auch Kirgisistan
weisen jedoch einen Trend von einem im Vergleich mit den Nachbarn guten
Demokratisierungsgrad, hin zu mehr Autoritärismus auf. Lediglich Tadschikistan zeigt
eine leicht ansteigende positive Tendenz und erreicht 2003 den besten Wert aller
zentralasiatischen Staaten. Insgesamt liegen die fünf Länder jedoch deutlich unter dem
Durchschnittswert aller Transformationsstaaten.
Folglich müssen die fünf Staaten als autoritäre Systeme klassifiziert werden.269 Diese
Interpretation wurde auf Grundlage der Abbildung 1 durchgeführt.
Abbildung 1 zeigt die Demokratisierungsentwicklungen zwischen 1997 und 2003 nach
Daten der NGO Freedom House, die in einem jährlichen Bericht die Entwicklungen von
Transformationsstaaten in punkto Demokratisierung bewertet.270 7 zeigt den geringsten
Grad und 1 den höchsten Grad demokratischer Entwicklung an. In die Bewertung
wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Electoral Process, Civil Society, Indepenent
Media, Governance.
Abbildung 53: Demokratisierungsentwicklung zwischen 1997-2003
268 GUS-Barometer, (Zusammenfasssung, Dezember 2001)
269 List Dörthe, (Regionale Kooperation, 2004), S.46
270 Vgl. List Dörthe, (Regionale Kooperation, 2004), S.45
168
Quelle: Aus: Freedomhouse
Im Jahre 2007 wurden die Staaten folgendermaßen bewertet:
Kirgisistan: 4.5 (partly free), Kasachstan: 5.5 (not free), Tadchikistan: 5.5 (not free),
Turkmenistan: 7 (not free), Usbekistan: 7 (not free).271
Somit ist ersichtlich, dass Kirgisistan inzwischen das demokratischste Land
Zentralasiens ist und als teilweise frei eingestuft werden kann. Turkmenistan und
Usbekistan sind der Demokratie am weitesten entfernt. Kasachstan hat seit 2003 wieder
einen erfreulicheren Trend in Richtung Demokratie unternommen, ist jedoch noch weit
davon entfernt.
Islam in Zentralasien
In der Zeit der Sowjetunion wurde der Islamismus sanktioniert, da die Sowjetunion eine
atheistische Ideologie vertrat und religionsfeindliche Politik durchführte. Aufgrund
dieser Liberalisierung der Religionspolitik wurde am Ende der sowjetischen Periode
und der nach der Aufhebung des Eisernen Vorhangs von jungen Leuten aus dem
Nordkaukasus, Tatarstan oder Mittelasien verstärkt religiöse Bildung nachgefragt
(islamische Wiedergeburt). Diese Nachfrage wurde zu einem Teil im islamischen
Ausland oder durch ausländisches Lehrpersonal im Inland befriedigt. Dieser Austausch
öffnete nachsowjetische Gesellschaften auch für Strömungen des religiösen
Fundamentalismus. Teilweise waren solche Kräfte schon in spätsowjetischer Zeit in
Zentralasien, dort besonders im Ferganatal und in Tadschikistan, in Erscheinung
getreten. Demoskopische Studien in Zentralasien zeigen ein wachsendes Bekenntnis
zum Islam als Religion und nationales Erbe, die Option für eine stärkere politische
Rolle der Religion, aber eine Minderheit für den "islamischen Staat".272
Jedoch sind aus den Islamisten auch, wie zuvor kurz angesprochen, gefährliche,
internationale Terrorgruppen entstanden wie z.B. die IBU, die in Usbekistan
überwiegend tätig ist und die Hizb-ut-Tahrir. Die IBU wurde von Präsident Bush auf
eine
Blacklist
(Top5
Liste
der
gefährlichsten
Terrororganisationen)
gesetzt.
Internationalen Gerüchten nach zu urteilen, hat Bush dieses getan, um Unterstützung
271 Aus: Freedomhouse
272 Vgl. Lüders Michael, (Macht und Glauben)
169
von Usbekistan im Zusammenhang mit dem Antiterrorkampf zu bekommen,
273
denn
für die zentralasiatischen Staaten haben die Ereignisse nach dem 11.9.2001 in erster Linie
dazu geführt, dass sie plötzlich im Zentrum der globalen Aufmerksamkeit standen, und ihre
geographische Lage nicht mehr als peripher, sondern als strategisch bedeutsam
wahrgenommen wurde. 274
Ursachen für die Entstehung der Radikalisierung von politischen islamischen Parteien,
beginnen mit der Verweigerung, sie als einen "normalen" Teil des demokratischen
Spektrums zu behandeln.275 Dieser Grundsatz wird anscheinend von Usbekistan mit
Füssen getreten, wenn man sich die Einführung des 1998 novellierten Religionsgesetzes
anschaut. Dieses unterwarf alle religiösen Aktivitäten der Bevölkerung strenger
staatlicher Kontrolle. Nichtregistrierte Moscheen wurden geschlossen, die Benutzung
von Lautsprechern für den Gebetsruf verboten, Studenten mit betont islamischer
Kleidung des Campus verwiesen. Oft genügte die Barttracht, um einen jungen Mann
des "religiösen Extremismus" zu verdächtigen. Strafverfahren gegen "Wahhabiten" und
"religiöse Extremisten", die oft in Schauprozessen gipfelten, brachten viele islamische
Aktivisten, auffallend viele aus dem Ferghanatal, ins Gefängnis.276
Der Islam in Zentralasien wird oft auf den Aspekt des „religiösen Fundamentalismus“
reduziert, was weder die tatsächlichen religiösen, kulturellen und sozialen
Gegebenheiten widerspiegelt, noch der Religion gerecht wird, die ihrem Wesen nach
friedfertig ist.277
273 Vgl. Reporting Central Asia, (Tashkent Cracks, 12.Oktober 2001)
274 List Dörthe, (Regionale Kooperation, 2004), S.113
275 Seifert Dr. Arne C. Botschafter, (Politischer Islam und Sicherheit, 05.12.2002)
276 Eurasia, (Silencing Central Asia, 29. Juli 2001)
277 List Dörthe, (Regionale Kooperation, 2004), S.238
170
Wirtschaft
Tabelle 6: Wichtigste Wirtschaftsdaten im Vergleich
Quelle: eigene Darstellung, Daten aus: Central Intelligence Agency (CIA): The World
Fact Book 2007, http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/index.html
171
Kasachstan verfügt über bedeutende Vorkommen an Bodenschätzen. Neben der
weltgrößten Kohleschicht besitzt Kasachstan erhebliche Vorkommen an Eisen, Gold,
Kupfer, Zink, Kobalt und Uran. Kasachstan macht jährlich mehr als 20 Mrd. US-Dollar
Umsatz nur im Erzbergbau, das sind fast 40 % des BIP.
Die gesamte Bleierzeugung von Kasachstan deckt 70 % der Bedürfnisse der GUSStaaten, bei der Zinkerzeugung liegt dieser Anteil bei rund 50 % und bei Kupfer bei 40
%.278 Kasachstan ist nach Russland der zweitgrößte Erdölproduzent der GUS, welche
zurzeit täglich fast 1 Mio. Barrel produziert. Man erwartet allein von der Stadt Tengris
mehr als 2 Mrd. Tonnen Erdölreserve, womit jährlich fast 40 Mio. Tonnen produziert
werden können. Auch Deutsche Öl-Unternehmen haben einige Projekte im Süden
Kasachstans. Kasachstan versucht seinen jährlichen Erdölumsatz um 3 Mrd. US-Dollar
zu erhöhen. Erdölförderung, Exploration und Transport (Pipelines) haben in der
Investitionspolitik des Landes Vorrang.279 Kasachstan weist im Vergleich mit den
zentralasiatischen GUS-Republiken einen erheblichen Industrialisierungsgrad auf.
Anders als bei diesen waren die wirtschaftlichen Verbindungen Kasachstans mit
Russland sehr intensiv. Allerdings spielen in Wirtschaft und Bürokratie „familiäre
Bande“, die von außen schwer aufzubrechen sind, eine bedeutende Rolle.280 Überdies
wurden von ausländischen Investoren das fehlende Know-how der staatlichen
Entscheidungsträger und die Defizite bei der Anwendung der neuen Gesetze als
problematische
Seite
der
Zusammenarbeit
mit
Kasachstan
bezeichnet.
Die
Bundesrepublik Deutschland leistet durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Betreuung und finanzielle
Unterstützung für Kasachstan.281
Die Republik Kirgisien gehört nicht nur nach Fläche und Bevölkerungszahl, sondern
auch nach der Wirtschaftskraft zu den schwächeren Republiken in Zentralasien. Im
Gegensatz zu seinen ressourcenreichen Nachbarn hat Kirgisien kaum wertvolle
Bodenschätze. Die Ausnahme ist sein großes Goldvorkommen. Kirgisien hat das Ziel,
jährlich 15 Tonnen Gold aus seinen Bergbauregionen zu fördern. Die drei größten
Goldreserven Kumtor, Dzeryi und Taldy-Bulak werden von Kanada, der Schweiz und
278 Vgl. Timothy Edmunds, (Power and powerless in Kasakstani society) S. 470.
279 Vgl. De Broeck, Kostial, (Output Decline in Transition), S. 69.
280 Vgl. Trares, (vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste) 22.11.2000
281 Vgl. Trares (vwd, Vereinigte Wirtschaftsdienste), 22.11.2000.
172
Japan finanziert. Verglichen mit den anderen zentralasiatischen Republiken kann man
Kirgisien als ein überdurchschnittlich auf marktwirtschaftliche Reformen orientiertes
Land betrachten. Alles in allem beruht die Wirtschaftspolitik im Vergleich zu den
Nachbarländern in der Region auf liberalen, marktwirtschaftlichen Prinzipien, und die
Regierung versucht, Kirgisien zu einem Dienstleistungszentrum in der Region zu
machen. Trotz der insgesamt schwierigeren Rahmenbedingungen (kleiner Binnenmarkt,
niedrige Kaufkraft, schlechte Verkehrsinfrastruktur) könnte Kirgisistan mit seinem
niedrigen Lohnniveau auch für Unternehmen interessant sein, die ihre Zukunftsmärkte
in Russland/Sibirien, Kasachstan oder Westchina sehen.282
Usbekistan ist eine der ärmsten Republiken der früheren Sowjetunion. Mehr als 60 %
der Bevölkerung lebt in ländlichen Gemeinschaften. Usbekistan bedarf der internationalen
Hilfe
zur
Fortsetzung
des
Transformationsprozesses.
Nach
der
Unabhängigkeit des Landes bestand eine sehr positive Einstellung der internationalen
Wirtschaftsorganisationen zu Usbekistan, und die Wirtschaftspolitik des Landes wurde
ganz auf die Umwandlung von einer zentral beeinflussten Wirtschaft in eine
Marktwirtschaft ausgerichtet. Die Infrastruktur des Landes ist partiell recht gut
ausgeführt, Modernisierung und Rehabilitierung sind aber in allen Subsektoren
dringend nötig.
Einige schmale Grenzabschnitte zu Kirgistan und Tadschikistan sind weiterhin vermint.
Überlandreisen können wegen des teilweise schlechten Zustands der Straßen und
Fahrzeuge schwierig und gefährlich sein. Dies gilt auch für vielbefahrene Strecken wie
zum Beispiel die von Buchara nach Samarkand oder von Samarkand nach Taschkent.
Von Überlandfahrten bei Nacht wird abgeraten.283
Usbekistan ist sogar ein doppeltes Binnenland, es hat weder einen direkten noch einen
indirekten (über Nachbarstaaten) Zugang zu den Weltmeeren.284
Was strukturelle Veränderungen betrifft, so wurden im Zuge der Wirtschaftsreform in
der Republik folgende Schritte realisiert:
Weitgehende Liberalisierung der Preise; einschneidende Reduzierung der staatlichen
282 Vgl. Auswärtiges Amt, 18.12.2007
283 Vgl. Auswärtiges Amt, (Reise- und Sicherheitshinweise für Reisende nach Usbekistan)
284 Vgl. Das Parlament, (Nr. 19), 7.5.2007
173
Subventionen; Abgehen vom System der Staatsaufträge bei der Mehrzahl der
Produkte.
Ebenso
wurden
die
Anstrengungen
in
Richtung
Privatisierung,
Umstrukturierung der Volkswirtschaft sowie der Abwicklung unrentabler Unternehmen
beträchtlich verstärkt. Auch ein solch lebenswichtiger Sektor der Volkswirtschaft wie
die Landwirtschaft wird aus der direkten staatlichen Kontrolle entlassen; die
Staatsgüter werden reformiert; Grund und Boden werden an Landwirte verpachtet.285
Turkmenistan war lange eine der ärmsten und unter den früheren Sowjetrepubliken am
wenigsten entwickelten zentralasiatischen Republiken. Zwei Sektoren, Landwirtschaft
und Petroleum, dominieren Turkmenistans Wirtschaft. Turkmenistan war wegen seines
Vertrauens auf Öl- und Gasexporte zu Beginn vom Zerfall der früheren Sowjetunion
weniger negativ betroffen als andere Republiken. Mit 2,9 Billionen Kubikmetern
Erdgasreserven und zusätzlichen auf 14 Billionen Kubikmetern geschätzten
Gasreserven ist Turkmenistan der viertgrößte Gaserzeuger der Welt. Das Land hat auch
etwa eine Milliarde Tonnen Ölreserven. Turkmenistan ist ein Land von gewaltigen
Bodenschätzen, in dem die Möglichkeiten zu Investition und Handel reichhaltig und
zahlreich sind. Die Regierung ist um die verstärkte Nutzung dieses Potentials bemüht
und bezieht hierzu auch ausländische Investoren ein. Turkmenistan begrüßt offiziell
ausländische Investitionen, die darauf ausgerichtet sind, Turkmenistans Öl- und
Gasnutzung zu steigern, in allen Bereichen und umwirbt aktiv große multinationale
Energiekonzerne mit der Aussicht auf Zugang zu seinen Öl- und Gasreserven. Im
ökonomischen Bereich hat sich Präsident Nijasow in 56 Kooperation mit dem Iran, der
Türkei und Pakistan auf die Entwicklung von Gas konzentriert. Zuletzt unterstrich ein
Transportstreit die Dringlichkeit, eine neue Rohrleitungsstrecke für Turkmenistan zu
finden, wodurch sein Erdgas durch den Iran und die Türkei nach Europa gelangen kann.
Wie die anderen zentralasiatischen Republiken erfuhr auch Tadschikistan nach der
Unabhängigkeit 1991 einen eindeutigen wirtschaftlichen Einbruch. Mit einem durchschnittlichen BSP je Einwohner von 170 US-Dollar (2003) ist Tadschikistan eines der
ärmsten Länder der Welt. Der drastische Rückgang des durchschnittlichen Einkommens
hat eine tiefe Erosion der Kaufkraft verursacht. Eine bescheidene ökonomische
285 Aus: Wachidowa, Sanat, Regionale Integration unter Transformationsbedingungen,Wirtschaftsreformen
und Umstrukturierung in Usbekistan. in: Dieter Heibert(Hrsg.): Reg. Integration in Zentralasien, Marburg, 1996, S. 297
174
Erholung begann erst, nachdem Tadschikistan im Jahr 1997 eine Darlehensvereinbarung
mit dem Internationalen Währungsfonds (IMF) geschlossen hatte. Jedoch sieht sich
Tadschikistan immer noch mit größeren Problemen konfrontiert. Viele Industrien laufen
mit weniger als einem Viertel der vorherigen Kapazität. Knappheit an Treibstoff,
häufige
Einschnitte
in
Versorgungseinrichtungen,
die
Abwesenheit
von
Arbeitsmöglichkeiten, der Zusammenbruch der Gesundheit und Bildung, der
öffentlichen Dienste und Einrichtungen und der Verfall von Recht und Ordnung haben
in der städtischen und der ländlichen Bevölkerung immense Not verursacht.
Armut und Nachwirkungen der Sowjetzeit
Die zentralasiatischen Regierungen nahmen drastische Kürzungen im staatlichen
Budget vor - mit grundlegenden Auswirkungen auf das Gesundheits- und
Bildungswesen. Leistungen und Vorsorgeansprüche wurden entzogen und Gebühren für
den
sozialen
Dienstleistungssektor
erhoben.
Medizinische
Versorgung
wurde
kostenpflichtig. Bildung entwickelte sich regelrecht zu einer Art "Luxusware". Die Zahl
der Analphabeten stieg an, und liegt heute bei bis zu 20 Prozent der zentralasiatischen
Bevölkerung.
Besonders arm sind die "Budzhetniki", also Staatsangestellte wie Lehrer oder Ärzte
sowie Pensionäre und sozial Bedürftige, die kaum staatliche Unterstützung erhalten.
Noch schlechter geht es größtenteils der Landbevölkerung, sie hält sich nur durch die
Selbstversorgung über Wasser. Aber auch Städter sind gezwungen ihre Versorgung
durch den Anbau von Gemüse und das Halten von Vieh sicherzustellen.
Nach der Erlangung der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Republiken und nach
den Finanzkrisen in Russland 1998 und in Argentinien 2001 trug der Zusammenbruch
der Sozialversicherungssysteme zur Unterernährung der einkommensschwachen
Bevölkerungsteile bei. 286
Der Anteil der Bevölkerung, welcher von zwei US-Dollar pro Tag leben muss:
-
Tadschikistan 50,8%
286 Vgl. Arte TV,( Mit offenen Karten, Sendung vom 21. 09.2005)
175
-
Turkmenistan 44%
-
Usbekistan 44,2%
-
Kirgisistan 34,1%
-
Kasachstan 15,3%.
Die ökonomische Transformation zu einem marktwirtschaftlichen System ist innerhalb
Zentralasiens höchst unterschiedlich ausgeprägt. Außer Usbekistan haben alle
zentralasiatischen Länder das BSP von 1989 bis heute noch nicht wieder erreicht.
Zu Sowjetzeiten wurde Zentralasien nachhaltig unter anderem durch ABC-WaffenVersuche, Raubbau an Bodenschätzen und Überdüngung der Felder verseucht. Die
gesundheitlichen Folgen sind langfristig und weitreichend und noch nicht vollständig
erfasst.
Regional lässt sich jedoch eine erhöhte Zahl von Miss- und Totgeburten, von
Krebsfällen sowie von früher Sterblichkeit nachweisen.
In den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zeichnet sich seit etwa
sieben Jahren eine explosionsartige Zunahme der AIDS-Neuinfektionen ab.287
Die Hauptgründe sind der Drogenkonsum und ungeschützter, gleichgeschlechtlicher
Geschlechtsverkehr.
287 Vgl. Eurasisches Magazin 04-05, 29.04.2005
176
Abbildung 54 - HIV-Infiziertenqoute
Quelle: Aus. Fischer Weltalmanach 2008
177
Ressourcen
Machtspiele um kaspische Energie sind so alt, wie die Geschichte des modernen
Erdölzeitalters, dessen Beginn Anfang des 19 Jahrhunderts angesetzt wird.
Um die Bedeutung der zentralasiatischen Energiereserven zu verstehen, bedarf es
zunächst einer Beschreibung der globalen Versorgung getrennt nach Öl und Erdgas.
Tabelle 7: Erdölproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006
gesicherte
Produktion1 Verbrauch1 Reserve2
Erdöl
China
221
7.445
16,3
Deutschland 2.622
Europa
5.426
17.266
18,1
Russland
9.796
2.735
79,5
USA
6.871
20.589
29,9
Zentralasien* 1.714
481
39,8
Welt
81.663
83.719
1.208,2
1
: in 1.000 Barrel pro Tag
: gesicherte Reserven in 1.000 Mio. Barrel
*
: Kasachstan, Turkmenistan & Usbekistan
Quelle: Eigene Darstellung vgl. BP, (Energie in Zahlen Statistical Review of World Energy, Juni 2006)
S. 8 -13
2
Tabelle 8: Erdgasproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006
gesicherte
Produktion1 Verbrauch1 Reserve2
Erdgas
China
58,6
58
0,34
Deutschland 15,6
87,2
0,16
Europa
313
619,3
7,4
Russland
612,1
432,1
47,65
USA
524,1
619,7
5,93
Zentralasien* 141,5
82,3
7,73
Welt
2.865,3
2.850,8
181,46
1
: in Mrd. pro m³
: gesicherte Reserven in Billionen pro m³
*
: Kasachstan, Turkmenistan & Usbekistan
Quelle: Eigene Darstellung, Vgl. BP, (Energie in Zahlen Statistical Review of World Energy, Juni 2006)
S. 24 -29
2
Aus der Tabelle 7: Erdölproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006 und
Tabelle 8: Erdgasproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006 wird deutlich,
dass die westlichen Industrienationen mehr Energie verbrauchen, als sie produzieren.
Die USA zum Beispiel verfügt über 2,5 % der gesicherten Weltölreserven, produzieren
178
aber 8,5 % der Weltproduktion und konsumieren 25,6 %. Das bedeutet, dass die
Reserven
der
westlichen
Industrieländer
bald
erschöpft
sind.
Die
kaspische/zentralasiatische Region beherbergt ein Energiepotenzial, das in seiner
Größenordnung das der Nordsee übertrifft und nach der Golfregion das größte
Wachstumspotenzial für Öl- und Gasproduktion darstellt. Riesige Erdölvorkommen gibt
es im und am Kaspischen Meer, große Erdgasfelder befinden sich in Usbekistan und
Turkmenistan. Dadurch ist Zentralasien im Blickfeld multinationaler Ölkonzerne.
Wassernutzung
In Zentralasien sind alle großen Flüsse transnational, d.h. sie durchfließen von der
Quelle bis zur Mündung oder dem Versanden mindestens zwei Staaten. Der größte Teil
der Bevölkerung - lebt an und von grenzüberschreitenden Gewässersystemen. Da die
Wirtschaft der Staaten zu einem Großteil von der Landwirtschaft abhängig ist und diese
wiederum nur mit Bewässerung möglich ist, stellt Wasser eine lebensnotwendige
Ressource dar.
Die
Nutzungsmöglichkeiten
der
Wasserressourcen
sind
in
Zentralasien
aus
verschiedenen Gründen stark eingeschränkt, obwohl im Prinzip genug Wasser
vorhanden ist.
Die eine Einschränkung besteht in der generellen Wasserknappheit des weitgehend von
großen, abflusslosen ariden Beckenbereichen (Aralsee-Becken, Ili-Balchasch-Becken,
Tarim-Becken, Dschungarisches Becken) mit großen Wüstenkomplexen (Kara-kum,
Kyzyl-kum, Mujun-kum, Taklamakan, ...) eingenommenen Landes.
Die andere Einschränkung ergibt sich aus den räumlich sehr ungleich verteilten
Wasserressourcen und den unterschiedlichen Zugriffs- und Nutzungsmöglichkeiten der
Anlieger-Staaten.
Der größte Teil der erneuerbaren oberflächlichen Wasserressourcen wird in den
Gebirgsbereichen Zentralasiens erzeugt: im Tienschan und Borochoroschan, Pamir- und
Alaj-Gebirge, und damit in drei Staaten: Tadschikistan, Kirgistan und Afghanistan.
Von diesen Oberanlieger-Staaten werden aber nur 18% des oberflächlichen
Wasseraufkommens für wirtschaftliche Zwecke genutzt, von den UnteranliegerStaaten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan dafür 82%.
179
Allein von Usbekistan werden über 50% des oberflächlichen Abflusses in Anspruch
genommen, zu 90% für den Bewässerungsfeldbau, vor allem für den Baumwollanbau.
Auf usbekischem Territorium werden im Durchschnitt aber nur 10% der erneuerbaren
oberflächlichen Wasserressourcen gebildet.288
Problemdarstellung
Da die Staaten Zentralasiens seit 1992 Mitglieder der OSZE (Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) sind, ist der Umgang mit dem Islam in
wachsendem Maße auch eine Frage der europäischen Sicherheit. In dieser Problematik
sollte also eine bestimmte Übereinstimmung von Interessen bei der Gewährleistung von
Stabilität im euro-asiatischen Raum bestehen, weil dieser Raum ein gemeinsamer ist.
Europa wird sozusagen durch seine asiatische "Hintertür" vom politischen Islam und
islamischer Opposition "eingeholt".289
Umgang mit dem politischen Islam
Der sozusagen "organisierte" Umgang mit dem politischen Islam erfolgte bisher
überwiegend
im
Kontext
mit
dem
Terrorismusproblem.
Militär-
und
sicherheitspolitische Maßnahmen dominieren. Dieses Verhalten ist fatal, da dieser
Kontext das Verhältnis Europas und der zentralasiatischen Staaten zum politischen
Islam auf eine zu bekämpfende gesellschaftliche Randgruppe (der "extremistische
Rand") fixiert. Diese Randgruppe ist aber für die Mehrheit der Muslime und sich am
Islam orientierender Politiker nur bedingt repräsentativ. Darunter leidet das, was
politisch tatsächlich zu leisten ist: Nämlich zu einem konstruktiven Verhältnis zum
politischen Islam und seinen Trägern als gesellschaftspolitisches Phänomen zu
kommen.290
Meiner Meinung nach besteht das eigentliche Problem nicht in der Politisierung des
Islam, sondern darin, wer die Politik betreibt (radikale oder kooperationsbereite
islamische Kräfte).
288 Vgl. Steinbach, Udo & von Gumppenberg, Marie-C., (Zentralasien, 2004), S.308- 313
289 Vgl. Seifert Dr. Arne C., (Politischer Islam)
290 Vgl. Seifert Dr. Arne C., (Politischer Islam)
180
Keine Gewaltentrennung
Ein weiteres Problem in den zentralasiatischen Ländern ist, dass die Präsidenten die
volle Entscheidungsmacht besitzen. Sie ernennen sämtliche Minister, Gouverneure,
Richter, Staatsanwälte, Bürgermeister etc., wobei alle Ämter käuflich sind. Während bei
den zentralasiatischen Nachbarn der jeweilige Familienclan des Präsidenten die
Staatsgeschäfte dominiert, ist die Günstlingswirtschaft in Usbekistan komplexer, auch
deswegen, weil Präsident Karimov in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und keine
Angehörigen zu versorgen hat. Zu unterscheiden sind horizontale und waagerechte
Clanstrukturen, die beide aus sowjetischen Zeiten stammen und "usbekisiert" wurden.
Den Einfluss, den früher die Mitglieder des Politbüros hatten, üben heute die
Staatsberater aus, deren Anzahl leicht variiert und in der Regel bei zehn liegt. Jedem
Staatsberater untersteht ein bestimmter Wirtschaftsbereich, etwa der Außenhandel oder
das Bankwesen. Mit ihrer Hilfe kontrolliert der Präsidentenapparat faktisch alle
Ressourcen des Landes und sichert sich die Unterstützung einflussreicher familiärer
oder regionaler Netzwerke, aus denen die Staatsberater in der Regel stammen. Sie
bleiben selten länger als zwei Jahre im Amt und werden dann auf andere Posten
abgeschoben, damit sie nicht zu einflussreich werden. Loyalität gegenüber dem
Präsidenten ist das alles entscheidende Kriterium, um innerhalb der Hierarchie
aufzusteigen. Im Gegenzug nutzen die Verantwortlichen ihre Führungspositionen, um
sich selber zu bereichern und ihre Verwandtschaft zu begünstigen. Dieses
Patronagesystem setzt sich fort bis zur untersten Stufe der sozialen Pyramide, das
gesamte Staatswesen ist ein geschlossener Kreislauf aus Vetternwirtschaft und
Selbstbereicherung. Die endemische Korruption stranguliert naturgemäß die Ökonomie,
verhindert Ehrgeiz, Initiative und Professionalität. Wer nicht zur Elite gehört, bleibt
ohnehin arm und chancenlos.291
Politische Reformen fehlen
Seit den Terroranschlägen des 11. September in den USA ist zwar ein verstärktes
Interesse des Westens für die zentralasiatischen Länder, insbesondere für die
291 Vgl. Lüders Michael, (Macht und Glauben)
181
Nachbarstaaten Afghanistans (Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan) festzustellen.
Alleiniges Anliegen des Westens scheint jedoch die Einbindung der zentralasiatischen
Länder in die globale Anti-Terror-Allianz sowie die Aufrechterhaltung der Stabilität in
der Subregion, d. h. die Stützung der aktuellen Regime zu sein. Diese eindimensionale
Strategie des Westens ist jedoch wenig geeignet, um langfristig auch demokratische
Veränderungen zu bewirken, denn bislang stehen die angekündigten Maßnahmen wie
Schuldenerlasse sowie Wirtschafts- und Militärhilfe noch ohne politische Komponente.
Militärische Antworten auf die terroristische Herausforderung und die wachsende
Unzufriedenheit in den zentralasiatischen Ländern dürfen die Notwendigkeit eines
breiteren Ansatzes, der wirtschaftliche und politische Reformen einschließt, nicht
überschatten.292
Ungleichheiten in der Gesellschaft und mangelnde Perspektiven
Die fehlenden politischen Reformen haben auch direkte Folgen in der Gesellschaft zur
Konsequenz. Wachsende Ungleichheiten in der Gesellschaft und mangelnde
Perspektiven führen gerade bei einem Großteil junger Menschen zu Verzweiflung und
Hoffnungslosigkeit. Die alten sozialen Normen sind zerstört und neue sind noch nicht
klar ausgeprägt. Dies hat zu einem höheren Risikoverhalten, besonders bei
Jugendlichen, geführt. Der Drogenmissbrauch ist in den 90er Jahren sprunghaft
angestiegen, oft in Kombination mit der ebenfalls rasch anwachsenden Prostitution.
Keine gemeinsame Kooperation der zentralasiatischen Staaten
Ein weiteres Problem ist, dass die zentralasiatischen Länder nicht gemeinsam
kooperieren, was eine Stärkung der Stabilität seitens der Politik und Wirtschaft schwer
macht.
In der Vergangenheit diversifizierten sich die Interessen der Zentralasiaten.
Intraregionale Diskrepanzen traten offen zutage. Während Kasachstan, Kirgistan und
Tadschikistan sich weiter in Richtung Russland orientierten, suchte sich Usbekistan von
Moskau zu emanzipieren, und Turkmenistan erklärte seine Neutralität. Auch die
292 Vgl. Friedrich Ebert Stiftung, (Zusammenfassung und Ausblick)
182
Rivalität zwischen Kasachstan und Usbekistan um den Führungsanspruch in der Region
verhinderte die Ausbildung einer gemeinsamen zentralasiatischen außen- und
sicherheitspolitischen Identität.293
Ein weiteres großes Problem ist, dass kein einheitlicher Kommunikationsraum
vorherrscht.
Æ
unterschiedliche
geopolitische
Orientierungen
und
sprachenpolitische
Weichenstellungen (Alphabetwechsel) haben ein Auseinanderdriften des Raumes zur
Folge.294
Keine gemeinsame Kooperation der an Zentralasien Interessierten
Die Bundesregierung möchte während der deutschen EU Ratspräsidentschaft 2007 eine
Neuausrichtung der europäischen Nachbarschaftspolitik Richtung postsowjetischen
Raum anstoßen. Schwerpunkte der neuen Ostpolitik sind eine modifizierte
Energieallianz, neue Lösungsversuche für die eingefrorenen ethnisch-territorialen
Konflikte und der Transfer westeuropäischer Rechtsstandards und demokratischer
Werte. Doch die neue Ostinitiative der EU wird im postsowjetischen Raum mit anderen
politischen Vorstellungen konkurrieren müssen.295 Somit ist zu befürchten, dass sich
hier wieder Streitigkeiten bilden werden und letztendlich keine Standards und
Entscheidungen durchgesetzt werden, sondern ein weiterer Stillstand vorherrschen wird.
Korruption
Der verstorbene turkmenische Präsident Nijasow brüstete sich, über ein Vermögen in
Milliardenhöhe zu verfügen - unter anderem auf Konten der Deutschen Bank. Es ist
nicht bekannt, dass er dieses Vermögen durch unternehmerische Tätigkeit erworben
hätte. Dies ist das vielleicht extremste Beispiel für Korruption in Zentralasien. Aber
auch die anderen Länder der Region leiden unter Korruption und Vetternwirtschaft. 296
293 Vgl. GUS-Barometer, (Zusammenfassung und Ausblick, Dezember 2001)
294 Vgl. Tabyshalieva Anara, (The Challenge of Regional Cooperation in Central Asia, Juni 1999),
S.13ff
295 Vgl. GUS-Barometer, (Zusammenfassung und Ausblick, Dezember 2001)
296 Vgl. Hennings Jan, (Verkaufte Staaten)
183
Kaum eine Studie, die nicht belegt, dass unternehmerische Tätigkeit ohne kleine
Geschenke unmöglich ist und sei es ein Stand auf dem Markt. Laut einer Umfrage der
Weltbank von 2004 empfinden in Zentralasien 67 Prozent der Bevölkerung Korruption
als ernstes oder sehr ernstes Problem. Ämterkauf ist noch immer mehr oder weniger
üblich.297
Das größte Problem an der Korruption ist, dass es auch das Bildungswesen betrifft.
Denn wenn Universitätsabschlüsse erkauft werden können, wird somit nicht gerade eine
gute Qualifikation der Elite gefördert und gewährleistet. Denn die überwiegende Anzahl
der Manager Zentralasiens haben meist nur Erfahrung im Umgang mit der Korruption,
jedoch nicht mit qualifizierten Problemlösungen. Somit kann sich Zentralasien nicht aus
der misslichen Situation retten. Hier müssen Lösungsansätze gefunden werden.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass Korruption vielfach aus schierer Verzweiflung
entsteht.
In
Usbekistan
-
Rang
151
des
Korruptionsindexes
-
liegt
das
Durchschnittseinkommen bei 500 Dollar im Jahr. In Tadschikistan führen schlechte
Bezahlung und hohe Arbeitslosigkeit dazu, dass - wie Studien belegen - über ein Viertel
der Bevölkerung vom Drogenhandel oder -schmuggel leben muss. Drogenschmuggel
und zunehmende Korruption bedingen einander. Ein Problem, dessen Folgen Europa
immer deutlicher zu spüren bekommt. Staaten, die kaum in der Lage sind ihre
Angestellten zu bezahlen, können diese Probleme nicht alleine lösen, auch wenn es
ernste Bemühungen gibt. Deswegen sind die Staaten Zentralasiens auf die Hilfe
Europas bei der Bekämpfung der Korruption angewiesen. 298
Bildung und unabhängige Nachrichten nicht erwünscht
Bis 1989 wurde der Anteil der Analphabeten an der erwachsenen Bevölkerung auf
weniger als drei Prozent gesenkt.
Die letzten veröffentlichten Neuigkeiten im Internet der Tajikischen Regierung datieren
vom 04.07.2003. Internews wurde im Sommer 2004 verboten, mehrere kleine
Zeitungen können nicht erscheinen, weil sie keine Druckereien finden. Die
Eigengründung einer Druckerei scheitert an der Registrierung, an den fadenscheinigen
Voraussetzungen, die verlangt werden: Die regelmäßige Verfügbarkeit von Wasser, Gas
297 Vgl. Hennings Jan, (Verkaufte Staaten)
298 Vgl. Hennings Jan, (Verkaufte Staaten)
184
und Strom muss nachgewiesen werden. Das kann nicht klappen, denn der Strom fällt
mehr aus, als dass er da ist. Die Wasserversorgung ist katastrophal, heizen ist gemäß
einem alten sowjetischen Gesetz erst erlaubt, wenn die Temperaturen an fünf Tagen
hintereinander auf minus sieben Grad sinken. Gas kann man also gar nicht regelmäßig
beziehen. Druckereien wurden geschlossen – angeblich weil sie sich nicht gesetzestreu
verhalten haben. Die Auflagenhöhe, mit 15.000 Exemplaren schon bescheiden genug,
soll mit 7.000 angegeben worden sein. Abgaben, Steuern und Gebühren summieren sich
so, dass sie den Umsatz weit übersteigen. Es ist zwar erlaubt, aber faktisch unmöglich,
Zeitungen erscheinen zu lassen. Eine im Ausland gedruckte Auflage wurde an der
Grenze konfisziert: Drucken im Ausland ist nach dem Gesetz ebenfalls nicht erlaubt.
Wie sieht es mit dem Zugang zu Informationen aus? Vom Staatsapparat bekommen
kritische Journalisten nichts. Gerüchte, Spekulationen, Vermutungen – aber die dürfen
nicht gedruckt werden. Schriftlich gibt es nichts, auch von offizieller Seite nicht.
Für eine unabhängige TV-Sendung bekommt Asiaplus keine Genehmigung, ein
Rundfunksender wartet ebenfalls vergeblich. Asiaplus erscheint mit einer Auflage von
8.000 Exemplaren, 5.000 davon bleiben als Abonnements im Raum Duschanbe.
Abonnements regelt der Staat. Diese 5.000 Exemplare gehen also direkt an den
Staatsapparat. 3% der Haushalte haben ein Radio, 3,6% ein TV-Gerät. Ob die Bewohner
in Pamir überhaupt wissen, dass in ihrem Land Wahlen stattfinden? Dem
Fernsehprogramm zufolge wohl nicht.
Unter diesen Umständen ist es schon ein riesiger Fortschritt, dass es eine Zugangsquote
für Mädchen aus Bergdörfern an die Universitäten des Landes gibt. Dass sie nicht
ausgeschöpft wird, weil die Eltern weder Kleidung noch das Schul- oder Wohngeld für
die Mädchen bezahlen können, spielt eine untergeordnete Rolle.299
Grenzstreitigkeiten
Die Grenze nimmt aus völkerrechtlicher Sicht die Funktion der Abgrenzung von Staaten
gegeneinander ein und wird somit zum wichtigen Definitionskriterium staatlicher,
territorialer Souveränität; sowohl nach außen im Verhältnis zu anderen Staaten, als auch
299 Vgl. Bundestag (Erfahrungsbericht)
185
innerhalb eines Staates. Darüber hinaus hängt die „juristische und soziologische
Wirklichkeit einer Grenze“ davon ab, ob und inwieweit „auch die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit verwirklicht ist.“300 Im neuen Sicherheitsumfeld der zentralasiatischen
Staaten kommt eine weitere wichtige Funktion als „Filter“ hinzu. Idealerweise sollten
Grenzen eine effektive Barriere gegen illegale Aktivitäten bilden, gleichzeitig jedoch so
transparent bleiben, dass die grenzüberschreitende Kooperation im ökonomischen und
anderen Bereichen nicht behindert wird.301
Dieser Definition folgend, stellen Grenzen ein bislang zum Teil ungelöstes Problem in
Zentralasien dar. Noch sind tausende Quadratkilometer von Grenzabschnitten
unlimitiert oder unilateral demarkiert302 und somit Gegenstand nachbarlicher
Unstimmigkeiten. Und selbst dort, wo der Grenzverlauf geklärt ist, erschweren
zwischenstaatliche
„Schlechtwetterphasen“,
bürokratische
Prozeduren
und
Korrumpierbarkeit und Willkür der Grenzbeamten den Grenzverkehr. Einerseits
behindert eine solche Situation den Aufbau effektiver Instrumente und Systeme zur
Bekämpfung grenzüberschreitender Sicherheitsrisiken wie Waffen- und Drogenhandel,
Terrorismus etc. Darüber hinaus birgt ein solcher Zustand gegenseitigen Misstrauens
und
gegebenenfalls
Sicherheitsdilemmas
revisionistischer
in
sich,
welches
Gebietsansprüche
die
Kooperationsvorhaben
Gefahr
jeglicher
eines
Art
unterminieren und zur Destabilisierung der gesamten Region beitragen kann.
Die Grundlagen für die heutigen Probleme wurden durch die sowjetische
Grenzziehungspolitik gelegt. Grenzstreitigkeiten traten vor 1991 jedoch nicht offen
zutage, da die Grenzen zwischen den Unionsrepubliken als rein administrative
Konstrukte gehandhabt wurden, die den Alltag der in den Grenzregionen lebenden
Bürger nicht limitierten. Die Grenzen erhielten mit der Erlangung der staatlichen
Unabhängigkeit eine für Zentralasien bislang ungekannte Bedeutung, und die mit der
sowjetischen Grenzziehungspolitik verbundenen Probleme wurden offenbar. Das größte
Konfliktpotential resultiert daraus, dass die sowjetischen Grenzplaner (in der
Hauptsache Stalin) keinerlei Wert auf die Berücksichtigung ethnischer Gesichtspunkte
oder geographischer Gegebenheiten legten. Grenzen wurden zum Teil so gezogen, dass
300 Vgl. Seidl-Hohenveldern, Ignaz (Lexikon des Rechts) S. 109f
301 Vgl. Golunov, Sergei (The Post-Soviet Borders of Central Asia), 2001, S. 141-152, S. 144
302 Zu unterscheiden ist der juristisch entscheidende Akt der Festlegung der Grenze im Vertrag
(Delimitation) von dem bloß tatsächlichen Akt der Grenzmarkierung durch Grenzsteine, -pfähle, -türme
etc. (Demarkation). Seidl-Hohenveldern, Ignaz, (Lexikon des Rechts 1985), S. 109f
186
Staaten immer wieder ineinander rankten, einzelne Gebiete sogar enklavenartig ganz
von der Mutterrepublik abgeschnitten waren; die Bevölkerungsstruktur der einzelnen
Republiken war ethnisch heterogen.
Anschaulichstes Beispiel für diese Politik war/ist das Ferghana Tal, das zwischen
Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan aufgeteilt ist. Die Art und Weise der
Grenzziehung erfolgte nicht willkürlich, sondern den sowjetischen Planern wird aus
heutiger Sicht von den meisten Autoren eine bewusste Politik unterstellt, die verhindern
sollte, dass separatistische Tendenzen oder regionale Vereinigungsbewegungen die
zentralistische Sowjetmacht in Frage stellen würden. Die Politik lässt sich unter dem
sprichwörtlichen
Prinzip
altrömischer
Außenpolitik
„divide
et
impera“303
zusammenfassen.304
Ereignissen im Ferghana Tal - zusammengefasst unter dem plakativen Schlagwort der
Gefahr des „internationalen Terrorismus“ - begegnen zu müssen, lieferte den
Hauptgrund für das Errichten administrativer Barrieren an den Grenzen um die
Jahrtausendwende. Des Weiteren sind ökonomische Gründe anzuführen. Die
unterschiedlichen
veranlassen
die
Reformstrategien
einzelnen
und
Staaten
die
zu
generelle
starkem
wirtschaftliche
Konkurrenzdenken
Misere
und
protektionistischen Maßnahmen, d.h. dem Aufbau von Zoll- und Handelsbarrieren.
Gerade der letztere Punkt könnte für die EU und Deutschland große Probleme
beinhalten, da der freie Waren- und Dienstleistungsverkehr auch außerhalb der Grenzen
der EU ein wichtiges Element der Globalisierung darstellt. Einige Grenzverläufe
gestalten sich insofern schwierig, als dass Transportwege innerhalb eines Landes für
kurze Streckenabschnitte über das Territorium des Nachbarstaats verlaufen. Ein
Beispiel: Ein Tadjike, der von Duschanbe nach Khujand fahren möchte, muss
usbekisches Territorium durchqueren. Die gleiche Problematik stellt sich im Süden
Kirgisistans
dar,
wo
wiederum
usbekisches
Territorium
zwischen
den
Transportverbindungen der kirgisischen Städte Osh und Djhalal-Abad liegt. Des
Weiteren
werden
die
nachbarschaftlichen
Beziehungen
durch
gegenseitige
303 „Teile und herrsche“: säe Zwietracht unter deinen Gegnern, um sie einzeln leichter beherrschen zu
können.
304 Zur sowjetischen Grenzziehungspolitik siehe: Haydarov, Murodilla: The Soviet Policy of Border
Delimitation in Central Asia as a destabilizing Factor: A historical Overview, in: Seidelmann, Reimund/
Giese, Ernst (Eds.): Cooperation and Conflict Management in Central Asia, Herausgegeben vom Zentrum
für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen, Schriften
zur Internationalen Entwicklungs- und Umweltforschung, Band 10, Frankfurt am Main 2004, S. 22-30
187
Erpressungsversuche enorm angespannt. Usbekistan nutzt beispielsweise das temporäre
Aussetzen seiner Gaslieferungen als ökonomisches und politisches Druckmittel.
Kasachstan reagierte auf eine solche Provokation Usbekistans im Jahr 2000, indem es
usbekische Züge an der Weiterfahrt hinderte, die kasachisches Territorium durchqueren
mussten. Einige Experten sehen in solchen Aktionen der Machtdemonstration die größte
Gefahr für die regionale Sicherheit305
Weitere operationelle Probleme:
‐
Effektivität der Grenzposten ist limitiert aufgrund von mangelhafter Ausbildung
und Training, sowie Fehlen von notwendigen Fazilitäten und Equipment.
‐
Keiner von ihnen ist in der technischen oder finanziellen Lage, ein Grenzsystem
aufzubauen, das ein wirkliches Hindernis für kriminelle Aktivitäten darstellen
würde
‐
Korrumpierbarkeit und Willkür der Grenzbeamten
Umweltschäden und atomare Verseuchung
Zentralasien ist stark von der sowjetischen Vergangenheit geprägt, nicht nur in ihrer
Regierungsform, ihren Mentalitäten und wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch
hinsichtlich ihrer Umweltprobleme. Starke Rückstände vom Goldabbau, Quecksilber
und Antimon befinden sich im Boden oder auch die Abfälle von der
landwirtschaftlichen und industriellen Produktion, die das Wasser und die Luft
verschmutzen. Diese haben ein so großes Ausmaß, dass sie die Sicherheit der
Bevölkerung in einigen Teilen Zentralasiens gefährden.
So gibt es in Zentralasien ehemalige Atomtestgelände, wie z.B. Semipalatinsk im
Nordosten Kasachstans oder auch Lagerstätten für radioaktiven Abfall, vor allem im
Ferghanabecken und Kirgisistan. Der radioaktive Abfall ist teilweise starken Winden
und Sickerwasser ausgesetzt, wodurch radioaktive Substanzen über große Entfernungen
transportiert werden.306
305 Golunov, Sergei, (The Post-Soviet Borders of Central Asia) 2001, S. 144ff
306 Vgl. Rashid, (Heiliger Krieg am Hindukusch, 2002) S. 85- 90
188
Auf dem Testgelände in Semipalatinsk (18.500 km²) wurden in der Sowjetzeit 456
Atomtests durchgeführt. In der Anlage im Degelen- Berg im Süden des Geländes
befand sich die größte Nukleartestanlage der Welt.
Wie viele Menschen im Laufe der Jahre der Radioaktivität ausgesetzt waren, ist unklar.
Nach der Unabhängigkeit wurde die Zahl der Testopfer auf 1,6 Mio. Menschen
geschätzt. Diese Zahl wurde 1998 auf 1,2 Mio. reduziert. Es wird jedoch davon
ausgegangen, dass mehr als 100.000 Menschen sehr hohe radioaktive Dosen
abbekommen haben.307
Wasserknappheit
Die Problemlage bei der Wassernutzung ist, dass die drei Abnehmerstaaten Kasachstan,
vor allem Usbekistan und Turkmenistan im wahrsten Sinne des Wortes "am Tropf" der
Zulieferstaaten Kirgistan und Tadschikistan hängen.
Diese Konstellation der unterschiedlichen Verfügbarkeit und Zugriffsmöglichkeit auf
die knappe Ressource Wasser wird in Zentralasien noch dadurch kompliziert, als in
diese Gemengelage die VR China sowohl als Abnehmerstaat (der Hauptzufluss des
Tarim erfolgt aus Kirgistan) als auch als Zulieferstaat (Hauptzufluss des Ili nach
Kasachstan erfolgt aus Xinjiang) involviert ist.308
Zur Austrocknung der Region tragen die in der Sowjetzeit angelegten und mittlerweile
maroden Bewässerungssysteme bei. Am deutlichsten wird diese Veränderung sichtbar
am Beispiel des Aralsees, mit einer Fläche von 69.000 km² fast so groß wie Bayern, war
einst der viertgrößte Binnensee der Erde. Das Wasserniveau wurde durch die beiden
Flüsse Amudarja und Syrdarja gehalten. In den letzten 14 Jahren ist der Wasserspiegel
um 13m gesunken und die Fläche des Sees um die Hälfte geschrumpft.309
Durch die intensive Bewässerung der Felder, ist der Boden versalzen, dadurch werden
die Böden nicht mehr bebaut, die Folge davon ist die vorschreitende Versandung bzw.
Wüstenbildung. Im Umkreis von 500 km ist der Boden unfruchtbar.310 Rückgang des
307 Vgl. Steinbach, von Gumppenberg, (Zentralasien, 2004) S. 215
308 Vgl. Giese, Sehring, Trouchine, (Zwischenstaatliche Wassernutzungskonflikte in Zentralasien, 2004),
S. 2 -4
309 Vgl. Aralsee (Meyers Lexikon 2007)
310 Vgl. Rashid,(Heiliger Krieg am Hindukusch, 2002) S.110
189
Fischfanges, Abwanderung von Menschen in andere Regionen aufgrund des
Trinkwassermangels und Ausbreitung von Krankheiten (Typhus, Krebs und Hepatitis.)
sind die Folge. Die Größe des Sees hat auch Auswirkungen auf das Klima, die Sommer
werden heißer und die Winter kälter.311
Die schlechte Wasserversorgung der Menschen wird zusätzlich noch durch die
schlechten zwischenstaatlichen Beziehungen verstärkt.
Seit der politischen Unabhängigkeit der mittelasiatischen Republiken ist es zwischen
den Anrainerstaaten vermehrt zu grenzüberschreitenden Konflikten über die
Durchlaufmengen von Wasser gekommen, da eine politische Macht, wie früher die
Moskauer Zentralbehörden fehlt, welche die Verteilung autoritär geregelt hat. Mit der
Auflösung der Sowjetunion und dem Übergang der mittelasiatischen Republiken in die
Unabhängigkeit ging die Verfügungsgewalt über die Nutzung der natürlichen
Ressourcen und des Ressourcenmanagements an die einzelnen, nun souveränen Staaten
über.312
Lösungen
Politische Reformen schaffen
Es ist enorm wichtig, dass nicht nur mit militärischen Mitteln gegen den Aufschwung
der Terroristengruppen gekämpft wird, sondern es müssen politische Reformen in den
Ländern Zentralasiens geschaffen werden. Diese Reformen sollten nicht nur aus
europäischen Prinzipien und Verfahren bestehen, sondern auch die außereuropäischen
historisch-kulturellen Bedingungen dieser Region berücksichtigen.
Es muss verstärkt an folgenden Punkten gearbeitet werden:
1.)Armut
2.)Arbeitslosigkeit
3.)Unklarheit der sozialen Perspektiven
4.)Korruption
311 Vgl. Steinbach, von Gumppenberg, (Zentralasien, 2004) S.21- 313
312 Vgl. Giese, Sehring, Trouchine, (Zwischenstaatliche Wassernutzungskonflikte in Zentralasien, 2004);
S. 2 -4
190
Denn durch diese Faktoren entsteht bei der Bevölkerung eine zunehmende Aggression.
Dieses fördert die zunehmende Entstehung von Terrororganisationen, da sie das Gefühl
haben, sich friedlich gegen diese Situation nicht mehr wehren zu können.
Einbeziehung extremistischer Kräfte in Regelungsprozesse
Ein weiterer Punkt der zur Lösung des Problems Terror berücksichtigt werden sollte, ist
dass die Regelung von gewaltsamen Konflikten ohne die Einbeziehung und Befriedung
extremistischer Kräfte überhaupt nicht möglich ist, weil sie in der Regel diejenigen
sind, welche zur Waffe greifen. Ohne ihre Einbindung in politische Regelungsprozesse
ist die Pazifizierung radikaler Kräfte nicht möglich. 313
Islamismus akzeptieren und nicht gegen ihn ankämpfen
Bezogen auf praktische Politik gegenüber den asiatischen, muslimischen Regionen des
gemeinsamen politischen OSZE-Raumes bedeutet dies, dass sich Europa zum Islam,
seiner Kultur und politischen Bewegungen als völlig natürliche Bestandteile des
gesellschaftlichen Organismus dieses Raumes, welche sie ja tatsächlich sind, und nicht
als etwas Fremdes verhalten sollte. Das bedeutet dass die Politik auch solche politischen
Parteien als "normalen" Teil der gesellschaftlichen Realitäten sieht, die sich "islamisch"
nennen.
Denn in Deutschland hat mit einer Partei, die sich nach außen als christlich präsentiert,
niemand ein Problem.314
Investition in Bildung
Es ist wichtig, dass die EU und alle Länder die dazu bereit sind Zentralasien zu
unterstützen, in Bildung und Ausbildung investieren. Denn mehr als die Hälfte der
Bevölkerung in diesen Ländern ist jünger als 26 Jahre.315
Somit wäre dieses eine wichtige strategische Investition um auch den Kontakt
Zentralasiens mit der EU zu festigen und zu verbessern. Des Weiteren könnte diese
Investition dazu beitragen, die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus in dieser
Region zu verhindern. Es sollte verstärkt auf die politische Bildung eingegangen
313 Vgl. Seifert, Dr.Arne, (Politischer Islam)
314 Vgl. Friedrich Ebert Stiftung, (Zusammenfassung und Ausblick)
315 Vgl. Steinmeier, (Verflechtung und Integration)
191
werden, damit Eigeninitiative und Eigenverantwortung entwickelt werden und somit
auch nicht mehr an alten Werten, wie dem Zentralismus (UDSSR), festgehalten wird.
OSZE-Vorsitz Kasachstan Æ Einführung europäischer Normen und
Standards in Zentralasien
Kasachstan bewirbt sich um den Vorsitz in der OSZE im Jahre 2009. Deutschland
unterstützt einen kasachischen Vorsitz in der OSZE, wenn Kasachstan die
Voraussetzungen erfüllt.(u.a. freie Präsidentschaftswahlen) Es ist an der Zeit, dass ein
zentralasiatischer Staat eine Führungsrolle in der OSZE übernimmt und dabei eine
besondere Verantwortung für die Einhaltung von Normen und Standards der OSZE
auch in seinem Land und in der Region übernimmt.316
Durch die Schaffung eines angehenden Rechtsstaates (Einführung europäischer
Normen) könnte die Korruption verringert werden. Dieses hätte positive Folgen für die
EU, denn der Terrorismus könnte durch die zunehmende Zufriedenheit der Bevölkerung
reduziert werden. Ein weiteres Problem, welches durch die Schaffung eines
Rechtsstaates gelöst werden könnte, wäre die Reduzierung des Drogenhandels, denn
Korruption und Drogenhandel liegen ebenfalls eng zusammen.
Die schlechte Bezahlung hat ihren Ursprung in u.a. der vorhandenen Korruption und in
der Vetternwirtschaft. Æ Reduzierung des Drogenhandels.
Somit ist für die EU die Aufgabe erkennbar, diese Staaten zur Förderung der
Demokratisierung und somit auch zur Verringerung der Korruption anzustoßen, damit
der steigende Drogenhandel und Terrorismus reduziert werden kann, denn Zentralasien
ist dazu nicht in der Lage, da diese Länder nicht einmal ihre Angestellten richtig
bezahlen können. Ein weiterer Vorteil dieser Förderungen, könnten die zunehmende
Akzeptanz und Zuneigung Zentralasiens zu der EU sein, was unter wirtschaftlichen und
sicherheitstechnischen Gesichtspunkten von Vorteil wäre.
Es gibt bereits Programme zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit [Die GTZ
(Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) unterstützt Juristen beim Aufbau eines
neuen Rechtssystems],317 jedoch sollte dieses von der EU noch stark ausgebreitet
werden, damit es zukünftig mit Zentralasien „bergauf“ geht, denn dieses ist auch für die
316 Vgl. Sitzler, (Ein Anwalt für bessere Gerichte)
317 Vgl. Sitzler, (Ein Anwalt für bessere Gerichte)
192
europäische Stabilität von großer Bedeutung.
Grenzstreitigkeiten
Um die regionale Stabilität nicht zu gefährden, ist es entscheidend, das richtige
Verhältnis zu finden, um einerseits die nationale Sicherheit u.a. durch effektive
Kontrolle der Grenzen zu gewährleisten, aber gleichzeitig Grenzverkehr und Handel
aufrecht zu erhalten, bzw. zu stimulieren.
Eine Schlüsselrolle für die friedliche Beilegung oder Deeskalation der tatsächlichen
bzw. unterschwelligen Grenzkonflikte kommt Usbekistan zu. Geographisch und
demographisch die zentrale Stellung innerhalb Zentralasiens einnehmend, teilt
Usbekistan Grenzlinien mit allen vier Staaten, und ist somit an ungefähr der Hälfte aller
bilateralen Auseinandersetzungen beteiligt. Von den anderen Staaten wird Usbekistan
bezüglich der territorialen Interessen als der aggressivste Nachbar wahrgenommen.
Keine der vier bilateralen Beziehungen Usbekistans lässt sich als unproblematisch, oder
gutnachbarschaftlich charakterisieren.
Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, detailliert auf die Qualität der einzelnen
Beziehungen einzugehen, deswegen soll eine zusammenfassende Einschätzung von
Trofimov genügen, der die ethnisch-territorialen und Grenzprobleme in Zentralasien auf
bilateraler Ebene untersucht hat. Er kommt zu dem Schluss, dass von den sieben
bilateralen Modellen, nur zwei (Kasachstan-Turkmenistan und Kasachstan-Kirgisistan)
konfliktfrei und zum gegenseitigen Nutzen seien. Drei Konstellationen (UsbekistanKasachstan, Usbekistan- Turkmenistan, Kirgisistan-Tadjikistan) seien von latenten
Konflikten geprägt und gegenseitiger Nutzen sei nicht existent. Die usbekischtadschikischen, sowie die usbekisch-kirgisischen Beziehungen wiesen darüber hinaus
Elemente einer klaren Krise auf und es sei kein politischer Wille zu Kompromissen und
langfristigen Lösungen erkennbar.318
Eine finale Demilitation aller zentralasiatischen Grenzen ist auf kurz- bis mittelfristige
Sicht nicht erkennbar. Im Gegenteil lassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt regelmäßige
Meldungen von Zusammenstößen zwischen Grenzposten und Zivilisten die Lage
besonders gespannt, und die Grenzproblematik besonders wichtig erscheinen. Ohne
318 Vgl. Trofimov, (Ethnic/Territorial and Border Problems in Central Asia), 2002, S. 52-63
193
endgültige Klärung und Anerkennung der Grenzverläufe zur Zufriedenheit aller Seiten
lassen sich keine nachhaltigen gutnachbarschaftlichen Beziehungen aufbauen, keine
Atmosphäre des Vertrauens schaffen. Alle Versuche zur Zusammenarbeit auf regionaler
Ebene, auch nur in Teilbereichen, um den gemeinsamen Sicherheitsrisiken wie
Drogenhandel, internationalem Terrorismus, etc. zu begegnen, werden automatisch auf
Sand gebaut und eine weitere Fragmentierung der Region ist zu befürchten.
Dennoch muss auch eine positive Bilanz gezogen werden: Ein gewaltsamer,
militärischer Konflikt über Grenzziehungen, wie auf dem Balkan, den einige Experten
auch für Zentralasien befürchtet hatten, ist nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht
ausgebrochen, und ist auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Die
vorläufige Vereinbarung, die Sowjetgrenzen als Staatsgrenzen anzuerkennen, ist von
allen Staaten befolgt worden und hat somit zur Sicherung der regionalen Stabilität
erheblich beigetragen.
Atomare Verseuchung
Zwar wurde das sowjetische Atomtestgelände Semipalatinsk in Kasachstan im Jahr
1991 geschlossen, doch die Beseitigung der Schäden und Wiederherstellung des
Territoriums dauern an. Kasachstan schätzt die Kosten für die Wiederherstellung des
Gebietes und die Beseitigung der Schäden auf eine Milliarde US-Dollar.
Die Regierung in Astana hat bisher etwa 100 Mio. Dollar aufgewendet. Die Vereinten
Nationen sponserten ein Programm, das Umwelt, Gesundheit, humanitäre Hilfe und
Wirtschaft fokussiert.
Allein das Wegräumen des Schrotts der Raketenstarts von dem ehemaligen Testgelände
kosten große Anstrengungen. Sorgen bereiten aber vor allem die Langzeitfolgen für
Mensch und Umwelt, die Erholung für die Bevölkerung und die Landwirtschaft wird
noch mehrere Generationen dauern.319
Wasserknappheit
Eine
wesentliche
Voraussetzung
zur
Lösung
und
Vermeidung
von
Wassernutzungskonflikten ist ein funktionierendes Ressourcenmanagement, das sowohl
auf nationaler als auch auf zwischenstaatlicher Ebene in der Lage ist, die
319 Vgl. Science ORF, (Kasachstan: Folgen der einstigen Sowjet-Atomtests, 2006)
194
Wasserverteilung in den Flusseinzugsgebieten zu regulieren und vor allem zu
kontrollieren.
Allgemein ist festzustellen, dass die zentralasiatischen Republiken bei der Lösung ihrer
Entwicklungsprobleme keinen Hang zu regionaler Kooperation zeigen. Der
wirtschaftliche
Wettbewerb
zwischen
den
Republiken
dominiert
über
die
Gemeinsamkeiten von Geographie, Geschichte, Kultur und Religion.
Ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zu einer regionalen Kooperation ist die
ungleiche
Machtverteilung
und
das
gegenseitige
Misstrauen
zwischen
den
Republiken.320
Trends – Die Zentralasienstrategie der EU
Zentralasien rückt zunehmend in den Fokus europäischer und internationaler Politik.
Auch die Europäische Union hat ein ausgeprägtes Interesse an einer vertieften
Partnerschaft mit den zentralasiatischen Staaten. Die Bundesregierung hat vor diesem
Hintergrund im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 eine
EU-Zentralasienstrategie auf den Weg gebracht. Diese legt erstmals politische Leitlinien
für ein verstärktes europäisches Engagement in Zentralasien fest. Stabilität und
Sicherheit sind für die EU die obersten Prioritäten in Zentralasien. Sicherheit und
Stabilität in Zentralasien sind nicht nur unerlässlich für Frieden und Prosperität in der
gesamten Region um das Kaspische und das Schwarze Meer; sie berühren auch ganz
unmittelbar die Sicherheit in Europa. In Verbindung mit der Fortentwicklung der EURussland-Beziehungen und einer intensivierten Nachbarschaftspolitik nach Osten ist
eine Zentralasien-Strategie ein wichtiger Baustein einer verstärkten EU-Politik
gegenüber dem postsowjetischen Raum.
Die wichtigsten Punkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die EU und Zentralasien: Strategie für eine neue Partnerschaft
Die neue EU-Zentralasienstrategie legt zum ersten Mal politische Leitlinien für ein
wesentlich größeres Engagement der EU in Zentralasien (ZA) fest. Mit dieser Strategie
unterstreicht die EU die wachsende strategische Bedeutung Zentralasiens, die sich aus
320 Vgl. Steinbach, von Gumppenberg, (Zentralasien, 2004) S. 308-313
195
der Lage zwischen Europa, Asien, Russland und Südasien ergibt. Zur Unterstützung der
Strategie wird die EU im Zeitraum 2007 – 2013 ihre finanzielle Unterstützung für ZALänder verdoppeln (750 Mio. €). Weitere Mittel werden durch bilaterale Programme
mit
Mitgliedsstaaten
und
durch
die
Zusammenarbeit
mit
Internationalen
Finanzinstitutionen (IFI) zur Verfügung gestellt. Die EU beabsichtigt, in allen fünf ZAStaaten Delegationen der Kommission zu eröffnen.
Bilaterale und regionale Zusammenarbeit
Die EU-Strategie zielt auf einen ausgewogenen bilateralen und regionalen Ansatz ab,
der den unterschiedlichen Bedürfnissen und der jeweiligen Leistungsfähigkeit jedes
einzelnen Landes Rechnung trägt. Die EU wird die regionale Zusammenarbeit sowohl
zwischen zentralasiatischen Staaten untereinander als auch zwischen zentralasiatischen
Staaten und anderen Regionen unterstützen
Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, verantwortungsbewusstes staatliches Handeln und
Demokratisierung
Ein stabiler politischer Rahmen und funktionierende Wirtschaftsstrukturen hängen von
Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten, verantwortungsbewusstem staatlichen Handeln
sowie transparenten, demokratischen politischen Strukturen ab. Die EU ist bereit, in
Menschenrechtsdialoge mit allen zentralasiatischen Staaten einzutreten. Die EU wird
Mittel für eine "Initiative Rechtsstaatlichkeit" bereitstellen und eng mit der OSZE und
den VN zusammenarbeiten.
In die Zukunft investieren: Jugend und Bildung
Die meisten Einwohner Zentralasiens sind jünger als 25 Jahre. Eine gute Bildung ist
eine wesentliche Voraussetzung für ihre Zukunftschancen. Die EU und die
Mitgliedstaaten werden daher eine "Europäische Bildungsinitiative" für Zentralasien auf
den Weg bringen, um dazu beizutragen, die Bildungssysteme zentralasiatischer Staaten
an die Bedürfnisse der globalisierten Welt anzupassen. Die EU wird den Aufbau
regionaler Bildungszentren unterstützen und eng mit der OSZE-Akademie in Bischkek
zusammenarbeiten.
196
Förderung von wirtschaftlicher Entwicklung, Handel und Investitionen
Die EU tritt für den Abbau von Handelshemmnissen zwischen den zentralasiatischen
Staaten ein und wird den WTO-Beitritt der vier Staaten, die noch nicht WTO-Mitglieder
sind, unterstützen. Die EU wird die Schaffung eines ordnungspolitischen und
institutionellen Rahmens für ein verbessertes Wirtschafts- und Investitionsumfeld
fördern und die wirtschaftliche Diversifizierung unterstützen. Der Ausbau der
regionalen Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Energie und Handel wird dazu
beitragen, das Wirtschaftspotential Zentralasiens – nicht zuletzt durch eine verstärkte
regionale Zusammenarbeit – besser zu nutzen.
Ausbau der Energie- und Verkehrsverbindungen
Sowohl die EU als auch Zentralasien haben ein überragendes Interesse daran, die
Sicherheit der Energieversorgung als wesentlichen Aspekt der globalen Sicherheit zu
erhöhen. Neben Öl, Gas und Elektrizität ist die Wasserbewirtschaftung ein
Schlüsselaspekt der Energiepolitik. Die Erzeugung und Verteilung von Wasserkraft ist
für die Förderung von Stabilität und Wohlstand in Zentralasien und darüber hinaus von
entscheidender Bedeutung. Eine Erhöhung der Öl- und Gasproduktion wird zu einer
Verbesserung des Angebots auf dem Weltmarkt beitragen. Die EU wird im Rahmen der
Baku-Initiative einen regelmäßigen, erweiterten Energiedialog mit zentralasiatischen
Staaten führen. Die EU wird die zentralasiatischen Länder beim Aufbau eines neuen
Energietransportkorridors vom Kaspischen Meer über das Schwarze Meer bis in die EU
politisch unterstützen und begleiten.
Umweltpolitische Nachhaltigkeit und Wasser
Gerechter Zugang zu Wasser, Waldbewirtschaftung, die Gewinnung und der Transport
von Energieträgern sowie die Anfälligkeit für den Klimawandel sind Bereiche, in denen
die EU die Zusammenarbeit mit den ZA-Staaten intensivieren wird.
Bekämpfung gemeinsamer Gefahren und Herausforderungen
Ein modernes Grenzmanagement, mit dem offene und sichere Grenzen geschaffen
werden, wird den Handel und den Austausch in der Region erleichtern und gleichzeitig
einen Beitrag zur Bekämpfung regionaler krimineller Aktivitäten leisten, insbesondere
auf dem Gebiet des internationalen Drogenhandels und des Extremismus. Migration ist
197
eine der großen globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die EU wird ihre
Unterstützung für den Aufbau eines modernen Grenzmanagements in Zentralasien
verstärken.321
Ölstrategien der Region Zentralasiens
Nachfolgend werden die Ziele und Möglichkeiten von Zentralasien dargelegt. Des
Weiteren werden potentielle Möglichkeiten und Entwicklungen der Länder China,
USA, Russland und der Europäischen Union in der Region Zentralasien aufgezeigt
Zentralasien
Da unter den großen Erdölregionen der Welt die kaspische Region ein Spätentwickler
ist, stellt sie neben der Golfregion die weltweit einzige dar, von der erwartet wird, dass
sie ihren Anteil an der Weltversorgung steigern wird. Dieses führt zu einem
wachsenden Interesse an den Ölschätzen der Region. Ein neues Machtspiel zeichnet
sich deshalb ab. Der Blick fällt aber anders als in den neunziger Jahren nicht mehr vor
allem auf die USA und Russland sondern auch auf China. Doch lassen Überlegungen
hierzu häufig außer Acht, dass sich im Zeitalter der Globalisierung gegenüber dem
seinerzeitigen des Imperialismus und seinen bis weit ins 20. Jahrhundert
hineinreichenden Ausläufern die Spielregeln verändert haben, nun sind es
multinationale
Ölunternehmen,
welche
die
Erschließung
der
Energiereserven
betreiben.322
Es wird davon ausgegangen, dass die Kaspische Region ihren Anteil an der
Weltproduktion von Öl von 2,0 % im Jahre 2000 auf 8,0 % im Jahre 2030 steigen
wird.323
China
Im August 2005 kaufte China National Petroleum Corporation (CNPC), ein staatlicher
chinesischer Ölkonzern, als erster Chinas eine ausländische Ölfirma, die in Kanada
321 Vgl. Auswärtiges Amt (Zentralasien)
322
Vgl. Müller, Friedemann: (Machtspiel um die kaspische Energie, 2006) S.3-10
323
Vgl. IEA,(World Energy Outlook, 2004)
198
beheimatete Petro Kazakhastan für 4,3 Mrd. US-Dollar. Die CNPC sichert sich damit
einen Teil des kasachischen Öls.324
China plant in Zentralasien seine energiepolitische Zukunft. Das Öl vom Kaspischen
Meer soll maßgeblich dabei helfen, seinen enormen Energiebedarf zu stillen. Zudem hat
das Öl aus dem Kaspischen Raum einen entscheidenden Vorteil für Peking: Die Region
ist die einzige der Welt, aus der Öl nach China fließen kann, ohne dass Peking auf die
durch Amerikaner beherrschten Wasserstraßen angewiesen wäre. Öl aus Afrika wäre
aus Sicht Pekings ebenso gefährdet wie Energie aus Venezuela. Zentralasien hingegen
kann sein Schwarzes Gold direkt auf dem Landweg nach China pumpen. Ein enormer
geopolitischer Vorteil.
Geopolitische Machtverschiebungen sind in der Steppe Kasachstans bereits sichtbar.
Hier baute China im Eiltempo eine 1.240 Kilometer lange Pipeline. Die China National
Petroleum
Corporation
und
Kasachstans
staatliche
Kazmunaigaz
investierten
gemeinsam in den Bau des 1.240 Kilometer langen Teilstücks einer insgesamt 3.000
Kilometer langen Rohrleitung. Kasachisches Öl für den chinesischen Durst. Nach
Fertigstellung kann sie eine Million Barrel pro Tag transportieren - 15 Prozent des
chinesischen Ölbedarfs. Öl, das dem Westen dann fehlen würde. Die Folge könnte ein
Preiskrieg sein.325
USA
Seit der Auflösung der Sowjetunion sind US-multinationale Ölgesellschaften ebenso
wie jene aus anderen Ländern in ihrem Streben nach Geschäftsgelegenheiten in
Zentralasien und in der Kaukasus-Region ziemlich rücksichtslos gewesen.
Die Investitionen in diese Region könnten letztlich die Abhängigkeit der USA von
Importen aus dem unsicheren persischen Golf reduzieren und die regionale Versorgung
sicherstellen. Die gewaltigen Reserven Aserbaidschans und die anderen Bestände des
Kaspischen Meerbeckens versprechen eine diversifizierte Versorgung für das 21.
324
325
Vgl. Handelsblatt, (Chinesen Zahlen Milliarden für Ölquellen im Osten, 22 August 2005)
Vgl. 3Sat , (Zentralasien, Juni 2006)
199
Jahrhundert, die für die dann weniger auf den persischen Golf angewiesenen USA eine
willkommene strategische Entwicklung bedeutet.326.
Die USA unterstützten den Bau der 4 Mrd. US-Dollar teuren Baku-Ceyhan-Pipeline,
diese ist eine Pipeline, die Rohöl von Ölfeldern aus Aserbaidschan und Kasachstan am
Kaspischen Meer nach Ceyhan im Mittelmeer transportiert ohne russische
Beteiligung.327
Kasachstan wurde bereits von Washington aufgefordert, sich vom russischen Einfluss
zu lösen und sich am Baku-Ceyhan-Netzwerk zu beteiligen.
Die Vereinigten Staaten wollen nicht nur die Erdölgewinnung aus Zentralasien
kontrollieren, sondern auch den Einfluss Russlands und Irans eindämmen sowie die
Erdölquellen in und die Verschiffung aus der Region des Persischen Golfs verwalten
und kontrollieren.328
Russland
Russland bemüht sich um eine aktive Politik, um die ökonomische, politische und
militärische
Kontrolle
über
Zentralasien
wiederzugewinnen,
die
nach
dem
Zusammenbruch der UdSSR verloren gegangen war. In der Zwischenzeit haben die
internationalen
Ölgesellschaften
es
geschafft,
ihre
wirtschaftlichen
Konzepte
hinsichtlich der Ausbeutung und des Transports von Bodenschätzen der Region auf den
Weltmarkt zu entwickeln und auszuführen.
Das strategische Ziel Russlands ist es, Zentralasien zu zwingen, ihr Öl über eine
Rohrleitung in den Hafen von Novorossiisk am Schwarzen Meer zu exportieren und
von dort mit Tankern durch die Bosporus-Meeresenge und ins Mittelmeer zu liefern.329
Der Widerstand Moskaus gegen das Projekt Baku-Ceyhan rührt von seinem Wunsch
her, die Kontrolle über seinen früheren Besitz zurück zu gewinnen, wenn diese
Rohrleitung Öl aus Aserbaidschan und Kasachstan transportiert und dabei das Gebiet
von Russland ausschließen wird, verliert Russland sowohl eine beträchtliche
326
Vgl. Pamir, (Energiepolitik im kaspischen Raum 2001) S.36
Vgl. Hartmann, (Big powers jockey for oil in Central Asia, 26.04.2007)
328
Vgl. Amineh, (Die Politik der USA, der EU und Chinas in Zentralasien, 2006) S.12-14
329
Vgl. Lane,(The Political Economy of Russian Oil, Rowman and Littlefield Publishers, Inc, Lanham,
Maryland,1999), S. 32
327
200
Einkommensquelle als auch die wirtschaftliche Kontrolle über diese ölreichen
Staaten.330
Europäische Union
Es ist zu erwarten, dass die neue Weltordnung die nach innen gekehrte Europäische
Union zwingt, eine aktivere Außenpolitik in Zentralasien zu betreiben. Ein wichtiges
Instrument der EU in Zentralasien ist das bilaterale Abkommen des "Partnership and
Cooperation". Mit Ausnahme Tadschikistans hat die Union mit allen Staaten der Region
ein solches Abkommen geschlossen.
Eine gesicherte Erdölzufuhr durch Diversifikation steht weit oben auf der europäischen
Agenda. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung einer eigenen Energiepolitik der
Union. Die EU importiert 70 Prozent ihres gesamten Erdöls und 40 Prozent ihres
Erdgases. 40 Prozent des importierten Erdgases kommt aus Russland, das dadurch hofft,
wieder Einfluss in Osteuropa zu gewinnen
Obwohl Zentralasien die Einfuhr aus OPEC-Ländern nicht ersetzen kann, stellt es
dennoch einen wesentlichen Zusatzanbieter dar. Die Europäische Union hat eine
günstige Position im Hinblick auf die zentralasiatische Region: Sie ist nicht mit der
Reputation einer Supermacht mit globalen Ambitionen belastet, und ihre geografische
Position macht sie zu einem interessanten, nahen Importeur von Erdöl und Gas. 331
Fazit
Eigenständige und passive Entwicklung
70 Jahre lang wurde die (Außen-)Politik über Moskau betrieben und der
Zusammenbruch der UdSSR traf diese Staaten völlig unerwartet und unvorbereitet. Die
Unabhängigkeit wurde von der Bevölkerung und der Politik nicht aktiv angestrebt.
Bis heute sind die beschriebenen Staaten geprägt von autoritären, präsidialen Systemen.
Zwar wurde Zusammenarbeit proklamiert, aber die 5 Staaten entwickelten sich
eigenständig und unabhängig voneinander. Aus Partnern wurden Konkurrenten.
330
331
Vgl. Becker, (Russia and Caspian Oil: Moskow Loses Control, in Post-Soviet Affairs, 2000)
Vgl. Amineh, (Die Politik der USA, der EU und Chinas in Zentralasien, 2006) S.16
201
Tendenz Russlands und Chinas
Generell wird ein Trend zur verstärkten Zusammenarbeit Zentralasiens mit Russland
und China gesehen. Diese zunehmende Kooperation hängt zum Teil mit dem
zurückgehenden Engagement der USA in der Region zusammen.
Mitte 2004 hatten die USA mit Hinweis auf die sich verschärfende Menschenrechtssituation – vor allem in Usbekistan – seine (zivilen) Hilfsgelder um 18 Millionen
US-Dollar gekürzt.332
Inzwischen aber haben China und Russland die zentralasiatischen Staaten verstärkt in
ihr Geflecht aus politischen, wirtschaftlichen und militärischen Vereinbarungen
eingebunden.
[Shanghaier
Kooperationsorganisation,
intensivierte
militärische
Kooperation zwischen Russland und Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan im
Rahmen des »Kollektiven Sicherheitsvertrags« der GUS, Beitritt Russlands zur CACO
(Central Asian Cooperation Organization, ehemals Eurasian Economic Commonwealth,
zunehmende Präsenz von Russland und China im Erdöl- und Erdgassektor in
Zentralasien]333
Aus diesem Grund kann von einer zunehmenden Asiatisierung gesprochen werden.
Diese zunehmende Asiatisierung könnte vermindert werden, indem die EU und die
OSZE dazu bereit wären die islamischen Werte und die Identität zentralasiatischer
Staaten zu akzeptieren und mit in die EU einfließen zu lassen.
Wie bereits unter dem Punkt „Probleme“ angesprochen, findet keine globale
Regionalisierung der zentralasiatischen Länder statt, da sie es bis zum heutigen Tage
noch nicht richtig verstanden haben eine gemeinsame Politik und Partnerschaften
auszuüben, um somit ihre Region stärken zu können. (politisch-sicherheitstechnisch)
Der Islam muss als ganz normaler Teil der Gesellschaft gesehen werden. Dieser Glaube
darf nicht nur auf den Fundamentalismus reduziert werden.
Damit der Fundamentalismus und Drogenhandel in der Zukunft reduziert wird, muss an
sozialen Problemen gearbeitet werden und nicht nur mit militärischen Mitteln
eingegriffen werden, denn es sind genügend Gründe für den sozialen und politischen
Unmut in den zentralasiatischen Gesellschaften gegeben. Alle fünf Länder werden von
korrupten, autoritären Regimen beherrscht, die weder Menschenrechte noch
demokratische Prinzipien achten und der Bevölkerung eine Teilhabe am politischen
332
333
Vgl. Weltpolitik, (Zentralasien nach dem 11. September 2001)
Vgl. Weltpolitik, (Zentralasien nach dem 11. September 2001)
202
Prozess verweigern.334
Die Rolle der Präsidenten (unbegrenzt an der Macht zu bleiben und hierfür
Verfassungen und Wahlen zu manipulieren
335
) als dominanter Teil der Länder kann
sich zukünftig jedoch verändern und verbessern. Aus diesem Ansatz heraus wäre es
dann möglich, dass sich in den zentralasiatischen Ländern doch noch eine Demokratie
herauskristallisieren kann. Jedoch sind diese Staaten momentan noch sehr weit von der
Demokratie entfernt.
Rahmen der internationalen Beziehungen
1996 hatten sich Russland, China, Kasachstan, Kirgisistan und Tadshikistan als
»Shanghai Fünf« zur Regelung offener Grenzfragen getroffen. Am 15. Juni 2001
wandelte sich das Forum als »Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit« (SCO) zu
einer internationalen, von der UNO offiziell anerkannten Organisation für regionale
Zusammenarbeit um. 2002 kam Usbekistan dazu.
Längerfristig will sich die Shanghai-Organisation als Gegengewicht zu NATO und
OPEC profilieren. Die Chancen stehen angesichts der Identitätskrise, an der die
Allianzen des christlichen Abendlandes seit Ende des Kalten Krieges kranken, nicht
schlecht. Auf Teilerfolge kann die Sechsergruppe bereits verweisen. Von China und
Russland unterstützt, zwang Usbekistan die USA 2005 zum Abzug ihrer Truppen vom
Stützpunkt Chanabad. Wann Kirgisistan nachzieht, ist eine Frage der Zeit.
In Moskau dagegen gibt es Pläne, das GUS-Verteidigungsbündnis zu militärischen
Strukturen der Shanghai-Organisation mit Beistandspflicht im Falle einer äußeren
Bedrohung der Mitgliedstaaten auszubauen. Erfolgreich verhandelte man bereits über
die Stationierung eigener Kontingente, sollte es in Usbekistan zu neuen Unruhen
kommen. Der Aufruhr in Andishan im Mai 2005 war nur die Spitze eines Eisbergs.
334
335
SWP Berlin, (Das Fazit)
Aus Politik und Zeitgeschichte, (23.Januar 2006), S.36
203
Angesichts gravierender sozialer Probleme, schwelender ethnischer Konflikte und
gegenseitiger Gebietsansprüche der Zentralasiaten kann sich ähnliches jederzeit
wiederholen.
Abbildung 55 Länder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit.
Quelle: Aus Fischer Weltalmanach 2008
Die Zentralasiatische Kooperation (OCAC, Organization of Central Asian Cooperation)
hat sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
und die Verbesserung der politischen, sozialen, wissenschaftlichen sowie kulturellen
Rahmenbedingungen voran zu treiben. Die Organisation besteht seit 1991 und hat sich
seit dem mehrfach umbenannt (u.a. Central Asian Commonwealth).
Aktuelle Mitgliedsstaaten sind
‐
Kasachstan
‐
Kirgisistan
‐
Tadschikistan
‐
Usbekistan
‐
Russland
Beobachterstatus haben hierbei Georgien, Türkei und Ukraine.
Russlands Vorhaben
Russland misst den unabhängigen zentralasiatischen Staaten aus drei Gründen große
strategische Bedeutung bei:
1. Als Pufferzone gegen das Eindringen islamistischer Tendenzen,
2. aufgrund des Interesses an den reichen natürlichen Ressourcen,
3. wegen dem großen russischen Bevölkerungsanteil in den zentralasiatischen Staaten.
Russland versucht die militärische Kooperation zu Kasachstan, Kirgisistan und
Tadschikistan zu intensivieren. So nähert sich Russland mit dem Energieversorger
Gazprom gezielt Usbekistan an. Es strebt an, den Gasexport aus diesem Land faktisch
zu monopolisieren. Im Gegenzug bekommt Usbekistan die Zusage, dass Russland bei
Niederschlagungen von regierungsfeindlichen Aktionen behilflich ist und das Land vor
dem wachsenden Einfluss des Westens schützt. 336
336
Russischer Pressespiegel, ("Kommersant"), 19.01.2006
204
Russland denkt hierbei einen Schritt weiter und möchte Usbekistan möglichst bald in
der Organisation des kollektiven Sicherheitsvertrages sehen. 337
Abbildung 56 - Energieproduktion Usbekistan
Quelle: IEA, 2006
Dies ist eine Struktur, die der Kreml möglichst bald in einen militärpolitischen Block
nach dem NATO-Beispiel umwandeln möchte. Die Einbindung Usbekistans kann
beispielsweise die Möglichkeit bieten, an der Stelle des früheren amerikanischen
Militärstützpunktes Karschi-Chanabad einen "antiterroristischen" Stützpunkt der
Organisation des kollektiven Sicherheitsvertrages zu stationieren.
Ein erster Schritt Russlands dazu war der bereits erwähnte Beitritt zur OCAC.
Zukunft und Folgen der Erdölvorkommen in Zentralasien
Angesichts des schwindenden Erdölangebotes wird der kaspische Raum als
energiereiche Region an Bedeutung gewinnen. Auch werden die Staaten durch ihre
Einnahmen aus Energieverkäufen stärker prosperieren als ihre Nachbarn, die nicht über
die entsprechenden Energiereserven verfügen. Die äußeren Mächte hindern Kasachstan,
Turkmenistan und Usbekistan nicht daran, mit dem aus Energieverkäufen erworbenen
Geld eine Entwicklung zum Schwellenland und gar zu einem westlichen Lebensniveau
zu beschreiten. Die Infrastruktur für den Energietransport hat sich weitgehend gefestigt.
337
Zentralasien nach dem 11. September 2001, »Great Game«: Phase 3
205
Sie folgt zum Teil ökonomischer Vernunft, zum Teil massiven Interessen von äußeren
Mächten, zum Teil ist sie Ergebnis der Unfähigkeit der Anrainerstaaten.338
Das gesamte Kaspische Meer ist ein gigantisches Erdöl-Lager. Doch der Ölreichtum
nützt nur wenigen. In den meisten zentralasiatischen Staaten regieren autokratische
Herrscher sowjetischer Prägung. Demokratie ist in den Staaten nicht vorhanden. Denn
der neue Ölreichtum und Gasreichtum dieser postsowjetischen Republiken nützt vor
allem einer kleinen Elite, während die Mehrheit der Bevölkerung unterhalb des
Existenzminimums leben muss. Der kasachische Staatspräsident Nursultan Nasarbajew
musste 2002 öffentlich eingestehen, dass er persönlich eine Milliarde Dollar auf einem
ausländischen Konto "sichern" ließ, auf das nur der Staatschef und seine Familie Zugriff
hatten. Das Geld stammte ursprünglich vom amerikanischen Konzern Exxon Mobil, der
sich Mitte der 90er Jahre in ein kasachisches Öl-Joint-Venture eingekauft hatte.339
Allein am Beispiel der Baku-Ceyhan-Pipeline, zeigt sich klar: Pipelines sind
unmittelbarer Ausdruck von Machtverhältnissen. Wo und unter welchen rechtlichen und
technischen
Bedingungen
sie
verlaufen,
bestimmen
Politik,
Sicherheit
und
Wirtschaftsinteressen.
Die Konkurrenz zwischen den aufstrebenden Wirtschaftsriesen China und Indien, um
Zugang zu den Erdöl- und Erdgasfeldern Zentralasiens, hat ebenfalls einen Wettlauf um
Pipeline-Konzessionen ausgelöst. Das "Great Game" um die Einflusssphären in
Zentralasien hat sich in den letzten Jahren um einige Spieler erweitert. Der Verlauf der
Pipelinestraßen wird politische Allianzen auf die nächsten Jahrzehnte hinaus
bestimmen.
Empfehlungen
Außenpolitik340
für
die
deutsche
und
europäische
1. Der politische Dialog mit Zentralasien ist unerlässlich und sollte ausgeweitet
werden. Aufgabe ist es, den zentralasiatischen Staaten zu einem größeren
338
Vgl. Müller, Friedemann: (Machtspiel um die kaspische Energie, 2006) S.10
Vgl. 3Sat , (Zentralasien, Juni 2006)
340
Vgl. Kraa, Stabilität und Demokratie in Zentralasien, 2007, S. 31-32
339
206
Aktionsradius
zu
verhelfen
und
zu
verhindern,
dass
sie
sich
in
Großmachtallianzen einbetoniert finden.
2. Regionale Kooperation ist als wichtiges Anliegen zu propagieren und zu
unterstützen. Sie schult und fördert die Fähigkeit, gemeinsame Interessen
wahrzunehmen und den jeweils gebotenen Anteil an Souveränitätsverzicht zu
üben. Projekte, welche regionale Zusammenarbeit voraussetzen, entwickeln und
strukturieren, sollten prioritär gefördert werden. Das lässt sich von außen durch
überwiegend gemeinsam abzurufende Mittel bewerkstelligen. Vorbehalte gegen
die Dominanz des jeweils größeren Nachbarn in der Region sollten durch dessen
Einbindung in internationale Projekte (Infrastruktur) gedämpft werden.
3. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist zu fördern. Sie berührt ein ganzes
Spektrum primärer, nationaler Interessen, wie etwa den grenzüberschreitenden
Handel, die Zollproblematik, die Migration. Sie ist imstande, Probleme in
gemeinsame
Lösungen
zu
überführen.
Erfahrungen
der
europaweiten
Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG) sind heranzuziehen
und zentralasiatischen Bedürfnissen und Gegebenheiten anzupassen
4. Unter keinen Umständen darf von demokratischen Werten und ihrer sukzessiven
Durchsetzung (Demokratisierung) abgegangen werden. Abgesehen von der
Schädigung eigenen Ansehens (asiatisch: Gesichtsverlust) würde das Potential
der ideellen Anziehungskraft verloren gehen und von einem Verfall von
Überzeugungskraft (s. das gegenwärtige Amerikabild) begleitet sein.
5. Adressat und Partner aller Bemühungen um Modernisierung sind sowohl die
Staatsmacht und die sie tragenden Eliten wie die rudimentäre, sich entwickelnde
Zivilgesellschaft.
6. Das
Beharren
auf
Demokratisierung
als
einem
unverzichtbaren
Modernisierungsagenten setzt eine eingehende Bereitschaft voraus, die
Mechanismen und Methoden individuell und behutsam der jeweiligen
Landesentwicklung anzupassen.
207
7. Der Aufbau eines Rechtssystems und damit verlässlicher Regeln hat Vorrang
vor der Einführung demokratisch-politischer Verfahren. Dies dient vordringlich
a) der Überwindung der personenzentrierten Schwäche der Staatsmacht, b) der
Integration
der
Bevölkerung
in
die
jungen
Staatswesen
unter
Gerechtigkeitsgesichtspunkten, c) dem Zurückdrängen der Korruption, d) der
Ermöglichung nachhaltiger ausländischer Investitionen, deren Transparenz
gewährleistet sein muss.
8. Es ist nach Wegen zu suchen, dem Aderlass an Fachkräften, unter denen die
Länder Zentralasiens leiden, durch spezielle Auswahl- und Rückführprogramme
von qualifizierten und zu qualifizierenden Aus- und Übersiedlern aus der Region
(auch
und
gerade
für
notwendige
Planungskapazitäten
und
das
Erziehungssystem) Einhalt zu gebieten.
9. Ein Erfahrungsaustausch über die Auseinandersetzung säkularer, islamischer
Regime mit dem politischen Islam ist einzuleiten. Er soll zu erweiterten
Möglichkeiten politischen Handelns gegenüber der islamischen Welt führen.
10. Der 2009 angestrebte OSZE-Vorsitz Kasachstans ist bei zunehmender
Einhaltung demokratischer Normen im Lande zu unterstützen.341
11. Die EU-Zentralasienstrategie sollte zu einer Eurasienstrategie weiterentwickelt
werden, die auf die Integration des gesamten Raumes bis Ostasien im Vorgriff
auf seine künftige, kontinentale Bedeutung zielt.342
12. In Europa wird Zentralasien als eine instabile Region wahrgenommen, geplagt
von Drogenhandel und organisiertem Verbrechen. Europäische Antworten auf
die
wachsenden
sicherheitspolitische
Probleme
und
konzentrieren
sich
wirtschaftliche
auf
eine
intensive
Kooperation.
Entwicklungszusammenarbeit, wenn überhaupt gewünscht und möglich, kann
341
Vgl. Dagegen Kaim, Schmitz, (Die Frage des kasachischen Vorsitzes und die Zukunft der OSZE),
11.2006
342
Vgl. Linn, Panel 2,(FES ZAS-Konferenz), spricht von einem künftigen „Superkontinent“.
208
nur darin bestehen, sozial abgehängte Menschen in die Lage zu versetzen, aus
der Armut Schritt für Schritt selbst herauszufinden.
209
Ostasien
Staaten
Einleitung
Die einzelnen Staaten in Ostasien unterscheiden sich zum großen Teil deutlich
voneinander. Die Palette reicht von Industrieländern, mehr oder weniger nach
westlichem Standard, wie zum Beispiel Japan oder Südkorea, über das Schwellenland
China bis hin zu Entwicklungsländern, wie der Mongolei und Nordkorea. Diese
Tatsache macht es nötig die Länder einzeln zu betrachten.
Korea
Korea wurde nach dem 2. Weltkrieg entlang des 38. Breitengrades in Nordkorea und
Südkorea (unter US- Einfluss) geteilt.
Nordkorea entwickelte sich unter russischem Einfluss. Es schottet sich sehr vom Rest
der Welt ab. Daher ist es schwierig an Informationen zu kommen. Es wurde ein
Einparteiensystem eingeführt (vergleichbar mit dem der ehemaligen DDR). In den
1990-er Jahren gab es große Hungersnöte die zur Folge hatten, dass bis zu 10 % der
Bevölkerung
verhungerten.
Noch
heute
sind
nach
Schätzungen
der
Welternährungsorganisation 8 Millionen Nordkoreaner chronisch unterernährt, bei
Kindern
unter
5
Jahren
sogar
über
50%343.
Zurzeit
verschärft
sich
die
Ernährungssituation wieder.
Der Hauptverkehrsträger in Nordkorea ist die Eisenbahn. Das Hauptaugenmerk bei der
Infrastruktur gilt dem Militär. Das zeigt sich zum Beispiel daran dass Autobahnen zwar
vorhanden sind, aber im motorisierten Individualverkehr quasi keine Rolle spielen,
sondern überwiegend vom Militär genutzt werden.
Russland strebt einen Anschluss Südkoreas an die Transsibirische Eisenbahn an um so
Containerverkehre von Japan nach (West-) Europa per Bahn anbieten zu können. Dazu
müssten die Züge das Territorium Nordkoreas durchqueren. Die nordkoreanische
Regierung zeigt in dieser Angelegenheit jedoch wenig Kooperationsbereitschaft.
343
http://www.unicef.de/166.html
210
In Südkorea wurde unter US- amerikanischem Einfluss ein präsidentielles
Regierungssystem, vergleichbar mit dem in den USA, eingeführt. Südkorea entwickelte
sich wirtschaftlich sehr gut. Dort ist mittlerweile eine voll funktionsfähige, moderne
Demokratie etabliert. Südkorea legt Wert darauf die Versorgung der Bevölkerung mit
Grundnahrungsmitteln aus eigener Produktion sicherzustellen, obwohl es günstiger
wäre diese zu importieren.
Hauptverkehrsträger ist die Straße. Das Straßennetz ist gut ausgebaut, die Autobahnen
sind mautpflichtig. Das Schienennetz ist durchschnittlich ausgebaut. Es existieren zwei
Hochgeschwindigkeitsstrecken. In Ballungsgebieten ist auch der ÖPNV gut ausgebaut.
Südkorea würde den oben erwähnten Anschluss an die transsibirische Eisenbahn
begrüßen und versucht zusammen mit Russland auf Nordkorea einzuwirken ihren
Widerstand fallen zu lassen.
Japan
Japan hat nach dem zweiten Weltkrieg eine siebenjährige Besatzungszeit durch die
Amerikaner erlebt. Die heutige Verfassung des zentral regierten Einheitsstaates entstand
unter Mitwirkung der Amerikaner.
Die heutige japanische Gesellschaft hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die
deutsche. Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt. Die Geburtenrate ging stark
zurück, nachdem in der Mitte des 20. Jahrhunderts die traditionellen japanischen
Haushalte, die aus einer Wohn- und Lebensgemeinschaft die drei Generationen
umfasste bestanden, immer mehr durch die „westlich geprägten“ Haushalte verdrängt
wurden.
Der japanische Markt ist einer der bedeutendsten weltweit. Er stellt 20% des
Weltkonsums dar344. Nicht selten entwickeln sich in Japan neue Trends und
Technologien.
In
der
Forschung
sind
japanische
Unternehmen
und
Großforschungseinrichtungen führend in wichtigen Bereichen, wie zum Beispiel Nanound Biotechnologie, Medizintechnik und IT.
Das Verhältnis zwischen Japan und China ist seit dem 2. Weltkrieg sehr angespannt,
während sich Japans Verhältnis zu den meisten anderen Nationen mit den Jahren
entspannte. Dem Verhältnis zwischen Japan und China wird im gerade begonnenen
„asiatischen Jahrhundert“ eine große Bedeutung zukommen. Vor allem der politische
344
Aus Haak, „Managerwissen kompakt: Japan“
211
Führungsanspruch in Südostasien sowie die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik
beinhalten ein großes Konfliktpotential zwischen Japan und China.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und China sind ungeachtet dessen
recht gut. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern steigt seit den 90er Jahren
stark an. Mittlerweile hat China in Japan wirtschaftlich eine wesentlich stärkere Position
als die USA oder die EU-Staaten. Aber auch Japan wird die USA als wichtigsten
Handelspartner Chinas wohl über kurz oder lang ersetzen.345
Mongolei
Engpässe im Bereich der materiellen Infrastruktur gibt es insbesondere bei der
Energieversorgung, im Transportsektor und beim Fernmeldewesen. Das Straßennetz
umfasst ca. 42.000 km, davon sind nur ca. 1.500 km asphaltiert. Der größte Teil davon
entfällt auf die Strecke, die von Ulan Bator zur chinesischen bzw. zur russischen Grenze
führt und entlang der Linie der Transsibirischen Eisenbahn verläuft. Die asphaltierten
Straßen sind zudem in einem zum Teil sehr schlechtem Zustand. Der rasche Übergang
von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft seit 1990 und der damit verbundene
Rückzug des Staates haben zum Zusammenbruch vieler Betriebe geführt und
gleichzeitig zum Entstehen einer Reihe sozialer Probleme beigetragen.
Die Entwicklung der bisher wenig exportorientierten Wirtschaft der Mongolei wird
dadurch erschwert, dass Importe vor allem aus benachbarten Ländern kostengünstig in
die Mongolei kommen. Der Ausbau eines mongolischen Binnenmarktes wird hierdurch
behindert.
Der vornehmlich aus der ehemaligen UdSSR stammende Maschinenpark vieler
mongolischer Betriebe ist veraltet und die mongolischen Industrieprodukte erweisen
sich international als vielfach noch wenig konkurrenzfähig.
Die Mongolei verfügt über einige Metall- (insbesondere Gold) und Erdölvorkommen.
Es wird davon ausgegangen dass sich das Bruttoinlandsprodukt bei einer Erschließung
einiger dieser Ressourcen in nur wenigen Jahren mindestens verdoppeln kann.
Westliche Unternehmen engagieren sich in den Bereichen Bergbau, Textilindustrie und
345
vergl. Pilny, „Das asiatische Jahrhundert“, S. 245ff
212
Tourismus. In diesen Branchen liegen in der näheren Zukunft wohl auch die meisten
Chancen für die Mongolei346.
China
Das Wachstum um jeden Preis hat China in den letzten Jahren große Erfolge gebracht.
Seit 20 Jahren wächst das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt um 9,7% jährlich. Es
werden gewaltige Summen in die Infrastruktur investiert, damit diese mit dem
Wachstum mithalten kann. So wurden zum Beispiel im Jahr 2003 rund 46.000
Kilometer neue Fernstraßen fertig gestellt, weitere 160.000 sind in Planung oder im Bau
um die über 150 Millionenstädte zu verbinden347. Dieses ist auch dringend erforderlich
um den Rest des Landes wenigstens teilweise an den wirtschaftlichen Erfolgen der
Boom- Regionen an der Küste teilhaben zu lassen. Weite Regionen Chinas gleichen
noch einem Entwicklungsland. Eine große Zahl von Wanderarbeitern ziehen von den
armen Provinzen in die Boom- Regionen um dort Arbeit zu finden. Dieses starke
Gefälle des Wohlstandes innerhalb Chinas birgt jedoch ein großes Konfliktpotential.
Durch die infrastrukturelle Erschließung des Westens will China die dortige Wirtschaft
ankurbeln um die Abwanderung der Bevölkerung zu stoppen.
In den nächsten Jahren wird eine neue Generation die politische Führung des Landes
übernehmen. Die neue Spitze des Landes ist anders ausgebildet als die bisherigen
Führungspersonen. Viele von ihnen haben an westlichen Universitäten studiert. Sie
werden vermutlich andere Akzente in der Politik setzen.348 Sie werden sich intensiv mit
Themen wie Gesundheit, Bildung, Umweltschutz und regionalem Ausgleich befassen
müssen. Eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums könnte die Folge sein.
Energie
Japan
Japan war und ist noch immer extrem abhängig vom Import von Erdöl. Nach den
Ölkrisen in den siebziger Jahren bemüht Japan sich die Abhängigkeit zu reduzieren.
346
vergl. „Länderbericht Mongolei“, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
347
vergl. Pilny „Das asiatische Jahrhundert“, S. 18f
348
vergl. „Kaderstimmung“, Manager Magazin 10/07, S 148ff
213
Bislang ist es gelungen den Anteil des Öls am Gesamtenergiebedarf von 75% auf 50 %
zu reduzieren. 34% des Energiebedarfs werden durch Kohle und Gas abgedeckt. Die 56
Atomkraftwerke des Landes decken 12% und die restlichen 4% verteilen sich auf
erneuerbare Energien. Um die Abhängigkeit vom Öl weiter zu reduzieren wird ein
Ausbau der Energiegewinnung aus Atomkraft (zurzeit 15 Kernkraftwerke in Planung
oder Bau) und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien fokussiert.
Südkorea
Südkorea ist ein Land mit starkem Energieverbrauch. Von 1991 bis 2001 betrug die
Wachstumsrate bei konventionellen Energien 6,9%. Die Abhängigkeit von EnergieImporten aus Übersee betrug 97% und der Erdöl-Anteil am Energiemix 46%349.
Seit 1987 bemüht sich Südkorea auch um die Förderung der Entwicklung und Nutzung
von regenerativen Energien. So wird zum Beispiel am Sihwa- See das größte
Gezeitenkraftwerk der Welt gebaut350. Der Anteil von regenerativen Energien soll bis
2011 von 1,4% auf 5% gesteigert werden.
Nordkorea
In Nordkorea herrscht nicht nur ein Mangel an Nahrungsmitteln, sondern auch ein
Mangel an Energie. So sagt zum Beispiel der Ostasien- Wissenschaftler Dr. Werner
Pfennig „Mit den vorhandenen Rohstoffen (z. B. Kohle und Eisenerz) wäre zwar Geld
zu verdienen, aber der Strom reicht nicht aus, um die Schachtanlagen in Gang zu
halten.“351
Durch Wasserkraft werden in Nordkorea 56,2 Prozent des Stromes erzeugt (2003). Den
restlichen Bedarf sollen vorwiegend Kohlekraftwerke decken, was verschiedenen
Quellen zufolge jedoch nicht gelingt. Das seit 1995 geplante Vorhaben zwischen Nordund Südkorea zum Bau von zwei Leichtwasserreaktoren auf dem Gebiet der
Volksrepublik (Kedo- Projekt) wurde 2006 mit der Begründung eingestellt, Nordkorea
habe sein militärisches Atomprogramm nicht wie vereinbart eingefroren.352
349
Vergl. http://www2.tu-berlin.de/foreign-relations/archiv/tui_57/mu-choon.pdf
vergl. http://www.baublatt.de/archiv/2006_2/15.pdf
351
vergl. http://www.scienzz.de/magazin/art8356.html
352
vergl. http://de.encarta.msn.com
350
214
Mongolei
Die Mongolei zählt zu den energiepolitischen Problemländern der Erde. Die
Schwierigkeiten in der Energieversorgung wirken sich nicht nur negativ auf die
wirtschaftliche Entwicklung aus, sondern beeinträchtigen auch das tägliche Leben der
Bevölkerung. Die Energieversorgung in den ländlichen Gebieten ist qualitativ und
quantitativ unzureichend. Die Versorgung mit elektrischer Energie ist aufgrund der
extrem hohen Dieselkosten auf wenige Stunden pro Tag und das meistens nur in den
kältesten Wintermonaten beschränkt. Auf der anderen Seite verfügt die Mongolei über
extrem hohe solare Einstrahlungswerte und lokal über gute Wasser- und
Windkraftressourcen. Hohe komparative Kosten der Energieversorgung, eine extrem
niedrige Bevölkerungsdichte und ausgezeichnete erneuerbare Energieressourcen führen
zu einem hohen Nutzungspotenzial für erneuerbare Energien. Einsatzmöglichkeiten
liegen vor allem bei der solaren Warmwasserversorgung, der Basiselektrifizierung mit
Photovoltaik in ländlichen Gebieten, der Bereitstellung von Trink- und Tränkwasser in
Gebieten mit extensiver Viehhaltung sowie für die Elektrifizierung ländlicher Zentren
mit
Kleinwasserkraft-
und
Kombinationssystemen
aus
verschiedenen
Energieressourcen.
Deutschland und andere Staaten der EU fördern den Einsatz und den Ausbau der
regenerativen Energien in der Mongolei. So sind zum Beispiel der Deutsche
Entwicklungsdienst, die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie diverse Stiftungen und
Stellen der Bundesregierung in diesem Bereich engagiert.353
China
Die chinesische Regierung hat schon in den 1980er Jahren die Chancen der
erneuerbaren Energien, besonders der Wasser-, Solar- und Windkraft erkannt und
gefördert. Diese haben besonders große Bedeutung bei der Elektrifizierung der
ländlichen Regionen, da durch viele kleinere Anlagen, vorwiegend im Wasser- und
Windkraftbereich eine dezentrale bzw. regionale Stromversorgung möglich gemacht
wird. Allein durch kleine Wasserkraftanlagen wird heute schon 5%354 der gesamten
353
354
Vergl. www.eineweltfueralle.de/nachhaltigkeit
Aus „Erneuerbare Energien in China 2006“, www.intec-online.net
215
jährlich erzeugten Energie des Landes (ca. 100 Mrd. KWh) gedeckt. Der Anteil soll
zwischen 2020 und 2030 bis auf 10% gesteigert werden.
Das Gesamtpotential für Windenergie (Anlagen auf dem Festland und OffshoreAnlagen) wird auf rund 1.000 GW geschätzt. Im Bereich der Anlagen auf dem Festland
verfügt China auch bereits über erfahrene Fachkräfte für die Entwicklung und den Bau
von Windkraftanlagen.
Die
Solarenergie
wird
derzeit
überwiegend
in
thermischen
Anlagen
(zur
Warmwasserbereitung) genutzt. Die Fläche der hierfür installierten Solarkollektoren
beträgt 60 Mio. m² und soll bis 2020 auf 270 Mio. m² und bis 2050 auf 500 Mio. m²
ausgebaut werden355.
Auch die Entwicklung der Energiegewinnung aus Biomasse, Erdwärme und der Kraft
der Gezeiten wird in China vorangetrieben.
In diesem Zusammenhang ergibt sich ein Geschäftsmodell für die weiten
Steppengebiete Chinas: der Handel mit Emissionspapieren. Es ist bereits eine
Biogasanlage in Planung. Diese erzeugt aus der vor Ort angebauten Biomasse
umweltfreundlich Strom und Wärme. Die hierfür ausgestellten Emissionspapiere (über
eingesparten CO2- Ausstoß) will die Allianzgruppe kaufen um sie für ihr Produkt
„ECOmotion“, das zusätzlich zu Kfz- Versicherungen angeboten wird, verwenden zu
können. Mit diesem Produkt bietet die Allianz jedem Kfz- Versicherungsnehmer die
Möglichkeit den CO2- Ausstoß den er durch das Autofahren verursacht zu
„neutralisieren“. Der CO2-Ausstoß wird dann an anderer Stelle, wie zum Beispiel in der
Biomasse- Anlage in der inneren Mongolei in China wieder eingespart und dadurch
„neutralisiert“.
Insgesamt gesehen belegt China im weltweiten Vergleich einen Spitzenplatz wenn es
um die Nutzung von regenerativen Energien geht- sowohl wenn man die absolute
Menge als auch die relative Menge der durch diese Technologien erzeugten Energie
betrachtet.
Hier soll jedoch nicht das Bild entstehen, dass China, was die Energieerzeugung angeht,
das Musterbeispiel für den Umweltschutz schlechthin ist. Durch den hohen Anteil an
Kohlekraftwerken an der Stromerzeugung und den intensiven Ausbau der Kapazitäten
in diesem Bereich (700 000 Megawatt Leistung in den nächsten 15 Jahren). In den
kommenden Jahren soll die jährliche Steigerung der Verstromung von Steinkohle 60 bis
355
Aus „Erneuerbare Energien in China 2006“, www.intec-online.net
216
80 Mio. Tonnen betragen. Das ist mehr als in Deutschland insgesamt pro Jahr verstromt
wird356. 70 Prozent macht der Kohleanteil am kommerziellen Primärenergieverbrauch
aus. Dabei sind die chinesischen Kohlekraftwerke größtenteils veraltet, ineffizient und
schlecht gewartet, so dass die ständig steigende Energienachfrage auch den
Schadstoffausstoß immer weiter in die Höhe treibt.357
Bereits heute ist China der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen in der Welt, im
Jahr 2010 könnte es weltweit an erster Stelle liegen358. 2030 wird Chinas Ausstoß von
Klimagasen vermutlich um 50 % über dem heutigen liegen359. Die Chinesische
Regierung verweist gerne darauf dass die Emissionen pro Kopf deutlich geringer sind
als in den Westlichen Industriestaaten.
Andererseits gibt es auch keine reelle Alternative die den Energiehunger Chinas in der
nächsten Zeit stillen könnte. Es werden zwar auch einige neue Atomkraftwerke gebaut,
aber auch deren Kapazitäten reichen nicht aus um den rasant steigenden Energiebedarf
Chinas zu decken.
Kultur
Einleitung
Zunächst muss man wissen, was Kultur bedeutet. Ich mag die Aussage des bekannten
Verfassers Herrn Ji Xianlin sehr: „Es gibt mehr als 500 Definitionen zur besagten
Kultur. Alle Definitionen lauteten anders. Nach meiner Meinung lautet sie, die im Geist
und im materiellen Aspekt verursacht – das ist Kultur.” Ich denke dieses ist die beste
Definition zur Kultur.
In den letzten Jahren wurden viele der physischen Hindernisse zwischen Ostasien und
der westlichen Welt durch die Entwicklungen der Technik überwunden. Dies hat aber
nur zur Folge, dass man diesen Teil der Welt leichter erreichen kann, nicht aber, dass
man philosophische und kulturelle Grenzen leichter erkennen und überwinden kann.
356
vergl. FAZ.net „China wird zum größten Treibhausgasemittenten der Welt“, 8.9.2004
vergl. FAZ.net „China: Der schmutzige Aufschwung“, 9.4.2006
358
aus „Energie-Studie: China erzeugt 2010 mehr Kohlendioxid als USA“, Spiegel Online, 8.11.2006
359
vergl. FAZ.net „China wird zum größten Treibhausgasemittenten der Welt“, 8.9.2004
357
217
Diese zu erkennen ist aber der erste Schritt zum Verstehen der Kultur. Im Allgemeinen
sind wissenschaftliche Ansätze die sich mit diesem Problem befassen eher
oberflächlicher Natur. Zunächst muss man tiefer in die Gedankenwelt ostasiatischer
Völker eindringen. Kommunikation als grundlegenden sozialen Prozess zu betrachten
ist Voraussetzung dafür zu erkennen, dass sie durch philosophische Wurzeln und
Wertordnungen seiner jeweils zugrunde liegenden Gesellschaftsordnung beeinflusst
wird.
Die Beziehungen der ostasiatischen Kultur zum Westen stellen eine wichtige
theoretische Voraussetzung bezüglich des kulturellen Einflusses auf beiden Seiten dar.
Ostasien alleine stellt nicht nur eine geographische, sondern auch eine kulturelle Einheit
dar. Und weil es einen eigenen kulturellen und traditionellen Inhalt hat, können die
Leute die diese verstehen dann die Kultur erforschen. Folglich diskutieren wir über das
Thema von der Kultur Ostasiens. Welchen Einfluss hat Ostasiens Kultur auf den
Westen?
Welche
wesentlichen
Charakteristika
umfasst
die
ostasiatische
Kultur?
Zusammenfassend seien im Folgenden drei Punkte genannt: Erstens gibt es einen
Vereinheitlichungsursprung, die Verbindung zweier ursprünglicher Kulturen in Europa
und Asien, wobei letzterer hauptsächlich vom chinesischen Festland stammt. Zweitens
nimmt diese - verursacht durch die Entwicklung der Bevölkerung Asiens – gen Osten
stark zu. Mittlerweile sind einige Gegenden Südostasiens bereits stark von der
traditionellen chinesischen Kultur geprägt. Drittens ist durch die moderne
Globalisierung ein Widerspruch entstanden, der eine bedeutende Auswirkung auf die
einzelnen gesellschaftlichen Bereiche, beziehungsweise die Bevölkerung in einer
bestimmten
Art und
Weise verursachen, so dass die grundlegende ostasiatische
Tradition von einem völlig neuen Standpunkt aus betrachtet werden muss.
Die drei Punkte beschreiben die Bedeutung der Kultur Ostasiens. Die drei Punkte
verknüpfen sich miteinander und bilden so die ostasiatische Kultur. Daher kommt auch
die grundsätzliche objektive Sichtweise der vorsichtigen Bewertung der asiatischen
Kultur. Denn in dem so genannten “kulturellen Ostasien” nahm die ganzheitliche
Betrachtungsweise ihren Ursprung.
218
Kulturelle Einflüsse:
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ostasien und dem Westen:
Werfen wir unten einen Blick auf die Einflüsse der ostasiatischen Kultur.
Zum besseren Verständnis müssen wir zuerst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede
zwischen beiden Kulturen erfassen. Viele Historiker studierten Zeit ihres Lebens, um zu
den folgenden Stichpunkten zu gelangen:
Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kulturen:
(1) die Ausbildung hat Priorität
(2) ein positiver, unternehmungslustiger Geist
(3) Humanitäre Gedanken
Unterschiede zwischen beiden Kulturen:
(1) Im Westen konkurrieren einzelne Individuen miteinander, im Osten ist die Harmonie
der Gesellschaft ausschlaggebend
(2) Im Westen dominieren die einzelnen Interessen und Gesetze, im Osten ist
freundschaftliches Gefühl wichtig.
(3) Im Westen spielt der Handel eine wichtige Rolle und die Landwirtschaft ist nicht so
wichtig, im Osten ist es umgekehrt.
Die beiden kulturellen Systeme haben folgende Gemeinsamkeiten: Sie bringen Glück
für die Menschheit und erhöhen das Lebensniveau der Menschheit. Sie fördern auch die
Entwicklung der Wirtschafspolitik.
Aber die beiden kulturellen Systeme haben auch Unterschiede, sie sind grundlegend
unterschiedlich in der Denkweise. Mit einem Wort ist die Denkweise vom östlichen
Kultursystem ganzheitlich, aber die des Westens ist analytisch. Sowie man nur zwei
Kultursysteme hat, Westen und Osten, kann man auch nur zwei Denkweisen haben.
Diese Dichotomie ist ein Grundprinzip, sowie die Natur der Denkweise.
Die Eigenschaften kulturübergreifender Gedanken sind Holismus und Universalismus.
219
Beeinflussung der asiatischen Kultur:
Die Entwicklung der Kultur ---- Philosophie
In der Vergangenheit war man lediglich neugierig auf Asiens Kultur. Beispielweise
Leibniz interessierte sich für das Buch „I Ging“. Voltaire pries die Ideologie von
Konfuzius. Das wichtige Beispiel ist die Ideologie von Konfuzius. Der Konfuzianismus
als bedeutendste philosophische Geisteshaltung in China, entwickelte sich aus den
Lehren des Konfuzius und seiner Schüler. Bis 2010 sollte es etwa 200 KonfuziusInstitute in 55 Ländern geben. Bei der Gründung der Institute wird auf die bestehende
Infrastruktur, wie Hochschulen, Verbände oder Handelskammern, der Gastländer
zurückgegriffen. Zentrales Anliegen des Konfuzianismus sind gute Führung,
praxisbezogenes Wissen sowie angemessene gesellschaftliche Beziehungen. Der
Konfuzianismus prägte die Lebenseinstellung der Chinesen sowie bestimmte
Lebensmuster und gesellschaftliche Werte und lieferte den Hintergrund für politische
Theorien und Institutionen Chinas. Er breitete sich von China über Korea und Japan bis
nach Vietnam aus und weckte auch das Interesse abendländischer Gelehrter.
Da der Konfuzianismus praktisch und gegenwartsorientiert ist hatte er, verglichen mit
anderen religiös-philosophischen Systemen wie Buddhismus oder Taoismus, einen weit
stärkeren Einfluss auf die Menschen im ostasiatischen Raum.
Die konfuzianischen Lehren sind in der religiösen Idee begründet, dass rechtes
Verhalten die Harmonie mit der ewigen Weltordnung erreichen könne. Dieses
Verhalten bestehe in:
jen (Selbstlosigkeit/ Menschlichkeit),
i (Treue gegen sich und andere),
li (Rechtschaffenheit/ Schicklichkeit) und
chih (Weisheit/ Aufrichtigkeit).
Jen (Menschlichkeit) ist sicher das Innerste des Konfuzianismus, und entsprechend
schwer zu verstehen. Es meint hauptsächlich selbstlose Gefühle zwischen den
Menschen. Es sei wie die Saat, aus der alle guten Eigenschaften des Menschen
220
entspringen. Jen ist in unserem Leben eng mit dem shu verbunden, das Gegenseitigkeit
bedeutet.
Konfuzius selbst hat vermutlich einst die Gegenseitigkeit als Innerstes seiner selbst
gesehen. Er sagt: "Es gibt keinen Fall, wo ein Mensch, der die Gegenseitigkeit nicht
verstanden hat, wirklich mit einem anderen kommunizieren konnte, welche Schätze er
auch immer in sich trug". Das bedeutet jen zu besitzen setzt voraus, shu zu besitzen.
Also muss man sich in die Haut des anderen versetzen können, man muss fähig sein mit
anderen zu empfinden.
Das zweitwichtigste Prinzip ist i; das bedeutet Treue, Loyalität oder Gerechtigkeit.
Auch das ist sehr schwer zu verstehen. Am besten kann man es mit dem Gegenteil
erklären: persönliche Interessen und Profit. I ist der Teil der menschlichen Natur der es
uns erlaubt hinter schnellen, persönlichen Profit zu sehen und uns zur eigentlichen
Treue des Menschen zu erheben, die uns mit anderen verbindet. I besagt menschliche
Beziehungen basieren nicht auf persönlichem Profit, sondern auf Verbesserung des
Allgemeinguts.
Wenn jen und i der geistige Inhalt des ethischen konfuzianischen Systems sind, dann ist
li (Schicklichkeit/ Rechtschaffenheit, Achtung vor sozialen Konventionen) seine äußere
Ausprägung. Als objektives Kriterium für sozialen Anstand, wird Ii als grundlegendes
Regelwerk feinen Benehmens in der menschlichen Gesellschaft betrachtet. Laut
Konfuzius folgt Ii aus jen, also daraus, selbstlos gegenüber anderen zu sein. Nur, wenn
Menschen sich selbst überwinden, und so zur Treue zurückkehren können, können sie
Menschlichkeit erreichen. Andererseits betrachtet man Rechtschaffenheit ohne
Menschlichkeit als leer und sinnlos.
Weitere wichtige konfuzianische Tugenden sind die Rechtschaffenheit, Sittlichkeit,
Aufrichtigkeit und Ehrfurcht des Sohnes vor dem Vater. Derjenige, der alle diese
Tugenden in sich vereint, wird zum chün-tzu (vollkommener Edelmann).
Eine weiterer Aspekt besteht im zusammentreffen zwischen der
daoistischen
Philosophie und der asiatischen Kunst, zum Beispiel “ Sun Tzu's Militär-Strategie”,
asiatische Management-Systeme, asiatische Diäten und so weiter.
221
Kulturelle Einflüsse ---- Tee:
Früher sagte man: "Sieben Sachen braucht der Mensch, nämlich Brennholz, Reis,
Speiseöl, Salz, gesalzene Sojabohnen und Weizenmehltunke, Essig und Tee". Hieraus
kann man ersehen, dass Teetrinken schon längst zu einem wichtigen Teil des
Gesellschaftslebens der einfachen Leute geworden war. Teeproduktion und -handel
waren eine Quelle der Staatseinnahmen. Damals hatte Ostasien das Monopol auf den
Verkauf von Tee. Deshalb gab es auch viele staatliche Teeplantagen.
Tee
ist
ein
leicht
anregendes,
durstlöschendes,
verdauungsförderndes
und
harntreibendes Genussmittel. Wegen seines Gerbsäuregehalts wird Tee auch bei
Darmkatarrhen als diätisches Heilmittel verwendet. In China ist es eine alte
Gewohnheit, dass man bei Zusammentreffen Tee trinkt. Mit der Zeit ist eine Reihe von
zeremoniellen Gepflogenheiten vom Teeaufgießen bis zum Teeanbieten entstanden.
Man spricht von der "Teezeremonie", die man auch in Japan übernommen hat.
In einem Teehaus des ostasiatischen Stils kann man beim Teetrinken kulturelle
Programme
wie
Balladensingen,
Geschichtenerzählungen,
komische
Dialoge,
Reimerzählungen zur Begleitung von Bambusklappen und Szenen verfolgen. Diese
Tradition reicht zurück bis in die Song-Dynastie.
Die weitere Entwicklung der asiatischen Kultur ist, dass die Kultur die Kunst
beeinflusst. Zum Beispiel, japanische Ukiyo-e, asiatische Poesie, japanischer Spiel Nō
und so weiter. Heutzutage ist der Westen in seiner Fähigkeit kaum beschränkt, die
asiatische Kultur und Sprache mit einzubeziehen, wodurch sich die westliche
Wahrnehmung der asiatischen Rolle in der Weltpolitik und Wirtschaft steigert.
Am heutigen Tag merkt man nicht, dass die asiatische Kultur und Sprache einen
wichtigen Einfluss auf den Westen haben. Die asiatische Wichtigkeit ist plötzlich
gestiegen. Viele verfügen nicht nur über allgemeine Informationen über Ostasien,
sondern auch über die asiatische Kultur und Wirtschaftspolitik.
Kulturelle Maße:
Ein Vergleich zwischen Ost und West zeigt, dass in Ostasien soziale Bindungen
bevorzugt werden, während z.B. in Nordamerika die Individualität im Mittelpunkt steht.
222
Individualität sei die "gefühlsmäßige Unabhängigkeit einzelner von Gruppen,
Organisationen oder anderen Vereinigungen"360. Eine andere Seite ergänzt diese
Definition wie folgt: "Individualität bedeutet, zunächst seine eigenen, privaten
Interessen zugrunde zu legen, statt seine Haltung zu Interessen oder Werten der
Gesellschaft oder einer Gruppe zuerst zu berücksichtigen"361.
Diese Form der Gemeinschaft kann man nicht mit Ostasien vergleichen. Hier werden
eher echte soziale Bindungen und ihre Erhaltung bevorzugt, statt einer abstrakten
Beziehung zu einer wie auch immer gearteten Gemeinschaftsorganisation. Hui und
Triandis empfahlen deshalb 1986 in ihrer Studie "Journal of Cross-Cultural
Psychology" eine Zweiteilung des Kollektivismus:
1. Als Beziehung zwischen Menschen in einer Gruppe oder
2. Als Beziehung zwischen den Menschen allgemein innerhalb der Gesellschaft
Tabelle 9 Kulturdimensionen nach Geert Hofstede 2003
120
100
80
China
Japan
SouthKorea
Germany
60
40
20
0
PDI
IDV
MAS
UAI
LTO
Quelle: http://www.geert-hofstede.com/hofstede_dimensions.php
Anhand dieses Diagramms können wir sehen, dass Deutschland bei der Individualität
den größten Wert hat. Viele Einwohner des Westens wollen sich zu Gruppen
zusammenschließen, solange sie ihre Individualität behalten. Individualität ist auch
360
361
Hofstede, "Cultural Consequences", 1980
Pharson, Shils und Olds, 1951
223
dominierendes Merkmal der Kommunikation in der westlichen Welt. Jedes Individuum
ist ein Sender, der sich in gemeinsamen Aktivitäten engagiert, um Eigeninteressen
voranzutreiben.
Wir können auch sehen, dass Japan bei der Männlichkeit den größten Anteil hat.
Ursache ist die Geschichte und Entwicklung der Kultur. In der Vergangenheit hatten die
Männer einen hohen Stellenwert und jetzt können die Frauen keine gute Arbeit finden.
Bei einer gleichartigen Arbeit können Männer leichter
Karriere machen. Durch
Untersuchungsmaterial wissen wir, dass ein männlicher Geschäftsführer als wertvoller
empfunden wird als ein weiblicher.
PDI(Power Distance Index) ist ein Maß, in dem die Erwartungswerte von
leistungsschwächeren Personen bezüglich einer ungleichen Machtverteilung gemessen
werden. Dieser stellt Verschiedenheit (mehr gegen weniger) dar. Er schlägt vor, dass
der Level der Ungleichheit einer Gesellschaft, sowohl von der Bevölkerung, als auch
von den Führern befürwortet wird. Unterschiedliche Machtverhältnisse stellen die
grundlegende Basis einer jeden möglichen Gesellschaft dar. Unter internationalen
Gesichtspunkten sind alle Gesellschaften in ihrer Unterschiedlichkeit verschieden
bemessen.
IDV(Individualismus): Auf der Individualistenseite finden wir Gesellschaften, in denen
die Bindungen zwischen Einzelpersonen lose sind: von jedem wird erwartet, sich um
sich selbst und um seine/ihre unmittelbare Familie zu kümmern. Auf der
kollektivistischen Seite finden wir Gesellschaften in denen die Leute von Geburt an in
stark zusammenhängende Gruppen integriert sind die sich oft in ausgedehnten Familien
(mit Onkeln, Tanten und Großeltern) fortsetzen. Das Wort 'Kollektivismus' in diesem
Sinn hat keine politische Bedeutung. Es bezieht sich auf die Gruppe, nicht auf den Staat.
Das Thema dieser Dimension ist sehr grundsätzlich, da es alle Gesellschaften der Welt
betrifft.
MAS(Männlichkeit) bezieht sich auf die Verteilung der Rollen zwischen den
Geschlechtern, die eine weitere wesentliche Frage für eine Gesellschaft sind. Die IBMStudien enthüllten, dass (a) die Werte von Frauen weniger von den Gesellschaften
unterscheiden, als die Werte von Männern; (b) männliche Werte enthalten Teile von
224
Durchsetzungsfähigkeit und Wettbewerb und sehr unterschiedlich zu den weiblichen
Werten auf der einen Seite bis hin zu bescheiden und liebevoll, ähnlich zu den Werten
von Frauen. Die Frauen in weiblichen Ländern haben die gleichen bescheidenen, sich
sorgenden Werte wie die Männer; in den maskulinen Ländern sind sie etwas
selbstbewusster und wettbewerbsfähiger, aber nicht so viel wie die Männer, daher
zeigen diese Länder eine Lücke zwischen den Werten von Männern und den Werten
von Frauen.
UAI(Uncertainty Avoidance Index) beschäftigt sich mit der Toleranz einer Gesellschaft
über Ungewissheit und Mehrdeutigkeit; er bezieht sich auf die Suche des Mannes nach
der Wahrheit. Er zeigt an, in welchem Ausmaß eine Kultur seine Mitglieder prägt, sich
in unstrukturierten Situationen entweder unbequem oder bequem zu fühlen.
Unstrukturierte Situationen sind neuartig, unbekannt, überraschend, anders als üblich.
Ungewissheit vermeidende Kulturen versuchen die Möglichkeit solcher Situationen
durch strenge Gesetze und Regeln, Sicherheit und Sicherheitsmaßnahmen und auf dem
philosophischen und religiösen Niveau durch einen Glauben an absolute Wahrheit zu
minimieren. Leute in solchen Ländern sind auch emotionaler.
LTO(Long-Term Orientation): Die Werte, die mit langfristiger Orientierung verbunden
sind, sind Sparsamkeit und Ausdauer; die Werte, die mit kurzfristiger Orientierung
verbunden sind, sind Respekt der Tradition, befriedigende Sozialverpflichtungen und
Wahren des eigenen Gesichts. Die positiv und negativ eingestuften Werte dieses Maßes
werden in der Lehre von Konfuzius, dem einflussreichsten chinesischen Philosophen
gefunden, der um 500 v.C. lebte; jedoch trifft das Maß auch auf Länder ohne ein
konfuzianisches Erbe zu.
Fazit:
Kultur kommt aus den Menschen, aber es beeinflusst die Entwicklung der Menschheit.
Die Kultur besteht aus drei Teilen im weiteren Sinn, nämlich Kunstkultur,
Gesellschaftskultur und Psychokultur. Kultur beeinflusst die Entwicklung von
Geschichte und Wandel der Zeit, deshalb spielt die Kultur eine große Rolle in der
nationalen Entwicklung.
225
Die Gründung des Freihandels ist eine globale Tendenz zwischen China, Japan und
Korea, dem so genannten „Eisendreieck“. Ostasien hat sich zur drittgrößten
Weltvolkswirtschaft, nach der EU und Nordamerika, entwickelt. China, Japan und
Korea haben jetzt die aktivste Wirtschaft der Welt.
226
Beschaffung in China
Das Land
Geographie und Demographie
Die Landfläche von China beträgt ca. 9,6 Millionen km² (inkl. Taiwan, Hongkong und
Macao), das ist knapp 27-mal so groß wie Deutschland. Und mit mehr als 1,3 Mrd.
Einwohnern ist China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Stadtbevölkerung
macht 37% der gesamten Bevölkerung aus (2005). Die Zahlen sollten aufgrund des
rasant entwickelten fortgesetzten Urbanisierungsprozesses anders aussehen. Die gesamte
Bevölkerungsdichte
liegt
bei
135
Einwohner
/km²,
viel
geringer
als
die
Bevölkerungsdichte in Deutschland (213 Einwohner / km²; 2002). Die Wachstumsrate
beträgt ca. 0,8% jährlich. Die meisten Einwohner sind an der Ostküstenregion
angesiedelt.
Seit
1949
ist
Taiwan
vom
Mutterland
China
getrennt,
eine
Wiedervereinigung ist in absehbarer Zeit noch nicht in Sicht. In den Jahren 1997 und
1999 erfolgte die Rückgabe von Hongkong und Macao an China. Sie wurden so genannte
Sonderverwaltungs-Regionen und genießen somit in hohem Maße Autonomie. Die
chinesische Regierung hat seinerzeit versprochen, die Rechte und die grundlegende
Politik der Freihandelszone Hongkong auch in den kommenden 50 Jahren in der
bisherigen Weise weiterzuführen. Ferner ist das Land in folgende Verwaltungszonen
aufgegliedert: Fünf autonome Regionen, Guangxi der Zhuang - Nationalität, Innere
Mogolei, Ningxia der Hui - Nationalität, Xinjiang und Tibet; vier regierungsunmittelbare
Städte, Peking, Shanghai, Tianjin und Chongqing und weitere 22 Provinzen.
Politische Lage
In China ist die Ein-Partei Politik im Grundgesetz festgeschrieben. Die Kommunistische
Partei (KPCH) ist die regierende Partei. Eine Oppositionspartei gibt es nicht. Es werden
keine kritischen Stimmen vom KPCH geduldet. Ebenfalls ist momentan die ‚Ein-Kinder’
Politik und die Verfolgung der Meditationsbewegung ‚Falungong’ noch ein Tabu.
Systembedingt und auch mentalitätsbedingt haben in China Beziehungen mehr Gewicht
als die formalen Regeln. Der subjektive Macht-Einfluss politisch oder wirtschaftlich
bedeutender Personen hat eine weit größere Bedeutung als in Europa. Daher werden die
227
Gesetze oft vernachlässigt oder gar ignoriert. So kommt es unvermeidbar zur Korruption
und Verletzung de Menschenrechte. Es ist jedoch festzustellen, dass China in den letzten
Jahren viel demokratischer geworden ist. Nach fast 30 Jahren Öffnungspolitik hat die
Bevölkerung einen höheren Lebensstandard erreicht und zugleich auch ein gewisses
Bewusstsein für die Eigenbestimmung gewonnen. Eine absolute Machtposition, wie der
ehemalige Parteipatriarch Deng Xiaoping oder gar Mao Zedong einmal besessen haben
(z.B. die Entscheidung, dass Hu Jintao Jiang’s Nachfolger sein sollte, hat Deng Xiaoping
Anfang der 90er schon festgelegt), wird es so nicht mehr geben. Es wird immer mehr
Unternehmern ein Mitspracherecht im Entscheidungsprozess zugesprochen. Einige
gelangen sogar ins Zentralkomitee der KPCH, darunter Zhang Ruimin, der Chef des
Haushaltselektronik-Konzerns Haier. Die Presse gewinnt auch immer mehr Freiheit
etwas Negatives zu berichten. Regeln und Verfahren spielen eine immer wichtigere
Rolle. Politische Entscheidungen werden zunehmend kollektiv getroffen.
Seit 2003 ist Hu Jintao der Parteichef und Staatspräsident Chinas und nach dem im
November abgehaltenen 17. Nationalen Volkskongress wieder gewählt worden. Er ist
zugleich auch der Vorsitzende der zentralen Militärkommission. Er und Premierminister
Wen Jiabao legen die Leitlinie fest, um in China eine ‚harmonische Gesellschaft’
aufzubauen. Davon abgeleitet hat die Regierung die Aufgabe, die Kluft zwischen Reich
und Arm zu verringern, gleichzeitig wird mehr Aufmerksamkeit dem Umweltschutz
geschenkt. Dies soll dazu führen, dass eine nachhaltige Entwicklung inner halb der
Wirtschaft gewährleistet wird.
Die Zusammensetzung der Führung zeigt ein gewisses Gleichgewicht zwischen
verschiedenen politischen Gruppen. Aber Hu wird den Einfluss seiner Vorgänger Jiang
allmählich abschwächen und die eigene Position sichern. Es wird spekuliert, dass Hu die
Absicht hat, Li Keqiang, eines der neuen Mitglieder des Politbüros (außerdem sein
privater Freund), als seinen Nachfolger im Jahr 2012 zu bestimmen. Li leitet momentan
ein
Projekt
namens
‚Superministeriens’,
dessen
Ziel
darin
besteht,
das
Verwaltungssystem nach westlichem Muster umzubauen. Reporten nach sollen ca. 14
Ministerien entstehen, damit Effizienz und Transparenz erhöht werden. Das Projekt
könnte langfristig Auswirkungen auf die Entwicklung der Wirtschaft, dem Sozialwesen
und der Politik haben.
Auf dem nationalen Volkskongress ist ein Eigentumsgesetz verabschiedet worden,
wodurch Privatbesitz gleichberechtigt mit öffentlichem Eigentum behandelt wird. Die
228
politische Lage ist stabil, so dass das Gesetz auch in den kommenden vier Jahren so
bleiben wird. Man kann davon ausgehen, dass die nachfolgende Führung sich bemühen
wird, eine Politik zugunsten des Wirtschaftswachstums und der sozialen Stabilität
voranzutreiben.
Wirtschaftsentwicklung
2006 betrug Chinas BIP 2.680 Mrd. USD. Im Jahr 2006 ist Chinas Export und Import
jeweils um 27,2% und 20% gestiegen und somit wurde ein Handelsüberschuss von 177,5
Mrd. USD erzielt. Am Ende des zweiten Quartals 2007 war der gesamte
Handelsüberschuss auf 1.125 Mrd. USD gestiegen. Die Hauptbetreiber des Exports sind
ausländische Unternehmen, deren Zahl sich momentan auf 252.000 beläuft. 76.000
davon stammen aus Hongkong und Taiwan. Deutschland ist mit ca. 2.300 Unternehmen
auf Rang 6 aufgelistet. Die gesamte Investition betrug zwischen 600-700 USD. Im Jahr
2006 werden sie 60% der Exportvolumen ausmachen.
Die Regierung hat das Monopol in vielen strategischen Bereichen; Wasserversorgung,
Stromerzeugung und Medien zählen zu diesen Bereichen.
Rohstoffe und der
Finanzsektor sind zum größten Teil in der
Hand des Staates. Auch ein
Privatisierungsprozess
Selbst
wenn
es
fast
Banken
gibt,
ist
durch
findet
Finanzierungsmöglichkeit
bei
in
den
China
statt.
staatlichen
keine
das
Privatfinanzierungsnetzwerk und der Pioniergeist dieser Sektor rasch gewachsen. Die
Wachstumsrate 2004 betrug 40%. Ein Drittel des BIP ist auf diesen Sektor
zurückzuführen.
Eine Überhitzung ist besonders in der Immobilienbranche bemerkbar. 2006 belief sich
das Wachstum auf ca. 30%. Dadurch haben viele relevante Branchen wie der Stahlbau
ihre Kapazität zu einem großen Maß erweitert.
Chinas Handelsvolumen 2004 lag bei 1.154,8 Mrd. USD. Davon im Export 593,4 Mrd.
USD. Beide liegen somit im weltweiten Vergleich auf Platz drei. Deutschland ist der
wichtigste Handelspartner Chinas in Europa, weltweit auf Rang sechs (Hongkong,
Taiwan mitgezählt). China ist der wichtigste Handelspartner von Deutschland in Asien.
2001 ist China der WTO beigetreten. China ist daher verpflichtet, den Markt weiter zu
öffnen und das Wirtschaftsystem an internationalen Standard anzupassen. Das bringt
einen Liberalisierungsprozess in Gang. Viele Einschränkungen gegenüber ausländischen
229
Unternehmen sind abgeschafft worden. Jetzt dürfen ausländische Investoren auch im
Bereich Logistik und Finanz tätig werden.
Chinas wirtschaftliche Entwicklung ist sehr heterogen. Der Ostteil, der 46% der Fläche
ausmacht, ist mit 94% der gesamten Bevölkerung besiedelt und erwirtschaftet 98% des
BIP. Der Westteil, wo sich Xinjiang, Innere Mongolei, Tibet, Qinhai u.a. befinden, ist
wirtschaftlich weit zurückgeblieben. Seit dem Jahr 2000 hat die zentrale Regierung eine
Reihe von Fördermaßnahmen zur Entwicklung Westchinas verabschiedet. Durch die
Steuerbegünstigung, bessere Finanzierungsmöglichkeiten und verbesserte Infrastruktur in
dieser Region, sollten mehr Unternehmen angesiedelt werden. Aber eine spürbare
Wirkung zeigt sich bislang noch nicht.
Die meisten Produktionsstätten (vor allem im einheimischen Privatsektor) sind schlecht
ausgestattet und es mangelt an nötigem Know-How. Sie verbrauchen mehr Energie im
Vergleich zu entwickelten Industrieländern.
Ungefähr 15% der BIP wird im Primärsektor erwirtschaftet und in diesem Sektor ist fast
die Hälfte der Erwerbstätigen beschäftigt. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass ein
großes Entwicklungspotenzial besteht.
Infrastruktur und Logistikentwicklung
Überblick
Seit den 90er Jahren hat die chinesische Regierung massiv in die Infrastruktur investiert.
Viele neue Autobahnen und Eisenbahnschienen sind seither gebaut worden.
Im Jahr 2003 beträgt die gesamte Straßenlänge 1,75 Mio. km, davon 25.000 km
Autobahn. Die Autobahnstrecken sind meistens mautpflichtig, daher selten überlastet.
Eine vierspurige Autobahn durchzieht Beijing- Shanghai-Hongkong und soll bis 2015
fertig gestellt werden.
2002 betrug die Länge des Eisenbahnnetzes 72.000km, davon 24.000km zweigleisig. In
demselben Jahr wurden 150 Mrd. Tonnen Fracht, 1.400 Mrd. Pers. Km auf dem
Eisenbahnnetz durchgeführt. Die elektrifizierte Strecke betrug im Jahr 2003 18.000km.
Es sind weitere Projekte geplant. Ein Schnellbahnnetz wird gebaut, das die
Wirtschaftszentren mit einander verbinden soll, z.B. zwischen Peking und Hongkong.
230
2004 wurde die Eisenbahnstrecke von Lanzhou nach Tibet fertig gebaut, so dass das
höchste Plateau der Welt durch Zugstrecken mit der Welt verbunden wurde.
Die Deutsche Bahn hat sich mit 8% an einem Joint Venture in China beteiligt und wird
unter der industriellen Führung des Bahn-Managers (Manfred Michel), im Reich der
Mitte Umschlagterminals für Container bauen. Dadurch will Beijing den kombinierten
Verkehr bis 2011 verfünffachen. Es sind insgesamt 18 Container- Verladeterminals
geplant.
Die Eisenbahn soll in der Zukunft auch eine wichtige Rolle bezüglich des internationalen
Handels spielen. Im November 2006 unterzeichneten der Deutsche Bahn Chef (Hartmut
Mehdorn) und seine Amtskollegen aus Russland und China eine wegweisende
Vereinbarung.
Es sind drei Routen geplant:
1. China – Mongolei – Russland – Weißrussland – Polen - Deutschland 10200 km
2. China – Russland – Weißrussland – Polen – Deutschland 11200 km
3. China – Kasachstan – Russland – Weißrussland – Polen – Deutschland 11700 km
Wenn die Strecken fertig gebaut sind, können Güter in zwölf Tagen auf dem
Schienenweg statt in 30 Tagen auf hoher See zwischen China und Europa transportiert
werden.
Der Stadtverkehr ist unbefriedigend, besonders in den großen Städten an der Ostküste.
Obwohl viele Ringstraßen und Hochstraßen gebaut wurden, sorgen die immer
zunehmenden PKW`s und die Menschenmasse für zähfließenden Verkehr in der Stadt. In
den Hauptverkehrszeiten muss man mit langen Staus rechnen.
Logistikentwicklung
Chinas gesamtes Frachttransportvolumen von Januar bis Oktober 2007 erreichte 178,82
Mio. Tonnen. Davon wurden 32,16 Mio. Tonnen auf dem Seeweg transportiert, davon
sind wiederum 13,75 Mio. Tonnen Export-Import Güter (die Wachstumsrate betrug
hierbei 13,6%).
Viele ausländische Logistikdienstleister sind heute in China aktiv. Darunter UPS, Fedex,
Kühne & Nagel und Shenken. Alle hier genannten großen Firmen erhalten eine A231
Lizenz, womit sie in ganz China Logistiktätigkeiten durchführen können. UPS und Fedex
sind weltweit führend bei Expresssendungen. FedEx ist in China die Nr.1 auf dem
Luftfracht–Markt, und zählt zu der am schnellsten wachsenden Branche (jährlich über
20%). Sie bietet seit Ende Mai 2007 erstmals einen inländischen Service für mehr als 200
chinesische Städte an, inklusive Zustellung am nächsten Tag. Seit Ende Juli 2007 sorgt
ein eigener Hub in Hanzhou für den reibungslosen Ablauf (Kapazität: über 9.000
Sendungen / Std.). Ab Dezember 2008 wird ein Super- Hub in Guangzhou fertig gestellt
werden, die Kapazität beträgt dann 24.000 Pakete / Std. 1.200 Mitarbeiter sind so am
Asien- Pazifik- Hub beschäftigt.
Insbesondere bei komplexen Logistiklösungen (Kontraktlogistik) sind weltweit die
Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum führend, zum Beispiel DHL u. Kühne &
Nagel.
Problemfeld
Trotz aller schönen Ziffern gibt es viele Probleme, die in China umgehend gelöst werden
müssen. Dazu zählt vor allem die Kluft zwischen Arm und Reich (Ausprägungen:
Arbeitslosigkeit, Differenz zwischen Stadt und Land, Differenz zwischen Osten und
Westen), Umweltverschmutzung, Überhitzung der Wirtschaft in bestimmten Bereichen.
Eine Überkapazität ist in vielen Bereichen merkbar und die Tendenz nimmt zu,
besonders in der Immobilienbranche. Geldpolitische Maßnahmen zeigen weniger
Wirkung. Die meisten einheimischen Unternehmen arbeiten ineffizient und verbrauchen
überdurchschnittlich viele Rohstoffe und Energie. Um ein Produkt der gleichen Menge
und Qualität zu produzieren, verbraucht man in China durchschnittlich das 4- bis 5-fache
an Energie als in Deutschland.
Chinas hohes Wachstum geht auch zu Lasten der Umwelt. Mangels der benötigten
Technologie, vor allem aber wegen dem fehlenden Willen der Führung, dieses Problem
zu beseitigen, ist die Umweltqualität stark gesunken. Luftverschmutzung und verseuchtes
Wasser beeinträchtigen die Lebensqualität, vor allem der Stadtbewohnern. Dies schadet
dem Image und macht die Standorte weniger attraktiv für ausländische Investoren. Nach
ersten Schätzungen wird es die gesamten Devisenreserven kosten, wenn man das
Problem nachhaltig beseitigen will.
232
Viele staatliche Unternehmen arbeiten uneffizient, sind überschuldet und verursachen
viele faule Kredite bei den staatlichen Banken. Hier besteht enormer Sanierungsbedarf.
Die Logistikkosten machen ca.20% des BIP aus, das ist im Vergleich zu westlichen
Ländern, wo diese nur bei ca.10% liegen, doppelt so hoch. Hier besteht noch ein enormes
Rationalisierungspotential.
Es ist auch zu erwähnen, dass die Zentralregierung und die ‚Provinzfürsten’ nicht immer
im Einklang arbeiten. Die von der Zentralregierung erlassenen Regulierungen wurden
nicht oder nicht in vollem Umfang in den Provinzen umgesetzt, was bei den Ausländern
immer verwirrend wirkt. Dass die Behörden im Allgemeinen nicht effizient arbeiten, hat
negative Auswirkung auf die Wirtschaftsentwicklung, was bei den ausländischen
Einkäufern häufig unnötige Verzögerungen bei der Zollabfertigung zur Folge hat.
China als Beschaffungsmarkt
Vorteilhafter Standort
Da das Gewinnpotenzial am Down strain schon ausgeschöpft ist, versuchen die meisten
Unternehmen dies an der Beschaffungsseite zu realisieren. China ist sehr attraktiv als
Zielland der internationalen Beschaffung. Neben der stabilen politischen Lage und der
raschen Wirtschaftentwicklung sprechen folgende Gründe dafür:
•
Der wichtigste und zugleich elementarste Grund ist der niedrige Fertigungslohn.
In der Küstenregion verdient ein normaler Arbeiter ca. 0,6 USD die Stunde, ein
Akademiker bekommt ca. 260 bis 300 USD pro Monat. Im Landesinneren kann
man die Zahlen noch weiter unten ansetzen. Als 2001 die Einfuhrquote für
Chinas Textilien wegfiel, fühlten sich viele Kaufhäuser gezwungen, sich an
Produkte aus China zu halten. In Italien, ein Land des traditionalen
Schuhmacherhandwerks, stammt jedes zweite Paar Schuhe in den Kaufregalen
aus China.
•
Das Image ‚Made in China’ hat sich verbessert. Die Qualität und das Design
verbessern sich kontinuierlich. Das ist vor allem auf die vielen ausländischen
Investoren
zurückzuführen.
Sie
bringen
neue
Technologien
bzw.
233
Produktionsverfahren und neue Managementmethoden ins Land. Seit 2003
überholt China die USA als das größte Empfängerland der FDI.
•
Die
verbesserte
Infrastruktur
bezüglich
des
Verkehrs
und
der
Telekommunikation spielt eine große Rolle. So kann man sein Chinageschäft
schnell und kostengünstig abwickeln.
•
Das Bildungsniveau hat sich erhöht und die Qualifikation der Arbeiter
verbessert sich. Jedes Jahr kommen ca. 3 Millionen frische Ingenieure, Naturund Wirtschaftswissenschaftler auf den Arbeitsmarkt.
•
Die starke Konkurrenz auf Chinas Binnenmarkt sorgt auch dafür, die
Produktqualität zu verbessern. Momentan sind viele Lieferanten in der Lage,
high-end Produkte auf hoher Qualität anzubieten. Zugleich sind sie bereit, mit
niedriger Gewinnspanne mit Einkäufern zusammenzuarbeiten. An einer
Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen zeigen die Lieferanten großes
Interesse. Sie erwarten einen möglichen Know-how Transfer, und das erhöht
auch das Image des Lieferanten. Das Einsparpotenzial bei ausländischen
Unternehmen ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Die Ersparnisse
liegen zwischen 15%-60%.
•
China ist auch deswegen als Beschaffungszielland interessant, da es einen
riesigen Binnenmarkt besitzt, worauf ein international agierendes Unternehmen
kaum verzichten kann. Durch die Beschaffungstätigkeiten können wertvolle
Erfahrungen gesammelt werden und somit sind Vorbereitungen in dem Markt
geleistet worden.
234
Wirtschaftsräume und Produkte362
In dem boomenden Ostteil Chinas sind drei Wirtschaftsräume zu identifizieren, nämlich
die Bohai-Küstenregion, das Yangtze Delta(Shanghai) und das Perldelta (Guangdong).
Der Perldeltaraum umfasst viele große Städte, darunter Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai,
Fusan und Dongguan. Der Perldeltaraum profitiert von seiner geographischen Lage, da er
direkt an Hongkong und auch nah an Taiwan und Singapur gelegen ist. So stammen viele
Unternehmen ursprünglich aus diesen drei Orten. Heute kontrollieren die Geschäftsleute
aus Hongkong ca. 60.000 Unternehmen und beschäftigen über 10 Millionen Menschen in
diesen Gebieten. Die Wirtschaft ist sehr exportorientiert, 2004 macht deren Anteil 32%
des Gesamtexports aus und die Wachstumsrate beträgt 13,5%.
In PFD dominieren die Leicht- und Elektroindustrie. Zu den wichtigsten Produkten
zählen Fernseher, Audio- und Video-Geräte, Telefone, Computer, Fahrräder, Spielzeug
Schuhe. Die Liste kann unendlich fortgesetzt werden. Die Tendenz zeigt, in diesem
Gebiet werden immer mehr High-Tech-Produkte angeboten, besonders bei Elektro- und
Telekommunikationsprodukten. Die Chinese Commodities Fair in Guangzhou ist die
bekannteste und bedeutendste Industriemesse Chinas. Sie findet jeweils in April und
Oktober statt. Der Besuch ist für viele ausländische Einkäufer ein Muss.
Die Metropole Shanghai an der Mündung des Yangtzes und der Yangtzedeltaraum
umfassen die Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Neben Shanghai sind in diesem Gebiet
über ein dutzend große Städte ansässig, darunter Suzhou, Wuxi, Changzhou, Nanjing.
Dies sind Städte, wo die meisten deutschen Unternehmen in China angesiedelt sind.
Viele multinationale Unternehmen sind in diesem Gebiet ansässig, darunter Siemens,
General Motor, AMD, Volkswagen Nokia. Das Exportvolumen im Jahr 2004 beträgt in
diesem Gebiet 219,2 Mrd. USD. Das entspricht gut einem Drittel des gesamten
Exportvolumens Chinas. Hier hat sich vor allem die Halbleiter- und Computerindustrie
angesiedelt. Shanghai ist wohl die bedeutendste Stadt Chinas. Neben dem Handel- und
Finanzzentrum ist sie auch der Transport-Hub. Mit dem Fertigstellen des YangsanTiefseehafens im Jahr 2020 soll dieser 25 Millionen Container umschlagen und ist somit
der größte Tiefseehafen der Welt. Außerdem ist Shanghai eine Messestadt geworden und
die Bedeutung nimmt ständig zu. Allein 2004 haben hier 286 internationale Messen
stattgefunden. Die drei deutschen Messegesellschaften Hannover-Messe, Messe
362
Vgl. Jürgen Kracht und Thaddäus Müller (Einkaufen und Investieren in China, Band 2), S. 122-128
235
Düsseldorf und Messe München haben ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Stadt
Shanghai gegründet und bauen jetzt das Shanghai New international Exhibition Centre.
Nach dessen Fertigstellung soll die Ausstellungsfläche 250.000 m² betragen und ist somit
das größte Messezentrum Asiens.
Die Bohai-Küstenregion befindet sich in Nordchina. Sie umfasst die Provinzen Liaoning,
Hebei, Shandong und die zwei Metropolen Peking und Tianjin. Da diese Region nah an
Japan und Korea liegt, fallen die meisten DFI von diesen beiden Ländern nach China auf
diesem Gebiet. 2004 erzielt diese Region ein Exportvolumen von 105,6 Mrd. USD, das
entspricht ca. 18% der Gesamtexporte. Die größte Stahl- und Ölindustrie des Landes ist
hier beheimatet. Außerdem zeigen auch Auto-, Chemie-, und Rohstoffindustrie starke
Präsenz in diesem Gebiet.
Yuan und dessen Wechselkurs363
Der Chinesische Renminbi, auch Yuan genannt, ist keine ‚Harte Währung’, nicht frei
umzutauschen und lediglich in China (inkl. Hongkong, Macao) zu erwerben. Der
Wechselkurs zeichnet sich mit einem USD – peg aus. Als eine langjährige Praxis legt die
Chinesische Nationalbank einen relativ festen Wechselkurs zwischen Yuan und Dollar
fest.
Das Interesse eines Einkäufers liegt auch darin, die möglichen Kursrisiken zu
minimieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der sogenannte Non-Deliverable-Forward
als die übliche Methode vorgesehen. Hierbei wird ein Termingeschäft mit Barausgleich
abgeschlossen, d.h. man sichert eine bestimmte Menge Yuan gegen USD oder Euro, und
zwar zu einem bestimmten Tag bei einem festen Wechselkurs. Der Tauschprozess wird
durch die Bank in China abgewickelt, bei der die entsprechenden Konten unterhalten
werden. Liegt eine Abwertung des Yuan (in Bezug auf dem vereinbart NDF-Terminkurs)
vor, wird eine Ausgleichszahlung an die Bank bezahlt. Hingegen bei einer Aufwertung
des Yuan, der Kunde um die Ausgleichssumme begünstigt wird. Die Ausgleichszahlung
wird wie folgt berechnet:
Terminkurs
Ausgleichszahlung = Nominalbetrag * ( 1- Kurs der Ausgleichswährung)
Terminkurs
363
Vgl. Bianca Herzog (Einkaufen und Investieren in China, Band 2), S. 160
236
Hierbei ist zu erwähnen, gesichert ist nur der Yuan gegen die Hartwährung. Die
Hartwährung selbst ist jedoch nicht gesichert. Wenn zum Beispiel ein deutsches
Unternehmen Einkaufstätigkeiten in China ausübt und dessen Geschäft mit USD
abgerechnet wird, so kann man das Wechselkursrisiko gegen USD anders absichern.
Devisentermingeschäft und Option kommen hier zur Anwendung.
Beschaffungsaktivität
Beschaffungsorgan
Soweit das Einkaufsziel identifiziert und eine klare Strategie entwickelt wurde, soll eine
Einkaufsform ausgewählt werden.
Zwischenhändler
Wenn es sich für einmalige Einkäufe, wegen einer geringen Einkaufsmenge oder eines
langen Zeitabstandes nicht lohnt, ein eigenes Einkaufsbüro einzurichten, kann ein
Zwischenhändler eingeschaltet werden. Es gibt viele erfahrene Handelsfirmen, die in
Hongkong oder Mainland China ansässig sind. Sie können den Anforderungen der
westlichen Unternehmen entgegenkommen und die Geschäfte professionell abwickeln.
Man kann hierdurch die Abwicklungskosten einsparen und ein hohes Maß an Flexibilität
erzielen. Als Nachteile sind folgende zu nennen: es fehlt an Kostentransparenz, man kann
den Kostenvorteil nicht voll ausnutzen; keine direkte Verbindung zu Herstellern;
Informationsverlust durch Zwischenhändler. Diese Methode ist vor allem für schon
standardisiert Fertigprodukte geeignet, die ein geringes technisches Niveau aufweisen
und eine transparente Kostenstruktur aufweisen. Wenn das gesuchte Produkt eine hohe
Komplexität besitzt und daher eng im eigenen Produktionsprozess integriert werden
muss, sollte man auf diese Methode verzichten.
237
Vertretung
Andernfalls ist eine direkte Verbindung mit den Lieferanten vorteilhaft. Um dies
auszunutzen, kann man ein Repräsentanzbüro in China eröffnen. Solche Vertretungen
dürfen kein Geschäft unter eigenem Namen abwickeln. Das stellt aber kein eigentliches
Problem dar, wenn es nur um Exportgeschäfte geht. Ein Repräsentanzbüro kann fast alle
Funktionen erfüllen, die für diesen Zweck vorgesehen sind: Qualitätskontrolle;
technische Unterstützung; Probleme mit den Lieferanten vor Ort lösen; nach neuen
Lieferanten suchen usw.
Handelsfirma in Mainland China
Für die Gründung einer Handelsfirma ist ein Mindestkapital von 120.000 bis 200.000
EUR gesetzt (je nach Region). So kann man den gesamten Einkauf in China abwickeln.
Aber die Geschäftstätigkeit ist nach wie vor beschränkt. Am 1. Juni 2004 hat das
Ministry
of
Commerce
in
China
eine
Neufassung
des
chinesischen
Außenhandelsgesetzes erlassen, wonach die Eintrittsbarrieren heruntergesetzt wurden
und den ausländischen Unternehmen eine weit reichend freie Hand in dem Geschäftsfeld
ermöglicht. Dessen volle Umsetzung ist noch abzuwarten.
Handelsfirma in Hongkong
Einige Unternehmen haben sich entschieden, neben einem Repräsentanzbüro in
Mainland China eine Handelsfirma in Hongkong zu gründen. Das hat gewisse Vorteile:
die Gründung ist einfach und kostengünstig; In Hongkong beträgt die Gewinnsteuer
17,5% (in China sind es überwiegend 33%). Erträge aus so genanntem ‚OffshoreGeschäft’ sind steuerfrei. Ein Offshore-Geschäft ist zustande gekommen, wenn der
Firmensitz beider Geschäftspartner außerhalb Hongkongs liegt und der Kaufvertrag
ebenfalls nicht in Hongkong abgeschlossen wird. Die Handelsfirma in Hongkong spielt
dann nur eine ‚Mittelmanns’-Rolle. Außerdem bietet es eine weitere interessante
Möglichkeit: man kann die nötige Veredlungsarbeit durchführen und die Waren dann
direkt zu den Kunden schicken, ohne dass dieser die ursprüngliche Herkunft
238
identifizieren und den Hersteller ansprechen kann. Da in Hongkong eine physische
Präsenz zur Abwicklung der Geschäfte nicht erforderlich ist, kann man die mit der
Handelsfirma verbundene Tätigkeit auch komplett outsourcen. In Hongkong gibt es
zahlreiche Dienstleister, die mit solchen Geschäften vertraut sind.
Einkaufskooperation
Für die vielen KMU`s, die sich ein eigenes Repräsentanzbüro oder eine Handelsfirma
finanziell nicht leisten können, wäre es sinnvoll, gemeinsam eine Vertretung zu errichten
oder eine Handelsfirma zu gründen. So kann man gemeinsam gegen Lieferanten
auftreten und auch die Logistikaktivität zusammen entwickeln, so dass ein zusätzlicher
Kostenvorteil realisiert werden kann.
Direkt produzieren
Dies kann auch als Beschaffung angesehen werden. Wenn man dabei beabsichtigt, die
dort produzierten Waren wieder nach Europa zu bringen. Hier ist wiederum ein
Tochterunternehmen empfehlenswert. Ein Jointventure mit einheimischen Unternehmen
ist schwierig. Viele ausländische Unternehmen haben schlechte Erfahrungen gemacht.
Besonders die vor dem Jahr 2000 in China tätigen ausländischen Investoren. Damals war
es eine Voraussetzung, dass sie mit einem einheimischen Partner kooperieren, die
meisten damals unter solchen Umständen gegründeten Partnerunternehmen sind jetzt
wieder aufgelöst.
In Westchina ist ein größerer Steuervorteil zu erwarten. Um diesen zu optimieren, kann
man die Buchführung sorgfältig planen, wobei ein Gewinn erst später auftritt. Die
lokalen Behörden freuen sich, dass überhaupt ein ausländisches Unternehmen zu ihnen
gekommen ist.
239
Geschäftsabwicklung
Informationsquelle
Wenn ein eigenes Netzwerk nicht ausreicht, das ist normalerweise auch der Fall, können
folgende Quellen aufgesucht werden: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und
Logistik e.V. (www.bme.de); Deutschzentrum jeweils in Peking und Shanghai
(www.germancentre.org); deutsches Auswärtiges Amt; Deutsche Botschaft in Peking
sowie
Konsulate
in
Shanghai,
Guangzhou
und
Hongkong.
Industrie
und
Handelskammern (www.ahk.de). Außerdem sind zahlreiche Internetseiten von anderen
Organisationen
bei
der
Lieferantensuche
hilfereich:
www.bfai.com,
www.chinasuppliers.alibaba.com, www.vdma.org, www.busytrade.com, www.supplymarkets.com, usw. Magazine wie China Contact, Sourcing Asia liefern auch wertvolle
Informationen.
Messebesuch
Messebesuche werden von vielen Unternehmen als der erste Schritt zum Einkauf
gewählt. Der Vorteil ist deutlich, hier kann direkt mit dem Lieferanten Kontakt
aufgenommen und verschiedene Lieferanten des gleichen Produkts können miteinander
verglichen werden. So kann man viel Zeit und Kosten sparen. Da viele Regionen
versuchen, sich als Messestandort zu profilieren, sind deren Qualitäten unterschiedlich.
Es sollte einige Zeit investiert werden, um die richtige Messe zu finden. Ein Punkt soll
hier erwähnt werden; viele Lieferanten wirken auf den ersten Blick sehr professionell,
aber man sollte sich nicht darauf verlassen. Die Qualität des ausgestellten
Musterproduktes entspricht oft nicht den später ausgelieferten Waren. Viele
Zwischenhändler sind auf der Messe vertreten, aber nicht auf den ersten Blick zu
erkennen. Als Faustregel gilt: Kein Einkauf ohne Fabrikbesuch.
Inzwischen sind viele Produzenten auch im Landesinneren angesiedelt. Aufgrund der
noch niedrigeren Lohnkosten und Steuervergünstigungen könnte eine Beschaffung von
dort vorteilhaft sein.
240
Lieferantenauswahl
Wenn man eine andere Lieferantenadresse als bei einem Messebesuch bekommen hat,
zum Beispiel durch ein Branchenbuch, so sollte der Lieferant zuerst per Telefon
kontaktiert werden. Ein Formular zur Selbstangabe zu mailen wäre sinnvoll.
Der Auswahlprozess ähnelt einer Trichterform. Nach vorher erarbeiteten Kriterien wird
der Lieferantenpool überprüft. Wie viele hier ‚überleben’ sollen, ist je nach Situation
unterschiedlich. Als nächstes sollte eine Fabrikbesichtigung stattfinden. Neben den
Selbstangaben, worin vorwiegend technische Daten stehen, werden auch die Finanzlage,
das Management und die Qualifikationen der Mitarbeiter geprüft. Mit den hierdurch
gewonnenen Erkenntnissen kann beispielsweise ein Sourcingmodell angewendet werden,
wobei man Prioritäten auf verschiedene Kriterien setzt. Mit den so ausgewählten
Lieferanten tritt man in Verhandlungen über einen Kaufvertrag. Es ist jedoch nicht zu
empfehlen, bei einem Erstbesuch sofort über einen Kaufvertrag zu reden. Besonders
wenn noch Fragen offen geblieben sind, macht es Sinn, eine Lieferbeziehung auf Probe
herzustellen, indem eine kleine Menge Ware im Intervall bestellt wird.
Wenn Unsicherheit besteht, ist es sinnvoll, einen externen Berater einzuschalten. Es gibt
eine große Auswahl, nur die Qualität ist unterschiedlich. Auch bei der Auswahl des
Beraters kann man wertvolle Hilfe beim nächsten Deutschen Konsulat oder den
Deutschzentren in Peking und Shanghai erhalten.
Wo können Probleme liegen?
Die Entfernung und die Sprachbarriere erschweren die Verhandlungen und
Kontrollaufgaben. Der fehlende Standard von EDV-Programmen und qualifiziertem
Personal stellen eine große Barriere für eine Advanced Sourcing dar.
Die oft von ausländischen Einkäufern beklagten Probleme sind Qualität und Piraterie.
Viele Streitigkeiten sind darauf zurückzuführen. Wenn man den Weg über das Gericht
sucht, ist es sehr langwierig, kostet viel Zeit und Energie, und die Ergebnisse sind
normalerweise unzufrieden stellend. Hier spielt ein Protektionismus und ‚GuanXi’ eine
große Rolle. Selbst, wenn ein günstiges Urteil gefällt wurde, ist es in der Regel auch
schwierig, dies umzusetzen. Es ist empfehlenswert, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
241
Verhandlung ist natürlich ein kritischer Punkt. Der Umgang mit den Einheimischen kann
schwierig sein, wenn sie zum Beispiel bei Verhandlungen sehr hartnäckig wirken, nicht
immer ihr Wort halten, immer dieselbe Frage wiederholen usw. Auf der einen Seite ist
die Art und Weise zu denken dort anders. Die Jahrtausend alte Geschichte - bis hin zu
Maos Zeit, besonders unter Maos Führung -, sagt den Chinesen: Entweder schlage ich
dich nieder, oder du schlägst mich nieder, es gibt keinen Zwischenweg. Also können die
Chinesen nicht ‚Win-Win’ denken, viele wollen den Vorteil nur für sich allein haben.
Und über Jahrhunderte hatte das Volk unter der westlichen Macht zu leiden. Sie sind sehr
empfindlich hinsichtlich einer ‚Ausbeutung’, obendrein hat eine Unkenntnis über den
internationalen Markt dies verstärkt. Und schließlich ist es auch eine Tatsache, dass die
ausländischen Unternehmen eine viel größere Gewinnspanne als die Einheimischen
erzielen.
Um noch auf einen weiteren Aspekt einzugehen; es fehlt in China eine
Unternehmenstradition. Viele Sachverhalte sind für sie neu, es gibt kein allgemein
angesehenes Vorbild. Man sollte nicht immer auf kulturelle Analytik zurückgreifen.
Nicht, dass sie sich so verhalten weil sie daran gewöhnt sind, sondern sie wissen nicht
einmal, wie man sich unter solchen Unterständen verhalten soll. Jeder denkt sich etwas
Neues aus, das macht es dem westlichen Beobachter schwer. Einst passierte folgendes:
eine Deutsche Delegation war zwecks eines Jointventures nach China geschickt worden.
Das deutsche Team, das wie üblich die Minderheit darstellte, begann die Verhandlung
mit dem chinesischen Partner. Eine Sitzung nach der anderen, die chinesischen
Verhandlungspartner hörten geduldig zu und machten fleißig Notizen. Aber bei jeder
Sitzung kamen verschiedene Leute, schließlich hat der Deutsche Manager dies in Frage
gestellt. Zuerst hat er dies für einen Verhandlungstrick gehalten. Die wahre Absicht: die
chinesische Seite wollte die Chance nutzen, verschiedene Abteilungen die Gelegenheit
zu geben, eine Verhandlung mit den Deutschen zu trainieren.
Die Tendenz zeigt aber, ein direkter, professioneller Stil setzt sich nach und nach im
Business durch, das ist vor allem auf den amerikanischen Einfluss zurückzuführen. Wie
Wal-Mart es in China praktiziert hat: einmal in Monat findet ein Lieferantenaudit bei
Wal-Mart`s im Einkaufsbüro statt. Wer die vorgeschriebene Qualifikation nicht erfüllt,
fliegt sofort aus.
242
Lieferantenpflege
Es ist zwar empfehlenswert, den Vertrag detailliert zu formulieren, aber man sollte sich
auf keinen Fall voll darauf verlassen. Ein Vertrag hat bei chinesischen Partnern
normalerweise nicht dieselbe Bedeutung wie bei einem Europäer, insbesondere für einen
deutschen Partner. Man sollte sich von Anfang an darüber bewusst sein, dass
irgendwelche Abweichungen wahrscheinlich sind.
So ist eine effektive Lieferantenpflege umso wichtiger. Hier sind staatliche und private
Unternehmen zu differenzieren. Besondere Aufmerksamkeit schenken sollte man bei
staatlichen Unternehmen auf die Beziehungspflege. Gemeint ist hier auch eine
persönliche Beziehung. Für die Unternehmensführung, ist es zwar geregelt, dass deren
Löhne an den Unternehmenserfolg geknüpft sind, aber es besteht große Unterschiede zu
privaten Unternehmen. Es lässt sich vermuten, dass eine gewisse Willkür vorhanden ist.
Die Annahme, dass das Unternehmensinteresse immer den Vorrang hat, ist falsch.
Aufgrund Chinas turbulenter Marktsituation, sind viele Veränderungen nicht
vorherzusehen. Man sollte einen langfristigen Vertrag nach Möglichkeit vermeiden. Das
gilt besonders für C-Güte, welches ein niedriges technisches Niveau aufweist und in
großer Menge bestellt wurde. Wenn die Situation zugunsten der lokalen Lieferanten liegt
und die dies auch ausnutzen, ist bei einem Streitfall der Einkäufer wieder schlechter
gestellt, da in China ein verlässliches Justizsystem noch fehlt.
Fazit
Viele deutsche Unternehmen zögern auch deswegen, weil sie mit der chinesischen
Mentalität nicht vertraut sind und ein reibungsloses Vorantreiben des Projektes nicht
gewährleisten können. Das ist zwar nicht unbegründet, aber keineswegs sollte ein
Chinaengagement dadurch verhindert werden. Meines Erachtens reicht es schon aus,
wenn man sich hierzulande darüber informiert hat.
Eines sollte man sich vor Augen halten, dass man sich nicht allzu sehr auf deutsche
Gewohnheiten verlassen kann. Eine gewisse Offenheit und Pioniergeist sollte man schon
mitbringen. Man kann zum Beispiel nicht hoffen, dass man alles 10 Jahre im Voraus
243
planen kann. Es existiert ein sich rasch verändertes Umfeld, es gibt viele Faktoren, auf
die man keinen Einfluss hat.
Eine neue Entwicklung soll an dieser Stelle erwähnt werden. In dem gerade
abgeschlossenen nationalen Volkskongress ist ein neues Gesetz zur Körperschaftssteuer
verabschiedet worden, wonach die ausländischen Investoren ihre Steuervorteile
gegenüber chinesischen Unternehmen verlieren. Man tendiert zu einer Gleichbehandlung
der ausländischen und einheimischen Unternehmen. Steuerbegünstigungen beziehen sich
nur auf bestimmte Waren oder Warengruppe.
In der Zukunft wird China weit in den Welthandel integriert werden und seine Position
als ‚Fabrik der Welt’ ausbauen. Als Beschaffungszielland wird China für ausländische
Unternehmen immer interessanter. Da die Chinesen ein lernfähiges Volk sind, werden in
China viele Produkte dem westlichen Niveau angepasst und diese sogar zum Teil
überholen. Und da China ein so großes Land ist, wird die Einwohnerzahl in Jahr 2015
schätzungsweise bei 1,6 Mrd. liegen. Der günstige Fertigungslohn wird für lange Zeit
erhalten bleiben. Es ist auch abzusehen, dass viele einheimische Unternehmen in der
Lage sein werden, in den internationalen Markt mit westlichen Unternehmen als
Konkurrenten aufzutreten. Aber das ist auf keinen Fall ein Grund, dafür auf China als
Beschaffungsmarkt zu verzichten. Mindestens betriebwirtschaftlich gesehen, gilt es nach
wie vor, wo es arbeitsintensiv ist, lohnt es sich nach China zu gehen.
244
Naher Osten
Türkei
Aufgrund der Lage, dass dieses Land die Kontinente Asien und Europa verbindet, ist
der
Verkehrssektor
Transportdienstleistungen
eine
wichtige
umfassen
Einnahmequelle
neben
den
Straßen-
der
auch
Türkei.
See-,
Die
Luft-,
Schienenverkehr und Transporte sogar Rohrleitungen. Mit internationalem Personenund Güterverkehr auf Straßen erwirtschaftete die Türkei 1999 1,2 Milliarden Euro. 2000
machte der Verkehrs- und Kommunikationssektor rund 14 % des Bruttoinlandsprodukts
aus. 3/4 aller öffentlichen Investitionen, wobei auch ausländische Unternehmen hier
stark investieren, werden in diesem Bereich des Landes getätigt. Damit zeigt sich
eindrucksvoll die Bedeutung dieses Sektors für die Türkei.364
Die staatliche türkische Generaldirektion für das Fernstraßenwesen "Karayollari Genel
Müdürlügü" (KGM) will mit mehreren neuen Autobahn- und Brückenprojekten die
Verkehrsbedingungen in der Türkei verbessern. Die neuen Projektkosten belaufen sich
auf zirka 20 Milliarden US$. 2006/2007 wurden schon ca. 6355 km Autobahn gebaut.
In den folgenden fünf Jahren will die KGM Neuasphaltierungen an 14500 km
vornehmen. 2008 sollen mindestes zwei neue Autobahnprojekte sowie die Errichtung
einer dritten Hängebrücke über dem Bosporus in Angriff genommen werden. Sowohl
die Ausschreibung der 342 km langen Nord- Marmara- Autobahnstrecke einschließlich
der Bosporusbrücke sowie die Auftragsvergabe - vorzugsweise nach dem BuildOperate-Transfer-Betreibermodell (BOT) - soll im Jahr 2008 erfolgen.365 366
In Istanbul soll ein zweiter Unterwassertunnel gebaut werden. Während der
Unterwassertunnel, der bereits gegenwärtig gebaut wird, für den Stadtbahnverkehr
gedacht ist. Der neue Bau soll von Kraftfahrzeugen genutzt werden. Die Kosten des
Vorhabens werden auf 370 Mio. US$ veranschlagt. Die Generaldirektion ist der
Projektträger für den Bau von Schienenwegen, Seehäfen und Flugplätzen (DLH) im
Geschäftsbereich des Verkehrsministeriums. Durch die wachsenden Einwohnerzahlen
364
365
366
Vgl. Wikipedia, (Infrastruktur),18.12.2007
Vgl. IHK-Köln, (Brücken und Autobahnprojekte), 15.01.08
Vgl. Zaman (Karayol, Köprü), 16.01.08
245
und die steigenden Zahlen der Fahrzeuge wird die Situation des Straßenverkehrs in
Istanbul zusehends schlechter. Nach den Zahlen des Statistikamtes TÜIK (Türkiye
Istatistik Kurumu; www.tuik.gov.tr) waren in der Türkei Mitte 2006 insgesamt knapp
11,8 Mio. Kraftfahrzeuge zum Straßenverkehr zugelassen; davon waren rund 2,4 Mio.
im Regierungsbezirk Istanbul registriert, darunter mehr als 1,6 Mio. Pkw. Nach den
Vorstellungen der Planer bei der DLH soll das neue Tunnelprojekt unter dem MarmaraMeer bei Istanbul mit veranschlagten Kosten von 370 Mio. US$ nach dem BOTBetreibermodell verwirklicht werden; eine Staatsgarantie ist nicht vorgesehen. Nach den
vorläufigen Plänen ist an einem Unterwassertunnel mit zwei Ebenen gedacht, der
unabhängig vom derzeit im Bau befindlichen Tunnel für die Schienenverbindung
("Marmaray-Projekt") und mit einer anderen Bautechnik entstehen soll.367
Das Marmaray-Projekt wird von einem japanisch- türkischen Firmenkonsortium gebaut.
Mitglieder der Gruppe sind die Bauunternehmen Gama und Nurol aus dem Inland
Taisei und Kumagai Gumi aus Japan. Die Gesamtkosten dieses laufenden Projektes, das
bis Ende 2009 abgeschlossen werden soll, belaufen sich auf 4,8 Mrd. Neue Türkische
Lira (circa 2,5 Mrd. Euro; 1 Euro = rund 1,90 YTL).
Nach Abschluss dieses Großprojektes soll ein insgesamt 76 km langes modernes UBahn-/S-Bahnsystem bereitstehen. Damit wird die Personentransportkapazität auf dieser
Strecke in eine Fahrtrichtung von derzeit 10.000 auf 75.000 Personen pro Stunde
ansteigen.368
Straßenverkehr
Die Straßen in der Türkei haben eine Länge von insgesamt 425.000 km. Davon sind ca.
15% Landstraßen, 81% sog. Dorfstraßen und 4% Autobahn. Das Autobahnnetz soll
immer weiter ausgebaut werden. Etwa 1600
km sind momentan im Bau. Eine
Autobahn von Izmir nach Manisa ist im Bau, die Autobahnen Adana – Ankara und
Gaziantep – Şanlıurfa sind ebenfalls im Bau. Auf den Straßen werden 89,2 % (Stand
2000) aller inländischen Güter transportiert. Der Anteil des Personenverkehrs ist mit
95 % sogar noch höher. Bei Überlandfahrten sind Reisebusse sehr beliebt. Hier
konkurrieren viele Unternehmen, um die Gunst der Fahrgäste zu erlangen.
Durch die Einnahmen der Mautgebühren erwirtschaftete die Türkei im Jahr 2005
367
368
Vgl. bfai, (Marmaray), 3.10.2007
Vgl. bfai, (Infrastruktur), 16.04.2007
246
231 Millionen YTL und sollten zum Ende jeden Jahres nach staatlichen Schätzungen
bei 357 Millionen YTL liegen; die Mautpflichtigen zwei Brücken in Istanbul und alle
Autobahnstrecken. Die Brücken benutzen über 136 Millionen Fahrzeuge und die
mautpflichtigen Straßen über 120 Millionen Fahrzeuge mit einer steigenden Tendenz.
Der Nahverkehr wird in den Städten durch öffentliche Busse organisiert. Da aber der
öffentliche Nahverkehr ungenügend ausgebaut ist, dominieren die Sammeltaxis, so
genannte Dolmuş, die im Privatbesitz sind. Die Fahrtkosten sind abhängig von der
gefahrenen Strecke und werden bar beim Fahrer oder seinem Gehilfen bezahlt.
Solche Fahrten haben keine festen Zeiten, Ein- und Aussteigemöglichkeiten sind immer
möglich. Die regulären Taxen arbeiten mit einem Taxometer. Das folgende Bild zeigt
den Autobahnplan der Türkei.369
Abbildung 57: Autobahnnetz
Quelle:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/5/5b/T%C3%BCrkei_Autobahn_T.png
Schienenverkehr
Der Schienenverkehr ist in der Türkei vernachlässigt worden, Vorrang beim Ausbau
hatte die Straße. Die Trassierungen des Eisenbahnnetzes stammen weitestgehend noch
aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Länge beträgt 10.500 km,
davon sind ca. 20 % elektrisch betrieben. Am Gesamtverkehr macht der Anteil der
Eisenbahn 10 % aus (Stand 1999). Bis auf der Strecke zwischen Istanbul und Ankara
369
Vgl. Zaman,(Karayollar), 14.9.2007
247
verkehren in der Regel nur ein oder zwei Personenzüge täglich. Die durchschnittliche
Reisegeschwindigkeit liegt unter der, die mit dem recht dichten Netz des öffentlichen
Busverkehrs erreicht wird. Jedoch ist der Komfort in den Zügen weit höher als in den
Bussen. Es sollen Hochgeschwindigkeitstrassen errichtet werden, die Fertigstellung ist
für 2008 geplant. Bis 2010 soll das Netz bis nach Bulgarien gehen.370
Mit der Fertigstellung des Marmarays können Züge theoretisch von London bis nach
Ankara ununterbrochen verkehren. Im Eisenbahnbereich wurden im Februar 2007 mit
Georgien und Aserbaidschan der Bau der 105 km langen Eisenbahnstrecke Kars- TiflisBaku feierlich unterzeichnet. Die Kosten des Vorhabens werden auf 400 Mio. US$
veranschlagt. Für die Hochgeschwindigkeitszüge werden in den kommenden zwölf
Jahren etwa 20 Mrd. US$ investiert. Die geplanten Eisenbahnprojekte sollen bis 2011
zum Abschluss gebracht werden.371
Luftverkehr
Das Monopol hatte in der türkischen Luftfahrt die Türkische Fluggesellschaft (THY) bis
1990, die 1933 gegründet wurde. Heutzutage bieten viele türkische Fluggesellschaften
ihre Dienste auf dem Sektor an und machen mehr als 30% des Gesamtvolumens aus.
Insgesamt verfügt die Türkei über 117 Flughäfen, wovon 15 dem internationalen
Luftraum angeschlossen sind; der Atatürk- Flughafen ist der meist genutzte und
wichtigste Flughafen mit mehr als 12 Millionen Passagieren auf dem europäischen Teil
Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Stadt befindet sich der kleinere, der jetzt
verstärkt frequentiert wird.372
Wasserverkehr
Mit einer Küstenlänge von 8.333 km und vielen Häfen ist das Potential des
Schiffsverkehrs groß. Die Tonnage der gesamten türkischen Handelsflotte beträgt fast
10,5 Mio. DWT. Der Handelsflotte gehören 888 Frachter mit über 300 Bruttotonnen an.
Eine Überfahrt von Europa nach Asien aus Istanbul beträgt 20 – 40 Minuten, abhängig
von der Fahrtrichtung.373
370
371
372
373
Vgl. Wikipedia.tr, (Bahnstrecken),16.01.2007
Bfai, (Schienennetz), 13.01.2008
Vgl. CIA,(Airports),15.03.2007
Vgl. TIS.GDV, (Häfen), Version 1.0.0.06
248
Ölleitungen
Die erste Pipeline zum Transport von Rohöl und Ölprodukten wurde 1966 zwischen
Batman und Dörtyol (im Golf von Iskendurun) in Betrieb genommen. Eine Ölleitung
verbindet die Türkei mit Irak, die 1977 in Betrieb genommen und 981 km lang ist
(davon liegen 641 km auf türkischem Boden). Die Leitung wurde zu Zeiten des
Golfkrieges und dem anschließenden Embargo zwischen 1990 und 1997 außer Betrieb
gesetzt.
Eine Erdgasleitung mit dem Namen „Blue Stream“ geht durch das Schwarze Meer von
Noworossijsk nach Samsun (Türkei) und weiter zur Hauptstadt. Die Leitung hat eine
jährliche Kapazität von 14 Milliarden Kubikmetern.374
Die Baku- Toflis-Ceyhan-Pipeline liefert Erdöl aus Mittelasien und Kaukasien über die
Türkei nach Westeuropa. Die Ölleitung verläuft über drei Länder, ist 1760 km lang und
hat eine Kapazität von etwa 1 Million Barrel pro Jahr. Die BTC-Pipeline gilt weltweit
als eines der teuersten und technisch aufwändigsten Pipeline-Projekte.
Parallel zu dieser Pipeline verläuft die Südkaukasus-Pipeline von Baku über Tiflis nach
Erzurum (Türkei). Diese 690 km lange Strecke fördert Naturgas vom Kaspischen Meer
in das türkische Gastransportsystem mit einer Kapazität von sieben Milliarden
Kubikmeter Gas.375
Telekommunikation
Die Türkei hatte bis zum Jahre 2005 einen einzigen Festnetzanbieter, die Türk Telekom.
Dessen 55% wurden dann für 6,55 Mrd $ an ein Firmenkonsortium verkauft. Während
die Zahl der Festnetzanschlüsse stagnierte, verzeichnete der Mobilfunkbereich sehr
hohe Wachstumsraten. Von einst noch 19,5 Millionen (2001) Festnetzanschlüsse, sank
die Zahl der Anschlüsse 2005 geringfügig auf 19 Millionen. Die Zahl der
Mobilfunknutzer stieg hingegen von 17,1 Millionen aus dem gleichen Jahr auf das
dreifache. Die internationale Anbindung der Kommunikation wird u. a. durch drei, im
Mittelmeer und Schwarzen Meer, verlegte Fiber- Optik- Kabel gewährleistet. Hierdurch
ist die Türkei mit vielen Ländern Europas und den USA verbunden. Darüber hinaus
sind 12 Intelsat-Stationen und 328 mobile Satelliten-Terminals hierfür im Einsatz.
374
375
Vgl. OffshoreTechnology,(BlueStream),14.01.2008
Vgl. dw-world,(Pipeline), 25.05.2006
249
Derzeit steckt die Türk-Telekom in der Bauphase eines flächendeckenden DSL- Netzes.
Laut der neuesten Erhebung des türkischen Statistikinstituts vom 16. November 2005
besitzen 12,75% der Bevölkerung einen PC oder einen Laptop und 8,66 % der
Haushalte besitzen einen Internetanschluss (2004 waren es 7,02 %). Weitere
Informationen dazu finden sie in der Statistik von EUROSTAT.376
Türkei
Das politische System in der Türkei sieht für den Staatspräsidenten eine starke Position
vor, die häufig zu Konflikten mit der Regierung führte. Das Parlament bezieht nur eine
untergeordnete Funktion und Machtausübungskontrollen fanden häufig nicht statt.
Die traditionelle Rivalität zwischen Griechenland und der Türkei besteht insbesondere
in Gebietsstreitigkeiten fort. Die Zypernkrise drohte immer wieder zu eskalieren, wurde
aber immer wieder diplomatisch (durch NATO, EU und UNO) befriedet.377
In der Folgezeit kam es sowohl in der Zypernfrage als auch in anderen Punkten, wie der
Erdölförderung in der Ägäis, immer wieder zu Spannungen zwischen den Nachbarn.
Der frühere Staatspräsident Özal († 1927 – 1993) erzielte die Mehrheit; Özal (1989 –
1993) führte neoliberale Reformen zur Stabilisierung der Wirtschaft durch.
Die kurdische Bevölkerung stellt eine der größten Volksgruppen, ohne einen eigenen
Staat, dar. Die durch ihre Unruhen für die Republik ein wirtschaftliches und staatliches
Problem darstellt. Fast mehr als die Hälfte aller Kurden leben in der Türkei. Im Jahre
1978 entstand die umstrittene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die von einigen als
Befreiungsarmee,
von
anderen
(vor
allem
der
türkischen
Regierung)
als
Terrororganisation angesehen wird. Heutzutage wird diese Vereinigung, der natürlich
nicht alle Kurden angehören, als die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans dargestellt und
gekannt.378
Politischen Engpässe und die vor allem wirtschaftsliberalistisch orientierten Programme
führten
in
den
90er
Jahren
zu
einer
weiterhin
hohen
Inflation
und
Massenarbeitslosigkeit. Es wurden zwischenzeitige Politikverbote aufgehoben, um
376
377
Vgl. eurostat,(Die digitale Kluft in Europa 2005),S 1-3, 18.12.2007
Vgl. Wikipedia, (Westanbindung), 16.01.2008
378 Vgl. Cankaya.gov,(Özal),12.01.2008
250
somit internationale Kredite über den IWF zu erlangen. Das verheerende Erdbeben, das
am 17.8.1999 Izmir und die Marmararegion verwüstete, legte mit Istanbul auch die
größte Wirtschaftszone der Türkei lahm. Knapp 20.000 Menschen starben. Die
damalige Regierung versuchte mit Privatisierungen der Staatsbetriebe die Wirtschaft zu
stabilisieren und somit eine Bekämpfung der Korruption. Querelen zwischen Staatsund Ministerpräsidenten über Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption führten im
Frühjahr 2001 erneut zu einer massiven Abwertung der türkischen Lira. Massenproteste
und polizeiliche Repressionen dagegen waren die Folge.379
Es konnten aber in den folgenden Jahren 50 % der Krise allein durch die Privatisierung
wieder eingeholt werden. Derzeit liegt der Korruptionsindex der Türkei bei 3,9 Punkten
und landet somit auf Platz 60 und schneidet demnach schlecht ab.380
Seit die Türkei in Brüssel offiziell um Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft (EG)
ersucht hat, folgten aus Europa immer neue Forderungen, die eine Grundlage für die
Aufnahme darstellen sollte.
Am 1. Januar 2005 wurde die alte "Türkische Lira" durch die "Neue Türkische Lira"
(Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verliert die Türkische Lira 6 Nullen.
Seit dem 3. Oktober 2005 laufen die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der
Europäischen Union. Als Kompromiss wird nun am Ende der Beitrittsverhandlungen
(nach 10 bis 15 Jahren) nicht nur geprüft, ob die Türkei die Beitrittskriterien erfüllt,
sondern auch ob die Europäische Union wirtschaftlich und politisch die Aufnahme der
Türkei verkraften kann. Damit sind die Hürden für die Aufnahme so hoch wie noch nie
zuvor für einen Kandidaten, denen die Türkei sogar zum verblüffen zustimmte.381
Außenpolitik
Die Vorhaben der Außenpolitik sind definiert: EU-Beitritts-Bemühungen, die
Westbindung und das Verhindern eines eigenständigen kurdischen Staates.
Das Land betrachtet sich auch als Schutzmacht der Turkmenen auf dem Balkan und im
Nord-Irak. Darüber hinaus versucht man eine Führungsrolle bei den Turkstaaten
(Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Kasachstan) Zentralasiens
einzunehmen.
379
380
381
Vgl. Cankaya.gov,(Özal),12.01.2008
Vgl. bafin,(Auslegung PDf.), 13.12.2007
Vgl. Wikipedia, (21.Jahrhundert), 21.12.2007
251
Jedoch seltsam bleibt immer, dass bei einem mehrheitlich islamischen Staat es an guten
Beziehungen zwischen der Türkei zu Israel nicht fehlt.382
Organisationsbereiche
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den
Vorläuferorganisationen der EU und strebt seit Jahrzehnten Verhandlungen über eine
Vollmitgliedschaft zuerst in der EWG, später der EG und zuletzt in der Europäischen
Union an. Daneben ist die Türkei u.a. Mitglied bei den folgenden überstaatlichen
Organisationen:
•
Vereinte Nationen mit Sonderorganisationen (UNO,1945)
•
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD,
1948)
•
Europarat(1952)
•
EG-Assoziierungs-Abkommen (1963)
•
Organisation der Islamischen Konferenz (OIC,1969)
•
Europäische Bank für Wiederaufbau- und Entwicklungshilfe (EBRD,1990)
•
Zentralasien-Gipfel der Turkischen Republiken (OATCT,1992)
•
Schwarzmeer Wirtschaftskooperation(BSEC,1992)
•
Internationaler Währungsfonds (IWF)
•
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE,1995)
•
assoziiertes Mitglied der WEU (1995 –2000)
•
EU-Zollunion (seit1996).
•
Gruppe der acht Entwicklungsländer (1997)
•
EU – Beitrittskandidat (seit 3. Oktober 2005)
Konfliktfelder mit den Nachbar-Staaten:
Regionale Konkurrenz mit Griechenland: Konfliktfelder sind die Herrschaftsräume in
der Ägäis und der Zypernkonflikt.
Zypern: Unstimmigkeiten wegen der in Nordzypern stationierten türkischen Soldaten.
382
E. Schmitt: Türkei. Politik - Ökonomie - Kultur. Mundo, Rieden 1988.
252
Syrien: Unterstützung der PKK durch Syrien veranlasste die Türkei in den späten 90ern
zu einer Kriegsdrohung gegenüber Damaskus. Auch gibt es Streitigkeiten wegen dem
Euphrat- Wasser. Der Bau von Staudämmen führt zu der Befürchtung, dass die Türkei
eines Tages das Wasser als Waffe einsetzen könnte.
Irak: Die Türkei sah im Falle eines Sieges der Kurden in Kirkuk bei den Wahlen am 30.
Januar 2005 und dessen Eingliederung in die autonome Kurdenregion in Irak einen
möglichen Kriegsgrund. Hintergrund ist, dass durch die reichen Ölfelder in Kirkuk ein
wirtschaftlich überlebensfähiger, selbstständiger kurdischer Staat denkbar wäre. Durch
einen Kurdenstaat im Nordirak könnte der "Kurden"- Konflikt in der Türkei erneut
aufflammen.
Bulgarien: Die massive Unterdrückung der türkischen Minderheit in Bulgarien. Heute
ist der Konflikt weitestgehend beseitigt und die Regierungen beider Länder pflegen
nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Türkei für Bulgarien gute
Beziehungen.
Armenien: Armenien erkennt die Grenze mit der Türkei, nach dem Vertrag von Kars
(1921), bis heute nicht an. Die heutige türkische Regierung bestreitet den Völkermord
an den Armeniern von 1915/16 offiziell und versucht auf diplomatischen Wegen andere
Staaten davon abzuhalten, den Völkermord offiziell anzuerkennen. Die Besetzung der
völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörenden Region Berg-Karabach durch Armenien
belastet das Verhältnis zur Türkei, da die Türkei sich selbst als Schutzmacht
Aserbaidschans versteht.
Wirtschaftsindikatoren der Türkei sind in tabellarischer Form (vom Stand 2007) in
http://www.weltbericht.de/asien/tuerkei/asien-tuerkei-aussenpolitik.html zu finden.
Türkei
Die Türkei hat noch viel vor, um die Umsetzung von umweltpolitischen
Herausforderungen zu bewältigen. Obwohl das Land in den vergangenen fünfzehn
Jahren Fortschritte erzielt hat, sind die herrschenden Bedingungen nicht ausreichend,
um an das EU System anzuknüpfen.383
383
Vgl. fifo,(Türkei-Fragen),10.2004
253
Damit diese Aufgaben gemeistert werden können, muss das Land zweistellige
Milliarden Beträge ausgeben und natürlich Zeit investieren bei der Umsetzung.
Die wichtigsten Kosten für den öffentlichen Sektor entstehen im Bereich der
Investitionen: in die Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung und die Einsammlung
und saubere Entsorgung von Abfall. Um dem öffentlichen und dem privaten Sektor die
hierzu notwendigen Mittel abzuringen, sind kreative Lösungen gefragt.
In ihrem Bericht von 1999 hat die Kommission darauf hingewiesen, dass sich die
türkischen Rechtsvorschriften erheblich von den gemeinschaftlichen Vorschriften
unterscheiden.384
In dem Bericht vom November 2000 wurde festgestellt, dass keinerlei Fortschritte in
den Bereichen Luftqualität, Abfallwirtschaft, Wasserqualität, Naturschutz, durch
industrielle Luftverschmutzung bedingte Risiken, chemische Erzeugnisse, genetisch
veränderte Organismen (GVO), Ozonschicht und nukleare Sicherheit erzielt wurden.
Erst in dem Jahr 2003 ging hervor, dass die Türkei erste Fortschritte bei der Umsetzung
macht.385
Neben der weiteren Umsetzung des gemeinschaftlichen Besitzstands liegen die
wichtigsten umweltpolitischen Herausforderungen der Türkei bei Fragen der
Umsetzung wie Verwaltungskapazität sowie Überwachung und Durchsetzung des
Umweltrechts.
Die Mängel bei der Umsetzung des Umweltrechts sind weiterhin problematisch. Hier
sind noch erhebliche Investitionen notwendig. Neben den Investitionen sind die
Errichtung wirksamer Verwaltungsstrukturen viel aufwendiger und können bis zu zehn
Jahre in Anspruch nehmen. Ohne eine klare Finanzstrategie im Umweltbereich ist die
Erbringung der EU- Richtlinien kaum zu überwältigen.
Was so viel Negatives mit sich bringt, hat immer, auch wenn es winzig klein ist, einen
Vorteil. Neben der Verringerung der grenzüberschreitenden Luftverschmutzung ist die
weitere Verbesserung der Wasserqualität im Schwarzen Meer (das bereits mit dem
Beitritt Bulgariens und Rumänien zu einem Küstengebiet der EU wird) und die
Zunahme des natürlichen Reichtums der EU durch Arten, Flora und Fauna, die auf
ihrem Gebiet derzeit nicht vorkommen. Eine wichtige Aufgabe seitens der EU sind die
384
385
Vgl. Europa, (Tätigkeitsbereiche), 4.07.2007
Vgl. Europa, (Umwelt),4.07.2007
254
Änderungen der Anhänge der Richtlinie über Vögel und Habitat, um im Rahmen des
Naturschutzes dem Reichtum der Türkei Rechnung zu tragen.
Durch einen möglichen EU Beitritt der Türkei wäre die Ratifikation und Umsetzung des
Protokolls von Kyoto ein wichtiger Beitrag zur Klimapolitik der EU.
In einem Bericht vom November 2005 unterstreicht die in der Abfallbewirtschaftung,
beim Lärm und beim Naturschutz erzielten Fortschritte. Allerdings lässt insgesamt der
Stand der Umsetzung des Umweltrechts sehr zu wünschen übrig.
Weiterhin besteht Besorgnis, ob die Türkei überhaupt eine Umsetzung gemäß der EU
Anforderungen überhaupt schafft. Die Grundlage dafür ist, die Integrierung des
Umweltschutzes in andere Politikfelder der Gemeinschaft, und zu ihrer Strategie
gehören präventive Maßnahmen, das Verursacherprinzip, die Bekämpfung von
Umweltschäden durch Ansetzen bei den Ursachen und ausgewogene Verteilung der
Aufgaben und Zuständigkeiten.
Wenn die Türkei eine praktische Umsetzung und Übernahme des gemeinschaftlichen
Besitzstandes haben soll, erwartet das Land eine erhebliche Investition, bringt dann aber
sehr viele Vorteile: die öffentliche Gesundheit und führt zu einer Verringerung der
kostspieligen Wald-, Gebäude-, Landschaftsschäden und der in der Fischerei
verursachten Schäden.386
Die Regierung hat die Klimakonventionen unterzeichnet, aber nicht das KyotoProtokoll.
Die Türkische Republik belegt Platz 16; Vorreiter ist die USA
Tabelle 10: Kyotoliste
Staat
Türkei
Emissionen 1990 in
Verpflichtete
Mio. t CO2-Äquivalent
Emissionsänderung
170
Keine
Ist-Stand 2004 Abweichung in
Prozentpunkten
+72,6 %
(Quelle: UNFCCC (2006):GHG Data 2006)
Als Fazit kann man sagen es werden Bemühungen unternommen sich an den Vorgaben
zu orientieren.387
386
Vgl. Europa,(Auszüge), 4.07.2007
387
Vgl. fifo,(Türkei-Fragen 10/2004),1.12.2007
255
Afrika Südlich der Sahara
Einleitung
Afrika ist der drittgrößte Kontinent der Erde und bedeckt mit 22 Prozent gut ein fünftel
der Erdoberfläche. Im südlichen Teil hat Afrika eine Bevölkerung von circa 767
Millionen Einwohnern. Und obwohl dies einen beträchtlichen Teil der Erdbevölkerung
darstellt, ist sein Anteil an den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen
Staaten äußerst gering. Das größte Problem stellt die fehlende Struktur sowohl in den
einzelnen Ländern, als auch zwischen den Ländern des subsaharischen Afrikas dar. Ein
Grund dafür besteht darin, dass eine Vielzahl der afrikanischen Staaten aus
multikulturellen Gesellschaften gebildet wurde, die aus den kolonialen Grenzziehungen
entstanden sind. Allein in Nigeria leben rund 250 verschiedene Völker, die jeweils eine
eigene Kultur und eine eigene Sprache besitzen.
So wird bei der Betrachtung der Politik in Afrika schnell erkenntlich, dass der
Kontinent lange Zeit ohne jegliche politische Strukturen existiert hat und große Teile
auch noch heute über keine klaren politischen Strukturen verfügen. Daraus resultiert,
dass die Menschenrechte genauso wenig Beachtung finden, wie die Armutsbekämpfung
oder die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des subsaharischen Afrikas.
Afrikas Standpunkt
Die Probleme von Afrika
Die Probleme im südlichen Teil Afrikas sind so gravierend, dass nicht mal die
Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens befriedigt werden können. 75 Prozent der
Bevölkerung leben von weniger als zwei US-Dollar pro Tag und fallen somit unter die
international festgelegte Armutsgrenze.388 Zusammen mit Südasien stellt der
subsaharische Teil Afrikas also den am stärksten von Armut betroffenen Teil der Welt
dar. Schwerwiegend kommt hinzu, dass die Gesamtfruchtbarkeitsrate sehr hoch ist. So
bekommt jede Frau im Schnitt 5,5 Kinder. Momentan leben zwölf Prozent der
Weltbevölkerung im südlichen Afrika, aber es wird prognostiziert, dass bis 2050 ein
388
DSW (Datenreport, 2006)
256
Bevölkerungsanstieg auf 1,75 Milliarden erreicht wird. Damit finden 23 Prozent des
weltweiten Bevölkerungswachstums in Afrika südlich der Sahara statt. Das schnelle
Bevölkerungswachstum führt in eine Armutsspirale. Die ohnehin armen Länder müssen
immer mehr Menschen mit Bildung, Straßen, Energie, Nahrung und Wasser versorgen.
Dabei ist die Versorgungslage heute schon schwierig. 55 Prozent der Bevölkerung des
südlichen Teil Afrikas, die auf dem Land leben, haben keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser. In den Städten sind es immerhin noch 18 Prozent. Damit ist die
Versorgung in dieser Region die schlechteste auf der Welt.
Abbildung 58 Anteil der Bevölkerung in Armut
Quelle: aus DSW (Datenreport) 2006
Ein weiteres schwerwiegendes Problem ist die große Anzahl an Aids-Erkrankungen.
Besonders problematisch ist hierbei der starke Anstieg der Sterblichkeitsrate in der
produktiven Altersgruppe der 15-49-jährigen, denn dies bedeutet einen enormen Verlust
an Arbeitskräften. Ihr Anteil aller Todesfälle liegt heute bei 60 Prozent. Bis 2010
werden fünf Länder des südlichen Afrikas voraussichtlich mehr als 20 Prozent ihrer
Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter verloren haben. In Botswana beispielsweise ist von
1999 bis 2005 fast ein Fünftel der Arbeitskräfte im Gesundheitsbereich an Aids
gestorben. Ähnlich dramatisch sieht es in der Landwirtschaft aus. So wird es bis 2020 in
acht südafrikanischen Staaten bis zu einem Zehntel weniger Arbeitskräfte geben.
Viele der davon betroffenen Länder zählen zu den ärmsten Ländern der Welt, in denen
es heute schon keine oder nur schlechte Trinkwasserversorgung, Entwicklungsdefizite
und allgemeine Versorgungsengpässe gibt. Wenn man dann die prognostizierte
257
Entwicklung betrachtet, wird es auch in Zukunft keine Besserung im südlichen Afrika
geben. Im Gegenteil, wenn sich die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter verringert,
werden die Engpässe immer gravierender und die Sterblichkeitsrate in die Höhe
schnellen. In einigen Ländern liegt die Lebenserwartung heute schon um die 30 Jahre.
Bedeutung der Globalisierung für Afrika
Die Globalisierung soll die Welt in wirtschaftlicher als auch in ziviler Hinsicht näher
zusammenbringen. Allerdings sind die Staaten soweit von einander entfernt, dass über
eine wirtschaftliche Angleichung nicht diskutiert werden kann. So hängt die Mehrheit
der südafrikanischen Staaten derart weit hinter der Entwicklung der Industriestaaten her,
dass man hierbei einzig von Aufbau- bzw. Entwicklungshilfe sprechen kann.
Njongonkulu Ndungane, der Erzbischof von Kapstadt, hat die Globalisierung mit einem
reißenden Strom verglichen, der „alles verschluckt, was ihm im Weg liegt“ und wollte
mit dieser Metapher auf die Dynamik der Globalisierung anspielen, die „für diejenigen,
die auf ihrer Welle ganz oben schwimmen, sicher sehr vorteilhaft ist; denen aber, die in
den Strudel hineingezogen werden, bringt sie nur Nachteile“389.
Während die weiter entwickelten Länder sich darum bemühen, ihre Macht und ihren
Markteinfluss noch weiter auszudehnen, kämpft die Bevölkerung Afrikas einzig ums
Überleben. Das schwerwiegendste Problem Afrikas liegt jedoch bei ihnen selbst. Die
Regierungsmitglieder, sofern sich eine Regierung überhaupt etabliert hat, haben eine
rein extraktive Haltung zu ihrer Volkwirtschaft. So werden die Rohstoffe nur dazu
genutzt, ihre eigene Position zu stärken und ihre Habgier zu befriedigen, wobei doch
gerade die Ressourcen des Landes für die Bevölkerung zur Verfügung stehen sollten,
um einerseits die Grundversorgung sicherzustellen und die Hungersnot zu bekämpfen
und andererseits die wirtschaftlichen Bemühungen auf den richtigen Weg zu bringen.
Im Zeitalter der Globalisierung, in dem das Hauptaugenmerk auf der wirtschaftlichen
Macht eines Landes liegt, tritt Afrika international kaum in Erscheinung. Es wird
lediglich von Bürgerkriegen oder Hungerkatastrophen berichtet und dabei nicht einmal
über die Entstehung, sondern hauptsächlich über die Ausmaße. Ein Grund dafür liegt
sicherlich in der Tatsache, dass sich Afrikas Anteil am Welthandel in den vergangenen
50 Jahren drastisch vermindert hat. So lag er 1948 noch bei 7,4 Prozent. Im Jahr 1999
389
Bpb (Afrika im Zeitalter der Globalisierung,2004 ), ohne Seitenangabe
258
betrug er nur noch 2 Prozent.390 Hierzu zählen sogar noch Nordafrika und der relative
wirtschaftsstarke Staat Südafrika. Wenn man sie bei der Betrachtung vernachlässigt,
betrug der Anteil am Welthandel 1999 nur 0,8 Prozent. Daraus würde sich folglich
schließen lassen, dass nur die industriell entwickelten Länder von der Globalisierung
profitieren. Jedoch zeigen andere Beispiele, wie die südostasiatischen und
lateinamerikanischen Staaten, dass auch sie Nutzen aus der Globalisierung ziehen
können, indem sie ihren Teil am Weltexport und die ausländischen Direktinvestitionen
vergrößern konnten.
Auch in Afrika gibt es Länder, die durch transparente Wirtschaftspolitik und
Exportorientierung beachtliche Wachstumserfolge erzielen konnten. Als Beispiel dafür
steht Botswana, wo das Pro-Kopf-Einkommen von 1970 bis 1997 sogar schneller
angestiegen ist, als in den ostasiatischen Schwellenländern. Daraus lässt sich also
schließen, dass die Strukturmerkmale der afrikanischen Staaten sehr wohl veränderbar
sind und auch sie den wirtschaftlichen Aufstieg erreichen können.
Europas Standpunkt
Bedeutung von Afrika für Europa
Durch die Kolonialisierung der afrikanischen Staaten wurde eine enge Verbindung
zwischen Afrika und Europa hergestellt. Diese Verbindung hat auch heute noch
Bestand, so haben beispielsweise die beiden größten Kolonialmächte Frankreich und
Großbritannien ein besonderes Verhältnis zu Afrika. In Frankreich leben mehr als 1,5
Millionen Afrikaner (in Deutschland sind es ungefähr 300.000). Die große Bedeutung
Afrikas für Frankreich wird auch aus den Zahlungen für Entwicklungshilfe ersichtlich.
Denn Afrika erhält rund 60 Prozent der französischen Entwicklungshilfe. Zudem ist
Afrika ein wichtiger Rohstoff-Lieferant für Frankreich, deshalb engagiert Frankreich
sich auch immer wieder politisch und militärisch auf dem Kontinent.
Auch Großbritannien hat noch immer Interesse an dem afrikanischen Kontinent.
Britische Firmen sind stark in den Abbau von Gold und Diamanten im südlichen Teil
Afrikas involviert. Die europäische Präsenz in Afrika ist auch 50 Jahren nach der
Kolonialzeit deutlich erkennbar. Die Europäische Union (EU) finanziert mit ihren
390
http://www.kas.de/wf/de/33.1919/
259
Mitgliedsländern mehr als 50 Prozent der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Wie groß die afrikanische Abhängigkeit von Europa ist, wird deutlich, wenn man
betrachtet, dass Uganda ungefähr die Hälfte ihres Staatshaushaltes aus Finanzhilfen
erlangt.
Im Oktober 2005 hat die EU beschlossen die Finanzhilfe aufgrund der zunehmenden
Verschlechterung der Lebensbedingungen in Afrika um 50 Prozent auf 30 Milliarden
US-Dollar zu erhöhen. Neben der Verbesserung der Lebensqualität, soll die
Unterstützung dazu genutzt werden, die Sterblichkeitsrate zu senken. Abgesehen davon
verfolgt Europa damit eigene Interessen. Zusätzlich zu den Rohstoffen, die aus Afrika
abgeschöpft werden, versucht Europa die Nord-Süd-Migration unter Kontrolle zu
halten. Wenn die Lebensbedingungen in Afrika verbessert werden könnten, würden
weniger Afrikaner die Notwendigkeit verspüren, nach Europa auszuwandern. Im
Hinblick der sinkenden Geburtenrate in Europa, könnte es in Zukunft jedoch
erforderlich sein, dass mehr Einwanderer nach Europa kommen. Durch eine europaweit
gesteuerte Migrationspolitik und einer Integrationspolitik könnte man diese Situation
für beide Kontinente nützlich gestalten.
Europas Aufgaben
Die Globalisierung steht für den Zusammenschluss der einzelnen Regionen der Welt.
Der afrikanische Kontinent wurde dabei jedoch bisher wenig berücksichtigt. Es hat den
Anschein, er würde im Globalisierungsprozess an den Rand gedrängt werden. Und
tatsächlich geht aus einem Memorandum zur Neubegründung der deutschen
Afrikapolitik, das im Oktober 2000 von einer Gruppe deutscher Afrikawissenschaftler
vorgelegt wurde, hervor: „Für eine wachsende Zahl von Staaten (…) wird
‚Entwicklung’, im Sinne nachhaltiger Entwicklung und von Armutsminderung, über
einen sehr langen Zeitraum unmöglich bleiben.“391 Diesbezüglich wurde von der EU
schon 1975 mit der Unterstützung der weniger entwickelten Länder begonnen, indem
das Lomé-Abkommen zwischen der EU und 46 Staaten in Afrika, der Karibik und dem
Pazifik geschlossen wurde. Das Abkommen war ein erster Schritt dahin, dass Afrika
nicht nur der Entwicklungshilfeempfänger ist, sondern vielmehr ein Wirtschaftspartner
zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Damals hatte man versucht durch das
Abkommen die Barrieren des internationalen Handels zu erleichtern, um so die
391
http://www.inwent.org/E+Z/content/archiv-ger/01-2007/schwer_art1.html
260
afrikanische Wirtschaft anzukurbeln. Da dies jedoch nicht gelang und der erhoffte
Aufschwung nicht erfolgte, wurde im Jahr 2000 nach umfangreichen Reformen das
Cotonou-Abkommen geschlossen. An ihm beteiligen sich mittlerweile 78 Staaten,
darunter alle Länder des subsaharischen Afrika. Durch das Abkommen sollen
beidseitige Handelserleichterungen, ausgeprägte Entwicklungszusammenarbeit und
politische Kooperationen erreicht werden.
Die Unterstützung Afrikas von Europa birgt jedoch auch gewisse Risiken. Bei der
Liberalisierung des Handels muss dafür Sorge getragen werden, dass einem ungleichen
Wettbewerb effektiv vorgebeugt wird. Die Landwirtschaftsprodukte aus Afrika
beispielsweise werden nicht konkurrenzfähiger, wenn die Handelsbarrieren fallen, denn
aufgrund des technologischen Fortschritts in Europa wird die Produktion hierzulande
billiger sein. Ziel muss es sein, die afrikanische Wirtschaft weitestgehend von jeglichen
Hilfsleistungen abzunabeln. Allerdings kann dies nur erfolgreich durchgeführt werden,
wenn man die afrikanischen Wirtschaftsbemühungen schrittweise und den Welthandel
integriert.
Fazit
Die Zusammenarbeit mit Afrika muss weiter von der Europäischen Union
vorangetrieben werden, denn nicht nur Afrika profitiert von ihr, sondern auch Europa,
sei es durch Exportprodukte, durch die Rohstoffe des afrikanischen Kontinents oder
durch den Aufbau eines neuen Wirtschaftspartners. Es muss jedoch berücksichtigt
werden, dass das Geber-Nehmer-Verhältnis überholt ist. Die Geldflüsse müssen klar
definiert sein und das Ergebnis der Unterstützung muss sein, dass Afrika ein
gleichwertiger Handelspartner wird. Dabei muss Europa nicht nur die finanziellen
Mittel erhöhen, sondern gleichzeitig auf eine transparente politische Struktur in den
subsaharischen Staaten achten.
Als Schwierigkeit bei der Intensivierung der Aufbauhilfe stellt sich das aufkommende
Interesse von asiatischer Seite an den afrikanischen Ressourcen dar. Die Asiaten werden
ein immer interessanterer Wirtschaftspartner für die Afrikaner, da sie – im Gegensatz zu
den Europäern – keine Gegenbedingungen stellen. Europa muss also versuchen der
afrikanischen
Wirtschaft
zu
verdeutlichen,
dass
der
Handel
mit
Europa
zukunftsträchtiger ist, als es der mit den Asiaten sein würde. Hierbei muss respektiert
261
werden, dass Afrika für seine Entwicklung selbst verantwortlich ist und Europa
lediglich als Unterstützung dienen kann.
Doch um der Verantwortung für Frieden und Entwicklung genüge zu tun, fehlt es noch
an Institutionen und Kapazitäten auf nationaler und regionaler Ebene. Die EU muss die
Reform- und Entwicklungsprozesse in den einzelnen Ländern unterstützen und durch
gezielte Finanzhilfe entwicklungsfähige Rahmenbedingungen für das südliche Afrika
schaffen. Denn so ermutigend die bisherigen Reformen sind, sie benötigen Zeit und
Kontinuität. Das primäre Ziel muss sein, für weniger Armut und Hunger dafür für eine
bessere Versorgung von sauberem Trinkwasser zu sorgen. Um zukunftsträchtige Arbeit
zu leisten, müssen ausgeprägte Bedingungen für das Bildungswesen erzielt werden. So
muss jedem Kind die Möglichkeit geboten werden können, eine Schule zu besuchen.
Die EU darf hierbei nicht wie bisher versuchen, die Entwicklungsfortschritte zu
bestimmen, sondern sie lediglich als begleitende Funktion zu unterstützen, damit Afrika
selber den Übergang zur Selbstständigkeit erfolgreich beschreitet.
Asien
Problemstellung
Asiatisierung Afrikas und Marktmacht Afrikas
Durch das Wachstum in Asien entsteht ein ungeheurer Bedarf an mineralischen, fossilen
und landwirtschaftlichen Rohstoffen. Aber auch der Export von verarbeiteten
Rohstoffen, Halbfertigzeugen, Verbrauchsgüter und Tourismus ist gestiegen.
Nahezu ein Drittel des Exports von Afrika geht nach Asien, dies macht aber nur 1,6
Prozent des asiatischen Gesamtimports aus. Erdöl
ist das wesentliche Exportgut,
gefolgt von Erzen und Mineralien. So machen die fünf Öl und Mineralien
exportierenden Länder 85 Prozent des afrikanischen Exports aus. Aber auch
arbeitsintensive Roh- oder leicht behandelte Agrargüter, wie Holz, Baumwolle oder
Lebensmittel, werden verstärkt nach Indien und China exportiert.392
392
Vgl. Harry G. Broadman (Africa‘s Silk Road, 2007) S. 12-16
262
Im Gegenzug steigen Asiens Exporte nach Afrika um 18 Prozent p.a., das ist mehr als in
allen anderen Regionen der Welt. Hierbei handelt es sich größtenteils um
Verbrauchsgüter, manche dieser Importe sind aber auch Zwischenprodukte, welche
zusammengebaut und nach Europa sowie in die USA ausgeschifft werden. Des
Weiteren werden Maschinen und Ausrüstung für die afrikanische Industrie importiert.
Dadurch ändert sich Afrikas Position im geostrategischen Machtgefüge, weil China die
afrikanischen Machthaber mit politischen und wirtschaftlichen Allianzen in einer Weise
für sich einnimmt, in der der Westen ins Hintertreffen zu geraten droht.
Anhand der Abbildung „Wachstum und proportionaler Wechsel in afrikanischen
Exportmärkten“ ist zu erkennen, dass das Interesse Asiens kein neues Phänomen ist. In
den letzten 17 Jahren war Asien Afrikas am schnellsten wachsender Exportmarkt. Das
starke Wachstum der Exporte in die USA ist durch den Export von Rohölprodukten zu
erklären. Da neu erschlossene Ölfelder jedoch größtenteils an chinesische Firmen
vergeben werden, wird das Wachstum in den USA stagnieren.
Des Weiteren ist zu erkennen, dass in den vergangenen 15 Jahren ein Wachstum in den
afrikanischen Exporten zu verzeichnen war. Dies geschah jedoch hauptsächlich im
Handel mit den USA und Asien, wesentlich mit China und Indien.
Bereits heute hat Asien nahezu die gleichen Importraten wie die EU und USA. Bei
Beibehaltung der durchschnittlichen Wachstumsraten der letzten fünf Jahre wird Asien
bereits in zwei bis drei Jahren Europa als größten Abnehmer afrikanischer Produkte
ablösen.
Abbildung 59 Wachstum und Proportionaler Wechsel in Afrikanischen Exportmärkten
Quelle: Vgl. http://www.imf.org/external/pubs/ft/reo/2007/AFR/ENG/sreo1007.pdf, 12.12.2007
263
Auch bei den Importen wachsen die Einfuhren aus Asien eindeutig am stärksten. So ist
hier das gleiche Phänomen wie bei den afrikanischen Exporten zu erkennen.
Abbildung 60 Wachstum und Proportionaler Wechsel in Afrikanischen Exportmärkten
Quelle: Vgl. http://www.imf.org/external/pubs/ft/reo/2007/AFR/ENG/sreo1007.pdf, 12.12.2007
Regionale Unterschiede
Es gibt 42 Länder im subsaharischen Raum und große regionale Unterschiede. Die
Tabelle „Durchschnittliche jährliche BIP Wachstumsrate 1996 – 2005“ kann in vier
unterschiedliche Bereiche unterteilt werden. Zum einen gibt es die ölexportierenden
Länder, welche von der hohen Nachfrage an Öl profitieren.
Die Länder mit mittlerem Einkommen gelten als gemäßigte Länder, welche über eine
stabile Wirtschaft verfügen. Im Gegensatz zu diesen Erfolgsgeschichten zählen viele
Länder zu den ärmsten der Welt. Im Gesamtdurchschnitt gab es ein Wachstum von 4,7
Prozent aller subsaharischen Länder. Dass der EU 15 zum Vergleich, lag bei 2,2
Prozent.393 Dies ist dadurch zu erklären, dass eine prozentuale Mehrung von einem
geringen Wert einfacher ist als von einem großen Wert.
Zurzeit gibt es neun bewaffnete Konflikte im subsaharischen Raum.394 Länder mit
geringem Einkommen bzw. fragile Länder sind oft konfliktbehaftet und sind kaum in
der Lage ein funktionierendes Wirtschaftsystem aufzubauen.
Somit bieten sich aus wirtschaftlicher Sicht lediglich die Öl-Länder und jene mit
mittlerem Einkommen als Handelspartner an.
393
394
http://ec.europa.eu/employment_social/employment_strategy/pdf/etf_annex2_de.pdf, 05.01.2008
http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege_afrika.htm, 01.12.2007
264
Tabelle 11 Durchschnittliche Jährliche BIP Wachstumsrate 1996 - 2005
mittleres
Einkommen
Öl Länder
geringes
Einkommen
Äquatorial
Guinea
Angola
Tschad
Nigeria
Rep. Kongo
Kamerun
16,6
Cap Verde
6,0
13,6
10,6
6,0
4,1
3,6
Ghana
Botsuana
Namibia
Süd Afrika
Mauritius
Gabun
2,1
Mosambik
Fragile Länder
7,7
Dem. Rep. Kongo
4,6
5,6 Äthiopien
5,3
Tansania
4,6
Uganda
4,2 Madagaskar
4,1
Sambia
7,0
6,2
5,7
5,5
5,0
2,9
2,5
2,5
2,3
1,9
Lesotho
3,9
Ruanda
4,9
Swasiland
Seychellen
2,2
1,2
Kenia
Malawi
Benin
4,6
4,4
3,8
Kamerun
Burundi
Eritrea
Togo
Komoren
Zentralafrikanische
Rep.
Simbabwe
Quelle: http://www.imf.org/external/pubs/ft/reo/2007/AFR/ENG/sreo1007.pdf, 12.12.2007
Fremdinvestitionen
Der afrikanische Kontinent erhält 1,8 Prozent der ausländischen Fremdinvestition
weltweit. Im Jahr 2006 erreichte das Handelsvolumen zwischen China und den
afrikanischen Ländern 55,5 Milliarden US Dollar. Laut chinesischen Angaben belief
sich der kumulierte Bestand der chinesischen FDI (Foreign Direct Investment) in
afrikanischen Ländern Ende des vergangenen Jahres auf 11,7 Milliarden US-Dollar395.
Somit ist China nach Frankreich und den USA der drittwichtigste Investor in Afrika.
Die Investitionen Indiens und Chinas steigen stark, aber nicht in dem Maße wie der
Handel. Wie aus dem Diagramm „Chinesische Direktinvestitionen 2004“ zu entnehmen
ist, besteht der größte Anteil der Direktinvestitionen in der Ölförderung und dem
Bergbau. Da solche Investitionen von Natur aus kapitalintensiv sind, haben sie
begrenzte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
395
http://www.venro.org/publikationen/archiv/FDI.pdf, S.20-25, 10.12.2007
265
1,0
-5,0
Abbildung 61 Chinesische Direktinvestitionen 2004
Quelle: 1 Vgl. Harry G. Broadman (Africa‘s Silk Road,2007), S.35
Allerdings haben China und Indien auch in vielen anderen Sektoren wie
Bekleidungsindustrie,
Energieerzeugung,
Straßenbau,
Tourismus
und
Telekommunikation investiert. Somit sind die asiatischen Investitionen größtenteils aber
nicht ausschließlich ressourcenorientiert.
Mehr als 30 afrikanische Staaten wurden Schulden teilweise oder ganz erlassen,
insgesamt
rund
elf
Milliarden
Dollar.
China
betreibt
mehr
als
700
Entwicklungshilfeprojekte in Afrika und bildet Afrikaner zu technischem oder
medizinischem Fachpersonal aus. Bis 2009 werde die Afrika-Hilfe laut Staatspräsident
Hu Jintao verdoppelt.396
Wie in der Tabelle „Distribution nach Zielmarkt und Firmennationalität in Afrika“
deutlich wird, sind chinesische und indische Firmen mehr an dem gesamten
afrikanischen Markt interessiert, als die afrikanischen Firmen selbst. Afrikanische
Firmen sind mehr am lokalen Markt interessiert. Diese Tatsache verstärkt die Strategie
der asiatischen Investoren, welche Afrika als Absatzmarkt verstehen.
Dies geschieht trotz der teilweise extrem hohen Zölle, welche einerseits zum Schutz des
heimischen Marktes dienen sollen, anderseits aber auch die einfachste Form der
Steuereinnahme darstellt. Des Weiteren bestätigt es die Aussage, dass besonders
396
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,458968,00.html, 28.11.2007
266
chinesische Firmen eine erhöhte Risikobereitschaft haben und vertikal orientiert sind.
Indische Firmen hingegen haben durch eine längere Handelstradition eher eine
horizontale Ausprägung.
Tabelle 12 Distribution nach Zielmarkt und Firmennationalität in Afrika
Zielmarkt
Heimisch
Anderes Afrika
Europa
Nordamerika
Indien
China
Andere
Afrikanisch
85
8
4
1
0
1
1
Chinesisch
81
14
0
0
1
3
1
Indisch
89
10
0
0
1
0
0
Europäisch
76
11
7
0
0
2
2
Quelle: Vgl. Harry G. Broadman (Africa‘s Silk Road, 2007), S. 29
Chancen und Risiken
Diversifikation
Gerade das gestiegene Interesse von China und Indien stellt die signifikante
Möglichkeit für wirtschaftliches Wachstum und Integration in die Globalisierung dar.
Investitionen und Handel ermöglichen eine Diversifikation der Wirtschaftszweige.
Durch die Spezialisierung der Ökonomien, z.B. auf Kakaoanbau entstand eine hohe
Abhängigkeit an die schwankenden Weltmarktpreise für viele afrikanische Staaten.
Daraus resultieren schwankende Wirtschaftsbedingungen. Da Entwicklungsländer
Technologie und Kapital aus hoch entwickelten Ländern adoptieren, besteht hier ein
hohes Wachstum, welches den Binnenmarkt stärkt und es können sich andere Branchen
entwickeln.397
Dadurch entsteht ein erhöhter Bedarf an Investitionsgütern und an Verbrauchsgüter.
Besonders im Vertrieb von hoch entwickelter Technologie liegen die Stärken Europas.
Ein Beispiel:
Südafrikas Automotive Sektor
Seit den 60er Jahren hat die südafrikanische Regierung in ihrer Strategie den
Automotive Sektor unterstützt. Südafrika hat sich dem Wettbewerb durch den Fall von
Handelsbarrieren in den 80 er Jahren gestellt. 1995 trat das „Motor Industry
397
Vgl. Jean-Paul Azam (Trade, exchange rate and growth in sub-saharan Africa, Cambridge 2006),
S.174-180
267
Development Programm“ in Kraft. Es hat die Ziele Wettbewerbsfähigkeit zu stärken,
den Export zu unterstützen und die Beschäftigung zu stabilisieren.
Heute ist Südafrika ein wichtiger Lieferant für Module von BMW, VW, Daimler und
Toyota. Südafrika liefert 15 Prozent der globalen Katalysatoren und ist der wichtigste
Lieferant für die EU. Bis 2012 müssen vier neue Kraftwerke gebaut werden um den
Energiebedarf für die wachsende Industrie zu decken.398
Dieser
Erfolg
liegt
in
einer
gut
entwickelten
Infrastruktur,
hoher
Arbeitnehmerproduktivität, Produktqualität und Flexibilität, sowie guter Handels- und
Investitionsstrategien.399
Mit politischen Reformen sind andere afrikanische Länder vielleicht in der Lage,
ähnliche Erfolge zu erzielen und sich zu wichtigen Lieferanten und Abnehmern zu
entwickeln. Allerdings müssen länderspezifische Gegebenheiten beachtet werden, des
Weiteren kann die Politik nur verbesserte Rahmenbedingungen schaffen.
Europäische Privatinvestitionen
Nun stellt sich die Frage, warum westliche Investoren eher zurückhaltend auf den
afrikanischen Kontinent blicken. Viele Faktoren sprechen für eine stärkere Einbindung
in den globalen Markt.
Die Arbeitskräfte sind günstiger als in vielen asiatischen Regionen, Ressourcen sind
vorhanden, durch die Kolonialisierung gibt es kaum Verständigungsprobleme und
wesentliche Schifffahrtsrouten führen am afrikanischen Kontinent entlang. Unter
Betrachtung steigender Treibstoffkosten ist die Nähe zum europäischen Kontinent für
die EU von Vorteil.
Demgegenüber stehen im Wesentlichen die unsichere politische Lage in den meisten
afrikanischen Ländern und ein Mangel an qualifizierten Fachkräften sowie eine
schlechte Infrastruktur. Die chinesischen Investoren haben eine wesentlich höhere
Risikobereitschaft als europäische, welche den subsaharischen Kontinent als chaotisch
und unsicher ansehen.
Lediglich 34 der 42 subsaharischen Länder sind Mitglied der International
„Organisation for Standardisation“ und selbst bei den ratifizierten Ländern ist die
398 Vgl. http://www.bfai.de, 20.12.2007
399 Vgl. The World Bank (An assessment of the investment climate in South Africa, 2007) S. 80-101
268
Umsetzung in den Betrieben sehr gering, wie dem folgenden Diagramm zu entnehmen
ist. Für europäisches Qualitätsmanagement sind solche Bedingungen nicht tragbar.
Abbildung 62 Mangelhaftigkeit in der Standarisierung
Quelle: Vgl. Harry G. Broadman (Africa‘s Silk Road, 2007), S.24
Trends
Energie
Empirische Studien haben bewiesen, dass ressourcenabhängige und ressourcenreiche
Länder leichter in Gewaltkonflikte gelangen. Öl-reiche Länder, hier besonders die
afrikanischen, gehören zu den meist wirtschaftlich instabilen, meist autoritären und
meist konfliktbelasteten Staaten der Welt.400
Jedoch bieten die afrikanischen Länder eine Alternative zu den konfliktbelasteten
Förderländern im Mittleren Osten, siehe Tabellen „Energiereserven“. Diese Tatsache
und die großen Ölvorkommen in Nigeria, Angola und Sudan haben China dazu bewegt,
sich einen Großteil der Vorkommen zu sichern. Ebenso besteht großes Interesse an Gas
aus Nigeria und Kohle aus Südafrika.
400
Vgl. Karl Wohlmuth, Tino Urban (Reconstructing economic governance after Conflict in resource-rich
African Countries, 2007), S. 107
269
Abbildung 63 Energiereserven
Quelle: http://www.bp.com/statisticalreview (BP Statistical Review of World Energy June 2007)
15.12.2007
270
Da die Versorgung mit Gas aus Russland sichergestellt ist und große Kohlevorkommen
in Europa liegen, stellt die Versorgung mit Kohle und Gas aus afrikanischen Staaten für
die EU eine zweitrangige Bedeutung dar.
Die chinesische Regierung ist nicht an Legislaturperioden gebunden und kann daher
strategischer handeln als die westlichen. Des Weiteren braucht sie sich nicht für die
Lebensbedingungen in anderen Ländern rechtfertigen. Somit ist es für China leichter
mit korrupten Politsystemen Verträge abzuschließen.
Gerade bei der Sicherung von Energievorkommen in dem subsaharischen Kontinent
haben westliche Konzerne das Nachsehen und werden es auch in Zukunft haben.
Zukunftsmärkte
Tourismus
Afrika ist als Reiseziel für die wachsende Mittelschicht in Indien und China zunehmend
attraktiv. Die chinesische Regierung hat 16 Afrikanische Staaten, inklusive Äthiopien,
Kenia und Simbabwe, als Reiseziel empfohlen. Die Zahl der chinesischen Touristen
stieg von 55.000 in 2004 auf 110.000 in 2005.401 Nützlicher Nebeneffekt ist der erhöhte
Flugverkehr und damit mehr Ladevolumen im Belly-Transport.
Network Trade
Es gibt Möglichkeiten, das Handelsnetz im „Service-Export“ auszubauen. So gibt es
bereits „Back-office-service“ in Ghana, Senegal und Tansania. Dies ist besonders für
europäische Länder interessant, da in den südlichen afrikanischen Ländern Englisch,
Französisch und Portugiesisch gesprochen wird.
Veredelungsprozesse
Afrikanische Diamanten werden zum größten Teil in Indien geschliffen und poliert.
Hierbei handelt es sich um den größten value-added Prozess im Diamantenmarkt. Mit
indischer Beteiligung kann dieser Prozess in die Abbauländer outgesourced werden.
401
http://library.fes.de/pdf-files/iez/04148-20070711.pdf, 07.01.2008
271
Lebensmittel
Bis 2050 wird sich die Bevölkerung Afrikas von heute 922 Millionen Menschen
voraussichtlich auf knapp zwei Milliarden verdoppeln.402 Dies birgt diverse Risiken in
der Grundversorgung, aber auch potenziale in der Agrarwirtschaft. Die europäische
Landwirtschaft wird durch Subventionsmaßnahmen künstlich unter ihren Möglichkeiten
gehalten.
In Zukunft wird es eine Herausforderung sein, die Weltbevölkerung zu ernähren.
Zwischen den Jahren 2006 und 2007 hat sich der Getreidepreis verdoppelt403.
Und auch die Nachfrage an tierischem Eiweiß steigt, nicht zuletzt aufgrund der
wachsenden Mittelschicht in Asien.404
Somit wird der europäische Agrarmarkt an dem Bevölkerungswachstum profitieren.
Konsumgüter
Das Bevölkerungswachstum ist mit durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr in den
nächsten 22 Jahren enorm. In den vergangenen Jahren stiegen die BIP der
subsaharischen Länder mit durchschnittlich 4,7 Prozent pro Jahr aber noch extremer.
Wenn sich das BIP Wachstum bis 2030 auf 3 Prozent verringert und sich die
Bevölkerung wie erwartet um die Hälfte wächst, sind die Einkünfte pro Person um mehr
als 50 Prozent gestiegen, siehe Abbildung „Wachstum bis 2030“. Für diese Kalkulation
wurde für Anfang 2008 100 Prozent zugrunde gelegt. Durch die Akkumulation von
Kapital wurde davon ausgegangen, dass sich das Wirtschaftswachstum alle drei Jahre
um einen halben Prozentpunkt senkt.
402
Aus http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/WPP2007_Grafiken.pdf, 07.01.2008
Vgl. http://www.backnetz.eu 30.11.2007
404
Vgl. http://www.marktundmittelstand.de 28.11.07
403
272
Abbildung 64 Wachstum bis 2030
Quelle: Vgl. http://www.imf.org/external/pubs/ft/reo/2007/AFR/ENG/sreo1007.pdf, 12.12.2007 und
http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/WPP2007_Grafiken.pdf, 07.01.2008
Der Mehrwert steigt überproportional zu der Bevölkerung, somit hat der einzelne
Afrikaner bei gleichmäßiger Verteilung und geringer Inflation mehr Geld für Konsum
zur Verfügung.
Problematisch ist hier allerdings, dass die Afrikaner an günstigen Konsumgütern, wie
sie in China produziert werden, interessiert sind. Des Weiteren werden aufgrund der
Wasser- und Lebensmittelknappheit Lebenshaltungskosten steigen.
Folglich ist davon auszugehen, dass trotz der steigenden Werte in Afrika, ein Großteil
der Konsumgüter in Asien beschafft wird.
Fazit
China und Indien haben den schwarzen Kontinent für sich entdeckt. Besonders China ist
an Bodenschätze interessiert. Dies ist kein neues Phänomen, es wurde jedoch in der
Vergangenheit von der europäischen Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.
Der wesentliche Vorteil Chinas, im Kampf um Ressourcen ist, dass es keine
moralischen Bedenken gibt, mit wem Geschäfte abgeschlossen werden. Durch
wirtschaftliche und politische Allianzen sowie großen Investitionsmaßnahmen haben
Indien und China sich auch für die Zukunft am afrikanischen Markt etabliert. Um den
273
Lebensstandart zu erhöhen, werden vorzugsweise günstige Güter aus den asiatischen
Ländern gekauft.
Dies führt dazu, das Asien in ein paar Jahren Europa als wichtigsten Handelspartner
Afrikas ablösen wird.
Um nicht dauerhaft ins Hintertreffen zu gelangen, muss Europa stärkere Präsenz zeigen
und Alternativen zu Asien für die subsaharischen Länder bieten.
Besonderes Interesse sollte der Produktion von arbeitsintensiven Produkten und
Dienstleistungen in Afrika zukommen. Des Weiteren stellt der subsaharische Kontinent
eine enorme Nachfrage an Lebensmitteln dar.
Regionalisierung Afrikas
Einleitung
Der Begriff Regionalisierung bedeutet im wirtschaftlichen Sinne, die Konzentrierung
der Wirtschaftskraft auf kleine Gebiete.
Des Weiteren kann man sagen, dass sich die Regionalisierung in 2 Arten aufteilt.
Zum einen, die Bündelung der Wirtschaft auf den Teil eines Landes, in dem
Rohstoffvorkommen vorhanden sind, zum anderen, wirtschaftliche Vereinbarungen
zwischen unterschiedlichen Staaten.
Probleme
Die Regionalisierung, so wie sie in diesem Buch eigentlich dargestellt werden soll,
existiert nicht, da sich die wirtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Länder
untereinander erst noch deutlich verbessern müssen. Diese Verbesserungen treiben die
regionalen Organisationen, wie COMESA oder SADC voran, jedoch ziehen mit Ihnen
auch große Probleme einher.
274
Abbildung 65 COMESA
Quelle: aus: www.wikipedia.org/COMESA
Abbildung 66 SADC
Quelle: aus: www.wikipedia.org/SADC
In den hier abgebildeten Organisationen kommt es somit zu Doppelmitgliedschaften
einiger Länder, die eine vernünftige Arbeit in den Gremien verhindern405.
Durch eine Doppelmitgliedschaft eines Landes wird dieses dazu veranlasst, seine
Interessen in jeder dieser Organisation zu wahren. Zur Interessenwahrung der Staaten,
in denen für sie bedeutenden Punkte, werden deshalb keine großen Schritte erreicht
sondern nur ein Fuß vor den anderen gesetzt. Die Kompromisse, die beschlossen
werden, sind für eine rasche Entwicklung der Länder von geringer Bedeutung.
Ein weiteres Hindernis dieser Organisationen ist das Sekretariat, da sich die Mitarbeiter
ihrem Heimatland verbunden fühlen und somit in ihrem Entscheidungs- und
Urteilsvermögen deutlich beeinträchtigt sind.
Durch diese Verhaltensweisen der einzelnen Mitglieder ist zum einen die
Handlungsfähigkeit der gesamten Organisation beeinträchtigt. Zum anderen wird auch
der Handel, der an den einzelnen Organisationen beteiligten Länder, untereinander
behindert.
405
http://www.giga-hamburg.de/dl/download.php/d=/content/publikationen/pdf/gf/afrika/0610
275
Ein weiteres Problem, dass die Zusammenarbeit der Staaten Afrikas beeinträchtigt, sind
die vielen unterschiedlichen Volksgruppen, Ethnien und Religionen, denn diese führen
unter Umständen zum Krieg und Mord (Völkermord der Hutu an den Tutsi in Ruanda in
den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts).
Probleme stellen auch die Verhandlungen der einzelnen afrikanischen Länder mit der
EU über Freihandelsabkommen dar, da es sich zeigt, dass Afrika nicht als ein
Kontinent, sondern als einzelne Staaten gesehen wird.
Chancen
Die Chancen der afrikanischen Wirtschaft, im Falle einer Regionalisierung sind groß,
denn Rohstoffe sind in ausreichendem Maße vorhanden. Die Regionalisierung der
afrikanischen Wirtschaft würde zur Folge haben, dass sie unabhängiger von
Rohstoffexporten nach China, Indien oder in die EU wäre.
Kleinen Unternehmen, die spezielle Produkte für den afrikanischen Markt herstellen,
wird die Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln. Regional entwickelte, produzierte
und abgesetzte Produkte bieten die Möglichkeit die Wirtschaft nachhaltig zu stärken
und sie über diesen Weg fit zu machen, um auf dem Weltmarkt zu bestehen. Die
Geldmittel der afrikanischen Unternehmen würden nicht mehr ins Ausland abfließen,
sondern im Inland investiert werden können.
Eine große Chance für die Wirtschaft stellt die geplante Zollunion dar, in der die
schrittweise Aufhebung der Schutzzölle vollzogen werden soll. Damit würde sich der
Markt für regional produzierte Waren deutlich vergrößern.
Risiken
Die Risiken für die afrikanische Wirtschaft im Falle einer weiteren Regionalisierung
sind nicht von der Hand zu weisen. Die Regionalisierung hätte zur Folge, dass sich die
Länder
von
der
Globalisierung
abkapseln
und
somit
nicht
mehr
am
Weltwirtschaftsgeschehen teilnehmen würden. Die regional produzierten Produkte
wären nur in den afrikanischen Wirtschaftsgebieten absetzbar, da sie nur speziell für
den hier ansässigen Markt entwickelt und produziert wurden und für den Weltmarkt
völlig unbedeutend wären.
276
Die
oben
genannten
entscheidungsfreudig,
Organisationen
welches
dazu
sind,
führen
wie
vorher
kann,
beschrieben,
dass
der
nicht
gesamte
Entscheidungsprozess einer Organisation gelähmt werden kann und damit Afrika zum
Stillstand zwingt.
Die oben bereits angesprochene, noch nicht vollzogene Zollunion der SADC bildet mit
eines der größten Risiken, da diese Zollunion nicht unter gleichwertigen Partnern
zustande kommen soll. Der mit Abstand stärkste Partner dieser Union wäre Südafrika,
welches dadurch natürlich Vorteile beim Absatz seiner Produkte in den anderen
Ländern hätte. Durch die guten Wirtschaftsverhältnisse in Südafrika lassen sich diese
Produkte günstiger produzieren und auch anbieten, welches dann zur Folge hätte, dass
die gleichen, im Importland hergestellten Produkte, deutlich teurer wären. Die Zölle
haben somit eine Schutzwirkung der eigenen Wirtschaft. Des Weiteren sind die Zölle
eine gute Einnahmequelle, wenn diese wegfallen würden, könnten nötige Projekte zur
Verbesserung der Infrastruktur nicht mehr getätigt werden.
Trends
Der Trend in Afrika geht dazu über, die Zusammenarbeit weiter auszudehnen. Dies wird
durch die Gründung der afrikanischen Union im Jahr 2002 vollzogen. Diese soll nach
dem Vorbild der EU, Afrika zu einem großen Wirtschaftsraum machen und diese nach
außen als Handelspartner vertreten. Diese Organisation wird von Lybiens Staatschef
Gadafi initiiert und finanziert.
Trotz aller Bemühungen der Afrikanischen Union geht der Trend weiter, die eigene
Wirtschaft nur auf Rohstoffexporte zu spezialisieren und alles was der Bevölkerung
helfen könnte, sich zu verbessern, zu behindern. Beispielsweise gibt es in Nigeria,
neben der erdölfördernde Industrie kaum weitere Industriezweige. Den größten
Arbeitgeber stellte bis Ende der 90er Jahre der Staat. Dieses ist zwar mittlerweile
geringer geworden, jedoch konnten die vom Staat entlassenen Menschen nicht mehr in
Lohn und Brot gebracht werden, da es einfach an Alternativen fehlt.
Fazit
Eine Regionalisierung könnte für Afrika die Chance sein, die wirtschaftlichen
Verhältnisse zu stabilisieren und die Lage der Menschen nachhaltig zu verbessern. Mit
277
einer Regionalisierung der afrikanischen Wirtschaft könnten Grundlagen geschaffen
werden, die dieser helfen können, im Kampf um den Weltmarkt zu bestehen. Jedoch
gibt es viel größere Probleme als Chancen, denn Afrika ist einfach nicht in der Lage,
sich in diesem Fall selbst zu helfen. Es gibt kaum größere Unternehmen, die sich um
eine Erweiterung ihres Absatzmarktes bemühen können. Des Weiteren wird das dafür
benötigte
Kapital
lieber
im
Ausland
investiert,
da
hier
Renditen
und
Investitionssicherheit deutlich höher sind.
Gesamtfazit
Der afrikanische Kontinent steht an einer Weggabelung, an der Afrika zum einen in die
Abhängigkeit gehen kann oder zum anderen in die Eigenständigkeit. Die Abhängigkeit
besteht darin, die Rohstoffvorkommen des Kontinents auszubeuten und die dafür
eingenommen Devisen wieder beim Kunden für Infrastrukturprojekte auszugeben. Die
Eigenständigkeit
könnte
dadurch
vollzogen
werden,
dass
die
großen
Wirtschaftsnationen der Welt „Hilfe zur Selbsthilfe“ bedeuten würde. Damit man zwar
aus wirtschaftlicher Sicht einen neuen Konkurrenten bekommt, jedoch würden bei dann
verbesserter Wirtschaftslage, die noch immer stattfindenden Hilfslieferungen für viele
Länder Afrikas wegfallen.
Abschließend muss gesagt werden, dass Afrika nur in geringem Maße an der
Asiatisierung der Globalisierung, nämlich als Rohstoff- und Energielieferant und
Absatzmarkt für billige chinesische Produkte, teilhat. Eine aktive Teilnahme Afrikas an
der Globalisierung erscheint nur wahrscheinlich, wenn die Lohnkosten in Asien
explosionsartig ansteigen und somit Afrika als Wirtschaftsstandort interessant werden
könnten.
Die Regionalisierung Afrikas wird von den Ländern selbst blockiert, da sie viele
Verpflichtungen und Vorteile haben, die ein schnelles Arbeiten in den Gremien, wie
z.B. der afrikanischen Union, verhindern.
278
Mittel und Nordamerika
Definitionen der Organisationen und Abkommen
Die NAFTA ist das nordamerikanische Freihandelsabkommen. NAFTA steht für North
American Free Trade Agreement und ist ein ausgedehnter Wirtschaftsverbund zwischen
Kanada, den USA und Mexiko und bildet eine Freihandelszone im nordamerikanischen
Kontinent.
Die Gründung fand im Januar 1994 statt. Mit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens
wurden zahlreiche
Zölle abgeschafft. Das Abkommen ging aus dem Kanadisch-
Amerikanischen Freihandelsabkommen von 1989 hervor, dessen Bestimmungen auch
keine Vorrangposition gegenüber nationalem Recht einnehmen. Es handelt sich dabei
um einen zwischenstaatlichen Vertrag.
Die CAFTA bedeutet Dominican Republic-Central America Free Trade Agreement und
ist ein Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Costa Rica, der
Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua. Seit dem
Beitritt der Dominikanischen Republik 2004 wird das Freihandelsabkommen offiziell
DR-CAFTA (Dominican Republic - Central American Free Trade Agreement) genannt.
Die TAFTA. Die USA und die EU sind füreinander nicht nur die bedeutendsten
politischen, sondern Zugleich die wichtigsten Handels- und Wirtschaftspartner. Trotz
des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs in Asien entfallen immer noch mehr als die
Hälfte
des
weltweiten
Bruttoinlandsprodukts
(BIP)
auf
die
transatlantischen
Partnerstaaten. Um die herausgehobenen bilateralen Beziehungen zu intensivieren und
weitere Wachstums- und Beschäftigungspotentiale zu erschließen, wurde jüngst im
Europäischen Parlament die Errichtung einer Transatlantic Free Trade Area (TAFTA)
zwischen der EU und den USA gefordert. Die Europäische Kommission ist hingegen
skeptisch gegenüber Plänen zur Errichtung einer transatlantischen Freihandelszone.
Die FTAA steht für Free Trade Area of the Americas.
Die
(Gesamt-)Amerikanische
Freihandelszone
soll
eine
„Gemeinsamen Markt von Alaska bis Feuerland“ schaffen.
Freihandelszone
und
Die Amerikanische
279
Freihandelszone soll alle 34 Staaten in Nord-, Süd- und Mittelamerika sowie in der
Karibik (vorerst mit Ausnahme Kubas) umfassen.
Dieses Gebiet umfasst knapp 800 Millionen Verbraucher mit jährlich erwirtschafteten
Gütern und Dienstleistungen im Wert von über zehn Billionen US-Dollar.
Die Planungen für die Amerikanische Freihandelszone begannen Anfang der 90er Jahre,
sind aber in der letzten Zeit ins Stocken geraten.
Die APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation): Asiatisch-Pazifische wirtschaftliche
Zusammenarbeit, auch übersetzt als Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft, ist
eine internationale Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, im pazifischen Raum
eine Freihandelszone einzurichten.
Die Gründung war 1989 in Canberra auf Initiative von Australien, Japan und den USA.
Zu diesem Zeitpunkt waren zwölf Länder Mitglied der APEC.
In seinen Anfängen war der Verbund hauptsächlich ein Forum informeller Gespräche.
Mit zunehmender Zusammenarbeit wurden gemeinsame Gipfelkonferenzen als
Diskussions- und Entscheidungsforum geschaffen.
Die APEC beschäftigt sich nicht nur mit Fragen der Kapitalmärkte, des Abbaus von
Handelsschranken und der grenzüberschreitenden Wirtschaftskooperation, sondern auch
mit Zukunftstechnologien, Bildung, Frauen, Jugend, ökologischer und nachhaltiger
Wirtschaftsentwicklung, der Reform der APEC sowie der Bekämpfung des
internationalen Terrorismus. Während der jährlichen Gipfelkonferenzen kommt es
häufig zu Demonstrationen, die von Gewalt begleitet sind.
Die NATO steht für North Atlantic Tready Organisation. Es ist das wichtigste Element
der US Außen- und Sicherheitspolitik. Die zentralen Herausforderungen bestehen darin
Mitgliedschaften auszudehnen, z.B. auf dem Balkan oder Georgien, um sie auf die
aktuellen
Bedrohungen
durch
Terrorismus
und
der
Verbreitung
von
Massenvernichtungswaffen auszurichten und ebenso ihre Einsatzfähigkeit über das
Bündnis hinaus sicherzustellen.
Die OSZE ist die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Die USA
nutzen die OSZE für ihre Sicherheits-, Abrüstungs- und Menschenrechtspolitik. Auch
arbeitet die OSZE eng mit der NATO und die Vereinten Nationen zusammen.
280
Die Vereinten Nationen sind ein Instrument zur Durchsetzung amerikanischer
Vorstellungen. Die Unabhängigkeit der US-Außenpolitik wird von den VNEntscheidungen gewahrt.
Die UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development).
Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (kurz Welthandelsund Entwicklungskonferenz) hat ihren Sitz in Genf und ist ein ständiges Organ der
Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN).
Ihr Ziel ist die Förderung des Handels zwischen Ländern mit einem unterschiedlichen
Entwicklungsstand (hauptsächlich Industrieländer und Entwicklungsländer). Außerdem
soll durch die UNCTAD die Verständigung zwischen Süd und Nord (geographisch
gesehen Süd- und Nordhalbkugel) verbessert und eine neue Weltwirtschaftsordnung
erarbeitet werden.
Zur UNCTAD gehören heute 192 Industrie- und vor allem Entwicklungsländer, deren
Vertreter sich alle vier Jahre zu einer Konferenz zusammenfinden. Aktivitäten der
UNCTAD werden aber von einem halbjährlich tagenden Handels- und Entwicklungsrat
koordiniert. Dieser Rat ist gegliedert in verschiedene Ausschüsse, welche dem
Arbeitsprogramm entsprechend mit der Armutsbekämpfung, dem internationalen
Warenverkehr und der Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsländern befassen.
Ein Sonderausschuss überwacht eine „spezielle Abteilung“, welche es den
Entwicklungsländern ermöglicht, einen Teil ihrer Warenexporte mit geringerer
Zollgebühr in höher entwickelte Länder (v. a. Industrieländer) zu liefern.
Das GATT (General Agreement on Tariffs and Trade)
Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen
wurde am 30. Oktober 1947
abgeschlossen, als der Plan für eine internationale Handelsorganisation (ITO) nicht
verwirklicht werden konnte. Das Abkommen trat am 1. Januar 1948 in Kraft.
Das GATT von 1947 begründete keine internationale Organisation, sondern war ein
gewöhnlicher völkerrechtlicher Vertrag, weshalb seine 23 Gründungsmitglieder
(Australien, Belgien, Brasilien, Burma (heute Myanmar), Kanada, Ceylon (heute Sri
Lanka), Chile, Republik China, Kuba, Frankreich, Indien, Libanon, Luxemburg,
Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Pakistan, Südrhodesien (heute Simbabwe),
281
Südafrikanische Union, Syrien, Tschechoslowakei (heute Tschechien und die Slowakei),
Vereinigtes Königreich sowie USA auch als „Vertragsparteien“ angesprochen wurden
und nicht als Mitgliedstaaten. Die Bundesrepublik Deutschland trat am 1. Oktober 1951
diesem Vertragssystem bei. Alle Mitglieder der Welthandelsorganisation sind
automatisch Mitglied des GATT.
IST-Analyse Nord- und Mittelamerika
USA
Die vernetzte Weltwirtschaft wird durch schnelle und weitgehend unbegrenzte Ströme
von Informationen, Ideen, kulturellen Werten, Kapital, Waren, Dienstleistungen und
Menschen angetrieben. Diese globalisierte Wirtschaft wird die politische Stabilität
erhöhen, auch wenn ihre Vorteile nicht allen zugute kommen.
Die USA waren 2006 wieder einmal eines der Wachstumszentren der Weltwirtschaft,
obwohl die Entwicklung „nach einem sehr dynamischen Jahresauftakt deutlich an
Tempo verlor“, wie die Deutsche Bundesbank schrieb. Mit einem Zuwachs von 3,3%
wurde aber das BIP-Wachstum des Vorjahres (3,2%) noch leicht übertroffen. Die
wichtigsten
Komponenten
des
positiven
Wirtschaftsergebnisses
waren
die
Unternehmensinvestitionen und der steigende private Verbrauch, auch die hohen
Investitionen in dem privaten Hausbau.
Der Arbeitsmarkt profitierte von der Hochkonjunktur; die Arbeitslosenquote sank von
5,1% (2005) auf 4,6% (2006). Die Inflationsrate ging leicht zurück; sie betrug im
Jahresdurchschnitt 2006 3,2% (2005: 3,4%). Eine Gefahr für die wirtschaftliche
Entwicklung der nächsten Jahre wird von vielen Fachleuten im Budgetdefizit des
Bundes gesehen. Es ging zwar 2006 auf 1,9% des BIP zurück, aber die gesamten
Staatsschulden erhöhten sich auf die Rekordsumme von 8500 Mrd. US-$. Auch die
Außenwirtschaftsbilanz entwickelte sich negativ. Das Defizit der Handelsbilanz stieg
auf 765,3 Mrd. US-$ an, das der Zahlungsbilanz auf den Rekordbetrag von 856,7 Mrd.
US-$.
282
Die wichtigsten Handelsbeziehungen der USA
Die USA betreibt mit fast der gesamten Welt seinen Handel. Das ist auf der einen Seite
gut, da sie so die Wirtschaft und damit auch die Konjunktur in den Industrie- und
Schwellenländern ankurbeln und auch fördern. Auf der anderen Seite verschuldet sich
die USA in Billionenhöhe und versetzt damit Experten in Angst und Schrecken. Die
Hohe Verschuldung könnte fatale Auswirkungen haben und der Grund für eine neue
Weltwirtschaftskrise sein. Laut Aussagen von George W. Bush herrscht eine starke und
sichere Politik in den USA. Zudem steigen die Export- und Importzahlen im Vergleich
zum Vorjahr. Ein Grund dafür sind die guten Außenhandelsbeziehungen.
Der amerikanische Handel mit China
Der amerikanische Chinahandel ist von 5 Mrd. (1980) auf 231 Mrd. US-Dollar (2004)
angewachsen. Die Volksrepublik ist heute der drittwichtigste Handelspartner der USA,
und der Austausch mit China wächst schneller als mit jedem vergleichbaren Land.
Gleichzeitig ist das amerikanische Handelsbilanzdefizit nach eigenen Angaben von 6
Mrd. (1985) auf 161,9 Mrd. US-Dollar (2004) angewachsen und beläuft sich damit auf
etwa ein Viertel des weltweiten Defizits der USA. Hatte Washington dieses
Ungleichgewicht lange in Kauf genommen, weil man in Peking von den Exporterlösen
amerikanische Staatsanleihen kaufte und so das Haushaltsdefizit der Administration zu
finanzieren half, so klagen mittlerweile nicht nur amerikanische Unternehmer in den
USA, sondern auch amerikanische Investoren in China über die Wirtschaftspolitik der
Volksrepublik.
Im Oktober 2005 machte Washington bei der WTO ein Verfahren wegen
Produktpiraterie gegen Peking anhängig. Nimmt man sensationalistische Berichte über
Chinas Energie-, Technologie- und Devisenpolitik sowie diplomatische Bodengewinne
der Volksrepublik in "Amerikas (lateinamerikanischen) Hinterhof" hinzu, so ergibt sich
eine Gemengelage aus ökonomischen und sicherheitspolitischen Erwägungen, bei der
die Verfechter einer "Einbindung" Pekings in die Defensive geraten.
Die USA-Taiwan-Beziehungen
Die amerikanisch-taiwanesischen Beziehungen haben sich unter Bush zu einer de facto283
Allianz entwickelt, wobei nur noch gemeinsame Manöver fehlen. Die USA bleiben nicht
nur
Taiwans
wichtigster
Waffenlieferant;
sie
haben
auch
die
bilateralen
Militärbeziehungen ausgebaut und die Interoperabilität der beiden Streitkräfte
verbessert. Dabei muss sich Washington gleichzeitig mit Chinas wachsendem
wirtschaftlichen und militärischen Potenzial und einer demokratisch gewählten
taiwanesischen Führung auseinander setzen, die sich angesichts dieses Potenzials zu
einer Verstärkung der separaten Existenz der Inselrepublik genötigt sieht.
Chinas Mitwirkung an Bushs internationaler Koalition gegen den Terrorismus hat zwar
zu einer polizeilichen und nachrichtendienstlichen, nicht aber zu einer militärischen
Zusammenarbeit mit den USA geführt. Die USA haben China seit dem 11. September
2001 mit einem faktischen Ring aus Allianzen und militärischen Partnerschaften
umgeben, und wenn sich Peking seither von Zentralasien bis Lateinamerika um eine
Stärkung seiner diplomatischen Präsenz bemüht hat, dann auch, um aus dieser
Umzingelung auszubrechen. Washington verhängte zwischen 2001 und 2004 dreizehn
mal Sanktionen gegen chinesische Firmen und Organisationen, die ballistische Raketen,
Lenkraketen oder Chemiewaffen an Pakistan, den Iran und andere Staaten geliefert
hatten. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die Volksrepublik 2002 Richtlinien für
den Export von Raketentechnologien und biologischen Komponenten und arbeitete mit
der Bush-Administration in begrenztem Umfang bei der Verhinderung des Exports
chemischer Komponenten nach Nordkorea zusammen.
Schließlich äußerte sich die amerikanische Seite irritiert über Chinas Interesse an
regionalen Organisationen, welche die USA ausschließen, Chinas Weigerung,
amerikanische Beobachter zu Manövern mit Dritten zuzulassen und Pekings teils
erfolgreiche Versuche, zentralasiatische Staaten zur Schließung von Stützpunkten zu
bewegen, die Washington dort im Gefolge des 11. September 2001 eröffnet hatte. In
keiner dieser Fragen kam es zu einer Annäherung der Standpunkte.406
Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA
Die Zeiten politischer Spannungen zwischen den USA und Deutschland scheinen
vorbei. Nach dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Vereinigten
406
Vgl. http://www.bpb.de/popup/popup_fussnote.html?guid=V002CQ eingesehen am ??????
284
Staaten äußerte US-Präsident Georg W. Bush Verständnis für das deutsche "Nein" zum
Irak-Krieg und plädierte für eine diplomatische Lösung des Iran-Konflikts.
"Wir haben eine starke Verbündete in Bundeskanzlerin Merkel, wenn es darum geht,
die Welt zu einen, um mit einer klaren Stimme zu sprechen" – mit diesem Satz reagierte
US-Präsident Bush auf die Rede von Bundeskanzlerin Merkel. Dort hatte die
Bundeskanzlerin die iranischen Drohungen gegen Israel scharf verurteilt und erklärt,
das "entschiedene Eintreten" für das Existenzrecht Israels sei "eine unverrückbare
Konstante" der deutschen Außenpolitik. Bush eröffnete mit der Äußerung einen Reigen
ungewohnt freundlicher Worte über das deutsch-amerikanische Verhältnis. In
Interviews mit mehreren deutschen Medien würdigte er die deutsche Unterstützung
beim Wiederaufbau des Irak und Deutschlands Eintreten für einen Teil-Erlass der
massiven irakischen Auslandsschulden. Deutschland und die USA seien gleichwertige
"Partner in Leadership",
so Bush.
Gründe für das aktuelle Werben des US-Präsidenten um deutsche Unterstützung sehen
politische Beobachter in der Situation im Irak und im Atom-Streit mit dem Iran. Weite
Teile der amerikanischen Öffentlichkeit halten den Irak-Krieg inzwischen für einen
Fehlschlag. Die Zustimmung zum US-Präsidenten ist in Meinungsumfragen auf
niedrigste Werte gefallen und selbst in seiner republikanischen Partei ist der Präsident
nicht mehr unangefochten. Hinzu kommt, dass US-Militärexperten kürzlich mit
drastischen Worten vor einem Angriff auf den Iran warnten.
Zwar äußerte Bush, er wolle zur Not auch mit militärischen Mitteln verhindern, dass der
Iran die Möglichkeiten zur militärischen Nutzung atomarer Energie erhält. Er sei jedoch
entschlossen, den Konflikt auf diplomatischem Wege zu lösen, wobei Deutschland eine
wichtige Rolle spiele. Die internationale Staatengemeinde müsse dem Iran gegenüber
eine geschlossene Position vertreten – zum Beispiel über eine entsprechende Resolution
im UN-Sicherheitsrat.407
407
Vgl. http://www.bpb.de/themen/0KIBY9,0,0,USA_und_Deutschland.html
285
Wirtschaftliche Faktoren
Die Weltwirtschaft wuchs 2006 noch kräftiger als im Vorjahr. Nach Schätzungen des
IWF erhöhte sich das globale Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt um 5,4%,
verglichen mit 4,9% (2005) und 5,3% (2004). Zu Jahresbeginn expandierte vor allem
die US-amerikanische Wirtschaft stark.
Der Status der USA als stärkste Wirtschaftsmacht, die rund ein Fünftel des jährlichen
Welteinkommens erwirtschaftet, gründet sich auf ein großes, rohstoffreiches und gut
erschlossenes Territorium auf einen großen Binnenmarkt (2006: 300 Mio. Einwohner,
Bruttoinlandsprodukt 2006: 13.195 Mrd. USD, zum Vergleich Bruttoinlandsprodukt
Deutschland 2006: 2.302,7 Mrd. Euro) sowie auf ein durch unternehmerische Initiative
und freien Handel gekennzeichnetes Wirtschafts- und Finanzsystem. Der USDienstleistungssektor erwirtschaftet ca. 79% des Bruttoinlandsproduktes (BIP), der
Industriesektor 20% und die Landwirtschaft trägt 1% dazu bei.
Vor den Präsidentschaftswahlen 2008 befindet sich die US-Konjunktur nach fünf Jahren
beeindruckenden
Wachstums
an
einem
Wendepunkt.
Die
Immobilienmärkte
schrumpfen, die Verbraucher schränken ihre Ausgaben ein und die Investitionen
wachsen unter Trend. Hohe Energiepreise, geringere Vermögenszuwächse, gestiegene
Zinsen sowie eine geringe private Sparquote dürften den jahrelangen Wachstumsmotor
„Privater Konsum“ auf absehbare Zeit belasten. Stabilisierend wirken die günstigen
weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die steigenden US-Exporte.
Der Energieverbrauch in den USA beträgt knapp ein Viertel des weltweiten Konsums.
Den höchsten Anteil am US-Verbrauch hat Erdöl (40%) gefolgt von Erdgas und Kohle
(jeweils 22%), Kernkraft (8%) sowie erneuerbaren Energien (6%). Insgesamt werden
ungefähr ein Drittel der Energieressourcen importiert. Mit 66% liegt der Importanteil
bei Erdöl, das vor allem aus Kanada, Saudi-Arabien, Mexiko, Venezuela und Nigeria
bezogen wird, besonders hoch. In der politischen Diskussion sind daher Maßnahmen
zur Verbesserung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien.
Während sich im Verlauf des Jahres das Wachstumstempo der USA abschwächte, stieg
es im EU-Raum stärker an, und auch in Japan erhöhte sich das Wachstum. Hinzu kam
die ungebrochene wirtschaftliche Expansion der ostasiatischen Schwellenländer.
Gebremst wurde das Wachstum dagegen durch die nach wie vor hohen Rohstoffpreise,
286
die nur teilweise im Lauf des Jahres zurückgingen. Andererseits profitierten die
Lieferländer von den hohen Preisen besonders für Energierohstoffe (z.B. Russland),
wobei ein Großteil der zusätzlichen Einnahmen für Importe aus den Industriestaaten
ausgegeben wurde. Wegen der starken Zunahme der Industrie- und Rohstoffproduktion
expandierte der Welthandel real um ca. 9%, verglichen mit 7,5% im Jahr 2005
Politische Faktoren
In der Außenpolitik sehen sich die USA als globale Führungsmacht. Die
Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001
prägen nach wie vor das Bedrohungsgefühl und die Weltsicht der wichtigsten
außenpolitischen Akteure in den Vereinigten Staaten. Die USA haben auf diese
Herausforderung mit einer Politik reagiert, die im amerikanischen Verständnis von
Freiheit und Selbstverwirklichung wurzelt. Dauerhafte Sicherheit in den USA kann
nach Auffassung der Regierung Bush nur durch die aktive Förderung von Demokratie
und Freiheit, insbesondere im Nahen und Mittleren Osten, garantiert werden. Diese
Ziele rechtfertigen im Verständnis der Administration auch den Einsatz militärischer
Mittel. Die Intervention im Irak bleibt für die Regierung Bush daher ein zentraler Pfeiler
ihrer Außenpolitik. Seit den Kongresswahlen im November 2006 sieht sich die
Regierung Bush einer demokratischen Mehrheit im Kongress gegenüber, die den Krieg
im Irak kritisch bewertet. Bisher ist es der Regierung allerdings gelungen, die
Unterstützung des Kongresses für die weitere Finanzierung des Kriegs sicherzustellen.
Das entschiedene Vorgehen gegen Staaten, die den internationalen Terrorismus
unterstützen oder dulden, ist ein weiteres wichtiges Element der amerikanischen
Außenpolitik. Afghanistan gilt trotz der derzeit angespannten Sicherheitslage als
Prüfstein erfolgreicher Demokratisierung in der Region.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine präsidiale Republik (Bundesstaat).
Grundlegende Prinzipien sind Gewaltenteilung und Gewaltenbalance. Die legislative
Gewalt wird auf Bundesebene vom Kongress (Senat und Repräsentantenhaus) ausgeübt.
Der Prozess der politischen Willensbildung ist von der in der Verfassung von 1787
festgelegten konsequenten Gewaltenteilung zwischen dem Präsidenten und seiner
Regierung als Exekutive einerseits und dem Kongress als Legislative andererseits
bestimmt. Historisch betrachtet sah sich der Präsident häufig einem Kongress
287
gegenüber, in dem die jeweils andere Partei die Mehrheit in einer oder in beiden
Kammern des Kongresses stellt. Aber auch wenn das Weiße Haus und der Kongress
von derselben Partei dominiert werden, gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen
beiden Institutionen. Partei- oder Fraktionsdisziplin spielen eine weitaus geringere Rolle
als etwa in Deutschland. Gesetzesinitiativen können mit wechselnden Mehrheiten über
Parteigrenzen hinweg rechnen.
Bedingt v.a. durch das Mehrheitswahlrecht stellen sich in der Regel nur zwei Parteien die Demokraten und die Republikaner - mit Aussicht auf Erfolg zur Wahl. Die
Demokraten verstehen sich als progressiv und tendieren insbesondere seit Roosevelts
New Deal in den 30er Jahren dazu, dem Staat eine größere Rolle zuzugestehen als die
Republikaner, dies freilich immer noch in geringerem Maße, als dies im kontinentaleuropäischen Verständnis üblich wäre. Die Republikaner treten traditionell stärker für
freie Marktwirtschaft und Unternehmertum ein und stehen eher für konservative Werte.
Versuche dritter Parteien, Fuß zu fassen, sind bislang fehlgeschlagen.
Kulturelle Faktoren
Der deutsche Begriff der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik lässt sich nicht ohne
weiteres auf die Politik der USA übertragen. Kulturförderung und Bildung sind ohne
großzügiges Mäzenatentum nicht denkbar. So beträgt der staatliche Anteil an den
gesamten Kulturausgaben regelmäßig nur rd. 10%. Private Spender finanzieren 40%
und die Kulturbetriebe erwirtschaften selbst die verbleibenden 50%. Staatliche
Kulturförderung erfolgt darüber hinaus im Wesentlichen indirekt, nämlich durch die
Steuerbegünstigung von Spenden für kulturelle Zwecke (geschätzt: über 50 Mrd. USD).
Die Bevölkerungsdichte liegt bei 30 Einwohnern pro km2. Das jährliche
Bevölkerungswachstum erreicht 1%.
Bei dem Bildungsausgaben werden 5,7% des BIP ausgegeben.15Jährige und älter
können lesen und schreiben.408
408
Vgl.http://www.ipicture.de/daten/demographie_USA.html
288
Erfolgreiche deutsche Unternehmen in den USA
Trotz der generellen wirtschaftlichen Abkühlung in den USA zeigen die 50
umsatzstärksten deutschen Unternehmen in den USA anhaltend gute Leistungen und
weisen steigende Umsätze von über 28 Milliarden Dollar auf und schaffen eine halbe
Million Arbeitsplätze. Deutschland behauptet dabei seine Führungsrolle in der
Chemieindustrie mit BASF und Bayer unter den Top 10.
Eine weitere Erfolgsstory schreibt T-Mobile. Die Telekom-Tochter ist mittlerweile der
zweitgrößte GSM Anbieter in den USA und versorgt über 23,3 Millionen Amerikaner
mit drahtlosem Service.
Den deutschen Automobilherstellern geht es besonders gut in den USA. Porsche
verkaufte 8% mehr als im Vorjahr, Volkswagen 8,6% und eine Rekordzahl erreichte
Mercedes-Benz mit 14%.
Die Tochterunternehmen deutscher Firmen in den USA leisten einen signifikanten
Beitrag zum globalen Umsatz. T-Mobile USA 23%, Siemens USA 24% oder
ThyssenKrupp USA 25% der Gesamtumsätze.
Wie man erkennen kann, sind die großen Unternehmen in Deutschland ebenfalls große
Unternehmen international, die das Potential haben, die Konjunktur weiterhin nach oben
zu treiben. Mit immer neueren technischen Innovationen fördern sie die Wirtschaft.
Tabelle 13 Top 10 der deutschen Unternehmen in den USA auf den Verkauf gerichtet.
289
Tabelle 14 Top 10 der deutschen Unternehmen in den USA nach Anzahl der Beschäftigten.
*
sales are generated from multiple sources, that is from various associated
companies
** NAFTA region
*** EUR
Quelle: Vgl. www.gaccny.com 12.12.2007
Kanada
Handelsbeziehungen
Kanada gehört neben Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien, den
Vereinigten Staaten von Amerika zum Weltwirtschaftsgipfel, der so genannte G8.
Neben engen Verbindungen zu diesen Ländern stechen enge Beziehungen zur
Europäischen Union und zunehmend zu China, Indien und Brasilien hervor. Ferner sind
sie in weiteren wichtigen Wirtschaftforen, wie z.B. den OECD, WTO, IMF, NFTA, der
Weltbank vertreten. Des Weiteren bestehen Freihandelsabkommen mit Chile und Israel.
Gegenwärtige wirtschaftliche Situation Kanadas und Ausblick in die Zukunft
Kanadas Wirtschaft ist modern und dynamisch. Seit nunmehr 15 Jahren
ununterbrochenem Wirtschaftswachstum belegt es den Spitzenplatz innerhalb der G8Staaten. Die Staatsfinanzen sind gesund. Seit zehn Jahren wird ein Überschuss
erwirtschaftet, der konsequent zur Schuldentilgung eingesetzt wird. Das erklärte Ziel
des Landes ist es, im Jahre 2021 schuldenfrei zu sein. Entscheidenden Anteil an dieser
Entwicklung ist die Tatsache, das Kanada Unmengen an Rohstoffen wie Erdöl und
Erdgas bereithält. Das Erdöl kommt allerdings zu 80 % in so genannten ‚Ölsanden‘ vor.
290
Die Gewinnung ist sehr viel kostenintensiver als die konventionelle Förderung von
Erdöl, allerdings ist diese durch den steigenden Ölpreis doch wirtschaftlich. Durch diese
Vorkommen ist Kanada weltweit hinter Saudi-Arabien die Nummer 2, im Bereich
Erdgas die Nummer 3 hinter den USA und Russland. Weiter besitzt das Land eine
diversifizierte
Wirtschaft.
Vor
allem
innovative
Sektoren,
wie
z.B.
Informationstechnologie, Biotechnologie oder die Nanotechnologie werden gefördert
und nehmen einen zunehmenden Anteil am BIP ein.
Des Weiteren ist Kanada ein bedeutender landwirtschaftlicher Produzent und gehört zu
den weltgrößten Exporteuren von Getreide. Die Wasser- und Holzvorräte sind nahezu
unerschöpflich. Ferner ist das Land seit Mitte der 90er Jahre der drittgrößte
Diamantenproduzent und größter Uranproduzent der Welt.
Kanada wirbt um ausländische Direktinvestitionen aktiv mit Steuervorteilen und
anderen Reizen. Ein weiterer Vorteil sind die ‚leichteren Einreisebestimmungen‘ im
Gegensatz zu den USA. Nach dem 11. September 2001 sind in den USA die
Einreisebedingungen so massiv verschärft worden, dass vor allem IT-Spezialisten den
Weg nach Kanada angetreten haben und vor allem der High-Tech-Sektor wächst. Vor
allem Firmen wie Microsoft profitieren von diesem Effekt.
Die wirtschaftliche Verflechtung mit den Vereinigten Staaten ist Chance und Risiko
zugleich. Die USA haben den Aufstieg Kanadas zur führenden Industrienation
maßgeblich begünstigt. Allerdings macht dem Land der starke Ölpreis (Kanada
importiert noch immer 50 % seines Ölbedarfs) und der starke kanadische Dollar zu
schaffen,
der
Exporte
Rationalisierungsdruck
hemmt,
den
erhöht.
Produktionsstandort
Amerikanische
Firmen,
verteuert
die
in
und
den
Kanada
Produktionsstandorte unterhalten, überlegen daher, aufgrund des schwachen Dollars
zurück in die Heimat zu gehen.
Politische Einflüsse von / für Kanada
Kanada hat ähnlich wie die USA seit dem 11. September mit erhöhter Anschlagsgefahr
zu rechnen. Dazu gehören vor allem Orte mit Symbolcharakter. Ferner ist Kanada eines
der ersten Länder, die Abstand vom Kyoto-Protokoll genommen haben. Als
291
Begründung gab man an, dass die Erfüllung der Kyoto-Vorgaben einem
wirtschaftlichen Ruin gleichkommen würde.
Ansätze zum Konjunkturwachstum der Länder Mittelamerikas
Die Länder Mittelamerikas versuchen Ihre Handelsbeziehungen durch diverse
Freihandelskommen zu beleben (z.B. CAFTA ). Durch diese Regionalisierung und dem
bedingten Wegfall der Zölle und anderer Beschränkungen erhofft man sich steigenden
Absatz der heimischen Produkte im Ausland und einen einfacheren Import der Produkte
jenseits der Landesgrenzen. Manche Länder sind massiv von den Exporten in die USA
abhängig und haben es versäumt ihren Außenhandel zu diversifizieren. Neben dem
‚Hauptpartner‘ USA sind enge Bindungen zu den Staaten der Europäischen Union zu
nennen. Durch die aufkommende Globalisierung wird nun versucht die Bindungen im
ostasiatischen Raum zu intensivieren.
Mittelamerika
El Salvador
Handelsbeziehungen
Wie beinahe jedes mittelamerikanische Land hat auch El Salvador eine starke
Abhängigkeit zur USA
Wirtschaftliche Faktoren
Die Konjunktur steigt immer weiter an und ist in den letzten Jahren stetig über 2,5 %
gewesen, allerdings setzt sich die Stärke des Konsums durch Überweisungen der im
Ausland lebenden Salvadorianer zusammen. Da die Währung ‚dollarisiert‘ ist, hängt die
Inflationsrate regelmäßig über der der USA. Trotz dieser Tatsache hat El Salvador wie
fast alle Länder Mittelamerikas eine negative Handelsbilanz, hat Schulden und bezieht
Entwicklungshilfe.
292
Politische Faktoren
Der Großteil der Einwohner sind Mestizen. Knapp die Hälfte leben unterhalb der
Armutsgrenze. Durch diesen Umstand ist eine starke Auswanderung zu verzeichnen.
Über 2,6 Millionen Salvadorianer leben im Ausland und verdienen dort ihr Geld, um die
Familien in der Heimat zu unterstützen. Das Bildungssystem ist marode und zeigt auch
keine Tendenz zum Besseren.
Gewalt insbesondere Mord und Entführungen
sind auch in El Salvador an der
Tagesordnung. Es herrschen große Unterschiede zwischen Arm und Reich. Reiche
Menschen nutzen das Angebot privater Schutzdienste. Im Schnitt hat jeder sechste
Bürger eine Schusswaffe. Auch in EL Salvador sind viele Jugendbanden unterwegs.
Diese verlorene Generation verdient sich ihren Lebensunterhalt vor allem durch
Drogen.
Belize
Handelsbeziehungen
Die USA haben in Belize eine dominierende Rolle eingenommen, aber auch mit der EU
und dem ehemaligen Mutterland England ist der Handel nach wie vor sehr eng.
Wirtschaftliche Faktoren
Die Handelsbilanz ist negativ. Die Landwirtschaft ist der zentrale Wirtschaftszweig.
Durch den aufkommenden Tourismus könnte das Land weiter wirtschaftlich wachsen.
Allerdings muss dafür weiter stark investiert werden. Belize hat gerade für die Tauchund Kreuzfahrttouristen nicht die entsprechende Infrastruktur. Das Land leidet ferner
unter fehlenden Fachkräften.
293
Politische Faktoren
Belize hat nach wie vor einen ausstehenden Territorialkonflikt mit Guatemala () und ist
durch jede Art von Gewaltkriminalität betroffen. Der Drogenhandel aus Mexiko nutzt
Belize vor allem als Transitland für seine Geschäfte, des Weiteren macht die
Einwanderung mexikanischer und guatemaltekischer Bauern in das scheinbar leere und
reichere Belize dem Land zu schaffen.
Costa Rica
Handelsbeziehungen
Costa Rica unterhält vor allem Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika,
zur Europäischen Union und den CAFTA-Staaten.
Wirtschaftliche Faktoren
Costa Rica ist ein an mineralischen Rohstoffen armes Land, verfügt aber über ein hohes
Maß an Bildung und Infrastruktur. Die Analphabetenquote beläuft sich auf unter 5 %,
dadurch profitiert das Land ungeheuer in seiner weiteren Entwicklung. Der wichtigste
Wirtschaftszweig des Landes ist gegenwärtig noch die Landwirtschaft, die wird aber mit
zunehmender Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren durch den Tourismus abgelöst.
Das Land ist Mitglied im Freihandelsabkommen CAFTA
Politische Faktoren
Die Handelsbilanz ist negativ und auch die Inflation ist sehr hoch. Politische
Beziehungen zur Republik China (Taiwan) wurden abgebrochen, um das Verhältnis zur
Volksrepublik zu stärken. Costa Rica zeichnet sich durch eine dauernde, unbewaffnete
aktive Neutralität aus. Es besitzt keine Armee. Grenzschutzaufgaben werden von der
Polizei übernommen. Das Verhältnis zwischen Arm und Reich ist anders als in den
meisten Ländern Mittel- und Südamerikas in Costa Rica sehr ausgeglichen.
294
Dominikanische Republik
Handelsbeziehungen
Neben den USA und den CAFTA-Staaten unterhält das Land enge Verbindungen zu
Mexiko, der EU und Venezuela. Die Handelsbeziehungen zu Haiti sind teilweise
aufgrund der massiven illegalen Einwanderung gestört.
Wirtschaftliche Faktoren
Viele
Einwohner
bekommen
Transferzahlungen
ihrer
im
Ausland
lebenden
Verwandten, mit denen sie ihren Konsum befriedigen. Die D.R. ist Mitglied im
Freihandelsabkommen CAFTA. Die Handelsbilanz ist negativ. Der wichtigste
Wirtschaftszweig ist der Tourismus, dahinter steigen die Landwirtschaft
und der
Telekommunikationssektor weiter an. Gegenwärtig befindet sich das Land in einer
schwierigen Lage, da die größte Geschäftsbank insolvent wurde, die Inflation sehr stark
anstieg und die Staatsverschuldung weiter ausuferte. Zudem steigern sich die
gewalttätigen Auseinandersetzungen der Einheimischen mit den vielen Menschen aus
Haiti die illegal in das Land eingereist sind.
Politische Faktoren
Die Einwohner der Dominikanischen Republik leben in hoher Anzahl in ärmlichen
Verhältnissen. Die Arbeitslosenquote beträgt über 20 %. Die Schulpflicht kann nicht
überall eingehalten werden, da die Schulen mitunter zu weit voneinander entfernt sind.
Auch wenn die Schulen kostenlos sind, müssen für dominikanische Verhältnisse sehr
teure Uniformen gekauft werden, welche sich die meisten Eltern nicht leisten können,
daraus resultiert, dass die D.R. im Bereich Bildung eines der Schlusslichter in
Lateinamerika ist. Gemäß der Meinung von Experten hat das Land in Lateinamerika
jedoch das größte Entwicklungspotential und ist für Investoren von besonderem
Interesse.
295
Guatemala
Handelsbeziehungen
Guatemala unterhält wichtige Handelsbeziehungen zu den USA und Mexiko. Die
Beziehungen zu den beiden Ländern leiden aber immer wieder unter Spannungen, durch
Migrationsprobleme und Zugänge zu den einzelnen Märkten. Guatemala hat seit 2001
ein Freihandelsabkommen mit den Ländern Mexiko, Honduras und El Salvador
unterzeichnet, welches bisher aber noch nicht den gewünschten Erfolg zeigt. Unter dem
Aspekt einer Diversifizierung versucht Guatemala das Verhältnis zu ostasiatischen
Staaten aufzubauen. Hierzu wurde im Jahre 2005 ein Freihandelsabkommen mit Taiwan
unterzeichnet.
Wirtschaftliche Faktoren
Wie auch in den meisten mittelamerikanischen Staaten ist das Land aufgrund seiner
Armut und mangelnden Perspektiven von den Transferzahlungen, der im Ausland
arbeitenden Guatemalteken, abhängig. Der Tourismus verzeichnet beachtliche
Zuwachsraten und wird vermutlich durch seine bedeutenden Umweltressourcen den
Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in naher Zukunft überholen. Das Land ist
durchzogen von Korruption und einer hohen Unterbeschäftigung der Einwohner.
Politische Faktoren
In den 36 Jahren zwischen 1960 – 1996 befand sich das Land im Bürgerkrieg und
forderte Schätzungen zufolge zwischen 200.000 und 400.000 Menschenleben. Allen
voran wurde der indigene Maya verfolgt. Auch andere Menschenrechtsverletzungen
passierten während dieser Zeit, welche bis heute beispielsweise durch Selbstjustiz das
Land weiter beschäftigen. Außerdem ist Guatemala übersät von Auseinandersetzungen
mit den Jugendbanden (Maras), weiterhin ist der Einfluss der organisierten Kriminalität
sehr hoch und auch die Hemmschwelle, selbst kleinere Konflikte mit der Schusswaffe
auszutragen, ist sehr niedrig in Guatemala.
296
Haiti
Wirtschaftliche Faktoren
Haiti war während seiner Kolonialzeit ein sehr reiches Land, hat aber nach der selbst
erklärten Unabhängigkeit von Frankreich seinen Reichtum schnell verloren. Heute
gehört das Land neben Somalia und Ruanda zu den ökologisch und politisch
instabilsten Ländern. Aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Lage und das Leben
in extremer Armut flüchten massenweise Haitianer in die USA oder die
Dominikanische Republik.
Politische Faktoren
Das Land gilt als instabil und erlebte in den vergangenen Jahren zahlreiche Krisen, wie
zum Beispiel Staatsstreiche, Interventionen ausländischer Staaten oder gewalttätiger
Konflikte. Rechtsstaatliche Ordnung fehlt fast gänzlich. Das Land ist korrupt und wird
von Gewalt, Drogenhandel und Jugendbanden heimgesucht. Um diesen Treiben Einhalt
zu gebieten, sind mehrere tausend Blauhelme der UNO im Land stationiert. Die eigene
Versorgung durch die Landwirtschaft kann nicht gewährleistet werden, was eine
chronische Unterversorgung hervorruft und eine Lebensdauer von unter 50 Jahren für
die Menschen bedeutet.
Honduras
Handelsbeziehungen
Honduras unterhält starke Handelsbeziehungen zu den USA, der EU, den CAFTAStaaten, zur Republik China (Taiwan), Japan und Kuba.
297
Wirtschaftliche Faktoren
Wie die meisten Entwicklungsländer Mittelamerikas hat auch Honduras seit Jahren eine
negative Handelsbilanz. Die Importe sind allen voran Maschinen und mineralische
Brennstoffe. Als Exporte ausgeführt werden vor allem Kaffee, Bananen und
Schalentiere. Durch die starke Armut und die mangelnden Perspektiven sind viele
Honduraner ins Ausland (vornehmlich die USA) geflohen und unterstützen ihre
Familien mit Transferzahlungen, die eine immense Bedeutung für die Wirtschaft
darstellen. Aufgrund seiner hohen Verschuldung kam es im Jahre 2007 durch die
Interamerikanische Entwicklungsbank zu einem Schuldenerlass. Honduras ist Mitglied
im Freihandelsabkommen CAFTA.
Politische Faktoren
Honduras ist ein demokratischer Rechtsstaat, in dem der Staatspräsident eine
vorherrschende Rolle spielt. In den letzten 20 Jahren ist der Staatspräsident durch freie
und
demokratische
Wahlen
hervorgegangen.
Bedingt
durch
das
starke
Bevölkerungswachstum verstärkt sich die Landflucht und lässt die Elendsviertel
ausufern. Mehr als die Hälfte der Menschen in Honduras lebt unterhalb der
Armutsgrenze. Da die meisten Kinder ohne Grundschulabschluss abgehen und das
Schulsystem ziemlich marode ist, sind mehr als ein Fünftel der Einwohner
Analphabeten. Bedingt durch diesen schlechten Ausbildungsstand ist eine Entwicklung
in allen Bereichen behindert. Als ein weiteres Problem können die organisierten
Jugendbanden (Maras) und die allgemein hohe Kriminalitätsrate
genannt werden,
welche im Land täglich für Aufruhr sorgt.
Nicaragua
Die sandinistische Politik und der Bürgerkrieg stürzten Nicaragua in eine Krise, von der
sich das Land langsam erholt. Ein von der neuen Regierung durchgeführtes Programm,
welches das Land insbesondere die kriselnde Wirtschaft retten sollte, änderte nichts an
der schlechten Lage.
298
Handelsbeziehungen
Die USA und Nicaragua arbeiten zusammen, um der illegalen Einwanderung aus
Nicaragua in die USA entgegenzuwirken. Dazu verpasste die US-Regierung im Jahr
2005 Nicaragua eine Finanzspritze in Höhe von circa 175 Mio.US-$. Dieses Geld fließt
im Rahmen eines Programms, mit dem Schwellenländer gefördert werden sollen.
Wirtschaftliche Faktoren
Der führende Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft mit Zuckerrohr und
Bananenanbau. Diese landwirtschaftliche Lebensgrundlage der meisten Menschen hat
zu einer unermesslichen Abwanderung vom Land in die Stadt oder ins Ausland geführt.
Folglich fehlen dem Land zunehmend Arbeitskräfte, die Kapital oder Reichtum
schaffen. Finanzkräftige und technologisch orientierte Unternehmen bilden da eher eine
Ausnahme. Inwiefern ein paar Konzerne eine Besserung der landwirtschaftlichen
Wirtschaft schaffen, ist nicht ohne weiteres zu beantworten, während die Regierung
stetig auf Erfolge in dem führenden Wirtschaftszweig verweist. Dabei handelt es sich
im Bereich der Zuckerproduktion lediglich um zwei Konzerne, einen nationalen und
einen Konzern aus Guatemala. Bei der Bananenproduktion sieht es nicht anders aus;
hier wird der Markt von zwei/drei größeren Unternehmen beherrscht. Welche Folgen
sich daraus ergeben, sind abzusehen, denn durch die billigeren Produkte, welche vor
allem die Importe einschließt, bricht der interne Markt nach und nach zusammen. So
kann man zusammenfassend sagen, dass sich Nicaraguas Wirtschaft im freien Fall
befindet.
Mit rund 19 000 km Straßen und einer seit 1994 stillgelegten Eisenbahn ist das Land
nicht gerade ein Utopia.409Was das für die Wirtschaft bedeutet ist wohl selbstredend.
Der 286 km
lange Nicaragua-Kanal, auch Interozeanische Kanal von Nicaragua
genannt, mit einer Bauzeit von 12 Jahren und einem Investitionsvolumen von rund 18
Mrd. US-$, soll nicht nur die gesamte Isthmus-Region wirtschaftlich beleben, sondern
auch in der Schifffahrt weltweit neue Maßstäbe setzen. Als der Präsident Nicaraguas
das Projekt am 17.10.06 Vertretern der mexikanischen Regierung und Funktionären der
409
http://wwwlexikon.meyers.de/meyers/Nicaragua
299
Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) vorstellte, stieß er auch dort auf
Zuspruch. So verwies Mirna Liévano, die Repräsentantin der IDB in Managua, auf die
Möglichkeit, dass sich ihre Organisation an der Finanzierung des Projektes beteiligen
könne. Panamas Vizepräsident Samuel Lewis Navarro respektiert die nicaraguanischen
Pläne. Lokalen Presseangaben zufolge bestätigt Panama das stark ansteigende
Transportaufkommen und zeigt sich sogar bereit, das nicaraguanische Projekt zu
unterstützen. So erklärten behördliche Repräsentanten des Panama-Kanals ihre
Bereitschaft, wichtige Informationen und Erkenntnisse über den Bau von Wasserwegen
mit Nicaragua zu teilen.410
Tabelle 15 Schifffahrtskanäle im Vergleich
Schifffahrtskanäle im Vergleich
Indikator
Panama-Kanal *) Suez-Kanal
Nicaragua-Kanal
Kanaltiefe in m
13,8
21,0
22,0
Kanallänge in km
80
195
286
Schiffsgröße in metrischen Tonnen
130.000
200.000
250.000
19,0
20,0
Maximaler Tiefgang der Schiffe in m 12,3
Schleusenlänge in m
427
keine Schleusen 466
Schleusenbreite in m
55
-
64
*) Maße nach Erweiterung
Quelle: Comisión del Gran Canal Interoceánico
Politische Faktoren
Nicaragua ist das zweitärmste Land in Lateinamerika, was auf eine extrem hohe
Arbeitslosenquote sowie einer immensen Pro-Kopf-Verschuldung zurückzuführen ist.
Hier lebt rund 70% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze; Die Weltbank
bezeichnet Menschen, die mit weniger als 1 US-$ pro Tag um ihr Überleben kämpfen,
als arm. Das Ungleichgewicht zwischen Import und Export trägt ebenfalls nicht zur
Stärkung des Landes bei. So ist auch der Schuldenerlass der Interamerikanischen
Entwicklungsbank (IDB) in Höhe von knapp 1 Mrd. US-$ für Nicaragua ein kleiner
Wehmutstropfen.411
410
411
http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT20061023114342,Google.html 22.11.2007
Quelle: (6) Vgl. Fischer Weltalmanach 2008, Software
300
Tabelle 16 Kennzahlen Import & Export 2005
Güter in Mio. US-$
Import
2 865
Export
1552
Quelle: aus Fischer Weltalmanach 2008
Seit einiger Zeit ist Nicaragua in das HIPC - Programm (HIPC: heavily indebted poor
countries) aufgenommen. Wodurch die Schulden des Landes von der Weltbank und
IWF auf „akzeptables Niveau“ gesenkt wurden.
Mexiko
Handelsbeziehungen
Mexikos Außenwirtschaftspolitik ist eine der liberalsten weltweit. Neben dem
Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) mit den USA und Kanada hat
Mexiko Freihandelsabkommen mit zahlreichen anderen Ländern, unter anderem der EU
und Japan, unterzeichnet.
Wirtschaftliche Faktoren
Nach der Tequila-Krise hat sich Mexiko angesichts der starken Veränderungen im
Bereich Wirtschaft und Politik positiv entwickelt, denn die Wirtschaft ist
widerstandsfähiger geworden. Der mexikanische Mineralölkonzern Pemex ist der
weltweit drittgrößte Rohölproduzent und der zehntgrößte Erdölproduzent in der Welt.
Des Weiteren ist Pemex das größte mexikanische Unternehmen, welches bisher durch
die Verfassung geschützt war und einziger Vertreiber von Raffinerieprodukten.
Mexikos Wirtschaft steht aufgrund der immer mehr am Handel teilnehmenden
asiatischen Länder unter starkem Konkurrenzdruck. Das macht sich besonders im
Exportmarkt zu den USA, dem Haupthandelspartner, bemerkbar. Aber Mexikos
Vorteile der widerstandsfähigen Wirtschaft und die Nähe zu den USA wahren die
Wachstumsaussichten vorläufig.
301
Politische Faktoren
In Lateinamerika gehört Mexiko zu den industriell fortgeschrittensten Ländern und
verfügt über Rohstoffvorkommen insbesondere Erdöl. Wichtigster Wirtschaftszweig ist
demnach auch die Petrochemie und Chemieindustrie sowie die Automobil- und
Automobilzuliefererindustrie.
Darüber hinaus verfügt Mexiko über den einzigartigen strukturellen Vorteil, ein
Nachbarland der größten Volkswirtschaft der Welt – der USA – zu sein. Dorthin gehen
85% der mexikanischen Exporte.412
Kulturelle Faktoren
Abbildung 67 Auswanderung aus Mittelamerika in die USA
Quelle Fischer Weltalmanach 2008
Das extreme Wohlstandsgefälle zwischen den Staaten Mexiko und USA führt zu einer
riesigen Abwanderungsquote Mexikos, diese illegal in den USA lebenden Mexikaner
stören die Beziehung der beiden Staaten.
Ein anderer Störfaktor der Beziehung ist die Auslieferung von Gefangenen, die der
mexikanische Staat untersagt, wenn z.B. in dem Land die Todesstrafe droht.
Andererseits fliehen so Verbrecher aus den USA nach Mexiko.
Ein
weiteres
Problem
war
die
organisierte
Kriminalität,
besonders
die
Drogenkriminalität. Denn Mexiko ist der umkämpfte Durchgangsmarkt für Rauschgift
412
Vgl. http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_EN-PROD/PROD0000000000196497.pdf
23.11.07
302
aus Südamerika. So wird von der US-Drogenbekämpfungsbehörde geschätzt, dass 90%
des in den USA konsumierten Kokains über Mexiko ins Land gelangen.
Der Drogenschmuggel ist so immens, dass die USA und Mexiko ein Abkommen zur
Bekämpfung der Drogen planen. Hierzu wollen die USA ca. 1,4 Milliarden US-$ in den
nächsten drei Jahren in Mexiko investieren, um dem Schmuggel entgegen zuwirken.
Dazu kommen weitere 7 Milliarden von Mexiko. Das geplante Antidrogenabkommen
erfährt aber Kritik, da Mexiko sehr anfällig für Korruptionen ist, diese Bestechlichkeit
finden auch im Militär- und Polizeibereich statt.413
Panama
Panama ist eine gebirgige mit tropischen Wäldern durchzogene Landbrücke zwischen
Kolumbien und Costa Rica.
Handelsbeziehungen
Durch ein Freihandelsabkommen zwischen Haupthandelspartner USA und Panama,
welches den US-Firmen die Möglichkeit unterbreitete, sich an der Erweiterung des
Kanals zu beteiligen, stärkt die Bindung zum Handelspartner.
Wirtschaftliche Faktoren
Panamas führende Wirtschaftsstruktur ist der Handels- und Dienstleistungssektor. Die
Dienstleistung hat im Jahr 2005 einen Anteil von 75,9% am BIP (vgl. Fischer). Der
niedrige Anteil der Industrie am BIP ist darauf zurückzuführen, dass die Konsumgüter in
erster Linie für den heimischen Markt produziert werden. Der Kanalverkehr ist eine der
wichtigsten Devisenquellen des Landes und trägt maßgeblich am Ausgleich des
Außenhandelsdefizits bei.
In den bedeutendsten landwirtschaftlichen Regionen werden für den Inlandsbedarf
Grundnahrungsmittel wie Reis und Mais angebaut. Bananen, Kaffee und Zuckerrohr
werden hauptsächlich für den Auslandsmarkt kultiviert.
413
Vgl.Fischer Weltalmanach 2008, Software
303
Politische Faktoren
Wichtigstes Handelsgebiet ist die am Panama-Kanal gelegene Feizone von Colón.
Panama verfügt über ein kleines Eisenbahnnetz sowie über ein überschaubares
Straßennetz. Wichtigste Verkehrsstraße ist die Strecke zwischen Colón und Panama
(Stadt). Was auf die starke Konzentration der Unternehmen auf Panama (Stadt)
zurückzuführen ist. Zudem besitzt der Panama-Kanal eine hohe verkehrspolitische
Rolle.
Abbildung 68 Panama-Kanal
Quelle: Fischer Weltalmanach 2008
Probleme
Dollar
Der Niedergang der US-Ökonomie drückt den Kurs des Dollar anscheinend
unaufhaltsam nach unten Æ mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft. Der Kurs
des Dollar kann Unternehmen und ganze Volkswirtschaften beflügeln oder in die Krise
stürzen. Sein Kurs schwankt gegenüber dem Euro täglich und seit den letzten fünf
Jahren selten nach oben. Ein tiefer Dollarkurs versetzt Menschen rund um die Erde in
Aufregung. Seit Anfang dieses Jahres verlor die US-Währung schon 13 Prozent.
Spiegelbildlich stieg der Kurs des Euro. Er rückte zeitweise fast an die Grenze von 1,50
Dollar heran. Bei so einem Tempo kann man keine vernünftigen Anpassungsprozesse
304
mehr erstellen. Unternehmen haben Angst, dass sie noch mehr Arbeitsplätze
wegrationalisieren oder Fabriken schließen müssen; bei Airbus z. B. kostet jeder Cent
„hundert Millionen Euro“.414
Gleichzeitig erreicht der Ölpreis immer neue Rekordmarken: Ein Euro-Kurs von fast
1,50 und ein Ölpreis von beinahe 100 Dollar pro Barrel. Verständlich, dass solche
Werte eine Weltwirtschaft in die Knie zwingt. Trotz dessen, halten sich die Börsen auf
erstaunlich hohem Kursniveau.
Am Dollar hängt die Welt. Er ist das wichtigste Zahlungsmittel im weltweiten Handel.
Flugzeuge, Öl, Stahl und die meisten Rohstoffe werden in der US-Währung
abgerechnet. Zentralbanken legen einen großen Teil ihrer Währungsreserven in Dollar
an. Von der Entwicklung der Leitwährung hängt die Wettbewerbsfähigkeit ganzer
Kontinente ab. Deshalb droht die Gefahr, dass der Verfall der US-Währung die
Wirtschaft weltweit in
eine Krise stürzt.
Aufgrund der Tatsache, dass die Amerikaner schon immer über ihre Verhältnisse lebten,
sowohl die Verbraucher, die ihre Häuser, Autos und andere Konsumgegenstände oft auf
Pump kaufen, als auch der Staat, der vor allem seinen Kampf gegen den Terror und
seinen Krieg im Irak mit immer neuen Milliardenschulden finanziert.
Abbildung 69 Verschuldung privater Haushalte USA
Quelle: Vgl. Spiegel Nr.48 v.26.11.07 S.74
Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy hegt den Verdacht, dass die amerikanischen
Politiker die Schwäche ihrer Währung bewusst nutzen, um die Exportchancen der
414
Vgl. Spiegel Nr.48 v. 26.11.07 S.73
305
eigenen Industrie zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der Europäer zu schwächen.
Abbildung 70 Kriegskosten der USA
Quelle: Vgl. Spiegel Nr.48 v. 26.11.07 S.74
So kletterte in Bushs Amtszeit die Staatsverschuldung auf mehr als neun Billionen
Dollar, der US-Präsident verwandelte den Haushaltsüberschuss von 236 Milliarden
Dollar des Jahres 2000 in ein Defizit von aktuell fast 250 Milliarden Dollar. Und das
Handelsbilanzdefizit beträgt mit fast 760 Milliarden Dollar mehr als 6,5 Prozent des
amerikanischen Bruttoinlandsprodukts.
Für viele Ökonomen symbolisiert der Absturz des Dollar auch den Fall der
Wirtschaftsweltmacht
Amerika.
Jahrzehntelang
waren
die
USA
der
globale
Wachstumstreiber. Möglicherweise übernimmt künftig einmal China diese Rolle. Das
Problem aber ist die Zeit des Übergangs, in der die eine Macht schwächelt und die
andere deren Aufgaben noch nicht erfüllen kann. Die möglichen Gefahren sind so groß,
weil es selten so viele Unsicherheiten im Weltwährungsgefüge gab. Kein Ökonom kann
mit Sicherheit vorhersagen, ob nun die Herrschaft des Dollar endet, oder ob wir als neue
Leitwährung
den
Euro
nehmen
sollen. Ein
solcher
Wechsel
wäre
nichts
Ungewöhnliches. Jede Zeit hatte ihre Leitwährung.
Terrorismus
Nach den Anschlägen des 11.September 2001, bei denen viele Menschen ihr Leben
lassen mussten ist die Alarmbereitschaft deutlich gestiegen. Es wurden viele Anschläge
verhindert.
Im Juli 2006 wurden bei Razzien in Florida sieben Personen festgenommen, die im
Verdacht standen, einen Anschlag auf den Sears Tower in Chicago auszuüben.
306
Ein Geheimdienstbericht warnt jedoch vor weiteren El-Kaida-Anschlägen in den USA
und wirft neue Fragen am Anti-Terror-Kurs von US-Präsident George W. Bush auf.415
Irakinvasion hat die Terrorgefahr in den USA erhöht
El Kaida ist und bleibt die größte terroristische Bedrohung für das Land Amerika. Die
Gruppe hat Schlüsselelemente ihrer Angriffskapazität erhalten oder wieder aufgebaut –
darin eingeschlossen ein sicheres Rückzugsgebiet in den von Pakistan verwalteten
Stammesgebieten. Von dort aus würden die Terroristen neue Attentate vorbereiten und
auch versuchen, Terroragenten in die USA einzuschleusen. Welche Rolle Terrorchef
Osama bin Laden in der aktuellen Al-Kaida-Hierarchie spielt, lässt der zur
Veröffentlichung freigegebene Teil offen.
Laut Gutachten hat der Irakkrieg die Gefahr von Anschlägen in den Vereinigten Staaten
erhöht. Dabei hat es El Kaida nach wie vor auf Ziele mit hohem Symbolwert abgesehen,
darunter politische und wirtschaftliche Institutionen sowie die Infrastruktur. Sie wollen
möglichst viele Tote und eine möglichst große sichtbare Zerstörung hinterlassen,
schwere wirtschaftliche Nachbeben erzeugen und die Bevölkerung in Angst versetzen
warnen die US-Terrorpropheten.416
Terrororganisation sucht händeringend ABC-Waffen
Aus diesem Grund seien Bin Ladens Anhänger mehr denn je bestrebt, noch tödlichere
Waffen in ihre Hände zu bekommen. El Kaida wird weiter versuchen chemische,
biologische, atomare Materialien zu erwerben und nicht zögern, diese auch einzusetzen,
sobald sie die dafür erforderlichen Kapazitäten besitzt, sind die US-Geheimdienste
überzeugt.
Neben El Kaida würden aber auch noch andere Terrorgruppen Amerika bedrohen, sind
die Spionagebehörden überzeugt. Die libanesische Hisbollah könnte in den nächsten drei
415
416
Vgl. http://www.bpb.de/publikationen/7N2DFT,0,Globaler_Terrorismus.html
Vgl. http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1681718,00.html
307
Jahren einen Angriff auf das Heimatland erwägen, falls sie die USA als unmittelbare
Bedrohung für sich selbst oder für den Iran einschätzen.
In einem Report wird erklärt, dass Al Kaida überall herausgefordert wird, wo immer sie
auch glauben, dass sie ein sicheres Rückzugsgebiet gefunden haben.417
Nationale Kriege
Gegenwärtig gibt es keine Bürgerkriege in Nord- und Mittelamerika. Allerdings gibt es
zu beobachten, dass wachsende Ausschreitungen in der Dominikanischen Republik zu
verzeichnen sind. Die hohe Anzahl von haitianischen Flüchtlingen im Land, die massive
Arbeitslosigkeit der Dominikaner und die angespannte Lage der beiden Länder gibt
Anlass zu Sorge. Gleiches gilt für den ausstehenden Territorialkonflikt von Guatemala
und Belize und den überall in Mittelamerika tätigen Jugendbanden. Unter den Mara
Salvatrucha versteht man eine kriminelle Vereinigung von Jugendbanden zwischen
Nord- und Mittelamerika. Diese Jugendbanden sind der Mafia ähnlich und kontrollieren
weite Bereiche der jeweiligen Länder. Ihre Einnahmequellen sind neben der Erhebung
von ‚Zöllen‘, Waffen- und Menschenhandel, Diebstählen, Prostitution, Autoschieberei
und Drogenhandel. Ihr kompromissloses Handeln versetzt die Länder in Angst und
Schrecken.
Illegaler Handel
Insgesamt stellt der nordamerikanische Kontinent den weltweiten größten Markt für
illegale Drogen dar. Der Drogenhandel in großem Stil und die illegale Herstellung von
Drogen sind ein schwerwiegendes Problem, und auch der Missbrauch von
rezeptpflichtigen Medikamenten scheint im Steigen begriffen zu sein. Gleichzeitig
investieren die Länder der Region sowohl auf nationaler als auch zwischenstaatlicher
Ebene umfangreiche Geldmittel in die Bekämpfung des Drogenproblems. Die erste seit
1994 auf nationaler Ebene durchgeführte Untersuchung über Drogenmissbrauch wurde
im Dezember 2003 in Kanada in die Wege geleitet. Diese Untersuchung stellt einen
ersten Schritt in Richtung der vom INCB empfohlenen umfassende Erhebung von Daten
über gegenwärtige Trends im Bereich der Suchtstoffe dar.
417
Vgl. http://www.kerkuk.net/haberler/haber.aspx?dil=1031&metin=200609305
308
Der INCB äußert sich besorgt über Hinweise, wonach Drogenringe im Begriff sind, ihre
Aktivitäten in Mexiko zu verändern und das Land unter Umständen zu einem
ausbaufähigen Markt machen könnten. In den Ländern Mittelamerikas und der Karibik
ist der groß angelegte Kokainhandel und -missbrauch nach wie vor von Bedeutung; in
einigen Ländern der Region ist der Drogenmissbrauch zu einem schwerwiegenden
Problem geworden. In Mittelamerika sind viele Jugendbanden in Gewaltverbrechen und
Drogenhandel verwickelt.
Neunzig Prozent des in Südamerika produzierten Kokains – 590 Tonnen von insgesamt
schätzungsweise 655 Tonnen im Jahr 2003 – werden auf dem Seeweg, vor allem über
die Karibik, transportiert. Der Kokainmissbrauch in den Ländern Mittelamerikas und
der Karibik scheint im Steigen begriffen zu sein. Heroinmissbrauch ist in Mittelamerika
und im karibischen Raum bisher noch relativ gering, die Situation dürfte sich aber
aufgrund der Zunahme des Drogenhandels in der gesamten Region zusehends
verschlechtern. In Mittelamerika und in den Ländern der Karibik nimmt der Anteil der
weiblichen Drogenkonsumenten zu. Die Regierungen einiger Länder der Region haben
bei der Bekämpfung von Drogenhändlernetzen beachtliche Durchbrüche erzielt, was
sich unter anderem an der erhöhten Menge von beschlagnahmten Suchtstoffen ablesen
lässt. Drogenhandel und die damit verbundene Geldwäsche und Korruption gefährden
nach wie vor die Stabilität in den Ländern. Wie auch schon in der jüngsten
Vergangenheit versuchen Dogenhändler die Staatsanwaltschaft einzuschüchtern, was
erneut auf die engen Verbindungen zwischen Drogenhandel und organisiertem
Verbrechen hinweist. Gleiche
Probleme sind in der Verletzung der Menschenrechte zu beobachten (Entführungen und
Zwangsprostitution)
Naturkatastrophen
Nord- und Mittelamerika sind immer wieder Opfer von Naturkatastrophen. (Katrina,
Stan, Iris, Mitch usw.) Die Opfer und der volkswirtschaftliche Schaden für die
jeweiligen Länder nehmen stetig zu. Gerade für die Entwicklungsländer in
Mittelamerika stellen dies massive Infrastrukturschäden dar. Da diese Länder
hauptsächlich von ihren landwirtschaftlichen Exporten und dem Tourismus leben
werfen derartige Schäden das Land weit zurück und es bedarf wiederum Jahre, um den
alten Standard wieder herzustellen. Eine Besserung der Zustände ist nicht abzusehen.
309
Fazit
Auswirkungen auf die Regionen
Sehr viele Menschen sind gegen die Globalisierung, da sie denken, dass sie nur die
Reichen noch reicher machen und die Armen noch ärmer. Dem ist aber nicht so. Viele
Unternehmen verhalten sich protektionistisch. Sie bilden Netzwerke, um sich in ihrer
Region zu vernetzen, um dann gemeinsam zu wirtschaften, ohne dass sie
länderübergreifend agieren. Sie boykottieren ausländische Produkte oder belegen diese
Güter mit hohen Zöllen,
Einfuhrquoten oder Regulierungen, die die heimische
Wirtschaft vor der Konkurrenz durch ausländische Unternehmen schützen. In
Industrieländern geht es häufig darum, traditionelle Branchen, wie Landwirtschaft oder
Textilindustrie, zu schützen, die teilweise international nicht mehr konkurrenzfähig
sind.
Protektionistische Maßnahmen können unter bestimmten Bedingungen auch dazu
beitragen Zukunftsbranchen zu fördern und dabei für die eigene Wirtschaft Vorteile zu
sichern.
So verhindern die großen Industrienationen, wie die USA und die EU, durch einseitige
Protektionistische Maßnahmen, dass sich die globale Arbeitsteilung voll entfalten kann.
Damit wird die Spezialisierung der Entwicklungsländer auf arbeitsintensive Waren und
deren Export erschwert.
Als maßgebliche Faktoren, welche die globale Entwicklung wohl beeinflussen werden,
gelten
Bevölkerungsentwicklung,
Rohstoffversorgung,
Wissenschaften
und
Technologie, Weltwirtschaft und Globalisierung, nationale und internationale
Regierungspolitik, zukünftige Konflikte und nicht zuletzt die Rolle der USA. Zu
berücksichtigen ist, dass kein einziger dieser Faktoren die Entwicklung unabhängig von
den anderen beeinflussen wird. Jeder dieser Faktoren wird andere Auswirkungen in den
verschiedenen Regionen und Ländern haben. Ferner werden diese Faktoren einander
nicht zwingend verstärken, oftmals wirken sie gegeneinander. Die zur Zeit aufgestellten
Prognosen sind nicht kurzfristig-taktischer, sondern langfristig-strategischer Natur.
Bedingt durch ein großes Handelsbilanzdefizit und die niedrige Sparquote, ist die global
führende Wirtschaft der USA anfällig für Krisen. Ein Verlust des internationalen
Vertrauens in die Wachstumsaussichten, im Klartext ein Kapitalabzug der
310
ausländischen Anleger, kann zu einem scharfen Einbruch führen. Hält dieser Einbruch
an, wird er zerstörerische, wirtschaftliche und politische Konsequenzen für den Rest der
Welt haben. Die EU und Japan werden neue Arbeitskräfte benötigen, um ihre
Rentensysteme aufrechtzuerhalten. Konflikte über soziale Fragen und die massenhafte
Einwanderung können das Wirtschaftswachstum hemmen. Eine weitere Gefahr liegt im
Scheitern der wirtschaftlichen Reformen in den erwachenden Großmächten China und
Indien. Das Ausbleiben tief greifender Finanzreformen in den labilen Schwellenländern
kann eine Serie von regionalen Wirtschaftskrisen auslösen.
Grafik: Interozeanischer Kanal von Nicaragua
aus Fischer Weltalmanach 2008
Abbildung 71 Interozeanischer Kanal von Nicaragua
Quelle: Fischer Weltalmanach 2008
Die stetige Überschuldung Nicaraguas aufgrund des wesentlich höheren Imports im
Vergleich zum Export spricht keinesfalls für eine baldige Verbesserung des Landes. Die
schlechte wirtschaftliche Lage des Landes wird sich noch weiter verschlechtern, wenn
es verstärkt zu bezuschussten Agrarexporte aus den USA kommt. Dann ist der Verlust
von weiteren Arbeitsplätzen und Existenzen nicht mehr abzuwenden. Des Weiteren
wird der Welthandel sich weiter intensivieren, was bedeutet, dass der Außenhandel eine
immer
größere
Bedeutung
Einkommensaustauschverhältnis
nicht
erlangt.
verbessert,
Wenn
Nicaragua
beispielsweise
durch
sein
mehr
Dienstleistungen, ist das Land zwangsläufig dazu gezwungen, sich durch eine
Regionalisierung abzusichern. Durch den Bau des Nicaragua-Kanals wird Nicaragua an
der Globalisierung teilnehmen, da sich zunehmend asiatische Länder am Markt
311
platzieren. Trotz des Ausbaus des Panama-Kanals besteht der Bedarf nach einem
weiteren Schifffahrtsweg. Die „zentrale Lage“ des Nicaragua-Kanals sowie seine
Durchfahrtskapazität sprechen für einen Bau und für eine Besserung der
wirtschaftlichen Lage, denn eine Steigerung des Warenstromvolumens auf der
Handelsroute zwischen Nordamerika und Asien sowie Europa ist bei einer Verdopplung
des Welthandels in 10 Jahren nur logisch.
So ist es Für Nicaragua möglich, die Chancen und Risiken, die die Herausforderungen
der Globalisierung mit sich bringen, zu bestehen.
Obwohl Mexiko Einbußen auf dem US-Markt durch asiatische Länder hat, kann
Mexiko seinen Wohlstand beibehalten und sogar steigern. Vorausgesetzt Mexiko ruht
sich jetzt nicht auf seinen Erfolg aus und investiert in Ausbildung und befreit sich von
Einschränkungen in den Infrastruktursektoren, wie Strom und Raffinerieprodukte. Das
beinhaltet aber auch die Zuwendung zu Produkten mit einem zunehmend höheren
Technologiegehalt,
das
ist
u.a.
für
die
Automobilindustrie
wichtig.
Diese
Spezialisierung ist unbedingt erforderlich, um den multinationalen sowie den
asiatischen Firmen die Stirn bieten zu können. Wirkt Mexiko der Verlagerung bzw.
Schließung von Unternehmen nach Asien nicht entgegen, so können die asiatischen
Länder ihren Wettbewerbsvorteil, beispielsweise die im Vergleich niedrigeren
Produktionskosten und den größeren Binnenmarkt, gegen die anderen Länder
ausspielen. Die geringeren Transportkosten in Verbindung mit dem US-Markt, als auch
die gut ausgebildeten Netzwerke an Zulieferer, hier sei auch wieder die
Automobilindustrie zu erwähnen, zeigen einen Vorteil Mexikos gegenüber den
weltweiten Konkurrenten auf. Auch durch den Aufbau von Gewerbeparks tritt Mexiko
der Herausforderung der Globalisierung entgegen.
Auswirkungen auf Europa
Beziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union
Das transatlantische Verhältnis und die Beziehungen zur EU bleiben für die USA von
herausragender Bedeutung.
Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union. 2006 hat die
Europäische Union das Nachbarland und den NAFTA-Partner Kanada als wichtigsten
312
Handelspartner der USA abgelöst. 2006 importierten die USA aus der EU (27) Waren
im Wert von 268,9 Mrd. € (+6,3%)., die EU (27) bezog US-Waren im Wert von 177,7
Mrd. € (+8,5%) Die Erhöhung des Handelsbilanzdefizits der USA mit der EU in 2006
um rd. 2,4% (2006 rd.91,2 Mrd. €, USD; 1998 noch rund 27 Mrd. USD) illustriert den
durch die weiterhin starke Inlandsnachfrage genährten Importsog des US-Markts. Beide
Seiten wickeln annähernd 20% ihres jeweiligen Warenhandels miteinander ab. Dies
entspricht einem Volumen von mehr als 1 Mrd. EUR pro Tag. Noch größer ist der
Anteil am jeweiligen Dienstleistungsverkehr. Der transatlantische Handel entspricht
dabei einem Drittel des Welthandelsvolumens und fast der Hälfte des weltweiten
Handels an Dienstleistungen. Rund 60% des Weltbruttosozialprodukts wird von den
transatlantischen Partnerländern erwirtschaftet. Das Gesamtvolumen an Investitionen
beträgt rd. 1,5 Mrd. EUR; es wurden jeweils rd. 6 Mio. Arbeitsplätze geschaffen.
Dem 1995 gegründeten Transatlantic Business Dialogue (TABD) kommt in der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit eine Sonderrolle zu. Im TABD erarbeiten europäische
und amerikanische Unternehmen auf Konsensbasis; Empfehlungen zur Verbesserung
der Handels- und Investitionsbedingungen in der EU und in den USA, die dann der EUKommission und der US-Administration vorgelegt werden. Am 26.06.2004 wurde beim
EU-US-Gipfel die "EU-US-Declaration on Strengthening our Economic Partnership"
verabschiedet. Damit wurde ein Prozess angestoßen, in dem in Konsultationen mit den
betroffenen Wirtschaftskreisen Hindernisse im transatlantischen Handel identifiziert
und Vorschläge zur Verstärkung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen entwickelt
wurden. Die Ergebnisse dieser Konsultationen bilden die Grundlage für die von beiden
letzten EU/US-Gipfeln im Juni 2005 und Juni 2006 verabschiedeten Erklärungen, mit
denen eine verstärkte Kooperation insbesondere im Bereich von Regulierungsfragen
und beim Schutz geistiger Eigentumsrechte vereinbart wurde („EU/U.S. Economic
Initiative“).Auf dem EU/US-Gipfel am 30.04.2007 in Washington wurde auf Initiative
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine wirtschaftliche Rahmenvereinbarung
unterzeichnet, die auf die Stärkung der transatlantischen Wirtschaft durch mittel- und
langfristig angelegte Regulierungskooperation in verschiedenen Wirtschaftssektoren
abzielt. Wichtigstes Instrument ist die Gründung eines hochrangig besetzten
313
„Transatlantischen Wirtschaftsrats“, der die gesamte Regulierungskooperation steuern
und jährlich den Regierungschefs berichten wird.418
Abbildung 72 Entwicklung der Rohstoffpreise an den Internationalen Warenbörsen 2003-2007
Quelle HWWA
Aufgrund des wachsenden Anteils der regionalen Märkte am Welthandel erhöhen sich
zwangsläufig die Preise für Rohstoffe am internationalen Markt. Der Welthandel
entwickelt
sich
keinesfalls
gleichmäßig,
sondern
ist
abhängig
von
der
Wirtschaftsentwicklung. Dieses spiegelt sich in der obigen Abbildung wieder. Hier ist
klar zu erkennen, dass der Gesamtindex der Rohstoffpreise gestiegen ist; und auch
weiter steigen wird, da hierunter vor allem Petrochemie bzw. Raffinerieprodukte fallen.
Wie jeder weiß, verfügen wir nicht über unendliche Reserven an Rohstoffen wie
beispielsweise Erdöl. Also ist heute schon zu überlegen, was für die Zukunft zu tun ist,
wenn fossile Brennstoffe am Weltmarkt zu bekommen sind. Genau diese Angst ist es,
die die Preise am Weltmarkt in die Höhe treibt, besonders deutlich ist das am Beispiel
des Otto- bzw. Dieselkraftstoffes zu beobachten.
Trotz
eines
Anstiegs
des
globalen
Energiebedarfes
um
50
%
wird
die
Energieversorgung ausreichen, sofern es gelingt, den unentdeckten verfügbaren Anteil
von 80 % der Erdöl- und 95 % der Erdgasressourcen aufzuspüren und zu fördern. Der
Welterdölmarkt wird wahrscheinlich in zwei Regionen zerfallen: Die Anrainer des
Atlantik mit den vermuteten Tiefseevorkommen und Asien (hier vor allem China und
418
Vgl. Æ http://www.auswaertiges-
amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/UsaVereinigteStaaten/BeziehungenZurEU.html
314
Indien), das weiterhin auf die Vorkommen am Persischen Golf, am Kaspischen Meer
und in Zentralasien angewiesen sein wird. Ein militärischer Konflikt zwischen
Schlüsselstaaten der Energieproduktion, andauernde innenpolitische Instabilität in zwei
oder mehr derartigen Staaten oder terroristische Großoperationen können verheerende
Auswirkungen auf die globale Energieversorgung und damit auf die wirtschaftliche
Entwicklung haben. Durch interne Instabilitäten sind vor allem die reaktionären
Ölförderstaaten im Nahen Osten bedroht. Die Nahrungs- und Genussmittelproduktion
wird ausreichen, um die Menschheit zu ernähren.
Die
USA
bleiben
eine
weltwirtschaftliche
Großmacht
mit
einzigartigen
technologischen, militärischen und diplomatischen Einflussmöglichkeiten. Diese
Machtstellung sichert die Bedeutung der USA, macht sie aber auch zu einer
Haupttriebkraft des internationalen Systems. Sie werden weiterhin in aller Welt als
Hauptwortführer und Hauptprofiteur der Globalisierung wahrgenommen. Infolge der
fortschreitenden weltwirtschaftlichen Integration nimmt die weltweite Auswirkung
amerikanischer Wirtschaftsaktionen zu. Gegner wie Verbündete beziehen die
Überlegenheit des amerikanischen Militärpotentials in ihre Sicherheits- und
Interessenpolitik
ein.
Der
Ausbau
eigener
EU-Militärstrukturen
wird
die
Zusammenarbeit mit der NATO, die bis 2015 den Großteil des europäischen Raumes
vereinnahmt haben wird, nicht langfristig behindern.
Gelegentlich werden Gegner wie Verbündete versuchen, die Hegemonie der USA auf
die Probe zu stellen. Diese Versuche werden nicht zu strategischen, breiten und
dauerhaften antiamerikanischen Koalitionen führen, aber immerhin zu taktischen
Bündnissen über spezifische Fragen. Washington wird es daher schwieriger haben,
seine Macht zur Erreichung bestimmter außenpolitischer Ziele umzusetzen. Der
weltwirtschaftliche und kulturelle Einfluss der Vereinigten Staaten nimmt allgemein ab.
Als neue Verbündete oder Herausforderer der USA werden China, Rußland, Indien,
Mexiko, Brasilien, die EU und transnationale Konzerne die Bühne betreten.
Auswirkungen auf die Unternehmen
Die Staaten sind weiterhin die vorherrschenden internationalen Akteure, aber die
Regierungen werden weniger Kontrolle über den Verkehr an Informationen,
315
Technologien, Krankheiten, Migranten, Waffen und Finanzen besitzen. Nichtstaatliche
Akteure von Konzernen bis hin zu gemeinnützigen Organisationen bauen ihre Rolle in
nationalen und internationalen Belangen aus. Die Qualität der Regierungspolitik wird
davon abhängen, wie gut Staaten und Gesellschaften mit den globalen Kräften der
Konzerne und Organisationen zurechtkommen.
Aufgrund der Tatsache, dass der Dollarkurs ständig am schwanken ist, befürchten viele,
nun würden die Staaten ihre eigene Währung immer weiter abwerten, um die
Exportchancen ihrer Unternehmen zu erhöhen.
Abbildung 73 Der Wechselkurs des € gegenüber US $,£ und Yen 1999 – 2007
Die vorstehende Abbildung zeigt den Wechselkurs des Euros gegenüber des USDollars, dem englischen Pfund und dem chinesischen Yen. Wie eindeutig zu erkennen
ist, steigen die Kurse monoton beim US-Dollar und beim Yen an. Das englische Pfund
ist und bleibt beinahe konstant. Die Änderungen des Wechselkurses (besonders
gegenüber wichtigen Handelspartnern) sind bedeutsame Einflussgrößen für die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung eines Landes und oftmals auch die seiner
Handelspartner. Die Auswirkungen sind sehr vielfältig, ihre volle Entwicklung
erreichen sie erst über einen längeren Zeitraum.
316
Auf diese Weise war die Weltwirtschaft schon einmal in der Zwischenkriegszeit in eine
verhängnisvolle Krise geschlittert.
Eine Möglichkeit, Mittelamerika in Ausbildung zu fördern, liegt darin, vermehrt
ausländische Unternehmen in seinem Land anzusiedeln. Da durch schlechte
Ausbildungen kaum Fachkräfte bereitgestellt bzw. ausgebildet werden können, muss
dort stärker eingriffen werden. Mit einer fachorientierten oder qualifizierten Ausbildung
sind die Chancen auf ausländische Direktinvestitionen höher. Den Ländern kann somit
zum Wohlstand verholfen werden. Mehr Engagement und Liberalisierung führt zu
einem höheren Bildungssystem und die Fachkräfte sind dementsprechend fähiger. Costa
Rica zum Beispiel hat diesen Schritt geschafft. Nur eine gute Bildung kann zum Erfolg
führen, um die Schwellen- und Entwicklungsländer, die eher schlecht gestellt sind, zu
stabilisieren.
Fünf grundlegende Ursachen können für die transatlantischen Handelskonflikte
identifiziert werden. An erster Stelle ist der hohe Grad der wirtschaftlichen
Verflechtung zu nennen. Die USA und die EU haben die weltweit größten bilateralen
Handels- und Investitionsbeziehungen: Die USA sind der größte Handelspartner der
EU; für die USA ist die EU der zweitgrößte Handelspartner nach Kanada und vor
Mexiko. Im Jahr 2003 gingen rund 26% der Gesamtexporte der EU in die USA, 17%
der Gesamtimporte der EU kamen aus den USA. Noch enger sind die Verflechtungen
bei den ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI): Zwischen
1998 und 2001 waren ca. 61% der gesamten FDI-Zuflüsse in die EU US-amerikanischer
Herkunft. Im gleichen Zeitraum flossen 52% der gesamten FDI-Exporte der EU in die
USA. 2003 flossen annähernd 65% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen der
USA in die EU. Auch die Verflechtung der Arbeitsmärkte ist hoch: Beide Seiten
beschäftigen gegenseitig etwa 3 Mio. Menschen.419
Die Deutsche Post AG hat im Jahre 2003 den Spediteur CORMAR übernommen und
auch der Chipfabrikant Intel hat seit 1996 ein Werk in dem Land, ebenso ist die Ristic
AG sehr engagiert in dem Land. (Garnelenzucht)
419
Vgl. Europäische Kommission, Bilateral Trade Relations USA, in:
http://europa.eu.int/comm/trade/issues/bilateral/countries/usa/index_en.htm.
317
Eine hohe Anzahl deutscher Mittelständler ist in der Dominikanischen Republik tätig.
Ferner die brasilianische Bierbrauerei AnBev und die Dubai Ports International, welche
den Containerhafen Multimodal Caucedo unterhält.
Die wissenschaftliche und technologische Revolution wird sich weiter beschleunigen,
vorangetrieben durch immer neue Entwicklungen, den IT-Sektor und die Biotechnik.
Informationstechnologie wird sich zum Hauptfaktor für den internationalen Handel und
für die Erstarkung transnationaler Konzerne entwickeln. Die Erde erlebt mit der ITRevolution die bedeutendste wirtschaftliche Veränderung seit der Industriellen
Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Biotechnologie wird Gesundheit und
Lebenserwartung der ohnehin schon gesunden Bevölkerung in den Industriestaaten
weiter verbessern. Mit genmanipulierten Nahrungsmitteln kann die Versorgung der 1
Milliarde
zählenden
Hungernden
verbessert
werden.
Durchbrüche
in
der
Materialtechnologie machen multifunktionale, sichere, langlebige und einfache
Produkte verfügbar. Wobei es zu überlegen gilt, ob man auch wirklich genmanipulierte
Nahrungsmittel speisen möchte.
Die vermehrten Technologieinvestitionen werden die Entwicklung der Industriestaaten
weiter vorantreiben. Ältere Industrien und Technologien werden sich in neue Märkte
verlagern. Diese Verlagerung kommt Schwellenländern zugute, die an der Entwicklung
von ballistischen Raketen und Massenvernichtungswaffen interessiert sind. Aggressive
Staaten, Terroristen, Drogenhändler und Organisiertes Verbrechen profitieren von der
verbesserten Technologie und bilden gemeinsam eine Bedrohung für Stabilität und
Sicherheit in aller Welt. Die zunehmende Abhängigkeit von Computernetzwerken
macht die Infrastruktur als Ziel für militärische oder technologische Angriffe attraktiver.
318
Abbildung 74 Die Entwicklung der ausländischen
Direktinvestionen ( Empfänger) 1980-2005
Als (Auslands-) Direktinvestition bezeichnet man die finanzielle Beteiligung eines
Investors an einem Unternehmen in einem anderen Land, die meist dazu bestimmt ist,
mögliche Markteintrittsbarrieren (bspw. Handelshemmnisse) zu umgehen und die nach
Art und Umfang dazu bestimmt ist, einen dauerhaften Einfluss auf die Geschäftspolitik
dieses Unternehmens auszuüben. Gemäß internationalen Standards ist von dem
geforderten "dauerhaften Einfluss" auszugehen, wenn die Beteiligung mindestens 10 %
des Kapitals des Direktinvestitionsunternehmens ausmacht.
Aus der obigen Abbildung ist zu entnehmen, dass die Direktinvestitionen im Laufe der
Jahre der Globalisierung enorm zunahmen. Es gab jedoch Anfang des Millenniums
einen kleinen Einsturz der Direktinvestitionen. Das lag an den Terroranschlägen und an
der anschließenden Angst. Sicherheitspolitisch ist seitdem viel passiert. Ebenso gut ist
zu erkennen, dass der Trend zu mehr Direktinvestitionen wieder stark zunimmt. Gerade
in den Schwellenländern wie China und Indien.
Der Trend zeigt uns, dass wir durch die Globalisierung weg von der zuerst
Amerikanisierung zur Asiatisierung gelangen.
319
Südamerika
Problemsituation
Einleitung
Südamerika ist mit einer Fläche von rund 18 Mio. km2 und einer Bevölkerung von rund
355 Mio. Menschen der viertgrößte Kontinent der Erde.
Während der Kolonialisierung 1894 wurden die Bedürfnisse der lateinamerikanischen
Eingeborenen nicht berücksichtigt, da die Kolonialmächte nur daran interessiert waren,
das Territorium untereinander aufzuteilen. So wurde Südamerika zwischen Spanien und
Portugal von Papst Alexander VI aufgeteilt. Der östliche Teil, auf dem sich heute
Brasilien befindet, wurde Portugal zugeteilt, der westliche Spanien420. Aus diesem
Grund wird in Brasilien heute Portugiesisch gesprochen, während in fast allen anderen
südamerikanischen Staaten die Landessprache Spanisch ist. Ausnahmen bilden hier
Suriname, wo Niederländisch gesprochen wird, Guyana Englisch und in FranzösischGuayana Französisch, welches jedoch kein selbstständiger Staat ist, sondern ein
französisches Überseedepartment.
Aufgrund der heute kaum vorhandenen Wirtschaft und den politischen Abhängigkeiten,
werden im folgenden Suriname, Guyana und Frz.-Guayana nicht betrachtet.
Während die Volkswirtschaften Lateinamerikas mit zum Teil enormem Tempo
wachsen, zeigt sich zunehmend deren wachsender Einfluss auf die außenpolitischen
Zielsetzungen und Interessenschwerpunkte. Dabei ist die Wirtschaftspolitik des
Kontinents jedoch in sich nicht geschlossen. Einerseits entstehen regionale
Handelsgemeinschaften, wie die Mercosur und die Anden Gemeinschaft, andererseits
treten einzelne Länder verstärkt in bilaterale Beziehungen. Die bisher wichtigsten
Handelspartner USA und EU werden durch einzelne EU-Länder, vor allem aber durch
China abgelöst. Dessen Rohstoffbedarf schafft Lateinamerika zwar einen verlässlichen
Abnehmer, stellt aber eine Konkurrenz für Nordamerikanische Interessen und somit
eine Gefahr für die Stellung zentralamerikanischer Exporte auf dem US- Markt dar.
420
Vgl. Wikipedia (Südamerika)
320
Ist-Analyse
Staaten
Geographie
Südamerikas Rückgrat bilden die Anden, ein Gebirgszug, der sich an der Westküste
über 7.500 km entlang zieht, von Kolumbien bis zur Südspitze. Der höchste Berg der
Anden und damit auch der höchste Berg Südamerikas, ist mit gut 7.000 m Höhe der
Aconcagua. Er liegt an der nördlichen Grenze zwischen Argentinien und Chile.
Im Zentrum des Kontinents liegen die Tiefländer, die vom Amazonas und seinen etwa
10.000 Zuflüssen eingenommen werden.
Im Osten befinden sich Bergländer421.
Infrastruktur
Die Länge des Straßennetzes in Südamerika ist gemessen an der Größe der Länder eher
schwach ausgeprägt. Auch die Straßendichte in Kilometern bezogen auf einer Fläche
von 100 km2 ist schwach ausgeprägt. Aufgrund dessen verlagert sich der Verkehr
hauptsächlich in die Ballungszentren, wo es zu einem Vergleichsweise hohen
Verkehrsaufkommen kommt.
Das Eisenbahnnetz ist im Vergleich zum Straßennetz etwas besser ausgebaut. Die
wichtigsten Eisenbahnstrecken verlaufen entlang der Atlantik- sowie Pazifikküste422.
Von dem Hafen in Montevideo in Uruguay laufen die Eisenbahnlinien annähernd
sternförmig in die restlichen Staaten, so kann man von hier aus Recife im östlichsten
Punkt Brasiliens, Lima in Peru mit seinem großen Hafen Callao oder auch alle Häfen
Chiles wie Arica, Iquique, Antofagasta, Valparaiso sowie Puerto Montt erreichen,
womit alle wichtigen Häfen untereinander mit der Eisenbahn verbunden sind.
Die
Eisenbahnen
Südamerikas
sind
technisch
untereinander
kompatibel,
grenzüberschreitender Verkehr wäre theoretisch möglich, bleiben aber die Ausnahme,
da die unterschiedlichen Staatsbahnen noch sehr monopolistisch arbeiten, vergleichbar
mit den europäischen Staatsbahnen noch vor wenigen Jahren.
421
422
Vgl. Wikipedia (Südamerika)
Vgl. Weltatlas, (Karte), S. 240 - 272
321
Südamerika hat ein sehr weit gefächertes Flusssystem, welches durch drei große
Hauptströme gekennzeichnet ist. Von Norden nach Süden sind dies der Orinoco, der
Amazonas und der La-Plata423, wobei der Amazonas mit einer Länge von ca. 7000
Kilometer der längste Fluss Südamerikas ist und nach Schätzungen aus 10.000
Nebenflüssen gespeist wird, von denen rund 1000 als größere Flüsse gelten und per
Binnenschiff schiffbar sind.
Da Südamerika über große Erdöl und Gasreserven verfügt, ist das Netz der Pipelines
relativ gut erschlossen. Mit rund 34.000 km hat Argentinien das längste Pipelinenetz in
Südamerika und liegt im weltweiten Vergleich auf Rang 8.
Demographie
In Südamerika leben rund 375 Millionen Menschen, das entspricht 5,6 % der
Weltbevölkerung424. Im Vergleich zu Europa und Asien ist die Bevölkerungsdichte je
Quadratkilometer in Südamerika wesentlich geringer. Während in China die
Bevölkerungsdichte bei rund 136 Einwohnern pro km2 beträgt, liegt diese in Brasilien
bei 22 Einwohnern pro km2. Innerhalb Südamerika ist die Bevölkerungsdichte in
Kolumbien
mit
38
Einwohnern
pro
Quadratkilometer
am
höchsten.
Die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei etwa 20 Einwohnern pro km2, wobei die
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in küstennahen städtischen Siedlungen lebt425.
Der Grad der Urbanisierung nimmt auf dem ganzen Kontinent zu. In Argentinien,
Chile, Uruguay und Venezuela leben rund 80% der Einwohner in den Städten. In
Bolivien, Ecuador und Paraguay sind es gut 60%. Spitzenreiter ist Uruguay mit einem
Urbanisierungsgrad von 93%. Auf dem Land beträgt die Bevölkerungsdichte hingegen
weniger als zwei Einwohner pro km2.
Im Gegensatz zu Europa, wo ein stetiger Rückgang der Bevölkerung zu verzeichnen ist,
findet in Südamerika ein andauerndes Wachstum statt. Seit den 60er Jahren des letzten
Jahrtausends hat sich die Bevölkerung Südamerikas mehr als verdoppelt. Spitzenreiter
ist Paraguay und hat mit einem Bevölkerungswachstum von 2,45% die höchsten
Zuwachsraten. 30% der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre, während der Anteil in
Europa nur 15,5% beträgt.
423
Vgl. Weltatlas, (Karte), S. 240 - 272
Vgl. Welt in Zahlen, (Ländervergleich Südamerika)
425
Vgl. Welt in Zahlen, (Ländervergleich Südamerika)
424
322
Die Immigration in südamerikanische Länder ist seit 1930 gering. Dagegen gibt es
innerhalb des Kontinents bedeutende Migrationsbewegungen von den zentralen
Regionen an die Küstengebiete. Die größten Abwanderungen verzeichnen Suriname
und Guyana mit 8,76 bzw. 7,59 Personen je 1000 Einwohner. Einzige positive
Ausnahme ist Argentinien mit einer Zuwanderung von 0,4 Personen je 1000 Einwohner.
Das Bildungsniveau in Südamerika ist deutlich niedriger als in den Industrienationen.
Brasilien bildet mit einem Anteil von 12,4% Analphabeten das Schlusslicht, wogegen
Uruguay mit 1,1% die Liste anführt426.
Politische Strukturen
Zu den Staaten Südamerikas gehören die Länder Brasilien, Argentinien, Bolivien,
Chile, Kolumbien, Ecuador, Falklandinseln, Guyana, Paraguay, Peru, Suriname,
Uruguay und Venezuela.
Die politischen Strukturen in ganz Südamerika sind demokratisch ausgeprägt. Die
einzelnen Staatsformen unterscheiden sich untereinander nur wenig. In allen Staaten
steht der Präsident an der Spitze des Staates. Die generelle politische Einstellung der
Regierungen ist linksgerichtet, mit sozialistischen Zügen. Die Verstaatlichung großer
Wirtschaftssektoren verschreckt Investoren.
Die einzelnen demokratischen Staatsformen unterscheiden sich von Liberal bis
Konservativ427. Am meisten verbreitet ist die Republik mit dem Präsidenten als
Staatsoberhaupt, in der der Präsident auf Zeit vom Volk gewählt wird.
Republiken in Südamerika mit Präsidenten als Staatsoberhaupt
− Argentinien
− Bolivien
− Chile
− Ecuador
Republik, in der die exekutive die Regierung dominiert
− Kolumbien
426
427
Vgl. Welt in Zahlen, (Ländervergleich, Südamerika)
Vgl. CIA World Fact Book, (Länder Südamerikas)
323
Bundesrepubliken mit Präsidenten als Staatsoberhaupt
− Brasilien
− Venezuela
Konstitutionelle Republiken mit Präsidenten als Staatsoberhaupt
− Paraguay
− Peru
− Uruguay
Wirtschaft
Für die spätere Chancen und Risiken Bewertung werden anhand von Strukturdaten die
Länder Südamerikas vorgestellt. Hierbei liegt der Focus auf den Im- und
Exportprodukten und der wirtschaftlichen Entwicklung des jeweiligen Landes.
Argentinien
Nach einer vierjährigen Phase tiefer Rezession 1998 - 2002428 verzeichnet die
argentinische Wirtschaft zum dritten Mal in Folge hohe Wachstumsraten um ca. 9 %
(2006: 8,5 %)429. Der Umfang der wirtschaftlichen Aktivität aus Zeiten vor der Krise
wurde im Jahr 2005 wieder erreicht. Für 2007 wird ein Wachstum von 7 - 8 % erwartet.
Trotz diesem Wirtschaftswachstum ist es für Argentinien, wegen des Staatsbankrotts
2002, schwer sich auf dem internationalen Kapitalmarkt mit neuen Geldmitteln zu
versorgen, die es dringend braucht, um in seine Infrastruktur zu investieren.
Argentiniens Landwirtschaft hat durch höhere Erlöse der landwirtschaftlichen
Erzeugnisse stark zu dem stetigen Wirtschaftswachstum beigetragen.
Zu den Hauptausfuhrgütern zählen Autoteile, Pharmazeutika, Ledererzeugnisse, Soja
und Rindfleisch;430 der Import von Waren aus Argentinien wie Zitrusfrüchte, Trauben
Der Wein gewinnt hohe Bedeutung für Nordamerika und Europa431.
428
Vgl. Koch, (Internationale Wirtschaftbeziehungen), S. ff. 322
Vgl. BFAI, (Wirtschaftsdaten Argentinien)
430
Vgl. Arne Haase, (Erdkunde-Wissen)
431
Vgl. BFAI, (Wirtschaftsdaten Argentinien)
429
324
Bolivien
Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas, das Land ist sehr agrarisch geprägt,
wobei
die
landwirtschaftlichen
Anbaumethoden
vielerorts
sehr
antiquarisch
durchgeführt werden. Die Industrie ist schwach entwickelt; Hauptindustriezweige sind
die Lebensmittel-, Textil- und die Metallindustrie.
Das Land verfügt über das zweitgrößte Erdgasvorkommen in Südamerika432, der größte
Teil des geförderten Erdgases wird innerhalb Südamerikas nach Argentinien und
Brasilien exportiert. Des Weiteren verfügt Bolivien noch über folgende Bodenschätze:
Silber, Wolfram, Zinn und Zink. Durch eine Verstaatlichung der Erdgas- und
Ölförderanlagen soll mehr Wohlstand im Land erzeugt werden. In der Landwirtschaft
werden folgende Produkte angebaut: Kaffee, Kartoffeln, Mais, Reis und Soja, die zum
größten Teil exportiert werden. Hauptimportgüter sind Halbfabrikate, Kapitalgüter und
Konsumgüter.
Brasilien
Brasiliens Hauptexportgüter sind Kaffee, Kakao, tropische Früchte, Rindfleisch,
Sojabohnen, Zucker und Eisenerz. Brasilien ist der weltweit größte Lieferant für Eisen,
das Vorkommen soll für die nächsten 500 Jahre den Eisenbedarf der Welt decken. Des
Weiteren werden folgende Rohstoffe in Brasilien abgebaut Mangan, Kohle, Bauxit,
Nickel, Erdöl, Zinn, Silber, Diamant, Gold, Erdgas, Uran. Hauptimportgüter sind vor
allem Maschinen, Öle, Metalle, Chemikalien und Rohöle
Chile
Die Hauptexportgüter Chiles sind Kupfer, Fisch, Früchte, Chemikalien, Papier und
Papierbrei.
Chile ist einer der größten Kupferproduzenten der Welt, dessen Anteil bei 35% der
Weltproduktion liegt. Seit Mitte der 80er Jahre haben jedoch nicht-traditionelle
Exportgüter (Frischobst und Fisch sowie verarbeitete Produkte, wie Fischmehl,
Konserven,
432
Wein
und
Holz)
an
Bedeutung
gewonnen.
Der
verarbeitende
Vgl. Enrico Meyer, (Die Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasreserven in Bolivien)
325
Lebensmittelsektor wurde zunehmend in globale Güterketten integriert, die von
transnationalen Unternehmen kontrolliert und organisiert werden.
Der Wirtschaftssektor Industrie ist im Vergleich zu anderen Ländern Südamerikas mit
einem Anteil von 33% stark ausgeprägt. Die wichtigsten Industriezweige sind
Nahrungsmittel-, Textil-, Eisen- und Stahlindustrie sowie der Bergbau, der mehr als die
Hälfte des Ausfuhrwertes bestreitet.
Die wichtigsten Handelspartner sind nach wie vor die USA. Durch den Rohstoffhunger
rückt China prozentual auf, hatte China 2002 einen Exportanteil von 6,7% sind es im
Jahr 2004 schon 9,9%.
Bei dem Import steht Argentinien mit einem Anteil von 17% im Jahre 2004 an erster
Stelle. Hauptimportgüter sind Maschinen, deren Anteil sich in den letzten drei Jahren
verdoppelt
hat.433
Investitionsgüter
sind
Ersatzteile,
Rohstoffe,
Erdöl
und
Nahrungsmittel.
Ecuador
Nach Bolivien ist Ecuador das zweitärmste Land Südamerikas. Die Wirtschaft ist stark
von der Erdölproduktion abhängig, diese Abhängigkeit wurde dem Land in den 90er
Jahren des letzten Jahrtausends zum Verhängnis, als der Ölpreis auf ein Rekordtief fiel.
Das Land konnte seine Auslandschulden nicht tilgen und somit fing der Preisverfall der
eigenen Währung an. Um die Wirtschaftlage zu stabilisieren, wurde der Dollar 2000 als
offizielle Währung eingeführt.
Trotz dieser starken Abhängigkeit zur Erdölproduktion verfügt Ecuador nicht über
ausreichend Kapazitäten um Erdölderivate434 herzustellen, so dass der Eigenbedarf an
Kraftstoffen sowie Schmiermittel importiert werden muss.
Das zweitwichtigste Exportgut sind Bananen, gefolgt von Fischereiprodukten, Metalle
und Schnittblumen In diesem Marktsegment ist Bolivien weltweit der viertgrößte
Exporteur. Der wichtigste Handelspartner der Ex- und Importe sind die USA.
Kolumbien
Kolumbien ist eines der führenden Wirtschaftsnationen Südamerikas, trotz massiver
Unruhen steigt die Wirtschaft kontinuierlich an. Diese positive Entwicklung verdankt
433
Vgl. Plasticker-news, (13.02.2006)
z.B. Benzin, Diesel und Schmieröle
434
326
das Land den Exporten seiner meist landwirtschaftlichen Produkte. Kolumbien ist einer
der weltweit größten Hersteller von Schnittblumen, des Weiteren belegt das Land
vordere Ränge in der Herstellung von Bananen, Smaragde, Kaffee, Erdöl und Kohle. Zu
den wichtigsten Handelspartnern zählen die USA, die Mitgliedsländer der
Andengemeinschaft sowie die EU.
Das Land verfügt über eine seit zwanzig Jahren stetig ausgebaute Infrastruktur. Im
Industriesektor ist die Konsumgüter-, Grundstoff-, Textil- und Lebensmittelindustrie
sehr gut ausgebaut.
Ein
weiterer
Wirtschaftszweig
mit
kontinuierlichen
Zuwachsraten
ist
der
Dienstleistungssektor, mit dem Bereich Tourismus.
Paraguay
Noch heute spielt die Landwirtschaft in Paraguay eine große Rolle, stark ausgeprägt ist
die Viehwirtschaft sowie der Ackerbau. Es werden Baumwolle, Sojabohnen,
Pflanzenöle und
Kaffee angebaut. Da Paraguay mit 32% Wald bedeckt ist, sind
Holzprodukte ein wichtiges Exportgut435.
Trotz nachgewiesener Bodenschätze, wie Erdöl, Eisenerz, Mangan und Steinsalze spielt
der Bergbau in Paraguay keine große Rolle, da die nachgewiesenen Lagerstätten nur in
geringem Umfang abgebaut werden.
Trotz Vormachtstellung der Landwirtschaft wurde die Industrie des Landes
kontinuierlich
ausgebaut.
Ihre
wichtigen
Wirtschaftzweige
sind
Fleischwarenherstellung, Textilien- und Lederindustrie, chemische Industrie und die
Papierindustrie. Zudem exportiert das Land noch Strom, das in einem gemeinsam mit
Brasilien errichteten Kraftwerk produziert wird, nach Brasilien. Haupthandelspartner im
Export sind Brasilien und Uruguay.
Hauptimportgüter sind Investitionsgüter, Konsumgüter, Nahrungsmittel, Rohstoffe und
Treibstoffe, die von Brasilien, den USA und Argentinien geliefert werden.
Paraguay ist wirtschaftlich stark von seinen Nachbarländern abhängig436.
435
436
Vgl. Arne Haase, (Erdkunde-Wissen)
Vgl. BFAI, (Wirtschaftsdaten Paraguay)
327
Peru
Das Land verfügt über eine hohe Zahl von verschiedenen Rohstoffen, wie Gold, Kupfer,
Erdöl und Eisenerz. Ein weiterer wichtiger Exportfaktor ist die Landwirtschaft, Peru
exportiert Kaffee, Zuckerrohr und Fischereiprodukte. Das Hinterland ist stark agrarisch
geprägt, während an der Küste die Industriezweige angesiedelt sind. Wichtige
Industriezweige sind Bergbau, Erdölraffination, Fischerei, Kraftfahrzeugmontage,
Stahlindustrie, Schiffbau sowie die Metallherstellung, die alle durch meist global
agierende Unternehmen besetzt sind.
Wichtigste Handelspartner sind die USA sowie die VR China.
Importgüter sind Maschinen und Transportausrüstung, chemische Erzeugnisse und
industrielle Vorprodukte.
Uruguay
Uruguays Wirtschaft ist stark auf die Landwirtschaft ausgerichtet, hauptsächlich werden
Weizen, Mais, Reis, Holz, Fisch und Fleisch produziert. Dies spiegelt sich auch in den
Exporten wieder Den größten Anteil der Exporte macht hier das Rindfleisch aus
(23,7%) gefolgt von Lederwaren, Milcherzeugnissen, chemischen Erzeugnissen, Reis,
Holz und Spinnstoffen.
Die Importe setzen sich aus Erdöl, Maschinen, Kfz u. –Teile, Elektronik, Kunststoffe,
Strom, Elektrotechnik, Textilien, Eisen/Stahl und Papier/Pappe zusammen. Diese
Struktur der Importe und Exporte lässt erkennen dass
Uruguay landwirtschaftlich
ausgerichtet ist.
Venezuela
Das Hauptexportgut von Venezuela ist das Öl, das die Hälfte der Staatseinnahmen
erzeugt. Neben dem Öl exportiert Venezuela Eisenerz, Stahl, Edelmetalle, Zement und
Textilien. Der wichtigste Handelspartner ist, trotz Differenzen, die USA, die 15%437
ihres Ölbedarfes von Venezuela beziehen.
Hauptimportgüter sind Maschinen, Transportausrüstungen und chemische Produkte.
Wie auch bei den Exporten ist die USA der wichtigste Handelspartner. Durch in der
Vergangenheit mangelnde Investitionen in die Ölförderanlagen, verfallen diese mehr
437
Vgl. CIA World Fact Book, S. 670 ff
328
und mehr, so dass die Fördermenge immer mehr abnimmt. Eine politische
Umorientierung im Jahre 2002 hat bewirkt, dass die mit dem Öl erwirtschafteten
Devisen in die Infrastruktur, besonders in das Straßen und Schienennetz sowie
Programme in der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik investiert werden438.
Handelsbeziehungen
USA
Betrachtet man die Handelsströme, dann sind die USA für die meisten
lateinamerikanischen Länder nach wie vor der größte Exportempfänger (z.B. Brasilien:
19,6%, Venezuela: 7,5 %, Chile: 14,8% am Gesamtexport). Auch im Import
lateinamerikanischer Länder stehen die USA oft an erster Stelle (z.B.: Brasilien: 17,5%,
Venezuela: 31,2 %, Chile: 15,1% am Gesamtimport)439. 1995 betrug der US-Anteil
insgesamt 41 Prozent am lateinamerikanischen Export bzw. 45 Prozent am Import.
Insofern werden die USA auch in den nächsten Jahren der wichtigste Handelspartner
Südamerikas bleiben.
Was die Direktinvestitionen betrifft, so stand die USA 2002 in Bezug auf die
Gesamtregion mit ca. 27 Prozent aller Direktinvestitionen an zweiter Stelle hinter der
EU. Bei einigen Ländern nehmen die USA jedoch ganz klar die Spitzenposition ein.
China
Das Interesse Chinas an Südamerika liegt vor allem in dem Reichtum an Rohstoffen
und Energieressourcen des südamerikanischen Kontinents begründet. Lateinamerika
verfügt über 9,7 Prozent des weltweiten Ölvorkommens und über einen Großteil der
Kupfer-, Silber- und Zinnvorkommen. China ist vor allem im Energiebereich trotz des
Baus neuer Kohlekraftwerke und Staudämme immer stärker von ausländischen
Energielieferanten abhängig. Seit 2005 ist China der drittgrößte Ölimporteur mit einem
Importvolumen von 127 MT 440 .
438
Vgl. BFAI, (Wirtschaftsdaten Venezuela)
Vgl. TFoIT,(Country Profiles USA)
440
IEA, (Key World Energy Statistics 2007), S. 11
439
329
Während im Jahr 1999 noch 27 Prozent des Ölbedarfs importiert wurden, stieg der
Anteil bis 2005 auf 43 Prozent an. Das Problem für China verschärft sich noch dadurch,
dass in Indonesien, einer der wichtigsten Öllieferanten, die Fördermenge zwischen 1991
und 2004 um ein Drittel zurückging441.
Die Suche nach neuen Partnern zur Sicherstellung der Energieversorgung ist deshalb
eines der vorrangigen Ziele der chinesischen Außenpolitik. Dies äußert sich auch in
seinen Beziehungen zu den Ländern Südamerikas. So fokussieren sich die meisten
chinesischen Investitionen in der Region auf den Energiebereich. Dabei kommen
verschiedene Mittel zur Anwendung, die insgesamt auf eine vertikale Integration, also
die Sicherstellung der gesamten Lieferkette und die Erhöhung des chinesischen
Einflusses auf dieselbe abzielen.
Europa
Betrachtet man die Handelsströme, so ist die EU nach den USA zweitwichtigster
Handelspartner
der
Region.
Im
Jahr
2000
lag
der
Anteil
der
EU
am
lateinamerikanischen Handel bei ca. 15 Prozent und ging damit seit 1980 um fünf
Prozentpunkte zurück. Trotz dieses relativen Rückgangs hat sich der Handel zwischen
den beiden Regionen von 1990 bis 2005
mehr als verdoppelt.442 Bei den
Direktinvestitionen nimmt die EU mit 40 Prozent (2002) und einem geschätzten Stock
von 287 Milliarden US-Dollar (2004) die Spitzenposition ein443. Allerdings gingen die
jährlichen Zuflüsse seit 2003 stetig zurück, was vor allem auf den Rückgang spanischer
Investitionen, die bislang einen Großteil der europäischen Investitionen ausgemacht
haben, zurückzuführen ist. Für die EU sind die lateinamerikanischen Länder kaum von
Relevanz. Trotz der siebzigfachen Zahl an Einwohnern kommt Lateinamerika im
Handel der EU eine geringere Rolle zu als der Schweiz, der Anteil der Im- und
Exporten mit Südamerika beträgt drei Prozent des gesamten Außenhandelsvolumen der
EU.
441
Vgl. Akira Kojima, (Ostasiens Hunger nach Energie Notwendigkeit für eine internationale
Zusammenarbeit)
442
Vgl. Europäische Kommission, (Regionale Programmierungsstrategie)
443
Vgl. Europäische Kommission, (Bilateral Trade Relations)
330
Chancen und Risiken
Potenziale des Wirtschaftsmarkes Südamerikas aus Sicht der europäischen
Wirtschaft
Welche Potenziale birgt der Südamerikanische Markt für Europa Anhand der folgenden
Beispiele sollen die sich daraus resultierenden Chancen und Risiken beschrieben
werden.
Sicherung des europäischen Rohstoffbedarfs
Die Rohstoffe Südamerikas werden in der Zukunft immer weiter in den Focus der EU
rücken. Dies gilt nicht nur für die fossilen und mineralischen Rohstoffe dieses
Kontinents, es gilt vor allem auch für biologische Rohstoffe, der Biomasse zur
Herstellung von alternativen Energien.
Die Staaten der EU haben beschlossen den Anteil der regenerativen Energien und den
Anteil von Biokraftstoffen bis 2020 erheblich zu steigern.
Tabelle 17 EU Ziele zum Ausbau regenerative Energien und des Einsatzes von Biokraftstoffen
EUZiele
Bezugsgröße
Zeitpunkte in % Dokumente
Status
Weißbruch erneuerbare
12
Energien
Politisch
Anteil
der 2010
erneuerbaren
Geplant
als
Energien
am
Renewable
Energy rechtsverbindliches
Primärverbrauch
2020
20
Road Map 20007
Ziel
Anteil
der
RL
2001/77
zur
erneuerbaren
Förderung
der Rechtlich
aber
Energien
am
Stromerzeugung
Indikativ
und
Elektrizitätsverbrauch
22
erneuerbaren Energie
flexibel
Anteil
alternativer
Kraftstoffe
am
Grünbuch
zur
Kraftstoffverbrauch
Versorgungssicherheit
am Straßenverkehr (
20
(KOM(200)769endg) Politisch
331
Biokraftstoffe,
Erdgas, Wasserstoff)
2005
2010
2015
Anteil
der
Biokraftstoffe
am
Kraftstoffverbrauch 2020
CO2
Gehalt von
Kraftstoffen
2020
2
RL 2003 30 zur
Förderung
der
Biokraftstoffe
und
anderer erneuerbarer
Kraftstoffe für den
5,75 Transport
Europäischer Rat März
8
2006
Engy Review 2007
Europäischer Rat 9
10
März 2007
Vorschlag
zur
Änderung
der
Kraftstoffrichtlinie
10
(COM(2007)18)
Rechtlich
Indikativ
flexibel
aber
und
Politisch
Geplant
als
rechtsverbindliches
Ziel
Rechtlich
verbindlich
Quelle: Europäische Kommission 2007a: 2007c
Das Ziel ist es die CO2 Emissionen zu senken444. Das Problem der EU ist, dass für diese
selbst gesteckten Ziele die Anbaufläche für Biomasse in der EU nicht ausreichend ist.
Will die EU ihre Ziele erreichen, kann sie auf Importe von regenerativen Energieträger
aus anderen Ländern nicht verzichten; diese
Importe kommen aus Asien und
Südamerika.
Alleine in Argentinien, Brasilien, Bolivien und Paraguay werden auf 38 Mio. Hektar
Sojabohnen für die Bioenergieproduktion angebaut, in Deutschland sind es zurzeit 2
Mio. Hektar.445
Der größte Teil der Produktion ist für den Export in die USA bestimmt, jedoch bezieht
die EU
ebenfalls Biomasse aus Südamerika und möchte die Einfuhren erheblich
erhöhen. Denn für die EU sind diese produzierenden Länder eine Chance bzw.
Notwendigkeit, um diese selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Diese Tatsache bietet die
Chance für die EU, ihren Bedarf an regenerative Energien langfristig zudecken und sich
unabhängiger von Importen fossiler Energieträger zu machen
Bis 2030 müssten 90% des Erdölverbrauches der EU durch Importe gedeckt werden,
zurzeit sind es 50%. In Deutschland sind es schon 97% des Bedarfs446. Wenn die Ziele
für 2010 erreicht werden, könnten die Ölimporte um 8% reduziert werden, was sich
444
Vgl. Bundestag Sachverständigenrat für Umweltfragen
Vgl. Bundestag Sachverständigenrat für Umweltfragen
446
Vgl. Stern Reuters dpa
445
332
angesichts der stetig steigenden Ölpreise (das Barrel soll auf ca. 200$ steigen)447 positiv
auf die Handelsbilanz auswirken würde.
Arbeitsplätze
geschaffen
Biokraftstoffraffinerien
werden,
und
Darüber hinaus würden in der EU
welche
Biogasanlagen
durch
entstehen.
die
Produktion
von
Der
Export
die
für
landwirtschaftlichen Güter, wie Maschinen, Anlagen und Düngemittel in die Staaten
Südamerikas könnte steigen.
Auch die Staaten Südamerikas haben das Potential der agrarischen Rohstoffe erkannt
und für sich zu Nutze gemacht. So wurde in Brasilien der Biomassenanbau noch
forciert und auf 3 Mio. Hektar Zuckerrohr für Biokraftstoff zusätzlich angebaut. In den
Jahren 2007 und 2008 soll laut Schätzung die Produktion von Ethanol und Zucker auf
18,8 Mrd. Liter und 25,1 Mrd. to Zucker steigen448. So wird Südamerika schon eine
Zukunft als persischer Golf der Biokraftstoffe vorausgesagt. Schon heute sind
Argentinien und Brasilien zusammen die weltgrößten Sojaproduzenten. Daher wird sich
die EU in Südamerika alle Optionen offen halten, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Für die EU selbst bieten die Länder Südamerikas alle Chancen, jedoch ungleich weniger
Risiken.
Für die Staaten Südamerikas sind die Risiken ungleich höher. So können die
agrarischen Rohstoffe einerseits ein erheblicher Wirtschaftsfaktor für den Export sein
und im Inland selbst genutzt werden. Andererseits können sie zu erheblichen Schäden
führen. So kann es passieren, dass zugunsten von Bioenergiepflanzen immer weniger
Agrarprodukte für die Lebensmittelproduktion angebaut werden. Dies könnte zu einer
Verknappung von Lebensmitteln führen oder zu Lebensmittelimporten, was einen
Preisanstieg zur Folge hätte. Durch das Schaffen neuer Anbauflächen könnte der
ohnehin schon stark reduzierte Regenwald weiter schrumpfen, dies hätte dann globale
Auswirkungen (Stichwort „Grüne Lunge der Erde“). Es wird für die südamerikanischen
Staaten nicht leicht sein, hier den geeigneten Mittelweg zu finden, dieses muss jedoch
erreicht werden.
Was die mineralischen Rohstoffe, wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Erze, Gold und
Kupfer Südamerikas angeht, kann es Exporte bzw. den Absatz noch erhöhen. Dazu
müssten natürlich die Fördermengen erhöht werden. Das liegt in erster Linie an China
und
447
448
Indien,
welche
zurzeit
global
mineralische
Rohstoffe
einkaufen.
Die
Vgl. DIW, (DIW rechnet mit Ölpreisverdoppelung bis 2018), 6.01.08
Vgl. I. Lorenz, (Wirtschaftsnews), 2.11.07
333
Wachstumsraten dieser Exporte liegen derzeit im hohen einstelligen Bereich und es sind
noch Kapazitäten vorhanden.
Dies zeigt sich auch an den neuesten Ölfunden in Südamerika. Das brasilianische
Ölunternehmen Petrobras hat ein neues Tiefseeölfeld vor der Küste Brasiliens entdeckt.
Dieses soll Meldungen zufolge eine Reserve von fünf bis acht Milliarden Barrel
beherbergen, was dem gesamten Vorkommen Norwegens entspricht. Mit diesem Fund
rückt Petrobras zum 10. größten Ölkonzern der Welt auf und Brasilien würde vom 17.
Platz der Föderationen auf den 8. Platz vorrücken449. Das Feld macht 62 Prozent der
bisherigen Ölreserven Brasiliens aus450.
Diese Ölfunde wären eine Chance, vor allem für Deutschland, sich etwas vom
derzeitigen Ölmarkt abzukoppeln und somit die Ölimporte weiter aufzufächern. Bisher
stammen 45 % der Ölimporte aus dem Nahen Osten, in Deutschland sind es 20%451.
Nichts desto trotz sollte sich die EU diese Option für Erdöllieferungen offen halten.
China hingegen forciert schon jetzt den Ölimport aus Südamerika.
Fakt ist, dass der Exportboom für diese mineralischen Rohstoffe Südamerikas wohl
noch 8-9 Jahre anhalten wird. Die Staaten Südamerikas sollten diesen Boom nutzen um
in
ihren
eigenen
Ländern
wirtschaftliche
und
wissenschaftliche
Reformen
voranzutreiben, um nach dem Abflauen des Wirtschaftsbooms auf dem globalen Markt
bestehen zu können.
Absatzmarkt Südamerika technologischer Güter
Der zukünftige Absatz von technologischen Gütern in Südamerika ist eng verknüpft mit
den Exportgütern, wie Rohstoffen etc, da diese Devisen bringen und damit technische
Güter von High End Qualität importiert werden können. Die derzeitige Situation auf
dem Rohstoffmarkt deutet aber darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Situation und
das Exportgeschäft wohl weiter zu deren Gunsten entwickeln.
Südamerika profitiert in diesem Moment von der Situation, dass die Länder wie China
und Indien zu den großen Wirtschaftsmächten wie der EU oder den USA aufschließen
wollen. Dies äußert sich in der Form, dass diese Länder zurzeit als Rohstoffeinkäufer,
449
Vgl. adhoc-news, (Brasiliens Petrobas gibt bekannt), 9.11.07
Vgl. Emfis, (Lateinamerika - Wachstumschancen durch China)
451
Vgl. Stern Reuters dpa
450
334
vor allem für Öl und Erze, auf dem globalen Wirtschaftsmarkt tätig sind. Die EU und
die USA tätigen ihre Einkäufe zurzeit eher auf dem agrarischen Rohstoffsektor.
Auch die bisherige Entwicklung des BIP der einzelnen Länder Südamerikas und die
Prognosen für das Jahr 2008 unterstützen diese Annahme.452
Solange dieser Trend anhält, wird sich für die EU sowie andere Länder, z.B. die USA
der Absatzmarkt für technologisch hochwertige Güter in Südamerika weiter erschließen.
In Deutschland .zum Beispiel machen die Exporte hochtechnischer Güter schon ein
Großteil der Gesamtexporte in Länder Südamerikas aus. Wirtschaftsnationen, welche
diese Güter produzieren, profitieren von der derzeitigen Wirtschaftslage in Südamerika.
Ein weites Indiz für die Steigerung in dieser Branche ist, dass die Länder Südamerikas
das eigene Potential weiter ausschöpfen wollen. So sind in Brasilien 89 neue EthanolProduktionsanlagen geplant.453 Das Know-How und Material wird zum größten Teil
von ausländischen Unternehmen geliefert.
Anhaltende Direktinvestitionen der
Wirtschaftsmächte zeigen, dass der Absatzmarkt für hochtechnische Güter in
Südamerika noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Risiken für die europäische Wirtschaft aufgrund der sozialpolitischen Lage
Obwohl die sozialpolitische Lage in Südamerika in den neunziger Jahren alles andere
als stabil war, ist Südamerika für ausländische Investoren wieder interessant geworden.
Allerdings sind einige der südamerikanischen Staaten schon häufig
von Unruhen
erschüttert worden, die die Stabilität der Länder gefährdete, wie zum Beispiel in
Bolivien (2004), Venezuela (2002) und Ecuador (2005). Diese Eskalation führte oft
zum Eingreifen des Militärs und damit verbunden blutigen Ausschreitungen. Diese
Ausschreitungen können zur Absetzung der Regierung bzw. zur Amtsenthebung des
regierenden Präsidenten führen, so geschehen in Paraguay (1999), Ecuador (2005) und
Venezuela (2002).
Neben den angesprochenen offensichtlichen Problemen der politischen Stabilität spielt
in Südamerika die Korruption eine große Rolle. Ecuador gehört zu den korruptesten
Ländern auf der Welt und auch in vielen anderen Staaten des Kontinents kann die
Regierung dieses Problem nicht eindämmen. Lediglich einige wenige Länder können
452
Vgl. BFAI, (Länderprofile Südamerika)
Vgl. EMFIS, (Brasilien will Ethanol Produktion bis 2014 verdoppeln)
453
335
einigermaßen stabile und beständige politische Strukturen aufweisen, hierzu gehören
z.B. Guyana, Argentinien, Brasilien und mit Abstrichen auch Venezuela.
Eine vom Managermagazin erstellte Riskmap für das Jahr 2007 teilt die Länder in
folgende Risikogruppen ein.
Tabelle 18 World Riskmap 2007
Land
Politisches Risiko
Sicherheitsrisiko
Argentinien
Mittel
Niedrig
Brasilien
Mittel
Niedrig
Chile
Niedrig
Niedrig
Venezuela
Hoch
Mittel
Quelle: Vgl. Managermagazin, (Risk Map 2007 Amerika), 30.11.06
Aufgrund dieser Einstufung kann eine Empfehlung für die Investition in Chile gegeben
werden, unter anderem die geringe Korruption, feste und beständige Regeln sowie die
hohe Rechtssicherheit. Durch zahlreiche Freihandelsabkommen hat die Regierung den
Markt für internationale Wirtschaftsbeziehungen geöffnet und ist somit Vorreiter nicht
nur für die Staaten Argentinien und Brasilien, sondern auch dem Staatenbund Mercosur,
von dem sich Chile mit der Ablehnung einer Vollmitgliedschaft distanziert hat, da das
Land selber bei dem Thema Marktöffnung schon weiter war, als es der Staatenbund
vorgesehen hatte
Trends (Szenarien)
Regionalisierung (CSN)
Mit der Gründung der CSN am 8. Dezember 2004 haben die 12 Länder Südamerikas
den Grundstein für eine starke überregionale Staatengemeinschaft gelegt. Als Vorbild
gilt die Europäische Union. Sie bildet nach der nordamerikanischen NAFTA und der
EU die drittgrößte Staatengemeinschaft.
Mit einer funktionierenden Staatengemeinschaft, die alle Länder Südamerikas
einschließt, kann der Wirtschaftsmarkt des Kontinents nur profitieren.
Der Gemeinschaft Südamerikanischer Staaten gehören neben den Mitgliedern der
regionalen Wirtschaftsgemeinschaft MERCOSUR – Argentinien, Brasilien, Paraguay,
Uruguay und Venezuela – die Staaten der Andengemeinschaft – Bolivien, Ecuador,
336
Kolumbien und Peru – und die Länder Chile, Guyana, Surinam, Mexiko und Panama
an. Sie alle wollen gemeinsam ihren Einfluss auf die internationale Politik verstärken.
Entscheidende Schritte in Richtung Wirtschafts- und Handelsintegration sind bereits
unternommen. So verständigten sich Argentinien und Brasilien beispielsweise darauf,
ihren Handel nicht länger in US-Dollar, sondern in den Landeswährungen Peso und
Real abzuwickeln. Diese Entscheidung stellt die Weichen für die geplante „Bank für
nachhaltige Entwicklung“. Wie Brasiliens Vizeaußenminister Samuel PinheiroGuimaraes im Vorfeld des Gipfels erklärte, werden nichtstaatliche Organisationen bei
der Ausgestaltung der geplanten Gemeinschaft ein entscheidendes Wort mitzureden
haben. Sie führten in Cochabamba ein Paralleltreffen durch. »Wir sind hier
zusammengekommen, um unsere Vorschläge zu unterbreiten«, sagte die argentinische
Sozialaktivistin Graciela Rodríguez vom Netzwerk Alianza Social Continental, das die
Parallelveranstaltung in Cochabamba organisiert hatte. Weitgehend einig sind sich die
südamerikanischen Länder in ihrer Bewertung des neoliberalen Wirtschaftsmodells, das
die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) der Region in den 90er
Jahren auferlegt hatten. Die Programme zur Haushaltssanierung waren mit
verheerenden sozialen Folgen verbunden454.
Zukünftige wirtschaftliche Orientierung Südamerikas
Die südamerikanischen Staaten beziehen noch einen Grossteil ihrer Waren aus den
USA. Den Hauptanteil dieser Importe nehmen die Waren der folgenden Kategorie ein:
454
-
Maschinen für Industrie
-
Kfz und Kfz-Teile
-
Elektronik
-
Chemikalien
-
Kunststoffe
-
Arzneimittel
-
Textilien
-
Unedle Metalle
Vgl. Uni Kassel AG Friedensforschung, (Im Geiste Bolívars)
337
Alle, bzw. die meisten dieser Güter, sind sowohl durch die EU als auch durch China,
also durch andere große Wirtschaftsnationen, ersetzbar. Dies hängt in erster Linie von
den Verhandlungen miteinander ab.
Die Verhandlungsthemen, mit z.B. der EU und China, sind vereinfachend gesagt die
gleichen: Auf der einen Seite sollen die Industriestaaten ihre Zölle und
Unterstützungszahlungen für die heimische Landwirtschaft senken oder möglichst
streichen, um entsprechende Einfuhren aus den stark landwirtschaftlich ausgerichteten
Ländern Südamerikas zu fördern. Auf der anderen Seite sollen diese Länder ihre Zölle
auf Importe aus den großen Wirtschaftsblöcken abschaffen oder zumindest senken.
Um sich ihren jeweiligen Status zu sichern stehen die Wirtschaftsnationen in
Konkurrenz zueinander. Der Einfluss der Wirtschaftsmacht USA wurde in den letzten
Jahren geringer, was auch in der Tatsache begründet sein könnte, das Nordamerika oft
politisch und wenn es darauf ankam, auch militärisch auf der Südhälfte des
Doppelkontinents intervenierte. Das Eingreifen in Grenada und in Panama 1989 ist
noch in fast frischer Erinnerung. So entwickelte es sich, dass heute Brasilien der
Haupthandelspartner vieler südamerikanischer Staaten ist; so bezieht zum Beispiel
Argentinien 34,4 % seiner Importe aus Brasilien und liefert 17,5% seiner Exporte nach
Brasilien. Bei Paraguay sind es 20% und 17,2%.455
Auch China macht sich mit Hilfe von Wirtschaftsförderung auf dem südamerikanischen
Markt interessant und bietet hier sein Wirtschaftspotential an. Heute unterhält China mit
21 Staaten Südamerikas diplomatische (in den 70iger Jahren waren es nur 10 Staaten)
Beziehungen.
Chinesische Investitionen werden in erster Linie in den Rohstoffsektor bzw. in den
Energie-Sektor getätigt. Bemerkenswert ist, wie China seine Interessen verfolgt,
beziehungsweise durchsetzt. So unterhält China besonders enge Beziehungen zu den
Ländern in Südamerika, dessen bilaterale Beziehungen zu den USA angespannt sind,
z.B. Venezuela, Brasilien, Ecuador und Bolivien. Auch werden Länder wirtschaftlich
unterstützt, die sämtliche Beziehungen zum Staat Taiwan abbrechen.
Auch die EU investiert in Südamerika, .das meiste Geld wird in den Mercosur
investiert, welcher für die EU den größten Handelspartner in Südamerika darstellt. Für
455
Vgl. BFAI, (Länderprofile Südamerika)
338
die EU steht der Mercosur als Handelspartner nur an neunter Stelle.456 Das zeigt, dass
die Zahl der Exporte in die EU die Zahl der Importe aus der EU übersteigt.
Die Hauptexportgüter Südamerikas in die EU sind Lebensmittel und Agrarprodukte, die
Hauptimporte aus der EU sind folgende, wie sich gut am Lieferanten Deutschland im
Jahr 2006 zeigen lässt:
-
Maschinen
-
Kunststoffe
-
Nichteisenmetalle
-
Arzneimittel
-
Elektronik
-
Mess- und Regeltechnik
-
Chemikalien
-
E- Technik
-
Kfz und Teile457
Die Frage ist, in welche Richtung wird sich die südamerikanische Wirtschaft
orientieren. Die EU ist in der Lage, die Waren aus den USA zu substituieren. China ist
noch nicht in der Lage, alle Güter zu substituieren, was jedoch innerhalb weniger Jahre
zweifellos der Fall sein sollte. Durch sein massives und aggressives Vorgehen, drängt
China auf den südamerikanischen Markt und baut seinen Einfluss stetig aus.
Am Ende wird die Entscheidung wahrscheinlich zu dessen Gunsten fallen, welcher auch
nach dem großen Rohstoffboom Südamerikas den Ländern die besten Perspektiven
bieten kann. Dies heraus zu finden ist die schwierige Aufgabe des zukünftigen
Wirtschaftsblocks Südamerika.
Fazit Südamerika
Um sich global zu positionieren, muss Südamerika als ein Staat auftreten. Die
Bündelungen von Absatz- wie Produktionsmärkten müssen als oberste Priorität gelten,
456
457
Vgl. BFAI, (Länderprofile Europa)
Vgl. BFAI, (Länderprofile Südamerika)
339
nur so kann Südamerika auch im Angesicht der zunehmenden Regionalisierung der
Globalisierung einen Platz einnehmen, welcher der Wirtschaftskraft des Kontinents
entspricht. Die Ansätze der CSN leiten schon in die richtige Richtung, sind aber nicht
konkret genug.
Natürlich gibt es in Südamerika weiterhin viele Schwellenländer, aber wenn sich die
Länder nicht darauf verständigen können, sich gegenseitig zu unterstützen, wird auf
lange oder kurze Sicht China den Kontinent überholen, und die Länder fallen in der
Entwicklung zurück.
Die Regierungen, allen voran die Präsidenten der Länder, müssen aufhören ihre
persönliche Macht zu stärken, sondern mit ihrer vorhandenen Macht das Südamerika
des 21. Jahrhunderts schaffen. Bei dem derzeitigen Anstieg von Rohstoffpreisen wird es
Südamerika finanziell in Kürze erheblich besser gehen, und diese Potenziale müssen
nun ausgebaut werden, um nicht von mächtigeren Wirtschaftsverbänden überrannt zu
werden.
Investitionen müssen durch einen funktionierenden Staatsapparat die Tore geöffnet
werden, da sonst im entscheidenden Augenblick die nötigen Mittel fehlen, um in die
Infrastruktur, in die Bildung und in das Gesundheitssystem zu investieren. Schon heute
sind Investitionen, beispielsweise in Chile relativ sicher. Ohne eine zukunftsorientierte
Im- und Exportpolitik werden aber trotz geringer Risiken sowohl politisch, als auch
sicherheitstechnisch, die Investitionen ausbleiben. Geringe Zölle garantieren Chile
schon heute einen florierenden Handel und geringe Inflationsraten.
Fazit Europa
In einer immer kleiner werdenden Welt muss Europa sich strategisch gut positionieren,
um sich von Billigmärkten zu distanzieren und trotzdem von ihnen zu profitieren. Die
Möglichkeiten um sich als postindustrielle Gesellschaft aufzustellen scheinen derzeit
zum Greifen nah. China, das sich zur Industrienation entwickelt, lässt keinen weiteren
Handlungsspielraum mehr offen. Eine Verknappung der Ölreserven und der Rohstoffe
im Allgemeinen lässt Europa den Blick in den aufsteigenden südamerikanischen
Kontinent richten. Bei einer Stärkung des Marktes und gleichzeitiger Entwicklungshilfe
können durch eine nachhaltige Politik die eigenen Bedürfnisse in der Zukunft gesichert
werden, aber auch ein starker Markt für eine Vielzahl eigener Produkte eröffnet werden.
340
Gelingt China der Sprung vom Schwellenland zur Industrienation, benötigt die
europäische Wirtschaft einen gut funktionierenden Absatzmarkt für seine Güter, den es
heute gilt zu entwickeln, da China dann weniger Produkte aus den heutigen
Industrienationen beziehen wird.
Der südamerikanische Kontinent bietet mit seiner Vielzahl an Rohstoffen und seiner
hohen Bevölkerung eine stabile Grundlage für ausländische Investitionen. Die
Rechtsstrukturen entwickeln sich langsam, aber stetig, und sollte die CSN nach
europäischem Vorbild umgesetzt werden, sind in Zukunft wohl auch Korruption,
Rechtsunsicherheit oder drohende Verstaatlichung keine Hindernisse mehr für größere
Investitionen.
341
Schlusswort
Angesichts der im einführenden Überblick und in den einzelnen Kapiteln dargestellten
derzeitigen Entwicklung sieht sich der europäische Kontinent und insbesondere die EU
mit
weit
reichenden
neuen
Herausforderungen
konfrontiert.
Diese
können
zusammenfassend erhebliche Chancen, allerdings auch nicht zu vergessende Risiken
mit sich bringen. Die Herausforderungen lassen sich im Wesentlichen in vier große
Teilaspekte gliedern: Politik, Handel, Energie und Umwelt.
Im politischen Bereich ist insbesondere die Menschenrechtsfrage von zentraler
Bedeutung. Es muss verstärkt auf die Einhaltung der Genfer Konventionen geachtet
werden, da die europäische Politik auch eine soziale Verantwortung gegenüber anderen
Regionen unseres globalen Zusammenlebens besitzt. So darf also eine wirtschaftliche
Bereicherung einiger Staaten auch weiterhin nicht auf der Grundlage von
Menschenrechtsverletzungen akzeptiert werden. Die entscheidende Frage ist allerdings
ob der europäische Einfluss auf diese Staaten eine ausreichende Tragweite besitzt um
diese teilweise massiven Missstände zu beseitigen oder zumindest zu bessern. Eine
weitere zentrale Aufgabe der europäischen Politik ist die eigene Sichtweise auf die
asiatischen Staaten zu ändern. Denn nur auf der Grundlage des Verstehens und vor
allem des Akzeptierens der kulturellen und politischen Einflüsse können engere
politische Beziehungen aufgebaut werden und bestehende Kooperationen vertieft
werden. Die politischen Schritte und Entscheidungen asiatischer Staaten und vor allem
Chinas können nur verstanden werden, wenn sich die EU verschärft mit der Kultur und
der Historie dieser Staaten beschäftigt. Es sollte und darf nicht als selbstverständlich
angesehen werden, dass das historisch gewachsene europäische Politsystem das
ausschließlich richtige ist. Weiterhin sollte die EU- Politik in Bezug auf die asiatischen
Staaten nicht von Angst geprägt sein und ganz besonders sollte Europa sich nicht
seinem Schicksal ergeben und die asiatische Vorherrschaft auf politischer Basis
akzeptieren. Nur durch den offenen Umgang mit der asiatischen Konkurrenz und durch
das Annehmen des Wettkampfes um politisches Gehör und das Durchsetzen politischer
Interessen wird sich die EU behaupten können. Die historisch gewachsene regionale
Politstruktur innerhalb der EU sollte weiter gestärkt werden und auch weiterhin den
Gegenpol zum asiatischen und amerikanischen Kontinent bilden.
Auch der globale Handel ist offensichtlich geprägt von Veränderungen. Die gehandelten
Güter und Dienstleistungen auf der Welt nehmen stark zu und es kann im historischen
342
Konsens von einer Phase des Freihandels gesprochen werden. Die EU nimmt bereits
heute als eine der 3 großen Säulen, der so genannten Triade, erheblich an diesem
Freihandel teil. Sie profitiert also von dieser Freihandelsphase. Wo aber liegen nun die
Nachteile und weshalb besteht Handlungsbedarf? Die EU sollte dafür sorgen, dass der
bereits heute erlittene Kno-How Verlust an die asiatischen Staaten in einem gewissen
Rahmen gehalten wird. Des Weiteren ist es zwingend erforderlich durch spezielle, von
der EU finanzierte Programme die Innovationen in der Region voranzutreiben um nicht
in einigen Jahren keinerlei Vorteile mehr gegenüber den asiatischen Staaten zu besitzen.
Doch auch das Einberufen einer neuen Phase des Protektionismus auf breiter Basis wäre
der falsche Weg. So bergen Zölle und Kontingente erhebliche Risiken, da sie häufig
Gegenreaktionen des sanktionierten Landes heraufbeschwören. So würde bei einer
ausschließlichen Konzentration auf den regionalen Markt, nämlich die EU, ein
wesentlicher Absatzmarkt in Asien verloren gehen und außerdem kann sich die
Wirtschaft in Europa nur durch eine Konkurrenzsituation mit Asien gewinnbringend
weiterentwickeln. Allerdings sollte eine „Überschwemmung“ des EU- Raumes mit
asiatischen Artikeln auch nicht einfach akzeptiert werden. Dieses wäre durch den
gezielten Einsatz „nicht- tarifärer Handelshemmnisse“ umzusetzen. Europa bzw. der EU
muss es also gelingen eine Handelspolitik zwischen Protektionismus und Freihandel mit
den asiatischen Staaten zu generieren. So würden die Vorteile der Regionalisierung und
der Asiatisierung gleichermaßen zur Geltung kommen und die Nachteile dieser beiden
Gegebenheiten weitestgehend eingedämmt werden. Da der größte Teil der Exporte in
der EU von intraregionaler Natur ist, also der Außenhandel der Mitgliedsstaaten
größtenteils mit anderen Mitgliedsstaaten vollzogen wird, sollte dieses wirtschaftliche
Standbein weiterhin gezielt gefördert und ausgebaut werden. Des Weiteren würde es
eine durchaus interessante Alternative für Unternehmen darstellen ihre asiatischen
Geschäftsbeziehungen und ihren Einfluss im asiatischen Handelsraum durch gezielte
Direktinvestitionen und Joint-Ventures mit asiatischen Unternehmen weiter auszubauen
und zu vergrößern. Denn allen Unkenrufen zum Trotz, stellt der asiatische Raum einen
erheblichen Absatzmarkt für allerlei europäische Unternehmen dar. Es ist allerdings
absolut förderlich diese Sache wohlüberlegt anzugehen und einer ausgiebigen Prüfung
zu unterziehen um weiterem Know-How Verlust vorbeugend zu begegnen und ihn gar
nicht erst entstehen zu lassen.
343
Wie bereits beschrieben ist die zukünftige europäische Energieversorgung auf Grund
der begrenzten Erdöl- und Gasvorkommen in der Nordsee gefährdet. Um diesem und
anderen energieinduzierten Herausforderungen entgegenzuwirken, müssen regionale
Maßnahmen innerhalb der EU getroffen werden. Ohne ein Zusammenwirken aller
Mitgliedsländer und einer Neuausrichtung der bisherigen Energiepolitik innerhalb
Europas wird die Abhängigkeit von Energieimporten weiter zunehmen. Diesbezüglich
wurde bereits ein neues Projekt für eine zukunftsorientierte Energiepolitik innerhalb
Europas von der entsprechenden EU- Kommission ausgearbeitet. Das Konzept wurde
bereits im Mai 2007 vom EU- Kommissionspräsidenten Barroso vorgestellt und besteht
aus den folgenden drei Säulen:
− Vollendung eines wirklichen Energiebinnenmarktes
− Effiziente Energienutzung
− Schnelle Umstellung auf Energieträger mit wenig CO2- Ausstoß
Der richtige Weg der EU ist also bereits eingeschlagen worden und es sollte eine
gezielte und schnelle Umsetzung dieser Energiepolitik erfolgen.
Das Energieproblem ist allerdings nicht ausschließlich regionaler Natur, da auch die
Energie- und Umweltpolitik anderer Regionen einen starken Einfluss auf Europa
ausüben. Deshalb genügt es für die EU langfristig nicht, sich ausschließlich auf ihre
Energiebinnenpolitik zu konzentrierten. Auch hier gibt es von Seiten der europäischen
Kommission bereits einen Ansatz zur Kompensierung dieser Probleme. Es wurde ein
Maßnahmenkatalog
erarbeitet,
welcher
langfristige
Zusammenarbeiten
und
Kooperationen zwischen verschiedenen Regionen fördern soll. Diese Maßnahmen
dienen zur Stärkung der internationalen Abkommen, wie z.B. der Energiecharta oder
den Kyoto - Folgeregelungen. Des Weiteren sehen sie eine Einbeziehung weiterer
internationaler Partner sowie neue bilaterale Abkommen mit Drittländern vor.
Viele dieser Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit haben auch eine
unterstützende Wirkung auf die Bekämpfung der durch Energieerzeugung und –nutzung
bedingten Umweltbelastungen.
Das Angehen der weltweiten Umweltbelastungen ist ein weiterer schwieriger Punkt,
den es zu lösen gilt. Durch die hohe Heterogenität einzelner Staaten auf der Erde in
Bezug auf Umweltpolitik ist es äußerst schwierig, dieses globale Problem mit einem
globalen Konsens anzugehen. So wäre der optimale Fall im Sinne einer global
344
governance eine weltweite und staatenübergreifende Gemeinschaft zu gründen, welche
die Umweltprobleme angeht. Als wichtigster Aspekt ist zu berücksichtigen, dass diese
Organisation auch dazu berechtigt sein muss, Sanktionen gegen bestimmte Staaten auf
der Erde zu verhängen, da ansonsten kein Druck auf diese Staaten ausgeübt werden
kann. Dieser Ansatz ist allerdings als sehr utopisch zu beurteilen, da vorher alle Staaten
diese Organisation anerkennen müssten.
Die EU gilt bereits heute als Vorreiter in Umweltfragen. Diesen Status Quo gilt es zu
halten und eine gewisse Vorbildfunktion auch gegenüber den asiatischen Staaten
auszuüben. Denn mit dieser Vorreiterrolle in umwelttechnischem Know- How geht
auch aus wirtschaftlicher Hinsicht ein gewisses Absatzpotential einher. Ein wichtiger
Ansatzpunkt der EU ist allerdings auch ihre Unternehmen stärker in diese
umweltbewusste Vorreiterrolle einzubeziehen. Denn leider findet heute bereits eine
massive Abwanderung europäischer Firmen in Länder mit niedrigeren Umweltauflagen
statt. Die EU sollte also die aus Umweltgründen abwandernden Firmen sanktionieren
und weiterhin eine schnelle Umsetzung ihrer hohen Umweltstandards in anderen
Regionen der Erde fordern, um eine Gleichbehandlung in Bezug auf die Standortpolitik
der Unternehmen zu erfahren. Denn mit homogenen Umweltstandards in allen
Regionen der Erde ist diese Abwanderung aus umwelttechnischen Gesichtspunkten
nicht mehr interessant.
Alles in Allem ist es für die EU eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre ihren
Platz im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Asiatisierung zu finden. Es darf
keine absolute Regionalisierung geben, allerdings darf man sich auch nicht völlig der
Asiatisierung hingeben. Deshalb sollte der goldene Mittelweg eingeschlagen werden:
Ein starker Auftritt auf internationaler Ebene, ermöglicht durch das Fundament
gefestigter europäischer Strukturen und Zusammenarbeit.
345
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Weitere Quellen:
Herr Klug Airbus Deutschland (Hamburg)
iTunes, eigene Erhebung, 05. 01. 2008
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Vorbereitung demokratischer Staaten ........................................................ 19
Abbildung 2 Politische Freiheit ...................................................................................... 19
Abbildung 3Export weltweit nach Güterarten ................................................................ 24
Abbildung 4 Europa – Exporte (* die Daten nur für Westeuropa) ................................. 25
Abbildung 5 Import weltweit nach Güterarten ............................................................... 26
Abbildung 6 Europa – Importe (*die Daten nur für Westeuropa) .................................. 26
Abbildung 7 Inter- und Intraregionaler Warenhadel....................................................... 28
Abbildung 8 Direktinvestitionen in die Welt .................................................................. 29
Abbildung 9 Direktinvestitionen aus der Welt ............................................................... 30
Abbildung 10 Wachstum des Weltenergieverbrauchs .................................................... 31
Abbildung 11 Pro-Kopf-Verbrauch 2006 ....................................................................... 33
Abbildung 12 Entwicklung der Welt-Energieanteile ...................................................... 34
Abbildung 13Verteilung der nachgewiesenen Reserven 2006 (in %) ............................ 37
Abbildung 14 Erdölproduktion nach Region .................................................................. 38
Abbildung 15Erdölverbrauch nach Region..................................................................... 38
Abbildung 16: Weltbevölkerung, 1959-2050 ................................................................. 49
Abbildung 17: Weltweite Beschäftigung, 1995-2005 .................................................... 51
Abbildung 18: Pro-Kopf-BIP in den ärmsten und reichsten Ländern, 1960-62 und 200002, (in konstanten US-Dollar 1995), einfache Mittelwerte ............................................. 53
Abbildung 19: Gini-Koeffizient der Netto-Einkommensverteilung der Haushalte, %... 54
Abbildung 20: Weltweite Handelsströme ....................................................................... 70
Abbildung 21: Weltweite Seefracht in Mio. TEU .......................................................... 71
Abbildung 22: Weltweites Luftfrachtaufkommen .......................................................... 72
Abbildung 23: Welt Stahlbedarf ..................................................................................... 74
Abbildung 24: Verlauf der Transeurasischen Eisenbahn ................................................ 76
Abbildung 25: Schematischer Aufbau Skysails .............................................................. 77
Abbildung 26: Airbus A310 mit Wasserstoffantrieb ...................................................... 78
358
Abbildung 27: Digital Access Index ............................................................................... 81
Abbildung 28: Weltweite Unterseekabel ........................................................................ 82
Abbildung 29: Villeroy & Boch Plagiat ......................................................................... 86
Abbildung 30: Anzahl der im Ausland Studierenden ..................................................... 87
Abbildung 31: ASEM-Logo............................................................................................ 92
Abbildung 32: Exportzuwachs Deutschland – China ..................................................... 94
Abbildung 33: Importzuwachs Deutschland – China ..................................................... 95
Abbildung 34: Automobilmärkte weltweit ................................................................... 100
Abbildung 35: Logo VW AG........................................................................................ 101
Abbildung 36: Steigende Lebenserwartung in Europa ................................................. 107
Abbildung 37: Zu- und Abnahme der Bevölkerung in Millionen ................................ 107
Abbildung 38: PKW-Neuzulassungen der EU-15 ........................................................ 111
Abbildung 39: Smart ..................................................................................................... 113
Abbildung 40: Noble ..................................................................................................... 113
Abbildung 41: v.l. Peugeot 107 , Citroen C1, Toyota Aygo......................................... 120
Abbildung 42 Osteuropa ............................................................................................... 125
Abbildung 43 Religionen in Osteuropa ........................................................................ 126
Abbildung 44 Ölvorkommen der Welt in Mrd. Barrel ................................................. 135
Abbildung 45 Die wichtigsten Rohstoffvorkommen der Welt ..................................... 136
Abbildung 46 Freie Ingenieursstellen in den einzelnen Branchen in Osteuropa .......... 138
Abbildung 47 Milliardenverluste - Da der Ingenieurmangel Firmen zwingt, Aufträge
abzulehnen, verlieren sie 3,5 Mrd. € an Wertschöpfung............................................... 138
Abbildung 48 Ausländische Studienabgänger von deutschen Hochschulen ................ 139
Abbildung 49 Wirtschaftskennzahlen Osteuropas im Vergleich .................................. 141
Abbildung 50 Armutsanteil unter der osteuropäischen Bevölkerung ........................... 142
Abbildung 51 Anstieg des Inlandsverkehrs der einzelnen Länder................................ 144
Abbildung 52 Günstige Verkehrslage Serbiens ............................................................ 155
Abbildung 53: Demokratisierungsentwicklung zwischen 1997-2003 .......................... 168
Abbildung 54 - HIV-Infiziertenqoute ........................................................................... 177
Abbildung 55 Länder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit .................... 204
Abbildung 56 - Energieproduktion Usbekistan............................................................. 205
Abbildung 57: Autobahnnetz ........................................................................................ 247
Abbildung 58 Anteil der Bevölkerung in Armut .......................................................... 257
Abbildung 59 Wachstum und Proportionaler Wechsel in Afrikanischen Exportmärkten
....................................................................................................................................... 263
Abbildung 60 Wachstum und Proportionaler Wechsel in Afrikanischen Exportmärkten
....................................................................................................................................... 264
Abbildung 61 Chinesische Direktinvestitionen 2004 ................................................... 266
Abbildung 62 Mangelhaftigkeit in der Standarisierung ................................................ 269
Abbildung 63 Energiereserven...................................................................................... 270
Abbildung 64 Wachstum bis 2030 ................................................................................ 273
Abbildung 65 COMESA ............................................................................................... 275
Abbildung 66 SADC ..................................................................................................... 275
Abbildung 67 Auswanderung aus Mittelamerika in die USA ...................................... 302
Abbildung 68 Panama-Kanal ........................................................................................ 304
Abbildung 69 Verschuldung privater Haushalte USA .................................................. 305
Abbildung 70 Kriegskosten der USA ........................................................................... 306
Abbildung 71 Interozeanischer Kanal von Nicaragua .................................................. 311
359
Abbildung 72 Entwicklung der Rohstoffpreise an den Internationalen Warenbörsen
2003-2007 ..................................................................................................................... 314
Abbildung 73 Der Wechselkurs des € gegenüber US $,£ und Yen 1999 – 2007 ......... 316
Abbildung 74 Die Entwicklung der ausländischen ....................................................... 319
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Verteilung der Erdbevölkerung....................................................................... 58
Tabelle 2: Umsatzzahlen 2006 ...................................................................................... 104
Tabelle 3: Umsatzzahlen 2005 ...................................................................................... 104
Tabelle 4: Umsatzveränderung von 2005 auf 2006 ...................................................... 104
Tabelle 5: Länderprofile im Vergleich.......................................................................... 166
Tabelle 6: Wichtigste Wirtschaftsdaten im Vergleich .................................................. 171
Tabelle 7: Erdölproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006 ......................... 178
Tabelle 8: Erdgasproduktion & -verbrauch; gesicherte Reserven 2006 ....................... 178
Tabelle 9 Kulturdimensionen nach Geert Hofstede 2003 ............................................. 223
Tabelle 10: Kyotoliste ................................................................................................... 255
Tabelle 11 Durchschnittliche Jährliche BIP Wachstumsrate 1996 - 2005.................... 265
Tabelle 12 Distribution nach Zielmarkt und Firmennationalität in Afrika ................... 267
Tabelle 13 Top 10 der deutschen Unternehmen in den USA auf den Verkauf gerichtet.
....................................................................................................................................... 289
Tabelle 14 Top 10 der deutschen Unternehmen in den USA nach Anzahl der
Beschäftigten................................................................................................................. 290
Tabelle 15 Schifffahrtskanäle im Vergleich ................................................................. 300
Tabelle 16 Kennzahlen Import & Export 2005 ............................................................. 301
Tabelle 17 EU Ziele zum Ausbau regenerative Energien und des Einsatzes von
Biokraftstoffen .............................................................................................................. 331
Tabelle 18 World Riskmap 2007 .................................................................................. 336
Verfasserverzeichnis
Einführender Überblick und Schlusswort
Friederike Peters
Ralf Agnesmeyer
Justyna Drotlew
360
Philipp Saxer
Globalisierung
Florian Meier
Juri Schwindt
Matthias Stüttgen
Sebastian Schäfer
Westeuropa
Sebastian Hagedorn
Steffanie Ahrens
Juri Begoihn
Phillip Kellermann
Osteuropa
Paul Görsch
Gregor Maselon
Dennis Hausmann
Zentralasien
Stephan Grunenberg
Kolja Dammert
Florian Kopp
Thilo Schlüter
Ostasien
Lipeng Ji
Sebastian Ludwig
Beschaffung in China
Xiaobing Lei
Naher Osten
Mücahit Kara
Ela Bozlak
361
Lena Ehlers
Sarah Mikloweit
Afrika südlich der Sahara
Karsten Ritter
Tobias Helmke
Christof Markus
Mittel und Nordamerika
Torben Graß
Sindy Röhr
Axel Rodmann
André Bergmann
Südamerika
Sven Braatz
Rainer Klopp
Maximilian Loerchner
362