IN_Chennai_IIT_2015_4 - Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

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IN_Chennai_IIT_2015_4 - Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Studienaufenthalt im Ausland
Erfahrungsbericht
Name der Universität:
IIT Madras
Land:
Indien
Zeitraum/Jahr des Auslandaufenthaltes:
22.7.13 bis 10.5.14
Partneruniversität:
Ja
1. Allgemeines: Informationen zum Land, zur Stadt und zur Universität
Indien
Indien die größte Demokratie/Bürokratie der Welt. In Worten ist Indien (finde ich zumindest) schwer
zu beschreiben. Das erste was einem (oder mir) bei der Ankunft in Chennai auffällt, sind die vielen
Menschen, der Lärm, jede Menge Hupen, Armut, Dreck, der Gestank, Müll, der Geruch nach
verbranntem Plastik, die Luftverschmutzung durch Abgase, die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit, der
indische Akzent, der Kleidungsstil, die heruntergekommenen Häuser, das pure Chaos. Also erstmal
ziemliche Reizüberflutung, aber nicht unbedingt im positiven Sinne. An das Meiste gewöhnt man sich
mit Zeit bzw. man stumpft einfach ab. Man sollte also darauf vorbereitet sein, mit vielen negativen
Dingen konfrontiert zu werden(Das Buch "Kulturschock Indien" vermittelt einen ersten Eindruck).
Ob man während eines Auslandsaufenthaltes in Indien die vielleicht beste oder schlimmste Zeit seines
Lebens hat, kommt hauptsächlich auf einen selbst an und wie man mit den negativen Seiten Indiens
zurechtkommt. Bei den Austauschstudenten war von: "um ein Semester verlängert" bis "früher
abgehauen" alles dabei. Man sollte bei Luxus, Freiheit(Auf dem Unigelände offiziell kein Alkohol und
Rauchen, getrennte Frauen/Männer Hostels mit Zugangsverbot/Einschränkung, Internetsperre
während den Vorlesungen und nach 0Uhr, teilweise Kleidervorschriften) und Hygiene Abstriche
machen können und einigermaßen scharfes Essen (B bis B+ bei Best Worscht in Town)vertragen.
Persönlich bringt einen ein Auslandssemester in Indien sehr viel weiter, auch gerade wegen der
negativen Seiten.
Das typische Indien gibt es (finde ich) nicht, dafür ist das Land zu groß und facettenreich. Von den
Bergen im Himalaya, der Wüste in Rajasthan, den Backwaters (Flussausläufer, wie im Amazonas) in
Kerala, Urwäldern oder den Stränden in Goa gibt es viel Unterschiedliches zu sehen.
Ganz grob kann man Nord- und Südindien unterteilen: im Norden kälter und weniger
Luftfeutchtigkeit dafür kommt man in Südindien besser mit Englisch zurecht, dafür gibts im Süden
noch mehr Reis zum Essen und im Norden sind mehr Sehenswürdigkeiten.
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März 2013
Chennai liegt im Südosten an der Küste und ist schrecklich heiß im Sommer(Mai-Juli) teilweise über
40° Grad bei >90%Luftfeuchtigkeit. Im Allgemeinen über 35°Grad. Niedrigste Temperatur war im
Winter nachts bei einem schweren Unwetter 24°C was eine absolute Ausnahme ist. Küstenlage klingt
allerdings besser als es ist und das Chennai den 2. längsten Sandstrand der Welt hat, ist falsch und
eine Touri-Falle. Chennai ist die 4. größte indische Stadt und gilt als die konservativste Stadt Indiens.
Von den 4 größten Metropolen empfand ich Chennai ehrlich gesagt als die wenig sehenswerteste.
Allgemein gilt Chennai als sicher (für Frauen), allerdings gab es auch einige Vorfälle. Eine
Austauschstudentin wurde 100m vom Campus entfernt von 3 Männern vom Fahrrad gezogen, Messer
an die Kehle, Handtasche weg und das auf einer belebten Hauptstraße. Wir hatten auch mehrere Fälle
von Begrabschen, Exibitionismus und unsittlich berühren (teilweise auch auf dem Campus). Mein
Auslandsaufenthalt fiel mit einem Wahljahr zusammen, weswegen es auch zu mehreren
Terroranschlägen quer durch Indien kam. Auch im HBF von Chennai ist eine Bombe detoniert mit
Toten und Verletzen. Das Wochende vor meinem Abflug gab es insgesamt 16 Bombenanschläge.
Wegen der Krimkrise und Co. kam dies allerdings nie bis in die deutschen Medien. Die Lage sollte sich
nach der Wahl beruhigt haben. Insgesamt habe ich mich als Mann sicher gefüllt, wobei ich auch in
Situationen war, in denen ich ehrlich gesagt als Frau nicht gerne gewesen wäre (nachts in der Mitte
von Nirgendwo in einem Bus voller betrunkener indischer Männer).
Ein großer Vorteil von Chennai ist der Flughafen auf dem auch AirAsia landet und von dem Flüge
direkt auf die Andamanen gehen. Damit ist es sehr gut, um diverse Reisen in die Nachbarländer zu
starten.
Im Gegensatz zur Stadt ist der Campus des IITMs sehr schön, wie eine grüne Oase in der Stadt. Das
IITM ist eine der Top 3 Unis in Indien und hat in Indien einen Ruf der vergleichbar mit dem von
Harvard, Yale, MIT in den USA ist. Die Uni ist relativ zentral in der Stadt gelegen und befindet sich in
mitten eines Nationalparks. Man teilt sich den Campus also mit Affen, diversen Reharten, selten auch
mit Skorpionen. Man fühlt sich (oder ist) wie im Urwald. Der Campus ist durch eine Mauer vom Rest
der Stadt getrennt und beherbergt alle Unigebäude und Hostels, es kommt also wirklich ein
Campusfeeling auf. Auf dem Campus gibt es diverse kleinere Restaurants bzw Imbissbuden, in denen
auch nicht indisches Essen angeboten wird. In der Nähe des Campus gibt es einen Foodcourt mit
Mecces, Subway, KFC falls man keinen Reis mehr sehen kann. Auch die Phoenix-Mall ist nicht weit,
etwas teuer, aber die Restaurants dort sind sehr zu empfehlen. Das dortige Hardrock Cafe hat auch
Rindfleisch, was man sonst so gut wie nirgends in Chennai bekommt.
2. Vorbereitungsempfehlung: Visum, Flug, Versicherung, Arztbesuche, Wohnung, Unterhaltskosten
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März 2013
Visum
Das Visum sollte man sich möglichst spät besorgen, da es ab Ausstellung gilt. Wenn man direkt nach
Frankfurt geht und dort die benötigten Unterlagen abgibt, ist es normalerweise nach 3 Werktagen fertig.
Nähere Infos zum Visum findet man unter igcsvisa.de oder bei Google. Passfotos kann man dort vor Ort
machen. Da in Indien alles unglaublich viel Bürokratie erfordert, sollte man beim Visum und allem
anderen Puffer einplanen, da in Indien immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann (Bei uns wurde
spontan die Klausurenphase der MBA Kurse um 1 Woche nach hinten verschoben, sehr uncool falls man
seine Flüge schon gebucht hat oder das Visum ausläuft). D.h. Visum direkt für 1 Jahr holen auch wenn
ihr nur 10 Monate bleiben wollt und darauf achten, dass ihr Multiple Entries habt, also um mehrfach
das Land verlassen und wieder einreisen zu können. Falls ihr länger als 180 Tage in Indien bleibt, müsst
ihr auf das Immigrationoffice(innerhalb der ersten 2 Wochen, wichtig wenn ihr vor dem Semesterbeginn
reisen wollt!). Dafür müsst ihr jede Menge Papierkram erledigen, wird euch vor Ort erklärt.
WICHTIG
hierbei ist, dass euer in Frankfurt genehmigtes Visa nochmal im Immigrationsoffice "abgesegnet" wird.
Ihr dürft nur bis zum "abgesegneten Zeitraum" bleiben. Für den "abgesegneten" Zeitraum wird das
Datum auf dem Offerletter des IITM herangezogen. Bei der Bewerbung also darauf achten, dass ihr
direkt bei der Bewerbung einen entsprechend langen Zeitraum (mit ausreichend Puffer für
Reisen/Unvorhergesehenes) angebt.
NOCH WICHTIGER
Ihr bekommt dann einen Wisch (Residential Proof oder so ähnlich)beim Immigration Office
ausgehändigt, den benötigt ihr, wenn ihr das Land verlassen wollt und müsst diesen mit zum
Flughafen/Grenze nehmen. Das sagt euch aber keiner. Ich hatte nur Glück, weil andere
Austauschstudenten am Flughafen standen und ihren Flug verpassten und allen anderen Bescheid
gegeben haben. Den Wisch habt/bekommt/braucht ihr nicht, wenn ihr weniger als 180 Tage in Indien
seid.
Flug
Den Flug am besten früh buchen wegen dem Preis, wegen dem ganzen Papierkram solltet ihr ca 3-4
Tage vor dem Kursbeginn ankommen(ja das dauert leider wirklich so lange). Ich habe meinen Rückflug
gleich mitgebucht, hätte ich besser nicht gemacht, nämlich auch wenn ihr bei Opodo, etc... die Option
kostenlos umbuchen mit drin habt, verlangen die Airlines trotzdem Gebühren. Bei Rückflug auch Puffer
einbauen in Indien läuft wenig nach Plan, wie gesagt spontan die Klausurenphase verlegt.
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März 2013
Versicherung/Arztbesuche
Auslandskrankenversicherung solltet ihr auf jeden Fall haben. Auf dem Campus gibt es zwar ein Uni
Hospital, das euch kostenlos versorgt, aber wenn ihr etwas Ernstes habt, wollt ihr da nicht hin. Ich
wurde nach einem Verkehrsunfall hingebracht und wäre mit ein paar Paracetamol ohne weitere
Behandlung (Bandagen, Röntgen, mein Fußzeh war gebrochen und der Fuß gestaucht, geprellt,
etc.)wieder weggeschickt worden, hätte ich mich nicht massiv beschwert. Außerhalb gibt es das Apollo
Hospital was renomiert sein soll. Ihr müsst für das IITM ein medizinisches Formular ausfüllen, für
welches ihr unzählige und teilweise teure Test (Hör-,HIV-, Blut-, Urintests, Langzeit EKG,... )machen
müsst. Falls es nicht komplett ausgefüllt ist, müsst ihr es in Chennai vor Ort kompletieren. Die ganzen
Tests sind total übertrieben und sie vor Ort zu machen ist auch eine Qual. Mein Tipp wäre deshalb, geht
zu euerem Arzt lasst euch die billigen Standardsachen ausfüllen und beim Rest soll er auf deutsch
hinschreiben nicht gemacht/nicht nötig. Hauptsache das Formular sieht ausgefüllt aus(wirklich bei
jedem Punkt irgendwas hinschreiben), es landet sowieso nur in einem Schrank und verstaubt und so
spart ihr Geld, Zeit und Nerven.
Impfungen
Für Impfungen gibt es eine Liste vom Auswärtigen Amt, die TK hat alle Impfungen bezahlt. Es sind viele
Impfungen, ich kam mir vor wie ein Nadelkissen, deswegen entsprechend zeitlich anfangen. Die 3
Tollwutimpfungen brauchen ca 2 Monate, da Abstände zwischen den einzelnen Impfungen eingehalten
werden müssen. Wie die Gefahr von Hepatitis, Typhus, Japanische Enzophelitis ist, weiß ich nicht, aber
Tollwut würde ich empfehlen, wegen vieler freilaufender Affen und Hunden.
Wohnung
Eine Wohnung bekommt ihr in einem der Studentenwohnheime, da müsst ihr euch nicht drum
kümmern. Alle Austauschstudenten kommen entweder ins Pampa oder Ganga Hostel.
Unterhaltskosten
Für alles, also Wohnung, Essen, Reisen, Feiern,... braucht ihr ohne großartig aufs Geld zu achten circa
200 bis 250€, falls ihr in der Mensa essen wollt, braucht ihr 50€ weniger. Insgesamt ist Indien günstig,
man kann sich einen netten Lebensstil leisten. Allerdings sind viele westliche Produkte, die importiert
werden müssen, teurer als in Deutschland. Den ersten Monat werdet ihr mehr brauchen, weil ihr euch
ein Fahrad holen müsst, die Miete zahlt und viele Einmalanschaffungen habt. Falls ihr überlegt in die
Mensa zu gehen, bezahlt nur für einen Monat erstmal (Danach kann man das Essen dort nicht mehr
sehen). Die meisten Inder(Händler, Taxifahrer,...) werden versuchen euch Geld aus der Tasche zu
ziehen, euch überteuerte Preise nennen oder euch irgendwie anders übers Ohr zu hauen. Ihr müsst also
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überall handeln bzw. nur mit Rikschas mit Taxameter fahren, usw.... Der Preis für eine Rikschafahrt sind
ca 12-20 Rs per Km, in Chennai sind die Rikschafahrer besonders schlimm, es kommt oft vor, dass man
10 wegschicken muss, bis man eine erwischt, die mit Meter fährt. Auch an vielen Sehenswürdigkeiten
gibt es Touristenpreise, die das Vielfache des indischen Preises betragen (Maximum was wir erlebt
haben, war das 100fache des indischen Preises. Standard ist ca das 40-50fache). Bei
Sehenswürdigkeiten die IITM Studentenkarte vorzeigen und behaupten, dass man ein Anrecht auf den
indischen Preis hat(Wichtig: Nicht nachfragen ob, sondern behaupten DASS man ein Anrecht hat und
das IIT gesagt haben, dass man darauf bestehen soll. Funktioniert in vielen Fällen und rechnet sich,
wenn man umgerechnet nur 20Cent anstatt 10€ zahlt). Bei Reisen kann man für günstige bis mittlere
Hotelzimmer ca 400 bis 800 Rupies rechnen, je nach Stadt und Austattung.
Sachen die man mitnehmen sollte
Medikamente gegen Magenprobleme aller Art und (Klimaanlagen)Erkältungen, Desinfektion, Pflaster
Toilettenpapier für die ersten Tage
20-30 Passfotos
Wenn vorhanden Moskitonetz, Spray gibts günstig vor Ort
Leeren Platz im Koffer
Keine weiße Klamotten(bekommt man nicht mehr fleckenfrei sauber)
3. Studienorganisation an der Universität: Kurswahl, anerkannte Prüfungen, sonstiges
Als erstes muss man sagen, dass es sich in Indien nicht um eine Studienorganisation, sondern eher um
ein Studienchaos handelt. Theoretisch ist alles fest geplant und festgelegt. Leider hält sich niemand an
den festgelegten Plan. Es kommt immer wieder zu spontanen Verschiebungen, Absagen und
zusätzlichen Vorlesungen/Prüfungen/Aufgaben. Es herrscht im allgemeinen Anwesenheitspflicht von
80%, die unterschiedlich streng je nach Prof gehandelt wird. Kurse im Maschbau waren eher streng,
Humanities Kurse eher weniger streng bis keine Anwesenheitspflicht. MBA Kurse aus dem ersten Jahr
werden bei den Indern per Fingerabdruck erfasst, da dies bei Austauschstudenten nicht möglich ist,
entfällt de facto bei diesem Kurs für Austauschstudenten die Anwesenheitspflicht ;). Die 20%, die man
fehlen darf, sollte man nicht "verschwenden", sondern zum Reisen nutzen.
Die Kurse aller Departments bis auf Management folgen einem Slotsystem, d.h. Slot C ist bspw. montags
um 10-11Uhr, dienstags um 9-10Uhr und mittwochs um 8-9Uhr. Man kann also nur einen Kurs im A,
B,... Slot belegen. Die Vorlesung dauert immer 50min. So weit so gut, zumindest theoretisch, denn
einige Prof wechseln je nach Lust und Laune mal einfach den Slot und verschieben Kurse wie es ihnen
passt, was in Chaos endet, da es dann zu Überschneidungen mit anderen Kursen kommt, was dankt der
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Anwesenheitspflicht richtig bescheiden ist. Als Austauschstudent bekommt man dies außerdem, wenn
überhaupt als Letzter gesagt und man steht oft vor einem leeren Raum, da die Infos nicht offiziell
sondern nur über Mundpropaganda weiter gegeben werden. Oft werden Kurse auch auf das
Wochenende verlegt, was Reisepläne öfters zunichte macht. Meine Erfahrung ist, dass die zusätzlichen
Wochenendvorlesungen zu 70% Samstagmorgens wieder abgesagt werden, was noch ärgerlicher ist.
Daher mit dem Prof reden, sagen Tickets sind schon gebucht, blabla... und trotzdem auf Reise gehen.
Jeder Kurs hat in der Regel 2 Zwischenklausuren und eine Endklausur. Termine stehen theoretisch am
Anfang vom Semester fest, werden aber auch gerne spontan verschoben. Durch die vielen Klausuren ist
der Lernaufwand entsprechend hoch. Die Chance durchzufallen aber gering, da nicht nur die Klausuren
in die Bewertung fließen, sondern auch Projekte, Übungen, etc..
Zur Studienorganisation muss man zwischen den MBA Kursen des Management Departments und allen
anderen Departments unterscheiden, da diese anders organisiert sind. MBA Kurse können von den
Austauschstudenten belegt werden. Diese gehen über ein Quarter, also halbes Semester und haben in
der Regel 2x2 SWS und 2 indische CP. Umrechnungskurs ist 1 indischer CP=2 ECTS. Die Kurse folgen
im Gegensatz zu den normalen Kursen nicht dem Slotsystem, sondern sind irgendwann ohne bestimmte
Regel. Die Kombination von Management und anderen Kursen ist daher schwierig wegen etwaiger
Überschneidung aufgrund des anderen Zeitplans.
Was die Kursauswahl angeht ist das IITM für WiMbs und MPEs eine Goldgrube. Es gibt viele Kurse die
äquivalent zu den Darmstädter (Aussieb)Kursen sind. Viele Kurse beinhalten praktische Bestandteile wie
Projekte, die mit in die Note zählen. Allerdings muss man sagen, dass viele Kurse ein didaktischer
Totalausfall sind, was die Umsetzung angeht, d.h. kein Skript, Übungsaufgaben ohne Lösungen,
fehlerhafte Bücher, unlesbare Tafelbilder, keine Formelsammlungen in Klausuren, strukturlose oder
nicht vorhandene Unterlagen, etc.. Der unverständliche Akzent einiger Professoren macht das ganze
nicht leichter. "Highlights" hierbei waren eine falsche Formel der Reynoldszahl im Kapitel Definition der
Reynoldszahl oder ein Professor, der uns 15 verschiedene Winkel, die es bei Solaranlagen gibt, erklärt
hat, ohne ein Bild zu zeichnen.
Man sollte sich daher in jeder Vorlesung mit einem Inder gutstellen von dem man sich die Unterlagen
ausleihen kann. Was jetzt einfach klingt, ist es leider nicht. Die Noten am IIT werden relativ vergeben,
heißt schneiden alle schlecht ab, gibt es trotzdem gute Noten. Je schlechter also die anderen
abschneiden desto besser für einen. Was bei den Studenten einen Konkurrenzdruck erzeugt, den man
als deutscher Student so nicht kennt. Führt dazu, dass sich die Studenten teilweise nicht gegenseitig
unterstützen und sich Infos vorenthalten. Das betrifft insbesondere alte Klausuren, die gibt es in vielen
Fächern und sie sind teilweise identisch mit den neuen Klausuren. Diese werden aber nicht offiziell zur
Verfügung gestellt, sondern über Bekannte besorgt, was man als Austauschstudent nicht weiß und auch
nicht gesagt bekommt. Also Kommilitonen gezielt und wiederholt darauf ansprechen und mit Glück
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bekommt man die alten Klausuren auch. Aber selbst die IPals (also indische Studenten, die sich als
Buddies um Austauschstudenten kümmern sollten) haben die alten Klausuren teilweise nicht
weitergegeben, obwohl es welche gab. Ich war auch keine Ausnahme, dass kam durch die Bank weg bei
allen Austauschstudenten vor.
Im folgenden zu meinen Kursen:
Consumer Psychology
Äquivalent zu Studium Generale von MPE, Ganz interessant vom Inhalt, nette Professorin, die allerdings
alles nur aus einem Buch abliest, einfach und sehr gute Note, Buch sehr gut geeignet, um zu lernen
Microeconomy 2
Äquivalent zu Mikro2, sehr netter, bemühter Prof, bester Kurs den ich besucht hatte, Inhalt einfach
rübergebracht, gute Note, sehr zu empfehlen
Heat Transfer
Äquivalent WUST, Sehr netter Prof der auch in Deutschland studiert hat und deutsch kann, Kurs ist
aber ansonsten bescheiden, zu den meisten behandelten Themen kein Skript, sein Buch ist massiv
fehlerhaft, keine Lösungen zu Übungsaufgaben, katastrophales Tafelbild dank Sauklaue und als iTüpfelchen gab es nicht wie vorher angekündigt eine Formelsammlung in der Klausur, weshalb die Note
auch richtig schlecht war
Renewable Energy Technology
Äquivalent Energiesysteme 2, Kurs wurde von 3 verschiedenen Profs gehalten, die alle akustisch nicht
im Ansatz verständlich waren, kein Skript bzw nur PPTs, die nicht zur Verfügung gestellt wurden,
Tempo aber zu schnell um mitzuschreiben, keine schriftliche Aufzeichnungen, und auch nicht wie
angekündigt eine Formelsammlung in der Endklausur, Note entsprechend auch schlecht
Principles of Product Design
Bereichs Äquivalenz Kernlehrveranstaltungen, Chaotische aber sehr umfangreiche Unterlagen,
Vorlesung akustisch nicht verständlich und zum Einschlafen, Aufwand zu hoch für 3CPs integrierte
Projektarbeit und Produktanalyse, daher Praxisnah, Gute Note
Project Management
Äquivalent zu PM vom MPE Sehr umfangreich, praktische Anwendung an fiktiven Projekt, es gab VLs
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von einem Gastprofessor zu verschiedenen Berechnungsverfahren, welche chaotisch und unstrukturiert
waren, einfache Klausur, Sehr gute Note, Prof neigte extra VLs an Wochenenden zu machen
Macroeconomics 2
Äquivalent zu Makro 2, Benutzte teilweise PPT Folien ohne diese zur Verfügung zu stellen, zu schnell
um mitzuschreiben, keine Anwesenheitspflicht, wechselte Slots ständig, Materialien erst um 22Uhr am
Tag vor einer Klausur geschickt, benotete Präsentation und Ausarbeitung zusätzlich zur Präsetation,
engagierter und netter Prof, gute Note
Supply Chain Management
Sehr netter aber chaotischer Prof, äquivalent zu SCM (1.Teil MUN)zum Glück keine
Anwesenheitspflicht, VL Zeitverschwendung, nur mit Skript lernbar, seltsame Klausur --> Anwendung
von Berechnungsverfahren ohne irgendwelche Daten, aber sehr gute Note
Management of New Product development and Introduction
Äquivalent Studium Generale MPE, Sehr interessanter Kurs, gute Unterlagen, viele Praxiselemente in VL
eingebaut, sehr gute Note
Global Business Management
Äquivalent zu Vorlesung MUN (2. Teil MUN), viele Praxiselemente, Gastvorträge, Fallstudien, gute VL
Materialien, Anwesenheit und Zusammenfassung Gastvorträge und Fallstudien fließt in Bewertung ein,
Klausur war Analyse eines Videos in dem ein Vorstand eines Pharmakonzrens zur
Unternehmensstrategie interviewt wurde, befriedigende Note, Bewertungskriterien waren nicht klar
Sprachkenntnis Nachweis:
Nein
Uniformpflicht:
Nein
Unterrichtssprache:
Englisch
Anwesenheitspflicht: Ja
Semesterbeginn:
Ca. 25.7. bzw. 10.1.
Semesterende:
Ca. 30.11. bzw. 10.5.
4. Leben und Freizeit: Studentenleben, Nachtleben, Land, Leute, Klima, Essen, Sport, Reisen
Studentenleben
Ehrlich gesagt ist man Uni mäßig doch sehr eingespannt, da die Kurse aufwändig sind durch 3 Klausuren
pro Kurs und diverse Zusatzdinge wie Projekte, Hausarbeiten,.... Ansonsten kann man viel Sport machen,
es wird im Prinzip alles auf dem Campus angeboten(Fitnesscenter, Fußball, Cricket, Basketball, Yoga,...).
Inzwischen ist auch das Schwimmbad wieder geöffnet, was sich bei 35°Grad und mehr anbietet. Man
sollte sich unbedingt DC++ holen. DC++ ist das IIT interne Intranet in dem ihr alles findet von Filmen
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über Spiele, ein teilweiser Ausgleich für das lahme Internet. Ansonsten organisieren die IPals (indisches
Buddy Programm) einige Events. Die IPals sind eine super Möglichkeit um mit indischen Studenten in
Kontakt zu kommen. Auf dem Campus herrscht Alkohol- und Rauchverbot(Wir hatten auch ein paar
Zimmerkontrollen deshalb), Männer dürfen nicht in Frauen Hostels, Frauen dürfen nicht ins Ganga Hostel
und nur eingeschränkt ins Pampa Hostel, am jeweiligen Hosteleingang ist ein Wachmann. Das Internet
wird außerhalb der Klausurenzeit um 0Uhr bis 5Uhr und von 8 bis 14Uhr gekappt. Was alles ziemlich
nervig ist. Die Restaurants auf dem Campus wechseln so schnell, dass sich Tipps hierfür nicht lohnen.
Unterkunft
Einschränkungen der Unterkunft wurden oben erwähnt. Ansonsten ist ein indisches Studentenwohnheim
kein Luxuspalast(die Gefängniszelle von Uli H. ist schöner). Die Zimmer sind ca 7m² groß und beinhalten
ein Bett Schrank und einen winzigen Schreibtisch einen Stuhl und ein Regal. Das Ganga hat nach außen
offenen Gänge (wie diese typischen US Hostels aus Filmen) und Gemeinschaftstoiletten in denen auch
Waschmaschinen stehen. Die Austauschstudenten sind im "neuen" Gebäudeflügel untergebracht, es gibt
auch eine europäische Toilette. Ansonsten sind indische standard (also Loch im Boden). Was Hygiene
angeht, muss man Abstriche machen. Was die indische Reinigungskolonne macht, würde niemand als
Putzen bezeichnen. Die Affen, die ständige Mitbewohner im Ganga Hostel sind und den Mülleimerinhalt
mehrmals pro Tag quer über den Boden verteilen und das Waschbecken teilweise als Toilette nutzen, sind
nicht gerade förderlich. Toilettenpapier wird von Indern standardmäßig nicht benutzt, sollte man also
immer auch auf Reisen dabei haben. Als Tipp zum Umgang mit Affen: Nicht in die Augen schauen und die
dicken Männchen mit Stöcken vertreiben und Türe immer abschließen. Es gibt nut kaltes Wasser, das
aber öfters wie auch der Strom ausfällt. (Rekord von Stromausfällen pro Tag war 5). Als Nachbarn hat
man sogut wie nur andere Austauschstudenten (neben den Affen), was auf der einen Seite schade ist,
aber auch seine Vorteile hat, da indische Studenten nach europäischem Standard nicht sehr rücksichtsvoll
sind, was Lärm angeht.
Nachtleben
Man geht oft in Restaurants essen, da die Preise im Vergleich zu Deutschland niedrig sind. Unbedingt ins
Copper Chimney nahe Ascendas gehen, dort gibt es das beste indische Essen, welches ich in Indien
hatte(Hühnchen essen). Bars schließen in Chennai früh also zwischen 23 und 0 Uhr. Clubs die länger
öffnen, gibt es nur in den teuren Hotels. Dort sind die Preise wie in Deutschland bzw. Frankfurter Club
Preise. Wir waren öfters im Rooftop Club vom Hilton Hotel, welcher empfehlenswert ist. In Laufdistanz
zum IIT ist das Recharge was je nach Abend ganz ok ist. 10DowningStreet ist gut. Einfach mal Tripadvisor
checken, es gibt noch einige andere Locations, mir fallen nur die Namen nicht mehr ein. Da Alkohol in
Indien nicht so verbreitet ist und Preise für indische Studenten auch entsprechend teuer, geht man meist
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eher mit anderen Austauschstudenten in Bars und Clubs.
Land und Leute
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wie ich diesen Punkt in Worte fassen oder generalisieren soll, muss man
selbst erleben, aber ganz anders als in Deutschland. Man sollte allerdings immer hellwach sein, damit
man nicht übers Ohr gehauen wird.
Reisen
Indien ist sehr facettenreich und es gibt sehr viel zu sehen. Man sollte die Chance zum ausgiebigen Reisen
unbedingt nutzen. (Lonely Planet ist als Reiseführer sehr hilfreich!) Auch viele der sonst so weit
entfernten Nachbarländer Indiens sind auf einmal nah. Die Semesterferein sind komplett frei und eignen
sich dafür sehr gut. Unter dem Semester kann man die nahen Ziele abklappern. Preislich ist Reisen sehr
günstig, zeitlich allerdings kosten einen 200Km gerne 6-8 Stunden, was man bedenken sollte.
Wochenendtrips beginnen und enden daher meist mit einer Übernachtfahrt im Bus, um noch was vom
Wochenende zu haben. Als nahe Ziele in Chennai sind die Mahabs geeignet, kleines Dorf am Strand mit
gutem Fisch circa 1 Stunde entfernt. Pondicherry: eine kleine ehemalige französische Kolonie. Madurai:
8h der größte Tempel Südindiens, Trichi: 8h Felsentempel. Tiruvanamalai: 4. größter Tempel Indiens und
ein heiliger Berg. Mysore: sehr schöner Palast. An einem langen Wochenende (Feiertage und Fehltage
ausnutzen) unbedingt nach Kerala fahren16h/fliegen 1h und eine Backwatertour machen. Goa(Flug
notwendig) und Hampi sind auch gut für ein langes Wochenende geeignet. Wir hatten noch das Glück
das 2mal 2 lange Wochenende günstig lagen. Man also jeweils 9-10 Tage frei machen konnte. Für so
einen Zeitraum bieten sich die Andamanen und dort Havelock Island(Indische Inselgruppe vor Thailand)
an. Super schöne, recht leere Strände und zum Tauchen super. Für 10 Tage sind auch die Malediven toll,
wenn man ein Guesthouse auf einer der Einheimischen Inseln hat(wir waren im Rasdoo Atoll), ist das
ganze bezahlbar. Die Malediven sind auch super zum Schnorcheln und Tauchen geeignet. Wir haben viele
Rochen und Mantas gesehen sowie einen Hai und Schildkröten.
Für die Semesterferien bietet sich eine lange Indienrundreise und/oder eine Rundreise durch die
Nachbarländer an. Der Bundesstaat Rajasthan hat mir in Indien persönlich mit am besten gefallen.
Highlights dort sind Jaisalamer, Jodhpur und Udaipur, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Auch ein absolutes Highlight ist der Goldene Tempel in Amritskar. Meiner Meinung nach schöner als das
Taj Mahal und einer der wenigen Orte wo man die Spiritualität Indiens ohne kommerzielle Ausbeutung
erfahren kann. Es gibt schier unendliche Möglichkeiten zum Reisen, es sollte für jeden was dabei sein.
Essen
Lasst euch von der Uni Mensa keinen falschen Eindruck vermitteln, Indisches Essen ist super lecker!
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Einfach experimentierfreudig sein und alles probieren. Unbedingt ins Copper Chimney in Chennai essen
gehen! Ansonsten man sollte schon scharfes Essen vertragen, sonst könnte man echt Probleme
bekommen, was Essbares zu finden.
5. Warum man dort studieren sollte (Fazit):
Kurz auf den Punkt:
Man sollte speziell in Indien und am IIT Madras studieren, um sich selbst weiter zu entwickeln, durch die
Erfahrungen in einem Schwellenland eine andere Sicht der Dinge zu bekommen, eine ganz andere,
vielfältige Kultur kennen zu lernen, um sehr viel zu Reisen auch in Länder, die sonst nicht so erreichbar
sind und viele äquivalente (Aussieb)Fächer zu absolvieren.
6. Weitere Anmerkungen und wichtige Links:
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