01.03.05: Riechen
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01.03.05: Riechen
Frühschichten 2005 Gott mit allen Sinnen erfahren 01.03.05: Riechen (Vor der Frühschicht werden einige Körnchen Weihrauch auf glühende Kohle gelegt.) Lied: Geborgen in dir Gott Einleitende Gedanken Mit Bildern aus TV, Zeitschriften und Werbeplakaten sind wir längst überflutet; die Ohren haben sich mit Radio, CDs und Walkmans an Dauerberieselung gewöhnt. Seit Jahren boomen auch Duft- und Riechstoff-Firmen. Immer mehr Geschäftsleute setzen Düfte ein, um Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben. Sie haben erkannt, dass Gerüche Emotionen auslösen, dass Gerüche direkt unser Herz ansprechen. Sympathie und Antipathie werden weitgehend durch die Nase bestimmt. Der Volksmund kennt deshalb auch zahllose Metaphern aus der Geruchswelt. Wir finden etwas stinklangweilig oder jemanden stinkvornehm; haben eine Stinkwut oder meinen, dass es zum Himmel stinkt; bezeichnen einen andern als stinkfaul, haben einen Riecher, stinken nach Geld. Jemanden, den wir nicht leiden können, können wir nicht riechen, wir rümpfen die Nase über ihn, weil er seine Nase in alles stecken muss und seine Behauptungen erstunken und erlogen sind. Deshalb ziehen wir es vor zu verduften, auch wenn der andere den Braten schon gerochen hat und ahnt, woher der Wind weht. So oder so: Wir haben endgültig die Nase voll. Im Gegensatz zum Sehen oder Hören, dem wir in der Bibel auf Schritt und Tritt begegnen, ist dort vom Riechen weniger oft die Rede. Allerdings kann es spannend sein, den guten Duft auf- oder nachzuspüren, von dem im AT im Zusammenhang mit Opfer oft die Rede ist. In der Tempelliturgie hatte Weihrauch eine zentrale Bedeutung. Im Heiligtum stand der Rauchopferaltar, auf dem jeden Morgen und Abend Rauchopfer dargebracht wurden. Wichtigster Bestandteil des Räucherwerks war Weihrauch. Er wurde auch dem Speiseopfer beigefügt und auf die Schaubrote gestreut. Weihrauch erinnerte die lsraelitinnen und lsraeliten daran, dass Gott die Kraft und den Ursprung des Lebens darstellt. Dem Reich des Lebens steht das Reich des Todes gegenüber. Diesen übelriechenden Bereich sollen die Israelitinnen und lsraeliten meiden, denn sie könnten sich anstecken. Die beiden Bereiche Tod und Leben sind ganz klar getrennt. Manche Reinheitsvorschriften haben hier ihren Ursprung: Was nach Tod riecht, ist unrein. Wenn Weihrauch oder Myrrhe verwendet werden, sind in der Bibel zentrale Bereiche des Lebens angesprochenen: Geburt, Tod, Leid, Freude. Dem neugeborenen Jesus schenken die Weisen Weihrauch und Myrrhe; Gott kann die Erwählten gut riechen. Propheten beklagten wiederholt die einseitige Tempelliturgie, die keine Auswirkung auf das konkrete Handeln der lsraelitinnen hatte. Menschen, die Wahrheit und Gerechtigkeit unterdrücken, handeln nicht nach Gottes Willen. Das vermag kein Weihrauch zu vernebeln. So etwas stinkt zum Himmel. Da gehen Beziehungen, da geht Leben zugrunde. Je mehr wir „übelriechende“ Strukturen als todbringende Mächte erkennen und sie überwinden, wird unsere Nase geschärft für die Welt des Echten und Wahren: für die Welt des Lebens und Wohlgeruchs. So werden wir zu „Christi Wohlgeruch, zum Geruch des Lebens, der das Leben bringt“ ( 2 Kor 2,15f.) Psalmgebet im Wechsel: GL 745 (Psalm 115) Lied: Schweige und höre Bibeltext: 2 Kor 2,14 ff. (in Auszügen) Dank sei Gott, der uns stets im Siegeszug Christi mitführt und durch uns den Duft der Erkenntnis Christi an allen Orten verbreitet. Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verloren gehen. Den einen sind wir Todesgeruch, der Tod bringt; den anderen Lebensduft, der Leben verheißt. Wer aber ist dazu fähig? Wir sind jedenfalls nicht wie die vielen anderen, die mit dem Wort Gottes ein Geschäft machen. Wir verkünden es aufrichtig und in Christus, von Gott her und vor Gott. (...) Wir haben durch Christus so großes Vertrauen zu Gott. Doch sind wir dazu nicht von uns aus fähig, als ob wir uns selbst etwas zuschreiben könnten; unsere Befähigung stammt vielmehr von Gott. Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber schon der Dienst, der zum Tod führt und dessen Buchstaben in Stein gemeißelt waren, so herrlich war, dass die Israeliten das Gesicht des Mose nicht anschauen konnten, weil es eine Herrlichkeit ausstrahlte, die doch vergänglich war, wie sollte da der Dienst des Geistes nicht viel herrlicher sein? Wenn schon der Dienst, der zur Verurteilung führt, herrlich war, so wird der Dienst, der zur Gerechtigkeit führt, noch viel herrlicher sein. Eigentlich kann von Herrlichkeit in jenem Fall gar nicht die Rede sein, wo das Verherrlichte vor der größeren Herrlichkeit verblasst. Wenn nämlich schon das Vergängliche in Herrlichkeit erschien: die Herrlichkeit des Bleibenden wird es überstrahlen. Weil wir eine solche Hoffnung haben, treten wir mit großem Freimut auf. (...) Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn. Daher erlahmt unser Eifer nicht in dem Dienst, der uns durch Gottes Erbarmen übertragen wurde. Wir haben uns von aller schimpflichen Arglist losgesagt; wir handeln nicht hinterhältig und verfälschen das Wort Gottes nicht, sondern lehren offen die Wahrheit. So empfehlen wir uns vor dem Angesicht Gottes jedem menschlichen Gewissen. Wenn unser Evangelium dennoch verhüllt ist, ist es nur denen verhüllt, die verloren gehen; denn der Gott dieser Weltzeit hat das Denken der Ungläubigen verblendet. So strahlt ihnen der Glanz der Heilsbotschaft nicht auf, der Botschaft von der Herrlichkeit Christi, der Gottes Ebenbild ist. Wir verkündigen nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. „Bibelteilen“ Wiederholen des Verses/ der Verse, der/ die einen an diesem Morgen besonders ansprechen Lied: Da, wo ein Brunnen fließt (Strophe 5) Meditation Weihrauch-Meditation (Jede/r Teilnehmer/in erhält ein kleines Körnchen Weihrauch) Wir halten ein kleines Weihrauchkorn in der Hand. Es ist so winzig, dass wir es kaum spüren. Unansehnlich und übersehbar verrät es nach außen nichts von seiner Kostbarkeit. Die Körner des Weihrauchs sind ein wertvoller Schatz. über Jahrhunderte hinweg wurden sie wie Gold behandelt, mit Gold aufgewogen. Was macht dieses Korn so kostbar? Es ist ein Tropfen Baumharz. Das bedeutet, dass dieses kleine Korn ein Stück Leben ist. Harz entsteht aus dem Lebenssaft des Baumes. Zwischen der Rinde und dem Holz ist die Lebenszone des Baumes. In winzigen Kanälen läuft Wasser und transportiert die Nährstoffe. An manchen Stellen strömt dieser kostbare Saft durch die Rinde nach außen, Zucker verleiht ihm Festigkeit und bindet die anderen Stoffe. Wie Perlen kann man schließlich das Harz ernten und sammeln. Jede Weihrauchperle ist voll von Lebensnotwendigem. Geheimnisvoll sind in ihm Nähr- und Duftstoffe gebunden. Ins Feuer geworfen, entfaltet sich ihr ganzer Reichtum. Die Kostbarkeit des Lebendigen wird riechbar Das kleine Korn, das wir in Händen halten, kann Symbol sein für unser Leben. Auch unser Leben verrät durch unsere Lebensweise oft nichts von seiner Kostbarkeit: Gott lebt in uns, in dieser übersehbaren Hülle. Wir sind ein Teil von ihm, sein Blut rinnt in unseren Adern. Wie die wichtigsten Nährstoffe so ist in uns der Stoff der Heiligkeit gebunden. Er entfaltet sich erst, wenn wir bereit sind, uns hinzugeben. Hingabe kann schmerzvoll sein, aber was für ein Gewinn: Durch unsere Hingabe an Gott erfährt unser Leben seinen tiefsten Sinn. So wie Weihrauch aufsteigt und seinen Duft verbreitet, wird durch unser Leben in Heiligkeit und Gerechtigkeit das göttliche Leben riechbar. Menschen um uns können mit ihren Sinnen wahrnehmen, welch unschätzbaren Wert unser Leben besitzt. Der Apostel Paulus schreibt im 2. Brief an die Korinther: ,,Gott führt uns im Siegeszug Christi mit und verbreitet durch uns den Duft der Erkenntnis an allen Orten. Wir sind Christi Wohlgeruch, ... Lebensduft, der Leben verheißt" (2Kor 2,14ff). Das Weihrauchkorn ist ein Symbol für unser Leben. Wenn wir nun unser Korn in die glühenden Kohlen werfen, dann möge unser Tun zu einem Gebet werden, in das wir alles hineinlegen. Fürbitten Gott, wir sind froh, dass wir unsere fünf Sinne haben. Wir hoffen, dass wir sie in deinem Sinn und Auftrag in unserem Alltag einsetzen. Gerade so, wie dein Sohn Jesus es uns vorgelebt hat. Deshalb bitten wir dich: Segne unsere Augen, dass sie die Farben der Blumen, den Schnee auf den Bergen, aber auch die Not unserer Mitmenschen sehen. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Segne unsere Nase, dass sie sich an den Wohlgerüchen deiner Schöpfung erfreuen kann, uns aber auch zur Tat mahnt, wenn es stinkt. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Segne unseren Mund, damit wir genießen können, was wir aus deiner Güte empfangen und uns zu Wort melden, wenn der Hunger zum Himmel schreit. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Segne unsere Ohren, dass sie nicht hörig werden dem Geschwätz und dem Geschrei, sondern dass sie auf die Sprache der Liebe und auf dein Wort hören. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Segne unsere Hände und Füße, so dass wir zärtlich mit unseren Mitmenschen umgehen und lernen, den Weg des Friedens zu gehen. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Gott, du liebst die Menschen. Du hast den Jüngerinnen und Jüngern den Heiligen Geist gegeben. Wir bitten dich, schenke auch uns diese Gnade, damit unsere Herzen und Sinne erleuchtet werden und wir begreifen, dass du uns erlösen willst. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Erneuere in uns, o Gott, den Geist, der uns leitet und uns befähigt, Menschen das Herz zu stärken, die ohne Hoffnung sind und sich nach dir sehnen. Gott, du Quelle unseres Lebens: Wir bitten dich, erhöre uns. Alle hier vorgetragenen und nicht ausgesprochenen Anliegen tragen wir vor unseren väterlichen und mütterlichen Gott mit dem Gebet, das Jesus uns gelehrt hat. Vater unser ... Segen Wir danken dem Gott unseres Lebens, der sich immer wieder erfahren lässt in unseren Beziehungen, im gemeinsamen Feiern und Arbeiten. Unser Dank soll nicht nur beim Wort stehen bleiben, sondern in unserem Leben Hand und Fuß bekommen. Wir wollen Gottes Wohlgeruch sein, Zeugnis geben für sein Ja zum Leben. So bitten wir um den Segen Gottes: Gott unsere Mutter, Gott, unser Vater, lass uns dein Wohlgeruch sein, nicht stinklangweilig, nicht muffig, kein Modergeruch, sondern begeisternd, ansteckend, einladend. Schenk uns den Mut, unsere Sinne heute ein wenig mehr zu öffnen für deine Welt, damit wir das Schöne genießen und Ungerechtes nicht totschweigen. So segne uns der gütige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen Lied: Herr, du bist mein Leben (Strophe3+4)