Nachrichten aus Deutschland Nr. 06/ 01.02.2016 1. Deutsche Bank
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Nachrichten aus Deutschland Nr. 06/ 01.02.2016 1. Deutsche Bank
Nachrichten aus Deutschland Nr. 06/ 01.02.2016 1. Deutsche Bank optimistisch 2. Hightech am Steuer 3. Wild, Waffen, Weiblichkeit Liebe Leser, der Newsletter der Deutschen Botschaft Sofia, einschließlich der bisher erschienenen Ausgaben (Archiv), kann auf der Botschaftshomepage in deutscher und in bulgarischer Sprache gelesen werden: http://www.sofia.diplo.de/Vertretung/sofia/de/01/Nachrichten__aus__Deutschland.html http://www.sofia.diplo.de/Vertretung/sofia/bg/01/Nachrichten__aus__Deutschland.html 1. Deutsche Bank optimistisch Frankfurt/Main (dpa) - Der Radikalumbau der Deutschen Bank soll spätestens 2018 Früchte tragen. Die Neuaufstellung brauche «Zeit, Entschlossenheit und Geduld», sagte der Co-Chef des Instituts, John Cryan, bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. «Das geschieht nicht über Nacht, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelingen wird.» Nach dem größten Verlust der Unternehmensgeschichte könnte auch das laufende Jahr mit roten Zahlen enden. «Wir werden unser Möglichstes tun, einen Verlust auszuschließen, aber ausschließen können wir es natürlich nicht. Wir streben aber keinen Verlust an», sagte Finanzvorstand Marcus Schenck. Für 2015 hatte die Deutsche Bank bereits vor einer Woche einen Rekordverlust angekündigt. Nach jüngsten Zahlen standen unter dem Strich rund 6,8 Milliarden Euro Miese - der erste Jahresverlust für den Dax-Konzern seit der Finanzkrise 2008 (rund 3,9 Mrd Euro). Für 2014 hatte die Bank noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen. Teure Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen und Kosten für die geplante Streichung von netto 9000 Stellen - davon 4000 in Deutschland - belasten das Institut. Im Investmentbanking gab es zum Jahresende Einbrüche. 2016 werde der Höhepunkt bei der Sanierung der Bank. Der Vorstand kündigte an, dass dies noch einmal eine Milliarde Euro kosten werde. Auch für Rechtsrisiken könnte nach Cryans Einschätzung erneut möglicherweise ein «signifikanter Betrag» fällig werden, da die Bank einige Fälle «so schnell wie möglich beilegen» wolle. Insgesamt rechnet die Bank aber mit einer geringeren Belastung als 2015. Im vergangenen Jahr legte die Bank allein für Rechtsrisiken weitere 5,2 Milliarden Euro zur Seite. Insgesamt belaufen sich die Rückstellungen für mögliche juristische Niederlagen derzeit auf 5,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen mögliche Risiken von 2,2 Milliarden Euro, für die es noch keine Rücklagen gibt. Seit 2012 summierten sich die Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten auf 12,7 Milliarden Euro. «Unser Ziel ist, dass wir spätestens 2018 wieder eine cleane Deutsche Bank haben», sagte Finanzvorstand Schenck. Bis dahin sollen die größten Altlasten abgearbeitet und die Trennung von der Postbank über die Bühne sein. «Die Postbank ist ein Thema der nächsten 24 Monate, das kann heißen, dass wir 2016 hier voranschreiten werden, das kann heißen, dass es erst 2017 passiert. Das machen wir abhängig von der Entwicklung der Postbank und der Entwicklung der Märkte», erklärte Schenck. Die Deutsche Bank hatte im April beschlossen, sich von ihrer Postbank-Mehrheit zu trennen - bevorzugt über einen Börsengang. Mit der Verkleinerung ihres eigenen Filialnetzes in Deutschland will die Deutsche Bank im dritten Quartal beginnen. Bis Ende 2017 sollen 200 der 700 Standorte wegfallen. Co-Chef Jürgen Fitschen versicherte: «Das Filialnetz, die physische Präsenz vor Ort wird auch in Zukunft eine sehr große Bedeutung haben.» Zum Stellenabbau liefen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. «Wir würden heute davon ausgehen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte damit anfangen können, die ersten Maßnahmen umzusetzen, also uns von ersten Mitarbeitern trennen und erste Filialen schließen», sagte Schenck. Für den Vorstand fällt nach den tiefroten Zahlen der Bonus für 2015 aus. Auch der Bonuspool für die Mitarbeiter werde spürbar kleiner sein als ein Jahr zuvor, sagte Cryan: «Wir bezahlen weniger als unsere internationale Konkurrenz, aber ich glaube, die meisten verstehen das.» Genaue Zahlen nannte er nicht. Der Rekordverlust schwächte auch die Kapitalpuffer der Bank. Die harte Kernkapitalquote, die das eigene Kapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, sackte im vergangenen Jahr um 0,6 Punkte auf 11,1% ab. Cryan bekräftigte dennoch, es gebe keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung. Eigenkapital ist ein wichtiger Puffer für Krisenzeiten. Seit der Finanzkrise haben Aufseher weltweit die Vorgaben dafür massiv erhöht. Der deutsche Branchenprimus muss 2019 auf eine Quote von 12,25% kommen. 2. Hightech am Steuer Garmisch-Partenkirchen/Oberstdorf (dpa) - Endlich ist der lang ersehnte Schnee in Süddeutschland da, Skifahrer drängen auf die Pisten. Dafür leisten andere Hightech-Nachtarbeit: Raupenfahrer. Sie präparieren die Abfahrten - und haben dabei auch ihren Spaß: Sie steuern ihre Gefährte von bequemen Sitzen aus, hören nebenbei Musik aus dem Radio oder unterhalten sich über Funk mit ihren Kollegen. Es geht lustig zu bei der Arbeit der Pistenraupenfahrer in den bayerischen Alpen. Die Raupen sind wahre Hightech-Maschinen: In einem Fahrzeug im Garmischer Skigebiet Classic zeigen drei Bildschirme alle notwendigen Daten zur Schneebeschaffenheit an und auch die Bilder einer Rückfahrkamera. Die Männer in ihren Fahrzeugen haben nun reichlich zu tun, um die fast 100 Skipisten rund um die Zugspitze und bei Oberstdorf im Allgäu zu präparieren. Im Classic-Gebiet muss zudem bis zu den Weltcup-Rennen an diesem Wochenende und die Woche darauf die berühmte Kandahar in Schuss gehalten werden. Ein bisschen fühlt sich die Fahrt mit der Pistenraupe den Steilhang hinunter an wie in der Achterbahn - es kribbelt im Bauch. Jochen Wendler von der Zugspitzbahn spürt davon freilich schon lange nichts mehr. Der gelernte Informationselektroniker ist seit fünf Jahren im Team der Raupenfahrer. Schon während der Schulzeit hat Wendler in den Ferien an Skiliften gearbeitet. Das Steuern der Raupe ist für den 53-Jährigen der Traumberuf. «Ich hab' einen Popometer eingebaut», scherzt der Schichtleiter. «Ein guter Raupenfahrer hat das Gefühl für den Schnee im Hintern.» Roman Marterer ist schon seit 20 Jahren dabei. Bagger und Raupen sind von jeher die Leidenschaft des 58-Jährigen. «Ich bin froh, wenn ich hier oben bin», sagt Marterer über seine Arbeit auf der Piste. «Hier genieße ich die Ruhe und die Aussicht ins Tal.» Pistenraupenfahrer ist kein Ausbildungsberuf. Die meisten kommen aus der Branche der Bau- und Landmaschinen. Zumindest bei der Zugspitzbahn ist das Raupenfahren Männersache. Nicht eine einzige Frau gehört dort zum 22-köpfigen Fahrerteam. Dafür geben sie ihren Raupen weibliche Namen. «Katl» heißt eine, «Vreni» eine andere. Im Aufenthaltsraum am Hausberg hängen ein Geweih und ein Kruzifix an der Wand, dazwischen der Kalender mit Pin-up-Girls. Die Fahrer fachsimpeln über ihren Job, für den Laien ist längst nicht alles verständlich. Ein wenig Jägerlatein ist auch dabei. Als wenig Schnee lag, verschmutzte Wild beim Queren von Hängen die frisch präparierten Pisten. Das Rotwild hatte Matsch an den Hufen. «Wir wollten den Rehen schon Fußabstreifer hinlegen, damit der Schnee nicht braun wird», sagt einer der Fahrer augenzwinkernd. Gefahren wird in zwei oder drei Schichten, je nach Schneefall. Die erste beginnt um 4.30 Uhr, die letzte geht bis 1.00 Uhr oder auch länger, wenn es sein muss. Die Raupenfahrer sind das ganze Jahr über beschäftigt und kümmern sich im Sommer um die Pistenpflege, erneuern Anlagen oder mähen die Abfahrtshänge. Auch im größten deutschen Skigebiet rund um Oberstdorf sind die Raupen in der Dunkelheit unterwegs. 70 Leute beschäftigen die Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal im Außendienst. Sie arbeiten mit 25 Geräten, die zusammen 123 Kilometer Pisten präparieren, erzählt Marketingleiter Jörn Homburg. Besonders stolz ist er auf die «grüne Maschine». Neben einem herkömmlichen Dieselaggregat treibt zusätzlich ein Elektromotor die Raupe an. Weniger nachhaltig: Tourengeher, die nachts auf gesperrten Pisten unterwegs sind. Der Horror für Raupenfahrer. Vor allem, wenn die Raupe an einer Seilwinde hängt, kann das für Tourengeher lebensgefährlich sein. Wehe, wem Schichtleiter Wendler vom Garmischer Classic-Skiebiet in die Quere kommt: «Es ist eine Begegnung der unheimlichen Art.» 3. Wild, Waffen, Weiblichkeit Stuttgart (dpa) - Deutschland jagt: 374 084 Menschen waren bundesweit in der Saison 2014/2015 im Besitz eines Jagdscheins - und damit nach Angaben des Deutschen Jagdverbands so viele wie nie zuvor. Im Jagdjahr 2013/2014 (April bis März) zählte der Bundesverband noch 369 314 Jagdschein-Inhaber. In den vergangenen 25 Jahren sei die Zahl der Jäger sogar insgesamt um rund 20% gestiegen, sagte Verbandssprecher Torsten Reinwald. Vor allem Frauen erobern zunehmend Feld und Flur: Rund zehn% der Jagdschein-Besitzer in Deutschland sind weiblich. Ende der 1980er Jahre war es noch knapp 1%. «Die Emanzipation hat auch Einzug gehalten in der Jagd. Es gibt keinen Grund, warum Jagd eine Männerdomäne sein soll», sagte Reinwald. In den Kursen für die Jäger-prüfung säßen heute teils 30% bis 40% Frauen. Im Schnitt kommen bundesweit 216 Einwohner auf einen Jäger - in Berlin sind es 1198 Einwohner pro Jäger, im Bundesland Niedersachsen nur 130. Der Wunsch nach gesunder Ernährung ziehe immer mehr Menschen in den Wald, so Reinwald. Es gebe in der Gesellschaft einen Trend zu lokalem, regionalem Essen, zu «Slow Food» - also genussvollem, bewussten Essen. «Wildfleisch erfüllt alle diese Kriterien. Und wenn es gut läuft, hören die Tiere nicht einmal mehr den Schuss.» Der wachsende Frauenanteil wird in der Szene gerne gesehen. «Eine Frau jagt tendenziell zurückhaltender und hinterfragt das jagdliche Tun in anderer Weise», sagte etwa Jörg Friedmann, ein Jäger in Baden-Württemberg. Auch schössen Frauen sehr überlegt. «Ich empfinde das als Bereicherung der Jagd.» «In vielen Belangen sind Frauen die besseren Jäger», betonte auch Reinwald. Überproportional viele Frauen kämen über den Hund zur Jagd. «Sie legen sich einen Hund zu, weil er hübsch ist, und dann tanzt er ihnen auf dem Kopf rum, will ausgelastet werden.» Dann bildeten sie die Tiere aus - und machten die Jagdprüfung.