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PREVIEW
Kino/TV-Movie
zu enge Bindung ablehnt und
sich fast zu spät für die Liebe entscheidet. Trotz aller Wirrungen
und Irrungen kommt es in den
lauen Frühlingstagen zwischen
Mann und Frau zu Happy Endings, finden sich die Herzen,
auch wenn da der Zufall manchmal nachhelfen muss. Wer für
Romantik bereit ist, sollte an den
Entwürfen von Liebes- und Paarsituationen trotz Singsang oder
gerade deswegen Spaß haben.
Es gehört aber auch die unbedingte Bereitschaft dazu, sich auf
eine etwas ungewohnte narrative Struktur in dieser deutschen
Komödie einzulassen. Warum
nicht? mk
Märzmelodie
Verleih: X Verleih (Warner)
Deutschland 2007 Genre: Komödie/Musikfilm Produktion:
Manuela Stehr Regie: Martin
Walz Drehbuch: Martin Walz,
Lars Hoeppner Darsteller: Jan
Henrik Stahlberg, Alexandra
Neldel, Gode Benedix, Gedeon
Burkhard, Jana Pallaske
Laufzeit: 96 Min.
» D-Start: 7. Februar 2008
Underdog
Herzig-harmlose Disneykomödie um einen niedlichen
Beagle, der sich nach einem Laborunfall in einen fliegenden und sprechenden Superhelden verwandelt.
Für die Liveaction-Variante einer
Zeichentrickserie wurde Frederik
Du Chau verpflichtet, der mit
„Im Rennstall ist das Zebra los!“
das Familienpublikum auf Trab
hielt. Sprechende Tiere nach
„Schweinchen
Babe“-Fasson
sind daher nichts Neues für ihn,
die auch hier von echten Vierbeinern dargestellt werden, deren
Schattenkinder
Wenn Mutterliebe krank macht: „Schattenkinder“ ist
ein vorzüglich gespieltes Drama, dessen Fallhöhe sich
erst durch die ausgezeichnete Kameraarbeit ergibt.
Der Hypochonder ist zwar eine
dankbare Figur für Humoresken,
im Alltag aber eher lästig. Auch
Sandra, die im Grunde genommen tragische Hauptfigur, hat eine Art an sich, die sie alsbald um
alle Sympathien bringt. Sie leidet,
wenn man so will, unter stellvertretender Hypochondrie: Sandra
ist kerngesund, aber ihre kleine
Tochter Agnes hat ständig eine
neue Krankheit. Tatsächlich
bricht sie irgendwann zusammen und stirbt kurz drauf im
Krankenhaus. Schon allein der
enorme Grad an Antipathie, den
Sandras Verhalten unwillkürlich
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hervorruft, deutet an, wie groß
die Leistung der erfahrenen Theaterschauspielerin Beata Lehmann ist. Dabei wirkt Sandra wie
eine vorbildliche Mutter, die ihr
Leben ausschließlich auf ihre
beiden Töchter ausgerichtet hat.
Deshalb teilt ihre Schwester (Karoline Eichhorn) auch Sandras
Wut auf die Ärzte, die ihre Bedenken nicht ernst genommen haben. Erst recht empört reagiert
sie auf die Andeutung, Sandra
selbst sei an Agnes’ Tod nicht unschuldig; doch dann muss auch
Therese, die bislang kerngesunde zweite Tochter, ins Kranken-
Lippen sich anhand
von CGI-Effekten bewegen. Der Titelheld
wird zunächst als Polizeihund vorgestellt,
der erst auf der Straße Superhund trifft seine Susi
und dann in einem
Versuchslabor landet, wo der man-inspirierten Flug mit Molly
Wissenschaftler Dr. Barsinister und ein „Susi und Strolch“ nachseine Genversuche betreibt. Sein empfundenes Date. In Kombineuestes Opfer kann entkom- nation mit witzigen Onelinern
men, wobei es das Labor in st dieser entfernte Cousin von
Schutt und Asche legt. Just ist Un- „Shaggy Dog“ mit seiner Botderdog geboren, der mit der schaft für Zusammenhalt und
Schnelligkeit eines Geparden, den Glauben an sich selbst besder Kraft eines Elefanten und der tens als Familienunterhaltung für
Flugkraft eines Adlers versehen die Kleinsten geeignet. ara
ist. Er wird vom verwitweten
Wächter Dan für seinen 14-jähriUnderdog
gen Sohn Jack nach Hause geVerleih: Walt Disney
USA 2007 Genre: Abenteuer
nommen. Jack ermutigt UnderProduktion: Gary Barber, Roger
dog, seine Superkräfte zum Wohl
Birnbaum, Jonathan Glicman,
der Stadt einzusetzen. Der hat
Jay Polstein Regie: Frederik Du
Chau Drehbuch: Joe Piscatella
aber auch die Probleme von SuDarsteller: Alex Neuberger, Patperman und Co. Er schlägt sich
rick Warburton, Peter Dinklage,
James Belushi, Taylor Momsen
mit einer Identitätskrise herum,
Laufzeit: 80 Min.
und sein Love Interest Molly hat
» D-Start: 31. Januar 2008
nur Augen für sein Alter Ego. Re» US-Boxoffice: 43,7 Mio. Dollar
ferenzen umfassen einen Super-
haus. „Münchhausen by proxy“,
klärt eine Ärztin am Ende auf, ist
der Name der Krankheit, unter
der Sandra leidet. Proxy heißt
Stellvertreter, und das trifft es
recht gut: Mütter misshandeln
ihre Kinder, um auf diese Weise
selbst in den Genuss gesteigerter
Aufmerksamkeit zu kommen; eine gruselige Vorstellung. Abgesehen von einer raffiniert gestalteten Schlüsselszene, in der
Sandras Wahn auch optisch manifest wird, haben Claudia Prietzel und Peter Henning aber keinen Horrorfilm gedreht. „Schattenkinder“ erzählt zunächst die
Geschichte einer Heimkehrerin:
Christiane war eine halbe Ewigkeit weg, versucht nun, daheim
wieder Fuß zu fassen, und nistet
sich bei ihrer Schwester ein. Die
Bildgestaltung von Ngo the Chau
sorgt allerdings dafür, dass man
sich bei der passiv aggressiven
Sandra nie wohlfühlt: Seine Kameraarbeit lässt einen frösteln, so
unterkühlt wirken die gern leicht
blaustichig gestalteten Bilder.
Immer wieder zeigt er die Protagonisten aus einer extremen
Draufsicht, und so wird „Schattenkinder“ durch die Kamera
dann doch noch, was die Erzählung ansonsten tunlichst vermeidet: eine Fallstudie. tpg
Schattenkinder
Auftraggeber/Sender: WDR
Produktion: Dreamtool Entertainment Produzenten: Stefan
Raiser, Felix Zackor Genre: Drama Regie: Claudia Prietzel, Peter
Henning Redaktion: Andrea
Hanke Buch: Bernd Lange, C.
Prietzel, P. Henning Darsteller:
Karoline Eichhorn, Beata Lehmann, Christian Grashof
» Ausstrahlungstermin:
ARD, 23.01.2007, 20.15 Uhr
Blickpunkt:Film 4/08