auf die Piste, fertig – los!

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auf die Piste, fertig – los!
privat Serie Manager-Sport – Teil 1: Ski
Auf die Piste, fertig – los!
Skifahren bietet einen der höchsten Erholungswerte überhaupt, sind Experten überzeugt.
Die Kombination aus positiven Faktoren stimmt – aber wie sehen Trends und Zukunftsaussichten aus?
S
kifahren gehört in Deutschland mittlerweile zu einer der beliebtesten FreizeitSportarten – im Sauerland findet man beliebte Skigebiete ja auch schon unmittelbar vor
der eigenen Haustür. Dennoch zieht es Viele
zwischen November und März in die TopSkigebiete Europas. Wir stellen die weltweit
aktuellsten „Hot-Spots“ vor, schauen auf den
Equipment-Trend und wagen einen Ausblick
in die Zukunft des Sports.
„Skifahren bietet einen der höchsten
Erholungswerte überhaupt“, ist Andreas
König, Experte beim Deutschen Ski Verband, überzeugt. Besonders das Gruppenerlebnis mit anschließendem Hütten-
Manager-Sport
SERIE
Teil 1:
Teil 2:
Teil 3:
Teil 4:
Teil 5:
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Ski – Januar
Jagd – Februar
Reiten – März
Golf – April
Segeln – Mai
Niederrhein Manager 01/13
schmaus, die Kombination aus Höhenluft
und Naturnähe sowie der sportliche Anspruch sind eine einmalige Kombination
– mit hohem Sucht-Potenzial! Darüber
hinaus bietet der Skisport ein optimales
Training für den ganzen Körper, insbesondere im Bereich „Herz-Kreislauf-Training“.
Doch eines steht auch fest: „Skifahren ist
nicht günstig, das ist ganz klar“, meint Andreas König. Ein Familien-Skitag muss laut
DSV mit 150 bis 250 Euro eingeplant werden. Auch beim Skifahren gilt: Die Schere
zwischen arm und reich geht immer weiter
auseinander. Die Top-Destinationen reagieren auf diesen „Trend“ mit dem Bau von
Luxus-Hotelanlagen. Doch Andreas König
meint: „Es muss nicht immer das 4-SterneHotel sein. Eine kleine Pension oder Ferienwohnung kann auch schön und günstig
sein.“ Ein Tipp: Vor Weihnachten bieten
auch sehr gute Hotels günstige Angebote.
Doch ein Winterurlaub sollte heute nicht
unbedingt nur ein reiner Ski-Urlaub sein.
Der Trend geht zum „Splitting“: Drei Tage
Skifahren und vier Tage Rahmenprogramm
bieten die nötige Balance zwischen ambitioniertem Sport und familiärer Erholung.
Spielverderber Klimawandel
Doch etwas scheint die Idylle zu trüben:
Die klimatisch bedingten Extreme in Wintersportregionen nehmen nach Beobachtungen
des DSV-Umweltbeirates immer mehr zu.
Aber schon vor 20 bis 30 Jahren gab es immer
mal wieder warme Winter. „In den letzten zwei
Saisons gab es sehr gute Winter, deshalb kann
ich die Einschätzung nicht ganz teilen“, erinnert
sich DSV-Experte König. Doch die steigenden
Durchschnittstemperaturen führen laut DSVUmweltbeirat möglicherweise in Zukunft dazu,
dass die für den Wintersport ausreichenden
Schneehöhen erst oberhalb von 1.200 bis 1.500
Meter über dem Meeresspiegel anzutreffen
sind. In höheren Lagen über 2.000 Meter ist die
Verringerung der Schneedeckendauer bisher
aber nicht nachweisbar. Gletscherskigebiete
sind aufgrund der extremen Veränderungen
und mangelnden Schneedecken im Frühwinter
in besonderem Maße von der Temperaturerwärmung betroffen. „Die Gletscherskigebiete entwickeln sich zurück, das ist ein Fakt“,
meint König. Eine beispielhafte Analyse für die
Schweiz, die dem DSV vorliegt, ergab, dass anstatt der heute noch zu 85 Prozent als schnee-
Serie Manager-Sport – Teil 1: Ski privat
– viel häufiger auftreten. Das kann zu kurzen,
aber heftigen Wintern führen. Eine Erhöhung
oder Verringerung der Niederschlagsmengen
im langjährigen Mittel ist nicht zu erwarten –
jedoch eine zeitliche Umverteilung. Es muss
laut DSV daher mit trockeneren Sommern und
mehr Niederschlägen im Spätwinter und im
Frühjahr gerechnet werden.
Think global.
Act local.
Schnee ist nicht gleich Schnee
DSV-Sicherheitsexperte Andreas König. (Foto: DSV)
sicher zu betrachtenden Skigebiete dann nur
noch ca. 63 Prozent der Skigebiete als schneesicher bezeichnet werden können. Es besteht
zudem ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Lufttemperatur im globalen Mittel
zwischen zwei und vier Grad Celsius bis zum
Ende des Jahrhunderts, beziehungsweise um
ein bis zwei Grad in den nächsten 30 Jahren im
Winterhalbjahr in Mitteleuropa ansteigen wird.
Dabei wird der Temperaturanstieg in den Gebirgsregionen stärker ausfallen als im globalen
Mittel und im Winter stärker als im Sommer.
Veränderungen des Niederschlags sind jedoch
vergleichsweise sehr schwer vorherzusagen.
Extremereignisse bezüglich des Niederschlages
werden vermutlich – sowohl was Trockenphasen als auch was Extremniederschläge angeht
Das Klima – in diesem Fall die unterschiedliche Luftfeuchtigkeit – bewirkt auch, dass sich
weltweit durchaus große Unterschiede in der
Schneequalität und -beschaffenheit feststellen
lassen. Der berüchtigte „Champagne-Powder“
in Nordamerika ist hier hervorzuheben: Besonders in den US-Staaten Montana und Colorado ist dieser Typ Schnee vorzufinden. In Kanada gibt es den „Wunder-Schnee“ von British
Columbia bis Alberta. Er fällt bis hinauf nach
Alaska. Durch die konstant trockene Luft ist
dieser Schnee besonders voluminös und fluffig.
„Eisglatte Pisten kennt der Nordamerikaner
nicht“, so Andreas König. Da Temperaturen
und Luftfeuchtigkeit in europäischen Skigebieten stark schwanken, ist hier eine ganz andere
Art von Schnee vorzufinden. Die Konsequenz:
Oft vereiste, festgefahrene Pisten. „Der größte
Traum eines ambitionierten Skifahrers ist es
deshalb, einmal in Nordamerika Ski zu fahren“,
meint Ski-Experte König.
Gründe gegen Wintersporturlaub
34
Zu teuer
Familiäre
Gründe
Gesundheitliche
Situation
Quelle: Professor Dr. Ralf Roth, Deutsche Sporthochschule Köln
22
20
Partner bevorzugt
andere Urlaubsform
18
15
Zu hohes Alter
Möchte im Urlaub
entspannen
Merhfachantworten
möglich
9
Zu hohe
Umweltbelastung
Basis WSU (n) = 1.752
4
20
Sonstiger Grund
0%
10%
20%
30%
Antworten derjenigen, die bereits Wintersporturlaube unternommen haben und die in den nächsten 12 Monaten
keinen solchen Urlaub planen.
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Wir vernetzen die regionale Wirtschaft.
www.regiomanager.de
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Freeriding – der „besondere Ritt der unberührten Hänge“.
Equipment-Trend „Rocker-Ski“
Seit drei Jahren bietet die Skiindustrie Pistenmodelle mit „Rocker“-Technologien an. „Durch die leichte
Aufbiegung der Ski im vorderen und
INFO
hinteren Teil ist die Kontaktlänge, mit
der der Ski auf dem Schnee aufliegt geringer“, erklärt
DSV-Skiexperte Andreas König das Technik-Geheimnis. Je nach Skimodell und Einsatzbereich sei der
Ski mal mehr oder mal weniger stark aufgebogen.
König: „Ein Ski mit Rocker-Technologie verleiht ein
sicheres Fahrgefühl, ohne zu viel Kraft zu kosten. Ein
schnelles Reagieren in Gefahrensituationen ist jederzeit möglich. Vor allem der Kraftaufwand über den
ganzen Skitag hinweg ist im Vergleich zu den bisher
bekannten Carving-Ski überschaubar“. König rät aber
dringend, den „Wunschkandidaten“ vor dem Kauf einem Praxistest zu unterziehen, da die Vorlieben eines
jeden Skifahrers unterschiedlich sind.
„Must-have“: Rocker-Ski
Doch auf welchen „Brettern“? „Der Trend
in dieser Skisaison ist das Thema ,Rockerski‘,
die jetzt auch den ,Pistenskifahrermarkt‘ durchdringen“, so DSV-Sicherheitsexperte Andreas
König. König war einer der ersten Carving-Promoter und zählt auch beim Thema Rocker-Ski
zu den Top-Experten in Deutschland. Auch der
Sportfachhandel setzt voll auf Rocker-Ski. Nur
vonseiten des Endverbrauchers ist die Akzeptanz noch etwas zögerlich, da viele nicht wirklich wissen, was hinter diesem neuen Trend für
Pistenski steckt und wie diese Technologien genau funktionieren. Doch der Umsatz im „NeuSki“-Markt ist rückläufig: Laut DSV wurden im
Jahr 2000 noch 620.000 Paar Ski verkauft, 2011
waren es nur noch 300.000 Paar. Der Trend
gehe aber in Richtung ,rent-vor-Ort‘.
Der sportliche Top-Trend: „Freeriding“ –
das Skifahren und Snowboarden durch unberührten Schnee abseits der markierten und kontrollierten Skipisten. Die Idee dahinter: Da zu
fahren, wo die „breite Masse“ nicht hinkommt.
Besonders die hohe Adrenalinausschüttung ist
der Kick bei dieser Variante. Experten schwärmen vom „besonderen Reiz der unberührten
Hänge“. Dies ist meist nur einem „erlauchten
Kreis“ mit fahrerischem Können und einem
gefüllten Geldbeutel erlaubt. Außerdem ist das
Thema mit hohem Aufwand verbunden. Das
Thema Sicherheit sollte aber immer an erster
Stelle stehen, das ist Andreas König, DSV-Sicherheitsexperte, ganz wichtig. „Das tut dem
Sport sonst gar nicht gut“, meint er. Die Zugspitze führt in dieser Saison erstmals „Freeride
Checkpunkte“ ein, die die Touristen mit den
wichtigsten Informationen und Tipps zum Thema Freeriding versorgen sollen. So soll die Region für ambitionierte Wintersportler noch interessanter gemacht werden. Erfahrene, staatlich
geprüfte Berg- und Skiführer und professionelle
Kurse sollen dabei allen Sicherheitsbedenken
entgegenwirken. „Da hat man eine Marktlücke
entdeckt“, meint DSV-Experte König.
Die absoluten „Hot-Spots“
Laut DSV sucht das Gros der deutschen
Urlauber vermehrt die Alpenregionen auf. Die
bieten große Skigebiete, die in Österreich, der
Schweiz oder Italien auch schnell zu erreichen
sind. In Deutschland ist die Schneesicherheit
ein Problem, aber auch in Oberstdorf und
Garmisch ist ein toller Urlaub möglich. Bei der
Auswahl des richtigen Skigebiets sollte man
sich auch fragen: Welche Ansprüche stelle ich
an mich? Mittelgebirge seien generell für gute
Fahrer zu anspruchslos, meint DSV-Experte
Andreas König. In diesem Zuge hat der Deut-
Rocker-Ski sind der große Trend im Equipment-Bereich. (Foto: ATOMIC)
sche Skiverband bei Deutschen Skigebieten das
„Prädikat Skigebiet Deutschland“ ausgelobt.
„Zu den Top-Skigebieten der Alpen zählen
momentan sicherlich der Arlberg, Ischgl, Sölden/Obergurgl, Davos, St. Moritz, Dolomiten,
Trentino, Garmisch oder Oberstdorf“, weiß König. Das exotische Heliskiing steht in Europa jedoch wegen Lärm- und Naturschutzgründen in
der Kritik und wird in den Alpen daher nur we-
Herkunft nach Bundesländern
Personen mit Wintersporterfahrung
Bundesland
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
Gesamt
Anteil (%)
14
18
3
3
1
3
8
2
7
20
3
1
7
3
3
2
100
Quelle: Professor Dr. Ralf Roth, Deutsche Sporthochschule Köln
64
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Serie Manager-Sport – Teil 1: Ski privat
40%
37
30%
19
20%
Basis Ski Alpin (n) = 1.619
Angaben in Prozent
14
10%
0%
8
An
4
4
3
2
1
0
1
r
lte/
tel
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6
Quelle: Professor Dr. Ralf Roth, Deutsche Sporthochschule Köln
Ski-Alpin-Fahrer nach Berufsgruppen
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Zu
Hau
nig angeboten. In der Schweiz ist das Anfliegen
von genau definierten Gebirgs-Landeplätzen
möglich. Jede Landung über 1.100 Metern über
Meer außerhalb dieser abschließend genannten Plätze ist verboten. Derzeit gibt es in der
Schweiz 42 Gebirgslandeplätze. An 18 dieser
Landeplätze dürfen Personen zum Heliskiing
abseits skitouristischer Infrastruktur abgesetzt
werden. In Österreich indes ist Heliskiing nur
in Vorarlberg erlaubt, und zwar vom Gipfel des
Mehlsacks und vom oberen Ende des Schneetällis unterhalb der Orgelspitze.
Die Länder Russland und Kasachstan sind
laut DSV „stark im Kommen“, während Skandinavien ja schon länger ein Geheimtipp ist. Das
ist neuerdings auch Osteuropa: Günstige Konditionen und eine aufgerüstete Infrastruktur
sprechen für eine Reise in Länder wie Slowenien
Besonders Kanada ist einer der Hotspots für Heliskiing.
oder Bulgarien. Neuer Reiz an Skandinavien:
Man kann auf seinen Skiern praktisch bis zum
Meer hinunterfahren. „Das wird wohl der nächste Hype sein“, prognostiziert König. Besonders
beliebte Winterurlaubsorte in Norwegen sind
die eher kleinen, aber gemütlichen Fefor, Beitostølen – einer der beliebtesten Destinationen
im Land – oder Geilo. Im östlichsten Land
Skandinaviens, Finnland, gibt es auch einige interessante Wintersportgebiete. Besonders Levi,
Ausrichter eines alpinen Skiweltcups, bietet mit
insgesamt 43 Pisten besonders ambitionierten
Fahrern ein großzügiges Angebot. Die Hauptstadt Lapplands, Muonio, zählt vor allem bei
Langlauf-Fans zu den interessanten Alternativen
in Skandinavien. Das größte Skigebiet Skandinaviens befindet sich jedoch in Schweden: Åre.
Hier wird ebenfalls ein alpiner Skiweltcup ausgetragen, außerdem war die Stadt Ausrichter der
Ski Alpin-WM 2007. Hier gibt es neben leichten
auch besonders schwere, schwarze Pisten. Doch
auch Idre und der beliebte Wintersportort Sälen
eignen sich super für einen wunderschönen und
aufregenden Winterurlaub.
Kanada ist besonders bei den HeliskiingTouristen beliebt. Das ist vor allem in schneereichen und schwer zugänglichen Gebieten in
Kanada möglich. Fast 30 Firmen bieten in Kanada mittlerweile Heliskiing-Programme an.
In den westlichen Rocky Mountains (Whistler,
Revelstoke, Blue River) sowie in der nördlichen
Küstenregionen British Columbias finden sich
die „Hot-Spots“ für diesen Trend. Nachteile:
Teuer und weit entfernt – aber umwerfende
Landschafts-Panoramen und höchste Exklusivität garantiert! Das gilt auch für die „Hot-Spots“
in den USA – insbesondere die Klassiker Aspen,
Beaver Creek und Vail in Colorado. Nicht zuletzt
durch die Vergabe der Olympischen Winterspiele an Sotschi wird auch russischen Skigebieten
immer mehr Beachtung zu Teil. Auch hier treibt
man den Trend Heliskiing voran, um für Europäer eine Alternative zum weit entfernten und
teuren Nordamerika zu bieten. Eine beliebte
Heliskiregion, die aber bei weitem noch nicht
so stark frequentiert ist wie in Kanada, ist Kamtschatka im äußersten Nordosten Russlands.
Hier kann man über teils aktive Vulkane bis zu
2.000 Höhenmeter am Stück abfahren. Die beste
Reisezeit für Kamtschatka ist Mitte Februar bis
Mitte Mai. Schneehöhen von bis zu 10 Metern
während dieses Zeitraums sind keine Seltenheit
und viele Berge in dem fast endlosen Gebiet sind
noch nie mit Ski befahren worden. Eine weitere
Heliskiing-Region ist der Kaukasus, insbesondere ist dies im Wintersportort Sotschi populär,
dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014. Simon Engels | [email protected]
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