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Feuilleton regional 28 1 Sehnsucht nach fremder Welt Nachgefragt Einsamkeit wird Verzweiflung Eindringlich und düster beschwor Kaven dann Brügge als „Die tote Stadt“. Georges Rodenbachs Roman bildet die Basis für Erich Wolfgang Korngolds Oper, in der der Verlassene die seine Schwermut reflektierende Stadt Brügge durchwandert. In gleitendem Legato anund abschwellend scheinen die Melodiebögen keinen Anfang und kein Ende zu finden, die Einsamkeit baut sich bis zur Verzweiflung auf und ergibt sich in leiser Melancholie. Ausdrucksstark und mit ernsthaft empfundener Musikalität liegt die Qualität des „Quatuor Romantique“ vor allem im gemeinsamen emotionalen Empfinden und Erspüren der Tonsprache als einem Medium zur Entschlüsselung der Sprache des eigenen Herzens. Weitere Stationen der Reise führten in die Unterwelt, von Jacques Offenbach in „Orphée aux Enfers“ oder in das verträumte Arles des Impressionismus bei Bizets Suite L’Arlesienne. Aspekte der Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und Standortbestimmung standen bei der „Pilgerfahrt zu Beethoven“ und dem Meistersinger-Idyll „Am stillen Herd“ von Richard Wagner im Vordergrund. (fg) „Subtile Eingriffe“ Thomas Elsen ist Leiter der Neuen Galerie im Höhmannhaus in Augsburg und des H2 - Zentrum für Gegenwartskunst. Corbinian Böhm und Michael Gruber haben den temporären „Ersatzbrunnen“ geschaffen. Der Aufseherbrunnen“ . Erinnerung an bewegende, aufregende Kunsterlebnisse Ausstellung Fotografien zu Projekten im öffentlichen Raum VON SYBILLE SCHILLER Als die Augsburger Brunnenfigur Merkur von ihrem angestammten Platz für zwei Monate in die Neue Galerie im Höhmannhaus umgezogen war, entstand die Idee des „Aufseherbrunnens“. Das Künstlerduo Corbinian Böhm und Michael Gruber schuf diesen temporären „Ersatzbrunnen“. Die Fotos von dem einst so hübschen Spektakel sind ein Segment der „Fotoschau KunstRaumStadtRaum“, das innerhalb des Projekts Kunsträume Bayern im Höhmannhaus verwirklicht wurde. In der Ausstellung werden künstlerische Fotografien von Projekten gezeigt, die im öffentlichen Raum in Augsburg verwirklicht worden sind. Dargestellt wird die Erinnerung an bewegende, aufregende, Unverständnis und Akzeptanz hervorrufene zeitliche Kunsterlebnisse. Der „Aufseherbrunnen“ entstand 2004. Bereits 2001 sorgten die Kunstsammlungen in Zusammenar- beit mit der Gesellschaft für Gegenwartskunst (GfG) mit der „Open Public Library“ von Glegg & Guttmann im Hofgarten für Gesprächsstoff. Diese Aktion war wie die anderen zeitlich begrenzt. Die Augsburger wollten anschließend auf den nun einmal aufgestellten „öffentlichen Bücherschrank“ nicht verzichten, errichteten mit Genehmigung eine neue Büchervitrine, die noch heute gern und oft benutzt wird. Die einst „verhüllte Pracht“ der Innenräume im Schaezlerpalais war für Leta Peer das passende Ambiente für ihre Ölgemälde aus der Bergwelt. „To inhabit a place“ nannte Peer die Installation ihrer Werke, die 2005 als Fotodokumentation im Höhmannhaus zu sehen war und jetzt in einzelnen Exponaten erinnert wird. Unbedingt Zeit nehmen sollten sich Besucher für das Video von der langen Nacht der Museen 2007. Man sieht, wie der mit Wasser aufgefüllte BMW des Künstlerduos Haubitz + Zoche auf einem Parkplatz in der Maxstraße bei Passanten erkennbar Irritationen hervorrief. Man wollte nicht so recht glauben, was das Auge warhnahm: Ein geflutetes Auto, dessen Scheibenwischer im Intervallmodus lief. Nicht im Höhmannhaus, sondern im Kabinettraum des H2-Zentrums stellte 2004 Ieva Jansone ihre anrührende Bilderserie „Flüchtlingsmilch“ aus. Die Schwarzweißbilder aus dem Asylanten-Dasein in einem ehemaligen Kasernengebäude dokumentieren den Kontrast des auf ein Minimum an Qualität beschränkten Lebens und die spürbare Sehnsucht nach Zuspruch. Ieva Jansone beschreibt fotografisch Trauer, Hoffnung und Liebe. Es gelang ihr, Beziehungen zwischen den Bewohnern in dem ehemaligen Kasernengebäude herzustellen. O „KunstRaumStadtRaum“ ist noch bis zum 10. August in der Neuen Galerie im Höhmannhaus zu sehen. Legendäre Formation Diese legendäre Formation um Christina Bianco, Martin Seiler, Thomas Haala, Thomas Steingruber, Wayne Wegener und Markus Schmoll schafft es immer wieder, mit ihren temporeichen Arrangements bekannter Stücke, die von „Lady Madonna“ über Heesters „Man müsste Tenor singen können“ „Aus dem Kunstprojekt wurde ein Bürgerprojekt“ Beliebte künstlerische Präsentationen sind – die Fotografien im Höhmannhaus dokumentieren es – oft begrenzte Installationen. Was bewirken diese in der Öffentlichkeit? Elsen: Temporäre Kunstprojekte sorgen für Aufmerksamkeit. Aber, und das erscheint mir wesentlich, von den zeitlich begrenzten Aktionen bleibt meist immer etwas im Gedächtnis haften. Bestes Augsburger Beispiel ist hierfür die „Open Public Library“ von Glegg & Guttmann, die sich nach Beendigung des Projekts verselbstständigt hat. Aus dem ursprünglichen Kunstprojekt von 2001 wurde ein Bürgerprojekt, das seit jetzt sieben Jahren im Augsburger Hofgarten noch immer gerne genutzt wird. Die Aufregung um Lüpertz’ Bronzeskulptur „Aphrodite“ hat sich gelegt. Wie sehen Sie die Diskussion im zeitlichen Abstand? Elsan: Die „Aphrodite“ wird langsam als das wahrgenommen, was sie ist: ein autonomes Kunstwerk. Und ihre Geschichte beweist, dass Kunst im öffentlichen Raum auch die Notwendigkeit bedeutet, sich qualifiziert darüber zu verständigen, ob und wie eine moderne Plastik ins Stadtbild passt. (sysch) Der Bund Deutscher Architekten feiert am 25. Juli um 19 Uhr im Architekturmuseum mit Musik von „just friends“ den Erfolg der Architekturtage. Und der GewerbeArchitekt Wolfgang Ott begeht ebenfalls am 25. Juli das zehnjährige Bestehen seines Büros in Burgau bei der Firma Roma mit Fachvorträgen über energiesparendes Bauen. (AZ) THALIA-KINO Hohe Mathematik in laufenden Bildern Zum Jahr der Mathematik 2008 hat das Institut für Mathematik der Uni das „MathFilm Festival“ ins Thalia geholt: Heute, Dienstag, gibt es ab 19 Uhr die lange Mathefilmnacht. Gezeigt werden eine Sammlung mathematischer Videos, die Vorlesung von Sir Michael Atiyah über „The Millenium Prize Problems“ und der Kultfilm „Pi“, der einzeln am Freitag, 25. Juli, um 22 Uhr nochmals zu sehen ist. Vernissage, Vernissage » Malerei Bei der Firma HAMA, Brunnenlechgässchen 1a, stellt ab Donnerstag, 24. Juli (Vernissage 19 Uhr), der Münchner Maler Mani Köster aus. » Fotografie In der Friedberger Archivgalerie sind ab Samstag, 26. Juli (Vernissage 17 Uhr), Fotografien ausgestellt, die das Flüsschen Paar zum Gegenstand haben. Bis 7. September. Freitag, 16 – 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 – 19 Uhr. » Kunstpreis Am 27. Juli wird der Aichacher Kunstpreis vergeben – um 14 Uhr im Kreuzgratgewölbe des Kreisguts am Plattenberg 12. Die zugehörige Ausstellung ist dort bis 24. August zu sehen, immer sonntags, 14 – 17 Uhr, und nach Vereinbarung unter 0 82 51/87 16 35. » Cartoons Der Cartoonist Uli Stein ist mit einer Ausstellung ab Sonntag im Schwabmünchner Museum, Holzheystraße 12, zu Gast. Vernissage ist um 11 Uhr; die Ausstellung läuft bis 31. Oktober. » Hansjürgen Gartner zeigt in der Esslinger Galerie der Künstlergilde Objektkästen. Vernissage 25. Juli, 17 Uhr. Bis 23. August, Mittwoch bis Samstag, 16 – 18, Sonntag, 14 – 16 Uhr. Jazzsommer Das Augsburg Jazz Quartett und Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“ zur „Lady Marmelade“ reichen, zu überraschen. Spätestens mit den Medleys von Abba und den Bee Gees lag ihnen das Publikum zu Füßen und applaudierte grenzenlos. Eine ganz andere Musik hielt tags darauf Einzug ins Große KurhausWochenende. Und endlich zeigte sich Petrus hold. Glücklicherweise, denn die Bühne des Parktheaters wäre mit den 75 Musikern, die die Neue Schwäbische Sinfonie umfasst, sicher aus allen Nähten geplatzt. VON USCHI ÖTTL Wohlklingende Gäste So saß man denn im Kurhauspark, überging wohlwollend die vereinzelten Tropfen, die sich während der ersten beiden Stücke von oben einschlichen, und genoss die Werke von Mozart und Schubert, von Léhar, Suppé und Johann Strauß, denen die Neue Schwäbische Sinfonie unter der Leitung von Gerhard Fackler und mit wohlklingenden Gästen wie der in Augsburg geborenen Sopranistin Elke Kottmair, mittlerweile an der Staatsoperette Dresden, und den beiden jungen Nachwuchskünstlerinnen aus Augsburg, Mona Burger (Violine) und Isabella Raab (Viola), zu monumentalem Leben verhalf. Ein eindrucksvolles Konzertereignis unter einem wolkendurchzogenen Sternenzelt. Herr Dr. Elsen, was beinhaltet Kunst im öffentlichen Raum heute? Thomas Elsen: Im Gegensatz zu einer ausschließlich konventionellen, für jedermann sichtbaren „Möblierung“ der Innenstädte setzen Künstler heute auch auf subtile, nicht auf den ersten Blick wahrnehmbare Eingriffe. Dabei ist die Kunst im Wortsinn auch in Bewegung. Sie bedeutet soziale Kommunikation, was zum Beispiel der im Rahmen unserer Ausstellung „KunstRaum StadtRaum“ gezeigte Dokumentarfilm „Woher Kollege Wohin Kollege – ein Gefühl von Heimat“ des Künstlerduos „Empfangshalle“ eindrucksvoll belegt hat. Mit Fachvorträgen und Musik Im kreativen Dialog der Instrumente Konzert Cash’N’Go und die Neue Schwäbische Sinfonie im Kurhaus Göggingen Während sich das Gelände im und um das Gögginger Kurhaus in einen Jahrmarkt der schönen Dinge verwandelt hatte, der zum Bummeln und Staunen über die hohe Kunst der Malerei, der Bildhauerei, der Blumengestecke und Hirschsalami einlud, boten fünf Konzerte im Rahmen des Großen Kurhaus-Wochenendes für die Kunstgesättigten ein bunt gemischtes Programm zum entspannten Verweilen. Konzerte im Park sollten es sein, in guter alter Tradition. Aber Weh und Ach, auch Petrus ist launisch und ließ den ersten der musikalischen Beiträge buchstäblich ins Wasser fallen. Statt ins Wasser ging dann die A-cappella-Gruppe „Cash’N’Go“ lieber auf die Bühne im Parktheater und sorgte dort, von Lebensmittelständen umflort, für reißende Stimmung und tobenden Beifall. Kultur kompakt ARCHITEKTEN FEIERN Petrus zum Trotz VON ERIC ZWANG ERIKSSON DIENSTAG, 22. JULI 2008 » ZUR KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM Musikalische Reise mit „Quatuor Romantique“ Reisen in die Ferne und nach innen, Sehnsüchte nach einer fremden exotischen Welt, in der sich Leidenschaften von bürgerlichen Zwängen befreit entfalten, liegen Giacomo Meyerbeers Oper L’Africaine zugrunde. Im reizvollen Ambiente des Bahnparks nahmen das „Quatuor Romantique“ und der Rezitator und Schauspieler Wolfgang Kaven die Fantasie aus dieser Oper zum Ausgangspunkt einer musikalisch-literarischen Reise, bei der gewollte und unfreiwillige Ortswechsel thematisiert wurden. In der zwischen romantischem Schmelz und klassischen Floskeln changierenden Tonsprache Meyerbeers lässt sich für heutige Ohren allerdings nur schwerlich Exotik vernehmen. Rimbauds „Mein Zigeunerleben“ bot den literarischen Kontrast. Bei ihm, der ein abenteuerliches Wanderleben führte, ist das keine Pose, sondern Auseinandersetzung mit realen Gefahren für Leib und Seele. NUMMER 169 Brillant spielte der Saxofonist Alex Schmidt beim Auftritt des Augsburg Jazz Quartetts im Abraxas. Foto: Dietmar Liehr Mit Contemporary Hardbop, Standards und einem zündenden Programm bewies das Augsburg Jazz Quartett zu Beginn des 16. Internationalen Jazzsommers im Abraxas, dass Veranstalter Christian Stock einen exquisiten Griff getan hatte. Das Jazzensemble, das aus den Profimusikern Alex Schmidt (Flöte, Saxofon), Martin Christian Schmid (Kontrabass), Daniel Mark Eberhard (Piano) und Harald Alt (Schlagzeug) besteht, gehört mit zum Feinsten, das die süddeutsche Jazzszene zu bieten hat. 2006 gegründet, eroberten sie bereits als junge Formation die Herzen der lokalen Jazzfans mit einer Reihe von Recitals, die unterschiedliche und anspruchsvolle Stilrichtungen des Jazz, wie Stücke von Billy Strayhorn und Tom Harrell, einem breiten Publikum näherbrachten. Die Super-Jazzformation überzeugte gleich zu Beginn mit herzerfrischender Spielfreudigkeit und hoher Leistung bei „Shirleys Song“ und der Billy-Strayhorn-Ballade „For very tired and very sad Lotus eaters“. Diese Vollblutmusiker begeistern durch ihre atemberaubenden Tempi und spannungsgeladenen Pianoläufe (brillant: Daniel Mark Eberhard und Saxofonist Alex Schmidt), ihre künstlerische Intensität und ihre reife Interpretation und Gelassenheit. Dabei kommunizieren sie scheinbar schwerelos im Raum, in der Leichtigkeit des Jazz und im musikalischen Dialog. Mit ihrer Programmauswahl und vor allem in den Stücken des genialen Trompeters Tom Harrell, wie „Angela“ und „Las Almas“, entfachten sie ein klangpoetisches Feuerwerk und zeigten, dass sie ihr instrumentales Handwerk wahrlich verstehen. Die Musiker, von denen jeder auch solistisch beeindruckte, faszinierten durch die pulsierende Klangfülle, die rhythmische Konzentration und die musikalische Vielfalt, mit der sie miteinander in den schöpferischen Dialog traten. Ihr Spiel war ein spannender Wechsel zwischen melodischer Improvisation und komplexen Harmoniestrukturen in Verbindung mit ihrer Virtuosität. Die Zuhörer gerieten mehr und mehr in klangversunkene Jazztrance und erlebten live pur rhythmisch-pulsierende jazzige Streicheleinheiten. Ein Superkonzert bis zur späten Stunde, bei dem sich das Augsburg Jazz Quartett für den vielen Applaus mit einer swingenden Zugabe für den Heimweg bedankte.