Bemerkenswertes aus Bad Lauterberg und Umgebung vor 100 Jahren
Transcription
Bemerkenswertes aus Bad Lauterberg und Umgebung vor 100 Jahren
87. Jahrgang · Januar 2016 · Nr. 1 Bemerkenswertes aus Bad Lauterberg und Umgebung vor 100 Jahren (1915) Herausgesucht aus dem „Lauterberger Wochen- und Anzeigeblatt“ und zusammengestellt von Hans-Heinrich Hillegeist Teil 2 Die Versorgung der Bevölkerung in der Kriegszeit Verkauf von Kartoffeln und Dauerwaren Deutschland war schon vor dem 1. Weltkrieg auf die Einfuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen aus dem Ausland angewiesen. Durch die englische Seeblockade („Hungerblockade“) wurde die Einfuhr von Nahrungsmittel auf Schiffen unterbunden. Das hatte erhebliche Auswirkungen auf die Ernährung auch der Lauterberger Bevölkerung. Und so wurden auch 1915 immer wieder Sammlungen durchgeführt und erhebliche Einschränkungen notwendig. Reichswollwoche Im Januar fand die Reichswollwoche statt. In Bad Lauterberg wurden je zwei große zweispännige Wagen, die Mühlenbesitzer Germelmann und Gutspächter Haarstick zur Verfügung gestellt hatten, mit von der hiesigen Einwohnerschaft gespendeten Wollsachen für die Krieger beladen. Zum Desinfizieren wurden die Waren neben dem Krankenhaus „Klarastift“ abgeladen. Später kamen die Wollsachen in den großen Saal von Hotel Eichenkopf, wo fleißige Frauen des Vaterländischen Frauen-Vereins die Sachen sortierten. Auch aus den umliegenden Dörfern wurden Wollsachen nach Lauterberg gebracht. Unter den Wollsachen waren auch 80 fertige Decken (25. u. 29.1.). Gummi-Sammlung Im Kreis Osterode wird eine Sammlung von Gummi durchgeführt, das für die Radbereifung unserer Militärkraftfahrzeuge unentbehrlich ist. Die Sammlung erstreckt sich auf alte Autoreifen, alte Fahrrad-Gummistreifen und Schläuche, verbrauchte Gummischuhe, Gartenschläuche usw. (14.4.). Gold-Sammlung Schülerinnen der gehobenen Mädchenschule haben innerhalb der letzten drei Monate 3.060 Mark in Gold der Reichsbank zugeführt (30.6.). Der Magistrat von Bad Lauterberg hat auf jeden Freitag den Verkauf von Kartoffeln und Dauerwaren angesetzt. Der Verkauf von Kartoffeln findet von 2 bis 7 Uhr nachmittags im Keller des Rathauses und der Dauerwaren von 5 bis 8 Uhr in der Lauensteinschen Schlachterei statt (22.4.). Ausgabe von Brotbüchern und Brotmarken (6.3.) Vorräte an Gerste. Jeder, der am 12. März Vorräte an Gerste (mehr als 20 Zentner) und an Mengkorn aus Gerste und Hafer (mehr als 2 Zentner) in Verwahrung hatte, war verpflichtet, diese Vorräte bis zum 25. März auf dem Rathaus anzumelden. Brotkarte auf Reisen. Kur- und Badegäste erhalten Brotkarten nur gegen Vorzeigung eines Brotkartenabmeldescheins, der vor der Abreise im Wohnort auszustellen ist und auf dem angegeben ist, dass der Abreisende für sich und seine Begleitung für die Dauer der Abwesenheit vom Wohnort keine Brotkarten erhalten hat (31.5.). Wöchentliches Brotquantum von 1.400 g auf 2.400 g pro Woche erhöht für Personen, die schwere Arbeit verrichten und denen es unmöglich ist, zu Hause ein warmes Mittagsbrot tagsüber einzunehmen (19.6.). Große öffentliche Versammlung Die Einwohnerschaft wurde zu einer Versammlung in das Hotel Schützenhaus eingeladen, auf der Arbeitersekretär H. Braun-Hildesheim zum Thema sprach „Die deutsche Volksernährung und der englische Aushungerungsplan“. Es mögen wohl 500 bis 600 Zuhörer anwesend gewesen sein, darunter zum größten Teil die weibliche Bevölkerung. Die Versammlung wurde eröffnet durch den Gewerkschaftsbeamten Fieseler. Der Hauptredner führte u. a. aus, dass Deutschland von der Zufuhr von Lebensmitteln vom Ausland abgeschnitten sei, auch Futter- und Düngemittel können nicht mehr eingeführt werden. Weiter sagte er, dass in erster Linie es nun Sache der Hausfrauen sei, ihren Küchenzettel Rund um den Hausberg den jetzt gegebenen Verhältnissen entsprechend zu ändern (2.3.). Volksküche Die seit Juli geschlossene Volksküche soll zu Beginn des Winterhalbjahres wieder geöffnet werden. Die Abgabe von Schuhen an Schulkinder kann infolge der hohen Lederpreise vorerst nicht mehr erfolgen. An Stelle der Schuhe sollen jetzt Holzpantoffeln treten (23.8.). Schuh-, Kleider- und Wollwoche fand am 23. November diesmal nicht für die Feldgrauen in Schützengräben, sondern für die ärmere Bevölkerung auch in Bad Lauterberg statt. Kuchenbackverbot verbietet die Herstellung von Kuchen in gewerblichen Betrieben und im Haushalt in der Zeit vom 16. Dezember 1915 bis 31. Januar 1916. Erlaubt ist nur die Herstellung von Kuchen, bei denen keine Hefe verwendet wird, bei denen auf hundert Teile Gesamtgewicht nur zehn Teile Mehl kommen und die nur höchstens 15 Gewichtsteile Fett und 20 Gewichtsteile Zucker enthalten. Bei Übertretung droht eine Gefängnisstrafe von einem Jahr oder bei mildernden Umständen eine Haft oder eine Geldstrafe bis zu 1.500 Mark (18.12.). Kirchliche Nachrichten 1914 wurden in der Kirchengemeinde geboren: 143 Kinder (76 Knaben, 67 Mädchen). Konfirmiert wurden 109 Kinder (56 Knaben, 53 Mädchen). Getraut wurden 41 Paare. Gestorben: 91 Personen (bis 2 Jahre: 27, 2-5 Jahre: 3, 5-15 Jahre: 5, 15-30 Jahre: 6. 30-50 Jahre: 10, 50-60 Jahre: 6, 60-70 Jahre 17, 70-80 Jahre 9, 80-90 Jahre 8. Den Heldentod fürs Vaterland starben 10 unmittelbare und 10 mittelbare Gemeindeglieder. Anm.: Auffallend ist die hohe Zahl von 27 im Kindesalter Verstorbenen. Konfirmation Ostern 1915 Der Magistrat gibt bekannt: Anlässlich des Konfirmationsfestes wird das Kuchenbacken für Freitag und Sonnabend, den 26. u. 27. ds. Mts. gestattet. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass unter keinen Umständen weitere Brotmarken hierzu verabfolgt werden (25.3.). Rund um den Hausberg Aus dem Schulleben Schlussprüfung an der Ahnschen Realschule Anfang Februar 1915 erhielten das Einjährige-Freiwilligen- Zeugnis: 1) Georg Barbré (Bad Lauterberg), 2) Kurt Beyer (Berlin), 3) Willy Bieger (Oschatz), 4) Kurt Brinkamer (Hamburg), 5) Werner Bulius (Berlin), 6) Karl Habermalz (Bad Lauterberg), 7) Erich Henkel (Wilhelmshöhe b. Kassel), 8) Robert Kehr (Kassel), 9) Karl Kühn (Berlin-Steglitz), 10) Karl Künemund (St. Andreasberg), 11) Ernst Mierig (Emden), 12) Karl Querfuth (Rübeland), 13) Paul Rothschuh (Bad Lauterberg), 14) Heinz Zech (Langen-Reichenbach). Schlussprüfung. Am 25. September erhielten 13 Prüflinge das Berechtigungszeugnis zum Einj.-freiwilligen Heeresdienst: 1) Karl Apel (Scharzfeld), 2. Edgar Becker (Hamburg), 3) Arthur Eggers (Charlottenburg), 4) Karl Engelke (Herzberg), 5) Adolf Fischer (Bad Lauterberg), 6) Adolf Marquardt (Ebstorf), 7) Hasso Neumann (Conraden i. Pommern), 8) Willi Riemann (Bad Lauterberg), 9) Gustav Rund (Eichenberg), 10) Richard Schön (Pirmasens), 11) Erich Schuch (Berlin), 12) Hermann Schwäbe (Bad Lauterberg), 13) Karl Töteberg (Hannover). Seit Beginn des Schulbetriebes wurde mit Beginn des Winterhalbjahres mit dem Schüler Ferdinand Mangels aus dem Stadischen ihr 1.000. Schüler aufgenommen (15.11.). Realschüler und 2. Kriegsanleihe Die Schüler der Realschule haben für die zweite Kriegsanleihe ihr Scherflein beigetragen. Sie zeichneten an den letzten Zeichnungstagen im ganzen 5.000 Mark, das sie zumeist ihren Sparkassenbüchern entnommen hatten. Gewiss ein schönes Beispiel von dem Patriotismus unserer Jugend (19.3.). Schulzeichnung für die 3. Kriegsanleihe Die Schulen im Kreis Osterode haben auf die 3. Kriegsanleihe insgesamt einen Betrag von 118.198 Mark und darunter auch 180 Mark in Gold gezeichnet (Sept.). Fortbildungsschule Lauterberg Würdige Feier zum GeKriegswahrzeichen der Knaben-Volksschule burtstag des Bad Lauterberg Kaisers (Jan. 1915): Es nahmen viele Meister und Vorgesetzte der Schüler daran teil, auch von den beiden militärischen Vereinen und des Turnvereins. Rektor Fahlbusch als Leiter der Gewerbeschule begrüßte die Anwesenden, Rektor Hoff als Leiter der kaufmännischen Schule sprach über den Kaiser. Schüler trugen Gedichte auf und Lehrer Meyer hielt einen Vortrag über „Unsere Krieger an der Front“, der durch schöne Lichtbilder unterstützt wurde. Die kaufmännische Fortbildungsschule besteht seit drei Jahren. Persönliches Fest der Goldenen Hochzeit Am 20. August konnten das Ehepaar Holländer die Goldene Hochzeit feiern und am 5. November die Eheleute Tischlermeister Heidecke. Rentier Bischoff verstorben Im Alter von 70 Jahren starb am 16. März Rentier Heinrich Bischoff. Früher als Ingenieur im Dienste des Norddeutschen Llodys stehend, hat er 30 Jahre lang das Meer mit den Lloyd dampfern befahren und fast alle Erdteile kennengelernt. Nach seinem Abgang vom Dienst wählte er 1900 unseren Ort zu seinem Ruhesitz. In den letzten Jahren wirkte er in der Badekommission als Mitglied des Parkausschusses und ließ sich die Pflege unseres Wissmannparks ganz besonders angelegen sein. Der Ahnschen Realschule überließ er wertvolle Gegenstände aus seinen reichhaltigen Sammlungen. Er gehörte dem Vorstand des Harzklubs an (17.3.). Dr. med. Ernst Ritscher verstorben Am 2. April verstarb nach längerem Leiden im 33. Lebensjahr unser Mitbürger Herr Dr. med. Ernst Ritscher. In den besten Jahren raffte ihn der unerbittliche Tod dahin. Sein frühes Hinscheiden ruft in unserer Gemeinde herzliche Teilnahme hervor. Sein Großvater, Dr. med. Ernst Benjamin Ritscher, war der Gründer unseres Bades. Der Vater des Verstorbenen, Sanitätsrat Dr. Hermann Ritscher, war hier lange Jahre als Badearzt tätig und erfreute sich eines weitverbreiteten Rufes; er gründet die Ritschersche Heilanstalt. Ernst Ritscher war es leider infolge seiner Krankheit nicht vergönnt, seine ärztliche Praxis in dem erwünschten Maße auszuüben. Senator Schlösser verstorben Im hohen Alter von 78 Jahren verschied am 17. Mai der Ehrenbürger unseres Ortes, Herr Senator a. D. Albrecht Schlösser. Im Jahre 1881 erfolgte seine Wahl zum Bürgervorsteher. In ununterbrochener Folge bekleidete er dieses Amt 20 Jahre lang. Dann berief ihn das Kollegium zum Senator unserer Gemeinde. Des zunehmenden Alters wegen legte er Ende 1913 das Amt nieder. Er wirkte lange Jahre als Mitglied des Sparkassenvorstandes und als Holzherr. Im Nachruf des Magistrats und des Bürgervorsteherkollegiums heißt es u. a., dass er „unseren Kollegien ohne Unterbrechung 33 Jahre angehörte und sich durch seinen Pflichteifer und seine Zuverlässigkeit aller Verehrung und Liebe erworben“. In einer gemeinsamen Sitzung dieser Kollegien betonte der Bürgermeister von Ernsthausen zum Tod des Senators u. a. „vor allem aber möchte ich die Lauterkeit und Zuverlässigkeit des Verstorbenen hervorheben. Auf sein Wort, auf seine Zusage konnte man sich felsenfest verlassen“. Aus dem Vereinsleben Vom Harzklub Bad Lauterberg 2. Vorsitzender war Bürgermeister von Ernsthausen, Kassenführer Direktor Kutsche. Der Verein hatte 352 Mitglieder, 201 hiesige und 151 auswärtige (24.3.). Vom Männer-Turnverein Im Herbst fand in Nordhausen ein Wettturnen statt. Beim Fünfkampf (Freihochsprung, Kugelstoßen, Weitsprung, Weitwerfen und Laufen über 100 Meter) und Stafettenlaufen errangen 20 Turner den Eichenkranz, darunter vier Mitglieder vom MTV Bad Lauterberg: Walter Veronelli, Hans Schetter, Fritz Schulze und Hermann Holzhausen (6.10). Jugendwehr Zweck der Jugendwehren ging dahin, den jungen Leuten eine zweckmäßige Vorbereitung für ihren späteren Eintritt zum Militärdienst zu leisten. Da heißt es Exerzieren, zu Gefechtsübungen ausschwärmen, Gewehrgriffe üben u. dgl. m. Die Jugendwehr unternahm letzten Sonntag eine Marschübung von etwa 32 km Länge (Odertal, Oderhäuser Sägemühle, zum Nullpunkt am Ebersberg, Hohegeiß, Wolfsbachmühle, Walkenried mit Klosterruine, von dort mit Eisenbahn bis Osterhagen, dann zu Fuß zum Kriegerdenkmal in Bad Lauterberg). Bürgermeister von Ernsthausen fand zum Abschluss lobende Worte für die Wehr (30.6.). Am 15. August unternahm die Jugendwehr zusammen mit Schülern der Ahnschen Realschule einen Tagesmarsch Richtung Braunlage, Kaiserweg-Stöberhai. Ende August wurde von der Jugendwehr auf dem Butterberg ein Schützengraben mit Unterstand und Brustwehr für stehende Soldaten und ein Schützengraben für kniende Schützen fertiggestellt (29.8.). Anfang September fand eine Nachtübung auf der Koldung statt mit lebhaften Gefechten und Nahkämpfen. Anfang Oktober fand in Osterode die Besichtigung der Jugendwehren des Kreises Osterode statt durch Generalleutnant von Krogh, Hildesheim, und Major Engelbrecht, Göttingen. Angetreten waren von 27 Wehren etwa 720 Mann mit 40 Führern, unter ihnen auch die Lauterberger Jungmannschaft (4.10). Weitere Übungen fanden 1915 statt. Sonstiges Bismarck-Gedenkfeier Zum 100. Geburtstag von Reichskanzler Fürst Bismarck fand auf der Schulstraße bei der Bismarck-Eiche eine einfache Gedenkfeier statt, auf der Bürgermeister von Ernsthausen die Festrede hielt. Es wurde eine Tafel an der Eiche angebracht, die den Namen „Bismarck-Eiche“ und den Tag, an dem sie gepflanzt wurde (1895), enthielt (1.4.). Schadenfeuer Ende Mai brannte das Wohnhaus von Förster Lotze mit den angrenzenden Gebäuden auf Oderhaus ab. Feuerwehren aus Bad Lauterberg, St. Andreasberg und Braunlage retteten aus dem Haus, was irgend möglich war (viel Dauerware, Schinken, Wurst usw.) (28.5.). Odertaler Sägemühle abgebrannt. Am 6. September brannte die Sägemühle mit großen Holzvorräten total ab. Die Feuerwehren von St. Andreasberg, Bad Lauterberg und Braunlage waren zur Hilfeleistung erschienen, konnten aber die Vernichtung des Fabrikgebäudes nicht verhindern. Mehrere Personen mussten sich teilweise aus dem oberen Stockwerk durch Springen retten. Die Fabrik gehörte dem Besitzer Ernst Moock. Rund um den Hausberg Aus den Nachbargemeinden Barbis Vaterländischer Frauenverein Er wird geleitet von Frau Pastor Weber. Dem Verein gehören 71 Mitglieder an. An die Soldaten im Feld haben sie mehrere Kisten geschickt mit Strümpfen, Taschentüchern, Hemden, Unterjacken, Zigarren, Seife, Würstchen, Kaffee, Kakao, Speck, Tabak usw. An die Barbiser Krieger hat der Verein 80 Pakete zu Weihnachten 1914 verschickt (19.4.). Beträge für Hinterbliebene Für die Hinterbliebenen der im Feldzuge gefallenen Krieger wurde in der Gemeinde Barbis der Betrag von 255,55 Mark gesammelt (20.4.). „St. Hubertusklause“ Hubertusklause niedergebrannt. Am 13. Dezember wurde das Hotel St. Hubertusklause durch Feuer vollständig in Asche gelegt. Nur der hinter dem Hotel gelegene Schuppen (Waschhaus und Stallungen) ist stehen geblieben. Der jetzige Besitzer, W. Meyer, hatte das Hotel erst im vorigen Sommer von Otto Wild übernommen. Vor etwa 15 Jahren wurde das Hotel, das damals den Namen „Zur Kaisereiche“ führte, schon einmal durch Feuer zerstört. Seitdem hat es mehrere Male den Besitzer gewechselt. Die Bezeichnung „St. Hubertusklause“ legte ihm ein ehemaliger Besitzer namens Michel Häpp – ein Bayer – bei, der die Räume s. Z. mit allerlei Jagd trophäen und sonstigen Sehenswürdigkeiten geschmückt hatte (13.12.). Ein Koffer mit Überraschungen In Bad Lauterberg wurde ein mit reichlichem Beschlag versehener Koffer versteigert aus dem Nachlass des verstorbenen Rentenempfängers Schlote, der in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte und früher in Osterhagen ein Schmiedegeschäft betrieb. Der Koffer wurde von Frau H. zum Preis von sechs Mark erworben. Beim Öffnen gab es eine große Überraschung, indem darin ein Geheimfach entdeckt wurde, das einen sehr wertvollen Inhalt barg. Man fand in diesem Geheimfach zwei Sparkassenbücher aus der Göttinger Gegend, die auf den Betrag von fast 20.000 Mark lauteten, außerdem enthielt es etwa 500 bis 600 Mark in barem Gelde. Wie zu erfahren war, ist er auf Kosten der Gemeinde beerdigt worden. Diese wird nun wohl wieder zu ihrem Gelde kommen (30.9.). Viehzählung Am 1. Oktober wurden in Bad Lauterberg gezählt: 803 viehbesitzende Haushaltungen mit 78 Pferden, 163 Stück Rindvieh, 240 Schafen, 943 Schweinen, 699 Ziegen und 2.085 Stück Federvieh (77 Gänse, 23 Enten, 1.983 Hühner und 2 Truthühner). Rund um den Hausberg Verbrennungstod Im Schulgebäude büßte die dort wohnende Witwe Engel ihr Leben ein. Sie hatte sich, um sich zu wärmen, an den Ofen gesetzt. Ohne dass sie es merkte, fing ihre Kleidung Feuer. In ihrer Angst vermochte sie nicht das Feuer zu ersticken und so lief sie einer rauchenden Feuersäule gleich, zum Hause hinaus ins Freie. Zwei Lehrer, die auf ihre Hilferufe herbeigeeilt waren, konnten sie nicht mehr retten (27.10. u. 31.10.). Bartolfelde Pastor a. D. Dr. Ernst Wulfes verstorben Der frühere Pastor für Bartolfelde, Osterhagen und Steina, Dr. Wulfes, ist im Juni im 77. Lebensjahr verstorben. Seit 1885 bis 1909 versah er sein Amt als Pastor und ist dann in Bad Lauterberg sesshaft geworden. Als Schriftsteller und Dichter hat er einige Werke hinterlassen, so u. a. das „Märchen vom Wiesenbeker Teich“ (21.6.). Duderstadt Pastor B. Müller aus Duderstadt erließ in unserem Wochenblatt einen Aufruf und bat um Unterstützung. Am 17. Juni 1915 wurden bei der furchtbaren Feuersbrunst 39 Wohnhäuser und 68 Wirtschaftsgebäude eingeäschert. Auch die St. Servatiuskirche, ein Kleinod gotischer Baukunst, die 1808 in den Besitz der evangelisch-luth. Gemeinde übergangen ist und 1908 stilvoll erneuert war, wurde ein Raub der Flammen. Sie ist im Innern völlig ausgebrannt. Großfeuer in Duderstadt