Poster 189 - IPA - Ruhr
Transcription
Poster 189 - IPA - Ruhr
Kohlenhydratstrukturen (CCD) als neues Screening Tool zur Differenzierung zwischen klinisch relevanter Latexallergie und asymptomatischer Latexsensibilisierung? BGFA S. Kespohl1 , U. Jappe2, H.P. Rihs1, A.L. Lopata3, M.F. Jeebhay4, S.A.M. Arif5, H.Y. Yeang5, Th. Brüning1, M. Raulf-Heimsoth1 1 Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut der Ruhr-Universität Bochum; Institut für Dermatologie und Venerologie der Universität Heidelberg; 3 Division of Immunology IIDMM, NHLS, University of Cape Town, South Africa; 4 Occupational and Environmental Health Research Unit, University of Cape Town, South Africa, 5 Rubber Research Institute of Malaysia (RRIM), Kuala Lumpur, Malaysia 2 Fragestellung / Ziel der Studie Methoden Von den bisher bekannten 15 Latexallergenen sind drei Allergene, Hev b 2, Hev b 4 und Hev b 13 glykosyliert. Hev b 2 und Hev b 13 gehören zu den Hauptallergenen bei Latexallergikern aus dem Gesundheitswesen (HCW). Zuckerstrukturen (CCD = cross-reactive carbohydrate determinant) sind allerdings häufig ein Grund für unspezifische IgE-Bindungen und führen in der in vitro – Diagnostik oft zu falsch positiven Resultaten. Ziel dieser Untersuchung ist es zu klären, ob CCDs als diagnostischer Indikator zur Abgrenzung von klinisch relevanten versus asymptomatischen Sensibilisierungen genutzt werden können. Die spezifische IgE-Reaktivität von Latexeinzelallergenen und verschiedene Kohlenhydratkomponenten (CCD-Meerrettich Peroxidase (HRP) und CCDBromelain) wurden im UniCAP-System (Phadia) getestet. Alle verwendeten Blutseren hatten spezifisches IgE (sIgE) gegen Latex (NRL). Das entsprechende Patientenkollektiv bestand aus 72 Latex-exponierten Beschäftigten des Gesundheitswesens (mit manifester Latexallergie, getestet in einem berufsbezogenem Expositionstest), 37 Latex-exponierten Beschäftigten der Fischindustrie (mit IgEvermittelter Latexsensibilisierung) und 89 nicht exponierten HymenopterengiftAllergikern (mit IgE-vermittelter Latexsensibilisierung). Ergebnisse *1 *1 *1 *1 *2 *1 *2 *3 *3 spezifisches IgE [kU/L] 3 3 major 13,8% Rekombinante und native Latexallergene 76,4% rHev b 3 8,5% rHev b 5 70,8% rHev b 6.01 72,2% rHev b 7.02 25,4% rHev b 8 11,1% rHev b 9 2,8% rHev b 10 2,8% rHev b 11 18,1% rHev b 12 15,4% CCD nHev b 13 88,8% HRP 8,3% Bromelain 8,3% MUXF3 8,3% MBP* 0% 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % positives spezifisches IgE *Maltosebindeprotein/Fusionsprotein Abb. 1: sIgE-Profile von 72 Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen (HCW) mit klinisch relevanter Latexallergie Allergenbestimmung Rekombinante und native Latexallergene minor rHev b 1 intermediate major 13,5% nHev b 2 91,3% rHev b 5 rHev b 6.01 16,2% 13,5% rHev b 8 21,6% HRP 94,6% Bromelain 97,3% MUXF3 MBP* 0 94,6% 13,5% 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % positives spezifisches IgE *Maltosebindeprotein/Fusionsprotein Abb. 3: sIgE-Profile von 37 Beschäftigten der Fischindustrie mit NRLSensibilisierung Allergenbestimmung minor *2 *3 intermediate nHev b 2 Rekombinante Latexallergene *1 rHev b 1 intermediate rHev b 1 44,4% rHev b 2 44,4% rHev b 3 major 55,6% rHev b 5 44,4% rHev b 6.01 44,4% nHev b 6.02 44,4% rHev b 8 66,7% rHev b 9 66,7% rHev b 11 CCD *1 Allergenbestimmung minor CCD Spezifisches IgE gegen NRL [kU/L] In 72 HCW-Seren mit klinisch relevanter Latexallergie wurde sIgE gegen NRL und CCD aus HRP und Bromelain quantifiziert (Abb. 1). Bei nur 8% der untersuchten Seren wurde sIgE gegen CCDs gemessen. Die IgE-Konzentration gegen NRL war mit einem Median von 8,5 kU/L deutlich höher, als der Median gegen HRP-CCD (1,1 kU/L) bzw. BromelainCCD (3,23 kU/L). Obwohl bei ca. 80% der HCW das glykosylierte Hev b 2 als Allergen nachgewiesen wurde, konnte nur in 2 Fällen die sIgE-Bindung an Hev b 2 durch HRP-CCDs inhibiert werden (Abb. 2). Die IgE-Reaktion auf Hev b 2 erfolgt daher bei den meisten Latexallergikern demnach durch eine Bindung an den proteinogenen Teil des Allergens. Im Gegensatz dazu zeigten über 94% der 37 untersuchten Beschäftigten der Fischindustrie eine sIgE-Konzentration auf HRP- und Bromelain-CCD (Abb. 3). Die IgE-Konzentration gegen CCDs war bei diesen Beschäftigten mit einem Medianwert von 3,12 kU/L höher als gegen NRL (Median: 2,7 kU/L). Die Reaktivität auf rekombinante, nicht glykosylierte Allergene war gering und nur bei drei Patienten wurde eine sIgE-Bindung an rHev b 8 gemessen. Die Prävalenz der IgE-Bindung an das native, glykosylierte Hev b 2 lag bei 90% der Beschäftigten (Abb. 3). Gleiches wurde für die spezifische Bindung an HRP-CCD gemessen (Abb. 3). Inhibierte man die IgE-Bindung an NRL durch Zugabe von HRP-CCD, wurde eine Reduktion von 100% (Abb. 4) erreicht. Diese vollständige Inhibition zeigt deutlich, dass die NRL-spezifischen IgE-Antikörper der Beschäftigten der Fischindustrie 18 primär an die Glyko0% Festphase: NRL (k82) NRL (ohne Inhibition) strukturen des Hev b 2 16 Inhibition mit HRP binden. Prozent der 14 Inhibition [%] Ein vergleichbares Phänomen wurde bei 12 Hymenopterengift-All10 ergikern mit einer La11% tex-Sensibilisierung 8 0% festgestellt. 87 der 89 4% 6 untersuchten Patien2% 12% 12% tenseren zeigten spe6% 4 58% zifisches IgE gegen 79% 2 Latex (Median: 1,13 kU/L) und HRP-CCD 0,35 0 HCW1 HCW2 HCW4 HCW5 HCW6 HCW7 HCW8 HCW9 HCW10 HCW11 (Median: 2,48 kU/L) Patientenserum (Abb. 5). In 85 PatiensIgE gegen HRP und nHev b 2; kein sIgE gegen HRP und nHev b 2; sIgE gegen nHev b 2 aber nicht gegen HRP tenseren wurde speziAbb. 2: Inhibition von sIgE gegen NRL durch CCD (HRP) in Seren von fisches IgE gegen Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen Bromelain-CCD (Median: 2 kU/L) gemes8 Festphase: NRL (k82) NRL (ohne Inhibition) sen. In InhibitionsInhibition mit HRP 7 experimenten konnte Inhibition mit MUXF die NRL-spezifische 6 Prozent der IgE-Bindung durch Inhibition [%] 5 HRP-CCD vollständig unterdrückt werden. 4 55,6% HRP 77,8% Bromelain 77,8% MBP* 0 44,4% 10 *Maltosebindeprotein/Fusionsprotein 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % positives spezifisches IgE Abb. 5: sIgE-Profile von 9 Patienten mit Hymenopterengift-Allergie und NRL-Sensibilisierung 2 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 1 0,35 0 S2 (1:2 verdünnt) S3 S4 S5 Patientenserum Abb. 4: Inhibition von sIgE gegen NRL durch CCD (HRP oder MUXF3) bei vier Seren von Beschäftigen der Fischindustrie Schlussfolgerungen Die Erweiterung des diagnostischen Panels durch verschiedene CCDs, wie HRP und Bromelain, ermöglicht eine effektivere Abklärung zwischen einer bestehenden, asymptomatischen Sensibilisierung gegen CCDs und einer klinisch-relevanten Allergie durch Latexexposition. Inhibitionsexperimente mit CCD als Inhibitor könnten zur Beurteilung einer Latexsensibiliserung bzw. -allergie genutzt werden.