Zusammenfassung des Studienprotokolles
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Zusammenfassung des Studienprotokolles
Zusammenfassung des Studienprotokolles Titel des Gesuchs: Frühzeitige prophylaktische Ganzhirnbestrahlung unter Aussparung der Hippocampus-Region bei Patienten mit kleinzelligen Lungenkarzinom begrenzt auf den Brustkorb. Eine multizentrische Phase-II-Studie Protokoll-No.: Kategorisierung: SAKK 15/12 Kategorie B (gemäss KlinV, Art. 61) SAKK – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung Gesuchsteller: Weitere Mitarbeiter/Innen: Gesuchversion/Datum: Version 1.1 vom 08.05.2014 Hintergrund der Studie: Über 15% aller Lungenkarzinome sind kleinzellige Lungenkarzinome (SCLC) und etwa 30% von ihnen sind zum Zeitpunkt der Diagnose lokal auf den Brustkorb begrenzt. SCLC ist durch ein schnelles Wachstum und eine frühe Ausbreitung gekennzeichnet. Das mediane Gesamtüberleben dieser Erkrankung beträgt ca. 20 Monate. Die Standard-Behandlung von SCLC im loko-regional begrenzten Stadium beinhaltet eine multimodale Therapie mit gleichzeitiger Strahlentherapie des Brustkorbes und Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid. Etwa 50% der Patienten mit SCLC entwickeln im Verlauf der Erkrankung Hirnmetastasen. In Studien wurde gezeigt, dass eine prophylaktische Ganzhirnbestrahlung nach der Chemotherapie und Brustkorbbestrahlung das Gesamtüberleben und das krankheitsfreie Überleben bei Patienten mit SCLC verbessert. Im Rahmen dieser Studie soll die Wirkung einer frühen, prophylaktischen Ganzhirnbestrahlung zeitgleich mit der Brustkorbbestrahlung und Chemotherapie untersucht werden. Die Bestrahlung wird so durchgeführt, dass die Hippocampus-Region verschont wird. Noch unveröffentlichte Ergebnisse einer Studie haben gezeigt, dass diese Technik den durch die Ganzhirnbestrahlung induzierten möglichen Gedächtnisverlust verringern kann. Vorteile einer frühzeitigen Ganzhirnbestrahlung könnte einerseits eine Verbesserung des Wirkstoffspiegels der Chemotherapie im Gehirn und andererseits eine frühzeitige Bekämpfung von noch nicht nachweisbaren Hirnmetastasen sein. Ergebnisse aus einer Studie haben gezeigt, dass das Gesamtüberleben und das krankheitsfreie Überleben bei Patienten mit kleinzelligem Bronchuskarzinom verbessert und das Auftreten von Hirnmetastasen vermindert werden konnte, wenn die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung nicht nach Abschluss der Chemotherapie, sondern frühzeitig, das heisst zeitgleich mit der Brustkorbbestrahlung und Chemotherapie verabreicht wird. Diese kombinierte Verabreichung wurde in etwa gleich gut toleriert wie die vorbeugende Ganzhirnbestrahlung nach Abschluss der Chemotherapie. Allerdings wurde die Hirnleistung nicht mittels standardisierten Tests zur Prüfung der kognitiven Funktionen untersucht. Dies soll in dieser Studie ermittelt werden. Hypothese: Die Hypothese ist, dass eine frühe prophylaktische Ganzhirnbestrahlung gleichzeitig mit der Chemotherapie und der Brustkorbbestrahlung gleich gut verträglich ist wie eine prophylaktische Ganzhirnbestrahlung nach Chemotherapie und Brustkorbbestrahlung. Ziel dieser Studie: Das Ziel dieser Studie ist, die Auswirkungen einer frühen vorbeugenden Ganzhirnbestrahlung zeitgleich mit der Brustkorbbestrahlung und Chemotherapie auf die kognitiven Funktionen zu Protokollsynopsis 2/5 untersuchen. Die Fragestellung ist ob, und wenn ja, in welchem Ausmass die zeitgleiche Verabreichung dieser drei Standardtherapien die Hirnleistungsfähigkeit der Patienten beeinträchtigt. Dazu werden verschiedene kognitive Funktionen (verbales Lernen, Erinnerungsvermögen, verbale Gewandtheit, visuelle Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, geistige Flexibilität und Ausführen von Aufgaben), vor und nach einer vorbeugenden Ganzhirnbestrahlung mit gleichzeitiger Chemotherapie und Radiotherapie auf den Brustkorb geprüft. Primärer Endpunkt: Analyse der kognitiven Funktionen 6 Monate nach Ende der frühen Ganzhirnbestrahlung. Hierfür werden die folgenden Testverfahren verwendet: Hopkins Verbal Learning Test Revised (HVLT-R), Controlled Oral Word Association (COWAT) und Trail Making Test Part A and B (TMT A/B). HVLT-R: Testet verbales Lernen und Erinnerungsvermögen COWAT: Testet verbale Gewandtheit TMT A/B: Testet visuelle Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, geistige Flexibilität und Ausführen von Aufgaben. Sekundäre Endpunkte: Überlebenszeit ohne das Auftreten von Hirnmetastasen Nebenwirkungen (NCI CTCAE version 4.0) der kombinierten Verabreichung der drei Standardtherapien Klinische Einschätzung der Hirnleistungsbeeinträchtigungen Überprüfen einzelner kognitiver Funktionsbereiche (HVLT-R, COWAT, TMT A/B) Gesamtüberleben Lebensqualität erfasst mittels FACT-Br (Functional Assessment of Cancer Therapy- Brain) und psychisches Befinden erfassst mittels GHQ-12 (General Health Questionnaire) Studiendesign: Es handelt sich um eine multizentrische Phase-II-Studie. Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über die Behandlungen und deren Ablauf. SAKK 15/12 Trial summary version 1.1 Protokollsynopsis 3/5 Wichtige Auswahlkriterien für Versuchspersonen (für vollständige Liste siehe Protokoll): Haupt-Einschlusskriterien: Erstdiagnose eines kleinzelligen Lungenkarzinoms Begrenzung des kleinzelligen Lungenkarzinoms auf den Brustkorb (CT Brustkorb, Bauch, Schädel-MRI und Knochenanalyse (Szintigraphie)) Alter 18-75 Jahre Baseline-Fragebogen: Lebensqualität (FACT-Br) und psychisches Befinden (GHQ-12) Baseline-Tests der kognitiven Funktionen (HVLT-R; COWAT, TMT A/B) Karnofsky-Index von 60% Fliessende Sprachkenntnisse in Deutsch, Französisch oder Italienisch Haupt-Ausschlusskriterien: Bösartige Tumorerkrankungen innerhalb der letzten 5 Jahre mit Ausnahme von adäquat behandeltem Zervixkarzinom in situ oder lokalisierter Nicht-Melanom-Hautkrebs Vorangegangene Hirnmetastasen Vorangegangene Strahlentherapie des Gehirns Vorangegangene Strahlentherapie auf den Brustkorb Studienablauf (Untersuchungen studienspezifisch/-unspezifisch) Bei allen Patienten erfolgt die Ganzhirnbestrahlung gleichzeitig mit dem zweiten Zyklus Chemotherapie und der Brustkorbbestrahlung. Die Gesamtdosis der Ganzhirnbestrahlung beträgt 25 Gy, aufgeteilt in 10 Fraktionen à 2,5 Gy welche an 10 Werktagen durchgeführt wird. Bei der gleichzeitig verabreichten Chemotherapie mit Cisplatin (oder Carboplatin bei Vorliegen einer Gegenanzeige oder bei Unverträglichkeit für Cisplatin) und Etoposid, als auch der Brustkorbbestrahlung handelt es um Standardtherapien. Die Chemotherapie wird über 4 – 6 Zyklen von jeweils 3 Wochen gegeben. Die Brustkorbbestrahlung wird entweder über 3 Wochen mit 2 Bestrahlungen täglich oder über 6 Wochen mit 1 Bestrahlung täglich verabreicht. Untersuchungen vor der Ganzhirnbestrahlung: Arztgespräch Körperliche Untersuchung Blutabnahme Schwangerschaftstest (für Frauen) MRI Kopf CT Brustraum und Bauchregion oder PET/CT Knochenszintigraphie (nicht zutreffend wenn PET/CT) Echokardiographie Lungenfunktionstest Untersuchung der kognitiven Funktionen (vor Einschluss und nach dem ersten Zyklus Chemotherapie) Fragebogen zur Lebensqualität und zum psychischen Befinden (vor Einschluss und nach dem ersten Zyklus Chemotherapie) Untersuchungen während der Ganzhirnbestrahlung: Blutabnahmen Körperliche Untersuchung Untersuchungen nach der Ganzhirnbestrahlung: CT Brustraum und Bauchregion (nach lokalen Standards) Untersuchung der kognitiven Funktionen (6 Wochen, Ganzhirnbestrahlung) SAKK 15/12 Trial summary 6 und 12 Monate nach version 1.1 Protokollsynopsis 4/5 Fragebogen zur Lebensqualität und zum psychischen Befinden (6 Wochen, 6 und 12 Monate nach Ganzhirnbestrahlung) MRI Kopf (6 und 12 Monate nach Ganzhirnbestrahlung) Körperliche Untersuchungen (6 Wochen, 6 und 12 Monate nach Ganzhirnbestrahlung) Studienmedikamente/Medical Device: Bei der Ganzhirnbestrahlung handelt es sich um eine prophylaktische Bestrahlung des gesamten Gehirns unter Aussparung der Hippocampus-Region. Hierfür werden hochenergetische Röntgenstrahlen mittels einer externen Strahlentherapie verabreicht. Das Ziel dieser Therapie ist es klinisch noch nicht nachweisbare Hirnmetastasen abzutöten. Die Ganzhirnbestrahlung erfolgt mittels eines sogenannten Linearbeschleuniger der eine sehr zielgenaue Bestrahlung mit bestmöglichem Schutz des umliegenden gesunden Gewebes ermöglicht. Diese prophylaktische Ganzhirnbestrahlung wird gleichzeitig mit dem zweiten Zyklus der Chemotherapie und gleichzeitig mit der Brustkorbbestrahlung begonnen. Die Ganzhirnbestrahlung besteht aus insgesamt 10 Bestrahlungsfraktionen welche auf 5 Bestrahlungen pro Woche aufgeteilt werden. Als internationale Standard-Therapie gilt die Verabreichung der Ganzhirnbestrahlung nach Ende des letzten Chemotherapie Zyklus falls eine partielle oder komplette Remission im Bereich des Brustkorbs vorliegt. Bei der gleichzeitig verabreichten Chemotherapie und Brustkorbbestrahlung handelt es sich um die international empfohlene Standardtherapie. Statistisches Auswertungskonzept: Es handelt sich um eine multizentrische Phase-II-Studie mit einem Behandlungsarm. Für den primären Endpunkt wird die Rate der Verschlechterung der Denkfunktion 6 Monate nach Ende der Ganzhirnbestrahlung mittels 90%-Konfidenzintervall (Clopper-Pearson) ermittelt. Eine Verschlechterung der Denkfunktion wird als eine Abnahme von mindestens einem Standardfehler (standard error of measurement, SEM) der Ausgangsuntersuchung (Baseline-Erfassung) in mindestens einem der Tests zu den kognitiven Funktionen definiert. Begründung der Patientenzahl: Als Referenz für die Berechnung der Stichprobengröße wurde die Arbeit von Wolfson et al. 2011 verwendet und mittels Fleming - A'Hern einstufige Phase-II-Verfahren die Zahl der benötigten Patienten berechnet. Bei einer Power von 80% und einem Signifikanzlevel von 5% werden 39 auswertbare Patienten benötigt. Unter Berücksichtigung, dass voraussichtlich nicht alle Patienten bis zum Zeitpunkt des primären Endpunkts überleben, wurde die Patientenzahl auf 42 einzuschliessende Patienten erhöht. Risiken/ Belastungen/Unannehmlichkeiten: Akute Strahlen-induzierte Nebenwirkungen (NW) der Ganzhirnbestrahlung: Erwartete NW: Haarausfall, Müdigkeit und Rötungen oder Schmerzen der Kopfhaut Mögliche NW: Übelkeit und Erbrechen und Kopfschmerzen, entzündliche Reaktionen im Gehörgang und Ohr, Mundtrockenheit oder verändertes Geschmacksempfinden Späte Strahlen-induzierte NW der Ganzhirnbestrahlung: Erwartete NW: Defizite in den kognitiven Funktionen Mögliche NW: endokrine Störungen und durch Strahlung induzierten Tumoren, permanente Schwerhörigkeit, grauer Star Die Nebenwirkungen von Begleittherapien: Cisplatin: Beeinträchtigung des Blutbildes (erhöhte Infektionsgefahr, Blutungsneigung) Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Nierenschäden, Hörstörungen Carboplatin: Beeinträchtigung des Blutbildes (erhöhte Infektionsgefahr, Blutungsneigung) Appetitlosigkeit, Übelkeit SAKK 15/12 Trial summary version 1.1 Protokollsynopsis 5/5 Etoposid: Allergien, Haarausfall, Nervenschädigung, niedriger Blutdruck, Verkrampfen der Muskeln, welche die Atemwege umspannen und milde Leberfunktionsstörungen Brustkorbbestrahlung: Schmerzen beim Schlucken, Übelkeit, Müdigkeit, Lungenentzündung Referenzen: Dies ist eine Studie der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK). Die Studie wird von Dr. med. Hansjörg Vees, Hôpitaux Universitaires de Genève, geleitet. SAKK 15/12 Trial summary version 1.1