Interview Dieter Bohlen

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Interview Dieter Bohlen
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Exklusiv
Interview
W
Wenn ich beim
Oktoberfest
kotze, ist das
rhythmischer
als dein Gesang.
Mit deinem
Vortrag kannst
du nur eines:
Kakerlaken ins
Koma singen!
Dieter Bohlen:
„Ich
Deutschland sucht den superstar
geht in die siebte Runde. TV DIGITAL sprach
exklusiv mit Dieter bohlen in der Karibik
er tritt in die Fußstapfen von Mark
Medlock, Thomas Godoj und
Daniel Schuhmacher? Die Antwort
gibt es jetzt im TV. Ab sofort cas­
ten Dieter Bohlen, Nina Eichinger und Volker
Neumüller wieder Sänger und solche, die
sich dafür halten – bei „Deutschland sucht
den Superstar“ (6.1., 20.15 Uhr, RTL). Für die
siebte Staffel bewarben sich mehr Talente
als je zuvor: 34 420 Sänger traten in 20 deutschen Städten vor Pop-Titan Bohlen auf –
absoluter Rekord. Nach den Highlights der
Castings, die immer mittwochs und samstags
zu sehen sind, findet der Recall
diesmal in der Dominikanischen
Republik statt. Ob im Einzelsingen, in Duetten oder Bands – am
Strand unter Palmen müssen die
besten 35 Kandidaten die Jury
mit ihren Auftritten überzeugen.
TV DIGITAL war bei den Aufzeichnungen vor Ort dabei und
traf Dieter Bohlen am Strand
zum großen Exklusiv-Interview.
TV Digital: Ist die siebte Staffel
von „DSDS“ wirklich heißer als die
bisherigen Sendungen?
Dieter bohlen: Absolut! Wir
haben unglaublich gute
Sänger dabei, die wie die
Chippendales performen.
Und die Sängerinnen lassen
beim Vorsingen unter Palmen die Hüllen fallen – sie
treten im Bikini auf.
härteste
Juror der Welt!
“
Können Sie konkrete Zahlen dazu nennen, wie stark
die Verkäufe eingebrochen sind?
Was meinen Sie denn genau mit unecht?
Ganz einfach. Die Jury muss etwa nachplappern, was ihr über Kopfhörer von der
Regie vorgesprochen wird. Oder sie muss
vorgeschriebene Texte auswendig lernen.
Was ist das Besondere an „DSDS“ im Vergleich zu
Castingshows in anderen Ländern?
Große Emotionen finden bei anderen Forma­
ten höchstens dann statt, wenn ein Kandidat
ausscheidet. Bei uns gibt es auch viele Comedy-Elemente neben der Musik – und viel
Die Leute, die vor drei Jahren noch 100 000
Platten verkauft haben, verkaufen heute nur
noch 30 000. Darauf muss ich die Teilnehmer
von „DSDS“ rechtzeitig vorbereiten. Denn
das Musikbusiness ist knüppelhart. Ich mache
keinem vor, es sei ein Sonntagsspaziergang.
Keiner unserer neuen Kandidaten kann sich
wirklich vorstellen, was in der Branche abgeht. Sie kennen das alles nur aus „Exclusiv“,
sehen nur den roten Teppich, den Champagner, die Partys und Megastars wie Lady
Gaga, die sich den ganzen Tag schminken.
Dabei macht all das zusammen nur ein Prozent des Business aus. Die restlichen 99 Pro­
zent sind harte Arbeit.
Der Recall findet diesmal in der Karibik statt. Wollten
Sie da vielleicht mal wieder Urlaub machen?
Auf meiner
Skala ist 1 gut
und 10 superscheiße. Du bist
Nummer 7895!
Es ist kein Urlaub, vor allem nicht für die
Kandidaten. Der Druck ist immens! Ich lasse
die Superstar-Anwärter in der Dominikani­
schen Republik antreten, weil ich das Format
immer wieder neu gestalten will. Am ersten
Tag wird in der Karibik ein Einzelsingen
stattfinden, am zweiten Tag der Auftritt von
kleinen Bands, am dritten Tag Sommerhits
mit Playback. Durch diese drei Variationen
quetsche ich alles aus den Kandidaten heraus – und stelle sie vor immer neue Aufgaben. Dadurch wird der Recall noch lustiger,
emotionaler und unterhaltsamer. Und es gibt
tiefe Einblicke dank Auftritten in Bikinis.
Unter Palmen: Bohlen, Nina
Eichinger, Volker Neumüller
Werfen Sie die Loser am Ende ins Wasser?
Talentfreie Freaks oder knallharte Jurysprüche – was
ist das Erfolgsgeheimnis von „DSDS“?
bin der
so viele Menschen. Unechte Shows wollen
die Zuschauer eben einfach nicht.
stand schon überall auf der Welt auf der
Bühne. Deshalb bin ich dazu prädestiniert,
zu beurteilen, ob ein Künstler gut ist oder
nicht. Das Musikgeschäft ist in den letzten
Jahren durch massive Einbrüche bei den
Verkaufszahlen sehr viel härter geworden –
und deshalb bin ich auch härter geworden.
Erstens ist die Sendung grundehrlich. Zweitens gibt es bei uns, ganz ähnlich wie bei
„Germany’s Next Topmodel“ – einen Juror
als Protagonisten, der weiß, was wirklich
im Musikgeschäft abgeht. Das bin ich selbst.
Andere Castingshows haben aber doch auch starke
Juroren mit viel Know-how, oder nicht?
Nein! Castingshows wie beispielsweise der
von Thomas Gottschalk fehlt meistens ein
Insider in der Jury. Da frage ich mich: Mit
welcher Berechtigung sucht Gottschalk einen
Musical-Star, wenn er nicht selbst in dem
Business arbeitet? Ich habe das Gefühl, dass
viele Juroren wirklich nicht wissen, worüber
sie reden – und den Kandidaten wie den
Zuschauern zu viel vorspielen, was nicht
echt ist. Deswegen erreichen sie auch nicht
zu lachen. Wir haben „DSDS“ über sieben
Staffeln immer weiterentwickelt. Früher gab
es den Recall bei uns nur in einem Theater,
interaktiv war da nichts. Nach dem lustigen
Casting kamen immer direkt die ernsten
Mottoshows. Diesen Bruch lösen wir jetzt auf
– und nehmen die Comedy vom Vorsingen
nun mit auf in die Recalls.
Wollen Sie damit „DSDS“ besser auf die deutschen
Sehgewohnheiten zuschneiden?
Es ist vor allem auf meine Verhältnisse zugeschnitten, sonst würde ich mich nicht wohl
fühlen. Und auf das, was alle sehen wollen.
Was ist das Erfolgsrezept Ihrer Show „Supertalent“?
Ich bin der härteste und ehrlichste Juror der
Welt! Das gilt auch für „DSDS“: Ich weiß,
wie hart das Musikgeschäft ist, weil ich selber seit 1979 darin tätig bin. Ich habe die
meisten Nummer-eins-Hits geschrieben und
Von Losern kann man nicht reden. Wer ausscheidet, wird selbst merken, dass er den
Herausforderungen nicht gewachsen ist. Wir
reduzieren die Anzahl der besten 35 Kandidaten in der Karibik auf 25 – anschließend
fliegen noch mal zehn in Schwetzingen raus,
bevor 15 Kandidaten in der Liveshow „Jetzt
oder nie“ um den Einzug in die Mottoshows
gegeneinander kämpfen.
Eine Kandidatin mit Herzschrittmacher, zwei Kandidaten, die im Gefängnis saßen – nie zuvor gab es so
viele Sänger mit interessanten Biografien, oder?
Ja. Die Zuschauer denken immer, wir steuern das. Natürlich stimmt das nicht. Bei den
Castings weiß die Jury nur den Namen und
Wohnort des Kandidaten. Mehr steht nicht
auf unseren Zetteln. Aber sobald viele Leute
gecastet werden, gibt es auch automatisch
viele mit einem komischen Lebenslauf oder
Die Gewinner der letzten staffeln
5. sta f f e l
1 . sta f f e l
Alexander
K l aw s
„Take Me
Tonight“
hieß sein
Sieger-Song
14 TV DIGITAL
6 . sta f f e l
2 . sta f f e l
Elli erl
Bohlens Hit für sie:
„This Is My Life“
3. sta f f e l
to b i as r eg n e r
Sein Chart-Stürmer
war „I Still Burn“
4. sta f f e l M a r k M e d lo c k
Bohlens erfolgreichster
Sieger („Now Or Never“)
T h o m as g o d oj
Er startete mit dem
Song „Love Is You“
D. s c h u h m ac h e r
Sein Nummer-eins-Hit:
„Anything But Love“
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Brüchen in der Biografie. Davon wissen wir
aber noch nichts – und sind manchmal selbst
erstaunt, was so mancher auf dem Kerbholz
hat. Bei Menowin Fröhlich, der in dieser
Staffel zu den großen Favoriten gehört, war
mir das natürlich bekannt, weil er schon mal
bei uns war und vom Casting direkt in den
Knast ging. Aber das ist eine Ausnahme.
Ex-Juror Max von Thun kritisierte, bei „DSDS“ würden
hübsche Mädels automatisch weitergelassen.
Wasser kann
verdunsten, Eis
schmelzen –
aber du kannst
gar nichts!
Die 7. „DSDS“-Staffel
Mehr kandidaten 34 420 Kandi-
daten sangen diesmal vor Bohlen & Co.
vor – das ist absoluter Bewerberrekord.
Interessantere Biografien
Nie zuvor gab es so viele Bewerber mit
Migrationshintergrund: Armenier, Kolumbianer, Afro-Amerikaner und Iraner. Viele
der neuen Kandidaten haben Brüche in
ihren Biografien – etwa Gefängnisaufenthalte. Eine Kandidatin trat sogar mit
einem Herzschrittmacher vor Bohlen auf.
Da hat er recht – aber nur die mit Stimme!
Ohne Stimme? Keine Chance! Natürlich
gibt es unterschiedliche Geschmäcke. Einer
steht auf alternative Indie-Gitarristen, der
Nächste auf HipHop. Ich selbst habe den totalen Mainstream-Geschmack.
Bösere sprüche Dieter Bohlen
lässt sich nicht den Mund verbieten –
obwohl der Sender RTL für Bohlens Sprüche in der sechsten Staffel eine Strafe in
Höhe von 100 000 Euro bezahlen musste.
Manche Kritiker werfen Ihnen vor, dass Ihre Superstars
keine lange Haltbarkeit haben.
Warum rühren Sie dann nicht stärker in der PR-Trommel bei Talkshows wie Kerner, Jauch oder Gottschalk?
Warum ich nicht in Talkshows gehe? Mich
nerven einfach die ewig gleichen blöden Fra­
gen zum Privatleben. Ich habe mich in den
letzten drei Jahren mit meinem Privatleben
völlig aus der Öffentlichkeit verabschiedet
und trete deshalb in solchen Sendungen
Heissere outfits Ein Recall am ka-
nicht mehr auf. Ich will mich da auch nicht
zerfleddern, irgendwo hört das mal auf.
Mit Mark Medlock bin ich noch einmal bei
„Wetten, dass ..?“ aufgetreten. Das reicht.
Mit Ihnen steht und fällt der Erfolg von „DSDS“.
Wie lange machen Sie noch weiter?
So lange ich Spaß an der Sache habe und
„DSDS“ weiterhin erfolgreich bleibt. Zudem
möchte ich Thomas Gottschalk mit meiner
Castingshow „Das Supertalent“ noch mal so
richtig hart angreifen. Dafür habe ich mir
eine Frist von drei bis vier Jahren gesetzt.
Warum dieser Angriff auf Thomas Gottschalk?
Das macht mir eben einfach Spaß. Es ist eine
sportliche Herausforderung. Wenn ich Tennis
spiele, will ich meinen Gegner schlagen – ich
bin eben ehrgeizig. Das Format „Supertalent“
ist besser als „Wetten dass ..?“. Ich will we-
Fotos: RTL (5), dpa, Archiv (3)
Unsinn. Man darf nicht vergessen, dass ein
RTL-Superstar bei Das Erste, ZDF, Sat.1 und
ProSieben nicht erwähnt wird. Das ist in den
USA anders. Übrigens finde ich es ungerecht,
dass die Sieger von „DSDS“ vom Radio gedisst werden – um nachher sagen zu können:
„Sie laufen nicht gut.“ Dabei hatte jeder Sieger, außer Elli Erl, seinen Nummer-eins-Hit.
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ribischen Strand unter Palmen – klar, dass
bei 36 Grad die Hüllen fallen. In
der siebten Staffel singen
die 35 Top-Kandidaten
leicht bekleidet: die
Mädchen im Bikini,
die männlichen
Kandidaten in
Badehosen und
Flipflops.
Sexy Sängerinnen:
Punkten die neuen
Stars dank Bikinis?
nigstens mal versuchen, ob es nicht möglich
ist, Gottschalk ganz unter unsere Quote zu
drücken. Es ist ja absolut legitim, dass ihn
einmal jemand angreift. Es kann ja nicht
sein, dass die ganzen Medien gegen ihn nur
mit Wiederholungen antreten, wie es in der
Vergangenheit der Fall war. Kein Sender
traute sich früher, was gegen Gottschalk zu
senden. Insofern gefiel es mir gut, dass mein
Spielfilm „Dieter“ gegen Gottschalk lief und
wir auf einmal 33 Prozent hatten. Das war
eine absolute Sensation!
Wie wäre es mit Oliver Pocher als „DSDS“-Juror? Er
hat Interesse, mit Ihnen in einer Jury zu sitzen.
Ganz schön hoch. Aber es ist angemessen an­
gesichts dessen, was ich da leiste. Allerdings
könnte es noch mehr sein.
„Paradies unter Palmen“ oder „Fluch der Karibik“ –
welchen Titel könnte man dem Recall in der Dominikanischen Republik wohl eher geben?
Wie hoch ist Ihr Gehalt pro Staffel?
Wie gut gefällt Ihnen Ihr weibliches
Casting-Pendant Heidi Klum?
Der ist jetzt ja bei Sat.1. Das ist auch gut so.
Der Presserat hat Ihre Sprüche mehrfach kritisiert.
Treten Sie künftig mit einem Maulkorb auf?
Ich sage weiterhin das, was ich will. Mich
hat noch nie jemand drauf angesprochen,
dass ich etwas an meinen Kommentaren
ändern muss. Das Einzige, was vielleicht
sein kann, ist, dass mal ein Spruch rausgeschnitten wird. Aber wenn von meinen
7000 Sprüchen drei wegfallen, kann ich
damit sehr gut leben.
Beide. Wichtig an dieser
Geschichte ist, die Kandida­
ten besser kennenzulernen.
Es gibt in Deutschland kaum
Nach fünf Tagen werde ich
eine Frau, die geschäftstüchwissen, wie 75 Prozent ticken.
tiger und intelligenter ist als
Und für die Zuschauer wird
Heidi. Sie ist eine super atdas Ganze auch toll werden:
traktive Frau, doch davon gibt
Strand-Interview: Mike PoDie Leute sehen ein Paradies
es viele. Zusätzlich zeichnet
welz (TV DIGITAL), Bohlen
– und davor jemanden, der
sie aus, dass sie tough ist –
total scheitert. Das ist ein giund das ist schon seltener.
gantischer Bruch. Und Brüche finde ich imWenn ich höre, wie sie in Vertragsverhandmer gut! Interview: Mike Powelz
lungen abgeht, dann ziehe ich meinen Hut.
Sind Sie sich je persönlich begegnet?
Ja. Ich kenne Heidi, seit sie 18 oder 19 war –
lieb und klein, etwas schüchtern. Das war
total süß. Das letzte Mal traf ich sie dann auf
einer Preisverleihung. Da war sie ganz anders, mit Hochsteckfrisur und total Lady.
Die große Exklusiv-Reportage über den Recall in der Karibik
lesen Sie in Ausgabe 3 von TV DIGITAL (ab 22.1. im Handel).
MI 6.1.
Deutschland sucht den Superstar
CASTINGSHOW Auftakt für die siebte Staffel des
Erfolgsformats; RTL, 20.15 Uhr