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Titel
Titel
Venenleiden
Sommerbeine
haben’s schwer
Viele Menschen leiden bei wärmeren Temperaturen unter geschwollenen Beinen und den damit verbundenen Schmerzen. Mit kleinsten
Maßnahmen kann man dem entgegen wirken, wie der Mediziner
und Facharzt Dr. med. Peter Trunzer von der MediClin KraichgauKlinik in Bad Rappenau weiß.
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Blickpunkt Gesundheit
Die wichtigsten Empfehlungen sind
unkompliziert und einfach umzusetzen. Schon ein oder zwei der aufgeführten Tipps können deutliche Erleichterung verschaffen:
• Um Lymph- und Blutstauungen zu
vermeiden, sollte auf abschnürende
Kleidung verzichtet werden. Dazu gehören auch zu enge oder zu kleine
Schuhe.
• Wichtig ist, kurze Bewegungsphasen in den Alltag einzubauen. Wippen Sie öfter am Tag für jeweils 30
Sekunden mit den Zehenspitzen.
Schon das setzt die Venenpumpe
in Schwung und unterstützt den
Lymphfluss.
• Nutzen Sie ein- bis zweimal am Tag
die Treppen und lassen Sie den Fahrstuhl links liegen. Auch wenn es nur
zwei Etagen sind, es hilft!
Von Salben und Medikamenten hält
Dr. Trunzer wenig. „In unserer Lymphambulanz-Sprechstunde haben wir
die Erfahrung gemacht, dass die aufgeführten Maßnahmen viel wirkungsvoller sind“.
Bewegun
g
ist gut für
die Venen
Gymnastik
Bewegen Sie sich so viel wie möglich, insbesondere
die Bein- und Wadenmuskulatur, und zwar am Besten
mehrfach täglich. Diese Übungen hier sind effektiv:
Im Liegen: Linkes Bein angewinkelt, Fuß aufgestellt,
rechtes Knie zum Körper ziehen und mit den Zehen in
der Luft im Uhrzeigersinn
ein O zeichnen, dann gegen
den Uhrzeigersinn. Anschließend Seite wechseln.
Im Stehen oder im
Sitzen: Auf die
Zehenspitzen stellen,
drei Sekunden halten
und zurück auf die
Fußsohlen. Etwa 10
bis 15 langsame Wiederholungen.
Foto: 123rf/nyul
Wer kennt das nicht? Nach einem
langen Tag schmerzen die Beine, die
Füße sind geschwollen und jeder
Schritt wird zur Qual. Die Ursachen
sind vielfältig: Bewegungsmangel,
Krampfadern, Wassereinlagerungen,
Bindegewebsschwäche, ein beschädigtes Lymphsystem, Medikamentennebenwirkungen und Vieles mehr
können zu den unangenehmen Beschwerden führen. Besonders im
Sommer leiden viele Menschen, insbesondere Frauen, unter den aufgeführten Symptomen. Dr. med. Peter
Trunzer, Chefarzt der MediClin
Kraichgau-Klinik, kennt die Leidensgeschichten vieler Menschen aus seiner Praxis. Schwere Beine und geschwollene Füße verursachen oftmals
erhebliche Schmerzen. Faktoren, die
die Lebensqualität maßgeblich einschränken. Für diese Menschen hat
der Facharzt ein einfaches wie unkompliziertes Paket von Maßnahmen
zusammengestellt. „Wichtig war uns,
dass Betroffene unsere Vorschläge in
ihren Alltag integrieren können. Nur
dann wird der Patient dauerhaft
aktiv“, weiß Dr. Trunzer aus seiner
täglichen Praxis.
Dr. med. Peter Trunzer
ist Chefarzt der
MediClin Kraichgau-Klinik
in Bad Rappenau
• Zusätzlich empfiehlt der Facharzt
Kalt-Warmduschen für die Beine.
Wichtig dabei: Immer mit kaltem
Wasser enden. Das verhindert das
Absacken von Wasser oder Blut in
den Beinen.
• Eine gute Nachricht ist, dass auf
den Besuch der Sauna nicht verzichtet werden muss. Zu beachten ist lediglich, dass nach dem Saunagang
Kneipp’sche Fußbäder gemacht werden. Auch diese sollten immer mit
einem „kalten Abschluss“ enden.
• Auch die erhöhte Lagerung der
Beine in der Nacht verspricht dauerhafte Erleichterung.
• Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen gelten auch heute noch als
„unchic“. Sie sind aber sehr hilfreich
und sehen heute nicht anders aus als
blickdichte Strümpfe und Strumpfhosen.
Blickpunkt Gesundheit
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Titel
Promi-Geschichte
Nützliche Adressen im Internet
Deutsche Gesellschaft Venen e.V.
www.dgvenen.de
Bundesweite gemeinnützige Organisation von Betroffenen, Therapeuten und
Ärzten im Kampf gegen die Problematik
der Venenerkrankungen. Die Webeseite
enthält u.a. eine Liste mit Venenärzten
und Venenkliniken.
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Blickpunkt Gesundheit
Das können Kompressionsstrümpfe leisten
Modere Kompressionsstrümpfe sind bunt,
schick und angenehm zu tragen. Die verwendeten Materialen sind Polyamid, Elasthan,
Baumwolle, Elastodien, Viskose und Mikrofaser.
Medizinische Kompressionsstrümpfe
(MKS) üben von außen Druck auf die
Beine aus, so dass die Funktion der Venenklappen verbessert wird und damit
insbesondere der venöse Rückstrom
wieder funktioniert.
Wassereinlagerungen gehen damit
ebenfalls zurück, zudem wird ihrer Entstehung entgegengewirkt. Bei Langzeitflügen reduzieren MKS beispielsweise nicht nur Wassereinlagerungen,
sondern auch das Risiko, eine tiefe
Beinvenenthrombose zu erleiden. Eine
Therapie mit Kompressionsstrümpfen
ist in diesen Fällen sinnvoll und erfolgversprechend:
bei Krampfadern (Varikose)
nach venenchirurgischen Eingriffen,
d. h. nach einer Verödung oder der
Entfernung von Krampfadern
einem Gefäßverschluss (Thromboembolie), ausgelöst durch einen Blutpfropf, zum Beispiel eine Venenthrombose am Bein
zur Thromboseprophylaxe allgemein
einer andauernden Venenschwäche
(Veneninsuffizienz), die durch eine
Schwäche der Venenklappen und der
Pumpmechanismen bedingt ist
bei Wassereinlagerungen (Ödemen),
beispielsweise Lymphödemen als Folge
einer Operation
Für den Therapieerfolg mit Kompressionsstrümpfen ist entscheidend, dass
die Strümpfe täglich getragen werden.
Ärzte können sie alle sechs Monate verschreiben. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, denn die Elastizität der Strümpfe
lässt nach einigen Monaten nach. Der
Hygiene wegen sollten die Strümpfe
täglich gewaschen werden. Darum ist
ein Paar zum Wechsel wichtig.
Soll die Behandlung mit Kompressionsstrümpfen effektiv sein, müssen die
Strümpfe richtig sitzen. Dazu lassen Sie
Ihre Beine zunächst vermessen. Das
Fachpersonal des Sanitätsfachhandels
ist speziell dafür geschult. Dort erhalten
Sie dann auch gleich entweder Serienkompressionsstrümpfe oder, falls nötig,
maßangefertige Kompressionsstrümpfe.
Nicht zuletzt auch Anziehhilfen. Auch
solche, die speziell älteren Menschen
beim Anziehen der Strümpfe helfen. Frage: Frau Minck, bei Ihnen
wurde Akromegalie festgestellt:
Was ist das für eine Erkrankung?
Antwort: Eine Erkrankung der Hypophyse – genauer gesagt, ein hormonbildendes Adenom – gutartig
zwar, aber die Wachstumshormone,
die es ausschüttet, wirken sich auf
Dauer verheerend auf den Körper
aus. Abgesehen von Knochenwachstum an Händen, Füßen, Gesicht,
Schwellung diverser Weichteile, die
dem Betroffenen auf vielfältige Art
und Weise zu schaffen machen, sind
bei längerer Krankheitsdauer auch
Fotos: KBV-Verlag, Portrait: Martin Steffen
Wenn es medizinisch notwendig ist,
besteht außerdem die Möglichkeit,
Krampfadern zu veröden oder operativ zu entfernen. Bei starken Beschwerden oder gesundheitlichen
Gefahren tragen die gesetzlichen
Krankenkassen die Kosten dafür.
Wer aus kosmetischen Gründen
kleine erweiterte Äderchen (Besenreiser) entfernen lassen möchte,
muss das aus eigener Tasche zahlen.
Mit über 40 Jahren stellte die
erfolgreiche Bochumer
Krimi-Autorin Edda Minck
fest, dass einzelne Körperteile wieder anfingen, zu
wachsen. Nach unzähligen
Arztbesuchen und vielen
unklaren Diagnosen traf die
Schriftstellerin nach sieben
Jahren endlich eine Ärztin,
die einen Namen für ihre
Beschwerden hatte: Akromegalie. Im Blickpunkt spricht
die Autorin über die Krankheit, die Versorgungssituation und ihr Leben nach der
Diagnose.
Fotos: Klinge Pharma, Dr. med. Peter Trunzer, BELSANA, 123rf/nyul
Ich sitze oder stehe viel
Ich habe abends schwere/dicke/
müde Beine
Ich habe bläuliche Adern,
vor allem rund um die Sprunggelenke
Ich habe rötliche oder bräunliche
Hautflecken an den Beinen
Ich habe öfter Schmerzen/
Gefühlsstörungen in den Beinen/
im Fuß
Ich habe schmerzhafte/gerötete/
entzündete/juckende Stellen
am Bein
Ich habe bereits Krampfadern/
Besenreiser
Ich bewege mich wenig
Ich bin übergewichtig
Ich bin zuckerkrank
„Zuweilen fühle ich mich mit meiner
Erkrankung wie eine Rarität“
Deutsche Venen-Liga e.V.
www.venenliga.de
1988 von einem Betroffenen gegründete
Interessengruppe. Die Venen- Liga organisiert den jährlichen Deutschen Venentag und ist Partner für Organisation und
Durchführung von Venen-Aktionstagen
und -Kampagnen, z. B. mit dem VENENMOBIL, der mobilen Venenklinik mit zwei
komfortablen Untersuchungsplätzen.
Der Venen-Check
Rechtzeitig die eigene Gesundheit
checken ist gar nicht so schwierig.
Ein großer Vorteil: Je früher Veränderungen erkannt werden, desto öfter können schwerwiegende Krankheiten vermieden werden. Das gilt
auch für die Venen, die viel zu oft
vernachlässigt werden. Hier können
Sie Ihre Beine testen. Wenn einzelne dieser Aussagen zutreffen, zögern
Sie nicht, einen Facharzt für Venenleiden aufzusuchen (Phlebologe).
Krimiautorin Edda Minck
Schilddrüse und andere Organe betroffen, was zu Diabetes und anderen Erkrankungen führen kann.
Nicht zuletzt spricht man von
einer Verkürzung der Lebenszeit
von circa zehn Jahren. Das Mittel
der Wahl ist die operative Entfernung des Adenoms – falls noch
im Mikrobereich, also unter
einem Zentimeter, erfolgt die
Operation meist transnasal. Ist das
Adenom entfernt, normalisieren sich
die Hormonwerte rasant. Die Knochenanlagerungen aber verschwinden nicht. Die Extremitäten bleiben
groß und sein altes Gesicht bekommt
man auch nicht wieder.
Frage: Wie lange hat es gedauert,
bis die Diagnose gestellt war?
Antwort: Bis zur Diagnose acht
Jahre. Wenn ich darüber nachdenke,
bin ich zuweilen immer noch fassungslos, dass es acht bis zehn Ärzte
waren, die offensichtlich nicht wussten, was Akromegalie ist.
Frage: Wie leben Sie heute mit
Ihrer Krankheit?
Antwort: Abgesehen davon, dass
man präsent hat, dass das Adenom
jederzeit wiederkommen kann, geht
es mir manchmal gut und manchmal
nicht so gut. Die psychischen Auswirkungen sind sicherlich individuell
AUTORIN + BUCH
Edda Minck, geboren 1958 in Bochum, bleibt ihrer Heimatstadt
treu. Nach nicht eben geradlinig zu nennendem Berufs- und Arbeitsleben zwischen Medizinlabor, Fernsehstudio, Theaterbühne
und Restaurantküche, arbeitet sie mittlerweile als freie Schriftstellerin. Mit „ausgeträllert“ lässt sie – zur Freude der eingeschworenen
Fangemeinde ihrer Ruhrgebiet-Krimis – den Wahnsinn um Maggie Abendroth weitergehen (ISBN: 978-3-940077-89-9, Taschenbuch, KBV-Verlag, 332 Seiten, 9,90 EUR)
– aber ein Patient mit Akromegalie
sieht nach acht Jahren Krankheit einfach nicht mehr so aus, wie er selbst.
Wie geht man mit jemandem um,
der sich im Spiegel nicht mehr erkennt? Ich bin dabei, es herauszufinden.
Frage: Werden wir dieser seltenen Erkrankungen vielleicht mal
in einem Ihrer Krimis begegnen?
Antwort: Wer weiß? Wenn es zum
Charakter einer Figur passt oder zur
Geschichte, warum nicht? Ich bin allerdings immer noch drauf und dran,
einen längeren Erfahrungsbericht
über meine Erlebnisse zu verfassen.
Ich bemerke immer wieder, wie verloren teilweise Betroffene sind. Nicht
jeder Patient ist online, nicht jeder
weiß, wie man richtig recherchiert
usw. Es hat nicht jeder einen journalistischen Background, so wie ich. Ich
bekomme ab und zu Feedback auf die
Zeitungsartikel, die genau das erzählen. Die Menschen haben eine Diagnose und gefühlte 1000 Fragen, die
sie offenbar ihrem Arzt nicht stellen
konnten oder die nicht beantwortet
wurden. Ich empfehle dann immer
das Netzwerk der Hypophysenerkrankten, ACHSE und die dazugehörigen Foren und gebe Auskunft
über meinen persönlichen Krankheitsverlauf, in der Hoffnung, den
Leuten weiterzuhelfen.
Blickpunkt Gesundheit
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