BG 3-12, komplett, korrigiert C_Layout 1
Transcription
BG 3-12, komplett, korrigiert C_Layout 1
Titel Titel Venenleiden Sommerbeine haben’s schwer Viele Menschen leiden bei wärmeren Temperaturen unter geschwollenen Beinen und den damit verbundenen Schmerzen. Mit kleinsten Maßnahmen kann man dem entgegen wirken, wie der Mediziner und Facharzt Dr. med. Peter Trunzer von der MediClin KraichgauKlinik in Bad Rappenau weiß. 8 Blickpunkt Gesundheit Die wichtigsten Empfehlungen sind unkompliziert und einfach umzusetzen. Schon ein oder zwei der aufgeführten Tipps können deutliche Erleichterung verschaffen: • Um Lymph- und Blutstauungen zu vermeiden, sollte auf abschnürende Kleidung verzichtet werden. Dazu gehören auch zu enge oder zu kleine Schuhe. • Wichtig ist, kurze Bewegungsphasen in den Alltag einzubauen. Wippen Sie öfter am Tag für jeweils 30 Sekunden mit den Zehenspitzen. Schon das setzt die Venenpumpe in Schwung und unterstützt den Lymphfluss. • Nutzen Sie ein- bis zweimal am Tag die Treppen und lassen Sie den Fahrstuhl links liegen. Auch wenn es nur zwei Etagen sind, es hilft! Von Salben und Medikamenten hält Dr. Trunzer wenig. „In unserer Lymphambulanz-Sprechstunde haben wir die Erfahrung gemacht, dass die aufgeführten Maßnahmen viel wirkungsvoller sind“. Bewegun g ist gut für die Venen Gymnastik Bewegen Sie sich so viel wie möglich, insbesondere die Bein- und Wadenmuskulatur, und zwar am Besten mehrfach täglich. Diese Übungen hier sind effektiv: Im Liegen: Linkes Bein angewinkelt, Fuß aufgestellt, rechtes Knie zum Körper ziehen und mit den Zehen in der Luft im Uhrzeigersinn ein O zeichnen, dann gegen den Uhrzeigersinn. Anschließend Seite wechseln. Im Stehen oder im Sitzen: Auf die Zehenspitzen stellen, drei Sekunden halten und zurück auf die Fußsohlen. Etwa 10 bis 15 langsame Wiederholungen. Foto: 123rf/nyul Wer kennt das nicht? Nach einem langen Tag schmerzen die Beine, die Füße sind geschwollen und jeder Schritt wird zur Qual. Die Ursachen sind vielfältig: Bewegungsmangel, Krampfadern, Wassereinlagerungen, Bindegewebsschwäche, ein beschädigtes Lymphsystem, Medikamentennebenwirkungen und Vieles mehr können zu den unangenehmen Beschwerden führen. Besonders im Sommer leiden viele Menschen, insbesondere Frauen, unter den aufgeführten Symptomen. Dr. med. Peter Trunzer, Chefarzt der MediClin Kraichgau-Klinik, kennt die Leidensgeschichten vieler Menschen aus seiner Praxis. Schwere Beine und geschwollene Füße verursachen oftmals erhebliche Schmerzen. Faktoren, die die Lebensqualität maßgeblich einschränken. Für diese Menschen hat der Facharzt ein einfaches wie unkompliziertes Paket von Maßnahmen zusammengestellt. „Wichtig war uns, dass Betroffene unsere Vorschläge in ihren Alltag integrieren können. Nur dann wird der Patient dauerhaft aktiv“, weiß Dr. Trunzer aus seiner täglichen Praxis. Dr. med. Peter Trunzer ist Chefarzt der MediClin Kraichgau-Klinik in Bad Rappenau • Zusätzlich empfiehlt der Facharzt Kalt-Warmduschen für die Beine. Wichtig dabei: Immer mit kaltem Wasser enden. Das verhindert das Absacken von Wasser oder Blut in den Beinen. • Eine gute Nachricht ist, dass auf den Besuch der Sauna nicht verzichtet werden muss. Zu beachten ist lediglich, dass nach dem Saunagang Kneipp’sche Fußbäder gemacht werden. Auch diese sollten immer mit einem „kalten Abschluss“ enden. • Auch die erhöhte Lagerung der Beine in der Nacht verspricht dauerhafte Erleichterung. • Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen gelten auch heute noch als „unchic“. Sie sind aber sehr hilfreich und sehen heute nicht anders aus als blickdichte Strümpfe und Strumpfhosen. Blickpunkt Gesundheit 9 Titel Promi-Geschichte Nützliche Adressen im Internet Deutsche Gesellschaft Venen e.V. www.dgvenen.de Bundesweite gemeinnützige Organisation von Betroffenen, Therapeuten und Ärzten im Kampf gegen die Problematik der Venenerkrankungen. Die Webeseite enthält u.a. eine Liste mit Venenärzten und Venenkliniken. 10 Blickpunkt Gesundheit Das können Kompressionsstrümpfe leisten Modere Kompressionsstrümpfe sind bunt, schick und angenehm zu tragen. Die verwendeten Materialen sind Polyamid, Elasthan, Baumwolle, Elastodien, Viskose und Mikrofaser. Medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) üben von außen Druck auf die Beine aus, so dass die Funktion der Venenklappen verbessert wird und damit insbesondere der venöse Rückstrom wieder funktioniert. Wassereinlagerungen gehen damit ebenfalls zurück, zudem wird ihrer Entstehung entgegengewirkt. Bei Langzeitflügen reduzieren MKS beispielsweise nicht nur Wassereinlagerungen, sondern auch das Risiko, eine tiefe Beinvenenthrombose zu erleiden. Eine Therapie mit Kompressionsstrümpfen ist in diesen Fällen sinnvoll und erfolgversprechend: bei Krampfadern (Varikose) nach venenchirurgischen Eingriffen, d. h. nach einer Verödung oder der Entfernung von Krampfadern einem Gefäßverschluss (Thromboembolie), ausgelöst durch einen Blutpfropf, zum Beispiel eine Venenthrombose am Bein zur Thromboseprophylaxe allgemein einer andauernden Venenschwäche (Veneninsuffizienz), die durch eine Schwäche der Venenklappen und der Pumpmechanismen bedingt ist bei Wassereinlagerungen (Ödemen), beispielsweise Lymphödemen als Folge einer Operation Für den Therapieerfolg mit Kompressionsstrümpfen ist entscheidend, dass die Strümpfe täglich getragen werden. Ärzte können sie alle sechs Monate verschreiben. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, denn die Elastizität der Strümpfe lässt nach einigen Monaten nach. Der Hygiene wegen sollten die Strümpfe täglich gewaschen werden. Darum ist ein Paar zum Wechsel wichtig. Soll die Behandlung mit Kompressionsstrümpfen effektiv sein, müssen die Strümpfe richtig sitzen. Dazu lassen Sie Ihre Beine zunächst vermessen. Das Fachpersonal des Sanitätsfachhandels ist speziell dafür geschult. Dort erhalten Sie dann auch gleich entweder Serienkompressionsstrümpfe oder, falls nötig, maßangefertige Kompressionsstrümpfe. Nicht zuletzt auch Anziehhilfen. Auch solche, die speziell älteren Menschen beim Anziehen der Strümpfe helfen. Frage: Frau Minck, bei Ihnen wurde Akromegalie festgestellt: Was ist das für eine Erkrankung? Antwort: Eine Erkrankung der Hypophyse – genauer gesagt, ein hormonbildendes Adenom – gutartig zwar, aber die Wachstumshormone, die es ausschüttet, wirken sich auf Dauer verheerend auf den Körper aus. Abgesehen von Knochenwachstum an Händen, Füßen, Gesicht, Schwellung diverser Weichteile, die dem Betroffenen auf vielfältige Art und Weise zu schaffen machen, sind bei längerer Krankheitsdauer auch Fotos: KBV-Verlag, Portrait: Martin Steffen Wenn es medizinisch notwendig ist, besteht außerdem die Möglichkeit, Krampfadern zu veröden oder operativ zu entfernen. Bei starken Beschwerden oder gesundheitlichen Gefahren tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür. Wer aus kosmetischen Gründen kleine erweiterte Äderchen (Besenreiser) entfernen lassen möchte, muss das aus eigener Tasche zahlen. Mit über 40 Jahren stellte die erfolgreiche Bochumer Krimi-Autorin Edda Minck fest, dass einzelne Körperteile wieder anfingen, zu wachsen. Nach unzähligen Arztbesuchen und vielen unklaren Diagnosen traf die Schriftstellerin nach sieben Jahren endlich eine Ärztin, die einen Namen für ihre Beschwerden hatte: Akromegalie. Im Blickpunkt spricht die Autorin über die Krankheit, die Versorgungssituation und ihr Leben nach der Diagnose. Fotos: Klinge Pharma, Dr. med. Peter Trunzer, BELSANA, 123rf/nyul Ich sitze oder stehe viel Ich habe abends schwere/dicke/ müde Beine Ich habe bläuliche Adern, vor allem rund um die Sprunggelenke Ich habe rötliche oder bräunliche Hautflecken an den Beinen Ich habe öfter Schmerzen/ Gefühlsstörungen in den Beinen/ im Fuß Ich habe schmerzhafte/gerötete/ entzündete/juckende Stellen am Bein Ich habe bereits Krampfadern/ Besenreiser Ich bewege mich wenig Ich bin übergewichtig Ich bin zuckerkrank „Zuweilen fühle ich mich mit meiner Erkrankung wie eine Rarität“ Deutsche Venen-Liga e.V. www.venenliga.de 1988 von einem Betroffenen gegründete Interessengruppe. Die Venen- Liga organisiert den jährlichen Deutschen Venentag und ist Partner für Organisation und Durchführung von Venen-Aktionstagen und -Kampagnen, z. B. mit dem VENENMOBIL, der mobilen Venenklinik mit zwei komfortablen Untersuchungsplätzen. Der Venen-Check Rechtzeitig die eigene Gesundheit checken ist gar nicht so schwierig. Ein großer Vorteil: Je früher Veränderungen erkannt werden, desto öfter können schwerwiegende Krankheiten vermieden werden. Das gilt auch für die Venen, die viel zu oft vernachlässigt werden. Hier können Sie Ihre Beine testen. Wenn einzelne dieser Aussagen zutreffen, zögern Sie nicht, einen Facharzt für Venenleiden aufzusuchen (Phlebologe). Krimiautorin Edda Minck Schilddrüse und andere Organe betroffen, was zu Diabetes und anderen Erkrankungen führen kann. Nicht zuletzt spricht man von einer Verkürzung der Lebenszeit von circa zehn Jahren. Das Mittel der Wahl ist die operative Entfernung des Adenoms – falls noch im Mikrobereich, also unter einem Zentimeter, erfolgt die Operation meist transnasal. Ist das Adenom entfernt, normalisieren sich die Hormonwerte rasant. Die Knochenanlagerungen aber verschwinden nicht. Die Extremitäten bleiben groß und sein altes Gesicht bekommt man auch nicht wieder. Frage: Wie lange hat es gedauert, bis die Diagnose gestellt war? Antwort: Bis zur Diagnose acht Jahre. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich zuweilen immer noch fassungslos, dass es acht bis zehn Ärzte waren, die offensichtlich nicht wussten, was Akromegalie ist. Frage: Wie leben Sie heute mit Ihrer Krankheit? Antwort: Abgesehen davon, dass man präsent hat, dass das Adenom jederzeit wiederkommen kann, geht es mir manchmal gut und manchmal nicht so gut. Die psychischen Auswirkungen sind sicherlich individuell AUTORIN + BUCH Edda Minck, geboren 1958 in Bochum, bleibt ihrer Heimatstadt treu. Nach nicht eben geradlinig zu nennendem Berufs- und Arbeitsleben zwischen Medizinlabor, Fernsehstudio, Theaterbühne und Restaurantküche, arbeitet sie mittlerweile als freie Schriftstellerin. Mit „ausgeträllert“ lässt sie – zur Freude der eingeschworenen Fangemeinde ihrer Ruhrgebiet-Krimis – den Wahnsinn um Maggie Abendroth weitergehen (ISBN: 978-3-940077-89-9, Taschenbuch, KBV-Verlag, 332 Seiten, 9,90 EUR) – aber ein Patient mit Akromegalie sieht nach acht Jahren Krankheit einfach nicht mehr so aus, wie er selbst. Wie geht man mit jemandem um, der sich im Spiegel nicht mehr erkennt? Ich bin dabei, es herauszufinden. Frage: Werden wir dieser seltenen Erkrankungen vielleicht mal in einem Ihrer Krimis begegnen? Antwort: Wer weiß? Wenn es zum Charakter einer Figur passt oder zur Geschichte, warum nicht? Ich bin allerdings immer noch drauf und dran, einen längeren Erfahrungsbericht über meine Erlebnisse zu verfassen. Ich bemerke immer wieder, wie verloren teilweise Betroffene sind. Nicht jeder Patient ist online, nicht jeder weiß, wie man richtig recherchiert usw. Es hat nicht jeder einen journalistischen Background, so wie ich. Ich bekomme ab und zu Feedback auf die Zeitungsartikel, die genau das erzählen. Die Menschen haben eine Diagnose und gefühlte 1000 Fragen, die sie offenbar ihrem Arzt nicht stellen konnten oder die nicht beantwortet wurden. Ich empfehle dann immer das Netzwerk der Hypophysenerkrankten, ACHSE und die dazugehörigen Foren und gebe Auskunft über meinen persönlichen Krankheitsverlauf, in der Hoffnung, den Leuten weiterzuhelfen. Blickpunkt Gesundheit 11