PROGRAMM „Missa octo vocum“ Hans Leo Hassler Sechs

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PROGRAMM „Missa octo vocum“ Hans Leo Hassler Sechs
PROGRAMM
29.05.
2016
15.30 Uhr
„Missa octo vocum“
Hans Leo Hassler
Sechs geistliche Gesänge
Hugo Wolf
und Werke von Schütz,
Rheinberger und Mechem
in der Klosterkirche St. Ottilien
Vokalensemble A cappella Ammersee
Eintritt frei – Spenden erbeten
Zum Programm
Das Ensemble
Heinrich Schütz (1585 – 1672) Also hat Gott die Welt geliebt
Hans Leo Hassler (1564 – 1612) Missa octo vocum
Josef Gabriel Rheinberger (1839 - 1901)
Warum toben die Heiden
op. 40 Nr. 2
A cappella Ammersee
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Sechs geistliche Gesänge
Kirke Mechem (*1925)
Island in Space
Das Vokalensemble A cappella Ammersee, gegründet 2009, besteht
aus 8 ambitionierten Laiensängern aus Schondorf am Ammersee,
Freising, Gilching, Landsberg und Umgebung. Alle Sänger sind
auch in anderen größeren Chören aktiv und freuen sich an der intensiven und anspruchsvollen Gestaltung geistlicher und weltlicher
Werke innerhalb eines kleinen Ensembles. Je kleiner das Ensemble,
desto höher sind die Anforderungen an jeden Einzelnen. Dieser Herausforderung stellen sie sich bei der Erarbeitung von Chormusik
aus sämtlichen Epochen von der Renaissance bis zur Moderne, von
4-stimmig bis 8-stimmig bzw. doppelchörig. Viele der Werke sind
bei Konzerten aufgenommen worden und sind auf www.youtube.
com zu hören und zu sehen.
Nähere Infos zum Ensemble und den Auftritten auf der Homepage http://acappellaammersee.jimdo.com/
Mitglieder:
Sopran:
Angelika Werner, Juliane von Meding
Alt:
Heike Müller-Syhre, Conny Hösel
Tenor:
Franz Mittermaier, Markus Türk
Bass: Brad Robinson, Christof Büttner-von Meding
Die Werke und Komponisten
Heinrich Schütz
Heinrich Schütz ist der bedeutendste deutsche Musiker des 17.
Jahrhunderts. Im Verlauf seines
knapp 90-jährigen Lebens hat er
die musikalischen Entwicklungen in Mitteldeutschland so stark
geprägt und begleitet wie kein
Zweiter.
Wolfgang Caspar Printz schrieb
1690 in seiner Historischen Beschreibung der Edelen Sing- und
Kling-Kunst die „drey berühmten S“, dies waren der Dresdner
Hofkapellmeister Heinrich Schütz, der Leipziger Thomaskantor
Johann Hermann Schein und der Hallesche Musikdirektor Samuel Scheidt, habe „man zu dieser Zeit für die besten drey Componisten in Teutschland gehalten“. Und tatsächlich: Zu Lebzeiten
wurde Heinrich Schütz als „parens nostrae musicae modernae“,
also als „Vater unserer modernen Musik“ angesehen. Die erste
deutsche Musikgeschichte von 1650 nannte ihn „den allerbesten
teutschen Componisten“, und auf seinem Grabstein wurde er als
„seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“ – als „saeculi
sui musicus excellentissimus“ – bezeichnet. Doch trotz der Wertschätzung durch seine Zeitgenossen und seine Schüler geriet er
nach seinem Tod für rund 200 Jahre lang in Vergessenheit.Geboren
wurde Heinrich Schütz am 8. Oktober 1585 in Köstritz, 1590 zog
die Familie nach Weißenfels. Im Alter von 13 Jahren wurde Schütz
vom kunstsinnigen Landgrafen Moritz von Hessen entdeckt, der
ihn als Kapellknaben nach Kassel engagierte.
Im Anschluss an die von Landgraf Moritz finanzierte Musik- und
Schulausbildung konnte Schütz in Marburg studieren; ab 1609 bezahlte der Landgraf dem jungen Musiker zudem eine dreijährige Studienreise zu Giovanni Gabrieli nach Venedig. Hier lernte
Schütz die modernen Kompositionstechniken, insbesondere die
mehrchörige Kirchenmusik kennen. Als sein Günstling 1613 endlich nach Kassel zurückkehrte, konnte Landgraf Moritz von dessen Studienerfolgen aber kaum profitieren.
Schon 1614 wurde der sächsische Kurfürst Johann Georg I. auf den
talentierten und gut ausgebildeten Musiker aufmerksam. Nach
zähen Verhandlungen mit dem hessischen Landgrafen konnte er
Schütz 1617 als Hofkapellmeister nach Dresden verpflichten.
Heinrich Schütz bekleidete das Amt über 50 Jahre. Seine Dienstzeit wurde 1628 von einer zweiten Italienreise unterbrochen, die
ihn erneut – diesmal für über ein Jahr – nach Venedig führte. Im
Zuge der Wirren des Dreißigjährigen Krieges, der 1631 auch Sachsen erreichte, kam die Dresdner Musikpflege zusehends zum Erliegen. Als die sächsische Prinzessin Magdalena Sibylle den dänischen Kronprinzen heiratete, reiste Schütz von 1633 bis 1635 nach
Kopenhagen, um die musikalische Leitung der Hoch­zeits­feierlich­
keiten zu übernehmen und den Kriegswirren in seiner Heimat für
einige Zeit zu entfliehen.
Zurück in Dresden versuchte er sich mit seinen Kompositionen
auf die veränderten Auf­führungs­bedingungen der Kriegsjahre
ein­zu­stellen. Seine Kleinen Geistlichen Concerte, die 1636 erschienen, trugen diesem Umstand durch eine verringerte Chor- und
Instrumentalbesetzung Rechnung.
Mit dem Tod Johann Georgs I.1656, vereinigte der neue Kurfürst,
Johann Georg II., die Hofkapellen und entband Schütz – langersehnt – im Alter von inzwischen 71 Jahren vom regelmäßigen
Dienst der Hofkapelle. Als nunmehr „älterer“ bzw. „Ober-Kapellmeister“ hatte er nur noch episodisch Aufgaben in Dresden zu erfüllen.
Daher nahm er seinen ständigen Wohnsitz ab 1657 wieder in die
Stadt seiner Kindheit und geht nach Weißenfels. Begraben wurde
er jedoch in Dresden, wo er sich zum Zeitpunkt seines Todes am
6. November 1672 aufgehalten hatte.
(Quelle: www.schuetz-musikfest.de)
Missa octo vocum (Hassler)
Hasslers Ouvre steht an der Stilwende von der späten RenaissancePolyphonie zu venezianisch-frühbarocker Klangentfaltung sowie
(in seinen Liedsätzen) zu schlichter, liedhafter Homophonie.
Während seine Messen und Motetten meist noch dem kontrapunktisch-imitatorischen Prinzip in der Nachfolge eines Orlando di Lasso
und eines Leonhard Lechners huldigen, entfalten seine mehrchörigen Werke, wie beispielsweise die 15-stimmige Motette „Jubilate
Deo“ oder sein 16-stimmiges „Duo Seraphim“ bereits barocke Klangpracht nach dem Vorbild der venezianischen Mehrchörigkeit.
Seine Werke zeichnen sich dabei nicht nur durch kontrapunktische
Gelehrsamkeit, sondern auch durch höchste Anmut und Zartheit
aus. In seinen vierstimmigen Bearbeitungen der gebräuchlichen
Kirchenmelodien zeigt er, wie auch das Einfachste durch charak-
tervolle Bearbeitung bedeutsam werden kann. Nicht weniger geschätzt als seine geistlichen Werke (Messen, Motetten etc.) waren
seine Madrigale, Kanzonetten und deutschen weltlichen Lieder,
darunter das später mit dem Text „O Haupt voll Blut und Wunden“ in den protestantischen Kirchengesang aufgenommene Lied
„Mein G’müt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart“, welches sich nebst vielen anderen in seinem Lustgarten neuer deutscher Gesänge zu 4–8 Stimmen (Nürnberg 1601) findet. Eine neue
Ausgabe seiner 1607 veröffentlichten Psalmen und christlichen
Gesänge erschien 1777 zu Leipzig auf „Befehl einer hohen Standesperson“ (der Prinzessin Amalie von Preußen, die von ihrem
Lehrer Johann Philipp Kirnberger dazu angeregt worden war).
Bedeutend sind auch seine - allerdings nicht sehr zahlreichen Orgelwerke. Ausgehend vom italienischen Stil seines Lehrers Andrea Gabrieli findet er zu einem eigenen Stil, der, wie auch sein
Vokalwerk, den Übergang von der Orgelmusik der Renaissance
zu barocken Modellen vorwegnimmt und so für den deutschen
Orgelstil des 17. Jahrhunderts Bedeutung erlangt.
Seine bedeutendste Instrumentalkomposition ist aber ein Cembalowerk, das Variationswerk „Ich ging einmal spazieren“, 31 mal
verändert, das in seiner Zeit durch die Länge der Komposition
(etwa 42 Minuten) und den mit ihr verbundenen Anspruch einzigartig ist. Der Einfluss dieses durchkomponierten Werks findet
sich bei den Liedvariationen des 17. Jahrhunderts, beispielsweise
bei Sweelinck und Scheidt sowie noch bei Pachelbel.
Die doppelchörige „Missa octo vocum“ entfaltet seine barocke
Klangpracht nach dem Vorbild der venezianischen Schule. Das
Werk zeichnet sich dabei nicht nur durch kontrapunktische Gelehrsamkeit, sondern auch durch Kontrastreichtum aus.
Die achtstimmige Messe entstammt einer, seinem damaligen Arbeitgeber Octavian II. Fugger gewidmeten Sammlung mit meh-
reren Messvertonungen und trägt sicherlich nicht von ungefähr
dessen Namen.
Aufbau
altgriechisch bzw. lateinisch
deutsch
Kyrie
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich.
Christe eleison.
Christus, erbarme dich.
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich.
Gloria
Gloria in excelsis Deo
Ehre sei Gott in der Höhe
et in terra pax hominibus bo- und Friede auf Erden den Mennae voluntatis.
schen seiner Gnade.
Laudamus te,
Wir loben dich,
benedicimus te,
wir preisen dich,
adoramus te,
wir beten dich an,
glorificamus te.
wir rühmen dich.
Gratias agimus tibi propter
Wir danken dir, denn groß ist
magnam gloriam tuam,
deine Herrlichkeit:
Domine Deus, Rex caelestis, Herr und Gott, König des Himmels,
Deus pater omnipotens.
Gott und Vater, Herrscher über
das All
Domine Fili unigenite, Iesu
Herr, eingeborener Sohn, Jesus
Christe,
Christus.
Domine Deus, Agnus Dei,
Herr und Gott, Lamm Gottes,
Filius Patris;
Sohn des Vaters,
qui tollis peccata mundi,
der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
miserere nobis;
erbarme dich unser;
qui tollis peccata mundi,
der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
suscipe deprecationem nos- nimm an unser Gebet;
tram;
qui sedes ad dexteram Patris, du sitzest zur Rechten des Vaters:
miserere nobis.
erbarme dich unser.
Quoniam Tu solus Sanctus,
Denn du allein bist der Heilige,
Tu solus Dominus,
du allein der Herr,
Tu solus Altissimus,
du allein der Höchste,
Iesu Christe,
Jesus Christus,
cum Sancto Spiritu
mit dem Heiligen Geist,
in gloria Dei Patris. Amen.
zur Ehre Gottes des Vaters.
Amen.
Credo
Credo in unum Deum,
Wir glauben an den einen Gott,
Patrem omnipotentem,
den Vater, den Allmächtigen,
factorem caeli et terrae,
der alles geschaffen hat, Himmel
und Erde,
visibilium omnium et invisi- die sichtbare und die unsichtbabilium.
re Welt.
Et in unum Dominum Jesum Und an den einen Herrn Jesus
Christum,
Christus,
Filium Dei unigenitum,
Gottes eingeborenen Sohn,
et ex Patre natum ante omnia aus dem Vater geboren vor aller
saecula.
Zeit:
Deum de Deo, lumen de lu- Gott von Gott, Licht vom Licht,
mine,
Deum verum de Deo vero,
wahrer Gott vom wahren Gott,
genitum, non factum,
gezeugt, nicht geschaffen,
consubstantialem Patri:
eines Wesens mit dem Vater:
per quem omnia facta sunt.
durch ihn ist alles geschaffen.
Qui propter nos homines
Für uns Menschen und zu unserem Heil
et propter nostram salutem
descendit de caelis.
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
Et unam, sanctam, catholicam
und die eine, heilige, katholische
Et incarnatus est de Spiritu
Sancto
ex Maria Virgine:
et homo factus est.
Crucifixus etiam pro nobis
sub Pontio Pilato;
durch den Heiligen Geist
et apostolicam Ecclesiam.
und apostolische Kirche.
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt
unter Pontius Pilatus,
passus et sepultus est,
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung
der Toten
und das Leben der kommenden
Welt. Amen.
et resurrexit tertia die
hat gelitten und ist begraben
worden,
ist am dritten Tage auferstanden
Confiteor unum baptisma
in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem
mortuorum,
et vitam venturi saeculi.
Amen.
secundum Scripturas,
nach der Schrift
et ascendit in caelum,
und aufgefahren in den Himmel.
sedet ad dexteram Patris.
Et iterum venturus est cum
gloria,
judicare vivos et mortuos,
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in
Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die
Toten;
seiner Herrschaft wird kein
Ende sein.
cuius regni non erit finis.
Et in Spiritum Sanctum,
Wir glauben an den Heiligen
Geist,
Dominum et vivificantem:
der Herr ist und lebendig macht,
qui ex Patre Filioque proced- der aus dem Vater und dem
it.
Sohn hervorgeht,
Qui cum Patre et Filio,
der mit dem Vater und dem
Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
simul adoratur et conglorificatur:
qui locutus est per prophetas. der gesprochen hat durch die
Propheten;
Sanctus
Sanctus, sanctus, sanctus
Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt coeli et terra
gloria tua.
Hosanna in excelsis.
Benedictus
qui venit in nomine Domini.
Hosanna in excelsis.
Heilig, heilig, heilig
Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.
Erfüllt sind Himmel und Erde
von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.
Hochgelobt sei,
der da kommt im Namen des
Herrn.
Hosanna in der Höhe.
Agnus Dei
Agnus Dei qui tollis peccata
mundi, miserere nobis.
Agnus Dei qui tollis peccata
mundi, miserere nobis.
Agnus Dei qui tollis peccata
mundi, dona nobis pacem.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns
deinen Frieden.
Hans Leo Hassler
Sechs geistliche Gesänge (Wolf)
Hans Leo Hassler gehörte einer
berühmten Musikerfamilie an.
Sein Vater Isaac (* um 1530 in Joachimsthal, Böhmen) war seit 1558
Organist an der Spitalkirche in
Nürnberg und bildete ihn schon
früh zum Organisten aus. Später
erhielt er Unterricht bei Leonhard
Lechner, ab 1584 bei Andrea Gabrieli in Venedig. 1585 wurde er in
Augsburg Kammerorganist des
Grafen Oktavian II. von Fugger
und Organist an St. Moritz.
Um die Schmerzen einer langjährigen, jäh abgebrochenen Liebesbeziehung zu lindern, vertiefte sich der 21-jährige Hugo Wolf in die religiöse Lyrik des frühromantischen Dichters Joseph von Eichendorff.
1590 erschien seine erste Sammlung „Canzonette a quatro voci“. Für
seine Kompositionstätigkeit waren die Jahre 1596-1608 die fruchtbarsten seines Lebens. Von 1608 bis an sein Lebensende veröffentlichte er selbst kein einziges Werk mehr. In anderen Sammelwerken
verschiedener Herausgeber finden sich weitere Stücke sakraler und
weltlicher Art. Pfingsten
1600 wurde er für ein Jahr neben seinen anderen Tätigkeiten noch
Leiter der Augsburger Stadtpfeifer. Nach dem Tod des Grafen Oktavian ging er 1601 nach Nürnberg, wo er sich in erster Linie kaufmännischen Geschäften und der Entwicklung und Herstellung von
Orgelautomaten widmete. Ab 1608 war er Kammerorganist des in
Dresden residierenden Kurfürsten Christian II. von Sachsen.
Im Jahr 1595 wurde er von Kaiser Rudolf II. zusammen mit seinen
Brüdern Caspar und Jakob in den Adelsstand erhoben. 1604 erhielten sie das Adelsprädikat von Roseneck.
Hans Leo Hassler starb 1612 auf einer Reise in Frankfurt am Main
an Schwindsucht.
Die sechs von ihm ausgesuchten Gedichte fügte er dann zu einem
Liederzyklus für vierstimmigen gemischten Chor zusammen, wobei
er die Reihenfolge der Stücke selber festlegte und jedes Gedicht mit
einem programmatischen Titel versah:
I. Aufblick
II. Einkehr
III. Resignation
IV. Letzte Bitte
V. Ergebung
VI. Erhebung
Damit schuf der junge Komponist eine nächtliche Meditation in vier
Teilen (Sätze II-V), umrahmt von einer Proklamation (Satz I) sowie
einer Bekräftigung (Satz VI) des Glaubens.
Die Sätze, die den Kern des Werkes bilden, führen in vier Stufen
über Weltabgewandtheit (Satz II), Lebensmüdigkeit (Satz III) und
Entsagung (Satz IV) zu einer inbrünstigen Demut, in der einzig der
Wille Gottes Sinn und Bedeutung hat.
Zu Lebzeiten hat der Komponist seinen Chorzyklus nie veröffentlicht und eher als tief empfundene persönliche Aussage und Bekenntnis betrachtet.
Heute gehören jedoch die „Sechs geistlichen Gesänge“ zu den unbestrittenen Schätzen der spätromantischen Chorliteratur.
Hugo Wolf
Der 1860 im steirischen Windischgratz geborene Hugo Wolf
gehört zu den Ausnahmeerscheinungen der spätromantischen deutschen Musikgeschichte.
Zeitlebens jähzornig und unbeugsam überwarf er sich ständig mit allen Lehrern und Lerneinrichtungen, bekleidete nie
einen festen Posten und war unfähig, sich als Lehrer zu behaupten.
Stattdessen arbeitete er in Wien als hitzköpfiger Musikkritiker (wodurch er viele lebenslange Feindschaften erntete) und gewann durch
seine offensichtlichen schöpferischen Begabungen und persönlichen
Charme einen Kreis von Gönnern, die ihm zeitlebens die Treue hielten.
Sein Werkverzeichnis ist ausgesprochen einseitig: Neben einem
gelungenen und einem weniger gelungenen Streichquartett, einer
missratenen Tondichtung, ein paar Bühnenmusiken und einer erfolglosen Oper stehen rund 400 Klavierlieder, die den Komponisten
Wolf gleichrangig mit Schubert, Schumann und Brahms ins Viergestirn der deutschen Liedkunst erheben.
Bei den „Sechs geistlichen Gesängen“ handelt es sich - abgesehen
von einigen verworfenen Jugendwerken - um die einzigen A-cappella-Chorwerke aus seiner Feder. Hugo Wolf starb 1903 in Wien in
einem Zustand geistiger Umnachtung.
„Island in Space“ (Mechem)
Im März 1969 unternahm der amerikanische Astronaut Russell
Schweickart als Mitglied der Raumfahrtmission Apollo 9 Außenarbeiten am Raumschiff vor und machte dabei als erster einen „ungebundenen Weltraumspaziergang“, d.h. ohne Verbindung zum
Mutterschiff.
Während er schwerelos im All schwebte und auf die Erde herabblickte, durchfuhr ihn ein „metaphysisches Erlebnis“ (so seine eigenen Worte), das er später in Schriften und Interviews mehrfach
beschrieb.
Eine solche Beschreibung befindet sich in seiner Buchveröffentlichung „No Frames, No Boundaries“ (New York 1977), aus der der
amerikanische Komponist Kirke Mechem auszugsweise in seinem
Chorstück „Island in Space“ auch zitiert.
Als ergänzende Texte fügte Mechem die Worte „Dona nobis pacem“
aus der lateinischen Messe sowie ein Zitat aus einem Zeitungsartikel
des damals hoch angesehenen amerikanischen Dichters Archibald
MacLeish (1892-1982) noch hinzu.
Die Vertonung dieser Texte als „Island in Space“ für achtstimmigen
gemischten Chor wurde bald unter ambitionierten Chören zu einem
beliebten Repertoirestück. Im Jahre 2010 hat das angesehene kalifornische Vokalensemble Chanticleer das etwa siebenminütige Stück
zu Ehren des anwesenden ehemaligen Astronauten Schweickart
vorgesungen.
Kirke Mechem
Der 1925 in Wichita/Kansas geborene amerikanische Komponist Kirke Mechem studierte an
der Stanford University (B.A.),
der Harvard University (M.A.)
und später auch in Wien Komposition und Dirigieren. 1956 lehnte
er eine Berufung nach Harvard
als Lehrer und Dirigent ab, um
sich der Komposition ganz widmen zu können.
Am Ende seines letzten Wienbesuchs kehrte er 1963 in die USA
nach San Francisco zurück, wo er auch heute noch als freischaffender Komponist lebt.
Zu seinem Werkverzeichnis gehören mehr als 250 Werke in beinahe
allen musikalischen Gattungen, wobei der Schwerpunkt auf Chormusik und Oper liegt.
Über seinen eigenen Werdegang berichtet er: „Meine Mutter war
strenggläubige Presbyterianerin, mein Vater hingegen Atheist, dennoch hegten sie uneingeschränkt eine gegenseitige Hochachtung für
ihre Lebensansichten.
Die verbindende spirituelle Kraft in unserer Familie war die Musik.
Nimmt es denn auch wunder, dass ich die Musik als etwas fast Heiliges erachte?
Nicht etwa im religiösen Sinne, sondern in dem Sinne, dass die
Wahrheit heilig, das Leben heilig ist?“ Es ist diese Einstellung, die
auch sein Chorwerk „Island in Space“ durchdringt.
(Text-Quelle: Wikipedia)

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