Wer liest, kann mitreden
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Wer liest, kann mitreden
WAZ BOCHUM WBO_3 NR.244 Handy am Steuer: Fahrer muss büßen Wer liest, kann mitreden WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz diskutierte gestern mit Gästen über Emanzipation. Eine kleine Umfrage zum Thema in der Kaffeebar der Ruhr-Uni-Mensa Er zog vor Gericht - wo es aber nur teurer wurde Weil er am Steuer seines 40Tonners per Handy telefoniert hatte, musste ein 37-jähriger Mann gestern vor Gericht büßen. Er hatte gegen einen Bußgeldbescheid über 40 € und einen Punkt in Flensburg Einspruch eingelegt. Doch aus dem Einspruch wurde ein Eigentor. Denn jetzt bekommt der Brummi-Fahrer zusätzlich zu den 40 € und jenem Punkt auch noch die Kosten für drei Zeugen, das Gericht und seinen Anwalt abgebrummt. Der Lkw-Fahrer war im April auf der A 40 in Bochum von einer Polizeistreife angehalten worden. „Es war ganz klar zu sehen, dass er ein Handy am Ohr hatte”, sagte ein Polizist (44) gestern im Zeugenstand. Ein zweiter Beamter bestätigte dies. Der Fahrer behauptete damals, er habe gar nicht telefoniert. Trotzdem bekam er jenen Bußgeldbescheid. Das passte ihm nicht - und zog vor Gericht, wo der Fall als Ordnungswidrigkeit verhandelt wurde. Gestern nun meinte er, dass er damals nur sein verkabeltes Funkgerät von der Decke des Führerhauses in der Hand gehabt habe. Aber das glaubte ihm die Richterin offenbar nicht. Mit Blick auf viele vorherige Verhandlungen wegen Handy am Steuer meinte sie: „Wir kriegen hier die dollsten Einlassungen: Rasierapparat, Diktiergerät ...” Der bisher völlig unbescholtene Lkw-Fahrer (120 000 km pro Jahr) hatte auch einen Entlastungszeugen mitgebracht. Aber der konnte die Richterin nicht überzeugen. Und so nahm der Lkw-Fahrer seinen Einspruch zurück. Sonst hätte es ein Urteil gegeben - und das hätte dann noch mehr Kosten B.Ki. bedeutet. Freitag, 19. Oktober 2007 Von Felix Ehlert „Wie emanzipiert sind Frauen heute wirklich?” Dieser Frage ging WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz gestern gemeinsam mit der Theologin Uta RankeHeinemann, der Gender-Expertin Ilse Lenz, Stephanie Dethier von Nokia und zwei Studierenden der Ruhr-Universität nach. Die WAZ hörte sich am Rande der Veranstaltung um. „Das Thema Emanzipation ist nach wie vor aktuell und kocht immer wieder hoch”, sagt Sabine Herrmann aus Bochum, die in der sechsten Reihe Platz genommen hat, „da muss man jeden Tag aufs Neue drum ringen.” „Da muss man jeden Tag aufs Neue drum ringen” So sieht das auch Verena Schuh. Sie studiert Philosophie und Gender im ersten Semester und wurde von Prof. Ilse Lenz auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Den größten Verbesserungsbedarf sieht die Studentin in der Arbeitswelt. Denn: Im Schnitt verdienen Frauen 25 Prozent weniger als Männer. Etwas abseits sitzt Thomas Frank. Auch er ist Student von Prof. Lenz. Der junge Bochumer Soziologe hält das Thema der Diskussion für sehr aktuell. Für seine weitere Forschung versucht er, es mit seinem zweiten Studienfach, Literaturwissenschaft, zu verbinden. Interdisziplinäre Arbeit also. „Ich bin noch auf der Suche nach theoretischen Leitlinien dafür”, sagt Frank, Über Gleichberechtigung diskutierte WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz (Mitte) gestern mit Ilse Lenz (rechts daneben), Uta Ranke-Heinemann (ganz rechts) und Studierenden der Ruhr-Universität. Foto: WAZ, Ingo Otto der im zehnten Semester die Ruhr-Universität besucht. „In der Naturwissenschaft gibt es inzwischen einen hohen Anteil von Studentinnen. Aber unsere Professoren sind nach wie vor alle männlich.” Kerstin Möller studiert Biochemie im neunten Semester und hört zu, weil eine Kommilitonin von ihr auf der Bühne mitdiskutiert. In ihrem Fach sind an der RUB mittlerweile 60 bis 70 Prozent der Studierenden weiblich. Wer aber Karriere machen will, betont Kerstin Möller, muss sich immer noch gegen das Kinderkriegen entscheiden. „An der Feminismus-Debatte hat sich in den letzten Jahrzehnten überhaupt nichts geändert”, wettert Roswitha Schulte, die dem Gespräch aus der Distanz lauscht. Weniger Verdienst, weniger Führungspositionen. „Das Problem ist schon so lange bekannt, es wird mal Zeit für Gegenmaßnahmen”, fordert die Bochumerin. Gudrun Meimberg sieht bei der Emanzipation einen Zwiespalt: „Es ist schon viel erreicht worden bezüglich Frauenbild und Selbstständigkeit, trotzdem muss man weiter fordern und sich kämpferisch ge- ben. Das tun einige nicht.” Die studierte Philosophin kritisiert gleichzeitig die Rolle der Männer: „Emanzipation heißt nicht: Wer als Frau Karriere machen will, muss die Doppelbelastung von Beruf und Familie schultern können.” Dass von Frauen in Führungspositionen das gleiche Verhalten wie von Männern erwartet wird, ist für Elisabeth Franke ein Problem. „Sie haben andere Stärken”, sagt die Sozialwissenschaftlerin und fügt hinzu: „Wir brauchen nicht mehr Emanzipation, wir brauchen mehr Klugheit.” Dazu Politik Reitz-Thema Die gestrige Veranstaltung in der schicken Kaffeebar der Ruhr-Uni-Mensa wurde von über 100 Menschen besucht. Von 16 bis etwa 17.30 Uhr fanden sich dort Studenten, Dozenten, aber auch viele Interessierte von außerhalb der Universität ein. Die Veranstaltung gestern war die zweite aus der Reihe „Reitz-Thema des Monats”. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz bezieht dabei zu einem aktuellen Thema Stellung. Fortsetzung folgt. Reif fürs Bermuda3eck Die US-Restaurantkette „Hooters” eröffnet im Januar 2008 eine Filiale im ehemaligen „Patu”. Die ausschließlich weiblichen Kellnerinnen sollen per Casting gesucht und gefunden werden. Von Jürgen Boebers-Süßmann Anfang Januar 2008 wird an der Kortumstraße 7, mitten im Bermuda3eck, ein „Hooters”Restaurant eröffnet. Betreiber ist die Wings of Germany AG, die als Exklusiv-Lizenznehmer der US-Kette in Deutschland auftritt. Neben Hamburgern und Chicken Wings sind vor allem die aufreizend gekleideten vollbusigen Serviererinnen das Markenzeichen des Hooters-Imperiums. Bislang gibt es nur ein Hooters in Deutschland, und zwar in Neunkirchen/Saar. Für Bochum als ersten GroßstadtStandort habe das große Einzugsgebiet und die Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet gesprochen, so Wings-of-Germany-Vorstand Michael Rennig: „Wir freuen uns auf das gemeinsame Standortmarke- ting in Bochum. Ich bin sicher, dass Hooters neue Gäste ins Bermuda3eck ziehen wird.” Im Vorstand der Immobilienund Standortgemeinschaft Bermuda3eck (ISG) ist die Ansiedlung des neuen Mitbewerbers heftig umstritten (die WAZ berichtete). Im ehemaligen „Patu” wird sich Hooters mit 130 Plätzen im Restaurant und 120 Außensitzen präsentieren. Der Komplettumbau hat begonnen und soll bis Dezember abgeschlossen sein. Wings of Germany investiert 800 000 Euro in das Restaurant, das als Referenzobjekt für weitere Lokale dienen soll. Man sei strikt auf Expansionskurs, so Rennig. Von der „Basis Bochum” aus sollen in den nächsten zehn Jahren 22 Hooters-Sportsbars u.a. in Essen, Köln und Düsseldorf realisiert werden. Michael Rennig mit Sara und Judith. Die beiden Hooters-Girls werden ihre per Casting ausgewählten Bochumer Kolleginnen einarbeiten. Foto: WAZ, Ingo Otto Angelaufen ist auch das Casting für die Hooters-Girls. Ein Trainer aus den USA wird die Damen auf ihren Job vorbereiten. Die Hooters-Serviererinnen sind keine einfachen Kellnerinnen, sondern bieten den Gästen auch Tanz- und ShowEinlagen. Auf die Fertigstellung des Lokals im Dezember folgt die Schulung der Bedienerinnen, so dass die Eröffnung erst Anfang des Jahres über die Bühne gehen wird. 1983 war in Florida das erste Hooters eröffnet worden. Mittlerweile gibt es 452 Filialen, 405 in den USA, 47 in 21 Ländern von Guatemala bis Singapur. Laut Statistik sind 68 % der Besucher Männer zwischen 25 und 54 Jahren. Zehn Prozent der Kundschaft kommt mit Kindern – weshalb die Speisekarte auch ein „Kids-Menu” bieten wird. VOR 50 JAHREN WAZ-RÜCKBLENDE Beim Kinopublikum erfreute sich der „vergnügte und gemütvolle” Film „Witwer mit fünf Töchtern” von Heinz Erhardt in der Hauptrolle weiterhin größter Beliebtheit, wie die WAZ in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober 1957 schrieb. Daher habe das Union-Kino den Film im Programm gelassen. Die WAZ urteilte über den Film mit Erhardt als „Trottel mit Absicht”: „Beste Partnerin unter den fünf Töchtern ist die reizende kleine Elke Aberle mit angeborenem schauspielerischen Talent. Der Heinz Erhardt des Mikrophons und der Bühne findet auch im Film ungezählte Freunde seines trockenen Humors und seiner entwaffnend naiven Späße.” „Greis wütet im Rausch”, titelt die WAZ am selben Tag. Als eine „Tragödie am Rande des Alltags möchte man den traurigen Fall der beiden Herner Greise Franz W. (77) und Karl S. (79) nennen. Ein langes Leben lang, seit ihren Militärtagen vor dem ersten Weltkrieg waren sie Freunde gewesen. Am 22. Januar 1957 aber fand Karl den Tod durch die Hand des Kameraden Franz.” Beide seien dem erhöhten Alkoholgenuss nicht abgeneigt gewesen. Volltrunken gerieten die Beiden, möglicherweise erkannte der eine den anderen nicht, in einen Streit: „Jedenfalls brachte Franz den älteren und noch hinfälligeren Karl zu Fall.” Karl starb an den erlittenen Verletzungen. „Franz änderte von da an sein Leben. Er genoß den Alkohol nur noch in mäßigen Grenzen.” Der Mann wurde zu sechs Monaten Haft verurteilt. Das Bergbaumuseum eröffnete eine Ausstellung zur Tracht des Bergmannes aus den letzten 250 Jahren. „Diese Reihe von etwa 50 Bildern zeigt, dass die Tracht des Bergmannes Bestandteil eines jahrhundertealten Brauchtums und damit Ausdruck eines traditionsgebundenen Standardbewusstseins” ist. Mit zehn Bildern druckte die WAZ einen „wesentlichen Ausschnitt” der Aussteljeb lung. Elternabend für Wadenwickel und Zwiebelsäckchen Am Mittwoch, 24. Oktober, findet von 20 bis 22.15 Uhr ein Elternabend zum Thema „Wadenwickel, Zwiebelsäckchen und Co.” in der Familienbildungsstätte der Stadt Bochum, Zechenstraße 10, statt. Im Mittelpunkt des Abends stehen Hausmittel für Kinder. Wie wende ich verschiedene Wickel richtig an? Was bewirkt ein Zwiebelsäckchen? Diese und weitere Fragen sollen beantwortet werden, um ein wenig mehr Sicherheit im Umgang mit Hausmitteln zu bekommen. Weitere Informationen und Anmeldungen unter 0234-9105110 bzw. unter 9105117 oder im Büro der Familienbildungsstätte der Stadt Bochum.