Medien und Krieg: Öffentliche Meinung, Fernsehen und Internet im

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Medien und Krieg: Öffentliche Meinung, Fernsehen und Internet im
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Peter Filzmaier
Medien und Krieg: Öffentliche Meinung,
Fernsehen und Internet im Irak-Konflikt
W
ir leben in einer Medienwelt. Was wir
über Politik wissen, zu wissen glauben
oder nicht wissen, ist fast ausschließlich
Produkt der massenmedialen Berichterstattung, insbesondere des Fernsehens. Kriege werden militärisch geführt, aber politisch und medial gewonnen bzw. verloren, weil die Mehrheitsmeinung der
Öffentlichkeit über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Medienberichte sind Teil der psychologischen
Kriegsführung, um den Gegner zu demoralisieren
und die Kampfmoral in den eigenen Reihen zu heben. Kriege sind zugleich hochprofessionelle Medienkampagnen, um die öffentliche Meinung zu
kontrollieren.1
Aus US-amerikanischer Sicht ist eine solche Entwicklung gefährlich, weil
a) nach Kriegsende sowohl die Errichtung bzw. Aufrechterhaltung einer stabilen Ordnung im Nahen
und Mittleren Osten als auch eine friedliche Weltordnung von der Unterstützung durch Regierung
und Bevölkerung in verbündeten und nicht-verbündeten Ländern abhängig ist, und
b) die These existiert, dass allein die Weltmeinung eine mögliche „Zweite Supermacht“ und damit
Konkurrenz und Korrektiv für die US-Außenpolitik ist.
Für die USA ist das im Krieg gegen den Irak aus zwei
Gründen unbedingt notwendig:
• Innenpolitisch gab es Ende März 2003 nach
Meinungsumfragen eine Zweidrittelmehrheit für die
Kriegspolitik von Präsident Bush, die aber auf Grund
der gleichzeitigen Sorgen von zwei Dritteln der USBevölkerung vor zu vielen Opfern/terroristischen
Vergeltungsschlägen, zu hohen Kosten, zu langer
Kriegsdauer usw. trotz eines überhöhten Patriotismus nicht gesichert war. Ein „Kippeffekt“ der öffentlichen Meinung war vor allem durch unerwünschte
Medienberichte (ungünstiger Kriegsverlauf, strategische Fehler, Darstellung von toten Soldaten bzw. Zivilisten und/oder Kriegsgefangenen usw.) zu befürchten. Bis zu 70 Prozent Zustimmung für Bush
sind außerdem kein Spitzenwert, weil während des
Golfkriegs 1990/91 sein Vater über Popularitätswerte von fast 90 Prozent verfügte. Nach den Terroranschlägen am 11. September erreichte Bush junior mit
90 Prozent sogar eine Rekordmarke in der Geschichte der US-Meinungsforschung. 2003 aber benötigte
Bush den Krieg im Irak, denn im Unterschied zur
Kriegsbefürwortung betrugen die Zustimmungsraten für seine Wirtschaftspolitik weniger als 50 Prozent.2
• Weltpolitisch hat sich das Image der USA seit
1999/2000 dramatisch verschlechtert, wobei die Terroranschläge am 11. September nur einen kurzfristigen Solidaritätseffekt auslösten. Vor drei Jahren zeigten beispielsweise 83 Prozent der Briten, jedoch auch
78 Prozent der Deutschen und 52 Prozent der Türken
ein positives Amerikabild. Am 17. März 2003, zwei
Tage vor dem offensichtlichen Kriegsbeginn, hatte
nur noch jeder zweite Brite, jeder vierte Deutsche
und jeder zehnte Türke eine gute Meinung von den
USA.3
Die Berichterstattung des Fernsehens ist durch folgende Phänomene gekennzeichnet:
• Neue Formen der Bild- und Sprachkontrolle,
d. h. infolge der im Vergleich zum Golfkrieg 1990/91
stark gestiegenen Komplexität der Fernsehwelt und
durch das Internet als potenzielles Alternativmedium hat sich die Strategie der Medienbeeinflussung
geändert von der zentralistischen Bildzensur zur
verfeinerten „Journalistensubversion“.
• „Bad News are not Good News“, d. h. die Konkurrenzsituation vor allem von US-amerikanischen
Medien-(Fernseh-)anstalten führt in der „westlichen“ Welt nicht zu einer extremen Bilddramatisierung durch möglichst negativ emotionalisierende
Kriegsaufnahmen, sondern es gibt ein freiwilliges
Selbstregulativ bis hin zur solidarischen Anpassung
an die Kommunikationsstrategie von Regierung und
Militär der USA.
• US-amerikanische und arabische Realität im
Widerspruch, d. h. selten zuvor lieferten unterschiedliche Fernsehanstalten ein derart konträres
Gesamtbild eines Krieges.
• Gewöhnung an den Krieg, d. h. Spitzenwerte
der Zahl der Fernsehzuseher gab es lediglich in der
absoluten Anfangsphase des Krieges.
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1 Krieg im Fernsehen
1.1 Bilder und Sprache
Die Macht der (Fernseh-)Bilder ist für die Vermittlung von Inhalten ungleich größer als das Machtpotenzial sonstiger Vermittlungsformen. Der Zweite
Golfkrieg als scheinbar sauberer Fernseh- und Computerkrieg hat 1991 gezeigt, dass auch im Bereich Internationale Politik unabhängige Massenmedien
und ein hochkomplexes Mediensystem für staatspolitische Interessen instrumentalisierbar sind. Die US-
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Medien – CNN wurde als „Regierungsfunk“ kritisiert – zeigten damals bis zu 150.000 Tote nicht, folgerichtig war auch in Europa und Österreich nichts
zu sehen.
Im Irakkrieg 2003 wird die klassische und 1991
durch das faktische CNN-Bildmonopol begünstigte
Kontrolle der Berichterstattung bis hin zum Ausschluss der Öffentlichkeit von unerwünschten Bildern durch ein System der Einbindung von Kriegsreportern in das Militär verfeinert. Etwa 600 Reporter
wurden sorgfältig ausgewählt und dürfen nach Akzeptanz einer 50-Punkte-Vereinbarung, welche u. a.
militärische Zensurmaßnahmen beinhaltet, Truppeneinheiten als deren Mitglieder begleiten („embedded journalists“).
Infolge des US-regierungsfreundlichen Auswahlverfahrens, der vereinbarten Einschränkungen für
die Berichterstattung und aus psychologischen
Gründen – Reporter sind als Teil der Truppe auf
Schutz und Kameradschaft angewiesen, es kommt
psychologisch zum „Stockholm-Syndrom“ der Verbündung – resultiert daraus zwangsläufig eine sehr
einseitige Berichterstattung, sodass beispielsweise
Bilder von getöteten und kriegsgefangenen Soldaten
nicht bzw. nur mit Verspätung und in geschönter
Form gezeigt werden. Ein anderes Beispiel für die
Inszenierung von Medienbildern: In Qatar wurde für
250.000 US-Dollar ein Designer beauftragt, um jenen
Raum, wo der kommandierende US-General seine
Pressekonferenzen gab, auszustatten.
Die Kampagne zur sprachlichen Kontrolle gestaltet sich als längerfristige Strategie, wurde bereits vor
Kriegsbeginn eingeleitet und gilt in den USA als
Musterbeispiel für eine erfolgreiche Propagandaarbeit zur Beeinflussung der (nationalen) öffentlichen
Meinung gemäß den zitierten Mehrheiten. Politische
Propaganda beruht auf Stimmungen und Emotionen, sodass scheinbar objektive Quellen („Sender“)
persuasive Botschaften vermitteln können. Durch
die Darstellung des Iraks als Gefahr für die USA ist
ein Stimmungsbild geschaffen worden, das einen
fruchtbaren Boden für folgende (Des-)Informationskampagnen der US-Regierung bildet (pre-persuasion).
In den USA ist, im Unterschied zur europäischen
Wahrnehmung, zugleich die Glaubwürdigkeit der
Propagandaquellen – Präsident, Außen/Verteidigungsministerium, Armee und Geheimdienste usw.
– unbestritten (source credibility). Subjektive Ängste,
ein überhöhter Patriotismus und Saddam Hussein
als Feindbild sorgen für die Gefühlsgrundlage (emotions) von zielgerichteten Botschaften (messages) zur
Kriegsunterstützung durch die öffentliche Meinung.
Schlagwörter der Propaganda im Krieg gegen den
Irak, dessen Regierung als „dreckiges Dutzend“ bezeichnet wird, leisten insbesondere die Funktionen
der Verschleierung und Verniedlichung von Realitäten des Krieges. In Anlehnung an George Orwells
Newspeak in seinem Roman „1984“ ist der Begriff eines Pentagon Speak (Abb.) geprägt worden.4 Typische
Beispiele sind die Bezeichnung von todbringenden
Bomben als „smart bombs“ oder „Mutter aller Bomben“, das Wort Kollateralschaden für die unbeabsichtigte Tötung von Zivilisten, „friendly fire“ als
(tödliche) Schüsse von verbündeten Einheiten oder
Luftschläge anstatt von Bombenangriffen bzw. ein
„Enthauptungsschlag“ als massiver Bombenangriff,
der auch Saddam Hussein töten sollte. Der Großangriff auf Bagdad wird zur „hochkinetischen Aktion“.
Nach ihrer Sprachregelung führt die USA keinen
Angriffskrieg, welcher die schwerstmögliche Verletzung des Völkerrechts darstellt, sondern einen Präventivschlag. Eine militärisch relevante Unterstützung kommt ausschließlich von Großbritannien, gesprochen wurde von einer „Koalition der Willigen“
mit 45 Staaten und Mitrechnung von Albanien, der
Solomon-Inseln, Mikronesiens usw. Demgegenüber
steht der Irak als Teil einer „Achse des Bösen“, welche als Fortführung der früheren Bezeichnung
„Schurkenstaaten“ und anstatt des neutraleren „Besorgnis erregende Staaten“ sachlich nicht definierbar
ist, sondern ausschließlich auf einer politischen Qualifikation der USA beruht.
Abbildung: „Pentagon Speak“ als Kunstsprache im Irakkrieg
Pre-emption
Angriffskrieg
Shock and Awe
Einschüchterung durch Bombenangriffe
„Going Highly Kinetic“
Großangriff
Vertically Envelop
Luftangriff
Decapitation Strike
Bombenangriff gegen irakische Führung
Dirty Dozen
Irakische Regierung
Massive Ordonance Air Blast (MOAB)
„Mutter aller Bomben“ (größte nicht-nukleare Bombe
Collateral Damage
Tötung von Zivilisten
Friendly Fire
(tödliche) Schüsse von verbündeten Einheiten
Rogue States; Axes of Evil (States of Concern)
zu bekämpfende Staaten/Regierungen
Coalition of the Willing
Staaten mit Kriegsbefürwortung
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1.2 Keine schlechten Nachrichten?
Der relative Verzicht auf eine mediale Dramatisierung der Kriegsbilder – nicht etwa als Verzicht auf
eine umfangreiche Kriegsberichterstattung zu verstehen! – in den USA und Europa ist auffallend, weil
im globalen Konkurrenzkampf der Fernsehanstalten
eine Vereinheitlichung der Bilder stattfindet.
Die US-amerikanischen TV-Networks folgen dem
Phänomen des 11. September (als sie den Verzicht
auf Exklusiv-Bilder vereinbarten und gemeinsam auf
CNN-Bildmaterial zugriffen), und versuchen sich
nur bedingt durch Angriffe in unzähligen Wiederholungen, allenfalls sogar während der nachfolgenden
Berichte durch einen geteilten Bildschirm (split screen-entertainment) in einer Endlosschleife denkbar,
berührende Opferbilder, spektakuläre Schlachtszenen usw. zu übertreffen. Eine solche Kriegsdarstellung ist bemerkenswert, weil sich die US-Fernsehanstalten in Privatbesitz und im weltweit schärfsten
Verdrängungswettbewerb befinden. Für europäische Sender und den ORF entsteht dadurch ein Dilemma, weil das US-Bildmaterial eine wichtige Quelle darstellt und ergänzende Korrespondentenberichte sowie Reportagen in tief greifender Form nicht
möglich sind.
1.3 Amerikanische und arabische Realität
Im Unterschied zu bisherigen Symbolbildern politischer Gewalt – siehe das Life Magazine-Photo der
neunjährigen Phan Thi Kim Puc, die nackt am 8. Juni
1972 Opfer eines US-Napalmangriffs auf Vietnam
wurde – sollten Abbilder des Schreckens in den USA
nicht die Öffentlichkeit erreichen. Den Kontrapunkt
stellen Bilder arabischer Sender (Al Jazeera und Abu
Dhabi TV) sowie des irakischen Fernsehens dar, deren dramatische Darstellung von Kriegsopfern und
-schäden aus europäischer Sicht jedoch ebenfalls
nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfbar ist.
Das Problem der europäischen Massenmedien,
beschönigende Kriegsdarstellungen bzw. dramatische Kriegsbilder zu zeigen/nicht zu zeigen, ist unlösbar, weil sie sowohl im Rahmen der Informationspflicht als gesellschaftliche Aufgabe den situativen
Zusammenhang und seine Dramatik vermitteln
müssen als auch den propagandistischen Absichten
der Kriegsparteien nicht Vorschub leisten dürfen. Eine naive Annahme ist jedenfalls, dass die Subjektivität der US-amerikanischen und arabischen Medienrealität einen Ausgleich darstellt und zur Objektivität führt.
1.4 Gewöhnungseffekte
Ein konstanter „Media-Hype“ der Kriegsberichterstattung ist trotz ihres Umfangs mittelfristig nicht
feststellbar. Die Zeit im Bild-Sondersendungen des
ORF nach dem Kriegsbeginn am 20. März 2003 wurden von über zwei Millionen Österreichern gesehen.
Am Beginn der Folgewoche sahen noch knapp 1,75
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Millionen Zeit im Bild 1. Einerseits werden daraus in
der Jahresstatistik Spitzenwerte der Reichweite und
des Marktanteils resultieren. Andererseits gab es für
innenpolitische Ereignisse von besonderer Bedeutung (2002 insbesondere der Bruch der Regierungskoalition und die Nationalratswahlen) ähnlich viele
Zuseher. Bis zum Wochen- und Monatsende im
März reduzierte sich die Zuseherzahl auf etwa 1,5
Millionen. Kaum mehr als 600.000 Österreicher
schauten für die Zeit im Bild 2 fern. Auch weitere
Sondersendungen (Report bzw. Weltjournal, Dokumente, Runder Tisch usw.) wurden von weniger als
500.000 Österreichern gesehen.5
In den USA waren in der Woche ab dem 17. März
2003 Bürger über 50 Millionen auch Fernsehzuseher.
Durchschnittlich 32,2 Millionen waren tägliche Seher
der Abendnachrichten der TV-Networks ABC, CBS
und NBC. Gegenüber der Vorwoche bedeutete das
eine vergleichsweise geringe Steigerung um weniger
als zwei Millionen. Drei Viertel bezeichneten die
Qualität der Medienberichte als ausgezeichnet oder
gut. Bereits am 27. März gaben jedoch 42 Prozent der
US-Amerikaner an, dass die Kriegsberichterstattung
sie ermüden würde.6
Bemerkenswert sind die Zuwächse der via Kabelfernsehen empfangbaren 24 Stunden-Nachrichtensender von Fox News, CNN und MSNBC. Die Zuseherzahl von Fox News hat sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 379 Prozent auf
durchschnittlich vier Millionen erhöht (mit Spitzenwerten von 5,6 Millionen), die von CNN um 393 Prozent auf 3,3 Millionen, jene von MSNBC sogar um
651 Prozent auf 1,7 Millionen.7 Der Marktanteil von
CNN, zum Beispiel, beträgt im Jahresdurchschnitt
weniger als ein Prozent (etwa 400.000 Seher bzw.
knapp 150.000 Zuseher für Kurznachrichten), in
Kriegszeiten aber etwa fünf Prozent.
Diese scheinbar beeindruckenden Zahlen zeigen
in Wahrheit ein bedingtes Interesse am Irakkrieg.
Am 11. September 2001 hatten sich die CNN-Quoten
nach den Terroranschlägen auf nahezu 10 Prozent
(bis zu acht Millionen Zuseher) erhöht. In Summe
fast 80 Millionen US-Amerikaner, also 30 Millionen
mehr als zu Kriegsbeginn, sahen damals Sondersendungen (Breaking News) der Fernsehnachrichten. Das
nunmehrige Interesse am Irakkrieg liegt auch unter
den Spitzenwerten nach den US-Präsidentschaftswahlen im November 2000, als insgesamt etwa 60
Millionen die Fernsehberichterstattung verfolgten.
2 Exkurs: Zeitungen
und Zeitschriften
Sämtliche Tageszeitungen widmeten ihr „erstes
Buch“, d. h. den politischen Hauptteil, wochenlang
nahezu ausschließlich dem Irakkrieg. Die Umfänge
betrugen bis zu 15 Sonderseiten, es gab zur Fernsehberichterstattung analoge Seitenüberschriften (Krieg
im Irak usw.). Der Krieg (und die Terroranschläge
des 11. September) waren aber zugleich ein idealty-
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pisches Beispiel für den Wettbewerbsnachteil von
Zeitungen als großteiliges Textmedium mit geringerer Aktualität und Authentizität. Ein Ausgleich kann
lediglich
a) durch detailliertere Hintergrundinformationen
(siehe die Häufigkeit von ausführlichen Korrespondentenberichten und Gastkommentaren in
allen Zeitungen, welche aber mangels Wissen vor
Ort nur bedingte Qualität aufwiesen), und/oder
b) durch außergewöhnliches Bildmaterial (siehe
u. a. Hochglanzphotos von verletzten Opfern und
zerstörten Gebäuden)
erfolgen. Der erstgenannte Aspekt zeigte sich in den
Printmedien durch eine Polarisierung für und wider
die weltpolitische Rolle der USA, wobei in Österreich ein USA-kritisches Bild klar dominierte.
3 Internet
Für eine Analyse der Rolle des Internets ergibt sich
die Ironie, dass nach einem allerersten Packet-Switching Network in Großbritannien 1968 das US-amerikanische Verteidigungsministerium 1969 mit der
Einrichtung eines experimentellen Computernetzwerkes im Rahmen der Advanced Research Projects
Agency (ARPA) begann. Ziel des ARPAnet, das bis
1971 knapp 40 Seiten und bis 1974 etwa 200 Seiten
verknüpfte, war nicht zuletzt der Aufbau eines Systems, das die Kommunikation von Computern in nationalen Katastrophenfällen sichern sollte. Den damaligen Hintergrund bildete die Angst vor Raketenangriffen durch die UdSSR, an ein ziviles Internet in
Zeiten der Kriegsberichterstattung dachte niemand.
Erst durch die Verbindung mit renommierten
Universitäten hat die Ausweitung des Internets auf
den zivilen Bereich begonnen. Der militärische Teil
wurde 1983 in das Military Net (MILNET) übergeführt und 1990 eingestellt. In den späten Achtzigerjahren startete das Netz der National Science Foundation (NSF), zu dem auch alle Privatpersonen unbeschränkten Zugang hatten. Seit März 2003 soll im
Irakkrieg das Internet – als für die Öffentlichkeit
über Landesgrenzen zugängliches Medium – informationspolitische Aufgaben leisten, welche das
Fernsehen durch einseitige Propagandaberichte (in
den USA und der arabischen Welt; in abgeschwächter Form auch in Großbritannien) und/oder auf
Grund eines aus Ressourcen- und Informationsmangel entstandenen Defizits eigenständiger Berichte
(im „Rest der westlichen Welt“) nicht ausreichend
erfüllte.
3.1 Politisch-technische Funktionalität
Politik und Technik sind eng verknüpft. Für „Schurkenstaaten“ bzw. die „Achse des Bösen“ gibt es keine Internet-Domains von den USA. Sowohl der Irak
als auch Nordkorea und Somalia haben keine eigene
Top-Level-Domain erhalten. IQ-, KP- und SO-Adressen werden nicht vergeben. Die offiziellen irakischen
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Medien sind daher nur unter verschiedenen .net-Domains zu finden, wobei die Server nicht im eigenen
Land stehen. So muss die Website des Iraq Satellite
Channel mit einer Adresse aus Samoa iraqtv.ws vorlieb nehmen. Physisch befindet sich die Website in
Beirut, wo geschlossen die offizielle Medienlandschaft des Irak im Internet Gaststatus hat.8
Iraq2000.com und uruklink.net teilen sich das
„Hosting“ der Webauftritte aller Zeitungen, wobei
die Tageszeitung „Babil“ als einzige eine englischsprachige Ausgabe hat. Nach wenigen Kriegstagen
sind nur noch die Nameserver für alle offiziellen Internetseiten des Irak, nic1.baghdadlink.net bzw.
nic2.baghdadlink.net, mit akzeptablen Antwortzeiten erreichbar. Die Netzanbindung ist ansonsten so
schlecht, dass sämtliche auf uruklink.net geparkten
Internetseiten von Regierung und offiziellen Medien
durch Ablauf des Zeitlimits für den Seitenaufbau
nicht mehr angezeigt werden.
Die einseitige Informationsvermittlung im Irakkrieg ist daher auch zwangsläufige Konsequenz ungleicher technischer Voraussetzungen mit politischen Hintergründen. Hinzu kommt, dass der arabische Fernsehsender Al Jazeera allgemein unter aljazeera.net kaum und auf seiner Ende März neuen
englischsprachigen Web Site english.aljazeera.net
nahezu gar nicht erreichbar ist.
Analog zum 11. September gelang demgegenüber
in den USA zweifellos der Nachweis der technischen
Funktionalität des Internets. Obwohl das Netz zwischenzeitlich vom Ausfall einiger Internetseiten und
einer Verlangsamung des Datentransfers betroffen
war – die durchschnittliche Antwortzeit von BBC online ist beispielsweise von 0,47 auf 1,88 Sekunden gestiegen –, hat es in der „westlichen Welt“ den zweiten großen Test seiner fast 35-jährigen Geschichte bestanden. Nachrichtenportale wie cnn.com verkrafteten Zugriffe in zweistelliger Millionenhöhe. Die 15
größten Internetseiten verzeichnen um über 40 Prozent mehr an Zugriffen, die Besucherzahlen liegen
im Wochenvergleich über denen während des Anschlags vom 11. September. Am 11./12. September
2001 waren es neun Millionen stündlich im Vergleich
zu ansonsten elf Millionen täglich gewesen. MSNBC
berichtete damals von einer Verzehnfachung des Online-Nachrichtenverkehrs.
3.2 Kriegsschauplatz Internet
Der Irakkrieg war zugleich durch E-Mail-Kampagnen der USA gekennzeichnet. Irakische Regierungsund Militärvertreter wurden von den USA in Verbindung mit Schutzangeboten aufgefordert, den
Krieg aufzugeben und überzulaufen, Saddam Hussein die Gefolgschaft zu verweigern, Befehle zum
Einsatz chemischer, biologischer oder nuklearer
Waffen nicht zu befolgen usw. In den USA sperren
zugleich manche Provider auf Grund einer „unpatriotischen“ oder „anstößigen“ Kriegsberichterstattung, beispielsweise durch Bilder von toten Sol-
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daten, Internetseiten. Betroffen war u. a. yellow
times.org, welche auch die speziell zum Irakkrieg gestaltete Seite newsfromthefront.org betreibt.
Unabhängig davon ergibt sich eine Neudefinition
und Politisierung der Sicherheitsdebatte. Noch am
Tag des Beginns der Angriffe auf den Irak wurde die
Internetseite von Iraqi TV von pro-amerikanischen
Angreifern „entführt“. Eine pro-islamische Hackergruppe schlug zurück und überschrieb im Zuge eines „Massenhacks“ Hunderte US-amerikanische Seiten. Der Nachweis eines kriegsmotivierten
„Hackens“ ist einfach, denn im März 2003 konzentrieren sich die Attacken auf Ziele in den USA und
Kanada. Fast zwei Drittel der weltweit gezählten digitalen Angriffe ereignen sich auf Ziele in Nordamerika, lediglich 21 Prozent der Attacken gelten dagegen Zielen in Europa. 2002 war das Verhältnis mit einem Anteil von jeweils etwa 30 Prozent ausgeglichen. Interessanterweise werden weniger militärische als wirtschaftliche Einrichtungen angegriffen,
doch Geheimdienste bewerten weitreichendere cyber
attacks (d. h. Angriffe auf militärische Computernetzwerke, um deren Funktion zu manipulieren bzw.
auszuschalten; im Extremfall wären beispielsweise
Flugzeugabstürze/-kollisionen denkbar, ohne dass
der Kriegsgegner sein Territorium verlässt) als sehr
ernst zu nehmendes Bedrohungsszenario.
Die Diskussion über Regulierungsmaßnahmen
und Überwachungsprogramme hat dadurch bzw.
auch schon durch den 11. September einen Meinungswechsel erfahren, Kontrollrechte werden in
Zukunft wichtiger gesehen als absolute Meinungsfreiheit. Ein ursprüngliches Ideal des Internet war,
dass es kaum von einer Regierung in traditioneller
Form als „Staatsmedium“ missbraucht werden kann.
Sein anarchischer Charakter schützt politische Inhalte vor staatlichen Informations- und Nachrichtenmonopolen sowie Zensur o. Ä. Es ist nach den Terroranschlägen 2001 und der Kriegspropaganda 2003
schwierig zu argumentieren, den virtuellen Raum
möglichst radikal frei von staatlicher Einflussnahme
und Regulierungen zu halten.
Notwendigerweise geschieht staatliche Regulierung im Internetbereich in einem Wechselverhältnis
von democratic accountability (d. h. der Gewährleistung der allgemeinen Verfügbarkeit von öffentlichen
Informationen), constitutional empowerment (d. h. der
Befähigung der Bürger zu informierten Entscheidungen über politische, wirtschaftliche und soziale Fragen), sowie individual autonomy (d. h. den Möglichkeiten des Individuums, in der Gesellschaft ohne
Zwang und mit geschützter Privatsphäre zu agieren).
Monopol der Fernsehbilder ist durch die vernetzte Kommunikation via Web gebrochen: Die US-Medientaktik
wird ausgerechnet von einer einst vom Militär entwickelten Technologie durchbrochen“, war auf der Internetseite des österreichischen Fernsehens orf.at am 1. April
2003 zu lesen. Tatsächlich haben sowohl Zugriffe aus
den USA auf europäische Internetseiten als auch
„(We)blogs“, d. h. tagebuchartige Kommentare mit
Verknüpfungen zu anderen Seiten an Bedeutung gewonnen.
Für die Mehrheit der US-Bevölkerung ergibt sich
ein anderes und weniger idealistisches Bild. Zwar
haben 77 Prozent der Internetnutzer das Netz auch
für Kriegsinformationen genutzt, doch stellte auch
für sie das Fernsehen die primäre Informationsquelle dar. Drei Viertel der Internetnutzer, d. h. ein größerer Anteil als unter den Nicht-Nutzern (!), sind klare
Kriegsbefürworter. Nur vier Prozent suchen nach Informationen und Meinungen auf „blogs“9. Nahe liegend ist die Vermutung, dass das Internet lediglich
für eine vorinformierte Fachöffentlichkeit zusätzliche Recherchemöglichkeiten für ein objektiveres Politik- bzw. Kriegsbild bietet.
3.3 Recherchemöglichkeiten
für die (Fach-)Öffentlichkeit?
Fast 80 Prozent der Amerikaner sind auf ihre nationale Zugehörigkeit sehr stolz. Neben dem überhöhten Patriotismus (in Westeuropa beträgt der Durchschnittswert des jeweiligen Nationalstolzes etwa 30
Prozent) ist das Selbstverständnis als stärkste Macht
der Welt besonders ausgeprägt. Weil aber zugleich
„Die Öffentlichkeit weiß, wo sie danach [nach Bildern von
Kriegsgefangenen und toten Soldaten bzw. Schreckensszenen des Kriegs] suchen muss: im Internet. Das mediale
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3.4 Formierung von Kriegsprotesten
Hollywood-Stars und US-Popstars haben bereits vor
Kriegsbeginn zu einem „virtuellen Marsch“ nach
Washington D.C. aufgerufen. Ziel war es, ihre Regierung durch die Botschaft „Keine Invasion im Irak!“
mit E-Mails, Faxen und Telefonanrufen zu blockieren. Nach Kriegsbeginn stellte die Informationsvermittlung via Internet in den USA und Europa einen
wichtigen Teil der Organisation von realen Friedensmärschen, Anti-Kriegs-Demonstrationen, Online-Petitionen usw. dar. Zugleich formierten sich im Internet Hilfsaktionen und Spendenprogramme. In ähnlich falschen Spendenaufrufen nach dem 11. September zeigte sich die dunkle Seite des Internets anhand
von makabren Kriegsspielen zur virtuellen Eroberung Bagdads.
4 Allgemeine Schlussfolgerungen
Der Irakkrieg ist ein neuerlicher Anlassfall zur Aufdeckung von Stärken und Schwächen des US-amerikanischen sowie auch des europäischen Mediensystems. Viele Phänomene sind allerdings kaum trennscharf als Positiv- oder Negativentwicklung zu klassifizieren:
4.1 Massenmedien als Integrationsund Identifikationsfaktoren
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im Denken der US-Bürger weniger der Staat als die
Freiheit des Einzelnen im Mittelpunkt steht und lokale bzw. regionale Ereignisse oft wichtiger gesehen
werden als das nationale Interesse, können ausschließlich Massenmedien ein Wir-Gefühl auslösen,
das im Kriegsfall bis hin zum „Hurra-Patriotismus“
verstärkt wird. In Europa und Österreich bewirken
die Medienberichte kein Gemeinschafts- und Solidaritätsgefühl mit den USA.
4.2 Personalisierung
Die Logik der Medienberichterstattung erzeugt auch
im Kriegsfall den Zwang der Fokussierung von vielschichtigen Handungszusammenhängen auf Personen. Sogar Iraker versuchten als Teil eines Verdrängungsmechanismus den Krieg lange Zeit als Privatkampf von George Bush gegen Saddam Hussein zu
interpretieren. In Europa wird die USA durch wenige Regierungsmitglieder (Vizepräsident Cheney,
Außenminister
Powell,
Verteidigungsminister
Rumsfeld) mehrheitlich negativ symbolisiert, obwohl diese in Wahrheit zwar zentrale Akteure, jedoch keinesfalls unbeschränkt autoritäre Entscheidungsträger sind. Beispielsweise erscheint aus europäischer/österreichischer Sicht der US-Kongress,
in der Verfassung als Teil der Regierung vor dem
Präsidenten gereiht und u. a. allein für Kriegserklärungen zuständig, völlig anonym bzw. in den
Hintergrund gedrängt.
Doch der US-amerikanische Präsident wird als
einziger Bundespolitiker auch auf Bundesebene von
allen Bürgern gewählt und repräsentiert eine nationale politische Institution, die für die Medien darstellbar ist. Daraus resultiert die innen- und außenpolitisch hervorgehobene Position des Präsidenten
sowie eine mit vielen Mythen verbundene Überschätzung seiner realen Macht.
Umgekehrt gilt, dass Saddam Hussein für Massenmedien als Person den Diktator verkörpert, der
von wenigen namentlich bekannten Vasallen gestützt wird, während (s)eine Organisation des herrschenden sunnitischen Clans marginalisiert wird
(und in ihren Strukturen wie insbesondere anhand
der gesellschaftlichen Hintergründe für die Medien
schwierig darzustellen ist).
4.3 Vereinfachung und Förderung
von Stereotypen
Komplexe Zusammenhänge der Welt- und Außenpolitik werden in den USA auf die Formel „Wir sind
gut (am besten, am stärksten, am klügsten) und machen alles richtig!“ reduziert. Im Umkehrschluss stehen auf der anderen Seite die schlechten, schwachen
und/oder dummen Bösen in den internationalen Beziehungen. Die wechselseitige und durch Massenmedien geförderte Zuordnung von Gut und BöseSchemata für den westlichen und islamischen Kulturkreis führt zur Verfestigung eines Konflikts, der
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über den tragischen Anlass hinaus zunehmend unlösbar zu werden droht. In Europa steht dem ein oft
ebenso blinder Anti-Amerikanismus gegenüber.
4.4 Kriegsbotschaften als Kampagne
im Wahlkampfstil
Kriege sind, siehe oben, auch hochprofessionelle Medienkampagnen. Der Aufbau einer positiven Stimmungslage bzw. entsprechender Emotionen, von
glaubwürdigen Quellen sowie von möglichst direkten Botschaften entscheidet über politische Siege und
Niederlagen. Daher gleicht politische Kommunikation für den Krieg einer Wahlkampagne. Die zentrale
Botschaft der USA vor Kriegsbeginn war, dass ein
schneller und harter Konflikt bevorsteht, um durch
einen Regimewechsel den Irak zu befreien und dadurch sowohl die USA als auch die Welt vor Terror
und Massenvernichtung zu „retten“. Für die Vermittlung der Botschaft gelten folgende Spielregeln:10
• Medienkampagnen beruhen auf der Kontrolle
von Nachrichtenzyklen (news cycles). Anders als in
Wahlkämpfen gibt es aber keinerlei geographische
und/oder zeitliche Beschränkung der Medienberichterstattung, d. h. Nachrichten müssten global
täglich bzw. sogar stündlich möglichst weitgehend
gesteuert werden. Das ist trotz täglicher Pressekonferenzen von Politikern und Militärs, inszenierter Bilder von Kriegserfolgen, zur besten US-Sendezeit
stattfindenden Bombenangriffe usw. nahezu unmöglich. Vor allem aber gestaltet der Irak als Kriegsgegner gleichermaßen professionell eine gegensätzliche
Informationskampagne.
• Dadurch erhält „speed kills“ als Wahlkampfslogan im Kriegszusammenhang eine makabre Zusatzdimension, d. h. entscheidend ist das Ergreifen medialer Initiative für die Darstellung des Kriegsverlaufs aus eigener Sicht oder aber wenigstens unmittelbare Antworten (rapid response) auf Negativinformationen des Gegners. Politische Propaganda, welche nicht sofort beantwortet wird, entwickelt sich
zum scheinbaren Faktum. Je schneller die propagandistische Antwort, desto geringer der ursprüngliche
Propagandaeffekt. So musste beispielsweise der Irak
auf Gerüchte über Flucht und Tod von Vizepremier
Aziz mit einem für ihn lebensgefährlichen Fernsehauftritt reagieren und die USA veröffentlichten nach
den ersten Bildern von toten Soldaten Berichte über
humanitäre Hilfsprogramme.
• Eine Vielzahl von Propaganda, Falschmeldungen und Gerüchten beeinträchtigt vor allem die
Glaubwürdigkeit aller Quellen. Besonders wichtig
ist es daher, die jeweilige „Quelle“ sorgfältig auf das
Zielpublikum abzustimmen. Verteidigungsminister Rumsfeld hat in Wahrheit die Aufgabe, ausschließlich in den USA die Position von Präsident Bush
zu vermitteln. Außenminister Powell tritt in Europa
und der arabischen Welt auf, um seine dortige vergleichsweise hohe Glaubwürdigkeit zu nutzen. Umgekehrt wären dieselben Botschaften wirkungslos,
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weil Rumsfeld weltweit über ein Negativimage verfügt und Powell keine inneramerikanischen Erwartungshaltungen eines überhöhten Patriotismus erfüllt.
• Ein Schlüsselelement in der Kommunikationsplanung im Krieg ist die Regulierung des Informationszugangs. Ungeachtet der zunehmenden Kritik
von/an „embedded journalists“ bilden sie das Äquivalent für Reporter, denen erlaubt wird, mit dem Wahlkampftross eines US-Präsidentschaftskandidaten
mitzureisen. Wer dabei ist, kann sich familiären Solidaritätsgefühlen kaum entziehen und wird mit propagandistischen Informationen versorgt. Wer nicht
dabei ist, ob im Panzer oder im Wahlbus, verfügt
über fast keine Information.
Ein Unterschied zwischen Kriegs- und Wahlkampagnen bleibt allerdings bestehen: Kriegsereignisse
sprechen deutlicher für sich als politische Scharmützel und sind weniger durch ein geschicktes Drehbuch steuerbar („spin control“). Insofern ist das
Hauptproblem der USA, dass ihre Kommunikationsstrategie allzu offensichtlich durch die Realität – ein
langer Krieg, tote Soldaten und Zivilisten, radikaler
Anti-Amerikanismus statt Befreiungswünschen –
widerlegt wird.
Anmerkungen:
1)
Der vorliegende Text wurde Anfang April 2003 verfasst. Die
Medienberichterstattung und politische Ereignisse danach
konnten nicht berücksichtigt werden.
2)
Als Quelle dazu vgl. http://www.gallup.com.
3)
Quelle: The Pew Research Center for the People and the Press.
Global Attitudes Survey, verfügbar unter http://people-press.
org/.
4)
Vgl. dazu auch „Wie man sich bettet, so lügt man“, in Süddeutsche Zeitung , 22. 3. 2003.
5)
Quelle: ORF-Teletest, für laufende Quoten siehe http://media
research.orf.at.
6)
Quelle: The Pew Research Center for the People and the Press,
TV Combat Fatigue on the Rise, verfügbar unter http://peoplepress.org/.
7)
Quelle: Nielsen Media Research.
8)
Eine detaillierte Berichterstattung zu diesen Ausführungen
fand sich im März/April 2003 unter http://science.orf.at.
9)
Quelle: The Pew Research Center for the People and the Press,
The Internet and the Iraq War, verfügbar unter http://peoplepress.org/.
10)
Siehe dazu Both Sides Spar with Images, Words, in Chicago Tribune, 27. 3. 2003.
Dr. Peter Filzmaier ist ao. Professor für Politikwissenschaft und Abteilungsleiter für Politische Bildung
am Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Universität Innsbruck sowie u. a.
Autor der Bücher Die amerikanische Demokratie (Manz
1997) und Wahlkampf um das weiße Haus (Leske &
Budrich 2001).
„Attack! Kunst und Krieg in den Zeiten der Medien“
Kuratoren: Gabriele Mackert, Thomas Mießgang
23. Mai – 21. September 2003 – KUNSTHALLE Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 19.00 Uhr, Donnerstag bis 22.00 Uhr
Die Ausstellung „Attack!“ zeigt, wie zeitgenössische Künstler mit dem Krieg, seinen medialen Spiegelbildern und seiner Ikonografie umgehen, und setzt dort an, wo der Krieg sein angestammtes, von
Clausewitz definiertes Milieu verlässt, ohne zugleich Krieg und gesellschaftlich soziale Gewalt zu vermengen. Geschichte wird gemacht – in den Zeiten der Medien mehr denn je.
„Attack!“ versucht den Krieg, der sein Erscheinungsbild, seine Methodik, seine Zielsetzungen und seine Bildsprache ständig ändert, unter zeitgenössischen Kommunikationsbedingungen zu begreifen und
in seiner visuellen Vielfalt darzustellen. Eine Auswahl berühmter Kriegsreportagen internationaler
Illustrierter Magazine vom Spanischen Bürgerkrieg bis Vietnam zeigt beispielhaft die Entwicklung
und Wirkung von Kriegsfotografie im Medium der ersten Verbreitung auf.
„Attack!“ wagt eine Gratwanderung zwischen Grauen, Faszination und Trauma.
Weitere Informationen unter http://www.KUNSTHALLEwien.at
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