Geniessen leicht gemacht: essbare Newcomer an

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Geniessen leicht gemacht: essbare Newcomer an
Nach dem schwierigen vergangenen Jahr hofft die
Branche nun auf einen
guten, gleichmässigen Abverkauf der Sortimente in
diesem Jahr. An vielversprechenden neuen Züchtungen und attraktiven Konzepten fehlt es nicht. Das
bestätigte ein Besuch der
IPM Essen gerade auch für
das Segment, in dem eine
besonders gute Nachfrage
erwartet wird: den Pflanzen
mit kulinarischem
Mehrwert.
Text: Claudia-Regina Sigg,
Dipl. Ing. FH Gartenbau, Redaktion
Bilder: C.-R. Sigg
Neue Ideen beleben den Kräuterabsatz, zum Beispiel der «Basil Tree», ein kronenveredeltes ein Basilikumstämmchen von Globe Plant.
Geniessen leicht gemacht: essbare
Newcomer an der IPM 2014
Zurückhaltung sei spürbar, vor allem
bei Beet- und Balkonpflanzen und am
meisten bei Stauden, berichteten verschiedene Aussteller im Pflanzensektor.
Das ist nachvollziehbar. Den Akteuren in
Produktion und Fachhandel stecken die
happigen Umsatzverluste der letzten
Frühjahrssaison noch in den Knochen.
Alle hoffen jetzt auf einen kürzeren Winter und ein besseres Jahr 2014. Viele agieren vorsichtig. Im Segment der Beetund Balkonpflanzen könnte es deswegen
gar zu Engpässen kommen, befürchten
manche Branchenkenner. Einig sind sich
Weitere Informationen
www.bio-pflanzen.at (Baumschule
Steiner)
www.blu-blumen.de
www.grainesvoltz-samen.com
www.haeberli-beeren.ch
www.kitchenchef.eu (Globe Plant)
www.lubera.com
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fast alle, dass bei Kräutern und Balkongemüse eine neuerliche Ausweitung stattfinden wird. Schon in den letzten Jahren
und auch im problematischen Jahr 2013
liessen sich diese Artikel ausgezeichnet
absetzen. Der Megatrend «Naschobst
und Naschgemüse» sei erst am warmlaufen, lautete eine der zahlreichen optimistischen Einschätzungen. Als grosser
Vorteil gilt, dass sich davon eine jüngere
Kundschaft (25- bis 30-Jährige) angesprochen fühlt. Ein Rundgang durch die
Hallen bestätigte: In diesen Sortimenten
ist Bewegung drin.
Kräuter und Gemüse – einfach anders
Züchterische Highlights stehen dabei weniger im Vordergrund. Angesagt sind vor
allem aussichtsreiche Vermarktungsideen wie der augenfällige «Basil Tree»,
ein kronenveredeltes Basilikumstämmchen. Es wurde im Wettbewerb «IPM
Neuheiten 2014» mit einem Sonderpreis
ausgezeichnet. Diese kulinarische Kugel
für den Impulskauf sei ein sensorischer,
optischer und kulinarischer Genuss, betonte die Jury. Das Produkt hat eine Kulturdauer von drei bis vier Monaten. Der
«Basil Tree» wurde von der niederländischen Firma Globe Plant eingereicht. Sie
bezieht die Unterlage von Hishtil aus
Israel. Bis zum Fertigprodukt werden die
veredelten Pflanzen sechs oder sieben
Mal von Hand pinciert. Der Absatz erfolgt
über FloraHolland, begleitet von einer
Konsumenten-Website.
Graines Voltz (ein Partner von Florensis)
hat sein Gemüsekonzept «La sélection
du Chef» erweitert. Unter der Marke sind
neu auch Sonnengemüse (Auberginen,
Zucchetti, Peperoni und Chilli) erhältlich,
insgesamt acht Sorten, die im Sinne des
Konzepts nach Geschmack, Qualität und
Originalität selektiert wurden. Wie bei den
Tomaten runden auch hier Rezeptkarten
berühmter Küchenchefs und verschiedene Kommunikations- und Verkaufshilfen
das exklusiv für den Fachhandel entwickelte Angebot ab. Laut Produktmanager
Ralf Schräder ist es sehr gut angelaufen
und ermöglicht gute Preise. Künftig soll
das Sortiment durch weitere «Bausteine»
ergänzt werden. In der Schweiz ist «La
sélection du Chef» auch bei Jumbo zu
finden.
dergartenbau Ausgabe 7/2014
fachmessen
Neu im Sortiment von Häberli ist die
Erdbeerhimbeere ‘Asterix’, ein Boden­
decker mit Zierwert und Fruchtnutzen.
Auf Heidelbeer- und Cranberrypflanzen in Bioqualität setzt die Baumschule
Steiner aus Österreich.
Mit «Swissness» punktet das Cocktailkräuter-Programm von Volmary, es enthält die Minzensorte ‘Swiss’.
Lubera lanciert 2014 die Pünktchenbeere
‘Pointillia’ (Eleagnus umbellata), die die
Beerensaison bis November verlängert.
Volmary bedient den Trend zum urbanen
Gärtnern mit den beiden neuen Kiepenkerl-Profi-Line-Sortimenten «Gemüse für
Stadtgärten» und «Cocktail-Kräuter» (darunter die Minzensorte ‘Swiss’ ). Mit Letzteren wird auf die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten von Kräutern
aufmerksam gemacht. Zudem setzt Volmary auf robuste veredelte TomatenSpezialitäten (vgl. dergartenbau 45/2013).
Weil der Endkundschaft oft das gärtnerische Know-how fehlt, ist zur Unterstützung eine Hobby-Website in Planung. Wie
am IPM-Stand weiter zu erfahren war,
startet Volmary in der Schweiz mit dem
Saatgutverkauf für den Profibereich. Der
Vertrieb läuft über die Green Pflanzenhandel GmbH, Zürich. Saatgut und Jungpflanzen sind in einem Katalog zusammengeführt. Man rechnet sich Chancen
aus, weil hierzulande gewisse bisherige
Anbieter ihr Geschäft aufgegeben haben.
Beeren – mit Impulsen Schweiz
Mit vielen neue Züchtungen und Selek­
tionen warteten an der IPM auch die Anbieter von Gartenobst auf. Lubera, mit
Stammsitz in der Schweiz, nutzte den
Auftritt, um «Pointillia», die Pünktchenbeere, vorzustellen. In diesem Jahr werden drei Sorten in den Verkauf gebracht.
Der neu kreierte Name klingt süffiger als
Korallenölweide, wie Eleagnus umbellata
eigentlich heisst. Lubera hat das in den
USA heimische Pioniergehölz in den vergangenen Jahren hinsichtlich Zier- und
Nutzwert getestet und passende Typen
selektiert. Ihre Wuchshöhe beträgt bis
zu 4 m. ‘Pointillia’ liefert erst sehr spät,
das heisst ab Mitte Oktober bis Anfang
November, reife Beeren. Diese sind leuchtend rot mit weissen Pünktchen, bei einer
Sorte auch gelb, und etwa so gross wie
Johannisbeeren. Sie sollen sehr süss und
zugleich auch sehr sauer schmecken.
Damit es zu einem Fruchtansatz kommt,
müssen aufgrund der Selbststerilität aber
mindestens zwei Sorten gepflanzt werden. Wichtig ist auch ein Vogelschutznetz – sonst bleibt nichts zu naschen übrig.
ermöglicht eine Ernte von Anfang bis
Ende Juli und nochmals von Ende August
bis zum ersten Frost.
Eine ganze Reihe «neuer» Kräuter zeigte
einmal mehr die Gärtnerei Blu Blumen.
Sie hat unter anderem ein Basilikum mit
leicht pfeffriger Geschmacksnote, eine
essbare Geranie mit Pfefferminzaroma
und eine Cocktailminze ins Programm
aufgenommen. Als nicht essbare Duftpflanzen dürfte die Mohnbrötchenblume
die Endkundschaft betören. Der clever
gewählte deutsche Name für Scrophularia chrysantha hält, was er verspricht: Die
Blätter duften stark nach Mohnsamen.
dergartenbau Ausgabe 7/2014
Die österreichische Baumschule Steiner, die seit letztem Sommer Cranberryund Heidelbeerpflanzen in Bioqualität
(EU) anbietet und darin ein grosses Potenzial für den Fachhandel sieht, wies an
der IPM auf die neue, zweimal tragende
Heidelbeersorte ‘Hortblue Petite‘ hin. Sie
Als extrem winterhart (–30 °C) preist die
Firma Sämann Pflanzenkontor die neuen
Trauben-Kiwi «KiwiBerry» an. Diese sächsische Züchtungsserie wird 2014 mit drei
Sorten auf den Markt gebracht, darunter
die bereits Ende September reifende rotfleischige ‘Red Jumbo’. Deren Früchte sind
länglich-oval und acht bis neun Gramm
schwer. Die «KiwiBerry» sollen sich durch
einen reichen, traubenartigen Behang
und einen hervorragenden Geschmack
auszeichnen.
Die Schweizer Firma Häberli feiert in diesem Jahr das 50-Jahre-Jubiläum. Für die
entgegengebrachte Treue bedankt sich
das Unternehmen mit ‘Merci’, einer Walderdbeere, die als besonders aromatisch
und süss beschrieben wird. Ins Sortiment
aufgenommen wurde zudem die aus Japan stammende Erdbeerhimbeere (Rubus
illecebrosus), eine Verwandte der Himbeere, die sich durch säurearme, bis 3 cm
grosse Beeren auszeichnet. Neu sind weiter ‘Big Ben‘, eine schwarze Johannisbeere mit besonders grossen Früchten,
und zwei Kreuzungen, die spannende Geschmackserlebnisse versprechen: Aprikyra, eine Kreuzung aus Aprikose und
Süsskirsche, sowie Aprisali, die Vermählung von Aprikose und Pflaume.
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