Galerie \ Barbara Thumm - Berlin Gallery District

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Galerie \ Barbara Thumm - Berlin Gallery District
Galerie
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Barbara Thumm
Fiona Banner
SNOOPY VS THE RED BARON
30.04.-02.07.2011
Eröffnung: Freitag, 29 April
Im Zentrum von Fiona Banners Arbeiten stehen Möglichkeiten, aber auch Grenzen der Sprache, als semiotisches aber
auch skulpturales Gebilde. Sowohl in ihren „Wordscapes“ als auch bei der Verwendung gefundener und umgestalteter
Militärflugzeuge, stellt Banner Brutales und Sinnliches nebeneinander und kreiert damit einen nahezu geschlossenen
Kreislauf aus Intimität, Anziehungskraft und Entfremdung.
In der Ausstellung Snoopy Vs The Red Baron bewegt sich die Künstlerin zwischen dem Pathos des Krieges und sanftem
Humor, zwischenmonumentaler Skulptur und kleinformatigen Arbeiten auf Papier. Sie wirft einen Blick auf unsere Art, uns
selbst und unsere Geschichte zu mythologisieren und unsere Bereitschaft, uns von unseren eigenen Mythen verführen zu
lassen.
Inspiriert wurde der Titel der Ausstellung von einem Hit aus dem Jahr 1966, der den Kampf zwischen Snoopy und dem
Roten Baron, einem Flieger-Ass des Ersten Weltkrieges, beschreibt. Die Rechteinhaber von Snoopy verklagten die Band
wegen der Nutzung des Namens, und so wurde der Song aus juristischen Gründen nie veröffentlicht. Für ihre Ausstellung
entwickelte Banner eine Neuinterpretation des Liedes, verwandelte es in eine kommentierte Fuge.
Die Wurzeln der Peanuts-Comics von Charles M. Schulz mit ihrem Hauptcharakter Snoopy liegen in der Zeit des Aufschwungs einer paranoiden Nachkriegskultur. Sein Universum ist bevölkert von Wesen, die uns den Spiegel jener Teile
unseres Selbst vorhalten, mit denen wir kontinuierlich ringen, ohne sie je ganz verstehen zu können.
Snoopy ist ebenso ein Beagle, ein Spürhund, wie ein Flieger-Ass des Ersten Weltkrieges, das Haustier eines kleinen Jungen
sowie ein ehrgeiziger und großartiger Schriftsteller. Snoopy möchte der Rote Baron werden und ist besessen von der
Vorstellung, ihn zu töten, obwohl er weiß, dass der Baron, als eine heroisierte Verkörperung der Furcht, einzig und allein
in seinem Kopf existiert.
Der echte Rote Baron, der deutsche Kampfpilot Manfred von Richthofen (1892-1918), wurde im Gefecht getötet und starb
an einer einzigen Kugel, die ihn mitten ins Herz traf. Er war dafür bekannt, das Töten zu lieben, und schoss während des
Krieges achtzig Flieger ab, mehr als jeder andere Pilot. Nach Bekanntwerden seines Todes zerlegten Souvenirjäger seinen
Flieger in dessen Einzelteile. Zu Lebzeiten war Richthofen, nicht zuletzt aufgrund der Kriegspropaganda, eine Legende und
wurde posthum zum Mythos. Beerdigt wurde er auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.
Statuenhaft ragt Banners Skulptur Nude Wing (2011), erstellt aus dem Flügel eines Tornado-Kampfflugzeuges, in der
Galerie auf. Auch dieser verfügt über menschliche Züge. In den Originalzustand zurückversetzt und auf Hochglanz poliert,
wirft der Flügel den Betrachter auf sich selbst zurück.
Banners Graphit-Arbeiten, Life Drawing Drawings (2007-2011), Sechsundsechzig gezeichnete Anleitungen für
Aktzeichnungen, spielen gleichermaßen mit der Beziehung zu unserem Selbstbild. Banner zeichnete jedoch nicht die
Akte selbst, sondern lediglich die Anleitungen zu deren Anfertigung, die Bücher. Diese Parodie, mit Querverweisen zur
romantischen Neigung der Künstlerin, bezieht sich auf Banners Textarbeiten.
Schon früher beschäftigte sich Banner, mithilfe verbaler Beschreibungen, unmittelbar mit dem Thema Nacktheit. Sie
inszenierte Aufführungen, in denen sie die formale Architektur des Lebensraumes nachbildete nicht nur im Hinblick auf
den Akt der Observation sondern auch auf den der Neuschöpfung. Eine Nachahmung und gleichermaßen eine Enthüllung
neuer intimer Eindrücke. Banner hat einmal gesagt: „Jede Aktzeichnung, ob gut oder schlecht, ist ein Versuch, die Zeit
lange genug anzuhalten, um eine Art Spiegelbild zu erschaffen, eine Form von Kontrolle über unsere eigene Sterblichkeit
zu behaupten. Auf eine Weise, die auf absurde Art wortwörtlich und hart und zugleich empfindsam und zärtlich ist.“
Die Bücher mit ihren leeren Seiten sprechen von nie gemalten Gemälden und nie geschriebenen Biographien. Wie Snoopy,
dessen Streben danach, ein bekannter Schriftsteller zu werden, stets unerfüllt blieb, stehen diese Bücher für unsere eigenen
ungeschriebenen Porträts und sind beständig in Bewegung.
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Barbara Thumm
Biografie
Fiona Banner, geboren 1966 in Großbritannien, schloss ihr Studium am Goldsmiths College in London 1993 ab. Ihre Arbeiten
sind in renommierten internationalen Museen ausgestellt und sind Teil der Sammlungen des Museum of Modern Art (New
York), der Tate Gallery (London) und dem Metropolitan Museum of Art (New York). Im Jahr 2001 war Fiona Banner auf der
Berlin Biennale vertreten. 2010 wurde ihre Installation Harrier and Jaguar in der Duveens Halle der Tate Britain präsentiert.
Fiona Banner war 2002 für den Turner Prize nominiert. Dies ist ihre fünfte Ausstellung in der Galerie Barbara Thumm.
Die Künstlerin lebt und arbeitet in London.
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