Energiebündel mit unglaublicher Stimme

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Energiebündel mit unglaublicher Stimme
Würzburg
Energiebündel mit unglaublicher Stimme
Die 71-jährige Sängerin Calypso Rose und Julian Marley
eröffnen das 23. Würzburger Afrika-Festival Würzburg
Charmant, ein wenig verrückt, charismatisch und vor allem: eine Sängerin mit unglaublicher Stimme. Calypso
Rose – unter Kennern gerne auch als lebende Legende bezeichnet und in einem Atemzug mit Miriam Makeba
und Aretha Franklin genannt - sorgte beim ersten Konzert im Zirkuszelt beim 23. Afrikafestival in Würzburg für
einen gelungenen Feststart voller karibischer Lebensfreude, denn: Was der Samba für Brasilien, ist der Calypso
für Trinidad und Tobago.
Die 71-jährige Sängerin, die eigentlich McCartha Lewis heißt, entpuppte sich von der ersten Minute an als wahres
Energiebündel und quirliges Showtalent bei erstaunlicher Bühnenpräsenz. Im Laufe ihrer Karriere schrieb sie
mehr als 800 Songs und nahm 25 Alben auf. In ihren Texten verarbeitet die sympathische Dame mit den kurzen,
krausen Locken große politische Themen („Israel by bus“) ebenso wie kleine Begebenheiten des Alltags – etwa in
dem Zwiegespräch zweier Mädchen „A man is a man“, das gegen Machositten wettert.
Auch knüpft ihre Musik direkt an die Musik afrikanischer Sklaven an – etwa in Liedern wie „Back to Africa“. Das
Wort Calypso kommt vom kreolischen „Kaiso“ – und Kaisos waren einst Spottlieder aus Nigeria. Afrikanische
Sklaven sangen bei der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern, um sich die Schufterei ein wenig zu erleichtern. Da
machte man sich verschlüsselt über seinen Herrn lustig, besang Liebeleien oder spottete über Politisches.
Das Wichtigste für jeden echten Calypsosänger ist bis heute, Texte zur Musik zu improvisieren. Doch kommt es
bei Calypso Rose gar nicht so sehr darauf an, was sie singt, sondern wie: Calypso Rose begeisterte das
Publikum mit einer unglaublichen Stimme, die kaum facettenreicher sein könnte. Und lieferte beim Afrikafestival
eine begeisternde Show zelebrierter Lebensfreude.
Ferienstimmung auf die entspannte Art vermittelte im zweiten Musikact des Abends Julian Marley. Schon 1997
war er zusammen mit seinem Bruder Damian beim Afrika-Festival aufgetreten – damals hatten sich die beiden
noch recht unbekannten Musiker vor allem auf die Musik ihres legendären Vaters Bob Marley konzentriert.
Hiervon hat sich Julian Marley mit seiner Uprising Band inzwischen gelöst: Er hat den Roots Reggae seines
Vaters weiterentwickelt.
So sollte man den talentierten Musiker nicht mit seinem Vater vergleichen, sondern für sich sehen – als einen
Künstler, der den zeitgemäßen Beat des waschechten jamaikanischen Rastafari zu vermitteln weiß. Vor allem
präsentierte Julian Marley in Würzburg Werke aus seinem 2009 veröffentlichten Album „Awake“. Das Publikum
wiegte sich im Takt bei lässigen Rhythmen, entspannten Melodien, markant-kratziger Stimme und erdigem
Sound. Auf den Punkt gebracht mit Marleys eigenen Worten: Rastaman, yeah!
Karibik im Fokus des 23. Würzburger Afrika-Festivals
Bei weiteren Konzerten werden bis Sonntag unter anderem Papa Wemba, Ska Cubano, Raúl Paz und Gentleman
in Würzburg zu hören sein. Im Fokus des 23. Afrika-Festivals steht heuer die Karibik, denn: Deren reiches
kulturelles Erbe prägten einst Millionen afrikanischer Sklaven. Das Universitätszelt beim Festival setzt sich daher
mit „Afrika und die Karibik – Geschichte und Kultur einer Beziehung“ auseinander.
Eine Ausstellung sowie Essen aus Kuba und Jamaika sorgen für karibisches Flair. Täglich von 10 bis 23 Uhr ist
der große afrikanische Basar geöffnet, ein buntes Rahmenprogramm umfasst Vorträge, Kinderaktivitäten und
Filmvorführungen. Karibisch gefeiert bis in die Nacht hinein wird zudem im Havanna Club. Das TuaregNomadenlager ist ein Ort der besonderen Begegnung, täglich um 11 Uhr erzählen die Gäste aus Nordafrika von
ihrer Kultur und Lebensweise. In der Bambushalle sind zahlreiche Handwerker wie etwa Trommel- oder
Blechspielzeugbauer zu Gast und im Weinzelt halten edle Tropfen aus Franken und Südafrika dem direkten
Vergleich stand.
Im Zentrum aber steht auch beim 23. Afrikafestival noch bis einschließlich Sonntag die Musik – auf der offenen
Bühne und im abendlichen Zirkuszelt lassen Stars aus der Karibik und aus Afrika ansteckende Rhythmen, pure
Lebensfreude und moderne Elemente erklingen. Die Abendkonzerte sind ausverkauft, Karten fürs
Festivalgelände gibt es für sechs Euro an den Tageskassen.
Ms