Xunde Tiroler Küche.indd - Tyrolia
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Angelika Kirchmaier X unde TIROLER KÜCHE Über 100 schnelle und gesunde Hauptgerichte ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Angelika Kirchmaier X unde TIROLER KÜCHE Über 100 schnelle und gesunde Hauptgerichte Mit vielen vegetarischen Rezepten und veganen Alternativen Fotos von Kary Wilhelm AUCH FÜR DIABETIKER GEEIGNET Tyrolia-Verlag · Innsbruck-Wien 1 Dieses Buch widme ich meinen Eltern, die mir die Liebe zu meiner Heimat Tirol und die Wertschätzung der Natur lehrten. Es gibt nur einen Planeten Erde, es liegt an uns, mit diesem Planeten sorgsam umzugehen! Regionale Zutaten vereint mit regionalen Gerichten sind ein Baustein dazu! Mein herzlicher Dank gilt allen, die mich mit „altem“ Material und Rezepten versorgten. Besonders bedanken möchte ich mich bei folgenden Personen: Aus Nordtirol Theresia Gschösser Michael Hirn Anni Kirchmaier Walter Laiminger Marianne Prantl Moidi Manzl Beatrix und Pia Rödlach Elsa und Josef Schroll Manuela und Josef Schroll Kary Wilhelm Aus Osttirol Christl Bürgler Elfriede Egger Irmgard Huber Aus Südtirol Roland Innerbichler Reinhard Steger Den Köchen der Tauferer Straßenküche Landesarchiv Südtirol in Bozen Mein Dank gilt auch einer der traditionsreichsten Tischlereien in Tirol, der Tischlerei Decker mit Sitz in Itter, Mühltal, insbesondere Decker Markus und Anna, die mich für die Shootings mit wunderschönen alten Holzplatten ausstatteten! Vorwort Als wir im Jahr 1988 „Tirol heute“ gegründet haben, war die Frage, wie wir im medialen Wettbewerb bestehen können. Unser Erfolgsrezept war klar: Wir können nur mit Regionalität punkten. Mit regionaler Kost sind wir seit Jahrzehnten auch mit unserem Radio Tirol erfolgreich. Unser Publikum in Nord-, Ost- und Südtirol erwartet von uns täglich verlässliche Informationen über aktuelle Ereignisse im Land, es will bestens informiert werden und hat auch ein immer größer werdendes Interesse an Gesundheit. Dabei ist das Thema „Gesunde Ernährung“ besonders gefragt. Zum Glück haben wir beim ORF Tirol mit Angelika Kirchmaier eine „Frontfrau“, die es in ihren Radio-Gesprächen mit Christoph Rohrbacher seit 15 Jahren faszinierend versteht, unsere Hörerinnen und Hörer für die einfache, schnelle und gesunde Küche sowie das Thema „Gesunde Ernährung“ zu begeistern. Die „xunden Rezepte“ von Angelika Kirchmair, freitags bei Radio Tirol, sind längst ein Publikumshit. Man spürt in den vielen launigen, lehrreichen und „gesunden“ Gesprächen mit Christoph Rohrbacher aber auch, dass die Gesundheitswissenschaftlerin Angelika Kirchmaier geerdet und einige Zeit auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Nudeln, Nocken, Knödel, Plenten als „Tiroler Elemente“ sind ihr alles andere als fremd, sie überrascht unserer Hörerinnen und Hörer und die Leserinnen und Leser dieses Buches vor allem auch damit, dass sie alte Rezepte aus allen Tiroler Landesteilen hochinteressant an die heutige Zeit anpasst. Eines macht uns stolz: Die Sendungen von Angelika Kirchmair bei Radio Tirol waren letztendlich ausschlaggebend für ihren Weg als vielfache Bestseller-Autorin. Und das seit 2005. Einen weiteren Bestseller haben sie gerade in ihren Händen. „So regional wie möglich“ ist einer der Leitsprüche von Angelika Kirchmair. Nicht zuletzt deshalb passt sie so gut zu unserer Radio Tirol-Familie und ist als Botschafterin der „Xunden Küche“ für uns nicht mehr wegzudenken. „Die Speisen haben vermutlich einen sehr großen Einluss auf den Zustand der Menschen. Wer weiß, ob wir nicht einer gut gekochten Suppe vielleicht die Luftpumpe und einer schlechten einen Krieg zu verdanken haben.“ (Georg Christoph Lichtenberg) Xundheit und guten Appetit! Helmut Krieghofer Landesdirektor ORF Tirol 3 Vorwort Angelika Kirchmaier macht mit der Xunden Tiroler Küche eine Tradition lebendig, die schon fast vergessen ist. Ja, die Oma, vielleicht die Mama haben sie noch gekocht: Easchtepfipauzei, Tirggnkoch, Kasmuas oder Schlosserbuam, aber in Zeiten von Tiefkühlpizza, Paktlküche und Convenience Food verschwindet das immer mehr und manches kennt man nur mehr vom Hörensagen. Würden wir in Radio Tirol ein Quiz mit Rezepten machen und nach Katzn-Gschroa oder Tirggnwixa fragen, würden wohl nur wenige mit Sicherheit wissen, was darunter zu verstehen ist. Und das Rezept dazu? „Keine Ahnung“. Woher sollten sie auch?! Die meisten Rezepte sind kaum mehr zu inden, bestenfalls mit Glück in irgendwelchen Internetforen. Also hat Angelika Kirchmaier alte Rezepte wieder ausindig gemacht, hat Köche und Hausfrauen in Nord-, Ost- und Südtirol besucht und dabei „altes Wissen“ wieder zutage gefördert. Aber Angelika Kirchmaier ist keine Historikerin. Sie will, dass „Easchtepipauzei“ oder „Mosbe-Miasl“ auch heute mit Genuss zu essen sind. Deshalb braucht’s eine zeitgemäße Interpretation. Vielen ist die Tiroler Kost heute zu schwer, zu kalorienhaltig. Die Rezepte unserer Großmütter können nur überleben, wenn sie der Zeit angepasst werden. Angelika Kirchmaier liebt derartige Herausforderungen, das ist ihre Disziplin: neue Kochtechniken zu entwickeln, die zum einen leicht und schnell zu machen sind und zum anderen den Überlegungen einer gesunden Küche entsprechen. Aber lohnt sich der Aufwand – abseits einer gewissen Sentimentalität? Ich habe auf diese Frage interessante Antworten erhalten. Eine lautet: Es sind Rezepte, die noch vor der „industriellen Lebensmittelrevolution“ entstanden sind. Sie haben tatsächlich etwas von einem alten Wissen, das in die Zukunft zeigt. So etwa birgt die Zusammensetzung alter Hausmannskost ein bemerkenswertes Know-how, etwa wenn durch Kombination bestimmter Lebensmittel die Eiweißwertigkeit von Fleisch erreicht wird oder man den Cholesterinausgleich ganz einfach in einer Kombination mit Preiselbeeren, Hafer oder Gerste indet. Entscheidend ist die Frage, ob eine regionale Küche im 21. Jahrhundert noch konkurrenzfähig ist? Angelika Kirchmaier liefert mit ihrer „Xunden Tiroler Küche“ einen wichtigen Beitrag und ich wünsche dem Buch, dass es in seiner Art ein ähnliches Standardwerk wie die „Tiroler Küche“ von Maria Drewes wird, auch wenn das eine große Vorgabe ist. Christoph Rohrbacher Programmchef ORF Radio Tirol 4 Liebe Leserinnen und Leser! 15 Jahre Angelika Kirchmaier beim ORF Radio Tirol, 10 Jahre beim Tyrolia-Verlag, fehlt nur noch die Tiroler Küche, dann ist das Trio perfekt. In all den Jahren, in denen ich Bücher schreibe, hatte ich noch nie so einen großen Respekt vor einem Thema. Eine Traditionsküche anzufassen ist Angelika Kirchmaier und Programmchef Christoph nicht einfach, gibt es doch Unzählige, Rohrbacher die diese Küche bestens beherrschen, diese Küche aber dann auch noch zu modifizieren, das grenzt schon fast an Frevel. Aber ich wagte mich an dieses Thema heran und hoffe, dass Sie es mir verzeihen, wenn ich der Tiroler Küche das Schnell- und Xundmascherl aufsetze. Die Idee, ein Buch zur Tiroler Küche zu schreiben, ist nicht neu. Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, die Rezepte aus meiner Heimat Tirol in eine für die heutige Zeit fett- und zeitadaptierte Form zu bringen. Ich dachte mir immer, das wäre ein Kinderspiel und relativ bald erledigt. Aber als ich mich diesem Thema mehr und mehr näherte, wurde mir bewusst, dass wohl das bislang für mich aufwändigste Buch entstehen wird. Auf der Suche nach den alten Tiroler Familienrezepten begab ich mich auf eine Reise. Eine Reise in den Norden, den Süden und den Osten dieses wunderschönen Landes. Ich besuchte Bäuerinnen, Straßenküchen, Kochexperten, stöberte in alten Archiven und durfte so die Vielfalt der Tiroler Küche nicht nur kulinarisch, sondern auch aus vielen Blickwinkeln erleben. Weit über 1000 verschiedene alte Rezepte – teilweise sogar aus dem 17. und 18. Jahrhundert – stapelten sich auf meinem Schreibtisch. Nächtelang versuchte ich die alten Handschriften zu entziffern. Kurrentschrift, Sütterlinschrift etc. – mir war nicht bewusst, dass unsere Vorfahren über so viele verschiedene Schriften verfügten, bzw. diese sich so oft änderten. Während der Recherchen vor Ort und in den alten Rezepten zeigte sich, dass es nicht ein Rezept für eine Speise gibt, sondern fast jeder Haushalt über eine eigene Variante verfügt. Es stellte sich bald die Frage, wie ich mich einem Rezept nähern soll, wenn es sich eigentlich um hunderte Rezepte handelt und jeder der festen Überzeugung ist, dass sein Rezept das Original darstellt. Schon die Brennsuppe entpuppte sich als Herausforderung. Mit oder ohne Fett, das Mehl kurz oder lang gebräunt, mit oder ohne Sellerie, mit Zieger, Graukäse, Bergkäse oder gar keinem Käse, kurz oder lang gekocht, nur gesalzen oder mit diversen Wildkräutern verfeinert, 5 mit oder ohne Knoblauch, es schien fast so, als ob man allein über die Brennsuppe ein Buch verfassen könnte. Eine Hürde stellten auch so manche alte Bezeichnungen und Formulierungen dar, so z. B. „die Brösel von einem Kreuzerbrot“ oder „Cremortartari“ (Weinsteinrahm), ein „Vorfahre“ unseres Backpulvers, der schon 1895 verwendet wurde. Die alten Mengenangaben ließen auch oft ein Rätseln aufkommen. Loth und Pfund konnte ich noch gut entschlüsseln, aber wie viel Gramm packte man früher in „Nanis Schepfa“, ein „Haferl“ oder in ein „Reindl“? Irgendwann war es dann geschafft. Ich konnte alle Rezepte entziffern, die Mengenangaben in etwa festlegen und die ersten Nachkochversuche starten, denn nur wenn man die Rezepte einmal selber gekocht hat, kann man sich auch an die Modiikation wagen. Als Erstes probierte ich jene Rezepte aus, die am suspektesten klangen. Einige daraus würde man heute wohl tatsächlich nicht mehr essen wollen, z. B. einen Knochenmarkaulauf mit Walnüssen oder das Kindsmus aus reichlich Butter, Mehl und Rahm. Es zeigte sich auch, dass man manche Rezepte heute nicht mehr zubereiten kann, weil es die Zutaten von damals in dieser Kocheigenschaft heute nicht mehr gibt. Ein Gericht zauberte meinen Testessern ein Grinsen ins Gesicht. Ein Marmeladenstrudel aus der Kriegszeit mit genau vier Zutaten: Mehl, Wasser, Milch und Marmelade. Geschmacklich hatte dieser Strudel durchaus etwas Besonderes, aber optisch wies er gewisse Ähnlichkeiten mit einem Hundehäufchen auf. Den Nachkochversuchen folgte die engere Auswahl. Rund 400 Gerichte schafften es in diese. Bei manchen genügte eine kleine Modiikation und schon entstand ein Gericht, das den Erfordernissen dieses Buches entspricht. Andere mussten weichen oder sich einer mehrfachen Modiikation unterziehen. Nach drei Testläufen war es dann geschafft, die endgültige Auswahl getroffen und die Rezepte bereit für das inale Fotoshooting und den gleichzeitig letzten Testlauf. Gut ein Jahr nach der ersten Recherche ist dieses Werk nun vollendet und Sie können es in Händen halten. Ich hoffe, dass Sie genauso viel Freude damit haben wie ich beim Verfassen und dass Sie das ein und andere alte Gericht als „neue“ Lieblingsspeise für sich entdecken! Gutes Gelingen und guten Appetit, oder wie man in meiner Heimat sagt „Moizeit“, mit ganz lieben Grüßen Ihre 6 Angelika Kirchmaier Inhaltsverzeichnis Kann „Tiroler Küche“ überhaupt gesund sein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Suppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Hauptgerichte mit Fleisch, Fisch und Pilzen ....................................... 29 Gröstl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Mus, Koch, Muas, Müis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Omeletten und Palatschinken ........................................................ 73 Schmarren, Miasl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Riebel, Wirrler, Wixer, Reaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Blattl-Gebäck (Bladl, Blatl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Backteig-Gebäck. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Gekochte Nocken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Gebratene Nocken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Paunzen .................................................................................. 185 Knödel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Pressknödel .............................................................................. 217 Nudeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 Tiroler Kompott-Beilagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 7 Kann „Tiroler Küche“ überhaupt gesund sein? Deftig und fetttriefend? Wer kennt sie nicht, die deftigen, fetttriefenden Schmankerln aus der Tiroler Küche. Wenn man sich aber quasi das Skelett der altüberlieferten Rezepte genauer anschaut, dann ergibt sich fast immer folgendes Muster. Ein hoher Anteil an komplexen Kohlenhydraten, diese sind für die Muskel- und Gehirnarbeit nötig, so gut wie kein Zucker (wenn Sie alle Gerichte aus diesem Buch auf einmal kochen würden, dann ist in Summe nicht einmal ein Viertel Kilo Zucker nötig), eine geringe Menge Eiweiß, aber so gut kombiniert, dass man das Eiweiß ausgezeichnet in körpereigenes Eiweiß umwandeln kann, und eine mehr oder weniger große Menge Fett, wobei früher ausschließlich Fette mit Tiroler Ursprung zum Einsatz kamen, z. B. Tiroler Almbutter oder das Butterschmalz (in der indischen Küche „Ghee“ genannt) daraus. Also durchaus gesunde Fette, die mit z. B. einer Mastmilchbutter von heute nicht vergleichbar sind. Auch Schweineschmalz hatte einen Platz. Zu Recht, denn die Schweine von damals durften frei herumlaufen und so entwickelte das Schwein eine deutlich gesündere Fettstruktur als ein heutiges Mastschwein aus einem Großbetrieb. Fleisch kam früher nur äußerst selten auf den Tisch und wenn, dann handelte es sich um ein gesundes, hochwertiges Fleisch von Tieren aus extensiver Landwirtschaft, die nicht mit Mastfutter hochgezüchtet wurden. Erfreulicherweise setzen heute mehr und mehr Tiroler Landwirte auf eine Renaissance der ursprünglichen Tierhaltung und so kristallisieren sich wieder Produkte, wie das Almschwein, die Almkuh, der Almochs oder das Berglamm heraus. Tirol ist dafür aufgrund seiner geograischen Lage besonders prädestiniert. Mastbetriebe mit mehreren tausend Tieren wären in Tirol allein schon aufgrund der räumlichen Begrenzung nicht möglich. So liefert das Land Tirol die besten Voraussetzungen für einen gesunden Feinkostladen. Obst und Gemüse in den Tiroler Gerichten? Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass sich bis auf Zwiebel nur wenige Obst- und Gemüsesorten in den Hauptgerichten inden. Da könnte man fast meinen, die „alten“ Tiroler wären Obst- und Gemüsemuffel gewesen. Aber weit gefehlt. Obst aß man meistens frisch, z. B. den Apfel vom Baum oder die Heidelbeeren auf den Almen direkt vom Strauch. Gerne verkochte man Obst auch zu Beilagen, wie Mus, Kompott oder „Mandl“, z. B. zu Holler- oder Moosbeermandl (Mandl: Kompott, das 8 zum Schluss mancherorts noch mit Mehl gebunden wurde). Auch Marmeladen und „Eingewecktes“ (Dunstobst) erfreuten sich höchster Beliebtheit, genauso wie getrocknetes Obst, z. B. Dörrbirnen (Kluaban, Kletzen), Dörräpfel (Schnitzen) oder Dörrplaumen, die man für den Winter aufbewahrte und dann zu Kompotten oder zu Weihnachten zu Zelten verarbeitete. Gemüse gab es entweder frisch, z. B. die Wurzeln von Disteln auf den Almen, die wie Kohlrabi schmecken, die Karotten direkt aus dem Garten gezupft oder als Salat, z. B. Krautsalat, oft aber auch als milchsauer verHollermandl-Kompott gorenes Gemüse, z. B. Rübenkraut oder Sauerkraut. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit zurück, in der ich selber als kleines Kind Kraut stampfen durfte. Meine heute knapp 90-jährige Mutter plegte einen riesengroßen Gemüsegarten. Darin sprossen neben vielen anderen Köstlichkeiten unzählige Krautköpfe. Im Herbst wurden diese Krautköpfe auf einem „Krautbrett eingeschnitten“, also mit einem überdimensionalen Hobel in Streifen gehobelt und gemeinsam mit Salz und Gewürzen in ein Holzfass geschichtet. Dann mussten wir Kinder uns unsere Füße ganz sauber waschen, denn Schmutz an den Füßen hätte zum Faulen des Krautes geführt. Nach dem Waschen hob man uns direkt aus der Wanne in das Krautfass. Wir konnten es kaum erwarten loszustampfen. Sobald sich ordentlich Flüssigkeit gebildet hatte, war es vorbei mit dem Stampf-Vergnügen. Im Winter durften wir die Köstlichkeit dann das erste Mal verkosten. Eine Delikatesse, die es in dieser Form heute leider nur noch selten gibt. Genauso wie das Kraut, verwandelten sich auch Rüben in einen milchsauer vergorenen Hochgenuss. Andere Gemüsesorten fanden den Weg in das Einweckglas und später auch in die Tiefkühltruhe, um es so in den schneereichen Wintermonaten als Salatersatz oder Beilage reichen zu können. Für die Gerichte in diesem Buch wollte ich nicht mit aller Gewalt Gemüse oder Obst hinein„murksen“, wenn dieses einfach nicht dazugehört. Z. B. wäre ein Kartoffelwirrler mit Gemüsezusatz wohl kein echter Kartoffelwirrler mehr, oder OriginalBlattln mit Gemüse keine echten Blattln. Es macht viel mehr Sinn, Gemüse und 9 Obst als Beilagen zu servieren. Deshalb inden Sie auch bei allen Rezepten einen entsprechenden Beilagenvorschlag, der für den nötigen Vitaminausgleich sorgt. Also beim Essen die Beilage nicht vergessen! Vielleicht können wir etwas aus der alten Tiroler Küche mitnehmen. Und zwar: So oft wie möglich frisches Obst und Gemüse einfach so im Nebenbei naschen. Das fördert die Verdauung, schult unser Geschmacksempinden jedes Mal aufs Neue, spendet viele wertvolle Wirkstoffe, stärkt die Mundmuskulatur und wirkt sich damit positiv auf das Sprechen und – wenn wir einmal älter werden – auch auf unsere Fähigkeit zu kauen und zu schlucken aus. Weit gereistes Obst in Form von z. B. „QuetschObst“ aus dem Plastikbeutel mit Schraubverschluss, so wie dieses heute bei Kindern (und deren Eltern, denn die kaufen dieses Quetschobst) oft beliebt ist, kann hier bei Weitem nicht mithalten. Wenige Zutaten, viele Gerichte Bemerkenswert an den Tiroler Gerichten ist, dass man mit einer Handvoll Zutaten die unterschiedlichsten Gerichte zaubern kann. Wenn Sie Mehl, Kartoffeln, altes Brot, Milch, Käse, Eier, ein paar Gewürze und etwas Gemüse oder Obst zu Hause haben, können Sie schon den Großteil der Gerichte aus diesem Buch nachkochen. Kommen dann an Trockenprodukten noch Buchweizen, Polenta, Grieß, Haferlocken, Mohn, Nüsse, Trockenfrüchte, eine minimale Menge Zucker und Hülsenfrüchte und an Frischprodukten Topfen, Pilze, Sauerkraut, eine Forelle und für die Fleischfans eine kleine Menge Fleisch und Speck oder Schinken dazu, so haben Sie die Zutaten für alle Gerichte aus diesem Buch nahezu komplett. Fazit Auf der Basis von hochwertigen Tiroler Produkten, vereint mit Beilagen, die den nötigen Obst- und Gemüseausgleich bieten, sind die Rezepte in diesem Buch aufgebaut. Dazu kommt die modiizierte Zusammenstellung der altüberlieferten Rezepte, die es ermöglicht, dass jeweils der für die heutige Zeit bestmögliche Gesundheitswert entsteht, aber trotzdem der Charakter des ursprünglichen Gerichts erhalten bleibt. So punkten die Gerichte mit vielen Wirkstoffen, also Mineralstoffen, Vitaminen und bioaktiven Substanzen, verdauungsfördernden und immunstärkenden Ballaststoffen und weniger Kalorien als das Original. Denn die Kalorienmengen von früher benötigen wir heute aufgrund unserer vergleichsweise leichten Arbeit bei Weitem nicht mehr. Tipp Das Zusatzplus – nur wenige gängige Zutaten ermöglichen eine kunterbunte Gerichtevielfalt! 10 Suppen 11 Kapitelname Suppen Bürotipp Suppen eignen sich als perfekte Büromahlzeit. Zu Hause zubereiten, in eiskaltem Wasser abkühlen (zur Vitaminschonung) und im Büro aufwärmen. PIKANTE SUPPEN Brennsuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet Ohne Butter! ca. 10 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl 300 g Wasser 1 eigroße Kartoffel (ca. 70 g), in kleine Würfel schneiden Lorbeerblatt, Kümmel, Muskat, evtl. Liebstöckel, evtl. Knoblauch Zum Ausfertigen 5 6 bei Verwendung von glutenfreiem Mehl Das Mehl ohne Fett in einem Topf ohne Beschichtung bräunen. Dabei ständig rühren, sonst verbrennt das Mehl. Sobald es leicht bräunt, schütten Sie es aus dem Topf auf einen Teller und lassen es auskühlen. In der Zwischenzeit ¾ der Flüssigkeit in den Topf geben. Aufkochen. Gewürze und Kartoffeln hinzufügen. Zu ¾ zugedeckt bei mittlerer Garstufe (ca. 5–6 von 9) so lange köcheln, bis die Kartoffeln gar sind (ca. 15 Minuten). Dickt die Suppe sehr ein, gießen Sie heißes Wasser nach. Kräutersalz, Pfeffer 1–2 EL Bergkäse (15–30 g) evtl. Ziegerkäse, fein reiben und über die fertige Suppe streuen Petersilie oder beliebige andere Kräuter zum Bestreuen 12 Tipp Diese ursprüngliche Version einer Brennsuppe wird ohne Fett zubereitet. Achtung! Lässt man das Mehl im Topf abkühlen, verbrennt es. Die Resthitze im Topf reicht dafür aus. Bei der vielerorts üblichen Brennsuppenvariante mit Fett können Sie die Flüssigkeit gleich direkt in das mit Fett geröstete Mehl schütten, das Fett verhindert eine Klumpenbildung des Mehls. Wenn man das Mehl von Anfang an mitkocht, muss man allerdings öfters umrühren, sonst brennt die Suppe an. Die „Puddingtechnik“, also zuerst die Suppe kochen und danach erst das Mehl einkochen, reduziert das Risiko des Anbrennens. Suppendsfg Tipp Immer erdige Kartoffeln kaufen, diese halten viel länger, da die Erde eine Schutzschicht darstellt! Das gebräunte Mehl mit der restlichen Flüssigkeit verrühren und unter ständigem Rühren in die Kartoffelsuppe einkochen. (Kugelschneebesen verwenden, dann bleiben die Kartoffeln nicht hängen.) Unter Rühren aufkochen lassen, bis es kräftig blubbert. Vom Herd nehmen. Den Käse untermischen. Die Käsewürfel schmelzen und ziehen beim Essen Fäden. Mit den Kräutern bestreuen. Beilagenvorschlag Salat, Knödel als Einlage Gesamtmenge kcal 143.89 Eiweiß (g) Fett (g) 7.21 4.84 KH (g) 17.35 BE 1.44 13 Kapitelname Suppen Brotsuppe 12 11 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet Ideale Altbrotverwertung! ½ Zwiebel (ca. 40 g), klein schneiden ca. 400 g Wasser oder Suppe 1 EL Tomatenmark (ca. 20 g) Paprikapulver, Oregano, Majoran, Liebstöckel, Lorbeerblatt, Muskat, Knoblauch ca. 30 g altbackenes Brot, kann auch hart sein (Vollkornbrot) Zum Ausfertigen Beilagenvorschlag Salat Schnittlauch oder Petersilie zum Bestreuen Gesamtmenge Tipp Ist die Suppe zu dünnlüssig, noch einkochen lassen, ist die Suppe zu dicklüssig, kochend heißes Wasser nachgießen und unter Rühren aufkochen lassen. 14 bei Verwendung von glutenfreiem Brot Die Zwiebeln ohne Fett in einem Topf ohne Beschichtung zugedeckt ca. ½ Minute bei mittlerer Hitze (ca. 5–6 von 9) rösten (vgl. Tipp S. 265 f.). Mit der Flüssigkeit aufgießen. Gewürze hinzufügen. Aufkochen lassen. Das Brot (kann auch ein ganzes Stück sein) in die Suppe geben. Die Suppe zu ¾ zugedeckt bei mittlerer Garstufe (4–5 von 9) etwa 7–10 Minuten köcheln lassen. Evtl. mit dem Pürierstab pürieren. Abschmecken. Mit Käse bestreuen. Kräutersalz, Pfeffer 1 TL Käsewürfel oder geriebener Käse (ca. 8 g) 5 6 kcal 114.71 Eiweiß (g) Fett (g) 5.70 2.88 KH (g) 16.05 BE 1.34 Suppendsfg Gerstensuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 5 6 1 Portion als Hauptgericht, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet ca. 50 g gemischtes Wurzelgemüse (z. B. Karotte, Sellerie, Lauch, Pastinake), klein schneiden Zwiebeln und Selchleisch oder Speck ohne Fett in einem Topf zugedeckt bei mittlerer Garstufe (ca. 5 von 9), ca. ½ Minute rösten (vgl. Tipp S. 265 f.). Dabei werden nicht die Zwiebeln braun, sondern der Topfboden. 1–2x umrühren. Mit dem Wasser aufgießen. Die Gerste und die Gewürze, mit Ausnahme vom Salz, untermischen. Zu ¾ zugedeckt aufkochen und ca. 35 Minuten bei mittlerer Garstufe (ca. 4–5 von 9) köcheln. Achtung, geht leicht über! 5–15 Minuten vor dem Garende das Gemüse untermischen. Wenn Sie das Gemüse weich möchten, geben Sie es 15 Minuten vor dem Garende dazu; soll es bissfest sein, 5–8 Minuten. Zum Schluss salzen. Mit Kräutern bestreuen und mit einem kleinen Schuss Essig abschmecken. Zum Ausfertigen Gesamtmenge ¼–½ Zwiebel (20–40 g), klein schneiden ca. 30 g Reste von Selchleisch oder Speck – klein schneiden, evtl. Rinds- oder Kalbsknochen, evtl. Beinleisch 400–500 g Wasser (je weniger Wasser, desto eintopfartiger die Suppe) 70 g Gerste Liebstöckel, Lorbeer, Majoran, Thymian, Bergbohnenkraut, Kümmel, Petersilienstängel evtl. eine kleine festkochende Kartoffel, in Würfel schneiden Petersilie, Kräutersalz, Pfeffer ca. 1 TL naturtrüber Apfelessig kcal 285.79 Eiweiß (g) Fett (g) 14.28 3.37 KH (g) 48.23 BE 4.02 Tipps ! Ist die Suppe zu dicklüssig, verdünnen Sie diese mit kochend heißem Wasser, einem Bratenfond oder einer klaren Suppe. ! Ist die Suppe zu dünnlüssig, noch ein wenig einkochen lassen. ! Sie können die Suppe auch vegetarisch, d. h. ohne Selchleisch, zubereiten. 15 Kapitelname Suppen Bohnensuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 Portion als Hauptgericht, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Einbrennfett und desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet Einbrennsuppe mit Bohnen 70 g getrocknete Bohnen, über Nacht in ca. 500 g kaltem Wasser einweichen Lorbeer, Oregano, Majoran, Bergbohnenkraut, Thymian, Muskat, Liebstöckel Einbrenn ca. 20 g Speck oder Selchleisch ¼–½ Zwiebel (20–40 g), klein hacken 10 g Öl oder hochwertige Butter, tritt beim Anrösten des Specks Fett aus, ist kein zusätzliches Fett mehr nötig 10 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl evtl. Gemüse, klein schneiden Zum Ausfertigen 5 6 bei Verwendung von glutenfreiem Mehl bei Verwendung von Öl Blitzvariante – im Schnellkochtopf Den Siebeinsatz in den Schnellkochtopf setzen. Ohne Siebeinsatz brennen die Bohnen an! Die Bohnen mitsamt dem Einweichwasser und den Gewürzen (außer Salz und Essig!) in den Schnellkochtopf schütten. So viel Wasser hinzufügen, dass das Wasser ca. 2 cm über den Bohnen steht. Den Topf verschließen. Sie können das Wasser auch zuerst aufkochen und dann erst die Bohnen hinzufügen, das schont Vitamine. Den Herd auf höchste Stufe einschalten und den Schnellkochtopf auf den Herd setzen. Sobald der Topf zu pfeifen beginnt, auf geringe Garstufe (ca. 3 von 9) zurückschalten, d. h. so weit, dass der Topf nicht mehr pfeift, aber Sie trotzdem noch den 2. Ring am Ventil sehen. Wurden die Bohnen eingeweicht, genügt eine Gardauer von 40 Minuten, ohne Einweichen 70 Minuten. Den Topf vom Herd nehmen und ausdampfen, bis sich der Topf wieder leicht öffnen lässt. Kräutersalz, Apfelessig, Schnittlauch Schlank-Tipp Tritt beim Anrösten des Specks Fett aus, ist kein zusätzliches Fett mehr nötig. 16 Kurz vor dem Garende die Einbrenn herstellen. Dazu die Butter schmelzen und die Zwiebeln und den Speck zugedeckt bei mittlerer Garstufe (ca. 5–6 von 9) 3–5 Minuten rösten. Dazwischen 2- bis 3x umrühren. Das Mehl hinzufügen und ebenfalls kurz mitrösten. Die Einbrenn zur Suppe geben und alles unter Rühren aufkochen, bis es kräftig blubbert. Salzen, ein paar Tropfen Essig untermischen und mit Kräutern bestreuen. Suppendsfg Tipps ! Sie können die Suppe auch vegetarisch, d. h. ohne Speck, zubereiten. Wenn Sie etwas Gemüse in der Suppe haben möchten, gießen Sie die Einbrenn mit einer Tasse Wasser auf und kochen Sie das Gemüse darin bissfest. Immer wieder umrühren, sonst brennt die Suppe an! ! Hinweis! Schalten Sie den Herd nicht zu hoch ein. Bohnensuppe, im herkömmlichen Topf gegart, geht schnell über. ! Achtung! Den Schnellkochtopf nur zur Hälfte füllen, die Bohnen benötigen Platz zum Ausquellen! ! Beilagenvorschlag: Salat, abgeschmalzte Wassernudeln von Seite 234 Herkömmliche Variante ohne Schnellkochtopf, Gesamtgardauer min. 1 Stunde Zubereitung wie oben, nur werden die Bohnen anstatt im Schnellkochtopf in einem herkömmlichen Topf gegart. Die Gardauer verlängert sich dabei um ein Vielfaches. Nach ca. 1½ Stunden Gardauer können Sie probieren, ob die Bohnen schon gar sind. Bei Verwendung von sehr kleinen Bohnen genügt eine Garzeit von ca. 1 Stunde. Mit den Bohnen können Sie auch in Würfel geschnittene, festkochende oder mehlige Kartoffeln in den letzten 25 Minuten mitkochen. Festkochende Kartoffeln behalten die Form, mehlige zerfallen, ergeben dafür aber eine cremige Konsistenz. Gesamtmenge kcal 340.29 Eiweiß (g) Fett (g) 16.17 12.54 KH (g) 39.43 BE 3.20 17 Kapitelname Suppen Erbsensuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 Portion als Hauptgericht, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Einbrennfett und desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet 5 6 bei Verwendung von glutenfreiem Mehl bei Verwendung von Öl 10 g Öl oder hochwertige Butter, tritt beim Anrösten des Specks Fett aus, ist kein zusätzliches Fett mehr nötig Wasser aufkochen. Erbsen und Gewürze (außer Salz und Essig, sonst verlängert sich die Gardauer um ein Vielfaches!) hinzufügen. Zu ¾ zugedeckt bei Stufe 4–5 von 9 ca. 50 Minuten köcheln. Kurz vor dem Garende die Einbrenn herstellen. Dazu die Butter schmelzen und die Zwiebeln und den Speck zugedeckt bei mittlerer Garstufe (ca. 5–6 von 9) 3–5 Minuten rösten. Dazwischen 2- bis 3x umrühren. Das Mehl hinzufügen und ebenfalls kurz mitrösten. Die Einbrenn zur Suppe geben und unter Rühren aufkochen, bis es kräftig blubbert. Salzen, ein paar Tropfen Essig untermischen und mit Kräutern bestreuen. 10 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl Gesamtmenge 400–500 g Wasser (je weniger, desto eintopfartiger die Suppe) 70 g getrocknete ganze oder Spalterbsen Lorbeer, Oregano, Majoran, Bergbohnenkraut, Thymian, Muskat, Liebstöckel Einbrenn ca. 20 g Speck oder Selchleisch ¼–½ Zwiebel, klein hacken Zum Ausfertigen Kräutersalz, Apfelessig, Schnittlauch Tipps ! Ca. 3 Esslöffel Wurzelgemüse (in kleine Würfel geschnitten) 5–10 Minuten vor Garende untermischen und mitkochen. ! Wenn Sie die Erbsen über Nacht in der angegebenen Wassermenge einweichen, verkürzt sich die Garzeit auf ca. die Hälfte. ! Im Schnellkochtopf zubereitet, verkürzt sich die Garzeit ebenfalls um ca. die Hälfte. ! Sie können die Suppe auch vegetarisch, d. h. ohne Speck, zubereiten. 18 kcal 357.79 Eiweiß (g) Fett (g) 22.56 12.55 KH (g) 37.62 BE 3.13 Suppendsfg Haferflockensuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet ¼–½ Zwiebel (20–40 g) ca. 300 g Wasser oder Suppe 30 g Haferlocken ca. 50 g Wurzelgemüse (Karotte, Sellerie, Lauch …), klein schneiden Lorbeer, Oregano, Majoran, Thymian, Muskat, Liebstöckel Zum Ausfertigen Kräutersalz, beliebige Kräuter Tipp Variation: Sie können auch andere Flocken verwenden, z. B. Gerstenlocken, Dinkellocken etc. Die sämige Konsistenz ergibt sich am besten bei Hafer- und Gerstenlocken. 5 6 bei Verwendung von glutenfreien Flocken wenn nicht legiert Die Zwiebeln ohne Fett in einem Topf ohne Beschichtung anrösten (vgl. Tipp S. 265 f.) Mit der Flüssigkeit aufgießen. Die restlichen Zutaten hinzufügen. Aufkochen lassen. Die Suppe zu ¾ zugedeckt bei mittlerer Garstufe (ca. 5 von 9) so lange köcheln, bis sie ein wenig eindickt. Falls die Suppe zu dicklüssig wird, noch kochend heiße Flüssigkeit nachgießen. Evtl. zum Schluss ein Ei unter Rühren einkochen (legieren). Mit Kräutersalz und frischen Kräutern abschmecken. Beilagenvorschlag Salat Gesamtmenge kcal 130.39 Eiweiß (g) Fett (g) 4.75 2.32 KH (g) 22.15 BE 1.85 19 Kapitelname Suppen Osttiroler Schnallsuppn 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 Portion als Hauptgericht, die Menge kann beliebig vervielfacht werden Eine Suppe, die gar keine ist! Ideale Altbrotverwertung! 100 g altbackenes Brot, am besten Vollkornbrot (entspricht ca. 120 g frischem Brot), in maximal walnussgroße Würfel schneiden oder in Stücke brechen min. ¼ Zwiebel (min. 20 g), klein hacken evtl. 1 Zehe Knoblauch, pressen oder klein hacken bei Verwendung von glutenfreiem Brot Brot, gehackte Zwiebeln, Knoblauch und Käse abwechselnd in einen Teller oder eine Suppentasse schichten. Zum Schluss mit Brot abdecken. Sie können auch alle Zutaten einfach nur vermischen. Mit kochend heißem Wasser oder einer Suppe übergießen. Mit einem Schöpfer nach unten drücken, so dass die Flüssigkeit vom gesamten Brot gut aufgesogen werden kann. Zudecken, damit die „Suppe“ nicht zu sehr auskühlt. 5 Minuten rasten lassen. Mit brauner Butter überziehen. Mit Käse und Schnittlauch bestreuen. ca. 40 g gut gereifter Graukäse oder eine Mischung aus Graukäse und einem beliebigen aromatischen Käse, zerkleinern oder fein reiben Beilagenvorschlag Salat 100 g kochend heißes Wasser (Wasserkocher) oder Suppe Gesamtmenge 10 g hochwertige Butter, bräunen 15 g würziger Hartkäse, z. B. Bergkäse, fein reiben Schnittlauch, hacken Tipp Die Flüssigkeit muss kochend heiß sein, damit das Gericht gelingt. 20 5 6 kcal 448.59 Eiweiß (g) Fett (g) 26.19 15.08 KH (g) 51.57 BE 4.30 Suppendsfg Grießsuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet ¼–½ Zwiebel (20–40 g), klein hacken ¼ l Wasser oder Suppe (250 g) ca. 1 gehäufter EL Weizen- oder Dinkelvollkorngrieß (15 g) ca. 1∕3 Handvoll (ca. 40 g) klein geschnittenes Suppengemüse (Karotten, Lauch, Sellerie, Petersilienwurzel …) Muskat, Liebstöckel, Majoran, Thymian, Knoblauch Zum Ausfertigen 5 6 bei Verwendung von Maisgrieß Die Zwiebeln ohne Fett in einem Topf ohne Beschichtung anrösten (vgl. Tipp S. 265 f.) Mit der Flüssigkeit aufgießen. Aufkochen. Die restlichen Zutaten hinzufügen und noch einmal aufkochen. Zu ¾ zugedeckt bei mittlerer Garstufe ca. 10 Minuten köcheln lassen. Der Grieß soll schön aufquellen. Hin und wieder umrühren. Wenn Sie das Gemüse bissfest haben möchten, geben Sie dieses erst 5 Minuten vor Garende dazu. Falls die Suppe sehr eindickt, gießen Sie noch Wasser nach. Die fertige Suppe abschmecken und mit Kräutern bestreuen. Kräutersalz, Pfeffer, Schnittlauch Beilagenvorschlag Salat Gesamtmenge kcal 66.59 Eiweiß (g) Fett (g) 2.33 0.32 KH (g) 13.24 BE 1.10 Tipps ! Sie können das Gemüse in Würfel, in Streifen oder einfach nur klein schneiden. ! Je mehr Vollkorngrieß Sie verwenden, desto dicklüssiger wird die Suppe. ! Für eine legierte Grießsuppe schlagen Sie ein Ei auf und kochen dieses unter Rühren in die fertige Suppe ein. ! Statt dem oben angeführten Gemüse können Sie auch eine beliebige andere Gemüsesorte mitkochen. 21 Kapitelname Suppen Milchsuppe mit Graukäse 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 5 6 bei Verwendung von glutenfreiem Mehl und Brot 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Butter und desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet Ideale Altbrotverwertung! ½ TL Butter (5 g) ½ TL Weizen- oder Dinkelvollkornmehl (5 g) 100 g Wasser oder Suppe Die Butter schmelzen. Das Mehl darin unter Rühren rösten. Mit der Flüssigkeit aufgießen. Gewürze hinzufügen und unter kräftigem Rühren aufkochen lassen. Das Brot und den Käse in einem Suppenteller verteilen. Die Suppe darübergießen. Mit viel Schnittlauch bestreuen. 100 g Milch Liebstöckel, Knoblauch, Thymian, Kräutersalz Zum Ausfertigen 60 g gut gereifter Graukäse als Suppeneinlage ca. 15 g altbackenes Brot, am besten Vollkornbrot (entspricht ca. 25 g frischem Brot) – in Würfel, Scheiben oder Stücke geschnitten Schnittlauch zum Bestreuen 22 Gesamtmenge kcal 252.39 Eiweiß (g) Fett (g) 24.12 8.79 KH (g) 19.06 BE 1.59 Suppendsfg SÜSSE SUPPEN Süße Grießsuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet 250 g Milch eine kleine Prise Salz, evtl. beliebige Gewürze, z. B. Zimt, Nelken, Sternanis, Bio-Zitronenschale etc. 10 g Weizen- oder Dinkelvollkorngrieß (ca. 1 gestrichener EL) 5 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl (knapp ½ EL) 5 6 Milch aufkochen. Gewürze hinzufügen. Grieß und Mehl verrühren und unter ständigem Rühren in die Milch einkochen, bis es kräftig blubbert. Vom Herd nehmen und zugedeckt ca. 4 Minuten ziehen lassen. Die Suppe können Sie pur genießen oder wie folgt veredeln: ! Einen Löffel Preiselbeermarmelade in die Mitte der Suppe setzen ! Mit 10 g brauner Butter beträufeln ! Mit Zimt oder ungesüßtem Kakaopulver bestreuen Gesamtmenge Tipps ! Achtung! Die Suppe brennt leicht an. Vergessen Sie daher nicht auf das Rühren! ! Wenn Sie die Suppe dicklüssiger möchten, verwenden Sie mehr Grieß, dazu einfach ca. 1 EL Grieß unter Rühren in die fertige Suppe einkochen und noch einmal ein paar Minuten ziehen lassen. Ist die Suppe zu dicklüssig, mischen Sie Milch oder Wasser unter und kochen alles noch einmal unter Rühren auf. ! Variation: Kirschen mitkochen oder kurz vor Garende Heidelbeeren in die fertige Suppe streuen. ! Beilagenvorschlag: zum Beispiel Kompott oder Obstmus kcal 213.54 Eiweiß (g) Fett (g) 10.06 8.99 KH (g) 22.72 BE 1.90 23 Kapitelname Suppen Einfache Milchsuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 1 große Portion als Vorspeise oder kleine Mahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet 250 g Milch eine kleine Prise Salz, evtl. beliebige Gewürze, z. B. Zimt, Nelken, Sternanis, Bio-Zitronenschale etc. 50 g Wasser 20 g Weizenvollkorn-, Dinkelvollkorn- oder Buchweizenmehl Tipps ! Achtung! Die Suppe brennt leicht an. Vergessen Sie daher nicht auf das Rühren! ! Wenn Sie die Suppe dicklüssiger möchten, verwenden Sie mehr Mehl, dazu einfach 3–4 EL kalte Milch oder Wasser mit ½–1 TL Mehl vermischen. Ist die Suppe zu dicklüssig, mischen Sie Milch oder Wasser unter. Nach Zugabe von Mehl oder Flüssigkeit noch einmal unter Rühren aufkochen. 24 5 6 bei Verwendung von Buchweizenmehl Milch aufkochen. Gewürze hinzufügen. Das Wasser mit dem Mehl verrühren und unter ständigem Rühren in die Milch einkochen. Ca. 1 Minute unter ständigem Rühren weiterkochen. Vom Herd nehmen und zugedeckt ca. 5 Minuten quellen lassen. Die Suppe können Sie pur genießen oder wie folgt veredeln: ! Mit gerösteten hauchdünnen Brotscheiben belegen (maximal ½ cm dicke Scheiben abschneiden und im Backofen bei 180 °C rösten oder im Dörrapparat trocknen) ! Mudel lt. Rezept von Seite 27 mitkochen ! Einen Löffel Preiselbeermarmelade in die Mitte der Suppe setzen ! Mit 10 g brauner Butter beträufeln ! Mit Zimt oder ungesüßtem Kakaopulver bestreuen Variation Heidelbeeren in die fertige Suppe streuen. Beilagenvorschlag Kompott oder Obstmus Gesamtmenge kcal 227.89 Eiweiß (g) Fett (g) 10.87 9.22 KH (g) 24.98 BE 2.09 Suppendsfg 25 Kapitelname Suppen Süße Milch-Haferflockensuppe 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 5 6 mit glutenfreien Flocken und glutenfreiem Mehl 1 kleine Portion als Hauptmahlzeit, die Menge kann beliebig vervielfacht werden, je mehr, desto weniger Flüssigkeit wird benötigt, da verhältnismäßig weniger verdunstet 250 g Milch 50 g Wasser eine kleine Prise Salz, evtl. beliebige Gewürze, z. B. Zimt, Nelken, Sternanis, Bio-Zitronenschale etc. 20 g kleinblättrige Hafer-Vollkornlocken, ersatzweise Haferkleie (keine Weizenkleie, diese bindet nicht!) ca. 10 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl Milch aufkochen. Gewürze hinzufügen. Haferlocken und Mehl verrühren und unter ständigem Rühren in die Milch einkochen, bis es kräftig blubbert. Vom Herd nehmen und zugedeckt ca. 5 Minuten ziehen lassen. Die Suppe können Sie pur genießen oder wie folgt veredeln: ! Einen Löffel Preiselbeermarmelade in die Mitte der Suppe setzen ! Mit 10 g brauner Butter beträufeln ! Mit Zimt oder ungesüßtem Kakaopulver bestreuen Gesamtmenge kcal 270.59 Tipps ! Achtung! Die Suppe brennt leicht an. Vergessen Sie daher nicht auf das Rühren! ! Wenn Sie die Suppe dicklüssiger möchten, verwenden Sie mehr Haferlocken, dazu ca. 1 EL Haferlocken unter Rühren in die fertige Suppe einkochen und noch einmal ein paar Minuten ziehen lassen. Ist die Suppe zu dicklüssig, mischen Sie Milch oder Wasser unter und kochen alles noch einmal unter Rühren auf. ! Variation: Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren in die fertige Suppe streuen. ! Beilagenvorschlag: zum Beispiel Kompott oder Obstmus 26 Eiweiß (g) Fett (g) 12.20 10.42 KH (g) 31.54 BE 2.64 Suppendsfg SUPPENEINLAGEN Mudel (Faferl, Ribele, Frigele …) 11 12 1 10 2 9 3 4 8 7 5 6 bei Verwendung von glutenfreiem Mehl Einlage reicht für 4 Vorspeisen- oder 1 bis 2 Hauptspeisenportionen Eine einfache Form der Eierteigware 80 g Weizen- oder Dinkelvollkornmehl eine Prise Salz ½ Ei (min. 25 g), vgl. Tipp zum Eierteilen S. 28 kaltes Wasser nach Bedarf Zum Ausfertigen Gemüsebrühe, Fleischbrühe, Brennsuppe (S. 12), Gemüsepüreesuppe oder süße Milchsuppen (S. 24 ff.) Das Mehl in eine Schüssel geben. Salzen. Das Ei hinzufügen. Zuerst alle Zutaten mit der Gabel verrühren, dann mit den Händen verreiben, bis kleine Bröckerl („Mudel“) entstehen. Damit Bröckerl entstehen können, ist eine kleine Menge Flüssigkeit nötig, meist genügen 1–2 EL Wasser, die Sie nach und nach hinzufügen. Die genaue Flüssigkeitsmenge hängt von der Quelleigenschaft des Mehles ab und kann nicht genau vorhergesagt werden. Die Teigbröckerl in eine beliebige kochende Suppe schütten. Umrühren, einmal aufkochen, vom Herd nehmen und 2 Minuten ziehen lassen. Fertige pikante Suppen mit 27