Bericht des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang

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Bericht des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang
Hauptversammlung 2006
Bericht des Vorstands
Wolfgang Mayrhuber
Vorsitzender des Vorstands
Deutsche Lufthansa AG
Köln, 17. Mai 2006
- Es gilt das gesprochene Wort Sperrfrist: Beginn der Rede
Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Aktionäre!
Herzlich willkommen zu unserer Hauptversammlung hier in der
Kölnarena. Einen schönen guten Morgen auch an unsere Aktionäre,
die uns via Internet zugeschaltet sind.
Ich werde Sie heute umfassend über die Lage Ihres Unternehmens
informieren. Beginnen möchte ich mit einer guten Nachricht:
Sie lautet: 50 Jahre Lufthansa = 50 Cent Dividende. Eine außergewöhnliche Steigerung um 67 Prozent. Darüber sind auch wir sehr
froh.
2005 war Jubiläumsjahr. Lufthansa durfte ihren 50sten Geburtstag
feiern – zu Recht, wie ich meine. Anlass zum Feiern gaben die Rekordzahl an Fluggästen, die gute Ergebnisentwicklung und die im
Jubiläumsjahr für uns alle deutlich gewordene Spitzenposition Ihres Unternehmens mit seiner hohen Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wir haben mit einer herausragenden Mannschaftsleistung allen Widerständen getrotzt. Es macht Freude, mit einem und für ein so
großartiges und engagiertes Team zu arbeiten. Der Erfolg Ihres Unternehmens steht und fällt mit der Leistungsfähigkeit unserer Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter. Da muss uns nicht bange sein,
denn wir verfügen über eine krisenerprobte, starke und in der Industrie anerkannte Führungsmannschaft und über gut ausgebildete
und engagierte Mitarbeiter.
Ich denke, die 90.000 Lufthanseaten hätten einen Applaus verdient.
Danke!
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Bevor ich nun zum abgelaufenen Geschäftsjahr komme, möchte ich
Ihnen drei übergreifende Botschaften mitgeben, die mir wichtig
scheinen.
1. Ihr Unternehmen hat großes Zukunftspotential. Der Bedarf an
Mobilität ist groß und wird weiter steigen. Damit steigt auch
die Nachfrage nach den Produkten des Lufthansa-Konzerns.
2. Ihr Unternehmen ist gut aufgestellt und bestens gerüstet für
künftige Herausforderungen. Unsere Finanzbasis ist solide,
die Marke Lufthansa ist stark wie nie, wir verfügen über ein
schlagkräftiges und umsetzungsstarkes Führungsteam, das
weiß, wo man die Hebel ansetzt.
3. Die strategische Positionierung ist gut, sie zeigt Wirkung.
Grundsätze haben bei uns Bestand. Dazu gehören beispielsweise
- Gewinn hat Vorrang vor Umsatz
- Gewinn hat Vorrang vor Marktanteilen
- Wir sparen um zu wachsen, nicht umgekehrt
- Wir wachsen profitabel
- Riskante Manöver und Schlagzeilen sind nicht unsere Sache – das überlassen wir anderen
- Meine Damen und Herren, und es kommt uns nicht nur auf
das absolute Ergebnis an, sondern auch auf die Qualität
unseres Ergebnisses.
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Erfolg hat ein kurzes Verfallsdatum. Das wissen wir. Deshalb sind
für uns das wirtschaftliche Ergebnis und die im Unternehmen verankerten Werte zur nachhaltigen Entwicklung entscheidend. Das
werden wir weiter beherzigen.
Und damit bin ich schon mitten im Geschäftsjahr 2005.
Meine Damen und Herren, das zurückliegende Jahr war nicht nur
unser Jubiläumsjahr, manche sagen, ein bisschen war es auch ein
„Jubeljahr“. Ich bin da etwas zurückhaltender. Aber:
- Es war ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr. Wir haben unser Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich verbessert: Der operative Gewinn für 2005 beläuft sich auf 577
Mio. Euro. Das ist eine Steigerung von mehr als 50 Prozent.
- Die Airline hat ihre Kapazitäten um 2,5 Prozent aufgestockt
und dabei den Sitzladefaktor um 1 Prozentpunkt auf 75 Prozent gesteigert.
- Es war das Jahr der Rekordzahlen bei den Passagieren,
Rekordzahlen bei der Auslastung und Höchstwerten bei der
Kundenzufriedenheit.
- Alle Geschäftsfelder haben im vergangenen Jahr gepunktet.
Dass der hohe Ölpreis unsere Gewinnchancen um rd. 840 Mio. Euro
geschmälert hat, schmerzt natürlich. Erfreulich ist, dass uns selbst
diese enorme Belastung nicht im Kern getroffen hat. Denn wir hatten vorgesorgt. Wir sind robuster geworden und konnten einiges
voranbringen. Wir sind wendiger geworden und haben die Weichen
für zukünftiges Wachstum gestellt.
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• Dabei ist unsere Finanzbasis noch stärker geworden. Das Eigenkapital ist um 500 Mio. Euro auf 4,5 Mrd. Euro gestiegen.
Wir wirtschaften solide, mit Augenmaß und Weitblick.
• Wir halten unser Investment-Grade-Rating. Das ist ein in der
Finanzbranche wichtiger Vertrauensbeweis, der weltweit nur
drei Airlines zuteil wird. In Europa sind wir die einzigen.
• Der Aktienkurs geht endlich in die richtige Richtung. Er ist in
2005 um 18,6 Prozent gestiegen und entwickelt sich auch in
2006 weiter deutlich nach oben. Das Vertrauen der Kunden
haben wir uns erarbeitet. Das Vertrauen des Kapitalmarktes
wollen wir weiter stärken. Wir wollen zeigen, dass auf uns Verlass ist. Es gibt durchaus noch Kurs-Potential nach oben.
Lufthansa ist eben Lufthansa und nicht vergleichbar mit dem
gesamten Sektor.
• Wir haben auch im vergangenen Jahr unsere Sparziele erreicht.
• Aber wir sparen nicht nur: Wir investieren auch.
Und zwar:
1. In Preiselastizität - zum Leidwesen unserer Wettbewerber
2. In attraktive Produkte - zur Freude unserer Kunden und
3. in Dividende - zur Freude unserer Investoren!
In 2005 ist diese Rechnung bereits bestens aufgegangen.
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51,3 Mio. Kunden sind letztes Jahr mit uns geflogen. Unsere
Vorjahres-Rekordzahlen wurden damit nochmals übertroffen.
Für unsere Qualitäts- und Innovationsoffensive hat Lufthansa
diverse Industriepreise erhalten. Der Kundenzufriedenheitsindex liegt auf Rekordniveau.
Unser Vollsortimenter-Konzept geht auch auf. Die Strategie lautet: individuelle Angebote, individueller Service – passgenau für
jeden Anlass.
Die Kunden loben unsere Business-Class, sie sind von unserem First-Class-Service begeistert. Die Zahlen zeigen uns, dass
die Premium-Produkt-Strategie wirkt. Die Zahl der First Class
Gäste ist im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen.
Mit dem Lufthansa Private Jet Service haben wir unser à la
carte-Flugangebot weiter nach oben abgerundet. Die Kundenresonanz ist über Erwarten positiv.
Aber Lufthansa ist nicht nur gut, Lufthansa ist auch preiswert.
Die „Schnäppchen- und Schnuppertarife“ kommen gut an. Mit
Lufthansa „Better Fly“ für 99 Euro durch ganz Europa ist wichtiger Bestandteil unserer Strategie, neue und zusätzliche Kunden
zu gewinnen.
Der Kranich zeigt Biss!!
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Wettbewerb beflügelt. Wir stellen uns jeder Konkurrenz und
möchten darüber hinaus zusätzliches Wachstumspotential abschöpfen - in allen Segmenten.
Die Qualitätsoffensive geht weiter! In diesem Jahr z. B. durch
die Ausstattung unserer Kontinentalflotte mit neuen, besseren
und bequemeren Sitzen.
Die Erfolge zeigen sich auch mit Blick auf unsere drei Drehscheiben. Frankfurt, München und Zürich haben wir in 2005 zu
den pünktlichsten in Europa gemacht. Das muss so bleiben! Es
ist bester Dienst am Kunden.
Das Zusammengehen mit SWISS war der wichtigste strategische Schritt des letzten Jahres. Seit Juli 2005 hält Lufthansa
mittelbar 49 Prozent der SWISS Aktien. Mit der vollständigen
Übernahme von SWISS können wir frühestens Ende 2006
rechnen, nach Erhalt wesentlicher Verkehrsrechte.
SWISS arbeitet mit Hochdruck und mit großem Erfolg an der
Umsetzung ihres Restrukturierungsprogramms. Unsere Erwartungen werden auf ganzer Linie erfüllt. Und, wie das Chart hinter mir zeigt, sogar übererfüllt. Die Synergieeffekte durch die Integration von SWISS entwickeln sich schneller und umfangreicher als wir das ursprünglich erwartet hatten.
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Alles in allem sind wir hochzufrieden. SWISS will den „Break
Even“ in diesem Jahr bereits erreichen. Sie ist also auf gutem
Weg. Auch die Kundenresonanz ist positiv. Die Vorteile des erweiterten und integrierten Netzwerkes werden erkannt. Die
Kunden schätzen den Schulterschluss und die dabei bewahrte
Eigenständigkeit zweier Qualitätsmarken.
Meine Damen und Herren,
auch unser Engagement im Rahmen der Star Alliance bleibt
strategischer Bestandteil der Unternehmenspolitik. Wir haben
im April den offiziellen Beitritt von SWISS und South African
Airways in die Star Alliance gefeiert. In der letzten Woche erfolgte die Vertragsunterzeichnung mit Shanghai Airlines, die
ebenfalls auf Initiative von Lufthansa unserer Allianz beitreten
wird. Schon heute startet alle 5 Sekunden ein Star Alliance
Flugzeug irgendwo auf diesem Globus. Wir bleiben die Nummer 1 unter den Allianzen.
Meine Damen und Herren,
von zentraler Bedeutung für profitables Wachstum ist es,
Marktchancen gut und rechtzeitig einzuschätzen. Dazu schärfen wir bei unseren Mitarbeitern die Sensibilität für Kundenwünsche:
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• Deshalb evaluieren wir akribisch Wachstumsmärkte und
Quellen für neuen Bedarf.
• Deshalb versuchen wir frühzeitig Trends auszumachen.
• Deshalb fördern wir das Qualitätsverständnis und die Innovationskraft. Letztere verstehen wir als Baustein für eine
nachhaltige Strategie.
• Operative Risiken versuchen wir systematisch auszuschalten. So schaffen wir Vertrauen bei Ihnen, liebe Aktionäre,
bei unseren Kunden, bei Mitarbeitern und Partnern.
Meine Damen und Herren,
nicht nur die Airlines, alle Geschäftsfelder haben in 2005 gut
und erfolgreich gearbeitet. Alle haben gepunktet.
Alle haben sich 2005 auf den jeweiligen Kern, auf ihre Kompetenzen und auf ihre Rentabilität konzentriert. Mit Erfolg – wie wir
sehen.
Alle Geschäftsfelder weisen einen operativen Gewinn aus.
Alle Geschäftsfelder haben ihre Kundenbasis ausgebaut.
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Alle Geschäftsfelder haben neue Produkte auf den Weg gebracht.
Und ganz besonders erfreulich war das Jahr für Thomas Cook und
LSG Sky Chefs. Es war das Jahr des Turnarounds für beide!
Aber zunächst zur Lufthansa Cargo: Sie ist schlagkräftiger und
qualitativ besser geworden. Sie optimiert Netz und Produkte.
Sie verschlankt ihre Organisation. Die Unternehmenszahlen
haben sich erfreulich entwickelt – trotz schwieriger Wettbewerbsbedingungen. Bei nahezu unverändertem Frachtaufkommen in 2005 erhöhten sich die Erlöse aus Verkehrsleistungen
um 10 Prozent. Das Ergebnis wurde zu einem großen Teil
durch strikte Kostenkontrolle möglich.
Die Cargo ist im Wachstumsmarkt Asien gut aufgestellt. Als erste ausländische Gesellschaft hat sie in China ein Joint Venture
mit einem lokalen Partner gegründet. Die Frachtairline „Jade
Cargo International“ bietet neue exzellente Perspektiven. Zwei
Boeing 747-400 ERF werden ab Mitte des Jahres den Flugbetrieb aufnehmen, vier weitere Maschinen sind bestellt.
An dieser Stelle geht unser Dank an Jean Peter Jansen, der
über Jahre und in schwierigen Zeiten das Unternehmen sehr
konsequent und erfolgreich geführt hat. Er möge seinen Ruhestand genießen.
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Ich darf auch Herrn Gemkow, der das Ressort Finanzen/Personal geleitet hat, und nun in den Konzernvorstand aufrückt, für seine kluge und umsichtige Arbeit bei der Lufthansa
Fracht danken. Seinem Nachfolger Herrn Dr. Busch wünsche
ich die nötige Fortune. Das Rüstzeug für die neue Aufgabe hat
er. Da sind wir sicher. Ich begrüße auch als Neuzugang im
Cargo-Vorstandsteam Herrn Karl-Heinz Köpfle, der bereits bei
German Cargo gewirkt hat und der seine langjährigen Erfahrungen als Chef der CityLine nun einbringt. Kommissarisch wird
die Lufthansa Cargo AG mein Kollege im Vorstand, Stefan
Lauer, (ein Cargo-Urgestein), führen. Wir wissen damit das Unternehmen in sehr guten Händen.
Lufthansa Technik hat im vergangenen Jahr ihr operatives Ergebnis um rd. 26 Prozent gesteigert. Sie hat 350 neue Kundenverträge geschlossen. Ich denke, die Zahlen sprechen für sich.
Lufthansa Technik hat zahlreiche interessante Neu-Kunden dazu gewonnen. Sie hat damit nicht nur den Außenumsatz deutlich erhöht, sondern die Basis gelegt für künftiges Wachstum.
Um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern, sollen mit
dem Programm „Perspektiven Technik“ bis 2007 Einsparungen
und Verbesserungen in Höhe von 240 Millionen Euro realisiert
werden.
Auch durch Joint Ventures erschließt die Lufthansa Technik
neue Märkte. So beispielsweise mit Rolls Royce in Thüringen.
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Hier entsteht ein neues Zentrum zur Instandhaltung moderner
Strahltriebwerke. Wir haben uns sehr bewusst für Thüringen
entschieden. Wir wollten ein Zeichen setzen; wir wollen zeigen,
dass der, der in Deutschland investiert, damit auch Geld verdienen kann, wenn alle mitziehen, wie in diesem Fall geschehen.
Ein anderes zukunftsträchtiges Joint Venture zur Geräteversorgung der A380 Flotte hat LHT mit Air France Industries im vergangenen November gegründet. Der Sitz ist Hamburg.
Die Lufthansa Technik ist gut positioniert. Sie ist breit aufgestellt und hat die besten Voraussetzungen um auch künftig im
internationalen Wettbewerb ihre Spitzenposition zu verteidigen.
Damit dies nachhaltig gesichert ist, wird sie ihre Kosten am
Standort Deutschland weiter senken.
Viel Gutes gibt es über LSG SkyChefs zu berichten. Damit meine ich nicht nur die 1 Mio. Mahlzeiten, die sie täglich an 270 Airlines weltweit liefert. Damit meine ich vor allem die Trendwende. Sie ist geschafft. Die Fokussierung auf den Kern, die
Schließung und Konsolidierung von Betrieben in den USA sowie der Abbau von Overhead zeigen Wirkung. Die Gruppe
konnte in 2005 wieder ein positives operatives Ergebnis erwirtschaften. Nach Jahren der Krise und Stagnation sehen wir
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erstmals wieder Wachstumschancen, speziell in Europa und
Asien.
Das alles war ein gewaltiger Kraftakt der neuen Führung. Dafür
möchte ich dem Vorstand der LSG, allen Mitarbeitern und auch
den Vertretern der Gewerkschaften ausdrücklich danken. Weiter so - die Richtung stimmt!
Die Entwicklung bei Thomas Cook ist sehr erfreulich. Die Sanierung ist erfolgreich abgeschlossen, das Unternehmen ist
nach 4 Verlustjahren in die Gewinnzone zurückgekehrt. Das
Ergebnis konnte insgesamt um 281 Millionen Euro verbessert
werden. Die Gruppe steht wirtschaftlich wieder auf soliden Füßen, auch deshalb weil sich Thomas Cook auf das Wesentliche
konzentriert hat. Randaktivitäten wie die Clubmarke Aldiana
oder Wechselstuben in Indien wurden verkauft. Der Konzern
fokussiert sich nun auf die Segmente Reiseveranstalter, Vertrieb und Fluggesellschaften.
Condor, der sympathische Ferienflieger, wurde im vergangenen
Monat 50 Jahre alt und hat zu Recht gefeiert: Nach einer harten
und schwierigen Sanierungsphase fliegt Condor wieder im Aufwind.
Auch hier möchte ich Danke sagen: an das Management und
alle Mitarbeiter des Thomas Cook Konzerns, die mit großem
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Einsatz den Turnaround des Unternehmens gemeistert haben.
Jetzt gilt es, Kurs zu halten.
Meine Damen und Herren, auch für unser 6. Geschäftsfeld, die
IT-Dienstleistungen, war es ein gutes Jahr. Lufthansa Systems
hat ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessert. Sie positioniert
sich weltweit als Vollsortimenter für Informationstechnologie der
Luftfahrtindustrie („Full Service IT-Provider“). Sie schafft Voraussetzung für weiteres Wachstum durch eine Reihe neuer
Produkte, wie das papierlose Cockpit.
Auslandsaktivitäten, wie das Joint Venture mit Garuda in Indonesien oder der Ausbau von Produktionsstandorten in Ungarn
und Polen belegen die Dynamik, die Attraktivität und die Zukunftsfähigkeit unseres IT-Hauses. Systems wurde vor wenigen
Wochen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit tragen
wir, auch in der externen Wahrnehmung, der gestiegenen Bedeutung und der Beständigkeit dieses Geschäftsbereiches
Rechnung.
Alles in allem sind wir für 2005 mit der Entwicklung und den Ergebnissen in unseren Geschäftsfeldern zufrieden. Keine Frage,
dass wir in den kommenden Jahren noch zulegen können und
auch werden.
Meine Damen und Herren,
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wir sind ein global aufgestelltes Unternehmen. Die Welt ändert
sich täglich und mit ihr die Anforderungen an unsere Gesellschaft. Darauf sind wir eingestellt. Ausgangspunkt und Ziel aller
Überlegungen bei der Entwicklung Ihres Unternehmens und
seiner vielfältigen Produkte bleibt der Kunde. Aber das alleine
reicht nicht. Globaler Erfolg entsteht immer im Heimatmarkt.
Deshalb sind wir auf verlässliche Rahmenbedingungen am
Standort Deutschland und im Heimatmarkt Europa angewiesen.
Hier liegt einiges im Argen. Hier müssen wir auf veränderte
Rahmenbedingungen pochen.
Worunter die Luftfahrt besonders leidet ist die Genehmigungsbürokratie und die zunehmende „Reichensteuer-Mentalität“. Was meine
ich damit? Der Luftverkehr wächst. Wir wollen, dass dieses Wachstum mit uns und hier am Standort Deutschland stattfindet. Denn
das schafft Arbeitsplätze und generiert Werte. Dazu brauchen wir
eine ausreichende Infrastruktur, unter anderem eine zusätzliche
Start – und Landbahn in München und auch in Frankfurt.
Die Genehmigungsverfahren ziehen sich über Jahre und Jahrzehnte hin. Sie kosten Zeit, sie kosten vor allem Geld und Nerven. Das
schadet dem Standort Deutschland und bremst die Entwicklung Ihres Unternehmens, liebe Aktionäre.
Während wir Anhörungshallen aufstellen, werden in Dubai Großflughäfen gebaut. Der Ausbau des dortigen Großflughafens auf eine
Kapazität von 60 Millionen Passagieren ist noch nicht abgeschlossen, da wird schon der Beton für den nächsten Großflughafen in
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der Wüste angerührt. Dieser soll dann doppelt so groß werden wie
Frankfurt.
Hier in Deutschland hingegen stoßen wir immer wieder auf Investitionshürden und hausgemachte Wachstumsbremsen. Wir können
die Chancen, die sich uns bieten, nicht umfassend nutzen.
• Wenn Fraport allein für das Verfahrensmanagement ihres
Ausbauvorhabens ca. 150 Mio. Euro ausgeben muss, (das ist
fast eine halbe Startbahn), dann benachteiligt das nicht nur
den Flughafen, sondern auch seinen Homecarrier.
• Wer, wie Fraport dann noch 25 Mio. Euro Beraterhonorare zahlen muss, einen Saal für die Anhörung zum Ausbau mieten
muss, und dafür 3,5 Mio. Euro ausgeben muss, wer allein 6
Mio. Euro Druckkosten für die Unterlagen zur Planfeststellung
aufbringen muss, dem wird internationaler Wettbewerb nicht
gerade leicht gemacht.
• Oder, wenn - wie in Berlin - endlich die Zusammenlegung der
drei Flughäfen (Tegel, Tempelhof und Schönefeld) zum Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) dazu führt,
dass im Gegenzug die Betriebsöffnungszeiten gekappt werden, dann berauben wir uns damit von vornherein entscheidender Zukunftschancen.
Meine Damen und Herren,
auch wenn es einige nicht wahr haben wollen: Luftverkehr ist das
ökonomischste und ökologische Transportmittel für Distanzen über
400 km. Und es ist ohne Zweifel das zukunftsorientierteste Trans-
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portsystem: 3 km Schienen oder 3 km BAB bringen Sie genau 3 km
weit. 3 km Startbahn bringen Sie in die ganze Welt.
Das 3 l-Flugzeug fliegt bereits, der Lärmteppich ist geschrumpft auf
die Flughäfen und ihr unmittelbares Umfeld. Und die Technik hält
schon weitere Fortschritte bereit. Wir werden noch leiser. Wir sind
noch lange nicht am Ende der technischen Möglichkeiten.
Meine Damen und Herren,
manchmal besteht der Eindruck als wäre Luftfahrt etwas für Eliten.
Das ist Schnee von vorgestern. Heute reicht Luftfahrt in alle Schichten der Bevölkerung. Sie ist essentiell für unsere Volkswirtschaft.
Deshalb müssen wir die Luftfahrt fördern, wir dürfen sie nicht behindern oder Dritten überlassen. Wollen wir Europa an die Welt anbinden, oder sollen wir von außen angebunden werden? Das ist
hier die Frage! Wir brauchen einen Strukturwandel und eine moderne Haltung der Politik-Entscheider in Brüssel und Berlin.
• Weshalb leisten wir uns 59 Flugsicherungen in Europa, wenn
2 – 3 genügen würden?
• Weshalb versucht man, unserer Industrie immer wieder neue
Steuern aufzubürden, obwohl wir durch Gebühren unsere Infrastruktur schon überbezahlen?
• Weshalb denkt man über Ticket-Taxes nach um die Entwicklungsfonds aufzufüllen – obwohl gerade die Luftfahrt den
ärmsten Ländern wichtige Impulse gibt, und sich die Entwicklungsländer gegen diese Sondersteuer aussprechen?
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• Weshalb müssen Fluggäste die Sicherheitskontrollen selber
bezahlen, während Demonstranten in Gorleben oder sonstwo
kostenlos umsorgt werden und Begleitschutz erhalten?
Meine Damen und Herren,
noch scheint es eher so, als ob man die Chancen durch unsere Industrie völlig unterschätzt. Diese deutlich zu machen, ist eine Aufgabe, derer wir uns annehmen. Ich hoffe, es lohnt sich und bleibt
keine wertschöpfungsfreie Übung.
Deutschland braucht mehr Mut, mehr Weitblick, mehr Geschwindigkeit und mehr Veränderungsbereitschaft.
Ab und zu keimt Hoffnung auf: Der Aviation Summit letzte Woche in
Salzburg lässt hoffen, dass die EU-Kommission unsere Industrie
stärker wahrnimmt. Und, gerade habe ich auch erlebt, wie es in
Deutschland schnell und unbürokratisch gehen kann. In Thüringen
haben wir Anfang Mai den Grundstein gelegt für das bereits erwähnte Gemeinschaftsprojekt zwischen Rolls Royce und Lufthansa. Von der Vertragsunterzeichnung bis zur Grundsteinlegung ist
gerade einmal ein Jahr ins Land gegangen. Das ist sensationell!
Dort entstehen nun 500 Arbeitsplätze.
Wenn das in Deutschland Schule machen könnte, dann müsste
man sich um die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Land keine
Sorgen machen.
Schlussworte:
Meine Damen und Herren,
Wie wird es weiter gehen?
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Lufthansa bleibt auf Erfolgskurs. Wir sind bestens gerüstet für Veränderungen, die da noch auf uns zukommen werden. Wir bringen
die nötige Erfahrung mit, wir sind flexibel.
Wir setzen auf Tradition und Neuerungen, wir gehen bewährte Wege
und beschreiten neue.
Wir haben gelernt, unterschiedlichste Werkzeuge gezielt einzusetzen. Unser Kurs ist klar: Wir wollen profitabel wachsen!
1. durch neue Strecken und zusätzliche Frequenzen oder
2. durch neue Produkte oder
3. auch durch Zukauf wie bei Fraport oder SWISS oder
4. mittels neuer Allianz-Partner oder
5. durch Joint Ventures wie im Falle von Jade Cargo
Für 2006 haben wir uns wieder ehrgeizige Ziele gesetzt. Nach den
Passagier-Rekordzahlen des letzten Jahres, konnten wir auch im
ersten Quartal 2006 noch einmal zulegen. Das Umfeld im April ist
weiterhin gut und stimmt optimistisch für das laufende Geschäftsjahr.
Wir wollen trotz Gegenwind im Treibstoffsektor und trotz harten
Wettbewerbs mindestens unser Vorjahresergebnis erreichen. Und
noch einiges mehr: Unser Ziel ist ein operatives Ergebnis von
1 Mrd. Euro im Jahr 2008. Wir werden durch eine grundsolide Arbeit
auch künftig Ihr Vertrauen rechtfertigen. Darauf können Sie bauen.
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Ich möchte Ihnen, sehr geehrte Aktionäre, danken für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf Ihre Fragen und bitte Sie um Zustimmung zu den Anträgen. Bleiben Sie uns gewogen!
(Auf Wiedersehen in Berlin!)
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