Radioanalytik in der Bioanalytik
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Radioanalytik in der Bioanalytik
Radioanalytik in der Bioanalytik Bitte beachten ! Vorbesprechung für das Praktikum Bioanalytik direkt nach der Vorlesung ! Bitte bleiben Sie hier ! Radioanalytik in der Bioanalytik 6. Anwendung in den Biowissenschaften Radioimmunoassay DNA-Sequenzierung Weiterführende Literatur: Lotspeich et al., Bioanalyitk Radioimmunoassay (RIA) Basis Immunochemische Reaktionen Radionuklide als Tracer zur Isolation alle RIAs gehören zu den Proteinbindungsmethoden erstmals 1959 von Yalow und Berson beschrieben seitdem breit angewendet in klinischer Medizin jährlich mehr als 10.000.000 allein in den USA Radioimmunoassay Messung der Konzentration von • Serumproteinen • Hormonen • Enzymen • bakterielle Antigene • Drogen (Rechtsmedizin) • andere in Blut, Körperflüssigkeiten oder Geweben Radioimmunoassay Spezifische Einweiskörper Art des Radioassays Antikörper Radio-Immuno-Assay (RIA) immunradiometrischer Assay (IRMA) Serum kompetitiver ProteinBindungsassay (CPBA) Zell- oder Membranproteine Radio-Rezeptorassay (RRA) Radioimmunoassay (RIA) wichtigster Radioassay: RIA Radioimmunoassay Vorteile: Spezifität Sensitivität Versatilität präzise Messgenauigkeit Radioimmunoassay Nachteile: Aufwand beim Umgang mit radioaktiven Stoffen fehlende Lagerfähigkeit wegen radioaktiven Zerfall Bei kurzlebigen: Aktivität verschwindet Bei langlebigen: Radiolyse Radioimmunoassay Kompetitiver RIA Antigen-Antikörper-Reaktion in Lösung Mischung radioaktiv markierten löslichen Antigens („heißes“ Antigen) mit steigenden Mengen nicht markierten („kaltem“) Antigen. Radionuklide: meist 125I, 3H Radioimmunoassay Kompetitiver RIA • „heißes“, durch Radioaktivität messbares Antigen • durch „kaltes“ Antigen ersetzt • Verdrängung durch bekannte Antigenmengen kalibriert • an Standardkurve unbekannte Antigenmenge bestimmt Radioimmunoassay Pharmakokinetik kinetischen Grundlagen der Antigen-Antikörper-Reaktion Massenwirkungsgesetz [Ag] + [Ak] k1 k2 [AgAk] Ag: Konzentration des freien Antigens Ak: Konzentration des freien Antikörpers AgAk: Konzentration des gebundenen Antigens (Antigen-Antikörper-Komplex) Radioimmunoassay Pharmakokinetik des RIA Gleichgewichtskonstante: K = k1 k2 = [AgAk] [Ag]·[Ak] molare Konzentration der gesamten (freien F und gebundenen G) Antikörperbindungsstellen [Akges] = [Ak] + [AgAk] Das Verhältnis von gebundenem zu freiem Antigen ergibt eine Gerade mit der Steigung K. Radioimmunoassay Pharmakokinetik des RIA G = K · ([Akges] - G) F Das Verhältnis von gebundenem zu freiem Antigen ergibt eine Gerade mit der Steigung K. 100 gebundenes radiomarkiertes Antigen [%] gebundenes radiomarkiertes Antigen [%] RIA 100 100 U.A. U.A. 50 50 50 0 0 1 1 10 10 100 100 1000 1000 kaltes Antigen [pg] 0 1 10 100 kaltes Antigen [pg] 1000 Radioimmunoassay Messung der gebundenen Antigenmenge erfordert die Trennung vom nicht gebundenen Antigen. z.B. durch Fällung des Antikörpers Dabei muss das nicht gebundene Antigen in Lösung bleiben Fällung von Antikörpern geschieht z.B. in • 35-50% gesättigter Ammoniumsulfatlösung • Adsorption des Immunkomplexes an Bentonit/Aktivkohle Entfernung des gebundene Antigens vom nicht-gebundenen • Kopplung an unlöslichen Träger • durch Waschen entfernen Radioimmunoassay Tests für die verschiedensten Plasmabestandteile Plasmabestandteile Proteohormone ACTH 2 Insulin 5 Testosteron 10 50 Progesteron 20 Calcitonin Steroidhormone Nachweisbare Konzentration [pg/mL] Pharmaka Digoxin 100 Drogen Morphin 100 Radioimmunoassay Ablauf • Herstellung reiner Antigene zur Markierung • radioaktive Markierung der Antigene z.B. 125I, 3H • Herstellung der spezifischen Antikörper • Trennung der freien von den gebundenen Antigenen Reaktionsbedingungen sind genau einzuhalten: Inkubationszeit, Temperatur, pH, Proteinkonzentration, Molarität und Ionenstärke. Inkubationszeiten: wenigen Stunden bis mehrere Tage. Radioanalytik in der Bioanalytik Ablauf : DNA-Sequenzierung Zellwände werden aufgebrochen doppelsträngige DNA wird denaturiert in Einzelstrangstücke Konzentration durch Zentrifugation Durch Anwendung von Enzymen werden die Nukleotidketten weiter in kleinere Stücke zerteilt. Zu diesen werden markierte Verbindungen hinzugefügt die selektiv an die verschiedenen Fragmente binden. Radioanalytik in der Bioanalytik Ablauf : DNA-Sequenzierung ursprünglicher DNA-Strang kann in einem Klonprozess direkt markiert werden, z.B. mit 32P geklonte DNA wird dann aufgeschnitten in Fragmenten mit verschiedenen Restriktionsenzymen Eletrophorese in einem Gel z.B. Polyakrylamid Autoradiographie: Charakteristische Linien Informationen über das Individuum, von dem die DNA entnommen wurde Radioanalytik in der Bioanalytik Markierungspositionen Hauptsächlich: Nucleosidtriphophate Am häufigsten: 32P oder 33P-Phosphatmarkierung: Austauschposition - oder -Position der Phosphatreste in 2`-Desoxyribo-, 3`-Desoxyribo(Cordycepin)- oder 2`Ribonucleotiden. Im Fall von 35S erfolgt der Austausch gegen ein Sauerstoffatom des -Phosphats. Radioanalytik in der Bioanalytik Markierungspositionen A O Purin- oder Pyrimidinbase O │ P ││ O O O │ P O ││ O O │ P ││ O O O CH2 │ │ H 1 2 R = H; R = OH R1 = OH; R2 = H R1 = R2 = OH H R2 2`-Desoxyribose 3`-Desoxyribose Ribose H H R1 Sonden zur Nukleinsäureanalytik R2 │ C B N3 │ C2 R1 4 R3 5 C Pyrimidin 6 1 C H N R2 │ C N3 │ C2 1 R 4 N 5 C 7 8 6 1 N C 9 N CH Purin Sonden zur Nukleinsäureanalytik Isotop Art der Strahlung EMax [MeV] HalbwertsZeit Anwendungen Eigenschaften 3H 0,0118 12,3 Jahre in situ niedrige Sensitivität hohe Auflösung 35S 0,167 87,4 Tage Filter-Hybridisierung mittlere Sensitivität gute Auflösung 125I 0,035 0,035 60,0 Tage in situ mittlere Sensitivität hohe Auflösung 32P 1,71 14,2 Tage Filter-Hybridisierung Sequenzierung höchste Strahlungsenergie höchste Sensitvität mittlere Auflösung (Streustrahlung) Radioanalytik in der Bioanalytik DNA-Sequenzierung: Detektion radioaktiver Nucleinsäuren • Autoradiographie Strahlende Fläche Membran, Gel, Zellrasen, Gewebsschnitt wird direkt mit dem Röntgenfilm in Kontakt gebracht. Radioanalytik in der Bioanalytik DNA-Sequenzierung: Detektion radioaktiver Nucleinsäuren • Flourographie Strahlende Fläche wird mit floureszierenden Chemikalien überschichtet; die die radioaktive Strahlungsenergie in Floureszenz umwandelt. Flourophore: 2,5-Diphenyloxazol (PPO) und Natriumsalicylat. Radioanalytik in der Bioanalytik DNA-Sequenzierung: Detektion radioaktiver Nucleinsäuren • Indirekte Autoradiographie mit Verstärkungsfolien (intensifyer screens): Hochenergetische -Strahlung wird durch Phosphatreste der Verstärkungsfolie absorbiert und in blaues Licht umgewandelt. Cerenkov-Effekt Radioanalytik in der Bioanalytik DNA-Sequenzierung: Detektion radioaktiver Nucleinsäuren • Flüssige Emulsionen für cytologische oder cytogenetische in situ-Anwendungen: niedrig- bis mittelenergetischen 3H- bzw. 35S-Strahler verlangen direkten Kontakt des Detektionsmediums die feste Emulsion wird bei 45°C verflüssigt und der Objektträger eingetaucht. Nach Trocknen erfolgt die Exposition bei 4 °C unter Lichtausschluss für Tage bis zu mehreren Monaten. Radioanalytik in der Bioanalytik DNA-Sequenzierung: Detektion radioaktiver Nucleinsäuren • Vorexponierte Röntgenfilme für direkte Autoradiographie und Fluorographie: nur für Fluorographie oder Verstärkungsfolien (Lichprozesse) Radioanalytik in der Bioanalytik Gelgestützte DNA-Sequenzierungsverfahren quervernetzte Polyacrylamidgele zwischen planaren Glasplatten und linear polymerisierte Gele in Glaskapilaren. beruhen auf der Erzeugung von basenspezifisch endenden DNA-Populationen, die in einer nachfolgenden denaturierenden Polyacrylamidgelelektrophorese nach ihrer Größe getrennt werden. Radioanalytik in der Bioanalytik Gelgestützte DNA-Sequenzierungsverfahren Die Erzeugung dieser Populationen kann auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen: Die Reaktionsprodukte können durch die Synthese eines DNAStranges erzeugt werden. Die Gelelektrophorese wird in ultradünnem Gelen (d < 0,35 mm) oder Kapillaren durchgeführt. Die Verwendung von Kapillaren ist jedoch mit Problemen bei der Befüllung der Kapillaren, der Polymerisation der Gelmatrizen und damit geringeren Leseweiten behaftet. Radioanalytik in der Bioanalytik Sequenzierung nach Sanger: Didesoxy-Verfahren Kettenbruchverfahren oder Terminatorverfahren basiert auf der enzymatisch katalysierten Synthese einer Population von basenspezifisch terminierten DNA-Fragmenten, die nach ihrer Größe gelelektrophoretisch getrennt werden können. Ausgehend von einer bekannten Startsequenz wird durch Zugabe • eines Sequenzierungsprimers • eines Nucleotidgemischs und • einer DNA-Polymerase die Synthese eines komplementären DNA-Stranges initiiert Radioanalytik in der Bioanalytik Sequenzierung nach Sanger: Didesoxy-Verfahren Primer: ein kurzes DNA-Oligonucleotid von ca. 20 Bp Primer ist notwendig, um • eine definierte Startstelle zu erhalten •den Synthesebeginn der DNA-Polymerase einzuleiten. Radioanalytik in der Bioanalytik Sequenzierung nach Sanger: Didesoxy-Verfahren Start: Reaktion wird in vier parallelen, aliquoten Ansätzen gleichzeitig gestartet, die sich nur durch die Verwendung eines unterschiedlichen Nucleotidgemischs unterscheiden. Die mit A, C, G und T bezeichneten Reaktionen enthalten eine Mischung aus • natürlich vorkommenden 2´-Desoxynucleotiden und • synthetischer 2´, 3´-Didesoxynucleotide als Terminatoren. Radioanalytik in der Bioanalytik Sequenzierung nach Sanger: Didesoxy-Verfahren Verlauf: Während der Strangsynthese durch die schrittweise Kondensation von Nucleosidtriphosphaten in 5´ → 3´-Richtung kann es nur zu zwei unterschiedlichen Reaktionsereignissen kommen: (A) Bei der Kondensation der 5´-Triphosphatgruppe eines 2´Desoxynucleotids (dNTP) mit dem freien 3´-Hydroxyende des DNA-Strangs entsteht unter Freisetzung von anorganischem Pyrophosphat ein um eine Base verlängertes DNA-Molekül, das wiederum die freie 3´-Hydroxygruppe besitzt. Die Synthese kann also im nächsten Schritt fortgesetzt werden. Radioanalytik in der Bioanalytik Sequenzierung nach Sanger: Didesoxy-Verfahren Verlauf: Während der Strangsynthese durch die schrittweise Kondensation von Nucleosidtriphosphaten in 5´ → 3´-Richtung kann es nur zu zwei unterschiedlichen Reaktionsereignissen kommen: (B) Kommt es hingegen zu einer Kondensationsreaktion zwischen dem freien 3´-Hydroxyende eines DNA-Strangs der 5´Triphosphatgruppe eines 2´, 3´-Didesoxynucleotids, ist nach Einbau dieses Nucleotids eine Verlängerung des Strangs nicht mehr möglich, da keine freie 3´-Hydroxygruppe vorhanden ist. Der Strang ist terminiert. Radioanalytik in der Bioanalytik Es entstehen Reaktionsprodukte von bis zu 1000 Bp Länge A 3´ 3´ A C T G T G A C 5´ T A OH A C T G T T G A C A A 5´ OH A PPP T PPi OH PPP OH Desoxynucleotid B 3´ 5´ 3´ A C T G T G A C T A OH A C T G T T G A C A A 5´ H A PPP T H Didesoxynucleotid PPi PPP OH Radioanalytik in der Bioanalytik Prinzip des Kettenabbruchverfahrens nach Sanger In einer geprimten, durch eine Polymerase katalysierten DNA-Synthesereaktion werden basenspezifisch teminierte DNA-Fragmente unterschiedlicher Länge syntethisiert. Diese Fragmente erzeugen in der Gelelektrophorese ein spezifiches Bandmuster, das zur Rekonstruktion der Basenfolge dient. Radioanalytik in der Bioanalytik 5´ 3´ 3´ 5´ + dNPTs + Polymerase + ddATP + ddCTP + ddGTP + ddTTP GCTCTCA GC GCTC GCTCTC G GCTCTCAG GCT GCTCT C G ▬▬▬ T ▬▬▬ ▬▬▬ ▬▬▬ ▬▬▬ ▬▬▬ ▬▬▬ ▬▬▬ G 3´ A C T C T C G 5´ Leserichtung A Elektrophorese Primer Matrize A ▬▬ C G T Radioanalytik in der Bioanalytik A ▬▬ T ▬▬ ▬▬ ▬▬ ▬▬ C ▬▬ G G G ▬▬ C ▬▬ ▬▬ T ▬▬ C ▬▬ Autoradiogramm eines Sequenzierungslaufes. Jeweils vier benachbarte Spuren repräsentieren die Teilreaktionen A, C, G und T eines Klons. Entsprechend der Laufrichtung des Gels befinden sich die kleineren Reaktionsprodukte am unteren Ende der Abbildung. Jede Bande unterscheidet sich von der vorhergehenden im Idealfall um eine Base. G ▬▬ ▬▬ T ▬▬ G ▬▬ T ▬▬ G ▬▬ C ▬▬ ▬▬ G ▬▬ ▬▬ T T ▬▬ A ▬▬ ▬▬ ▬▬ C C ▬▬ T ▬▬ C ▬▬ ▬▬ G ▬▬ A ▬▬ C ▬▬ A ▬▬ ▬▬ G ▬▬ ▬▬ T T ▬▬ G ▬▬ ▬▬ T ▬▬ G ▬▬ T ▬▬ A ▬▬ ▬▬ G ▬▬ C ▬▬ ▬▬ ▬▬ T G ▬▬ G ▬▬ A ▬▬ C ▬▬ G ▬▬ ▬▬ T Radioanalytik in der Bioanalytik Markierungstechniken und Nachweisverfahren (Isotopenmarkierung) Basis der Verwendung radioaktiver Isotope in der DNA-Sequenzierung: • Sie diskriminieren nicht zwischen verschiedenen Isotopen • Der Einbau in DNA-Strang führt zu keinen Mobilitätsänderungen im Gel. • 32P und 35S • Expositionszeiten bei Autoradiographie mit 32P kürzer • Ortsauflösung mit 32P ist jedoch aufgrund der energetisch bedingten größeren Schwärzungsbereiche bedeutend geringer • für längere DNA- Sequenzierungsläufe 35S bevorzugt Radioanalytik in der Bioanalytik Markierung erfolgt: durch radioaktiv markierten Primer oder während der Sequenzierungsreaktion Die radioaktive Markierung eines DNA-Sequenzierungsprimers erfolgt durch eine Phosphatierung mit gamma-32P-ATP und Polynucleotid-Kinase. Die durch chemische Synthese produzierten Primer besitzen freie 5´-OHGruppe, die direkt, d.h. ohne Dephosphorylierung phospohoriliert werden können. Die Markierung während der Didesoxy-Sequenzierungsreaktion erfolgt durch Zugabe von alpha-32P-ATP. Das Isotop wird in den synthetisierten DNA-Strang eingebaut, der somit nachweisbar wird.