ANBAUTELEGRAMM Hanf (Cannabis sativa L.)

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ANBAUTELEGRAMM Hanf (Cannabis sativa L.)
Hanfstroh schneller abtrocknet und sich leichter
wenden und pressen lässt.
Zur Erreichung der Tauröste ist eine Feldliegezeit
(mit mehrmaligem Wenden) von 2 - 3 Wochen erforderlich. Der Feuchtegehalt des Hanfstrohs sollte
bei der Einlagerung ca. 15 % betragen.
Thüringer Landesanstalt
für Landwirtschaft
Erträge
Die geprüften Hanfsorten erreichten unter Thüringer
Standortbedingungen im Mittel der Jahre und Standorte Röststroherträge von ca. 10 t/ha. Bei Fasergehalten um 20 % ergeben sich damit Fasererträge von
ca. 20 dt/ha. Einen Überblick über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Sorten nach Rangfolge ihres
Faserertrages gibt die nachfolgende Tabelle:
ANBAUTELEGRAMM
Hanf (Cannabis sativa L.)
zur Fasernutzung
Rangfolge
Leistungsfähigkeit der Hanfsorten nach Rangfolge des Faserertrags (2003 bis 2006)
Mittel der Jahre
VS Bad
VS
VS
VS GroßenVS
Salzungen Dornburg Kirchengel
stein
Burkersdorf
1 Beniko
Beniko
Beniko
Beniko
Beniko
2 Chamaeleon* Bialobrzeskie Bialobrzeskie
3
Futura
Futura
Futura
Futura
Chamaeleon* Bialobrzeskie Bialobrzeskie
4 Bialobrzeskie Chamaeleon* Felina 34
Felina 34
Felina 24
Fedora
5
Felina 34
Felina 34
Futura
Chamaeleon*
6
Fedora
Fedora
Fedora
Fedora
Juso
7
Juso
Juso
Juso
Juso
Chamaeleon
Vermarktung
Hanf hat einen hohen Transportwiderstand, der in
etwa mit Getreidestroh zu vergleichen ist. Vor einem
Anbau sollte die Abnahme geklärt sein. Die Bezahlung erfolgt in der Regel frei Verarbeiter.
In den Abnahmeverträgen sollten Festlegungen zu
folgenden Parametern enthalten sein:
Sorte
Grün- oder Rösthanf
Abnahmetermin Trockenmassegehalt
Fasergehalt
Das letztgenannte Merkmal hat für den Landwirt insofern Bedeutung, dass bei der Röste auf dem Feld
Massenverluste auftreten, wodurch sich die zu vermarktende Erntemenge reduziert. Der Faserertrag/
ha als das eigentlich wichtige Kriterium bleibt dabei
weitgehend konstant.
Adresse:
Thüringer Zentrum Nachwachsende Rohstoffe der
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Apoldaer Straße 4
07778 Dornburg
Tel.: 036427 868-0
Fax: 036427 22340
e-Mail: [email protected]
Herausgeber:
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Naumburger Straße 98
07743 Jena
Tel.: 03641 683-0
Fax: 03641 683-390
e-Mail: [email protected]
Februar 2008
Thüringer Ministerium
für Landwirtschaft, Naturschutz
und Umwelt
Allgemeines
Der Anbau von Nutzhanf ist in Deutschland streng
reglementiert (siehe „Merkblatt der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung zur Gewährung einer
Beihilfe für die Verarbeitung von Hanfstroh zur Faserherstellung“ unter www.ble.de). Er ist nur Unternehmen der Landwirtschaft im Sinne des § 1 Abs. 4 des
Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte (ALG)
erlaubt, deren Betriebsfläche die in § 1 Abs. 2 ALG genannte Mindestgröße erreichen oder überschreiten.
Auf Grundlage dessen können landwirtschaftliche Unternehmen nach folgenden geltenden Regelungen und
Verordnungen (VO) der Europäischen Union Nutzhanf
anbauen als:
1. Nachwachsender Rohstoff auf stillgelegten Flächen
im Rahmen der konjunkturellen Flächenstilllegung
nach VO (EG) Nr. 587/2001;
2. Marktordnungsfrucht im Rahmen der EU-Beihilfe–
regelung für Hanf nach VO (EG) Nr. 1673/2000;
3. Landwirtschaftliche Nutzpflanze ohne Beihilferegelung.
Fruchtfolge
• Hanf ist selbstverträglich, sollte aber nicht als Monokultur angebaut werden
• gute Vorfruchteigenschaften durch Unkrautunterdrückung und Gareförderung; kann aber durch
Ausfallhanf in den Folgekulturen zum konkurrenzstarken Unkraut werden
• beste Nachfrucht ist Getreide, hier ist eine Bekämpfung durch entsprechenden Herbizideinsatz gut
möglich
Bodenbearbeitung
• Herbstfurche
• feuchtigkeitsbewahrende Saatbettbereitung im Frühjahr
• feinkrümeliges und rückverfestigtes Saatbett
Sorten
Klimaansprüche
• Der Hanf ist einjährig und gedeiht optimal in gemäßigtem Klima, zur Förderung der generativen Entwicklungsphase braucht er Kurztagsbedingungen
• erforderliche Wärmesumme: 1800 bis 2000 °C
8 - 10 °C
• günstige Keimtemperatur:
• Jungpflanzen vertragen leichten Nachtfrost von -3
bis -5 °C
Für den Anbau von Nutzhanf darf nur zertifiziertes
Saatgut von in der EU zugelassenen Sorten verwendet
werden (siehe Merkblatt). In Thüringen sind neben
den französischen Sorten Futura und Felina 34 die polnischen Beniko und Bialobrzeskie zu empfehlen. Auch
die niederländische Sorte Chamaeleon erreichte in ersten Prüfungen gute Ergebnisse. Für eine Samenernte bzw. eine Doppelnutzung von Stroh und Korn ist in
Thüringen nur die frühreife Sorte Juso geeignet.
Aussaat
Bodenansprüche
• Hanf bevorzugt tiefgründige, humose und N-reiche
Böden mit guter Wasserversorgung
• pH-Wert nicht unter 5,8 - 6,0
• reagiert empfindlich auf Bodenverdichtungen und
Staunässe
• TKG:
• Saatzeit:
13 - 20 g
Mitte April bis Anfang Mai
auf trockenem Boden
• Saatstärke:
150 - 200 keimfähige Körner/m²
(42 bis 45 kg/ha)
• Reihenabstand: 13 - 15 cm
• Saattiefe:
3 - 4 cm
Drillsaat mit üblichen Drillmaschinen
• Saattechnik:
Pflanzenschutz
Achtung! Seit dem 01.07.2001 gilt das neue Pflanzenschutzgesetz! Eine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, die nicht für diese Kultur zugelassen sind, ist
demzufolge verboten.
Über den aktuellen Zulassungsstand bzw. die Möglichkeiten der Erteilung von Genehmigungen der
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nach § 18b
PflSchG informieren die zuständigen Pflanzenschutzstellen.
Unkräuter:
Durch schnelle Jugendentwicklung und rechtzeitige Bodenbedeckung keine Unkrautbekämpfung notwendig
Krankheiten und Schädlinge:
In ungünstigen Jahren ist das Auftreten von Sclerotinia möglich.
Düngung
Der N-Sollwert beträgt bei einer Ertragserwartung
von 10 t TM/ha 160 kg N/ha. Nmin-Untersuchungen
der Böden zur Saatzeit und die Berechnung des NBedarfs über das Stickstoff-Bedarfs-Analyse (SBA)Programm der TLL sind zu empfehlen. Ist der Boden
ausreichend mit P, K und Mg versorgt (Stufe C), hat
Hanf keinen Grunddüngungsbedarf. Nährstoffentzüge können im Rahmen der Fruchtfolgedüngung
ergänzt werden. In Thüringen wurden im Mittel der
Versuche bei einem Trockenmasseertrag von 10 t/ha
folgende Nährstoffentzüge festgestellt:
= 70 kg/ha
P2O5
= 200 kg/ha
K2O
CaO
= 250 kg/ha
MgO
= 60 kg/ha.
Ernte
Der günstigste Erntetermin für die Fasergewinnung
liegt in der Zeit von Vollblüte bis Blühende.
Die Ernte kann mit einem Doppelmessermähbalken
erfolgen. Infolge der sehr langen Hanfstängel (2 - 3
m) treten Schwierigkeiten beim Wenden und Aufnehmen des Schwades auf. Besser ist der Einsatz eines
Stufenmähwerkes, der Hemp-Flax-Erntetechnik oder
des Häckslers ‚Kemper Champion’, weil hierbei das