Trauerrede für Bernd Schmaus

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Trauerrede für Bernd Schmaus
Univ.Prof. EoE Dr.- Ing. Holger Magel
Trauerrede
zum Begräbnis von
Prof. Dr. Franz Volker Müller
am 2. April 2015 in Berlin
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Liebe Silvia, liebe Xenia, liebe Leonie und lieber Wenzel,
verehrte Eltern, Angehörige, Freunde und Kollegen,
wir trauern um
Prof.h.c.
Dr.-habil.
Franz Volker Müller. Wir sind
heute
zusammengekommen, um Abschied von ihm, dem so unfassbar plötzlich
Gegangenen, zu nehmen. Jeder von uns trägt seinen eigenen Schmerz über diesen
Verlust im Herzen, den Verlust des geliebten Ehemannes, fürsorglichen Vaters,
treuen Sohnes, hilfreichen Freundes und so freundlich-kooperativen Kollegen, und
viele in der Welt, ob bei der FIG, in der Mongolei, in Cambodia oder an der TU
München, trauern über den Verlust einer mitreißenden Spitzenkraft. Alle eint uns
die Gewissheit, dass wir einen ganz besonderen Menschen verloren haben, der uns
viel gegeben und unendlich viel bedeutet hat. Einen Menschen der, wie nur wenige
andere, ein wahrer Energie- und Freudenspender war. Die Quelle hierfür waren
seine Liebe und Warmherzigkeit für die Menschen, für die Partner im Beruf, für die
Familie und die Freunde. Volker hat das gelebt, worüber Shakespeare geschrieben
hat: „Wo man Liebe sät, wächst Freude empor“. Freude kam z.B. jedes Mal empor,
wenn sich Volker am Telefon mit seiner weichen Stimme meldete: „Hier ist der
Volker“, und
es waren immer eine Freude, mit ihm zusammen zu sein und ein
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darüber hinaus höchst intellektuelles Vergnügen, mit ihm fachlich zu diskutieren und
mutig neue Wege zu begehen. Er, der Hochbegabte und mit hohem analytischen
Verstand Beschenkte, der den Dingen stets auf den Grund ging und mit überaus
gekonnter Feder beschrieb , fand seinen Traumberuf im Dienst für die Schwächeren
auf dieser Welt, im Einsatz für mehr Gerechtigkeit und bessere Lebensbedingungen
in den Entwicklungsländern vor allem Afrikas und Asiens. Er begegnete diesen
Ländern und ihren Menschen und Kulturen aufgrund seiner Ausbildung und seines
wissenschaftlichen Werdegangs in der Praxis mit besonderem Respekt. Genau
dieser gekonnte Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis war Volkers besondere
Stärke, was schon die Mongolische State University in Ulan Bataar bei der
Verleihung ihrer Ehrenprofessur an ihn hervorhob. Er trat nicht belehrend, nicht
fordernd oder gar diktierend auf, obwohl er ja auch Geld verantwortete und verteilte,
sondern stets einfühlsam und verständnisvoll – dabei durchaus mit manchem
Augenzwinkern, wenn und weil er ja natürlich diverse Tricksereien und Ausflüchte
seiner Entwicklungspartner durchschaute. Aber er wusste eben, dass auch dies zum
Leben und beruflichen Alltag gehörte und hinnehmbar war, solange das große
Ganze seiner Arbeit und seine ethischen Überzeugungen nicht gefährdet waren.
Das große Ganze: Das war in Kambodscha das Bemühen, ein bis heute
traumatisiertes Land behutsam zu begleiten beim Weg in eine möglichst
selbstbestimmte Zukunft -
eine Zukunft, in der es möglichst vielen, vor allem
überwältigend vielen jungen Menschen vergönnt sein soll, in Würde, Freiheit und
Sicherheit zu leben. Sicherheit auch und vor allem bezüglich Eigentum, Besitz und
Nutzung von Grund und Boden.
Volker war das personifizierte Land Rights Programm der GIZ, nicht nur in
Kambodscha, sondern in der ganzen Welt! Er führte unglaublich erfolgreich die
Arbeit von Willi Zimmermann fort, ja, er erweiterte und vertiefte sie entscheidend auf
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dem Weg zu seinem und des Landes Opus Magnum, dem White Paper for Land
Policy. Volker wusste, dass die jüngst wiederentdeckte Ländliche Entwicklung wieder
nur Stückwerk bleiben wird, wenn als Dach oder Rahmen eine übergeordnete
Raumplanung und Raumstruktur fehlen. Er wusste, dass ein transparenter und
gerechter Grundstücksmarkt nur funktionieren und den kleinen Bauern helfen wird,
wenn es eine möglichst partizipative Regional-, Kommunal- und Bauleitplanung und
darauf aufbauend eine von allen akzeptierte Wertermittlungsmethode gibt, die
ihrerseits wieder Grundlage für eine gerechte Besteuerung sein muss. Vom Kataster
und Grundbuch begonnen, in Kambodscha „Land Registry“ genannt, über spezielle
Hilfen für die Ärmsten der Armen und die Indigene Bevölkerung
Raumordnung
und
Baugesetzgebung
hat
Volker
einen
bis hin zur
imponierenden
Spannungsbogen durchmessen und verantwortet, den wir in der Fachwelt
umfassendes Landmanagement nennen und der allerhöchstes Können und ein
überaus souveränes Management insbesondere im Koordinieren unterschiedlichster
Interessen erfordert. Landmanagement ist nämlich mehr als nur Eigentumssicherung
und Katastervermessung. Volker wusste sehr genau, dass noch viel mehr erfolgen
muss, wie z.B. der Aufbau bzw. die Stärkung kleiner und mittelgroßer städtischer
Zentren im ländlichen Raum mit dem Angebot neuer außerlandwirtschaftlicher
Arbeitsplätze durch eine aktive Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung, um
die anhaltend hohe „Rural Urban Migration“ der Landbewohner zu mildern oder gar
zu stoppen.
Leider haben die vielen NGOs in Kambodscha diese umfassende Sicht nicht geteilt,
geschweige denn aktiv unterstützt; aber sie vor allem haben dafür gesorgt, dass das
Leben Volkers äußerst stressig blieb und dass regelmäßig größere und kleinere
Tsunamis in den und seitens der Medien und Behörden über Volker und sein Team
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hinwegrollten. In meinen langen Ministeriumsjahren habe ich gelernt und versucht zu
beherzigen, in solchen Fällen zuerst die eigene Mannschaft zu schützen und zu
verteidigen. Dies haben wenigstens die direkten Vorgesetzten Volkers in der GIZ
auch vorbildlich getan. Gleichwohl bleibt zu konstatieren: Volker konnte durch diesen
permanenten Ärger und Dauerstress seine großen Erfolge nicht so genießen wie es
angemessen gewesen wäre.
Leider konnte Volker nun auch nicht mehr die demnächst zu erwartende
Verabschiedung des White Papers durch den Ministerrat Kambodschas erleben; ich
könnte mir aber vorstellen, dass in einem Ehrenkolloquium, vielleicht sogar in Form
des anderen großartigen Vermächtnisses Volkers, nämlich im Rahmen der
diesjährigen Summer School, die große multiplikatorische Bedeutung des White
Papers inklusive der anstehenden Implementierungsschritte - wie von Volker ja
bereits vorgedacht – gewürdigt und diskutiert wird.
Falls das wirklich passiert, wird Volker uns dabei zuschauen. Darin bin ich mir
ziemlich sicher. Nachdem es Volker nicht nur zu Berliner Urbanität , sondern auch
zu bayerischer Tradition und Identität hingezogen hat, möchte ich als Kronzeugen
einen bekannten bayerischen Querdenker, nämlich Karl Valentin, zitieren. Er hat zum
„Weiterleben nach dem Tod“ einmal gesagt:
„Ist der Mensch wirklich tot, so ist natürlich nur der Körper gemeint, denn die Seele
lebt ja weiter. Diese flieht unsichtbar aus dem menschlichen Körper. Aber wohin?“
„Das“ – so Karl Valentin – „wird die Seele schon selbst wissen“.
Warum, liebe Trauergemeinde, soll für Volker, der so reichlich schenkte und Gutes
tat, nicht auch gelten, was diese Woche die Süddeutsche Zeitung für Münchens
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verstorbenen Liebling Helmut Dietl, den Regisseur unvergessener Filme wie
Münchner
Geschichten,
Monaco
Franze,
Kir
Royal
und
Rossini,
wie
selbstverständlich annahm?
„Man muss nicht unbedingt gläubig sein, um sich vorzustellen, dass Volker jetzt in
einem sehr exklusiven Bereich des Himmels einen sehr bequemen Sessel hat “,
vielleicht Posaune und seinen Musikgott Miles Davis spielt und - liebe Angehörige
und Freunde - mit seinem unnachahmlich verschmitzten Lächeln auf uns
herunterschaut…
Mit diesem beruhigenden, ja tröstlich heiteren Bild wollen wir von einem besonderen
Menschen Abschied nehmen und Gott dafür danken, dass es ihn gegeben hat und
wir mit ihm zusammen sein durften.
Lieber Volker, wir danken aber auch Dir und verbeugen uns vor Dir mit tiefem
Respekt.
Ruhe in Frieden.
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