Presse: 01.08.98, SZ
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SZ VOM 01.08.1998 SEITE 1 Immobilien Immobilien-Markt Deutschland: Hamburg, Einkaufsstadt mit Flair 'Wir beabsichtigen den Branchenmix zu verbessern' Investoren interessieren sich derzeit verstärkt für die Stadt an der Elbe / Nebenlagen profitieren ebenfalls vom Nachfrageboom Immobilien-Markt Deutschland: Hamburg, Einkaufsstadt mit Flair 'Wir beabsichtigen den Branchenmix zu verbessern' Investoren interessieren sich derzeit verstärkt für die Stadt an der Elbe / Nebenlagen profitieren ebenfalls vom Nachfrageboom Von Lydia Westrup Hamburg bietet Einkaufsmöglichkeiten für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. In rund 10 000 Geschäften mit einer Verkaufsfläche von zwei Millionen Quadratmetern bieten die Einzelhändler ihre Waren an. Wie auch in anderen deutschen Großstädten ist in Hamburg der Konzentrationsprozeß im Handel erkennbar. Zwar stieg die Verkaufsfläche seit Mitte der 80er Jahre um zwei Prozent an, doch ging die Anzahl der Läden um acht Prozent zurück. Im Trend liegen heute weniger Geschäfte, die dafür größere Ladeneinheiten nutzen. In den letzten Jahren sind die Umsätze des Einzelhandels rückläufig. Allerdings ist die Nachfrage nach 1a-Flächen in bevorzugten Lagen stabil. 'Wir verzeichnen eine rege Nachfrage am Standort Hamburg. Internationale Anbieter im hochwertigen Marktsegment suchen Repräsentanz am Neuen Wall als Folder der guten Entwicklung dieses Standorts,' sagt Hannelore Cobet, Geschäftsführerin von Weatherall Green & Smith. Nach den erfolgreichen Vermietungen an Hermès, Giorgio Armani, Salvatore Saragamo, Max Mara und Habitat ist der Neue Wall in seiner Bedeutung bestätigt worden. Die Entscheidung von Jil Sander das Hamburger Flagship-Geschäft am Neuen Wall zu etablieren, hat diese Entwicklung gefördert. 'Als Folge dieser Ansiedlungen sehen wir auch eine Belebung in den Nebenlagen des Neuen Wall wie zum Beispiel in den Großen Bleichen. So konnten wir den Wiener Juwelier Michaela Frey sowie den ersten Pilotshop der Modefirma Basler an den Großen Bleichen etablieren. Weitere interessante Anbieter haben uns mit der Suche nach geeigneten Standorten beauftragt,' so Hannelore Cobet. Für gut positionierte Flächen an Neuen Wall und im Umfeld zahlen Mieter zwischen 275 und 300 Mark pro Quadratmeter. Ein Anziehungspunkt für Hamburgs Konsumenten sind die innerstädtischen Galerien und Ladenpassagen. Sie bieten Händlern ein günstiges Umfeld, neue Marketingaktivitäten auszuprobieren. Dazu zählen Vernissagen, Präsentationen, Lesungen oder Sponsoring-Aktivitäten. Beispielhafte Lösungen Viele der Hamburger Einkaufszentren wurden in den letzten Jahren modernisiert und vergrößert, einige neu gebaut. Ein Beispiel für ein modernisiertes Einkaufszentrum ist das 'Billstedt-Center', das die Deutsche GrundbesitzInvestmentgesellschaft für ihren offenen Immobilienfonds, den grundbesitz-invest erworben hat. 'Das Center wurde in den Jahren 1994 bis 1996 neu strukturiert und erweitert. Auf einer Fläche von 40 000 Quadratmetern bietet es eine Erlebnis- und Einkaufswelt unter anderem mit einem SB- und Elektronik-Markt sowie weiteren 125 Einzelhandelsgeschäften und Restaurants,' erklärt Jürgen Wundrack, Geschäftsführer des DGI. Das Billstedt-Center wird von der ECE Projektmanagement GmbH betreut und ist zu 99 Prozent vermietet. Hamburgs ältestes Einkaufszentrum an der Hamburger Straße erhält ein neues Outfit. Das Center-Management des mit 46 000 Quadratmetern größten Einkaufszentrums in Hamburg wurde Anfang 1997 von der Hamburger I.T.C. Immobilien Team Consulting, einem führenden Spezialisten für Einkaufszentren, übernommen. Nachdem die letzte Renovierung bereits mehr als zehn Jahre zurückliegt, haben die Eigentümer beschlossen, das Einkaufszentrum neu zu gestalten. 'Wir beabsichtigen, den Branchen- und Mietermix zu verbessern, indem wir fehlende Branchen ergänzen. Wir denken besonders an einen großen Frische-Supermarkt, einen Markt für Unterhaltungselektronik und einen Fachmarkt für Spielwaren. Außerdem brauchen wir eine Fachbuchhandlung mit 500-600 Quadratmetern sowie einen Floristen, die den Branchenmix abrunden,' erläutert Gerhard Erbstößer, Geschäftsführer der I.T.C. Immobilien Team Consulting. Damit auch für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt ist, soll das Gastronomieangebot optimiert werden. Dazu Gerhard Erbstößer: 'Wir werden einen Food Court für den Sofortverzehr und ein bis zwei weitere Restaurants einrichten.' Um den neuen Branchenmix zu realisieren, wird die I.T.C. die vorhandenen Flächen effizienter nutzen. 'Einige Mietverträge laufen in den nächsten ein bis zwei Jahren aus. Diese Gelegenheit werden wir wahrnehmen, um den Mietern andere Flächen innerhalb des Centers anzubieten. Außerdem gehen wir davon aus, daß einige Mieter ihre Mietflächen optimieren, also vergrößern oder verkleinern wollen,' sagt Gerhard Erbstößer. Je nach Größe, Branche und Lage innerhalb des Centers zahlen die Mieter zwischen 30 und 120 Mark pro Quadratmeter/pro Monat. Zusätzlich zur Grundmiete wird eine umsatzabhängige Miete vereinbart. Die Renovierungsarbeiten haben begonnen. Eröffnet wird das neue Einkaufszentrum Hamburger Straße dann im Herbst dieses Jahres. Die Eigentümer werden insgesamt 17,5 Millionen Mark investieren. Weitere 16 Millionen Mark werden von der Karstadt AG eingesetzt, die damit nach dem Einrichtungshaus auch das Warenhaus im Center modernisieren wird. Initiiert wurde die Maßnahme von Projektentwickler KarlUlrich Ansorg, der auch das Kino-Center in der angrenzenden Mundsburg entwickelt. Die beiden Objekte sind über eine Fußgängerbrücke miteinander verbunden. Die Hauptattraktion der neuen Mundsburg ist ein Multiplex-Kino mit acht Leinwänden. Mehr als 2000 Zuschauer finden hier Platz. Gemietet und betrieben wird das Kino-Center von der Filmgesellschaft Warner Brothers. Es ist das erste Mal in Deutschland, daß ein Kino im zweiten Stock eines Gebäudes untergebracht ist. Um im Wettbewerb mit den anderen Hamburger Kinos zu bestehen, plant Warner Brothers besondere Marketing-Aktivitäten. Premierenfilme, Filme im Originalton und besondere Spielzeiten, zu denen Raritäten gezeigt werden, sollen die Kinobesucher unterhalten. Insgesamt erwarten die Betreiber 800 000 bis eine Million Besucher pro Jahr. Kulturelle Ausrichtung 'Wir wollen nicht einfach ein weiteres Einkaufszentrum entwickelt, sondern hier ein Center mit kultureller Ausrichtung schaffe,' beschreibt Karl-Ulrich Ansorg das Konzept. Ein wichtiger Schritt, um dieses Ziel zu erreichen, waren die Verhandlungen mit den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen. Die Bücherei hat 700 Quadratmeter gemietet und wird als Besonderheit ein speziell auf Kinder abgestimmten Programm anbieten. 'Als weitere Mieter können wir uns einen Buchhandel vorstellen. Die Kombination von öffentlicher Bücherei und Buchhandel hat sich bereits an anderen Standorten in Hamburg gut bewährt,' erklärt Karl-Ulrich Ansorg die Vermietungsstrategie. Die Schulbehörde plant ein Informationsbüro in der Mundsburg. Weitere Mieter sind ein Videoverleih, ein Computerladen und ein Internet Café. Ein Einkaufsmarkt, eine Bäckerei und eine Metzgerei bieten die Möglichkeit, den täglichen Bedarf zu decken. Mehr als drei Viertel der Gesamtfläche von 20 000 Quadratmetern sind bereits vermietet. 'Ein Schwerpunkt liegt in der Gastronomie. Wir denken dabei an sogenannten Themengastronomie,' sagt Karl-Ulrich Ansorg. 'Ein wichtiger Baustein für die Gastronomie ist das amerikanische Lokal mit Südstaaten-Küche und -ambiente. Für dieses Lokal haben wir bereits einen Betreiber gefunden. Wir sind aber weiter an interessanten, innovativen Gastronomiekonzepten interessiert.' Der Mundsburg-Komplex mit den beiden Bürotürmen, den Wohnungen und das Einkaufszentrum gehört mehr als 160 verschiedenen Eigentümern, die in den Umbau insgesamt 50 Millionen Mark investieren werden. Das Projekt soll nach Plan im Oktober 1998 fertiggestellt werden. SZ-ONLINE: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutscher Verlag GmbH *0 ART-NR: 7103362