Naturschutz in Afrika: die Große Grüne Mauer durch die Sahelzone als

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Naturschutz in Afrika: die Große Grüne Mauer durch die Sahelzone als
SCHR NATURWISS VER SCHLESW-HOLST
74
54–71
Kiel XI-2014
FORSCHUNGSBEITRAG
Naturschutz in Afrika: die Große Grüne Mauer
durch die Sahelzone als Maßnahme gegen Desertifikation
Nouhou Ali
Karlsruhe
Seit Anfang der 1970er Jahren ist die Sahelzone wegen ihrer komplexen Problemkonstellation eine häufig behandelte Thematik in den Umweltwissenschaften.
Zu den drängendsten Problemen gehört das Vorrücken der Sahara nach Süden.
Diese Wüstenausbreitung oder Desertifikation hat verheerende Folgen für die
Humanökologie. Zwar sind inzwischen immer mehr Akteure auf nationaler als
auch auf internationaler Ebene in verschiedene Ansätze zur Problemlösung involviert, doch die Ergebnisse sind noch fern von den Erwartungen. Ein Beispiel dafür
ist das 2005 von der Gemeinschaft der Sahel-Sahara-Staaten (CEN–SAD) gestartete Projekt zum Bau einer sogenannten Grünmauer von den Küsten Senegals
und Mauretaniens über die Sahelzone bis hin zu den Küsten Dschibutis am Roten
Meer. Nach mehrjährigem Engagement sind noch viele Fragen offen, zumal ein
wissenschaftliches Monitoring kaum erfolgt. Dabei sollte die Desertifikationsbekämpfung aufgrund der inzwischen gewonnenen Erfahrungen neu bewertet werden.
Die vorliegende Arbeit basiert auf Feldstudien, durchgeführt in Westafrika zwischen
2005 und 2011. Die Studie untersucht, unter welchen Bedingungen die Grünmauer
ökologisch nachhaltig angelegt werden kann. Es wird ausgewertet, welche Baumarten
angesichts ihrer Eigenschaften in den unterschiedlichen betroffenen Gebieten
gezielt gepflanzt werden sollten.
Vegetationsgeographie, Umweltschutz, Baumstreifen
EINFÜHRUNG
Von den arabischen Emiraten bis hin
zu Kapverden ist die Sahara das größte
trockene Gebiet der Erde. Als Stein-,
Fels- oder Sandwüste dehnt es sich
jährlich mehrere Kilometer insbesondere nach Süden aus. Die Ökosysteme dieses Übergangsbereiches,
SCHRIFTEN
DES
der Sahelzone, werden konstant bedroht, es gibt für sie keine Stabilität
(Leser 1993; Hammer 2001; Hadjali
et al. 2006: Paeth 2010; Baumhauer
2010). Darüber hinaus ist die Sahelzone
schwer von den Folgen des globalen
Klimawandels betroffen (Ditter 2009),
NATURWISSENSCHAFTLICHEN
VEREINS
SUBMITTED 08-11-2014 ACCEPTED 21-11-2014 ONLINE 20-12-2014
FÜR
SCHLESWIG-HOLSTEIN
© 2014 The Author
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
55
Abbildung 1: Verlauf
der Grünmauer über
die Sahelzone und die
betroffen Länder. Quellen: Initiative GMV;
Maplibrary (2012); Bearbeiter: Nouhou Ali.
vor allem durch die Verschiebung der
Isohyeten, die einen Wandel des Zonobiums und insbesondere einen Rückgang der Baumbestände bewirkt (Ali
2010). Angesichts dieser Bedrohung,
die Krings (2002) sowie Ozer et al.
(2010) anhand einer Vielzahl von Syndromen darstellen, drängt es nach Lösungsversuchen. Seit den Dürren der
1970er Jahren fokussierten sich die
Bemühungen auf begrenzte Naturschutzgebiete und Grünstreifen um
die Städte herum (Rouchiche 1999).
Anabaum (Acacia albida), Roter Eukalyptus (Eucalyptus camaldulensis),
Niembaum (Azadirachta indica), Kaschu (Anacardium occidentale), Gummiarabikumbaum (Acacia senegal) und
Mango (Mangifera indica) sind die am
häufigsten gepflanzten Arten dieser
neuen Waldökosysteme. Futtersträucher- und Bäume bedecken 10 Millionen Hektar, und ein Drittel dieses
Bestandes ist in den semi-ariden Regionen gepflanzt (Le Houérou 2006).
Allerdings herrscht in der Sahelzone
nur ein schwaches, oft sogar unkontrolliertes Umweltmanagement (Ozer
2002). Auch die Vorbildprojekte des
CILSS (Comité Inter-Etats de Lutte
Contre la Sécheresse au Sahel) zeigen lediglich begrenzte positive Auswirkungen im Laufe der Zeit (vgl. Hammer 2000; Roose 2008).
Infolgedessen hatten die CEN-SAD
Staaten im Juli 2005 das Projekt Afrikas Große Grüne Mauer gegründet.
Statt Baumarten mit begrenzter Bedeutung anzupflanzen wie Kasuarine (Casuarina equisetifolia), Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera) oder
den Niembaum (Azadirachta indica)
(vgl. Maydell 1990: 2005 ff.; Rouchiche 1999), wird hierbei integriert über
eine Strecke von 7000 km und einer
Breite von 15 km eine Kombination
von Arten mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Nutzungsmöglichkeiten verwendet. Dieser Baumstreifen
wird insgesamt elf Länder durchziehen
(Abb.1). Er beginnt an der Mündung
des Senegalflusses an der Küste des
Atlantiks und zieht sich über die Sahelzone bis hin zu den Küsten Dschibutis am Roten Meer. Auch das Land
56
Kamerun hat Interesse an der Großen
Grünmauer: In diesem Staat werden
entsprechende Baumstreifen im Süden des Tschadsees geplant.
Einige Länder wie Senegal haben inzwischen größere Fortschritte erzielt
als beispielsweise Niger. Allein im Niger soll der Baumstreifen über 933 km
lang und 15 km breit sein, das heißt
etwa 14000 km² Fläche bedecken. Die
Umsetzung wird mit den schon existierenden Waldgebieten oder anderen geplanten Anpflanzungsvorhaben
verknüpft. Wie Leser (1993), Krings
(2002) und Hammer (2008) zeigen,
sind bei solchen Projekten stets lokale
und staatliche Machtstrukturen, Akteurkonstellationen und wirtschaftliche
ALI
Interessen als Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Hammer (2008) ergänzt
überdies, dass dabei die meist komplexen Wechselwirkungen zwischen
Menschen und Natur wenig beachtet
werden. Am Anfang hatte das Projekt
rein ökologische Zwecke, doch inzwischen ist es immer stärker agrar-forstwirtschaftlich und sozio-ökonomisch
orientiert. Anpflanzungspläne und -entscheidungen werden in Top-down-Prozessen durchgesetzt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob ohne
eine maßgebliche Partizipation der
direkt betroffenen Bevölkerung eine
erfolgreiche Bekämpfung der Desertifikation überhaupt möglich ist (Ibrahim 2003).
DIE AUSGANGSSITUATION
Den aktuellen klima-ökologischen
Zustand um die Gebiete des Baumstreifens „Grüne Mauer“ herum verdeutlicht Tabelle 1. Der trockene und
warme Wind (Harmattan) bringt häufig Sandstürme und verursacht hohe
Verdunstungsraten. Die unregelmäßige
zeitliche und räumliche Verteilung der
Niederschläge ist der Auslöser für die
Mehrzahl der Probleme im Sahel. Die
Regenzeit dauert maximal die vier Monate von Juni bis September (Penven
et al. 2008; Ali 2009: 11). Die dabei oft
heftigen Niederschläge erodieren den
Boden, der meist wenig organisches
Material und Wasser enthält (Issa et
al. 2009). Jüngere Beispiele für dieses Phänomen sind die sintflutartigen Regenfälle des Jahres 2009, die
in Ouagadougou und Agadez jeweils
große Teile der Stadt überschwemmten.
zu beobachten (vgl. Hountondji et al.
2005). In den letzten 15 Jahren starben
zahlreiche mächtige Bäume, insbesondere Baobabs (Adansonia digitata) und
Kapokbäume (Ceiba pentandra). Sie
trocknen wegen der Dürre aus oder
werden von den Menschen gefällt. In
der Sahel- und Savannenzone Westafrikas wurde vor allem der Baumbestand
der Höhenstufe konstant vernichtet.
Flächenextensive Subsistenzwirtschaft
führte zur ökologischen Belastung (Anhuf 2009) und Destabilisierung der
ländlichen Produktionssysteme (Krings
2002). Die Migration nach Südsahel in
den Gebieten zwischen den Isohyeten
600-800 mm nahm nach jedem Dürrejahr weiter zu (Ali 2009, 2010; Hountondji et al. 2005; Boutrais 2007; Sörensen 2009; Paeth 2010). Dies führte
zu Überweidung, illegaler Abholzung,
Waldbränden, Landnutzungskonflikten
Seit zwei Jahrzehnten ist eine starke und ähnlichem.
Abnahme des Vegetationsbestandes
57
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
Wind
Regen
Boden &
Morphogenese
Vegetation
Humanökologie
• Harmat tan: • 200 – 700 mm
• Profil: 0-2 m: • Dornbüsche
• MassenabwandeOktober bis
A1 - C a ; B rung in jedem
Mai
A2-Ca
Dürrejahr
• unregelmäßige
• einjährige Kräuter,
Verteilung zeitlich
Süßgräser
• Monsun: Juni
und räumlich
• Lithosole, Rego• hoher ökologischer
bis Septemsole, Areno - • starke Abnahme
Fußabdruck in
den G ebi eten
ber
sole, Fluvisole,
• Gewitterstürme
der BaumbeSolonchakis,
zwischen Isohyestände, vor allem
Luvisole
ten 600-800mm
• Sandstürme • heftiger Regen
in der obersten
zwischen NoHöhenstufe
vember und • regelmäßige Dürre • Auslaugung,
Februar, Juni
Versalzung
und Juli
• Krustenbildung
Tabelle 1: Besondere öko-klimatische Merkmale der umliegenden Gebiete der Grünmauer.
Abbildung 2: Wichtige Indikatoren der Desertifikation in der Sahelzone. A: Niamey (Niger),
B: Tillabéry (Niger), C: Kayes (Mali), D: Gao (Mali).
58
ALI
Abbildung 3: Fragile Ökosysteme und Landschaften am Rand der Sahara: Kayes (Mali,
links) und Tahoua (Niger, rechts).
Sandstürme sowie extreme hydrologische und morphodynamische Prozesse sind in der Sahelzone ebenso
häufige wie – im Hinblick auf drohende Desertifikationen – alarmierende Klimaereignisse. Die daraus resultierenden Erosionsschäden sind
die wichtigsten Indikatoren der Landdegradierung (Abb. 2; Ibrahim 2003;
Kiepe et al. 2001; Mulders et al. 2001;
Pagliai 2008). Ähnliche Prozesse finden von Mauretanien bis nach Kenia
statt (Mäckel 2000). Laut Roose (2008)
fällt der Niederschlag in den Tropen
zwischen zehn- bis hundertmal stärker als in Gebieten mit gemäßigten
Klima. Die Wassererosion ist meist in
den Monsunmonaten durch mesoskalige konvektive Systeme (MCSs) verursacht (Paeth 2010).
Gleichzeitig sind die bestehenden Landschaften sensibel gegenüber Dürre
(Abb. 3).
Bombacaceae (Baobab und Kapokbaum) leiden wegen ihrer flachen
Wurzelsysteme besonders unter Bodenverarmung infolge der mit Starkregenereignissen verbundenen Erosion. Nach jedem Dürrejahr sterben
sie in großer Zahl, weil ihre Wurzeln
den tief gesunkenen Grundwasserspiegel nicht mehr erreichen können.
Die kurzen aber kräftigen Gewitter, die
mehr Abfluss als Infiltration verursachen, wirken zusätzlich negativ. Abbildung 3 zeigt die Landschaft im Vorfeld
der Sand- und Steinwüste der Sahara.
In den gezeigten Gebieten wird der
Boden konstant degradiert, die abgebildeten Bäume werden nach und
nach absterben. Ähnliche Prozesse
haben das Massensterben der Combretaceae in der Sahelzone beschleunigt, und weitere Baumarten sind akut
vom Aussterben bedroht. Dazu zählen
insbesondere Roter Kapok (Bombax
costatum), Marula (Sclerocarya birrea) und der Afrikanische Mahagonibaum (Khaya senegalensis) (Breman &
Kessler 1995: 22ff; Wezel 2005; Teka
et al. 2007). Hauptgründe sind in diesen Fällen Austrocknung, Abholzung
und auch unkontrollierte Überweidung
(Maranz 2009). Vor allem die Wüstendattel (Balanites aegyptiaca) eignet sich
als Indikator für Überweidung (Arbonnier 2002: 190). Der illegale Verkauf
von Holzprodukten (Brennholz, Kohle,
Baumkunstmaterial) und die Verwendung von Baumschnitt als ergänzendes
59
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
Abbildung 4: Links: illegaler Holztransport nach Niamey (Niger, links). Rechts: Ausmaß
der Überweidung im Norden Fada N’Gourma im Juli (Burkina Faso, rechts).
Futter für Vieh sind in der Sahelzone
alltäglich (Ali 2010). Der Druck auf die
Ressourcen steigt ständig, weil die
Desertifikation die ländlichen Bewohner
in eine tiefe Armut stürzt. Zudem vergrößern sich die Viehbestände weiter,
und das jährliche Bevölkerungswachstum liegt in allen betroffenen Staaten
über 3%. Die Folgen von Abholzung
und Überweidung sind unübersehbar
und besonders in der Trockenzeit von
November bis Anfang Juli gravierend,
da in dieser Zeit immer wenig Gras
als Viehweide zur Verfügung steht.
Holz von Combretum glutinosum, einem Langfäden-Baum, wird in großen
Mengen in die Städte transportiert,
und Äste der Kinkéliba (Combretum
micranthum) aus derselben Verwandtschaft schneiden Hirten als Ergänzungsfutter für ihre Tiere (Abb. 4). Die
Abholzung dieser Combretaceae führt
zu ihrem schrittweisen Rückgang und
letztlich zur Vernichtung des charakteristischen Tigerbusch zwischen Niamey und Fada N’Gourma.
DIE FOKUSBÄUME IM PROJEKT GROSE GRÜNE MAUER
Die an der Grünmauer beteiligten Staa- • bereits existierende Baumarten, je
ten verfolgen damit konkrete Ziele. Dies
nach Region;
sind der nachhaltige Schutz der naturräumlichen Ressourcen (Vegetation, • Resilienz gegenüber den herrschenBoden, Wasser), die Schaffung von Proden klima-ökologischen Bedingunfit durch sozio-ökonomischen Aktivitägen;
ten und die Verwirklichung der grundlegenden Infrastrukturen. Die Kriterien • im nördlichen Teil des Baumstreifür die Auswahl der zu fördernden Baufens soll die ökologische Plastizimarten sind wie folgt festgelegt:
tät der Bäume bis 100 mm jährliche
60
ALI
Abbildung 5: Links: Massenbeteiligung bei einer Bepflanzung in einem degradierten Plateau (Say, Niger). Rechts: Bestände von Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera) in
Nordwesten Kayes.
Niederschlagsmenge reichen;
Akpo 2006). Sträucher und Bäume haben eine große Bedeutung im Kampf
• wirtschaftlicher Nutzen für die Men- gegen Winderosion und Desertifikation
schen entlang des Baumstreifens; (Abb.7; Le Houérou 2006). Die Bauern wissen, dass die Präsenz von Ar• Förderung weitverbreiteter Arten.
ten wie Anabaum (Acacia albida) oder
Kaschu (Anacardium occidentale) auf
In Anlehnung an diese Kriterien kon- ihren Äckern erhöhte Nährstoffzufuhr
zentriert sich jeder Staat auf bestimmte und damit höhere Erträge bringt.
Baumarten (Tabelle 2). Eritrea und
Nigeria fokussieren sich auf elf bzw. Diese ökologischen Maßnahmen bilzwölf, Niger auf 32 Baumarten. Bal- den die Grundlage für das Konzept der
sambäume (Commiphora africana) und Großen Grünen Mauer. Hinzu kommt
die Chinesische Kordie (Cordia gharaf die Vergrößerung von bestehenden
– ihr Name ist irreführend, denn die Art Schutzwäldern aus Anabaum und anist in Afrika und Asien weitverbreitet) deren Baumarten wie in der Region
werden in allen Ländern gezielt ge- Maradi (Niger) (Mahamane et al. 2007)
pflanzt, Senegal-Tamarisken (Tama- und in den Kapverden (Olehowski &
rix senegalensis), Ziziphus nummula- Haspel 2009).
ria, Rhus oxyacantha und der Zottige
Rosinenstrauch (Grewia villosa) nur in Die Finanzierung des Projekts wird
einzelnen. Abbildung 5 und 6 zeigen zum großen Teil von der BAD (Banque
die Mobilisation der Bevölkerung bei Africaine de Developpement, dt.: Afrider Bepflanzung sowie Beispiele von kanische Bank für Entwicklung) überBaumarten, die die herrschenden öko- nommen. Experten von jeweiligen Milogischen Bedingungen gut aushalten. nisterien treffen sich regelmäßig, um
über den Stand des Großprojektes und
In den semi-ariden Zonen beeinflussen auftretende Probleme zu diskutieren.
die Bäume die Phänologie und die Qua- Auf nationaler und lokaler Ebene kolität der Pflanzenvegetation (Grouzis & operieren die zentralen Verwaltungen
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
61
Abbildung 6: Links: Akazien und Wüstendatteln in Niamiga (Kayes, Mali). Rechts: Meerrettichbaum (Moringa oleifera) in Torodi (Niger).
und Kommunen. Allein im Niger zum
Beispiel sind 34 Kommunen betroffen.
Die Sahelländer sind generell sehr
ländlich geprägt, und über 80% der Bevölkerung sind Ackerbauern und Hirten. Um den Umweltschutz nachhaltig
zu gestalten, sollen die Wünsche dieser Völker berücksichtigt werden. Das
Komitee der Großen Grünmauer hat
deshalb Baumarten mit sowohl ökologischer als auch agrar-ökonomischer
Funktion in das Aufpflanzungskonzept
integriert (vgl. Tabelle 2 und 3). Acacien,
Tiliaceae, Capparidaceae, Burseraceae werden besonders aus ökonomischen Gründen gepflanzt, gezielt
ausgesucht je nach Land. In Sudan,
Dschibuti, Senegal, Mali und Niger haben Baumarten, die Gummiarabikum
liefern, große Bedeutung. Die Tabelle 3
zeigt die Liste der wesentlichen Bäume
der Grünmauer und deren Eigenschaften in der traditionellen und modernen
Medizin, der Ernährung für Menschen
und Vieh, der Energiegewinnung, bei
ihrem Verkauf, in der Kunst oder hinsichtlich ihrer ökologischen Plastizität.
Dabei wird deutlich, dass die sämtliche Arten in der traditionellen Medizin
nützlich oder sogar sehr nützlich sind.
Bestandteile von Bäumen (Wurzel,
Rinde, Stamm, Ast, Blätter, Schote,
Frucht, Saft, Blüte) werden bei den
indigenen Bevölkerungen therapeutisch oder prophylaktisch verwendet
(Ali 2010). Bei den Nahrungs- oder
Futtermittelbäumen stehen Capparidaceae (Boscia und Maerua), Tiliaceae (Grewia) und Rhamnaceae (Ziziphus) im Vordergrund. Für Ziegen
und Kamele zum Beispiel liefert die
Schwarzdorn-Akazie (Acacia mellifera) gutes Futter (Maydell 1990: 109).
Die gesamte Sahelzone und insbesondere ihr Abschnitt im Sudan sind
für die Produktion von Gummiarabikum bekannt. Acacia senegal liefert
Gummi von höchster Qualität (Arbonnier 2002: 375; Maydell 1990: 126).
Deshalb ist der Gummiarabikumbaum
im Projekt Grünmauer vielerorts privilegiert. Der Verkauf von Baumprodukten für medizinisch-energetische
oder für Kunstzwecke bringt überdies
finanziellen Gewinn für die Menschen
in dieser Region.
Für den Bau der Großen Grünen Mauer
sind die Eigenschaften der Bäume im
Zusammenhang mit dem Umweltschutz
hochgradig bedeutsam. Wie Pagliai
62
Baumtypen
ALI
Senegal Mali
Burkina
Faso
Niger
Nigeria
Tschad
Acacia ehrenbergiana
0
0
0
+
0
+
Acacia hebecladoides
0
0
0
0
+
+
Acacia laeta
0
+
+
+
+
+
Acacia mellifera
0
0
0
0
+
+
Acacia nilotica
+
+
0
+
+
0
Acacia radiana
+
+
0
+
0
+
Acacia senegal
+
+
0
+
+
+
Acacia seyal
+
+
+
+
+
0
Balanites aegyptiaca
+
+
+
+
+
+
Boscia angustifolia
+
+
+
+
+
+
Boscia salicifolia
0
0
0
+
0
+
Boscia senegalensis
+
+
+
+
0
+
Cadaba farinosa
+
+
+
+
0
+
Cadaba glandulosa
0
+
+
+
0
+
Calotropis procera
+
+
+
+
0
+
Capparis decidua
+
+
+
+
0
+
Combretum aculeatum
+
+
+
+
0
+
Commiphora africana
+
+
+
+
+
+
Commiphora quadricincta
0
0
0
+
+
+
Cordia gharaf
+
+
+
+
+
+
Ficus ingens
+
+
0
+
+
+
Ficus salicifolia
0
0
0
+
0
+
Grewia bicolor
+
+
0
+
0
0
Grewia flavescens
+
+
0
+
0
0
Grewia tenax
+
+
0
+
0
0
Grewia villosa
0
0
0
+
0
0
Leptadenia pyrotechnica
+
+
+
+
0
+
Maerua aethiopica
0
0
0
+
0
+
Maerua angolensis
+
+
0
0
0
0
Maerua crassifolia
+
+
0
0
0
0
Maerua oblongiflora
0
0
0
+
0
+
Rhus oxyacantha
0
0
0
+
0
0
Salvadora persica
+
+
0
+
0
+
Tamarix aphylla
0
0
0
0
0
0
Tamarix senegalensis
0
0
0
+
0
0
Ziziphus mauritiana
+
+
+
+
0
+
Ziziphus nummularia
0
+
0
0
0
0
63
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
Baumtypen
Sudan
Eritrea
Dschibuti
Acacia ehrenbergiana
+
0
0
Acacia hebecladoides
0
0
0
Acacia laeta
+
+
+
Acacia mellifera
+
+
+
Acacia nilotica
+
0
+
Acacia radiana
+
+
+
Acacia senegal
+
+
+
Acacia seyal
+
0
+
Balanites aegyptiaca
+
0
+
Boscia angustifolia
+
0
+
Boscia salicifolia
+
+
+
Boscia senegalensis
+
0
0
Cadaba farinosa
+
0
0
Cadaba glandulosa
+
0
0
Calotropis procera
+
0
0
Capparis decidua
+
0
+
Combretum aculeatum
+
+
+
Commiphora africana
+
+
+
Commiphora quadricincta
+
+
+
Cordia gharaf
+
+
+
Ficus ingens
0
0
0
Ficus salicifolia
+
+
+
Grewia bicolor
0
0
0
Grewia flavescens
0
0
0
Grewia tenax
+
0
0
Grewia villosa
0
0
0
Leptadenia pyrotechnica
+
0
0
Maerua aethiopica
+
0
+
Maerua angolensis
+
+
+
Maerua crassifolia
+
0
+
Maerua oblongiflora
+
0
0
Rhus oxyacantha
0
0
0
Salvadora persica
0
0
0
Tamarix aphylla
+
0
+
Tamarix senegalensis
0
0
0
Ziziphus mauritiana
0
0
0
Ziziphus nummularia
0
0
0
Tabelle 2: Fokusbäume in
den einzelnen Staaten, die
die Grünmauer durchzieht.
Fokusbaum: 0 = nein, + =
ja. Für Mauretanien und Äthiopien liegen keine Angaben
vor.
64
ALI
Abbildung 7: Links: Kaschubaum, Anabaum und Doumpalme in einem Hirsefeld. Rechts:
Prosopis juliflora und Niembaum schützen einen Garten gegen Winderosion.
(2008) ausführt, sind Bodenschutz und
die Verminderung von negativen Auswirkungen durch Subsistenzwirtschaft
sehr wichtig für einen nachhaltigen
Umweltschutz. Ökologische Plastizität
bedeutet in diesem Zusammenhang
die Abwehrfähigkeit der Bäume gegenüber der Desertifikation.
SCHLUSSFOLGERUNG
Die tatsächlich im Fokus der am Projekt
Große Grünmauer beteiligten Staaten
stehenden Baumarten entsprechen nur
noch wenig dem ursprünglich definierten Ziel. Eigentlich sollten die Bäume
gegen das Vorrücken der Wüsten angepflanzt werden (++ in Tab. 3 hinsichtlich der ökologischen Plastizität),
die wichtigsten ökologischen Ziele waren Minderung der Winderosion, Fixierung der Böden und Sanddünen, Bodenverbesserung wie die Erbringung
von Streuschütten oder Stickstofffixierung. Aber Vegetationstypen, die solche
Funktionen erfüllen, finden sich kaum
auf der Vorbildliste des Grünmauer
Projekts. Gummi-Akazien (Acacia nilotica), Schirmakazien (Acacia raddiana), Gummiarabikumbäume (Acacia
senegal), Wüstendatteln (Balanites aegyptiaca) und Oscher oder Fettblattbaum (Calotropis procera) gelten als
resistenter gegenüber der Desertifikation: Akazien können in Klimaten mit
unter 100 mm Niederschlagmenge pro
Jahr sehr geeignet gegen Desertifikation sein. Die Seyal-Akazie (Acacia seyal) wird oft zur Fixierung von Böden
in Niederungen gepflanzt. Die Wüstendattel (Balanites aegyptiaca) hat eine
weite ökologische Amplitude von 100
mm bis 1000 mm Niederschlagsmenge
und kann in vielen Bodenarten oder in
verschiedenen Höhenlagen gepflanzt
werden. Acacia hebecladoides hält
schwere Tonböden fest (Arbonier 2002:
364). Als wenig effizient gegenüber vorrückenden Sandwüsten gelten Acacia
ehrenbergiana, Acacia laeta, Acacia
mellifera, Acacia seyal, Ficus ingens,
Maerua aethiopica, Maerua oblongiflora und Rhus oxyacantha. Die ökologische Resistenz an Standorten, an
denen die aufgelisteten Bäume aktuell
angepflanzt und verbreitet sind, wird in
den folgenden Abschnitten diskutiert
► Tabelle 3: Fokusbäume der Grünmauer
und deren agrar-ökonomische Eigenschaften.
Bedeutung: ++ = sehr groß, + = groß, 0 =
gering, - = sehr gering.
65
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
Baumarten
Medizin
Nahrung/
Futter
Brennstoff
Verkauf
Kunst
Ökologische
Plastizität
Acacia ehrenbergiana
+
+
0
0
0
0
Acacia hebecladoides
+
0
0
0
+
-
Acacia laeta
+
+
+
0
+
0
Acacia mellifera
+
+
+
+
+
0
Acacia nilotica
++
++
+
++
++
++
Acacia radiana
++
+
++
+
+
++
Acacia senegal
++
+
+
++
++
++
Acacia seyal
++
+
0
0
-
0
Balanites aegyptiaca
++
++
+
++
+
++
Boscia angustifolia
++
++
0
-
-
+
Boscia salicifolia
+
++
0
-
-
+
Boscia senegalensis
++
++
-
0
-
+
Cadaba farinosa
++
+
-
0
-
-
Cadaba glandulosa
+
+
-
-
-
-
Calotropis procera
+
-
+
+
++
++
Capparis decidua
+
++
-
0
+
-
Combretum aculeatum
++
+
0
-
0
-
Commiphora africana
++
++
+
0
+
-
Commiphora quadricincta
++
0
0
++
+
-
Cordia gharaf
++
++
+
+
++
-
Ficus ingens
+
++
0
+
++
0
Ficus salicifolia
+
+
0
0
+
-
Grewia bicolor
++
++
+
+
+
-
Grewia flavescens
++
+
+
+
+
-
Grewia tenax
++
++
+
+
+
-
Grewia villosa
+
++
0
+
+
-
Leptadenia pyrotechnica
+
++
0
+
+
+
Maerua aethiopica
+
+
0
0
+
0
Maerua angolensis
++
++
0
+
+
-
Maerua crassifolia
++
++
-
++
+
+
Maerua oblongiflora
+
+
0
0
0
0
Rhus oxyacantha
+
+
0
0
0
0
Salvadora persica
++
++
+
++
+
+
Tamarix aphylla
+
+
0
+
+
+
Tamarix senegalensis
++
+
+
+
0
+
Ziziphus mauritiana
++
++
+
++
+
+
Ziziphus nummularia
++
++
+
+
+
+
66
ALI
DISKUSSION
Die Prozesse der Desertifikation in
der Sahelzone sind durch Wasserund Winderosion sowie durch die flächendeckende Abnahme der Vegetation geprägt (Penven 2008; Slingerland
& Kiema 2001). Dazu kommen die
menschlichen Einflüsse der ländlichen
Ackerbauern, Hirten und Nomaden,
die wegen der vorherrschenden Subsistenzwirtschaft direkten Zugriff auf
die naturräumlichen Ressourcen ausüben (Hayashi et al. 2008; Ali 2010).
Die Große Grünmauer ist ein Fortschritt im Vergleich gegenüber den
üblichen Kämpfen gegen die Desertifikation, aber wo soll welche Baumarten gepflanzt werden, damit sie in guten Bedingungen gedeiht, geschützt
werden kann und nachhaltig profitabel
wird? Bereits Hammer (2001) stellte
die Frage, wie eine Desertifikationsbekämpfung Erfolg haben kann.
Es ist wichtig, sowohl aus den erfolgreichen wie den fehlgeschlagenen Projekten zu lernen. Betrachtet man die
landesspezifischen Baumarten, so stehen die Vorteile für ökologische oder
sozio-ökonomische Interessen im Vordergrund. Aber wie effizient ist zum
Beispiel die Leistung der nicht immergrünen Arten wie Gummiarabikumbaum (Acacia senegal) gegenüber
der Winderosion? Die Vorteile dieser
Baumart sind ganz eindeutig ökonomischer Natur – wegen der Lieferung
von Gummiarabikum. Ähnliches gilt
auch für die Tiliaceae (Grewia bicolor,
Grewia flavescens), die Burseraceae
(Commiphora africana, Commiphora
quadricincta) sowie die Capparidaceae
(Cadaba farinosa, Cadaba glandulosa).
Zukünftig sollte bei der Desertifikationsbekämpfung die ökologische und
biologische Interaktion viel mehr beachtet werden. Baumarten wie Akazien sind in vielen Gebieten vor der
Wüste geeignet wegen ihrer Verwurzelungssysteme über verschiedener
Bodenschichten, ihrer Fähigkeit, Tiefgrundwasser zu erreichen und des
Vermögens, die Evaporation-Transpiration zu reduzieren (vgl. Le Houérou 2006). Dies gilt auch für Arten wie
Prosopis juliflora und Euphorbia balsamifera, die sich schnell auch unter
schwierigen Bedingungen verästeln
(Ci & Yang 2010: 363ff).
Im Kampf gegen die Desertifikation
ist es wichtig, die Ausbreitung solcher
invasiven Vegetation oder Vegetation
simultannée zu berücksichtigen (Abbildung 8). Wissenschaftler wie Ozer
et. al (2010) haben über das Phänomen der Vegetation simultannée berichtet. Sie betonen auch das Potential
der Möglichkeit, Restbestände diese
Bäume in abgelegenen Gebieten in
der Sahara zu schützen. Mit Zaïsystem oder micro catchment kann das
Stürzwasser während der Regenzeit
sehr nützlich für die Vegetation sein
(Issa et al. 2009; Roose 2008). Zu den
invasiven Arten gehört auch der südamerikanische Prosopis juliflora, der
wegen seiner vielfältigen Fähigkeiten
(immergrün, Verwurzelungssystem) gut
gegen Winderosion wirkt. Überdies ist
in den Isohyeten 600-900 mm der gesamten Sahelzone die Verbreitung der
Wüstendattel (Balanites aegyptiaca)
zu beachten (vgl. Maranz 2009; Penven et al. 2008). Auch diese Baumart
sollte gebietsweise unterstützt werden.
Außer den ökologischen und biologischen Interaktionen, sind die ökonomischen Interaktionen und die Mentalität
GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
67
Abbildung 8: Invasive Vegetation von Oscher und Leptadenia pyrotechnica am Rande
der Sahara im Umfeld von Agadez und Gao.
der ländlichen Bewohnern – Bauern
und Hirten – von entscheidender Bedeutung für ein dauerhaftes Gelingen
des Großen Grünmauer-Projektes (vgl.
Grouzis & Akpo 2006; Ali 2009: 59ff.).
Die Integration des ökonomischen Interesses der Bevölkerung ist vor allem mit Blick auf die dort herrschende
extreme Armut geboten (Binot, Castel & Caron 2006). Raison (1988) sowie Grouzis & Akpo (2006) schlugen
deshalb bereits vor, die schon gut in
das agro-pastorale System integrierten Arten Anabaum (Acacia albida),
Schirmakazie (Acacia radiana), Vitellaria paradoxa, Parkia biglobosa, Cordyla pinnata gezielt zu fördern. Ozer
(2002) sowie Arbonnier (2002: 485f.)
forderten in diesem Zusammenhang
einen großen nationalen Einsatz, wobei aber sowohl die Staaten als auch
die ländliche Bevölkerung mehr an externer Hilfe denken (Ali 2004: 69). In
jedem Fall sind Bäume, die für viele
Zwecke benutzt werden, sehr wichtig.
Wie Slingerland & Wiersum (2001) argumentierten, haben Niembaum (Azadirachta indica) und Roter Eukalyptus
(Eucalyptus camaldulensis) ökologische und sozio-ökonomische Bedeutung im ländlichen Sahel. Slingerland
& Kiema (2001) ergänzen, dass diese
Baumarten den Boden fixieren, Schutz
gegen Winderosion bieten und überdies oft in der traditionellen Medizin
verwendet werden.
Auch invasive Pflanzenarten haben
große Bedeutungen für die Sahelbewohner. Oscher (Calotropis procera)
wird insbesondere von Nomaden und
Dorfbewohnern der Sahara als Baumaterial (Hütten oder Dach) verwendet, Leptadenia pyrotechnica ist bekannt in der Zahnpflege.
Als Futterbäume und -pflanzen für das
Vieh ist Echinochloa stagnina am Ufer
der temporären Tümpel und Seen wie
dem Lac Magui in Mali und dem Abalak in Niger zu unterstützen.
Da das Projekt der „Green Belt Movement“ mit Nobelpreisträgerin Wangari
Maathais großräumig ist, sind Schulungen im Bereich nachhaltiger Forst- und
Landwirtschaft für die ländlichen Bewohner willkommen (vgl. Wenz 2010).
Die Berücksichtigung des Know-how
der indigenen Bevölkerung (Le Drezen
& Ballouche 2009; Oyama & Mammam 2010) sowie eine Zusammenarbeit
68
ALI
mit den sozialen Strukturen durch Unterstützungen in der Form von Cash
for Work oder Food for Work sind die
richtigen Methoden zur Mobilisierung
und Beteiligung ganzer Dörfer (siehe
Abb. 5, links).
Ergänzende Studien über pedologische
und geomorphologische Aspekte wie
Bodentypen und ihre Veränderungen
oder über die Entfernung der Baumstreifen von den Dörfern oder Siedlungen sind notwendig. Da die Dürre
eines der häufigsten Probleme der
Sahelzone ist (Stroosnijder & Slegers
2008), sind tiefgehende Studien zur
Bewässerung der gepflanzten Bäumen während der ersten Monate bzw.
Jahre notwendig. Auch die Lebenszeit
eines Baumes und seine ökologischen
Wirkungen auf die Umgebung sollten
detaillierter analysiert werden.
Die Desertifikationsbekämpfung durch
die Große Grüne Mauer verlangt großen und langfristigen Einsatz. Die
Sahara besteht aus hunderten abgetrockneten Flusstälern, Stein- und
Sandwüsten (Ozer 2002), doch Grünstreifen am südlichen und westlichen
Ufer der großen Sandwüsten (vgl.
Stroosnijder & Slegers 2008) können
die Winderosion nachweislich stark
reduzieren. Doch rasch sind nun weitergehende wissenschaftliche Studien
über die Wassermenge in verschiedenen Gebieten nahe der Grünmauer
notwendig, da nur Areale mit Grundwasserverfügbarkeit zur Desertifikationsbekämpfung geeignet sind. Nur
so kann verhindert werden, dass dieses großartige Projekt nicht als eine
Art Ingenieurskunst hinter sozio-ökonomischen und politischen Interessen
verborgen wird.
Herrn Prof. Dr. rer. nat. Joachim Vogt (KIT), die Herren Kone (Umweltministerium Mali) und Abu Zeid
(Umweltministerium Niger) danke ich herzlich für die Unterstützung während der Feldarbeit. Ich
möchte meine Dankbarkeit gegenüber dem KIT und des Landes Baden Württemberg aussprechen
für die finanzielle Unterstützung.
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GRÜNE MAUER DURCH DIE SAHELZONE
71
NATURE CONSERVATION IN AFRICA: A GREEN WALL ON
THE SAHEL REGION AGAINST DESERTIFICATION
Nouhou Ali
Since the early 1970s, for its complex constellation of problems which advances
the desert to the south, the Sahel region is an often discussed topic in the environmental sciences. This desertification has devastating consequences on the human
ecology. More and more Actors are trying to cure the problems. Though different
initiatives at both national and international level are developed still the results
are far from expectations. One example is the 2005 project of the Community of
Sahel-Saharan States (CEN-SAD), which aims the construction of a Green Wall
from the shores of Senegal and Mauritania over the Sahel to the coast of Djibouti
on the Read Sea. After several years of engagement yet many questions are still
unanswered. Scientific reports on this massive Green Wall of Africa are few. The
fight against the desertification must be new considered. This Article work is based
on field studies conducted in West Africa between 2005 and 2011. The study
examines the conditions under which the Green Wall can be useful and ecologically sustainable. It explores what types of trees to be planted in view of its
properties in the affected areas.
Nouhou Ali ([email protected])
Institut für Regionalwissenschaft/Raumplanung
Fakultät für Bau-, Ingenieur-, Geo-, Umweltwissenschaften
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Kaiserstraße 12, Gebäude 10.50, 3. OG
76131 Karlsruhe