BBnZ Live in Accra, Ghana - Student und Arbeitsmarkt
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BBnZ Live in Accra, Ghana - Student und Arbeitsmarkt
Student und Arbeitsmarkt Ludwig-Maximilians-Universität München Abschlussbericht über das abgeleistete Auslandspraktikum bei BBnZ Live in Accra, Ghana vom 26.11.2012 – 08.02.2013 1 Vorbereitung Die Idee zu einem Auslandspraktikum bekam ich im fünften Semester meines Bachelorstudiums, nachdem ich im Oktober 2011 von einem privaten Auslandsaufenthalt in Westafrika zurückkam. Auf dieser Reise trat ich nicht nur auf außergewöhnliche Weise mit der afrikanischen Kultur und den Menschen in Berührung, sondern vor allem auch mit der ghanaischen Musikszene, mit der ich mich von diesem Moment an intensiver beschäftigte. Aufgrund meines kommunikationswissenschaftlichen Studiums und meinem starken Interesse für Musik und Kultur, entschloss ich mich dazu, mein theoretisches Wissen durch studienbegleitende Praktikumserfahrung im Musik- und Künstlermanagement zu bereichern. So konnte ich am effektivsten mein fehlendes Pflichtpraktikum mit meinen musikalischen Fähigkeiten verknüpfen. Durch intensive Eigenrecherche im Internet (Google, Facebook), bin ich schließlich auf das ghanaische Musikunternehmen BBnZ Live gestoßen, bei dem ich für 2,5 Monate ein Auslandspraktikum absolviert habe. Da mir schnell klar wurde, die richtige Praktikumsstelle gefunden zu haben, bewarb ich mich per Email mit meinen gesamten Bewerbungsunterlagen inklusive Lebenslauf und Anschreiben. Nach wenigen Wochen bekam ich schließlich eine positive Rückmeldung, wodurch ich mich in meinem Vorhaben noch mehr bestärkt fühlte. Über den Newsletter von Student und Arbeitsmarkt wurde ich dann auf die Möglichkeit einer Praktikumsunterstützung im Ausland aufmerksam. Ich bewarb mich für das Stipendium und bekam nach sechs Wochen due Zusage. Da ich durch frühere Reisen nach Togo und Ghana mit der westafrikanischen Kultur vertraut war, konnte ich etwas entspannter an die ganze Situation herangehen. So war es für mich persönlich nicht notwendig, davor einen zusätzlichen Sprachkurs oder ein interkulturelles Training zu absolvieren. Für Studenten ohne Erfahrung mit westafrikanischen Ländern, kann ich solche Vorbereitungskurse (z.B. über die DAAD) und das Studieren des Gastlandes mithilfe von Reiseführern durchaus empfehlen, um keinen allzu großen Kulturschock zu riskieren. Um einen möglichst günstigen Flug zu bekommen, verglich ich die Preise verschiedener Fluggesellschaften auf der Webseite fluege.de. Die Hauptstadt Accra ist ein wachsendes Wirtschaftszentrum, weshalb täglich mehrere Airlines, wie z.B. Lufthansa, Turkish Airlines, Emirates oder TAP Portugal, den Kotoka International Airport anfliegen. Mit dem Flug in der Tasche checkte ich meinen Impfpass auf die Gültigkeit mehrerer lebensnotwendiger Impfungen, die in man bei einem Aufenthalt in Ghana unbedingt berücksichtigen sollte. Zu den empfohlenen Reiseimpfungen gehören Hepatitis A und B, Gelbfieber, Meningitis und Typhus (nähere Informationen dazu findet man auf der Internetseite vom Auswärtigen Amt). Wichtig ist vor allem auch die Anschaffung einer Malariaprophylaxe in Form von Tabletten, die man sich vom Tropenarzt verschreiben lassen kann. Die Gefahr an der gefährlichen Krankheit in Ghana zu erkranken besteht leider das ganze Jahr über, weshalb eine verantwortungsvolle Einnahme der Tabletten (Malarone, Doxycyclin) nicht vernachlässigt werden sollte. Teilweise übernehmen sogar die Krankenkassen die Kosten für die doch sehr teure Malariaprophylaxe; da sollte man sich einfach bei seiner Krankenkasse informieren. Im gleichen Zug kümmerte ich mich um die Formalien für Student und Arbeitsmarkt und beantragte zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung über die Hallesche, die mich für drei Monate ca. 42 € kostete. Des Weiteren benötigte ich für einen Aufenthalt in Ghana ein zweimonatiges Touristenvisum, welches ich mir per Einschreiben bei der ghanaischen Botschaft in Berlin besorgte. Da ich ein Expressvisum (ca. 70€) beantragte, hielt ich schon nach drei Tagen meinen Reisepass samt Visum in der Hand. Die Reise konnte losgehen! 2 Ankunft Nach einer Reisedauer von 14 Stunden kam ich gegen 21 Uhr erleichtert und munter in Accra an. Offiziell begann ich mein Praktikum am 26.11.2012, doch auf Empfehlung meines Praktikumsgebers flog ich schon eine Woche früher hin. Bei der Suche nach einer Unterkunft kam mir BBnZ Live sehr unterstützend entgegen. Da bereits mehrere Praktikanten aus dem Ausland bei ihnen arbeiteten, konnten sie mich schnell an einen Vermieter weiterleiten, der ein Zimmer für mich freihielt. Ansonsten stellt sich die Suche auf eigene Faust in einem Land wie Ghana als sehr schwer dar, da man meistens nur Zimmer mit einer Zweijahresmiete findet, die im Voraus zu bezahlen ist. Ich wohnte weniger als 15 Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt, was mich angesichts der morgendlichen Stauverhältnisse in der Hauptstadt sehr erfreute. Ich nutzte die freie Woche, um mich in Ruhe auf mein Praktikum vorzubereiten, meine Wohnumgebung zu erkunden und um mein Zimmer einzurichten. Da nur eine Matratze und ein kleiner Kleiderschrank vorhanden waren, besorgte ich mir wegen der Hitze noch einen Stehventilator (ca. 28 €). Die Wohngemeinschaft verfügte über ein eigenes Bad und eine eigene Toilette, was in Accra durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Rund 70 % der Einwohner Accras besitzen keine eigene Sanitäranlage im Haus, weshalb das Thema Hygiene ein großes Problem darstellt. Trotz der bescheidenen Verhältnisse war ich aber mit meiner Wohnsituation zufrieden, zumal ich wusste, dass mich in Accra kein großer Luxus erwarten würde. Umgerechnet hat mich das Zimmer ca. 100 € im Monat gekostet (1 Euro = 2,5 Cedi), was für ghanaische Verhältnisse sehr teuer ist, aber für deutsche Verhältnisse eben ein Schnäppchen. Meine Erwartungen an das Auslandspraktikum waren so groß wie vielfältig. Ich erhoffte mir einen umfassenden Einblick in den Berufsalltag einer professionellen ghanaischen Musikfirma zu bekommen und dementsprechend meine Fertigkeiten im Musikmanagement zu erweitern. Ein weiteres Anliegen bestand darin, mit kreativen Menschen zu arbeiten, Ideen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und durch ungewohnte Stresssituationen in einem fremden Land persönlich zu wachsen. Alle meine Erwartungen wurden in einem solchen Maß erfüllt, wie ich es selbst nicht erwartet hätte. Ich konnte mich auf selbstständige Weise in das Team einfügen, eigene Ideen vorstellen und diese kreativ umsetzen. Das ganze Arbeitsklima war sehr professionell und mit meinen offenen und freundlichen Arbeitskollegen fühlte ich mich keine Sekunde fehl am Platz. Ich musste teilweise über mich hinauswachsen, was mein Selbstbewusstsein und praktisches Know-How gestärkt hat. 3 Beschreibung des Praktikumsanbieters Hinter dem Firmenkürzel BBnZ Live verbirgt sich eine westafrikanische Plattenfirma, Künstleragentur und das Managementdepartement vieler lokaler Musiker und Künstler in der Hauptstadt Ghanas, das im Jahr 2010 von vier Unternehmern in Accra gegründet wurde. Das Abbildung 1: Logo von BBnZ Live Firmenprofil von BBnZ Live umfasst eine weite Bandbreite von musik- und medienbezogenen Arbeitsfeldern, wie z.B. der Musikproduktion, Eventorganisation, dem Visual Marketing und Markenmanagement. Neben der Vermarktung ihrer hauseigenen Musiker und Produzenten, kümmert sich BBnZ Live auch um das sogenannte Branding externer Firmen oder unabhängiger Künstler, die ihre Dienste für werberelevante Maßnahmen in Anspruch nehmen. Aufgrund ihrer Diversität im Unterhaltungs- und Mediensektor, lässt sich BBnZ live insgesamt als MultimediaUnternehmen zusammenfassen, welches momentan sechs verschiedene (Bekleidungs-)Marken, zwei Studios und drei Musiker zu ihrem Portfolio zählt. BBnZ Live ist für seine vielfach ausgezeichneten Musiker bekannt, wie z.B. E.L. (Elorm Adablah), der unter anderem den „Ghana Movie Award 2010“, den „Hip-Hop Song of the Year Award 2011“ und „Producer of the Year 2011“, gewonnen hat. Erst im Juni 2012 ging der talentierte Produzent und Rapper E.L. in Großbritannien auf Tournee, um sein neu erschienenes Album „Something Else“ zu promoten. Besonders im Bereich der Organisation und des Marketings lokaler Events hat sich BBnZ Live schnell einen Namen in und um Ghana gemacht. So gehören Unternehmen wie „Samsung“, „Virgin Nigeria“ und das Handelsministerium zum breiten Klientel der Musikfirma. Momentan bereitet dich BBnZ Live auf das Music Festival „Safe Sex in Africa Concert“ vor, das 2013 in Ghana stattfinden wird. Es handelt sich bei BBnZ Live um ein dienstleistungsorientiertes Unternehmen, das mit seiner Professionalität und seinem rapiden wirtschaftlichen Wachstum besticht und sich binnen drei Jahren zu einem vielversprechenden Musikunternehmen in Westafrika etabliert hat. 4 Überblick über das Praktikum Meine Aufgaben bei BBnZ Live umfassten schwerpunktmäßig Tätigkeiten im Bereich Werbung, Kommunikationsmarketing, Künstlermanagement und kreative Arbeit. Da es insgesamt neun verschiedene Arbeitsbereiche bei BBnZ Live gibt, durfte ich zu Beginn meines Praktikums in fast alle Felder hinein schnuppern, um nicht nur einen besseren Überblick über das Gesamtkonzept der Firma zu Abbildung 2: Ich in voller Aktion bei einem Fotoshooting bekommen, entsprechend sondern meiner um mir selbst Interessen und Fähigkeiten Trotz die meiner Arbeitsfelder konkreten auszusuchen. Bewerbung für Marketing und Werbung, wurde mir nicht die Möglichkeit verwehrt, in andere Arbeitsfelder zu blicken. Eine Unternehmensphilosophie von BBnZ Live besteht darin, seine eigenen Talente überall da einzubringen, wo gerade die Nachfrage an neuem Input besteht. So arbeiten die vielen Angestellten nicht zwingend in nur einem ihnen zugeteilten Bereich, sondern überwiegend in Arbeits- und Projektgruppen, die Abbildung 3: Sänger Anajo Black trägt sich von Projekt zu Projekt unterscheiden meine Kreationen (Hose und Schuhe) können. Somit überschneiden sich die Arbeitsinhalte oft, weshalb ich während meines Aufenthaltes des Öfteren zu hoher Flexibilität und Querdenken gefordert war. Dabei kommt es auch vor, dass z.B. die Musiker hauptsächlich mit der Musikproduktion beschäftigt sind, und dementsprechend kaum oder keine anderen Aufgaben übernehmen. Da ich unter anderem auch einen Einblick in die professionelle Musikproduktion bekommen wollte, bekam ich an zwei unterschiedlichen Tagen jeweils eine kleine Einführung in die wichtigsten Computerprogramme, was sehr viel toningenieurtechnisches Wissen verlangt. Besonders die kreative Atmosphäre der Graphik und Modedesigner, als auch die Marketingabteilung hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck. So entschloss ich mich schließlich dazu, mein Praktikum bei Abbildung 4: Anajo Black bei einem professionellen Fotoshooting mit meinen Kreationen BBnZ Live überwiegend auf die Bereiche Creative Work, Branding und Advertising auszurichten, da sich alle drei Felder in Bezug auf die Vermarktung eines Künstlers sehr gut kombinieren ließen. Besonders der Aspekt der Kreativität und Ideenkonzeption und -umsetzung wurde bei BBnZ Live sehr groß geschrieben, weshalb ich mich bei meinen Arbeitsgruppen sehr aufgehoben fühlte. Während die Chefs überwiegend außerhalb der Büros und Studios arbeiten, da sie viel auf Geschäftsreisen sind und nur hin und wieder vor Ort sind, verteilen sich die 18 Mitarbeiter auf ein Großbüro und zwei lokale Studios, die in zwei Vierteln in Accra angesiedelt sind. Meine Arbeitszeiten waren montags bis freitags von 09:00 bis 18:00, was im Unterhaltungs- und Mediensektor nicht immer so eingehalten werden kann. „Entertainment is not a 9-5 job. It’s a job for EVERYDAY“, wurde mir immer wieder von meinen Arbeitskollegen vermittelt. Für Fotoshootings oder Videodrehs musste ich auch mal am Samstag oder Sonntag arbeiten, was allerding kein Problem für Abbildung 5: Mit meinem Lieblingskünstler E.L. an meinem letzten Arbeitstag mich darstellte. Und oft kam ich erst um 19:00 Uhr aus dem Büro, wenn z.B. ein Videokonzept fertiggeschrieben werden musste. Da die Hierarchien bei BBnZ Live allgemein flach sind, gibt es keinen bestimmten „Leader“, der nur für ein Projekt verantwortlich ist. Vielmehr wechseln sich die Mitarbeiterrollen untereinander ab, je nachdem ob ein Marketingkonzept oder ein neues Graphik-Logo erstellt werden muss. Generell ist es so, dass fast alle Arbeitsgruppen indirekt miteinander kommunizieren oder der Rat eines anderen Kollegen eingeholt werden muss. Mit meinen pflegte Arbeitskollegen ich zwar eine freundschaftliche, aber auf den Arbeitsalltag begrenzte Beziehung. Da die meisten in entfernteren war es Vierteln kaum wohnten, möglich, sich außerhalb der Arbeitszeiten zu treffen. Das war aber kein Abbildung 6: Licht und Kamera auf Edna gerichtet Problem für mich, denn ich hatte bereits ein paar gute Freunde aus früheren Aufenthalten, mit denen ich mich am Wochenende traf, um am Strand spazieren oder ins Silverbird-Kino in der AccraMall zu gehen. Auch in meiner zentrumsnahen Wohnsiedlung konnte ich Freundschaften schließen, da eigentlich die meisten Menschen in Ghana sehr offenund warmherzig sind und immer mit dir ins Gespräch kommen wollen. Außer dem manchmal schwer afrikanischen/jamaikanischem Sprachprobleme. verständlichen Slang, hatte „Pidgen-English“, ich sonst keine einem weiteren Prinzipiell war es nicht üblich, dass alle Mitarbeiter zusammen Mittagessen und das auch nicht zu einer festen Pausenzeit. Nach getaner Arbeit konnte jeder essen wann er wollte, also auch z.B. um 10 Uhr in der Früh. In der näheren Umgebung zur Praktikumsstelle gab es nicht viele Essensmöglichkeiten, weshalb ich eigentlich jeden Tag in derselben Stammküche essen ging. Zur Auswahl standen traditionelle Gerichte, wie der z.B. etwas schärfere „Jollof Rice“ mit Salat oder „Banku“, ein teigähnliches Abbildung 7: Rapper Manifest zu Besuch im Studio Gericht mit Fisch, das mit der Hand gegessen wird. Ich mochte das ghanaische Essen sehr, auch wenn ich mich manchmal nach etwas Abwechslung sehnte. Für Ausländer durfte die ghanaische Essenskultur vielleicht zu scharf sein; Abhilfe verschaffen da die Supermärkte mit europäischem Sortiment, die allerdings überdurchschnittlich teuer sind. Die Studios von BBnZ Live dienten nicht nur als Aufnahmeräume für die Musikproduktion, sondern auch für die Produktion von Radio- Mobilfunkwerbung. und Die größten Mobilfunkfirmen in Ghana, wie MTN oder Tigo, schickten oft ihre trainierten Sprecher zu uns Abbildung 8: Ich am Verfassen eines Textes um dort aufzunehmen. Dies wird als weitere Möglichkeit genutzt, um lukrative Einnahmen zu erzielen und um das Studio wirtschaftlich „am Leben“ zu erhalten. Somit stand während meines Aufenthaltes regelmäßig eine abwechselnde Gefolgschaft an Studiosängern, Radio- und Mobilfunkarbeitern und anderen Künstlern in den Räumlichkeiten von BBnZ Live. Da ich mich zur Weihnachts- und Neujahrszeit in Ghana aufhielt, nutzte ich die einwöchige Pause, um einen kleinen Abstecher in ein Dorf außerhalb Accras zu machen. In der kleinen Stadt Akim Oda, die sich in der Central Region Ghanas befindet, besuchte ich die Familie eines Freundes und erlebte am eigenen Leibe, was „Back to the roots“ wirklich bedeutete. So musste ich fünf Tage ohne Strom und fließendem Wasser auskommen. Aber dafür konnte ich mich voll und ganz auf die Ruhe der Natur einlassen und mich mit vielen und interessanten Menschen unterhalten. Nach der ein-wöchigen Weihnachts- und Neujahrspause ging der Arbeitsalltag bei BBnZ Live wie gewohnt am 02. Januar 2013 weiter. Wie in Deutschland dauern die Weihnachtsferien nämlich nur für Schüler und Studenten bis zum 07.Januar an. 5 Details zum Praktikum Den Großteil meines 10-wöchigen Praktikums verbrachte ich in dem lokalen Musikstudio „Mixdown“, welches aus einem Aufnahmestudio und zwei großen Büroräumen bestand. Die Sekretärin öffnete bereits gegen 08:30 Uhr die Pforte, bevor ich um 09:00 Uhr meinen gewohnten Arbeitsplatz einnahm. Zur Routine des morgigen Arbeitsalltages gehörte z.B. die Analyse von neuen Musikvideos afrikanischer Musiker, Abbildung 9: Ich mit C-Reals Album bei der Kundenakquise weshalb Flachbildfernseher ein in großer unserem Büro hing. Dadurch blieb das Team nicht nur auf dem Laufenden über das Musikgeschehen in Westafrika, sondern entwickelte auf dieser Basis auch eigene Konzepte für neue Musikvideos ihrer eigenen Künstler. Einer meiner Aufgaben im A&R-Team (Artist and Repertoire), war das schriftliche Verfassen von Konzepten für Musikvideos für den Newcomer-Sänger Gemeinsam mit Anajo zwei Black. anderen Mitarbeitern überlegten wir uns insgesamt drei Videokonzepte, die jeweils eine aufstrebenden Single Künstlers des Abbildung 10: Mein Marketingkollege handelt einen visuell Vertriebsvertrag aus repräsentierten. Da es sich bei Anajo Black um einen noch jungen und unbekannten Solosänger in Ghana handelt, kümmert sich das A&R-Team hauptsächlich um die Entwicklung und Ausarbeitung eines Künstlerprofils. Neben der Produktion von Liedern, die Anajo Black größtenteils abgeschlossen hat, bedarf es auch einem Identitätsbranding bezüglich seiner äußeren Erscheinungsweise. Hier wurde ich voll und ganz in die Modearbeitsgruppe involviert. Als Ergebnis kreierte ich (m)eine eigene Modelinie mit afrikanischen Stoffen, die ich individuell auf den Künstler zuschnitt. Durch die hilfreichen Hinweise meiner Kollegen, wusste ich recht schnell, wo ich die notwendigen Materialien und Stoffe für Kleidungsstücke Abbildung 11: Beim Schneiden von Aufnahmematerial die herbekam, und wie ich die Skizzen von einem Schneider umsetzen ließ. Ich wurde sofort als eigenständige Mitarbeiterin in sämtliche Prozesse eingegliedert. So musste ich mich selbst um die Recherche lokaler Schneider kümmern und diese kontaktieren. Da allen Mitarbeitern meine Idee gut gefiel, machte ich mich auch selbst an die Gestaltung eines Logos, mit dem die Klamotten versehen werden sollten. Nachdem die ersten Prototypen angefertigt wurden, wurde ein Photoshooting für Anajo Black organisiert, bei dem er unter anderem meine Kreation trug. Alleine diese Erfahrung zeigt sehr deutlich, wie praktisch und kreativ mein Praktikum ausgerichtet war, und dass BBnZ Live sehr viel Wert auf Eigeninitiative und -verantwortung legte. Neben der kreativen Arbeit im Modebereich und der Ausarbeitung von Videokonzepten, nahm ich auch an zwei Videodrehs teil. Eines der Videos wurde sogar vor Ort im Mixdown Studio gedreht, wobei wir nur die überdachte Vorhalle mit einer grünen Stoffleinwand bekleideten. Diese Technik wird in der Videoproduktion dann angewandt, wenn nachträglich in der Bearbeitungsphase (Editing) computergenerierte Elemente in das gewonnene Videomaterial eingefügt werden. Der zweite Videodreh wurde von einem unabhängigen Künstler bei BBNZ Live in Auftrag gegeben, weshalb ich mit drei meiner Arbeitskollegen zu einem Schauplatz in Accra anreisen musste. Da wir auch meine eigene Spiegelreflexkamera für den Dreh benutzten, konnte ich die Arbeit hinter der Kamera am eigenen Leib erfahren, wodurch mir natürlich sehr viele wertvolle Tipps mitgegeben wurden. In der Marketingabteilung durfte ich einem Arbeitskollegen bei der Organisation einer Flughafen-Promotionaktion behilflich sein, die im Zuge der AlbumErstveröffentlichung vom lokalen Rapper C-Real stattfand. Ich wurde mit der Recherche für Abflugzeiten am Flughafen, mit der Erstellung eines Zeitplans und des notwendigen Promotionsteams Auch beauftragt. bei der praktischen Umsetzung war ich dabei, sodass wir am 31. Januar 2013 das neue Album inklusive anderer Give-Aways am Kotoka International Flughafen in Accra an abfliegende verteilten. Abbildung 12: Zu Besuch in der Talentschmiede Ghallywood Passagiere Zudem durfte ich meinen Marketingkollegen bei einem seiner Meetings mit anderen Business Partnern begleiten. Hier ging es hauptsächlich um die Distribution und den kommerziellen Vertrieb des neuen Albums, was in Ghana meistens mit Hilfe unabhängiger, mittelständischer Elektronikgeschäften erfolgt. Da diese die CD’s in größeren Mengen abkaufen und sie in ihren Läden ausstellen, wird gleichzeitig Werbung für den Künstler gemacht. Ein weiterer wichtiger Bereich des Kommunikationsmarketings stellte in meinem Praktikum die Verbreitung von Medieninhalten auf Social Media Plattformen, wie Facebook und Twitter dar. Da BBnZ Live auf beiden Kommunikationskanälen über Profile verfügt, die regelmäßig gepflegt und upgedatet werden müssen, wurde auch ich damit beauftragt, relevante Neuigkeiten rum um ihre Künstler aufzubereiten. Neben dem Verfassen von Abbildung 13: C-Real Interview Kurzmeldungen, z.B. über die Veröffentlichungen des neuen Musikvideos vom Künstler E.L. oder der ersten Single von Anajo Black, ging es auch um das Hochladen von Bildern aus den Studioräumlichkeiten. Damit wird der direkte Kontakt zu den Fans aufrechterhalten, die wesentlich am Erfolg der lokalen Musiker beteiligt sind. Darüber hinaus wurde mir ans Herz gelegt, meine Modekreationen mithilfe des Social Webs zu kommunizieren. Da ich alles mit meiner Kamera festhielt, unterstützte mich ein Mitarbeiter aus der Graphik-Gruppe bei der Bearbeitung der Bilder und der Erstellung des Logos. So schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, da ich mithilfe des Künstlers Anajo Black auch meine eigenen Designs vermarktete. An meinem letzten Arbeitstag hatte ich noch die Gelegenheit, bei der Aufnahme eines Interviews für den Rapper C-Real zu assistieren, welches für die Ausstrahlung auf einem Abbildung 14: Am Set von Ednas Videodreh ghanaischen Fernsehsender gedacht war. Fast das gesamte Team im MixdownStudio war daran beteiligt; wir arrangierten die Lichtverhältnisse und bereiteten die Interviewfragen vor, die ich sogar laut vorlesen durfte. Einen besseren Abschied hätte ich mir nicht vorstellen können, denn zu diesem Anlass waren auch viele Mitarbeiter aus den anderen Büros von BBnZ Live anwesend, darunter auch mein Lieblingskünstler E.L.; sie „schickten“ mich motivierter denn je wieder nach Hause. Neben all diesen geschilderten Aufgaben, hatte ich während meines Auslandspraktikums über BBNZ Live auch die Möglichkeit viele aufregende Veranstaltungen in Accra zu besuchen. So besuchte ich die Abschlussfeier der Studenten der Filmakademie „Ghallywood“, auf der ich neue Kontakte mit Filmemachern knüpfen konnte, oder das Musikkonzert „Loud in GH“ mit zahlreichen Lokalmusikern. 6 Fazit/Bewertung Obwohl Ghana immer noch ein Dritte Welt Land ist, hat mich das professionelle und offene Arbeitsklima in Accra sehr positiv überrascht. Zwar herrschten bei BBnZ Live keine starren und routinierten Abläufe, wie man sie von einem deutschen Unternehmen vielleicht erwarten würde. Dennoch wurden alle Konzepte immer zum veranschlagten Termin fertig gestellt, was auf die tolle Dynamik und Kreativlust der Mitarbeiter zurückzuführen ist. Somit war jeder Tag bei BBnZ Live einzigartig und immer wieder lehrreich für mich. Dass ich als Praktikantin wie eine vollwertige Mitarbeiterin behandelt wurde, beweist z.B. das Vertrauen der Firma mir gegenüber hinsichtlich der Erstellung der Modelinie. Da ich das Team mit meiner Idee überzeugen konnte, ließen sie mir freien Lauf und unterstützen mich dabei vor allem mental. Einen größeren Spielraum für Eigeninitiative und Tatendrang hätte ich mir nicht wünschen können. Natürlich entstand dadurch bei mir der innerliche Verpflichtungsdruck, eine gute Arbeit abzuliefern. Durch die gesunde Mischung aus Zeitdruck und Selbstbestimmtheit ging ich noch viel motivierter und selbstsicher an die Aufgaben heran. Und dass ich zusätzlich neue Fähigkeiten in den Bereichen der Fotografie und der Videoproduktion erlernen konnte, macht das Praktikum insgesamt zu einer sehr wertvollen persönlichen Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Sehr eindrucksvoll gestaltet sich auch die ghanaische Musikszene, die momentan noch überschaubar ist. Ohne mein Praktikum wäre ich niemals mit so vielen Musikern in Kontakt gekommen, die in Ghana teilweise ein sehr hohes Ansehen genießen. Die meisten bekannten Künstler kennen sich persönlich bzw. haben schon oft kollaboriert. Ich genoss dieses musikalische Umfeld sehr, dass es mich auch stark zu eigenen Liedern inspirierte. Tatsächlich hatte ich die Gelegenheit, mein theoretisches (kommunikationswissenschaftliches) Wissen in viele verschiedene medienrelevante Bereiche einzubauen, was ich in dieser Dimension überhaupt nicht erwartet hätte. Das Praktikum bei BBnZ Live hat mich definitiv in meiner Entscheidung bestärkt, ein Masterstudium im Fach Kultur- und Musikmanagement zum kommenden Wintersemester aufzunehmen. Die Arbeit mit talentierten Künstlern, sowohl in Deutschland als auch in Afrika, ist zu meinem festen Berufsziel geworden. Ich hoffe so bald wie möglich wieder nach Westafrika gehen zu können, um mein musikalisches Wissen in diesem Tätigkeitsfeld weiter auszubauen und eventuell deutsche und afrikanische Musiker zusammenzubringen. Das bunte Leben in Ghana hat mir, trotz der ärmlichen Verhältnisse, sehr viel Freude bereitet. Meine Sozialkompetenzen und der Umgang mit Menschen aus einer anderen Kultur sind um ein weiteres Level gestiegen; ich schätze viel mehr die einfachen Dinge und versuche seitdem eine positivere Grundhaltung einzunehmen. Das Praktikum bei BBnZ Live kann ich jedem abenteuerlustigen und musikinteressierten Studenten empfehlen. Man sollte aufjedenfall ein offenes und neugieriges Wesen mitbringen, und viel Eigeninitiative. Ghana ist immer noch ein unterentwickeltes Land, weshalb man sich über die schlechte Infrastruktur, die Armut und die Umweltverschmutzung bewusst sein sollte. Aber mit viel Durchhaltevermögen kommt jeder zum Ziel. Momentan stellt BBnZ Live keine neuen Praktikanten aus dem Ausland ein, da sich die Firma in einer „Umbauphase“ befindet. Interessierte Studenten sollten aber trotzdem immer wieder einen Blick auf ihre Webseite (www.bbnz-live.com) werfen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Zum Abschluss möchte ich mich nochmal recht herzlich für die tolle Betreuung von Student und Arbeitsmarkt und speziell bei Herrn Johannes Hoch bedanken. Ohne die finanzielle Unterstützung hätte ich mein Auslandspraktikum in dieser Form nicht bestreiten können. Ich bin froh, diesen Schritt gewagt zu haben, und hoffe andere Studenten dazu zu motivieren. Entsprechend eines berühmten ghanaischen Sprichworts, kann ich allen Studierenden nur ans Herz legen: „Always forward, never backward!“