diagonal 2015-1 - Psychiatrie Baselland

Transcription

diagonal 2015-1 - Psychiatrie Baselland
diagonal
Nº1– 2015
Editorial CEO
an der Goldbrunnenstrasse verlassen können, da
die baulichen und wohnlichen Verhältnisse dort geradezu
unzumutbar geworden sind.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Liebe Leserinnen und Leser
Die Psychiatrie Baselland hat sich für 2015 ehrgeizige
Ziele gesetzt und wir sind gut unterwegs. Eines der
grössten Projekte in den letzten Jahren, die Zusammenführung der Erwachsenenpsychiatrie, schreitet in
zügigen Schritten in Richtung Abschluss. Ihr widmet sich
die erste Ausgabe 2015 des diagonal in ihrem Schwerpunkt. Die neue Organisation wird die betrieblichen
Strukturen und Abläufe vereinfachen und unsere Arbeit
zugunsten der Patientinnen und Patienten noch wirkungsvoller machen. Ich freue mich auf die Umsetzung
per 1. September 2015 und danke allen herzlich,
die dieses komplexe und spannende Projekt mit seinen
vielen Teilprojekten mittragen.
So vielfältig die Projekte, an denen wir arbeiten, so vielfältig die Mitarbeitenden, die jeden Tag mitanpacken
und unser Unternehmen nach vorne bringen. Die Psychiatrie Baselland braucht engagierte, motivierte und
zufriedene Mitarbeitende, welche die unternehmerischen
Ziele aktiv mittragen. Eine künftige Grundlage dafür
ist der Gesamtarbeitsvertrag, den wir nach intensiven, aber
fairen Verhandlungen mit den Personalverbänden er­
arbeitet haben. Alle Partner haben dem GAV zugestimmt,
sodass er am 1. Januar 2016 in Kraft treten kann.
Sie begegnen in diesem Heft vielen Gesichtern von Mit­
arbeitenden und anderen Leuten, die mit unserem
Unternehmen direkt oder indirekt zu tun haben. Lesen
Sie ihre Geschichten, werfen Sie einen Blick in die
Arbeitsbereiche, auf die Projekte und die verschiedenen
Aktivitäten im ersten Halbjahr 2015. Viel Vergnügen
bei der Lektüre.
Ihnen allen wünsche ich erholsame und inspirierende
Sommerferien.
Ihr Hans-Peter Ulmann, CEO Psychiatrie Baselland
Nicht nur für die Erwachsenen, auch für die jüngeren
Patienten steht ein vielversprechendes Projekt an:
der Ersatzbau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in
Liestal. Die Bauprofile sind gesetzt, das Baugesuch
ist eingereicht. Nun hoffe ich, dass es zu keinen Verzöge­
rungen kommt, denn dieser Neubau ist dringend notwendig. Es ist höchste Zeit, dass wir die alte Liegenschaft
Inhalt
3Porträt
— Alexandra Bieri – Psychologin und
Mittelstreckenläuferin
4Erwachsenenpsychiatrie
— Ärztliche und pflegerische Leitung
— Grundlagen für eine erfolgreiche
Therapie
6 — Zentrum für Alterspsychiatrie hilft
umfassend
7 — Zentrale Aufnahme –
die Drehscheibe für Beratung,
Aufnahme sowie Konsiliarund Liasion-Psychiatrie
2
9 Besuch bei der Psychiatrie Baselland
— Palästinenser beeindruckt
von Therapien
10Zu Gast – Stefan Spycher,
Bundes­amt für Gesundheit
— Interview zur Reintegration
psychisch kranker Arbeitnehmer
12Reinigung und Hauswirtschaft
— Wer für eine saubere
Psychiatrie Baselland sorgt
14Unabhängige externe
Beratungsstelle
— Bei Konflikten am Arbeitsplatz
hilft Brigit Jaiser
16Akutaltersabteilung D2
— Viel Unterstützung beim Umzug
vom Haus A ins Haus D
17Fachtagung im Wohnheim Windspiel
— Sterbebegleitung bei Behinderung
18Privatklinik
— Angebote – Methoden – Köpfe
20Neues Mitglied
des Verwaltungs­rates
— Was Mirko Tozzo am neuen
Amt reizt
21Stiftung Tierpark
— Gesunde Finanzen – und viel Arbeit
22Persönlich
— Zwölf Fragen an Pflegefachmann
und Trommler Lukas Zimmerli
23Personelles
— Eintritte, Jubiläen, Pensionierungen
24Anlässe und Impressum
Porträt Psychologin und Mittelstreckenläuferin
Spitzensport
Spitzensport
ihr
ist ihr ist
halbes
halbesLeben
Leben
Die Assistenz-Psychologin Alexandra Bieri hat ein anstrengendes Hobby: Laufsport auf höchstem Niveau. Ihre grosse Leidenschaft kommt ihr bei ihrer Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrie Baselland auf dem Bruderholz zugute.
Alexandra Bieri im Stadion.
Alexandra Bieri (rechts) im Trainingslager in St. Moritz 2014.
«Der Mensch ist ein Bewegungstier». Die 28-jährige Alexandra Bieri lächelt. Doch dann wird sie ernst. Wir treffen
sie auf der Sportanlage Schützenmatte in Basel, wo sie
mit den Kolleginnen des LC Basel trainiert. Sie hat das
Glück, sportbegeisterte Eltern zu haben. Heute aber, bedauert sie, greift in vielen Familien die Bewegungsarmut
immer mehr um sich – gerade auch bei Kindern. Dabei
hätten diese einen grossen Bewegungsdrang. «Bereits
kleine Kinder können stundenlang herumtollen und legen so etliche Kilometer pro Tag zurück, so um die fünf
bis fünfzehn Kilometer», sagt sie. «Doch leider sitzen wir
immer mehr vor dem Computer.»
Berufsarbeit fordert
Mit gutem Grund: Seit letztem Herbst arbeitet sie als Assistenzpsychologin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der
Psychiatrie Baselland. Zur Zeit ist sie mit einem 70-ProzentPensum im ambulanten Bereich auf dem Bruderholz angestellt, zu zehn Prozent arbeitet sie zudem für das Universitätskinderspital beider Basel (UKBB). Es sei eine Arbeit,
die hohe Anforderungen stelle. Darum habe sie in der ersten Phase ihre Sportlerlaufbahn hintangestellt, sagt sie.
Doch jetzt ist sie wieder voll am Drücker. Und bevor sie
zu ihren Kolleginnen auf die Rennbahn eilt, sprechen wir
noch über ihr zentrales Thema: Die Verbindung zwischen
Psychologie und Sport. Es zieht sich wie ein roter Faden
durch ihr Studium. So befasste sich ihre Masterarbeit mit
dem Effekt des Sports auf Affekt und Depressivität. Und
seit Mai 2014 lernt sie in ihrer Weiterbildung am GFKZentrum in Zürich klientenzentrierte Gesprächs- und Körperpsychotherapie.
Sport fürs Selbstwertgefühl
Alexandra Bieri betont, dass Körperarbeit und Sport eines
von verschiedenen Elementen in ihrer Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen ist. Dabei geht es nicht um Spitzensport.
Entspannungstraining gehört dazu. Oder Übungen, damit
die Kinder ihren Körper wieder spüren. Doch es kommt
auch vor, dass sie Kinder zum Joggen mitnimmt oder sie zu
anderen Sportarten motiviert wie Kickboxen, Fussball oder
Velofahren. So können etwa hyperaktive Kinder davon
profitieren, dass ihre sonst negativ bewertete Eigenschaft
positiv beurteilt wird. «Das stärkt ihr Selbstwertgefühl, zudem werden diese Kinder oft im Alltag ruhiger, weil sie sich
durch die gezielte körperliche Aktivität austoben können.»
Bei den Top Ten
Für Alexandra Bieri ist Sport als Ausgleich zu Ausbildung
und Beruf ein Lebenselexier. Seit sie neun Jahre alt ist,
betreibt sie Leichtathletik. Und bereits als Juniorin hat sie
sich auf die Mittelstrecke spezialisiert. Hier ist sie besonders
stark. Ihre Bestzeit beim 800-Meter-Lauf liegt bei 2 Minuten 13 Sekunden, beim 1500-Meter-Lauf bei 4 Minuten
35 Sekunden. Bei den Hallen-Schweizermeisterschaften
2010 belegte sie den dritten Rang. Sie gehört schweizweit
zu den Top Ten. Und in der laufenden Saison will sie unter die ersten Fünf kommen. Ein ehrgeiziges Ziel. Denn Martin Brodbeck, freier Mitarbeiter
im letzten Winterhalbjahr hat sie das Spitzensporttraining
unterbrochen.
3
Erwachsenenpsychiatrie
Gesamtleitung der Erwachsenenpsychiatrie
Elena Seidel, MScN
Direktorin Pflege
Prof. Dr. Joachim Küchenhoff
Direktor Erwachsenenpsychiatrie
Ärztliche Leitung der Zentren
Pflegerische Leitung der Zentren
Zentrale Aufnahme
– Beratung
– Aufnahme
– Konsiliar- und
Liaison-Psychiatrie
Dr. Silvia Tenés Reino
Leitende Ärztin
Zenrale Aufnahme
Zentrum für
Krisenintervention
Dr. Philipp Eich
Chefarzt
Zentrum für
Abhängigkeitserkrankungen
Zentrum für spezifische
Psychotherapien und
Psychosomatik
Faton Sylmetaj
Zentrum für
Abhängigkeitserkrankungen
Dr. Klauspeter Stark
Leitender Arzt
PD
Dr. Dr. Daniel Sollberger
Chefarzt
Zentrum für
psychosoziale Therapien
Zentrum für spezifische
Psychotherapien
und Psychosomatik
Dr. Brigitta Bende PhD
Leitende Ärztin
Ludwig Elmiger
Zentrum für
Krisenintervention
Zentrum für
Abhängigkeitserkrankungen
Rachel Affolter
Zentrum für spezifische
Psychotherapien
und Psychosomatik
Zentrum für
psychosoziale Therapien
Zentrum für
Alterspsychiatrie
Dr. Harald Gregor
Chefarzt
Heini Wernli
Privatklinik
Prof. Dr. Joachim Küchenhoff
Chefarzt Privatklinik
Direktor Erwachsenenpsychiatrie
Katharina Hauri
Grundlagen für eine weiterhin
erfolgreiche Therapie
Beziehungsorientiert, ambulant vor stationär, mehr in der Gruppe –
diese und andere Grundsätze prägen die neu konzipierte
Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland. Dazu gehört
eine gute Zusammenarbeit mit den Zuweisenden und der
Einbezug der Angehörigen in die Behandlung.
4
Die Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland
durchläuft einen tiefgreifenden Transformationsprozess.
Neue Zentren bilden sich. Stationäre, ambulante und teilstationäre Bereiche werden in diesen Zentren zusammengeführt. Diese widmen sich wichtigen Teilgebieten der
psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung, die in
den Zentren vertieft bearbeitet werden können.
Die therapeutischen Leitlinien der
Erwachsenenpsychiatrie
Was aber hält nun die Zentren zusammen? Was bleibt von
der gemeinsamen Grundausrichtung einer Institution,
wenn sich die Teile differenzieren und selbstständiger werden? Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage: Die für alle
verbindlichen und von allen akzeptierten Grundlagen der
Therapie müssen festgehalten werden. Dazu dient ein Behandlungskonzept, das gleichsam das «Grundgesetz» einer
Institution ist. Dass nicht alle diese Grundideen neu sind,
muss nicht überraschen. Ein Behandlungskonzept erfüllt
seinen Sinn auch dann, ja vielleicht gerade dann, wenn es
Bewährtes, das sich nicht ändern soll und das wertvoll für
die Institution ist, noch einmal bekräftigt.
Ambulant vor stationär
Auch in der Erwachsenenpsychiatrie gilt der Grundsatz
«ambulant vor stationär». Er muss allerdings wohl verstanden werden. Natürlich ist eine stationäre Behandlung
immer dann zu vermeiden, wenn sie nicht wesentlich mehr
als eine ambulante Therapie bringt oder wenn sie sogar
schadet. Auf der anderen Seite aber hat eine stationäre Behandlung eine unvergleichliche therapeutische Intensität,
die sehr nachhaltig nützlich sein kann.
Beziehungsorientierte Psychiatrie
Entscheidend ist uns der Ansatz einer beziehungsorientierten Psychiatrie. Die Arbeit mit und an der therapeutischen
Beziehung steht im Mittelpunkt unseres therapeutischen
Geschehens und ist die Grundlage aller Behandlungsmethoden. Da psychodynamische Ansätze in dieser Ausrichtung auf die therapeutische Beziehung ihre grosse Stärke
haben, spielen sie bei uns eine wichtige Rolle. Das heisst
aber nicht, dass wir andere Modelle ausschliessen oder gering achten. Wir setzen – methodisch reflektiert – Verfahren
aus den drei psychotherapeutischen Hauptrichtungen (psychoanalytisch fundiert, kognitiv-verhaltenstherapeutisch
und systemisch) mit- und nebeneinander ein.
meiden sind. Freiheitseinschränkende Massnahmen sollen
auf ein Minimum beschränkt werden. Wo sie unumgänglich sind, muss ihre Anwendung sorgfältig dokumentiert
und, sobald dies möglich ist, mit Patienten und Patientinnen und ihren Rechtsvertretern nachträglich aufgearbeitet werden.
Angehörige frühzeitig einbeziehen
Die Erwachsenenpsychiatrie ist einer durchgängigen Angehörigenarbeit verpflichtet. Die Angehörigen werden im
therapeutischen Prozess frühzeitig in die Behandlung einbezogen. Im ambulanten Sektor werden Angebote für die
Angehörigen aufgebaut und zur Verfügung gestellt. Die
Erwachsenenpsychiatrie verbindet den beziehungsorientierten Grundansatz überhaupt mit einer konsequenten
sozialpsychiatrischen Ausrichtung.
Soziale Integration und insbesondere die Arbeitsintegration
gehören daher zu den therapeutischen Grundanliegen der
Erwachsenenpsychiatrie. Alle ihre Mitarbeitenden engagieren sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit für die
Entstigmatisierung der von psychischer Erkrankung betroffenen Menschen.
Medikamente gehören zur
beziehungsorientierten Therapie
Die Psychopharmakotherapie steht in keinem Gegensatz
zum beziehungsorientierten Ansatz – im Gegenteil, sie ist
ein Teil davon. Natürlich ist es wichtig, die Medikation
gemäss den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen
zu verordnen. Zugleich prägt die Art und Weise, wie über
Medikamente aufgeklärt wird und wie partnerschaftlich sie
gegeben werden, die therapeutische Beziehung.
Wichtig ist gute Kooperation
mit den Zuweisenden
Das Behandlungskonzept der Erwachsenenpsychiatrie
wäre unvollständig, wenn es nicht die Zusammenarbeit mit
den Zuweisenden betonte. Wir wollen uns für eine möglichst gute gemeinsame Patientenversorgung einsetzen.
Wir wollen darüber hinaus auch den fachlichen Austausch
fördern mit allen anderen, die an der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung beteiligt sind.
Von diesen Grundideen – auch wenn sie hier kaum vollständig aufgeführt sind – wollen wir uns im weiteren Veränderungsprozess in der Erwachsenenpsychiatrie leiten
lassen. ■
Mehr Gruppentherapien auch ambulant
Gelebte beziehungsorientierte Psychiatrie bedeutet auch,
das Abteilungsmilieu und die therapeutischen Gruppen
ernst zu nehmen. Das heisst konkret, das Milieu in den
Zentren aktiv zu gestalten und die milieutherapeutischen
Wirkfaktoren laufend bewusst zu reflektieren.
Schon seit langer Zeit spielen Gruppentherapien eine zentrale Rolle für die psychotherapeutische Praxis der Klinik.
Das soll auch so bleiben; wichtig ist uns, dass auch im
ambulanten Bereich mehr Gruppenangebote aufgebaut
werden. Nicht nur im gesprächstherapeutischen Bereich
sollen Gruppentherapien durchgeführt werden, sondern
auch in anderen Bereichen wie der Kunsttherapie oder Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff
Direktor Erwachsenenpsychiatrie
der körperbezogenen Psychotherapie.
Das Milieu wird von den verschiedenen Berufsgruppen
und ihrer Zusammenarbeit geprägt. Die Psychiatrie Baselland hat immer schon – und erfolgreich – besonderen Wert
auf die interdisziplinäre Kooperation gelegt.
Restriktive Massnahmen
auf Minimum beschränken
Der Ansatz einer beziehungsorientierten Psychiatrie verpflichtet zu einem reflektierten Umgang mit und Einsatz
von restriktiven Massnahmen, die in der Psychiatrie fortlaufend weniger werden sollen, die aber nicht ganz zu ver-
5
Foto: Robert Kneschke/fotolia
Erwachsenenpsychiatrie
Eine erfolgreiche Behandlung psychischer Störungen kann dazu beitragen, dass Betagte zu neuer Lebensqualität zurückfinden.
Zentrum für
Alterspsychiatrie hilft
umfassend
Das neue Zentrum für Alterspsychiatrie ist Teil der Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland. Die ambulanten und
stationären Angebote werden neu unter einer Leitung zusammengeführt. Sie bieten für ältere Menschen mit psychischen
Erkrankungen und in Krisensituationen Diagnostik, Behandlung
und Beratung an.
6
Der Bevölkerungszuwachs bei den über 85-Jährigen wird
sich in den nächsten Jahren im Kanton Basel-Landschaft
verstärken. Bis 2045 wird sich die Zahl hochbetagter Menschen von heute 16 000 fast verdoppelt haben. So lauten
die Projektionen des kantonalen Statistischen Amtes in
Liestal. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die psychiatrische Versorgung aus. Denn bei einem Viertel der über
65-Jährigen liegen psychische Störungen im weitesten
Sinne vor. Etwa 40 Prozent dieser Erkrankungen müssen
behandelt werden. Es ist absehbar: Mit der demografischen
Entwicklung gewinnt die Alterspsychiatrie in den kommenden Jahren stark an Bedeutung
Viele psychiatrische Erkrankungen
Einige älter werdende Menschen leiden zeitlebens an psychischen Problemen, so an wiederkehrenden Depressionen, an Schizophrenie oder bipolaren Störungen wie etwa
manische Depressionen. Aber auch Abhängigkeits- oder
Persönlichkeitsstörungen können das Leben von Hochbetagten stark beeinträchtigen. Andere erkranken im Alter
erstmals. Dazu gehören vorab neuropsychiatrische Störungen wie etwa Demenzen und psychische Erkrankungsbilder als Folge von körperlichen Leiden oder auch Depressionen und Angststörungen.
Bleiben diese Störungen unbehandelt, steigt das Leiden der
Betroffenen oder der Angehörigen. Für eine erfolgreiche
Behandlung sind selbstverständlich – neben den Betroffenen – Angehörige, Hausärzte, Psychiater und Psychotherapeuten, Spitex, Rotes Kreuz, Pro Senectute, Alzheimervereinigung, Betreuungseinrichtungen und weitere Helfer die
wichtigsten Partner.
Bewährte Angebote werden weitergeführt
Die bisherigen gut etablierten Angebote der Psychiatrie Baselland im ambulanten wie stationären Bereich werden im
Zentrum für Alterspsychiatrie weitergeführt. Dazu gehören die alterspsychiatrischen Ambulatorien in Liestal und
Erwachsenenpsychiatrie
am Standort Bruderholz. Diese erheben in den ambulanten Sprechstunen allgemeine psychiatrische Befunde, stellen Diagnosen und sind zuständig für die psychotherapeutische Behandlung. Hinzu kommen folgende Leistungen:
• Früherfassung von Patienten mit Verdacht auf eine
dementielle Erkrankungsentwicklung; bei Bedarf wird
die Abklärung via Hausbesuch oder in der Hausarztpraxis
(derzeit in Oberdorf und Bubendorf) vorgenommen; ebenso gibt es testpsychologische Abklärungen
• kombinierte Interventionen, diagnostisch, psychosozial, psychologisch oder pharmakologisch zur Unterstützung der Patienten und deren Angehörigen sowie des
«Helfersystems», wiederum im Rahmen der Sprechstunde,
eines Hausbesuchs oder in der Hausarztpraxis
• Konsiliar- und Liaisontätigkeit in den Alters- und
Pflegeheimen und Betreuungseinrichtungen sowie in den
Kantonsspitälern.
on- und Angsterkrankungen sowie Demenz. Diese Leistungen bieten wir heute schon an in unserer Spezialabteilung zur Behandlung affektiver Störungen im Alter (z.B.
Depressionen) oder in unserer Schwerpunktabteilung zur
erweiterten Therapie organisch bedingter psychischer Störungen im Alter.
Als Grundlage unserer psychotherapeutischen Behandlung gehen wir von einem psychodynamischen Beziehungs- und Konfliktverständnis aus.
Aktivierungs- und Kreativtherapie
Auf den unterschiedlich milieutherapeutisch geführten
Abteilungen werden im interdisziplinären Team spezifische
psychotherapeutische Angebote ergänzt mit einer umfangreichen Kreativ- und Aktivierungstherapie. Dazu gehören
Bewegungs-, Musik- und Sporttherapie sowie spezifische
Angebote für Gedächtnisstörungen.
Für die weitere Versorgungsplanung ambulant vor stationär spielen die spezifischen Bedürfnisse der älter werdenden Bevölkerung eine besondere Rolle. Dabei berücksichtigen wir auch die demografische Entwicklung in der
Versorgungsregion, wie zum Beispiel mit der aufsuchenden
gemeindenahen Versorgung. ■
Die fünf alterspsychiatrischen Abteilungen der Psychiatrie Baselland in Liestal sind auf die Akutbehandlung und
Abklärung für ältere Menschen in Krisensituationen ausgerichtet, die nicht im ambulanten oder tagesklinischen
Rahmen möglich sind. Zudem legen wir grossen Wert auf
störungsspezifische Behandlungsangebote für die im Alter Dr. med. Harald Jens Gregor
am häufigsten auftretenden Erkrankungen wie Depressi- Chefarzt Zentrum für Alterspsychiatrie
Foto: Cmon/fotolia
Zentrale Aufnahme –
die Drehscheibe für
Aufnahme, Beratung
und Information
Mit der Zentralen Aufnahme betreibt die Psychiatrie Baselland in
Liestal ab September 2015 eine zentrale Beratungs- und Triagestelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie berät,
informiert, klärt ab, nimmt Patienten auf und vermittelt geeignete
Behandlungen – 365 Tage im Jahr rund um die Uhr. Sie ist auch
zuständig für die Konsiliar- und Liaison-Psychiatrie.
Patienten, Angehörige, frei praktizierende Therapeuten
und Ärzte, aber auch die Spitäler des Kantons BaselLandschaft haben durch die neue «Zentrale Aufnahme –
Beratung, Aufnahme, Konsiliar- und Liaison-Psychiatrie»
(ZA) eine zuverlässige und qualifizierte Anlaufstelle für
ihre Anliegen. Neben dem, was die Psychiatrie Baselland
heute schon anbietet, kann diese zentrale Drehscheibe
auch über andere Behandlungsoptionen im Kanton und
ausserhalb beraten.
Die Zentrale Aufnahme der Psychiatrie Baselland wird künftig zuständig
sein – unter anderem – für die Triage der Patienten zu den geeigneten Behandlungsorten.
Eingangstor zur Psychiatrie Baselland
Die ZA ist für Patienten der erste Kontakt zur Psychiatrie Baselland. Ihre Aufgabe ist es, für erwachsene
psychisch belastete Menschen die Behandlung einzuleiten, die für sie am besten geeignet ist und ihren Bedürfnissen entspricht. Dies kann bedeuten, dass ein
Kontakt zu einer Beratungsstelle vermittelt wird oder
ambulante Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden innerhalb der PBL oder durch niedergelassene
7
Erwachsenenpsychiatrie
Erste Einschätzung in der Zentralen Aufnahme
Kommt die Anfrage für eine Behandlung an die ZA,
nimmt diese eine erste in der Regel telefo­nische Einschätzung vor. Die Mitarbeitenden können aber auch
ein Gespräch vereinbaren. Ist eine Behandlung nötig
– egal ob stationär, teilstationär oder ambulant – wird
durch die Zentrale Aufnahme ein passendes Behandlungssetting definiert und ein eventuell nötiger Eintritt
geplant.
Die Fachleute der Zentralen Aufnahme sind somit nicht
nur eine Hilfe für Patienten; sie erleichtern auch die Arbeit
der Therapeuten der Klink, Tagesklinken und Ambulato­
rien, indem sie die für eine gute Behandlung erforder-­
liche, aber oft aufwendige Phase der Informationsgewinnung übernehmen und die administrativen Tätigkeiten
erledigen, die mit einer Aufnahme verbunden sind. Da
die ZA immer über die freien Behandlungplätze in der
Psychiatrie Baselland informiert ist, kann sie rasch und
unkompliziert den richtigen Behandlungsplatz vermitteln.
Die neue Organisation der Behandlung in Zentren hat zum
Ziel, eine grössere Kontinuität in die ambulanten, teilstationären und stationären Therapiebeziehungen zu bringen. So kann die Psychiatrie Baselland den nötigen Raum
schaffen, um eine längere vertrauensvolle Therapiebeziehung zu fördern, was den Gesundungsprozess begünstigt.
Die künftige Leitende Ärztin der Zentralen Aufnahme,
Dr. med. Silvia Tenés Reino und der Leitende Pflegefachmann
Faton Sylmetaj.
Psychiater, psychologische Psychotherapeuten, Spitex
oder Pflegefachpersonen. Die Zentrale Aufnahme klärt
Behandlungen in den Ambulatorien, Tageskliniken und
stationären Kliniken der Psychiatrie Baselland oder in
anderen Klinken in der Region ab. Sie ist der direkte Ansprechpartner für die Spitäler des Kantons und gewährleistet eine rasche und fachlich qualifizierte psychiatrische
Versorgung der Patienten in den Spitälern.
8
Verbindung zwischen internen und
externen Therapeuten
Die Mitarbeitenden der Zentralen Aufnahme stehen mit
den Therapeuten des Dienstes in regelmässigem Kontakt,
um den Erfolg ihrer Platzierungen zu prüfen und über Änderungen Bescheid zu wissen. Auch mit den Zuweisenden
und niedergelassenen Therapeuten wird der Austausch gesucht, etwa durch Informationsveranstaltungen oder die
Organisation von Qualitätszirkeln.
So trägt die Zentrale Aufnahme dazu bei, dass sich die psychiatrische Versorgung im Kanton gut weiter entwickeln
kann und auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist.
Auch für Angehörige, Hausärzte, Behörden und Arbeitgeber möchte die ZA eine Beratungsstelle sein. Das soll zu
einer grösseren Offenheit gegenüber psychisch Erkranktenund einer rechtzeitigen Behandlung beitragen.
Noch ist vieles offen rund um Organisation und Betrieb
der neuen Zentralen Aufnahme. Sie bietet aber die grosse
Chance, ein gutes Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Angeboten und Leistungserbringern zugunsten psychisch kranker Menschen zu entwickeln. Die Mitarbeitenden sind dafür bereit. ■
Hohe Ansprüche an die Mitarbeitenden
Dr. med. Silvia Tenés Reino | Leitende Ärztin Zentrale Aufnahme
Die Mitarbeitenden der ZA sind erfahrene Ärztinnen und
Ärzte sowie Pflegefachpersonen, die fundiert ausgebildet
und erfahren sind. Sie kommen den Patienten, Hilfesuchenden und allen anderen Anspruchsgruppen entgegen
und sind über die Angebote der Psychiatrie Baselland und
der anderen psychiatrischen Institutionen der Umgebung
gut informiert. Diese Fachleute sehen ihre Aufgabe darin,
das Vertrauen der – vielleicht in einer Krise – verunsicherten Patienten für die geplante Behandlung zu gewinnen
und Zuversicht zu vermitteln.
Palästinenser-Delegation besucht Psychiatrie Baselland
«Wir sind sehr beeindruckt
von den vielen
Therapieangeboten»
Die Psychologin Rana Nashashibi aus Jerusalem und der Psychiater Yasser Abu
Jamei aus Gaza haben sich in der Psychiatrie Baselland über Therapien und
Versorgungsstrukturen informiert. Die beiden Palästinenser zeigten sich beeindruckt.
Was sich davon aber in ihrem Land umsetzen lässt, bleibt offen.
Palästinenser-Delegation zu Besuch
bei der PBL (v.l.): Louis Elmiger,
Dr. Aiada Abu Frih (Assistenzarzt PBL,
aus Israel), Dr. Brigitta Bende,
Rana Nashashibi (Jerusalem),
Prof. Dr. Joachim Küchenhoff,
Elena Seidel, Dr. Yasser Abu Jamei (Gaza),
Youcef Hamerlain (PBL-Pflegefachmann,
Übersetzer).
Um die psychiatrische Versorgung in den Palästinensergebieten in Israel steht es nicht zum Besten. «Wir haben sehr
viele vom Krieg traumatisierte Kinder», sagt der Psychiater
Dr. Yasser Abu Jamei, Direktor des «Gaza Community Mental Health Programme». Diese palästinensische Nichtregierungsorganisation bietet psychiatrische und psychosoziale
Hilfe im Gazastreifen an. Doch die Behandlungsangebote
seien in diesem abgeriegelten Gebiet «sehr eingeschränkt».
Auch im Westjordanland, dem anderen Palästinenserterritorium, fehlt es an Versorgungsstrukturen und psychiatrisch-psychosozialem Know-how.
eine Delegation der Psychiatrie Baselland eine Klinik in
Gaza besuchen würde». Sehr zufrieden vom Besuch bei
der PBL zeigte sich auch Rana Nashashibi. «Wir sind sehr
beeindruckt von den vielen Therapieangeboten», meint
sie. Sie und Yasser Abu Jamei hätten sich sehr gut mit den
Kollegen in Liestal austauschen können und viel Neues
erfahren. Die Psychologin macht sich allerdings keine Illusionen darüber, wieviel von den Erfahrungen sie in ihrer
Heimat aufgrund der grossen Versorgungsprobleme in den
Palästinensergebieten wird umsetzen können. «Gerade im
Gazastreifen ist das sehr schwierig.»
Rundgänge und viele Gespräche
Yasser Abu Jamei und die Psychologin Rana Nashashibi haben darum zwei Tage lang die Psychiatrie Baselland
besucht, um sich über psychiatrische Therapien und Me­
thoden informieren zu lassen. Rana Nashashibi ist Direktorin des «Palestinian Counseling Center» in Jerusalem,
welches sich für die psychiatrisch-psychotherapeutische
Versorgung der palästinensischen Bevölkerung engagiert.
Zum Besuch der beiden gehörten Rundgänge in den Häusern A, B und D, Fallbesprechungen, Besichtigungen von
Ambulatorien, Tageskliniken und Kunstwerkstätte und viele Gespräche mit den ärztlichen und pflegerischen Fachleuten der PBL.
«Wir wünschen uns eine intensive Vernetzungsarbeit»,
sagt Yasser Abu Jamei. Er würde es begrüssen, «wenn
«Wir haben von ihnen gelernt»
Der Besuch der Palästinenser-Delegation entspringt dem
von Deutschland finanzierten Projekt «Kicking the Ball and
Taking Care – Psychosocial Help in the Gaza Strip and in
the West Bank». Ziel des Programms ist es, die psychische
Gesundheit der Palästinenser zu verbessern. Prof. Dr. Joachim Küchenhoff wurde angefragt, ob er dieses Projekt
unterstütze. Er sagte zu – und ein Resultat davon war der
Gastaufenthalt in Liestal. «Nicht nur die Gäste konnten von
uns profitieren; wir haben ebenso von ihnen gelernt», zieht
Joachim Küchenhoff ein Fazit des Besuchs. Und: «Wir haben Einblick in ihre Arbeit unter den sehr belastenden politischen Bedingungen erhalten und zwei sehr eindrucksvolle Persönlichkeiten kennengelernt. Wir freuen uns auf
die weitere Zusammenarbeit mit ihnen». ■
9
Zu Gast Stefan Spycher, Bundesamt für Gesundheit
«Fälschlicherweise
meinen Ärzte
noch zu oft, Arbeit
verschärfe
die Krankheit»
Für die Reintegration psychisch kranker Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer könnte in der Schweiz noch mehr getan werden.
Das sagt Dr. Stefan Spycher, Vizedirektor und Leiter
Gesundheitspolitik im Bundesamt für Gesundheit. In die Pflicht
nimmt er dabei auch die Psychiater.
Dr. Stefan Spycher vor dem Neubau des Bundesamtes
für Gesundheit in Bern-Liebefeld.
mit Druck zu reagieren. Der Arbeitgeber muss merken,
was diese Arbeitnehmenden in dieser schwierigen
Situation noch zu leisten in der Lage sind und was nicht.
Das funktioniert bei uns recht gut.
Viele Arbeitgeber, vor allem aus der Privatwirtschaft,
wollen aber keine solchen Menschen beschäftigen oder
weiter beschäftigen. Woran liegt das?
diagonal: Viele Unternehmen sind nicht bereit, psychisch
kranke oder beeinträchtigte Arbeitnehmer zu beschäftigen.
Wie sieht das beim Arbeitgeber Bund aus?
Stefan Spycher: Selbstverständlich beschäftigt der
Bund Personen mit beeinträchtigter psychischer Gesundheit. Psychische Krankheiten sind verbreitet
und der Bund hat hier eine Vorbildfunktion. Wir haben
spezielle Coaching-Programme, um Menschen mit
einer psychischen Krankheit wieder in die Arbeitswelt
zu integrieren und Angestellte, die psychisch erkranken, so zu unterstützen, dass sie ihre Funktion behalten
können.
Welche Erfahrungen machen Sie mit Mitarbeitenden,
die psychisch angeschlagen oder krank sind; was sind diese
noch fähig zu leisten?
10
Zunächst einmal muss man solche Mitarbeitenden
erkennen, damit man ihnen auch Unterstützung anbieten
kann. Wichtig ist, bei ungenügender Leistung nicht
Ich sehe zwei Gründe: Erstens der Druck durch den
Markt. Viele Arbeitgeber denken, sie seien nur konkurrenzfähig, wenn sie ausschliesslich voll leistungsfähige
Mitarbeitende haben. Zweitens gibt es gegenüber
psychisch beeinträchtigten Mitarbeitenden noch immer
viele Vorurteile, sie werden teilweise auch stigmatisiert.
Wie die öffentliche Hand sind aber auch die privaten
Unternehmen gefordert, hier ihre soziale Verantwortung
zu übernehmen.
Wie kann man Arbeitgeber dazu motivieren, solche
Menschen anzustellen oder sie weiter im Betrieb zu beschäftigen?
Zuerst gilt es, Vorurteile über psychisch kranke Personen
zu korrigieren. Wir müssen die Arbeitgeber infor­mieren und sensibilisieren, aber auch ihre soziale Verant­
wor­tung einfordern. Die Bereitschaft, solche Menschen
zu beschäftigen, muss gefördert werden. Die IV
kann hier wichtige Unterstützung bieten. Sie versucht,
in Zusammenarbeit mit den Betrieben, den betroffenen
Foto: Kzenon/fotolia
Mit­arbeitenden möglichst früh zu helfen und nicht erst
dann, wenn sich die Probleme so stark akzentuiert haben,
dass kaum noch etwas zu machen ist.
Ein Vorwurf an die IV lautet, dass sie erst viel zu spät
eingreift.
Das hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Mit
der fünften IV-Revision 2008 wurde die Früherkennung
eingeführt. Im Februar 2015 hat die IV zudem vom
Bundesrat den Auftrag erhalten, die Früherkennung und
die Reintegration psychisch Kranker weiter zu ver­
bessern. Der Handlungsbedarf ist also erkannt und die
richtigen Massnahmen sind eingeleitet.
Es gibt Länder – laut Studien der Organisation für wirtschaft­
liche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) –, in
denen junge Betroffene keine Rente erhalten. Sie bekommen
ein minimales Taggeld oder eine Sozialhilfe, dafür aber
Unterstützung für die Reintegration in den Arbeitsmarkt.
Wäre das in der Schweiz auch ein Weg?
Zu frühe Rentenzahlungen können die Integration tatsächlich erschweren, daher ist eine sorgfältige Abwägung
im Einzelfall sicher sinnvoll. Aber man muss differen­
zieren. Bei gewissen Menschen mit psychischen Krankheiten macht es durchaus Sinn, schon früh eine Rente
zu sprechen.
Die Früherkennung könnte und müsste gemäss OECD viel
früher einsetzen. Es gibt Länder, in denen sie schon
im Kindergarten beginnt. Wäre das für die Schweiz auch
möglich?
Das kann ich mir vorstellen. Die Frage ist, wie das
gemacht werden soll. Es bräuchte zunächst sehr gut ausgebildete Kindergartenlehrpersonen. Diese müssten
fähig sein, diese Probleme zu erkennen. Die Kindergärten und Schulen müssten so unterstützt werden, dass sie
mit betroffenen Kindern richtig umgehen können und
diese nicht ausgegrenzt werden. Ebenso wären Mass­
nahmen für Familien und Eltern nötig, damit sie ihre
Kinder begleiten und unterstützen können. Zentral ist,
dass Kinder nicht pathologisiert werden, nur weil sie
nicht vollständig den Erwartungen entsprechen.
In der Schweiz gibt es immer mehr Psychiaterinnen und
Psychiater. Die Psychiaterdichte ist eine der höchsten der
Welt. Gleichzeitig gibt es immer mehr psychisch Kranke.
Ist das nicht ein Widerspruch?
Nein. Studien zeigen, dass der Anteil psychisch kranker
Menschen in den letzten 20 Jahren etwa gleich
geblieben ist. Sie nehmen aber mehr Leistungen in Anspruch und lassen sich eher behandeln als früher,
weil die Stigmatisierung abgenommen hat. Darum
braucht es auch mehr Psychiater und psychologische
Psychotherapeuten. Die hohe Zahl von Ärzten und
Betten in der Psychiatrie ist insofern erfreulich, weil uns
dadurch beträchtliche Ressourcen für die Ver­sorgung
psychisch kranker Menschen zur Verfügung stehen.
Allerdings müssen wir aus diesen Ressourcen noch mehr
herausholen, indem wir effizientere Ver­sorgungsmodelle
entwickeln.
Arbeit kann krank machen, hat aber auch viele positive
und stabilisierende Effekte. Entscheidend für psychisch kranke
Menschen ist es, im Arbeitsprozess zu bleiben.
OECD-Analysen zeigen weiter, dass in der Schweiz die Ärzte
und Arbeitgeber noch zuwenig kooperieren, um psychisch
Kranken am Arbeitsplatz zu helfen. In anderen Ländern
werden diese beiden Anspruchsgruppen fast gezwungen,
eine Lösung für die Betroffenen zu finden.
Da müssen wir in der Schweiz sicher noch einen Effort
leisten. Die Ärztinnen und Ärzte konzentrieren sich
vor allem darauf, kranken Menschen medizinisch zu helfen. Der Einbezug des sozialen Umfelds, der Familie
oder der Arbeit der Patienten erfolgt noch zu wenig.
Fälschlicherweise meinen Ärzte noch zu oft, Arbeit verschärfe die Krankheit oder habe sie sogar verursacht.
Natürlich kann Arbeit krank machen. Aber sie hat auch
viele positive und stabilisierende Effekte. Gerade für
psychisch kranke Menschen ist es entscheidend, im Arbeitsprozess zu bleiben. Hier müssen die Ärzte besser
ausgebildet und aufgeklärt werden.
Mit psychischer Krankheit beschäftigen sich verschiedene
Stellen beim Bund: das Staatssekretariat für Wirtschaft
(Seco), das Bundesamt für Sozialversicherungen und
das Bundesamt für Gesundheit. Wie arbeiten diese drei
Ämter zusammen?
Wir arbeiten sehr eng zusammen. Etwa in der Prävention. Da haben wir das gemeinsame Netzwerk «Psychische
Gesundheit» aufgebaut, in dem wir verschiedene
Akteure zusammenbringen. So können sie wichtige Informationen austauschen.
Was bringt das?
Es ist eine Plattform, die Transparenz schafft. Ein Beispiel: Bis vor kurzem unterhielten ein paar wenige
Kantone ein «Bündnis gegen Depression». Diese Bündnisse werden dank unserem Netzwerk nun auf andere
Kantone ausgeweitet. Ein Erfolg ist auch, dass mehr
Kantone als früher eine eigene Strategie gegen psychische Krankheiten erarbeiten. Zudem ist das Netzwerk
«Psychische Gesundheit» in der Forschung und an
Kongressen aktiv. ■
11
Reinigung und Hauswirtschaft
Eine saubere Psychiatrie
bedeutet Knochenarbeit
«Meh Dräck» lautete 2004 das Wort des Jahres. Geprägt hatte
es der Musiker Chris von Rohr. Es stand für mehr Mut und
Risikobereitschaft. Für die Hauswirtschafts- und Reinigungsmitarbeitenden der Psychiatrie Baselland gilt das genaue Gegenteil:
«weniger Dräck».
Striemen am Boden: kein Problem für Giuseppe Ceniviva, Leiter Reinigungsdienst.
Sie sind verantwortlich für Sauberkeit, Hygiene und Unterhalt von Mobilien und Gebäuden auf einer Fläche von fast
40 000 Quadratmetern, was fast sechs Fussballfeldern entspricht: die 60 Hauswirtschafts- und Reinigungsmitarbeitenden der Psychiatrie Baselland. Der Tag für die Putzfeen
und Heinzelmännchen im Team rund um Linda Röhrich,
Giuseppe Ceniviva und André Illgen beginnt um sieben
Uhr früh. An 365 Tagen im Jahr sorgen sie dafür, dass Bodenbeläge, Patientenzimmer, Sanitäreinrichtungen und die
Räume der Verwaltung regelmässig und fachgerecht gereinigt werden.
12
schoss des Gebäudes B hingegen schwärmen die drei. Resistent und pflegeleicht sei er. Optisch rein und möglichst
keimfrei ist das Ziel. Frei von Keimen fordert auch der Gesetzgeber. Gegenüber Patienten, Mitarbeitenden und Besuchern steht die PBL in der Pflicht.
Ganz besondere Aufmerksamkeit gilt der Reinigung der
Küche, den Sanitärzonen und den Patientenzimmern, etwa
im Falle eines Norovirus. Krankheitserregende Keime müssen so weit möglich eliminiert werden, um das Risiko einer
Ansteckung oder Übertragung von Keimen zu vermeiden.
Alles einstudiert und erprobt
Gesetzgeber redet mit
Die Abläufe im Alltag sind hundertfach erprobt und die
Teppich ist als Material gar nicht beliebt bei den Profis. Für Handgriffe sitzen. Gereinigt wird nach einem definierten
den trendigen Kunstharzboden (PU-Boden) im Unterge- Leistungskatalog, um Qualität und Kontinuität zu gewähr-
leisten. Die Reinigungsmittel und Gerätschaften sind der
Beschaffenheit von Bodenbelägen, Verschmutzungsgrad
und Art angepasst. Selbstverständlich sind in der PBL modernste Hilfsmittel und Mikrofasermaterialien im Einsatz.
Auch wenn die Kollegen jeweils scheinbar lässig mit der
grossen Scheuersaugmaschine über die Ebenen gleiten, ist
insgesamt noch viel Handarbeit und Körpereinsatz gefragt.
Es ist der Ansporn und Lohn einer jeden Mitarbeitenden,
wenn sie am Ende des Tages erfolgreich ein hartnäckiges
Verschmutzungsproblem lösen konnte. Aufgeben kommt
nicht in Frage. Da wird unter Kollegen gefachsimpelt und
es kommen auch mal unkonventionelle Haushaltstipps aus
Grossmutters Trickkiste zum Einsatz. Leider jedoch lässt
sich nicht jede Verschmutzung beseitigen. Eine Intensivreinigung ist auf allen Oberflächen von Zeit zu Zeit notwendig. Es ist wie beim Auto: dieses braucht regelmässig eine
Politur, wenn es seine Farben und den Wert behalten soll.
Am Rand des Zumutbaren
Die Planung und Durchführung einer sachgerechten
Grundreinigung oder auch Baureinigung nach RenovaBlitz-blank polierte Küche dank Mitarbeiter Paolo Nelson.
tionsarbeiten bringt Patienten, Reinigungspersonal sowie
Kolleginnen und Kollegen der Pflege jeweils an den Rand
des Zumutbaren. Zügelaktionen, Betten auf dem Flur, herumlaufende Patienten und surrende Reinigungsmaschinen Stelle ein besonderer Dank dem Pflegepersonal für das Verbilden einen Stresscocktail für alle Beteiligten. An dieser ständnis und die Unterstützung bei derartigen Aktionen.
Sie werden so wenig wie nötig angesetzt. Aber eben, das
Motto in der Psychiatrie Baselland lautet «weniger Dräck».
■
Ursula Nyffeler, Leiterin Hotellerie
Putztipps für zu Hause
Schmutz ausradieren
Der «Schmutzradierer» entfernt Schuhabrieb oder
Klebereste von Leim auf Laminat- und Parkettboden. Sogar
Farbstiftspuren an Wänden im Kinderzimmer können
Sie damit zu Leibe rücken. Der Dreck wird quasi weggerubbelt. Erhältlich in jedem Supermarkt.
Cola als Sanitärreiniger
Erinnern Sie sich noch an den Chemieunterricht? Das
Schnitzel löste sich in Cola auf. Beeindruckend. Das ist der
Effekt der Phosphorsäure. Motivieren Sie Ihren Kollegen
in der Wohngemeinschaft oder Ihre putzscheue Tochter und
schütten Sie einen abgestandenen Rest Cola in die verkalkte
Toilette. Einwirken lassen, kräftig durchbürsten, spülen
und staunen. Das Klo glänzt wie neu.
Tastatur – Paradies für Bakterien
Reinigen Sie Telefonhörer und Computertastaturen
regelmässig. Dort tummeln sich nämlich 400 Mal mehr
Bakterien als auf der Klobrille.
Sorgt für saubere Patientenzimmer:
Fatima Mendes, Mitarbeiterin Hauswirtschaft.
13
Unabhängige Beratungsstelle für Mitarbeitende
«Die aktive Auseinandersetzung
mit Problemen bringt einen weiter»
Bei Konfliktsituationen am Arbeitsplatz können sich Mitarbeitende der Psychiatrie
Baselland extern und vertraulich von Brigit Jaiser beraten lassen.
diagonal hat die unabhängige Juristin und Mediatorin in ihrer Praxis an der
Gerberstrasse in Liestal besucht.
Ein grosses Büro in einem Gewerbehaus am Rand der Altstadt von Liestal. Der Blick vom Schreibtisch geht ins Grüne
zum Hang des Schleifenbergs. Im hinteren Teil des Büros
lädt eine Sitzecke mit schwarzen Polstern ein, sich zum
Gespräch niederzulassen. An den Wänden darüber hangen der «Rote Pudel», ein Kunstposter von Jeff Koons und
ein Spätwerk von Adolf Fleischmann. Auch sie tragen zur
angenehmen Atmosphäre bei. Das Setting erinnert ein bisschen an die Praxis einer Psychologin.
Was Brigit Jaiser in ihrer Praxis anbietet, ist aber keine Therapie, sondern Beratung und Coaching bei Problemen am
Arbeitsplatz. Seit 2008 besteht ein Vertrag zwischen der
Psychiatrie Baselland und der unabhängigen Juristin und
Mediatorin. Jede und jeder Mitarbeitende der PBL hat das
Recht, die Hilfe von Brigit Jaiser bis zu sechs Stunden im
Jahr in Anspruch zu nehmen.
Niederschwelliges Angebot
Das Angebot – und das zu betonen, ist Brigit Jaiser wichtig
– ist niederschwellig. Niemand muss fürchten, etwas zu
riskieren, wenn er hier mit seinem Anliegen vorspricht.
Schon gar nicht, dass er mit einer Rückmeldung an den
Arbeitgeber rechnen muss. Die Beratung ist vertraulich.
Hier kann offen über alles geredet werden. Das einzige, was
der PBL gemeldet wird, sind anonyme statistische Angaben
– etwa zur Häufigkeit bestimmter Themen. Etwas anderes
ist es natürlich, wenn die ratsuchende Person wünscht, dass
mit ihrem Vorgesetzten der Kontakt aufgenommen wird.
14
Juristin und Mediatorin Brigit Jaiser.
Zuhören ist schon viel
Ein Ohr zu haben, das einem unvoreingenommen einfach
mal zuhört, ist für manche Ratsuchende schon fast das
Wichtigste. Wenn man sich öffnet und sein Herz ausschüttet, passiert unweigerlich etwas mit einem. «Die Person,
die über ihren Konflikt redet, muss dafür ausholen, zusammenfassen, sich erklären», schildert Brigit Jaiser diesen
Prozess. «Das hilft, das Problem für sich selber zu strukturieren, Abstand zu gewinnen und sich so neu zu orientieren. Manchmal löst sich das Problem dann schon nach der
zweiten Sitzung wie fast von selbst oder die Person erkennt
im Gespräch mit mir, was zu tun ist.»
Foto: fotomek/fotolia
Im Gespräch lassen sich Probleme am
Arbeitsplatz lösen. Hilfreich ist
oft schon, dass sich der Mitarbeitende
aussprechen kann.
Die wichtigsten Konfliktquellen
Es kommt vor, dass Probleme am Arbeitsplatz vermischt
sind mit privaten Problemen. Da ist dann eine Differenzierung erst recht nötig und hilfreich. In manchen Fällen
braucht es mehr als eine einfache Beratung: Ein Coaching
ist erforderlich. Darunter versteht Brigit Jaiser Hilfe zur
Selbsthilfe. Sie zeigt der ratsuchenden Person zum Beispiel
auf, was sie an ihrem Verhalten ändern oder wie sie vorgehen kann, um ihr Problem beim Chef, im Team oder bei
Kolleginnen anzusprechen. Wenn allenfalls ein intensiveres Coaching erforderlich ist, oder gar eine psychologische
Beratung angezeigt ist, vermittelt Brigit Jaiser den Kontakt
mit entsprechenden Stellen.
Als hauptsächliche Problemfelder, mit denen sie konfrontiert wird, nennt Brigit Jaiser an erster Stelle «Themen,
die mit der Führung, der Struktur und der Organisation
zu tun haben». Konflikte mit Vorgesetzten ergeben sich
oft aufgrund der Arbeitsorganisation. Das ist besonders der
Fall, wenn in der Struktur Veränderungen vorgenommen
werden oder solche bevorstehen. Auch wenn der oder
die Vorgesetzte wechselt und der Nachfolger anders führt,
kann das von Betroffenen als Schwierigkeit erlebt werden.
Es sind darum nicht immer nur Einzelpersonen, die Beratung suchen. «Manchmal kommt ein ganzes Team oder ein
Teil davon», sagt Brigit Jaiser.
Konflikte in der Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitenden ergeben sich etwa im Zusammenhang mit der Aufgabenverteilung, Stellvertretungen oder dem Abtausch von
Diensten.
Mitarbeitende aus allen Bereichen
Bisweilen kommen Ratsuchende auch mit arbeitsrechtlichen Fragen wie zum Beispiel bei der Änderung von
persönlichen Anstellungsbedingungen in die Praxis von
Brigit Jaiser. Dann ist in erster Linie die Juristin gefragt.
Natürlich interessiert uns auch, in welchen Bereichen der
PBL es am häufigsten zu Konflikten kommt. «Tatsächlich
kommen Mitarbeitende aus allen Bereichen zu mir – vom
Pflegedienst und der Cafeteria über den Hausdienst bis zum
Assistenzarzt.» Brigit Jaiser findet das sehr gut.
Vermittlung wäre hilfreich
Neben Beratung und Coaching steht auch Mediation im
Angebot der externen Konfliktberatung. Leider, sagt Brigit
Jaiser, werde diese nur wenig – zu wenig – in Anspruch genommen. «Mehrheitlich sind die Ratsuchenden nicht bereit, die Gegenpartei zu involvieren.» Das findet sie schade.
«Ich sehe mich dann ab und zu mit Erwartungen konfrontiert, die ich nicht erfüllen kann.» Mit der Erwartung nämlich, dass es genügt, bei ihr das Problem zu deponieren, und
sie es dann für die Betroffenen löst, ohne deren Mitwirken.
Sie erinnert sich an einen Fall, bei dem ein Team die Vorgesetzten partout nicht einbeziehen wollte. «Einen Konflikt
einseitig lösen zu wollen, ist sehr schwierig, wenn nicht
unmöglich.» Dass die Kompetenz Brigit Jaisers zur Vermittlung von den Mitarbeitenden der PBL nicht stärker in
Anspruch genommen wird, bedauert die Konfliktberaterin
auch deshalb, weil es eines ihrer Anliegen ist, das Thema
Mediation stärker in die Arbeitswelt hineinzutragen.
Frühzeitig Rat holen
Und noch einen Wunsch hätte sie: Die Ratsuchenden sollten möglichst frühzeitig kommen, und nicht erst, wenn
der Konflikt so weit fortgeschritten ist oder sie bereits so
resigniert sind, dass es nur noch ums «Problemabladen»
geht, ohne wirklichen Lösungswillen. «Viele machen lange
die Faust im Sack. Das bindet unnötig Energie.» Anstatt
zu warten, sei es viel besser, den Konflikt als (versteckte)
Chance zu sehen. «Denn eine aktive Auseinandersetzung
bringt einen am Ende weiter.»
Diese Chance zu packen ist dank dem externen Angebot
der PBL an ihre Mitarbeitenden ganz einfach. Dass es eine
solche unabhängige Beratungsstelle gibt, sei in der Arbeitswelt keineswegs selbstverständlich, unterstreicht Brigit Jaiser. «Dafür gebührt der Psychiatrie Baselland ein Kompliment.» ■
Heinz Heer, freier Mitarbeiter
Persönliche Beratung
Hilfesuchende Mitarbeitende können pro Jahr maximal drei
Beratungs­sitzungen von je einer bis zwei Stunden beanspruchen.
Sofern eine Fortsetzung der Beratung gewünscht und sinnvoll
erscheint, muss die Leitung Personaldienst konsultiert und
die Problemstellung offen gelegt werden. Eine weiterführende
Beratung kann auch auf eigene Kosten in Anspruch genom-­­
men werden.
Die Juristin Brigit Jaiser führt die Beratungsgespräche in ihrem
Büro an der Gerberstrasse 3 in Liestal persönlich. Sie ist zu erreichen unter Telefon 061 923 23 46 oder E-Mail [email protected].
Die Ratsuchenden geniessen bei der unabhängigen betrieblichen
Beratungsstelle volle Diskretion.
15
Akutaltersabteilung D2
Die Verantwortlichen der Akutaltersabteilung D2 (v.l.): Oberärztin Dr. Annegret
Marquart; Heini Wernli, Bereichsleiter
Pflege Haus D; Michael Wagner, Abteilungsleiter
Pflege und Dr. Harald Jens Gregor,
Chefarzt Zentrum für Alterspsychiatrie der
Psychiatrie Baselland.
«Wir haben viel
Unterstützung erhalten»
Patienten und Mitarbeitende der Akutaltersabteilung D2 haben
sich nach dem Umzug aus dem Haus A in das Haus D gut eingelebt.
Am Anfang seien sie noch skeptisch gewesen, sagt
Pflegeleiter Michael Wagner. Aber jetzt seien sie recht zufrieden.
16
Neue Böden, weiss gestrichene Wände, moderne Duschen
und ein knallig-roter Retro-Kühlschrank im Essraum:
die Akutaltersabteilung D2 im Haus D, der ehemaligen
«Pfrund», präsentiert sich nach einer «sanften» Renovation in einer Art Aufbruchstimmung. «Zu Beginn waren wir
skeptisch», sagt Michael Wagner, Abteilungsleiter Pflege.
Denn das D2 war bis November 2014 das A1 im Haus A,
und der Umzug weg vom Zentrum in das Haus D bereitete nicht allen Freude, denn er war mit infrastrukturellen Nachteilen verbunden. Auch sei die Zusammenarbeit
seiner Abteilung mit den Häusern A und B sehr wichtig,
betont der Abteilungsleiter.
Mittlerweile haben sich Patienten und Mitarbeitende eingelebt. «Wir sind jetzt recht zufrieden», sagt Michael Wagner. Sie seien für die grosse Unterstützung, die sie von allen
Seiten erhalten hätten sehr dankbar. «Auch von den Stationen im Haus D sind wir sehr gut aufgenommen worden.»
Vor dem Einzug der Akutaltersabteilung waren in den
Räumen des D2 Langzeitpatienten zuhause, die heute am
Standort Schlossacker der Stiftung Alters- und Pflegeheime
Binningen wohnen. Der Umzug bringt aber auch Chancen
mit sich. Das Haus D wird bewusster wahrgenommen und
Pflegeleiter Michael Wagner führt durch die sanft
renovierten Gänge und Räume der Akutaltersabteilung D2.
einzele Abläufe wie etwa die tägliche Medikamentenlieferung sind besser geworden. «In diesem Sinn könnte die
neue Abteilung D2 auch eine Brückenfunktion übernehmen», ist Michael Wagner überzeugt. ■
Fachtagung im Wohnheim Windspiel
Sterbebegleitung
bei schwerer
Behinderung
Publikum der Fachtagung mit Teilnehmenden aus dem Windspiel:
Peter Schöberl (1), Tatjana Thalmann (2),
Rosemarie Wyss (3), Dirk Otten (4),
Doris Ifrid (5) und Mitorganisatorin
Cornelia Bachofner (6) vom
Verband INSOS.
1
2
3
4
5
6
Es ist sehr komplex, Menschen mit schwerer geistiger oder
mehrfacher Behinderung und herausforderndem Verhalten in den
Tod zu begleiten. Ein Erfahrungsaustausch im Wohnheim
Windspiel war mit 40 teilnehmenden Fachleuten «ausverkauft».
Auf einem interdisziplinären Podium am Ende der Veranstaltung wurde schnell klar, dass die Themen «Tod», «Sterben» und «Sterbebegleitung» immer auch mit der eigenen
Haltung der Mitarbeitenden zusammenhängen. Die Diskussion über diese Haltungen ist der erste Schritt auf dem
Weg zu einer professionellen Begleitung von Menschen mit
schweren Behinderungen auf ihrem letzten Weg.
Schwierige Fragen
Wenn Bewohnerinnen und Klienten nicht sprechen und
somit ihren Willen und ihre Wünsche nicht äussern können, sind begleitende Mitarbeitende und Teams gefordert:
Wie können sich Angehörige und Teammitglieder auf den
nahenden Tod eines Klienten vorbereiten? Wie sieht es mit
lebenserhaltenden Massnahmen aus? Wie möchte ein Bewohner bestattet werden? Wie können die Mitbewohner
begleitet werden und sich von einem Sterbenden verabschieden?
Wie kann man interdisziplinär zusammenarbeiten? Welche organisatorischen Rahmenbedingungen sind hilfreich?
Und wie wird man den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern gerecht? Diese und andere Fragen stellen sich bei
der Sterbebegleitung von Menschen mit schwerer Behinderung. Der nationale Branchenverband der Institutionen
für Menschen mit Behinderung (INSOS) organisierte dazu
einen Erfahrungsaustausch für interessierte Fachkräfte
im Wohnheim Windspiel. Diese INSOS-Anlässe zu unterschiedlichen Themen gibt es zweimal jährlich, erstmals nun Es diskutierten Werner Fäh, gesetzlicher Beistand und Präsident der Heimkommission Wohnheim Windspiel; Psychim Wohnheim Windspiel.
iater Dr. Jochen Grieshaber; PD Dr. Regine Munz, SpitalHerausfordernde «Fallstricke»
seelsorgerin der Psychiatrie Baselland; Dr. Florian Suter,
Wohngruppen-Leiter Peter Schöberl schilderte ergrei- langjähriger Heimarzt des Wohnheims Windspiel und Befend ein sehr komplexes Fallbeispiel eines Bewohners des atrice Zobrist, Leiterin Palliative Care der Spitalexternen
Windspiels aus dem Jahr 2013. Er zeigte, wie fachlich an- Onkologiepflege Baselland.
spruchsvoll die Begleitung im Sterbeprozess werden kann.
Deutlich wurde, wie wichtig eine rechtzeitige Auseinan- Vorbereitet wurde die Veranstaltung von Cornelia Bachofdersetzung mit den individuellen, organisatorischen und ner, Bereichsleiterin Wohnen und Tagesstätten bei INSOS
interdisziplinären «Fallstricken» ist. Anhand einer Umfrage in Bern; Manuel Bächle, stellvertretender Leiter Wohnunter Mitarbeitenden des Windspiels und der Institution heim Windspiel a.i.; Andreas Fink, Leiter Tageszentrum
«Kantonales Wohnen» des Departements für Wirtschaft, Klosterfiechten in Basel und Peter Schöberl, Teamleiter der
Soziales und Umwelt in Basel wurden die Teilnehmer an- Wohngruppe Katt im Wohnheim Windspiel. ■
geregt, ihre eigene Haltung zu reflektieren und sich ausManuel Bächle, stv. Leiter Wohnheim Windspiel a.i.
zutauschen.
17
Privatklinik
Abteilungsleiterin Pflege Jolanda Wenger (links) und Oberärztin Kristine Ewert.
Neue Therapien helfen
älteren Patienten
Ein Schwerpunkt der Privatklinik der Psychiatrie Baselland liegt in der Therapie
älterer Menschen. Dafür werden spezifische Behandlungen angeboten, die diesen
Patienten gerecht werden. Die ausgebaute und erweiterte Privatklinik wird
seit zwei Monaten betrieben. Die neuen Räume sind freundlich, zweckmässig
und werden sehr gelobt.
18
Die Privatklinik der Psychiatrie Baselland ist nach dem Ausbau und der Neueröffnung Anfang Mai gut angelaufen.
Die neu gestalteten Patientenzimmer, Aufenthaltsräume
und das neue Wellnessbad sind sehr grosszügig und schön
geworden.
Speziell für ältere Patienten hält die Privatklinik ein hochstehendes und vielfältiges Therapieangebot bereit. Es werden Patienten behandelt, die an einer Depression oder
Angststörung leiden oder Menschen mit psychosozialen
Belastungsstörungen aufgrund einer veränderten Lebenssituation in einer späten Lebensphase. Weiter werden Menschen mit einer beginnenden demenziellen Entwicklung
behandelt.
Generationen übergreifendes Angebot
Die Psychiaterin und Neurologin Kristine Ewert arbeitet
seit Februar 2015 als Oberärztin im Team der Privatklinik. Sie bringt viel Erfahrung im therapeutischen Arbeiten
mit geriatrisch-gerontopsychiatrischen Patienten mit. Sie
schätzt es besonders, dass die Psychiatrie Baselland in ihrer Privatklinik ein Generationen übergreifendes und Lebensphasen spezifisches therapeutisches Angebot machen
kann. «Gerade im höheren Lebensalter spielen körperliche
Erkrankungen im Zusammenhang mit psychischer Destabilisierung eine grössere Rolle», sagt Kristine Ewert. Neben
internistischen stünden neurologische Begleiterkrankungen an oberster Stelle. Hier ist es von Vorteil, dass Kristine
Ewert die Facharztausbildung für Neurologie und für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert hat.
Therapiekonzept für ältere Patienten
Die Psychiatrie Baselland setzt auf einen gesprächsorientierten Therapieansatz und auf eine menschliche, vertrauensvolle und intensive Beziehung. «Die therapeutische
Beziehung ist wesentlich für den Erfolg einer Psychotherapie. Diese Erkenntnis aus der Forschung wird bei uns ernstgenommen», sagt Chefarzt Prof. Dr. Joachim Küchenhoff.
Dieser Ansatz gilt für alle Behandlungen in der Privatklinik
und ist die Grundlage auch für die Therapien mit den Pa­tientinnen und Patienten über 65 Jahren.
Jolanda Wenger ist pflegerische Abteilungsleiterin der Privatklinik. Ihr ist es ein grosses Anliegen, dass die pflegerischen Bezugspersonen aus ihrem Team eine sehr hohe
Pflegefachqualität bieten. Mitarbeiterinnen aus dem Pflegefachteam sind im Bezugspersonensystem den Patienten
zugeteilt und betreuen diese vom Eintritt bis zum Austritt.
Die Pflegefachleute stehen täglich am intensivsten mit den
Patienten im Kontakt und sind für diese eine wichtige Begleit- und Ansprechperson im Alltag, für soziale Belange
oder auch für die Umsetzung der gemeinsam vereinbarten
Therapie. Sie besprechen im Kernteam, das sich aus dem
behandelnden Therapeuten und der pflegerischen Bezugsperson zusammensetzt, zusammen mit den Patienten und
ihren Angehörigen die Behandlungs- und Austrittsplanung.
Auch für Jolanda Wenger und ihr Pflegefachteam steht die
Arbeit der therapeutischen Beziehung an erster Stelle.
Gruppentherapie
Ein besonderes Gewicht legt die Privatklinik auf Gruppentherapien, welche auch spezifisch auf ältere Menschen
ausgerichtet sind. Das spezielle Angebot auf der Abteilung
umfasst folgende Gruppen: Gruppe der dritten Lebensphase, progressive Muskelrelaxationsgruppe (Muskelentspannung), Gedächtnisgruppe und die Aktivierungsgruppe. Es
gibt auch andere Gruppen, in denen ältere Menschen teilnehmen können, die jedoch nicht spezifisch nur für dieses
Alterssegment angeboten werden. Das sind zum Beispiel
psychotherapeutische Gesprächsgruppen, Ergotherapie
und das Achtsamkeitstraining.
«Neu bieten wir eine pflegerisch geleitete Aktivierung für
ältere Menschen auf der Abteilung an», erläutert Jolanda
Wenger. Dies ist eine grosse Unterstützung für Menschen,
die noch nicht am Ergotherapieprogramm teilnehmen können, das ausserhalb der Abteilung angeboten wird. In der
Aktivierung wie in der Ergotherapie wird mit verschiedenen Materialien gearbeitet. Dazu gehören Ton, Filz, Seide
oder ähnliches. Nach Möglichkeit wird dem Wunschmaterial oder der Wunschaktivität des Patienten entsprochen.
■
Die Terrasse der Privatklinik bietet Ruhe und Entspannung mit Blick auf den Tierpark.
Chefarzt Prof. Dr. Joachim Küchenhoff, der das Erstgespräch
mit den Patienten führt.
Gesprächsgruppen «dritte Lebensphase»
Die Privatklinik bietet psychotherapeutische Gesprächsgruppen mit psychoedukativen Elementen an. Psychoedukativ heisst, dass das Krankheitsverständnis und der
selbstverantwortliche Umgang mit der Krankheit sowie
deren Überwindung gefördert werden. Diese Gesprächsgruppen werden von Oberärztin Kristine Ewert und
einer Pflegefachperson geleitet. Gemeinsam besprochen
werden Themen, welche die dritte Lebensphase betreffen.
Dies umfasst den Umgang mit erlebten Defiziten sowie
deren Bewältigung.
In der dritten Lebensphase verändern sich die Gesundheit
des Körpers und das soziale Umfeld. Auf körperlicher
Ebene kann zum Beispiel der Schlafrhythmus ein anderer
sein oder das Seh- oder Hörvermögen abnehmen. Im
sozialen Leben spielen in diesem Lebensabschnitt häufig
der Abschied vom Berufsleben, von Freunden und
Familienangehörigen und deren Folgen für das soziale
Leben eine Rolle.
Diese Veränderungen können zu psychischen Krisen führen. Unter fachkundiger Anleitung der Gruppenführung
tauschen die Patientinnen und Patienten ihre Erfahrungen aus und lernen in der Gruppe voneinander. Im
gemeinsamen Austausch werden die Erfahrungen der
Patienten, sowie das Fachwissen der Gruppenleitung eingebracht.
Es ist der Privatklinik ein grosses Anliegen, die schwierigen Themen in der Gesprächsgruppe anzusprechen,
einen Austausch zu fördern und Unterstützung zu bieten.
So können bestehende Fähigkeiten offengelegt und wiederentdeckt werden. Oder die Patienten fassen Mut, Neues
zu erproben, um den Alltag besser zu bewältigen.
19
Neuer Verwaltungsrat
«Mich reizt der Einblick in
ein ganz anderes Metier»
Der neue Verwaltungsrat der Psychiatrie Baselland, Mirko Tozzo,
hat sich von der Pike auf zum Unternehmer hochgearbeitet. Zuverlässigkeit und
Ehrlichkeit seien für ihn wichtige Werte, sagt der Chef des Tiefbauunternehmens Tozzo-Gruppe.
Der Unternehmer Mirko Tozzo ist seit 1. April 2015 neues
Mitglied des Verwaltungsrates der Psychiatrie Baselland.
Der 52-jährige ist in «Ammel» aufgewachsen – in der
Oberbaselbieter Gemeinde Anwil. Als Jugendlicher half
er bei Bauern des Dorfs mit. Das gefiel ihm sehr, und er
machte eine landwirtschaftliche Lehre. Doch dann eröffnete sein Vater ein Baugeschäft. Mirko und seine beiden
Brüder stiegen ins Familienuternehmen ein. Als Vorbereitung darauf absolvierte Mirko eine zweite Lehre als Strassenbauer.
Vom Landwirt zum CEO
So begann sein Weg, der ihn schliesslich an die Spitze der
Tozzo-Gruppe führte, die aus fünf Firmen besteht. «Ich
habe meine Sporen von der Pike auf abverdient», erzählt
der CEO eines der führenden Unternehmen im Tief- und
Strassenbau der Nordwestschweiz. Stufe um Stufe arbeitete er sich empor – vom einfachen Strassenbauer, über
den Polier und Bauführer zum Geschäftsführer. Daneben
Der Unternehmer Mirko Tozzo, neu im Verwaltungsrat der Psychiatrie Baselland.
20
erwarb er sich die erforderlichen Kompetenzen – in Unternehmensführung und Finanzbuchhaltung. «Aber im
Wesentlichen», sagt er, «habe ich mich durch Learning by
doing und immer neue Erfahrungen weiterentwickelt.»
Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit
Die drei Brüder haben die Firma Ende der Neunzigerjahre
vom Vater übernommen. Und sie haben immer am gleichen Strick (und in die gleiche Richtung) gezogen – einer der Gründe für den Erfolg des Unternehmens. Dieses
zählte zu Beginn eine Handvoll Mitarbeiter, heute sind es
300. «Ein weiterer Grund ist die Beharrlichkeit und Konti­
nuität, mit der wir immer zu Werk gegangen sind», sagt
Mirko Tozzo. «Und die Werte, für die wir einstehen», fügt
er an. Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit sind für ihn ganz
wichtig.
Ausser seiner Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident der
Tozzo-Gruppe und Geschäftsführer zweier Gruppen-Firmen ist Tozzo im Zentralvorstand der Wirtschaftskammer
Baselland und im Vorstand des Baumeisterverbandes beider Basel engagiert. Die Firma und die vielen Kontakte im
Berufsleben füllen ihn aus. Viel Freizeit bleibt da nicht.
«Wenn ich abends nach Hause komme, ist der Tag gelaufen.» In der Regel dreht er dann eine Runde mit seinem
Hund.
Professionelle Hilfe manchmal nötig
Mirko Tozzo lebt heute in Giebenach – immer noch im
Oberbaselbiet. Er ist ein mit der Scholle verbundener
Mensch, dem jegliche Allüre abgeht, gleichzeitig aber weltoffen, am politischen Geschehen und an gesellschaftlichen
Fragen interessiert. Im Verwaltungsrat der Psychiatrie Baselland, in dem er Regierungsrat Thomas Weber ersetzt,
sind seine Kenntnisse als Baufachmann gefragt.
Doch Tozzo interessiert sich auch für die Psychiatrie. «Mich
reizt der Einblick in ein ganz anderes Metier; zu sehen,
welche Herausforderungen dort bestehen.» Dass der Psychiatrie eine wichtige Funktion zukommt, steht für ihn
ausser Frage. Seine Sensibilität dafür hat er in seiner Firma geschärft: «Ich sehe, mit welchem Druck und welchen
Problemen die Leute heutig fertig werden müssen.» Für
ihn ist klar: «Bei einer Krise braucht es eben manchmal
professionelle Hilfe.» ■
Heinz Heer, freier Mitarbeiter
Rubrik Unterrubrik
Stiftung
Tierpark
Erste Ziele erreicht –
weitere Anstrengungen nötig
In den ersten zwei Jahren unter der vollen Verantwortung der Stiftung Tierpark Weihermätteli sind die gesteckten Ziele für den Tierpark
erreicht worden. Dank der engagierten Arbeit
des Stiftungsrates und des Tierparkteams wurden
die Finanzierung sichergestellt, weitere Schritte
auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft gemacht,
Erneuerungs- und Verbesserungsvorhaben geplant und teilweise umgesetzt, der Bekanntheitsgrad des Tierparks gesteigert sowie seine
hohe Qualität und seine emotionale Verankerung
in der Bevölkerung erhalten und ausgebaut.
So haben wir im vergangenen Jahr Wege saniert
und dadurch die Rollstuhlgängigkeit erhalten,
Zäune und Tore erneuert, ein neues Meerschweinchenhaus erstellt, den Ponystall teilweise verbessert, einen Platz mit Verbundsteinen saniert,
den Bachlauf korrigiert und die Uferpartie neu
gestaltet. Wir haben uns über zahlreiche Geburten gefreut und die Jungtiere auf unserer
Homepage (www.tierpark-weihermaetteli.ch)
publiziert.
Wir haben an verschiedenen Veranstaltungen
mit einem Streichelzoo teilgenommen, so an der
MUBA 2014 und 2015 (Bilder in den Medien vom
offiziellen Tag mit Bundesrat, Regierungsräten aus
Basel-Stadt und Basellandschaft), an den Begegnungstagen der Psychiatrie Baselland, am
Ebenraintag in Sissach, am Weihnachtsmarkt in
Liestal. Dabei konnten wir immer wieder die
eindrückliche Beliebtheit unseres Tierparks feststellen, die den grossen Einsatz des Tierparkteams und des Stiftungsrats widerspiegeln und
rechtfertigt.
Das Tierpark-Helferteam in gespendeten Jacken mit Logo
Auch finanziell stehen wir gut da, bezogen auf
die ersten zwei Betriebsjahre unter der Führung
der Stiftung. So haben wir bis heute knapp 400
Patinnen und Paten, die uns insgesamt CHF 50 000.–
einbringen (Bronze je 50, Silber 200, Gold 500
Franken pro Jahr). CHF 390 000.– durften wir als
Spenden und Sponsorenbeiträge entgegennehmen,
wovon CHF 170 000.– von der Psychiatrie Baselland. Von Gemeinden – vor allem der Einwohnerund Bürgergemeinde Liestal sowie von Lausen und
Frenkendorf – erhielten wir Unterstützungsbeiträge von gut CHF 70 000.–. Schliesslich verbuchten wir als Einnahmen aus diversen Verkäufen, Kranzablösungen sowie aus der freiwilligen Ponykasse CHF 40 000.–.
Dem Betriebsertrag von gut CHF 480 000.–
stehen Aufwendungen von rund CHF 500 000.–
gegenüber, was zu einem Verlust von knapp
CHF 20 000.– geführt hat. Dank den CHF 46 000.–,
die der Landrat für 2014 bis 2017 als jährlichen
Beitrag zur Kompensation des Pachtzinses
genehmigt hat, resultiert ein Gewinn von etwas
über CHF 26 000.–. Diesen Gewinn brauchen wir
als dringend notwendige Reserven für ertragsschwächere Jahre und für Investitionen.
Dieses gute und erfreuliche Ergebnis ist allerdings nur eine Momentaufnahme. Nur wenige Spender und Sponsoren haben sich für ein mehrjähriges finanzielles Engagement verpflichtet. Um die
Zukunft nachhaltig zu sichern, müssen die Stiftungsräte weiterhin mit grossem Engagement Spender und Sponsoren, Patinnen und Paten dazu motivieren, sich für den Erhalt dieses regionalen Bijous
zu engagieren. Diese Tätigkeit wird wirkungsvoll
unterstützt durch die immer stärker spürbare
grosse emotionale Verbundenheit der Bevölkerung
mit dem Tierpark, die harmonische Einbettung
des Tierparks in die herrliche Landschaft sowie die
hohe Qualität, welche durch das einsatzfreudige
Tierparkteam gewährleistet wird.
Wir danken allen Spenderinnen und Spendern,
Sponsorinnen und Sponsoren, Patinnen und Paten,
Helferinnen und Helfern herzlich für die wertvolle Unterstützung unseres Tierparks Weihermätteli. Wir brauchen diese auch in Zukunft, um
die Existenz und Entwicklung unseres Tierparks sicherzustellen.
Jean-Luc Nordmann
Stiftungsratspräsident
Das neue Pony «Apollo»,
vom Verein Inner Wheel gespendet
Danke ...
Gemeinde
Lausen
Karl Schopfer Fonds
Elsa Martha und Eduard StahlGreuter Stiftung
21
Persönlich
«Mir wurde bewusst, wie reich wir
eigentlich sind …»
Wohin, ausser nach Afrika, würden Sie gerne reisen und
warum?
Da kann ich mich nicht festlegen.
Wie erklären Sie sich ihre Leidenschaft für das Trommeln?
Speziell interessiert mich eine Form der Trommelmusik,
die sich in den Dörfern am Oberlauf des Nigers in Guinea
konserviert hat. Mich faszinieren die Vernetzung unter
den Stimmen und die stetige Interaktion zwischen den
Musikern, den Tänzern und der Festgemeinschaft. Durch
diese Verflechtung erlangt die Musik eine enorme Lebendigkeit. Sie zu erforschen, zu spielen und sie meinen
Schülern zu vermitteln, finde ich einfach heiss.
Abgesehen von Trommelmusik – welche Musik hören Sie
am liebsten?
Alter Soul, Blasmusik aus dem Balkan, ghanaisches
Highlife aus den Sechzigern, ambitionierter Pop und viele
andere Musik.
Was hat Sie kürzlich besonders gefreut?
Dass wir in der Tagesklinik Münchenstein die ange­
kündigte Reduktion um 20 Pflegestellenprozente nun
doch nicht umsetzen müssen. Da habe ich eine grosse
Gesprächsbereitschaft erlebt.
Was hat Sie kürzlich besonders geärgert?
Lukas Zimmerli mit seiner Trommel in Afrika.
Fragen an Lukas Zimmerli, dipl. Pflegefachmann an der Tagesklinik Münchenstein
Lukas Zimmerlis (1977) grosse Leidenschaft ist das
Trommeln. Mit 16 Jahren entdeckte er die afrikanische
Trommel, die Djembé. Jahrelang lernte er dieses
Instrument und reiste dazu nach Afrika. Lukas Zimmerli
gibt Unterricht, begleitet Tanzkurse und spielt in verschiedenen Formationen.
Ich nerve mich über die weitverbreitete Vorstellung, dass
eine Verbesserung nur durch stetiges Wachstum und eine
ständig verbesserte Effizienz möglich ist.
Welcher Zeitepoche würden Sie gerne einen Besuch
abstatten?
Ich glaube wir leben in einer interessanten, herausfordernden Zeit. Ich spüre kein Interesse, eine andere Epoche zu besuchen.
Von wem sind Sie ein grosser Fan?
Eva Grdjic, die Heldin des täglichen Comics im «TagesAnzeiger». Sie ist Kassiererin in einem fiktiven Einkaufszentrum, kann alles und ist ein Leuchtturm der Achtsamkeit und der Genügsamkeit.
_diagonal: Was fasziniert Sie an Afrika?
Dass es so anders ist als die Klischees, die hierzulande
gerne bemüht werden. Vieles funktioniert einfach komplett anders, es gibt so vieles zu entdecken. Obwohl ich
mittlerweile fast ein Jahr in Westafrika unterwegs gewesen bin, kratze ich noch immer an der Oberfläche.
Welche Erfahrungen aus Afrika waren für Ihr Leben wichtig?
22
Mir wurde bewusst, wie reich wir eigentlich sind und
wie wenig wir es zu schätzen wissen, dafür immer mehr
wollen. Und dass ich darauf «keinen Bock» habe.
Gibt es neben der Musik noch etwas anderes, das Ihre
Leidenschaft weckt?
Ja, Reisen, Film und natürlich meine Frau.
Was kann Sie auf die Palme bringen …
Intransparenz und unlösbare Aufgaben.
… und wie kommen Sie am schnellsten wieder runter?
Durch ernst gemeinte Gesprächsangebote und das Suchen
nach Lösungen.
Personelles
1. Januar bis
30. April 2015
Eintritte
Jubiläen
Januar
10 Jahre
Nonnato Sandro
Ricardo
Fachmann Gesundheit
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Abu Frih Aiada
Assistenzarzt
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Bader-Stopa Sylwia
Angestellte AuB
Arbeit und
Beschäftigung
Bäumler Salome
Psychologin
Ambulatorien und
Tageskliniken Liestal
Gazel Onur
Chauffeur Facility Managment
Gmeiner Andrea
Dipl. Pflegefachfrau
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Hertrich Verena
Assistenzpsychologin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Lüthi Thomas
Leiter Kommunikation
Direktionsstab
Osmani Lumturije
Mitarbeiterin Cafeteria Facility Managment
Petit Florencia
Assistenzpsychologin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Spreyermann
Dorothea
Dipl. Pflegefachfrau
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Worel Andreas M.
Assistenzarzt
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Rich Urs
Sachbearbeiter Buchhaltung Finanzen
Februar
Müller Tabea
Psychologin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Adrian Benedikt
Job Coach Arbeit und
Beschäftigung
Amweg Sonja
Leiterin Direktionssekreatriat
Psychiatrie Baselland
Wittmann Rüdiger
Assistenzarzt
Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal
Bouhafs Abdelati
Angestellter AuB
Arbeit und Beschäftigung
01.01.2015
Bertschi Martin
Böller Nelly
Assistenzpsychologin
Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal
Litscher Doris
Mitarbeiterin Tagesklinik
Ambulatorien und
Tageskliniken Liestal
Christen Marina
Assistenzpsychologin
Ambulatorien und
Tageskliniken Liestal
01.01.2015
Richter Kornelia
Ewert Kristine
Oberärztin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Greiner Marge
Mitarbeiterin Küche
Facility Management
Gschmaiss Rosmarie
Job Coach Arbeit und
Beschäftigung
Hambrecht Sabine
Assistenzpsychologin
Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal
Jacob Nadja
Psychologin Ambulatorien und Tageskliniken Bruderholz
Kampl-Wünsche
Kathleen
Aktivierungstherapeutin Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Kluth Mirjam
Arztsekretärin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Maître Gérôme
Dipl. Pflegefachmann
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Möller Andreas
Koch
Facility Management
NjegovanSarah
Fachfrau Gesundheit
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Sartor Stephanie
Personalfachfrau
Psychiatrie Baselland
Stroh Rahel
Dipl. Pflegefachfrau
Ambulatorien für
Abhängigkeitserkrankungen Reinach
April
März
Lange Elisabeth Maria
Assistenzärztin
Ambulatorien und
Tageskliniken Bruderholz
Cooper Nadine
Dipl. Pflegefachfrau
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Föll Stephan
Assistenzarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal
Karymov Veronika
Mitarbeiterin
Betreuung
Wohnheim Windspiel
Liniger Patric
Angestellter AuB
Arbeit und Beschäftigung
Furer Livia
Assistenzpsychologin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
01.01.2015
Ebner Markus
01.03.2015
Cetinkaya Aydin
01.03.2015
Sufryn Elisabeth
01.03.2015
Hunziker Simone
01.04.2015
Wohlgemuth Patrik
01.01.2015
Denz Dieter
01.01.2015
Feuerstack-Zillert
Petra
Mannhart Gabriela
Angestellte AuB
Arbeit und Beschäftigung
SchwejdaChristoph
Oberarzt
Ambulatorien
und Tageskliniken
Münchenstein
Meier Flavia
Fachfrau Gesundheit
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Wlizlo Krystyna
Dipl. Pflegefachfrau
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Mürke Eik
Assistenzarzt Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Meier Petra
Assistenzpsychologin Ambulatorien
und Tageskliniken
01.02.2015
Münchenstein
Stokanovic Miroslav
Schnell Lara
Psychologin
Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal
40 Jahre
01.02.2015
Meier Sabine
01.04.2015
Kontic Luzia
Eigenmann-Furler
Assistenzpsychologin Katharina
Ambulatorien und
Tageskliniken Liestal
15 Jahre
Pitsch Janine
Sekretärin Pflege01.01.2015
dienst Klinik für
Homp Marret
Psychiatrie und Psy20.01.2015
chotherapie
Kanana Franklin
Sadiku Ajnure
01.04.2015
Mitarbeiterin RoomBordin Marlene
service
Facility Managment
20 Jahre
Schlensker Sigurd
Assistenzarzt
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
01.04.2015
Ceniviva-Serrao
Giuseppe
25 Jahre
01.01.2015
Meier Marianne
01.01.2015
Trachsel-Saier Elke
Pensioniert
31.03.2015
De Russi-Soligo
Tranquilla
01.04.2015
Bonic-Blazevic Martin
01.04.2015
Kaiser-Rüttnauer
Hans-Dieter
35 Jahre
01.01.2015
Zuckschwert Vera
Sollberger Daniel
Chefarzt ZPP/ZPS
Erwachsenenpsychiatrie
Widmer-Renfer
Bettina Marketing
Managerin
Direktionsstab
Müller Beata
Assistenzpsychologin
Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
01.02.2015
Zimmermann Céline
23
Ausstellung: «drei Künstler – drei Wege»
Die Basler Künstler Peter Baer, Werner Merkofer und Markus
Kaufmann zeigen Bilder in den Räumen der Psychiatrie Baselland,
Erdgeschoss Haus B, Bienentalstrasse 7, Liestal, täglich geöffnet
bis 15. November 2015, von 8 Uhr bis 18 Uhr
Eröffnungsanlass der Privatklinik
der Psychiatrie Baselland
Donnerstag, 20. August 2015, 16 Uhr, im Mehrzweckraum
Haus A der Psychiatrie Baselland, Bienentalstrasse 7, Liestal
Rundgang, musikalische Begleitung durch die
«Helvetic Fiddlers» und Apéro
Jazz-Matinée
Sonntag, 23. August 2015 in der Gartenwirtschaft
der Psychiatrie Baselland, Bienentalstrasse 7, Liestal
ab 9 Uhr Kaffee und Gipfeli
9.30 Uhr ökumenischer Gottesdienst
ab 11 Uhr Konzert mit der Steppin Stompers Dixieland Band
Festwirtschaft, Ponyreiten, Kutschenfahrten und Wurfspiele
im Tierpark
diagonal, Info-gazettE
der PsychiatriE BasElLand
Impressum
Herausgeber
Jahres-Symposium 2015
der Psychiatrie Baselland
Direktion der
Psychiatrie Baselland
A
P.P.
4410 Liestal
Redaktion
Donnerstag, 12. November 2015
Thomas Lüthi
Trennung, Trauer und Neubeginn im Verlaufe eines Lebens und
im Kulturvergleich; Details folgen später
Gestaltung
vista point, Basel
Titelbild
Blick vom Passwang in Richtung
Belchenregion und Chellenchöpfli.
Foto: Roland «Bill» Moser
Druck
Thoma AG, Basel
diagonal erscheint 3-mal jährlich
Ausgabe Nº1– 2015, Juli 2015
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Psychiatrie Baselland sind eingeladen,
Themenvorschläge, Artikel oder Berichte
einzureichen. Wenden Sie sich dazu bitte
an die Redaktionsleitung: Thomas Lüthi,
Tel. 061 553 50 11, [email protected]
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

Documents pareils