Durch die Schluchten und Täler des Balkans
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Durch die Schluchten und Täler des Balkans
www.vda-globus.de ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND G 3560 44. Jg. Heft 3/2012 IM BLICKPUNKT Durch die Schluchten und Täler des Balkans BeGeGNUNGeN: JUGeNd: GesChIChTLIChes: Russlanddeutsche nördlich des Polarkreises Spielen, lernen und feiern in Oberschlesien Deutsche Einwanderung nach El Salvador Der Deutsch-Argentinische Kultur- und Sportverband grüßt im Namen all der uns angeschlossenen Vereine und Gemeinschaften zum Gedenken des Tages der Deutschen Einheit und dem Gedenken an unsere Vorfahren, die uns dies Erbe hinterließen, auf das wir stolz sein können und es pflegen wollen und somit unserer heutigen Heimat – Argentinien – damit danken. Titelfoto: Der Ohrid-See auf der albanisch-mazedonischen Grenze sowie die Stadt Ohrid in Mazedonien zählen zu den von der UNESCO anerkannten Stätten des Weltnaturerbes bzw. Weltkulturerbes. Die Altstadt mit den zahlreichen Kirchen und Klosteranlagen zeugt von ihrer jahrhundertealten Bedeutung als religiöses Zentrum. Das Bild zeigt die Kirche St. Johannes. (Foto: Wikimedia CC-Lizenz Amazone7) Impressum Herausgeber: Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA), gegr. 1881 als „Allgemeiner Deutscher Schulverein”, vertreten durch Hartmut Koschyk, MdB Globus erscheint vierteljährlich in der VDA-Verlags- und Vertriebs-GmbH Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin, Telefon (0 22 41) 2 10 71, Fax (0 22 41) 2 92 41, E-Post: [email protected], Internet: www.vda-globus.de Redaktion: Dr. Wolfgang Betz (Chefredakteur) Fliederstraße 14, D-91564 Neuendettelsau, Telefon (0 98 74) 77 69 47, Fax (0 32 21) 1 37 30 61, E-Post: [email protected] Gestaltung und Herstellung: druckpunkt tübingen, Jopestraße 8, D-72072 Tübingen, Tel. (0 70 71) 9 15 06-11, Fax (0 70 71) 9 15 06-20, E-Post: [email protected], www.druckpunkt-tuebingen.de Jahresabonnement: Jahresabonnement in Deutschland 20 Euro einschließlich Versand, andere Länder auf Anfrage. Zusätzlicher Einzelbezug auf Anforderung pro Heft 4 Euro zzgl. 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Informationen bei: [email protected] Ein Wort voraus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Reiseberichte Durch die Schluchten und Täler des Balkans . . . . . . . . 4 „Die deutsche Umgangssprache hat sich bis heute gehalten“ – Besuch in Danzig . . . . . . . . . . . 8 Begegnungen Religiöses und kulturelles Brauchtum der Ungarndeutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Deutsche Gäste bei Russlanddeutschen nördlich des Polarkreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 „Menschen in der Zeit“: Alfons Nossol – 80 Jahre . . . 14 Jugend Die Arbeit der Schule und des Kindergartens des Vereins Pro Liberis Silesiae in Raschau/OS. . . . . . 16 Deutsche Jugend in der Ukraine 2012: Kurs auf Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Germanistikstudium an der Universität von Lomé, Togo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 VDA-Briefmarkentauschbörse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 VdA-Fotowettbewerb Wird aus Kaliningrad wieder Königsberg?. . . . . . . . . 21 Geschichtliches Deutsche Einwanderung nach El Salvador. . . . . . . . . 22 Rund um den Globus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Briefe an die Redaktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Bundesverband VDA-Gremien tagten in Berlin – Bundesgeschäftsführer Helmut Graff verabschiedet . 36 Auszüge aus dem Bericht des Geschäftsführers zur VDA-Hauptversammlung 2012 . . . . . . . . . . . . . . 37 Auslandskulturarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Aus den Landesverbänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Verein Anschriften des VDA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 aus r o v t r o W Ein Liebe Leserin, lieber Leser! Wer sich das Empfinden für die Natur bewahrt hat, der lebt bewusst mit den Jahreszeiten. In unseren Obstgärten in Deutschland steht jetzt nach dem warmen Sommer eine reiche Ernte an. Dieses Bild drängt sich auch beim Blick in den Posteingang der GLOBUS-Redaktion auf: Wir können jetzt allerlei Reisefrüchte unserer VDAMitglieder genießen, die in den Sommerferien gerne auf Reisen gegangen sind, alte Beziehungen zu Landsleuten im Ausland gepflegt haben oder entdeckungsfreudig neue Wege suchten. Ebenso erfahren wir auch aus Briefen von ausländischen Lesern, wie sie sich über Besucher aus Deutschland freuten, was sie gemeinsam unternahmen und welche weiteren Pläne sie schmieden. Gleiches gilt natürlich für die Gäste, die wir bei uns willkommen heißen durften. Reiseberichte und Begegnungen durchziehen diese GLOBUSAusgabe wie ein roter Faden, und können doch nur beispielhaft für die Unternehmungslust stehen, die vielen unserer Leser zu eigen ist. Wenn Sie vom Reisefieber angesteckt werden, ist das durchaus gewollt. Den VDA und die Redaktion erreichen auch immer wieder Anfragen, Kontaktadressen von auslandsdeutschen Organisationen zu vermitteln. Wir helfen hierbei, so gut wir können und freuen uns, wenn dadurch ein freundschaftlicher Austausch entsteht. Vielleicht lassen Sie sich auch einmal als Gastfamilie für den VDA-Schüleraustausch gewinnen oder weisen in Ihrem Freundeskreis auf unsere Programme hin. Die Nachfrage junger Leute nach Gastschulaufenthalten in Deutschland liegt beständig über unseren Möglichkeiten und es ist für viele enttäuschend, wenn sie eine Absage erhalten. In den vorherigen Ausgaben unserer Zeitschrift haben Sie bestimmt verfolgt, wie Jugendliche im Ausland mit Feuer und Flamme die Wurzeln ihrer Familie erforschen, wenn erst einmal der Funke übergesprungen ist. Einen Gastaufenthalt bei einer Familie in Deutschland ermöglicht zu bekommen, wäre für viele die Krönung ihrer Anstrengungen. Das gilt selbstverständlich auch für diejenigen Schüler und Studenten, die mit viel Fleiß Deutsch als Fremdsprache lernen und auf uns zukommen. Im Mittelpunkt unseres geschichtlichen Rückblicks steht dieses Mal die Einwanderung Deutscher nach El Salvador, worüber Jürgen Hübner aus erster Hand berichtet. Es sind zwar nicht viele Familien, die dort ansässig wurden, doch es lohnt sich, deren Spuren nachzugehen. Immerhin ist Deutschland – so sagt es die Deutsch-Salvadorianische Auslandshandelskammer – traditionell der wichtigste Abnehmer von salvadorianischem Rohkaffee und Lieferant von Technologie, Fertigprodukten und Rohstoffen für die salvadorianische Industrie. Nach El Salvador, dem kleinsten Land Zentralamerikas, unterhält der VDA besonders gute Beziehungen: durch den lebhaften Schüleraustausch mit der Deutschen Schule San Salvador und durch die VDA-Chorleiterseminare, die unter der Leitung von Professor Hans-Peter Schurz weit nach Mittelamerika ausstrahlen und auch Dirigenten aus benachbarten Ländern einbeziehen. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesem Heft, interessante Einblicke und grüße Sie herzlich Ihr Dr. Wolfgang Betz Stellv. Bundesvorsitzender des VDA Kaffee ist das Hauptprodukt der Landwirtschaft in El Salvador. Die „Pipil“ sind ein dort einheimisches indigenes Volk. Deutsche Röstereien in Bremen gehören zu den größten Abnehmern salvadorianischen Rohkaffees. (Foto: Betz) 3 3/2012 Reiseberichte durch die schluchten und Täler des Balkans ... Mit der Bahn zu Slawen, Skipetaren und Deutschen Von Hermann Neidhart, Neuried bei München Bahnfahren ist entspannend – wenn man mal die Fahrkarte für die ersten knapp 1000 km (bis Belgrad) hat und im Zug sitzt. Auch wenn die Reise mit eher geringem Komfort durch rund zehn Balkanländer geht – wie diesmal, kurz nach Ostern 2012. Die Halbetappe im Liegewagen aus München endet am nächsten Vormittag in Budapest. Dreißig Minuten bleiben für’s Umsteigen in den Belgrad-Express. Später, um die Mittagszeit, wird bei Subotica, an der ungarisch-serbischen EU-Außengrenze, penibel kontrolliert. Zu den „letzten deutschen“ in der Vojvodina In Novi Sad (dt. Neusatz), der Hauptstadt der serbischen Provinz Vojvodina, überquert der Zug die Donau und ist gegen 17 Uhr in Belgrad Hauptbahnhof. Hier reicht die Zeit für einen Kurzbesuch bei der Deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut. Serbiens Eisenbahngesellschaft ZS (Zeleznice Srbije) unterhält ein frisch renoviertes, kleines Bahnmuseum. Der langjährige, bereits „zum Inventar gehörige“ Restaurator Brano zeigt gern Dokumente über die Inspektion einheimischer Dampfloks durch deutsche Firmen wie Hanomag. Brano kann Besucher immerhin mit ein paar Deutsch-Brocken wie „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ erfreuen. Aber dann steht nochmal Novi Sad auf dem Programm. Dort wartet An- Ein deutsches Prüfdokument im Belgrader Bahnmuseum 4 dreas Bürgermayer, Vorsitzender der Deutschen Gemeinschaft der Donauschwaben und Redakteur der Zeitschrift „Mitteilungen“, in der Kozaracka-Str. 6 im Vereinsheim der „Donau“. Das in dieser Gegend gebraute Bier verdrängt ein bisschen das Traurige aus seinen Erzählungen über die Vergangenheit der deutschen Minderheit. Nur zwei Zahlen daraus sollen festgehalten werden: Während heute nur noch einige hundert Donauschwaben in der Vojvodina leben, waren es in den 1940er-Jahren eine halbe Million Deutschstämmige! Kaum einer davon hat die alte Heimat, deren Besiedlung bereits im 17. Jahrhundert begann, freiwillig verlassen; fast alle wurden deportiert, vertrieben oder haben noch Schlimmeres erlebt. Reiseberichte 3/2012 Andreas Bürgermayer im Vereinsheim „Donau“ Jubiläumsplakat der Donauschwaben Auf Umwegen ins Kosovo Am Belgrader Hauptbahnhof wartet eine Überraschung, mit der nicht unbedingt zu rechnen war: Weder am internationalen noch am Inlandsschalter ist eine Fahrkarte in Richtung Kosovo erhältlich. Sobald dieser Name oder auch nur eine Stadt in Grenznähe erwähnt wird, gehen alle Läden runter: Es wird keine Auskunft mehr erteilt, kein Ticket verkauft – und angeblich fahren auch keine Züge dorthin. Aber es gibt ja eine Alternativstrecke, nämlich die Anreise über Nis und Skopje. Die Fahrkarte zur mazedonischen Hauptstadt wird in Belgrad ohne weitere Umstände ausgestellt. An einem Sonntagmorgen um 7.50 Uhr gehts dann also mit dem BalkanExpress auf Weiterreise. Leider führt die serbische Staatsbahn keinen Restaurantwagen für die zehnstündige Fahrt mit. Bei Presovo/Tabanovci wird die mazedonische Grenze passiert, und von Skopje sind es keine 100 km mehr nach Prishtina im Kosovo, dem früheren Amselfeld. Nachdem die ehemalige jugoslawische Provinz sich 2008 für unabhängig erklärt hatte, übernahm die Staatsbahn ZS kurz darauf wieder die Kontrolle über ihr Schienennetz im – überwiegend von Serben bewohnten – Nord-Kosovo, und zwar bis Zvecan bei Mitrovica. Über die Brücke von Mitrovica Beiderseits des Flusses Ibar, der nun die Grenze zwischen dem Nord- und Südteil des Kosovo bildet, liegt Mitrovica. Hier endet zwar nicht rechtlich, aber tatsächlich die kosovarische Staatsgewalt (im Mai 2012 haben knapp 95 % der Nordkosovaren für eine Zugehörigkeit zu Serbien gestimmt). Die über den Fluss führende Brücke ist für den Fahrzeugverkehr gesperrt – mittels von den Serben aufgeschütteter riesiger Kieshaufen. Ausländer werden zu Fuß durchgelassen und weder von den auf der Südseite stationierten Kfor-Soldaten der internationalen Schutztruppe noch von den serbischen Kräften auf der Nordseite kontrolliert. Da hier immer wieder Unruhen ausbrechen, kreisen auch KforHubschrauber über Brücke und Flussgrenze. Der kosovarische, deutschsprechende Taxifahrer ist erstaunt über das gewünschte Fahrtziel: die Brücke von Mitrovica. Da wolle niemand hin, und schon gar keiner gehe hinüber. Ganz geheuer ist es hier natürlich nicht, die Kfor-Soldaten meinen nur, es sei besser, hier nicht zu fotografieren. Aber was sein muss, muss sein! Auf der anderen Seite, hinter der Brücke, bekommt man leicht ein anderes Taxi zum nordkosovarischen Bahnhof von Zvecan. Dort hocken zwei Bähnler im Büro des Stationschefs und berichten Erstaunliches: Zweimal täglich fahren von hier Personenzüge der Staatsbahn ZS nach Belgrad – und von dort wieder zurück zur derzeitigen Endstation Zvecan! Na sowas: Hier freut man sich über Kundschaft, in Belgrad hingegen werden Fahrgäste mit falschen Informationen abgewiesen und verärgert! Man spricht deutsch und zahlt in euro Den Minibus zurück nach Prishtina bezahlt man in Euro. Kaum zu glauben, aber die europäische Währung haben sich die Kosovaren schon vor ihrer Unabhängigkeit zum amtlichen Zahlungsmittel erkoren. Nicht nur im Hotel in Prishtina, sondern auch mit mancherlei Leuten auf der Straße, mit Händlern und vor allem Taxifahrern spricht man häufig deutsch. Gerade die Taxler er- 5 3/2012 Reiseberichte Am Ohrid-see entlang nach Albanien Musikant in der Altstadt von Skopje, Mazedonien zählen gern von ihren Aufenthalten in Deutschland als Flüchtlinge während des Kosovo-Kriegs. Der Bahnhof von Prishtina liegt einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Die Zugfahrt bis Han i Elezit an der kosovarisch-mazedonischen Grenze kostet 50 Cent (= 1 Cent pro km!) und entspricht damit eher einem Trinkgeld. Da heute hier Endstation ist, muss im grenzüberschreitenden Verkehr bis Skopje wieder mal in ein Taxi umgestiegen werden. In Skopje gibt es erfreulicherweise einen deutschsprechenden Anwalt, der Autofahrer aus Mitteleuropa in Verkehrssachen vertritt. Auch existiert hier ein mazedonisch-deutscher Freundschaftsverein. Dank der Mazedonischen Eisenbahn MZ stehen erneut einige Stunden Zugfahrt an – bis Bitola, nur 20 km nördlich von Griechenland gelegen. Eine uralte Stadt mit der Ausgrabungsstätte Herculana aus griechisch-römischer Zeit. Der sprachkundige Führer kann natürlich auch Deutsch, der Taxifahrer ebenfalls. 6 Ein besonderer Glanzpunkt am Weg nach Albanien ist der wunderschöne Ohrid-See mit dem gleichnamigen Hauptort am Ostufer. Hier muss man zumindest die Altstadt mit ihren orthodoxen Kirchen besuchen, zur Festung hinaufsteigen und eine Bootsfahrt unternehmen. Von Ohrid führt der Weg weiter am Seeufer entlang bis zur albanischen Grenze, die mangels Transportmitteln auf ein paar Kilometern zu Fuß zu überqueren ist. In Pogradec, der ersten Stadt im Land der Skipetaren, beginnen zwar die Gleise der albanischen Staatsbahn HSH, der Personenschienenverkehr fängt aber erst kurz vor Elbasan an. Im dortigen Bahnhof fährt der „Tren Tirana“ (der letzte des Tages) um 12.52 Uhr zur Hauptstadt ab. Die Wirtin der Bahnhofsgaststätte ist zugleich Schalterbeamtin und verkauft zwischendurch Fahrkarten. In deutschen Personenwaggons (man erkennt sie an den Aufschriften) rumpelt man über die Hafenstadt Durres im Bummelzugtempo nach Tirana. Es ist recht warm draußen; statt einer Klimaanlage kann man die meisten Fenster öffnen, von denen viele gesprungen sind oder Steinwurflöcher haben. Die Deutschland-Bar in der albanischen Hauptstadt Ähnlich wie im Kosovo helfen auch in Albanien deutsche Einrichtungen stark beim Wiederaufbau mit. Am deutlichsten wird dies im Straßenverkehr sichtbar, wo Mercedes-Pkw jeden Alters absolute Spitzenreiter sind, speziell Taxis. Eine ganze Reihe von Cafés und Restaurants tragen deutsche Namen wie Hannover, Deutschland oder Wintergarten. Das Erlernen der deutschen Sprache ist hier sehr begehrt: sowohl das Goethe-Institut als auch ein Deutscher Lesesaal (Bibliothek) wirken dabei mit. der shkoder-see und Montenegro Das Hotel Kakudu in der nordalbanischen Stadt Shkoder wird von einem deutschsprechenden ehemaligen Mathematik-Professor geführt. Er holt einen Freund herbei, der als Lehrer sogar Deutsch unterrichtet. Im Stadtzentrum fällt auf, dass hier drei Gotteshäuser – ein katholisches, ein orthodoxes und ein muslimisches – in engem Abstand ein offenbar einträchtiges Dreieck bilden. Vorerst ist nun Schluss mit Zugfahren – an der Adria entlang gibt es keine Bahnlinie, lediglich ins Landesinnere hinein. Wieder dient ein Sammeltaxi als Verkehrsmittel: erst am Shkoder-See entlang und dann bei Ulcinj über die montenegrinische Grenze, mit der Hafenstadt Bar als Ziel. Der Fahrer übernimmt das Vorlegen der Pässe; das Gepäck bleibt großzügigerweise ungeprüft. In Montenegro, das erst seit 2006 unabhängig ist, gilt ebenfalls der Euro (davor die Deutsche Mark!) als Landeswährung – sehr praktisch für deutsche Touristen. Die Hauptstadt Podgorica ist nur eine Zugstunde vom Meer entfernt und liegt an der Gebirgsbahnstrecke Bar – Belgrad. Dabei umfährt die Bahn auch ein Stück den malerischen montenegrinisch-albanischen Shkoder-See. Reiseberichte 3/2012 Weiter der Adriaküste folgend, führt die Reise nun aber beständig heimwärts, über Budva und Kotor nach Kroatien. In Dubrovnik wird natürlich ebenfalls Station gemacht. Die Altstadt mit ihrer trutzigen Festungsanlage wurde Anfang der 90er-Jahre von Serben und Montenegrinern heftig beschossen, ist aber inzwischen vollständig wieder aufgebaut. Viele Kreuzfahrtschiffe legen im Adriahafen von Dubrovnik an; trotz Vorsaison wimmelt es von Touristen. Mostar und sarajevo in Bosnien Die Stadt Ploce ist fast nur Eisenbahnfreunden bekannt, denn hier beginnt die Bahnlinie nach Sarajevo durch das Nevreta-Tal. Da jedoch auch Mostar an dieser Strecke liegt, ist dort ein Zwischenhalt fällig – vor allem wegen der berühmten Steinbrücke „Stari Most“, einer prachtvollen Konstruktion, die in der orientalischen Altstadt über die Nevreta führt. Sie wurde 1993 von den Kroaten zerstört und 2004 mit internationaler Hilfe neu errichtet. Mindestens ebenso einen Besuch wert ist der weltbekannte Wallfahrtsort Medugorje, eine gute Busstunde südwestlich von Mostar. Hierhin pilgern seit etwa 30 Jahren rund eine Million Christen jährlich. In Mostar gibt es zahlreiche kriegsbeschädigte Gebäude, in Sarajevo aber noch viel mehr. Wie man weiß, Charmante Werbung für eine deutsch-bosnische Städtepartnerschaft wurde die Stadt und besonders ihr Marktplatz ab 1992 vier Jahre lang durch die serbische Armee von den umliegenden Bergen herab beschossen. Und bereits 1914 wurde hier, wo heute ein historisches Museum steht, der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand ermordet – Folge: der Erste Weltkrieg! Eine Art deutsche Insel ist einmal mehr das Goethe-Institut. Auf einem großen Plakat der Konstanzer Tageszeitung „Südkurier“ wird die Städtepartnerschaft zwischen Friedrichshafen am Bodensee und Sarajevo kundgemacht und von drei charmanten, deutschsprechenden Mitarbeiterinnen (Ana, Aida und Alina) erläutert. Müder Reisender im Zug von Tirana nach Shkoder in Albanien (Alle Fotos: Neidhart) die kroatisch-deutsche Gesellschaft Zweitletzter Reiseabschnitt: Sarajevo – Zagreb. Zunächst verläuft die Bahnstrecke durch das malerische Flusstal der Bosna. In Doboj wendet sie sich nach Westen, zur Verwaltungshauptstadt Banja Luka der Republika Srpska (in Bosnien-Herzegowina). Auch auf dieser Strecke hat der Krieg bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. In Zagreb ist der Sitz der Kroatisch-Deutschen Gesellschaft. Ihr Präsident Augustin Lukacevic hat diesen Verein zur Förderung von Freundschaft, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zwischen beiden Völkern 1992 mitbegründet. Alljährlich wird von ihm die zweisprachige Zeitschrift „Smotral/Rundschau“ herausgegeben. 2012 ist sie dem 20-jährigen Bestehen der Gesellschaft gewidmet. Wie der Schwesterverein „Donau“ in Novi Sad leidet auch dieser unter finanziellen Engpässen. Aber der fließend deutsch sprechende Präsident ist zuversichtlich, dass sein Werk weiterbestehen wird. – Einen halben Tag später ist die Balkantour nach reich gefüllten drei Wochen Fahrt in München wieder zu Ende. 7 3/2012 Reiseberichte „die deutsche Umgangssprache hat sich bis heute gehalten“ Besuch beim Bund der deutschen Minderheit in danzig Von Dr. Bernhard Grimm, Breisach Der Bund der Deutschen Minderheit Danzig mit Hauptsitz in Danzig vertritt die aus mehreren Ortsgruppen bestehende deutsche Minderheit in einem 1 Großteil der Wojwodschaft Pommern im Raum Marienwerder (Kwidzyn), Konitz (Chojnice), Stolp (Słupsk) und Danzig-Gdingen. Der Bund der Deutschen Minderheit wurde nach der Anerkennung der deutschen Minderheit durch die Republik Polen im Jahr 1990 eingerichtet. „Der Verein besteht aus etwa 5.000 Mitgliedern, davon alleine in Danzig knapp 2.000. Viele davon sterben leider weg. Im Danziger Club sind etwa 100 Mitglieder aktiv“, so der Vorsitzende Paul Sabiniarz. Der Sitz der Deutschen Minderheit in einem Jugendstilhaus in der ul. Warynskiego 36, früher Brösener Weg, in Danzig-Langfuhr ist der Begegnungsort für Kulturveranstaltungen und für die regelmäßigen Treffen. Das Haus mit einem fest angestellten Beschäftigten verfügt über eine deutschsprachige Bibliothek sowie über viele ehrenamtlich tätige und hilfsbereite Mitglieder. Finanziert wird die Einrichtung überwiegend vom polnischen Staat. Die Institution steht in einem guten Kontakt und Einvernehmen mit polnischen Stellen und der Stadtverwaltung. Der Bund der Deutschen Minderheit Danzig hat neben dem „Club der Danziger“ eine Frauen-, eine Skat- und eine Jugendgruppe. Der „Club der Danziger“ – so nennt sich der gesellige 1 Das Gebiet der Woiwodschaft Pommern (poln. Pomorskie) stimmt nicht mit der früheren preußischen Provinz Pommern überein. Der polnischen Gebietseinteilung zufolge gehört auch Danzig zu Pommern. Westlich schließt sich die Woiwodschaft Westpommern mit der Hauptstadt Stettin an. 8 Der Vorsitzende Paul Sabiniarz im Gespräch mit Anna und Artur Labbuda Kreis – trifft sich am Mittwochnachmittag bei Kaffee und Kuchen und fröhlichem Gesang. Auch der Vortrag von Gedichten kommt nicht zu kurz. Unter der Leitung der Vorsängerin Eleonore Grzeszczak – übrigens Leiterin der Frauengruppe – in Begleitung ihres Mannes Kazimierz am elektrischen Klavier werden die Klubmitglieder bei Stimmung gehalten. Da Liederbücher an jedermann verteilt werden, können sich alle am gemeinsamen Singen beteiligen. Eingefunden haben sich an einem Mittwoch im Juli 2012 gut zwanzig Klubmitglieder. Die Kommunikationssprache bei den Treffen ist überwiegend Deutsch, bei den älteren Mitgliedern ist die Danziger Mundart unverkennbar. Auch die Klubmitglieder im mittleren Alter um die fünfzig bis sechzig Jahre sprechen in der Gruppe überwiegend Deutsch, wobei sich Gleichaltrige untereinander schon eher in polnischer Sprache verständigen. Für den Rückgang des Deutschen als Umgangssprache in Polen kommt als Ursache zum einen das Verbot der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit etwa bis zum Jahr 1990 und zum anderen die starke Auswanderung der jungen und mittleren Generation nach Deutschland in den 1980er- und Anfang der 1990erJahre in Frage. Die Eltern, oft in deutsch-polnischen Ehen miteinander verbunden, hatten in den Jahrzehnten nach dem Krieg in einer polnischen Umgebung nur begrenzte Möglichkeiten zur deutschen Kommunikation mit ihren eigenen Kindern. Eine um die achtzig Lenze zählende Klubfrau brachte es auf den Punkt: „Mein polnischer Ehemann arbeitete, ich arbeitete. Wir mussten über die Runden kommen. Am Nachmittag musste ich die Kinder vom Kindergarten abholen, kochen und den Haushalt besorgen. Bei diesen angespannten Verhältnissen war es für mich einfacher, meine frisch erlernte polnische Sprache mit den Kindern, die tagsüber eine polnische Umgebung hatten, zu kommunizieren. Deutsch verstehen ist für meine Kinder selbstverständlich, aber das freie Sprechen ist Reiseberichte Eleonore Grzeszczak stimmt zusammen mit Ihrem Mann Kazimierz die Lieder bei den Treffen des Clubs der Danziger an. nicht so einfach. Deshalb spreche ich mit meinen Kindern heute überwiegend Polnisch.“ Diese „Kinder“ sind heute etwa fünfzig bis sechzig Jahre alt und können deshalb die deutsche Sprache an ihre Kinder leider nicht mehr weitergeben. Eine Klubfrau fand es schade, dass die bis kürzlich einmal monatlich in Danzig-Oliva gehaltene Messe in deutscher Sprache ausfällt, trotz ausreichender Besucherzahl. Der Bund der Deutschen Minderheit in Danzig präsentiert sich im Internet unter http://www.dfk-danzig.de umfassend. Die Nachkriegsgeschichte der Deutschen im Raum Danzig ist dort eindrucksvoll dokumentiert. Die Internetseite gibt Hinweise zu kulturellen Veranstaltungen und unterhält einen Service für Danzigbesucher mit einer Liste von Übernachtungsmöglichkeiten bei Mitgliedern der Deutschen Minderheit Danzigs. Neben Danzig besuchten meine Frau Irmtraud und ich noch weitere Orte und Sehenswürdigkeiten in der Woiwodschaft Pommern. Gedenktafeln oder Inschriften in deutscher Sprache findet man in den an Polen abgetretenen deutschen Ostgebieten selten. Deutsche Inschriften wurden dort systematisch abmontiert, überstrichen 3/2012 Seebad Zoppot, Blick von der Mole auf die Stadt. (Alle Fotos: Dr. B. Grimm) oder ausradiert. Von der Stadt Leba an der Ostsee (poln. Łeba) ist der dortige Gedenkstein für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) als Sehenswürdigkeit aufgeführt. Die polnischen Neusiedler haben diesen Gedenkstein zwar belassen, aber der Reichsadler war ihnen wohl ein Dorn im Auge. Um den Adler möglichst unkenntlich zu machen, scheute man keine Mühen. Man trennte diesen in der Mitte fachmännisch und gerade durch. Die Polen haben dabei wohl „übersehen“, dass ein halber Adler mehr auffällt als ein ganzer. Obendrein war dieses Werk ein Schildbürgerstreich, weil der polnische Adler dem deutschen Reichsadler sehr ähnlich ist. Erwähnenswert ist auch der Turmberg bei Schönberg (poln. Wieżyca bei Szymbark), etwa 45 km südwestlich von Danzig. Mit seinen 329 Metern ist er nicht nur die höchste Erhebung in der kaschubischen Landschaft. In ganz Norddeutschland und Nordpolen bis hin nach Weißrussland gibt es auf dieser geografischen Breite keinen höheren Berg. Der Gedenkstein in Leba für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg. „Serdeczno Rôczimë!“ Einladung zum kaschubischen Jahrmarkt, gesehen auf dem Parkplatz beim Turmberg. 9 3/2012 Begegnungen Religiöses und kulturelles Brauchtum der Ungarndeutschen Von Josef Gaugesz, Baja (dt. Frankenstadt), Ungarn Liebe Leserinnen und Leser des GLOBUS! Als Journalist und Photograph auf Amateurbasis beschäftige ich mich mit der Dokumentation der religiösen und kulturellen Ereignisse der Ungarndeutschen. Von meinen vielen Bildern habe ich einige ausgewählt, mit denen ich Ihnen Trachten und religiöse Feste in meiner Heimat vorstellen möchte. Danke für Ihre ehrenvolle Aufmerksamkeit! Herzliche Grüße aus Baja in Südungarn, direkt an der Donau Josef Gaugesz Waschkuter Frauen unterwegs zur Sonntagsmesse Hut ab vor den hübschen Tänzerinnen … Früher trug ich bunte Kleider 10 Junge Hochzeitsleute in Schomberger Tracht Nadascher Paar 3/2012 Begegnungen Pründl – Máriakönnye – Vodica – Marienkapelle bei Baja Wallfahrtskapelle der Batschkaer Völker die Gottesmutter Maria gilt als schutzpatronin Ungarns Die Wallfahrtskapelle liegt in der Nähe der Donau und des Franzenkanals. Der hinter der Kapelle ausgebaute Lehrpfad zeigt uns ein schön gepflegtes Beispiel für den Umweltschutz, Harmonie, reiche Pflanzen- und Tierwelt. Das Fest Mariä Geburt erinnert an die Geburt der Maria, Mutter Jesu und wird in mehreren christlichen Kirchen alljährlich am 8.September gefeiert. Das Fest entwickelte sich Ende des 5. Jahrhunderts aus dem Weihefest der Kirche der Gottesmutter. Die von Baja südlich befindliche, im Jahre 1811 eingeweihte römisch-katho- lische Wallfahrtskapelle – ungarisch Máriakönnye (dt. Marias Träne) feierte am 9.September 2012 ihre Kirchenweihe. Den Ort hat Papst Pius VII. im Jahre 1816 zum Wallfahrtsort deklariert. Die zahlreichen Pilgerinnen und Pilger der engeren und weiteren Region, die Ungarn, Deutschen, Bunjewazen, Schokatzen, Ratzen kamen natürlich nicht mehr per Fußmarsch oder Pferdewagen, sondern mit motorisierten Fahrzeugen. Die deutschsprachige Messe zelebrierte der Nadwarer Pfarrer Robert Szauter. „Maria, lass uns unter deinem Mantel stehen, erlöse uns je- derzeit von allen Gefahren”. Maria gibt uns Trost und neue seelische Kraft, Zuversicht und Zuflucht, Frieden und Lebensmut, Hoffnung und Ausdauer. Wallfahrt heißt: Das Zuhause verlassen, um an einem besonderen Ort Gott und Maria neu zu begegnen. Dieser Ort ist ein Symbol für die Bewahrung der christlichen Traditionen. Die Orgel, der Kirchenchor und die altbekannten Marienlieder sorgten für die musikalische Untermalung der feierlichen Messe. Gott gib uns Gesundheit für die Zukunft. Auf Wiedersehen im September 2013 in Pründl-Vodica! Waschkuter Mädchen und Frauen tragen die Marienstatue. 11 3/2012 Begegnungen deutsche Gäste bei Russlanddeutschen nördlich des Polarkreises Von Dr. Nadeshda Rafikowa, Murmansk, Russland Im hohen Norden Russlands liegt die Halbinsel Kola. Dort, auf dem 69. Breitengrad, befindet sich die größte Stadt der Welt nördlich des Polarkreises – Murmansk. Murmansk ist eine junge Stadt, gegründet am 4. Oktober 1916 unter dem Namen „Romanow am Murman“. 12 Das Wort Murman stammt vom Wort Normann, das ist die Bezeichnung für das nördliche Volk. Romanow war der Familienname der russischen Zarendynastie. Als Murman wurde in Russland die Nordküste der Halbinsel Kola bezeichnet. Diesen Namen hatte die Stadt bis 1917, als die erste russische Revolution geschah. Kurz nach der Februarrevolution und dem Sturz des letzten russischen Zaren wurde die Stadt im April 1917 in Murmansk umbenannt. 2016 wird die Stadt also ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Murmansk ist heute ein kulturelles Zentrum. Es ist die Hauptstadt des Polargebiets. In Murmansk gibt es eine Philharmonie, zwei Universitäten, Hoch- und Berufsschulen, Museen, Theater, viele Bibliotheken und Internetzentren. Außerdem ist Murmansk auch ein multikulturelles Zentrum. Bei uns gibt es zurzeit fast zwanzig Zentren für verschiedene Nationalkulturen. Die Angehörigen der verschiedenen Nationalitäten versammeln sich unter dem Dach des Zentrums der Nationalkulturen. Sie singen, feiern, tanzen zusammen, führen verschiedene Maßnahmen durch. Es gibt bei uns keine Konflikte infolge Völkerhasses. In Murmansk leben auch Russlanddeutsche. Wir haben eine National-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen gegründet. Der Vorsitzende ist Rudolf Wilhelm, der die Organisation schon zwei Jahre lang leitet. Wir schenken viel Aufmerksamkeit der Propaganda der deutschen Sprache und Kultur. Unser Deutsch-Russisches Begegnungszentrum, das nördlichste der Welt, ist auch in der Stadt durch seine Tätigkeit bekannt: Wir veranstalten Deutschkurse, Austauschprogramme für Jugendliche, Sport- und Kulturmaßnahmen und weiteres mehr. Kein Fest in der Stadt kann man sich ohne die Vokalgruppe „Guten Abend“ vorstellen. Wir singen deutsche Volkslieder, die in Deutschland schon nicht mehr populär sind. Wir nehmen an allen Festivalen der Nationalkulturen im Murmansker Gebiet teil. Vor fünf Jahren haben wir mit Hilfe des Vereins „Deutsch-Russische SquareDance-Freunde“ aus Deutschland den Square Dance Klub „Polar Light Dancers“ gegründet. Dieser Tanz ist in Deutschland sehr populär, in Russland Begegnungen 3/2012 Der Besuch des Saamidorfes bleibt auch kulinarisch in Erinnerung: Leckere Lachssuppe mit Rentiergras, exotisch gewürzt … gibt es zurzeit nur vier Klubs. Eberhard und Traudel Walz, Gerlinde und Rolf Mittendorf waren unsere ersten Tanzlehrer, die uns diese „ansteckende Krankheit Square Dance“ vor fünf Jahren gebracht haben. Ende Mai dieses Jahres haben wir das fünfjährige Jubiläum des Square Dance Klubs und das 15-jährige Jubiläum des Deutsch-Russischen Zentrums gefeiert. Zum Fest sind 24 Tänzer aus Deutschland und zwanzig Tänzer aus Petrosawodsk, Pskow und Kaliningrad gekommen. Das Fest ist gelungen. Eine Woche lang haben wir zusammen gefeiert, getanzt, viel besichtigt und viel besucht. Das interessante Kulturprogramm schlug vor: Besichtigung des ersten Atomeisbrechers der Welt „Lenin“, der 1959 in Betrieb genommen wurde und jetzt ein Museum ist, eine Rundfahrt durch die Stadt, Besuch eines Saamidorfes (Saami ist das Urvolk der Kola-Halbinsel), Besuch des Heimatkundemuseums und Ozeanariums, wo die Seehunde auftreten, und viele andere Maßnahmen. Sehr beeindruckend war das Konzert des Zentrums der Nationalkulturen, wo die Kunst verschiedener Natio- nalitäten gezeigt wurde. Ukrainische, moldauische, aserbaidschanische, dagestanische, russische, litauische, saamische Melodien waren unvergesslich. Die deutschen Gäste waren nicht nur von dem Kulturprogramm begeistert, sondern auch vom Wetter. Alle wissen, dass es in Murmansk so interessante Naturerscheinungen gibt wie den Polartag und die Polarnacht. Der Polartag dauert von Mitte Mai bis Ende Juli. Zu dieser Zeit geht die Sonne überhaupt nicht unter. Gerade zu dieser Zeit war bei uns unser Fest. Das Wetter war so unbeständig, dass die Leute nicht nur die Sonne um Mitternacht, sondern auch Regen und Schnee im Mai gesehen haben. Besonders sehenswert war der Besuch des Saamidorfes. Lebendige Kultur von einigen der seltensten nordischen Völker auf der Welt – Saami – kann man hier finden. Gemäß der Volkslegenden gehen die Wege der Saami auf ihren Vater zurück – das heilige Rentier Mjandasch, welches sich auf eigenen Wunsch hin in einen Menschen verwandeln konnte und mit der Frau Matrjone verheiratet wurde. Aus diesem Grund siedeln die saamischen Familien, wenn die warme Jahreszeit kommt, in die ge- heimen Waldhäuser ihrer Großväter um, um zur Harmonie und Weisheit der Natur zurück zu kehren ... Unsere Gäste hatten die Möglichkeit, Rentiere zu füttern, saamische Lieder zu hören, sogar zu den saamischen Göttern zu beten. Besonders lecker war die Lachssuppe mit Rentiergras, Sumpfbrombeere und Wacholder, die sie mit der Schamanin und ihrem Gesang gekocht und gegessen haben. Man kann diese Gefühle nicht beschreiben, mit denen wir uns von unseren Freunden verabschiedet haben! Tränen, Küsse, Umarmungen, Einladungen … Als ob wir einander nicht eine Woche lang kennen, sondern viele Jahre! Square Dance hat uns vereinigt! Jetzt sind wir alle im Kontakt bei Facebook. Wir warten auf unsere alten Freunde und freuen uns auf die neuen. Herzlich willkommen in Murmansk! Dr. Nadeshda Rafikowa ist Leiterin des Deutsch-Russischen Begegnungszentrums in Murmansk, Russland. Die Postanschrift ist: S.Kowaljow Str. 10-156 183040 Murmansk, Russland Tel/Fax: 007 8152 412452 E-Post: [email protected] 13 3/2012 Begegnungen „Menschen in der Zeit“: Alfons Nossol – 80 Jahre erzbischof Alfons Nossol, geboren in Broschütz (poln. Brożec), Landkreis Neustadt in Oberschlesien, beging am 8. August seinen 80. Geburtstag. Er erwarb sich nicht nur als Theologe, sondern auch als Vermittler zwischen Deutschen und Polen hoch geschätzte Verdienste. Der nachfolgende Text ist die gekürzte Fassung eines Gesprächs, das Radio Vatikan am 5.8.2012 sendete. Wir danken P. Bernd Hagenkord SJ für die freundliche Genehmigung. Red. „Ich wollte eigentlich nicht Bischof werden“, bekennt der emeritierte Erzbischof von Oppeln: Es ist der bekannte Theologe und einer der bedeutendsten Ökumeniker weltweit, Alfons Nossol. Dennoch hat Nossol während seines 32-jährigen Dienstes als Oberhirte Unglaubliches geleistet, er hat 71 neue Pfarreien gegründet, über hundert Kirchen und Kapellen errichten lassen und 527 Priester geweiht. Der Erzbischof (Jahrgang 1932) war Leiter der polnisch-oberschlesischen Diözese Oppeln. Prägend für sein Wirken waren die polnische Freiheitsbewegung „Solidarnosc“ und vor allem der Dienst der Versöhnung zwischen den Völkern und Konfessionen. In diesem Beitrag erzählt er offen über sein Leben und seinen Dienst als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland, zwischen Katholiken, Protestanten und Orthodoxen sowie zwischen Rom und Warschau. herr erzbischof, sie sprechen deutsch und Polnisch von Jugend auf – und natürlich den schlesischen dialekt. Welches Idiom ist Ihre sprache des herzens? „Sowohl als auch: Wissen Sie, eigentlich alle diese drei Sprachen liegen mir. Es hängt davon ab, wie die Situation es manchmal erzwingt. Dann geht es von einer Sprache auf die andere über.“ 14 Was bedeutete für sie und Ihre Familie – die ja zu den „daheimgebliebenen“ zählte – die erfahrung einer von außen auferzwungenen Identität? „Ja, das war nicht einfach, wissen Sie. Man musste nach 1945 total umschalten. Die russischen Truppen sind in unserem Heimatdorf am Fest des Heiligen Josef, dem 19. März 1945, einmarschiert – und da begann die totale Umwandlung. Auf diese Weise hat man anfangs natürlich alles in Deutsch gemacht, die Gebete hatte man immer auf Deutsch gelernt, und langsam ist man dann in die polnische Sprache hineingewachsen.“ Wie definieren sie den Begriff heimat? Was bedeutet Verlust der heimat im allgemeinen? „Ja, das ist sehr wichtig. Die deutsche Sprache hat diesen Begriff so stark zu umschreiben versucht und ihn geprägt. Heimat ist dort, wo man zum ersten Mal den Himmel überblickt. Mit der Heimat ist so vieles verbunden ... Und deswegen ist die Heimat etwas Großartiges. In der polnischen Sprache gibt es den Begriff Heimat nicht. Man pflegt Heimat zu umschreiben als das ,kleine Vaterland‘. Mir persönlich besagt der Begriff ernorm viel. Ich kann gut verstehen, was es bedeutet, wenn jemandem die Heimat auf diese oder andere Weise geraubt wird.“ Ist es der deutschen Minderheit in Polen gelungen, die Bewahrung ihrer Identität beizubehalten, zu fördern? „Weitgehend ist das der Fall. Langsam werden die rechtlichen Voraussetzungen der Minderheiten in Europa auch bei uns in Polen sehr realistisch betrachtet, und wer sich darum bemüht hat, der könnte eigentlich in dieser Sicht zufrieden sein. Natürlich, was die Schule betrifft, da hapert es immer noch. Man hat von vornherein das Gebiet der Kultur zu wenig ernst genommen; man wollte um jeden Preis ,up to date‘ sein, und so hat man diese wichtigste Komponente der Kultur etwas zu wenig ernst genommen.“ Werden die schlesier vom polnischen staat als Polen zweiter Klasse behandelt? „Anfangs war dies der Fall, heute eigentlich weniger. Hie und da ist es immer noch so, denn die sogenannten Radikalinskis, die nationalistisch, fast chauvinistisch eingeengt sind, die findet man überall. Aber im Großen und Ganzen ist es heute so, dass man nicht abgestempelt wird.“ sind in den heutigen deutsch-polnischen Beziehungen noch mögliche Minenfelder zu erkennen? „In der Zwischenzeit ist es enorm menschlicher geworden. Es gab ja Zeiten, in denen man miteinander lebte ... und dann ist die tragische Kriegszeit angebrochen, wo man gegeneinander lebte! Wo man ideologisch-politisch aufgehetzt wurde. Heute leben wir nicht nur nebeneinander, sondern füreinander in einem gemeinsamen Europa, einem Europa, das eine Gemeinschaft des Geistes, eine Werte- und Kulturgemeinschaft zu sein hat.“ Welche kulturelle, politische und gesellschaftliche Funktion erfüllt die deutsche Volksgruppenminderheit in schlesien heute zwischen deutschland und Polen? „Sie ist eine Brücke, auch zwischen Ost- und West. Und sie ist ein wichtiger Faktor sowohl auf dem Gebiet der Begegnungen Aussöhnung wie auf dem Gebiet der Versöhnung. Denn wir unterscheiden: Aussöhnung ist etwas Horizontales, die Versöhnung ist ein vertikales Anliegen. Es gibt keine echte Versöhnung ohne Gnade, weil es eine echte Versöhnung nicht ohne Vergebung geben kann.“ Ihre hinwendung zur deutschen sprache und Kultur ist eindeutig: War für sie diese haltung eine Chance oder ein hindernis auf Ihrem Lebensweg? Zweitens Demut. Ich allein kann es nicht schaffen, ich muss mir helfen, ich muss mich belehren lassen. Und da braucht man eben Demut. Und schließlich kommt alles auf die Langmut an. Ich habe dies einmal dem früheren Bundeskanzler Kohl gesagt, und er hat mir dann noch den vierten Schritt beigebracht: Nach Mut, Demut und Langmut kommt noch Helmut dazu!“ (lacht) „Ganz konkret gesagt: Europa – Mittelund Osteuropa – ist für uns das beste und konkreteste Antidotum gegen jedwede nationale und ethnische Einengung.“ Als gebürtiger Oberschlesier gelten sie seit Jahrzehnten als Brückenbauer zwischen Polen und deutschland. die Meilensteine auf diesem Weg der Versöhnung lauten? „Erstens: Mut. Man muss aus der Reihe tanzen können – und das verlangt Mut. men. Ohne diese zwei Menschen wäre es nicht so einfach zur deutschen Einheit, zum Umbruch gekommen. Das, was damals geschehen ist in diesem ,annus mirabilis‘, war etwas so Großartiges! Ich erlebte auf diese Weise auch das große Geschenk der Freiheit und bin mir bewusst, auch heute sind wir noch auf dem Weg, um frei zu werden.“ sie haben im Jahr der Wende 1989 auf dem Annaberg – dem heiligen Berg Oberschlesiens – den 1. Gottesdienst seit Kriegsende in deutscher sprache gehalten. Wie reagierte auf diese Mutprobe die polnische Regierung, und wie reagierte darauf die offizielle Kirche? „Eine Chance. Man ist weitsichtiger und menschlicher und kann dadurch das Anderssein tiefer begreifen. Es ist etwas zutiefst Schlesisches: Das Anderssein ist nicht gleichbedeutend mit dem Verzeihen. Mit dem Anderssein kann man sich gegenseitig bereichern. Es kann zum wahren Austausch kommen. Im anderen Teil Polens ist dies nicht der Fall, weil oftmals das Anderssein mit dem Fremdsein gleichgesetzt wird. Wir pflegen hier – geschichtlich gesehen – immer zu unterscheiden: Anderssein, nicht Fremdsein.“ Wir sprachen vorher von europa: sie sind gebürtig aus einem Grenzland, das die schweren Zeiten des Nationalismus besonders dramatisch zu spüren bekam. Was bedeuten für sie in diesem Zusammenhang europa und die eU? 3/2012 Erzbischof Alfons Nossol (Foto: Radio Vatikan) die Wahl eines polnischen Kardinals zum Oberhaupt der katholischen Kirche, d.h. die Wahl Johannes Paul II., hatte für den polnischen Widerstand gegen den Kommunismus zweifellos eine herausragende Bedeutung. hing damit auch der Zusammenbruch des gesamten sowjetischen Politsystems, das ende des Kalten Krieges zusammen? „Ohne weiteres. Den ersten Stein aus der Berliner Mauer hat Johannes Paul II. gezogen. Und Gorbatschow hat es erlaubt ... hat es zur Kenntnis genom- „Was die offizielle Kirche angeht – das habe ich alles mit Papst Johannes Paul II. abgesprochen. Schuld daran, das habe ich ihm auch ganz offen und ehrlich gesagt, war seine Friedensbotschaft von 1989: ,Achtung der Minderheiten – ein Weg zum Frieden‘. Ich sagte: ,Heiliger Vater, etwas Großartiges! Darauf habe nicht nur ich, sondern darauf haben viele von uns gewartet. Und das hat mir auch Mut gemacht!‘ Und ich fügte hinzu: ,Aber wissen Sie, schön gesagt – aber das im Alltag zu realisieren, ist nicht so einfach, besonders bei uns in Oberschlesien.‘“ Darauf antwortete er: ,Damit muss man einmal beginnen, du darfst dich ruhig auf mich berufen!‘ Ich habe dies bei der Plenarsitzung der Bischofskonferenz auch so weitergegeben, aber fast alle Bischöfe haben abgeraten: Warten, warten, die Zeit ist noch nicht reif! Es könnte zu Schwierigkeiten kommen mit dem Regime. Ich sagte: Ja, aber das ist eine Friedensbotschaft, und sie fußt auf der Frohbotschaft des Evangeliums! Dadurch können wir die Drohbotschaften der zeitgenössischen Ideologien überwinden.“ Aldo Parmeggiani, Radio Vatikan 15 3/2012 Jugend die Arbeit der schule und des Kindergartens des Vereins Pro Liberis silesiae in Raschau/Kreis Oppeln/Oberschlesien Von Barbara Loch, Oppeln, Polen Im August 2009 hat der Verein Pro Liberis Silesiae eine öffentliche Schule und den Kindergarten, die geschlossen werden sollten, in Raschau (poln. Raszowa), Kreis Oppeln übernommen. Der Schwerpunkt der Arbeit des Vereins ist seit dieser Zeit die Führung der Schule und des Kindergartens. Durch seine Lehrtätigkeit realisiert er in vollem Umfang das polnische Gesetz vom 6. Januar 2005 über die nationalen und ethnischen Minderheiten sowie über die Regionalsprache, besonders im 3. Kapitel „Bildungswesen und Kultur“ (gemäß Art. 18, Gesetz 2, Punkt 8 des Gesetzes). Der Verein ist bereits im vierten Schuljahr und sorgt mit großer Mühe für die Zweisprachigkeit und die Bildung nach den Prinzipien von Maria Montessori. In diesem Zeitraum sammelte er wichtige und vielfältige Erfahrungen aus dem Bereich des Bildungswesens, vor allem im Bereich der Zweisprachigkeit und des Unterrichtens nach den Prinzipien von Maria Montessori. Nach dem Montessori-Konzept steht das Kind im Zentrum, die Erzie- 16 her und Lehrer schaffen eine pädagogisch vorbereitete Umgebung und sind Begleiter des Kindes im Lernprozess, nach dem Prinzip „Hilf mir, es selbst zu tun“. Die beiden pädagogischen Schwerpunkte machen die Einrichtung zu einem Modellprojekt für die Region Oberschlesien. Gerade in Oberschlesien mit seinen Besonderheiten, seinen Traditionen und seiner wechselhaften Geschichte, soll Kindern und Jugendlichen – insbesondere denen, die der deutschen Minderheit angehören – die Möglichkeit eines Deutschunterrichts auf muttersprachlichem Niveau vom Kindergarten bis hin zum Lyzeum gegeben werden. Leider gibt es kaum Schulen mit einem solchen Profil. Dieser Zustand ist im wesentlichen auf die historischen und finanziell-politischen Sachzwänge zurückzuführen. Er wird unter anderem von zwei Faktoren mitbestimmt oder mitverursacht: 1. dem fehlenden Wissen über Sprachenförderung – insbesondere im frühkindlichen Alter – beim Fachpersonal und bei Eltern, 2. dem Mangel an qualifizierten Fachkräften, die sowohl sprachlich als auch fachspezifisch (Kindergartenlehrer, Primarstufenlehrer, Fachlehrer etc.) ausgebildet sind. Der Verein Pro Liberis Silesiae setzt sich dafür ein, dass die Lage erkannt und aktiv verändert wird. Mit dem bilingualen Kindergarten und der Grundschule in Raschau, die sich auf das reformpädagogische Konzept von Maria Montessori stützen, schafft der Verein eine Bildungseinrichtung mit Deutsch als Unterrichtssprache, die kontinuierlich ausgebaut werden soll. Eines der Ziele ist die Gewährleistung eines nahtlosen Überganges vom Kindergarten in die weiterführende schulische Einrichtung Grundschule. Das Unterrichtsangebot ist sowohl an die deutsche Minderheit als auch an die polnische Mehrheit gerichtet, die von einem intensiven Spracherwerb und dem Kennenlernen der deutschen Kultur profitieren kann. Die Zielgruppe für die weiteren Schuljahre sind vor allem Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter (1. bis 6. Klasse) aus Raschau, dem Kreis Oppeln und der Stadt Oppeln. Jugend 3/2012 heit zusammen: dem Deutschen Freundschaftskreis (DFK) in Raschau, dem Gemeindevorstand der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, sowie der SozialKulturellen Gesellschaft der Deutschen in Polen und dem Verband Deutscher Gesellschaften in Polen. Barbara Loch ist Geschäftsführerin des Vereins Pro Liberis Silesiae. Der Verein will sich auch für die Fort- und Weiterbildung einsetzen. Wir sind interessiert an Kooperationen mit anderen schulischen Bildungseinrichtungen im In- und Ausland. Besonderes Interesse gilt einem ständigen Kontakt mit der lebendigen deutschen Sprache, der durch die Präsenz von deutschen Muttersprachlern im Kindergarten und in der Schule gesichert werden kann. Die Erfahrungen der bisherigen Schuljahre zeigen, dass der intensive Kontakt mit der Sprache im Alltag des Kindergartens ein Erfolg ist. Einige Kinder hatten zu Beginn des letzten Schuljahres kaum Kenntnisse der deutschen Sprache, jetzt fangen sie an, Sachverhalte auf Deutsch zu verstehen und einzelne Sätze auf Deutsch zu formulieren. Diese Phase ist sehr wichtig zum Aufbau der weiteren Sprachkompetenz. Die dauerhafte und nachhaltige Außenwirkung des Vorhabens soll die Pflege und Entfaltung der geschichtlichen und kulturellen Vielfalt der Region sein, die zum harmonischen und verständnisvollen Zusammenleben im gemeinsamen Europa führen soll. Der Verein pflegt die kulturelle Identität der einheimischen Bevölkerung durch Veranstaltung verschiedener Feste, die mit der deutschen Kultur eng verbunden sind: Sankt Martin, Weihnachts- markt, Rosenmontag, Familienfest, Seniorentag und viele andere. Die Schule in Raschau sammelt keine Schulgebühren von den Eltern ein, sondern wird aus der Bildungssubvention aus Warschau bezuschusst. Das Geld reicht nicht für alle Projekte und Initiativen aus, die der Verein gern ins Leben berufen würde. Wichtig ist es, dass die Lehrer und Erzieher aus Deutschland die Bildungsarbeit vor Ort unterstützen, da besteht ein großer Bedarf. Wir arbeiten eng mit regionalen Organisationen der Deutschen Minder- Verein Pro Liberis silesiae (Stowarzyszenie Pro Liberis Silesiae) ul. Ozimska 55, Raszowa 46-050 Tarnów Opolski POLEN E-Post: [email protected] www.edukacja-raszowa.eu Wenn Sie die Arbeit des Vereins unterstützen möchten, können Sie eine Spende auf das Konto des VDA (S. 42) oder direkt an Pro Liberis Silesiae überweisen: Bank Ochrony Środowiska BLZ/SWIFT(BIC): EBOSPLPW229 Kontonummer: PL 26 1540 1229 2055 4602 1953 0001 Alle Fotos: Verein Pro Liberis Silesiae 17 3/2012 Jugend deutsche Jugend in der Ukraine 2012: Kurs auf sport Der erste Sommermonat hat die Fußball-Europameisterschaft „Euro 2012“ in die Ukraine gebracht. Das ganze Land erlebte eine Menge von kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, die dem Fußball gewidmet waren. Aber eines der wichtigsten Ergebnisse ist, dass viele junge Leute dazu als Volontäre herangezogen worden waren. Am Programm der UEFA hat in diesem Jahr eine Rekordzahl der Jugendlichen teilgenommen. Außerdem liefen während der EM 2012 viele Hilfs- und Begleitungsprogramme für Ausländer. Natalia Venger, Mitglied des Verbandes „Deutsche Jugend in der Ukraine“, war als Volontärin dabei: „Den ganzen Monat arbeiteten ich und noch vierzig Freiwillige im „European Village“. Wir waren immer bereit, den Besuchern zu helfen, alle Fragen zu beantworten, wichtige Informationen und positive Emotionen zur Verfügung zu stellen. Dank dieses Projekts habe ich nicht nur neue Kontakte geknüpft, sondern neue Erfahrungen im Bereich des Umgangs gemacht. Ich bin überzeugt, dass der Freiwilligendienst für unsere moderne Gesellschaft besonders für junge Leute sehr wichtig ist. Bei solchen Programmen lernt man gutmütig, freundlich und tolerant zu sein.“ Auch der Verband „Deutsche Jugend in der Ukraine“ hat zusammen mit deutschen Kollegen diesen Sommer sehr aktiv verbracht. Im August wurden zwei große sportliche Projekte durchgeführt: „Euro-Viking“ und die „Fahrradtour-Europapartnerschaft“. Jedes Jahr wachsen das Interesse und die Zahl der Teilnehmer. Schon zum dritten Mal eroberte die deutsch-ukrainische Mannschaft den Dnjepr mit zwei Wikinger-Schiffen. Die Schifffahrt brachte neue Ideen für das nächste Jahr: Eine gesamteuropäische Bootsfahrt mit Wikinger- und slawischen Schiffen, die die Jugendlichen aus ganz Europa vereinigen könnte. Die Fahrradfahrer, die in diesem Jahr die dänische Stadt Apenrade erreicht haben, lernten nicht nur erneuerbare Energiequellen in Deutschland kennen. Der zweite Hauptpunkt des Programms war das Thema „Ethnische Minderheiten in Europa“. Sehr wertvoll fanden die Teilnehmer den Besuch des Bildungszentrums in Knivsberg (Dänemark) und des Verbands FUEV in Flensburg. Auf der Strecke machten die jungen Leute Erkundungen zum Thema „erneuerbare Energie“, besonders bei Biogasanlagen und Windkraftanlagen. Über solche schädlichen Energieträger Mit dem Wikinger-Schiff auf dem Kiewer Meer. wie Erdöl, Kohle, Erdgas und Uran wurden Vorträge von Ökologen und Mitarbeitern des Atomkraftwerks Tschernobyl gemacht, die als Anstoß zur Diskussion galten. Für alle Teilnehmer war das auch eine gute Erfahrung im Bereich der interkulturellen Kommunikation. Einige entschieden sich, mehr Wert auf Fremdsprachen zu legen, andere wollten ihre Lebensweise ändern. „Wir haben eine neue Form für Sprachlager gefunden. Wenn man in einem Schiff sitzt oder zusammen die Wege überquert, lernt man die Kultur und die Sprache voneinander tiefer zu verstehen. Uns hat es überrascht, wie einige Teilnehmer ohne Fremdsprachenkenntnisse sich unterhalten und mit den Alltagsfragen umgehen. Ein paar Jugendliche haben das Rauchen gelassen und eine gesunde Lebensweise gewählt“, sagte begeistert Wladimir Leysle, der Vorsitzende des Rates der Deutschen in der Ukraine. Diese Projekte zeigen, dass durch den Sport mehrere Ziele erreicht werden können und seine Rolle in der Erziehung der jungen Generation von großer Bedeutung ist. Mariya Shapochka, Deutsche Jugend in der Ukraine, Saporoschje Glücklich am Ziel in Apenrade in Dänemark. 18 Jugend 3/2012 Germanistikstudium an der Universität von Lomé, Togo Von Kokou Alangue, Lomé Université de Lomé, so heißt meine Universität, auf Deutsch: Universität von Lomé. Sie wurde als erste der inzwischen zwei Staatsuniversitäten des Landes errichtet. Daneben gibt es viele Privathochschulen. Lomé ist die Hauptstadt meines Landes Togo. Gegründet wurde die Universität 1965 als Hochschulinstitut. Erst 1967 hieß sie dann Université de Benin. Die frühere deutsche Kolonie Togoland wurde nach dem Ersten Weltkrieg in ein britisches und ein von Frankreich verwaltetes Gebiet geteilt. Der ehemals französische Landesteil ist das heutige Togo. Benin ist unser östliches Nachbarland und war ebenfalls eine französische Kolonie. 2003 wurde eine zweite staatliche Universität gegründet, in Kara im Norden Togos. An meiner Universität sind ungefähr 48.000 Studenten eingeschrieben, einschließlich derer aus dem Ausland. Sie gilt als eine der besten Universitäten der französischsprachigen Länder Westafrikas, so dass sie auch viele ausländische Studenten anzieht. Das Fächerspektrum ist sehr breit mit den Ausbildungsgebieten Philologien, Sprache und Kunst; Gesellschaftsund Humanwissenschaft; Ausbildungsund Erziehungswissenschaft, Naturwissenschaften und Technologien, Ge- sundheit, Landwirtschaft, Betriebs- und Wirtschaftswissenschaften, Rechts-, Politik- und Verwaltungswissenschaften. Welche Bedeutung hat aber die deutsche Sprache an der Universität von Lomé? Die Fakultät der Philologien, Sprache und Kunst fasst die französische Abteilung, die spanische, die chinesische, die Englischabteilung, die Linguistikabteilung und auch die Germanistik zusammen. Die deutsche Abteilung, auch Germanistik genannt, zählt insgesamt 423 Studenten vom ersten bis zehnten Semester und verfügt über elf Dozenten. Dort wird deutsche Literatur, Geschichte, deutsche Zivilisation und Linguistik studiert. Außerdem werden auch die deutsche Kolonialzeit und ihre Überbleibsel in Togo gelehrt. Es werden darüber hinaus Exkursionen organisiert, um deutsche Spuren wie Gefängnisse, Friedhöfe, Plantagen, Eisenbahn usw. zu besichtigen. An der Universität Lomé unterstützen und begleiten zwei Institutionen – der Deutsch- klub und der Verein Germano-Philia – die deutsche Abteilung zur Förderung und Entfaltung der deutschen Sprache und Kultur in Togo. Das einzige und entscheidende Problem dieser Abteilung ist: es fehlt an den nötigen Wörterbüchern, Lesebüchern, der Fach- und Sachliteratur zur Verbesserung der Qualität der Ausbildung. Trotzdem sind die Germanistikstudenten sehr stolz auf ihre Kenntnisse und ihr Studium. Sie sind auch bereit, Praktikanten aus Deutschland in Togo zu betreuen, als Reiseführer zu dienen, um einerseits ihre Sprache zu verbessern und andererseits den Gästen die schöne Landschaft, Berge, Wasserfälle und andere Schätze des Landes zu zeigen, und natürlich die Zeugnisse aus der deutschen Kolonialzeit. Die GLOBUS-Redaktion vermittelt interessierten Lesern gerne den Kontakt nach Togo. 2009 gründeten die Studenten in Lomé einen Zweigverein von Germano-Philia e.V. aus Kpalimé und wählten ihren Vorstand, dessen Vorsitzender Kokou Alangue ist (im Bild im roten Hemd). 19 3/2012 Jugend VDA Briefmarkentauschbörse Liebe Briefmarkenfreunde! Unsere Seite ist wieder einmal fest in afrikanischer Hand! Aber das wundert bestimmt niemanden mehr, denn die Briefe, die wir von dort bekommen, sind wirklich toll! Im vorherigen Heft haben wir uns von Westafrika begeistern lassen, dieses Mal richten wir unseren Kompass auf den Süden des Kontinents. In Namibia treffen wir schon gleich auf alte Freunde und vertraute Namen: Peter Miersch in Otavi und Adolf Stephan in Windhuk. Und darüber freuen wir uns natürlich immer und sagen ganz herzlichen Dank! Aber auch die Brief- marken von dort sind eine Wucht: Da lauern Geparden im Steppengras, stapfen Elefantenherden durch ausgetrocknete Flussbetten, werden liebliche Skorpione vorgestellt. Tja, „jedem Tierchen sein Pläsierchen!“ Die Skorpion-Serie wird übrigens ganz besonders die Österreicher Herzen höher schlagen lassen: Auf dem Bogenrand steht sie nämlich, die „Österreichische Staatsdruckerei“ mit ihrem Logo und dem Wappenadler, der somit auch aus Südwestafrika in die Welt reist. Auch die Tauschpartner gesucht Ich biete – Briefmarken, Maxikarten und Ersttagsumschläge von Venda, Transkei, Ciskei, Bophuthatswana, Südafrika, Südwestafrika und Namibia, auch angolanische Marken – Briefe von Südafrika, Südwestafrika und Namibia, auch mit seltenen Ortsstempeln, Ich suche – alles gestempelt: Swasiland, Betschuanaland, Botswana, Njassaland, Malawi, Nord- und Süd-Rhodesien. Adolf Stephan, Postfach 22520, Windhuk, Namibia 20 Eisenbahnfreunde kommen auf ihre Kosten – mit einer Serie zum 100-jährigen Jubiläum der Otavi-Minen und Eisenbahn-Gesellschaft. Klar, so eine Henschel-Dampflok kann schon Charme entfalten. „Höchste Eisenbahn“ ist außerdem, dass wir auch einmal ein Lob für die Briefmarkengestalter aussprechen: Viele der prämierten Entwürfe der namibischen Post stammen von den einheimischen Künstlern Anja und Helge Denker. Adolf Stephan schickte uns aus seiner großen Afrika-Sammlung auch viele Maxikarten aus südafrikanischen Ländern, die wir weiter mit interessierten Sammlern tauschen können. Das sind Postkartenmotive, auf deren Vorderseite die passende Briefmarke aufgeklebt und gestempelt ist. So, genug der Theorie, ran an Stift und Papier! Viel Vergnügen und Grüße von Euerer und Ihrer VDA-Briefmarkentauschbörse Redaktion GLOBUS Fliederstraße 14 91564 Neuendettelsau Deutschland 3/2012 VdA-Fotowettbewerb Wird aus Kaliningrad wieder Königsberg? Die Tage Kaliningrads scheinen gezählt. Es braut sich etwas zusammen. Dafür sorgt schon, was schließlich ihre Aufgabe ist, die „Königsberger Brauerei“, die mit ihrer Biermarke „Königsberg“ nachhaltig daran arbeitet, dass der alte Name der Stadt in aller Munde kommt. Einem hier ungenannt bleibenden Reisenden aus Tilsit gelang es, (leider nur) eine Flasche dieses Kulturträgers bis zur GLOBUS-Redaktion durchzuschmuggeln. Doch das genügt zur Beweisführung, dass auch im nördlichen Ostpreußen die Völkerverständigung an den Stammtischen beginnt. Auch unser Leser Wolfgang Reith aus Neuss, der sich mit seiner Frau regelmäßig in seiner alten ostpreußischen Heimat umschaut, bestätigt die Zeichen der Zeit: „Die jungen russischen Intellektuellen vor Ort, Akademiker und Studenten, setzen sich seit langem nachdrücklich dafür ein, dass die Stadt ihren alten Namen Königsberg zurückerhält. Unter anderem demonstrieren sie das dadurch, dass sie ihre Autos mit KönigsbergAufklebern oder entsprechenden zusätzlichen Schriftzügen an den Nummernschildern versehen, wie es auf dem Foto zu se- hen ist. Obwohl es nach 1991 zahlreiche Versuche gab, der Stadt ihren früheren Namen zurückzugeben, scheiterten sie zumeist am Einspruch Moskaus mit der Begründung, vorerst solle es in Russland keine Umbenennungen von Städten mehr geben. Aber auch die Tage der letzten Kriegsveteranen sind gezählt, die sich bis heute gegen die Umbenennung wehren, und das weiß auch der neue Gebietsgouverneur Nikolaj Zukanow, der sich nicht mehr unbedingt gegen eine Rückkehr der Stadt zu ihrem historischen Namen sträuben will, wie er vor kurzem vorsichtig andeutete. Treibende Kraft ist in letzter Zeit aber ins- besondere die Orthodoxe Kirche, die eine baldige Abkehr von der Benennung nach dem ‚Erzverbrecher’ Kalinin verlangt.“ Hinweisen wollen wir hier auch auf die beiden Monatszeitungen „Königsberger Express“ (seit 1993) und „Königsberger Allgemeine“ (seit 2009), deren Redaktionssitz in Kaliningrad ist. Gedruckt werden beide Zeitungen allerdings in Deutschland und bieten vorwiegend dem hiesigen Publikum Nachrichten aus dem Königsberger Gebiet. Herzlichen Glückwunsch Herrn Wolfgang Reith, unserem Preisträger des VDA-Fotowettbewerbs in dieser Runde! Dr. Wolfgang Betz In aller Welt leben Menschen, die sich der deutschen Sprache und Kultur verbunden wissen. Wir laden unsere Leser weiterhin ein, mitzumachen bei dem VdA-Fotowettbewerb „deutsches im Ausland – originell, bemerkenswert, lustig!“ Entdecken Sie in Ihren Heimatländern, im Urlaub oder auf Geschäftsreisen außerhalb des deutschen Sprachraums deutsche Spuren und senden Sie uns ein oder mehrere Fotos! Bilder, die uns nach Redaktionsschluss einer GLOBUS-Ausgabe erreichen, be- rücksichtigen wir für eines der folgenden Hefte. Sie gehen also nicht verloren! Die schönsten Bilder werden wir im GLOBUS veröffentlichen und mit einem kleinen Geschenk prämieren. schicken sie Ihre schnappschüsse mit der Briefpost oder als datei an dr. Wolfgang Betz Fliederstraße 14 91564 Neuendettelsau deutschland e-Post: [email protected] 21 3/2012 Geschichtliches deutsche einwanderung nach el salvador Von Jürgen Hübner, Hemer 1821 erkämpften sich die Staaten Zentralamerikas (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua) die Unabhängigkeit von Spanien und bildeten 1824 eine Konföderation. Jedoch stellten sich durch die inneren Konflikte und Kriege Probleme ein, die die Teilstaaten in politische, soziale und wirtschaftliche Bedrängnis brachten. Erst mit dem Auseinanderbrechen 1838/41 bildete sich der eigenständige Staat El Salvador. Frühe deutsche Reisende Zu den ersten deutschen Besuchern des kleinen Landes zählten etwa ab Anfang bis Mitte der 1840er-Jahre Reisende, die aus verschiedensten Motiven ins Land gelockt wurden. In der Regel handelte es sich um kurze Besuche oder Durchreisen von maximal einigen Wochen. Ihrer Reiseschriftstellerei verdanken wir einen ersten Einblick in das Leben und das Land. Die Interessen waren verschiedenster Art: Ein Motiv war das Abenteurertum, ein weiteres die politische Resignation nach der gescheiterten Revolution in Deutschland (so der Maler Wilhelm Heine). Aus der Perspektive der Handels- und Einwanderungsmöglichkeiten betrachtete insbesondere Alexander von Bülow die Situation. Mehr und mehr gab es wissenschaftlich motivierte Reisende, so zum Beispiel den Geographen und Naturforscher Moritz Wagner, den Ingenieur und Kartographen Maximilian von Sonnenstern, den Geologen und Paläontologen Karl von Seebach und andere, die in El Salvador forschten und wirkten. die Idee der siedlungskolonien Alexander von Bülow, Baron und ExLeutnant des preußischen Heeres, war 22 Diese Karte, die erste offizielle Karte des Staates El Salvador, wurde 1859 durch den Deutschen Maximilian von Sonnenstern im Auftrag des damaligen Präsidenten, Rafael Campo, erstellt. Im Laufe der Zeit war die Existenz der Karte ein wenig in Vergessenheit geraten. Dank eines Hinweises des salvadorianischen Historikers Lic. Carlos Cañas Dinarte konnte die Deutsche Botschaft in El Salvador eine Reproduktion der sehr gut erhaltenen Karte aus der Staatsbibliothek zu Berlin erhalten und 2009 dem Centro Nacional de Registros übergeben. der erste Deutsche, der El Salvador nach seinem kurzen Besuch 1847 in einem Auswandererbuch einen eigenen Platz einräumte. Er verfolgte die Idee organisierter und staatlich unterstützter Auswanderung in Form von Siedlungskolonien. Bülow hatte für die Gründung einer deutschen Kolonie in El Salvador die Häfen Jiquilisque, Acajutla und La Unión auserkoren. Mit anderen Plätzen in Mittelamerika zusammen hoffte Bülow damit ein Netz deutscher Kolonien zu einem Erfolgsmodell zu entwickeln.1 Er glaubte, von der jährlichen Auswanderung von etwa 60.000 Deutschen dann 10.000 nach Mittelamerika schicken zu können. Dies alles wohl organisiert durch Kolonialgesellschaften und mit staatlicher Unterstützung.2 In Deutschland hatte der Kolonisationsgedanke durch die Bildung entsprechender Vereine Unterstützung gefunden. 1849 gründete Bülow die Berliner Colonisations-Gesellschaft für Central-Amerika und 1851 entstand der Hamburger Kolonisationsverein in Zentralamerika. Letztlich kam es jedoch nicht zur Umsetzung der Idee in El Salvador. Das Scheitern ähnlicher Projekte in Guatemala und Nicaragua wird weitere Vorhaben verhindert haben. Verspätete einwanderung Deutsche Einwanderung nach Lateinamerika gab es im 19. Jahrhundert in mehreren Schüben. Der Anteil Lateinamerikas an der deutschen Gesamtauswanderung war jedoch zahlenmäßig Geschichtliches recht gering. Von 1820 bis 1930 wanderten nur fünf Prozent in diese Region ein. An der deutschen Gesamtauswanderung fiel Zentralamerika jedoch praktisch nicht ins Gewicht. Für Nicaragua und Guatemala sind die ersten deutschen Siedler 1810 beziehungsweise 1828 belegt, deutlich früher als in El Salvador. Ein wesentlicher Grund für die späte und spärliche Einwanderung war die Verkehrsanbindung. Durch die Lage am Pazifik abseits der großen atlantischen Routen hat die geringe Zuwanderung nur bei genügender ökonomischer Ausstattung und über Drittländer stattfinden können. Dazu kam eine für mittelamerikanische Verhältnisse hohe Bevölkerungsdichte. In zeitgenössischer Auswandererliteratur liest man für die Zeit bis etwa der 1840erJahre, dass die problematische politische und auch soziale Situation sowie die Auffassung von den schwierigen klimatischen Bedingungen ursächlich 3 für die Unkenntnis der Region seien. Speziell für El Salvador sah Reichardt in seinem Auswandererbuch (1851) das Problem, dass „die Ländereien fast ohne Ausnahme in den Händen von Privaten und somit die ausgedehntere Colonisation auf freien Staatsländereien hier nicht mehr ausführbar [ist], sondern [sie] muss im Privatwege und in kleinerem Maßstabe von den größeren Grundbesitzern ausge4 hen.“ Seitens der Zentralamerikanischen Konföderation gab es allerdings intensive Bestrebungen, europäische Siedler anzuziehen. Schon 1824 wurde jedem neuvermählten Paar ein Stück Land ver- 1 Bülow, Auswanderung, S. 125 Ebd., S. 28ff. 3 Reichardt, Centro-Amerika. S. 3 4 Ebd. S. 244 5 Jaspersen, Bogen S. 12ff. 6 Ebd. S. 18f. 7 Ebd. S. 141 8 Bromme, Hand- und Reisebuch. S. 502 9 Scherzer, Wanderungen. S. 436 10 Ebd. S. 427f. 2 sprochen. Weitere Privilegien waren die Gewerbefreiheit, der Betrieb von Bergwerken, das Niederlassungsrecht, der Bau von Städten, Eigentumsrechte sowie Abgabenfreiheiten (Freiheit der Ein- und Ausfuhr). Insgesamt jedoch blieb all das ohne großen Erfolg. erste deutsche – die Familie Bogen–deininger Der erste fassbare und namentlich genannte Deutsche in El Salvador ist Wal5 ter Bogen (1817–1895). Er ist etwa zwischen 1837 und 1840 in das Land eingewandert. Walter und seine etwas später auftretenden Brüder Francis, ein „Posthumus“ und Edward, waren Söhne des Johann Louis Bogen, eines Kaufmanns, der mit seiner Frau einige Jahre in London gelebt hatte. Die Mutter der Bogenschen Brüder, Elizabeth, war gebürtige Engländerin, deren Vater Captain der britischen Marine gewesen war. Wahrscheinlich zwischen 1825 und 1830 wanderten zwei Brüder von Elizabeth nach Guatemala und nach Nicaragua aus. Um 1837 habe einer der beiden in einem Brief angefragt, ob nicht ein Sohn Elisabeths nach Amerika kommen möge, wo er „ein 6 gutes Auskommen finden“ könne. Walter Bogen hatte soeben sein Abitur gemacht und ist dann offenbar relativ 7 schnell dem Ruf des Onkels gefolgt. Die drei weiteren Brüder sowie Maria, die Ehefrau von Francis, sind später gemeinsam über Guatemala eingewandert. Die vier waren relativ jung, als sie auswanderten und konnten auf eine gute Bildung zurückgreifen. Sie entstammten einer Mischung aus Kaufmanns- und Gutsbesitzerfamilie. Bis auf einen Bruder waren sie ledig. Dies war, folgt man einem maßgebenden damaligen deutschen Auswandererbuch, eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg: „Im allgemeinen kann man nur sagen: junge, starke, arbeitsame Leute, mit etwas Vermögen, die den Ackerbau 3/2012 oder ein Gewerbe verstehen, können sich hier mit Erfolg niederlassen, namentlich Menschen zwischen 20 und 40 Jahren ... man muss Seelenstärke und Gesundheit besitzen, um unangenehme und harte Verpflichtungen zu übernehmen, und würde durch Ungeduld diese nur vergrößern. Bekümmernisse muss man sich nicht so sehr zu Herzen nehmen, und überhaupt Lebensphilosophie besitzen und Charakter zeigen.“8 Walter bewirtschaftete im Jahre 9 1854 eine „kleine Hacienda“ zwischen der Laguna von Antiguo Cuzcatlán und San Salvador, eine „kleine einsame, ländliche Besitzung“, so berichtet Moritz Wagner, der sich seinerzeit zu Forschungszwecken dort aufgehalten hat. In der Zeit des großen Erdbe- Francis Bogen um 1880 bens (1854) habe sich Wagner dann „mit der Familie Bogen … nach ihrer Besitzung in der Nähe des Seehafens Libertad zurückgezogen, wo das Erdbeben weniger Verheerungen angerichtet hatte und die gute Pflege der biedern deut- Fedor Deininger um 1908 schen Familie ihm rasch wieder zur Herstellung seiner 10 zerrütteten Gesundheit verhalf.“ Die frühe Bedeutung des Walter Bogen wurde sichtbar, als nach dem großen Erdbeben und der Zerstörung San Salvadors am 16. April 1854 die Stadt an einer anderen Stelle wieder aufge- 23 3/2012 baut werden sollte. Dazu wurde von der Regierung eine fünfköpfige Kommission – unter anderem mit zwei Expräsidenten – gebildet, der auch ein „Don Baltazar“ (also Walter) Bogen an11 gehörte. Der Name Walters verschwindet dann in den Quellen. Stattdessen tritt sein Bruder Francis mehr in den Vordergrund. In den ersten Jahren in Salvador haben seine Ehefrau Maria und er Musik-, Fremdsprachen- und Tanzunterricht gegeben. Auch habe Francis zeitweise eine Pfandleihanstalt betrieben. Später habe das Ehepaar in San Salvador „eine Schule für gebildete junge Mädchen mit Internat gegründet, die 12 gut florierte.“ Schließlich habe er zwischen 1862 und 1865 das erste Terrain von 70 ha gekauft. Hier betrieb Francis 13 den Zuckeranbau. 1870 kam die 125 ha große Nachbarfinca Guevara hinzu. Damit legte er den Grundstein für ei- Geschichtliches nen Familienbetrieb, der später einer der größten des Landes werden sollte. 1877 holte Francis seinen damals 28 Jahre alten Neffen Fedor Deininger nach El Salvador. Dieser arbeitete zuvor als Ingenieur bei einer Firma in Magdeburg, wo Bogen Maschinen für seine 14 neue Zuckerfabrik kaufte. Deininger blieb in El Salvador und Guatemala, wo er als Verwalter arbeitete. Daneben begann er mit dem Handel von Häuten und stieg schließlich ins Kaffee-Geschäft ein. Nach und nach kaufte er Land auf der Nordseite des Vulkans San Salvador, von wo er seinen 15 Besitz Stück um Stück ausbaute. 1898 schon hatte Fedor die Besitzungen Francis Bogens käuflich erworben, wodurch zwei große Unternehmen zusammengeführt wurden. Schließlich gehörte Deininger zu den „14“, den größten Landeigentümern El Salva16 dors. Die Bedeutung der Bogen und der Deininger in der salvadorianischen Wirtschaft und Gesellschaft war durchaus groß, die Beziehungen zur Politik eng. Francis wurde von der Regierung in den 1870er- und 1880er-Jahren als Beschaffer von Einwanderern kontraktiert. 1910 stellte ihm der Präsident sogar seinen Salonwagen zur Verfügung, um den damals kranken Fedor zum Ha17 fen zu bringen. Fedor, wohl auch schon Francis, fungierte zeitweilig als deutscher Konsul. Wie auch spätere deutsche Einwanderer ist die Familie Bogen–Deininger ein typisches Beispiel dafür, wie in El Salvador die Entstehung einer KaffeeOligarchie nicht durch Ankauf in einem Akt oder etwa durch die Tätigkeit einer großen Kompanie erfolgte. Charakteristisch waren der Anschub des Staates durch Landschenkungen und Privilegien und der stückweise Ankauf von Die Finca Mirasol der Familie Deininger, von Max Vollmberg, 1918; veröffentlicht in der Mappe Vollmberg, Max. América central. Hannover 1920 24 3/2012 Geschichtliches Zu Ehren des Unternehmers Walter Thilo Deininger ist ein 732 ha großer Nationalpark in der Provinz La Libertad benannt. (Foto: Sunzal) Ländereien durch einzelne Personen und Familien, die vor allem zwischen 1880 und 1912 von der Abschaffung des Gemeindelandes profitierten, daneben Land auch von Einzelpersonen 18 erwarben. Der Staat reagierte mit seinen Gesetzen auf die Profit-Bedürfnisse der Kaffeewirtschaft: Vom Ansetzen der Kaffeepflänzchen bis zur ersten Ernte vergingen vier bis fünf Jahre. Dieser Zeitraum konnte nur mit genügend Kapital überbrückt werden. Auf der anderen Seite verlangte das Kapital genügend Absicherung, das heißt den Rechtstitel auf das Land. Und dieser wurde mit den Gesetzen über die Privatisierung der Gemeindeländereien gewährt. Weitere deutsche einwanderer der ersten Zeit Erste Meldungen deutschen Imports in das Land datieren aus der zweiten Hälfte der 1840er-Jahre. An deutscher Ware seien 1846/47, so Bülow, „rothe Garne“ eingeführt worden. Diese seien zu „Shawls“ verarbeitet und dann nach Chile, Peru und Mexiko exportiert worden. Der Historiker Dane schätzt jedoch abschließend ein: „Die … günstigen Prognosen über mögliche intensive Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Salvador haben sich nicht erfüllt. Soweit es sich heute noch feststellen lässt, berührten im Durchschnitt nicht mehr als ein bis zwei deutsche Schiffe pro Jahr Salvadors Häfen und das auch nur auf der Durchreise nach anderen mittelamerikanischen Häfen.“ Diese Aussage spiegelt sich in Zahlen wider: Als 1858 das erste preußische Konsulat in San Salvador eröffnet wurde, 20 gab es dort „ein paar“ Deutsche. Es wird berichtet, dass im Großhandel allein das Hamburger Haus Kraft und Morris sowie eine Filiale des Londonguatemaltekischen Hauses Feldmann 21 und Komp. in deutscher Hand seien. Die genannten deutschen Handelshäuser waren in der Anfangszeit noch von Bedeutung. Die Niederlassung in Form einer gefestigten Kompanie, als Zweigstelle eines existierenden Unternehmens, bot immerhin die Sicherheit des Mutterhauses, das das Kapital zur Verfügung stellen konnte und damit das Risiko minderte. Die wechselnden Besitzverhältnisse indes zeigen, dass auch diese Form nicht zu einem stabilen Faktor der frühen deutschen Ein22 wanderung wurde. Offizielle Beziehungen 1841 wurden erstmals offizielle Beziehungen des dann unabhängigen Staates Salvador mit Deutschland aufgenommen, als er den Konsul der Hansestädte für Mittelamerika, Klée, bestätigte. Preußen hat ihn dann 1845 zum Generalkonsul auch für Salvador ernannt.23 Amtssitz aber blieb noch Guatemala. 1852 wurde dann Franz Hugo Hesse als preußischer Geschäftsträger in El Salvador willkommen geheißen. Mit dem „Konsularagenten“ Ludwig Kronmeier finden wir 1853 den ersten offiziellen Vertreter aus Deutschland speziell für salvadorianische Angelegenheiten. Schnell stellte man jedoch fest, dass er seinen Militärdienst nicht geleistet hatte und ohne Pass ausgewandert war. Daher wurde ein ordentliches Verfahren gegen ihn eröffnet, in dem man Kronmeier enteignete und ihn schon vor seiner offiziellen Inamtsetzung wieder entließ.24 Nach diesem personellen Fehlschlag ernannte Hesse 1854 den Arzt Ernst Karl Bernhard in Nicaragua zum Konsularagenten für Nicaragua und Salvador. Dieser ging 1856 aus politischen Gründen nach San Miguel (El Salvador), wo er offiziell den Titel des 25 preußischen Vizekonsuls erhielt. 1858 wurde er Konsul für Preußen in San Salvador, 1868 Konsul des norddeutschen Bundes und schließlich 1870 Generalkonsul für El Salvador, 26 Honduras und Nicaragua. Das Jahr 1858 ist damit als das Datum der Eröffnung des ersten Konsulates in El Salva27 dor zu nennen. In dieser Zeit, am 30. Dezember 1852, wurde in Berlin ein Handels- und Freundschaftsvertrag zwischen El Salvador und dem Königreich Preußen geschlossen, der aber nicht in Kraft trat. Erst 1870 kam es zu einer Umset- 11 Lardé, Historia, S. 305. Zum Namen Baltazar vgl. auch Jaspersen, Bogen. S. 142 12 Deininger, Familiengeschichte. S. 50 13 Jaspersen, Bogen. S. 147f. 14 Ebd. S. 188f. 15 Deininger, Familiengeschichte. S. 62 16 Dalton, El Salvador, S. 148 17 Jaspersen, Bogen. S. 231f. 18 White, El Salvador. S. 116f. 19 Bülow, S. 247 20 Fröschle, Deutschen. S. 571 21 Bericht. Handel der Republik. S. 550f. 22 Erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kamen erfolgreiche Schritte durch deutsch-jüdische Einwanderer wie Mugdan, Freund und Goldtree-Liebes 23 Dane, Beziehungen. S. 100 24 Ebd. S. 104 25 Ebd. S. 105 26 Fröschle, Deutschen. S. 569 27 Ebd. S. 575 25 3/2012 Enrique (Heinrich) Drews. Porträtiert von Max Vollmberg 1915 zung – der Vertrag wurde dann vom Deutschen Reich übernommen. Fasst man alle Angaben zusammen, so ist zu erkennen, dass von Seiten preußisch-deutscher Politik ein Interesse an Mittelamerika zwar vorhanden, jedoch nicht sehr ausgeprägt war. Speziell El Salvador lag hier am Rande, wurde „mitverwaltet“, und erst mit der Übersiedlung des Konsuls Bernhard nach San Miguel 1858 hatte man einen ständigen Vertreter vor Ort. Dieser aber musste sein Amt auf drei Staaten verteilen. Preußen-Deutschland hatte eben keine vitalen Interessen in Zentralamerika und war bis weit in das 20. Jahrhundert hinein nicht gewillt, die US-amerikanische Hegemonie in dieser Region herauszufordern. die weitere entwicklung Der Historiker David Brownig28 beurteilt die Bedeutung der europäischen Einwanderung im 19. Jahrhundert in der Weise, dass die wenigen Einwanderer keine separierten Gruppen bildeten. Sie seien meist im kommerziellen 26 Geschichtliches und agrarischen Sektor tätig gewesen. Obschon zahlenmäßig von geringer Bedeutung, waren sie in der gehobenen Schicht der sozialen Hierarchie anerkannt und trugen maßgeblich zur agrarischen Entwicklung, insbesondere des Kaffeeanbaus, des Landes bei. Der Kaffee-Anbau in El Salvador begann seinen Aufstieg ab Mitte der 1850er-Jahre. Im Departament Santa Ana verdreifachte sich die Kaffeepro29 duktion zwischen 1877 und 1881. In diese Zeit, in der El Salvador seinen Aufschwung zum Kaffeeland nimmt, fällt eine zweite Phase deutscher Einwanderung. Der Handelsvertrag von 1870/72 hat die Situation erleichtert, und die Transportbedingungen wurden schließlich in den 80er-Jahren noch einmal verbessert. Die salvadorianische Regierung unterstützte jedes deutsche Schiff, das im Lande anlegen würde, sogar finanziell. Wilhelm Sievers gibt 1903 eine Zahl von 150 Deutschen in El Salvador an, davon 35 in der Hauptstadt und 45 in Santa Ana. Ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war unter anderem eine Reihe von Experten aus Deutschland auch in Bereichen des öffentlichen Lebens tätig. Dies galt für das Militär, die Bildung und insbesondere auch für den Bereich der Musik. Die Leitung des Militär- und dann des Symphonieorchesters oblag über vierzig Jahre lang dem Deutschen Heinrich Drews, der damals sehr populär war und in der Musikgeschichte des Landes eine ausgewiesene Rolle spielt. Für den gewerblichen Bereich hieß es 1903, dass die Deutschen „einen beträchtlichen Teil des Handels in Hän30 den“ hielten. Nach Ernst von Halle (1905) seien die Geschäfte der Deutschen „nur mittelgroß, ausserdem, dass eine Reihe von Deutschen Bankbeamte und Handlungsgehilfen sind, befinden sich eine grössere Kaffepflanzung mit einer Viertelmillion Ertrag und eine ertragreichere Zuckerplantage, sowie fünf kleinere wirtschaftliche Betriebe in deutschen Händen“.31 Folgt man der zeitgenössischen Interpretation des britischen Beobachters Percy F. Martin, so waren es die folgenden Eigenschaften, die die deutschen Einwanderer besonders erfolgreich sein ließen: Systematische Marktanalyse, Disziplin, Geschäftstüchtigkeit, Zurückhaltung in politischen Fragen, Anpassung an das Land, und nicht zuletzt sei man auf geheimnisvolle Weise preisgünstig. Martin konstatiert jedoch neben diesen Persönlichkeitsmerkmalen, dass die Handelspolitik Deutschlands einen Unterschied gegenüber anderen Einwanderernationen ausmache. Gegen das Prinzip des freien Handels, das die Briten verfolgten, sei das deutsche Handeln durch ein Konzept des Protektionismus gekennzeichnet. Die Deutschen seien wie auch die US-Amerikaner erfolgreich mit billigen Produkten auf den salvadorianischen Textilmarkt vorgedrungen, wo sie die führende Position der Briten 32 verdrängten. Tatsächlich findet man Deutsche in einem breiten Spektrum gewerblichen Handelns. Die von Karl Sapper veröffentlichten Handelsdaten bestätigen zumindest den Erfolg der Wirtschaftsbeziehungen zwischen El Salvador und Deutschland, das in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zum größten Abnehmer salvado33 rianischer Produkte geworden war , in erster Linie natürlich des Kaffees. Diese Entwicklung wurde mit dem Beginn des Krieges vorläufig beendet. Die Geschichte der Einwanderung endet damit jedoch nicht. Jürgen Hübner unterrichtete von 2003 bis 2011 die Fächer Biologie und Geschichte an der Deutschen Schule San Salvador in El Salvador. 28 Browning, El Salvador. S. 248f. Browning, El Salvador, S. 270f. 30 Sievers, Süd- und Mittelamerika. S. 598 31 Halle, Amerika. S. 461 32 Martin, Salvador. S. 133ff. 33 Sapper, S. Mittel-Amerika, S. 80f. 29 3/2012 Geschichtliches Quellen: Bromme, Traugott. Traugott Bromme’s Hand- und Reisebuch für Auswanderer und Reisende nach Nord-, Mittel und Südamerika. (Den gesamten Vereinigten Staaten, Canada, Brasilien, Chile, Nicaragua, Venezuela, Mejiko u.s.w.). Bamberg 71853 Browning, David. El Salvador. La tierra y el hombre. San Salvador 1975 Bülow, Alexander von. Auswanderung und Colonisation im Interesse des deutschen Handels. Berlin und Posen 1849 Dalton, Roque. El Salvador. Monografía. San Salvador 1989 Dane, Hendrik. Die wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Mexiko und Mittelamerika im 19. Jahrhundert. Köln, Wien 1971 Deininger, Elisabeth. Familiengeschichte Deininger. O.o.O.J. (Hamburg 2009) Fröschle, Hartmut. Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung, Erdmann, Tübingen/Basel 1979 Halle, Ernst von (Hrsg.). Amerika. Seine Bedeutung für die Weltwirtschaft und seine wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland, insbesondere zu Hamburg. Hamburg 1905 Jaspersen, Gerd. Ein Bogen von Preussen nach Mittelamerika. Die Geschichte El Salvadors und die Chronik der Familie Bogen–Deininger bis 1952. Figino (Schweiz) 1997 Lardé y Larin, Jorge. El Salvador: Inundaciones e incendidos, erupciones y terremotos. San Salvador 22000 Literaturempfehlung Jürgen hübner: die deutschen und el salvador. Von den ersten Berichten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. 174 Seiten, kartoniert, Format 21 x 28 cm, San Salvador 2011. Der Band ist nicht im Buchhandel erhältlich. Interessierte GLOBUS-Leser können ihn zum Preis von 22 Euro zzgl. Versandkosten bei der Redaktion bestellen. Weltweiter Versand ist möglich. „Eine ,Geschichte der Deutschen in El Salvador‘ blieb für lange Zeit ein unerfüllter Wunsch. Diese immer als schmerzlich empfundene Lücke hat jetzt Herr Jürgen Hübner geschlossen, ... getreulich alles zusammengetragen, was an frühesten Nachrichten in deutscher Sprache über das heutige El Salvador veröffentlicht worden ist. Er hat sich auf die Spuren der ersten Deutschen gesetzt, die das Land bereist und darüber berichtet haben, hat die Schritte der ersten deutschen Familien verfolgt, die eine neue Heimat in El Salvador suchten, hat den Einfluss von Deutschen auf wirtschaftliche Entwicklung, Landwirtschaft, Wissenschaft, Kartographie, Archäologie, bildende Kunst, Musik, Militärwesen und vieles andere mehr akribisch erforscht und beschrieben.“ Aus dem Vorwort von Dr. Christian Stocks, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in El Salvador Reichardt, C.F. Centro-Amerika. Nach den gegenwärtigen Zuständen des Landes und Volkes, in Beziehung auf die Verbindung der beiden Oceane, und im Interesse der deutschen Auswanderung bearbeitet von C.F. Reichardt. Braunschweig 1851 Martin, Percy F. Salvador of the XXth century. London 1911 Sapper, Karl. Mittelamerika. Heidelberg 1937 Scherzer, Karl. Wanderungen durch die mittel-amerikanischen Freistaaten Nicaragua, Honduras und San Salvador. Braunschweig 1857 White, Christopher M. The History of El Salvador. Portland 2009 Eine Geschenkidee, die gut ankommt: Ein Jahresabonnement des GLOBUS Machen Sie guten Freunden eine Freude für ein ganzes Jahr und informieren Sie damit auch über die wichtige Arbeit des VDA. Auch in der öffentlichen Bibliothek Ihres Wohnortes wird der GLOBUS sicher gern gelesen und ein Geschenkabonnement dankbar angenommen. In Deutschland kostet das Jahresabonnement 20 Euro einschließlich Versand. Sie können den GLOBUS natürlich auch an Freunde im Ausland verschicken lassen. Den Bezugspreis für das jeweilige Land nennt Ihnen gern die Geschäftsstelle. Rufen Sie uns einfach an oder schreiben Sie uns formlos. Wir erledigen alles Weitere für Sie. VDA-Bundesgeschäftsstelle, Kölnstraße 76, 53757 Sankt Augustin Tel. 02241/21071; E-Post: [email protected] www.vda-globus.de ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND G 3560 41. Jg. Heft 2/2009 ARGENTINIEN: IM BLICKPUNKT: JUGENDAUSTAUSCH: Die Gauchos „La Porteña“ Sachsen-Anhalt – In aller Welt zu Hause Ignacio aus Santiago de Chile 27 3/2012 Anna-Tuerr-denkmal in Kitchener, Ontario, Kanada Alljährlich findet am 19. Juli in Mannheim, einer kleinen Vorstadt von Kitchener, eine Gedenkfeier zum Todestag von Anna Tuerr statt. Mitglieder der deutschen Klubs, deutschen Kirchen, Vertreter der Föderalen und der Provinzregierung sowie der Bürgermeister halten kurze Ansprachen. Deutsche Chöre tragen zur Feier bei. Der kleine Park mit dem Denkmal steht mitten in einem Wohngebiet und wird von der Gemeinde Mannheim gepflegt. Anna Tuerr wurde als 17-jähriges Mädchen in ein russisches Arbeitslager verschleppt. Die seelischen und körperlichen Strapazen zeichneten sie für den Rest ihres Lebens. Kanada wurde ihre zweite Heimat. Hier lernte sie ih- Rund um den Globus ren Mann kennen. Paul Tuerr, ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer, kam 1948 nach Kitchener. Als Donauschwabe hatte er seine Heimat und Habe in Jugoslawien verloren. In Kitchener fand er ein neues Zuhause. Er erschloss Bauland und errichtete über 1.000 Häuser und Wohnblöcke. Paul Tuerr kämpfte immer gegen das Vergessen. Er war der Meinung, dass dieser Teil der Geschichte in den Schulen unterrichtet und in der Öffentlichkeit verbreitet werden sollte. „Lasst uns über die Leute und ihre Leiden sprechen“, war seine Ansicht. Es war dieses Denken, dieser Wunsch nach gerechter Anerkennung aller Leiden, das ihn veranlasste, das „Anna Tuerr Memorial“ in seinem letzten Bauprojekt zu errichten. Eine zweisprachige Mahntafel informiert über Flucht und Vertreibung zwischen 1944 und 1948. Paul Tuerr starb am 14. Juni 2012 im Alter von 91Jahren. Anton Bergmeier, Deutsch-Kanadischer Kongress Ontario Wahlrecht für Auslandsdeutsche in bisheriger Form verfassungswidrig Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe muss die Bundesregierung das Wahlrecht für Auslandsdeutsche reformieren (AZ: 2 BvC 1/11, 2 BvC 2/11 – Beschluss vom 4. Juli 2012). Bisher war es an die sogenannte Sesshaftigkeitsbedingung geknüpft, also daran, ob jemand irgendwann – und sei es als Säugling – drei Monate ununterbrochen in Deutschland gelebt hat. Zwei deutsche Grenzgänger aus Ostbelgien hatten dagegen geklagt und argumentiert, dass sie zwar nie in Deutschland gewohnt hätten, aber dennoch mit den dortigen Verhältnissen vertraut seien und nicht von Wahlen ausgeschlossen werden dürften. Demgegenüber erlaube das gegenwärtige Recht einem Auswande- 28 rer, der das Land vor Jahrzehnten als Kleinkind verließ und keine Beziehung mehr zu seiner alten Heimat hat, die Geschicke dort durch seine Wahlbeteiligung mit zu entscheiden. Dies sei eine nicht zu rechtfertigende Ungleichbehandlung, worin ihnen das Gericht folgte. WB historische Gesellschaft von Mecklenburg Ober-Kanada Die Jahreshauptversammlung wählte am 28. August 2012 in Toronto das Direktorium für 2012/13. Ihm gehören an: Volker Boehnke, Hartmut Fröschle, Maria Gerlsbeck, Erich Holy, Christian Klein, Edward Stahlberg und Lothar Zimmermann. Anliegen der vor 40 Jahren gegründeten Gesellschaft ist nach wie vor die größere Beachtung des Beitrags der deutschsprachigen Siedler an der Entwicklung Kanadas in der Geschichtsschreibung dieses Landes. Die vielseitigen Möglichkeiten dazu wurden genannt, wie z. B. die Unterstützung der deutschen Vereine und Sprachschulen, das Erhalten bestehender Denkmäler und Gedenktafeln und deren Vermehrung, die Weitergabe der deutschkanadischen Jahrbücher an die Nachfolgegeneration und an kanadische Freunde, sowie die Beteiligung an den Feiern zum German Pioneers Day – einem Tag, der von der Ontario-Regierung im Jahre 2000 eingeführt wurde. Die von der Gesellschaft publizierten Jahrbücher (18) außer Band 10 und 12 sind noch erhältlich – aus Anlass des 40-jährigen Bestehens zum halben Preis von 12 Can. $. Die Vierteljahresschrift Canadiana Germanica, zusammengestellt von Professor Zimmermann, ist im Mitgliedsbeitrag von 28 Can. $ eingeschlossen. Kontakt: [email protected]. Christian Klein Rund um den Globus In Memoriam Werner Reckziegel und dr. Nikolaus Bruck Die Deutsche Weltallianz (DWA) erfüllt die traurige Pflicht bekannt zu geben, dass zwei ihrer Mitglieder verstorben sind. Werner Reckziegel, Stellvertretender Präsident der DWA, verstarb am 23. August 2012. Am 31. August schied auch Dr. Nikolaus Bruck, Direktor der DWA, aus dem irdischen Leben. Werner Reckziegel wurde am 30. September 1934 in Gablonz im Sudetenland geboren. Der Tradition seiner Vorfahren folgend erlernte er das Kunsthandwerk der Glasbläserei. Das Schicksal der Vertreibung von über drei Millionen Sudetendeutschen blieb auch ihm und seiner Familie nicht erspart. Zunächst fand die Familie in Magdeburg Zuflucht, später bemühte sie sich in Bayern, im Umfeld von Schutt und Asche eine neue Existenz aufzubauen. Gemeinsam mit 28 anderen Familien entschloss sich Werner Reckziegel nach Argentinien auszuwandern, wo qualifizierte Fachkräfte für die Glasindustrie gesucht wurden. Neben der beruflichen Arbeit war Werner Reckziegel mit seiner Familie auch für seine Landsleute aktiv. So wirkte er als Vorsitzender der deutschsprachigen Gemeinschaft in Argentinien (FAAG) und in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Für seine Verdienste erhielt er das deutsche Bundesverdienstkreuz verliehen. Dr. Nikolaus Bruck erlitt ein ganz ähnliches Schicksal. Er kam als Donauschwabe 1932 in Medja in Jugoslawien zur Welt. 1944/45 setzte der Terror der Tito-Partisanen gegen die deutsche Volksgruppe ein. Die Familie Bruck wurde vertrieben und hielt sich zunächst in Österreich auf. Die schlechte soziale Lage und die wenigen Hoffnungen, die Österreich den Heimatvertriebenen machen konnte, brachten die Familie in die USA. Nikolaus Bruck wurde 1962 US-amerikanischer Staatsbürger. Später machte er als Ökonom in der Weltbank und in der Inter-American Development Bank (UNIDO) Karriere, ehe er im Anschluss als Hochschullehrer arbeitete. Er lehrte als Professor für Wirtschaft und Finanzen an mehreren Universitäten. Dr. Nikolaus Bruck bemühte sich neben seiner beruflichen Laufbahn auch um das kulturelle Erbe der Donauschwaben in den USA. Dr. Peter Wassertheurer, Wien Präsident der DWA Ortsnamengesetz in südtirol umstritten Der Südtiroler Schützenbund (SSB) kritisiert den Toponomastik-Gesetzentwurf als oberflächlich und ohne jede wissenschaftliche Grundlage. Er befürchtet, dass dadurch die von Ettore Tolomei erfundenen pseudoitalienischen Namen per Landesgesetz „durch die Hintertür anerkannt und zementiert werden“. Es werde zwar die Wichtigkeit der Tradition, Herkunft und der scheinbaren „wissenschaftlichen Absicherung“ der Ortsnamen beteuert, an keiner Stelle würden jedoch die Namenkonstruktionen Tolomeis und die faschistischen Namensdekrete zur Sprache kommen. Zwar sei vorgesehen, all jene Namen, und damit auch die deutschen und ladinischen, amtlich festzulegen, die vor Ort gebräuchlich sind; es werde jedoch nicht erklärt, worauf der Gebrauch der Namen, speziell der italienischen, basieren solle. SSB, Bozen 3/2012 many“ um Einwanderer. Die Redaktion des Portals übertrug sie dem „Kompetenzfeld Humankapital und Innovation“ des Instituts der deutschen Wirtschaft. Der Werbespruch lautet „Germany is quality of life. Be part of it.“ Neben Videobotschaften der zuständigen Bundesminister und beispielhaften „I made it“-Videos gibt es eine Fülle von Informationen, den Quick-Check sowie die Versicherung „Germany is a warm welcome.“ Ein kurzer Abschnitt „Die Deutsche Sprache“ wurde vom Kompetenzfeld Humankapital ebenfalls erarbeitet. WB Wilkum zu Kutzeschtettel uff deitsch Kutztown hat als erste Gemeinde in Pennsylvania (USA) ein Willkommensschild im pennsylvaniendeutschen Dialekt aufgestellt. Unser DPAK hat sich seit Jahren darum bemüht, und somit ist einer unserer Träume Realität geworden. Wir hoffen, dass noch viele Gemeinden in Pennsylvania diese Aktion nachahmen werden. Frank Kessler, Deutsch-Pennsylvanischer Arbeitskreis e.V., Ober-Olm „Make it in Germany“ Weltweit, auch in nicht-englischsprachigen Ländern, wirbt die Bundesregierung im Internet über das neue Willkommensportal „Make it in Ger- 29 3/2012 Literatur Ludwig Uhland (1787–1862): ein Liebling der Auslandsdeutschen Im 19. Jahrhundert war der Ruhm Uhlands unerhört und die Liebe zu ihm in allen Schichten des Volks so lebendig, dass er mehrfach als „Hausgott“ oder „Hausgeist“ des deutschen Volkes bezeichnet wurde. Aber auch im Ausland war sein Name weit bekannt, vor allem durch die deutschen Auswanderer und ihre Nachfahren. Der Nationalökonom Friedrich List notiert 1825 in seinem Tagebuch: „Am 15. April mit Tagesanbruch zogen wir weiter […] Heute sollten wir Deutschland verlassen und alles, alles, was uns lieb und teuer darinnen gewesen, auch! Vielleicht auf immer, und hinausziehen über das Weltmeer […] Es war einer der schönsten Frühlingsmorgen, die ich gesehen. Eben warf die Sonne ihre ersten Strahlen über die paradiesische Gegend der Pfalz. Der Anblick goß lindernden Balsam auf unseren Schmerz, und bald sangen wir mit fröhlicher Stimme alle Lieder, die wir von Schiller wussten, und zuletzt Uhlands scherzhaftes: So muss ich denn die Stadt verlassen etc. Die Leute, die uns begegneten, mussten uns eher für die Familie eines zu höheren Würden gelangten bayrischen Siegelmäßigen halten als für vertriebene Auswanderer.“ Sie nahmen ihre Uhland-Ausgaben mit in die neue Welt; und wo weiterer Bedarf bestand, bestellte man sie in Deutschland oder ließ sie gleich im Lande drucken. In Philadelphia erschienen im 19. Jahrhundert acht deutschsprachige Ausgaben von seinen Gedichten, in New York bis 1914 sechs, und sogar drei mit dem Druckort London (England). Eine nach ihm genannte Stadt in den USA ging in die Literatur ein durch das Buch der deutschamerikanischen Autorin Mathilde Franziska Anneke „Uhland in Texas“ (1865). Sein Lied „Einkehr“ wurde zu einem amerikanischen Volkslied. Im Januar 1857 bekam er einen Brief vom 30 New Yorker Uhlandbund: „Unsern Uhland grüßen wir in der innigsten Verehrung und der herzlichsten Liebe.“ Im Lutherischen Kirchenblatt vom 1. Juli 1887 konnte man lesen: „Der Stadt Baltimore gehört der Ruhm, dass in ihr auch Englisch-Amerikaner den 100. Geburtstag Uhlands weit zahlreicher gefeiert haben als in jeder anderen Stadt. Schon vor Wochen fand daselbst in der John Hopkins Universität eine erhebende Vorfeier statt, der auch viele englisch-amerikanische Herren und Damen beiwohnten und die hauptsächlich aus einer vortrefflichen Gedenkrede des Prof. Goebel bestand. Am 26. April aber wohnten besonders den Uhland-Feierlichkeiten in den dortigen englisch-deutschen öffentlichen Schulen verhältnismäßig mehr Englisch-Amerikaner bei als deutschamerikanische „Prominente“. […] und nicht nur deutsch-amerikanische, sondern auch zahlreiche englisch-amerikanische Kinder trugen mit großem Verständnis Uhlands Gedichte im deutschen Texte vor. Doch nicht genug damit, dass sich an den oben erwähnten Feierlichkeiten viele Englisch-Amerikaner beteiligten, hielt bei der Feier des Baltimorer Schwabenvereins der englisch-amerikanische Professor Dr. Wood von der John Hopkins Universität eine treffliche Rede in bestem Deutsch.“ Auch in Lateinamerika hinterließ Uhland Spuren. Karl Götz berichtet in seinem Buch „Brüder über Land und Meer“ Folgendes über einen steinreichen Auswanderer: „Heinrich Müller starb in Chihuahua und hinterließ neben seinen Häusern, Bergwerken, Fabriken und Spinnereien die Landgüter […] Auf dem Weg zu der Hacienda Tabalaopa fuhren wir durch die Straßen der Silberminenstadt […]. Wir gingen durch den hohen kühlen Bogengang. Der weite Hof war verwildert […]. Die Türen zu den Zimmern standen offen. In einem hohen Raum, dem ehemaligen Bibliothekszimmer, hingen helle silberblumige Tapeten von den Wänden. Sie waren aus Berlin gekommen […] Aus dem Boden waren einige Bretter losgerissen. Der Schmutz lag fußtief. An der Decke hing ein ganzer Schwarm Fledermäuse. In einer Ecke Neuerscheinung anlässlich des 150. Todestages des schwäbischen Dichters, Politikers und Wissenschaftlers hartmut Fröschle (hrsg.): hausgeist des deutschen Volkes. eine Wirkungsgeschichte Ludwig Uhlands in Zitaten. ISBN 978-3-8260-5042-8, 388 Seiten, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, Preis 39,80 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder beim Herausgeber (Ailenbergstraße 6, 70329 Stuttgart). Literatur lag ein Buch im Schutt. Ich hob es auf: Uhlands Gedichte. Auf der ersten Seite stand der Name des Mannes, dessen Land nun alles aufgeteilt war und dessen ausgeraubte Paläste zerfielen. Der Name des Mannes, den das Volk den Fürsten von Chihuahua genannt hatte.“ Auch nach Osten strahlte Uhlands Werk aus. Die Petersburger Zeitung berichtete am 28. Februar 1863: „Den 20. Februar versammelte sich die St. Petersburger deutsche Liedertafel in ihren gewohnten Räumen, um eine Feier zum Gedächtnis Ludwig Uhlands zu begehen. Zahlreiche Gäste hatten sich eingefunden. Die Feier begann um acht Uhr abends mit „Schäfers Sonntagslied“ („Das ist der Tag des Herrn“) von Kreutzer. […] Er sang auch frische Jagd- und Wanderlieder; er sang von Freundschaft, Vaterland, Glauben! – aber alles das ist es nicht, was ihm die Herzen des ganzen Volkes so eigen machte, was bewirkte, dass das ganze deutsche Volk ihn liebte, das ganze deutsche Volk trauernd an seinem Grabe stand. Denn gesungen wurden alle diese schönen und herrlichen Dinge schon vor und mit ihm und – wie wir nicht leugnen können – mit nicht geringerer poetischer Kraft. […] 3/2012 Dass Uhland nicht nur der Sänger seines Volkes, dass er ein freier gesinnungstüchtiger deutscher Mann war, der eintrat mit der ganzen Kraft seiner makellosen Persönlichkeit für Wahrheit und Recht, für Deutschlands Glück und Größe, dass er frei von jedem eitlen Wesen, von jeder Selbstsucht und Leidenschaft, unbekümmert um Parteiund Fürstengunst die freie breite Brust hinpflanzte zum Schilde vor das bedrohte Recht, das war die eine seiner Eigenschaften, die ihn so tief gebettet hat in die innersten Kammern aller deutschen Herzen.“ Prof. Dr. Hartmut Fröschle Neu im Netz: Kulturportal West – Ost Zwei stiftungen gehen zeitgemäße Wege der Öffentlichkeitsarbeit Erst seit diesem Sommer ist im Netz eine der interessantesten Plattformen zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa freigeschaltet: das Kulturportal West – Ost. Es wird gemeinsam von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR (Ostdeutscher Kulturrat) verantwortet und vereint unter www.kulturportal-west-ost.eu eine umfassende Datenbank zu den Trägern ostdeutscher Kulturarbeit und den Biographien großer Persönlichkeiten aus dem historischen deutschen Osten. Darüber hinaus sind die immer wieder lesenswerten Ausgaben der OKR-Zeitschrift Kulturpolitische Korrespondenz abrufbar, und es finden sich Veranstaltungshinweise ebenso wie Hinweise auf Buchneuerscheinungen. Mit dem inhaltsreichen und optisch ansprechenden Netzauftritt wollen beide Stiftungen aus ihrem Nischendasein in puncto Öffentlichkeitswirksamkeit herauskommen. Kulturstiftung wie OKR leiden nicht nur unter den Niedrigzinsen unterhalb der Inflationsrate, die ihr Stiftungskapital zusehends aufzehrt, sondern auch unter Überalterung der Gremien sowie dem Fehlen eines gesellschaftlich breiter verankerten Förderermilieus einerseits und hartnäckigen Vorbehalten in Teilen der politischen und medialen Machteliten andererseits. Letztere sind inzwischen zwar rückläufig, haben aber im Jahr 2000 zur folgenschweren Einstellung der institutionellen Förderung durch die Bundesregierung geführt. So musste für die bis dato oft zu enge Bindung an die (Partei-)Politik ein hoher Preis entrichtet werden, der das Fortbestehen beider Stiftungen im zurückliegenden Jahrzehnt wiederholt fraglich erschienen ließ. Die Jahrestagungen der in Bonn ansässigen Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen erfreuen sich in interessierten Kreisen wegen der in der Regel hohen Qualität der Referenten großer Beliebtheit. Und die zahlreichen Veröffentlichungen der Kulturstiftung wirken zumindest teilweise über den begrenzten und stetig kleiner werdenden Kreis der Vertriebenengenerationen hinaus. Beispielhaft sei die 1965 begonnene, Jahr für Jahr – zuletzt auch in Doppelbänden – fortgesetzte Reihe „Ostdeutsche Gedenktage“ genannt. Während hier die Breitenwirkung ausdrücklich gewollt ist und sich in den facettenreichen, knapp gehaltenen, für den Leser kurzweiligen Porträts spiegelt (was den wissenschaftlichen Gehalt jedoch keineswegs beeinträchtigt), sind andere Veröffentlichungen speziellerer Natur. Werke wie der 2010 bei Duncker & Humblot erschienene, von Carola L. Gottzmann herausgegebene Sammelband „Deutschsprachige Literatur im Baltikum und in Sankt Petersburg“ dienen der Vertiefung des Wissens um die deutschen Spuren im Osten und sind in der Fachwelt als Standardwerke anerkannt. Martin L. Schmidt Kontakt: – Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Kaiserstr. 113, 53113 Bonn, Tel.: 0228/ 91512-0, kulturstiftung @t-online.de – Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR, Cäsariusstr. 91, 53639 Königswinter, Tel.: 02223/9066011-2, [email protected] 31 3/2012 Literatur Wörterbuch überflüssiger Anglizismen Diesem Wörterbuch hätten wir lieber keine Neuauflage gewünscht. Eine Erfolgsgeschichte ist es nicht, wenn es seit 1999 die nunmehr 9., erheblich erweiterte Auflage erleben muss. Wovon Verleger normalerweise träumen, ist in diesem Fall ein Armutszeugnis. Und es sind nicht zuvorderst Sprachwissenschaftler, die sich gegen die massive Verdrängung der deutschen Sprache stemmen, sondern eine Initiative von Bürgern, die aus Wertschätzung und Liebe zu ihrer eigenen Sprache eine Sisyphusarbeit leisten, die ihnen nebenbei noch viel Spott und Häme seitens der Machthaber in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einbringt. Denn dass Anglizismen nicht „einfach so“ in die deutsche Sprache eindringen, wir es lediglich mit der „natürlichen Sprachentwicklung“ zu tun hätten, wie gerne abwiegelnd behauptet wird, liegt auf der Hand. Man braucht nur zu beobachten, wie Unternehmenslenker keine Mühe und Kosten scheuen, um Agenturen damit zu beauftragen, für neue technische Erfindungen und Produkte englisch klingende Namen gleich mit zu erfinden – oder am besten gleich die ganze Firma umzubenennen, wenn sie noch gar zu deutsch klingt. Wer erinnert sich noch, dass der weltgrößte Rückversicherer „Munich Re“ bis vor kurzem „Münchener Rückversicherung AG“ hieß, die „Evonik Industries“ ihre Wurzeln in der „Ruhrkohle AG“ hat, in „E.ON“ die „Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks AG“ steckt? Auch die Politik leistet auf allen Ebenen ganze Arbeit: Inzwischen dürften sämtliche Flughäfen zu „Airports“ umgeschildert sein, viel tragischer ist aber das Wirken des öffentlichrechtlichen Rundfunks. Wozu ein Redakteur schon 1989 den Sender „Bayern 3“ beglückwünschte – denn der sei ja nun von Deutschsprachigem weitgehend „entrümpelt“ – ist inzwischen die gefühlte Wirklichkeit auf fast allen Kanä- 32 len. Fairerweise muss man sagen, dass sich die Verantwortlichen die anhaltenden Proteste aus dem Volk schon zu Herzen nehmen. Um die deutschsprachigen Quälgeister zu besänftigen, reservierte der Bayerische Rundfunk zunächst eine Sendestunde „Deutsch nach acht“, während derer diese Ewiggestrigen nun ihrer Sprache frönen dürfen. Da das Genörgel kaum nachließ und einige glaubten, durch Bezahlung ihrer Zwangsgebühren auch ein Anrecht zu haben, ihre Muttersprache zu hören, wurde jetzt ein zusätzlicher Kanal „Bayern Plus“ eingerichtet, ganz auf der Linie des auch von der deutschen Bildungspolitik längst ausgegebenen Mottos „Englisch ein Muss, Deutsch ein Plus“. Dass es ihr auf die Sprache des Volkes im Zweifelsfall nicht ankommt, nicht einmal in der Rechtsprechung, die „im Namen des Volkes“ urteilt und in einem Rechtsstaat üblicherweise das Ergebnis eines öffentlichen Verfahrens Rudolf Bartzsch, Reiner Pogarell, Markus schröder (hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen, 9. Aufl., ISBN 978-3942409-15-5, 284 Seiten, kart., IFB Verlag Deutsche Sprache, Paderborn 2012, Preis 11,20 Euro ist, lässt auch die Bundesregierung wis1 sen. „Öffentliche Kontrolle“ finde schließlich heutzutage über die Medien statt, und diesen bliebe doch die Möglichkeit, zu einem englischsprachigen Verfahren oder der Pressekonferenz einen dieser Sprache mächtigen 2 Vertreter zu entsenden. Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ scheint diese Vorgabe beherzigt zu haben, als es einen Redakteur zum Wirtschaftstag der deutschen Botschafterkonferenz mit dem deutschen Außenminister nach Berlin schickte, denn es berichtete: „Guido Westerwelle, der Gastgeber, hält nur sein Eingangs- und Schlusswort auf Deutsch, dann wechselt auch er ins Englische […]. Vorbei die Zeiten, als Westerwelle kurz nach dem Wahlsieg 2009 noch einen Journalisten anraunzte, weil dieser es gewagt hatte, eine Frage auf Englisch zu stellen. Auch der FDP-Politiker ist längst in seinem 3 Amt angekommen.“ Zu solcher Art Amtsverständnis passt es lückenlos, wenn die im Zuge der Euro-Krise bei der EU anzusiedelnden neuen Überwachungs-, Kontroll-, Stabilisierungs- und Regulierungsaufgaben damit automatisch im englischen Sprachgebrauch installiert werden – kommentarlos, alternativlos, für deutsche Bundespolitiker offenbar bedeutungslos. Hier hilft auch das „Wörterbuch überflüssiger Anglizismen“ nicht mehr. Kaufen Sie es sich trotzdem und schlagen Sie nach, wenn Ihnen ein Eiferer weismachen will, dieses oder jenes könne man nicht auf Deutsch ausdrücken. Vielleicht entdeckt mancher dabei, dass der kreative Umgang mit der eigenen Sprache sogar Spaß machen kann. Dr. Wolfgang Betz 1 Bundestags-Drucksache 17/2163 vom 16.6.2010, Anlage 2 2 Vgl. Stellungnahme zum Gesetzentwurf BT-Drucksache 17/2163 durch Prof. Dr. Hanns Prütting. 3 Spiegel online am 28. August 2012 Literatur steinland Der Gedanke treibt uns schon länger um, wie wir ihn uns vorstellen dürfen, den Pädagogen, den wir als Vorbild für unsere heranwachsende Jugend gelten lassen können. Nun fällt uns bei der Sichtung literarischer Neuerscheinungen Bernhard Jaumann auf: „Steinland“, „Kriminalroman“, auf dem Schutzumschlag das Bild eines Windmotors im dürren Gras – für Kenner ein Wahrzeichen der südwestafrikanischen Landschaft. Einiges über diesen Mann ist schnell herauszufinden: Bayerischer Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, Wurzeln im Sudetenland, aufgewachsen in Augsburg … – Dass solche Leute auch ihre dunkle Seite haben, versteht sich fast von selbst. Jaumann, selbstbewusstes 1 Mitglied des „Syndikats“ , hält damit auch nicht hinter dem Berg: Ob durch den Schuldienst oder seine ersten Romane, jedenfalls wurde ihm der Boden in Bayern zu heiß und er notiert in seinem Lebenslauf: „Sicherheitshalber jedoch immer wieder Flucht und Verlegung des Lebensmittelpunkts zuerst nach Sydney, später nach Mexiko-Stadt und dann nach Windhoek/Namibia, wo der Autor von 2005 bis 2011 weitere Verbrechen ersonnen hat …“ Wenn Sie keine Scheu haben, in die Abgründe dieser Taten mit hineingezogen zu werden, dann folgen Sie der Kriminalkommissarin Clemencia Garises, als sie auf die Farm Steinland gerufen wird, deren deutscher Eigentümer Gregor Rodenstein in der Nacht zuvor ermordet wurde. Ein Raubüberfall? Das wäre nichts Ungewöhnliches. „Africa is violent“ (Afrika ist gewalttätig), lautet ein geflügeltes Wort im Süden des Kontinents. Oder gibt es einen Zusammen- Tsingtau – deutsches erbe in China Sich mit China zu beschäftigen, liegt angesichts der stetig wachsenden wirtschaftlichen und außenpolitischen Macht des „Reiches der Mitte“ auf der Hand. Einen spezifisch deutschen Zugang bietet die Geschichte und Gegenwart der einstigen Kolonie Kiautschou mit Tsingtau, dem heutigen Qingdao, als Zentrum. Um welch ein wertvolles, eher völkerverbindendes denn trennendes Kapitel der Kulturgeschichte es sich dabei handelt, macht das sehr ansprechend illustrierte Buch von Hans Georg Prager mit dem Titel „Tsingtau/Quingdao. Deutsches Erbe in China“ deutlich. Allen zeitbedingten imperialistischen Irrungen zum Trotz war die Entwicklung des abgelegenen ärmlichen Fischerdorfs Tsingtau mit seinen rund 300 Hütten zu einer vor dem Ersten Weltkrieg etwa 70.000 Einwohner zählenden modernen Stadt eine erstaunliche Erfolgsgeschichte. Bereits der Re- volutionär und Kuomintang-Gründer Sun Yat-sen hatte es nach einem Besuch zum Modell für die chinesische Stadt der Zukunft erklärt und Deutschland zum Vorbild für die Schaffung eines modernen Chinas. Die Deutschen brachten eine Vielzahl technischer Errungenschaften mit: fließend Wasser, elektrischen Strom, Krankenhäuser, Autos, Telefone sowie eine noch immer funktionierende Kanalisation. Noch bis in die 1990er-Jahre hinein mussten viele alte Kolonialgebäude unschönen Neubauten weichen, da sie als Schandmal der Fremdbestimmung galten. Seither kümmert sich ein örtlicher Verein liebevoll um die Erhaltung der zumeist denkmalgeschützten kolonialen Bausubstanz. Teile der einstigen Germania-Brauerei sind mittlerweile als sehenswertes Museum mit Übergang in den modernen Teil der Abfüllanlage zu be- 3/2012 Bernhard Jaumann: steinland; Kriminalroman, ISBN 978-3-463-40570-4, 320 Seiten, geb., RowohltVerlag (Kindler), Reinbek bei Hamburg 2012, Preis 19,95 Euro hang mit der von der Regierung geplanten Landreform, durch die Rodenstein womöglich enteignet worden wäre? Jaumann gibt die Antwort, was sich in dieser kalten, klaren Winternacht in Namibia zutrug: „Die Steine schrien aus dem Grau der Nacht. Sie seufzten nicht und jammerten nicht, es war kein Flüstern, kein Tuscheln, kein sachtes Wispern im Wind. Sie brüllten so laut …“ Dr. Wolfgang Betz 1 Das Syndikat ist die Vereinigung deutscher Krimischriftsteller. hans Georg Prager: Tsingtau/Qingdao. deutsches erbe in China, 252 Seiten, geb., Ares Verlag, Graz 2012. ISBN 978-3-902475-93-0, Preis 29,90 Euro sichtigen, und die ehemalige Gouverneursresidenz fungiert ebenfalls als Museum, mit Originalmöbeln aus Stuttgart und Fotografien aus der Kolonialzeit. Heute ist Tsingtau samt Umland zu einem Ballungsgebiet mit ungefähr 8,3 Millionen Einwohnern geworden, von denen allein knapp drei Millionen im Stadtkern leben. Das Wassersportdomizil Tsingtau genießt nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen schmucken wilhelminischen Bauten ein mondänes Image. Martin Schmidt 33 3/2012 Literatur Von Löb strauß zu Levi strauss „Vom fränkischen Tropfhaus zum amerikanischen Weltkonzern“, möchte man als Untertitel zu dieser Lebensgeschichte hinzufügen. GLOBUS-Leser, die die Biographie des berühmten Jeans-Fabrikanten in Grundzügen ken1 nen werden eine weiterführende Lektüre gespannt erwartet haben. Nun liegt sie vor, und es ist ein gelungenes, höchst erfreuliches Werk! Dr. Hans Schaub, von Beruf Schuldirektor und ausgewiesener Kenner der Auswanderungsgeschichte aus seiner Heimat Oberfranken nach Nordamerika, forschte dafür in seiner Freizeit mehrere Jahre lang in deutschen und amerikanischen Archiven. Das Ergebnis ist ein professionelles Werk, das trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs angenehm zu lesen und durch die vielseitige Illustration auch sehr anschaulich geworden ist. Aus den Jugendjahren des Löb Strauß sind nur wenige Dokumente überliefert. Hans Schaub führt seine Leser zunächst in die wirtschaftliche Lage Oberfrankens zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein, erklärt „die Zerfallskrise einer alten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“, bis schließlich ab 1833 die Auswanderung nach Nordamerika einsetzte: „Nun jagten über ganz Oberfranken die Nachrichten über Auswanderungen wie ein Flächenbrand.“ Bis zum Jahr 1900, so bilanziert Schaub, wanderten rund zehn Prozent der Bevölkerung in die Vereinigten Staaten aus. Besonders prekär war in Franken die Lage vieler Juden, die sowohl in der Wahl ihres Wohnortes als auch ihres Berufes eingeschränkt waren. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts durften sie vielerorts keinen Grund erwerben, mit Ausnahme des Wohnhauses. „Tropfhäuser“ nannte man diese, so Schaub, denn die Grundstücksgrenze verlief da, wo die Regentropfen vom Dach rannen. Löbs Vater Hirsch Strauß 34 war als Hausierer in Buttenheim und den Nachbardörfern im Landkreis Bamberg unterwegs, um seine Familie mit sieben Kindern über die Runden zu bringen. Die jüdischen Einwohner dürften generell leichter empfänglich für verlockende Nachrichten aus Amerika gewesen sein, als die auf ihrer Scholle verwurzelten Bauern. Erkannten sie keine Aussicht auf Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, so beflügelte die Vorstellung schnellen Wohlstands in der Neuen Welt den Entschluss zur Auswanderung. 1836 schlossen sich drei ältere Geschwister Strauß einer Gruppe Auswanderungswilliger aus Buttenheim an. 1846 starb der Vater Hirsch Strauß, dessen Arbeit die Familie bis dahin ernährte. Andererseits hatten die ausgewanderten Kinder in New York geschäftlich bereits Fuß gefasst. So lag es nahe, dass auch die in Franken zunächst zurückgebliebenen Familienmitglieder ihre Auswanderung vorbereiteten und im Jahr 1848 in New York einen neuen Lebensabschnitt begannen. Zurück blieben – und sind bis heute erhalten – das Ge- hans schaub: Von Löb strauß zu Levi strauss, ISBN 978-3-89889-176-9, 112 Seiten, kart., Heinrichs-Verlag, Bamberg 2011, Preis 10 Euro. burtshaus des sich nun Levi Strauss nennenden Löb sowie das Grab des Vaters. Dennoch hat Levi seinen alten Heimatort nie wieder besucht. In der Neuen Welt verwirklicht sich für Levi der sprichwörtliche „amerikanische Traum“, nicht nur der Weg zu immensem Reichtum: Seine 1873 gemeinsam mit dem Schneider Jacob Davis zum Patent angemeldeten Hosen, deren Nähte mit Kupfernieten verstärkt waren – heute Jeans genannt – stehen symbolhaft für den amerikanischen Lebensstil und machten den Namen Levi Strauss rund um den Erdball bekannt. Schaubs Buch endet etwas abrupt in den 1990er-Jahren mit der Feststellung zu dem nach wie vor im Familienbesitz befindlichen Konzern: „Durch Strukturmaßnahmen der Firma und Erweiterung des Modellangebotes bleibt Levi Strauss & Co. auch weiterhin ein Weltmarktführer in der Jeansbranche.“ Deshalb sei die Ergänzung erlaubt, dass auch unter wirtschafts- und unternehmenspolitischen Gesichtspunkten die Betrachtung der Geschicke des Strauss-Konzerns aufschlussreich ist: Tradition ist nicht automatisch ein Garant für Zukunft. Das Unternehmen hat ein schwieriges Jahrzehnt hinter sich, in dem es annähernd die Hälfte seines Umsatzes einbüßte. Als es 2004 seine letzte Fertigungsstätte in den USA schließen musste, ging ein bedeutendes Kapitel amerikanischer Wirtschaftsgeschichte zu Ende. Die Jeans, die als Arbeits- und Freizeitkleidung so sehr den westlichen Lebensstil verkörpert und vielleicht auch deswegen ein hinter dem „eisernen Vorhang“ begehrtes und meist unerschwingliches Kleidungsstück war, ist heute Produkt und Gegenstand globaler Arbeitsteilung und Vermarktung. Dr. Wolfgang Betz 1 Vgl. GLOBUS 1/2008, S. 24 f. Briefe an die Redaktion 3/2012 Kronstädter Lastkraftwagen waren in den 80er-Jahren wegen Mängeln nicht mehr absetzbar (Zu Ernst Meinhardt: „Der Freikauf der Rumäniendeutschen in den Jahren des Kommunismus, GLOBUS 1/2012, S.21 bis 23 und 2/2012, S.35) Die Aussiedlung der Deutschen hat Rumänien anscheinend mehr geschadet, als der mit der Bundesrepublik Deutschland eingefädelte Menschenhandel eingebracht hat. Diesen Schluss lassen Aussagen des ehemaligen rumänischen Außenministers (1972 bis 1985) und langjährigen Begleiters Ceauşescus zu. Sie sind in dem Band „I se spunea Machiavelli. Stǎpânul secretelor lui Ceauşescu. Ştefan Andrei în dialog cu Lavinia Betea“ (Man nannte ihn Machiavelli. Der Kenner der Geheimnisse Ceauşescus. Ştefan Andrei im Gespräch mit Lavinia Betea) nachzulesen, der 2011 im Bukarester Verlag Adevǎrul erschienen ist. Der Weggang der Deutschen, für die der deutsche Staat Kopfgelder bezahlt hat, war gleichbedeutend mit dem Verlust von unersetzbaren hoch qualifizierten Fachleuten. Was Andrei nicht sagt, ist aber hierzulande bekannt: Diese Leute waren noch nicht in Deutschland angelangt, hatten aber schon einen Arbeitsplatz gesichert, beispielsweise bei Mercedes, BMW oder Audi. Der Menschenhandel war für Rumänien nur scheinbar ein Geschäft, für Deutschland hat er sich auf alle Fälle gelohnt. Denn: Die Schulund Berufsausbildung eines Jugendlichen hat hierzulande mehr als das Zehnfache des Kopfgeldes betragen. Das Kopfgeld betrug in den 1960erJahren im Durchschnitt 3250 Mark, es wurde 1978 auf 4000 und 1983 auf 7800 Mark erhöht. Andrei (Jahrgang 1931), der nach einem Studium der Ingenieurswissenschaften Anfang der 1960er-Jahre in die Politik gegangen ist und von 1987 bis 1989 Stellvertretender Premier war, bestätigt damit nur das, was jeder Banat- oder Siebenbürgen-Besucher gut ein Jahr nach dem Sturz der Diktatur 1989 und dem Massenexodus der Deutschen zu hören bekommen hat: Es gibt kaum noch jemanden, der einem eine Waschmaschine oder einen Fernseher reparieren kann. Das war für jeden Verbliebenen klar ersichtlich. Was aber kaum jemand wusste, das bekennt Andrei gegenüber Professor Lavinia Betea, die an der Universität „Aurel Vlaicu“ in Arad lehrt: In den 1980er-Jahren konnten beispielsweise Lastkraftwagen aus Kronstadt wegen gravierender Mängel nicht mehr im Ausland verkauft werden. Andrei: „Es hat einen großen Unterschied gegeben zwischen den Erzeugnissen aus Bihor, Klausenburg oder Kronstadt und denen aus Vaslui. Außerdem hat es einen massiven Bevölkerungswechsel in Kronstadt gegeben. Das Lastkraftwagenwerk ist moldauisiert worden.“ Und Lavinia Betea fügt hinzu: „In sämtliche Siebenbürger Berufsschulen wurden Jugendliche aus der Moldau gebracht. In Hintergrundgesprächen hat es geheißen, dass damit ein Bevölkerungszuwachs und ein demografischer Wandel einhergehe, indem die ungarische Minderheit zurückgedrängt werde. Die Deutschen aber waren ausgewandert. Dabei waren doch sie es, die die Gilden gegründet und den Grundstein der siebenbürgischen Industrie gelegt haben. Die ersten Meister in den verstaatlichten Betrieben waren fast ausschließlich Deutsche und Ungarn. In dieser traditionsreichen Meisterschule mit ihrer hohen Arbeitsmoral wurden Generationen von rumänischen Arbeitern geformt.“ Das Banat habe er, Andrei, erstmals 1943 betreten anlässlich eines Besuchs bei seinem Bruder in Sackelhausen bei Temeswar; sein Regiment hatte sich nach Hatzfeld zurückgezogen. Als der Schwabe, bei dem er übernachtet hatte, ihm Keller und Speisekammer zeigte, sei er angesichts des vielen Fleisches und der Schinken aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Andrei: „In Oltenien war das Schwein bis Mitte März verzehrt.“ Danach sei er in Rekasch und Izvin gewesen und habe die Obstbäume an den Straßenrändern gesehen. Andrei weiter: „Niemand hat dem anderen die Früchte geklaut, und niemand hat das zerstört, was allen gehört hat“. Dieses Verhalten habe sich auch in der Lkw-Produktion bemerkbar gemacht. Doch das habe sich nach dem Weggang der Deutschen geändert. Die Folge: Die Chinesen als Pragmatiker hätten die Autos in ihre Einzelteile zerlegt und neu montiert. Im Irak habe Präsident Saddam Hussein seinem rumänischen Kollegen Ceauşescu frei heraus gesagt: Herr Präsident, Ihre Lkws sind nicht gut. Sehr gut sind Ihre Waffen, aber die Lkws auf keinen Fall. Sie versagen während der Fahrt. Auch unser Sand mag eine Rolle spielen. Wir haben sie bezahlt, sie bleiben bezahlt. Aber ich verlade sie aufs Schiff und bringe sie auf meine Kosten in den Hafen von Konstanza, und Sie bringen sie zurück ins Werk zur Überprüfung.“ Der Dialog zwischen Lavinia Betea und Stefan Andrei offenbart die ganze Tragödie, in die Rumänien und seine Bevölkerung mit dem Einmarsch der Sowjetarmee gestürzt wurde und die mit dem Sturz des kranken und senilen Ceauşescu endete. Johann Steiner, Troisdorf 35 3/2012 Bundesverband VdA-Gremien tagten in Berlin – Bundesgeschäftsführer helmut Graff verabschiedet In Berlin waren der Bundesvorstand, der Verwaltungsrat sowie die Mitgliederversammlung des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) zu ihren turnusgemäßen Sitzungen zusammengekommen, bei denen neben satzungsgemäßen Regularien auch engagierte Diskussionen über die künftige Ausrichtung des über 130 Jahre alten Kulturverbandes im Vordergrund standen. Inhaltlicher Schwerpunkt der diesjährigen VDA-Mitgliederversammlung war die Situation der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen. Eine Messe auslandsdeutscher Kulturarbeit, ausgerichtet vom VDA-Landesverband Rheinland-Pfalz, rundete die VDA-Aktivitäten in der deutschen Hauptstadt ab. Neben inhaltlichen Fragen erfolgte in Berlin auch eine wichtige personelle Weichenstellung im VDA. Der bisherige Bundesgeschäftsführer Helmut Graff scheidet auf eigenen Wunsch nach sechsjähriger Tätigkeit aus dieser Aufgabe aus. Der VDA-Bundesvorsitzende, Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk MdB, und der Vorsitzende des VDA-Verwaltungsrates, Peter Iver Johannsen, dankten Graff für sein engagiertes Wirken als VDA-Bundesgeschäftsführer. So habe Graff maßgeblich die Feierlichkeiten zum 125-jährigen und 130-jährigen Bestehen des VDA verantwortet. Auch die Unterschriftenaktion, die der VDA mit dem Verein Deutsche Sprache für eine Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz durchgeführt hatte, war von Graff maßgeblich konzipiert worden. Auch die Zusammenarbeit mit dem Weltverband deutscher Auslandsschulen konnte durch den Einsatz von Helmut Graff nachhaltig ausgebaut werden. War er doch in seinem Berufsleben zuletzt Leiter einer deutschen Auslandsschule. Zur Nachfolgerin von 36 Helmut Graff berief der VDA-Bundesvorstand Frau Petra Meßbacher, die unter anderem lange Jahre als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied die Geschicke des Vereins Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott bestimmt hatte. Bei der VDA-Mitgliederversammlung gab die Pressesprecherin des Verbandes der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, Joanna Mróz einen eindrucksvollen Bericht über die aktuelle Lage der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen. Barbara Loch, Vorstandsmitglied des Vereins „Pro Liberis Silesiae“ stellte die vorbildliche Initiative dieser Organisation für den Aufbau eines deutschen Kindergartens und einer deutschen Grundschule in Raschau in der Woiwodschaft Oppeln vor. Der VDA unterstützt die Bemühungen der deutschen Volksgruppe in Polen für eine Verstärkung des Deutschunterrichts, womit der VDA-Bundesvorstand das Verwaltungsratsmitglied Dr. Claus Thies beauftragt hat. Auch fasste die VDA-Mitgliederversammlung den Beschluss, wonach in Zukunft auch Familienmitgliedschaften möglich sind. Ein großer Erfolg im Rahmen der VDA-Tagungen in Berlin war die vom rheinland-pfälzischen VDALandesvorsitzenden organisierte zweite Messe auslandsdeutscher Kulturarbeit, bei der Organisationen der Auslandsdeutschen, aber auch der VDA und mit ihm zusammenarbeitende Organisationen ihre Aktivitäten präsentierten. Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk MdB, Pressemitteilung des Vereins für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA) Aus gesundheitlichen Gründen beendet Herr OStD a.D. helmut Graff zum 30. September 2012 seine Tätigkeit als Bundesgeschäftsführer des VDA. Sechs Jahre lang leitete er die Geschäftsstelle mit (von rechts) Ida Krieger (Mitgliederbetreuung, Versand und Buchhaltung) sowie den Kolleginnen des Jugendreferats, Danuta Zeisig (Leiterin), Olga Schumejkow und Regine Wegmann. Helmut Graff wird weiterhin im ehrenamtlichen Bundesvorstand des VDA mitwirken. Red. Bundesverband 3/2012 Auszüge aus dem Bericht des Geschäftsführers zur VdA-hauptversammlung 2012 Mitgliederentwicklung Nach wie vor ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen dadurch gekennzeichnet, dass der VDA Mitglieder verliert: Die Zahl der Abgänge, meistens durch Tod – aber auch aus finanziellen Gründen – liegt auch in den beiden Jahren nach der letzten Hauptversammlung im Jahr 2010 höher als die Zahl der neu eingetretenen Mitglieder. Im Einzelnen ergeben sich folgende Zahlen (siehe Grafik rechts). Im selben Zeitraum sind 18 Mitglieder neu in den VDA eingetreten, und diese Eintritte beweisen: Es gibt in unserer Gesellschaft auch heute noch ein Interesse an den Zielen und an der Arbeit des VDA. Was aber dringend verbessert werden muss, sind Präsenz und Wahrnehmung des VDA in der Öffentlichkeit. Diesem Ziel dient in erster Linie unsere Vereinszeitschrift „Globus“. Sie ist die Visitenkarte des VDA und muss entsprechend gepflegt werden. Aber auch unser Internet-Auftritt spielt hier eine wichtige Rolle; nach meinem Eindruck ist hier durchaus noch Verbesserungspotenzial vorhanden. Die Mitgliederentwicklung im Einzelnen Jugendaustausch Der Jugendaustausch ist derzeit nach wie vor das wichtigste Standbein des VDA. Die aktuellen Zahlen: – 310 ausländische Schüler, die nach Deutschland vermittelt wurden – 140 deutsche Schüler, die ins Ausland gingen (Stand vom 01.01.2011) Mittlerweile arbeiten in der Geschäftsstelle eine Vollzeitkraft und zwei Teilzeitkräfte fast ausschließlich in diesem Bereich, und sie sind mit der anfal- Der Gegenaustausch und Jugendaustausch im Vergleich lenden Arbeit mehr als nur ausgelastet, weil die Nachfrage nach Plätzen in unseren Austauschprogrammen aus dem Ausland und – in geringerem Maße – auch aus Deutschland stetig steigt. Neben der vorhandenen Personalkapazität ist es vor allem das Problem, genügend deutsche Familien zu finden, die sich als Gastfamilie für einen ausländischen Jugendlichen zu Verfügung stellen, das eine Ausweitung des Jugendaustausches verhindert. spendenaufrufe Neben dem Jugendaustausch und den Mitgliedsbeiträgen sind es vor allem die Spenden der Mitglieder, Freunde und Förderer des VDA, die uns in die Lage versetzen, den im Ausland lebenden Mitbürgern bei ihrem Bemühen, ihre sprachliche und kulturelle Identität zu erhalten, helfen zu können. Zweimal im Jahr ergehen solche Spendenaufrufe, und sie haben im Jahr 2011 insgesamt 29.567 € Reinerlös gebracht (2010 waren es 39.138 €). Den Spendern ist für ihre Opferbereitschaft ganz herzlich zu danken. Helmut Graff, VDA-Bundesgeschäftsführer 37 3/2012 Auslandskulturarbeit II. Messe Auslandsdeutscher Kulturarbeit Eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Präsentation fand am 8. September 2012 in Berlin-Charlottenburg statt, in den Veranstaltungsräumen des Hotels Domicil in der Kantstraße: Die „II. Messe Auslandsdeutscher Kulturarbeit“. So konnten auch die Besucher der am gleichen Tag abgehaltenen VDA-Hauptversammlung nach einer kurzen S-Bahnfahrt von ihrem Tagungsort vielfältige Einblicke in die lebendige auslandsdeutsche Kulturszene gewinnen. Bemerkenswert, und vor allem höchst anerkennenswert ist, dass diese Messe dem unermüdlichen Einsatz des VDA-Landesvorsitzenden aus Rheinland-Pfalz, Martin Schmidt, zu verdanken ist. Dieser organisierte damit sozusagen eine exterritoriale Veranstaltung seines Landesverbands, da sich der VDA auch in Berlin schon seit längerer Zeit nicht mehr auf eine Organisationsstruktur stützen kann. Schmidt, der mit vielen kleineren und größeren Initiativen und Verbänden im In- und Ausland bestens „vernetzt“ ist, gewann eine erstaunliche Vielfalt von Ausstellern für diese gemeinsame Leistungsschau und 38 Kontaktbörse, die Vertreter entsandten oder Informationsmaterial und Ausstellungstafeln bereitstellten. Um wenigstens einige zu nennen: Der Verein „Pro Liberis Silesiae“ aus Oberschlesien, die „Neue Zeitung“ aus Budapest, der „Bund Deutscher Nordschleswiger“ aus Dänemark, die Donauschwäbische Kulturstiftung, die Erwin-von-Steinbach-Stiftung mit Informationen aus Elsass-Lothringen, die Blumenau-Gesellschaft mit ihrer Brasilien-Ausstellung, der „Freundeskreis Gunther Plüschow“, das „Deutsche Kulturforum östliches Europa“ aus Potsdam, natürlich der „Verein Deutsche Sprache“ und selbstverständlich das VDA-Jugendreferat mit seinem Partner beim Schüleraustausch, dem „Bundesforum Kinder- und Jugendreisen e.V.“. Dass so etwas ein Einzelner nicht ohne Rückenwind bewerkstelligen kann, ist klar. Frau Dr. Annette HailerSchmidt blies ebenfalls kräftig in die Segel und – beiden gelang es, ihre Kinder Roland (11) und Amelie (9) zu begeistern. Diese hatten unter ihrem Markenzeichen „VDA-Kornblumenkinder“ ihren eigenen Tisch aufgebaut und sprühten vor Kreativität: Malwettbewerb, Quiz, Briefmarkentausch, … Eine selbstgebastelte Spendenbüchse gab den vergnügten Besuchern die Chance, weitere gute Taten zu beflügeln. Die Stimmung war eindeutig: Wer dabei war, freut sich auf das nächste Treffen in solcher Runde! Dr. Wolfgang Betz 3/2012 Aus den Landesverbänden VDA Baden-Württemberg: Arbeitskreis stuttgart im Gespräch Der VDA-Arbeitskreis Stuttgart beteiligt sich regelmäßig mit einem Informationstisch an den örtlichen Veranstaltungen des Bundes der Vertriebenen (BdV) – wie dem „Tag der Heimat“ oder dem Ostermarkt. Dass dieser Tisch schon von weitem durch eine liebevolle Gestaltung ins Auge fällt und Besucher zu Gesprächen über die Betreuungsarbeit des VDA einlädt, lässt unschwer die Handschrift von Frau Dr. Hede Zeller und Elisabeth Fröschle erkennen. Frau Dr. Zeller, die seit Jahrzehnten treu und vielseitig im VDA geholfen hat und bis ins hohe Alter eine der verlässlichsten Stützen des Arbeitskreises Stuttgart war, wird es schwerfallen, nun nach einem schweren Sturz, der sie körperlich stark beeinträchtigt, selbst Hilfe anzunehmen und Pflege zu erfahren. Wir übermitteln ihr dankbar und in herzlicher Verbundenheit alle guten Wünsche! WB Prof. Dr. Hartmut Fröschle, Dr. Hede Zeller und Elisabeth Fröschle auf dem Ostermarkt des BdV in Stuttgart am 10. März 2012 VDA Bayern: Reisen nach Nordschleswig, siebenbürgen und sibirien Alle Wege führen zwar sprichwörtlich nach Rom, aber viele eben auch nach München, nämlich auf das Oktoberfest. So erweist sich die Ansiedlung des VDA-Landesverbands Bayern in Maisach, nur einen Katzensprung von der „Wiesn“, als strategisch recht kluge Position. Denn auch außerhalb der Saison steht mit dem örtlichen Bräustüberl ein zuverlässiger Partner zur Verfügung, um den kulturellen Ruf Bayerns in der Welt zu festigen. In seinem kürzlich versandten Zweijahresbericht kann der Vorstand des VDA-Landesverbands somit auch auf eine lange Besucherliste aus dem Ausland verweisen: Reisegruppen aus Nordschleswig, Chöre aus Südafrika, Einzelgäste aus aller Welt. Doch auch Gegenbesuche werden geplant. Die im laufenden Jahr vorgesehene Fahrt der Jugendblaskapelle Mais- ach nach Siebenbürgen sowie die Gruppenreise zu den Russlanddeutschen nach Omsk mussten zwar verschoben werden, sollen aber 2013 durchgeführt werden. Überlegungen gibt es auch für eine Reise nach Schlesien im März 2013 sowie wieder eine Busfahrt nach Nordschleswig. Großen Anklang fand dort stets der „Bayerische Abend“ in Tingleff mit den Auftritten der Jugendblaskapelle Maisach und dem Trachtenverein „Moasawinkler“ aus Mammendorf. Die Gelegenheit, eine Prise Seeluft zu schnuppern, nutzen die Bayern dann in der Regel auch bei einer kleinen Rundfahrt an Nord- und Ostsee. Wer auf diese Reisen mitkommen möchte, gern auch aus anderen VDALandesverbänden, der wende sich bitte an Gerhard Landgraf (Anschrift auf S. 42). Weitere Auslandskontakte pflegen die Vorstandsmitglieder arbeitsteilig: Über Rudi Maywald wird die Verbindung nach Schlesien gehalten, wo der Landesverband seit Jahren zusätzlichen Deutschunterricht in Bodland, Kreis Kreuzburg/OS (poln. Bogacica, Kluczbork, Woiwodschaft Oppeln) fördert. Hermann Grimm betreut intensiv Siebenbürgen und ermöglichte im Sommer einer Kindergärtnerin aus Hermannstadt ein mehrwöchiges Praktikum in Kindergärten in Dinkelsbühl sowie dem Montessori-Kindergarten in Aufkirchen am Hesselberg. Dr. Hans Merkel gelingt es immer wieder, finanzielle Zuwendungen aus Stiftungsgeldern zu vermitteln, so dass der Landesverband sogar die Unterstützung einer Schulbaumaßnahme in Paraguay ins Auge fassen kann. 39 3/2012 Aus den Landesverbänden VDA Mecklenburg-Vorpommern: Zwanzig Jahre Landesverband Festveranstaltung in Jasnitz mit Vorstandswahl Am 7. Juli 2012 feierte der VDA-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern sein zwanzigjähriges Bestehen bei schönstem Wetter in Jasnitz, einem kleinen Dorf nahe Ludwigslust in WestMecklenburg, dem Wohnort der langjährigen Landesvorsitzenden Sigrid Zessin. Seit der Gründung des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des damaligen „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ am 4. Juli 1992 im Schloss Vietgest bei Güstrow leitete sie den kleinen Verein unseres Bundeslandes mit Geschick, Umsicht, Engagement und Erfolg. Viele Veranstaltungen, Landesseminare, Reisen nach Danzig, Hinterpommern, ins Sudetenland und nach Nordschleswig, teils gemeinsam mit der Paneuropa Union, Schüleraustausche mit Danzig, Schneidemühl, Bulgarien, Namibia, Chile, Brasilien und Argentinien, Treffen mit Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus Ostpreußen, Hinterpommern und Stettin, dem Sudetenland und mit Spätaussiedlern aus Russland waren interessante Meilensteine der für alle Beteiligten nutzbringenden und wertvollen Arbeit dieses Vereins. Auch Reisen von Vereinsmitgliedern zu den deutschstämmigen Volksgenossen in Chile, Südwestafrika (Namibia) und den USA wurden in den Landesseminaren thematisiert und reflektiert. Die Festveranstaltung begann mit einer Besichtigung einer Bilderausstellung in der Kunstwerkstatt Zessin mit Bildern dreier Maler: Sarkis Gogorjan, Königsberg/Jerewan aus Russland/Armenien, Dr. Elke Gröning, Clausthal im Harz und Sigrid Zessin. Anschließend gab die Vorsitzende einen Rückblick auf die zwanzig Jahre VDA in unserem Bundesland. Die Mitglieder entlasteten den Vorstand einstimmig und dankten vor allem der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierenden langjährigen Vorsitzenden für die hervorragende, aufopferungsvolle und selbstlose Arbeit für die gute Sache des VDA. Das Ehrenmitglied des Landesverbandes des VDA, Frau Karla Bollow (99 Jahre alt) aus Ludwigslust, trug ein selbst verfasstes Gedicht auf die Vorsitzende und den VDA vor. Neben den bisherigen Vorstandsmitgliedern Erich Panik und Wilhelm Michl aus Rostock, sowie Konrad-Ernst Lohrke aus Schwerin wurden Dietmar Netz aus Schwerin und Dr. Wolfgang Als Landesvorsitzende des VDA und Hausherrin begrüßte Sigrid Zessin die Teilnehmer an der Festveranstaltung. Zessin aus Jasnitz neu in den Vorstand gewählt und letzterer zum Vorsitzenden bestimmt. In einem kurzen Ausblick wurde die künftige Arbeit des VDA-Landesverbandes umrissen. Bewährtes soll weitergeführt werden, so die Landesseminare, die Beziehungen zu den VDALandesverbänden in Bremen und Schleswig-Holstein sowie zu den Deutschen in Nordschleswig, Schneidemühl, Danzig und Stettin, der Schüleraustausch und die Reisen gemeinsam mit der Paneuropa Union. Darüber hinaus wurde eine Internet-Plattform für den Verein eingerichtet (www.vdamecklenburg-vorpommern.de) und soll ein Mitteilungsblatt mindestens einmal jährlich erscheinen (Mecklenburg-Vorpommerscher Globus). Auch der Mitgliederwerbung soll verstärkt Aufmerksamkeit beigemessen werden, um dem langjährigen Abwärtstrend der Zahl von VDA-Mitgliedern deutschlandweit entgegen zu wirken. Danach gaben sich die 13 Teilnehmer der Veranstaltung dem Festessen hin und beendeten den eindrucksvollen Tag spät in der Nacht am Lagerfeuer in (sehr) guter Stimmung. Dr. Wolfgang Zessin, Jasnitz Der neu gewählte VDA-Landesvorstand: Erich Panik, Dietmar Netz, Dr. Wolfgang Zessin, Konrad-Ernst Lohrke und Wilhelm Michl (v.l.n.r.) 40 3/2012 Aus den Landesverbänden VDA Nordschleswig (Dänemark): Begegnungsfahrt in die slowakei Im Mittelpunkt der diesjährigen Reise des VDA stand ein Besuch bei den Karpatendeutschen in der Slowakei. Die lange Reise dorthin wurde aber durch den Besuch mehrerer großer Städte besonders interessant. Am 21. Juni ging es früh mit dem Bus von Tingleff los, nicht ohne den üblichen Gammel Dansk und mit einem unserer schönen Volkslieder auf den Lippen. Unsere erste Übernachtung war in Dresden, von dort führte unsere Route weiter über Prag nach Pressburg. Hier besuchten wir auch ein kleines Museum des Kulturerbes der Tatradeutschen – eine Bezeichnung, mit der heute alle in den verschiedenen Teilen der Slowakei angesiedelten Deutschen gemeint sind. Bei der letzten Volkszählung 2011 waren es nur noch 4.690 Personen, die sich zur deutschen Nationalität bekannten. In Käsmark (Kežmarok) schließlich, einem unserer weiteren Anlaufpunkte, besuchten wir zuerst die Holzkirche aus dem frühen 18. Jahrhundert. In den Jahren 1991 bis 1993 wurde sie mit Hilfe bedeutender Spenden ausgewanderter Tatradeutscher restauriert. Ihre Gemeinde gehört seit 2004 der griechisch-katholischen Konfession an. Nach dem Besuch in der Kirche wurden wir in der nahe gelegenen Begegnungsstätte herzlich mit Kaffee und Kuchen empfangen. In dieser Oberzipser Gegend soll es verstreut noch etwa 1.000 Deutschgesinnte geben. Ihre Gemeinschaft ist von traditionellen Aktivitäten, vor allem Festen, geprägt, in denen die Singgruppen einen festen Punkt bilden. Kinder sprechen allerdings kaum noch Deutsch. 1944 war ein Drittel der Stadtbevölkerung von Käsmark deutsch. Leif Nielsen, der Vorsitzende der VDA-Sektion, sprach ermunternde Worte, aber unsere Wirte waren pessimistisch in Bezug auf den Fortbestand des Deutschtums. Die einzige existierende deutsche Zeitung ist das Karpatenblatt, das einmal im Monat herauskommt. Schöne Erlebnisse waren auch der Besuch eines Freilichtmuseums sowie die Floßfahrt auf dem Fluss Dunajetz – für viele der Höhepunkt der Reise. Über Stationen in Zakopane in Polen, Krakau und Sorau (poln. Żary) erreichten wir am 30. Juni wieder Tingleff. Erika Knudsen VDA Sachsen: europeada 2012 in der Oberlausitz Es stimmt, die Fernsehkameras waren im Juni 2012 eher auf die Spielfelder der UEFA-Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gerichtet. Doch Eingeweihte wissen, dass gleichzeitig in der Oberlausitz die „Europeada 2012“ stattfand – die Fußball-EM der sprachlichen autochthonen Minderheiten. Organisiert wird sie von der Föderalistischen Union Europäischer Volksgrup- pen (FUEV) und dem gastgebenden Verband, in diesem Jahr von dem sorbischen Dachverband Domowina. Betreuer der ungarndeutschen Mannschaft war unser VDA-Mitglied Heinz Noack aus Großdubrau (links im Bild). Doch auch er konnte das frühe Aus in der Vorrunde nicht verhindern, wo die Südtiroler gleich acht Bälle ins ungarndeutsche Netz setzten und ohne Gegentreffer gewannen. In diesem Turnier verloren die Südtiroler kein einziges Spiel und holten sich wie schon 2008 in der Schweiz souverän den Meistertitel. VDA Nordrhein-Westfalen: Vorstandswahl und Mitgliederaufruf Auf der Mitgliederversammlung am 27. Juni 2012 wurden Professor Dr. Menno Aden als Vorsitzender, Steffen Lutz Matkowitz als stellvertretender Vorsitzender und Reinhard Spitzer als Schatzmeister und Schriftführer wieder gewählt. Nach einer lebhaften Debatte über Inhalt und Ziele des VDA-NRW e.V. sowie über Möglichkeiten der weiteren Arbeit als Regionalverband ist man überein gekommen, in einem Aufruf an die Mitglieder Wirksamkeit und Ziele zu hinterfragen und zur gemeinsamen Aussprache und Diskussion anzuregen. 41 3/2012 Landesverbände Werden sie VdA-Mitglied! Wollen auch Sie Mitglied im VDA werden? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns. Wir senden Ihnen umgehend Informationsunterlagen zu. Sie können uns auch gleich die ausgefüllte Beitrittserklärung zuschicken. Wir freuen uns, Sie als Mitglied begrüßen zu dürfen! Der VDA ist die lebendige Brücke zu den Deutschen in aller Welt. Er unterstützt die Auslandsdeutschen bei der Bewahrung der deutschen Kultur und Muttersprache und hält die kulturelle und geistige Verbindung zu ihnen aufrecht. Die Mitgliedschaft im VDA steht weltweit natürlichen und juristischen Personen sowie Vereinigungen offen, die sich den Zielen des Vereins verbunden wissen. Mitglieder des VDA erhalten die Zeitschrift GLOBUS kostenlos. Mit Ihrer Spende können Sie Hilfsprojekte des VDA unterstützen: VDA e.V. Konto-Nr. 0398990 Deutsche Bank Bonn BLZ 380 700 59 Aus dem Ausland: BIC: DEUTDEDK380 IBAN: DE37 3807 0059 0039 8990 00 VdA-Landesverbände VdA Baden-Württemberg VdA Mecklenburg-Vorpommern VdA sachsen Prof. Dr. Hartmut Fröschle Ailenbergstraße 6 D-70329 Stuttgart Tel.: 0711-32 44 39 Fax: 0711-30 52 69 6 E-Post: [email protected] Dr. Wolfgang Zessin Lange Straße 9 D-19230 Jasnitz/Picher Tel.: 038751-2 06 69 E-Post: [email protected] Peter Bien Heinrich-Mann-Straße 14 D-01257 Dresden Tel.: 0351-28 42 85 9 E-Post: [email protected] VdA Bayern VdA Nordrhein-Westfalen VdA sachsen-Anhalt Gerhard Landgraf Almrauschstraße 14 D-82216 Maisach Tel.: 08141-9 58 27 E-Post: [email protected] Prof. Dr. jur. Menno Aden Taubenstraße 33 D-45289 Essen Tel.: 0201-57 88 38 Fax: 0201-54 57 403 E-Post: [email protected] Enrico R. Schleef Rademacherweg 9 D-39124 Magdeburg Tel.: 0391-2582285 E-Post: [email protected] VdA Berlin-Brandenburg VdA Rheinland-Pfalz VdA schleswig-holstein Nicht besetzt Martin L. Schmidt Postfach 1125 D-76849 Annweiler Tel.: 06346-92 81 06 E-Post: [email protected] Hans Christian Segeberg Hindenburgstraße 28b D-24768 Rendsburg Tel.: 04331-2 95 14 E-Post: [email protected] VdA Bremen/hamburg VdA saarland VdA sektion Nordschleswig (dK) Klaus Eismann Schafgegend 7 D-28757 Bremen Tel.: 0421-62 37 10 Bodo Bost Am Löchling 13 D-66636 Tholey-Bergweiler Tel.: 06853-83 28 (Wochenende) Fax: 06853-96 16 16 E-Post: [email protected] Leif Nielsen Störtum Bygade 51 DK-6200 Apenrade Tel.: 0045-74 63 06 45 VdA Bundesgeschäftsstelle Helmut Graff, Bundesgeschäftsführer, Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin Tel.: 02241-2 10 71, Fax: 02241-2 92 41, E-Post: [email protected] Interessenten aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland bitten wir, sich direkt an die Bundesgeschäftsstelle zu wenden. 42 3/2012 Beitrittserklärung VDA-Bundesgeschäftsstelle Mitgliederbetreuung Kölnstraße 76 –> Senden Sie Ihre Beitrittserklärung im Briefumschlag an die nebenstehende VDA-Adresse. Sie können uns das Formular auch per Fax schicken: D-53757 Sankt Augustin +49 2241-2 92 41 Ich erkläre hiermit meinen Beitritt %um Verein $ür Deutsche Kulturbe%iehungen im Ausland e.V. Name: ___________________________________ Vorname: ______________________________________________ Straße: ___________________________________ Wohnort: ______________________________________________ Land: _____________________________________ Beruf: ____________________________________ Geburtsdatum: _________________________________________ Auf den VDA aufmerksam geworden bin ich durch _________________________________________________ Mein Jahresbeitrag beträgt in Deutschland und den Euro-Ländern n n 42,- Euro für ordentliche Mitglieder 21,- Euro für Schüler, Auszubildende und Studenten Ich wohne in einem anderen Land: ________________________________________________________________ n Bitte informieren Sie mich über den dort geltenden Beitrag. Datum:___________________________________ Unterschrift: __________________________________________ Bankein%ugsermächtigung (%ur zeit nur in Deutschland möglich) Ich möchte am bequemen Einzugsverfahren teilnehmen. Bitte buchen Sie meinen Mitgliedsbeitrag jährlich von meinem Konto Nr. ___________________________ Geldinstitut ________________________________ BLZ _________________________ ab. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen. Datum: ___________________________________ Unterschrift: __________________________________________ Mitgliedsbeiträge und Spenden an den VDA werden in Deutschland vom finan%amt als steuerab%ugs$ähig anerkannt. Bis zum Betrag von 200 Euro genügt als Nachweis der abgestempelte Bankbeleg oder Kontoauszug. Für höhere Beträge erhalten Sie von uns automatisch eine Zuwendungsbestätigung. 43 G 3560 Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA) Kölnstraße 76 D-53757 St. Augustin Postvertriebsstück · Entgelt bezahlt Der VDA ist die lebendige Brücke zu den Deutschen in aller Welt. Er unterstützt die Millionen Auslandsdeutschen bei der Bewahrung der deutschen Kultur und Muttersprache und hält die kulturelle und geistige Verbindung zu ihnen aufrecht. Deutsche Volksbücher Deutsche Volksbücher lautet der Titel des VDA-Kalenders 2013 Format 24 x 34 cm Die 13 Kunstdruckblätter des Bildkalenders für das Jahr 2013 zeigen vorwiegend Reproduktionen von VDA-Postkarten aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu bekannten deutschen Volksbüchern. Preis: 10,– Euro inkl. MwSt., zzgl. Verpackung und Porto. Bei Abnahme von 10 Stück ein Freiexemplar. Auch den Kalender 2013 können Sie für deutsche Einrichtungen in aller Welt spenden. Der Versand erfolgt dann über den VDA. Bestellungen: VDA Kölnstraße 76 D-53757 Sankt Augustin Tel.: 0 22 41 / 2 10 71 Fax: 0 22 41 / 2 92 41 E-Post: [email protected] 20 13