Weiterentwicklung Stiftung Scheuern

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Weiterentwicklung Stiftung Scheuern
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Juni 2011
Weiterentwicklung Stiftung Scheuern
Inklusion statt Heim?
Politiker aller Parteien diskutierten über das Wunsch- und Wahlrecht
behinderter Menschen und die finanziellen Folgen.
von Bernd-Christoph Matern
„Inklusion muss sich am Wohl und den Bedürfnissen von Menschen mit einer Behinderung orientieren.“ Das sagte der
Vorstandsvorsitzende der Stiftung Scheuern, Erich Czeschlik gegenüber Landespolitikern, die mit ihm und dem Direktor
der Einrichtung, Eckhard Bahlmann, über die Folgen der UN-Konvention diskutierten. Die von Deutschland unterzeichnete UN-Konvention fordert mehr Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben.
Ob es sich bei der Umsetzung der Inklusion um eine unerreichbare Vision handelt oder einfach um den Versuch geht,
Geld im sozialen Bereich zu sparen, wollte Moderator Bernd-Christoph Matern, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der
evangelischen Kirche an Rhein und Lahn, von den Diskussionsteilnehmern wissen. Die Landtagsabgeordneten PeterWilhelm Dröscher (SPD), Hedi Thelen (CDU), Dr. Peter Schmitz (FDP) und Dr. Fred Konrad (Bündnis 90 / Die Grünen),
waren sich einig darin, dass dies keine Frage des Geldes sei und dass die Inklusion sogar höhere Kosten verursachen
könne.
Die gänzliche Schließung von Behinderten-Einrichtungen hielten alle vier Politiker für undenkbar. Für Hedi Thelen steht
es auch angesichts der demografischen Entwicklung außer Frage, dass große Einrichtungen gebraucht werden. „Ein
Euro hat keine Hände, um Menschen zu halten und zu pflegen“, sagte sie. Außerdem waren sie sich einig, dass niemand gezwungen werden dürfe, aus einem Heim auszuziehen, nur um Planvorgaben der Inklusion zu erfüllen. Der
Inklusionsgedanke bis zu Ende gedacht würde bedeuten, dass es neben der Barrierefreiheit in sämtlichen Gemeinden
dort auch entsprechende Förderungen in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz gibt. Wilhelm Dröscher hatte
keinen Zweifel, dass die Umsetzung der UN-Konvention mit höheren Investitionen verbunden sein wird. „Das wissen
die Verantwortlichen.“
Auf das Wunsch- und Wahlrecht der Betroffenen, das es zu erhalten gelte, wies auch Direktor der Stiftung Eckhard
Bahlmann hin, der verlangte, dass die Hilfesysteme nach beiden Richtungen durchlässig bleiben müssen. „Ich denke,
dass Inklusion nicht als Einbahnstraße zu verstehen ist, sondern dass der Weg zurück in die Einrichtung möglich bleiben muss“, so Bahlmann. Er warnte Politiker und zahlreich erschienene Zuhörer vor einer Hilfe nach Kassenlage. Erich
Czeschlik verlangte von der Politik nicht nur klare Rahmenbedingungen für die Umsetzung politischer Ziele, sondern
auch die dafür notwendigen finanziellen Voraussetzungen zu schaffen.
Sie diskutierten über Inklusion und ihre Finanzierung: Eckhard Bahlmann, Peter-Wilhelm Dröscher, Erich Czeschlik,
Bernd-Christoph Matern, Peter Schmitz, Fred Konrad und Hedi Thelen (v.l.)
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Das Team der Dezentralisierung ist umgezogen
Haus Bodelschwingh ist das neue Domizil
Nach dem Umzug in die neuen Büroräume finden Sie das Projektteam Dezentralisierung im Haus Bodelschwingh im
4. Stock. Der Eingang befindet sich auf der linken Seite.
Für Menschen mit Gehbehinderung gibt es einen
Aufzug an der Rückseite des
Gebäudes, der nur von den
Mitarbeitern aktiviert werden
kann. Wenn Sie mit dem Aufzug fahren möchten, teilen Sie
uns dies bitte über die Gegensprechanlage an der Haustür
mit.
Team Dezentralisierung von links nach rechts: Michael Seibert, Silke Schnatz, Nina Hillen, Monika Fries, Claudia Schehl
und Dr. Allmuth Bober (nicht auf dem Bild).
Folgende Mitarbeiter gehören zum Team:
Allmuth Bober
Unterstützte Kommunikation
Tel.: 02604/979-312
Monika Fries
Controlling
Tel.: 02604/979-362
Frau Nina Hillen
Sozialraumplanung
Tel.: 02604/979-174
Claudia Schehl
Wohnberatung
Tel.: 02604/979-171
Silke Schnatz
Assistentin
Tel.: 02604/979-176
Michael Seibert
Projektleiter
Tel.: 02604/979-107
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Wohnberatung in der Stiftung Scheuern
Claudia Schehl unterstützt Bewohner in Fragen des Umzuges.
Claudia Schehl berät Sie zu allen Fragen, die das Thema Umzug innerhalb der Stiftung Scheuern aufwirft. Sie ist
Ansprechpartnerin für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende, die von einem Umzugswunsch erfahren
haben, und begleitet die Umzugsprozesse. Ebenso berät sie alle Personen, die dezentral wohnen möchten.
Termine nach Vereinbarung:
Dienstags bis freitags
09.00 Uhr und 14.00 Uhr
Telefon: 02604/979-171
E-Mail: [email protected]
„So möchte ich auch mal wohnen!“
Stiftung Scheuern eröffnet dezentrales Wohnangebot in Bad Ems.
Am 21. Januar 2011 feierte die Stiftung Scheuern die Einweihung des ersten dezentralen Wohnangebots für Menschen
mit geistiger Behinderung in Bad Ems. Im Haus in der Wilhelmsallee 26 begrüßten die Bewohner und Mitarbeiter der
Stiftung Scheuern Angehörige und Betreuer, Nachbarn, Vertreter der Politik und der Kirchen.
Zu Beginn gab der Direktor der Stiftung Scheuern, Pfarrer Eckhard Bahlmann, einen kurzen Überblick über Motivation
und Umsetzung des Projekts und dankte dem Land Rheinland-Pfalz, der Aktion Mensch und dem Diakonischen Werk
Hessen-Nassau für ihr Engagement und die finanzielle Unterstützung. Mit dem Einzug der ersten Bewohner sei man,
so Bahlmann, ein Stück weiter auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Das Haus in der Wilhelmallee ist der erste
Schritt, damit das Wort „Inklusion“ nicht länger Theorie bleibt, sondern endlich Wirklichkeit ist: „Menschen mit Behinderungen können im Gemeinwesen leben und ihr Leben selbstständig gestalten.“ Dies entspreche genau den in der
UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen gesteckten Zielen. „Wir wünschen uns, dass sie sich im Haus und in
der Stadt Bad Ems wohl fühlen.“
Die Bewohner nahmen von der Wohnverbundleiterin Elzbieta Skamel Salz und Brot entgegen. Diese stellten sich den
Gästen vor und erläuterten ihre Gründe, warum sie sich für ein Leben in Bad Ems entschieden haben. Das große Einfamilienhaus in der Wilhelmsallee bietet ab jetzt acht Personen Heimat, verfügt neben gemütlichen Gemeinschaftsräumen über sechs Einzel- und ein Doppelzimmer, die im Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen sind.
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Leo Blind und Wohnverbundleiterin Elzbieta Skamel
­freuen sich über viele Gäste und die symbolische
Begrüßung mit Brot und Salz.
Entwicklung in Bad Ems
Zusammen mit den Bewohnern starteten auch Elzbieta Skamel und ihr Team. Die gebürtige Polin, von den meisten
in der Stiftung Scheuern kurz Ella genannt, begann nach dem Studium an der Schlesischen Universität Kattowitz mit
dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung und -pflege 1999 zunächst im Burchardihaus in Misselberg. 2001 wechselte
die Diplom-Pädagogin zum Referat Alternative Wohnformen, wo sie Menschen mit geistiger Behinderung im selbstbestimmten Wohnen unterstützte. Sie kennt sich aus mit Menschen, die ihr Leben selbst organisieren möchten und
nur punktuell Unterstützung brauchen. Das war auch der Grund, der sie zum Wechsel nach Bad Ems bewog. Hier sind
individuelle Hilfe und Netzwerkarbeit in der Gemeinde vor Ort gefragt, das reizt die Hundefreundin. In ihrer Freizeit
widmet sich Elzbieta Skamel vor allem kreativen Arbeiten und dem orientalischen Tanz.
„SonDay-Brunch“
Bewohner der Wilhelmsallee in der Bad Emser Gemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde in Bad Ems lud im Februar 2011 die Bewohner der Wilhelmallee 26 zum „SonDayBrunch“ ein. Vier Bewohner nahmen das Angebot an. Im Vordergrund stand hierbei eine erste Kontaktaufnahme mit
der Gemeinde. Die Teilnahme an der Veranstaltung wurde von beiden Seiten als positiv angesehen und es sind bereits
weitere Treffen geplant.
Desweiteren nutzen drei Bewohner der Wilhelmsallee mittlerweile Angebote ortsansässiger Sportvereine.
Als weiterer positiver Schritt in Richtung Inklusion ist das Angebot eines Internet-Einführungskurses der Volkshochschule zu sehen, an dem alle Bewohner der Wilhelmsallee teilnehmen.
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Brückenstraße in Lahnstein
Treff 81 begrüßt den Bau eines Wohnhauses für Menschen mit Behinderungen und informiert sich über die
­Entwicklungen des Vorhabens.
Das Projektteam Dezentralisierung war Gast beim Treff 81, einem Zusammenschluss behinderter und nichtbehinderter
Menschen, um über Wünsche und Anregungen zum neuen Wohnangebot in Lahnstein ins Gespräch zu kommen.
Dagmar Schusterbauer, ehrenamtliche Koordinatorin vom Treff 81, setzte sich federführend für die Informations- und
Austauschrunde ein, die Mitte März stattfand.
Im Laufe des zweiten Halbjahres 2011 wird mit dem Bau in der Brückenstraße für 16 Menschen auch mit höherem
Assistenzbedarf begonnen. Im Zentrum von Lahnstein entsteht ein weiterer gemeindeintegrierter Wohnverbund für
den Rhein-Lahn-Kreis. Bewohner des Bad Emser Wohnprojektes Wilhelmsallee machten Familienangehörigen Mut,
neue Wege zu gehen. Sie berichteten über ihre positiven Erfahrungen zum selbstbestimmten Leben. Die bedarfsorientierte Ausrichtung von Betreuungsleistungen, die auf jeden Bewohner individuell abgestimmt werden, überzeugte
die Angehörigen, die schon lange auf ein solches Angebot in Lahnstein warten. Viele machen sich Sorgen über die
Zukunft, wenn sie beispielsweise aus altersbedingten Gründen die Betreuung selbst nicht mehr leisten können. Darum
ist das Vorhaben für viele Angehörige attraktiv. Sie sprachen sich für die Realisierung aus. Das Lahnsteiner Projekt ist
aber auch für Menschen aus anderen Regionen offen.
Auch der Vorstand vom Betreuerrat, vertreten durch Karlheinz Knöll, nutzte den Tag um sich über die Planungen zu
informieren. Die Vorstellung des Wohnprojektes stieß auf so große Resonanz, dass sich einige gleich bei der Wohn­
beraterin Claudia Schehl vormerken ließen.
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Zukunftsrat besucht das 1. Wohnprojekt in Bad Ems
Besichtigung der Wilhelmsallee
Der Zukunftsrat besuchte am 25. März 2011 die Bewohner der Wilhelmsallee 26 und besichtigte das im Januar neu
eröffnete Wohnprojekt der Stiftung Scheuern. Die Bewohner und Mitarbeiter empfingen die sechs Mitglieder des
Zukunftsrates sehr herzlich. Sie führten ihre Gäste durch die einzelnen Räume des Gebäudes, und auch der Gemeinschaftsraum im Untergeschoss wurde ausgiebig in Augenschein genommen. Im Anschluss an die Besichtigung kam
es bei Kaffee und Kuchen zu einem regen Informationsaustausch, in dessen Verlauf viele Fragen der Mitglieder des
Zukunftsrates beantwortet werden konnten.
Bad Ems erkunden
Ein Stadtplan für Bewohner der Wilhelmsallee
Der Zukunftsrat erstellt derzeit einen Stadtplan für die Bewohner der Wilhelmsallee 26. Dieser enthält aus der Sicht des
Zukunftsrates alle wichtigen Einrichtungen und Anlaufstellen in Bad Ems. So sind auf über 100 Seiten viele verschiedene Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten oder medizinische Versorgungseinrichtungen zu finden. Alle Standorte sind
mit einer detaillierten Wegbeschreibung versehen.
Der Zukunftsrat tagt in den Räumen des Projektes Dezentralisierung. Der Entwurf des Bad Emser Stadtplans für die Bewohner der Wilhelmsallee wird besprochen.
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Impressum:
Stiftung Scheuern
Am Burgberg 16
56377 Nassau
Herausgeber:
Eckhard Bahlmann,
Pfarrer und Direktor (V.i.S.d.P.)
www.stiftung-scheuern.de
20. Ausgabe, Copyright 2011

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