Adams Äpfel - FilmRauschPalast

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Adams Äpfel - FilmRauschPalast
FilmRauschPalast
Adams Äpfel
Letzte Aktualisierung 29.12.2006
R: Anders Thomas Jensen
D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Paprika Steen
Dänemark 2005, 89 Min., 35mm, Dolby SRD, Cinemascope
InhaltADAMS ÄPFEL - so nennt Ivan, Landpfarrer irgendwo im dänischen Nirgendwo, die Äpfel am kirchlichen Apfelbaum,
seit Adam sich die Aufgabe gestellt hat, aus ihnen einen Apfelkuchen zu backen. Adam ist der Neuzugang in Ivans Oase
der Nächstenliebe, in der er Straffällige zu resozialisieren versucht. Seine derzeitigen Schäfchen sind neben dem
gewalttätigen Neo-Nazi Adam der Trinker und Vergewaltiger Gunnar und der arabische Tankstellenräuber Khalid. Auf den
ersten Blick ein überzeugter Gutmensch, begegnet Pfarrer Ivan Allem und Jedem mit unerschütterlichem Verständnis, auch
dem rüden Verhalten seiner Schützlinge. Doch bald entpuppt sich seine Barmherzigkeit als Besessenheit, die keine
Widerrede duldet. Während Gunnar und Khalid Auseinandersetzungen mit Ivan aus dem Weg gehen, stellt sich Adam der
manischen Güte. Er beschließt, den Kampf aufzunehmen und Ivans positiver Sicht der Dinge einen Schuss böse Realität zu
verpassen. An der sich zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen den beiden scheint sich jedoch eine dritte Macht zu
beteiligen, die beide einer Prüfung unterziehen will.
Pressenotiz
ADAMS ÄPFEL ist eine bissige Komödie mit Tiefgang über menschliche Schwächen, göttliche Willkür und die Frage, wie viel
Güte ein Mensch ertragen kann.
Mit seinem ganz besonderen Sinn für skurrile Situationen und Charaktere verstrickt Regisseur Anders Thomas Jensen
seine Protagonisten in einen genauso absurden wie komischen Kampf zwischen Gut und Böse. Dabei zeigt er auf
charmant-sympathische Weise, dass es alles andere als leicht ist, sich in diesem Konflikt für die richtige Seite zu
entscheiden - auch wenn höhere Instanzen ihre Finger im Spiel haben.
In ihrem Heimatland konnten Jensen (aus dessen Feder die Drehbücher zu Filmen wie OPEN HEARTS und MIFUNE
stammen) und sein Darstellerensemble (allen voran Ulrich Thomsen und der neue ,Bond-Gegenspieler' Mads Mikkelsen)
mit ADAMS ÄPFEL im letzten Jahr einen Publikumshit verbuchen und erhielten den dänischen Filmpreis Robert in drei
Kategorien. Auf dem Filmfest Hamburg gewann ADAMS ÄPFEL den Publikumspreis, in diesem Jahr wird Anders Thomas
Jensen zudem den Kulturpreis der dänischen Priester verliehen bekommen.
Filmkritik
Dänische Filme haben für Vielgucker etwas von einem Familientreffen. Immer wieder dieselben Menschen treffen sich vor
und hinter der Kamera, dieselben Gesichter erzählen in immer neuen Konstellationen Geschichten, die immer wieder neu,
aber auch irgendwie freundlich vertraut sind. Wenn man es so betrachtet, ist ADAMS ÄPFEL eine besonders gelungene
Party, bei der so gut wie alles stimmt und alle sich ausgezeichnet amüsieren. Regie führt Anders Thomas Jensen, der
DÄNISCHE DELIKATESSEN und FLICKERING LIGHTS schrieb und verfilmte und die Drehbücher zu fast allen anderen
dänischen Filmen verfasste, die in den letzten Jahren bei uns im Kino zu sehen waren: BRÜDER, SKAGERRAK,
STEALING REMBRANDT, KLAUEN FÜR ANFÄNGER, OPEN HEARTS, WILLBUR WANTS TO KILL HIMSELF, MIFUNE
u.v.a.m. ADAMS ÄPFEL ist sicher eins der Highlights in dieser langen Reihe von Erfolgsfilmen. Jensen hat an seiner
dunklen Seite gearbeitet und eine böse funkelnde Satire auf das Gutmenschentum und den Glauben an Veränderung
gedreht, die dennoch, ganz ohne ein schlechtes Gefühl zu hinterlassen, versöhnlich stimmt.
Neonazi Adam (Ulrich Thomsen) wird zur Wiedereingliederung in Pfarrer Ivans (Mads Mikkelsen) kleine Gemeinschaft
mitten auf dem Land geschickt. Konsterniert muss er feststellen, dass der Pfarrer mindestens ebenso gestört und
monomanisch ist wie seine Schäfchen, der Alkoholiker Gunnar, der Terrorist Khalid und der alte Nazi Poul (später kommt
mit Paprika Steen noch eine zweite Alkoholikerin hinzu).
Der Renitenz der Insassen begegnet Ivan mit einer blinden Naivität und Gutmütigkeit, die Adam, der sich eigentlich
raushalten und mit seinem Hitlerbildchen einigeln wollte bis die Bewährung rum ist, auf die Palme bringt. Das beginnt
schon im Vorstellungsgespräch, als Ivan Adam auffordert, sich ein Ziel zu suchen und Adam aus Jux angibt, einen
Apfelkuchen backen zu wollen. Die versteckte Aggression dieses Vorschlags ignoriert Ivan völlig. Stattdessen stürzt er sich
mit manischer Begeisterung auf die Vorbereitungen der Backaktion. Jeden Rückschlag - und davon gibt es jede Menge:
von Krähen, die das halbrohe Obst fressen über explodierende Öfen bis hin zu einem gigantischen Gewitter - interpretiert er
als Versuchung des Teufels, der es zu widerstehen gilt. Adam hält das für Gewäsch, aber irgendwie setzt sich die
Kuchenidee auch bei ihm fest.
Der Apfelkuchenplot ist nur einer von mehreren absurden Erzählsträngen, die Jensen äußerst geschickt zu einem runden
Ganzen verzwirbelt. Dabei schlägt er jede Menge Haken und überrascht immer wieder mit neuen grotesken Wendungen
und schwarzen Pointen. Ausländer, Behinderte, Alkoholiker, Neonazis, Gutmenschen, Ärzte - Jensen lässt nichts aus und
schont niemanden. Wie das alles mal enden wird, ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, aber immer stimmig.
Souverän behält der Regisseur den Überblick über seine Geschichte. Alle Charaktere sind sorgfältig inszeniert und ihre
Begegnungen auf den Punkt genau getimt. Hinzu kommt eine lässig professionelle Filmsprache die Spaß an Farbe, Pomp
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und Dramatik findet, ohne je zur reinen Oberfläche zu verkommen.
Überschäumende Einfälle gepaart mit routinierter, hochprofessioneller Umsetzung machen ADAMS ÄPFEL zu Jensens
bislang bester Komödie.
Hendrike Bake
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