Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten
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Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten Zinsrisikomanagement und der Jahresabschluss von Kreditinstituten Kai Christophersen Orges Deliu Valerii Krichevskyi Sebastian Scherkl Sascha Thiergart 24. November 2003 Betreuer: Dipl.-Kfm. Christian Wolff Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 1 Symbolverzeichnis D: Zt : t: r: n: P0 : dP: dr: t: KRD: Ri : µ∆V : σ ∆V : α: Duration Zins- und Tilgungszahlungen Zins- und Tilgungsfälligkeiten gegenwärtige Marktrendite des betrachteten Titels Frist bis zur letzten Fälligkeit Barwert oder Marktwert des Finanztitels infinitesimale Marktwertänderung infinitesimale Marktzinsänderung Zins- und Tilgungsfälligkeiten Key Rate Duration i-te Key Rate Duration Erwartungswert der Wertveränderungen Standardabweichung der Wertveränderungen Multiplikator der Standardabweichung für die Quantilberechnung 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 2 Symbolverzeichnis T Fälligkeitszeitpunkt des Futures t Betrachtungszeitpunkt Ft ,T Wert eines Bund-Futures im Betrachtungszeitpunkt t mit Endfälligkeit in T in % PF Preisfaktor der CTD-Anleihe K CTD Kurs der CTD-Anleihe im Betrachtungszeitpunkt t /t C CTD / 0,t Stückzinsen der CTD-Anleihe vom letzten Kupontermin 0 bis zum Betrachtungszeitpunkt t CCTD / 0,T Stückzinsen der CTD-Anleihe vom letzten Kupontermin 0 bis zur Fälligkeit des Futures in T C CTD / t ,T Stückzinsen der CTD-Anleihe vom Betrachtungszeitpunkt t bis zur Fälligkeit des Futures in T it ,T 24. November 2003 Zinssatz p.a. für Kapitalaufnahmen und –anlagen für den Zeitraum von t bis T Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 3 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 4 A.Einführung in die Thematik I. Das Problem Absicherung des Zinsrisikos mit Zinsderivaten • Steigerung der Zinsvolatilität weltweit • Banken nehmen fristentransformierende Intermediation vor • Übernahme von Zinsrisiken unter Erfolgsgesichtspunkten zur Befriedigung spezifischer Kundenwünsche • Aus Laufzeitinkongruenzen von Geldaufnahme und Geldverwendung folgen zwangsläufig Inkongruenzen von Zinsbindungsfristen • Verzinslichen Positionen deren Zinssätze nicht jederzeit an geänderte Marktzinsen angepasst werden können unterliegen dem Zinsrisiko • Zur Analyse des Risikos sind die spezifische Zinsbindungsfristen relevant 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 5 A.Einführung in die Thematik I. Das Problem Absicherung des Zinsrisikos mit Zinsderivaten (2) • Das Zinsänderungsrisiko hat Auswirkungen auf beide Bilanzseiten ⇒ Das Zinsänderungsrisiko hat Auswirkungen auf die Solvenz von Banken ⇒ Die gestiegene Relevanz des Zinsänderungsrisikos führt zu verstärktem Einsatz von Zinsderivaten 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 6 B. Bestimmung des Zinsrisikos Zinsrisiko • Definition des Zinsrisikos nach Bessler: - • „Das Zinsrisiko eines Finanztitels ist die Chance oder die Gefahr, dass die realisierte Rendite oder das realisierte Endvermögen aufgrund einer oder mehrerer Markt Zinsänderungen von der beim Kauf des Finanztitels herrschenden Rendite bzw. dem geplanten Endvermögen abweicht.“ (Quelle: Wolfgang Bessler, Zinsrisikomanagement in Kreditinstituten) Komponenten des Zinsrisikos - Kursrisiko Wiederanlagerisiko 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 7 B. Bestimmung des Zinsrisikos Komponenten des Zinsrisikos • • Kursrisiko - Laufzeit des Finanztitels ist länger als die Anlageperiode des Anlegers - Kurswert kann höher oder niedriger sein als der Rückzahlungsbetrag Anleger erhält nicht den vereinbarten Rückzahlungsbetrag des Finanztitels sondern den aktuellen Kurswert Wiederanlagerisiko - Laufzeit des Finanztitels ist kürzer als der Anlagehorizont des Anlegers, Rückzahlungsbetrag muss zu einem vorher unbekannten Zinssatz wiederangelegt werden. - Zahlungen aus dem Finanztitel während der Anlageperiode können nur zu den herrschenden Marktzinssätzen reinvestiert werden - Der Anleger trägt das Risiko veränderter Wiederanlagezinssätze ⇒ Zinsrisiko entsteht, wenn entweder vor Ablauf der Anlageperiode des Anlegers oder nach Ablauf der Anlageperiode Zahlungen aus dem Titel erfolgen 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 8 B. Bestimmung des Zinsrisikos Komponenten des Zinsrisikos • Zinsrisiko bei variabel verzinslichen Positionen - Gefahr einer Verringerung der Zinsspanne der Bank aufgrund unterschiedlicher Zinsanpassungselastizitäten der Bilanzposten bei einer Zinsänderung - Die Bank kann die Zinssätze im variabel verzinslichen Aktiv- und Passivgeschäft nicht gleichzeitig und im gleichen Ausmaß verändern - Beruht auf der vertraglichen Einschränkung der Anpassungsfähigkeit von Zinsen 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 9 B. Bestimmung des Zinsrisikos Komponenten des Zinsrisikos • Zinsrisiko bei fester Verzinsung - Es entstehen aktivische oder passivische Festzinsüberhänge - Aktivische Festzinsüberhänge: den Festzinspositionen auf der Passivseite stehen geringere aktivische Festzinspositionen gegenüber ⇒ Offene passivische Festzinsposition der nur Aktiva mit variabler Verzinsung gegenüber stehen - Passivische Festzinsüberhänge: den Festzinspositionen auf der Aktivseite stehen geringere passivische Festzinspositionen gegenüber ⇒ Offene aktivische Festzinsposition der nur Passiva mit variabler Verzinsung gegenüber stehen 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 10 B. Bestimmung des Zinsrisikos Determinanten des Zinsrisikos • Die Höhe des Zinsrisikos wird durch endogene und exogene Determinanten bestimmt • Endogene Determinanten sind die Beträge und Zeitpunkte der Zinsund Tilgungszahlungen und ergeben sich aus den speziellen Konditionen des Finanztitels • Exogene Determinanten sind die herrschenden Marktzinssätze und ihre Veränderungen, d.h. die aktuelle Zeitstruktur der Zinssätze und ihre Veränderungen ⇒ Endogene Determinanten bestimmen die erwarteten Zahlungen des Finanztitels ⇒ Exogene Determinanten bestimmen die Diskontierungszinssätze 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 11 B. Bestimmung des Zinsrisikos Fristentransformation bei direkter und indirekter Finanzierung • In einer Welt, in der jedes Wirtschaftssubjekt seine Auszahlungen vollständig und synchron durch seine Einzahlungen finanziert (interne Finanzierung), hätten Finanzmärkte und Intermediäre keine ökonomische Aufgabe ⇒ In der Realität entstehen bei verschieden Wirtschaftsgütern in einer Periode Überschüsse oder Defizite • Zum Ausgleich dieser Überschüsse und Defizite kann die Finanzierung extern entweder direkt oder indirekt erfolgen • Bei der direkten Finanzierung treten Überschuss- und Defiziteinheiten direkt miteinander in Beziehung • Direkte Finanzierung ist nur möglich, wenn gewünschte Laufzeiten der Überschuss- und Defiziteinheiten übereinstimmen 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 12 B. Bestimmung des Zinsrisikos Konstellationen bei fristentransformierenden Intermediären • Grundkonstellation bei direkter Finanzierung: - Vollkongruente Finanzierung -Zeitliche Bedürfnisse von Geldgebern und Geldnehmern stimmen überein. - Fristentransformation durch den Geldgeber Fristentransformation durch den Geldnehmer Fristentransformation durch den Geldgeber und Geldnehmer ⇒ Stimmen die Präferenzen der Geldgeber und Geldnehmer nicht vollkommen überein, kommt die direkte Finanzierung eventuell nicht zustande 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 13 B. Bestimmung des Zinsrisikos Konstellationen bei fristentransformierenden Intermediären • Grundkonstellation bei indirekter Finanzierung aus Sicht des Intermediärs - Entspricht die Aktivfrist (AF) der Passivfrist (PF), so liegt Fristenkongruenz vor. Der Intermediär hält eine geschlossene Festzinsposition. Der Intermediär betreibt keine Fristentransformation. - Entsprechen sich Aktiv- und Passivfrist des Intermediärs nicht, so liegt eine offene Festzinsposition vor. Zur Überwindung dieser Fristeninkongruenz nimmt der Intermediär Fristentransformation vor. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 14 B. Bestimmung des Zinsrisikos Konstellationen bei fristentransformierenden Intermediären Ausgangssituation Maßnahme Bilanzwirkung Potentielle nachteilige Folgen Aktivischer Überhang Festzinsforderung verkaufen Bilanzverkürzung (Aktivtausch) Marktzinsänderungsbedingtes Liquidationsdisagio Problem: r steigt Ersatzverbindlichkeit Passivtausch neg. Rentabilitätseffekt Passivischer Überhang Eigene Festzinsverbindlichkeit am Markt kaufen oder zurückzahlen Bilanzverkürzung (Passivtausch) MarktzinsändreungsBedingtes Agio Ersatzanlage Aktivtausch Neg. Rentabilitätseffekt PF<AF PF>AF Problem: r fällt 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 15 B. Bestimmung des Zinsrisikos Kassa – und Terminzinssätze • Kassazinssätze - • An Kassamärkten fallen Vertragsabschluss und Erfüllung zeitlich zusammen. 0 rT : Kassazinssatz p.a. einer Finanzanlage mit Restlaufzeit T Terminzinssätze - Bei gegebener Kassazinsstruktur sind implizit auch Terminzinssätze für in Zukunft beginnende Anlagezeiträume festgelegt. - Es handelt sich um Preise für die Kapitalüberlassung in einem zukünftigen Zeitpunkt - rT1,T2 :Terminzinssatz p.a für eine T2-T1 periodige, im Zeitpunkt T1 Finanzanlage 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten beginnende 16 B. Bestimmung des Zinsrisikos Zusammenhang zwischen Kassa – und Terminzinssätzen • Für im Betrachtungszeitpunkt beginnende Anlagezeiträume (mit gleicher Dauer) stimmen der Kassa- und der Terminzinssatz überein: r1 = r0,1 • Eine längerfristige Anlage mit hoher Rendite kann dupliziert werden durch eine Kombination von kurzfristiger Anlage und Abschluss von Termingeschäften • Die Rendite der langfristigen Anlage entspricht dem gewichteten Durchschnitt aus Rendite für kurze Laufzeit und Terminzinssatz (1+or2)² = (1+r0,1) (1+r1,2) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 17 B. Bestimmung des Zinsrisikos Zeitstruktur der Zinssätze Erwartungstheorie Marktsegmentierungstheorie Institutionelle Variante Habitatsvariante Hedging-Pressure Variante Liquiditätspräferenztheeorie Zentrale Annahme 1. Homogene Erwartungen der Anleger 2. Risikoneutrale, erwartungswertmaximierende Anleger 3. Keine Transaktionskosten 1.Langfrist Präferenz der Unternehmen 2.Unterschiedliche Fristenwünsche der Anleger 3.Keine Segmentarbitrage 1.Habitatspräferenz 2.Aversion gegen Wiederanlageoder Kursrisiko 3.Fristenwechsel nur bei deutl. Renditevorteilen in Nähe des Habitats 1.Langfrist Präferenz der Unternehmen 2. Anleger ohne klare Fälligkeitsbedarfe 3. Anleger gewichten Kursrisiko stärker als Wiederanlagerisiko 1.Langfristpräferenz der Nachfrager 2.Kurzfristpräferenz der Anleger 3.Anleger gewichten Kursrisiko stärker 4.Segementwechsel gegen Prämie Wichtige Erklärungsleistungen 1.Sätze am kurzen Ende schwanken stärker als die am langen Ende 2.Glatter Verlauf 3.Form (invers, horizontal, normal) Jeder beliebige Verlauf ex post, keine ex ante dito Normale Zeitstrukturen 1.Wie Erwartungstheorie 2.Häufigkeit des Normalverlaufs 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 18 B. Bestimmung des Zinsrisikos Zeitstruktur der Zinssätze Erwartungstheorie (1+or2)² >= (1+0r1) (1+E(1r2)) 24. November 2003 Marktsegmentierungstheorie (1+or2)² (1+0r1) (1+E(1r2)) Liquiditätspräferenztheorie (1+or2)² > (1+0r1) (1+E(1r2)) Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 19 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 20 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration a) Definition und Annahmen: Definition: „Die Duration ... ist der mit den Barwerten der Zahlungen aus der Anleihe gewichtete Durchschnitt der Zahlungszeitpunkte.“ (A. Küster-Simic / A. Bolek, Arbeitspapier zu: Die Bewertung und das Hedging mit dem Bund-Future, Vorlage für Aufsatz in DTB-Reporter, S.8.) n Zt t ( 1 + r ) D = t =1n Zt ∑ t t =1 (1 + r ) ∑t* (H. Schmidt, Wege zur Ermittlung und Beurteilung der Marktzinsrisiken von Banken, in: Schriften des Verbandes öffentlicher Banken, Materialien zum Zinsrisiko, Heft 9, Göttingen 1982, S. 56f.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 21 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration Annahmen: • Es liegt eine flache Zeitstruktur der Zinssätze vor. • Die flache Struktur unterliegt nur parallelen Verschiebungen. • Die Finanztitel besitzen kein Ausfallrisiko. • Es werden nur sehr kleine Änderungen des für alle Zeitpunkte geltenden Zinssatzes betrachtet oder die Krümmung der Barwertfunktion wird vernachlässigt. • Es wird nur eine Zinsänderung betrachtet. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 22 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration b) Ableitung aus der Barwertformel: Die Duration kann insbesondere zur Herstellung eines Zusammenhangs zwischen einer bestimmten marginalen Änderung des Marktzinssatzes und der aus ihr resultierenden relativen Marktwertänderung verwendet werden: n (1) P0 = ∑ Z t (1 + r ) −t t =1 (2) n dP0 = ∑ − tZ t (1 + r ) −t −1 dr t =1 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 23 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration n (3) dP0 = −(1 + r ) −1[∑ tZ t (1 + r ) −t ]dr t =1 n dP0 = −(1 + r ) −1[∑ tZ t (1 + r ) −t / P0 ]dr (4) P0 t =1 (5) (6) dP0 = −(1 + r ) −1 Ddr P0 D dP0 = − P0dr 1+ r (W. Bessler, Zinsrisikomanagement in Kreditinstituten, Wiesbaden 1989, S.64) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 24 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration c) Wertänderungen: Vergleich der Ergebnisse mit finanzmathematisch genauer Ermittlung: Zahlenbeispiel: Eine Bank hat Kredite in Höhe von 70 Mio. Euro zu einem Nominalzinssatz von 8,5% vergeben. Die Restlaufzeit betrage zwei Jahre und der Marktzinssatz im Ausgangszeitpunkt sei 6%. Als Barwert erhält man: 5,95 75,95 + = 73,21 Mio. Euro P0 = 2 1,06 1,06 Steigt der Marktzinssatz nun auf 7%, so sinkt der Barwert der Kredite: 5,95 75,95 P1 = + = 71,90 Mio. Euro 2 1,07 1,07 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 25 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration Das finanzmathematisch genaue Ergebnis der Barwertänderung beträgt: ∆P = - 1,31 Mio. Euro Berechnet man die Barwertänderung hingegen mit der Duration, kommt man zu folgendem Resultat: 75,95 5,95 + 2* 1 * 2 1,06 1,06 D= = 1,92 5,95 75,95 + 2 1,06 1,06 1,92 ∆P = − * 73 , 21 * 0 ,01 = - 1,33 Mio. Euro 1,06 (T. Hartmann-Wendels u.a., Bankbetriebslehre, 2. Auflage, Berlin u.a. 2000, S.615f.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 26 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Duration Kritische Beurteilung: • Die Duration bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. • Die Kritik an der Annahme einer flachen Zinsstrukturkurve kann durch die Verwendung der effektiven Duration entkräftet werden. • Die Duration bildet nur parallele Veränderungen der Zinsstrukturkurve ab, obwohl kurzfristige Zinssätze i.d.R. stärkeren Schwankungen unterliegen als langfristige Zinssätze, so dass es gerade nicht zu einer parallelen Verschiebung der Zinsstrukturkurve kommt. • Aufgrund der Konvexität der Barwertfunktion erfasst die Duration den Einfluss diskreter Zinsänderungen auf den Barwert nur näherungsweise, da sie eine lineare Barwertfunktion unterstellt. Der konvexe Verlauf der Barwertfunktion hat zur Folge, dass man bei einem Kursrückgang die Änderung mit dem Durationansatz überschätzt und sie bei einem Kursanstieg unterschätzt. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 27 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Key Rate Duration Konzeption: • Die Key Rate Duration (KRD) ist ein Konzept zur Berücksichtigung von nicht-parallelen Marktzinsänderungen. • Der Ansatz untersucht die Preisreaktion eines zinsabhängigen Wertpapiers auf die Änderung von Zinssätzen bestimmter Laufzeiten, welche als Key Rates bezeichnet werden. Ermittlung der KRD: • Eine analytische Berechnung der KRD ist nur möglich, wenn die Cash-Flows des Wertpapiers zeitlich exakt mit den Key Rates übereinstimmen: Zi dP i i 1 ( 1 + ) R i * KRDi = − P = dRi 1 + Ri P 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 28 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Key Rate Duration • Ansonsten muss man die KRD numerisch bestimmen : Pi − P ∆Pi KRDi = − P = − P ∆Ri ∆Ri (A. Bühler / M. Hies, Zinsrisiken und Key-Rate-Duration, in: Die Bank 2/95, S.114,) Ausgehend von der Änderung einer Key Rate wird mittels Interpolation der sich abschwächende, lineare Effekt auf alle übrigen Renditen ermittelt, wobei der Effekt an den benachbarten Key Rates gerade Null wird. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 29 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Key Rate Duration Basispunkte 10 0,5 Basispunkte 10 30 Restlaufzeit 30 Restlaufzeit 30 Restlaufzeit 10 0,5 Basispunkte 10 10 0,5 24. November 2003 10 (B. Tuckman, Fixed Income Securities, New York 1995, S.156) Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 30 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Key Rate Duration Eigenschaften: • Die Summe der Key Rate-Shifts entspricht bei identischen ∆Ri einer parallelen Verschiebung der Fristenstruktur der Renditen womit die Summe der KRDs gleich der effektiven Duration ist. • Die i-te KRD eines Portfolio ist gleich der barwertgewichteten Summe der i-ten KRD der einzelnen Wertpapiere im Portfolio. Kritische Beurteilung: • Die KRD berücksichtigt im Gegensatz zur Duration auch nichtparallele Marktzinsänderungen und verbessert damit die Approximation einer bestimmten Bewegung der Fristenstruktur. • Bei der numerischen Bestimmung von KRDs können die Veränderungen der zwischen den Key Rates liegenden Renditen jedoch nur durch Interpolation ermittelt werden. • Eine weitere Verbesserung stellt die Verwendung von Key Rates für alle Zeitpunkte dar. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 31 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Value at Risk Konzeption: • Das Konzept des Value at Risk (VaR) erlaubt die Berücksichtigung des Zinsrisikos auf Aktientitel und derivative Finanztitel. • Es stellt daher eine Ergänzung zum Konzept der Duration dar. Definition: • “Unter Value-at-Risk versteht man die in Geldeinheiten gemessene negative Wertveränderung einer riskanten Vermögensposition, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb eines festgelegten Zeitraumes nicht überschritten wird.” (H. Uhlir / W. Aussenegg, Value-at-Risk (VaR), Einführung und Methodenüberblick, in: Zeitschrift für das gesamte Bank- und Börsenwesen, Hrsg. ÖBA, 44. Jahrgang, Wien 1996, S. 832.) Einflussfaktoren auf die Höhe des VaR: • Zukünftige Marktpreisänderungen. • Gewählter Zeithorizont. • Gewünschte Aussagesicherheit. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 32 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Value at Risk Berechnungsverfahren: • Historische Simulation • Monte-Carlo-Simulation • Varianz-Kovarianz-Methode: - Es wird unterstellt, dass die Wertänderungen der Marktrisikofaktoren einer multivariaten Normalverteilung unterliegen. - Ferner wird angenommen, dass die Wertänderungen eines Portfolio linear von den Änderungen der Faktoren abhängen. - Somit reicht die Kenntnis von µ∆V und σ ∆V aus, um die Wahrscheinlichkeitsverteilung vollständig beschreiben und unter der Annahme der Konstanz der beiden Parameter den VaR berechnen zu können: VaR = −( µ ∆V − α ⋅ σ ∆V ) (B. Jendruschewitz, Value at Risk, 2. Auflage, in: Diskussionsbeiträge zur Bankbetriebslehre, Band 7, Frankfurt am Main 1999, S.30) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 33 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Value at Risk Vorteile: • Es erfolgt eine einheitliche Erfassung aller Risikoarten einer Bank. • Bei deren Aggregation werden Diversifikationseffekte mit berücksichtigt. • Auf der Basis des ermittelten VaR können Risikolimite für die einzelnen Geschäftsbereiche der Bank vorgegeben werden. • Der VaR bildet die Grundlage für die Ermittlung der erforderlichen Eigenkapitalunterlegung, da er gemäß Grundsatz I explizit als internes Risikomodell verwendet werden darf. • Bei Hedging-Entscheidungen kann der VaR zur Ermittlung optimaler Hedge-Ratios für Zinsderivate eingesetzt werden. • Auch die Verwendung des ermittelten VaR für weiterführende Risk-Return-Kalkulationen ist möglich. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 34 Bestimmung des Zinsrisikos Maße für das Zinsrisiko - Value at Risk Nachteile: • Der VaR ist kein adäquates Risikomaß, da er nicht die Höhe der Überschreitungsverluste messen kann. • Er stellt auch kein gutes Eigenkapitalmaß dar, da er lediglich die erwarteten Verluste beziffern kann, obwohl das Eigenkapital gerade unerwartete Verluste abdecken soll. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 35 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 36 C. Zinsrisikomanagement Ziele des Zinsrisikomanagement • Steuerung des Zinsrisikos, das sich aus einer Marktzinsänderung ergibt • In Banken ist Zinsrisikomanagement zur Zinsfristentransformation notwendig • Ziel ist das Überbrücken der durch die Intermediation entstehenden Inkongruenzen zwischen Aktiv- und Passivfrist 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 37 C. Zinsrisikomanagement Einsatzmöglichkeiten von Derivaten 1. Absicherung • Die Absicherung dient als passive Strategie der Risikobegrenzung Wirkungsbezogene risikopolitische Maßnahme: • Risikoverringerung: Risikostreuung, Risikoteilung, Risikoabwälzung • Risikovorsorge: • Die Preisveränderung einer vorhandene oder geplanten Position soll durch das Eingehen einer entgegengesetzten Position zumindest teilweise kompensiert werden ⇒ Einsatz von Zinstermininstrumenten zur Solvenzsicherung 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 38 C. Zinsrisikomanagement Einsatzmöglichkeiten von Derivaten 2. Spekulation • Die Spekulation ist eine aktive Strategie • Erwirtschaftung eines Gewinns auf Basis bestimmter Markterwartungen • Der Spekulant trägt oft das Risiko, das ein anderer Marktteilnehmer durch die Absicherung abwälzen möchte ⇒ Erst die Risikoübernahme schafft Liquidität und ermöglicht so die Absicherung ⇒ Wie die Arbitrage bewirkt die Spekulation Preisausgleichseffekte 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 39 C. Zinsrisikomanagement Einsatzmöglichkeiten von Derivaten 3. Arbitrage Raumarbitrage: • Bestehende Preisunterschiede werden an verschiedenen Orten zur gleichen oder nahezu gleichen Zeit gewinnbringend ausgenutzt Zeitarbitrage: • Bestehende Preisunterschiede bei gleichartigen aber zu unterschiedliche Zeitpunkten fälligen Kontrakten werden Gewinnbringend ausgenutzt ⇒ Arbitrage wird nur durchgeführt, wenn die bestehenden Preisunterschiede die Transaktionskosten übersteigen 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 40 C. Zinsrisikomanagement Einsatzmöglichkeiten von Derivaten 3. Arbitrage (2) Arbitrage Ausgleichsarbitrage -kein simultanes Gegengeschäft -Gut wird am Teilmarkt mit dem höchsten Preis verkauft Differenzarbitrage Zeitpunktarbitrage -simultanes Gegengeschäft Zeitraumarbitrage -simultanes Gegengeschäft -Arbitragevorgang erstreckt sich über Zeitraum 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 41 C. Zinsrisikomanagement Mikro-Absicherungsebenen • Absicherung der Position mit einer zu dieser Position negativ korrelierten Gegenposition 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 42 C. Zinsrisikomanagement Varianten der Mikro-Absicherung Short Hedge: Absicherung einer Position durch einen Terminverkauf Verlängerung der durchschnittlichen Fristigkeit der Passiva Long Hedge: Absicherung einer Position durch einen Terminkauf Verlängert die durchschnittliche Fristigkeit der Aktiva Direct Hedge:Die Eigenschaften der abzusichernden Position stimmen mit denen der Terminposition vollständig überein Cross Hedge: Die Eigenschaften der abzusichernden Position stimmen mit denen der Terminposition nicht vollständig überein Perfect Hedge: Gewinne und Verluste aus der Ausgangsposition und der Terminposition gleichen sich genau aus Anticipatory Hedge: Absicherung einer künftigen Position Terminposition als temporäres Substitut der Kassaposition 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 43 C. Zinsrisikomanagement Schwächen der Mikroabsicherung • Bei der Mikroabsicherung sind Ausbildungs- und Verwaltungskosten für das Personal in den jeweiligen Bereichen der Bank anzusetzen, die bei einer Zentralisierung des Absicherungsprozesses nur einmal anfallen würden. • Die Mikroabsicherung kann unter Umständen auch zur Erhöhung des Gesamtrisikos führen, bspw. diskretionäre Mikroabsicherung. • Gefahr, dass man zu viele Puts zur Absicherung kauft, da Diversifikationseffekte unberücksichtigt bleiben. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 44 C. Zinsrisikomanagement Makro-Absicherungsebenen • • Absicherung eines Portfolios von Finanztiteln unter Einsatz einer einzigen Kontraktart Die ermittelte Risikoposition aus aktivischen oder passivischem Überhang in einer Periode wird durch ein entsprechendes Gegengeschäft abgesichert 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 45 C. Zinsrisikomanagement Schwächen der Makro-Absicherung • Überhangposition setzt sich aus fristenmäßig stark divergierenden Einzelpositionen zusammen • Sie verlangt jedoch bereichsübergreifende Daten, was höhere Kosten für Datenbeschaffung und Verwaltung verursacht. • Das Finanzinstitut muss einen Trade-off zwischen der Risikoverminderung und der Senkung der Transaktionskosten einerseits und den steigenden Informationskosten andererseits in Kauf nehmen. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 46 C. Zinsrisikomanagement Portfolio-Absicherungsebenen • • • • Optimale Mischung unterschiedlich risikobehafteter Einzelpositionen in einem Gesamtbestand Annahme, dass Kassa- und Terminmarktpositionen einen Gesamtbestand bilden Kombination nach Risiko und Ertrag ist auf die Absicherung übertragbar Minimierung des Preisänderungsrisikos im Portfolio 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 47 C. Zinsrisikomanagement Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften Feste Termingeschäfte (sämtliche Leistungen sind fixiert) Optionen (für eine Partei besteht ein Wahlrecht in einem Zeitraum / zu einem Zeitpunkt) Börsengehandelt Futures Optionen Optionen auf Futures Außerbörslich Gehandelt (OTC) Forwards Forward Rate Agreements Swaps Optionen Caps, Floors, Collars Swaptions Basiswerte Aktien / Aktienindizes Devisen Zinsen / Anleihen Rohwaren Quelle:Axel Bertuch-Samuels, Derivative Finanzinstrumente:Nutzen und Risiken 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 48 C. Zinsrisikomanagement Wahlmöglichkeiten bei der Art der Erfüllung Wahl möglichkeiten hinsichtlich des Erfüllungszeitpunkts nein ja ja nein Mit Abandonrecht Ohne Abandonrecht Festgeschäft i.e.S. Prämiengeschäft Stellagegeschäft Festgeschäft mit Terminoption OptionsGeschäft (kommt nicht vor) Quelle:Hartmut Schmidt in: Gabler Bank Lexikon S.2018 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 49 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 50 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Einführung in Zinsfutures • Derivative Finanzinstrumente - Titel oder Positionen, bei denen die Gewinne des Inhabers voll von den Preisen und laufenden Erträgen eines oder mehrer Referenzoder Bezugsgüter abhängen. (Hartmut Schmidt, Nutzen derivativer Instrumente, 1989, S. 28) • Zinsderivate - Kontrakte, deren Wert aus dem Marktpreis einer Schuldverschreibung oder eines Referenzzinssatzes hergeleitet wird. (Deutsche Bundesbank, 2003, S.31, 36-37) • Im Zinsrisikomanagement sind folgende Derivate zu nennen: - Futures (im folgenden behandelt) bzw. Forwards - Swaps - Optionen (Bernd Rudolph, Zinsmanagement, 2001, S. 2337) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 51 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Einführung in Zinsfutures • Ein Future-Kontrakt ist ein Abkommen zwischen zwei Beteiligten, wobei ein Vermögensgegenstand (Basiswert) in der Zukunft zu einem bestimmten Preis gekauft oder verkauft werden soll, wobei durch Standardisierung der Kontraktmerkmale der Handel an der Börse ermöglicht wird. (John C. Hull, Optionen, Futures und andere Derivative, 2001, S.6 .) • Mit Hilfe eines bestimmten von der Börse bereitgestellten Mechanismus wird die Erfüllung des Geschäftes beiden Beteiligten garantiert, ohne dass die Beteiligten sich gegenseitig kennen. (John C. Hull, Optionen, Futures und andere Derivative, 2001, S.6 .) • Da bei börsengehandelten Future-Kontrakten zur Standardisierung fiktive Anleihen als Basiswerte verwendet werden, unterscheiden sich Basiswerte und zu liefernde Anleihe. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 52 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Börsengehandelte Zinsfuture-Kontrakte • Die Spezifikationen der einzelnen Zinsfutures unterscheiden sich im Wesentlichen durch das Lieferfenster, das heißt den durch die Restlaufzeiten abgegrenzten Korb lieferbarer Anleihen. Basiswert:: Anleihen Nominale der Bundesrepublik Kontraktwert Deutschland Restlaufzeit der lieferbaren Anleihen Produktkürzel Euro-Schatz-Future EUR 100.000 13/4 bis 21/4 Jahre FGBS Euro-Bobl-Future EUR 100.000 41/2 bis 51/2 Jahre FGBM Euro-Bund-Future EUR 100.000 81/2 bis 101/2 Jahre FGBL Euro-Buxl-Future EUR 100.000 20 bis 301/2 Jahre FGBX (Quelle: Eurex, Fixed-Income-Handelsstrategien, 2003, S.22) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 53 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Bund-Future Kontraktspezifikationen Merkmal Erläuterung Basiswert Fiktive langfristige Schuldverschreibung der Bundesrepublik Deutschland mit 8,5- bis 10,5-jähriger Laufzeit und einem Coupon von sechs Prozent. Kontraktwert EUR 100.000 Erfüllung Eine Lieferverpflichtung aus einer Minus-Position in einem EuroBund-Futures-Kontrakt kann nur durch bestimmte Schuldverschreibungen – nämlich Anleihen der Bundesrepublik Deutschland – mit einer Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren am Liefertag erfüllt werden. Die Schuldverschreibungen müssen ein Mindestemissionsvolumen von 2 Mrd. Euro aufweisen. Preisermittlung In Prozent vom Nominalwert, auf zwei Dezimalstellen. Minimale Preis- 0,01 Prozent; dies entspricht einem Wert von EUR 10. veränderung (Quelle: Eurex, Eurex-Produkte, 2003, S.92-93) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 54 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Bund-Future Kontraktspezifikationen Merkmal Erläuterung Liefertag Der Liefertag ist der zehnte Kalendertag des jeweiligen Quartalsmonats, sofern dieser Tag ein Börsentag ist, andernfalls der darauf folgende Börsentag. Laufzeiten Die jeweils nächsten drei Quartalsmonate des Zyklus März, Juni, September und Dezember. Lieferanzeige Clearing-Mitglieder mit offenen Minus-Positionen müssen der Eurex am letzten Handelstag des fälligen Liefermonats bis zum Ende der Post-Trading-Periode (20:00 Uhr MEZ) anzeigen, welche Schuldverschreibungen sie liefern werden. Letzter Handelstag Zwei Börsentage vor dem Liefertag des jeweiligen Quartalsmonats. Handelsschluss für den fälligen Liefermonat ist 12:30 Uhr MEZ. (Quelle: Eurex, Eurex-Produkte, 2003, S.92-93) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 55 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Bund-Future Kontraktspezifikationen Merkmal Erläuterung Täglicher Abrechnungspreis Volumengewichteter Durchschnitt der Preise der letzten fünf zustande gekommenen Geschäfte, sofern sie nicht älter als 15 Minuten sind oder der volumengewichtete Durchschnitt der Preise aller während der letzten Handelsminute zustande gekommenen Geschäfte, sofern in diesem Zeitraum mehr als fünf Geschäfte zustande gekommen sind. Ist eine derartige Preisermittlung nicht möglich oder entspricht der so ermittelte Preis nicht den tatsächlichen Marktverhältnissen, legt die Eurex den Abrechnungspreis fest. Schlussabrechnungspreis Volumengewichteter Durchschnitt der Preise der letzten zehn zustande gekommenen Geschäfte, sofern sie nicht älter als 30 Minuten sind oder der volumengewichtete Durchschnitt der Preise aller während der letzten Handelsminute abgeschlossenen Geschäfte, sofern in diesem Zeitraum mehr als zehn Geschäfte zustande gekommen sind.Der Schlussabrechnungspreis wird am letzten Handelstag um 12:30 Uhr MEZ festgelegt. Handelszeit 8:00 bis 19:00 Uhr MEZ (Quelle:Eurex, Eurex-Produkte, 2003, S.92-93) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 56 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future CTD-Anleihe und Preisfaktor • Die lieferbaren Anleihen im Lieferkorb haben unterschiedliche Coupons, Fälligkeiten und so auch unterschiedliche Marktpreise. • Der jeweilige Preisfaktor (Konversionsfaktor) macht die Anleihen im Lieferkorb vergleichbar und erzeugt einen Lieferpreis, der sich bei einer Rendite von sechs Prozent am Liefertag bei einer flachen Zinsstrukturkurve für die jeweilige Anleihe ergeben würde. • Der Preisfaktor ist jedoch so gestaltet, dass sich positive oder negative Erlöse beim Kauf der lieferbaren Anleihe am Kassamarkt zum Zeitpunkt, an dem die Lieferverpflichtung aus der MinusPosition im Bund-Future entsteht, und der anschließenden Lieferung der Anleihe zum Lieferpreis entstehen. • Die Erlöse der lieferbaren Anleihen sind unterschiedlich, folglich wird die günstigste lieferbare Anleihe geliefert – die CTD-Anleihe (Cheapest to Deliver). 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 57 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Annahmen zur Bewertung eines Bund-Futures • Wesentliche Annahmen: - Existenz eines perfekten arbitragefreien Marktes. - Keine Steuern und Transaktionskosten. - Beliebige Teilbarkeit der Wertpapiere. - Leerverkäufe sind uneingeschränkt möglich. - Erlöse aus Leerverkäufen stehen den Investoren in voller Höhe zur Verfügung. - Existenz eines Zinssatzes auf risikofreie Anlagen, zu dem in unbegrenzter Höhe finanzielle Mittel angelegt und aufgenommen werden können. Der Zinssatz ist konstant und für alle Marktteilnehmer gleich. (Quelle folgender Ausführungen: André Küster-Simic, Adam Bolek, Die Bewertung und das Hedging mit dem Bund-Future, DTB-Reporter, August 1995, Frankfurt am Main, 1995, S.2-3 und Grundlagenpapier zur Veröffentlichung im DTB-Reporter) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 58 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Bewertung des Bund-Futures • Alternativbetrachtung - Folgende Alternativen erfordern keinen Kapitaleinsatz bis zum Fälligkeitstag des Bund-Futures und belassen den Anleger nach Fälligkeit des Bund-Futures mit einer CTD-Anleihe im Bestand. - Alternative 1: Kauf Bund-Future im Betrachtungszeitpunkt t und Bezug der CTD- Anleihe bei Fälligkeit des Futures in T inkl. Stückzinsen vom letzten Kupontermin 0 bis zur Fälligkeit des Futures in T. - Alternative 2: Kreditfinanzierter Kauf einer CTD-Anleihe im Betrachtungszeitpunkt t und Rückzahlung des Kredits inkl. angefallener Zinsen bei Fälligkeit des Futures in T. • Formale Darstellung der beiden Alternativen zum Fälligkeitstag T: i T −t (1) Ft ,T ⋅ PF + CCTD / 0,T = K CTD / t + CCTD / 0,t + ( K CTD / t + CCTD / 0,t ) ⋅ t ,T ⋅ 100 365 1. 24. November 2003 2. Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 59 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Bewertung des Bund-Futures • Dieser Ansatz wird Cost-of-Carry-Ansatz genannt: - Derjenige, der eine Minus-Position im Bund-Future im Betrachtungszeitpunkt t eingegangen ist, kommt seiner Lieferverpflichtung zum Fälligkeitstag des Bund-Futures in T nach, in dem er zum Betrachtungszeitpunkt t eine lieferbare Anleihe kreditfinanziert in den Bestand nimmt. - Somit ergibt sich der Wert des Futures aus den Bestandhaltekosten (bspw. Kreditzinsen) abzüglich der Bestandhalteerträgen (bspw. Stückzinsen) vom Betrachtungszeitpunkt t bis zum Fälligkeitstag T und dem Kurs der lieferbaren Anleihe zum Betrachtungszeitpunkt t. • Durch Umformung von (1) erhält man folglich: it ,T T − t 1 ( KCTD / t + ( KCTD / t + CCTD / 0,t ) ⋅ Ft ,T = ⋅ − CCTD / t ,T ) 100 365 PF it ,T T − t 1 (3) Ft ,T = ((KCTD / t + CCTD / 0,t ) ⋅ (1 + ⋅ ) − CCTD / 0,T ) PF 100 365 (2) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 60 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Exkurs: Implied Repo Rate • Kennzahl, die die Jahresrendite aus dem Kauf der CTD-Anleihe im Betrachtungszeitpunkt t mit anschließender Lieferung in einen verkauften Bund-Future angibt, wird „implied repo rate“ genannt: (4) IRR = 100 ⋅ 365 PF ⋅ Ft ,T − K CTD / t + CCTD / t ,T ⋅ T −t K CTD / t + CCTD / 0,t • Auf arbitragefreien Märkten muss die „implied repo rate“ der CTDAnleihe dem Zinssatz für die Aufnahme und Anlage von Geldern für die Restlaufzeit des Futures entsprechen. • Ist sie größer als dieser Zinssatz kann „cash and carry arbitrage“ erfolgen, ist sie kleiner als dieser Zinssatz kann „reverse cash and carry arbitrage“ erfolgen. • Diejenige Anleihe aus dem Korb der lieferbaren Anleihen mit der höchsten IRR ist die CTD-Anleihe. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 61 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Hedging und Hedge-Ratio • Hedging - Absicherung von bestehenden oder geplanten Positionen gegen Preisschwankungen dieser Position durch Eingehen einer Gegenposition mit gegenläufiger Preisentwicklung zu der zu sichernden Position. Der Bund-Future ist eine Gegenposition. • Hedge-Ratio - Anzahl der Bund-Future-Kontrakte, die zur Absicherung einer gegebenen zu sichernden Position, z.B. einer Kassaposition in Anleihen, notwendig sind. • Folgende Hedge-Ratios werden anhand eines Beispiels ermittelt: - Naives Hedge-Ratio - Preisfaktor bzw. Konvertierungsfaktor-Hedge-Ratio - Duration-Hedge-Ratio 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 62 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Ausgangslage (1) Daten der Ausgangslage Handelstag 07.11.2003 Valuta 10.11.2003 Kassa-Position 3% Schuldverschreibung, fällig 07.11.2006 Preis der Kassa-Position 94,844 Nennwert der Kassa-Position 1.000.000 Modifizierte Duration der Kassa-Position 3,661 • Ein möglicher Wertverlust der Kassa-Position durch steigende Zinsen soll durch eine entsprechende Gegenposition im BundFuture abgesichert werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 63 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Ausgangslage (2) Daten der Ausgangslage CTD-Anleihe 3,75% Schuldverschreibung Bundesrepublik Deutschland, fällig 04.07.2013 Preis der CTD-Anleihe 93,283 Modifizierte Duration der 8,209 CTD-Anleihe • Stückzinsen der CTDAnleihe (130/365)*(3,75/100)*100= 1,336 CTD-Preisfaktor 0,839498 Fälligkeit des BundFutures 10.12.2003 Marktzins p.a. 4,435% Der theoretische Wert des Bund-Future am 07.11.2003 beträgt : In (2): F = 24. November 2003 31 4,435 31 1 ) = 111,16 ⋅ (93,28 + (93,28 + 1,336) ⋅ ⋅ − 3,75 ⋅ 365 100 365 0,839498 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 64 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Neue Marktlage • Der Marktzins steigt direkt nach Eingehen der Gegenposition noch am selben Tag um 30 Basispunkte auf 4,735% p.a.. Neue Marktlage • Preis der CTD-Anleihe 91,02 Wert des Bund-Futures 108,48 Preis der Kassa-Position 93,81 Marktzins p.a. 4,735% Der von der Gegenposition zu kompensierende Wertverlust beträgt in EUR: Wertverlust der Kassa-Position bei Nennwert 1.000.000 EUR in EUR Marktwert Alt 948.440,62 Marktwert Neu 938.097,15 Wertverlust -10.343,47 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 65 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Naiver-Hedge • Es wird unterstellt, dass die Preisänderungen von Kassatitel (∆K ) und des Bund-Future ( ∆Ft ,T ) als Gegenposition stets identisch ist. ∆K K HR F HR ∆ = ⋅ ∆ ⇔ = =1 (5) N t ,T N ∆Ft ,T • Die erforderliche Kontraktzahl (KA) beträgt dann: Nennwert _ des _ Kassatitels ⋅1 (6) KA = Nennwert _ des _ Bund − Futures • Vorteilhaft ist die leichte Berechnung, jedoch bleiben unterschiedliche Preissensitivitäten bei Zinsänderungen und die unterschiedlichen Determinanten des Zinsrisikos unberücksichtigt. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 66 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Naiver-Hedge • Für das Ausgangsbeispiels ergibt sich folgende Kontraktzahl: KA = 1.000.000 ⋅1 = 10 100.000 • Verkauf von 10 Kontrakten des Bund-Futures zu 111,16% zum Nennwert von 100.000 EUR. • Der Wertverlust der Kassa-Position wurde durch die Gegenposition überkompensiert: • Kassa-Position Future-Position Marktwert Alt 948.440,62 1.111.633,81 Marktwert Neu 938.097,15 1.084.849,91 Gewinn/Verlust -10.343,47 +26.783,91 Ergebnis +16.440,44 Der Bund-Future hat stärker auf die Zinsänderung reagiert als die Kassa-Position, so dass weniger Kontrakte zur Kompensation ausgereicht hätten. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 67 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Preisfaktor-Hedge • Ausgleich unterschiedlicher Preisveränderungen von CTDAnleihe und der fiktiven Anleihe aufgrund unterschiedlicher Restlaufzeiten und Coupons durch den Preisfaktor. • Der Preisfaktors der CTD-Anleihe entspricht dem Hedge-Ratio: (7) HRPF = Pr eisfaktorCTD • Erforderliche Kontraktanzahl beträgt dann: Nennwert _ des _ Kassatitels (8) KA = ⋅ Pr eisfaktorCTD Nennwert _ des _ Bund − Futures • Annahme einer horizontalen Zinsstrukturkurve beim Preisfaktor, möglicher Wechsel der CTD-Anleihe im Absicherungszeitraum und unterschiedliche Zinsvolatilitäten der Kassaposition und der CTD-Anleihe bleiben unberücksichtigt. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 68 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Preisfaktor-Hedge • Das erforderliche Kontraktzahl beim Preisfaktor-Hedge beträgt: KA = 1000000 ⋅ 0,839498 = 8,39498 100000 • Verkauf von 8 Kontrakten des Bund-Futures zu 111,16% zum Nennwert von 100.000 EUR. • Der Wertverlust der Kassa-Position wurde durch die Gegenposition weiterhin überkompensiert: • Kassa-Position Future-Position Marktwert Alt 948.440,62 889.307.05 Marktwert Neu 938.097,15 867.879,93 Gewinn/Verlust -10.343,47 +21.427,13 Ergebnis +11.083,66 Zwar wurde durch die Einbeziehung des Preisfaktors der CTDAnleihe die Absicherung verbessert, doch sind weiterhin die Unterschiede der Preissensitivitäten offensichtlich. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 69 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Duration-Hedge • Der Duration-Ansatz berücksichtigt die unterschiedlichen Preissensitivitäten mit Hilfe der modifizierten Duration. • Es gilt folgende Ausgangsgleichung: (9) HRD = ∆K Kassa ∆Ft ,T • Da aus dem Future keine Zahlungen erfolgen, wird die Duration der CTD-Anleihe berechnet. Die Preisänderung der CTD-Anleihe als Folge einer kleinen Marktzinsänderung ( ∆rCTD ) beträgt somit: 1 ⋅ DCTD ⋅ ( K CTD / t + CCTD / 0,t ) ⋅ ∆rCTD (10) ∆K CTD = − 1 + rCTD • Der Zusammenhang zwischen Preisänderung der CTD-Anleihe und des Bund-Futures wird über die Gleichung (3) hergestellt: it ,T T − t 1 (∆KCTD ⋅ (1 + )) ⋅ (11) ∆Ft ,T = 100 365 PF 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 70 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Duration-Hedge • Somit ergibt sich beim Duration-Hedge folgendes Hedge-Ratio: 1 ⋅ DKassa ⋅ ( K Kassa / t + CKassa / 0,t ) ⋅ ∆rKassa 1 + rKassa (12) HRD = ⋅ PF it ,T T − t 1 − 1 + r ⋅ DCTD ⋅ ( KCTD / t + CCTD / 0,t ) ⋅ ∆rCTD ⋅ 1 + 100 ⋅ 365 CTD − • Die Anzahl der erforderlichen Bund-Future-Kontrakte beträgt: Nennwert _ des _ Kassatitels ⋅ HRD (13) KA = Nennwert _ des _ Bund − Futures • Vorteilhaft ist die Erfassung der Preissensitivitäten und die Berücksichtigung der Determinanten des Zinsrisikos, nachteilig die gemachten Annahmen des Duration-Konzepts und des Preisfaktors. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 71 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Duration-Hedge • Das erforderliche Kontraktzahl beträgt für das Beispiel: DD = 1000000 ⋅ 100000 − 3,661⋅ (94,844) ⋅ 0,839498 = 3,779 4 , 435 31 ⋅ [− 8,209 ⋅ (93,283 + 1,336)]⋅ 1 + 100 365 • Verkauf von 4 Kontrakten des Bund-Futures zu 111,16% mit je einem Nennwert von 100.000 EUR. • Der Wertverlust der Kassa-Position wurde durch die Gegenposition nur sehr leicht überkompensiert: Kassa-Position • Future-Position Marktwert Alt 948.440,62 444.653,53 Marktwert Neu 938.097,15 433.939,96 Gewinn/Verlust -10.343,47 Ergebnis 10.713,56 +370,10 Durch die Einbeziehung der Duration beider Positionen konnten alle Determinanten des Zinsrisikos berücksichtigt werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 72 Mikroabsicherung mit dem Bund-Future Übersicht der Ergebnisse Art des Hedges Anzahl der Kontrakte Erfolg der Absicherung bei Veränderung des Marktzinses um 30 BP Naiver-Hedge 10 +16.440,44 Preisfaktor-Hedge 8 +11.083,66 Duration-Hedge 4 +370,10 Die Mikro-Absicherung einer Kassaposition mit dem Bund-Future führt bei Anwendung des Duration-Hedges zu der effektivsten Absicherung, da beim Duration-Hedge alle Determinanten des Zinsrisikos berücksichtigt werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 73 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 74 Zinsrisikomanagement Abgrenzung zwischen Forwards und Futures Forwards Kontrakt • individuell gestaltbar Handel Abschluss • OTC-Handel Sicherheitsleistung • von den Kontraktparteien individuell ausgehandelt 24. November 2003 (Handelsobjekt, Liefermenge, Fälligkeitszeitpunkt) • Direktabschluss (zumeist telefonisch) Futures • Kontrakte sind „genormt“. Sie sind nur mit ganz bestimmten Handelsobjekten, Fälligkeitszeitpunkten und Volumina ausgestattet. • Börsenhandel • Abschlüsse über ClearingStelle • standardisiert Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 75 Zinsrisikomanagement Abgrenzung zwischen Forwards und Futures Forwards Futures Erfüllungsrisiko • Bonitätsprüfung der Kontrahenten ist erforderlich. Das Bonitätsrisiko wird von beiden Parteien getragen. • Die Clearing-Stelle übernimmt Liquidität • niedrig, da Kontrakte individuell ausgestattet sind. • hoch, da Kontrakte und Glattstellung • Kontrakte werden selten vor dem Fälligkeitszeitpunkt glattgestellt. • Kontrakte werden meistens vor 24. November 2003 das Bonitätsrisiko des Kontrahenten und dadurch reduziert sich das Bonitätsrisiko auf ein vernachlässigbares Maß. (keine Eliminierung!!!) Ausstattung standardisiert ist. dem Fälligkeitszeitpunkt glattgestellt. Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 76 Zinsrisikomanagement Abgrenzung zwischen Forwards und Futures Forwards Gewünschte Fälligkeit • stimmt in aller Regel mit Fälligkeitstermin überein Futures • stimmt in aller Regel nicht mit dem Fälligkeitstermin überein, so dass – die Future-Position vor Fälligkeit glattgestellt wird, sofern die Laufzeit den gewünschten Fälligkeitszeitpunkt überschreitet – im Zeitablauf von einem Future auf einen Kontrakt mit einer längeren Restlaufzeit „gewechselt“ werden muss, wenn die gewünschte Fälligkeit die Laufzeit des Futures überschreitet. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 77 Zinsrisikomanagement Abgrenzung zwischen Forwards und Futures Forwards Zahlungszeitpunkte 24. November 2003 • Leistung und Gegenleistung werden erst am Liefertermin ausgetauscht. Futures • Initial Margins gelten zur Deckung potentieller Verluste • Tägliche Gewinne/Verluste werden durch Variation Margins ausgeglichen. (tägliches Settlement) Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 78 Zinsrisikomanagement Basisobjekte eines Forwards und eines Futures Forwards Devisen Futures Zinssätze Fiktive Anleihen Indizes Geldmarktpapiere Aktien Anleihen Derivate Abb. „Unbedingte Finanztermingeschäfte“1 1 Rolf Beike/Johannes Schlütz „Finanznachrichten lesen – verstehen - nutzen“, Stuttgart 1996, Seite 486 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 79 Zinsrisikomanagement Basisobjekte eines Forwards und eines Futures Basisobjekte ohne damit verbundene Auszahlungen t F = K ∗ (1 + r) 360 Mit regelmäßigen Auszahlungen verbundene Basisobjekte t F = (K - A) ∗ (1 + r) 360 mit 24. November 2003 F K A r t = = = = = Wert eines Forwards Kassakurs des Basisobjektes Barwert des Ausschüttungsbetrages risikofreier kurzfristiger Zins Kontraktlaufzeit in Tagen Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 80 Zinsrisikomanagement Forward- und Future-Preisen Ist der kurzfristige risikofreie Zins während der Kontraktlaufzeit konstant, so sind c.p. Forward- und Future-Preis identisch. Bei Schwankungen des kurzfristigen risikofreien Zinses während der Laufzeit des Kontraktes liegt der Preis des Future • über dem Preis des entsprechenden Forward, wenn der kurzfristige risikofreie Zins und der Kurs des Basisobjektes positiv korreliert sind, • unter dem Preis des entsprechenden Forward, wenn der kurzfristige risikofreie Zins und der Kurs des Basisobjektes negativ korreliert sind. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 81 Zinsrisikomanagement Forward- und Future-Preisen Gründe für die Unterschiede zwischen Forward- und Future-Preisen • Refinanzierungskosten / Wiederanlageerträge aus Marginzahlungen beim Future (s.o.) • divergierende Transaktionskosten • divergierendes Bonitäts- und Ausfallrisiko • divergierende Liquidität • ggf. divergierende steuerliche Behandlung • Lieferoption beim Future-Kontrakt 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 82 Zinsrisikomanagement Forward - Einsatzmöglichkeiten Auf der Aktivseite Zinsabsicherung von bestehenden Veranlagungen Durch den Verkauf von Forwards können bestehende Veranlagungen gegen das Risiko sinkender Zinsen abgesichert werden. Auf der Passivseite Zinsabsicherung von bestehenden Krediten Erwartet ein Unternehmen Zinssteigerungen, so können bestehende variabel verzinste Kredite durch den Kauf von Forwards gegen das Risiko steigender Zinsen abgesichert werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 83 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Definition Eine zukünftige Geldanlage oder Geldaufnahme, deren Verzinsung schon heute festgelegt wird, heißt Forward Rate Agreement (FRA). Die Vertragspartner verständigen sich beim Abschluss auf • • einen Zeitraum in der Zukunft (Referenzperiode), • einen Geldbetrag in einer bestimmten Währung (Volumen), der über die Referenzperiode verzinst wird, • die Forward Rate (FR), genauer gesagt den Zinssatz, zu dem sich der Geldbetrag verzinst, und • einen Referenzzinssatz, zum Beispiel den Libor oder den Fibor. eine Vorlaufzeit – das ist der Zeitraum vom Abschluss des FRA bis zum Beginn der Referenzperiode –, 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 84 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Referenzperiode Abschluss des FRA Forward Rate und Referenzzins werden verglichen. Zeitraum der Verzinsung beginnt. Vorlaufzeit 0 Zeitraum der Verzinsung endet Referenzperiode 3 Gesamtlaufzeit des FRA Zeit 9 FR3,9 Die FR3,9, auch „Forward Rate 3 gegen 9“ genannt, zeigt beispielweise an, dass die Referenzperiode in drei Monaten beginnt und nach Ablauf sechs weiterer Monate endet. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 85 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Ausgleichzahlung Nach Ablauf der Vorlaufzeit vergleichen die Kontrahenten den aktuellen Referenzzinssatz mit der Forward Rate. Übertrift der Referenzzinssatz die Forward Rate, so hat der Käufer am Ende der Referenzperiode Anspruch auf eine Zahlung (Ausgleichzahlung) in Höhe von: Referenzzinssatz - FR ∗ Volumen ∗ Länge der Referenzperiode (in Tagen) 100 360 Tage Liegt der Referenzzinssatz hingegen unter der Forward Rate, dann muss der Käufer eine Ausgleichzahlung in Höhe von: FR - Referenzzinssatz ∗ Volumen ∗ Länge der Referenzperiode (in Tagen) 100 360 Tage an den Verkäufer leisten. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 86 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Ausgleichzahlung In der Praxis wird ein FRA nicht am Ende, sonder zu Beginn der Referenzperiode erfüllt. Dann leistet der Käufer bzw. der Verkäufer folgende Ausgleichzahlung: Ausgleichzahlung zu Beginn der Referenzperiode Ausgleichzahlung am Ende der Referenzperiode = Referenzzinssatz ∗ Länge der Referenzperiode (in Tagen) 1 + 100 ∗ 360 Tage Abzinsung mit aktuellen Referenzzinssatz 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 87 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Handel Die FRAs werden auch mit gebrochenen Laufzeiten, sogenannte „broken dates“ (etwa 6 Monate und 16 Tage), gehandelt. FRAs werden überwiegend zwischen einzelnen Geschäftsbanken sowie zwischen Geschäftsbanken und bedeutenden anderen Unternehmen (Versicherungs-, Kapitalgesellschaften, Industrieunternehmen usw.) zumeist telefonisch vereinbart. Die Geschäftsbanken prüfen beim Abschluss eines Forward Rate Agreements, genau wie bei Forward-Geschäften, grundsätzlich die Bonität des Kontrahenten und verlangen nötigenfalls Sicherheiten (zum Beispiel Aktien). Marktteilnehmer können ein Forward Rate Agreement vor Fälligkeit glattstellen, indem ein weiteres FRA abschließen, dabei jedoch eine im Vergleich zum ursprünglichen Geschäft entgegengesetzte Position einnehmen. Ein FRA „drei gegen sechs Monate“ das heute gekauft wird, könnte beispielweise in zwei Wochen durch den Verkauf eines FRA „zweieinhalb gegen fünfeinhalb Monate“ glattgestellt werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 88 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Einsatzmöglichkeiten Auf der Passivseite Zinsabsicherung von geplanten Kreditaufnahmen: Wird bei der Liquiditätsplanung ein in der Zukunft auftretender Kreditbedarf ermittelt, so können die Zinsaufwendungen für diese Geldmarktkreditaufnahme schon vorab durch den Kauf von FRAs fixiert werden. Zinsabsicherung von bestehenden Krediten: Erwartet ein Unternehmen Zinssteigerungen, so können bestehende variabel verzinste Kredite durch den Kauf von FRAs gegen das Risiko steigender Zinsen abgesichert werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 89 Zinsrisikomanagement Forward Rate Agreement - Einsatzmöglichkeiten Auf der Aktivseite Zinsabsicherung von geplanten Veranlagungen: Erwartet ein Unternehmen einen Liquiditätsüberschuss in der Zukunft und hält die gegenwärtigen Zinsen für attraktiv, so können diese Zinsen für einen Zeitraum in der Zukunft bereits jetzt fixiert werden. Zinsabsicherung von bestehenden Veranlagungen: Durch den Verkauf von FRAs können bestehende Veranlagungen gegen das Risiko sinkender Zinsen abgesichert werden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 90 Zinsrisikomanagement Zinsswap - Definition Ein Zinsswap (Interest Rate Swap, IRS) ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Vertragspartnern, Zinszahlungen gleicher Währung über einen bestimmten Zeitraum auszutauschen (z.B. Fixzinssatz gegen variablen Zinssatz). Bezug wird dabei auf einen fixierten Kapitalbetrag (Nominalbetrag) genommen, der jedoch nicht ausgetauscht wird. Die variablen Zinsen sind bei einem Swap üblicherweise an einen Referenzzinssatz, z.B. EURIBOR oder LIBOR, gebunden. Die Vertragspartner verständigen sich beim Abschluss auf • Währung und Nominalbetrag • Laufzeit • Zinssatz, Zinsberechnung und Zahlungszeitpunkten des Partners A • Zinssatz, Zinsberechnung und Zahlungszeitpunkten des Partners B 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 91 Zinsrisikomanagement Zinsswap - Begriffe Man unterscheidet: • „Swap fix gegen variabel“ oder „Swap variabel gegen fix“ (zum Beispiel Fibor + 0,5% gegen Festzins 7,25%) • „Swap variabel gegen variabel“ (zum Beispiel Fibor gegen Libor) Der Tausch von Zahlungen, die aus Verbindlichkeiten resultieren, heißt „Lability Swap“. Beim „Asset Swap“ werden demgegenüber aus Geldanlagen folgende Zinszahlungen ausgetauscht. Mit Hilfe von Zinsswaps kann der Zinscharakter von Bilanzpositionen verändert werden, ohne die zugrunde liegende Bilanzposition selbst zu verändern. Das ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn eine Umstrukturierung von Bilanzpositionen aus Zinsgründen auf konventionellem Weg mit einer Bilanzverlängerung und mit einer Veränderung von Bilanzkennziffern oder mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 92 Zinsrisikomanagement Zinsswap - Bewertung „„Golden Rule“ der „Swapmathematik“ ist, das bei Abschluss des Geschäfts die Barwerte der Zahlungsströme – also der variablen und der festen Seite – gleich sein müssen. Dementsprechend kann der Festsatz (Swapsatz) nach Maßgabe der Terminsätze der variablen Seite wie folgt berechnet werden: T T Festsatz ∗ ∑ DFτ ∗ τE30/360 = ∑ EURIBORt-0,5 ∗ DFt ∗ tact/360 τ=1 t=0,5 T ∑ EURIBORt-0,5 ∗ DFt ∗ tact/360 t=0,5 Festsatz = ——————————————— T ∑ DFτ ∗ τE30/360 τ=1 Wobei EURIBORt der Terminsatz des variablen Satzes (hier 6MEURIBOR) zum Zeitpunkt t, DFt der Diskontierungsfaktor zum Zeitpunkt t und t/360 ein Faktor zur Anpassung der unterschiedlichen Zinskonventionen (Geldmarkt- vs. Swapmarkt) ist.“2 2 Leonhard Fischer, Swapgeschäft. In: Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens, Hrsg: Wolfgang Gerke, Manfred Steiner, 3. Auflage, Stuttgart, 2001, S. 2042f. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 93 Zinsrisikomanagement Zinsswap - Rolle einer Bank Die führende Rolle bei Swap-Vereinbarungen spielen gewöhnlich Geschäftsbanken, die sich entweder als: • Aktiver Swappartner – die Bank übernimmt auf eigenes Risiko eine Swapposition • Arrangeur – die Bank vermittelt zwischen Swappartnern, führt sie zusammen, korrespondiert deren Wünsche, berät sie und wickelt die Zahlungen ab. Dabei geht die Bank keine Verpflichtungen ein, verlangt aber eine Provision. • Intermediär – die Partner schließen den Vertrag nicht miteinander ab, sonder jeweils mit einer Bank. Dadurch wird das zuvor einheitliche Swapgeschäft in zwei separate Verträge gesplittet und die Bonitätsprüfung von Kontrahenten auf die Bank verlagert. Oft schließen Geschäftsbanken in ihrer Funktion als Intermediär Swaps mit einem Partner ab, ohne bereits einen geeigneten Kontrahenten ausgemacht zu haben. Die Swap-Position werden später Interessenten angeboten. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 94 Zinsrisikomanagement Zinsswap - Einsatzmöglichkeiten Auf der Passivseite Absicherung des variablen Kreditrisikos bei einem erwarteten Zinsanstieg. Durch einen Zinsswap von variabel in fix sind die Zinsaufwendungen festgeschrieben und bilden eine sichere Kalkulationsgrundlage. Verminderung der Finanzierungskosten durch den Tausch einer langfristigen Fixzinsvereinbarung in eine variable Verbindlichkeit bei einem erwarteten stabil bleibenden oder sinkendem Zinsniveau. Auf der Aktivseite Nutzung eines erwarteten Anstiegs des Zinsniveaus durch Swap der festverzinsten Veranlagung in eine Variable. Sicherung Zinssatzes für die Zukunft durch Swap der variabel verzinslichen Veranlagung in eine feste Verzinsung. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 95 Zinsrisikomanagement Option - Definition Optionen sind Verträge, die dem Käufer das Recht einräumen, zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Option) oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (amerikanische Option) ein bestimmtes Underlying zu einem vorher festgelegten Preis zu beziehen (Kaufoption, Call) oder anzudienen (Verkaufoption, Put). Ist das Underlying ein Zinssatz, so spricht man von Zinsoptionen. Der Käufer eines Calls (Puts) erlangt das Recht, in der Zukunft • • • pro Option eine bestimmte Menge • zu kaufen (verkaufen). eines Finanzobjektes, auch Underlying oder Basisobjekt genannt, zu einem Kauf festgelegten Preis, dem sogenannten Basispreis, englisch Strike Price oder einfach Strike, Er entrichtet dafür an den Verkäufer (Stillhalter) eine Optionsprämie. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 96 Zinsrisikomanagement Option - Risikoprofil Call L O N G S H O R T Gewinn Put Gewinn break even break even strike price strike price Kurs Verlustzone Gewinnzone Kurs Gewinnzone Verlust Verlust Gewinn Gewinnzone Gewinn Verlustzone Verlustzone Verlustzone Gewinnzone Kurs Kurs strike price strike price Verlust 24. November 2003 break even break even Verlust Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 97 Zinsrisikomanagement Caps, Floors, Collars - Definition Ein Cap ist eine vertragliche Vereinbarung einer Zinsobergrenze bezogen auf einen zugrunde liegenden nominellen Kapitalbetrag. Übersteigt dabei der Referenzzinssatz (z.B. EURIBOR oder LIBOR) die vertraglich festgelegte Zinsobergrenze (Strike-Preis), so zahlt der Verkäufer dem Käufer des Cap die Differenz zwischen Zinsobergrenze und Referenzzinssatz. Die Abrechnung erfolgt wie beim FRA. Das Gegenstück zum Cap ist ein Floor. Das ist die vertragliche Vereinbarung einer Zinsuntergrenze. Unterschreitet dabei der Referenzzinssatz (z.B. EURIBOR oder LIBOR) die vertraglich festgelegte Zinsuntergrenze (StrikePreis), so zahlt der Verkäufer dem Käufer des Floor die Differenz zwischen Zinsuntergrenze und Referenzzinssatz. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 98 Zinsrisikomanagement Caps, Floors, Collars - Definition Ein Collar ist der gleichzeitige Kauf eines Caps und der Verkauf eines Floors. Das Zinssatzänderungsrisiko wird nach oben durch eine CapVereinbarung eingegrenzt bei gleichzeitiger Fixierung einer Zinssatzuntergrenze (Floor). Zielsetzung eines Collars ist die Reduzierung der Cap-Kosten. Durch den Kauf eines Collars kann das Unternehmen allerdings nur bis zur Zinsuntergrenze des Floors von möglichen fallenden Zinsen profitieren. Ein Sonderfall des Collars ist der Zero-Cost-Collar. Das ist ein Cap, bei dem zu Vertragsbeginn keine Optionsprämie gezahlt werden muss, da die Erlöse aus dem Verkauf des Floors deckungsgleich mit den Kosten aus dem Kauf eines Caps sind. Caps, Floors und Collars werden nicht an der Börse gehandelt. Ausstieg aus einem Cap, Floor oder Collar ist jederzeit möglich durch ein Gegengeschäft oder Cash-out. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 99 Zinsrisikomanagement Caps, Floors, Collars - Einsatzmöglichkeiten Auf der Passivseite Durch die Vereinbarung einer Zinssatzobergrenze mittels Caps kann das Zinsänderungsrisiko variabel verzinster Kredite nach oben begrenzt werden. Gleichzeitig wird die Möglichkeit offengehalten, Zinsersparnisse durch niedrige oder fallende Zinssätze zu realisieren (asymmetrisches Risikoprofil). Auf der Aktivseite Ein Floor eignet sich zur Absicherung von variabel verzinsten Aktiva gegen mögliche Zinssenkungen und gegen das damit verbundene Risiko einer sinkenden Rendite. Durch einen Floor wird eine Mindestrendite auf der Höhe des Floor-StrikePreises festgeschrieben (abzüglich gezahlter Prämie). 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 100 Zinsrisikomanagement Swaption - Definition Eine Swaption gibt dem Optionskäufer gegen Zahlung einer Optionsprämie das Recht, zu einem festgelegten Zeitpunkt in einen hinsichtlich Laufzeit und Zinshöhe spezifizierten Swap einzutreten. Einerseits gibt es bei Swaptions das Recht, einen Fixzinssatz zu zahlen (Kauf einer Payers-Swaption), z.B. zur Absicherung der Passiva gegen steigende Zinsen. Andererseits gibt es das Recht, einen Fixzinssatz zu empfangen (Kauf einer Receiver-Swaption), z.B. zur Absicherung der Aktiva gegen sinkende Zinsen. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 101 Zinsrisikomanagement Swaption - Möglichkeiten am Ausübungstag Am Ausübungstag ergeben sich zum Beispiel für den Käufer der PayersSwaption zwei Möglichkeiten: • Die Marktzinsen eines Swaps sind höher als der Strike-Preis der Swaption – die Option wird ausgeübt. Das Unternehmen tritt in den Swap ein und sichert sich damit einen Zinssatz unterhalb der aktuellen Marktzinsen auf dem Niveau des Strike-Preises. • Die Marktzinsen sind niedriger als der zugrunde liegende Swap der Swaption. Das Unternehmen lässt die Option verfallen und finanziert sich zu den aktuellen Marktkonditionen. Die effektiven Finanzierungskosten ergeben sich jeweils aus der Addition der Finanzierungskosten und der annualisierten Optionsprämie. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 102 Zinsrisikomanagement Swaption - Einsatzmöglichkeiten Zur Absicherung von Projektfinanzierungen (etwa im Zusammenhang mit Bietungsverfahren bei Ausschreibungen) Damit kann in Verbindung mit einem Leistungsangebot gleichzeitig ein Finanzierungsangebot abgegeben werden, ohne dass im Fall der Nichterteilung des Auftrages ein Zinsrisiko besteht. Darüber hinaus hat die Swaption bei Verlust des Auftrags nicht unbedingt an Wert verloren. Der Wert der Swaption kann in Abhängigkeit von der Marktentwicklung den ursprünglich gezahlten Preis sogar übersteigen. Häufig werden Swaptions auch zur Sicherung der Zinsaufwendungen bei geplanten Akquisitionsfinanzierungen eingesetzt. Zu Absicherung von geplanten Finanzierungen Wird beispielsweise eine EUR-Anleihe in 12 Monaten fällig, so kann der Schuldner für die Anschlussemission durch den Einsatz einer Swaption das Risiko steigender Zinsen absichern. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 103 Zinsrisikomanagement Optionen auf Future - Definition Als Underlying für börsengehandelte Zinsoptionen dienen generell Derivate, genauer gesagt Zins-Futures, nicht jedoch „originäre“ Instrumente, etwa fiktive Anleihen oder Termingeld. Dies liegt vor allem daran, dass die Liquidität eines Futures im allgemeinen höher ist, als die von Kassatiteln. Für einen Future sind nahezu jederzeit während des Börsenverlaufs marktgerechte Preise verfügbar, die eine stetige und angemessene Bewertung der Optionen begünstigen. An der Deutschen Terminbörse werden zwei Zinsoptionen gehandelt, die „Option auf den Bund-Future“ und die „Option auf den Bobl-Future“. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 104 Gliederung V. A. Einführung in die Thematik B. Bestimmung des Zinsrisikos I. Zinsrisiko II. Zinssätze III. Zeitstruktur von Zinssätzen Kai Christophersen (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) IV. Maße für das Zinsrisiko Zinsrisikomanagement I. Ziele des Zinsrisikomanagements II. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten III. Absicherungsebenen IV. Systematisierung von Finanzmärkten und Termingeschäften VI. Mikroabsicherung mit weiteren Festgeschäften und dem Swap VII. Mikroabsicherung mit Optionen Valerii Krichevsky (20 Min.) Sebastian Scherkl (20 Min.) C. Mikroabsicherung mit dem Bund-Future D. V. Makroabsicherung VI. Störgrößen des Absicherungserfolges Zusammenfassung der Ergebnisse Orges Deliu (20 Min.) Sascha Thiergart (10 Min.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 105 Makroabsicherung Bilanzierung • Bei der Bilanzierung von Makroabsicherung ergeben sich Schwierigkeiten, da eine Zuordnung des Sicherungsgeschäfts zu den einzelnen Grundgeschäften nicht mehr erfolgen kann und deshalb die Makroposition als Spekulationsgeschäft angesehen wird. Nach IAS 39 ist die Makroabsicherung grundsätzlich nicht erlaubt. (Deutsche Bundesbank, Rechnungslegungsstandards für Kreditinstitute im Wansel in : Manatsbericht, Juni 2002, S. 48) • Im Falle der Bilanzierung im HGB wird versucht, die Grundgeschäfte mit dem Sicherungsgeschäft zu einer bilanzierungsobjektübergreifenden Bewertungseinheit zusammenzuführen. (KPMG, Financial Instruments, 1995, S. 130 und S. 140) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 106 Makroabsicherung Übersicht Makroabsicherung • Im Falle der Makroabsicherung werden dieselben derivativen Finanzinstrumente benutzt, die für die Mikroabsicherung eingesetzt werden, sprich Forwards, Futures, Optionen und Swaps. Bei der Makroabsicherung ergeben sich oft aber sehr unterschiedliche aggregierte Derivatpositionen im Vergleich mit dem Fall der Mikroabsicherung. • Für den fristentransformierenden Intermediär sind zwei Ausgangssituationen bzgl. des Zinsrisikos relevant: • Der Fall des aktivischen Überhangs • Der Fall des passivischen Überhangs 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 107 Makroabsicherung Übersicht Makroabsicherung • Im Falle des aktivischen Überhangs ist die Frist (Duration) der Aktiva länger als die der Passiva, weswegen das Finanzinstitut eine Wertminderung der Gesamtposition bei steigenden Zinsen erleidet. Zur Abwendung der Wertminderung wird eine Short Position in Forward oder Futures eingegangen, eine Verkaufsoption (Put) auf Zinsen oder ein Swap gekauft. • Beim passivischen Überhang tritt das Gegenteil ein. Die Frist (Duration) der Passiva ist länger als die der Aktiva. Das Finanzinstitut erleidet also im Falle fallender Zinsen eine Wertminderung. Zur Absicherung wird daher eine Long Position in Forward oder Futures eingegangen, eine Kaufoption auf Zinsen gekauft oder ein Swap verkauft. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 108 Makroabsicherung Übersicht Makroabsicherung • Wenn wir einen Vergleich zwischen der Absicherung mit Futures und Optionen durchführen, stellen wir fest, dass im Falle der Futures sowohl die Verluste als auch die Gewinne aus einer Zinsänderung begrenzt werden. Bei der Absicherung mittels Optionen wird hingegen nur der Verlust aus einer Zinsänderung begrenzt. Im Falle der Absicherung mit Swaps haben wir in der Regel die Möglichkeit eine langfristige Absicherung durchzuführen. • Die Makroabsicherung kann anhand von zwei Instrumenten durchgeführt werden: - Duration - VaR 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 109 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung • Die dahintersteckende Idee ist folgende: mit Hilfe der Duration können wir bei Zinsänderungen die Marktwertänderungen der Aktiva und Passiva ermitteln: ∆V A = − VA DA∆rA 1 + rA und ∆VP = VP DP ∆rp 1 + rP d.h. wir können die Wertänderung der Gesamtposition ermitteln, indem wir die Wertänderungen der Aktiva und Passiva mit den entsprechenden Vorzeichen addieren: ∆VG = − ∆VA + ∆VP 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 110 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung • Um das Risiko der Zinsänderung unter Kontrolle zu halten, sollte ein Kontrakt eingegangen werden, dessen Wertänderung genau so groß wie die Wertänderung der Gesamtposition bei Veränderung des Zinses ist: − ∆VA + ∆V = ∆VG = ∆V0 = V0 D0 ∆r0 1 + r0 V0 wobei der Term 1 + r D0 ∆r0 die Wertveränderung des Derivates 0 wiedergibt. • Um genau die Absicherung durchführen zu können, benötigt man: - den Marktzinssatz für den neuen Titel - die erwartete Veränderung dieses Marktzinssatzes - die Duration des Titels (H. Schmidt, Wege zur Ermittlung und Beurteilung der Maektzinsrisiken von Banken, in: Schriften des Verbandes öffentlicher Banken, Materialien zum Zinsrisiko, Heft 9 Göttingen, 1982, S. 33-68) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 111 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung • Der Einfachheit halber unterstellen wir die Gültigkeit der folgenden Beziehung: r0 = rA = rP = r In Anlehnung an die obigen Formeln erhält man dadurch: ∆VG = − VA V D A ∆ r + P DP ∆ r 1+ r 1+ r ∆VG = − ∆r[ DA*VA − DP*VP ] wobei D *die mit 1+r diskontierte Duration wiedergibt. Der Term in Klammern wird Duration-Gap bzw. Duration-Lücke genannt. Wir können daher sagen, dass die Makroabsicherung die Absicherung der gesamten Duration-Gap eines Finanzinstituts darstellt. (A. Saunders, Financial Institutions Managment, 2 Aufl. 1998, S. 498) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 112 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung • Die Duration-Absicherung des aktivischen und passivischen Überhangs mit einem Forward-Kontrakt soll anhand von zwei Beispielen erläutert werden. • Der Fall des aktivischen Überhanges: Für den Finanzintermediär gelten folgende Angaben: DA = 5 Jahre DP = 3 Jahre ∆r = 0.01 (die Zinssteigerung ist eine Prognose) r = 0 .1 (oder 10 %) VA = 100 Mio. € (Wert der Aktiva) VP = 90 Mio. € (Wert der Passiva) VG = 10 Mio. € (Wert der Gesamtposition) • Anhand der Formel ∆VG = − ∆r[ D A*V A − DP*VP ] lässt sich die Wertänderung der Gesamtposition ermitteln, wenn die erwartete Zinsänderung eintritt. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 113 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung ∆V G ∆VG -0.01 [ 4,5454 x 100 – 2,7272 x 90 ] = -2.09 Mio. € ist der erwartete Verlust. -Um den Verlust abzuwenden schliessen wir ein Geschäft ab mit einem anderen Finanzinstitut, dass bei derselben Zinsänderung einen vergleichbaren Gewinn uns erbringt. -Annahme: Anleihe; 20 Jahre Laufzeit; 8 % Kupon;zu Nennwert von 100 000 € handelbar;jetziger Preis und Forwardpreis: 97 € per 100 € des Nennwertes;Duration des Bonds ist 9.5 Jahre. . 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 114 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung Um die Zahl der nötigen Kontrakte zu finden, setzen wir V0 D0 ∆r 2.09 Mio. = 1+ r wobei: D0 die Duration der Anleihe und der Preis der gesamten Anleihekontrakte in Zeitpunkt = 0 ist V 0 = Zahl der Forwardkontrakte(N) x Preis nur eines Kontraktes (97‘‘) V 0 2.09 Mio. = D0 (N *97.000) ∆r 1+ r N = 249,59 gerundet zu 249 Also durch den Verkauf von 249 Anleihe-Kontrakte lässt sich das Risiko der Zinsänderung für unser Finanzinstitut vermeiden. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 115 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung Passivischer Überhang Für den Finanzintermediär gelten diese Angaben: DA =3 Jahre; DA* = 2,7272 DP =5 Jahre; DP* = 4,545454 ∆r = 0.01; Zinssenkung ist prognostiziert r = 0.1 od. 10 % VA = 100 Mio € ; Wert der Aktiva VP = 90 Mio € ; Wert der Passiva VG = 10 Mio € ; Wert der Gesamtposition Die Zinssenkung von 1 % würde eine Wertveränderung der Gesamtposition verursachen von: ∆VG = ∆r[ DA*VA − DP*VP ] = - 1,36886 Mio € 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 116 Makroabsicherung Duration-Makroabsicherung Annahme über die Anleihe wie im Falle des aktivischen Überhangs. In dieser Situation kauft unser Finanzinstitut die Forwardskontrakte. Ermittlung der Zahl der Kontrakte erfolgt unten: 1,36886 Mio. = D0 ( N * 97000) ∆r , wir kenne alle Parameter ausser N, 1+ r N= 163,401 gerundet zu 163. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 117 Makroabsicherung Makroabsicherung auf Basis von VaR • In der Praxis der Banken wird zunehmend der Portfolio-Hedge mit dem Risikomaß VaR eingesetzt. • Hierbei wird unterstellt, dass die Kassa- und die Terminmarktposition eine Gesamtposition darstellen, die hinsichtlich Risiko und Ertrag optimiert wird, wobei davon ausgegangen wird, dass die bestehenden und geplanten Kassapositionen konstant sind. • Durch den Einsatz von Zinsderivaten soll eine Senkung des Zinsrisikos erreicht werden. (Hans E. Büschgen, Zinstermingeschäfte, 1988, S. 86) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 118 Makroabsicherung Makroabsicherung auf Basis von VaR • Das Risikomaß VaR kann zur Bestimmung der Höhe der einzugehenden Terminmarktpositionen verwendet werden. • Aus dem VaR-Limit der Gesamtbank, das durch das zur Verfügung stehende Eigenkapital und/oder andere Überlegungen bestimmt wird, werden VaR-Limite für die einzelnen Handelsbereiche und Portfolios abgeleitet. • Wird dieses Limit überschritten, werden Terminmarktpositionen mit dem Ziel eingegangen, den tatsächlichen VaR auf das vorgesehene Limit zu senken. • Durch den Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten kann bspw. die Dichtefunktion des VaR verengt werden. (Jörg Völker, Value-at-Risk-Modelle in Banken, 2001, S. 167f.) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 119 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Ausfallrisiko In Realität haben wir sehr selten eine perfekte Absicherung mit Hilfe der Derivate. Der Grund dafür ist auf andere schwer zu berücksichtigenden Risiken zurückzuführen. Diese Risiken unterteilen wir in: -offene Risiken und -konzeptionelle Risiken Offene Risiken 1) Als ein schwer zu berücksichtigendes Risiko ist das Ausfallrisiko des Geschäftspartners bei OTC – Geschäften zu nennen. Das Ausfallrisiko besteht darin, dass der Geschäftspartner seinen Verpflichtungen zum Erfüllungszeitpunkt nicht nachkommt. Die Höhe des Ausfalls hängt von dem erforderlichen Eindeckungsaufwand ab, um die entstandene Lücke zu schließen. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 120 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Basisrisiko Eindeckungsaufwand hängt wiederum von der zwischenzeitlichen Marktzinsentwicklung ab. (Quelle: Jochen Bigus und Dirk Matzke, Der neue Grundsatz I zwei Jahre nach Inkrafttreten: Systematische Darstellung und empirische Relevanz (Teil I), in: ZBB 4/2000, S. 231. ) 2) Ein weiteres offenes Risiko beim Sicherungsgeschäft ist das Basisrisiko. Die Basis ist die Differenz zwischen dem Preis der zu sichernden Position und der Sicherungsposition. ( Quelle: John C. Hull, Optionen, Futures und andere Derivative, Auflage 4, München/Wien 2001, S. 48. ) Das Basisrisiko existiert, wenn die Kassa- und die Future Preise od. Werte nicht perfekt miteinander korrelieren.(Quelle: Saunders,Anthony: Financial Institutions Managment, 2 Aufl. 1998; S. 506 [9/47618] ) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 121 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Basisrisiko Dies kann bei unterschiedlichen Fälligkeiten von Sicherungs- und Grundgeschäft und/ oder bei anderen unterschiedlichen Merkmalen des Basisinstruments und der zu sichernden Position die Folge sein.(Quelle: John C. Hull, Optionen, Futures und andere Derivative, 2001, S. 47.) In Wirklichkeit indem wir mit Derivate absichern schaffen wir nicht das Zinsrisiko ab, wir ersetzen es nur mit dem Basisrisiko.(Quelle: Joseph D. Koziol, Hedging - Principals, Practices and Strategies for the Financial Markets, 1990, S. 29, 50) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 122 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Markliquiditätsrisiko 3) Ein weiteres Risiko sind die unterschiedlichen Marktliquiditäten von Sicherungsposition und zu sichernder Position. Eine geringere Marktliquidität der Sicherungsposition kann zu stärkeren Preisschwankungen führen als bei der zu sichernden Position, wodurch sich die Korrelation der Preisentwicklung der Positionen verschlechtert und letztendlich das Basisrisiko erhöht wird. ( Quelle: Elisabeth Wörner, Termingeschäfte als Instrument des Zinsrisiko-Managements, 1988, S. 209 und S. 182. ) Es könnte der Fall sein, dass die Marktliquidität von einer der Positionen nachdem wir die Absicherungsgeschäft abgeschlossen haben, sich verändert, was dazu führt dass die früher gerechnete Hedge-Ratio suboptimal wird. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 123 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Rundungsrisiko 4) Die Rundung der Hedge-Ratio auf eine volle Kontraktzahl, wegen der Standartisierung der Termin-Kontrakte, ist eine andere Quelle vom unberücksichtigten Risiko. Indem wir runden erhalten wir einen Unter- od. Überhedge ,wobei der Unterhedge zu bevorzugen ist. Im Falle des Unterhedges haben wir wirklich nicht das ganze Risiko abgesichert d.h. tragen wir in der Tat ein Restrisiko aber wir werden dementsprechend höhere Einzahlungen erwarten. Im Falle des Überhedges tragen wir das Restrisiko aber die erwarteten Einzahlungen nehmen ab. ( Quelle: Figlewski, Stephan; Hedging with financial futures for institutional investors, 1986, S.95 ) Die erzwungene Rundung führt dazu dass selbst in Abwesenheit des Basisrisikos der Hedge suboptimal wird. ( Quelle: Saunders,Anthony: Financial Institutions Managment, 2 Aufl. 1998; S. 505 [9/47618] ) 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 124 Makroabsicherung Darstellung von Under- and Overhedge . Return . . Selectively hedged Fully hedged . 0 Unhedged Overhedged Minimum risk portfolio Risk Quelle: Saunders, Anthony, Financial Institutions Management, 2. Aufl. 1998, S. 499 [9/ 47618] 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 125 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Konzeptionelle Risiken Die konzeptionellen Risiken sind a priori in unserem analytischem Instrumentarium enthalten nämlich in der Ermittlung der Risikomassen Duration und VaR. Diese Risiken entstehen z.T. aus den Annahmen unter denen Duration und VaR gerechnet werden. Folgende Kritikpunkte sollten nochmal erwähnt: Duration Die Unterstellung einer flachen Zinsstrukturkurve, welche nur parallelen Verschiebungen ausgesetzt ist. Die Beschränkung der Betrachtung auf eine einzige infinitesimale Marktzinsänderung. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 126 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Konzeptionelle Risiken Key-Rate Duration Obwohl auch nicht parallele Marktzinsänderungen berücksichtigt werden, potenzielle Ungenauigkeiten bei der Berechnung von der Veränderung der zwischen den Key Rates liegenden Renditen sind vorhanden. VaR Verschiedene Annahmen bei der Ermittlung der VaR anhand von unterschiedlichen Verfahren könnten als nicht realitätsnah angesehen werden: a) die Normalverteilung der Wertänderungen der Marktrisikofaktoren (Varanz-Kovarianz) etc. b)Der VaR ist kein adäquates Risikomaß, da er nicht die Höhe der Überschreitungsverluste messen kann. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 127 Makroabsicherung Störgrößen des Absicherungserfolges Konzeptionelle Risiken Er stellt auch kein gutes Eigenkapitalmaß dar, da er lediglich die erwarteten Verluste beziffern kann, obwohl das Eigenkapital gerade unerwartete Verluste abdecken soll. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 128 Makroabsicherung Zusammenfassung der Ergebnisse -Die Zinsrisikomaßen Duration und VaR erlauben nur näherungsweise das Zinsrisiko zu ermitteln. -Makroabsicherung mittels der Derivate ist der Mikroabsicherung vorzuziehen. -Eine perfekte Absicherung ist sehr selten möglich. 24. November 2003 Zinsrisikomanagement mit Zinsderivaten 129