„Wir sind alle Weltmeister!“

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„Wir sind alle Weltmeister!“
D 8512
NACHRICHTEN
MINISTERIUM
Sommerreise
Verteidigungsministerin Ursula
von der Leyen überzeugt sich bei
ihrer Sommerreise von den Leistungen der Bundeswehr. Seite 3
POLITIK
Flugzeugabsturz
Weltweites Entsetzen über den
Absturz eines Passagierflugzeuges der Malysia Airlines über
der Ukraine.
Seite 4
MILITÄRGESCHICHTE
Die Gruppe dahinter
Eine neue Ausstellung zeigt die
Gruppe um Claus Schenk Graf
von Stauffenberg beim Attentat
des 20. Juli.
Seite 9
VERMISCHTES
Der King lebt
Vor 60 Jahren veröffentlichte
ein Lkw-Fahrer in den USA ein
Musikalbum und wurde binnen
Kurzem zum Superstar. Seite 11
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
Nr. 28
Montag, 21. Juli 2014
„Wir sind alle Weltmeister!“
Deutsche Soldaten feiern den WM-Titel der Fußball-Nationalmannschaft.
von Jörg Fleischer
Berlin. Deutschland hat der
­Fußball-Nationalmannschaft
nach dem Gewinn des Weltmeistertitels in Brasilien einen
großen Empfang bereitet. Mehr
als 400 000 Menschen feierten
am vergangenen Dienstag in
Berlin die Ankunft der Weltmeister-Elf, die am Sonntag
zuvor in einem packenden
Finale in Rio Argentinien mit
1:0 durch ein Tor von Mario
Götze geschlagen hatte.
Im gesamten Land war der
Jubel groß, so auch bei den deutschen Soldaten, die sich an den
Heimatstandorten aber auch an
den Stationierungsorten der Einsatzkontingente im Ausland über
den großen Erfolg der FußballNationalelf freuten. So beispielsweise in Berlin, wo Soldaten und
zivile Angestellte der Redaktion
der Bundeswehr bei der Vorbeifahrt der WM-Elf im offenen Bus
frenetisch applaudierten.
Die Soldaten der Bundeswehr
am Hindukusch waren bereits
Foto: Hannemann/RedBw
50. Jahrgang
WM-Jubel: Auch Soldaten und zivile Mitarbeiter der Redaktion der Bundeswehr in Berlin begrüßen
am vergangenen Dienstag die deutsche Fußball-Weltmeistermannschaft auf ihrem Weg zur Fanmeile.
während des WM-Finales ARDKommentator Tom Bartels eine
Erwähnung wert. „Dieses Spiel ist
spannend für alle – ob zu Hause
oder im fernen Afghanistan.“
Bei herrlichem Wetter bedankten sich in Berlin die Fußballlieb-
linge der Nation auf dem 30 Meter
langen „Helden-Steg“ auf der
Fanmeile am Brandenburger Tor
für den beeindruckenden Empfang
mit einem Plakat: „Obrigado Fans.
Der 4. Stern ist unser!“ Bundestrainer Joachim Löw rief unter
dem großen Jubel den Fans zu:
„Ohne Euch wären wir nicht hier.
Wir sind alle Weltmeister!“
Lesen Sie zum WM-Public-­
Viewing der deutschen Soldaten aus den Einsätzen die Seiten Bundeswehr
(6/7).
Ein neues Kapitel
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Neues Unterstützungskommando schafft in Afghanistan die Grundlage für die Folgemission.
Mazar-e Sharif. Mit einem
feierlichen Appell ist Anfang
Juli im afghanischen Mazar-e
Sharif der Grundstein für das
neue Ausbildungs-, Beratungsund Unterstützungskommando
(Train Advise Assist Command
North (TAAC-N)) gelegt worden. Es wird aus dem bisherigen
Regionalkommando Nord hervorgehen.
„Der Wandel unserer Struktur und Fähigkeiten sowie die
Reduzierung unserer Kräfte
sind die Konsequenz der nächsten Stufe zur Selbstständigkeit
afghanischer
­
Sicherheitskräfte“,
sagte Generalmajor Bernd Schütt,
Kommandeur des Regionalkommandos Nord, während des
Appells.
Dabei betonte er, dass sowohl
das afghanische Volk als auch
die afghanischen Sicherheitskräfte mit Stolz auf die bisherigen Fortschritte blicken könnten.
Ziel sei es nun, die geschaffene
Foto: Schneider/Bundeswehr
www.bundeswehr.de
Ende der Mission: Der Unterstützungshubschrauber „Tiger“ ist aus
Afghanistan rückverlegt worden.
Basis gemeinsam zu nutzen und
die bisherigen Erfolge nachhaltig zu sichern.
Die ersten Veränderungen im
Camp Marmal waren bereits im
Juni spürbar. Mit den Worten
„End of Mission Tiger“ meldete
Oberst Pfeifer, Kommodore des
Einsatzgeschwaders Mazar-e
Sharif, die Besatzungen der
Unterstützungshubschrauber
„Tiger“ samt des fliegenden Waffensystems beim Kommandeur
des RC North ab. Zuvor hatte
er die Leistungen der Soldaten
gewürdigt, „die den Maschinen
Leben einhauchen“ und hob ihre
Erfolge während des Einsatzes in
Afghanistan hervor.„Die Ära des
Tiger endet nach circa 260 Missionen und 1860 Flugstunden“,
sagte Oberst Pfeifer.
Mit der Umgliederung des
Regionalkommandos Nord geht
auch eine weitere wichtige Änderung einher: Die Aufstellung
des Unterstützungsverbandes
Mazar-e Sharif (UstgVbd MES).
Der neue Verband vereint alle
Fähigkeiten, die zur Erfüllung
einer künftigen Ausbildungs-,
Beratungs- und Unterstützungsmission erforderlich werden könnten. Der Unterstützungsverband
fasst von nun an die Quick Reaction Force, die Force Protection
Kompanie, die Sanitätseinsatzkompanie, die Feldjägereinsatzkompanie, die Logistikkompanie
und die Unterstützungskompanie zusammen. Mit der effizienten Bündelung der vorhandenen
Fähigkeiten setzen die Nationen,
die im TAAC-N sind, ein richtungsweisendes Zeichen für die
Zukunft Afghanistans.
So werden die afghanischen
Sicherheitskräfte weiterhin von
ihren internationalen Partnern
beraten und unterstützt, um
künftig eigenverantwortlich die
Sicherheit in ihrem Land gewährleisten zu können.
(wit)
2
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INTERN
21. Juli 2014
ZITAT
EDITORIAL
„Dieses Spiel ist spannend für alle – ob zu Hause
oder im fernen Afghanistan.“
Sieben Wochen Fieber sind für
die Gesundheit definitiv nicht gut.
Bei Fußballfieber ist das anders.
Auch wenn die Spiele der Weltmeisterschaft dieses Jahr für uns
Mitteleuropäer zeitlich ungünstig
lagen, so hat es sich doch gelohnt.
Am Ende haben unsere Jungs den
Weltpokal nach Berlin gebracht.
Auch die Redaktion der Bundeswehr hat zum Empfang der Fußballhelden ihren Teil beigetragen
(S. 1). aktuell zeigt diese Woche
einen Rückblick der besonderen Art auf das Turnier: Public
Viewing im Einsatz (S. 6/7).
Einer der Einsätze wird
sich sehr wahrscheinlich in
absehbarer Zeit massiv verändern. Die ISAF-Mission läuft
zum Jahresende aus. Sollten die
nötigen ­Rahmenbedingungen
geschaffen werden können,
folgt mit veränderten Parametern „Resolute Support“. Dazu
gehört die Umgliederung des
„Regional Command North“ hin
zum „Train, Advice and Assist
Command North“ (S. 1).
Für einen gelungenen Wechsel
der Missionen ist auch die Stabilität des politischen Systems
in Afghanistan entscheidend.
Nachdem der bisherige Präsident Hamid Karsai nicht wieder
antreten durfte, löste die Präsidentschaftswahl einen Konflikt
ARD-Kommentator Tom Bartels während des Finales der Fußballweltmeisterschaft Deutschland gegen Argentinien.
KALENDERBLATT
Vor 5 Jahren: Am 22. Juli 2009 ereignet sich über Indien, China
und dem Pazifischen Ozean die bisher längste totale Sonnenfinsternis
des 21. Jahrhunderts.
Vor 10 Jahren: Am 22. Juli 2004 wird die 1993 von kroatischen
Nationalisten zerstörte Brücke von Mostar mit einem Festakt wiedereröffnet. Sie ist 2005 zum Weltkulturerbe ernannt worden.
Vor 45 Jahren: Am 21. Juli 1969, um 3.56 Uhr MEZ, betritt der
US-amerikanische Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.
Vor 60 Jahren: Am 21. Juli 1954 wird auf der Genfer IndochinaKonferenz ein Waffenstillstand geschlossen und Kambodscha, Laos
und Vietnam Souveränität, Unabhängigkeit und Einheit zugesichert.
Vor 105 Jahren: Am 25. Juli 1909 überquert der Franzose Louis
Blériot mit seinem Eindecker Blériot XI als erster Mensch in einem
Flugzeug den Ärmelkanal.
Vor 135 Jahren: Am 21. Juli 1879 wird im Schweizer Kanton
Bern die Giessbachbahn als erste Standseilbahn in Europa in Betrieb
genommen. Sie transportiert Gäste vom Brienzersee zum höher
­gelegenen Grandhotel.
Vor 915 Jahren: Am 22. Juli 1099 wird Gottfried von Bouillon der
erste Herrscher des Königreichs Jerusalem, das nach der Eroberung
der Stadt im Ersten Kreuzzug errichtet wurde.
(eb)
zwischen
den
beiden führenden Bewerbern aus.
Der unterlegene Kandidat Abdullah Abdullah
warf dem von der Wahlkommission festgestellten Sieger Ghani
Manipulation vor. Nun haben
sich beide Seiten nach Vermittlung von US-Außenminister
Kerry auf eine komplette Neuauszählung der Stimmen geeinigt
(S. 4). Ferner könnten Beide in
einer neuen afghanischen Regierung entscheidende Posten übernehmen. Dies wäre als ein positives Zeichen für die Zukunft
Afghanistans zu werten.
Wie sich die Strukturreform der
Bundeswehr vor Ort gestaltet, darüber informiert sich die Ministerin auf ihrer Sommerreise. aktuell
bringt ein kurzes Update zu den
Stationen der Woche (S. 3).
Noch eine persönliche Anmerkung: Meine Zeit als Reservedienstleistender bei aktuell ist seit
Anfang Juni zu Ende. Als freier
Mitarbeiter bleibe ich der Redaktion jedoch vorerst erhalten.
Alexander Linden
Redakteur Sport
Foto: Bunks/Bundeswehr
BILD DER WOCHE
Sofort kampfbereit: Soldaten des finnischen Boardingteams befinden sich an Bord einer deutschen Fregatte im Mittelmeer.
21. Juli 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3
Große Vielfalt der Truppe
Ministerin überzeugt sich bei ihrer Sommerreise von der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr.
Kanzlerin feiert
60. Geburtstag
Foto: Wilke/Bundeswehr
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat ihre
Sommerreise in dieser Woche
fortgesetzt, die im Zeichen der
Agenda „Bundeswehr in Führung
– Aktiv. Attraktiv. Anders.“ steht.
Am vergangenen Montag
besuchte sie in Calw das Kom­
mando Spezialkräfte (KSK) und
in Laupheim das Hubschrauber­
geschwader 64.
Beim Kommando Spezial­
kräfte informierte sich die Minis­
terin über die Fähigkeiten und
Ausrüstungen des Kommandos.
Der Verband ist der Division
Schnelle Kräfte unterstellt und
verfügt als Kern des Spezial­
kräfteverbunds der Bundeswehr
über einzigartige Fähigkeiten.
Die Ministerin besichtigte mit
dem Schießausbildungszentrum
­
eine für die KSK­Soldaten
besonders wichtige Einrichtung.
Mit den Soldaten sprach von
der Leyen nicht nur über deren
lange, intensive und fordernde
Ausbildung, sondern insbeson­
dere auch über die Rahmenbe­
dingungen der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf in diesem
besonderen Aufgabenspektrum
der Bundeswehr.
In Laupheim verfolgte die
Ministerin ein Übungsszenario,
bei dem es um die Rettung eines
Botschafters und seiner Familie
sowie der Besatzung einer C­160
Transall nach dem fiktiven
Absturz in einem Krisenland ging.
Von der Leyen zeigte sich beein­
druckt vom Zusammenspiel des
fliegerischen Könnens und der
Foto:dpa/pa
von Bernd Schwendel, Christian
Schneider, Dietmar Buse, Martin Nehring, Cornelia Riedel,
Florian Manthey, Patrick Mundstock und Rene Hinz
Sommerreise: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an Bord des Uboots U31.
medizinischen Leistungsfähig­
keit der Soldaten.
In Berlin besuchte von der
Leyen am vergangenen Diens­
tag das Bundeswehr­Dienstleis­
tungszentrum (BwDLZ). Die
Visite war zugleich ihr Antritts­
besuch im Organisationsbereich
Infrastruktur, Umweltschutz und
Dienstleistungen.
In der benachbarten Julius­
Leber­Kaserne informiert sich
die Ministerin über eine Modell­
stube wie sie in der Truppenwirk­
lichkeit ab etwa 2018 üblich sein
wird. Aufgebaut und visualisiert
haben das die Mitarbeiter des
BwDLZ.
Am selben Tag war die Minis­
terin auch noch in Dresden an der
Offizierschule des Heeres (OSH)
zu Gast. Von der Leyen nahm an
dem Seminar „Anforderungen
Offizier 21“ teil. Dabei ging es
um die Herausforderungen, vor
denen Bundeswehr­Offiziere
im 21. Jahrhundert stehen. Ein
Schwerpunkt des Seminars ist
das Thema „Werte, Tugenden
und gesellschaftlicher Wandel“.
Am selben Tag stand eben­
falls in Dresden für die Ministerin
auch noch das Militärhistorische
Museum der Bundeswehr (MHM)
auf dem Plan. Oberst Matthias
Rogg, Direktor des Museums,
referierte über die Geschichte des
Hauses und erklärte der Ministe­
rin, wie der außergewöhnliche Bau
nach einem Entwurf des Architek­
ten Daniel Libeskind entstand.
Seit Oktober 2011 zeigt das MHM
im neuen unverwechselbaren
Profil die Kulturgeschichte der
Gewalt.
Am vergangenen Mittwoch
besuchte die Ministerin den
Marinestützpunkt in Eckernförde.
Von der Leyen machte Station
beim 1. U­Bootgeschwader, dem
Kommando Spezialkräfte Marine
und dem Seebataillon. Auf U 31
verschaffte sich die Ministein
einen Eindruck vom Leben an
Bord. Das Kommando Spezial­
kräfte Marine (KSM) zeigte der
Verteidigungsministerin die
punktgenaue Landung per Fall­
schirm im Wasser der Eckern­
förder Bucht.
Den Abschluss der Sommer­
reise dieser Woche bildete am
vergangenen Donnerstag der
Besuch der Ministerin bei der
Panzerbrigade 21 in Augustdorf.
Die Ministerin nutzte die Mög­
lichkeit zum Gespräch mit den
Rekruten, die von ihrer Motiva­
tion für die Bundeswehr berich­
teten: Die Soldaten wollen Neues
kennenlernen und neue Heraus­
forderungen annehmen.
Widerstand multimedial aufbereitet
Berlin. Modern, multimedial und
museumspädagogisch auf dem
Stand des 21. Jahrhunderts – so
präsentiert sich die neu gestaltete
Dauerausstellung in der Gedenk­
stätte Deutscher Widerstand in
Berlin den Besuchern. Das stellt
der Leiter der Einrichtung, Johan­
nes Tuchel, im Gespräch heraus.
Ein Jahr hat die Frischzellenkur
gedauert, rechtzeitig zum 70. Jah­
restag des Attentats auf Adolf
Hitler am 20. Juli 1944, ist die
neue Dauerausstellung geöffnet.
Nicht nur optisch, auch inhalt­
lich und strukturell gibt es viel
Neues für den Besucher zu ent­
decken: Neben der Berücksich­
tigung aktueller wissenschaft­
licher Forschungsergebnisse zum
Thema „Widerstand gegen den
Nationalsozialismus“ tragen die
Ausstellungsmacher auch moder­
nen Erwartungen an eine Aus­
stellung Rechnung, bekräftigt
Tuchel. „Sehgewohnheiten haben
sich insofern verändert, als man
heute mehr auf Visualisierung
Wert legt“, erklärt er. „Multime­
diale Elemente sind dabei sehr
wichtig“, so der 56­Jährige.
Das Projekt sei aber sehr
behutsam und sensibel umge­
setzt worden, so der Professor
am Fachbereich Politik­ und
Sozialwissenschaften der FU
Berlin. Über Touchscreens und
Medientafeln etwa erhalten die
Foto: Vennemann/RedBw
Dauerausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin neu gestaltet.
Erinnerung: Claus Schenk Graf
von Stauffenberg.
Besucher detailliertere Infor­
mationen. Die erste Tafel ist
technisch genauso aufgebaut
wie die letzte – das erleichtert
die Bedienung. Die Architek­
ten haben Räume geschaffen, in
denen man sich sehr gut bewe­
gen kann. „Der Besucher ent­
scheidet selbst, wie viel Zeit er
in welchem Raum verbringt“,
erklärt Tuchel. „Angebotsorien­
tiert“ lautet hier das Zauberwort.
Die Ausstellungsmacher möchten
dem Besucher eine Identifikati­
onsmöglichkeit schaffen – denn
die inhaltliche Breite in der Aus­
stellung ist immens – sie umfasst
die gesamte weltanschauliche
Vielfalt des Widerstandes gegen
den Nationalsozialismus und
umfasst 18 Themenbereiche.
Die Gedenkstätte ist montags
bis freitags von 9 bis 18 Uhr, don­
nerstags bis 20 Uhr, sowie an den
Wochenenden von 10 bis 18 Uhr
geöffnet.
(pau)
Berlin. Bundeskanzlerin Angela
Merkel hat am vergangenen Don­
nerstag ihren 60. Geburtstag
gefeiert. Mit einem Blumenstrauß
und Champagner gratulierten als
erste die europäischen Staats­
und Regierungschefs auf ihrem
Gipfeltreffen in Brüssel. Am
Abend gratulierten das Kabi­
nett und Parteien der Kanzle­
rin bei ihrer Geburtstagsfeier
im Konrad­Adenauer­Haus in
Berlin.
(eb)
Weitere Einweisung
in die Agenda
Köln. Am vergangenen Donners­
tag hat in Köln die zweite Einwei­
sung von Spitzenführungskräf­
ten in die Attraktivitätsoffensive
stattgefunden. Verteidigungsmi­
nisterin Ursula von der Leyen
erläuterte den rund 100 Teilneh­
mern die Kernbotschaften des
Programms „Bundeswehr in Füh­
rung – Aktiv. Attraktiv. Anders“.
Ziel der Agenda sei es, dass die
Armee „jedem Vergleich mit der
Wirtschaft“ standhalte und so zu
„einem der attraktivsten Arbeit­
geber Deutschlands“ werde, so
die Ministerin.
(uje)
Universitätsmedaille
für General Born
Berlin. Generalleutnant Wolf­
gang Born, Leiter der Abteilung
Personal im Verteidigungsmi­
nisterium, ist am vorvergan­
genen Freitag in Hamburg mit
der Universitätsmedaille der
­Helmut­Schmidt­Universität
(HSU) ausgezeichnet worden.
Der Präsident der HSU würdigte
auf diese Weise die langjährige
Verbundenheit des Generals mit
der renommierten Bildungsinsti­
tution, die dieser bereits während
seiner Zeit als Chef des Perso­
nalamtes (2005 bis 2006), danach
als stellvertretender Leiter der Per­
sonal­, Sozial­ und Zentralabtei­
lung (PSZ) und zuletzt als Abtei­
lungsleiter Personal gezeigt hatte.
„Sie haben nicht nur für die Uni­
versität, sondern auch für deren
Rahmen viel geleistet“, so Uni­
versitätspräsident Seidel. (eb)
Afghanistan-Wahl
wird neu ausgezählt
Kabul. Im Streit um den Ausgang der Präsidentschaftswahl in
Afghanistan haben sich die Kontrahenten nach intensiven Vermittlungen durch US-Außenminister John Kerry auf eine
vollständige Neuauszählung
geeinigt. Jede einzelne Stimme
werde überprüft, sagte Kerry
am vorvergangenen Samstag
in Kabul. In der afghanischen
Hauptstadt hatte der US-Außenminister zwischen dem ehemaligen Finanzminister Aschraf
Ghani und dessen Rivalen,
dem früheren Außenminister
Abdullah Abdullah, vermittelt.
Nach dem vorläufigen Ergebnis bei der Stichwahl von Mitte
Juni war Ghani auf 56,4 Prozent der Stimmen gekommen,
Abdullah nur auf 43,5 Prozent.
Der frühere Außenminister hatte
seinem Rivalen und der Wahlkommission daraufhin Manipulationen vorgeworfen.
(cfm)
Zähes Ringen bei
Atomgesprächen
Wien. Eine Woche vor Auslaufen des Übergangsabkommens mit dem Iran gibt es bei
den Wiener Verhandlungen über
Teherans Atomprogramm weiterhin große Meinungsunterschiede.
Eine Übereinkunft soll dem
Iran die friedliche Nutzung der
Atomtechnologie ermöglichen,
zugleich aber dauerhaft verhindern, dass der Staat Atomwaffen entwickelt. Außenminister
Frank-Walter Steinmeier sagte
am vorvergangenen Sonntag:
„Ich kann nicht mit Sicherheit
sagen, ob wir zu einem Ergebnis kommen.“ Der Ball liege „auf
der Seite des Irans“. US-Außenminister John Kerry hatte zuvor
erklärt, es gebe noch „große
Diskrepanzen“ zwischen beiden Seiten. Sichergestellt werden müsse, dass Teheran „keine
Atomwaffen entwickelt.“ (ogo)
Juncker als neuer
Präsident bestätigt
Strasburg. Das EU-Parlament
hat der Ernennung von JeanClaude Juncker zum neuen Kommissionspräsidenten zugestimmt.
Für den früheren luxemburgischen Regierungschef stimmten am Dienstag in Straßburg
422 Abgeordnete, 250 votierten
gegen ihn, wie Parlamentspräsident Schulz mitteilte. Notwendig
war eine Mehrheit der Mandate
– also 376 Ja-Stimmen. Zum
ersten Mal in der Geschichte
der EU wurde mit der Wahl des
Luxemburgers das Ergebnis der
Europawahl berücksichtigt, bei
der Juncker Spitzenkandidat
war.
(jes)
POLITIK/HINTERGRUND
21. Juli 2014
Entsetzen über Absturz
In der Ostukraine ist ein Passagierflugzeug der Malaysia Airlines offenbar abgeschossen worden.
Berlin. Die Europäische Union
geht davon aus, dass das in der
Ostukraine abgestürzte Passagierflugzeug vom Typ Boeing
777 der Malaysia Airlines abgeschossen worden ist. „Die ersten
Einschätzungen auf Grundlage
der Verbreitung der Trümmer
über mehrere dutzend Kilometer scheinen die Annahme zu
bestätigen, dass dieses Flugzeug abgeschossen wurde“, sagte
ein ranghoher EU-Vertreter am
vergangenen Freitag in Brüssel.
Wer jedoch dahinter stecke,
müsse durch eine Untersuchung
geklärt werden. Die Maschine
der Malaysian Airlines mit 298
Menschen an Bord war auch
nach erster Einschätzung der
US-Geheimdienste am vergangenen Donnerstag von einer
Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden. Die Boeing war auf
dem Weg von Amsterdam nach
Kuala Lumpur. Unter den Opfern
sind nach Angaben der Luftfahrtgesellschaft auch vier Deutsche.
Die ukrainische Armee und die
Rebellen werfen sich gegensei-
Foto: dpa/pa
aktuell Totales Chaos: In der Ostukraine stehen Sicherheitskräfte und Bergungstrupps fassungslos vor den
Trümmern der offenbar abgeschossenen Boeing 777 der Malaysian Airlines.
tig vor, das Flugzeug abgeschossen zu haben. Unterdessen forderte Bundeskanzlerin Angela
Merkel die Konfliktparteien auf,
nach dem Flugzeugabsturz die
Waffen schweigen zu lassen. Die
Umstände des Absturzes müssten „schnellstmöglich“ durch
eine unabhängige Untersuchung
geklärt werden, sagte Merkel am
vergangenen Freitag in Berlin.
Eine Sprecherin der Lufthansa
erklärte, die Airline habe sich
entschieden, „von sofort an den
ukrainischen Luftraum weiträumig zu umfliegen“.
Laut Russlands Regierung war
der Flugzeugabsturz auch Thema
eines Gesprächs zwischen Staatschef Wladimir Putin und USPräsident Barack Obama. Beide
hatten am vergangenen Donnerstag wegen der Krise in der Ukraine
miteinander telefoniert.
(pw)
Israel setzt auf massive Abschreckung
Die deutsche Vermittlungsinitiative im Gaza-Konflikt stößt auf unversöhnliche Kontrahenten.
Jerusalem. Frank-Walter
Steinmeier ist seit Beginn der
neuen Gaza-Konfrontation der
erste Außenminister, der vor
Ort einem Waffenstillstand den
Weg zu ebnen sucht. Die Mission
des deutschen Chefdiplomaten,
der am vergangenen Dienstag
in Jerusalem und Ramallah war,
gestaltete sich schwierig.
Die israelische Regierung steht
unter großem Druck: Am vergangenen Donnerstag rollte die
Bodenoffensive der israelischen
Armee in Gaza an.
Zuvor entließ Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
inmitten des eskalierten Konflikts seinen stellvertretenden
Verteidigungsminister Danny
Danon. Anlass war laut einem
Bericht der Jerusalem Post die
Kritik des Politikers der rechten
Regierungspartei Likud an einer
einseitigen Feuerpause Israels.
Danon hatte dies einen „Schlag
ins Gesicht“ für alle israelischen
Bürger genannt.
Steinmeier drängte bei einem
Treffen mit Netanjahu darauf,
die von Ägypten vorgeschlagene
Feuerpause für den Gazastreifen
einzuhalten. „Die Tore für eine
Waffenruhe sind jetzt jedenfalls
weit geöffnet“, sagte Steinmeier
in Tel Aviv. Er forderte, „die
Gelegenheit zu ergreifen“, jetzt
grundsätzlich über die Zukunft
Foto: dpa/pa
4
Israelischer Luftschlag: Nach einem Angriff auf ein Haus in
­Gaza-Stadt versuchen palästinensische Feuerwehrleute einen
Brand zu löschen.
des Gazastreifens zu verhandeln“. Gaza dürfe auf Dauer nicht
das Waffenlager der Hamas sein.
Unterdessen schlug Frankreichs Außenminister Laurent
Fabiuse am vergangenen Mittwoch eine europäische Mission
an der Grenze des Gazastreifens
vor. EUBAM (European Union
Border Assistance M ission)
könne Kräfte stellen, die die
Übergänge zwischen Gaza und
Israel kontrolliert.
Israel hat die Mindestziele seiner vor einer Woche gestarteten
Militäroffensive noch nicht
erreicht. Und Hamas strebt weiter nach einem zumindest symbolischen Erfolg, bevor sie sich
auf schmerzhafte Zugeständnisse
einlassen will. „Zum jetzigen
Zeitpunkt geht unsere Regierung
auf Bemühungen um eine Feuerpause nicht ein, weil wir erst
sicher sein wollen, dass der Wille
der Hamas gebrochen wurde, in
einem Jahr oder in einem halben
neu anzufangen“, sagte der liberale Finanzminister Jair Lapid.
Bisher bombardieren die israelischen Streitkräfte Ziele in
Gaza meist aus der Luft, auch
Kriegsschiffe feuern Raketen
in das Palästinensergebiet. Am
Wochenende ging erstmals ein
Sonderkommando der Marine an
Land und griff eine Abschussrampe an. Bodentruppen stehen
an der Grenze des Gazastreifens
zum Einmarsch bereit. „Die
Streitkräfte haben in Gaza zwar
hart zugeschlagen, aber der militärische Flügel der Hamas wurde
noch nicht genug geschwächt“,
analysierte Amos Jadlin, bis 2010
Chef des Militärgeheimdienstes.
Der Luftwaffengeneral a.D. kündigt an: „Jetzt beginnt eine neue
Phase, in der die Hamas-Brigaden
einen so hohen Preis bezahlen,
dass uns dies eine bessere Position
in Waffenstillstandsgesprächen
verschafft und Hamas hindert,
gestärkt aus dieser Konfrontation herauszukommen.“
Trotz ihrer starken Verluste
zeigt zudem auch die Hamas
bisher wenig Interesse an einer
Feuereinstellung. Ihr Sprecher
Muschar al-Masri bekräftigte am
vergangenen Montag in Gaza:
„Mindestbedingungen für einen
Waffenstillstand sind die Beendigung jeglicher Aggression
gegen unser Volk, ein Ende der
Blockade und die Öffnung des
Grenzübergangs Rafah“ nach
Ägypten.
Jadlin ist sicher: „Wenn das
Ziel nur ‚Ruhe für Ruhe‘ lautet,
und die Abschreckung verstärkt
werden sollte, können wir jetzt
aufhören. Das ist erreicht.“
Aber wenn es darum gehe, den
bewaffneten Arm der Hamas, die
Essedin-al-Kassam-Brigade
­
sehr
nachhaltig zu schwächen und
seine Aussichten auf ein Wiedererstarken zu vereiteln – „dann
gibt es keinen Zweifel, dass die
Armee ihre Offensive fortsetzen
muss“.
(ncw)
21. Juli 2014 EINSATZ „Ich liebe meinen Beruf“
Foto (2): Krakow/Bundeswehr
Kapstadt. Mit einem schwarzen
Talar, einer weißen Tischdecke,
einem Kreuz und Kerzen ausgestattet bringt Militärpfarrer
Bernhard Jacobi die richtige
Stimmung auf die Fregatte
„Brandenburg“. Die Soldaten
sind froh, dass er da ist.
Wöchentlich findet an Bord
der Fregatte ein Gottesdienst
statt. „Es ist eine gute Gelegenheit für eine gewisse Zeit aus der
Bordroutine zu kommen“, sagt
Jacobi. Es herrscht Ruhe auf dem
Achterdeck. Im Hangar der Fregatte „Brandenburg“ wurde die
laute Lüftung ausgeschaltet, um
Ruhe für die feierliche Stunde zu
haben. Ein improvisierter Altar
steht in dem grauen Raum.
Eine Stunde der Bordroutine
entkommen. Mit einem Läuten
der Schiffsglocke und einer
Durchsage über die Schiffslaut-
sprecheranlage beginnt der einstündige Gottesdienst. Die Soldaten haben ihre Gesangbücher
aufgeschlagen, um zum Einstieg
ein Lied zu singen. Die Begleitung am Keyboard übernimmt der
49-jährige Militärpfarrer selbst.
„Ich versuche die Gottesdienste
möglichst abwechslungsreich
zu gestalten“, erläutert Jacobi.
„Ich orientiere mich an aktuellen
Feiertagen, aber auch an Themen,
die sich aus dem Bordalltag ergeben“, beschreibt er weiter.
Für den evangelischen Militärpfarrer ist es bereits der zweite
Einsatz auf einer Fregatte. Für drei
Monate, manchmal auch länger,
begleiten Militärpfarrer die Soldaten und geben ihnen Kraft und
Halt, haben immer ein offenes
Ohr für die Anliegen ihrer Kameraden und bringen ein bisschen
Heimatgefühl in den Einsatzalltag.
Als Seelsorger steht Jacobi den
Soldaten jederzeit als Gesprächs-
Ungewöhnlich: Gottesdienst an Bord der Brandenburg.
Afghanistan. Der für vergangenen Freitag geplante Flug eines
Airbus von Köln nach Termes/
Usbekistan wurde verschoben.
Nach dem Absturz einer malaysischen Verkehrsmaschine in der
Ukraine wird bis auf Weiteres
kein Flugzeug der Bundeswehr
das Land überfliegen, alternative Routen werden geprüft. Bei
Redaktionsschluss war offen,
ob es zu einer Verzögerung
beim Personalwechsel des deutschen Einsatzkontingentes ISAF
kommt.
(eb)
„Rhön“ kehrt von
„Atalanta“ zurück
Zufrieden: Bernhard Jacobi ist mit Leib und Seele Militärpfarrer.
partner zur Verfügung. „Natürlich unterliege ich der Schweigepflicht“, betont er und ergänzt:
„Das ist mir ganz wichtig“. Dabei
ist es egal, ob es um Beziehungsprobleme, Sorgen zu Hause oder
aber dienstliche Belange geht.
„Mir sind alle Sorgen wichtig,
allein der Mensch zählt, nicht
der Dienstgrad, auch nicht die
Konfession, oder die Geisteshaltung“, bestätigt er nickend.
Jacobi führt auch Unterrichte an
Bord durch, um mit den Soldaten kritisch über ethische Fragen
zu diskutieren.
Wenn sich Jacobi nicht an
Bord eines Schiffes befindet,
kümmert er sich um die Soldaten seines Heimatstützpunktes.
In Wilhelmshaven organisiert er
neben den Gottesdiensten auch
Rüstzeiten und führt lebens-
kundlichen Unterricht durch. „In
Zivilgemeinden erzähle ich von
meiner Arbeit und von dem, was
die Soldaten leisten“, ergänzt er.
„Ich bin schon mehr als 20
Jahren Pfarrer, die vergangenen zwölf Jahren war ich in
Linnich bei Aachen. Ich liebe
meinen Beruf. Der Wechsel zur
Militärseelsorge bedeutete eine
neue Herausforderung. Es ist
die Kirche mitten in der Arbeitswelt. Und an Bord habe ich die
Chance, mit vielen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Viele Schicksale gehen mir nahe,
aber es gibt mir Kraft, wenn ich
Menschen im Gespräch neue
Perspektiven eröffnen kann“,
sagt er. „Mir macht die Arbeit
Spaß und ich bin glücklich mit
der Aufgabe“, sagt er abschließend mit einem Lächeln.
Begeisterung für Fußball verbindet
Foto: Privat
Freudestrahlend: Die Kinder erhielten handsignierte Fußbälle vom SC Preußen Münster.
Diese Erfahrung teilte der 26Jährige am Telefon mit seinem
Bruder Thomas, der genau wie
Stefan V. ein großer Fußballfan ist. Am Ende des Gesprächs
stand der Entschluss der Brüder
fest. Thomas V. rief deren Lieb-
lingsverein, den SC Preußen 06
Münster, an und bat um Fußballspenden für afghanische Kinder.
Wenige Tage später erhielt der
in Augustdorf stationierte Oberfeldwebel ein Paket in Afghanistan. Darin befanden sich fünf
Wilhelmshaven. Der Betriebsstofftransporter „Rhön“ kehrt
nach Wilhelmshaven zurück.
Das zivilbesetzte Schiff war
unter dem Kommando von Kapitän Egon Rhauderwiek (51) am
20. März 2014 aus Wilhelmshaven ausgelaufen, um sich an
der EU-geführten Operation
„Atalanta“ zu beteiligen.Während des Einsatzes vor der Küste
Somalias hat die „Rhön“ bei
mehreren Versorgungsmanövern elf verschiedene Schiffe
mit rund 4,5 Millionen Liter
Dieselkraftstoff und 186.000
Liter Flugkraftstoff versorgt.
„Schiff und Besatzung wurden
in den zurückliegenden vier
Monaten viel abverlangt, gerade
im Hinblick auf die klimatischen
Verhältnisse und die Gegebenheiten im Einsatzgebiet am Horn
von Afrika. Jedoch haben wir
uns bestens vorbereitet“, sagte
­Rhauderwiek. (eb)
„Spiel des Jahres“
im Kosovo
Oberfeldwebel Stefan V. organisiert Spende für Kinder in Afghanistan.
Mazar-e Sharif. Seit der Fußballweltmeisterschaft greift auch
in Mazar-e Sharif das Fußballfieber um sich. Die Begeisterung für das runde Leder teilten
deutsche Soldaten mit der Bevölkerung, indem sie Fußbälle an
afghanische Kinder ausgaben.
Eine freundschaftliche Geste, die
zudem zur Sicherheit der Soldaten im Einsatzgebiet beiträgt.
Fußball ist ein Spiel, das weltweit fast jedes Kind kennt. Dabei
spielt es keine Rolle, ob der Ball
aus Leder oder Gummi, gelb,
blau oder grün ist. Wichtig ist,
der Ball ist rund. Für die Kinder
Afghanistans ist es noch wichtiger, überhaupt einen Ball zu
haben. Es ist kein seltenes Bild,
dass sie beim Anblick deutscher
Soldaten mit ihren Händen einen
Kreis formen. „Das soll heißen,
dass sie gern einen Ball hätten“,
erklärt Oberfeldwebel Stefan V.
5
Keine Bundeswehrflüge über Ukraine
Bernhard Jacobi ist Militärpfarrer auf der Fregatte Brandenburg.
von Christin Krakow
aktuell handsignierte Fußbälle, die er an
afghanische Kinder verteilte. Mit
dieser kleinen Geste hat er ihnen
nicht nur ein Lächeln geschenkt,
sondern vielmehr gezeigt, dass
sie alle etwas gemeinsam haben
– die Freude am Fußball. (wit)
Pristina/Prizren. Seit 1979 wird
der Kritikerpreis „Spiel des Jahres“ vergeben. Er soll zeigen, dass
es nicht nur Spiele wie Halma
oder Schach gibt. Jedes Jahr kommen neue herausragende Spiele
auf den Markt. Der Verein „Spiel
des Jahres“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Verständnis
vom Spielen weltweit zu verbreiten, in diesem Fall bei den
Kameraden des 38. Deutschen
Einssatzkoningents KFOR. Von
aktuellen Bestsellern wie dem
Spiel des Jahres 2014 „Camel
Up“, bis hin zu Klassikern wie
den „Siedlern von Catan“ durften
Soldaten, die nicht zu Diensten
eingeteilt waren, an vier Abenden die Spiele ausprobieren. Insgesamt wurden drei Spielpakete
mit über zweihundert Spielen im
Wert von 1200 Euro vom Verein zur Verfügung gestellt. Diese
dürfen in den Betreuungseinrichtungen auch in Zukunft von den
Soldaten genutzt werden. (orl)
aktuell EINSATZ
aktuell Begeisterung von Brasilien bis nach Afghanistan
: Bunde
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Auch die Soldaten im Einsatz verfolgten den Weg der deutschen Fußballnationalmannschaft zum vierten Stern.
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auch im
Finale gegen Argentinien (ISAF):
Das entscheidende Tor
wird auch von den norwegische
n Kameraden bejubelt.
Der vierte Stern („Atalanta“): Die Fregatte „Brandenburg“ freut sich auf
ihre Art über den Titelgewinn und sendet einen Gruß ans deutsche Team.
Viertelfinale gegen Frankreich (AFTUR): Benzema schießt kurz vor Schluss am deutschen Tor
vorbei und Deutschland rutscht ins Halbfinale.
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Achtelfinale gege
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7
aktuell BUNDESWEHR
21. Juli 2014
Spezialisten im Feldtanklager
Foto: Ritter/­Bundeswehr
„Hot Blade“ beginnt
zu rotieren
Ovar. Bei Tag und Nacht und
in kombinierten Teams stellt
sich die Übungstruppe bei der
multinationalen Hubschrauberübung „Hot Bade 2014“ unterschiedlichen Aufgaben. Dazu
fliegen von der Air Base im portugiesischen Ovar südlich von
Porto, die Hubschrauber in enger
Abstimmung mit den Bodentruppen der teilnehmenden Nationen ihre Aufträge, zum Beispiel Aufklärung, Transport und
Rettung von Piloten. Insgesamt
erwarten die Portugiesen 25 Hubschrauber, zehn Jets, sowie 3000
Übungsteilnehmer. Unter anderem stellt die Luftlandebrigade 26
aus Saarlouis Personal. Erstmalig beteiligen sich Fallschirmjäger der 3. und 4. Kompanie des
Fallschirmjägerbataillons 263 aus
Zweibrücken an der Übung. „Hot
Blade“ wird von den Regimentern 30 Niederstetten und 10 aus
Faßberg mit Besatzungen und
Hubschraubern ausgestattet.
Ebenfalls dabei sind die Niederländer mit der 11. Air Manoeuvre
Brigade, genauer, dem 11. Bataillon, einer Infanterieeinheit. Die
deutsch-holländische
­
Zusammenarbeit in der Division Schnelle
Kräfte (DSK) ist seit der Unterstellung der 11 Luchtmobielen
Brigade im Aufbau.
(stä)
Unterwasserfahrzeug für Seebataillon
Ungarische Soldaten erwerben NATO-Zertifikat für den Betrieb von Feldtanklagern.
von Ralf Wilke
Putlos. Die binationale Übung
„Safety Fuel 2014“ gibt ein
lebendiges Beispiel dafür, dass
auch kleinere NATO-Nationen
an wichtigen Stellen von Operationen integrierbar werden können.
Eine Partnerschaft die zum einen
die Beteiligung des kleineren
Partners an Einsätzen ermöglicht
und zum anderen die Rahmennation in bestimmten Bereichen
entlasten kann. Diesen Ansatz
verfolgen die NATO-Staaten mit
den so genannten Anlehnungspartnerschaften. Bereits seit 2012
arbeiten beispielsweise Ungarn
und Deutschland eng auf dem
Gebiet der Betriebsstoffversorgung zusammen. Künftig werden die magyarischen Streitkräfte
die Feldtanklager in NATOEinsätzen betreiben können.
Eine wichtige logistische Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die
internationale Einsatztruppe in
Afghanistan zuletzt jeden Tag bis
zu sieben Millionen Liter Kraftstoff benötigte.
In den vergangenen zwei Jahren trainierten die Ungarn an
der Seite deutscher Spezialpioniere für ihren neuen Auftrag.
Zunächst galt es, die Systeme,
Vorschriften und Betriebsabläufe
anzugleichen. Zugrunde liegen
internationale Standards sowie
gemeinsame Richtlinien für den
Transport und die Lagerung von
Betriebsstoffen. Die ausgewählten Soldaten durchliefen mehrere
Lehr- und Ausbildungsmaßnahmen. Geübt wurde in Ungarn und
im schleswig-holsteinischen Putlos, wo das Ausbildungszentrum
für Spezialpioniere eine weitreichende Infrastruktur bietet.
Dort erhielten die Spezialisten
aus Ungarn zum Ende der „Safety Fuel 2014“ ihre Zertifizierung. Die ungarischen Partner
wiesen während des Übungszeitraums nach, dass sie ein Feldtanklager eigenständig betreiben und auch Havarien bewälti-
Hand in Hand: Deutsche und ungarische Spezialpioniere.
Foto (3): Bier/Bundeswehr
8
Auszeichnung: Brigadegeneral Thomas übergibt die Urkunden.
gen können. Das Spektrum reicht
von der Planung, dem Aufbau
bis zum Betrieb eines Feldtanklagers.
Stolz nahmen die künftigen
Betriebsführer und Abschnittsleiter ihre Urkunden entgegen.
Brigadegeneral Volker Thomas
überreichte in Vertretung des
Kommandeurs des Logistikkommandos der Bundeswehr
den Verbündeten die verdiente
Bestätigung ihrer Fähigkeiten.
„Nicht allein in den Stäben, sondern vor allem im Einsatz erfüllen wir Kooperationen und Partnerschaften mit Leben“, sagte er
zur kameradschaftlichen Atmosphäre. Die Zertifizierung der
Ungarn erfüllt die strengsten Auflagen. Ein Beispiel, das Schule
machen wird.
Komplex: Die Entladestation ist Teil eines Feldtanklagers.
Eckernförde. Am vergangenen Montag wurde durch
das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik
und Nutzung der Bundeswehr
(BAAINBw) das autonome
Unterwasserfahrzeug (AUV)
REMUS 100 an das Seebataillon
der Marine in Eckernförde übergeben. Es unterstützt die personell zeitaufwendige Suche von
Seeminen und Unterwasserhindernissen in großen Seegebieten.
Nach Auswertung der gewonnenen Daten werden auffällige
Objekte identifiziert, angetaucht
und können gegebenenfalls zerstört werden. Hierdurch wird
eine Minen- und Kampfmittelabwehr im küstennahen Bereich
und in Hafenzufahrten wesentlich schneller.
(eb)
Die Infanterie präsentiert auf dem 18. Tag der Infanterie ihre umfangreichen Fähigkeiten.
Hammelburg. Hufgeklapper
ertönt im Bereich der Klettertürme an der Infanterieschule, als
Stabsgefreiter Katharina Lauber
mit ihrem Haflinger Vincent
den Schotterweg passiert, um
die errichteten Feldstallungen
zu erreichen. Lauber, seit 2011
eingesetzt in der Gebirgstragtierkompanie, bildet sowohl Reiter
als auch Tragtiere aus, damit
diese später das Aufgabenspektrum für das Einsatz – und Ausbildungszentrum für das Tragtierwesen in der Bundeswehr
(EAZ) wahrnehmen können.
Hierzu zählt im Schwerpunkt die
Unterstützung eigener oder auch
fremder Truppenteile im schwer
zugänglichen Gelände beim
Transport von Waffen, Gerät
und Versorgungsgütern sowie
beim Transport von Soldaten,
bei Aufklärung und Erkundung,
um deren Kampfkraft im Gebirge
zu erhalten. Die drei Züge der
Kompanie verfügen jeweils über
24 Tragtiere zu acht Haflingern
und 16 Maultieren, auch Mulis
genannt. „Mulis sind eine Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst“, erklärt Lauber. Auf die
Frage was ihre Tätigkeit für sie
so besonders mache, erläutert die
Gebirgsjägerin: „In Bad Reichenhall hab ich die Möglichkeit mein
Hobby mit dem Soldatenberuf zu
verbinden und eine interessante
sowie einmalige Aufgabe in der
Bundeswehr zu übernehmen.“
Während des Tags der Infanterie in der vergangenen Woche
ermöglichte das EAZ den anwesenden Gästen einen Einblick in
das umfangreiche Aufgabenspektrum. Wie bereits in den
Jahren zuvor Jahren trafen sich
aktive und ehemalige Angehö-
Foto: Böhmer/Bundeswehr
Foto: Bundeswehr
Mit dem Haflinger nach Hammelburg
Traumjob: Stabsgefreiter Katharina Lauber mit ihrem Haflinger.
rige der Infanterie in Hammelburg, um sich über die Entwicklungen in ihrer Truppengattung
zu informieren und um Gästen
einen Einblick zu gewähren. Der
Einladung des Kommandeur der
Infanterieschule und General
der Infanterie, Brigadegeneral
Gert-Johannes Hagemann, sowie
der Präsident des Bundes der
Deutschen Infanterie, Generalleutnant a. D. Rainer folgten rund
900 Gäste darunter auch Vertreter aus befreundeten Nationen. Höhepunkt war neben militärischen Vorführungen wie dem
Freifallspringen und dem Nahkampf, der jährliche Schießwettbewerb mit internationaler
­Beteiligung.
(ths)
21. Juli 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE Vielschichtige Akteure
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr beleuchtet 14 Verschwörer des 20. Juli.
Dresden. „Der Berufssoldat
sollte der überzeugteste Pazifist
sein, denn er kennt den Krieg und
daher auch die Verantwortung.“
Mit diesem Zitat von General­
major Hans Paul Oster, Leiter
der Zentralabteilung des Amtes
Ausland/Abwehr im Oberkom­
mando der Wehrmacht, ist eine
der Tafeln der neuen Sonder­
ausstellung des Militärhistori­
schen Museums der Bundeswehr
in Dresden (MHM) überschrie­
ben. Oster, in der Ausstellung
als „Der Koordinator“ beschrie­
ben, war einer der Mitverschwö­
rer im Widerstand gegen Hitler.
Er trug bereits 1938 Informati­
onen zusammen, knüpfte Kon­
takte und koordinierte konkrete
Aktionen.
Anlässlich des 70. Jahrestages
des gescheiterten Attentats auf
Hitler am 20. Juli 1944 stellt die
Schau „Attentat auf Hitler. Stauf­
fenberg und mehr“ einen Teil der
Protagonisten vor, die mit Claus
Schenk Graf von Stauffenberg
an der Verschwörung beteiligt
waren. Am 3. Juli 2014 wurde die
Wanderausstellung eröffnet. Die
Historikerin Linda von Keyser­
lingk hat für die Sonderschau
unzählige Dokumente, Briefe
und Tagebucheinträge gesichtet
und bei Nachfahren der Wider­
ständler recherchiert. Neben den
Attentätern in teilweise hohen
Positionen in der Wehrmacht gab
es viele, die hinter den Kulissen
den Widerstand unterstützten.
Foto: Ulke/Bundeswehr
von Cornelia Riedel
Militär bis zuletzt: Die Uniform des Grafen Kielmansegg.
„Der Denker“, „Der „Entschlos­
sene“, „Die Unterstützerin“ – mit
griffigen Attributen sind die Ein­
zelporträts überschrieben, die
Hauptelement der Ausstellung
im Museum in der sächsischen
Landeshauptstadt sind. Zu den
Widerständlern, die vorgestellt
werden, gehören neben dem ehe­
maligen Oberbürgermeister Leip­
zigs, Carl Friedrich Goerdeler,
unter anderem Generaloberst
a. D. Ludwig Beck und General­
feldmarschall Erwin von Witz­
leben. Auch der ehemalige
Gewerkschaftsführer Wilhelm
Leuschner sowie Helmuth James
Graf von Moltke, Kopf der zivi­
len Widerstandsgruppe Kreisauer
Kreis, werden vorgestellt.
Zu den Porträtierten gehört
auch Margarethe von Oven. „Ent­
weder musste man den Mord auf
sich nehmen oder man musste das
Unrecht auf sich nehmen, also
einen Mittelweg gab es nicht“,
sagte sie später einmal. Als Chef­
sekretärin in verschiedenen zent­
ralen militärischen Dienststellen
fungierte „Övchen“ als Vertraute
und Botin und unterstützte den
Widerstand beim Verfassen der
Umsturzpläne. Sie tippte zur
Vorbereitung des Umsturzes
die „Walküre“­Befehle und den
ersten Aufruf, der nach erfolg­
tem Attentat an die Bevölkerung
gerichtet werden sollte. Darunter
etwa Hauptmann Axel Freiherr
von dem Bussche­Streithorst,
der sich als Frontoffizier zum
Attentat bereit erklärte. Ein
Vermittler hinter den Kulissen
war Fritz­Dietlof Graf von der
Schulenburg, Oberleutnant der
Reserve und Jurist. Er gewann
in zahllosen Gesprächen weitere
Mitverschwörer, vermittelte zwi­
schen den verschiedenen Wider­
standsgruppen und war als Innen­
minister oder Staatssekretär für
die Zeit nach dem Staatsstreich
vorgesehen.
Zu den Ausstellungsstücken
gehört auch die Uniform von
Oberst i. G. Johann Adolf
Graf von Kielmansegg, die er
vermutlich während der Verhaf­
tung trug. „Kielmansegg ist von
ganz besonderer Bedeutung, da
er einerseits Teil des Widerstan­
des gegen Hitler war und spä­
ter zu einem der Gründungsväter
der Bundeswehr avancierte“,
erklärt Oberst Matthias Rogg,
der Direktor des MHM. Gezeigt
werden außerdem die Pistole, die
für das Attentat von Philipp Frei­
herr von Boeselager vorgesehen
war sowie ein blutdurchtränk­
ter Abschiedsbrief des Mitver­
schwörers Wessel Baron Frey­
tag von Loringhoven.
Rogg sprach in der Laudatio
über den Umgang mit dem
Widerstand innerhalb der
Bundeswehr und stellte heraus,
dass es „von Anfang an den
politischen Willen, den Wider­
stand innerhalb der Wehrmacht
prominent zu behandeln“ gege­
ben habe. „Der Widerstand ist
heute eine zentrale Säule des
Traditionsverständnisses
­
der
Bundeswehr. Die Geschehnisse
um 1944 erinnern uns daran, dass
die Verpflichtung gegenüber dem
eigenen Gewissen wichtiger als
jede Vorschrift oder Befehl ist.“
Alle Informationen zur Son­
derausstellung sind unter
www.mhmbw.de zu finden.
aktuell 9
Mehr als nur ein
einzelner Mann
Buch. 16
Akteure des
Widerstandes
gegen Hitler
stehen im Mit­
telpunkt des
Ausstellungs­
kataloges zur
Sonderschau, den das Militär­
historische Museum der Bundes­
wehr in Dresden dieser Tage her­
ausgegeben hat. Die Akteure, die
am 20. Juli 1944 versucht hat­
ten, den Diktator Adolf Hitler zu
beseitigen und anschließend das
nationalsozialistische Regime zu
stürzen, hatten ganz unterschied­
liche Biografien. Porträtiert
werden beispielsweise Wehr­
machtsangehörige, ­Diplomaten,
Kirchenvertreter, Politiker,
Unternehmer oder die Chefsekre­
tärin Margarethe von Oven, die
als Botin agierte und Umsturz­
pläne abschrieb. Das Buch zur
Ausstellung „Attentat auf Hitler.
Stauffenberg und mehr“ stellt die
Widerständler, die unterschied­
liche Aufgaben und Funktionen
innerhalb der Verschwörung
ausübten, vor. Es dokumentiert
zudem die Geschichte des Wider­
standes gegen Hitler und zeigt
alle Exponate der Sonderaus­
stellung.
(cri)
Linda von Keyserlingk, Gorch
Pieken, Matthias Rogg (Hrsg.):
„Attentat auf Hitler. Stauffenberg und mehr. (= „Forum
MHM; Schriftenreihe des Militärhistorischen Museums der
Bundeswehr; Bd. 8“); Dresden
2014; 192 Seiten; 160 teils farbige Abbildungen; 18,00 Euro;
ISBN 978-3-95498-121-2.
Gehorsam – eine Frage der Moral
Für Linda von Keyserlingk liegen die Besonderheiten des Widerstands in der persönlichen Entscheidung der Akteure.
Foto: Ulke/Bundeswehr
Dresden. Linda von Keyser­
lingk hat die Stauffenberg­-­
Ausstellung im Militärhistori­
schen Museum der Bundeswehr
in Dresden (MHM) konzipiert.
Seit 2006 arbeitet die Histori­
kerin am MHM und leitet seit
2011 das Sachgebiet Schriftgut.
Sie hat in Berlin und Greifswald
Geschichte studiert. Im aktuellInterview erklärt die 33­Jährige,
warum der Widerstand gegen den
Diktator mehr als die Person
Stauffenberg umfasst.
Vorbildfunktion: Keyserlingk vor einem heroisierten Stauffenberg.
Frau von Keyserlingk, was
macht für Sie die besondere
Faszination am Thema Widerstand gegen Hitler innerhalb der
Militärgeschichte aus?
Militärgeschichte ist ja immer
eingebettet in die Sozial­ und
Kulturgeschichte der jeweiligen
Zeit. Dem Widerstand, also auch
der Frage, wann sich Soldaten
gegen ihren Eid entscheiden,
kommt gerade innerhalb der
Geschichte des Zweiten Welt­
kriegs eine besondere Rolle zu.
Es ist ein inhaltlich komplexes
Thema, das eng an die Biogra­
phien und Schicksale der Men­
schen gebunden ist. Und gerade
beim Widerstand spielt immer
wieder die Frage eine Rolle, wie
sich der einzelne unter beson­
deren Bedingungen und unter
Druck entscheidet.
In Ihrer Ausstellung haben Sie
14 Personen des Widerstandes
eine Tafel gewidmet. Die meisten Menschen verbinden das
gescheiterte Attentat 1944
jedoch mit nur einer Person:
Oberst i.G. Claus Schenk Graf
von Stauffenberg. Ist Stauffenberg für Sie nicht der zentrale
Mann des Widerstands?
Stauffenberg hat innerhalb
des Widerstandes sicher eine
sehr zentrale Rolle gespielt, er
ist auf einem der Plakate als
„Der Entschlossene“ porträ­
tiert. Doch ein Attentat und den
darauf folgenden Umsturzver­
such kann nie nur ein Einzel­
ner planen. Mich hat deshalb
besonders das breite Spektrum
von Personen interessiert, die
sich noch vor dem Krieg um
1938/39 und dann in der Zeit
um 1943/44 im Widerstand
organisiert haben. Es waren
vielschichtige Persönlichkeiten,
­
die an ganz unterschiedlichen
Orten im Deutschen Reich
gewirkt haben.
Das Attentat auf Hitler und die
Erinnerung an den Widerstand
werden als einer der Eckpfeiler
des Traditionsverständnisses der
Bundeswehr betrachtet. Warum
ist das so?
Weil der Widerstand auch
die Frage aufwirft, unter wel­
chen Umständen ein Soldat an
den Eid gebunden ist und diesen
eben auch mal hinterfragt. Hitler
hat seinen Eid, dem Wohl des
deutschen Volkes zu dienen, ja
selbst mehrfach gebrochen. Die
Frage nach dieser persönlichen
Verantwortung und den Hand­
lungsspielräumen, die jeder ein­
zelne in einer solchen Situation
hat, ist also eines der wesent­
lichen Elemente der Auseinan­
dersetzung mit dem Widerstand
gegen Hitler.
Die Fragen stellte Cornelia
Riedel.
SPORT
21. Juli 2014
Für die ganz Harten
Mit dem richtigen
Wind zu Gold
Segeln. Stabsunteroffizier (FA)
Erik Heil und Thomas Plößel sind
vor Helsinki überraschend Europameister in der olympischen
49er-Klasse geworden. Das Duo
machte am Sonntag vorletzter
Woche den größten Erfolg seiner gemeinsamen Karriere vor
den Briten Dylan Fletcher und
Alain Sign und den dänischen
Olympiasiegern Jonas Warrer
und Anders Thomsen perfekt.
Für das Duo war es der erste kontinentale Titel. „Der Schlüssel
zum Erfolg waren eine konzentrierte Leistung und eine sehr gute
Bootsgeschwindigkeit“, sagte
Steuermann Heil. Bei den Frauen
erkämpften sich Gefreiter Leonie
Meyer und Elena Stoffers in der
49er-FX-Klasse die Bronzemedaille hinter den neuen Europameisterinnen Ida Marie Baad
Nielsen und Marie ThusgaardOlsen sowie Jena Mai Hansen
und Katja Salkov-Iversen aus
Dänemark.
(sid/eb)
Viel Schimmern
ohne echten Glanz
Kanu. Die erhoffte Edelmetallflut blieb bei der Heim-EM der
Kanuten in Brandenburg aus.
Feldwebel Ronald Rauhe und
Obergefreiter Tom Liebscher
konnten im Zweier-Kajak über
200 Meter einen der drei eingeplanten Siege am vorvergangenen Wochenende realisieren.
Der 20-jährige Liebscher gewann
zudem im Einer-Kajak über die
nicht-olympischen 500 Meter.
Obergefreiter Steffi Kriegerstein
steuerte im Zweier-Kajak eine
Bronzemedaille bei. Insgesamt
gab es elf deutsche Medaillen
(6 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze),
mindestens drei weniger, als realistisch gewesen wäre. (sid/eb)
Mit fünf Disziplinen
Medaillen geholt
Fünfkampf. Im ungarischen
Székesfehérvár hat Stabsunteroffizier (FA) Annika Schleu
sowohl Gold, als auch Silber
gewonnen. Ersteres holte sie beim
Weltcup vergangene Woche im
Teamwettbewerb, letzteres mit
der Staffel.
(eb)
Silberne Medaille für
schwarzen Gurt
Judo. Obergefreiter Dino Pfeiffer hat beim Judo European Cup
2014 in Sindelfingen Ende vorvergangener Woche den 2. Platz
in der Gewichtsklasse bis 100
Kilogramm gewonnen. Erst im
Finale musste er sich dem Österreicher Christoph Kronberger
geschlagen geben.
(eb)
Die Triathleten der Bundeswehr zeigen sich beim „Ironman“ in Frankfurt in guter Form.
von Thomas Tolksdorf
Frankfurt. Hart, härter, „Ironman“. Für viele Athleten dürfte
beim Frankfurter Sportevent am
ersten Juliwochenende das Motto
deshalb gelautet haben: Der Weg
ist das Ziel. Doch dieser Weg
hatte es in sich.
Über 2800 Teilnehmer aus 55
Nationen stellten sich in diesem
Jahr dieser Herausforderung. Die
rund 226 Kilometer lange Strecke
verlangte den Athleten körperlich
und mental alles ab. Schon beim
Start im Morgengrauen mussten
die Sportler hellwach sein. Kurz
vor sieben Uhr war allen Teilnehmern am Langener Waldsee die
Anspannung ins Gesicht geschrieben. Dann starteten die Profis und
350 weitere Athleten, unter ihnen
die Teilnehmer der Bundeswehrauswahlmannschaft IRONMAN,
in die erste Disziplin. Los ging es
mit dem Schwimmen. In diesem
Jahr empfanden die Teilnehmer
das Schwimmen als recht angenehm. Es habe trotz der großen
Zahl an Schwimmern nämlich
kaum Tritte und Schläge wie in
den Jahren zuvor oder bei anderen Wettkämpfen gegeben.
Der Zwei-Runden-Kurs war
3,8 Kilometer lang und beinhaltete zwischen den beiden Teilabschnitten eine kurze Laufstrecke.
Bei der herrschenden Wassertemperatur durften die Athleten
im Neoprenanzug starten. Den
frühen Morgenstunden zum Trotz
waren Tausende Zuschauer an
den See gereist, um das Spektakel
live zu verfolgen.
Foto: Tolksdorf/Bundeswehr
aktuell Erlösung: Der Marathon fordert auch Kunath noch mal alles ab.
Nach 53 Minuten stieg Hauptmann Frank Haller rund acht
Minuten hinter den Profis aus
dem Wasser und wechselte als
erster der Bundeswehrmannschaft auf das Rad. Nun ging es
für die Athleten im Sattel über
180 Kilometer. „Die Stimmung
an der Radstrecke erinnerte mich
doch sehr an die Etappen der
Tour de France“, sagte Oberstabsarzt Sven Kunath über die
Unterstützung der Frankfurter.
Auf der hügeligen Strecke im
Frankfurter Umland mussten
sie sich ihre Reserven genauestens einteilen und auf eine ausreichende Energie- und Flüssigkeitszufuhr achten. Die Verpflegung
beinhaltete auf dem Rad knapp
100 Gramm Zucker in Gelform
und etwa einen Liter Wasser pro
Stunde. Der „Ironman“ ist immer
ein schmaler Grat zwischen Energiemangel und Magenproblemen.
Nach circa sechs Stunden
Wettkampfzeit galt es nun bei 31
Grad Celsius in der Frankfurter
Mittagsglut den Marathon zu
absolvieren. Dabei setzte Kunath
auf Eiskühlung, kombiniert mit
Iso- und Colagetränken. Irgendwann setzt bei jedem der Kampf
im Kopf zwischen Durchhalten
und Erschöpfung ein. Wenn der
Magen noch mitspielt, der Körper
nicht überhitzt ist und die Beine
nicht krampfen, wird das Erreichen des Ziels zur psychischen
Herausforderung.
Mit einer Marathonzeit von
unter drei Stunden lief Kunath
nach rund 8:50 Stunden als erster der Auswahlmannschaft Triathlon durchs Ziel. Diese Zeit
bedeutete für ihn den Gewinn der
Vize-Europameisterschaft in der
Altersklasse 35 und den 17. Platz
in der Gesamtwertung.
Dieses tolle Ergebnis sollte
aber nicht der einzige Höhepunkt der Auswahlmannschaft
IRONMAN an diesem Tage
bleiben. Hauptfeldwebel Oliver
Spurzem belegte mit einer Zeit
von unter 9:20 Stunden den
16. Platz in seiner Altersklasse
und erreichte den 82. Platz im
Gesamtklassement. Stabsunteroffizier Jonas Kiefer zeigte mit 9:50
Stunden die drittbeste Leistung
im Team vor Hauptfeldwebel
Torsten Neufeld und Stabsfeldwebel Robert Lenzen.
Hauptmann Frank Haller
erlebte in diesem Jahr eine Enttäuschung. Er musste das Rennen
nach 23 Kilometern beim Marathon in aussichtsreicher Position liegend vorzeitig beenden.
„Ich bin sehr enttäuscht, dass es
für mich heute nicht funktioniert
hat“, erklärte er völlig niedergeschlagen nach seinem unfreiwilligen Ausstieg. Er hatte sich,
obwohl noch leicht verletzt, für
einen Start bei diesem Rennen in
Frankfurt entschieden.
Durch ihre sehr guten Platzierungen haben sich Oberstabsarzt Kunath und Hauptfeldwebel
Spurzem dafür qualifiziert, die
Auswahlmannschaft IRONMAN
der Bundeswehr als Team bei
der Weltmeisterschaft auf Hawaii
Anfang Oktober zu vertreten.
Gold bei den Eidgenossen geholt
Die deutschen Ruderer dominieren beim Weltcup in Luzern – es gibt aber noch Baustellen.
Luzern. Der Deutschland-Achter
hat seine WM-Generalprobe
mit Bravour bestanden. Das in
dieser Saison noch ungeschlagene Flaggschiff des Deutschen
Ruderverbandes (DRV) untermauerte seine internationale Vormachtstellung durch einen Sieg
beim Weltcup-Finale in Luzern
am vorletzten Wochenende. Das
Europameister-Boot gewann auf
dem Rotsee vor Russland und
Weltmeister Großbritannien und
geht damit als großer Goldfavorit
in die in sechs Wochen anstehenden Weltmeisterschaften in
Amsterdam.
Erschöpft, aber überglücklich hockten die Athleten des
Deutschland-Achters nach einem
packenden Rennen auf ihren
Rollsitzen. Nach einem guten
Start des Vize-Weltmeisters lag
auf einmal das russische Groß-
Foto: dpa/pa
10 Geschafft: Der Frauen-Doppelvierer ist erschöpft, aber glücklich.
boot 500 Meter vor dem Ziel
knapp in Führung. Doch ein
furioser Schlussspurt sicherte
der Crew um Schlagmann Felix
Wimberger, der auch die beiden
Stabsunteroffiziere (FA) Felix
Drahotta und Richard Schmidt
angehörten, mit einem Vorsprung
von knapp einer halben Bootslänge Platz eins. „Die Russen
haben uns gefordert, aber wir
haben unseren Plan durchgezogen“, sagte Wimberger.
Im Zweier mit Steuermann
setzten sich Obergefreiter Peter
Kluge und Maat (BA) Alexander
Egler mit dem Steuermann Jonas
Wiesen gegen das britische Team
durch. Die Niederlande wurden
abgeschlagen Dritter. „Das war
eine ordentliche Leistung. Sie
haben ihre Aufgabe, in so kurzer
Zeit zusammenzufinden, sehr gut
gelöst“, lobte Trainer Viedt.
Der Frauen-Doppelvierer
sorgte für den zweiten Erfolg der
deutschen Flotte in der Schweiz.
Dadurch geht das Boot als Titelkandidat in die WM-Läufe.
Unteroffizier (FA) Julia Lier und
ihre Mitstreiterinnen siegten mit
knapp vier Sekunden Vorsprung
sicher vor Kanada. Schlagfrau
Lisa Schmidla kündigte mit Blick
auf die WM an: „Wir wollen uns
nicht darauf ausruhen, sondern
weiter Gas geben.“
In einigen Bootsklassen wartet bis zur WM aber noch Arbeit.
Lediglich in sieben der 14 olympischen Klassen war der DRV im
Finale vertreten. „Es gibt noch
Baustellen“, sagte Cheftrainer
Marcus Schwarzrock. (om/jl)
21. Juli 2014 VERMISCHTES Legende begründet Legende
Vor 60 Jahren veröffentlicht Elvis Presley seine erste Single und begründet damit eine Ära.
Memphis/Tennessee. Legenden entstehen und wachsen über
einen Zeitraum. Manchmal basieren sie auf Hörensagen, manchmal
werden sie auch bewusst gestreut
und inszeniert. So ist es auch
mit der Geschichte um die erste
Single, die Elvis Presley 1954 in
den Studios des „Memphis Recording Service“ aufnahm und die
unter dem Label „Sun Records“
auf den Markt kam.
Es war im Juni 1953, als der
damals 18-jährige Presley erstmals in das Aufnahmestudio in
Memphis kam und für knapp vier
Dollar eine Platte mit zwei Liedern einspielte. Angeblich sollte
das ein Geschenk zum Geburtstag seiner Mutter sein, so erzählte
er selbst. Unwahrscheinlich, war
dieser doch bereits zwei Monate
früher. Soviel zur ersten Legende.
Die zweite Legende besteht
darin, dass der Chef des Studios,
Samuel Cornelius Phillips, von
dem jungen Sänger von vornherein beeindruckt gewesen sein
soll. Verbrieft ist, dass Phillips‘
Mitarbeiterin, Marion Keisker,
bei Elvis‘ erstem Besuch „Guter
Balladensänger“ in den Akten
notierte. Mehr Euphorie kam
aber nicht auf. Presley kam im
Januar 1954 aus eigenem Antrieb
wieder zu „Sun Records“, um
eine weitere Platte aufzunehmen.
Wieder legte er die vier Dollar
auf den Tisch. Wieder spielte er
Foto: dpa/pa
von Alexander Linden
Wertvoll: Eine Sammlung der ersten Elvis-Platten bei Sun-Records.
zwei Lieder ein. Wieder gab es
keine Euphorie seitens des Produzenten, der dieses Mal selbst am
Mischpult saß. Auch der Anruf,
den Elvis im Juni 1954 erhielt,
um kurzfristig einen Song einzuspielen, ist möglicherweise
auf sein Drängen und Keiskers
Sympathie für den jungen Wilden
zurückzuführen. Die Aufnahme
war jedoch wieder so schlecht,
dass sie verschollen ist.
Die Legende will es nun in einer
Version, dass Sam Phillips Elvis
direkt zu einer Aufnahme mit
den zwei Berufsmusikern Scotty
Moore und Bill Black einlud. Eine
zweite Version gesteht immerhin
ein, dass er zunächst nur Elvis
Nummer weitergab. Auch das
ist wahrscheinlich auf Drängen
des ehrgeizigen Jungmusikers
geschehen. Jedenfalls trafen sich
die drei am 4. Juli 1954 bei Moore
und probierten. Der Funke will
aber nicht so recht überspringen.
Moores nüchternes Fazit damals:
„Er hat mich nicht umgehauen,
aber der Junge hat eine gute
Stimme.“ Gut genug, um es am
Folgetag im Studio zu versuchen.
Auf dem Plan standen zwei Balladen, die später nie erschienen und
mit dem Masterband der Session
verloren gingen.
Dieser Versuch mit dem neuen
Sänger verlief wieder schleppend. Die Ergebnisse schienen
den Aufwand nicht zu rechtfertigen. Phillips unterbrach und ging
in den Schnittraum, um anderes zu erledigen, die Musiker
machten Pause. Mehr als Lockerungsübung, statt als Blödelei
oder Eigenwerbung spielte und
sang Elvis den Rhythm & Blues
Song „That‘s all right“ in einer
schwungvollen Neuinterpretation. Das erregte die Aufmerksamkeit des Produzenten und der
Musikerkollegen. Letztere stiegen begleitend ein, ersterer steuerte die Aufnahme. Die nächsten zwei Tage probierte Sam
mit Elvis weitere Songs aus.
Keiner reichte jedoch an diese
eine Aufnahme heran. Immerhin
kam noch eine B-Seite zustande.
Also ging Sam Phillips mit der
Platte zu einem Lokalsender in
Memphis, dessen populärer DJ
Dewey Phillips den Song auch
abspielte. Dabei erzeugte er durch
leicht zeitversetztes Abspielen
zweier Aufnahmen den sogenannten „Slapback“ – ein Effekt,
der einem Echo gleicht. Elvis
Stimme klang dadurch geradezu
vibrierend und verstärkte seine
Phrasierung und Dynamik des
in seiner Form schlicht gehaltenen Liedes.
Die Reaktionen waren überwältigend. Telefonanrufe überschwemmten den Sender. 5000
Vorbestellungen gingen für die
Platte ein. Am 19. Juli 1954
kam sie endlich auf den Markt.
20 000 Exemplare gingen über
die Ladentische. Das reichte
immerhin für die lokalen Charts
und den Startschuss einer außergewöhnlichen Karriere.
67 Minuten für den guten Zweck
New York. Es gibt den Welttag
des Glücks (UN Resolution
A/RES/66/281), einen Welttoilettentag (UN Resolution A/
RES/67/291) und auch das Radio
hat einen international anerkannten Ehrentag (UNESCO, 36C/
RES.63). Dazu kommen noch
diverse inoffizielle Gedenktage,
die von Verbänden und Vereinen ausgerufen wurden. Doch
die Adelung durch die Vereinten
Nationen (VN) erhalten die
wenigsten.
Umso seltener ist die Anerkennung eines Gedenktages, der den
Namen einer Person trägt, zumal
wenn diese noch lebt. Nelson
Mandela ist sicherlich eine der
bekanntesten Persönlichkeiten
des 20. Jahrhunderts und seine
Stiftung genießt großes Ansehen. Auf ihr Betreiben hin wurde
der 18. Juli als „Internationaler
Nelson Mandela Tag“ im November 2009 von den VN anerkannt.
Das Datum ist Mandelas Geburts-
Foto: imago
Die Vereinten Nationen rufen jährlich zu sozialem Engagement im Geiste Nelson Mandelas auf.
Übervater: Neun-Meter-Statue in der südafrikanischen Hauptstadt.
tag. Dieses Jahr wurde der Tag
zum fünften Mal und erstmals
nach dem Tod des Namensgebers im Dezember vergangenen
Jahres begangen.
Die Begründung der VN für die
Anerkennung bezieht sich auf die
durch Mandela vertretenen Werte
sowie sein Wirken im Dienste
der Menschlichkeit in den Bereichen von Konfliktlösung, Schutz
von Menschenrechten, Versöh-
nung und Gleichbehandlung von
Volksgruppen und der Förderung
von Demokratie und Frieden in
der Welt.
Auf Grundlage dessen rufen
die VN jedes Jahr am 18. Juli
dazu auf, den „Nelson Mandela
Tag“ zu beachten und 67 Minuten
für selbstlose Aktionen zu investieren. Vorschläge gibt es auf der
Website der Nelson-MandelaFoundation. Der Generalsektre-
tär der VN, Ban Ki-Moon, zum
Beispiel hat mit VN-Mitarbeitern
dieses Jahr Bäume in New York
gepflanzt.
Nun kann sich jeder fragen,
ob es für persönliches, soziales
Engagement einen eigenen Tag
geben muss und ob das nicht viel
mehr ein Tropfen auf den heißen
Stein bildet. Das sieht auch die
Nelson-Mandela-Foundation
ebenso. Der Gedenktag soll,
wie jeder andere Aktions- und
Gedenktag der VN, Aufmerksamkeit erregen und daran erinnern, dass die Welt auch durch
den Einzelnen und im kleinen
zum Besseren verändert werden
kann.
Wer den Nelson-Mandela-Tag
dieses Jahr verpasst hat, bekommt
am 30. Juli eine neue Chance für
seinen Beitrag zu Versöhnung
und Frieden im Kleinen und
Großen. Dann ist der Internationale Tag der Freundschaft (UN
Resolution A/RES/65/275). (afl)
aktuell 11
Der Beginn einer
Karriere
BluRay. Der
Wirtschaftsstudent Jack
Ryan (Chris
Pine) verlässt
nach dem 11.
September
2001 die Universität und verpflichtet sich bei
den US-Marines. In Afghanistan wird er schwer verwundet.
Danach ist für Ryan ein Fronteinsatz nicht mehr möglich. Unter
einem Vorwand lädt ihn CIAAgent William Harper (Kevin
Costner) zu einem Gespräch. Der
Geheimdienstler bittet Ryan um
Hilfe bei der Vereitelung eines
Anschlags, der das komplette
Finanzwesen zusammenbrechen
­
lassen könnte. Entgegen anfänglicher Widerstände lässt sich
Ryan darauf ein, verfängt sich
aber schnell in einem Netz aus
Intrigen.
Regisseur Kenneth Branaghs
Spionage-Thriller ist der erste
Jack-Ryan-Film, der nicht auf
einer konkreten Vorlage des
2013 verstorbenen Autors Tom
Clancy basiert. Stattdessen haben
die Produzenten ein Skript auf
den schon etablierten Agenten
ummünzen lassen und erzählen
hier von dessen Anfängen. Der
Film aus dem Jahr 2013 liegt ab
sofort auf BluRay vor.
(eb)
Bunte Jagd quer
durch England
BluRay. Auf
Wunsch ihres
Managers
machen sich
die vier „Pilzköpfe“ John
Lennon, Paul
McCartney,
George Harrison und Ringo Starr
von Liverpool aus auf den Weg
nach London, wo sie für eine
Fernsehaufzeichnung ein Konzert spielen sollen. Aber schon
der Trip in die Metropole verläuft nicht wie geplant. Und als
die „Beatles“ auch noch Ringo
verlieren, erleben sie eine wilde
Nacht, an deren Ende trotzdem
der Auftritt in London steht.
Niemand hatte 1964 erwartet, dass „A Hard Day’s Night“
viel mehr werden würde als die
filmische Ausbeutung eines vergänglichen musikalischen Hypes.
Doch der erste Film der „Beatles“
verzückte die ganze Welt. Er
entfesselt einen wundervollen
Zirkus, der in ständiger Bewegung bleibt. Der Film gönnt sich
und den Zuschauern kaum Zeit
zum Luftholen. Der vielleicht
einflussreichste Musikfilm aller
Zeiten ist pünktlich zu seinem
50. Geburtstag zum ersten Mal
mit neu gemixtem Soundtrack
auf BluRay verfügbar.
(eb)
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
22. Juli, 22:05 Uhr, MDR:
Unter Honeckers Flagge; Die
MS Halberstadt im Vietnamkrieg
Am 16. April 1972 traf eine
US-Rakete das DDR-Handelsschiff „MS Halberstadt“ im
Hafen von Haiphong. Der
Angriff war ein Versehen und
brachte die USA in Erklärungsnot. Das Schiff wurde immerhin auf ihre Kosten repariert.
Kurze Zeit später begann die
US-Navy, die Hafeneinfahrt von
Haiphong zu verminen. Doch der
Kapitän der ostdeutschen „MS
Frieden“, die vor Haiphong lag,
bekam Order, den Minengürtel
zu durchfahren, was ihm zum
Ärger der US-Regierung gelang.
Der Film erzählt mit Zeitzeugen
die Geschichte der zwei Schiffe
und ihrer Besatzungen.
Youtube-Video der Woche:
Neun Nationen baggerten,
pritschten und kämpften bei der
ersten Militärweltmeisterschaft
im Beachvolleyball. In der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf stand eine Woche lang alles
im Zeichen der Beacher. Eine
gute Organisation der Veranstalter machte dieses Event zu einem
herausragenden internationalen
Turnier.
(eb)
Der Beitrag „Militärweltmeisterschaft im Beachvolleyball“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
VERMISCHTES
21. Juli 2014
Familientreffen im Einsatz
Stabsunteroffizier Chris Zilles stößt in Afghanistan auf jemanden, mit dem er nicht gerechnet hat.
Augustdorf. Acht lange Jahre
hat es seit ihrem letzten Treffen
gedauert. Nach der damaligen
Begegnung in Berlin haben sich
Stabsunteroffizier Chris Zilles
und Airman Jonathan H. aus den
USA nun im Camp Marmal in
Nordafghanistan wiedergefunden.
­
Die beiden verbindet mehr als
ein gemeinsamer Auftrag. Der
Vater von Zilles und der USamerikanische Luftwaffensoldat
aus South Carolina sind Cousins.
Jetzt waren beide in Mazar-e
Sharif im Einsatz und haben seit
ihrem Wiedersehen beinahe jede
freie Minute miteinander verbracht. „Ich bin in fast allem
besser“, lacht Chris Zilles. Zumindest dann, wenn er Jonathan „wie
immer“ in der amerikanischen
Betreuungseinrichtung an der
Spielkonsole besiegt hat. „Ich
sehe in Jonathan zuerst den Verwandten und erst zweitrangig den
Kameraden“, sagt Zilles über die
besondere Situation.
Für den Stabsunteroffizier, dessen dienstliche Heimat Augustdorf ist, endete der Einsatz in
Afghanistan vor Kurzem. Jonathan bleibt noch ein paar Monate,
bevor es für ihn zurück in die
Heimat geht. Dass sie sich in
Nordafghanistan getroffen haben,
ist purer Zufall. Ihre Mütter hatten miteinander telefoniert und
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Mein Auto.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Joggen und Sport ganz allgemein.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Alle Informationen, die man in seinem Leben bekommt, sofort
wiedergeben zu können.
Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?
Mit meinem Chef.
Foto: Bundeswehr
12 alle mit der Nachricht vom parallelen Einsatz der beiden jungen
Männer im Regionalkommando
Nord überrascht. „Wegen dienstlicher Pflichten haben wir uns die
letzten acht Jahre davor einfach
nicht sehen können“, erläutert
Zilles.
Ein zweiter gemeinsamer Einsatz ist nicht in Sicht, aber auch
nicht unmöglich. Jetzt plant
Jonathan erst einmal, Chris im
Herbst erneut in Berlin zu besuchen. Gemeinsam wollen die
beiden dann die Heimatstadt
von Zilles erkunden. Ein neues
Kapitel in ihrer Familiengeschichte, das ohne den gemeinsamen Einsatz so nicht hätte
beginnen können.
(iwi/eb)
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Mutter.
Was können Sie besonders gut kochen?
Auflauf und Nudeln.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Im Kfz-Bereich weiter zu arbeiten.
Welche Eigenschaft schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Das Verständnis für meinen Beruf.
Welches Lied singen oder hören Sie gerne?
Azad – „Eines Tages“.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Auf einer Insel mit den Menschen, die ich liebe.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Die Leute, die für andere mehr tun, als für sich selbst.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Bleib Dir treu. Du bist derjenige, der Dein Leben in der Hand hat.

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