Doppelt gut - Staufenbiel

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Doppelt gut - Staufenbiel
TEST & TECHNIK
Xaver Rietzler
Doppelt gut?
Doppeltest »Variant 2« und »Variant 3« von Staufenbiel
Die Faszination Modellbau in Sinsheim wird für mich langsam ein teures Pflaster. Nicht, dass ich unter
Kaufwut leide, doch locken mich manche Modellvarianten an die Verkaufsstände. So auch dieses Mal,
der Saisonbeginn stand ja vor der Tür und bis im Allgäu der letzte Schnee den Modellflugplatz freigibt,
ist noch Zeit, einen einfachen Hotliner zu bauen. Dass die Firma Staufenbiel Modelle von Reichard
Modellbau in größeren Stückzahlen hier in Deutschland an den Mann bringt, ist kein Geheimnis. Ein
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ARF-Ausstattung der Baukästen ist diesen Produkten eigen.
ie Modelle »Variant 1«, »2« und »3«
bieten in der 2-m-Klasse ein Konzept, das Anfänger, Fortgeschrittene und auch Heißsporne anspricht. Alle
drei Varianten haben geteilte Tragflächen,
gleiche Leitwerke und Rümpfe. Für Zweiachser bin ich nur noch bedingt zu
begeistern, und deshalb handelt der folgende Bericht von den dreiachsgesteuerten Typen »2« und »3«, deren Unterschiede im Flächenaufbau liegen.
Einem voll beplankten Flächenpaar in
Rippenbauweise mit ausgefrästen Fenstern stehen mit Balsa beplankte Styroflügel gegenüber. Letztere sind üppig mit
Glas und Kohle verstärkt. Eine GfK-Rundsteckung verbindet die beiden Teile und
nimmt die Biegekräfte, die da kommen
sollen, auf. Eine gelb-transparente Oracover-Haut gibt den Modellen eine gewisse Eigenständigkeit. Alle Ruder sind
funktionsfertig angeschlagen und die
Servoschächte für die Querruderservos
müssen nur noch von der Folie befreit
werden. Alle Befestigungsbohrungen sind
bereits eingearbeitet, lediglich die Dübelbohrungen im Rumpf sind noch anzubringen. Ein fast vollständiger Kleinteile-
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beutel mit Akkurutsche und bereits gebohrtem Motorspant rundet den Lieferumfang ab. Eine für alle drei Varianten
gültige Bauanleitung mit deutschem Text
und Baustufenskizzen führt den Erbauer
zügig Schritt für Schritt zum Ziel.
Dem Baukasten des »Variant 2« liegt
noch ein Seitenruder mit den notwendigen Kleinteilen bei. Kommt der „Wedel“
am hinteren Rumpfende zum Einsatz, so
ist die Finne nach Bauskizze zu stutzen
und mit der beiliegenden Abschlussleiste
zu versehen. Ein Aufzählen der einzelnen
Baustufen erübrigt sich, da der Aufbau
selbsterklärend ist.
Für Flügel und Rumpf beider Modelle
eignen sich die Servotypen Dymond D60,
ebenfalls von Staufenbiel. In die Styrofläche habe ich allerdings die 200er-Premium (weil gerade vorhanden) vom selben Hersteller eingebaut, die allerdings
wegen größerer Dicke im Rippenflügel
nicht ganz im Profil verschwinden. Beim
Rippenflügel werden nämlich die Servos
von oben eingesetzt und auf die untere
Beplankung geklebt. Dazu ist es von
Vorteil, die untere Beplankung mit dünnflüssigem Sekundenkleber zu härten.
Die Flächenformen beider Modelle im
direkten Vergleich
e l e k t ro Modell 1/2005
ein. Zehnzeller lassen sich wegen des
schmalen Rumpfs nicht weit genug nach
hinten schieben und würden ein Gegengewicht am Rumpfende verlangen. Aber
keine Angst, der MEGA ist auch mit
8 Zellen und einer robbe CfK 13 x 7 Zoll
ein sehr waches Motörchen, das den
Tschechen mit Vehemenz nach oben
beschleunigt. Das Programmieren des
Senders ist nur noch Minutensache, wenn
man im Besitz eines Computersenders ist
und ein „Urmodell“ abgespeichert hat.
Schön aufgeräumt
Fliegen
Dadurch erreicht man die nötige Festigkeit des „Untergrunds“. Hier tut man gut
daran, ebenfalls die ultradünnen D60Typen zu verwenden, Stellkraft haben
sie ja genug, und für den Fall der Fälle gibt
es mittlerweile lange Ruderhebel bei
Staufenbiel.
Für die Verbindung zum Empfänger
verwende ich seit Jahren die grünen
Multiplex-Stecker. Schneidet man einen
solchen Stecker in der Mitte durch, so erhält man ein verpolsicheres und vor allem
robustes Stecksystem.
Das Anlenken der Querruder und Abdecken der Servos ist dann die nächste
Arbeit. Achtung, die Ruderhörner nicht
mit Sekundenkleber in die Querruder einkleben, sondern Zweikomponentenkleber
verwenden, um eine sichere Verbindung
zu gewährleisten. In meinem Kasten haben die Schubstangen für die Querruderanlenkungen gefehlt. Dieser Fehler ist laut
Staufenbiel dem Hersteller unterlaufen
und bereits abgestellt.
Leider musste ich bei der Probemontage des Styroflügels feststellen, dass die
Befestigungsbohrungen nicht positionsgenau gebohrt sind. Etwas Nacharbeit ist
hier nötig. Auch dieser Fehler ist bereits
abgestellt. Der metallicblau lackierte
Rumpf kommt fast ohne Füllstoff aus und
verfügt über eine Öffnung in der Dämpfungsflosse des Seitenruders. An dieser
Stelle wird das Höhenruderservo eingeklebt und mit dem beiliegenden Deckel
verschlossen.
Etwas eigenartig ist die Anlenkung des
Höhenruders. Hier sieht die Bauanleitung
und auch der Montagesatz eine geteilte
Version vor, die an der Schnittstelle mit
einer Messinghülse verquetscht wird. Geteilte Anlenkungen sind mir immer etwas
ungeheuer und deshalb stellt bei meinem
»Variant« ein ordinärer Stahldraht mit
Gabelkopf und Z-Winkel eine sichere Verbindung zwischen Servo und Höhenruder
her.
Die Akkurutsche passt ohne Nacharbeit und gibt dem Rumpf nach deren Verklebung mit UHU Endfest 300 die nötige
Torsionsfestigkeit. Der Empfänger nimmt
entgegen der Bauanleitung hinter dem
Flugakku seinen Platz ein, gesichert wird
er mittels Klettband und einem mit Textilklebeband überzogenen Styro- oder
e l e k t ro Modell 1/2005
Schaumstoffkeil. Der runde Motorspant
ist bereits für den vorgesehenen MEGA
22-30-3 (Bohrungsabstand 25 mm, 2 x
Durchmesser 3 mm) gebohrt und mit Lüftungsbohrungen versehen. Vor den Klebearbeiten ist das Laminat mit grobem
Schmirgelleinen aufzurauen und staubfrei zu machen. Die Kabinenhaube verlangt noch nach deren Befestigung am
Rumpf mittels Drahtbügel und Plastikniet.
Eine einfachere Lösung bietet hier der
obligatorische Stahldraht.
Nach der Installation der restlichen
Technik stellt sich der Schwerpunkt mit
einem 8-zelligen Akku 1950 mAh FAUP von
Hopf-Modelltechnik oder einem CP 1600
flight an der hinteren Schwerpunktangabe
Der mit nach unten gezogenen Randbogen gebaute Styroflügel darf zuerst in
die Luft. Der MEGA zieht das Modell
stramm im Winkel von mehr als 45 Grad
nach oben, leichtes Drücken inklusive.
Der »Variant 3« – flott unterwegs
Start des »Variant 3«. Aus den Händen, fertig, los
Die Landeeinteilung passt immer
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Der »Variant 2« geht sicher aus der Hand ...
... und fliegt einfach problemlos
Da schleicht er sich an
Technische Daten
Also etwas tief auf Motorschalter aufmischen. Nach 15 Sekunden Motorlaufzeit
sollte dann das Testprogramm beginnen,
die erreichte Höhe ist dafür mehr als ausreichend. Das verwendete MH 30 beschert dem „Billigflieger“ eine sehr flotte
Gangart. Der Geradeausflug ist makellos
wie das Kurvenverhalten. Die Einstellwerte aus der Bauanleitung einschließlich
des Schwerpunkts zeigen, dass das
Modell vor dem Serienbeginn ausgiebig
getestet wurde. Das Ganze ist bis jetzt
eine runde Sache, die viel Freude bereitet. Nach dem Strömungsabriss stabilisiert sich der Tscheche von selbst, wenn
man sich nicht an den Knüppeln festklammert.
Loopings, Rollen, auch gerissene, lassen sich problemlos fliegen, nur bei Negativveranstaltungen fehlt es ihm mangels
Gewicht am nötigen Durchzug. Da muss
man halt mit etwas „Chinasprit“ nachschieben. In der Thermik verhält sich das
Modell schon fast vorbildlich. Aufsteigende warme Luft belohnt der Neue mit
recht annehmbarem Höhengewinn.
Stellt man die Querruder zur Landung
hoch, so bleibt der Gelbe sauber in der
Spur und baut Tempo und Höhe ab.
Selbst „Spornlandungen“ gelingen damit
regelmäßig. Bis jetzt hat der „StaufenbielFlieger“, abgesehen von den paar Unpässlichkeiten des Bausatzes, nur Spaß
bereitet und der üppig verstärkte Flügel
zeigt auch bei harter Gangart keine Biegeoder Flattertendenzen.
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Nun aber zur „Zweier-Version“. Der
Rippenflügel ist wirklich perfekt gebaut
und verfügt über das gleiche Profil. Nur
die Geometrie ist komplett anders. Kein
Mehrfachtrapez, sondern schön gerundete Formen geben dem »Variant 2« eine
gewisse Eigenständigkeit und die transparente Bespannung gibt die tschechische Baukunst dem Auge frei. Der
Schwerpunkt befindet sich exakt an der
gleichen Stelle, somit ist der Tausch der
Tragflächen überhaupt kein Problem.
Bereits beim Erstflug zeigt sich das
ausgewogene Flugverhalten und die
Thermikempfindlichkeit. 45 Minuten Flugzeit sprechen eine klare Sprache, welches
Potenzial in dem Modell steckt. Die Steigleistung hat durch das geringere Gewicht
nochmals zugenommen und der »Variant 2« scheint mit einem Thermiksucher
ausgerüstet zu sein. Er kurvt fast automatisch in den Bart ein und zentriert
selbstständig. Nur hin und wieder muss
mit einer kleinen Querruderkorrektur
abgestützt werden. Nein, er ist kein
„Wunderflieger“, aber man ist doch immer wieder angenehm überrascht ob
solcher Fähigkeiten. Auch der „Rippenflieger“ ist flott unterwegs und deshalb
nicht unbedingt als erstes RC-Modell geeignet. Auch diese Variante beherrscht
gemäßigten Kunstflug. Allzu oft vergisst
man, dass man einen Rippenflügel durch
die Luft scheucht. Die Landeeigenschaften sind ebenfalls vorbildlich und zu jedem
Zeitpunkt unkritisch.
www.modellbauportal.de
Spannweite
2000 mm
Länge
1050 mm
Profil
MH 30
Fluggewicht »Variant 2«
mit 8 x 1950 mAh FAUP
1330 g
mit 8 x 1600 mAh 4/5 SC
1387 g
Fluggewicht »Variant 3«
mit 8 x 1950 mAh FAUP
1440 g
mit 8 x 1600 mAh 4/5 SC
1497 g
Schwerpunkt
60 bis 65 mm
hinter der Nasenleiste
(Testmodell 65 mm)
Antrieb MEGA 22-30-3 brushless, direkt
Luftschraube
robbe CfK 13 x 7
Controller
Jeti Standard JES 40-3P
(40 A mit BEC)
Akku
8 Zellen 1950 mAh FAUP
von Hopf-Modelltechnik
oder 8 Zellen 4/5 SUB C
Drehzahl
7200 min–1
Stromaufnahme
52,6 A
Ruderausschläge in mm
oben/unten
Höhenruder
6/6
Querruder
10/4
Für die Landung
25 mm nach oben,
1 mm Tief beimischen
Bezug: Staufenbiel Modellbaucentrum,
Seeveplatz 1, 21073 Hamburg, Tel.
040/773898 und www.staufenbiel.com
Preise: »Variant 2«: 139,– Euro
»Variant 3«: 149,– Euro
Mein Fazit
Staufenbiel hat mit der „ReichardSerie“ einen Volltreffer gelandet, der
preislich und leistungsmäßig seinesgleichen sucht. Ausreichende
Stabilität und Alltagstauglichkeit
zeichnen diese Modelle aus.
Durch die geteilten Tragflächen
bieten sie ein kleines Packmaß, um
auch bei Bergwanderungen im
Rucksack mitgenommen werden zu
können. Welche der beiden Varianten nun die Bessere ist, kann ich
leider nicht beantworten, da ich immer beide auf der Hutablage dabei
habe. Ich würde sagen, alles zu seiner Zeit und der jeweiligen Laune
des Piloten entsprechend.
www.neckar-verlag.de
e l e k t ro Modell 1/2005

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