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Schulinterner Lehrplan der Gesangsklasse im Rahmen des Neigungsbereichs für die Stufen 5 und 6 am EG Lippstadt Gesangsklasse (Stand: 10.10.2014) 1 Inhalt Seite 1 Überblick über das Konzept 3 2 Methodik 4 2.1 Relative Solmisation 2.2 Gliederung in sechs Kompetenzblöcke 2.3 Gesangslevel 2.4 Rhythmuslevel 2.4 Blattsinglevel 2.4 Das Schülerheft 4 5 6 8 8 9 3 Überblick über den zeitlichen Verlauf 10 4 Leistungsmessung und -bewertung 12 2 1 Überblick über das Konzept Das Konzept der Gesangsklasse am EG Lippstadt orientiert sich an folgendem Konzept: Roland Bolender und Gregor Müller: „Leitfaden Gesangsklasse. Ein Konzept für das erfolgreiche Singen mit Schulklassen“, Helbling-Verlag 2012. Alle hier aufgeführten Inhalte sind diesem Konzept entnommen und ggf. an die am EG Lippstadt vorherrschenden Bedingungen angepasst. Die Grundpfeiler des Gesangklassenkonzepts sind: Stimmbildung, Literatur, Audiation (Training der musikalischen Vorstellungskraft). 1. Stimmbildung: Stimmbildung dient vor allem der Erweiterung der stimmlichen Fähigkeiten sowie der Entwicklung des Selbstbewusstseins der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit ihrer Stimme. Stimmbildung fördert somit auch die Vortragsfähigkeit, z.B. bei Referaten. Darin enthalten sind folgende Elemente: • Bewegung, Körbewusstsein und Haltung • Sprech- und Atemschulung • Stimmpflege und -gesunderhaltung • Erweiterung der stimmlichen Möglichkeiten hinsichtlich des Stimmumfangs und der musikalischen Ausdrucksfähigkeit 2. Gehörbildung, Rhythmusschulung und Audiation (musikalische Vorstellungskraft): Der Praktische Umgang mit Musik befähigt zum Verstehen von Musik. Neurobiologische Erkenntnisse stützen die Erfahrung, dass Musik nur handlungsorientiert gelernt und verstanden werden kann. Die Aneignung der im Curriculum vorgesehenen Musiklehre sowie das Notenlesen und -schreiben erfolgt über das Singen und Musizieren (z.B. Notenwerte, Tonleitern, Rhythmen, Intervalle, Dreiklänge). • Schulung der Rhythmuskompetenz mithilfe der Rhythmussprache nach Kodály • Schulung der tonalen Kompetenz mithilfe der „Relativen Solmisation“ • Schulung des Gehörs durch regelmäßige Gehörbildung 3. Literatur von Barock bis Pop (Chorarbeit): Die Schülerinnen und Schüler lernen einbis mehrstimmige Stücke unterschiedlicher Epochen, Stilistiken und Kulturen (Barock, Klassik, Romantik, Gospel, Pop, Rock…) kennen und musizieren diese gemeinsam. • Erreichen eines schönen, sauberen mehrstimmigen Chorklangs • Entwicklung von musikalischer Ausdrucksfähigkeit und musikalischer Qualität • Ergänzung durch Instrumentalspiel einzelner Schülerinnen und Schüler 3 2 Methodik 2.1 Relative Solmisation „Die relative Solmisation ist eine theoriefreie Nomenklatur zur stimmlichen, kinästhetischen und schriftlichen Darstellung eines musikalischen Verlaufs durch seine Tonbeziehungen. Sie stellt auf direktem Weg Wahrnehmung und Ausführung her. Die Kodierungen ermöglichen außerdem das Unterscheiden und werden so zum Ausgangspunkt kognitiven strukturellen Wahrnehmens. Die am weitesten verbreitete theoriefreie Nomenklatur für Tonbeziehungen ist die relative Solmisation.“ (Malte Heygster) Das System geht auf Guido von Arezzo zurück (11. Jh.) Hymne „Ut queant laxis“ (Anfangssilben der ersten 6 Solmisationssilben des Hexachords. Die Schüler bitten den hl. Johannes um die Gesundheit ihrer Stimmen). Die Silben wurden von Zoltán Kodály Ende des 19. Jahrhunderts erneut aufgegriffen und in der Musikpädagogik verwendet. Die Relative Solmisation ist eine der wirkungsvollsten Methoden zur Schulung des inneren Hörens, der inneren Tonhöhenvorstellung sowie der vokalen Tonhöhenproduktion mittels der Handzeichen. Es dient der Intonationssicherheit, Stimmehalten, Intervallhören und Transponieren. „Relativ“ bedeutet, dass jeder Grundton der Dur-Skala „do“ sein kann. Die relative Solmisation bietet Namen für gleiche Klanggestalten. Alle Silben sind letztlich aufeinander bezogen und bilden in den Köpfen der Schüler das diatonische System ab. Die Nomenklatur entsteht durch die Kodierung diatonischer Spannungsverhältnisse mit Silben. Diatonische Tonbeziehungen können in jeder diatonischen Skala und in jeder Tonart als gleich wahrgenommen werden. Das Solmisationssystem hat nicht nur den Brückenschlag nach Moll und seine Parallelität transparent gemacht, sondern ermöglicht auch einen Transfer auf die Modi. Jeder diatonische Ton kann also Grundton sein (außer ti). Jeder Silbe ist eine Handstellung zugeordnet. Der Bewegungsablauf repräsentiert die Tonbeziehungen. Die Kopplung der gesungenen Tonbeziehungen mit Handzeichen verstärkt bei den Ausführenden die Eindringlichkeit und Erinnerbarkeit des Phänomens. Das Ausführen von Handzeichen, ohne zu singen, löst die Vorstellung von Tonbeziehungen aus. Melodien können „gedacht“ (audiiert) werden und sind dabei präsent. 4 2.2 Gliederung in sechs Kompetenzblöcke 1. Der erste gemeinsame Ton: Schaffung eines Qualitätsbewusstseins, das Voraussetzung für das saubere gemeinsame Singen ist. 2. Im Fünftonraum sauber singen: Erweiterung des Tonraums bis zur 5. Stufe auf der Basis des sauberen Einklangs. 3. Tonraum c’ bis f ’’: Erweiterung bis f ’’ zur Erweiterung des Ambitus’ und Koordination zwischen Kopf- und Bruststimme. 4. Vorbereitung auf mehrstimmige Literatur auf der Basis des einwandfreien einstimmigen Singens und der Audiation von Intervallen. 5. Einstieg in mehrstimmige leichte Literatur auf Grundlage einfacher homophoner Stücke. 6. Anspruchsvollere mehrstimmige Literatur unter Einbeziehung polyphoner Stücke und Rock-Pop-Literatur 5 2.3 Gesangslevel Die zwölf komplett solmisierten Gesangslevel bestehen aus einer Reihe von Tonfolgen, welche Inhalte der elementaren Musiklehre verankern: Tonleitern, geterzte Tonleitern, Intervalle, Dreiklänge sowie Kadenzen in Dur und Moll und kirchentonale Modi. Sie bilden die Grundlage für das innere Verständnis des Dur-Moll-Systems. Darüber hinaus dienen sie auch stimmbildernischen Zwecken und sein Grundlage für Audiationsübungen. Gesangslevel in Dur 6 Gesangslevel in Moll 7 2.4 Rhythmuslevel Auf der rhythmischen Ebene werden nach und nach neue Tondauern eingeführt und neue Rhythmuslevel erreicht. Die Schulung der rhythmischen Kompetenz erfolgt methodisch mit Hilfe der Rhythmussprache von Zoltán Kodály, die auf absoluten Rhythmussilben basiert. Da die Silben tonlängenbasiert sind, eignen sie sich hervorragend, um die Brücke zur regulären Notenschrift zu schlagen. 2.5 Blattsinglevel Die sechs Blattsinglevel sind so aufgebaut, dass systematisch eine neue Solmisationssilbe hinzutritt. Zu jedem Blattsinglevel finden sich mehrere Blattsingübungen mit entsprechenden Tonbeziehungen. • Blattsinglevel 1: so-mi • Blattsinglevel 2: so-mi-la • Blattsinglevel 3: so-mi-la-do • Blattsinglevel 4: so-mi-la-do-re • Blattsinglevel 5: so-mi-la-do-re-fa • Blattsinglevel 6: so-mi-la-do-re-fa-ti 8 2.6 Das Schülerheft Das „Schülerheft Gesangsklasse“ dient den Schülerinnen und Schülern im Stile eines Workbooks als Übungsheft und Leitfaden. Hier werden musiktheoretische Inhalte verinnerlicht. Lösungen von Aufgaben werden hier eingetragen. Es enthält darüber hinaus wichtige Informationen zum Nachschlagen und eine Übersicht zur Leistungsbeurteilung. Das Heft wird über zwei Jahre geführt. Darüber hinaus muss nichts angeschafft werden. 9 3 Überblick über den zeitlichen Verlauf Die folgende tabellarische Darstellung gibt einen Überblick, in welchen Zeitabständen die Kompetenzblöcke durchschritten werden sollen. Sie gibt außerdem Aufschluss über den zeitlichen Rahmen, die für die Erreichung der Gesangs-, Blattsing- und Rhythmuslevel vorgesehen sind. Klasse 5 Monat 1 2 3 August September Kompetenzblock Gesangslevel 1 1 (Erster gem. Ton) (do-re-mi-re-do) Rhythmuslevel Blattsinglevel 2 2 1 (Im Fünftonraum sauber singen) (Tonika bis Quinte) („ta“) Oktober 1 (so-mi) 2 („ta-o“) 3 4 November 5 Dezember 6 Januar 7 Februar (Dur-Skala) 2 (la) 3 (Tonraum c’ – f’’) 4 8 (Stammtonintervalle Von „do“ aus aufwärts) 3 („ti“) März 4 9 April 3 (do) (Vorbereitung auf mehrstimmige Literatur) 5 10 Mai 5 11 Juni 12 Juli (Einstieg in mehrstimmige leichte Literatur) (gebrochene Akkorde der 1-4-5-1Kadenz) 6 4 (geterzte Dur-Skala) („ta-i-a / ta-o-a“) 4 (re) 10 Klasse 6 Monat 1 Kompetenzblock Gesangslevel August Rhythmuslevel Blattsinglevel 4 4 (re) 6 (geterzte Dur-Skala) 5 2 3 September (Einstieg in mehrstimmige leichte Literatur) 7 (natürliches Moll) Oktober („ta-i-a / ta-o-a“) 8 4 November 5 Dezember 6 7 8 9 (Stammtonintervalle Von „la“ aus aufwärts) 9 (harmonisches Moll mit „si“) Januar Februar März April 6 (Anspruchsvollere mehrstimmige Literatur) 10 (Kadenz in Moll) 11 5 (harmonisches Moll mit „fi“ und „si“) („ti-gi“) 10 Mai 11 Juni 5 (fa) 6 (ti) 12 (geterzte MollTonleiter) 12 Juli 11 4 Leistungsmessung und -bewertung Neben den „Grundsätzen der Leistungsbewertung und Leistungsrückmeldung“ (siehe „Schulinterner Lehrplan zum Kernlehrplan Musik“), die für den curricularen Musikunterricht gelten, fließen die erbrachten Leistungen im Rahmen des Gesangsklassenunterrichts zu 50% mit in die Gesamt-Note ein. Leistung in der Gesangsklasse ist keine absolute Größe, sondern Leistung wird als ein dynamischer, relativer Begriff, bezogen auf jeden Einzelnen verstanden. Mit Hilfe eines Bewertungsschemas überprüft die Lehrkraft regelmäßig die erworbenen Kompetenzen in den Bereichen Atmung, Gesangslevel, Blattsinglevel und Rhythmuslevel. Außerdem wird stets im gesundheitlichen Sinne auf den Klang der Kinderstimmen geachtet. Die Schülerinnen und Schüler finden in ihrem Schülerheft Levelkarten. Sie haben dadurch stets einen Überblick über ihren Leistungsstand, der sie motivieren soll, das nächste Level zu erreichen. Dies geschieht durch solistisches korrektes Vorsingen. Dieses Vorgehen ermöglicht es der Lehrkraft binnendifferenziert zu arbeiten und Schülerinnen und Schülern, die auf Hilfe angewiesen sind, gezielt Aufmerksamkeit zu schenken. Das Bewertungsschema ermöglicht durch die individuelle Anpassung Genauigkeit, Gerechtigkeit und Transparenz. Mittels Musikdiktaten, Höraufgaben, Heftführung und weiteren Formen der Leistungsüberprüfung erhalten besonders zurückhaltende Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Da keine Tests geschrieben werden, sondern die Überprüfung mit Hilfe der Level stattfindet, wird den Schülerinnen und Schülern die Angst vor der Bewertung genommen, da sie stets die Möglichkeit haben, sich zu verbessern. Durch die guten Möglichkeiten der individuellen Förderung, die hohe Motivation auf Seiten der Schülerinnen und Schüler wird die Gesangsklasse zum einem persönlichkeitsbildenden Fach ohne Angst vor Überprüfung. 12