trends in der spa-branche

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trends in der spa-branche
W
ohin geht die Reise in Sachen Spa und Wellness?
Darüber diskutieren Experten aus
aller Welt im Herbst bei der zehnten Auflage des Global Wellness
Summit. SPA direkt hat sich mit
Unternehmerin Susie Ellis, die
den Summit leitet, über Trends
und Entwicklungen der Branche
unterhalten.
Sie haben 2013 in einem Interview mit
dem Wellness-Reise-Magazin SPA inside gesagt, dass eine Frau, die ein AntiAging-Treatment wie Botox bucht, kein
Reiki oder eine Akupunktur buchen würde. Ist das immer noch Ihre Meinung?
Damals meinte ich sicherlich, dass
Frauen, die Botox spritzen, keine
Angst vor Nadeln haben. Deshalb
lassen sie sich auch von den kleinen Nadeln bei einer Akupunktur nicht abschrecken. Allerdings
sieht man bei Botox das Ergebnis
sofort. Und genau das sehnen sich
diese Frauen so sehr herbei, dass
für sie Akupunktur nicht infrage
kommt – denn dort ist das Ergebnis erst später sichtbar.
Heute sehe ich es anders und würde die Frage auch anders beantworten, denn die Branche hat sich
enorm entwickelt.
Sie würden also heute sagen, dass die
Botox-Methode auch mit Heilmethoden
zusammen verwendet wird?
Absolut! Das eine schließt heute
das andere nicht mehr aus.
Welche Veränderungen im Spa waren für
Sie in den vergangenen Jahren am wichtigsten?
Die Spa-Einrichtungen haben
gemerkt, dass Kunden sichtbare
und wissenschaftlich fundierte
Ergebnisse wollen. Dabei ist der
Wandel vom reinen Verwöhnen
zum Wohlbefinden sehr positiv
für die komplette Industrie. Und
die Menschen nehmen den Besuch eines Spas heute viel ernster.
Mit welchen Veränderungen hätten Sie
noch vor zehn Jahren dagegen überhaupt
nicht gerechnet?
In Mexico-City hatten wir auf
dem Wellness Summit im vergangenen Jahr eine Ärztin von
der Mayo-Clinic, einen Arzt der
Cleveland-Clinic, einen Herrn
aus Harvard und einen von DukeMedicine.
Ich glaube nicht, dass ich es vor
zehn Jahren für möglich gehalten
hätte, dass diese Menschen einmal
zum Wellness Summit kommen
würden. Vor allem die Ärztin der
Mayo-Clinic hat mich überrascht.
Sie ist zuständig für den neuen
Wellness-Bereich und sie sagte zu
mir, dass sie zu uns kommt, um
mehr über Wellness und das Marketing in dem Bereich zu lernen.
Ich war wirklich positiv überrascht, dass eine Ärztin so einer Gesundheitseinrichtung überhaupt
zu uns kommt, um dann auch
noch etwas von uns zu erfahren.
Das Erstaunliche für Sie ist also, dass
jemand, der Medizin studiert hat, bei Experten der Spa-Branche um Rat bezüglich
Wellness fragt?
Ja. Denn normalerweise sind Ärzte und Mediziner diejenigen, die
lehren und strenge Regeln aufstellen. Deswegen gibt es parallel
zum medizinisch ausgerichteten
,,Tourismus“ ja auch die reine
Wellness-Bewegung. Wenn also
jemand von der Mayo-Clinic die
Wellness-Bewegung als wichtig
genug einschätzt, um etwas von
ihr zu lernen, ist das ein Meilenstein.
Was ist Ihrer Meinung nach der größte
Unterschied zwischen Europa und den
USA in Sachen Spa?
Ich würde sagen, dass die Unterschiede kleiner sind als noch vor
einigen Jahren. Damals war noch
der größte Unterschied, dass es in
Europa Kurorte gab. Vor vielen
Jahren war ich in Italien und hat-
Ist natural beauty nach wie vor ein Trend
und reicht es, im Spa eine Naturkosmetiklinie anzubieten?
Ich denke, dass Organic, Naturkosmetik also, immer noch sehr
beliebt ist. Die Menschen mögen,
wie es sich anfühlt, sie sind gerne
ein Teil davon. Viele Spas bieten
mindestens eine Bio-Linie an,
wobei nur wenige sich auf Bio
beschränken. Allerdings sind die
nicht-biologischen Produkte in
jüngster Zeit viel effektiver geworden.
Die Kunden wollen diese Verbesserung ihrer Haut ebenso. Beide
Trends leben gleichberechtigt
nebeneinander. Ich würde gerne
sehen, dass die Bio-Produkte in
Zukunft ebenfalls zielorientierter
werden. Bei den Organic-Linien
dauert es zurzeit noch viel län-
I N T E RV I E W
Susie Ellis ist Chairman und CEO des
Global Wellness-Instituts (GWI). Sie leitet den
jährlichen Global Wellness Summit und den
Global Wellness Tourismus-Kongress.
GLOBAL WELLNESS
SUMMIT
Treffpunkt Tirol – Die Entscheider der Spa- und Wellness-Industrie
treffen sich im Herbst in Tyrol.
Beim Global Wellness Summit
lautet das Motto diesmal ,,Zurück in
die Zukunft“.
In Kitzbühel wird vom 17. bis zum 19. Oktober eine Vorschau auf
die nächsten zehn Jahre Wellness gewagt. 2015 fand der Global Wellness Summit in Mexico City statt. Einer der Schwerpunkte war das
Thema Wellness am Arbeitsplatz. www.globalwellnesssummit.com
ger, bis ein Resultat auf der Haut
sichtbar wird. Bio-Produkte im
Spa sind kein Muss, aber ein Plus.
Gehören Botox-Treatments und Ultraschall-Behandlungen heutzutage zum
Basis-Angebot im Spa?
Nein, das nicht. Botox ist eher was
für Medical-Spas. Allerdings werden diese immer beliebter, also
gehört die Anwendung dorthin,
wo es den medizinischen Hintergrund gibt. Spas im Allgemeinen
müssen solche Behandlungen
nicht unbedingt anbieten. Aber
Botox und Kollagen sind eine gute
Möglichkeit, schnelle Resultate
zu erzielen. Damit sind sie eine
Konkurrenz für normale Facials.
Was muss ein Spa-Therapeut heutzutage
können, um den Ansprüchen seines Gastes zu genügen?
Ein guter Therapeut muss heut-
Das Schönste,was Ihrem
SPA passieren kann.
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zutage ein natürliches Talent
mitbringen und dazu viel Übung.
Es gab Zeiten, da brauchte man
nur eins davon, aber jetzt wird
eine Kombination aus beidem
verlangt. Sie müssen ihre Energie
an den Gast abgeben und sie sich
nicht vom Gast nehmen lassen.
Was ist Ihr Lieblings-Spa weltweit und in
Europa?
Mein Lieblings-Spa ist The Golden Door in Kalifornien, weil
es ein Ort ist, an dem man eine
Woche bleibt und Erlebnisse hat,
die sonst nirgends möglich sind
und man sich anschließend einfach toll fühlt. In Europa ist es
Schloss Elmau. Das Konzept, das
sie verwirklicht haben, ist spektakulär! Der kulturelle Aspekt, die
Musik, das Setting. Auf Schloss
Elmau genieße ich einfach diese
einzigartige Kombination.

hotel nikko, Düsseldorf
Claudius Therme, Köln
Hotel Cipriani, Venedig
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AUF DER SUCHE
Die Wünsche und
Anforderungen der
Kunden an ein Spa
ändern sich ständig.
Doch die Wünsche
herauszufinden,
das ist gar nicht so
einfach
Foto: 123rf/Dmitrii Kotin
,,Bio im Spa ist ein Plus – aber kein Muss“
terschiede hervorheben: Day-Spa,
Medical-Spa, Spa-Resort ... Aber
erst der gemeinsame Nenner ermöglichte den Begriff einer SpaIndustrie als solcher. Seit diesem
Zeitpunkt hat sich viel getan: Die
Unterschiede sind nicht mehr so
gewaltig.
Ein Unterschied zwischen Europa und den USA ist, dass Europäer besser über die Wirkung von
Sauna, Thermen oder Dampfbad
Bescheid wissen. In den USA haben die Menschen keine Ahnung
davon. Sie benutzen die Einrichtung – und das war’s. Rituale wie
Sauna-Aufguss sind den Amerikanern fremd. In Europa haben
die Menschen verstanden, dass es
beim Spa nicht nur ums Verwöhnen geht – sondern um Gesundheit und Wellness.
FOTOGRAF: Jean-Francois Verganti - MODEL: Olivia Drouaut
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TRENDS IN DER SPA-BRANCHE
te eine Fango-Behandlung. Es war
alles andere als ein Verwöhnprogramm. Es war heiß, es tat weh,
ein Telefon klingelte mittendrin.
Es war eben eine medizinische Behandlung, kein Wellness.
In Europa war man daran gewöhnt, dass Kuren vom Staat
finanziell bezuschusst wurden.
In den USA hingegen waren Spas
von Anfang an darauf angewiesen, die Menschen anzuziehen,
da sie die Programme aus eigener
Tasche zahlen mussten. Wir sprechen hier von 1974, als ich meine
Karriere in der Branche startete.
Zu diesem Zeitpunkt gab es in
den USA nur eine Handvoll Spas,
aber diese waren sehr erfolgreich.
Sie verstanden es, Kunden zu begeistern, waren alle auf höchstem
Level und sehr teuer. So lief es ungefähr 20 bis 30 Jahre. 2007 starteten wir eine Recherche über das
Stanford Research Institute. Bis
zu dem Zeitpunkt gab es in dem
Sinne keine Spa-Industrie. Es gab
nur eine Menge unterschiedlicher
Ansätze in den verschiedenen
Ländern. Zudem herrschte Uneinigkeit über die Definition, was
ein Spa ist.
Die Europäer etwa waren der Meinung, dass es in einem Spa Wasser
und Thermalquellen geben müsse. Nach der Recherche regte das
Institut an, dass die Spa-Branche
weniger darüber streiten sollte,
welche Form von Spa nun die
wirklich wahre sei, stattdessen
sollte ein gemeinsamer Nenner
gesucht werden. Also zum Beispiel
das Spa als ein Ort des Wohlfühlens und der Erneuerung.
Danach könne man dann die Un-