Im Sommer 2006 mit dem Wohnmobil nach Sibirien

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Im Sommer 2006 mit dem Wohnmobil nach Sibirien
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Im Sommer 2006 mit dem Wohnmobil nach Sibirien
von Gisela & Jürgen Ziemann
Vorwort: Wie in den vorhergegangenen Jahren hat uns auch in diesem Jahr wieder der Bazillus
„Sibiricus“ befallen. Ich kann nicht beschreiben, warum es uns wieder in den fernen Osten nach Sibirien
gezogen hat, es ist einfach so. Schon 2005 hatten wir vor weiter östlich vom Baikalsee das Land zu
bereisen, haben es aber aus Witterungsgründen damals nicht getan. Für dieses Jahr haben wir nun
beschlossen, diesen sehr dünn besiedelten und wilden Bereich von Sibirien zu erkunden. Unser Fernziel
soll Magadan am Ochotskischem Meer sein. Mit uns auf Tour sind noch Marianne und Horst aus Bautzen,
die mit Ihrem selbstgebauten Magiruswohnmobil und Dackel Tacki unterwegs sind. Meine Frau Gisela
und ich fahren wieder in alter Besetzung mit Dobermann Murphy in unserem MAN-Womo. Den Kontakt
zu unserer Familie im Deutschland halten wir, wie in den Vorjahren, wieder per E-Mail über ein
Satellitentelefon. Wir berichten laufend über unsere Erlebnisse und erfahren auf diesem Wege auch, was
so in Deutschland passiert. Diese wöchentlichen Berichte sind jetzt, so wie auch in den Vorjahren, die
Grundlage für diesen Reisebericht.
Freitag 19.5.2006, Start 16:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 22º, sonnig
Am späten Nachmittag starten wir zur 4. Sibirienreise. Im Großraum Berlin, am Autohof Theeßen an der
A2, wollen wir uns am Abend mit unseren Mitreisenden Marianne und Horst treffen. Die Fahrt geht
schleppend, verläuft aber ohne Probleme und wir erreichen unser Tagesziel gegen 20 Uhr. In der Nacht
treffen auch unsere Freunde ein und Sonntag nach dem Frühstück geht es dann gemeinsam Richtung
Osten. Unser erstes Ziel ist Masuren in Polen. Hier bleiben wir bei Bauer Hoyer einige Tage an einem
wunderschönen See und genießen die Natur. Dann ging es weiter nach Litauen und Lettland, wo wir die
russische Grenze passieren. An der Grenzstation gab es die ersten Probleme Die Abfertigung für Pkws
gilt nur bis 3 t Gesamtgewicht. Wir sollten uns in der Reihe der Lkws anstellen, ca. 8 km lange Schlange
und daraufhin haben wir umgedreht und einen anderen, etwas nördlich gelegenen Grenzübergang
angefahren, an dem wir zwar zur LKW-Abfertigung mussten, aber nicht in der Schlange stehen brauchten.
Was dann kam war ein kleines Chaos. Mit Wohnmobilen die keine „Ladung“ haben konnten die Grenzer
nichts anfangen. Trotzdem wurden Tachoscheiben der letzten Woche verlangt. Die obligatorische KfzVersicherung war uns schon bekannt, aber eine Straßengebühr war für uns neu. Nach 6 Stunden haben wir
alles überstanden und mitten in der Nacht nach 40 km einen Parkplatz gefunden.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie in den Vorjahren. Wir fahren die gleiche Strecke wie 2005, die
ich im Reisebericht vom Vorjahr beschrieben habe. Deshalb spare ich mir eine weitere Aufzeichnungen.
Bisher gefahrene Kilometer: 6680
Sonntag 4.6.2006, Start 8:10 Uhr Ortszeit, Wetter: 15/23/15º, sonnig
Wir sind nun schon in Sibirien. Unseren heutigen Nachtplatz hatten wir östlich Marinsk an der M53. Weil
das sonnige Wetter so beständig ist haben wir beschlossen, einen Abstecher in den östlichen Altai zu
machen. Das Gebiet südlich der Stadt Abakan hatten wir bisher noch nicht bereist, es soll sehr schön sein.
Nach dem Frühstück geht es los, zuerst mal bis Krasnojarsk. Hier verlassen wir die M53 und folgen der
M54 Richtung Abakan. Es ist Sonntag und viele Familien sind bei dem schönen Wetter unterwegs. Wir
fahren ca. 100 km in den Altai, teilweise in Sichtweite vom Jenissej, um uns einen Nachtplatz zu suchen.
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Die Gegend hier ist recht gebirgig und stark bewaldet. Wir übernachten bei einer kleinen Ansiedlung
neben einer Umspannstation
Unsere Position N 55.55,301, E 91.58,006, Tageskilometer: 565
Montag 5.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 10/22/19º, sonnig
Beim Start nach dem Frühstück haben wir etwas Morgennebel, der
sich aber schnell wieder verzieht. Die Sonne scheint vom blauen
Himmel und wir halten bald, um leichte Kleidung anzuziehen. Bis
nach Abakan, der Hauptstadt der Republik Khakassija, fahren wir auf
der M54. Dann wechseln wir
auf eine Nebenstraße, A161 in
Richtung Abaza und AkDovurak. Wir suchen uns schon
ab Mittag einen Platz für die
Nacht, finden aber nicht so das
Richtige. Um 15 Uhr bleiben wir an einem kleinen See. Bei der
Platzwahl habe ich den MAN erst mal im weichen Gelände
festgesetzt und Horst durfte mich rausziehen. Da wir keine Lust zur
Weiterfahrt haben, bleiben wir für die Nacht hier.
Unsere Position N 53.23,217, E.90.52,654, Tageskilometer: 380
Dienstag 6.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 14/24/19º, sonnig
Heute möchten wir uns einen Platz suchen, an dem wir 1 bis 2 Tage
bleiben können. Zur 1. Pause so gegen 10 Uhr fahren wir seitlich in
einen Weg der auf einer Lichtung endete, A161 bei Straßenkilometer
205. Schnell stand fest, dass wir heute nicht mehr weiterfahren
werden. Die Hunde hatten einen super Auslauf und nicht weit vom
Standplatz plätscherte ein sauberer Gebirgsbach. Zum Abend
machten wir ein kleines Lagerfeuer und verabredeten, dass wir hier
noch einen Tag länger bleiben.
Unsere Position N 52.28,900, E.90.04,610, Tageskilometer: 160
Mittwoch 7.6.2006, Wetter: 4/25/19º, sonnig
Da wir heute nicht fahren, machen wir etwas Wagenpflege und das
Haus von innen sauber. Für außen fehlt uns das Wasser, an den Bach
in der Nähe können wir leider nicht ran fahren. In der Nacht trabte
eine Gruppe von ca. 30 Wildpferden an uns vorbei. In der
Mittagszeit war es so heiß, dass draußen keine Aktivitäten möglich
waren. Erst zum Nachmittag machten wir Feuer, um unser 1. Brot zu
backen. Gegen 21 Uhr, als die Sonne hinter dem Berg verschwand
wurde es sehr schnell kühl und wir verzogen uns ins Womo.
Donnerstag 8.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 5/30/26º, sonnig
Wenn unser Platz auch traumhaft schön war, so wollen wir doch
noch weiter. Also starten wir kurz vor 8 Uhr und fahren die A161
weiter in südliche Richtung. Horst hat an seinem Magirus eine
gebrochene Auspufftopfhalterung festgestellt, die unbedingt
geschweißt werden muss. Zum nächsten Dorf fahren wir von der
Straße ab. Hier am Ort gibt es aber keine Möglichkeit den Schaden
zu beheben. Aber zwei nette Russen wollen uns helfen und fahren
mit einem Wagen voraus. Nach kurzer Zeit biegen sie in einen sehr
bedenklichen Waldweg ab, der tiefe Fahrspuren hatte. Weiter ging es
über 2 Knüppeldämme und schließlich sehen wir an einem
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Lagerplatz Waldarbeiter die Kiefernstämme mit schwerem Gerät aus dem Wald holen und hier auf
Spezialfahrzeuge verladen. Nach kurzem hin und her wurde dann ein Generator mit einer gekoppelten
Schweißmaschine startklar gemacht und die Auspuffhalterung war schnell fachmännisch geschweißt und
wieder angebaut. Wir bedankten uns für die Hilfe und weil die Russen kein Geld wollten, haben wir die
Bierwährung benutzt. Als wir wieder auf der Straße waren ging es südlich weiter. Auf einem Pass mit weit
verschneiten Flächen machen wir eine kleine Pause. Dahinter änderte sich die Gegend schlagartig, und wir
fuhren durch eine steppenähnlich Hochebene. An einem Posten wurden die Fahrzeuge kontrolliert und alle
Pass- und Visumdaten in eine Liste eingetragen. Die Prozedur hat fast eine Stunde gedauert. Wir befinden
uns nun in der autonomen Republik Tuwa. Die Temperaturen stiegen bis auf über 30 Grad an. In AkDovurak kam dann die 1. Tankstelle ab Abakan die wir auch sofort anliefen. Hier kostet der Diesel 18
Rubel per Liter. Dann brauchten wir noch etwas Lebensmittel und es ging weiter Richtung Kyzyl. Weil
sich nichts besseres fand, haben wir uns einen Nachtplatz seitlich der Straße, quer über die Steppe in den
Bergen, östlich von Ak-Duruk gesucht.
Unsere Position N 51.23,680, E 92.10,637, Tageskilometer: 370
Die Republik Tuwa ist ein kleines Land mit nur 310000 Einwohner. Es ist das geographische Zentrum
Asiens und so weit vom Meer entfernt, wie kein anderer Landstrich der Welt. Von West nach Ost erstreckt
sich die Republik über 630 Kilometer, von Nord nach Süd beträgt ihre Ausdehnung 420 Kilometer, die
Fläche beträgt 170.500 km². Landschaftlich ist die Republik durch unterschiedliche Zonen geprägt:
sibirische Taiga im Norden und zentralasiatische wüstenähnliche Steppe im Süden. Darüber hinaus ist
Tuwa von vielen Gebirgsketten des Sajan Gebirges durchzogen. Fast die Hälfte des Gebietes ist vom Wald
bedeckt und die meisten Flüsse sind reißende Bergströme. Die Region zählt über 50 thermale KarbonatQuellen. Das Klima Tuvas ist stark kontinental. Ein frostiger, trockener und windloser Winter wechselt
sich ab mit einem kühlen Sommer in den Bergen und sehr heißem auf den Ebenen Tuwas. Die Hauptstadt
ist Kyzyl mit 108000 Einwohner und am Zusammenfluss vom Großen und dem Kleinen Jenissej. Hier liegt
auch der geographische Mittelpunkt Asiens.
Freitag 9.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 22/31/22º, sonnig
In der Nacht hatte es sich nicht viel abgekühlt. Unser erstes Ziel ist
die Stadt Kyzyl. Dort will Horst Rubel besorgen und die Frauen
wollen einkaufen. Gegen 10:30 Uhr sind wir in Kyzyl und fragen
uns zum Zentrum durch. Dort finden wir auch schnell eine Bank,
aber der Bankomat der sogar in deutscher Sprache bedienbar war,
gab kein Geld raus. So mussten wir uns am Schalter anstellen. Bis
wir unsere Rubel hatten war es
12:30 Uhr. Nun ging es noch
zum Magazin für Produkti und
kurz nach 13 Uhr haben wir die
Stadt am Jenissej wieder verlassen und fahren nun auf der M54 in
nördliche Richtung. Bei Turan werden unsere Personal- und
Fahrzeugdaten wieder in einer Liste aufgeschrieben. Bis wir weiter
fahren konnten vergingen ca. 45 Minuten.
Nach einer
Passüberquerung kommen wir zum Fluss Us. Hier biegen wir an
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einer kleinen Straße ab und folgen einem Fluss. Nach ca. 10 km an einer Brücke finden wir einen schönen
Platz für die Nacht.
Unsere Position N 52.26,390, E 93.21,381, Tageskilometer: 320
Samstag 10.6.2006, Start 10:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 13/18/16º, sonnig
Weil unser Nachtplatz so schön gelegen war, hatten wir gestern verabredet, einen Pausentag einzulegen.
Aber in der Nacht zog ein kräftiges Gewitter auf und es regnete bis zum frühen Morgen. Nach dem
Frühstück beschlossen wir doch weiter zu fahren. Die schon vorher sehr starke Strömung vom Fluss Us
hatte noch mal zugelegt, der Pegel war um 50 cm angestiegen. Auf der M54 ging es dann in Richtung
Abakan. Vorher ging es noch über einen Pass der fast noch im Winterschlaf lag. Ein großer Bergsee war
vollkommen zugefroren und an den Hängen lag der Schnee meterhoch. Der nächste größere Ort war
Minusinsk. Hier mussten wir uns über die weitere Strecke nach Kansk entscheiden. Nach Auskunft der
Einheimischen soll die ca. 90 km kürzere Strecke sehr schlecht sein
und so wählten wir den Weg wieder über Krasnojarsk, so wie wir
auch auf der Hinfahrt gefahren sind. Wir brauchten noch Wasser und
so haben wir an einer kleinen Gastiniza gefragt. Hier war dann ein
junger Mann, der behilflich sein wollte. Aber als wir dann Wasser
bekamen verlangte er 1 Rubel pro Liter. Wir haben die Sache sofort
abgebrochen und sind weiter gefahren. Im nächsten Dorf haben wir
dann von einer öffentlichen Wasserstelle unsere Tanks gefüllt. Als
Nachtplatz benutzen wir eine kleine, von der Straße aus nicht
einsehbare Lichtung an der M 54t.
Unsere Position N 54.28,058, E 90.54,215, Tageskilometer: 375
Sonntag 11.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 17/22/19º, sonnig
Wir hatten eine gute, ruhige Nacht. Der Verkehr auf der nahe liegenden Straße war fast null, und erst nach
Sonnenaufgang konnten wir ein Auto hören. Bis Krasnojarsk folgten wir der M54. 30 km südlich von
Krasnojarsk ist der Jenissej für ein großes Wasserkraftwerk gestaut. Es soll das größte Kraftwerk
Russland sein. Der riesige Stausee bei Bratsk ist zwar größer, aber die Kapazität wird dort mangels
Abnehmer nicht voll ausgenutzt. Hier legten wir unsere Mittagspause ein. Dann fuhren wir weiter auf der
M53, der wir bis Irkutsk folgen werden. 30 km vor Kansk beenden wir die heutige Fahrt. Hier ist abseits
der Straße ein schönes Wiesengelände, das wir auf jeder Reise zur Übernachtung genutzt haben. Murphy
hat die Lage sofort wiedererkannt und sich richtig ausgetobt.
Unsere Position N 56.00,689, E 95.30,132, Tageskilometer: 515
Montag 12.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 10/23/19º, sonnig
Gut ausgeruht starten wir zu unserer vorletzten Etappe zum Baikal.
Heute liegen die schlechtesten Teilstrecken auf der ganzen Strecke
bis zum Baikal vor uns. Und so war es dann auch, östlich Kansk
fingen die Marterstraßen an. Mit einigen guten Stücken dazwischen
fuhren wir bis zum Abend nur unbefestigte oder mit Schlaglöchern
übersäte Straßen. Um 18 Uhr war das Schlimmste überstanden und
wir sind abseits der M53 auf ein Steppenland gefahren wo wir für
die Nacht bleiben.
Unsere Position N 54.40,540, E 99.45,027, Tageskilometer: 540
Dienstag 13.6.2006, Start 8:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 10/23/19º, sonnig
Heute ist es die letzte Etappe zum Baikal. Nach dem Frühstück, gut gestärkt, ging es wieder los. Bis Tulon
erwarteten uns noch einige schlechte Straßenstücke. Danach war das Schlimmste überstanden. Wir
machen noch einen Tankstopp, um an der Strecke noch etwas günstig unsere Dieselvorräte aufzufüllen,
Liter für 15,50 Rubel. In Irkutsk und weiter östlich ist der Diesel deutlich teurer. Gegen 17:30 Uhr
kommen wir in der Baikalmetropole an und parken vor der Sporthalle am Funkturm. Hier an der Angara
wohnt auch unser alte Bekannte Nelli und bis zum Zentrum sind es 10 Minuten zu Fuß. Später machen wir
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noch einen Spaziergang in die Stadt, Gisela ist müde und bleibt beim Wagen. Nelli hat unser Womo
gesehen und besucht uns noch am Abend.
Unsere Position N 52.16,254, E 104.17,214, Tageskilometer: 475
Mittwoch 14.6.2006, Start 9:00 Uhr Ortszeit, Wetter: 14/23/19º, sonnig
Um 9 Uhr fahren wir in die Stadt und parken unsere Womos mitten im Zentrum auf der Uliza KarlaMarxa. Als erstes ging es in den Telefonladen, damit ich meine russische Telefonkarte wieder benutzen
kann. Horst und Marianne versorgten sich an einem Geldautomaten
mit Rubel. Dann suchten wir einen Schuster auf, der eine abgerissene
Schnalle an meinem Schuh wieder befestigte. Nun ging es auf den
Markt, wo Obst und Gemüse eingekauft wurde. Als nächstes Ziel
fuhren wir einen Großmarkt an auf dem wir Bier und Wasser
einkauften. Danach ging es weiter zu unserer Wiese an der Angara.
Auf dem Weg dort hin legten wir noch einen Stopp bei einem
Supermarkt ein, wo noch weitere Lebensmittel eingekauft werden.
Endlich um 14:30 Uhr sind wir bei herrlichem Sonnenschein am Ziel
und finden unsere Wiese so vor, wie wir sie vor einem Jahr verlassen
haben. Wir richten uns ein, sammeln Holz fürs Feuer und genießen den restlichen Tag. Murphy ist
natürlich außer Rand und Band und weiß genau wo er ist.
Unsere Position N 52.00,019, E 104.39,691, Tageskilometer: 65
Donnerstag 15.6.2006, Wetter: 12/18/16º, sonnig und Wind
Gisela nutzt das gute Wetter und den Wind und macht große Wäsche. Unsere neue Waschmaschine läuft
gut und so sind 3 Maschinen Buntes schnell auf der Leine und zum Kaffee ist alles trocken. Zum
Abendessen machen wir gemeinsam einen Gulaschtopf auf dem Feuer. Es gibt dazu Kartoffelklöße und
allen schmeckt es ausgezeichnet. Da der Wind doch sehr kalt ist, gehen wir schon gegen 21 Uhr ins
Womo.
Freitag 16.6.2006, Wetter: 15/23/19º, sonnig
Ich wasche heute unser Auto. Zu Beginn gab es einige Probleme mit
der Wasserpumpe und dann brach auch noch der Anschlussstopfen an
der Waschbürste ab. Gisela hat im Womo alles gereinigt. Dann fiel
der 220 V Spannungswandler aus. Nachmittags habe ich nachgesehen
und es war im Gerät eine 75 A Sicherung durchgeschmolzen, den
Grund konnte ich nicht feststellen. Am Motor wollte ich noch die
Dieselfilter wechseln, weil ich glaube, dass diese verstopft sind. Es
ging aber nicht, weil ich die alten Filter ohne Schlüssel nicht los
bekam. Montag will ich dafür eine Werkstatt aufsuchen. Abends gab
es Reibekuchen aus der Pfanne.
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Samstag 17.6.2006, Wetter: 14/23/19º, bedeckt und Sprühregen
Die Nacht war nicht so ruhig wie wir es hier gewohnt waren. Auf der anderen Seite vom Wasser, oben auf
dem Berg beim Museum, war eine Feier und die ging bis zum frühen Morgen. Morgens nieselte es etwas.
So haben wir halt etwas länger geschlafen und den fehlenden Schlaf der Nacht nachgeholt. Frühstück und
Mittag sind so zusammen gefallen.
Sonntag 18.6.2006, Wetter: 11/14/12º, bedeckt und Regen
Gisela und ich fahren nach Irkutsk und bummeln etwas durch die Stadt. Ich fahre einen Autoservice an
und lasse die Dieselfilter wechseln. Im großen Kaufhaus im Zentrum habe ich einen Anschlussstopfen für
die Waschbürste gekauft und in einem Supermarkt einen Sack mit Holzkohle, damit das Brotbacken
leichter geht.
Tageskilometer: 135
Montag 19.6.2006, Wetter: 9/11/10º, bedeckt und Regen
Regen und bedeckt den ganzen Tag. So gibt es Zeit um Sachen, die liegengeblieben sind, zu erledigen. Ich
schreibe Mail´s nach Deutschland und vervollständige mein Tagebuch. Zum Kaffee kommen die
Nachbarn rüber und wir besprechen die nächsten Tage.
Dienstag 20.6.2006, Wetter: 10/17/20º, bedeck, ab mittags sonnig
Zum Frühstück ist auf der Angara noch dichter Nebel. Der Regen hat
aufgehört und es sieht so aus, als ob sich die Sonne heute
durchsetzen wird. Horst wäscht sein Womo und ich mache mit
Murphy einen längeren Rundgang. Nach dem Mittagessen und
Mittagsschlaf wird es schwül und die Sonne bricht durch. Nach dem
Kaffee macht Gisela einen Brotteich fertig, den ich dann am Abend
im Gusstopf auf Holzkohle backe. Bis 22 Uhr sitzen wir noch am
Feuer.
Mittwoch 21.6.2006, Wetter: 10/28/20º, sonnig
Die Klimaanlage vom MAN ist defekt und so versuche ich eine Werkstatt zu finden, wo man mir helfen
kann. Mischa vom Autoservice, bei dem wir die Dieselfilter gewechselt haben, kennt einen Fachmann für
Klimaanlagen. Wir fahren nach dem Frühstück nach Irkutsk und treffen uns mit Mischa. Er fährt mit
seinem Wagen vor und der Fachmann hat ein professionelles Auffüllgerät. Für 30 Euro wird die
Klimaanlage wieder gefüllt und es wurde wieder kühl im Womo. Für den Abend haben wir uns mit
unserem russischen Freund Andreas verabredet. Um 18 Uhr treffen wir uns auf der Uliza Lenina und
suchen ein Lokal auf. Es gab viel zu erzählen und schnell läuft die Zeit. Andreas ist jetzt schon einige
Jahre nicht mehr an der Uni beschäftigt, sondern hat bei einer Rundfunkgesellschaft einen Job
angenommen, der ihm , wie er immer wieder sagt, viel Spaß macht. Wir überlegen, ob wir für die Nacht in
Irkutsk bleiben, aber entscheiden uns dann doch für die Angara, damit Horst und Marianne nicht alleine
bleiben und sich eventuell Sorgen machen. So fahren wir gegen 22 Uhr wieder zurück zur Campingwiese.
Tageskilometer: 140
Donnerstag 22.6.2006, Wetter: 10/25/14º, sonnig
Ich bekomme eine SMS von
Hans und Karola, die auf der
Anreise zum Baikal sind. Hans
und Karola kommen aus
Deutschland und fahren auch
ein Womo auf MAN. Wir
haben die Beiden bei einem
Erfahrungsaustausch vor der
Reise in Bochum kennen
gelernt. Ich habe versprochen,
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sie in Irkutsk abzuholen. So starten wir gegen Mittag und treffen die Neuankömmlinge die mit kleiner
Verspätung eintreffen. Nach einem Einkauf im Supermarkt kommen wir zum Abend auf unserer Wiese
wieder an und sitzen mit Horst, Marianne, Hans und Karola gemeinsam am Feuer.
Freitag 23.6.2006, Wetter: 12/27/18º, sonnig
Die Neuankömmlinge sind müde und wollen erst mal einige Ruhetage einlegen. Gisela und Marianne
nutzen das schöne Wetter und legen einen weiteren Waschtag ein. Ich prüfe am Wagen diverse Schrauben
auf festen Sitz und schmiere die Kardanwelle ab. Ansonsten lassen auch wir es bei dem schönen Wetter
langsam angehen.
Samstag 24.6.2006, Wetter: 13/25/19º, sonnig
Schon früh am Morgen strahlt die Sonne vom Himmel. Und wir frühstücken draußen. Gegen Mittag
kommt ein Lkw und lädt in Sichtweite Holz ab, das Männer zu einem Feuer aufschichten. Später kommen
noch Bänke, Tische, eine Lautsprecheranlage, große Scheinwerfer und ein Generator. In den Bäumen
werden die Halogenscheinwerfer
angebracht. Es handelt sich um
Vorbereitungen für ein Fest das
am Abend steigen soll. Gegen
18 Uhr treffen die ersten Gäste
ein. Die Mädchen pflücken
Wiesenblumen und flechten
daraus einen Kopfschmuck. Auf
der Wiese ist eine große
Speisetafel aufgebaut. Bald sind
alle Plätze belegt und die Gesellschaft lässt es sich schmecken. Mit Einbruch der Dämmerung beginnt die
Musik und wir gehen auch zum Festplatz. Nun erfahren wir, dass es sich um ein Fest zur
Sommersonnenwende handelt. Das Feuer wird bald angezündet und wir werden mit in die um das Feuer
tanzende Gruppe eingeschlossen. So geht es etwa eine Stunde und dann ziehen wir uns langsam zurück.
Die letzten Gäste verlassen den Platz erst nach Sonnenaufgang.
Sonntag 25.6.2006, Wetter: 12/27/18º, sonnig
Wir sind bedingt durch die laute Musik in der Nacht heute etwas
später aufgestanden. Für heute hat sich unser Freund Andreas
angemeldet. Er kommt gegen Mittag und bringt noch einen
Arbeitskollegen mit. Wir machen unsere Gäste mit Marianne und
Horst sowie mit Karola und Hans bekannt. Gemeinsam sitzen wir am
großen Tisch und sprechen über alles was uns einfällt. Andreas ist mit
dem Bus gekommen und ich bringe ihn und seinen Arbeitskollegen
gegen 21 Uhr zurück nach Irkutsk.
Montag 26.6.2006, Wetter: 17/28/16º, sonnig
Alle 3 Wohnmobile fahren heute zum „Kleinen Meer“. Das ist das Westufer vom Baikal in Höhe der Insel
Olchon. Um 9 Uhr starten wir zum Einkauf Richtung Markt und um 10 Uhr geht es über die A415
Richtung Olchon. Auf halben Weg machen wir gegen 13 Uhr auf einem kleinen Pass halt zur
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Mittagspause. Hier gibt es Stände, die Pirogen in verschiedenen Sorten verkaufen, 10 Rubel das Stück.
Wir haben kräftig zugelangt. Nach zum Teil staubiger Strecke kommen wir gegen15 Uhr am Kleinen
Meer an und haben unseren Stammplatz eingenommen. Gisela und ich machen mit Murphy noch einen
Spaziergang und stellen fest, dass am Berghang eine 4. Ferienanlage hinzu gekommen ist. Sonst scheint
es so, als hätte sich zum Vorjahr nichts verändert. Selbst der Hund Baik, von der Ferienanlage Laguna,
verteidigt sein Territorium wie immer.
Unsere Position N53,09.931, E106,57.346, Tageskilometer: 270
Dienstag 27.6.2006, Wetter: 16/23/15º, sonnig
Morgens werden wir von der ins „Schlafzimmer“ scheinenden Sonne geweckt. Um 10 Uhr machen wir
uns zu einer kleinen Wanderung auf, von der wir aber schon nach 3 Stunden hundemüde zurück kehren.
Hans und Karola sind schon wieder auf Achse, sie wollen zur Insel Olchon. Abends bekommen wir eine
SMS von Hans „Olchon ist traumhaft, kommt rüber“. Wir beschließen, dass wir am nächsten Tag auch
übersetzen.
Olchon ist mit einer Fläche von 730 km² bei einer Länge von 72 km
und einer durchschnittlichen Breite von 10 km die größte Insel des
Baikalsees. Die Berge der Insel erreichen im Nordosten eine Höhe
von 1.274 m (Berg Schima). Die Insel ist landschaftlich
außerordentlich reizvoll und abwechslungsreich. Der Nordteil der
Insel ist von Lärchenwäldern bedeckt, während der Süden von den
Ausläufern der Tageran-Steppe geprägt wird. Der Hauptort der
Insel, Chuschir, liegt an der Westküste etwa in Inselmitte. Der tiefste
Punkt des Baikalsees mit 1.637 m liegt nahe der Ostküste von
Olchon. Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Olchon sind der
heilige Schamanenfelsen unweit Chuschir, welcher als heilige Stätte der Burjaten gilt und früher für
Schamanenrituale genutzt wurde, sowie Kap Choboi, die Nordspitze der Insel.
Mittwoch 28.6.2006, Wetter: 17/28/16º, sonnig
Gegen 9 Uhr stehen wir an dem Fähranleger zur Insel Olchon. Wir sind nicht die Einzigen. die übersetzen
wollen. So kommt es, dass wir noch mit auf die kleine Fähre kommen und Horst warten muss bis die
Fähre zurück kommt. Es können nur je nach Größe 7 bis 9 Fahrzeuge mit und alles was nach Bus aussieht
hat Vorrang. Um 12:30 Uhr sind wir wieder komplett und fahren zum
Hauptort der Insel, nach Chuschir. Es sind ca. 35 km über
Schotterpiste bis dort hin. Eine Asphaltstraße gibt es auf der Insel
nicht. Im Ort treffen wir Hans und Karola sehr schnell. Nach einem
Mittagessen in der Gastiniza von „Nikita“ fahren wir zur Nordspitze
der Insel. Die eigentliche Straße
hört in Chuschir auf. Ab dort gibt
es nur noch Naturwege. Für die
ca. 40 km lange Strecke brauchen
wir 3 Stunden. Es geht über
Steppe, über enge Waldwege und durch Flächen mit Tiefsand. Die
Anstrengungen haben sich aber gelohnt. Am Ziel Cap Choboi
angekommen haben wir von den Steilklippen aus eine wunderbare
Sicht auf den Baikal. In der Ferne ist die Insel „Heilige Nase“ zu
sehen. Hier schlagen wir für die Nacht unsere Zelte auf.
Unsere Position ***,***, Tageskilometer: 125
Donnerstag 29.6.2006, Wetter: 16/22/16º, sonnig
Nach dem Frühstück erkunden wir den nördlichen Teil der Insel weiter. Über kleine Pfade fahren wir nahe
der Südküste zurück und kommen noch an einer Wetterstation vorbei. Später machen wir in einem fast
verlassenem Dorf Mittagspause. Horst und Marianne treffen eine ältere Dame, die hier als einzige Person
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noch lebt. In der Nähe vom nicht benutzten Flugplatz, etwa 5 km nördlich von Chuschir, finden wir einen
schönen Platz, an dem wir für heute bleiben. Wir stehen an der Westseite der Insel auf den Dünen und
können die Berge vom Festland sehen. Zum Abendessen gibt es für alle Gulasch aus dem Gusstopf vom
Lagerfeuer mit Knödel.
Unsere Position N 53.13,929, E 107.24,766, Tageskilometer: 55
Freitag 30.6.2006, Wetter: 11/21/14º, sonnig
Hans und Karola fahren gegen Mittag nach Irkutsk. Wir wollen noch bis Samstag auf der Insel bleiben.
Mittags braten wir 5 Omul, die uns russische Camper geschenkt haben. In der übrigen Zeit faulenzen wir
so dahin. Abends zieht ein kräftiges Gewitter auf, welches bis in die Nacht anhält.
Samstag 1.7.2006, Wetter: 11/20/18º, bedeckt und Regen
In der Nacht hat es zum Teil kräftig geregnet und so fiel uns der Abschied von Olchon nicht so schwer.
Um 8 Uhr ging es los. Weil Horst noch eine Foto-CD mit Bilder von der Insel kaufen wollte, haben wir
einen Abstecher zu Nikita in Chuschir gemacht. An der Fähre ist, wie bei der Hinreise, wieder nur ein
Womo mitgekommen. Horst musste 2 Stunden warten und so waren wir erst um 12 Uhr wieder fahrbereit.
Gegen 13 Uhr haben wir in einer Gastiniza zu Mittag gegessen. Als Tischnachbarn hatten wir eine
hochrangige Gesellschaft. Es waren ein Manager vom Flughafen München, der Chef von Flughafen
Irkutsk, ein Geschäftsmann aus München und ein Politiker aus Moskau. Sie verhandeln über eine
Fluglinie von Deutschland nach Irkutsk, über die Ansiedlung einer Fabrik von Knaufgips in Irkutsk und
über den Bau eines Sterne Hotel in Irkutsk sowie einer neuen Pipeline. Sie waren von unserer Reise voll
begeistert und hatten viele Fragen. Wir haben ca. 100 km nördlich Irkutsk abseits der A 415 übernachtet.
Unsere Position N 52.50,080, E 104.51,624, Tageskilometer: 230
Sonntag 2.7.2006, Wetter: 11/20/18º, sonnig
Wir fahren weiter nach Irkutsk und parken direkt am Zentralmarkt. Hier kaufen die Frauen Obst, Gemüse,
Eier und Brot ein. Marianne fehlen Wäscheklammern, die sie bisher nicht bekommen konnten. Nun
versuchen wir es auf den nahe gelegenen Chinesenmarkt und werden auch gleich fündig. Die Frauen
gehen noch in die Markthallen und Horst und ich gehen zur Bank Rubel besorgen. Das alles ist hier an
einem Sonntag möglich. Danach fahren wir weiter zur Sporthalle wo wir bis Montag stehen bleiben
wollen.
Unsere Position N 52.16,254, E 104.17,214, Tageskilometer: 80
Montag 3.7.2006, Wetter: 16/34/18º, sonnig
Heute fahren wir zum Zoll um die
Einfuhrgenehmigung für das
Wohnmobil zu verlängern. Hans
und Karola sind auch wieder zu
uns gestoßen und wollen sich der
Prozedur anschließen. Um 9:45
Uhr haben wir das Zollaußenbüro
im Norden von Irkutsk erreicht.
Ein freundlicher Zöllner, den wir
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am Eingang des Gebäudes angesprochen haben und der uns noch aus den Vorjahren kannte, hat gleich
unseren Fall bearbeitet. Es gibt ein Servicebüro das die notwendigen
Formulare ausfüllt. Für diese Leistung musste nun erst ein Betrag
von 100 Rubel bei einer Speerbank Filiale eingezahlt werden, die
einige Km entfernt war. Ein Fahrzeug, mit Gisela an Bord hat sich
nun auf den Weg gemacht und die Sache erledigt. Nach der
Mittagspause haben wir dann die Fahrzeuge in den Zollhof gefahren
und eine Gruppe von 3 Beamten ist zu den geparkten Wohnmobilen
gekommen. Jedes Fahrzeug wurde von allen Seiten und von Innen
fotografiert. Auch die Fahrgestellnummer und technischen
Einrichtungen wurden abgelichtet. Danach mussten die Daten noch
in einen Computer gegeben werden, was sehr lange dauerte. Um 17 Uhr verließen wir das Zollgelände mit
einer neuen Einfuhrgenehmigung, die nun für die Dauer der gesamten Reise gültig war. Anschließend
lassen wir noch die Gasflaschen von Horst auffüllen. Nach kurzem Einkauf im Supermarkt sind wir zur
Wiese an der Angara gefahren.
Unsere Position N 52.00,019, E 104.39,691, Tageskilometer: 100
Dienstag 4.7.2006, Wetter: 17/32/19º, sonnig
Siegfried und Ivona aus Bad Bergen sind Camper, die wir 2005 in Sibirien getroffen haben. Sie haben mir
per SMS mitgeteilt, dass sie heute in Irkutsk eintreffen wollen. Wir treffen sie um 10 Uhr in der Stadt und
fahren gemeinsam zum Zoll um auch ihre Einfuhrgenehmigung zu verlängern. Anschließend lassen wir
bei einer Mercedeswerkstatt unsere Klimaanlage überprüfen. Hier
haben sie richtiges Prüfgerät und stellen schnell die Leckstelle im
System fest. Es ist ein kurzes Alurohr, das einen Riss hat. Der
Monteur fertigt aus einem Stück Eisen ein neues Rohr mit Gewinde
und Konus an und siehe da, die Klimaanlage ist wieder
funktionsfähig, was bei der Hitze auch gut tut. Für 2 Monteure je 6
Stunden und Kältemittel bezahlen wir 4500 Rubel. Nun geht’s es
zurück zur Angara, wo Siegfried und Ivona auch gerade eintreffen.
Abends gibt es am Feuer einen Begrüßungstrunk.
Unsere Position N 52.00,019, E 104.39,691, Tageskilometer: 130
Mittwoch 5.7.2006, Wetter: 20/31/18º, sonnig
Für heute ist ein Arbeitstag eingeplant. Morgens gibt es 3 Maschinen Wäsche, die um 10 Uhr auf der
Leine hängen. Gisela macht dann im Womo Hausputz und ich mache Wagenpflege wie Luftfilter reinigen
und Kardanwelle abschmieren. Im Wagen ist ein Türscharnier gebrochen, das ich mit Hilfe von Uhu-Plus
wieder befestige. Die Frischwasserpumpe, die nicht mehr zuverlässig pumpt, wechsle ich auch aus. Gegen
Mittag verabschieden sich Hans und Karola. Sie wollen weiter in die Mongolei. Der Nachmittag geht
schnell vorbei und abends machen wir noch zum Abschied ein großes Lagerfeuer. Morgen wollen wir mit
unserer letzten Etappe, der Reise nach Magadan, beginnen.
Donnerstag 6.7.2006, Wetter: 16/27/18º, sonnig
Wir starten wie immer um 8 Uhr. Siegfried und Ivona wollen ein
Stück, bis zur Straßenkreuzung bei Skovorodino, mit uns fahren.
Bevor wir auf die Piste gehen können braucht Siegfried noch
Getränke. Danach bunkern alle drei Maschinen noch Wasser und an
einer Tankstelle Diesel randvoll. Um 11 Uhr sind wir dann soweit um
die M55 in Richtung Cita zu fahren. Gegen 13 Uhr legen wir eine
Mittagspause ein und gehen in eine Gastiniza. Nach der Stadt
Baikalsk wird die Straße schlecht. Um 18 Uhr sind wir dann endlich
an einem Nachtplatz in Mischiaja direkt am Baikal, den wir schon
früher benutzt haben.
Unsere Position N 51,39.040, E 105.34,664, Tageskilometer: 320
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Seite: 11
Freitag 7.7.2006, Wetter: 16/34/18º, sonnig
Es geht unermüdlich weiter in Richtung Osten. Noch vor der Mittagszeit haben wir Ulan-Ude hinter uns
gelassen und fahren immer weiter auf der M55 in Richtung Cita. Die Straßen sind mal gut und mal
schlecht. Vereinzelt kommen wir an Dörfern vorbei, sonst wechseln sich Steppe und bewaldete Flächen
ab. Dazwischen auch mal Weideland für Pferd und Rind. Nach einem langen Tag machen wir um 18 Uhr
Feierabend und übernachten einige 100 m seitlich der Straße in der Steppe.
Unsere Position N 51.19,852, E 109.38,093, Tageskilometer: 465
Samstag 8.7.2006, Wetter: 19/31/21º, sonnig
Wir hatten eine ruhige und erholsame Nacht. Pünktlich um 8 Uhr setzt sich unsere Kolonne in Bewegung.
Nach Frühstückspause, Tankstopp für Siegfried und Mittagspause kommen wir um 16 Uhr in Cita an. Hier
besuchen wir Pater Wieslaw, den wir 2003 in Listwjanka kennen gelernt haben. Er betreut hier in Cita die
katholische Kirchengemeinde. Mit auf dem Gelände der Kirche ist auch ein Schwesternhaus und ein
Kindergarten. Wir sind herzlich willkommen und können im Innenhof der Anlage parken. Ivona, Gisela
und ich fahren mit einem Taxi in die Stadt, um wichtige Besorgungen zu machen und unter anderen einen
neuen Akku für mein Handy zu kaufen, 7,35 Euro. Abends sitzen wir im Hof und haben Pater Wieslaw
zum Gespräch eingeladen. Auch die Schwester Oberin ist dabei und Ivona hat viel Arbeit mit der
Übersetzung.
Unsere Position N 52.02,350, E 113.28,614, Tageskilometer: 475
Cita ist die östlichste Stadt die über eine Asphaltstraße mit Moskau verbunden ist. Wenige Kilometer
östlich der Stadt beginnt die Schotterpiste nach Vladivostok. In den russischen Medien wurde allerdings
schon 2004 die durchgehende Straße von Moskau bis Vladivostok als fertig dargestellt, aber davon ist
man noch Jahre entfernt. Im russischen Fernsehen hat der Ministerpräsident Putin ein etwa 15 km langes
asphaltiertes Teilstück der Trasse „Amur“ freigegeben aber die Baustellen ziehen sich noch über
Hunderte von Kilometer. Bis zu einer durchgehenden Asphaltstraße zum Japanischen Meer wird es noch
dauern. Der Grundstein von Cita ist um 1653 durch die Kosaken gelegt worden, die hier ein Winterlager
am Fluss Ingoda einrichteten. 100 Jahre später lebten knapp 100 Einwohner hier. Im 19 Jahrhundert
wurden die Dekrabisten nach Cita in die Verbannung geschickt. 1899 wurde die Stadt an die
Transsibirische Eisenbahn angeschlossen und heute leben in Cita etwa 376000 Einwohner.
Sonntag 9.7.2006, Wetter: 19/28/24º, sonnig
Für 8 Uhr hat uns Schwester Oberin zu einer Hausbesichtigung eingeladen, der wir gerne nachgekommen
sind. Es arbeiten hier 4 Ordensschwestern die überwiegend Kinder in Not betreuen. Aber auch Hilfe für
Obdachlose, im Frauengefängnis, bei Krankheit und in vielen anderen Fällen wird gegeben. Im Haus
nimmt die Kinderbetreuung den größten Platz ein. Es sieht alles sehr gepflegt aus und die Einrichtungen
sind mit viel Liebe gestaltet. Kurz nach 9 Uhr verabschieden wir uns von Pater Wieslaw und den Nonnen.
Es geht weiter auf der M55 in Richtung Chabarowsk. Nach 130 km endet die zum Teil schlechte
Asphaltstraße und eine Schotterpiste beginnt. Siegfried hat an seinem Fahrzeugsitz einen Stoßdämpfer
abgebrochen und musste sich eine Werkstatt suchen die ihm das Ding wieder angeschweißt hat. Um 17:30
treffen wir uns in Tchernischewsk alle wieder und suchen uns an einem kleinen Flüsschen einen
Nachtplatz. Die Uhr müssen wir um 1 Stunde vorstellen.
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Unsere Position N 52.31,281, E 116.58,597, Tageskilometer: 330
Montag 10.7.2006, Wetter: 10/29/23º, sonnig
In der Nacht hat es sich bis unter 10 Grad abgekühlt und Horst hat sich etwas verschlafen. So fahren wir
mit leichter Verspätung ab. Die Piste ist anfangs recht gut, man kann sie mit 60 kmh fahren. Die
Landschaft gefällt uns sehr. Es sind Berge mit Wald und Steppen mit schönen Blumenteppichen. Nach
ca.100 km endet die schöne Piste und wir kommen in eine nicht enden wollende Baustelle. Hier geht es
über Geröll, mit Löchern übersäte Lehmstrecken, über
breitgeschobenes Füllmaterial usw. und immer wieder gibt es nicht
beschilderte Umleitungen über Wege, die nur mit einer Planierraupe
geschobene waren. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war etwa
20 kmh. Ziemlich geschafft machen wir in Mogotscha Schluss und
parken auf einem Platz in der
Stadt in der Nähe vom Bahnhof.
Als ich von einem Besuch am
Bahnhof, wo gerade ein Zug der
Transsib stand zurück kam, war
die Miliz da und hat uns aufgefordert bei ihnen am Dienstgebäude zu
parken, unser Platz sei zu gefährlich. Nach einer Stunde kamen sie
wieder und haben uns zu ihrer Dienststelle gelotst. Ob die Aktion
nötig war oder nur wegen einem kleinen Präsent stattfand, konnten
wir nicht beurteilen. Wie uns ein junger Mann mit schlechtem
Englisch sage, seien in der letzten Nacht im Ort 4 Menschen erschossen worden, deshalb vielleicht die
Aufregung und die Aktion.
Unsere Position N 53.44,459, E 119.46,247, Tageskilometer: 310
Dienstag 11.7.2006, Wetter: 12/18/20º, Regen, später sonnig
In der Nacht hatte es kräftig geregnet. Beim Frühstück kam ein Mann von der Miliz und fragte , ob wir bis
7:50 Uhr abfahren könnten weil um 8 Uhr der Chef kommt. So starteten wir etwas früher. Die Piste war
durchweicht und teilweise rutschig, aber dafür staubte sie nicht.
Horst stellte nach 100 km fest, dass seine vorderen Stoßdämpfer
kaputt sind und so fuhren wir jede Reparaturbude die wir sahen an,
um neue Dämpfer zu bekommen, aber bisher ohne Erfolg. Allgemein
ist die Piste nicht so schlecht. Man kann sie zwischen 30 bis 60 kmh
befahren. Um 17:30 Uhr beendeten wir unsere heutige Fahrt an
einem See bei Skovorodino. Morgen trennen sich die Wege von
Siegfried und uns. Er fährt weiter nach Osten bis Vladivostok und
wir fahren die M56 nach Norden, in Richtung Jakutsk.
Unsere Position N 53.58,854, E 123.57,805, Tageskilometer: 360
Mittwoch 12.7.2006, Wetter: 14/18/24º, sonnig und Gewitter
Das Wetter ist gut und wir sind gespannt, wie die Straßen werden. Nach 20 km, im Ort Never, kommen
die ersten Probleme. Die Straße ist gesperrt und keiner weiß wie es weiter geht. Nach mehrfachen Fragen
erklärt uns ein Soldat den Weg. Wir müssen ein wenig zurück und
dann die Böschung runter und durch einen Fluss fahren. Jetzt sehen
wir auch den Grund, eine Brücke ist eingebrochen. Die
Flussdurchfahrt ist für unsere Fahrzeuge kein Problem. Anders ist das
für Personenwagen. Hier haben sich die Fahrer eine provisorische
Überfahrt selbst gebaut. Nach 5 km verabschieden wir uns von Ivona
und Siegfried. Sie fahren die Straße nach Chabarowsk. Unsere Route
geht auf der M56 in nördliche Richtung zum ca. 1200 km entfernten
Jakutsk. Die Schotterstraße ist wider Erwarten recht gut. Um 13 Uhr
kommen wir in der Stadt Tynda an. Für Horst brauchen wir dringend
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einen Bankomat, den wir zwar schnell finden, der aber nicht funktioniert. Am Schalter bekommt er auf
seine Mastercard auch kein Geld und einen weiteren Bankomat für
Visa usw. gibt es in der Stadt nicht. Nach 3 Stunden versuchen wir es
noch einmal und da klappt es. Horst sucht Stoßdämpfer für seinen
Magirus, bekommt aber hier leider auch keine, obwohl in Tynda
mehrere Magirus laufen Einige Magirusfahrer halten mit ihren
Fahrzeugen auch bei uns und diskutieren mit Horst über die Technik.
Einen gebrauchten, aber total ausgelutschten Stoßdämpfer bekommt
Horst als Souvenir geschenkt. Wir betanken unsere Fahrzeuge noch
mit Diesel und da es nun schon 17 Uhr war, haben wir an der
Tankstelle unser Nachtquartier bezogen.
Unsere Position N 55.09,629, E 124.43,282, Tageskilometer: 200
Donnerstag 13.7.2006, Wetter: 13/27/21º, sonnig und Gewitter
Wir sind gespannt, in welchen Zustand die M56 weiterhin sein wird. Die nächsten 60 km waren Asphalt
und dann fing eine Schotterpiste an, die mal mit 50 kmh bei guten
und mit 20 – 30 kmh bei schlechtem Zustand zu befahren war. Die
Landschaft wechselt langsam von Taiga in Tundra. Wir fahren über
bis zu 1300 m hohe Berge. Wenn nicht die Staubwolke des
vorfahrenden Fahrzeug die Sicht behindert, haben wir zum Teil
wunderbare Fernsicht auf die scheinbar nicht endende Taiga. Da wir
wegen der vielen Mücken und anderen Insekten nicht im Wald
übernachten wollten, sind wir in dem winzigen Dorf Bolshoi-Nimnir
für die Nacht geblieben.
Unsere Position N 58.02,528, E 125.28,754, Tageskilometer: 400
Freitag 14.7.2006, Wetter: 14/22/18º, sonnig und Gewitter
In der Nacht hatte Horst noch zweimal Besuch von angetrunkenen
Dorfbewohnern am Womo die sich aber, als keiner von uns
reagierte, wieder verdrückten. Der nächste Ort auf unserer Strecke ist
Aldan, bekannt durch den dort ansässigen Goldbergbau. Wir sind
einmal durch die Stadt gefahren, haben uns dann aber wieder auf die
Piste begeben. An einem Gai-Posten wurden unsere Daten mal
wieder ins Buch eingetragen. Bis zur Mittagspause verlief alles
normal. Dann aber begann eine schreckliche Piste mit tiefen
Löchern, kleinen Felsen auf der Piste und Frostaufbrüche ohne Ende.
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag teilweise zwischen 5 und
15 kmh. 230 km vor Jakutsk, im Dorf Uluu, beenden wir den heutigen Tag. Wir parken vor dem kleinen
Schulgebäude in dem sich auch eine kleine Krankenstation befindet.
Unsere Position N 60.18,980, E 127.25,828, Tageskilometer: 345
Samstag 15.7.2006, Wetter: 18/26/18º, sonnig
Pünktlich um 8 Uhr geht es
weiter, das heutige Ziel ist
Jakutsk an der Lena, die
Hauptstadt der Republik Sacha
(Jakutien). Dort kenne ich vom
Internet her Sergei Nicolajev, bei
dem wir uns melden sollen. Er
spricht sehr gut Deutsch und hat
Gerd Ruge, Klaus Bednarz und
viele andere Deutsche, die in
Jakutsk waren, beraten und als Dolmetscher begleitet. Die M56 ist in einem sehr schlechtem Zustand,
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Straße oder Piste kann man dazu nicht mehr sagen, es ist als wäre
man in einem Steinbruch. Entlang der Magistrale M56 wird zur Zeit
die Eisenbahnstrecke der Bam nach Jakutsk gebaut. Das dafür
notwendige Material für den Bahndamm wird aus Steinbrüchen in
der Taiga geholt und über die M56 mit riesigen Baustellenfahrzeugen
transportiert. Die fahren die Piste durch das enorme Gewicht in
Grund und Boden. Wenn sich dann meterhoch der weiche Boden
unter der Packlage hochdrückt und die Piste unbefahrbar ist, werden
einfach Steinbrocken abgekippt und mit einer Planierraupe
breitgeschoben. Darüber rollt dann der Verkehr weiter. Für die ersten
100 km haben wir 7 Stunden gebraucht. Weiter nördlich wurde die Piste dann etwas besser und
gelegentlich war auch mal ein Stück Asphaltstraße dazwischen. Um 19:30 stoppte uns dann erst mal der
Gai-Posten bei Jakutsk und hielt uns 1 Stunde auf. Dafür bekamen
wir anschließend eine Polizeibegleitung bis zur Fähre über die Lena.
Die Fährenfahrt dauerte ca. 1 Stunde und kostete nach Protest von
Gisela 1200 Rubel, vorher 2400 Rubel. Als wir in der Stadt
angekommen waren, habe ich Sergei angerufen mit dem ich einen
Treffpunkt verabredete wo er uns dann abgeholt hat und zu seiner
Wohnung lotste. Hier in einer Plattenbausiedlung haben wir vor
seinem Haus für die Nacht geparkt. Seine Frau Tatjana hatte sich
trotz der späten Stunde noch die Mühe gemacht und für uns gekocht.
Es war ein schöner Abend und erst um 1 Uhr sind wir ins Bett
gekommen.
Unsere Position N 62.04,280, E 129.45,727, Tageskilometer: 265
Jakutsk ist eine Stadt in Sibirien am Fluss Lena. Sie hat 236.000 Einwohner und ist Hauptstadt
der Teilrepublik Sacha, auch Jakutien genannt. Die Stadt entstand Mitte des 17. Jahrhunderts
aus einer von einem Palisadenzaun Siedlung, wie sie im Zuge der russischen Eroberung
Sibiriens vielerorts gegründet wurden. Im ersten Jahrhundert nach der Stadtgründung lebten in
Jakutsk fast ausschließlich Russen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts siedelten sich jedoch auch
Jakuten in der Stadt an. Im 19. Jahrhundert stellten sie bereits ein gutes Drittel der Bevölkerung.
Jakutsk liegt in der Nähe des Dorfes Olmjakon, das als kältester von Menschen bewohnter Ort
der Erde gilt. In Jakutsk schwanken die Temperaturen zwischen +30°C im Sommer und bis zu
unter -50°C im Winter. Die Anbindung ans russische Straßennetz besteht nur mit
Unterbrechungen, da die Piste von Tynda am rechten Ufer der Lena ankommt, die Stadt jedoch
links der Lena liegt. Der Verkehr läuft im Sommer mit Fähren, im Winter über das Eis. Im
Frühjahr und im Herbst ist jedoch eine Überquerung des Flusses nicht möglich. In dieser Zeit ist
Jakutsk nur über den Flughafen erreichbar. Eine Eisenbahnverbindung zur Baikal-AmurMagistrale ist seit einigen Jahren im Bau, die Fertigstellung verzögert sich jedoch immer wieder
aus finanziellen Gründen.
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Sonntag 16.7.2006, Wetter: 12/18/24º, sonnig
Die Nacht war kurz und draußen haben sich Leute bis zum Sonnenaufgang laut unterhalten, was mich
immer wieder aufweckte. Um 8 Uhr sind wir, obwohl wir protestiert haben, bei Sergei und Tatjana zum
Frühstück eingeladen. Es wurde über alles Mögliche gesprochen und Sergei besteht darauf, uns seine
Stadt zu zeigen. Wir fahren um 10:30 Uhr mit beiden Fahrzeugen in die City und parken auf dem Gelände
der Neu Apostolischen Kirche. Es ist zur Zeit noch Gottesdienst, an dem wir teilnehmen und anschließend
werden wir mit diversen Leuten bekannt gemacht. Auch die Kirche und deren Einrichtungen zeigt uns
Sergei. Dann begann die Stadtbesichtigung, wobei unser Freund ein mächtiges Tempo vorlegte. Zu allen
wichtigen Bauten, Kirchen und Plätzen der Stadt wurden wir hingeführt. Wie viele Russen ist auch Sergei
sehr stolz auf seine Heimatstadt. Es wird viel gebaut und renoviert und man merkt hier, dass die Republik
Sacha auf Grund der Gold- und Diamantenindustrie ein reiches Land ist. Trotz der nur 236000 Einwohner
der Stadt stehen hier viele moderne Gebäude und öffentliche Einrichtungen. Um 17 Uhr kommen wir
erschöpft zu unseren Womos zurück. Wir trinken vor den Wagen mit Serge noch ein Bier und klären ab,
dass wir für die Nacht hier stehen bleiben können. Kurze Zeit darauf kommt ein Journalist und möchte mit
uns ein Interview über unsere Reisen mit dem Wohnmobil durch Sibirien machen. Sergei sagt uns, dass es
sich um den Starjournalist der Stadt handelt und er immer sehr objektiv berichtet. Nach gut einer Stunde
hat er alles im Kasten und auf Band gesprochen. Danach bedanken wir uns bei Sergei für die Zeit die er
mit uns verbracht hat und kommen endlich zur Ruhe.
Unsere Position N 62.02,487, E 129.43,921
Montag 17.7.2006, Wetter: 18/30/24º, sonnig
Nach dem Frühstück sind Gisela und ich mit dem Womo ins Zentrum gefahren und haben auf der Post
Briefmarken gekauft und Post abgeschickt, 16,50 Rubel für eine Postkarte nach Deutschland. Dann haben
wir noch nach besserem Kartenmaterial für die Strecke nach Magadan gesucht, aber nichts gefunden.
Gegen Mittag sind wir zum Hafen gefahren und haben nach unserer Fähre gesucht. Nach 30 Minuten
konnten wir aufs Schiff fahren und los ging die Reise. Um 15 Uhr waren wir dann wieder auf der Piste,
der M56 nach Magadan, die auch den Namen Kolima hat. Auf dem Schiff hat uns eine Frau den Weg dort
hin beschrieben und die Straße als gut und normal bezeichnet. Bis zum heutigen Nachtplatz hatte sie damit
auch Recht gehabt, mal sehen wie es morgen weiter geht. Wir übernachten bei einer kleinen Gastiniza in
Maralaiji.
Unsere Position N 61.59,401, E 131.54,846, Tageskilometer: 150
Dienstag 18.7.2006, Wetter: 11/31/18º, sonnig
Der Übernachtungsplatz war gut gewählt, ruhig und fast Mücken frei.
Schon früh geht es auf der „Kolima“ weiter, die hier recht gut ist. Wir
können zwischen 50 und 70 kmh fahren und sind gegen 12 Uhr am
Fluss Aldan, wo wir eine Fähre benutzen müssen. Es ist weit und
breit nichts von einem Anleger zu sehen. Ein Stück Fluss abwärts
liegt aber ein Floß und ein kleines Motorschiff, die miteinander durch
Stahlseile fest verbunden sind. Wir gehen an Bord und machen uns
bemerkbar. Nach einiger Zeit geht eine Luke auf aus der eine etwas
verwegene Gestalt kommt. Gisela fragt nach der Fährverbindung und
wir erfahren, dass dies unsere Fähre ist, die aber erst um 21 Uhr
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ablegt. So machen wir das Beste aus dem Tag und reinigen das total
verstaubte Womo von Innen. Den Rest der Zeit verbringen wir mit
Lesen und Schlafen. Kurz vor 21 Uhr kommt die Fähre auch und legt
am unbefestigtem Ufer an. Alle Wagen müssen rückwärts eine
Sandböschung runter fahren, um auf das Schiff zu gelangen. Ein voll
beladener Sattelzug hat sich dabei festgefahren und musste nun
sehen, wie er bis zur nächsten Fähre die am Morgen um 6 Uhr geht
wieder flott kommt. Für die Überfahrt dürfen wir 2500 Rubel
bezahlen, was uns sehr teuer vorkommt. Nach 1,5 Stunden haben wir
das andere Ufer erreicht und die Meute ging auf die Piste. Wir waren
die Letzten und haben die riesigen Staubwolken der Piste erst noch abgewartet und sind dann auch gegen
Osten gefahren. Nach 60 km in kleinen Örtchen Chandiga gab es einen Platz, auf dem wir dann
übernachtet haben.
Unsere Position N 62.38,938, E 135.34,714, Tageskilometer: 260
Mittwoch 19.7.2006, Wetter: 18/25/21º, sonnig, nachmittags Schauer
Die Nacht war relativ ruhig. Bevor es auf die Piste ging hat Gisela im Magazin für Produkti noch Brot,
Wasser und Joghurt eingekauft. Im nächsten, ca.75 km entfernten Ort Tepli-Klutsch haben wir eine
Adresse von einem Russen. Er hatte uns seine Anschrift und Telefonnummer aufgeschrieben für den Fall,
dass wir mal Probleme hätten. Nun haben wir ein Problem am Magirus von Horst. Ein Blatt der
Vorderfeder ist gebrochen und auch wiederholte Versuche einer Reparatur konnten den Schaden nicht
beheben. In Tepli-Klutsch landen wir bei einenmKombinat für Telefonversorgung. Unser Russe ist nicht
da, aber seine Frau. Wir erklären unser Problem und bald wird ein Federblatt angeschleppt, Gleich gehen
Horst und ich an den Ausbau der rechten Vorderfeder, was mit tatkräftiger Hilfe von 2 Russen schnell
geschieht. Das neue Blatt muss noch auf Länge gebracht werden und an den Klammer 10 mm schmaler
gemacht werden. Das machte „Rübezahl“, ein trotz 25 Grad in dicke Arbeitskleidung gehüllter Jakute. Ich
habe das Federblatt noch mit dem Trennschleifer bearbeitet und dann ging es, wieder mit Hilfe der beiden
Russen, an den Einbau. Um 17 Uhr war alles, trotz einiger heftiger Regenschauer, erledigt. Als Horst und
Gisela die Bezahlung regeln wollten sagten die Russen, dass das ein Freundschaftsdienst sei und nichts
kostete. Horst hat sich mit Naturalien und einem guten Trinkgeld bei den beiden Russen bedankt. Nun
mussten wir wieder auf die Piste um noch einige Kilometer zu machen. Wir fahren durch bergiges Gebiet.
Nach 100 km übernachten wir in Raswilka, einem winzigen Dorf am Fluss Chandiga.
Unsere Position N 63.02,583, E 138.09,291, Tageskilometer: 175
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Donnerstag 20.7.2006, Wetter: 9/14/18º, bedeckt und teils sonnig
Die Nacht war ruhig und kühl. Nun verläuft unsere Piste durch die Berge bis etwas über 1300 m hoch.
Leider hängen die Wolken sehr tief, so das wir die Gipfel nicht sehen
können. Aber auch so ist es, mit den tiefen Tälern und gewaltigen
Flüssen eine beeindruckende Kulisse. Der Zustand der Piste ist
unterschiedlich gut. Die Tachonadel bewegt sich zwischen 40 – 50
Kilometer und wenn nötig auch weniger. Einige Brücken über die
wir fahren müssen sind, was die Tragfähigkeit angeht, sehr
fragwürdig. Lose Balken und fehlende Bretter sind normal. Einige
Brücken sind eingestürzt und in diesen Fällen fahren wir durch den
Fluss. Es ist alles schon sehr
aufregend. Gestern Abend hatte
uns Yuri in Raswilka den letzten Nachtplatz gezeigt und gesagt, dass
er im Straßenbau arbeitet. Nun kommen wir an seine
Brückenbaustelle und da steht er lächelnd vor uns. Er lädt uns, wenn
wir zurück kommen, zu sich in sein Haus ein. Dafür schreibt er uns
seine Adresse auf. Einige Kilometer weiter müssen wir durch den
nächsten Fluss, der starke Strömung hatte. Das Wasser ging bis an
die Staukästen heran, aber es ist alles gut verlaufen. Um 19 Uhr
kommen wir zum Ort Tomtor und beenden auf einer Wiese unsere
heutige Fahrt.
Unsere Position N 63.15,612, E 143.12,097, Tageskilometer: 345
Freitag 21..7.2006, Wetter: 10/12/9º, sonnig
Die Uhr müssen wir noch mal 1 Stunde vorstellen, deutsche Sommerzeit +9 Stunden. Wir kaufen Brot und
Milch im Magazin und treffen den Russen aus Moskau, der vor einigen Tagen mit uns auf der Fähre war.
Er will auch nach Magadan und ist aber, weil er mit seinem Toyota
steckengeblieben ist, zurück gekommen. Nun will er mit uns
gemeinsam in Richtung Magadan fahren. Vorher muss ich noch am
MAN den Klimakühler neu befestigen. Die Nieten sind alle
ausgerissen und der Kühler rappelte auf dem Rahmen herum. Die
Reparatur war in 2 Stunden behoben und gegen 11:30 Uhr ging es
dann los. Die Piste wird immer schmaler und ist teilweise sehr
schlecht. In großen Abschnitten scheint kein Unterbau vorhanden zu
sein, nur Erde. Die Brücken über die Flüsse sind alle marode und so
fahren wir fast immer durch die Furt Die wenigen Ortschaften die es
laut Karte gibt sind so gut wie unbewohnt und die Gebäude teilweise
verfallen. Unserer Freund aus Moskau hat uns mit seinem Toyota
überholt und ist schon voraus gefahren. Nach 120 km fahren wir in
ein großes Wasserloch und werden hart gestoppt. Im ca. 1 m tiefen
Loch ist am Ende eine Gesteinskante, über die der MAN nicht weg
kommt. Ein zerbrochener Scheinwerfer und ein verbogener Bügel an
der Unterseite der Stoßstange waren das Ergebnis. Rechts und links
war ein Umfahren im sumpfigen Gelände nicht möglich. Nach
Abwägung aller Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der
Aussagen von unserem Russen, haben wir ca. 300 km vor Magadan
den Rückzug angetreten und das Ziel Magadan damit begraben.
N 63.13,449 E 145.11,723.
Wir sind wieder zurück zu unserem Nachtplatz vom Vortag gefahren.
Unsere Position N 63.15,612, E 143.12,097, Tageskilometer: 240
Samstag 22.2006, Wetter: 7/8/12º, überwiegend bedeckt und gelegentlich Regen
In der Nacht habe ich noch mal über unsere Situation nachgedacht. Da es aber nur diese eine Piste nach
Magadan gibt, haben wir uns schweren Herzens für den Rückzug nun endgültig entschieden. Jetzt bei der
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Seite: 18
Rückfahrt sehen wir erst, wie atemberaubend die Brücken waren, über die wir gefahren sind. Über einige
trauen wir uns nun nicht mehr mit unseren schweren Fahrzeugen und benutzen, sofern vorhanden, die
Furt, auch wenn der Wasserstand im Fluss bedenklich hoch ist. Im Großen und Ganzen verläuft die Fahrt
gut und wir übernachten 15 km östlich von Raswilka, wo wir auf der Hinreise auch übernachtet haben, in
einem Steinbruch am Fluss.
Unsere Position N 63.08,775, E 138.23,898, Tageskilometer: 290
Sonntag 23.7.2006, Wetter: 3/9/18º, bedeckt mit Sprühregen
Unser Nachtplatz in den Bergen lag auf 1100 m und in den Morgenstunden ist es sehr kühl geworden, so
das wir die Heizung angemacht haben. Nach dem Frühstück ging es los und wir waren fast allein auf der
Piste. Nur 2 Fahrzeuge kamen uns entgegen. In Chandiga habe ich
hinten rechts einen Platten bekommen. Mit Hilfe von Horst war der
Reifenwechsel in 1 Stunde erledigt. Dann haben wir im Ort den
Reifen, der ein Loch durch einen Stollen hatte, mit einem Stopfen
und einem Pflaster flicken lassen. Der Schlauch war natürlich hin.
Ich habe einen neuen Schlauch an Bord gehabt. Alles hat 400 Rubel
gekostet. Um 16:30 Uhr konnten wir die Fahrt zur Fähre über den
Fluss Aldan fortsetzen. Diesmal haben wir ein anderes Schiff
genommen und gleich nach dem Preis gefragt, der mit 2100 Rubel
400 billiger war als auf der Hinfahrt. Auf der Fähre treffen wir 2
Franzosen, die zu Fuß durch Sibirien wandern und 1 Jahr unterwegs sein wollen. [www.klamakan.net]
Auf der anderen Flussseite übernachten wir am Rande eines Flugfeldes.
Unsere Position N 62.37,822, E 134.49,706, Tageskilometer: 230
Montag 24.7.2006, Wetter: 12/30/16º, sonnig
Der Nachtplatz war gut gewählt. Wir hatten das Rollfeld für uns alleine und auch keine unerwünschten
Besucher in der Nacht. Die Piste nach Jakutsk ist nun schlechter als wir von der Hinfahrt in Erinnerung
hatten. Zum Mittag haben wir in der Gastiniza gegessen, bei der wir auf der Hinreise vor der Fähre
übernachtet hatten. Ca. 25 km vor Jakutsk bittet ein Busfahrer uns
um Hilfe. Der Motor streikt und wir sollen ihn bis zur Fähre über die
Lena mitnehmen. Horst macht das sofort und befestigt seine
Schleppstange. Mit 30 kmh geht es über die Piste. Am Hafen an der
Lena angekommen bekommt
Horst die Abschleppstange
nicht aus dem Kupplungsmaul,
der Bolzen geht nicht hoch und
so haben wir die Kupplung halb
zerlegt. Unser Busfahrer fasste
dabei kräftig mit an. Nach einer Stunde war die Abschleppstange
wieder frei und wir fuhren zum Parkplatz bei der Gai-Station, wo
uns der Polizeichef wiedererkannte und sich nach unserer Reise
erkundigte.
Unsere Position N 61.57,514, E 129.54,540, Tageskilometer: 350
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Dienstag 25.7.2006, Wetter: 22/31/24º, sonnig
Wir wissen, dass wir heute ein schweres Stück Piste vor uns haben. Unverdrossen starten wir auf der M56,
die in dem Teilabschnitt Jakutsk bis Never den Namen „Lena“ hat, in Richtung Süden. Wir wollen, wenn
möglich, bis Uluu kommen, wo wir auf der Hinreise auch
übernachtet haben. Die Piste ist noch wesentlich schlechter
geworden, als wie wir sie vor 2 Wochen auf der Hinreise befahren
haben. Eigentlich kann man nicht mehr von Piste reden, sondern nur
noch von einem vollkommen zerfahrenen Feldweg mit metertiefen
Löchern und noch höheren hochgedrückten Erdhaufen und das auf
über 200 km. Zwischendurch gibt es auch mal Teilstücke die besser
waren, aber der überwiegenden Teil der Strecke ist nur bis maximal
20 kmh zu befahren. So haben wir unser Ziel Uluu nur unter größter
Anstrengung und vollkommen erschöpft erreicht. Außer etwas Essen
war nicht mehr drin, nur unter die Dusche und ab in die Koje. Unser Nachtplatz war wieder an der Schule
/ Sanitätsstation.
Unsere Position N 60.18,980, E 127.25,828, Tageskilometer: 260
Mittwoch 26.7.2006, Wetter: 117/31/24º, sonnig
In der Nacht hatte es geregnet und die Luft ist stark abgekühlt, was für einen guten Schlaf gesorgt hat. Die
Stadt Aldan an der M56 ist unser heutiges Ziel. Horst braucht unbedingt einen Bankomat um die Kasse
mit Rubel aufzufüllen. Die Piste ist anfangs noch sehr schlecht, wird dann aber etwas besser. In Aldan
kommen wir gegen 16 Uhr an und auch eine Bank finden wir schnell. Der Bankomat spuckt maximal
4000 Rubel aus, was Horst gleich 4 mal ausnutzt. Auch wir versorgen uns mit Rubel. Dann versuchen wir
eine Stelle zu finden, bei der wir Goldstückchen = Nugget in ihrer Urform erwerben können. Es soll ein
Souvenir für die Kinder sein. Wir befinden uns hier in einem Zentrum der Goldindustrie. Die großen
Goldfelder der Gegend sind Sutam, Timpton und Tommot. Ich musste aber bald begreifen, dass dieser
Wunsch in Russland nicht erfüllbar ist. Ich hatte schon vor Tagen mich mit 2 Russen darüber unterhalten
und dabei erfahren, das kein Russe uneingeschmolzenes Gold besitzen darf. Die gleiche Auskunft haben
wir heute beim Geologischen Institut in Aldan bekommen, das wäre kriminell. So haben wir den Traum
vom Souvenir Nugget abgehakt. Da es schon 18 Uhr ist, bleiben wir in Aldan und übernachten am
außerhalb der Stadt gelegenen Bahnhof auf dem Parkplatz.
Unsere Position N 58.35,844, E 125.24,234, Tageskilometer: 270
Donnerstag 27.7.2006, Wetter: 18/34/27º, sonnig
An Horst´s Magirus sind 2 weitere Federblätter gebrochen und nun wollen wir, damit nicht noch mehr
Schaden entsteht, die Sache reparieren lassen. Am Rande der Stadt Aldan gibt es mehrere Geschäfte für
Autozubehör bei denen wir nach einem passenden Federblatt suchen.
Aber alles ohne Erfolg. Dann treibe ich eine Adresse auf, bei der es
auch ein „Magirus Center“ geben soll. Egal was das auch seien mag
wir fahren dort hin. Es stellt sich dann schnell heraus, dass es sich um
eine Basisstation der BAM handelt. Hier sind auch noch mehrere
Magirus im Einsatz und wir finden schnell den Betriebsleiter. Nach
gut 1 Stunde kommen wir ins Geschäft und es gibt auf dem
Lagerplatz noch eine alte original Achse mit Federpaketen. Nach
einigem hin und her wird ein Preis von 3000 Rubel für die komplette
Reparatur vereinbart. Doch die Arbeiten ziehen sich hin. Es fehlt
noch ein Kran, der den Magirus vorne hochhebt anstelle von Wagenheber. Endlich um 16:30 ist es soweit
und wir können weiter fahren. Im Magirus sind nun 2 neue Federblätter eingebaut. Nun noch an eine
Tankstelle, um Diesel für die nächsten 1000 km zu bunkern und die Fahrt geht weiter. Nach 70 km
schlagen wir in Bolshoi-Nimnir unser Nachtlager auf. Hier haben wir auch auf der Hinfahrt übernachtet.
Es gibt dort ein kleines Kaffee mit guter Küche, wo wir auch zu Abend essen.
Unsere Position N 58.02,528, E 125.28,754, Tageskilometer: 110
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Seite: 20
Freitag 28.7.2006, Wetter: 12/31/26º, sonnig
Heute müssen wir noch nach Tynda kommen. Hier besteht die nächste Möglichkeit, dass Horst an Geld
kommt. Dort gibt es eine Bank mit einen Bankomat für Mastercard. Auf dem Parkplatz war es in der
Nacht laut und so haben wir nicht so gut geschlafen. Wir starten etwas früher als sonst und kommen gut
voran. Die Piste ist überwiegend gut und wir können 30 bis 40 kmh
immer fahren. Einige Teilstücke sind auch asphaltiert, sind aber sehr
wellig und so auch nicht schneller zu befahren. 50 km vor Tynda
stoppt uns ein Russe. Er hat seinen Pkw-Anhänger verloren und
bekommt ihn nicht wieder die Böschung hoch. Wir helfen mit einem
Bergegurt aus. 20 km weiter ein weiterer Stopp. Ein Pkw-Fahrer
bittet um Motoröl, was ich ihm auch gebe. Um 18:30 sind wir in
Tynda angekommen und der uns bekannte Bankomat war auch noch
in Betrieb. Mit Rubel versorgt sind wir zu unserem Nachtplatz bei
einer Tankstelle gefahren.
Unsere Position N 55.09,629, E 124.43,282, Tageskilometer: 400
Samstag 29.7.2006, Wetter: 14/28/24º, sonnig
Horst hat seinen Magirus noch betankt und dann ging es los. Nach einem kurzen Stück Teerstraße gab es
leider wieder Piste. Teilweise mussten wir sehr langsam fahren, aber es gab auch Teilstücke die 50 – 60
kmh zu ließen. Gegen Mittag haben wir die Stadt Skovorodino erreicht. Hier haben wir auf der Hinreise
am See übernachtet. Jetzt haben wir dort Mittag gemacht. Weiter geht es nun auf der M55, die hier den
Namen Baikal trägt, in Richtung Cita. Wir werden mächtig durch die Waschbretter auf der Piste
durchgeschüttelt. Um 18 Uhr ist Ende an einem kleinen Kaffee neben der M56.
Unsere Position N 53.58,569, E 121.14,376, Tageskilometer: 410
Sonntag 30.7.2006, Wetter: 12/31/18º, sonnig
Schon um 7 Uhr, also 1 Stunde früher als normal, sind wir heute gestartet. Wir möchten bis
Tchernischewsk kommen. Hier war auf der Hinreise der 1 Übernachtungsplatz nach Cita. Die Piste war
grauenhaft, Loch an Loch, viel schlimmer als auf der Hinreise. Dann
kommen wir an den Bereich der Baustelle, wo es noch keine Straße
gibt und die Trasse sich noch im Bau befindet. So holpern wir mit 5
–20 kmh über die Naturstraße. Mal geht der Weg über die Baustelle
und mal nebenher. Endlich gegen 16 Uhr kommen wir auf die fertige
Straße und können 40 – 60 kmh fahren. Um 19 Uhr machen wir ca.
40 km östlich von Tchernischewsk bei einem kleinen Kaffe für heute
Schluss und übernachten dort. Wir gehen hier auch Essen. Großen
Teller Borschtsuppe, große Portion gemischten Salat, Kartoffelpüree,
große Frikadelle und eine Dose Bier alles für 130 Rubel und dabei
auch noch sehr wohlschmeckend.
Unsere Position N 52.51,887, E 117.16,960, Tageskilometer: 370
Montag 31.7.2006, Wetter: 12/29/20º, sonnig
In der Nacht hatte es geregnet und um unser Fahrzeug war alles
schlammig. Deshalb bin ich, noch vor dem Frühstück, von unserem
Standplatz am Kaffee auf die Piste gefahren und habe den Hund raus
gelassen. Heute wollen wir, wenn es möglich ist, bis Cita fahren und
auf dem Gelände der katholischen Gemeinde übernachten. Die Piste
ist grauenvoll, Loch an Loch. Auf der Hinreise war dieser Abschnitt
in gutem Zustand und konnte bis 60-70 kmh befahren werden. Jetzt
gibt es Abschnitte wo 20 kmh noch zu schnell sind. Gegen 17:30
kommen wir in Cita an, wo uns Siegfried und Ivona herzlich
begrüßen. Sie waren ja in Vladivostok, sind seit 6 Tagen wieder
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zurück und haben auf uns gewartet. Pater Wieslaw begrüßt uns ebenfalls herzlich und wir können unseren
alten Standplatz wieder einnehmen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch bis Mitternacht draußen und
tauschen unsere Erlebnisse aus.
Unsere Position N 52.02,354, E 113.28,616, Tageskilometer: 370
Dienstag 1.8.2006, Wetter: 16/34/24º, sonnig
Heute ist mal wieder ein Wasch- und Putztag. Zu den Gebäuden auf dem Kirchengelände gehört auch ein
Gästehaus und hier steht eine Waschmaschine, die wir benutzen dürfen. So macht Gisela 5 Maschinen
Wäsche, die bis auf 2 Hundematten bis zum Abend auch alle
getrocknet sind. Ich mache kleine Reparaturen am Womo wie
Duschtürführung, Handtuchhalter, Wagen abschmieren, nach
lockeren Teilen suchen usw. So ist der Vormittag schnell vorbei.
Mittags hat Siegfried zur Kirschsuppe eingeladen, die Ivona
zubereitet hat. Allen schmeckt es gut und die Töpfe sind
anschließend leer. Kirschsuppe ist angedickte Sauerkirschensuppe zu
Stampfkartoffeln mit Speck. Anschließend war wegen der großen
Hitze bis 17 Uhr Ruhe. Der Abend bringt etwas Abkühlung und wir
sitzen bis 23 Uhr draußen.
Mittwoch 2.8.2006, Wetter: 16/34/24º, sonnig
Wir haben unsere Wassertanks noch mit Brunnenwasser gefüllt und uns von den Schwestern und von
Pater Wieslaw verabschiedet. Siegfried möchte noch zu einem Seengebiet, das ca. 70 km nördlich von
Cita liegt. Nach 2 Stunden kommen wir dort an und beziehen einen Platz der direkt am Wasser liegt. Er
gehört zu einer Turbasa, in der Angestellte und Familienmitglieder der Zentralbank-Russin Urlaub
machen können. Die Verwalterin der Ferienanlage hat extra für uns den Direktor in der Bank angerufen
und eine Erlaubnis eingeholt, dass wir dort für einige Tage stehen dürfen. Das Wasser im See war sauber
und warm und so haben wir gleich nach der Ankunft erst mal ein Bad genommen. Zum Abendessen gab
es endlich mal wieder Reibekuchen und wir haben bis Mitternacht noch draußen gesessen.
Unsere Position N 52.11,615, E 112.55,386, Tageskilometer: 80
Donnerstag 3.8.2006, Wetter: 19/22/20º, leicht bedeckt , gelegentlich sonnig
Erst in den Morgenstunden hat sich die Außentemperatur gut
abgekühlt. Nach dem Frühstück mache ich das Fahrrad sauber und
fahre mit Murphy eine Runde Rad, was ihm sichtlich gut getan hat.
Gegen Mittag kommt der Direktor der Bank , zu der die Turbasa
gehört, und begrüßt uns. Er erkundigt sich wo wir herkommen, wo
wir waren und wie uns Russland und die Menschen gefallen haben.
Ab morgen fahren wir alleine weiter. Horst und Marianne wollen auf
dem schnellsten Wege wieder zurück nach Deutschland. Wir wollen
aber normal weiter fahren und auch noch Andreas und Nelli in
Irkutsk aufsuchen. Siegfried hat nur ein begrenztes Visum und muss
deshalb auch schneller zurück und so wollen Marianne und Horst sich Siegfried anschließen. Zum
Abendessen bekommen wir von der Turbasa 20 frisch geräucherten Fische aus dem See.
Freitag 4.8.2006, Wetter: 15/28/24º, sonnig
Unser Camp am See haben wir um 8 Uhr verlassen. Horst hatte sich ja entschlossen mit Siegfried zurück
zu fahren, da er keine weiteren Aufenthalte in Russland mehr plant. So fahren wir jetzt unsere geplante
Route alleine weiter. Wir kommen heute sehr gut voran und sind am Abend in Ulan-Ude, wo wir bei
einem kleinen Kaffee übernachten
Unsere Position N 51.54,074, E 107.28,465, Tageskilometer: 730
Samstag 5.8.2006, Wetter: 14/28/19º, sonnig
Wir haben die Nacht gut geschlafen und sind zum Frühstück erst noch ein Stück bis zum Fluss Selenga
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gefahren. Hier kennen wir einen Platz abseits der Straße mit großen Weideflächen, wo Murphy mal
wieder richtig rennen konnte. Dann ging es zügig in Richtung Irkutsk. Unterwegs kaufen wir noch einen 5
Litereimer Erdbeeren für 150 Rubel. Gegen 14 Uhr gab es noch eine Einkehr in einer Gastiniza, in der wir
schon öfter gegessen hatten. Um 16:30 Uhr sind wir in Irkutsk und besuchen einen Friseur. Da es zu voll
ist verlege ich den Besuch auf Sonntagmorgen. Mit Andreas wollen wir uns auch am morgigem Sonntag
treffen. Wir parken für die Nacht wieder an der Sporthalle, wo wir schon öfter gestanden haben. Gegen 20
Uhr gibt es ein kräftiges Gewitter wonach sich die Luft angenehm abkühlte.
Unsere Position N 52.16,257, E 104.17,211, Tageskilometer: 460
Sonntag 6.8.2006, Wetter: 14/30/25º, sonnig
Gegen 8 Uhr stehe ich beim Friseur auf der Matte, anschließend lässt Gisela sich ihre Haare auch noch
etwas kürzen. Danach gehen wir auf den Markt und kaufen Gemüse und Obst ein. Das Angebot wird jetzt
im Sommer immer größer und es sind viele Privatleute da, die ihr Gemüse aus dem eigenem Garten
anbieten. Wir haben die ersten neuen Kartoffel aus Sibirien gekauft und Gisela hat sich noch eine
geräucherte Lachsforelle gesichert. Mittags sind wir mit dem Einkaufen fertig und stärken uns in einem
italienischem Restaurant mit einer Pizza. Was anderes war nicht drin, denn es gab nur eine russische
Speisekarte. Für 16 Uhr sind wir mit Andreas und seiner Familie verabredet. Wir parken auf der
Promenade an der Angara unser Womo und machen mit Murphy einen langen Spaziergang. Dann kommt
unser Freund Andreas mit seiner Mutter und einer Tante mit Mann und Sohn. Wir nehmen unsere Stühle
mit in die Grünanlage und sitzen bis 20 Uhr dort. Andreas schenkt uns zum Abschied ein Bild mit
Widmung von der schönen bunten Kirche in seinem Viertel. Für die Nacht parken wir unser Womo mal
wieder beim Hotel Irkutsk auf dem Hof für 100 Rubel.
Unsere Position N 52.16,962, E 104.16,424, Tageskilometer: 30
Montag 7.8.2006, Wetter: 12/25/18º, sonnig
Wir haben etwas länger als normal geschlafen und so kommen wir
erst gegen 9:30 Uhr in die Gänge. Wir besuchen Alex und Nadja in
Ihrem Restaurant Kastanie auf der Uliza Marta 38. Es sind Bekannte
von Ingo und Leonore aus Velbert und wir bestellen Grüße aus
Deutschland. Wir werden freundlich begrüßt und zum Kaffee
eingeladen. Nach einer Stunde verabschieden wir uns und tanken
noch Wasser. Jetzt stand noch der letzte Besuch bei Nelli an, von der
wir uns verabschiedeten, was nicht so einfach war. Danach fahren
wir zur Continentalvertretung in Irkutsk. Hier lassen wir unseren auf
der Strecke nach Magadan durch einen Stein durchstoßenen Reifen
vulkanisieren. Es ist 16 Uhr bevor wir weiter fahren können. Unterwegs treffen wir noch ein Womo aus
Deutschland. Es sind Willi, Irina und Sohn Nikita. Sie waren in der Mongolei und sind auf der Rückreise
nach Rendsburg in Deutschland. Wir verabreden, uns auf einem Parkplatz ca. 180 km westlich Irkutsk zu
treffen, um dort zu übernachten.
Unsere Position N 53.28,466, E 102.40,859, Tageskilometer: 220
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Dienstag 8.8.2006, Wetter: 14/22/19º, sonnig
Heute haben wir ab Tulun die ersten schlechten Wegstrecken in
Richtung Kansk vor uns. Die Rendsburger Camper schlafen länger
als wir und so starten wir alleine. Als Treffpunkt haben wir ein
Kaffee an der M53 vereinbart. Wider Erwarten sind die Pisten in
einem relativ guten Zustand, so dass wir schneller vorwärts kommen
als wir dachten. So sind wir schon um 16 Uhr am vereinbarten
Treffpunkt eingetroffen und die Rendsburger waren auch eine Stunde
später da. Abends haben wir im Kaffee gegessen und später im
Womo von Willi noch bis Mitternacht erzählt.
Unsere Position N 55.05,281, E 98.49,805 Tageskilometer: 350
Mittwoch 9.8.2006, Wetter: 11/22/20º, sonnig
In der Nacht gab es ein schweres Gewitter. Auf unserem Standplatz gab es nur Schlamm. Deshalb sind wir
zum Frühstück auf einen trockenen Waldweg gefahren, wo Murphy gut laufen konnte. Wie am Vortag
verabreden wir wieder einen Treffpunkt für den Abend. Heute haben wir ein Weideland 30 km westlich
von Kansk ausgesucht. Diesen Platz haben wir auf allen Reisen benutzt und wenn wir dort sind, sind alle
schlechten Wegstrecken vorbei. Für den Abend wollen wir Kesselgulasch machen. Willi bringt das
Fleisch mit und wir besorgen die anderen Zutaten. Auch heute sind die Pisten meistens in einem guten
Zustand. Nur auf den letzten 50 km vor Kansk war eine Asphaltstraße mit großen Frostaufbrüchen. Hier
war das Fahren sehr anstrengend. In Kansk haben wir auf einem
kleinen Markt Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Pfifferlinge für den
Gulaschtopf eingekauft und sind so gegen 17:30 Uhr auf unserer
Wiese angekommen. Murphy konnte sich nun erst mal wieder richtig
austoben und ich habe schon mal des Feuer für das Abendessen
angemacht. Unsere Freunde kamen aber erst 3 Stunden später an.
Gleich wurde das Feuer wieder angeblasen und der Gusstopf
inklusive Zutaten angeheizt. Nach gut einer Stunde gibt es dann
einen leckeren Gulaschtopf mit Kartoffelklößen. Um 1 Uhr gehen
wir ins Bett.
Unsere Position N 56.00,689, E 95.30,132, Tageskilometer: 350
Donnerstag 10.8.2006, Wetter: 11/22/20º, bedeckt, später sonnig
Wir konnten die Uhr 1 Stunde zurückstellen und dadurch eine Stunde
länger schlafen, was uns auch gut tat. Um 10 Uhr haben wir uns von
den Rendsburgern verabschiedet. Wir möchten etwas schneller
vorwärts kommen und fahren deshalb nun weiterhin wieder alleine.
Die Straßen sind gut und wir kommen gut voran. An der Straße
finden wir einen Verkaufsstand mit sibirischen Handarbeiten, woran
Gisela nicht ohne Stopp vorbei konnte. Um 17 Uhr parken wir abseits
der Straße auf einer abgemähten Weide. Hier gibt es wenig Mücken
und Murphy kann gut laufen. Gisela macht eine große Portion
Pfifferlinge zum Abendessen fertig, die wir an der Straße gekauft
haben. Nach 2 Stunden fahren wir noch ein Stück weiter und parken 20 km westlich von Marinsk an einer
Tankstelle mit Kaffee. Hier haben wir 2005 nach der Wassertankreparatur auch übernachtet. Nach kurzer
Zeit gesellt sich noch eine französische Familie mit Womo zu uns.
Unsere Position N 56.00,900, E 87.34,144, Tageskilometer: 610
Freitag 11.8.2006, Wetter: 12/23/20º, bedeckt, später sonnig
Pünktlich um 8 Uhr sind wir heute abgefahren. In der Nacht haben noch 10 weitere Fahrzeuge auf dem
Parkplatz übernachtet. Die Franzosen schliefen bei unserer Abfahrt noch und so konnten wir uns nicht
verabschieden. Der Himmel war bedeckt, aber es regnete nicht und so hatten wir beste Voraussetzungen
für unsere Fahrt. In der Kemerovo, der nächsten Großstadt haben wir für 14,50 Rubel je Liter getankt. Das
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war der beste Preis seit langer Zeit. Als nächstes mussten wir durch Novosibirsk. Hier verläuft die
Magistrale mitten durch die Stadt. Auch hier kamen wir ohne Probleme weiter und weil es erst früher
Nachmittag war, haben wir uns als neues Tagesziel das Hotel von Alexander bei Omsk vorgenommen.
Nach einer längeren Pause ging es weiter und um 21:30 haben wir auf dem Hof vom Hotel eingeparkt, wo
uns unser Freund Alexander auch bald begrüßte.
Unsere Position N 55.02,286, E 82.16,851, Tageskilometer: 1010
Samstag 12.8.2006, Wetter: 15/24/20º, bedeckt und Gewitter
Wir haben uns gut ausgeschlafen und weil wir eine neue Zeitzone erreicht hatten, wurde die Uhr wieder 1
Stunde zurück gestellt. Nach ausgiebigem Duschen und Frühstück musste noch Wasser getankt werden
und wir haben Alexander in seinem Haus aufgesucht, um uns zu verabschieden. So ist es 13 Uhr
geworden bis wir auf die Piste gekommen sind. Wir fahren ab Omsk nicht weiter auf der M51 sondern
benutzen die 1R402, die wir von den Vorjahren zur Genüge kennen.
Die M51 Richtung Celjabinsk geht ein kleines Stück durch
Kasachstan und für dieses Land haben wir kein Visum. Zum Teil ist
die Fahrbahn auf der 1R402 erneuert worden, aber es gibt noch
genügend schlechte Teilstrecken. In einer Baustelle schleudert uns
ein Pkw einen Stein in die Frontscheibe und so haben wir wieder
einen Steinschlag. Wir dachten, dass es in diesem Jahr mal ohne
Steinschlag geht. Auf der Strecke ist häufig die Polizei aktiv und
möchte gern kassieren. Erst um 19:30 kommen wir an unserem
heutigen Ziel, einem Hotel an der 1R402 an, bei km 158.
Anschließend geht eine kräftiges Gewitter nieder das etwa 2 Stunden anhält.
Unsere Position N 56.30,544, E 67.30,949, Tageskilometer: 580
Sonntag 13.8.2006, Wetter: 13/18/18º, bedeckt mit Sprühregen
Wenn unser Wecker uns nicht geweckt hätte, wären wir bestimmt erst um 10 Uhr wach geworden. Aber
so war es schon besser. 7:45 Uhr waren wir auf der Piste. Erst mussten wir noch an die Tankstelle und
haben 278 Liter Diesel für 5000 Rubel getankt. Dazu gab es einen Saft als Präsent. Die Straße war so früh
noch leer und wir konnten trotz leichtem Nebel gut fahren. Auch schon so früh war die Polizei präsent und
hätte uns sicherlich gerne zur Kasse gebeten, aber wir haben ihnen
den Gefallen nicht getan und haben gut aufgepasst. Die 1R402 hat bis
auf wenige Teilstrecken überwiegend eine gute Fahrbahn. Später
ging es südwärts nach Kurgan, wo wir die M51 wieder erreicht
haben. Nun weiter nach Celjabinsk, wo wir wieder über die
Umgehungsstraße gefahren sind und nicht den kürzeren Weg durch
die Stadt. Nach einer längeren Mittagspause ging es dann auf die für
heute letzte Etappe nach Trawniki, wo wir an einem Hotel für die
Nacht parken. Abends gehen wir essen, 2 Teller Borschtsuppe, 1
Portion Pelmeni, 1 Portion Kotelett mit Kartoffelpüree, 2 x
gemischten Salat, 1 Tee, 1 Bier und einen Liter Tomatensaft für 232 Rubel. Die Wirtin kannte uns noch
von der letzten Reise und wusste, dass wir einen großen Hund dabei hatten. Ich habe festgestellt, das eine
Schweißnaht am Halter für das Luftansaugrohr gerissen ist und morgen unbedingt geschweißt werden
muss.
Unsere Position N 54.54,702, E 60.32,127, Tageskilometer: 640
Montag 14.8.2006, Wetter: 9/22/19º, bedeckt, ab mittags sonnig
Heute fahren wir durch den Ural. Wir sind schon vor 8 Uhr auf der Straße und der Verkehr hält sich noch
in Grenzen. Auch schon so früh am Morgen ist die Miliz präsent und wartet auf zahlende Opfer. Bis zum
westlichen Teil vom Ural haben wir bedeckten Himmel und teilweise auch Nebel. Dann kommt die Sonne
durch. In Sim lassen wir in einer Werkstatt das Luftansaugrohr schweißen. Wir haben wohl nicht die
richtige Werkstatt ausgesucht. Für die unprofessionellen Schweißarbeiten wollte der Typ auch noch 100$
haben. Ich habe ihm, weil ich keinen passenden Rubelschein hatte 1000 Rubel gegeben und dann sind wir
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gefahren. Nach einer längeren Pause kommen wir an Ufa vorbei und bleiben auf der M5 in Richtung
Samara. Nach 80 km bleiben wir an einem kleinen Kaffee für die Nacht stehen.
Unsere Position N 54.36,817, E 54.19,847, Tageskilometer: 460
Dienstag 15.8.2006, Wetter: 9/30/26º, sonnig
Der Weg bis Samara zog sich fast endlos hin. Die M5 ist in diesem Bereich stark befahren und ein
überholen von sehr langsam fahrenden Fahrzeugen ist fast nicht möglich. Also schlichen wir mit dem
großen Trott dahin. Im Bereich der Republik Tartastan, die wir ca. 100 km weit durchfahren, ist der Diesel
besonders günstig. Wir tanken für 14,50 Rubel / Liter finden aber später noch Preise unter 12 Rubel für
den Liter. Vor Samara ging es dann über eine Stadtumgehung auf die R 226 in Richtung Wolgograd. Die
Straße ist bis Saratov in einem guten Zustand und auch nicht so stark befahren. Am späten Nachmittag
bleiben wir bei einem Kaffee stehen. Für den Parkplatz müssen wir 50 Rubel bezahlen
Unsere Position N 51.54,904, E 48.19,916, Tageskilometer: 610
Mittwoch 16.8.2006, Wetter: 20/32/28º, sonnig
Unseren Übernachtungsplatz haben wir ohne Frühstück verlassen und sind einige Kilometer weiter
gefahren um einen Platz zu finden, wo Murphy laufen konnte. Nach einem guten Frühstück ging es dann
weiter gegen Westen. Vorher haben wir unsere Uhren 1Stunde zurück gestellt. Wir fahren immer noch auf
der R226. Ab Saratov geht es weiter auf der A144. Die Straßen hier im Süden sind gut und zum Teil mit 4
Spuren ausgebaut und ohne Probleme mit 80/90 kmh zu befahren.
Das brachte uns dann auch leider, bei einer von uns übersehenden
Geschwindigkeitskontrolle, in Schwierigkeiten. Die Miliz klärte mich
auf, dass 70 kmh erlaubt seien und sie 94 kmh gemessen haben. Nach
einigem hin und her gaben wir 2 kleine Präsente und wir durften
weiter fahren. Gisela hat sogar noch ein echtes, benutztes
„Stöckchen“ als Souvenir abgestaubt. Stöckchen nennen wir den weiß
/ schwarz gestreiften Stab, mit dem die Miliz einen zum Anhalten
auffordert. Nach einigen Pausen und einem Einkaufsstop haben wir
im Verwaltungsgebiet von Voronesch an der M4, auf der wir hier ein
Stückchen fahren, bei einem Restaurant für die Nacht geparkt. Auch hier bezahlen wir 50 Rubel für den
Parkplatz.
Unsere Position N 51.38,385, E 39.19,431, Tageskilometer: 720
Donnerstag 17.8.2006, Wetter: 14/32/27º, sonnig
Für heute ist die Ukraine angepeilt. Der Straßenverkehr wird immer dichter und rücksichtsloser. Was war
das doch schön in Sibirien wo wir oft alleine auf der Straße waren. Aber ich habe mich der russischen
Fahrweise angepasst und fahre, natürlich mit genügend Sicherheitsreserven, genauso frech wie die Russen
und das kommt an. Es geht weiter über die A144 nach Voronesch wo wir den Don überqueren. Später
fahren über die R 189 nach Belgorod wo es weiter über die M2 zur
ukrainischen Grenze geht. Die Grenzer waren auf russischer wie auf
der ukrainischen Seite alle sehr freundlich. Trotzdem ging es nur
sehr schleppend voran, so das wir nach 3 Stunden den Grenzbereich
verlassen konnten. Ein Problem auf russischer Seite war wie schon
bei der Einreise, das unser Fahrzeug über 3,5 t, aber kein LKW war.
Schließlich wurden wir wie ein Bus mit Fahrer und einem Reisegast
behandelt. Ich hatte den Eindruck, dass die Grenzerin die unsere
Reisepässe kontrollierte alle Ein- und Ausreise-Stempel mit den
dazu gehörenden Visa überprüfte und dabei mehrmals telefonierte.
Auch sah es so aus, dass dort ein Reisemobil, zumindest über 3,5 t, noch nie abgefertigt wurde. Auf
ukrainischer Seite lief alles normal. Nachdem wir die Stadt Charkov passiert haben und die M03 / E40
erreicht haben sind wir bei einer Tankstelle für die Nacht geblieben.
Unsere Position N 49.54,517, E 35.45,347, Tageskilometer: 420
Copyright by J.Ziemann. Alle Rechte vorbehalten
Seite: 26
Freitag 18.8.2006, Wetter: 18/34/26º, sonnig
Wir haben wieder eine neue Zeitzone erreicht und so konnte ich die Uhr eine Stunde zurück stellen. Es
geht weiter über die M03 / E40 nach Kiew. Hier war sehr starker Verkehr auf den Straßen und wir haben
uns einmal kurz verfahren, übrigens an der gleichen Stelle wie im Vorjahr. Es ging über viele Kilometer
mehrspurig im Stau. Erst weit nach dem wir das Zentrum verlassen hatten, wurde es etwas ruhiger und wir
konnten wieder normal fahren. Es war viel Polizei mit Geschwindigkeitsmessungen unterwegs. Bis auf die
Ortschaften, wo Tempo 60 gilt, war es für uns kein Problem, da wir auf Landstraßen 90 kmh fahren
durften und so schnell fahren wir selten. Nun fuhren wir auf der M06 / E40 weiter nach Westen und haben
nach mehreren über den Tag verteilten Pausen auf einem bewachten Parkplatz für 10 Griwna für die Nacht
geparkt.
Unsere Position N 50.33,524, E 27.17,322, Tageskilometer: 690
Samstag 19.8.2006, Wetter: 20/34/28º, sonnig
Heute möchten wir in die Slowakei einreisen. Bis zur Grenze sind es noch rund 600 km die wir meistern
müssen. Die Straßen sind nun nicht mehr so gut wie bisher. 50 km vor der Grenze tanken wir unsere
Tanks noch einmal randvoll. Dann werden wir von der Miliz gestoppt. In einer Ortschaft sind wir 80 kmh
gefahren, wo aber nur 60 kmh erlaubt waren. Nach 5 Minuten und mehrfacher Entschuldigung konnten
wir dann ohne Protokoll weiter fahren. An der Grenze klappte es zunächst recht gut. Bei den Ukrainern
waren wir in 20 Minuten abgefertigt. Anders bei den Slowaken. Hier war wohl Schichtwechsel und über
1:30 Stunden lief nichts. Dann konnten wir in die LKW Abfertigung fahren und dort waren die Beamten
freundlich und schnell. Nach 20 Minuten war alles geschafft und wir konnten aus dem Zollbereich fahren.
Jetzt brauchten wir noch eine Plakette für Straßengebühr und nach 20 km haben wir auf einem Feld uns
für die Nacht eingerichtet..
Unsere Position N 48.43,274, E 22.12,977, Tageskilometer: 620
Sonntag 20.8.2006, Wetter: 21/29/24º, bedeckt mit Sprühregen
Wir wollen auf dem Rückweg auf einen Stellplatz in Deutsch Jahrndorf / Österreich uns einige Tage
ausruhen. Hier wohnen Rolf und Andrea, die von unserer heutigen Ankunft wissen. Die Fahrt durch die
Slowakei verlief unspektakulär. Nach 1 Umleitung wegen eines schweren Unfalls und 2 Pausen kommen
wir gegen 18 Uhr zur österreichischen Grenze. Hier meinten die Grenzer, uns etwas genauer kontrollieren
zu müssen, wovon wir natürlich nicht begeistert waren und was wir etwas als Schikane empfanden. Dann
ging es aber schnell nach Deutsch Jahrndorf, wo uns Rolf und seine Frau Andrea herzlich begrüßten.
Unsere Position N 48.00,4752, E 17.06,651, Tageskilometer: 590
Donnerstag 24.8.2006, Wetter: 14/24/19º, sonnig
In den vergangenen Tagen haben wir uns bei Andrea und Rolf auf
dem sehr schön gelegenen und ruhigem Stellplatz von unserer zum
Teil doch anstrengenden Reise wunderbar erholt. Einige Mitglieder
von Camper 55 waren in diesen Tagen auch auf dem Platz, und so
konnten wir uns gegenseitig kennen lernen. Gisela macht einen
Tageausflug nach Wien. Im Ort gibt es ein Gasthaus mit guter Küche
und da haben wir uns mal wieder etwas kulinarisch verwöhnen
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lassen. Heute wollen Andrea und Rolf uns noch etwas vom Land zeigen und wir fahren gemeinsam nach
Maria Laach im Jauerling. Hier befindet sich die Habehütte von Kurt, der für Camper immer einen
Stellplatz bereit hält. Es ist eine schöne Gegend mit herrlicher Fernsicht nach Süden auf die Alpen. Kurt
hat uns gut bewirtet und abends auch noch musikalisch unterhalten.
Unsere Position N 48.19,235, E 15.21,612, Tageskilometer: 210
Samstag 26.8.2006, Wetter: 13/24/15º, sonnig
Heute ging es nun unwiderruflich in Richtung Heimat. Bis Passau fahren wir entlang der Donau und dann
ging es über die A3 weiter nördlich. Zwischen Würzburg und Aschaffenburg legen wir auf einem Autohof
für die Nacht eine Pause ein. Gut ausgeruht fahren wir dann am Sonntag weiter und kommen gegen 16
Uhr, nach vielen tausend Kilometer, wieder gesund und munter in Bochum an. Hier endet eine sehr
schöne, interessante aber auch anstrengende Reise.
Tageskilometer: 997
Reisedaten:
Reisezeit 101 Tage
wechselnde Nachtplätze 76
gefahrene Strecke 29722 km
davon unbefestigte Straßen 6450 km
verbrauchter Diesel 6877 Liter
Ausgaben für Knöllchen 250 Rubel
Ausgaben für Fähren
6000 Rubel
durchfahrene Zeitzonen
durchfahrene Länder
8
8
Wechselkurs 1 Euro = 34 Rubel
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