Die zahnärztliche Behandlung minderjähriger Asylbewerber

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Die zahnärztliche Behandlung minderjähriger Asylbewerber
Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns
Statement von Prof. Dr. Dr. Mark Farmand
Mund-Kiefer-Gesichtschirurg
Fortbildungsreferent der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns
anlässlich des Fachpressegesprächs zum 56. Bayerischen Zahnärztetag
am 23. Oktober 2015 im The Westin Grand München
– Es gilt das gesprochene Wort –
Die zahnärztliche Behandlung minderjähriger Asylbewerber
Die zahnärztliche Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiges Teilgebiet der
Zahnmedizin, sodass sich der Bayerische Zahnärztetag 2015 in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie diesem Thema gewidmet hat.
Bereits seit Jahren wird festgestellt, dass Kinder mit Migrationshintergrund öfter schlechtere
Zahnbefunde haben als gleichaltrige deutsche Kinder. Da diese Kinder keine Einschränkung
der Behandlung haben, wird es sicherlich gelingen, die hochwertige Zahnmedizin, Prophylaxe sowie die notwendigen Maßnahmen für die Erhaltung der Zähne inklusive der kieferorthopädischen Maßnahmen sukzessive auch bei diesen Kindern durchzuführen und unserem
hohen Standard anzupassen.
Nun kommt mit der steigenden Zahl der Asylbewerber eine neue Gruppe von Minderjährigen
ins Land, deren Eltern natürlich ganz andere Sorgen gehabt haben und haben, als sich um
die Zahnpflege zu kümmern. Die allgemeinmedizinischen Probleme überwiegen und erfordern meist primär eine Betreuung und Behandlung. Oft wird der Zahnarzt erst aufgesucht,
wenn Zahnschmerzen vorhanden sind. Eine Befundaufnahme erfolgt erst dann das erste
Mal. Mit Besorgnis muss dann oft festgestellt werden, dass an sich eine größere Behandlung, meist in mehreren Sitzungen notwendig wäre. Viele Organisationen, wie die KZVen
(mit der KZVB) und die Bundeszahnärztekammer (mit der Bayerischen Landeszahnärztekammer) setzen sich verstärkt für eine Lösung ein.
Aktuell sorgt die Positivliste der KZVB dafür, dass die Behandlung nicht nur auf Notfälle beschränkt bleibt. Viele Kollegen behandeln auch diese Kinder unentgeltlich.
Das Ausmaß der Erkrankungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich kann auch manchmal ein
besonderes Know-how erfordern:

Karies der gesamten Milchzähne, ohne eine Möglichkeit des Erhalts eines Zahnes

Verlust von wichtigen Stützpfeilern für das Gesichtswachstum

dramatische Infektionen der Gesichtsweichteile, ausgelöst von zerstörten Zähnen

Anomalien wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Zustände nach vorangegangenen
Operationen
Bedingt durch die Schwierigkeit der eingeschränkten Verständigung, die vorherrschende
Angst und auch die bestehende Traumatisierung der Minderjährigen muss manchmal die
Behandlung in Sedierung oder sogar in Allgemeinnarkose durchgeführt werden. Eine stationäre Behandlung kann sich anschließen. Die (zahn)medizinischen Probleme sind vielfältig.
Wir Zahnärzte trauen uns zu, diese zu lösen.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Dr. Mark Farmand
Klinikum Nürnberg
Tel.: 0911 3 98 11 54 90
[email protected]
Leo Hofmeier
Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns
Tel.: 089 7 24 01 184
[email protected]
Die KZVB ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Mitglieder sind die rund 10.000 bayerischen Vertragszahnärzte, also die
Zahnärzte, die berechtigt sind, Leistungen über die gesetzliche Krankenversicherung abzurechnen. Die KZVB stellt die flächendeckende zahnmedizinische Versorgung für die mehr als zehn Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Bayern sicher, organisiert den zahnärztlichen Notdienst und rechnet die zahnärztlichen Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen ab.

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